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Der Herr der Zeit

Part IV: Über dem Abgrund
von

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Wer wir sind

Juhu! Ich habs geschafft! Hier ist endlich wiedermal ein Teil vom Herr der Zeit! Übrigens das vorletzte Kapitel von Part II. Danach wird es dann ein wenig haarig! Part III ist nicht gerade mein Lieblingsabschnitt, aber ich werd ihn trotzdem schreiben, denn auf Part IV freu ich mich schon richtig!
 

Naja! Genug Gelaber! Diesmal sind im Text einige Anspielung auf Harry Potter/ Band 1! darum mal wieder ein disclaimer:
 

Alles was Harry Potter betrifft gehört ohne jeden Zweifel J.K.R.! Weiß ja wahrscheinlich jeder!
 

Viel Spaß beim Lesen! Und natürlich wieder ein dickes Dankeschön an Feary, die meine Fehler korrigiert und mich auch schon auf verschiedene nicht so gelungene Sachen hingewiesen hat( Was die Geschichte noch ein bisschen läneger gemacht hat, aber dafür auch besser verständlich!)!*sich ehrlich dankbar verbeugt*
 

Nicht zu vergessen big thanks an alle die, die mir Kommis geschrieben haben! Freut mich immer ganz besonders und ich hoffe, dass ihr auch so weitermacht!
 

Also dann, bis demnächst! KimRay
 


 

Kapitel 11

Wer wir sind
 

Harrys Blick ging ins Leere, als die Fliege auf dem Tisch zu krabbeln begann. Er hatte es geschafft, doch er wusste nicht, ob er sich darüber wirklich freute, denn zuviel hatte sich verändert.

Noch immer konnte er nicht so richtig fassen, was mit ihm und Draco passierte, doch eines hatte er begriffen: wenn möglich wollte er das nie mehr aufgeben, egal, welche Konsequenzen das haben würde.

Das Problem dabei war, dass er dann sein Ziel aus den Augen verlor und das durfte er nicht. Noch immer saß er ständig über dem Buch über Zeitfallen. Noch immer neigte er dazu, nicht zu wissen, wann es genug war, doch inzwischen hatte Draco ganz eigene Methoden entwickelt, ihn dazu zu bringen, auch mal Pause zu machen.

Sie waren stillschweigend übereingekommen, die Situation, so wie sie sich entwickelt hatte zu akzeptieren. Im Grunde hatten sie sowieso keine andere Wahl, denn nachdem ihnen beiden erst einmal klar geworden war, was sie verband, hatten sie nicht mehr voneinander lassen können.

Harry wusste, dass er froh sein konnte, Draco hier zu haben. Inzwischen hatte er ihn mehr als einmal über irgendeinem Buch schlafend aufgesammelt und dann so lange daran gehindert weiter zu machen, bis er wieder richtig auf den Beinen war. Dass ihm das so wichtig war, überraschte Harry immer wieder.

Die Fliege auf dem Tisch strich sich die Flügel glatt und flog einen Augenblick später davon.

Sechs Wochen hatte er gebraucht, um dieses verflixte Tier aus dem Zeitbann zu holen und im Moment hatte er das Gefühl jeden Moment über dem Buch zusammenzuklappen. Harry begann zu ahnen, dass er nicht stark genug war, diese Aufgabe zu bewältigen.

Müde stand er auf und ließ alles stehen und liegen. Diese letzte Erkenntnis war so frustrierend, dass er das verdammte Buch nicht mehr sehen wollte. Er wusste, das Draco oben im Schlafsaal war und sich dort durch einen Berg Bücher über die unverzeihlichen Flüche und andere hinterhältige Zauber las. Er hatte ihn mal gefragt, warum er nicht in der Bibliothek las und Draco hatte trocken entgegnet, dass er dann nicht mehr zum lesen kommen würde. Harry hatte es nicht auf einen Versuch ankommen lassen, denn er ahnte, dass er Recht hatte.

Draco hob den Kopf, als die Tür aufging. Es überraschte ihn, dass Harry auftauchte, denn meistens musste er ihn von den Büchern wegholen. Er beobachtete, wie er zu seinem Bett ging, sich darauf fallen ließ und den Samthimmel darüber anstarrte. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis er eingeschlafen war und das alarmierte Draco sofort, denn in diesem Zustand war er immer nur dann, wenn er sich zu sehr verausgabt hatte.

Er stand auf und apparierte in die Bibliothek. Ein Blick auf den Tisch mit dem Buch über Zeitfallen genügte, um ihm klar zu machen, was geschehen war.

Er hatte es also tatsächlich geschafft. Inzwischen traute Draco Harry alles zu, wenn es um Zauberei ging, denn sie hatten wieder begonnen ihre Fähigkeiten gegenseitig zu trainieren und Harrys Lernfähigkeit, was das anging, überraschte ihn immer wieder. Trotzdem stellte er fest, dass ihn die Tatsache, dass er den Zeitzauber schaffte, schockierte. Er hatte ihn nie gefragt, was er bezweckte, doch inzwischen ahnte er es.

Harry Potter wollte Hogwarts in die Zeit zurückholen. In Dracos Augen war das der absolute Wahnsinn, doch er war sich nicht mehr sicher, ob es wirklich unmöglich war und darum schwieg er. Er fragte sich nur, ob ihm klar war, was das bedeuteten würde und irgendwie hatte er das deutliche Gefühl, dass das nicht der Fall war. Harry dachte nicht darüber nach, was danach passieren würde. Er lebte im Augenblick einzig für diese Aufgabe und Draco fragte sich noch immer, wie er dazu gekommen war. Immerhin wusste er Sachen, von denen er eigentlich keine Ahnung haben dürfte.

Draco wusste nicht, was er von der momentanen Lage halten sollte. Er hatte keine Ahnung, was zur Zeit in der Zaubererwelt vor sich ging, denn er wagte es noch immer nicht, irgendwo aufzutauchen, wo man ihn vielleicht erkennen könnte. Immerhin hatte er die silberblonden Haare und die grauen Augen der Malfoys und sein Vater hatte sicher genug Unheil angerichtet, um überall bekannt zu sein. Schließlich führte er eins von Voldemorts Kommandos, wenn auch vielleicht im Moment auf der Strafbank. Er war zwar mittlerweile sicher, dass er eventuellen Angriffen nie mehr so hilflos ausgeliefert sein würde, wie damals bei Voldemorts Angriff auf Hogwarts, doch etwas sagte ihm, dass es nicht gut sein würde, jemanden auf ihre Fährte zu locken. Es war sowieso ungewöhnlich genug, dass Voldemort nie wieder in Hogwarts erschienen war und er hätte zu gern gewusst, was ihn davon abhielt.

Draco ließ sich auf Harrys Stuhl fallen. Der Umstand, dass die augenblickliche Situation möglicherweise bald enden könnte, bereitete ihm Sorge, denn darüber, was los sein würde, wenn Hogwarts wieder in der Zeit war und es herauskam, was zwischen ihm und Harry lief, wollte er nicht einmal nachdenken. Harry würde unter dieser Situation leiden, denn kein Gryffindor würde ihm mehr über den Weg trauen und das wäre eine Katastrophe für ihn. Er wischte diese trüben Gedanken beiseite und suchte nach einem Rest von seinem alten Egoismus. Er würde Harry garantiert nicht mehr aufgeben, wenn dieser das nicht wollte. Außerdem war es wahrscheinlicher, dass sie dann ganz andere Sorgen haben würden und darüber musste er mit Harry reden, denn dieser machte sich keine Gedanken über Flüche und Zauber, die man in einem Kampf verwenden konnte. Das würde er aber müssen, wenn es zum Kampf gegen Voldemort und die Todesser kam und das musste er begreifen. Schließlich konnte er sich nicht ohne sein Leben zu riskieren auf die Kräfte seines anderen ICHs verlassen, auch wenn Draco das dumpfe Gefühl hatte, dass er genau das tat.

Harry erwachte erst am nächsten Morgen wieder. Diesmal war es Draco, der über einem Buch eingeschlafen war, voll bekleidet auf Seamus Bett lag und einen aufgeschlagenen Riesenwälzer als Kopfkissen benutzte. Ein Lächeln schlich sich bei diesem Anblick in Harrys Gesicht. Seamus würde durchdrehen, wenn er wüsste, was hier abging und eigentlich dürfte ihm bei diesem Gedanken nicht nach lachen sein, denn es würde genug Probleme geben, wenn diese Sache ans Licht kam.

Er stand auf und strich schon automatisch über Hedwigs Gefieder. Einen Moment überlegte er, den Versuch zu machen, sie in die Zeit zurück zu holen, doch er verwarf es, denn dann wäre er schon am Morgen gleich wieder so fertig, dass Draco ihn zwingen würde, den ganzen Tag zu verschlafen und dazu hatte er keine Lust. Sein Blick wanderte aus dem Fenster.

Der Sommer stand vor der Tür und wenn alles mit rechten Dingen zugehen würde, würden sie jetzt in ihren Prüfungen schwitzen und Draco wäre für ihn noch immer die verabscheuungswürdigste Person in ganz Hogwarts. Harry stellte fest, dass ihm das nicht gefiel. Der Gedanke an eine Zukunft ohne Zeitzauber und ganz normalen Schulalltag machte ihm Sorgen, denn er ahnte, dass Ron niemals akzeptieren würde, was zwischen ihm und Draco geschehen war.

Er wandte sich um, ging duschen und machte sich dann auf den Weg hinunter in die Küche, um Frühstück zu machen. Er wusste, dass ihn das von trüben Gedanken abhalten würde. Hatte er es früher immer gehasst für die Dursleys in der Küche stehen zu müssen, war es inzwischen so, dass es ihn entspannte und er wirklich gern kochte. Noch immer musste er lachen, wenn Draco irgendwelche Versuche in dieser Richtung unternahm. Er konnte es nicht. Keine Chance! Und das regte ihn so auf, dass er es immer wieder versuchte, jedes mal mit dem selben, ungenießbaren Ergebnis. Mittlerweile hütete sich Harry dann zu lachen, denn das raubte ihm den letzten Nerv. Er hätte sich niemals vorstellen können, dass der eiskalte Malfoy in Wirklichkeit so ein Hitzkopf sein könnte.

Keine zehn Minuten später apparierte Draco direkt hinter ihm, schlang ihm den Arm um die Taille und gab ihm einen Kuss auf den Nacken.

"Morgen!...Ausgeschlafen?"

Harry lehnte sich gegen ihn. "Glaub schon! Setz dich, ich hab mich schon gefragt, wo du bleibst!"

Draco tat, was er gesagt hatte, sah ihn aber irritiert an. "Wie dass denn?"

Harry grinste. "Glaubst du wirklich, dass ich deine kleinen Hexereien nicht bemerke?"

Draco blieb locker. "Ach so, das?...Ich wette, du hast kein Problem damit, dass zu umgehen, wenn du es willst!"

"Stimmt!" Harry konzentrierte sich auf seinen Toast, doch Draco stellte fest, dass er keinen richtigen Appetit hatte. Er beobachtete Harry und fragte sich, wie er das Thema anschneiden sollte, dass ihn die halbe Nacht nicht mehr losgelassen hatte. Harry musste begreifen, dass er sich nicht nur um den Zeitbann Gedanken machen durfte.

"Was ist los, Drac?" Draco schrak hoch. Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er nicht gemerkt hatte, wie Harry den Kopf hob und nun seinerseits ihn beobachtete.

"Wie wär's, wenn wir mal wieder ein bisschen trainieren? Ich hätte nichts gegen ein kleines Duell!" Draco machte sich keine Hoffnung, dass er darauf einstieg, doch er musste es wenigstens versuchen. Zu seiner Überraschung war Harry jedoch einverstanden. Er konnte ja nicht ahnen, dass der Umstand, endlich mit dem Zeitzauber weiter zu kommen für ihn im Augenblick ein Problem war.

"Meinetwegen! Aber ich warne dich, wenn du mir wieder diesen komischen griechischen Knebelfluch* anhängst, kannst du was erleben!" Draco hob verblüfft die Brauen, als er so einfach nachgab und musste gleichzeitig über die Geschichte mit dem altgriechischen Fluch lachen, denn Harry hatte ein Problem mit dieser Sprache. Er quälte sich schon mit Latein, doch da das absolut notwendig war, hatte er sich damit abgefunden. Bei altgriechisch weigerte er sich.

"Ich werde mich beherrschen!"

Doch das war dann nicht ganz so einfach, wie er es sich vorgestellt hatte, denn Harry nahm die Sache nicht ernst.

"Verdammt noch mal, hör auf mit dem Quatsch, Potter, sonst kriegst du doch noch einen Knebelfluch!" Harry tauchte hinter ihm auf und er fuhr zu ihm herum. Er war wütend, denn Harry wich seinen Flüchen im Moment sehr erfolgreich aus indem er apparierte. Das hatte er inzwischen wirklich richtig gut drauf, doch im Augenblick war es nervig.

"Was soll das? Du wolltest trainieren, also sieh zu, dass du schneller wirst!"

"Darum geht es doch gar nicht!" Er schleuderte einen Fluch und Harry apparierte erneut aus der Schusslinie.

"Worum dann?", fragte er von fünf Yard weiter links.

"Um dich, Harry! Du sollst nicht abhauen, du sollst angreifen!" Einen Sekundenbruchteil später apparierte Draco direkt hinter ihm und ließ ihn mit einem Fluch erstarren.

"Und was nun?...Jetzt bist du erledigt!" Er löste den Fluch wieder. "Weißt du jetzt, was ich meine, Mister Supercool Potter?" Er drehte Harry zu sich herum. "Was wenn ich dich jetzt hätte erledigen wollen?... Mag sein, dass du Voldemort schon dreimal entkommen bist, aber wenn du dich so anstellst, bist du beim nächsten Mal erledigt! Mann, eigentlich ist es die Mühe nicht wert, dass ich mir Gedanken mache! Du machst sowieso, was du willst! Korrekt?" Draco war sauer, doch Harrys Gesichtsausdruck wurde verschlossen und das überraschte ihn, denn sonst blieb er eigentlich immer ganz locker.

"Du glaubst ich kann nicht ernst machen, oder?" Draco merkte nicht, dass er sich auf gefährliches Terrain begab.

"Willst du etwa was anderes behaupten?" Sein Ton war fast so herablassend, wie früher, denn er war wirklich verärgert, vor allem über sich selbst und dieses verdammte Gefühl der Sorge um Harry. Noch immer ging er davon aus, dass er nicht bewusst auf die Kräfte seines anderen ICHs zugreifen würde, doch da irrte er sich.

Harry wusste, dass es ein Fehler war, doch die Tatsache, dass Draco sich nicht klar war, wie gefährlich es war, diese andere Seite in ihm zu provozieren und es regelrecht darauf anlegte, machte es ihm leicht. Inzwischen war er in der Lage, Voldemorts Kräfte bis zu einem bestimmten Punkt zu kontrollieren und er hatte auch mitbekommen, dass sie immer wieder automatisch auftauchten, wenn seine eigene Magie nicht ausreichte. Das machte ihn zwar körperlich völlig fertig, doch es geschah so selten, dass er sicher war, es verkraften zu können.

Draco fragte sich, wie er den Blick deuten sollte, mit dem er ihn ansah. Eine völlig ungewohnte Kälte trat in Harrys Züge, als er den Kopf senkte und als er dann wieder aufschaute, ahnte er, dass er möglicherweise einen Fehler gemacht hatte. Harry würde sich immer auf diese andere Macht in ihm verlassen, wenn es hart auf hart kam, auch wenn das vielleicht gefährlicher war, als alles andere und es sah ganz so aus, als würde das auch funktionieren.

Draco apparierte aus seiner Nähe und fragte sich, ob er es unter Kontrolle hatte.

"Was ist denn?...Wo ist deine große Klappe geblieben?"

"Harry?...", er hörte sich alarmiert und leicht angespannt an.

"Wer sonst?...Das ist es doch, was du wolltest!...Ich soll ernst machen!...Ich kenne sie alle, jeden einzelnen verdammten unverzeihlich Fluch, Draco, und sogar noch ein paar mehr!...Imperius!" Draco schaffte es den Fluch zu blocken und schleuderte seinerseits einen altgriechischen Betäubungsfluch zurück. Er machte sich keine Hoffnung, dass er ihn damit außer Gefecht setzte, aber vielleicht könnte er ihn dann mit einem Imperius erwischen.

<Bin ich blöd?...Damit erreiche ich gar nichts. Immerhin hat er sogar Voldemort widerstanden!> Draco musste ausweichen, denn sein Fluch kam zurück.

"Verdammt!"

Ein Grinsen erschien nun auf seinem Gesicht. Er musste zwar zugeben, dass er sich das nicht ganz so vorgestellt hatte, doch es machte ihm trotzdem Spaß und wenige Minuten später, waren sie beide so richtig in Fahrt. Draco stellte fest, dass er wirklich um einiges besser war, als damals, auch wenn er ahnte, dass er gegen diesen Harry fast keine Chance hatte.

Doch Harry machte nicht ernst. Das wurde ihm bald klar. Er hielt ihn nur bei der Stange und es überraschte ihn wirklich, dass er es so gut im Griff hatte, doch irgendwann wurde er richtig sauer, denn er bekam den Eindruck, dass Potter ihn nicht ernst nahm.

"Verdammt hör auf mit deinen Spielchen!" Harry knallte ein Fluch am Ohr vorbei, den er nicht einmal kannte und das wollte was heißen.

"Was hättest du denn gern?" Jetzt war Harrys Stimme eisig, "Imperio!"

Ein Keuchen und Draco ging in die Knie, unfähig einen Finger zu rühren. Augenblicklich versuchte er sich dagegen zu wehren, doch ein Wisch Harrys mit dem Zauberstab machte das unmöglich und einen Moment später nahm Harry den Fluch zurück.

"Reicht das?"

Offensichtlich nicht, denn sofort flogen ihm zwei weitere Flüche um die Ohren. Draco kochte vor Wut. Die Tatsache, dass Potter ihn so einfach fertig machen konnte, trieb ihn zur Weißglut und er vergaß, dass er ihn selbst so weit gebracht hatte.

"Vergiss verdammt noch mal wen du vor dir hast und zeig was du kannst!" Er wollte seine Grenzen testen und ahnte nicht einmal, wie gefährlich das sein konnte.

"Das kann ich nicht!"

"Ach, warum denn nicht?"

"Weil du keine zweite Chance bekommst!" Nur einen Augenblick lang, ließ ihn diese Aussage zögern, doch dann machte er weiter.

"Komm schon, sei nicht so zimperlich! So kannst du Voldemort nicht besiegen! Du hältst mich nur hin!" Draco wusste, dass es ein Fehler sein konnte, ihn weiter zu provozieren, doch er musste wissen, wie weit Harry gehen würde, in der Hoffnung, dass er danach noch eine Chance hatte darüber nachzudenken.

"Du bist aber nicht Voldemort! Also hör auf, Drac!"

"Feige?...Aber, aber...ich fass es nicht! Du willst gegen Voldemort antreten und traust dich nicht ernst zu machen?"

Harrys Fluch hinterließ ein Brandloch im Rasen und Draco sprach einen Abwehrfluch, denn der nächste hätte ihn erwischt und schleuderte ihn trotz Abwehr einige Meter nach hinten.

"War's das schon?" Ein kaltes Lächeln lag auf seinen Lippen, so lange er Harrys Flüche blocken konnte, war es immer noch nicht ernst. Das wusste er, doch inzwischen war er so weit, dass er es wissen wollte. Er ließ zwei weitere Flüche abprallen, geriet aber dann wieder unter Harrys Imperius.

"Hör auf Drac, ich sag es nicht noch mal!" Draco schaffte es diesmal, den Imperius abzuschütteln.

"Komm mach schon, ich bin noch lange nicht am Ende, zeig mir, was du drauf hast! Wir wollen doch wissen, wie gut wir sind! Darum sind wir hier!... Crucio!"

Harry wich aus, doch Draco konnte die Verblüffung in seinen Augen sehen. Er versuchte es erneut und Harry wehrte ab, diesmal ein eisiges Funkeln in den grünen Augen. Zu spät begriff Draco, dass er zu weit gegangen war. Die Überraschung über den Cruciatus sorgte dafür, dass er die Kontrolle verlor.

Ein heiseres, unverständliches Flüstern war zu hören und mit einem Ruck erstarrte er. Der nächste Fluch zwang ihn auf die Knie.

<Verdammt, ich Idiot!> Schmerzhaft wurde sein Kopf wieder nach oben gebogen. Harry stand direkt vor ihm, der Blick leer und eisig.

"Harry?", in seinem Kiefer explodierten Schmerzen, als er dieses eine Wort hervorpresste, doch sein Gegenüber reagierte nicht.

Draco schloss die Augen, als Harry seinen Zauberstab auf ihn richtete und seinen nächsten Fluch murmelte, der Draco nur allzu vertraut war, doch der Cruciatus ging in Leere und Harry stolperte einen Schritt rückwärts.

"Nein...nein...niemals!...Niemals...zwing mich nie wieder so weit zu gehen, Draco!" Er sackte auf die Knie und Draco spürte, wie er den Fluch zurücknahm.

Vollkommen fassungslos starrte er ihn an. Er konnte nicht begreifen, wie Harry es in seinem Zustand noch geschafft hatte, sich zusammen zu reißen und ihn nicht mit dem Cruciatus zu belegen, obwohl er es für seine Dummheit eigentlich verdient gehabt hätte. Die Frage war wohl, ob er das überlebt hätte, das ahnte er, doch darum ging es im Moment nicht wirklich, denn etwas sagte Draco, dass Harry dieses Niemals ernst meinte.

Schwer keuchend zog er ihn in seine Arme.

"Wenn du das nicht bringst, Harry, dann hast du keine Chance, verdammt!...Dann kannst du Hogwarts gleich lassen, wie es ist!" Harry schob Draco von sich und starrte ihn überrascht an.

"Was soll das heißen?" Seine Hände zitterten noch immer leicht, so sehr hatte ihn dieser Kampf erschöpft.

"Glaubst du wirklich, ich wüsste nicht, was du vorhast? Für wie blöd hältst du mich? Du willst Hogwarts in die Zeit zurück holen... Ich hab zwar keine Ahnung, wie du das schaffen willst, aber darum geht es auch nicht!...Wenn das passiert, wird es Krieg geben! Einen grausamen Krieg zwischen Dumbledore und Voldemort, in dem man sich zur Wehr setzen können muss!...Wenn du es nicht mal schaffst, einen Cruciatus auf einen Menschen loszulassen, wie willst du dann töten, wenn es um dein Leben geht? Und in einem Krieg hast du keine Wahl, das muss dir doch klar sein!"

Eisiges Entsetzen ergriff von Harrys Seele Besitz, denn was Draco da sagte, war grausame Wahrheit. Nicht eine Sekunde lang hatte er daran gedacht, was passieren würde, wenn er es tatsächlich schaffen würde und diese Möglichkeit hätte er schon gar nicht in Betracht gezogen. Das Problem war, dass es keine Zweifel an dem gab, was Draco da sagte. Es würde keinen anderen Weg geben, wenn Dumbledore zurückkam. Es würde Krieg geben. Einen Krieg, der noch mehr Menschenleben kosten würde, als es Voldemorts Machtübernahme wahrscheinlich schon getan hatte.

Die Bilder aus Hogsmeade traten wieder in sein Bewusstsein und lösten noch mehr Grauen aus, als damals, denn es würde noch mehr Orte wie Hogsmeade geben, wenn dieser Krieg begann.

Harry spürte, wie ein furchtbarer Schmerz seine Seele zerriss. All seine Illusionen zerfielen zu Staub. Wie hatte er glauben können, dass es erledigt war, wenn Hogwarts in die Zeit zurück kehrte? Voldemort würde das nicht zulassen und so lange angreifen, bis Dumbledore sich dem Kampf stellen musste und dann gab es niemanden mehr, der die Schüler von Hogwarts beschützte. Harry erinnerte sich an die Szenen, die Voldemort ihm gezeigt hatte, als er Draco gefolgt war. Was wenn Dumbledore unterlag und sie Wirklichkeit wurden. Dann wäre es seine Schuld. Er stieß Draco zurück und starrte auf seine Hände, die Hände, die vor kaum vierundzwanzig Stunden das erste Lebewesen in Hogwarts in die Zeit zurückgeholt hatten. Hände, die dann die Schuld daran tragen würden, dass Voldemort doch noch die Möglichkeit bekam, die Schüler von Hogwarts zu vernichten, etwas, was Professor Dumbledore im letzten Moment hatte verhindern können.

<Warum?...Warum erreiche ich ihn nicht, er wüsste den richtigen Weg!...Verdammt so ist das Risiko zu groß!>

Diese Wahrheit war grausamer, als alles andere zuvor. Er konnte Hogwarts nicht zurückholen, ohne es dieser Gefahr auszusetzen. Solange Voldemort mordend durch die Gegend zog würde es diese Gefahr aber geben.

"Harry!" Draco kam wieder auf ihn zu. Harry keuchte und hob abwehrend die Hände.

"Lass mich!...Lass mich in Ruhe!" Dracos Gesicht wurde zu einer eisigen Maske und er ließ die Hand wieder sinken. Dass Harry es nicht gerade begeistert aufnehmen würde, hatte er geahnt, doch diese Reaktion schockierte und verletzte ihn.

Harry spürte, dass er endgültig am Ende war und daran konnte nichts und niemand etwas ändern, auch Draco nicht. Der Kampf mit Voldemorts Macht hatte seine körperlichen Kräfte erschöpft, doch dass, was Draco gerade gesagt hatte, nahm ihm auch noch seine Zuversicht und Hoffnung.

Warum war er so blind gewesen?

Er spürte Tränen hinter seinen Lidern brennen und apparierte. Er wollte nicht, dass Draco sah, wie er alle Hoffnung verlor, denn dass das der Fall war, wusste er.

Draco starrte auf die Stelle, an der er eben noch gekniet hatte. Die Kälte verschwand aus seinem Blick und er schloss die Augen und hoffte auf eine Reaktion von einem seiner Warnzauber, doch nichts geschah. Harry kannte sie vermutlich alle und mied entweder diese Orte oder setzte die Zauber außer Kraft. Sorge und Wut machten sich in ihm breit, denn etwas sagte ihm, dass Harry diesmal in einem Zustand war, aus dem ihm keiner mehr heraus helfen konnte, wenn er es selbst nicht schaffte und er selbst war der Grund dafür.
 

Die Sonne ging blutrot hinter dem Horizont unter, als Harry vom Nordturm aus in die Ferne starrte. Die Tränen waren versiegt, bevor er sie hatte weinen können und die Verzweiflung verschwunden. Bitterkeit und Entschlossenheit hatten sie vertrieben. Harry wusste, dass es nur einen Weg gab so viele Opfer wie möglich zu vermeiden. Er hatte seine Entscheidung getroffen, auch wenn er noch nicht wusste, wie er das schaffen sollte.

Gedankenverloren genoss er das zarte Gefühl des Windes, der mit seinen Haaren spielte, auf seinen Wangen. Das Leben war so schön. Es durfte nicht vergeudet werden und seines war eigentlich schon zu Ende gewesen, als seine Eltern starben. Er war seiner Mutter dankbar für die geschenkten Jahre und ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen, wenn er an Draco dachte, doch er wusste, dass er schlechte Karten hatte, seinen letzten Kampf lebend zu überstehen. Immerhin waren Voldemorts Kräfte ein Teil seines Selbst und es war nicht abzusehen, was geschah, wenn er es schaffen sollte ihn zu vernichten.

Die letzten Stunden waren die bisher finstersten in seinem Leben gewesen, doch er hatte einen Entschluss gefasst und wusste, dass es der einzige Weg war, Opfer zu vermeiden. Er würde Hogwarts nicht in die Zeit zurückholen, bevor Voldemort nicht geschlagen war. Bis jetzt hatte er noch keine Ahnung, wie er das anstellen würde, doch einen Krieg wollte er nicht. Es durfte nicht noch mehr Tote geben und er hoffte nur, dass Voldemort nicht allzu sehr gewütet hatte und seine Gegner in anderen Ländern einen kühlen Kopf bewahrt hatten, als England fiel.

Es durften nicht noch mehr Menschen sterben.

Harry ließ den Kopf hängen. War er schon verzweifelt gewesen, als ihm klar geworden war, was Professor Dumbledore von ihm erwartete, so konnte er das Gefühl, dass ihn jetzt beherrschte, nicht mehr beschreiben und doch war er nie so entschlossen gewesen, ein Ziel zu erreichen. Es musste einen Weg geben und Harry wusste, dass er ihn finden würde.

Noch einmal starrte er in den roten Horizont. Die Sonne war hinter dem Verbotenen Wald verschwunden, doch ihr flammendes Licht strahlte noch in den klaren Himmel. Harry wusste, dass die Hoffnung niemals verloren gehen durfte.
 

Draco hob den Kopf, als Harry mit einem leisen Plobb im Gemeinschaftsraum der Gryffindors erschien. Er starrte ihn ausdruckslos an und Harry konnte nicht in seinen Zügen lesen. Er wusste, das Draco allen Grund hatte, wütend zu sein. Er hatte keine Schuld daran, dass er die Wahrheit nicht gesehen hatte und im Grunde konnte er froh sein, dass er ihn darauf hingewiesen hatte. Seine Zurückweisung war nicht fair gewesen. Das Schlimme daran war, dass er in diesem Moment nicht einmal sich selbst hatte ertragen können und darum war es ihm unmöglich gewesen, Dracos Versuch, ihn zu trösten zuzulassen.

"Es tut mir leid?"

"Was tut dir leid?...Das ich mich deinetwegen zum Narren mache?" Diesen Ton hatte Harry schon lange nicht mehr gehört und darum verblüffte es ihn wohl auch so sehr, was er da sagte. Er wusste nicht, wie er auf diese Attacke reagieren sollte.

"Glaubst du das wirklich?"

Draco erhob sich wütend aus dem Sessel und ging ans Fenster, doch er sah nichts.

"Was soll ich glauben?...Ich weiß, dass du Harry Potter bist und ich weiß, das ich Draco Malfoy bin...ich weiß, was das früher bedeutet hat, doch was es jetzt noch bedeutet, weiß ich nicht mehr!...Ich hab verdammt noch mal keinen Bock drauf, das Gefühl zu haben..."

Er hatte sagen wollen benutzt zu werden, doch das war falsch. Wenn er dieses Gefühl hatte, dann musste er sich eingestehen, dass er sich selbst in diese Rolle gedrängt hatte, weil Harry sich anders nicht helfen ließ, doch das war es eigentlich nicht. Plötzlich hatte er das Gefühl, sich selbst verloren zu haben.

"Was, Draco?"

"Vergiss es!...Lass mich einfach in Ruhe!...Lass mich ganz einfach in Ruhe!" Mit einem Plobb war er verschwunden.

Harry wusste nicht, wie lange er dagestanden und auf die Stelle gestarrt hatte, wo Draco verschwunden war. Er hatte seltsamer Weise keine Zweifel daran, wohin er verschwunden war. Es brauchte keine fünf Minuten, bis er sich entschieden hatte, dass er es dabei nicht belassen wollte.

Draco hatte ganz offensichtlich den Fehler gemacht, sich zu sehr nach ihm zu richten und er hatte das einfach akzeptiert, doch es lag im Grunde nicht in seinem Wesen. Draco Malfoy mochte glauben, er sei in Slytherin, weil er ein Malfoy war, doch das war Unsinn. Er war in Slytherin, weil er das Wesen eines Slytherin besaß. Mit erschreckender Klarheit fiel ihm das Lied des Sprechenden Hutes ein, als er an diesem ersten Abend in Hogwarts gewesen war:
 

In Slytherin weiß man noch List und Tücke zu verbinden, doch dafür wirst du hier noch echte Freunde finden.
 

Auch ihn hatte der Sprechende Hut nach Slytherin schicken wollen und der Grund dafür waren sein Drang sich zu beweisen und die Fähigkeit, Größe zu erlangen und genau diese beiden Wesenszüge waren für Draco typisch und eins musste man ihm lassen. Er vereinte alle Eigenschaften, die der Sprechende Hut an Slytherin gepriesen hatte, selbst den ungebremsten Ehrgeiz und die Machtgier eines richtigen Slytherin und vieles davon verweigerte er sich im Moment selbst - seinetwegen. Einen Moment lang fragte er sich, was geschehen wäre, wenn er nicht nach Gryffindor gekommen wäre, sondern der Hut seiner Eingebung gefolgt wäre und ihn nach Slytherin geschickt hätte.

Harry musste sich die ehrliche Frage stellen, ob dann nicht doch am Ende Draco Malfoy sein bester Freund geworden wäre, auf welche Art auch immer. Inzwischen war der Umstand, dass Draco an seiner Seite war, selbstverständlich geworden. Sie hatten sich auf eine Art aneinander angepasst, die sich im Grunde nicht mit ihrem Wesen vereinbaren ließ, denn ein echter Slytherin konnte kein Gryffindor sein und ein Gryffindor vermutlich genauso wenig ein echter Slytherin. Er nahm Dracos Hingabe als Selbstverständlichkeit hin, so wie er es bei all den anderen tat, ohne dass ihm bewusst war, dass es dabei nur um Harry Potter ging.

Das was Draco tat, war aber nicht selbstverständlich, denn es ging nicht um Harry Potter, den Namen, sondern um ihn, ganz allein um ihn, den Jungen, der er schon fast nicht mehr war. Das durfte nicht selbstverständlich sein und er ahnte, was er hatte sagen wollen. Draco fühlte sich benutzt und heute hatte er ihn unschön zurückgewiesen. Auch, wenn Draco sich selbst in diese Position manövriert hatte, durfte das für ihn nicht selbstverständlich sein und er hatte nicht das Recht, ihm weh zu tun.

Nur einen Augenblick später apparierte er in den Schlafsaal der Slytherinsechstklässler. Es war kalt und dunkel, doch er wusste trotzdem, dass er da war.

"Soll ich dir etwas erzählen?" Ein blöder Anfang und er bekam keine Antwort, doch das war ihm gleich. Er musste das jetzt sagen.

"Es ist ein Geheimnis, das keiner kennt!...Niemand, außer Dumbledore und mir!...Vier Jahre lang hab ich mich dafür geschämt!" Eine längere Pause unterstrich, dass es ihm nicht leicht fiel, weiter zu sprechen. "...kannst du dich an die Auswahl erinnern?...An den sprechenden Hut?...Ich hab furchtbaren Schiss gehabt und war vollkommen runter mit den Nerven, denn ich hatte nur einen Wunsch!...Ich wollte nicht nach Slytherin...nicht in das Haus, aus dem so viele schwarze Magier kamen!...Ich weiß, dass ich sonst hierher gekommen wäre, weil mein Ehrgeiz, wohl ziemlich grenzenlos ist! Er wollte mich wirklich nach Slytherin schicken und hat es nicht getan, weil ich es nicht wollte...Aber das ist nicht das wichtigste!...Heute habe ich es zum ersten Mal bereut, dass ich eine andere Wahl getroffen habe...denn ich glaube, sonst könnte ich besser verstehen, wie du dich fühlst! Aber ich bin kein Slytherin geworden...und ich darf nicht erwarten, dass du den Gryffindor spielst, denn das passt nicht zu dir!....Ich will nicht, dass du dich benutzt fühlst Drac, egal, wie es dazu gekommen ist...Verzeih mir!"

"Du in Slytherin?" Kam es leise aus der Dunkelheit.

"Lächerlich, was?"

"Nicht wirklich, nur irgendwie unvorstellbar!" Ein leises Lachen war von Harry zu hören. Plötzlich stand Draco hinter ihm. Er berührte ihn nicht, doch Harry spürte es trotzdem.

"Hör auf dich meinetwegen zu verbiegen. Es reicht mir schon, dass es der Rest der Welt meistens tut! Du bist kein Gryffindor...und du wirst es niemals sein!...Du bist Draco Malfoy...ein Slytherin...und das ist genau richtig so!"

"Hast du ne Ahnung, was das bedeutet?"

Harry drehte sich zu ihm um. "Das ist mir gleich!"

"Bin gespannt, ob du das auch noch sagst, wenn dir Weasley und Granger ins Gewissen reden!"

Harry würde Draco nicht sagen, dass er sich darum wahrscheinlich niemals Gedanken machen musste und entgegnete: "Vielleicht wäre ich ja in Slytherin doch besser aufgehoben!"

"Warum?..."

"Du weißt nicht mehr, was er damals über Slytherin gesagt hat, oder?"

"Das hat mich eigentlich auch nie interessiert!"

"Dann hast du Pech gehabt!"

"Was hast du vor, Harry?"

"Ich weiß es nicht!....Ich hab keine Ahnung!" Das war gelogen, doch Harry wusste, dass er Draco da niemals mit reinziehen würde.

Er lehnte sich nach vorn und spürte, wie Draco ihm die Arme um die Taille schob und ihn an sich zog.

Draco ahnte, dass er nicht die Wahrheit sagte, doch Harrys Vortrag über ihre Häuser hatte ihm eins klar gemacht, er würde niemanden in Gefahr bringen und genau das versuchte er gerade. Es würde sich zeigen, ob er damit durchkam.

Draco zog Harry in der Dunkelheit fester an sich und fragte sich, was geschehen war. Etwas hatte sich verändert. Er konnte nicht sagen, warum er diesen Eindruck bekam, doch er wusste, dass es so war. Es war, als habe Harry plötzlich all seine Zweifel hinter sich gelassen und das beunruhigte ihn, doch er hatte keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn Harry hatte anderes im Sinn und er musste nicht lange nachdenken, um seinen Kuss zu erwidern. Wenn es das war, was die seltsame Leere in seinen Augen vertrieb, dann war Draco egal, was zuvor geschehen war.
 

Es war mitten in der Nacht, als Harry sich rührte. Vorsichtig langte er nach seinem Zauberstab, den er auf dem Nachtschrank neben Dracos Bett liegen hatte, und verpasste Draco einen Zauber, damit er nicht merkte, wie er aufstand. Er hatte versucht zu schlafen, doch er fand keine Ruhe.

Die Erkenntnis, dass er so schnell wie möglich handeln musste, um weitere Opfer zu vermeiden, trieb ihn an. Er wusste, dass er mit dem Zeitzauber schon viel zu viel Zeit vergeudet hatte.

Die Dunkelheit in den Schlafsälen der Slytherins war undurchdringlich. Harry stieß an den Stuhl neben den Bett und fluchte leise, denn auf dem steinernen Fußboden hier machte das einen Heidenlärm. Er war froh, dass er Draco mit diesem Zauber belegt hatte.

Harry beschwor einen Lumos herauf. Er musste seine Sachen zusammensuchen, die auf dem Boden verstreut lagen. Schnell zog er sich an, denn einmal aus dem warmen Bett heraus wurde es trotz der warmen Frühsommertemperaturen draußen ziemlich kalt.

Sein Blick blieb an Draco hängen, der fest schlief. Im Reflex beugte er sich zu ihm und gab ihm einen Kuss.

Draco war ein weiteres Problem, mit dem er sich auseinandersetzen musste. Er brauchte eine sichere Alternative zu Hogwarts, wenn er sich an die Ausführung seiner Pläne machte. Resigniert ließ er den Lumos erlöschen. Hatte er zuvor schon geglaubt Probleme zu haben, so wusste er, dass das jetzt erst recht der Fall war. Mit einem Plobb verschwand er nach oben in die Bibliothek und ohne noch lange darüber nachzudenken, begann er wieder in dem Buch über Zeitfallen zu lesen, diesmal da, wo es darum ging, wie man ein Lebewesen oder einen Gegenstand aus dem Zeitstrom riss, denn ihm war klar geworden, dass das für Draco der sicherste Ort war und er sich dann keine Sorgen machen musste, dass er nicht in Schwierigkeiten steckte.
 

Leider stellte er sehr schnell fast, dass das bei weitem schwerer war, als umgekehrt. Selbstsicher hatte er ohne lange zu fackeln eine kleine Maus, die er in der Küche gefunden hatte in die Zeit zurück geholt, in einen Käfig gesteckt und versucht, sie wieder mit einem Zeitbann zu belegen. Nach drei vergeblichen Versuchen hatte er ihr einen Schlafzauber auferlegt, dass sie nicht mehr ausreißen konnte, doch das änderte nichts. Er schaffte es nicht.

Frustriert sprang er von seinem Stuhl und warf ihn dabei polternd um.

<Mann, seit wann bin ich so aggressiv?...War doch klar, dass das nicht so einfach sein würde!...> Harry hob den Stuhl wieder auf und dabei fiel sein Umhang, den er irgendwann über die Stuhllehne gehängt und noch nicht wieder mit nach oben in den Gryffindorturm genommen hatte, erneut polternd zu Boden.

Irritiert zog er die Brauen zusammen.

Was war daran so schwer, um solchen Lärm zu machen?

Harry hob den Umhang auf und fand das Buch in der Tasche, dass er vor Wochen dahinein gesteckt hatte. Das hatte er vollkommen vergessen, denn seit einiger Zeit trug er den Umhang nicht mehr und apparierte auch immer öfter. Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen. Seine alten Gewohnheiten als Schüler von Hogwarts gingen langsam verloren und er entfernte sich immer weiter von seinem alten Leben. Er wusste, dass das nur von Vorteil sein konnte.

Wieder fiel sein Blick auf den Titel des Buches.

Allmacht des Wissens.

Erneut fragte er sich, was das wohl bedeuten konnte, doch er wusste, dass er nach jedem Strohhalm greifen musste, wenn er sein Ziel erreichen wollte und so suchte er sich einen anderen Platz, denn von der Kammer hatte er genug und begann zu lesen. Schon nach wenigen Seiten hob er den Kopf und starrte fassungslos ins Leere. Von einem Augenblick zum anderen war ihm klar geworden, dass er möglicherweise die Lösung all seiner Probleme in der Hand hielt, denn der Zauber, der in diesem Buch beschrieben wurde, gab seinem Anwender die Möglichkeit auf das gesamte Wissen einer anderen Person zu zugreifen und sich deren Fähigkeiten zu nutze zu machen.

Innerhalb von Augenblicken entwickelte sich ein Plan in seinem Kopf.

Er würde Snape in die Zeit zurückholen. Snape war der Lehrer, der, außer vielleicht Dumbledore, das meiste von den dunklen Künsten verstand und dann würde er sich jemanden suchen, der den Zeitzauber richtig beherrschte.

Ein Zeitbann war die beste Möglichkeit all die zu schützen, denen von Voldemort Gefahr drohte. Letztendlich würde er auch ihn selbst auf diese Weise stellen, denn Voldemort würde versuchen zu verhindern, dass jemand ihm die Macht über alles nahm, was er schon errungen hatte, vor allem dann, wenn er nicht die Möglichkeit hatte, es zu ändern.

Harry lächelte kalt. Er hätte nie gedacht, dass dieser personengebundene Siegelzauber, den er als aller erstes aus Büchern erlernt hatte, noch einmal so wichtig werden würde. Genau dieser Zauber würde es jedem anderen unmöglich machen, einen von ihm gelegten Zeitbann zu lösen. Das einzige, worüber er sich dann noch Gedanken machen musste, war, wie die Banne gelöst werden konnten, falls er starb, doch auch dazu würde er noch etwas finden.

Harry stand auf und begann auf und ab zu gehen, so unruhig machte ihn die scheinbare Lösung all seiner Probleme. Stück für Stück setzte er seinen Plan im Kopf zusammen und las dabei immer wieder den Zauberspruch in dem Buch durch, der fast so lang wie jener zum Lösen der Zeitbanne war.

Harry hätte zu gern gewusst, ob er ihn beherrschte. Leider konnte er es nicht ausprobieren, wenn er nicht eine Endeckung riskieren wollte. Irgendwann im Morgengrauen ließ er sich in Madam Pince Sessel fallen und schloss die Augen, um sich begreiflich zu machen, was er da vor hatte. Inzwischen hatte er das Buch durchgelesen und begriffen, dass sein Kopf mit diesem Zauber wahrscheinlich irreparablen Schaden davon tragen würde, doch das war ihm gleich, wenn er sein Ziel erreichte. Nun doch müde versiegelte er das Buch.

Keiner durfte irgendwie herausbekommen, was er tat. Homorfus war ein Zauber, der zur großen Gefahr werden konnte, wenn er in die falschen Hände geriet, denn immerhin gab er seinem Anwender auch die Möglichkeit alles über sein Opfer heraus zu bekommen und im Moment wäre es höchst unpraktisch, falls ausgerechnet Draco dahinter kommen würde.

Harry konnte nicht ahnen, dass die wenigsten Zauberer in der Lage waren, diesen Zauber anzuwenden. Er dachte nur daran, das Draco niemals etwas von seinem Plan erfahren durfte, denn er würde versuchen ihn daran zu hindern.

Egal, was geschah, er musste Draco vergessen lassen, was geschehen war. Das würde ihn am ehesten vor sich selbst schützen. Abgelenkt legte er Allmacht des Wissens aus der Hand. Es war eine miserable Tatsache, dass er den Zeitzauber nicht hinbekam und er hatte leider nicht die Hoffnung, es schnell genug auf die Reihe zu bekommen.

Jetzt, wo er einen Plan hatte, wollte er so wenig Zeit wie möglich verlieren. Wenn es ihm nicht gelang, den Zeitbann anzuwenden, musste er eine Möglichkeit finden, Draco die Erinnerung an das zu nehmen, was zwischen ihnen vorgefallen war, ohne zuviel von seinem Gedächtnis zu verändern und das war vermutlich schon schwierig genug, doch im Moment war er ganz einfach erledigt, und als Draco in der Bibliothek auftauchte, war er in dem Sessel eingeschlafen.

Draco stand eine kleine Ewigkeit vor dem Sessel und starrte Harry an. Das, was er ihm gestern erzählt hatte, ließ ihm keine Ruhe und er fragte sich, was ihn bei all seinen Eigenschaften als Slytherin dazu bewog, sich noch immer Sorgen um ihn zu machen. Die Antwort darauf war alles andere, als erbaulich. Das wusste er und leider scheiterte der Versuch, sich einzureden, es sei ein Helferkomplex, oder das Gefühl, ihm was schuldig zu sein. Es konnte auch nicht mit der körperlichen Anziehung zwischen ihnen zusammen hängen. Er war nicht zum ersten Mal mit jemandem zusammen, auch wenn er es in Hogwarts grundsätzlich vermieden hatte.

Es war etwas anderes. Keiner dieser fadenscheinigen Gründe hätte ihn so weit gebracht, sein Wesen als Slytherin aufzugeben. Es gab nur eine Sache, die das schaffte, eine unmögliche, die er niemals erwartet und sich niemals zugetraut hatte, doch etwas tief in seinem Herzen sagte ihm, dass es Liebe war, die ihn dazu brachte seinen Stolz zu vergessen.

Draco stellte fest, dass es eine ganze Menge kosten würde, wieder er selbst zu werden, ohne zu verlieren, was ihm im Herzen am wichtigsten war, sonst würde ihn der sprechende Hut vielleicht doch noch nach Gryffindor schicken, wenn er ihn das nächste Mal sah, falls er ihn nicht gleich von der Schule werfen ließ, für diesen Gedanken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Basilisk
2003-06-16T14:14:47+00:00 16.06.2003 16:14
Endlich die Fortsetzung *freu*!!!
Super Kapitel!!!
Bitte lass Draco nicht alles vergessen was zwischen ihm und Harry war und bitte lass keinen von beiden sterben *fleh*.
Schreib bitte schnell weiter *big smile*!!!
Von: abgemeldet
2003-06-15T18:28:43+00:00 15.06.2003 20:28
War ein tolles Kapitel:-) Schreib bitte ganz schnell weiter!
Von:  Shira-Cosplay
2003-06-15T16:29:24+00:00 15.06.2003 18:29
War ein tolles Kapitel!^^
Mach so weiter!
Naja.
Ich weiß nicht ob ich den anderen zu stimme.^^°*sich in einer Ecke verkrümel*
Ich stimme Harry zu.
Das mit den vergessen und opfern klingt zwar sehr traurig,aber vielleicht wär es richtig.
Er will ja nicht das Draco etwas passiert.
und tut dafür alles.
Naja.
Schreib weiter.
ich finds spannend.
Deine Kazumi
Von: abgemeldet
2003-06-15T15:17:39+00:00 15.06.2003 17:17
*freu* endlich geschafft. 56 Seiten in 7 Stunden macht dann 8 Seiten die Stunde. Ui man ganz schön anstrengend war aber echt gut zu lesen. Und mach bitte weiter ja??
Von: abgemeldet
2003-06-15T12:36:47+00:00 15.06.2003 14:36
Ein grosses DANKESCHön!!! Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr es mich gefreut hat zu sehen das du weitergeschrieben hast. Ich hoffe der nächtste Teil kommt wieder etwas schneller.
Kleine Anmerkung es wäre sehr lieb wenn du Harry und Draco nicht wieder trennen würdest die beiden hätten etwas Glück verdient
Von: abgemeldet
2003-06-15T11:45:24+00:00 15.06.2003 13:45
Ohhh ein schönes Chapter, auch wenns ein wenig schwermütig macht. Mensch, Harry ist so ein Sturkopf. Er darf Draco einfach nicht alleine und vergessen lassen, das darf er nicht!

Armer Draco, wie er sich dann fühlen muss, wenn Harry weg ist, denn ich glaube nicht, dass Harry es schafft, ihm die Erinnerungen zu nehmen!

Harry soll verdammt noch einmal die Finger davon lassen und sich nicht opfern!! Ich kann Ginny nur zustimmen...soll er erstmal Snape zurück holen und der weiß bestimmt, was zu tun ist. Er soll nicht immer auf eigene Faust handeln... *grrr*

Neee, Draco & Harry... sie müssen einfach zu zusammen bleiben... *schnüff*

Wow, es gibt noch einen dritten und vierten Part?? Juhu!!! Das bedeutet ja, dass es noch lange nicht zu Ende ist! *sich wie blöde freut*

*grummel* Verdammter Sankt-Ich-bin-der-Weltretter-der-Survivor-der-Junge-der-lebt-Potter... Grmpf, darüberkomme ich einfach nicht hinweg....

Ach, was noch zu sagen wäre: Ich finde Draco soooo süß... Wie er auf seine eigene Art mit seinen Gefühlen zu Harry umgeht. Und das mit der Liebe.... oh lalala.... *kichert*

Also, Draco soll bloß irgendetwas unternemen, damit Harrie dö Pod keinen Ärger macht und wehe, die beiden trennen sich... Dann gibt es Ärger! ^^ *KimRay mit Obst droht*

Also, bis zum nächsten Chap und bitte, bitte, auch wenn du noch an den anderen zwei Fanfics zu schreiben hast: Schreib super mega hyper schnell weiter!!

Die ganze Fanfic durchzieht irgendwie so eine hinterhältige, gemeine Spannung, da muss man einfach verückt werden!

Bis denne La Rabiata
Von:  Ginny
2003-06-15T09:26:55+00:00 15.06.2003 11:26
bitte Draco soll nicht vergessen was zwischen den beiden war oder ist bitte das darf einfach nicht geschehen
Harry soll jetzt erst einmal Snape zurück holen dan kann er ja weiter sehen oder? Harry soll nichts unüberlegtes machen er soll genau nachdenken was für folgen kommen werden wenn er dies und jenes macht
mach bitte ganz schnell weiter deine Ginny^-^


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