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Taste of Darkness

von

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XIII. Nacht

So, da ich gerade angefangen habe den 1.er von PZ mal wieder zu spielen, passend dazu das neuste Chapter ^__^

Psychische Qualen sind die schlimmsten...das hab ich auch beim Schreiben sehr deutlich gemerkt...x___x
 

XIII. Nacht

Alles um mich herum war schwarz.

Ich wusste nicht, ob ich am Boden lag oder stand, ob da überhaupt Boden unter meinen Füßen war oder ich mich in einer schwerenlosen Schwebe befand.

Auf meinem Körper lastete ein unglaublicher Druck, es fühlte sich so an als würde ich erst zerdrückt und dann zerrissen werden, es tat mir weh...

Ich schloss die Augen, in der Hoffnung, ich würde aus diesem Alptraum aufwachen, und es schien tatsächlich so, als würde sich der Druck lindern. Noch ein paar Sekunden ließ ich die Augen geschlossen, dann öffnete ich vorsichtig erst das linke und dann das rechte.

Ich stand in dem runden Raum mit dem Käfig an der Decke, nun konnte man wieder deutlich erkennen, dass jemand darin lag.

Doch irgendetwas an meiner Umgebung hatte sich verändert.

Ich sah den Raum wie durch einen Schleier, alles war verschwommen und in Sepiatönen gehalten, dazu kam, dass ich furchtbare Kopfschmerzen hatte.

Ich ging zu der Tür, wollte sie öffnen, doch meine Hände griffen in´s Leere.

Erst beim dritten Versuch öffnete sich die Tür von alleine und ich fand mich in dem Gartengang wieder, ich hatte keine Ahnung wie ich so schnell hier hergekommen war, aber irgendetwas zog mich zu der Tür gegenüber, die mit der Papierpuppe verschlossen war. Während ich dem Holzweg folgte, erschien in dem Gang, der zu dem Puppenaltar führte, eins der Mädchen in den Priestergewändern. Sie verbeugte sich vor mir und verschwand schließlich, doch ich nahm sie kaum war. Meine komplette Aufmerksamkeit war auf die große Doppeltür gerichtet, wie als könnte ich plötzlich durch das Holz hindurch sehen.

Als ich vor ihr stand, fiel mir zuerst auf, dass das Sigel verschwunden war, ich müsste sie nun also öffnen können.

Doch mein Körper gehorchte mir nicht, ich wollte die Hände ausstrecken und nach den Griffen greifen, doch nichts geschah.

"Er darf nicht geöffnet werden!

Der Schrein muss versiegelt bleiben!"

Ich hörte die Stimme hinter mir immer näher kommen, doch ich konnte mich nicht umdrehen, irgendwer oder irgendwas war ganz dicht hinter mir, ich spürte seine Anwesenheit, den warmen Atmen und ich konnte nichts tun außer da zu stehen.

Ein weiteres Mal versuchte ich die Kontrolle wieder über mich zu erlangen, aber ich konnte nicht mal mit den blinzeln. Als ein zischendes Geräusch hinter mir ertönte, konnte ich es zunächst nicht einordnen, doch schon gleich darauf traf mich irgendetwas im Rücken und ich ging zu Boden.
 

Gleich darauf öffnete ich meine Augen und ich setzte mich kerzengerade auf, ich lag in dem hölzernen Käfig, der leicht hin und her schwankte, und mich dazu brachte mich ganz still zu verhalten. Unter mir war ein rosa Kimono ausgebreitet, es war warm und eigentlich sprach nichts dafür, diesen doch recht sicher wirkenden Ort zu verlassen.

Doch ich wurde nicht gefragt.

Die Tür schwang knarrend auf und vor mir stand das gleiche Mädchen, dass sich in dem Traum oder was auch immer das eben gewesen war, vor mir verbeugt hatte. Vorsichtig stand ich auf, der Käfig begann von neuem zu wackeln und ich hielt mich an den Holzbalken fest, wartete bis es nicht mehr so doll schwankte, doch das Mädchen hatte andere Pläne mit mir, sie griff nach meiner Hand und zog mich auf einen kleinen Vorsprung der an der Wand entlang führte und ich war froh das gleich vor mir die Tür war, denn hier wollte ich nicht entlang spazieren.

Ich war überrascht, als ich feststellte, dass wir in dem kleinen Seitengang raus kamen, der neben dem Zimmer der Kimonofrau lag. Links unten in der Wand konnte ich die kleine Tür sehen, die auf die Dachbalken führte, dann war die hier gar kein Schrank, wie ich anfangs dachte. Die kleine hielt mich noch immer an der Hand, zog mich hinter sich her, ihre tippelnden Füße machten auf dem Boden keinerlei Geräusche, es war fast so, als wäre sie gar nicht da.

Erst als wir in dem Glockenflur waren, ließ sie mich los. Sie deutete nach draußen in den Grabinnenhof und sah mich eindringlich an, dann verschwand sie. Irgendwas war da, was ich machen sollte, doch wusste ich weder was, noch wo und eigentlich hatte ich auch eine Lust da drüber wieder in das Haupthaus zu gehen...

Dennoch betrat ich den kleinen Garten, es schneite noch immer und ob ich wollte oder nicht, ich musste doch darüber nachdenken, woher dieser ganzer Ruß kam, was es mal gewesen war, bevor es in Flammen aufgegangen war...während ich so da stand und einfach nur die Stille genoss, die hier herrschte, erinnerte ich mich daran, das ich, bevor ich bei Alice landete, Sora gesehen hatte. Er saß in dieser Zelle die ich öffnen musste...doch als ich zurückkam war er weg und ich wusste nicht wo hin. Vielleicht war er in dem Teil des Hauses wo die Schmetterlinge frei herumflogen, oder hinter der Tür mit der Papierpuppe...oder aber im Haupthaus, wo mich die kleine Priesterin hingeschickt hatte...

Seufzend betrat ich den fleckigen Gang.

Schon als ich mich der Tür näherte konnte ich ein Stöhnen aus dem Haus hören, zunächst dachte ich, es wäre die Tattoofrau, aber dieses hier klang anders, viel tiefer.

Ich war mir unsicher, sollte ich wirklich weitergehen?

Sora konnte es nicht sein, das war nicht seine Stimme, die würde ich sofort erkennen...

Je näher ich der Wand kam, aus der die Hand ragte, desto schwerer fiel es mir weiter zu gehen, doch aus dieser Richtung kamen die Geräusche. Sollte sich der Urheber jedoch in dem Zwischenboden befinden, dann konnte er da auch bleiben, da würde ich nicht noch mal reinkriechen.

Langsam bog ich um die Ecke, die Hand verhielt sich ganz ruhig, die Finger hingen wieder nach unten und nichts deutete darauf hin das in diesem eiskalten Händchen noch Leben steckte, dennoch blieb ich auf Abstand.

Das Stöhnen kam nicht wie erwartet aus der linken Wand, wo sich auch die Tür befand, sondern aus der rechten, die den Kern des Rundganges bildete. Es schien so, als sei sie innen hohl, damit hatte ich nicht gerechnet, doch nun, wo ich genauer hinsah, stellte ich fest, dass ganz feine Linien sich durch den Putz zogen und somit eine kleine Luke ergaben. Ich kniete mich hin und drückte dagegen, doch ich konnte nicht wirklich was ausrichten. Mir kam die Idee das ich vielleicht ein bisschen mit meinem Schwert in den Fugen rumstochern und die Klappe somit lösen könne, doch im Nachhinein war mir nicht klar, wieso ich das überhaupt gemacht hatte.

Nachdem ich das Loch geöffnet hatte, fand ich einen kleinen Raum vor mir, ich sah skeptisch hinein und konnte gerade noch wahrnehmen, wie ein weißer Körper, der am Boden lag, sich langsam auflöste. Er hinterließ ein altes Stück Papier, welches sich, als ich es aufhob, als eine Karte des Hauses entpuppte.

Jetzt wusste ich zwar wo ich war...aber nicht was ich hier sollte...

Ich würde Sora nie in diesem riesigen Anwesen finden.

Er war mir immer einen Schritt voraus und ich begann mich zu fragen ob ich nicht noch immer in der Dunkelheit gefangen oder vielleicht schon längst tot war.

Ich verließ den kleinen Raum, betrat den Gang wieder, plötzlich kam mir der Geruch gar nicht mehr so schlimm vor.

Meine Füße setzten einfach ihren Weg fort, ich wusste nicht wohin sie mich trugen.

Erst als ich in dem Flur stand, in dem ich zum ersten Mal aufgewacht bin, registrierte ich, dass ich mich die ganze Zeit bewegt haben musste.

Und erst als mich eine alte Frau mit einem Einkaufswagen angriff, bemerkte ich, dass ich auch wirklich da war und es nicht wieder ein Traum war.

Sie stieß mich mit ihrer doch recht sonderbaren Waffe zur Seite und ich ging zu Boden, es dauerte einen Moment bis ich begriff, dass sie mir nicht wohl gesonnen war.

Doch anstatt mich aufzuraffen und sie einfach aus dem Weg zu räumen, blieb ich auf der kleinen Treppe sitzen.

Ich hatte keine Lust zu kämpfen.

Es würde mich ja doch nicht zu Sora bringen.

Auf eine merkwürdige Art und Weise war die Frau eigentlich ganz schön komisch.

Sie wirkte mehr wie eine alte Pennerin, die ihr gesamtes Hab und Gut in diesem Einkaufswagen hatte und nicht wie ein Geist, der mir den Hals umdrehen wollte.

Sie schien zu bemerken das ich keinerlei Ambitionen hatte gegen sie zu kämpfen, denn sie wurde langsamer und blieb schließlich vor mir stehen, für einen kurzen Augenblick wirkte es so, als würde sie sich zu mir setzten wollen, doch dann drehte sie sich um und verschwand mitsamt ihrem Einkaufwagen.

Einzig einen kleinen Schlüssel lag noch auf dem staubigen Boden, doch ich konnte nicht sagen, ob der da schon vorher gelegen oder sie ihn verloren hatte. Ich hob ihn auf, es war ein gekerbter Pfeil darauf eingraviert, ich hatte dieses Symbol noch nirgendwo gesehen, und es war mir eigentlich auch egal, dennoch steckte ich ihn ein.

Mein Blick fiel auf die große Flügeltür am Ende des Ganges, an deren beiden Seiten blaue Kerzen flackerten und sie in schummriges Licht warf.

Dort war ich zum ersten Mal aufgewacht, da hatte mein Albtraum angefangen.

Nachdenklich betrachtete ich das Holz, doch schon wie bei meiner ersten Nacht hier, war sie verschlossen. Ich wollte es mit dem gekerbten Pfeilschlüssel versuchen, doch ich brauchte ihn gar nicht in das Schlüsselloch zu stecken, man sah, dass er viel zu klein war, als das er mir den Weg in die Freiheit ermöglicht hätte.

Trotz der Tatsache, dass es aufgrund der modrigen Tontöpfe, die in der Nische standen hier nicht gerade nach einer Blumenwiese roch, ließ ich mich erneut auf den Boden sinken.

Meine Laune hatte ihren Tiefpunkt erreicht.

Nicht das ich sonst ein sehr fröhlicher Mensch wäre, aber gerade würde ich am liebsten das ganze beschissene Anwesen niederbrennen.

Bei meinem Glück würde ich damit wahrscheinlich alle umbringen, Sora mit eingeschlossen, nur ich würde danach noch in den Trümmern stehen.

Also fiel diese Methode schon mal weg.

Bleibt mir nur noch das ich meine Suche fortsetzte...nach was auch immer ich eigentlich suchte.

Ich rieb mir über die Augen, ich war nicht müde, nur einfach so unglaublich erschöpft.

Mein Blick schweifte durch das kleine Foyer und dabei bemerkte ich, dass sich links von mir ein ähnliches Gitter befand, wie in der Schmetterlingszelle. Auch dieses wies ein Schlüsselloch auf und ganz schwach konnte ich einen kleinen Pfeil erkennen. Eigentlich wollte ich mich nicht bewegen, doch meine Neugier war größer, also beugte ich mich zur Seit und besah mir das Ganze genauer. Es schien so, als würde mein Schlüssel genau hier reingehören.

War diese Tür auch schon bei den letzten beiden Malen da, wo ich hier war?

Ich zerbrach mir den Kopf, doch ich erinnerte mich nicht daran.

Vielleicht weil ich jedes Mal wenn ich hier war, in irgendeinen Kampf verwickelt war?

Erst jetzt viel mir auf das es hier wirklich merkwürdig ruhig war. Außer der alten Frau hatte sich mir keiner in den Weg gestellt, auch auf meiner Wanderung hier her nicht...glaubte ich, zumindest wusste ich von nichts...

Ich öffnete die kleine Zellentür und kletterte hindurch.

Vor mir befand sich eine...Wand.

Ich wollte schon losschimpfen, als mir erneut etwas auffiel. Ganz rechts unten an der Wand waren feine Risse, die da nicht hingehörten. Es sah so aus, als würde sich eine Geheimtür dort befinden. Also wer auch immer die da hingemacht hat, er hätte sie besser verstecken sollen.

Ich drückte sie auf und es kam ein niedriger Gang zum Vorschein, nicht so niedrig das ich auf allen vieren krabbeln musste, aber ich lief schon ganz schön gebückt.

Am Ende kam war ein einfaches Loch in der Wand, dass nur mit einem Brett verdeckt wurde.

Noch bevor ich dieses gänzlich zur Seite geschoben hatte, konnte ich ein Ticken vernehmen, dass hier völlig fehl am Platz war. Während ich noch darüber nachdachte das es ja ganz unwahrscheinlicher Weise eine Bombe sein könnte, stellte ich fest, dass ich wieder in dem geteiltem Zimmer war, und zwar in dem Bereich, der durch die Schiebetüren versperrt war.

Vor mir auf dem Boden saß jemand.

Erst auf den zweiten Blick erkannte ich wer es war.

Yoshino Takigawa saß mit dem Rücken zu mir, sie starrte auf den Boden und wippte leicht vor und zurück, es sah ganz schön verrückt aus und ich hatte nicht vor, sie ihn ihrem Wippen zu stören, doch ihre stummen Begleiter hatten andere Pläne mit mir. Zunächst bauten sie sich rund um den Körper auf, es schien, als wollten sie Sie vor mir beschützen, was aber überhaupt keinen Sinn für mich gab. Ich würde sie nicht angreifen solange sie ruhig da bleib, wo sie war, doch für die Schatten stellte ich eine Bedrohung dar.

In der Zwischenzeit hatte ich auch herausgefunden woher das merkwürdige Ticken kam, an der Wand rechts neben mir hing eine identische Uhr, wie in dem Zimmer welches vom Glockenflur abging, doch diese hier schien einwandfrei zu funktionieren...

Eingehüllt in den schwarzen Nebel, hörte Yoshino auf sich zu bewegen, sie verharrte kurz in ihrer sitzenden Position, ehe sie aufstand und sich langsam zu mir umdrehte.

Mir war mir nicht klar ob sie mich erkannte, mich überhaupt wahrnahm, doch als ich den ersten Schlag bekam, wusste ich, dass sie meine Anwesenheit bemerkt hatte.

Ich hatte die Augen zu gemacht, weil ich damit rechnete gegen die Wand zu knallen, doch entgegen meiner Befürchtungen, bewegte ich mich keinen Millimeter.

Doch als ich die Augen öffnete hatte sich meine Umgebung verändert.

Ich war auf unserer Insel.

Am Strand.

Es war Nacht und ich konnte hören wie sich Wellen am Steg brachen und die Boote auf und ab schipperten.

Vor mir kniete Sora, in den armen hielt er etwas, das ich zunächst nicht erkennen konnte.

Erst als er aufstand, sah ich, dass es ein kleines, zerfetztes Chocobo war.

Wie ein Blitz schlug die Erinnerung ein, wir hatten es als Kind im Wald gefunden und er hat seine ganze Zeit damit vergeudet anstatt mit mir zu spielen.

Ich war unglaublich eifersüchtig auf das Vieh und in einem unbeobachteten Moment öffnete ich die Tür von dem Gehege wo er es drin pflegte und fütterte und verhätschelte. Es lief raus und kam keine 3 Meter weit. Die Straßenkatzen hatten nur darauf gewartet das irgendeiner mal vergisst das Tor richtig zu verschließen. Sora war tagelang deprimiert gewesen, doch ich hatte wieder seine ganze Aufmerksamkeit.

Es war grausam und ich wusste es, doch ich wollte mich von niemandem ersetzten lassen, schon gar nicht von so einem blöden Federvieh.

Kairi wusste von der Tat, doch sie hielt die Klappe, Sora hatte nie erfahren was genau passiert war.

Doch nun stand er vor mir, starrte mich böse an.

"Du warst es gewesen! Kairi hat es mir gesagt! Du hast das Gatter aufgemacht!" Tränen liefen ihm über die Wangen und er streichelte dem toten Chocobo über den Kopf. "Du hast mir meinen besten Freund weggenommen...ich hasse dich!" zischte er mir zu.

Wie, seinen besten Freund?

Ich dachte immer ICH wäre sein bester Freund.

Ich verstand nicht was hier los war, das ganze war doch schon Jahre her, er hatte nie ein Wort darüber verloren, wieso also auf einmal jetzt?

"Sora, das war keine Absicht! Ich...ich war nicht schnell genug gewesen, das...Chocobo ist einfach raus gerannt!" Versuchte ich mich an die Geschichte zu erinnern die ich ihm damals erzählt hatte. "Lüg mich nicht an! Kairi hat mir alles erzählt! Du hast gewartet bis ich nicht da war und dann hast du ihn raus gelassen! Die Katzen haben ihn gefressen und du standest nur neben dran und hast dabei zugesehen wie sie ihn zerfleischt haben! Mich hast du nur die Überreste finden lassen! Weißt du eigentlich was du mir angetan hast? Ich hatte jahrelang Albträume davon!" So sauer hatte ich ihn noch nie erlebt, er war doch irgendwann wieder ganz normal, hatte es eingesehen das er ihn sowieso nicht lange vor seinen Eltern hätte verstecken können.

"Du bist nicht mehr mein Freund! Ich will dich nie mehr sehen!" Schrie er mich an, schmiss die verweste Leiche des Vogels vor meine Füße und rannte weg.

Ich stand einsam da, die Gischt hatte mich bereit völlig durchnässt und ließ mich vor Kälte zittern, abermals konnte ich mich keinen Zentimeter rühren.

Was sollte das alles, das war doch nie im Leben real was hier gerade passierte...ich war doch eben noch in dem alten, einsamen Haus gewesen...oder vielleicht doch nicht?

War das ganze nur ein Traum, eine Halluzination, hervorgerufen durch mein Unterbewusstsein?

Ich wusste es nicht.

Ich wusste gar nichts mehr.

Langsam sank ich auf die Knie, mit einer schnellen Handbewegung wischte ich das tote Chocobo vom Steg, beförderte es wütend in die tosende See.

Es war doch mein gutes Recht gewesen, Sora damals deutlich zu zeigen, was ich von der ganzen Sache hielt!

Er hätte sowieso irgendwann die Lust an dem Scheißvieh verloren und dann hätte er es freigelassen oder es abgegeben! Dann wäre ihm aufgefallen das so ein blöder Vogel keine Freundschaft ersetzten kann!

Ich erhob mich wieder, schwankte kurz, da der ganze Steg wackelte und rannte in die Richtung, in der Sora verschwunden war, ich würde ihn schon noch vom Gegenteil überzeugt bekommen!

"Sora! Sora wo bist du? Komm wieder raus! Lass uns noch mal drüber reden!"

Meine Stimme hallte unheimlich über den Strand, in den Häusern waren keine Lichter zu sehen und es herrschte eine Totenstille auf der ganzen Insel.

Meine Schritte wurden langsamer, ich stand an der kleinen Quelle, mir gegenüber befand sich der Eingang zu unserem Versteck, doch irgendwas war hier anders, als ich es in Erinnerung hatte. Erst als ich mich umsah, bemerkte ich was es war. Der Wasserfall, der uns immer mit Frischwasser versorgt hatte, war versiegt. Die ganze Quelle beinhaltete keinen Tropfen Wasser mehr. Verwundert ging ich in die Hocke und streckte die Hand aus, wollte fühlen ob sich wirklich kein Wasser mehr darin befand, doch ein Schaben aus dem Tümpel ließ mich zurückzucken. Es erinnerte mich spontan an das Geräusch, dass die mutierte Krabbe in den Ruinen in Atlantica von sich gegeben hatte und ich wollte nicht noch mal auf so ein...Ding treffen...also verwarf ich das Vorhaben den Tümpel zu untersuchen.

Ich könnte durch das dichte Buschwerk in die kleine Höhle vordringen, doch auch dieses ließ ich bleiben, nachdem ich irgendwas Unnatürliches gehört hatte.

Nun stand ich also etwas planlos in der Gegend rum und lauschte angestrengt in die Finsternis. Obwohl ich soviel Zeit in der Dunkelheit verbracht hatte, kam mir hier alles unheimlich vor, ich konnte kaum einen Meter weit sehen und überall um mich herum ertönten immer wieder merkwürdige Geräusche, die ich nicht zuordnen konnte. Doch wirklich was verändern tat es nichts an der Situation, ich musste irgendeine Lösung finden, im besten Falle Sora!

Also setzte ich meinen Weg fort, ich beschloss doch unser altes Versteck aufzusuchen, zur Not hatte ich ja mein Schwert, das würde hier auf der Insel sicherlich helfen! Zumindest vertraute ich einfach mal darauf.

Ich schob die Ranken zur Seite die den Eingang verdeckten, irgendetwas stach mich dabei, was mich wunderte, ich hatte nicht in Erinnerung das Efeu Dornen hatte...doch ich kümmerte mich nicht weiter drum, sondern drang tiefer in das kleine Höhlensystem ein.

Eigentlich hätte mir schon gleich auffallen müssen, dass irgendetwas anders war, denn auch wenn ich in den letzten Jahren ein paar Zentimeter gewachsen war, so nah war die Decke bestimmt nicht gewesen!

Doch zunächst ignorierte ich es, erst als der Tunnel immer weiter geradeaus führte, begann ich mir leichte Sorgen zu machen. Es hätte schon längst die Linkskurve und die kleine Höhle mit den Wandmalereien kommen müssen...Meine Verwunderung wuchs immer weiter, doch ich dachte nicht daran umzukehren, hier stimmte definitiv was nicht, und ich wollte herausfinden was.

Schließlich neigte sich der Gang doch noch nach links, doch ich kam nicht an dem vertrauten Ort raus, ich kam...irgendwo raus!

Verwirrt sah ich mich um, es war ein kleiner Hügel auf dem ich stand, hier war ich definitiv noch nie gewesen.

Vor mir fiel die Erde sanft ab und ging in ein kleines Tal über, ringsherum standen dicht an dicht Bäume und ließen keinen Schluss zu wo genau ich mich befand. Der Mond wurde von dunkeln Wolken verdeckt, sodass das Licht nicht auch nur die geringste Chance hatte durchzudringen.

Trotz der anhaltenden Dunkelheit sah ich, dass sich irgendetwas in der Mitte des Tals befand.

Wer oder was er war, konnte ich aber beim besten Willen nicht erkennen.

Ich schlich vorsichtig und leise am Waldrand entlang, immer darauf bedacht ja keine Geräusche von mir zu geben und, wenn es nötig sein musste, erst einmal zwischen den Bäumen verschwinden zu können.

Doch auch als ich näher kam, macht das Ding keine Anstalten auf mich zu reagieren.

Vielleicht handelte es sich ja auch nur um einen großen Stein oder einen Erdhaufen...wahrscheinlich würde ich mir ganz schön blöd vorkommen wenn ich mich gleich mit einem Geröllhaufen konfrontiert sah...

Doch schon als ich näher kam, sah ich, dass sich mein Geröllhaufen bewegte.

Aber mehr als eine schwarze Masse konnte ich noch immer nicht erkennen.

Auf Zehenspitzen schlich ich mich näher, mein Schwert hatte ich noch nicht in der Hand, das würde zuviel Aufmerksamkeit erregen, deswegen ließ es mal ohne drauf ankommen. Sollte mich der schwarze Klumpen angreifen, konnte ich immer noch reagieren.

Ich hatte es bis auf fast 2 Meter herangeschafft, als der Mond durch die Wolken brach und die ganze Lichtung in ein gespenstisches silbernes Licht tauchte.

Der Klumpen in der Mitte löste sich auf, nach allen Seiten stoben schwarze Schatten davon und einzig Yoshino Takigawa blieb zurück.

Ich sah sie verwirrt an, ich hatte nicht mehr an das alte Haus und die Frau mit ihren Schatten gedacht, ich dachte nur daran Sora zu finden und mit ihm die Sache zu klären, doch nun sah ich mich wieder mit der anderen Realität konfrontiert.

Allerdings griff sie mich nicht an.

Sie stand einfach nur da und starrte mich mit ihren dunklen Augen an.

Sie machte den Mund auf, wie als ob sie etwas sagen wollte, doch es kam nichts, nach mehreren Sekunden schloss sie die Lippen wieder, dennoch hörte ich ein Gemurmel um mich herum.

„Du hast versagt...“

“Du wirst ihn niemals finden!“

Erneut sah ich mich verwirrt um.

Es war, als würde mir direkt jemand diese harten Worte ins Ohr flüstern, doch hinter mir stand niemand.

„Du hast schon vor so langer Zeit aufgegeben!“

“Die Dunkelheit hat dich verschluckt!“

“Hör auf, halt die Klappe!“ schrie ich, hielt mir die Ohren zu, ich wollte so was nicht hören.

Ich wirbelte herum, hatte binnen Sekundenbruchteilen mein Schwert in der Hand und starrte in den dunklen Wald hinein, irgendetwas war da, ich sah schemenhafte Bewegungen zwischen den Bäumen, doch ich konnte keinen festen Punkt ausmachen den ich angreifen konnte.

„Du bist kein guter Umgang für Sora!“

“Du bist zu schwach!“

Ich stürmte los zu den Bäumen, schlug mit meiner Klinge einfach nach allem was sich bewegte, doch außer Sträucher und Äste erwischte ich nichts Nennenswertes.

Die Stimmen hörten sich an, als wären sie direkt in meinem Kopf, und egal wie schnell ich rannte, oder wie sehr ich den Kopf schüttelte, sie verschwanden nicht.

Vollkommen erschöpft lehnte ich mich mit dem Rücken an einen dicken Baumstamm, ich war fix und fertig, der Schweiß stand mir auf der Stirn und ich war außer Puste. Meine Hände waren von den Ästen aufgerissen und als ich mir durch mein Gesicht fuhr, bemerkte ich das ich eine kleine Platzwunde am Kopf hatte, wo mich bei meinem Spurt durch das Unterholz ein Ast getroffen hatte.

Zitternd ging ich in die Knie, meine Hände waren wieder auf die Ohren gepresst, doch die Stimmen waren noch immer da, verhöhnten mich, lachten mich aus.

Meine Umgebung wurde wieder dunkler, ich öffnete die Augen, doch ich sah nichts, die Schatten hatten mich gänzlich umgeben.

Und dann war ich plötzlich wieder in dem geteiltem Zimmer, die Schatten waren verschwunden und mit ihnen Yoshino Takigawa.

Ein Blick auf die schwarze Uhr verriet mir, dass seit dem Angriff keine Minute vergangen war, was aber nicht sein konnte.

Ich bin doch bestimmt mehrere Stunden über die Insel geirrt auf der Suche nach Sora!

Mir stand die Verwirrung ins Gesicht geschrieben, ich drehte mich ein paar Mal um meine eigene Achse, doch nicht geschah.

Da ich der Situation dennoch nicht traute, ließ ich mich einfach genau dort wo ich gerade stand auf den Boden sinken und wartete eine Weile ab.

Es war vielleicht auch gar nicht so verkehrt erst einmal eine kleine Pause einzulegen, mir schwirrte noch immer der Kopf von der Illusion der ich zuvor zum Opfer gefallen war.

Doch war es wirklich eine Illusion?

Ich war mir nicht ganz sicher...

Es schien alles so real, Sora, die Insel...die Stimmen in meinem Kopf.

Wahrscheinlich wurde ich einfach nur verrückt, das war alles...

Dieses ganze Haus mitsamt seinen Bewohnern zerrte wahnsinnig an meinen Nerven!

Vielleicht sollte ich einfach mal versuchen zu schlafen, das hatte ich, soweit ich weiß, seit ich hier war, noch kein einziges Mal freiwillig gemacht...immer hatte mich entweder jemand niedergeschlagen oder ich war so fix und fertig von irgendwas das ich einfach umfiel...

Ich lehnte mich an die Wand in der sich das Loch befand, das in den Geheimgang führte und versuchte das Ticken der Uhr einfach auszublenden. Glücklicherweise war das Geräusch so gleich bleibend, das es keine 2 Minuten dauerte bis ich eingeschlafen war.

In meinem Traum befand ich mich noch immer in dem Anwesen.

Ich durchwanderte die verschiedenen Räume, schwerelos, fast so als würde ich selbst schon einer der Bewohner sein. Die Türen öffneten sich wenn ich bloß dran dachte, daran könnte ich mich fast gewöhnen, dann müsste ich nicht immer nach irgendwelchen Schlüsseln suchen!

Und wieder begegnete mir nicht ein einziges Wesen. Keine Geister, keine Omas mit Einkaufswagen und auch Takigawa-san ließ sich nicht blicken.

Über das komplette Haus hatte sich eine Totenstille gelegt.

Ganz kurz schloss ich meine Augen um zu lauschen, um sicher zu gehen das es wirklich nur an der Situation des Traumes lag und ich nicht taub geworden war, doch so sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte nichts hören.

Als ich die Augen wieder aufschlug, stand ich in dem Flur, von dessen Decke die Seile hingen. Noch immer lag das Menschenpaket mitten im Gang, doch in diesem Zustand störte mich das nicht weiter. Ich stieg darüber hinweg und öffnete die kleine Tür die sich hinten links befand.

Das erste was mir in diesem Raum auffiel, was das große Loch im Boden aus dem grünlicher Dampf emporstieg. Ich fragte mich kurz was wohl darunter lag, aber eigentlich wollte ich es gar nicht wissen. Rechts von dem Loch ging es ein paar Stufen runter zu einem kleinen Eingangsbereich, das erste Mal seit langem flackerte Hoffnung in meinem Blick auf. Vielleicht kam ich ja hier endlich raus!

In meiner Traumgestalt bewegte ich mich geisterhaft auf die Tür zu, doch ich konnte sie nicht bewegen. Dennoch tat es meiner Hoffnung keinen Abbruch, ich wusste ja nun wie ich hier her kam, dafür würde ich sogar den Seilgang mit dem toten Körper passieren.

Ich durchwanderte den ganzen Raum, zunächst bemerkte ich die dritte Tür nicht, erst als ich plötzlich vor der Wand stand, an der eine ledrig aussehende Maske hing und gegen das alte Holz drückte, wurde mir klar das es hier noch weiterging.

Das Geräusch von Wassertropfen ließ mich zusammenfahren.

Vor mir lag ein kleines Zimmer in dessen Boden drei Wassergräben eingelassen waren. Mehrere modrig wirkende Planken führten darüber hinweg, aber ich war mir nicht mal sicher ob sie überhaupt mein Traum-Ich tragen konnten...

Erneut verließ ein großer Wassertropfen die Dachbalken und landete direkt auf meiner Schulter, hätte ich nicht zufällig in dem Moment zur Seite geschaut, hätte ich das gar nicht wahrgenommen.

Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen, die Bretter schienen mich wirklich halten zu können, also ging ich weiter. Zwischendurch warf ich einen Blick in das Wasser. Es schien schon lange in den Gräben zu sein, dennoch wirkte es frisch, es war kein schmieriger Film an der Oberfläche zu sehen und auch kein Algenbewuchs. Was mir nichts klar, war allerdings wozu dieser Raum gut sein sollte. Ich konnte nicht abschätzen wie tief die einzelnen Wasserbereiche waren, aber ich wäre sehr überrascht gewesen wenn ich nicht mehr hätte stehen können...

Am Ende war eine winzig kleine Tür in die Wand eingelassen, eigentlich hatte sie die Bezeichnung „Tür“ gar nicht verdient, es war mehr ein Loch mit einem Brett davor.

Während ich durch dieses einfach hindurch schwebte, versuchte ich die Karte des Hauses in meinem Kopf zu erweitern, den neuen teil anzufügen und alles auszubauen, doch meine Fantasie war nicht groß genug dafür. Dieses Anwesen überstieg meine Vorstellungskraft. Ständig entdeckte ich neue Räume oder Gänge, zum Teil auch unterirdisch, es gab Gärten und Zimmer in Stockwerken, die statisch eigentlich gar nicht existieren dürften.

Aber was war hier schon normal?

Wahrscheinlich existierte ich selber schon längst nicht mehr.

Ich blinzelte, und es wirkte als wäre ich in diesem Bruchteil der Sekunde durch den ganzen Raum und auf der anderen Seite durch die schwere Eisentür gewandert.

Ich traute meinen Augen nicht als ich die Halle erblickte die geradewegs einfach in den Felsen gehauen war. Die Decke befand sich mindestens 7 Meter über mir und die Wände waren bis zu 5 Metern mit Verzierungen bemalt. In der Mitte des unwirklichen Raumes stand ein Altar, der ebenfalls direkt aus einem einzigen Stück Gestein gefertigt worden war. An allen 4 Seiten stand ein komisches, hölzernes Gerät, von dem dicke Seile hingen. Zwei von ihnen lagen noch auf der Platte des Altars, aber ich konnte dem ganzen keine Bedeutung zumessen. Von dem Felsbrocken gingen mehrere Rinnsale aus, die geradewegs zur Wand führten. Erst jetzt fiel mir auf, dass nur an der Tür durch die ich rein kam, der Boden bis zur Wand reichte. Neugierig geworden ging ich an den Rand und spähte hinab, doch ich konnte nichts sehen, vor mir lag ein Abgrund, so tief, dass ich den Boden nicht erkennen konnte. Ich hoffte ganz stark, dass der Boden mich halten würde, nicht das ich nun mit dem betreten der Halle das ganze Gleichgewicht gestört hatte...doch es schien so als würde nichts dergleichen passieren, vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass ich in dieser merkwürdigen Geistergestalt nichts wog.

Alls ein knirschendes Geräusch ertönte, zuckte ich dennoch zusammen, für einen minimalen Moment dachte ich der ganze Raum würde kippen, doch meine Wahrnehmung spielte mir nur einen Streich. Das Geräusch hingegen war keine Einbildung, ich sah wie sich die großen Räder an den Holzgebilden drehten, die Seile wurden aufgewickelt. Ich verstand nicht was das ganze sollte, erst als mein Blick einen halben Meter weiter wanderte, sah ich das auf dem Altar eine Person lag. Zunächst konnte ich nur ein Stück eines Beines sehen, doch zu dem Bein gesellte sich Stoff, der sich als Stück einer Hose entpuppe. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich mich bewegt hatte, erst als ich die Person immer größer wurde, wurde mir klar das ich auf den Felsaltar zuging.

Ich sah genau was da vor sich ging, aber ich war nicht in der Lage es zu begreifen.

Sora lag dort.

An seinen Hand- und Fußgelenken waren die Enden der Seile gebunden, die sich gerade aufwickelten.

Was das wiederum bedeutete, erkannte ich erst als es zu spät war.

Ein ohrenbetäubendes Reißen durchbrach die Stille und mit einem Schrei riss ich die Augen auf.

Ich saß noch immer in dem geteilten Zimmer, das Ticken der Uhr war fortwährend das einzige Geräusch das zu hören war.

Mein Atem ging nur rasselnd, noch immer sah ich vor meinen Augen das Bild, als Sora durch die Kraft der Seile in vier Teile gerissen wurde. Zitternd schüttelte ich den Kopf, ich wollte das nicht mehr sehen, aber ich befürchtete, dass mich das noch eine ganze Weile verfolgen würde. Ich rieb mir über die Augen, wollte aufstehen, doch meine Beine ließen das noch nicht zu.

Dennoch zog ich mich an der Wand hoch; auch wenn es unwahrscheinlich war, das Sora wirklich in der Felsenhalle war, wollte ich dennoch nachsehen.

Außerdem gab es ja auch noch immer die Möglichkeit, dass ich durch die Tür in dem Raum mit dem Loch im Boden endlich in die Freiheit gelangen konnte.

Ich wollte nicht wieder den Umweg über den Eingangsflur nehmen, also riss ich einfach die Schiebetüren auseinander und setzte so meinen Weg fort.

Ich war mir nicht mal hundertprozentig sicher ob ich überhaupt den richtigen Weg nahm, doch meine Beine hatten ihren eigenen Willen, sie liefen einfach und ich überließ mich ganz meiner Intuition, die scheinbar recht behielt, denn auf direktem Weg landete ich so im Seilgang.

Erst jetzt bemerkte ich, dass mich erneut niemand angegriffen hat. Es schein, als sei das komplette Haus in einen Schlaf gefallen, dem sich außer Takigawa-san keiner entziehen kann. Und auch diese hatte sich nicht noch mal gezeigt, wahrscheinlich saß sie wieder in dem Raum wo ich sie in meiner zweiten Nacht das erste Mal getroffen hatte und jammerte vor sich hin.

Langsam bewegte ich mich auf den in Leinentücher gehüllten Körper zu der mitten in dem Flur lag. Ich erwartete nicht viel von ihm, aber wer weiß ob das Ding nicht gleich aufsprang und auf mich losgehen wollte?!

Die bodenlangen Seile waren bei der Sache nicht gerade hilfreich, sie waren durch den Staub und die Feuchtigkeit sehr schwer und ließen sich dementsprechend auch nur schwer zur Seite schieben. Dennoch passierte es immer wieder, dass durch einen scheinbar kleinen Luftzug Bewegung in die Sache kam und sie gegen mich stießen was mich wiederum jedes Mal kurz erschreckte.

Ich war froh als ich mich an der Seite um dem Körper vorbeidrücken konnte, erst überlegte ich, ob ich ihn mit meinem Schwert zur Seite schieben sollte, aber mein Leben war mir lieb, also ließ ich es bei dem Gedanken bleiben.

Als ich endlich in dem Vorraum angekommen war, fiel mir der Gestank auf. Er kam offensichtlich aus dem Loch, es roch wie verfaulte Eier, als ob da unten Schwefel gekocht werden würde...wer weiß, vielleicht ging das Loch ja bis in die Hölle hinab...

Ich hielt mich jedoch nicht weiter mit dieser Theorie auf, sondern ging gleich auf die Tür zu, die sich, entgegen all meinen Erwartungen öffnen ließ.

Ich stand wie vom Donner gerührt da, versuchte mit meinen Augen in der Dunkelheit was zu erkennen, doch ich hatte nicht die geringste Chance. Es war einfach ZU dunkel.

Vorsichtig streckte ich die Hand aus, wollte diese unwirkliche Dunkelheit berühren, doch an meinen Fingern streifte nur kurz die eiskalte Nachtluft vorbei, als die Tür mit einem lauten Knall wieder zufiel und sich nicht mehr rührte.

Erneut war ich wie versteinert, meine Rettung war so nah gewesen, und nur weil ich mich nicht sofort in Bewegung gesetzt hatte, saß ich nun noch immer hier fest.

Die Ungläubigkeit wich einer unbändigen Wut auf die Tür, das Haus und all seine Bewohner!

Ich wollte gerade meinem Ärger Luft machen, doch eine Stimme hinter mir hielt mich auf.

„Du darfst ihn nicht im Stich lassen!“

Angenervt drehte ich mich rum.

Das kleine Mädchen, das mich schon aus dem Käfig geholt hatte stand auf der mittleren Stufe der kleinen Treppe und sah mich eindringlich an, doch noch ehe ich sie etwas fragen konnte, deutete sie mit Nachdruck auf die Wand in der sich die versteckte Tür befand und verschwand.

Da mein Ausgang ja nun wieder versperrt war, wandte ich mich also der anderen Tür zu, und sogleich bemerkte ich eine Veränderung.

Die Ledermaske hing nicht an der Wand. Was das zu bedeuten hatte, fand ich raus, als ich die Tür aufdrücken wollte, es ging nämlich nicht.

So wie es schien, war die Maske der Schlüssel, doch diese war nun mal nicht an Ort und Stelle!

Doch erneut wurde mir geholfen, diese Hilfsbereitschaft war ja heute fast schon ätzend, ich hoffte, dass sie sich morgen nicht dafür rächen und mir das Fell über die Ohren ziehen wollte...

Mit der Geschmeidigkeit einer Katze schlängelte sich die kleine durch die Seile hindurch und verschwand in dem Gang nach links, ich hingegen schaffte es weniger elegant hinterher, es war als hätten die Seile etwas dagegen das ich ihr folgte, doch ich ließ mich von so was bestimmt nicht aufhalten!

Von was ich mich hingegen aufhalten ließ, war die Dunkelheit die sich ohne Vorwarnung wieder über mich legte.

Ich schien den Ort, an dem ich war, nicht verlassen zu haben, denn ich hörte noch immer das Knarren der Seile wenn sie sich bewegten und ich nahm auch noch den gleichen modrigen Geruch wahr, der in dem Gang vorherrschend war.

Meine Augen waren fest geschlossen, ich hatte die Befürchtung, dass ich, falls ich sie öffnen sollte, wieder auf der Insel oder noch schlimmer, in der Felsenhalle sein könnte...

So konnte ich also nur spüren wie die ganze Zeit irgendwas um mich herumschlich. Die Größe konnte ich nicht ausmachen, mal berührte es mich an der Schulter, dann wieder an den Knien, aber all die Zeit machte es nicht ein einziges Geräusch, sodass ich schließlich doch irgendwann, ganz vorsichtig, ein Auge öffnete.

Wie erwartet sah ich nichts, Schwärze hatte sich über meine Augen gelegt, es fühlte sich genauso an wie vorhin, kurz bevor ich diesen ersten merkwürdigen Traum hatte...

Wieder drückte die Dunkelheit mich runter und wieder wusste ich nicht, stand ich am Boden oder hing ich in der Luft?

Dazu kam, dass es immer wärmer wurde, ich spürte wie mir der Schweiß von der Stirn rann, doch ich konnte meine Arme nicht bewegen um ihn weg zu wischen.

Da ich in dieser Starre keinerlei Zeitgefühl hatte, konnte ich nicht sagen wie lange sie andauerte, ob es Sekunden waren oder gar Stunden, aber was hatte Zeit in diesem Haus schon für ein Gewicht? Hier was alles zeitlos, gefangen in der Vergangenheit.

Während die Minuten weiter verstrichen, konnte ich irgendwann eine Veränderung wahrnehmen.

Das Schwarz um mich herum färbte sich.

Zunächst wurde es ein sehr dunkles grau, welches dann aber immer heller wurde, bis es schließlich die Farbe von Beton hatte.

Dann wurden nach und nach Formen und Figuren sichtbar, doch noch konnte ich nichts von alldem erkennen.

Erst als ich nach vorne auf die Knie fiel, bemerkte ich, dass ich in dem Zimmer war, wo ich zuvor Sora´s Schwert gefunden hatte.

Wieder hatte sich dieser Schleier über meine Augen gelegt und die ganze Umgebung war schwarz-weiß.

Ich konnte mich nicht eigenständig bewegen, ich stand einfach nur da und starrte geradeaus auf dem Schrank, dessen Tür sich von innen langsam aufschob. Meine Nackenhaare stellen sich auf, doch mir blieb keine andere Wahl als hier stehen zu bleiben. Vielleicht hatte ich ja Glück, und das was auch immer da raus kam, bemerkte mich nicht.

Nachdem die alte Schiebetür komplett aufgedrückt war, passierte erst mal eine zeitlang gar nichts.

Dann aber spürte ich erneut, wie etwas um meine Beine strich und schließlich riss mich irgendwas zu Boden.

Was genau es war, sah ich nicht.

Das nächste was ich wieder erkennen konnte war, das ich auf dem Boden zwischen den Seilen lag, eins davon war um meinen Hals gebunden, jedoch nicht so fest das ich keine Luft mehr bekam. Hektisch riss ich es mir vom Leib und schleuderte es von mir, ich hatte die Hand noch ausgestreckt, da spürte ich den leichten Druck einer weiteren, sehr viel kleineren Hand. Reflexartig wollte ich meine erst zurückziehen, doch gleich darauf erkannte ich das kleine Mädchen.

„Ach du bist es nur...“ Ich fragte mich wirklich wieso sie mir half, doch sie reagierte weder auf meine Worte noch auf meinen schwachen Protest das ich erst in dem Felsenaltar nach Sora sehen wollte. „You have to stop him!“ lautete ihre einzige Erklärung und sie zerrte mich raus aus dem komischen Anbau, direkt in das Zimmer von dem aus ich in den runden Raum mit dem Käfig kam.

Hier überließ sie mich wieder meinem Schicksal, und ich wusste auch sofort wieso.

Das Tuch, dass in der Mitte den Bereich abgegrenzt hatte, war verschwunden.

Dahinter kam ein Schlafgemach zum Vorschein, eine Decke lag auf dem Boden und ein kleiner Tisch stand direkt daneben.

Was mich allerdings aufmerksam werden ließ, war die kleine Erhebung unter der Decke. Es schien, als würde ein Mensch darunter liegen und ich näherte mich dem ganzen vorsichtig.

Ich war mir nicht wirklich sicher ob ich überhaupt wissen wollte was da war...doch wenn es nun Sora war...als ich jedoch die alte Decke beiseite schob...befand sich darunter nichts.

Ich war ein bisschen enttäuscht, bis ich bemerkte das das, was ich eben noch als Erhebung gesehen hatte, nun als Abdrücke auf der Matratze erschien. Das Ganze wurde mir nun doch etwas ZU unwirklich, also verließ ich schleunigst den Raum durch die östliche Tür und betrat den Gartengang, dem ich bis zu der großen Doppeltür folgte. Die Papierpuppen waren nun verschwunden, die Seile ebenfalls, es sah fast so aus, als könnte ich sie endlich öffnen, und das ließ ich mir auch nicht zwei Mal sagen. Meine Neugier war geweckt seit ich die Tür das erste Mal gesehen hatte und nun schien es so, als käme ich nun hindurch.

Ich zog ruckartig an den beiden Griffen und gelangte so nun in einen weiteren, weit verzweigten Teil des eh schon immens großen Anwesens.

In dem Moment, in dem ich den neuen Teil betrat, fühlte ich sofort, das sich etwas verändert hatte.

Die komplette Luft war anders, stickig, drückender, fast so, wie wenn die Dunkelheit mich einschloss, wenn auch nicht so stark. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich feststellte das ich mich trotzdem bewegen konnte, und so begann ich mich umzusehen.

Zunächst dachte ich, ich wäre in einem Garten gelandet, es befanden sich grüne Pflanzen und ein großer Teich in mitten den riesigen Hofes, doch ein Blick nach oben verriet mir, das ich mich ich einem gigantischem Raum befinden musste, denn anstelle von Sternen, sah ich nur eine Holzdecke, die sich hoch über mir befand. Eigentlich wollte ich mich nicht fragen wie so etwas möglich war, dennoch fing ich an mir den Kopf darüber zu zerbrechen während ich langsam die Stufen, die in den Hof führten, hinabging.

Auf der rechten Seite war ein großer Schutthaufen und auf der linken Seite direkt gegenüber befand sich ein kleines, eingezäuntes Grab, in dem außerdem eine steinerne Laterne brannte. Etwas weiter hinten erkannte ich ein Torii und noch weiter dahinter ein weiteres, gigantisches Gebäude.

Von eben diesem Gebäude ging eine mehr als starke Anziehungskraft aus, es war, als würde es mich zu sich ranziehen und gleichzeitig aber abstoßen.

Mit jedem Schritt, dem ich diesem Magnet näher kam, merkte ich, wie schwerer es mir fiel mich weiter fort zu bewegen.

Meine Umgebung veränderte sich nicht, es wurde nichts schwarz oder grau und auch der Druck wurde nicht stärker, aber dennoch hinderte mich irgendetwas daran, schneller vorwärts zu kommen. Es war, wie als ob man versucht durch Wasser zu rennen.

Ich war gerade auf der Höhe des riesigen roten Torii als ich noch sah wie jemand auf dem großen Querbalken entlang lief.

Dann gingen mir die Lichter aus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Chichiwa
2011-05-18T20:18:53+00:00 18.05.2011 22:18
Schon wieder so ein langes Kapitel. Werden die jetzt immer so lang? Da steckt bestimmt viel Arbeit drin, oder? Ich wär dafür, glaub ich, zu faul xD
"Doch ich wurde nicht gefragt."
Daran sollte Riku sich in dieser FF lieber gewöhnen xD
Ich würde nicht nachgucken woher die gruseligen Geräusche kommen. Nicht in dem Haus! oO
Zusätzlich zu den Verletzungen noch seelische Schmerzen sind echt grausam.
Riku scheint allerdings leichte Persönlichkeitsstörungen zu haben.
FALLS er da lebend wieder rauskommt sollte er auf jeden Fall zum Psychiater!
Und wieder geht er KO xD

Ich hoffe es geht bald weiter

Chi-girl


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