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Unsterblich

My Immortal ~ Eternal Chronicles
von

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Die Präfektin

Leanas Auftritt erzielte einen weitaus geringeren Eindruck als sie wohl selbst gedacht hätte. Die Soldaten warfen sich verwirrte Blicke zu, selbst die Fischer wiederholten das Wort Eternal als hätten sie es noch nie zuvor gehört und versuchten nun angestrengt herauszufinden, worum es sich dabei handeln könnte.

Während Isolde durch die fehlende angemessene Reaktion ein wenig enttäuscht war, schien es Leana absolut nichts auszumachen. Weder an ihrer Miene noch an ihrer Körperhaltung hatte sich etwas verändert.

Der Samurai allerdings schien mit dem Begriff tatsächlich etwas anfangen zu können. Isolde konnte sehen, wie er seine Stirn runzelte und die Zähne aufeinanderpresste als müsste er erst überlegen, was er nun tun sollte, nachdem er sich diese Sache eingebrockt hatte.

Doch schließlich besann er sich darauf, das zu tun, was er am besten konnte. Er ging leicht in die Knie und legte eine Hand auf seinen Schwert ohne selbiges zu ziehen. Isolde kannte diese Haltung, die Zetsu immer als Iaidou bezeichnet hatte – nur um amüsiert zu lachen, sobald man ihn gefragt hatte, was das bedeuten würde.

Aber der Gedanke an ihn war nun überflüssig, bei dem Samurai handelte es sich immerhin in keinerlei Form um Zetsu, so viel wusste Isolde bereits.

„Nun gut... Leana“, sprach der Samurai. „Dann werde ich dich hiermit zu einem Kampf herausfordern.“

Isolde schmunzelte. So wie sie das sah war der Herausforderer bereits zum Scheitern verurteilt und die Soldaten würden das mit Sicherheit auch gleich anmerken – doch statt Besorgnis breitete sich auf allen Gesichtern Vorfreude aus.

Vorsichtshalber überprüfte Isolde die Waffen des Samurais noch einmal, so wie ihn selbst, aber er war eindeutig ein normaler Mensch, ohne irgendein Shinken. Er musste doch aber gesehen haben, was mit dem Schwert des Soldaten geschehen war, warum rechnete er sich also höhere Chancen aus?

Leana gab ein kaum sichtbares Nicken von sich als Zeichen, dass sie für einen Kampf bereit war – im selben Moment preschte der Samurai auf sie zu.

Isolde war der festen Überzeugung, dass sein Schwert, sobald er es ziehen würde, an Leanas Schutzschild scheitern würde, doch ihre Meisterin schien das anders zu sehen. Da sie aufgrund ihrer Erfahrung mit Zetsus Kampfkunst bereits erahnen konnte, wo der Samurai sie angreifen würde hielt sie das Schwert schützend vor ihre Seite.

Und tatsächlich – zu Isoldes großem Erstaunen – schnitt die fremde Klinge durch Leanas Schild wie ein gewöhnliches Messer durch weiche Butter und stieß klirrend mit dem Shinken zusammen. Selbst in diesem Moment zersplitterte die Klinge nicht, stattdessen glühte sie in einem bläulichen Licht, das sofort wieder erlosch, als beide Kämpfende einen Schritt auseinandersprangen.

Isolde neigte den Kopf ein wenig. Aura Photonen? Bei einem normalen Schwert? Das ist unüblich.

Aber nicht ungewöhnlich, wie sie selbst zugeben musste. Allerdings musste das bedeuten, dass es in dieser Welt wirklich jemanden gab, der Ahnung von Eternal und Eien Shinken hatte – also war es doch ein Trick von Fuu gewesen, auf den sie nur hereingefallen waren.

Wenn ich diesen Magier erwische, der kann was erleben!

Der Samurai nahm erneut die Iaidou-Haltung ein und preschte wieder vor, doch dieses Mal verfehlte seine Klinge, da Leana elegant zur Seite auswich und noch in derselben Bewegung selbst zum Angriff ansetzte. Isolde spürte einen kurzen Impuls, dann bemerkte sie, wie das Shinken auf eine hell leuchtende Wand aus Aura Photonen traf.

„Ist das alles?“, fragte der Samurai gelangweilt.

Als Antwort darauf verpasste sie ihm wieder einen Faustschlag. Dieses Mal taumelte er nicht zurück, aber der Ärger in seinem Inneren wuchs, wie Isolde spüren konnte.

„Das ist keine angemessene Art zu kämpfen!“, entfuhr es ihm zornig.

Leana zuckte mit den Schultern. „Warum sollte mich das kümmern?“

Ihre Gleichgültigkeit fachte die Wut in seinem Inneren an. Mit einem Schrei stürmte er erneut auf sie zu, das Schwert diesmal aber direkt gezogen, als Ausdruck seiner Empörung.

Dass er kopflos agierte, zeigte sich nun auch in seinen ungeschliffenen Bewegungen, die es Leana nicht schwermachten, auszuweichen als würde sie gemeinsam mit ihm einen einstudierten Tanz aufführen. Doch die Vorstellung endete schließlich damit, dass Leana ihn über ihr Shinken stolpern ließ, worauf der Samurai äußerst unelegant zu Boden fiel.

Geschockt blickten die Soldaten auf ihren gefallenen Hoffnungsträger, die Fischer dagegen betrachteten die Siegerin wie eine Heldin, während Leana ihr Schwert wieder einsteckte.

Isolde wäre am Liebsten sofort aus dem Gebüsch gesprungen, um ihr anerkennend auf die Schulter zu klopfen und ihr für ihren kühlen Kopf zu gratulieren.

Doch sie beschränkte sich darauf, Leana ihre Gedanken mitzuteilen – und bekam erwartungsgemäß nichts zurück, was Isolde leise seufzen ließ.

Mit Hilfe zweier Soldaten richtete der Samurai sich hastig wieder auf. Drohend deutete er auf Leana. „Du hast mich nicht zum letzten Mal gesehen, das schwöre ich dir!“

Ehe sie etwas erwidern konnte, liefen er und seine Soldaten bereits eilig davon. Leana zögerte nicht mehr lange und begann damit, die Fesseln an den Händen der Fischer zu entfernen, die sich sofort in unzählige Danksagungen stürzten.

Sie nahm das alles gleichgültig entgegen, widersprach auch nicht, als die Fischer ihr schließlich geradezu aufdrängten, mit ihnen zu kommen und gemeinsam mit ihnen zu essen. Da ihr Hunger und der Gedanke an die Suppe vorhin wohl ausnahmsweise stärker waren als ihr Wunsch, allein zu sein, ließ sie sich von diesen Menschen mitziehen.

Da Isolde keinerlei Gefahr von ihnen ausgehen spürte, beschloss sie, erst später zu folgen und sich stattdessen dem Schrein zu widmen. Im Vergleich zu jenen, die sie zuvor gesehen hatte, war dieser äußerst klein, kaum größer als ein Buch. Was konnte derart wichtig und dennoch klein genug sein, um in diesen Schrein gepasst zu haben?

Wenn sie wieder ins Dorf zurückkam, sollte sie auch die Fischer darauf ansprechen – oder Leana sie darauf ansprechen lassen.

Ein letzter Blick umher, verbunden mit ihrer Fähigkeit, die Anwesenheit anderer zu spüren, versicherte ihr, dass niemand außer ihr im Wald war – und so löste sie sich auf, um ohne Umwege zu Leana zurückzukommen.
 

Wovon bislang weder Leana noch Isolde etwas ahnten, war die Burg Nakahara, die, wie ihr Name schon sagte, inmitten einer riesigen Ebene emporragte und der Stolz der gesamten Präfektur war.

Zwar hatten Berater zuvor eindringlich davor gewarnt, eine derartige Festung an einem Ort zu bauen, wo sie in Kriegszeiten von vier Seiten gleichzeitig gestürmt werden konnte, doch im Endeffekt hatte die Präfektin schlussendlich ihren Willen durchgesetzt – immerhin befand man sich nicht in Kriegszeiten und sie fürchtete diese auch nicht, hatte sogar vollmundig verkündet, ihre Burg in einem solchen Fall ganz alleine zu verteidigen.

Bislang war eine solche Gelegenheit allerdings noch nicht eingetreten, weswegen ihre Kritiker nicht müde wurden, sich die Mäuler über sie zu zerreißen.

Im Gegensatz dazu blieb die Präfektin, die allgemein unter dem – für ihre Untertanen ungewohnten – Namen Eos bekannt war, ihren Gegnern gegenüber immer sachlich. Es hieß, sie wohnte jedem Treffen mit einem einnehmenden Lächeln bei, das nicht einmal dann abriss, wenn jemand sich offen über sie beklagte.

Jemand anderes wusste allerdings sehr genau, wie furchteinflößend sie sein konnte, wenn ihr Lächeln doch einmal verschwand und dieser Jemand war gerade wieder einmal auf dem Weg zu ihr.

Yori, der engste Berater von Eos und der einzige, der gegen Ende der Entscheidungsphase schließlich ebenfalls für den Bau der Burg gestimmt hatte, war auch dafür zuständig, ihr schlechte Nachrichten zu überbringen, sobald welche hereinkamen. Und jene, die er dieses Mal überbringen sollte, war sogar gleich doppelt schlecht.

Als er den Brief gelesen hatte, wäre ihm beinahe vor Schreck das Herz stehengeblieben, die Präfektin würde es bestimmt auch nicht sonderlich gern hören. Aber je mehr Zeit er verstreichen lassen würde desto schlimmer würde ihre Wut werden.

Während er sich raschen Schrittes zu ihren Gemächern begab, überlegte er, wie er ihr die Nachricht am besten überbringen sollte. Schlechte Neuigkeiten war sie besonders in der letzten Zeit nicht gewohnt, all ihre Aufträge waren stets zu ihrer vollsten Zufriedenheit ausgeführt worden.

Aber vielleicht würde genau das ein Vorteil für ihn sein. Ihm blieb wohl nur die Probe aufs Exempel.

Warum musste diese Nachricht auch unbedingt heute kommen? überlegte er innerlich seufzend. Morgen wäre mein freier Tag gewesen...

Vor der doppelflügigen Tür, die in ihr Audienzzimmer führte, hielt er inne und klopfte laut vernehmlich dreimal dagegen. Das Geräusch hallte laut im leeren Gang wider, als Antwort darauf erklang ein leises Murmeln, dessen Ursprung er lieber gar nicht zu genau kennen wollte. Die Wesen waren gemeinsam mit der Präfektin eingezogen und würden mit Sicherheit auch Zeit ihrer Anwesenheit bleiben, daran gab es für Yori keinen Zweifel – sehen wollte er sie lieber dennoch nicht.

Er atmete erleichtert auf, als er endlich gebeten wurde, einzutreten und öffnete die Tür.

Das durch die großzügigen Fenster einfallende Sonnenlicht blendete ihn im ersten Moment, so dass er automatisch die Hand hob, um seine Augen abzuschirmen. Rasch gewöhnte er sich daran und blickte sich um, worauf er alsbald die Präfektin ausfindig machte.

Statt an ihrem Schreibtisch zu sitzen, an dem sie sonst allerlei Arbeit für ihr Volk erledigte, war sie an diesem Tag emsig damit beschäftigt, in einer Ecke sitzend ihr Schwert zu polieren. Die Klinge flößte Yori jedes Mal aufs Neue Respekt ein. Nicht wegen dem Griff in Form eines Drachenkopfes, der es aussehen ließ als würde das Schwert direkt aus seinem Maul ragen, sondern wegen der Aura, die diese Waffe umgab. Sie war derart machtvoll und gleichzeitig bösartig, dass es ihm immer wieder grauste, wenn Eos sie hervorholte.

Die Präfektin wandte ihm den Rücken zu, wodurch er sehen konnte, dass ihr silbernes Haar nicht ganz so akkurat zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war wie sonst üblich. Offenbar hatte sie das ohne jeden Elan selbst getan. Ihr Kimono dagegen war so adrett und gewissenhaft angelegt wie sonst – offenbar kam es ihr eben doch mehr auf ihre Kleidung und nicht auf ihr Haar an.

„Was gibt es?“

Ihre tiefe Stimme, die ihn aus seinen Gedanken riss, ließ ihn zusammenzucken. Hastig ging er auf die Knie, um sich vor ihr zu verneigen. „Verzeiht, dass ich Euch störe, Eos-dono. General Kobayashi sandte eine Nachricht für Euch.“

„Eine Gute, will ich hoffen.“

Ohne ihn anzusehen, polierte sie die Klinge weiter. Er schluckte leicht. „Ich fürchte, das muss ich verneinen.“

Sie hielt inne, wandte sich ihm jedoch immer noch nicht zu. Yori musste seinen Mut zusammentrommeln, um ihr den Inhalt der Nachricht mitzuteilen. Es war schlimm genug, ihr schlechte Nachrichten bringen zu müssen, solange sie das Schwert hielt wurde sie dabei auch noch unberechenbar. Ein Bote musste deswegen eines seiner Ohren lassen – seitdem musste Yori die Aufgabe übernehmen. Ihm gegenüber war sie nie so gewalttätig, aber dennoch fürchtete er sich jedes Mal aufs Neue davor, dass ihre Gönnerhaftigkeit ihm gegenüber einmal endete.

„General Kobayashi schreibt, dass der Schrein bei seiner Ankunft bereits aufgebrochen und der Inhalt verschwunden sei. Die Dorfbewohner leugnen aber, etwas damit zu tun haben.“

Eos schnaubte spöttisch. Da er keinerlei Aufwallen von Zorn spüren konnte, noch sie offenbar Anstalten machte, weiterzusprechen, beschloss er, auch die zweite Nachricht schnellstmöglich hinter sich zu bringen: „Er berichtet aber von einer gegnerischen Shinkenträgerin, die sich als Eternal bezeichnet hat.“

Nun vollends interessiert, wandte Eos sich ihrem Berater zu, so dass er ihr ins Gesicht sehen konnte. Wie üblich galt sein Blick zuerst ihrer golden verzierten Augenklappe, die ihr rechtes Auge verdeckte. Bereits als man sie das erste Mal in dieser Gegend gesehen hatte, war die Klappe von ihr getragen worden und da sie nie darüber sprach, wusste niemand, was geschehen war. Man munkelte, dass ein Drache ihr den Augapfel ausgerissen hätte, andere sprachen davon, dass sie lediglich ein blindes Auge damit überdeckte. Was davon nun der Wahrheit entsprach, wusste nicht einmal Yori.

Die Iris ihres linken Auges unterstrich ihre Einzigartigkeit – denn sie war golden. Im ganzen Reich gab es niemand sonst, der goldene Augen hatte, weswegen die Präfektin für so manche Person sowohl interessant als auch unheimlich war. Yori war sich selbst noch nicht sicher, was er von ihr halten oder über sie denken sollte, aber solange sie ihn in einer Machtposition hielt, konnte sie ihm nur recht sein.

„Eternal, huh?“

Offenbar konnte sie etwas mit diesem Begriff anfangen, im Gegensatz zu allen anderen. Eien Shinken kannte er inzwischen, ruhte doch ein solches im Zentrum der Burg, aber Eternal?

Ihre rosigen Lippen verzogen sich ärgerlich. „Hat sie auch ihren Namen genannt?“

Yori nickte hastig und zog hastig den Brief hervor, um ihn vorzulesen. „Sie sagte, ihr Name sei Shoubi no Leana.“

Kaum hatte er das ausgesprochen, zuckten Eos' Mundwinkel amüsiert. „Dann ist wohl eine Ewige Rose in unser Reich gekommen. Aber ich mache mir da keine Sorgen. Auch nicht um die Bestrafung der Fischer.“

„Was habt Ihr denn vor, Herrin?“, fragte Yori mit einem mulmigen Gefühl im Magen.

„Oh, ich habe gar nichts vor“, erwiderte sie, während sie sich gut gelaunt wieder ihrem Schwert widmete.

Ehe er noch einmal nachhaken konnte, hörte er, wie jemand über die Deckenbalken über ihnen sprang und dann blitzschnell durch eines der Fenster verschwand. Yori konnte nur noch einen schwarzen Schatten, begleitet von einem silbernen Schweif sehen, aber das war genug, um den Plan auch ohne Eos' folgende Worte zu kennen: „Ich lasse den Ninja sich darum kümmern.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  LeanaCole
2010-12-25T11:59:53+00:00 25.12.2010 12:59
Zuerst einmal möchte ich sagen, dass mir der Kampf sehr gut gefallen hat. Lea war so cool und der Samurai stellte sich so blöd an, dass ich aus dem Lachen nicht mehr rauskam XD

„Du hast mich nicht zum letzten Mal gesehen, das schwöre ich dir!“

Das sagen die Verlierer immer XD

Da ich heute ein wenig faul bin, fasse ich mal meine Meinung zusammen XD
Mir gefallen Yori und Eos. Besonders Eos, die passt so schön in eine fiese Rolle rein. Und ihr Verhalten ist einfach nur tollig. Mal was anderes und so XDDD
Dann gefällt mir natürlich die Welt, in der alles spielt. Ich liebe Samurai und sou *grins*
Nicht zu vergessen die ganzen, tolligen Namen~ Und ich mags, wie Eos unsere Lea-chan nennt. Finde ich soooo cooool~
Ich bin noch immer total begeistert und kann es kaum erwarten mehr zu lesen. Ich freue mich schon mehr von Eos und von Hyperion zu sehen *fett grins*
Also lass mich nicht so lange warten XD


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