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Ein philosophisch-moralisches Paradoxon

oder wieviele Züge braucht man, um Seto Kaibas Herz zu gewinnen?
von

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Festung

Das Fehlen eines Beweises kann auch ein Beweis sein!
 

Es klingelt und schon auf dem Weg zur Tür weiß ich, dass er es ist. Das ist weniger eine Vermutung als Gewissheit. Schließlich rechne ich schon den ganzen Tag mit seinem Erscheinen und tatsächlich - als ich die Tür öffne, steht kein Geringerer vor mir als Seto Kaiba. Unnötig zu fragen, woher er weiß, wo ich wohne.
 

Ich bemühe mich dennoch einen überraschten Eindruck zu machen.
 

"Kaiba!" Ja, das klingt tatsächlich überrascht.
 

"Darf ich reinkommen?" fragt er und jetzt bin ich wirklich überrascht. Ich meine, dass er diese Frage überhaupt stellt. Naja, natürlich ist es eine logische Frage, sogar noch recht höflich formuliert, aber immerhin ist er Seto Kaiba und ich bin der Köter...
 

Scheint als würde mein Vorhaben die ersten Auswirkungen mit sich bringen. Die Maske bekommt Risse. Aber das war ja auch mein Plan, oder?
 

Ich nicke und öffne ihm die Tür so, dass er eintreten kann. Er schreitet an mir vorbei und ich nehme wahr, dass sein Blick abschätzend durch den Raum schweift. Ich schließe die Tür und deute zur Küche. Er folgt meiner stummen Aufforderung und einen Moment später stehen wir uns schweigend gegenüber.
 

Wieder einmal eine neue Situation zwischen uns. Er hat die Lippen fest aufeinander gepresst und scheint zu überlegen.
 

"Kaffee?" frage ich. Er schüttelt den Kopf. Scheinbar hat ihn die Frage aus seinen Gedanken gerissen. Er strafft die Schultern und zieht ein kleines Heft aus seiner Manteltasche. Dann sieht er mich an. Sein Blick ist verschlossen wie eh und je, dennoch halte ich ihm ruhig stand.
 

"Wieviel?" will er wissen.
 

Einen Moment lang bin ich irritiert und verstehe nicht was er meint. Dann glaube ich zu verstehen. Er will mir Geld anbieten. Ich starre ihn ungläubig an. "Wieviel willst du?" fragt er erneut und ich blinzele, während sich meine Gedanken überschlagen.
 

Ist das die Art wie er mit meiner Offenbarung von gestern umzugehen gedenkt? Und ist er sich im Klaren darüber, dass er es damit eingesteht? Zugibt, dass ich Recht habe?
 

Wow.
 

Als könne er meine Gedanken lesen, erklärt er mit dem vertraut eisigen Tonfall: "Damit wir uns richtig verstehen, ich hätte dir genauso gut auch meine Anwälte vorbei schicken können, aber..."
 

Ich unterbreche ihn. Inzwischen habe ich ja Übung darin.
 

"Aber die Sache ist delikat und daher willst du sie auch mit Stillschweigen behandeln. Also willst du dir mein Schweigen erkaufen." Ich seufze. "Nun, das ist nicht nötig. Ich habe keineswegs vor dieses Thema mit irgendwem zu erörtern."
 

"Es gibt nichts zu erörtern." presst er hervor. Ich lächele. "Ach ja? Warum bist du dann hier?" will ich wissen. Er antwortet nicht und zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass er tatsächlich keine Antwort kennt.
 

Ich zucke mit den Schultern und schicke mich an mir einen Kaffee zu machen. "Ich habe also Recht." Ich frage nicht, ich stelle fest. Was natürlich nicht nötig ist, wir wissen es beide.
 

"Ich möchte kein Geld von dir." erkläre ich ruhig. "Ich möchte dir ein Freund sein."
 

Als ich mich ihm wieder zuwende, starrt er mich an. Genau wie gestern, versucht er meine Worte zu analysieren, meine Gedanken zu ergründen und genau wie gestern gelingt es ihm nicht. Doch ich habe auch nichts anderes erwartet. Ich sehe das "Warum?" in seinen Augen und erst jetzt fällt mir auf, dass er müde wirkt. Wahrscheinlich hat er letzte Nacht kein Auge zu getan. Ich kann es verstehen.
 

"Hör zu, Kaiba." sage ich ruhig und lächele ihn zaghaft an. "Wie wär´s, wenn du dich hinsetzt und einen Kaffee trinkst und wir uns in Ruhe unterhalten."
 

Er starrt mich noch immer an und ich weiß, dass er ziemlich durch den Wind ist. Andernfalls würde er mir auch längst irgendeine bissige Bemerkung an den Kopf werfen. Stattdessen steht er einfach nur da. Also schiebe ich ihm die Tasse, die ich für mich gekocht habe hin. "Milch, Zucker?" Er schüttelt automatisch den Kopf. Ich grinse. "Dacht ich mir schon." Ich stelle eine weitere Tasse unter die Maschine.
 

Komischerweise ist das Schweigen, dass gerade herrscht nicht wirklich befremdlich.
 

Es dauert ein paar Minuten bis er sich rührt. Das Scheckheft verschwindet in seinem Mantel und er betrachtet zögernd den Stuhl neben sich und auch die Tasse Kaffee. Ich weiß nicht, warum er sich entschließt meiner Aufforderung Folge zu leisten, vermutlich weil er tatsächlich gerade neben sich steht und auch nicht weiß wie er mit dieser Situation umzugehen hat. Immerhin befindet er sich in der Küche seines erklärten Erzfeindes, der ihm gestern seine Gefühle gestande hat und darüber hinaus... nun, wichtig ist eigentlich nur, dass er es tut. Er nimmt Platz und ich tue es ihm gleich und beide starren wir erst einmal in unsere Tassen. Unter andern Umständen hätte ich sicher gelacht oder gegrinst, schließlich ist es auch zu merkwürdig uns beide so zu sehen.
 

"Warum?" höre ich ihn schließlich fragen.
 

"Warum was?" Ich bin nicht sicher was er meint, auch wenn ich natürlich eine Vermutung habe. Er zuckt kaum merklich mit den Schultern. "Alles." sagt er mit tonloser Stimme und ich nicke verstehend.
 

Ich nippe an meinem Kaffee und lege mir die nächsten Worte genau zurecht.
 

"Warum ich Gefühle für dich habe?" Ich seufze. "Ich weiß es auch nicht. Es ist einfach passiert. Ich glaube, so etwas kann man auch nicht erklären."
 

Er nickt nachdenklich und nimmt ebenfalls einen Schluck. Ich schätze sogar er weiß, dass man so was nicht erklären kann. "Glaub mir, für mich war diese Erkenntnis auch ein Hammer!" Ich lache und hoffe damit ein wenig diese merkwürdige Situation zu entspannen, aber natürlich gelingt es mir nicht wirklich. Er ist noch blasser als sonst und irgendwie wirkt er auch... verletztlich.
 

Es ist seltsam ihn so zu sehen. Wieder muss ich daran denken, wie oft ich mir gewünscht habe, ihn zu verletzen, wenn auch auf andere Art, aber naja... jetzt wo er tatsächlich verletzt ist und das ist er zweifelsohne, genieße ich den Anblick keineswegs. Nicht einmal nach seiner ersten Niederlage gegen Yugi hat er so ausgesehen. Damals war er schockiert, ja, getroffen, vielleicht sogar bis in seine Grundfeste erschüttert, aber keinesfalls so paralysiert wie er es jetzt ist. Unwillkürlich verspüre ich den Wunsch nach seiner Hand zu greifen, aber ich bezweifele, dass dies eine gute Idee wäre.
 

"Und was meine Vermutung anbelangt..." hebe ich an und merke wie er sich verkrampft. "Ich hatte eine Ahnung, dass es irgendwas in deiner Vergangenheit gibt, dass dir so zugesetzt hat, dass du... naja, dass du so kalt geworden bist. Immerhin hat Mokuba gemeint, dass du früher anders warst und..."
 

Ich halte schlagartig inne, denn er blickt mich direkt an. Vermutlich weil ich Mokuba erwähnt habe. Ich zucke mit den Schultern. "Und als ich bei dir im Büro war und du..." Ich muss nicht zuende reden. Er nickt bereits und seine Augen schließen sich einen Augenblick. "Es tut mir leid." sage ich ehrlich und ein spöttisches Grinsen zuckt um seine Mundwinkel. Der Ausdruck seiner Augen verändert sich schlagartig und es ist als würden sie mir sagen wollen "Ach ja, das soll ich dir glauben?" Aber er erwidert nichts, sieht mich nur an.
 

"Ich will dein Freund sein, Seto. Und glaub mir, du brauchst einen."
 

Das habe ich ihm bereits gesagt, aber ich bezweifele, dass er es verstanden hat. Selbst ob er es jetzt versteht, weiß ich nicht. Ich hoffe es.
 

"Was soll das heißen?" will er wissen und so eine Frage kann auch nur er stellen.
 

Ich seufze. "Das heißt, dass du jemanden brauchst, mit dem du reden kannst. Jemanden, der für dich da ist. Du kannst diese Dinge nicht alleine mit dir ausmachen. Das kann niemand."
 

Für den Bruchteil einer Sekunde ist er wieder ganz der Alte. Ich sehe den Sarkasmus in seinen Augen und er versucht ernsthaft die Mauern wieder aufzurichten, die doch bereits am brökeln sind. "Und das willst ausgerechnet du sein, Wheeler?"
 

"Warum nicht?"
 

Er lacht trocken auf. "Dir ist schon klar, wie absurd diese Unterhaltung ist?"
 

Ich nicke. "Allerdings nicht absurder als unsere anderen Dialoge." kontere ich und er lässt es so stehen.
 

"Was dir passiert ist, kann keiner ungeschehen machen. Das weißt du sicherlich genauso gut wie ich, aber du weißt sicher auch, dass es nichts bringt, die Vergangenheit zu ignorieren. Du kannst sie nicht begraben. Die Narben lassen sich nicht leugnen." Er betrachtet mich skeptisch, lässt mich aber fortfahren. "Ich habe doch Recht, oder? Alles was du tust, dient doch nur dem Zweck zu vergessen, aber das kannst du nicht. Das wirst du nie können. Die Vergangenheit ist ein Teil von dir, du kannst nur versuchen mit ihr zu leben. Aber auf dem Weg, auf dem du es versuchst, wirst du unweigerlich ins Unglück stürzen."
 

Es scheint als würde er tatsächlich über meine Worte nachdenken.
 

"Warum interessiert dich das alles?" fragt er schließlich und ich verdrehe in obligatorischer Kaiba-Manier die Augen. "Das ist doch offensichtlich." erkläre ich. "Weil du mir nicht egal bist und weil ich will, dass du glücklich bist. Vorzugsweise mit mir." Ich lache.
 

"Du bist verrückt." stellt er fest. Ich nicke. "Klar." stimme ich gut gelaunt zu. "Jemand, der auf dich steht, muss auch ziemlich krank sein, mein Lieber."
 

Wieder sieht er mich unschlüssig an und ich weiß, dass er nicht die geringste Ahnung hat, was er erwidern soll.
 

"Also?" frage ich nach einer Weile und sehe ihn erwartungsvoll an. Er hat seinen Kaffee geleert und schon wieder etwas Farbe im Gesicht. "Also was, Wheeler?" fragt er misstrauisch. Ich grinse. "Was hältst du von meinem Angebot?" helfe ich ihm auf die Sprünge. "Welches Angebot?" Ich seufze und bedenke ihn mit einem nachsichtigen Blick. "Mann, Mann, du bist wirklich eine harte Nuss, Kaiba."
 

"Du brauchst einen Freund. Ich will dir einer sein." kläre ich ihn schließlich auf. Er zieht wieder eine seiner Brauen hoch und will scheinbar auch gerade ansetzen irgendetwas spöttisches zu erwidern, doch ich lasse ihn nicht zu Wort kommen. "Du bist hergekommen, weil meine Vermutung gestern richtig wahr. Ich habe dir auf den Zahn gefühlt, nicht wahr?" Er streitet es weder ab, noch bestätigt er meine Worte. Gut, das reicht für mich als Antwort. "Ich glaube, du brauchst jemanden, der dir zu ein paar schönen Erinnerung verhilft, die werden zwar die Bösen nicht auslöschen, aber sie machen dein Leben sicher schöner und ich denke, ich bin genau der richtige Mann für so eine Mission."
 

Ich grinse immer noch und er starrt mich fassungslos an.
 

"Und sag jetzt nicht, dass dein Leben, so wie es ist, perfekt wäre. Es ist nämlich kein Leben. Du funktionierst nur. Frage Mokuba falls du mir nicht glaubst."
 

Fast befürchte ich, dass die Erwähnung seines kleinen Bruders seinen Unwillen hervorruft, aber stattdessen mustert er mich nur. Nach wie vor ist sein Blick skeptisch.

"Und wie gedenkst du dein Vorhaben in die Tat umzusetzen, wenn wir einmal davon ausgehen, ich würde dein verrücktes Angebot annehmen?"
 

Strike²!
 

Er mag in Gedanken noch bei der Theorie sein, aber in der Realität sind wir bereits bei der Praxis.
 

"Zum Beispiel in dem ich dir zeige was es bedeutet, Spaß zu haben. Auf die Wheeler-Art!" entgegne ich und er schüttelt leicht den Kopf. "Du bist verrückt." sagt er erneut. "Offensichtlich." erwidere ich gelassen.
 

Scheinbar gelingt es mir wieder einmal ihn vollkommen und unwiderruflich zu verwirren. Ich grinse noch immer. Es ist aber auch ein wirklich niedlicher, ja, fast schon süßer Anblick ihn so durcheinander zu sehen. Ich muss mich tatsächlich zusammen reißen um wieder ernst zu werden.
 

Ich schlucke und sehe ihm direkt in die Augen. "Aber erst müssen wir über diese...Sache reden." sage ich entschieden und wieder sehe ich wie er kaum merklich zusammen zuckt.
 

"Es gibt nichts darüber zu reden." fährt er mich sofort harsch an und fast befürchte ich, dass er aufspringen würde. Jetzt wage ich es meine Hand auf seinen Arm zu legen. "Ich weiß es doch so oder so. Dein Erscheinen hier ist ein Eingeständnis, also nutz die Chance und mach dir Luft. Glaub mir, es wird helfen." Ich sehe ihn so eindringlich an, dass ich fast sicher bin, dass er meine Worte als eine verzweifelte Bitte auffassen kann. Er presst erneut die Lippen aufeinander, aber er entzieht sich keineswegs meiner Berührung. "Warum sollte ich ausgerechnet mit DIR darüber reden wollen? Denkst du ernsthaft, dass ich mir vor dir irgendeine Blöße geben würde." Ich weiß, dass diese Worte der letzte Versuch sind Widerstand zu leisten und noch bevor er sie ausgesprochen hat, weiß ich, was ich erwidern muss.
 

Ich lächele.
 

"Nun, mit wem sonst?" entgegne ich ruhig. "Zudem... Ich habe DIR mein Herz geschenkt. Mehr Blöße kann ich mir nicht geben. Also - quid pro quo, Kaiba!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2013-04-09T19:24:50+00:00 09.04.2013 21:24
Hey ^_^

*schmunzel* diese quid pro qou … ist eines deiner lieben Sprüche ^^

Ach Seto, man kann doch nicht alles mit Geld lösen! Da wird Joey wohl doch noch einiges an überzeugungsarbeit leisten müssen, bis ihm Seto mal glauben schenkt. Ob Joey wie geplant seinen Kuss erhält?

CuCu Jyorie

Von:  Shimizu-chan
2010-10-27T19:11:05+00:00 27.10.2010 21:11
joey der retter in not euf geiheimer mission oder auch nich
is ja nich so geheim seine mission, das er seto retten will :D
aber echt seto kann wirklich nich mit menschen umgehen
sonst hätt er schon längst gemerkt das man joey nich kaufen kann ^-^
und joey hat echt recht, seto is verwirrt echt knuffig >/////< *knuff*


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