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Die Chroniken von Khad-Arza - Das Blut der sterbenden Welten

Erstes Buch
von

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Das Geistermädchen

Der Morgen war beinahe vorüber, als Simu auf seinem Weg nach Osten im Straßengraben in der Ferne ein totes Tier liegen sah. Nicht, dass tote Tiere so ungewöhnlich gewesen wären, an sich, aber im Straßengraben kam das doch eher selten vor. Schon gar nicht auf der Hauptstraße, die ins Reichskapital führte.

Der junge Mann hatte in der Nacht in einem kleinen Dorf gerastet – natürlich hatte dort auch einer der Sagals gewohnt, Simu hatte seinen Verwandtschaftsgrad zu Dasan Sagal, dem alten Oberhaupt, aber schon wieder vergessen – und war noch im Morgengrauen aufgebrochen, um möglichst zügig weiter vorwärts zu kommen. Im Dorf hatte man die Kunde von Dhimoriens Schicksal ebenfalls schon gehört gehabt und den Blonden hatte es ziemlich bekümmert. Nicht, weil er in Dhimorien jemanden gekannt hätte... aber die Vorstellung, dass die Bestienzüchter und Kannibalen aus dem Osten tatsächlich wagen könnten, auf das Zentralreich loszugehen, war unheimlich.

Genau genommen gehörte Dhimorien nur politisch gesehen zum Zentrum. Ursprünglich hatte man das Zentralreich den großen Festlandkontinenten genannt, auf dem auch Kisara lag. Ein langes Meer, das sich Schlangenmeer nannte, trennte diesen großen Massivkontinenten von einem weiteren, schmaleren Festland. Der schmale Kontinent war das geografische Ostreich. Das einzige Land auf diesem Kontinenten, das jetzt noch nicht ein Teil der Großmacht Ela-Ri war, war Tejal im Norden. Genau wie Dhimorien gehörte Tejal seit einigen Jahrhunderten zu den Verbündeten des Zentrums. Und obwohl es am weitesten entfernt von der Reichshauptstadt Vialla war, war es ein wichtiger Verbündeter. Simu war bisher noch nicht in Tejal gewesen, auch wenn es ihn interessieren würde, dieses Land der goldenen Paläste einmal anzuschauen. Seinen Vater hatte die Idee nicht sonderlich begeistert, seinen Sohn über das Schlangenmeer segeln zu lassen, und Simu wollte seine Eltern nicht in unnötige Sorge versetzen.

So dachte er vor sich hin und setzte seinen Weg über die Landstraße fort, bis er an dem vermeintlichen toten Tier im Straßengraben vorbei kam und dabei plötzlich feststellte, dass es gar kein Tier war, sondern ein in eine dreckige Felldecke gehüllter Mensch. Und der Fellhaufen zitterte, so konnte der Mensch darin unmöglich tot sein.

„Ach du liebe Zeit!“, schrie der junge Mann entsetzt und sprang in den Graben, um vorsichtig nach dem armen Schlucker zu sehen. Er zog das schmutzige Fell etwas zur Seite und erkannte mit Schrecken, dass es ein sehr junges, unnatürliche bleiches Mädchen war. Er hatte einen besoffenen Penner erwartet, der keine Heimat hatte, und selbst solche Leute verdienten so ein Elend doch nicht... aber das hier übertraf seine schlimmsten Erwartungen. „Verdammt, hey... ähm, bist du in Ordnung?“, fragte er entsetzt und versuchte, das am ganzen Leibe zitternde junge Mädchen wach zu rütteln. Es klammerte sich im Schlaf – oder ihrer Ohnmacht – panisch an das Fell, das sie sich um den ganzen Körper gewickelt hatte, und es kostete Simu ein wenig Mühe, es ihr vom Kopf zu ziehen. Nicht nur ihre Haut war unnatürlich bleich, stellte er erstaunt fest, als er hellblonde, nein, eigentlich schon fast weiße Haare zu Tage förderte. Simus eigene Haut war schon nicht sonderlich gebräunt, er war von Natur aus recht blass, aber diese Dame hier war gegen ihn Kalksteinfarben. Eigentlich noch blasser als das. Zusammen mit den hellen Haaren ließ das den jungen Mann schnell festlegen, welchem Volk sie angehörte, denn so hell, wie dieses Mädchen war, konnten nur Lianer sein.

Simu versuchte sich zu erinnern, ob er jemals zuvor einem Lianer begegnet war. Hier, auf Tharr, und erst recht im Westen des Zentralreiches, gab es so gut wie gar keine Angehörige dieses Volkes mehr. Die Lianer waren das zweite Magiervolk auf Tharr, neben den Schamanen waren sie aber schon immer eine sehr kleine Minderheit gewesen. Und ihre Magie funktionierte anders als die der Schamanen... Lianer waren Beschwörer. Sie konnten elementare Bestien beschwören, die ihrem Willen gehorchten, was viel furchteinflößender klang als es war, denn soweit der Blonde gelernt hatte, waren Lianer grundsätzlich ein friedliebendes Volk. Und normalerweise lagen sie nicht in dreckige Felle gehüllt im Straßengraben. Er kam nicht dazu, weiter zu denken, da das junge Mädchen jetzt die Augen öffnete und erstarrte, als sie ihn sah. Ihre Augen waren von einem so hellen Blau, dass auch sie beinahe als weiß durchgegangen wären.

„Bist du verletzt?“, fragte Simu die Lianerin, „Hab keine Angst, ich will dir nicht wehtun. Ich... ich möchte nur helfen, wenn ich kann.“ Sie starrte ihn nur fassungslos an und er fragte sich gerade, ob sie stumm wäre, da sprach sie; sie hatte einen eigentümlichen, ganz feinen Akzent, den er noch niemals zuvor gehört hatte.

„Danke... mir... geht es gut, glaube ich.“ Er runzelte die Stirn und sah an ihr herab.

„Sicher? Ich, ähm, sah dich hier im Graben liegen und dachte erst, du wärst ein totes Tier... hast du etwa hier geschlafen?“ Sie nickte, rappelte sich dann etwas unbeholfen wie ein frisch geborenes Kitz auf die Beine und spähte auf die momentan leere Straße. Nervös sah sie nach Osten, dann nach Westen, und hockte sich wieder zu Simu, dabei das Fell wieder um ihren Kopf zerrend, um alles außer ihrem Gesicht darunter verschwinden zu lassen.

„Bitte sagt niemandem, dass Ihr mich getroffen habt!“, wisperte sie dann schüchtern, „Es... es ist alles, was Ihr für mich tun könnt.“ Simu musste schmunzeln, weil sie ihn so übertrieben höflich im Plural ansprach; sah sie denn nicht, dass er auch nicht viel älter als sie sein konnte? Dann erst sickerte die Bedeutung ihrer Worte zu ihm durch und er runzelte die Stirn.

„Wirst du verfolgt?“ Das war nicht abwegig... Lianer wurden immer verfolgt, vor allem in dieser Gegend. Wenn dann mal welche hier waren. Es war beinahe so lange her wie Karana alt war, dass ein Mann, der sich Scharan nannte, ein Medikament erfunden hatte, das die Beschwörungshormone der Lianer unterband und sie somit entwaffnete. Das war eine ziemliche Revolution gewesen, hatte der Blonde gehört, und seitdem war es Gang und Gebe, die Beschwörer zu Sklaven abzurichten. Allerdings weniger auf Tharr, sondern mehr auf dem grünen Mond Ghia...

Das junge Mädchen zog zischend die Luft zwischen den Zähnen ein und schüttelte wild den Kopf.

„B-bitte, Herr... sprecht nicht mit mir. Ich muss fort von Vialla. Rasch.“ Er zog eine Braue hoch, als sie sich abermals taumelnd aufrappelte, und er hörte jetzt ihren Magen protestieren. Sie schien die eindeutigen Hungersignale zu ignorieren und versuchte hilflos, aus dem Graben zu kraxeln. Sie war beinahe oben, da verlor sie den Halt, stürzte mit einem verzweifelten Wimmern wieder zu Simu herunter und wurde gerade noch von ihm abgefangen, ehe sie auf den harten Grund hätte schlagen können.

„Ähm, soll ich dir nicht doch helfen?“, versuchte er es ratlos, als sie auf seinen Armen lag, aber als er ihr Gesicht zu sich drehte, waren ihre Augen geschlossen und sie wimmerte nur Worte, die er nicht verstand, vor sich hin, reagierte auf sein Rütteln nicht mehr. Offenbar war sie dabei, das Bewusstsein zu verlieren. Er verdrehte die Augen, ehe er seinen Rucksack abnahm, dabei die Lianerin vorsichtig auf den Boden legend. „Du dummes Mädchen.“, tadelte er sie dabei, „Wie lange hast du schon nichts mehr gegessen? Kein Wunder, dass dein Körper sich weigert, dir zu gehorchen.“ Er zog aus seinem Gepäck seinen Wasserbeutel und gab ihr vorsichtig zu trinken. Als sie schluckte und blinzelnd aufwachte, sah sie abermals sein Gesicht vor ihrem und jammerte.

„Oh nein... i-ich bitte um Vergebung! Ich mache Euch nur Ärger!“

„Ach was, du bist nur ein bisschen blöd, ohne Nahrung hier herum zu eiern. Komm, ich habe etwas zu essen dabei, du kannst etwas haben, wenn du magst. Bevor du noch mal umfällst.“ Sie starrte ihn entgeistert an, als er aus seinem Rucksack in Stoff eingewickelte, gepökelte Fleischstreifen zu Tage förderte und ihr entgegen hielt.

„D-das kann ich doch nicht annehmen!“, keuchte sie und er hielt ihr das Fleisch dichter unter die Nase.

„Na los doch, ich möchte kein schlechtes Gewissen bekommen, dich verrecken gelassen zu haben. Erzähl mir lieber, was du hier im Graben zu suchen hast...“ Er sah zu, wie sie jetzt doch das Essen annahm und es gierig verschlang; sie musste wirklich großen Hunger haben. Simu hockte sich auf einen Geröllbrocken im Graben und wartete geduldig, bis sie sich satt gegessen hatte. „Also?“, kam dann, „Was hast du hier verloren?“ Sie errötete und sah zur Seite, ihm das leere Stofftuch zurückgebend.

„Danke, Herr. Das Fleisch war sehr lecker...“

„Ja, hat meine Mutter gemacht. Sie ist eine gute Köchin. Was machst du hier?“ So leicht ließ er sich nicht ablenken, ganz sicher nicht. Lianer an sich waren hier in der Provinz schon selten anzutreffen. Im Südwesten der Provinz gab es ein Lianerdorf, in dem die wenigen Beschwörer, die nicht versklavt und nach Ghia getrieben worden waren, in Frieden leben konnten. Dieses Dorf anzugreifen oder die Bewohner zu belästigen zog die Todesstrafe nach sich, die letzten Beschwörer Kisaras standen unter dem Schutz des Königs persönlich.

„Ich... bin auf der Suche nach jemandem.“, gestand die Lianerin da und Simu zog eine Braue hoch.

„Im Straßengraben? Wer mag das sein, den du hier zu finden gedenkst?“ Sie zischte.

„D-doch nicht hier, ich... ich weiß... ehrlich gesagt nicht genau, wo ich ihn suchen soll. Ich bin extra nach Tharr gekommen, w-weil ich dachte... vielleicht ist er noch hier.“ Jetzt war der junge Mann schlauer als vorher.

„Dann bist du von Ghia hergekommen? Mit der Raumfähre?“ Das verblüffte ihn... erstens kostete so eine Fahrt mit der Fähre massig Geld und sie sah nicht unbedingt so aus, als hätte sie dieses Geld. Zweitens war auf Ghia die Sklaventreiberei sehr viel harscher und emsiger als sie es auf Tharr jemals gewesen war. Wenn sie von Ghia kam, war sie vermutlich ihrem Herrn entflohen... auf Ghia gab es keine freien Lianer. Und hatte es nie gegeben. Ursprünglich stammte das Volk von Tharr... alle, die nach Ghia gejagt worden waren, waren Sklaven, entmachtet von der Droge, die der König der Sklaventreiber, Scharan, erfunden hatte.

Das junge Mädchen nickte eingeschüchtert, sich wohl bewusst, dass sie zu viel preisgegeben hatte.

„Und dann bist du aus Vialla weg und hierher in der Hoffnung, wer immer dich verfolgt würde dich hier nicht finden.“, schlussfolgerte der Blonde dumpf, „Verstehe. Und das stinkende Fell?“

„Stammt von einem Abfallhaufen in Vialla...“

„So riecht es auch.“ Er grinste und sie sah errötend zu Boden. Simu streckte ihr seine Hand entgegen. „Mein Name ist Simu. Entschuldige, falls ich dich belästige.“ Sie sprang auf und nahm seine Hand, sich dabei demütig verneigend.

„N-nein, Herr! Ihr habt mir das Leben gerettet, ich stehe in Eurer Schuld! Bitte... bitte grämt Euch nicht um meinetwillen! Ich...“ Sie zögerte, ehe sie seine Hand losließ und verlegen zu Boden starrte, „Ich heiße Eneela.“

„Ist doch schon gut, du bist hier keine Sklavin, Eneela.“, sagte er zu ihr und begann dann, aus dem Graben zu klettern. „Was ist das für einer, den du suchst, Lianermädchen? Gehört er zu deinem Volk?“ Sie sah ihm nach und begann dann auch, zu klettern, dieses Mal erfolgreicher als zuvor. Als sie beide wieder auf der Straße standen und Eneela sich ihr Fell über das Gesicht zog, als ein Wagen an ihnen vorbei ratterte, lachte Simu sie aus. „Niemand tut dir was, hier in Kisara sind Lianer sowas wie eine geschützte Tierart.“

Tierart? Na, besten Dank.“, jammerte sie und er klopfte ihr auf die Schulter. Jetzt beantwortete sie seine Frage. „Sein... sein Name ist Dak Kaniy, er... ist mein Vater. Ich weiß nicht, ob er überhaupt hier ist, aber auf Ghia war er nicht und niemand wusste um seinen Verbleib...“ Der junge Mann seufzte.

„Lianer gibt es hier nicht viele. Der einzige Ort, wo er sein könnte, ist das Lianerdorf im Südwesten. Und wenn er dort nicht ist, wissen die Bewohner aber vielleicht etwas über ihn.“ Er zeigte in die Richtung, aus der er kam. „Es liegt in dieser Richtung. Frage in den Dörfern nach dem Weg, niemand wird dir etwas tun.“ Er erntete einen verunsicherten Blick von dem Lianermädchen, als er seinen Rucksack zurecht rückte und sich gerade daran machen wollte, wieder nach Osten zu ziehen. „Der Weg ist allerdings ein gutes Stück, du wirst mehrere Tage brauchen. Du könntest in meinem Heimatdorf Unterkunft finden für zwischendurch, wenn du dort sagst, Simu hat dich geschickt, wissen sie sicher Bescheid. Oder hast du selber Geld für eine Unterkunft?“ Sie schüttelte verwirrt den Kopf.

„Nein...“

„Und zu essen und zu trinken hast du auch nicht.“, erinnerte er sich und er runzelte die Stirn, als ein weiterer Wagen an ihnen vorbei fuhr, während sie am Straßenrand standen. „Hast du irgendetwas bei dir außer deiner Kleidung und diesem stinkenden Fell?“ Abermals schüttelte sie den Kopf und er schwieg eine Weile. Er war noch nicht all zu weit weg von seiner Heimat. Für den Weg würden Wasser und Vorräte reichen, aber wenn er ihr etwas abgab, würde es für ihn nicht bis zum nächsten Dorf reichen... davon abgesehen hatte er nur einen Wasserbeutel und konnte ihn schlecht teilen. Simu seufzte und wandte sich Eneela zu. „Gut, ich bringe dich nach Lorana. Das ist das Dorf, in dem ich wohne. Dann rüsten wir dich besser aus und du kannst getrost zum Lianerdorf gehen. Was hältst du davon?“

„A-aber... ich halte Euch von Euren eigentlichen Plänen ab!“, rief sie panisch, „D-das geht doch nicht...“

„Soll ich dich hier verdursten lassen? Wie gesagt, geschützte Tierart. Wenn ich dir nicht helfe, bekomme ich Ärger vom König. Auch, wenn er ein Freund meines Vaters ist... also gehen wir, komm schon! Wenn wir rasch gehen, können wir vielleicht noch in der Nacht Lorana erreichen.“
 

Karana war noch nicht lange wieder zu Hause, da bekam er unerwarteten Besuch. Die Mittagshitze war noch ziemlich stark, obwohl der Sommer schon vorüber war und der Herbst bald käme. Karana saß vor der Haustür im Schatten, zu seinen Füßen lag sein großer, schwarzer Hund und pennte, während sein Herrchen sich auf seinem Schoß eine Zigarette drehte. In seinem Rücken hörte er das Klappern des Geschirrs aus der Küche, weil seine Mutter aufräumte. Der Schamane hörte jemanden seinen Namen rufen und hob brummend den Kopf, um seinen langjährigen Kumpel Tayson zu erkennen, der daher kam.

„Was ist mit dir denn los?“, begrüßte er den Besucher, „Du hüpfst hier grinsend durch das Dorf, musst du gar nicht arbeiten?“

„Heute nicht, nein.“, sagte Tayson, der vor seinem Freund zum Stehen kam, „Na, das ist aber eine freudige Begrüßung, Zauberer! Wo hast du letzte Nacht wieder gesteckt, im wahrsten Sinne des Wortes, dass du so müde bist?“

„Schamane.“, korrigierte Karana, „Es heißt Schamane, nicht Zauberer. Merk es dir endlich, du hohler Depp!“ Er grinste jedoch bei seinen Worten, während der Hund den Kopf hob und er Tayson argwöhnisch angrinste. Als er Karanas Freund erkannte, schloss er brummend die blauen Augen wieder und schlief weiter. „Also, was ist los? Wenn du mir erzählen willst, dass Dhimorien gefallen ist, ist es überflüssig, denn das weiß ich schon.“

„Was, Dhimorien? Um Himmels Willen!“, rief der Größere entsetzt und Karana linste ihn an.

„Gut, du wusstest es offenbar nicht.“

„Ach Quatsch, ich komme, weil ich echt schräge Sachen gehört habe gestern und dachte, ich frage dich mal, du bist hier schließlich derjenige, der mit den Geistern redet.“ Karana seufzte und rückte ein Stück zur Seite, damit sein Freund sich zu ihm setzen konnte. Er steckte sich die fertige Zigarette in den Mund und zündete sie mit einer kleinen Handbewegung an, nach der aus seiner Fingerspitze eine Flamme schnellte.

„Und? Ich höre.“, sagte er und begann, seinen Hund mit dem Fuß am Nacken zu kraulen. Das Tier brummte zufrieden.

„Drüben in Kamien war der Bär los, das hättest du sehen sollen. Ich wollte gestern nach Koraggh, um mir neuen Tabak zu kaufen, die ganze Stadt war in Aufruhr und nicht nur das, auch die Straßen und alles, Koraggh hat gebrannt, ich glaube, da war eine ganz schöne Schlägerei.“ Karana starrte ihn an.

„Die Stadt hat gebrannt?“

„Ja, zumindest die vereinzelten Gegenden, in denen mal vernünftige Häuser und keine Baracken gestanden haben... du kennst ja die Gegend, die wenigsten Leute leben da in anständigen Häusern. Kamien ist eben die Provinz der ärmsten Schweine überhaupt.“

„Und jetzt sind sie schon so verzweifelt, dass sie ihre eigenen Städte anzünden? Das... ist ja unglaublich produktiv.“ Aber was wunderte es ihn, dachte er sich dazu, in Kamien löste man Probleme gerne auf unproduktive Art.

Die Provinz grenzte direkt an Thalurien, wo er selbst lebte, aber während Thalurien zum Land Kisara gehörte, war Kamien bereits Teil von Senjo, dem Nachbarland im Westen. In der Schule, auf die Karana zusammen mit Simu und auch Tayson gegangen war, waren viele Kinder auch aus Kamien gewesen, weil es in ihrer Provinz einfach keine vernünftige Schule gab. Es gab nichts dort, wenn man ehrlich war, außer trockene Felder, schlechte Ernten und missmutige, brutale Menschen, die in ihrer Armut sämtliche Tugenden über den Haufen geworfen hatten. Die meisten Bewohner waren Bauern, einige waren Handwerker. So etwas wie Politik oder Einfluss des Königs von Senjo gab es in Kamien so gut wie nicht, als abgelegenste, ärmste und unfruchtbarste Provinz des Landes war es einfach ein Ort, an den Beamte verbannt wurden, wenn sie Mist gebaut hatten, und dementsprechend motiviert waren diese Aufseher dann auch und ließen sich meistens von den grimmigen Landsleuten in die Flucht schlagen, verjagen oder gar auffressen. Es herrschten nie gute Zeiten dort, aber brennende Städte waren dem Schamanen zumindest selbst in Kamien neu.

„Ich glaube, sie machen mal wieder den Hauch an wohlhabenden Leuten fertig, den sie da haben.“, warf Tayson da ein, „Oder so, jedenfalls waren die Leute auf den Straßen ziemlich aufgebracht, die ich so gesehen habe. Hab dann schleunigst zugesehen, da wieder wegzukommen, Alter, die hatten richtige Waffen. Speere und Schwerter, die waren richtig gewalttätig. Ich dachte, ich stehe im Wald, als ich das gestern sah.“ Sein Freund zog beunruhigt an seiner Zigarette und sah in den grünen Himmel, aus dem die Mittagssonne auf sie herab knallte.

„Klingt komisch. Tangiert uns aber vermutlich nicht weiter, oder?“

„Ja, das weiß ich eben auch nicht so genau. Der größte Witz an der Sache kommt ja erst noch. Ich bin also raus aus der Stadt und wollte zurück über die Grenze, rate, wen ich rein zufällig getroffen habe.“

„Die Nutte mit den blonden Locken, die wir uns mal geteilt haben?“

„Ähm, nein...“

„Die Nutte mit den braunen Kulleraugen, die ich dir weggenommen habe?“

„Auch nicht. Ähm, derjenige hatte keine Titten, Karana.“

„Was? Verdammt, ich mach es aber eigentlich nicht mit Frauen ohne Titten.“ Tayson verdrehte die Augen.

„Mann, du Stecher, es war Loron! Unser allerbester, liebster, nettester und engster Freund, haha... der Prinz von Holia.“ Karana pustete heftig den Rauch aus seinem Mund und fing an zu lachen bei der so alten Bezeichnung. Loron, ja. Den hatte er gar nicht bedacht. Er war weder wirklich sein Freund noch auch nur annähernd so etwas wie ein Prinz. Das Dorf, von dem sein Vater zufällig selbsternanntes Oberhaupt war, Holia, war nicht viel mehr als ein weiteres Kuhkaff ohne Reichtümer in Kamien.

„Gut, Loron, was hat er gesagt?“

„Er hatte ein Pferd, ich wusste gar nicht, dass er reiten kann, dieser Penner!“

„In Senjo können alle reiten, sie sind das Reitervolk.“

„Wie auch immer, jedenfalls fing er großkotzig an zu erzählen, sie würden die Obrigkeit vernichten und alle Männer zusammensammeln, die sie in der Gegend auftreiben können, und sie würden sich holen, was ihnen zusteht. Das heißt, die ganzen Bauerntrampel in Kamien gehen jetzt voll auf die Barrikaden und basteln sich wohl sowas wie eine Armee... ich frage mich, wohin die damit wollen. In die Hauptstadt Yuron? Ist etwas weit, oder?“ Sein Freund erhob sich und warf den Stummel der Zigarette auf den Boden, wo er ihn austrat. Sobald er stand, erhob sich auch der Hund und kläffte kurz, bis Karana ihm den Kopf tätschelte. „Äh, Karana?“

„Das ist das Problem, verdammt.“, machte er nachdenklich, „Yuron ist zu weit weg und was sie wollen, ist vermutlich sowas wie bessere Lebensbedingungen. Und die haben wir in Thalurien auch.“ Tayson fing an zu lachen.

„Denkst du, sie wollen unsere Provinz angreifen? Mit Mistgabeln?“

„Mistgabeln sind furchteinflößend.“, erklärte der Schamane ernst, „Verdammt – die armseligen Sterblichen, hat Niarih gesagt. Das ist nicht gut. – Aar, bei Fuß!“ Der Hund kläffte erneut, als er an Herrchens Seite kam und der junge Mann den Kopf in Richtung des Anwesens der Sagal drehte.

Die armseligen Sterblichen werden uns zum Himmelsdonner jagen, hatte die Telepathin prophezeit. Wir sollten den Sonnenuntergang fürchten... und die Geier des Todes, die kommen werden, um uns zu blenden.

Der Sonnenuntergang war im Westen. Genau wie Kamien.

Ohne ein weiteres Wort zu seinem Freund zu sagen schritt der junge Mann davon durch das Dorf, der Hund an seiner Seite. Er wurde schneller, je weiter sich sich von seinem Haus entfernte, und ignorierte Taysons Rufen hinter sich. Er musste die Geister fragen, was sie sagten. Er war Schwarzmagier, er war der Sohn des Herrn der Geister, des obersten Vorstehers des höchsten Gremiums der Schwarzmagier in ganz Kisara. Und im ganzen Zentrum, denn kein oberster Rat in anderen Ländern war so weit oben wie der Rat der Geisterjäger, dem Puran Lyra vorstand. Die Geister hatten seinem Willen zu gehorchen und sie würden das tun, wenn er es ihnen befahl. Und er brauchte Antworten. Solange sein Vater nicht im Dorf war, musste er ihn schließlich würdig vertreten...

Im Gegensatz zu Loron war Karana wirklich ein Prinz.
 

„Was machst du denn hier drinnen? Wo ist Karana?“, wunderte Neisa sich, die in der Stube saß und auf ihrem Schoß eine Schüssel hielt, in die sie Kräuter zerkleinerte. Sie sah nur flüchtig zu Tayson auf, der gerade aus ihr unbegreiflichen Gründen zu ihr kam, und sagte nichts, als er sich seufzend neben sie auf das Sofa fallen ließ.

„Der ist weggelaufen mit seinem Hund, keine Ahnung, er war plötzlich weg.“, war Taysons Ansage, wobei er die Schultern hochzog. „Da dachte ich mir, wenn er mich schon sitzen lässt, beglückst vielleicht wenigstens du mich mit deiner liebreizenden Anwesenheit.“ Er schenkte ihr ein amüsiertes Grinsen, als das blonde Mädchen von der Schüssel aufsah, um ihn falsch anzulächeln.

„Ach, dachtest du dir also. Du kannst denken, Tayson? Das erstaunt mich tatsächlich.“

„Ach, sei doch nicht so giftig.“, riet er ihr weiterhin grinsend, „Sonst findest du ja nie einen Mann, der dich an seiner Seite haben will. Wer will schon eine Giftmischerin?“ Sie plinkerte ihn liebreizend an.

„Ein Mörder vielleicht.“

„Und du willst die Frau eines Mörders werden?“

„Ich werde die Frau eines Mannes, der meiner würdig ist. Also stehst du schon mal auf der Abschussliste, hau ab.“ Er lachte und tätschelte ihren Kopf, was sie schnaubend seine Hand weg schlagen ließ. „Lass das, ich arbeite hier, im Gegensatz zu dir Faulpelz!“ Sie verdrehte die Augen und versuchte, sich weiter um ihre Kräuter zu kümmern. Er sah ihr neugierig über die Schulter.

„Was wird denn das mal?“ Neisa lächelte.

„Ein Gift, frisch gemacht von der Giftmischerin.“ Sie schwiegen kurz. „Was war mit Kamien, Tayson? Ich habe euch draußen nur teilweise hören können.“

„Sie haben Koraggh angezündet und versammeln sich mit rasselnden... Mistgabeln, quasi. Was genau sie wollen weiß leider keiner.“

„Und was hattest du in Koraggh verloren?“

„Ich wollte Tabak kaufen. Der Tabak in Koraggh ist billiger.“

„Dafür gehst du extra unter die Ganoven von Kamien? Tapferer Tayson. Nicht, dass Loron kommt und dich vergewaltigt. Ich habe mir sagen lassen, wenn er mal keine geeignete Frau findet, die er schänden kann, nimmt er bestimmt auch einen Mann.“ Der Schwarzhaarige lachte.

„Ich fürchte mich nicht vor Loron. Du solltest das, du bist ein Mädchen. Und du bist hübsch. Und du bist Karanas kleine Schwester.“

„Loron kann mir nichts.“, entgegnete sie ungeduldig. „Karana würde niemals zulassen, dass dieser Frauenschänder auch nur in meine Nähe kommt.“

„Und wenn ich ihn auf dich hetze, aus Frust dass du mir immer den Rücken kehrst, Neisa?“, feixte er, und sie verdrehte die Augen, ehe sie ihre Schüssel auf den Boden stellte und sich die Finger rieb.

„Dafür gibt es einen simplen Grund und den kennst du. Ich werde jedem Mann den Rücken kehren, bis ich meine Blutung und mein Ritual bekommen habe. Du bist kein Schamane und hast keine Ahnung, ja, aber ich habe dir sicher schon zehnmal erklärt, dass Mädchen, bevor sie dieses Ritual hatten – das gilt im Übrigen auch für Jungen – nicht mit anderen das Bett teilen dürfen. Du hörst wohl nie zu!“ Sie lachte ihn einen Moment lang aus. Tayson war nie der Schlauste gewesen von Karanas Freunden. Er und ihr Bruder kannten sich aus der Schule und hingen oft zusammen herum. Und das junge Mädchen wusste genau, wie der Schwarzhaarige sie seit einiger Zeit ansah, wenn sie einander begegneten. Es verschaffte ihr eine befriedigende Genugtuung zu sehen, dass viele Männer sie so ansahen und sie allen arrogant den Rücken kehren konnte. Tayson eingeschlossen. Und wenn sie einst eine Frau wäre, müsste derjenige, den sie in ihr Bett lassen würde, sich schon etwas mehr Mühe geben als sie lüstern anzugrinsen und ihr Müll zu erzählen, was für schöne Augen sie doch hätte. Ein Mann musste sie faszinieren, hatte sie einmal festgestellt, als sie über ihre Ansprüche nachgedacht hatte. Er musste etwas an sich haben, das sie fesselte, das ihr auf gleichzeitig erregende und auch schmerzhafte Art die Luft zum Atmen abschnürte. Manchmal verschlug ihr Taysons doch sehr simples Gemüt auch den Atem, aber besonders erregend war das dann nicht, sondern mehr lachhaft.

„Und?“, fragte der Mann da schon fröhlich weiter, „Wer wird der Glückliche sein, dem dein Vater dein erstes Mal schenkt?“

„Woher soll ich das wissen? Frag doch Vati, wenn er vom Senat zurückkehrt, wenn du ihn so direkt darauf ansprichst, nimmt er sicher dich.“, schlug sie ihm sarkastisch vor und er war blöd genug, ihr zu glauben:

„Was, echt?“ Himmel noch mal! Was erwartete der?“

„Ja, sicherlich doch. Am besten erzählst du ihm auch gleich noch, dass du in etwa so viel Erfahrung hast wie mein Bruder und demzufolge unglaublich treu veranlagt bist. Mein Vater wird dich lieben.“
 

Der Hund schenkte Karana skeptische Blicke, während jener auf einem großen, flachen Felsen mitten in der Pampa hockte und Grashalme zwischen den Fingern so lange drehte, bis sie sich auflösten und auf seinen Schoß fielen. Ausnahmsweise schenkte der junge Mann dem Tier keine Beachtung; er wusste auch so, dass Bruder Hund genauso unruhig war wie er selbst.

Hier draußen war niemand außer ihnen beiden, dem Vater Himmel und der Mutter Erde. Karana spürte das Beben unter sich, das nervöse Zittern der Erdmutter, und das elektrische Vibrieren in der Luft über sich.. Es waren keine guten Zeichen. Die Geister waren nervös... es würden schlimme Dinge passieren.

„Sprecht mit mir, Himmelsgeister!“, rief Karana laut in den Himmel und lehnte dabei den Kopf zurück. Die Sonne blendete ihn, sodass er seine Augen mit der Hand abschirmte. „Was geschieht und was sollen wir tun?!“ Doch die Geister wisperten nur Worte in seinem Kopf, die er nicht verstand. Worte aus der Geisterwelt, deren Sprache er erst verstehen und deuten lernen musste. Das war eine Angelegenheit, die kein Lehrmeister ihm beibringen konnte. Die Worte der Geister konnte nur jeder Schamane selbst deuten. Und sich dabei irren, wenn er Pech hatte.

Karana zischte, ehe er auf die Beine sprang und die Arme gen Himmel riss, um damit ein dumpfes, zorniges Grollen hervor zu locken. Seine grünen Augen verengten sich zu lauernden Schlitzen und verärgert über seine Unfähigkeit fletschte er seine ungewöhnlich spitzen, scharfen Eckzähne, die mehr denen einer Bestie glichen als denen eines Menschen.

„Antwortet, ihr Elenden!“, grollte er, „Ich bin der Erbe des Lyra-Clans, ihr habt... vor mir zu kriechen, wenn ich es verlange, denn allein zu diesem Zweck wurde ich geboren! Geboren, um euch, die Geister, mit meinen Händen allein zu beherrschen! Hört ihr?!“ Als der Himmel ihm antwortete, tat er es auf unerwartete Weise, indem er keine Worte, sondern stattdessen Bilder schickte. Plötzlich sah Karana das Land um sich herum in Flammen aufgehen. Und während de Himmel sich zornig verdunkelte, brach die Erde zu seinen Füßen auseinander und bildete einen gewaltigen Schlund, bereit, alles zu verschlingen, was ihr nicht in den Kram passte. Der Schamane keuchte, als er die Macht der Himmelsgeister auf seine eigene, kleine Seele einhämmern spürte mit einer Wucht, die ihn fast in die Knie zwang. Er hörte die Worte von Niarih, die ihn beunruhigten, während er in der weiten Ferne des Ostens die feuerrote, flammende Sonne aufgehen sah, ein Ball aus tödlicher, monströser Macht.

„Sie werden kommen und uns zum Himmelsdonner jagen... die armseligen Sterblichen. Und wenn Vater Himmel und Mutter Erde ihren Zorn über diese Welt ergießen... kommt das Ende der Welt.“ Er weitete fassungslos die Augen, als die Erde vor ihm in Stücke zerbrach, willig, ihn genauso zu verschlingen wie den Rest von Tharr und niemals wieder auszuspucken – und in der Ferne sah er auf einem der abbrechenden Felsen seine kleine Schwester sitzen, die ihn anlächelte. Ihre verschiedenen, schönen Augen ruhten auf ihm, aber ihre zierliche Hand fuhr zu ihrer Schulter, auf der ein schwarzer Vogel saß, der eine Krähe hätte sein können, dafür aber etwas zu klein geraten war. Und Neisa sprach zu ihm, die Augen immer auf ihn gerichtet, während ihre Finger den Vogel tätschelten.

„Ich werde um dich weinen, Karanachen, wenn du in den Schatten fällst... wenn das Ende der Welt dich verschlingt.“

In dem Moment war es, dass er eine Hand auf seiner Schulter spürte, und eine einzige Berührung riss ihn zurück in die wirkliche Welt, fort von der brennenden Erde und den Geistern. Er fuhr mit einem grausigen Zischen herum zu demjenigen, der es wagte, ihn aus seiner Trance zu reißen, und wäre Niarih dabei fast an die Kehle gesprungen, die plötzlich hinter ihm war. Die Telepathin war darauf vorbereitet und trat einen großen Schritt rückwärts, ehe sie nach Luft schnappte und ihn anstarrte.

„Karana!“, rief sie, „Himmel, reiß dich zusammen, ich bin es bloß!“

„Wenn du dich noch einmal so anschleichst, reiße ich dich in Stücke!“, keifte er sie an, „Ich werde nicht... in den Schatten fallen, die Geister haben gesagt, die Maden werden knien und zu meinen Füßen um den Tod winseln, du verfluchte, elende...!“

„Ähm – bist du noch ganz dicht?“, fragte die Blonde ihn perplex und sah ihn und seine ungewöhnlichen Reißzähne an, während er sie aus vor Zorn glimmenden grünen Augen anfunkelte – dann, mit einem Mal, war es vorbei. Die Macht der Geister verblasste und Karana taumelte einen Schritt rückwärts, dabei die Augen weitend.

„Niarih!“, schnappte er dann, „Was machst du denn plötzlich hier?“ Sie zog eine Braue hoch.

„Bist du in Ordnung? Du warst eben etwas... komisch.“ Sie machte ein verwirrtes Gesicht und der Mann tat es ihr verblüfft gleich.

„Wieso komisch?“ Offenbar hatte sie keine Lust, ihm zu antworten, jedenfalls sah sie ihn eine Weile ruhig an und legte dabei etwas skeptisch die Stirn in Falten, bevor sie leise seufzte und näher kam.

„Was haben die Geister zu dir gesagt?“
 

Er konnte wenig mit dem anfangen, was er gesehen hatte, stellte er fest, als er ihr alles berichtete und sie sich dabei nebeneinander auf den Felsen hockten. Der Hund war am Fuße dessen inzwischen wieder eingepennt, Karana war aber sicher, dass er aufwachen würde, wenn etwas passierte.

„Denkst du, die Leute aus Kamien kommen und greifen uns an?“, fragte Niarih ihn dann, als sie eine Weile da gesessen und dem Zirpen der Zikaden gelauscht hatten. Der Nachmittag war bald vorüber.

„Keine Ahnung.“, gestand Karana verblüfft, „Vielleicht. Tayson lacht sie jedenfalls aus wegen ihrer Mistgabeln. Ist dein Vater zurückgekommen aus Taiduhr? Hat er irgendetwas Neues erzählt?“

„Zumindest nicht von Kamien.“, meinte die Jüngere, „Es heißt aber, der Zugang nach Dhimorien ist komplett weg, niemand unserer Späher kommt dort lebendig hin um zu sehen, was passiert. Es wird vermutet, dass Ela-Ri tatsächlich eine Streitmacht hat, die marschiert, aber wohin und ob jetzt wirklich hierher weiß keiner. Eben weil niemand nach Dhimorien kommt.“

„Was meinst du damit?“

„Na ja, sie haben versucht, mit Booten zu fahren, und alle Boote wurden versenkt. Sie haben versucht, sich zu teleportieren, aber keiner der Späher ist zurückgekehrt. Vater will jetzt runter nach Dobanjan und dort allen Posten der Familie Alarm beibringen. Wenn Ela-Ri wirklich zu uns kommt, ist es von Dhimorien aus nach Dobanjan am dichtesten.“

„Na toll, und unsere Provinz liegt nicht weit von Dobanjan.“, war Karanas Kommentar, „Ich habe kein gutes Gefühl.“ Er linste sie an, während sie beide schwiegen. Niarih war ein hübsches Mädchen und trotz der Blutschande, die sie war, kerngesund. Wenn ihr Vater nicht unbedingt verhindern wollte, dass sie eine anständige Frau wurde, hätte er sich ernsthaft überlegt, ob er nicht einfach um ihre Hand anhalten sollte. Auch wenn sie immer nur zweite Wahl sein würde, angesichts des großen Angebots fand Karana, dass zweite Wahl noch ziemlich gut war. Aber wenn er sie hätte heiraten wollen, hätte er ihren Vater fragen müssen. Und dann hätte Dasan Sagal zwangsläufig erfahren, dass seine jungfräuliche Tochter nicht mehr so jungfräulich war wie sie sein sollte, und er wäre vermutlich nicht so erfreut darüber.

Die Gedanken brachten ihn auf eine dumme Frage.

„Sag mal, Niarih... wieso will dein Vater nicht, dass du eine Frau wirst?“

„Das weißt du doch ganz genau. Du weißt, wie die Verwandtschaftsverhältnisse sind.“

„Aber das hat doch mit dir nichts zu tun, solange du nicht auch einen deiner Brüder oder Onkel heiratest... und zürnen die Geister euch nicht, wenn dir das Blutritual verwehrt wird?“

„Nein.“, lachte sie, „In den Augen der Geister existiere ich gar nicht. Ich bin ein uneheliches Kind und dazu noch eine Blutschande. Ich habe keine Rechte oder Ansprüche auf die Dinge, die sonst jede Frau bekommt. Es ist quasi die Strafe dafür, dass es mich gibt, weil es mich nicht geben sollte. Weil kein Mann mit seiner Tochter das Bett teilen sollte.“

„Und dein Vater tut es aber trotzdem. Oder hat es mindestens einmal... dann sollte doch er bestraft werden und nicht du.“

„Vielleicht, du denkst da zu sehr wie die Nichtmagier. Wir sind Schamanen, Karana. Bei uns ist das anders. Meine Eltern waren sehr großmütig, dass sie mir das Leben gewährt haben. Ich bin so glücklich, dass ich leben kann, und ich werde mich nie beklagen. Meine Eltern sind immer sehr liebevoll zu mir.“ Sie errötete und sah auf ihren Schoß, und Karana schnaubte und beugte sich etwas näher zu ihr hin.

„Ah ja. Du beschwerst dich nicht, sagst du, aber dennoch hast du mich gefragt, ob ich mit dir schlafe und dich zur Frau mache. Das ist irgendwie unlogisch.“ Sie schob sein Gesicht von ihrem weg.

„Weil ich dich gern habe, Karana. Weil ich einmal... nur ein einziges Mal, und wenn es das letzte Mal ist, einfach nur eine Frau sein wollte. Es war verboten, aber es war gut.“ Er grinste und beugte sich wieder zu ihr, dieses Mal nahm er ihre Hand, bevor sie ihn abwimmeln konnte, und küsste sie auf den Mundwinkel.

„Es war aber nicht nur einmal, Niarih... wir tun es immer, wenn du mal alleine daheim bist.“ Sie zitterte, als er ihre Wange hinauf bis zu ihrem Ohr küsste und ihr dann sanft ins Ohrläppchen biss. „Wobei hier auch niemand ist...“

„Doch, dein Hund.“, protestierte sie, ließ aber zu, dass seine Hand nach ihren kleinen Brüsten fasste und vorsichtig begann, ihre Bluse hinauf zu ziehen.

„Aar wird uns schon nicht verpetzen. Ich lasse ihn nachher ein Schweigegelübde ablegen, recht so?“

„Du bist echt ein Lüstling.“

„Und warum genau bist du noch mal hergekommen? Etwa um die Maserung der Felsblöcke zu betrachten?“ Darauf hatte sie keine Antwort und er spürte, wie sie errötete, während er ihre Bluse über ihren Kopf zog und sich dann über ihren nackten Oberkörper beugte, um ihre Brustwarze in den Mund zu nehmen. Und er fühlte sich bestätigt, als ihre Hände mit einer so überzeugend gespielten Schüchternheit nach seinem Hosenknopf griffen, um ihn zu öffnen, dass er sich wirklich etwas ärgerte, sie nicht ehelichen zu können. Sie war eine gute Frau... warum wollte er immer nur Frauen heiraten, die er nicht haben konnte?
 

Als Karana zurück nach Hause kehrte, war die Nacht über Thalurien hereingebrochen. Die Luft stand auf unangenehme, beunruhigende Weise über dem Dorf, es war eine drückende Atmosphäre, die nichts Gutes verhieß. In der Wohnstube erwartete den jungen Mann das bizarre Bild seiner Schwester, die gemeinsam mit Tayson auf der Couch saß und – ebenfalls gemeinsam mit ihm – irgendwelche Pflanzen zerrupfte und sie in eine Schüssel am Boden warf. Aar bellte und wuselte sofort um Neisas und auch Taysons Beine, ehe er zu seinem etwas verblüfften Herren zurückkehrte.

„Was ist hier denn los, wieso bist du noch da, Tayson?“, fragte er, „Und was machst du bitte mit meiner Schwester?“

„Er wollte einfach nicht gehen, deswegen habe ich ihn genötigt, mir mit der Medizin zu helfen.“, erklärte die Blonde darauf, und Tayson warf ihr einen triumphierenden Blick zu, den sie nicht zu bemerken schien und der Karana zornig machte. Schnaufend durchquerte er die Stube, schob seinen Freund zur Seite und setzte sich demonstrativ zwischen ihn und Neisa.

„Mach mal halblang, du Schürzenjäger. Neisa ist für dich tabu, das solltest du wissen.“ Das Mädchen neben ihm verdrehte die Augen.

„Ich kann auf mich selbst aufpassen, Karana. Und sei etwas leiser, Mutti ist schon zu Bett gegangen. Sie hat sich gefragt, wo du bist.“ Er sparte sich eine Antwort auf die indirekte Frage und raufte sich die braunen Haare.

„Was ist das für Zeug, das du da machst?“

„Das wird eine Salbe. Mutti schickt mich morgen nach Aduria, um Salben in die Dörfer zu bringen, die Apotheken brauchen neue Vorräte.“ Karana sah sie dumm an.

Alleine?“

„Nein.“, sagte sie mit einem süffisanten Grinsen, „Tayson begleitet mich. Da du ja nicht präsent warst, wurde er quasi zum Freiwilligen auserkoren. Vati würde Mutti häuten, wenn sie mich echt alleine aus dem Dorf lässt...“

„Und Tayson ist da die bessere Alternative?!“, fragte der Bruder empört und stierte seinen Freund an, der nur fröhlich grinste.

„Bin ich nicht ein Glückspilz, Karana? Ich darf mit deiner süßen Schwester alleine nach Aduria latschen.“

„Mach dir keine Hoffnungen.“, nahm Karana ihm sofort den Wind aus den Segeln, „Ich lasse dich nicht mit ihr alleine, du Sack!“

„Jetzt spiel' mal nicht den Heiligen hier, du bespringst hier doch alles was Brüste hat...“, entrüstete sich der Schwarzhaarige auch schon und Karana zischte und entblößte seine spitzen Eckzähne.

„Ja, ich bin ja auch der Sohn des Herrn der Geister, ich darf das.“ Tayson erwiderte irgendetwas empörtes und das blonde Mädchen neben den beiden schielte grantig herüber.

„Ich hoffe, diese inoffizielle Erlaubnis, jede Frau des Provinz zu nageln, schließt mich nicht ein, Karana.“ Sie wurde ignoriert und Karana erhob sich drohend, seinen Freund ins Auge fassend. Er mochte Tayson, immerhin waren sie Freunde... aber wenn es um seine Schwester ging, war er immer schon stur gewesen. Sie war noch ein Mädchen und kein Mann sollte es wagen, sie so ungezügelt anzustarren wie sein Kumpel es bedauerlicherweise tat. Ihm kam das Bild aus seiner Vision in den Kopf, das Bild des komischen Vogels, der auf Neisas Schulter gesessen hatte. Er wusste nicht genau, warum ihn die Erinnerung daran beunruhigte... nein, es war schlimmer als das. Es machte ihn zornig, der bloße Gedanke daran brachte sein Blut in Wallung und er wusste nicht, wieso genau, während er auf Tayson herab starrte, der auf dem Sofa saß. Plötzlich spürte er in sich das furchtbar drängende Verlangen, seinem Freund sein peripheres Interesse an Neisa einfach aus dem Gesicht zu schlagen. Jedem verdammten Sack wollte er das ausschlagen, er würde jedem einzelnen die Haut bei lebendigem Leibe abziehen, der es wagen sollte, seine Schwester auch nur anzusehen auf eine Weise, die ihm missfiel...

„Was denkst du da, Karana?“ , fragten die Geister, und er hielt für einen Moment inne. Ja, was dachte er da? Sie war seine Schwester... nicht seine Frau.

„Was ist los?“, fragte Tayson ihn verständnislos, „Ich habe sie doch gar nicht angerührt, keine Angst... Himmel, willst du mich umbringen, Karana? Reg dich mal ab, ja?“ Der Schamane kam nicht zum Antworten, weil in dem Moment die Haustür aufging und verblüffender Weise Simu herein kam. Die drei in der Stube blickten zum Flur, wo der Blonde jetzt stand, bei ihm war ein unheimlich bleiches, tot aussehendes Mädchen; allerdings konnte die Leiche gehen, was erstaunlich war.

„Simu?“, rief Neisa, „Was machst du denn hier? Ich dachte, du bist verreist?!“

„Und wer ist die Frau?“, wollte Tayson interessiert wissen, ehe Karana etwas weiteres sagen konnte. Simu kratzte sich am Kopf.

„Nanu, hier sind ja alle! Ja, ich habe meine Pläne... kurzfristig geändert, sagen wir so.“ Er schob das blasse Mädchen behutsam etwas nach vorne in Richtung Stube. „Hab keine Angst, das ist meine Familie. Niemand tut dir was. Der hier vorne ist mein Bruder Karana, das Mädchen ist meine Schwester Neisa und der Typ auf dem Sofa heißt Tayson, er ist ein Freund meines Bruders.“

„Hey, Momentchen.“, mischte Karana sich ein, als sein Bruder das fremde Mädchen so in die Stube begleitete und sie alle vorstellte, „Seit wann hast du die denn bitte?“

„Was?“, fragte Simu verständnislos.

„Seit wann du eine Freundin hast!“ Jetzt hüstelte sein Bruder und das bleiche Mädchen machte ein entsetztes Geräusch, dabei errötete es unnatürlich heftig, was bei ihrer bleichen Erscheinung echt komisch aussah. Karana musterte sie kurz. Mit den ebenfalls blassen, fast weißen Haaren und den hellen Augen machte sie das leicht als Lianerin erkennbar. Viele Lianer sah man nicht hierzulande... „Sie, ähm, ist nicht meine Freundin.“, warf Simu ein, „Sie heißt Eneela.“

„Kann sie nicht selbst sprechen?“, fragte Neisa verblüfft, und Karana setzte jetzt ein betörendes Lächeln auf, als er sich an die Fremde wandte.

„Ah, du bist also nicht Simus Freundin? Und ich dachte schon, sowas reizendes steht ihm doch gar nicht...“ Die Lianerin starrte ihn an und errötete noch heftiger, Simu schlug sich gegen die Stirn.

„Lass sie bloß zufrieden, Karana... sie ist nichts für dich. Ich habe sie zufällig getroffen und begleite sie morgen zum Lianerdorf bei Zaria. Wir übernachten nur einmal hier. Macht Platz, sie kann auf der Couch schlafen.“

„Ich wollte sowieso gehen, ich muss noch nach Thuran und arbeiten.“, schmollte Karana, „Wir sehen uns dann wohl morgen, Simu. Tayson, beweg' dich, fauler Sack! Aar, bei Fuß!“ Der Schwarzhaarige brummte, schenkte Eneela noch ein liebreizendes Lächeln und beide Männer verließen darauf das Haus; der schwarze Hund folgte Karana auf den Fuß.
 

„Arbeiten?“, wunderte die Lianerin sich, während Neisa ihre Kräuterschüssel aufhob und sich anschickte, sie in die Küche zu bringen. „W-was arbeitet er denn so spät in der Nacht?“

„In Thuran gibt es eine Kneipe.“, antwortete Neisa ihr, „Die haben mitunter auch nachts lange auf und er macht eben die Getränke fertig. Willkommen in Lorana, Eneela... ich hoffe, die Couch ist nicht zu unbequem. Wenn du magst, kannst du auch in meinem Bett schlafen, ich nehme dann Karanas... der wird vor dem Morgengrauen eh' nicht zurückkehren.“

„Ich würde ja nicht freiwillig in Karanas Bett liegen.“, machte Simu dumpf, als seine Schwester an ihm vorbei ging, und sie lachte amüsiert.

„Solange ich noch unfruchtbar bin, dürfte das ungefährlich sein... außerdem habe ich nicht vor, mich da nackt reinzulegen.“ Sie hörte ihren Bruder husten. Die Schüssel in die Küche gestellt kehrte sie zurück und sah, dass die scheue Lianerin – die tatsächlich sprechen konnte – jetzt auf dem Sofa hocke. „Ihr wollt also nach Zaria? Tayson und ich gehen morgen nach Aduria, ich muss Salben verteilen. In Zaria kommen wir auch vorbei, wenn ihr mögt, können wir zusammen hingehen.“

„Moment, Tayson und du?“

„Ja, Karana hat sich gerade voll aufgeregt, wenn er sich jetzt zusammenreißt und sich nicht komplett blau säuft, will er morgen sicher auch mit... na ja, Mutti wäre sicher erleichtert, wenn ich nicht mit Tayson alleine unterwegs wäre. Und mir wäre es auch lieber, ehrlich gesagt... du weißt ja, Sagals Augen und Ohren sind überall und der petzt dann Vati, dass ich mit Tayson alleine herum renne, und dann ist hier aber was los, sobald er aus Vialla zurückkehrt.“ Sie sah zu Eneela, die ein verwirrtes Gesicht machte. „Hab keine Angst vor uns, wir sind gar nicht so unheimlich, wie wir wirken, glaube ich.“ Was die Lianerin darauf entgegnete, machte die kleine Heilerin stutzig.

„Euer Bruder... der, der weggegangen ist, er... hat ganz schön spitze Eckzähne... e-es sieht beinahe aus wie bei... ich...“ Sie stockte und schauderte kurz, ehe sie das blasse Gesicht furchtsam zu Boden senkte. „Ich fürchte mich... vor diesen Zähnen...“ Neisa und Simu tauschten einen nichts sagenden Blick. Eneela schrumpfte in sich zusammen, und als sie fortfuhr, war ihre Stimme kaum mehr als ein stimmloses Flüstern. „Er hat die Zähne des Dämons... das Schicksal meint es nicht gut mit mir.“
 

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So. Ähm. Ist das mit Kamien kacke? oô naja noch hats ja nicht richtig angefangen, aber irgendwie, hmm óo sind Neis aund Tayson auch kacke? xD Und Eneela? xD



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Decken-Diebin
2010-08-23T12:24:41+00:00 23.08.2010 14:24
Eneela ist doch keine bedrohte Tierart! >o<
Aber so nach Komis KOmmi muss ich echt sagen, dass tatsächlich vieles glaubbarer als früher ist. Stimmt, wenn man so überlegt, in Geschichten mag das vielleicht so sein, aber wie viele Menschen kümmern sich sofort um andere Menschen, die sie irgendwo auf der Straße finden und besorgen denen dann gleich Nahrung und all den pipapo? Jetzt kommt es tatsächlich besser rüber, dass er sie nach eienr Nacht sozusagen wieder loswerden will XD
Und mir gefällt es auch, dass Eneela schon einen Kommentar zu der 'Tierart' abgibt <3 Ich finde, sie sollte an sich gut reden können, wenn ich davon ausgehe, dass sie trotzdem dieseleb Adoptivfamilie hatte, auch wenn sie nicht erwähnt wird. Drei Ziehgeschwister sollten einen wohl zum Sprechen verleiten.
Und pöh, vielleicht ist der Tabak billiger in Kamien, weil die da eh nicht so viel Geld haben... was auch keinen Sinn macht, aber hey!
Ich fand's gut, wie Kamien eingeleitet wurde oô Besser als "Hey, da drüben in Kamien wohnen unsere Schlägerfreunde! Immer wenn wir Bock auf blaue Augen und Platzwunden haben, gehen wir zu denen..." XD
So, und der Dialog mit Neisa und Tayson war auch toll <3 Ich mag die beiden zusammen nicht wirklich, deswegen finde ich es toll, dass sie ihn verarscht! xD Und der schwarze Vogel war auch top *___*
Karana und Niarih sind auch Herz <3
Und ehm. Ja, jetzt habe ich noch Kritik, haha... aber nur wegen Tippfehlern, ich denke, die Izzy übersehen hat óo

„Die Nutte mit den braunen Kulleraugen, die ich dir weggenommen habe?“
„Auch nicht. Ähm, derjenige hatte keine Titten, Karana.“

Derjenige? DIE Nutte? Vielelicht nicht doch diejenige...? XD

Sie wurde ignoriert und Karana erhob sich drohend, seinen Freund ins Auge fassend.

Das machte mir Angst! Wieso fasst Karana Tayson ins Auge? .____.
Von:  Kimiko93
2010-08-23T11:17:34+00:00 23.08.2010 13:17
Okay... okay. Fangen wir mit dem Plot an. Der allerdings direkt zur Charakteranalyse werden wird, aber hey, undwichtiges Detail.

Aalso, da haben wir erstmal Simu, der ziemlich tollig geworden ist. Schon allein, weil er nicht ganz so... Na, sagen wir... Kindergärtnermäßig rüber kommt, wie ich im letzten Kapitel schon angedeutet habe. Das war vorher ja sein einziges Charakteristikum; er ist Eneelas Kindergätner. Er ist schüchtern. Er ist Zuyyaner, der in der Gen-Lotterie ein wenig Pech hatte, sodass er aussieht wie ein normaler Mensch. Oh, und er suchte irgendwann noch nach seiner Identität, oder zumindest war das die Ausrede dafür, dass er plötzlich einfach da war.

Dieser Simu ist zwar immer noch lieb und so, aber irgendwie hat er was. Er versucht nicht gleich, Eneela zu bemuttern, rettet ihr heroisch das Leben und finanziert außedem ihre Überreise mit seinem unglaublichen Reichtum. Alles, was er für sie tut, ist ziemlich realistisch, da es halt... Nicht allzu viel ist; er rettet sie vorm Verhungern, nimmt sie kurz mit nach Hause und bringt sie dann noch schnell weg. Und er wirkt dabei nicht heroisch; ich meine 'hey, ich krieg sonst Ärger vom König, weil ich 'ne bedrohte Tierart im Straßengraben hab verhungenr lassen.' Könnte er nur sagen, weil er irgendwo noch schüchtern ist, oder um Eneela zu versichern, dass er nichts von ihr will. Egal, das Resultat ist dasselbe; er wir ein glaubbarerer Charakter und noch dazu sympathisch, da er zumindest im Vergleich zu den anderen Charakteren mit Sprechrolle bisher so als der einzige, noch zurechnungsfähige Typ rüberkommt. Was er ja letztendlich auch irgendwo ist.

Bei Eneela hatte ich am Anfang ein wenig Angst, dass ihre Geschichte zu weit hergeholt wirkt, wenn man sie nicht selbst miterlebt hat, auch wenn es selbst beim Miterleben nicht soo glaubwürdig wirkte, dass gerade ZUFÄLLIG Scharan ihre Mama, die sie ZUFÄLLIG erkennt, von eine Klippe stürzt, an der sie ZUFÄLLIG vorbeikommt. Sie dann wegrennt, entkommt, und ZUFÄLLIG von Simu gefunden wird.
So ist es besser, da sie anstatt Simu auch jeder anderer hätte finden können. Wie genau sie von den nicht existenten Lais aus der Sklaverei und auf ein Raumschiff geflohen ist, bleibt im Dunkeln, aber einfach scheint es nicht gewesen zu sein, und das merkt man ihr auch an. Und während sie sich tatsächlich wie jemand benimmt, der sein Leben in Sklaverei verbracht hat, zeigt sie trotzdem noch eine gewisse Charakterstärke, die wohl erforderlich ist, um zu entkommen ('Bedrohte Tierart? Nach, herzlichen Dank...').
Etwas kritisch ist vielleicht, wie sie auf Karanas Zähne reagiert. Ich weiß nicht, aber irgendwie scheint das zu früh zu sein...

Ja, Karana. Karana ist toll. Ein Arschloch, ein Stecher, aber er und alle anderen WISSEN das, das macht sie alle furchtbar sympathisch. Ebenso seine niedliche Beziehung zu Niarih. Klar, seine gute Seite ist sehr selektiv, aber immerhin hat er eine, das ließ in der letzten Version ja zu wünschen übrig. Aber ansonsten hatte er ja, abgesehen von seinem geilen Dialog mit Tayson, reltiv wenig zu tun.

Tayson ist auch toll, und viel glaubwürdiger, er arbeitet, er steht auf Neisa, er hat ein relativ simples Gemütz, was man früher wusste, aber es scheint den Charakteren nie so aufgefallen. Und wie er den Kamien-Plot ins Spiel bringt, wirkt auch glaubhaft, auch wenn es an dieser Stelle hilfreich wäre, ausführlichere Karten zu haben, die sämtliche erwähnte Dörfer gleichzeitig zeigen, also, Taysons Heimatdorf und den Ort, wo er und Neisa hinsollen, wie weit er von Taysons zu Hause entfernt ist, ebenso mit Korragh, und wo Tayson arbeitet.
Aber na ja, und dann noch wieso in einer bettelarmen Provinz der Tabak billiger sein soll. Aber na ja...

Du siehst, ich hab mir Neisa bis zum Schluss aufgehoben. Das hat einen Grund. ICH LIEBE NEISA! Oh mein Gott, sie ist toll. Vielleicht schon fast wieder zu toll, mit zu viel Andeutungen, ich meine... Die 'Möder'-Anspielung, die Vision mit der 'Krähe'... Kommt fast so geil wie 'ne schwarze Feder XDDD Und wie sie da sitzt und Tayson kontra gibt ('Oh, ja, Vati wird dich lieben...'), hach. Und ihn dazu bringt, ihr bei der Arbeit zu helfen. Sie wirkt viel reifer und glaubhafter und, wie so ziemlich alle, sympathischer. Kimi gefällt das!

Ich glaube, ein großer Teil des neuen Charmes kommt daher, dass sie alle nicht so wirklich heroisch wirken... Ich meine, Karana, der Stecher, Neisa und Simu, Mr. Bedrohte Tierart, die mit Karanas Bullsht klarkommen müssen, der leicht sehr deppige Tayson, und Eneela, die jeden Menschen anredet, als wäre er ihr Herr und Gebieter? Nääääh.

Oh, ich freue mich aufs nächste Kapitel. Da kommt dann wahrscheinlich Iana, und wenn nicht bestimmt Zorchen vor. Oder sonst wer neues. Hurra!



...Ich hoffe mal, der Kommi ist immer noch so lang wie der letzte ö.ö wharscheinlich nicht...
Von:  -Izumi-
2010-08-22T23:22:53+00:00 23.08.2010 01:22
Aww! *____*
Ich kann mir ja nicht helfen, aber ich mag dieses Kappi SO sehr!
Aber mal langsam;
Nicht nur Simu ist cooler geworden, Eneela auch! Und ich kann nicht einmal sagen warum, aber sie ist es.
Bzw. er vergleicht sie ständig mit einem Tier, wie fies XD
Karana und Tayson sind aber auch nicht schlecht... und haben Dreier... ähem XD
Ich musste so derart lachen ey, die sind so hart XDD
Aber Karana kann auch süß sein, ich fand das ja so niedlich, dass er Niarih so gern hat óo
Ich meine, wäre süß, wenn er sie einfach geheiratet hätte... und ihre Einstellung ist bewundernswert oô
Ah, da fällt mir noch ein, ich war ja so begeistert von der kleinen Krähe, das war die Härte XDDD
Auch gut war der Moment, wo Karana Eneela anmachen will, ich hau mir gegen die Stirn und im nächsten Satz tut Simu es mir gleich XD
Einfach cool <3
Länge war auch toll, btw. Und ich freue mich auf das Kamien-Kappi <3
Und zum Schluss, ich finde die Sache mit Kamien so auch gut, also es ist nicht unlogisch oder so, keine Sorge ^^


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