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Mnemonic Abyss

She is calling my Name
von

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Lost Letters

Wie Rin dieses Gefühl hasste, dieses Mal würde sie sich nicht umdrehen. Sollte sie doch zu ihr kommen! Schritte näherten sich, zaghaft, leise. Seltsamerweise zitterte Rin am Leibe, ihre Hände waren nass und schwitzig. Hysterisch ließ sie einen Laut von sich, als eine Hand an ihrer Schulter rüttelte.

„Beruhigen Sie sich doch bitte!“ hörte sie Take verzweifelt sagen, der gegen ihre Lautstärke anzusprechen versuchte.

Schnell fuhr sie herum, zeigte ihr leichenbleiches Gesicht. Schlagartig wurde es rot, so peinlich war das Verhalten ihrerseits gewesen. „Es tut mir leid!“

„Oh, das geht schon in Ordnung.“ Kopfschüttelend wehrte er mit beiden Händen ab, ihm war es zwar unangenehm, sie erschreckt zu haben, aber dafür musste sie sich doch nicht entschuldigen. „Sie wirken, als hättet Sie einen Geist gesehen.“

So in der Art konnte man das auch sagen. Zumindest war sich Rin sicher, dass Chiyo ihrem Enkel von dem Ausflug nichts erzählt hatte. „Könnt Ihr mich duzen?“

„Kann ich, aber nur, wenn Ihr mich ebenfalls duzt.“

Somit war es abgemacht; diese steife Art hatte nicht einmal zwischen Makoto und ihr geherrscht, obwohl die Altersspanne der beiden noch weiter auseinander gegangen war. Rin drehte sich in Habachtstellung wieder dem Fächer zu. Ob sie sich den beiden freiwillig nähern würde?

„Das ist ein altes Geschenk von einer Nachbarin.“ Take lächelte das Andenken zufrieden an; scheinbar waren schöne Erinnerungen damit verbunden.

Vielleicht waren sie doch auf der richtigen Spur; erwartungsvoll schaute Rin dem anderen in die Augen. „Kannst du mir den Namen dieser Person sagen?“
 

Makoto war auf dem Weg in die zweite Etage. Die drei Mädchen waren ja zurzeit mit ihrem neuen Spielgefährten beschäftigt; daher hatte er vorerst freie Laufbahn. Als Geist standen ihm viele Fähigkeiten zur Verfügung, zum Beispiel musste er sich keine Gedanken über Gravitation machen. Kein Wunder, die Gravitationskraft wurde immerhin aus Masse und Gewicht berechnet oder wie man so schön sagte: Aus Dichte und Wichte. Doch bevor er sich in weiteren, absurden Gedanken verstrickte, für die er den Rest des menschlichen Daseins Zeit hatte, ließ er sie einfach fallen und betrat das Klassenzimmer 2-4. Ihm war ein Gedanke gekommen, ein ziemlich seltsamer, aber er musste nachforschen, überprüfen, ob sich seine Theorie eventuell bestätigte.

Mais Tisch mit den hässlichen Worten stand in der hinteren Ecke. Sie musste wirklich verzweifelt gewesen sein, sich dieser Mädchen-Gang anzuschließen. Irgendwo tat ihm dieses Mädchen leid, besonders jetzt, wo er den Tisch genauer unter die Lupe nehmen konnte. Beleidigungen jeglicher Art waren eingeritzt, sogar welche, die er in seinem Leben noch nicht gehört hatte. Er seufzte schwer; warum taten Erwachsene nichts dagegen, ließen solche Geschehnisse einfach an sich vorbeiziehen?

Aber Mai spielte in diesem Augenblick keine wichtige Rolle, nur ihr Tisch. Wie erwartet hatte er etwas gefunden, was ihm wortwörtlich ins Auge fiel: Ein gemaltes schwarzes Auge.

„Das Miststück, das auf deinem Tisch gemalt hat…“ Ja, sie musste also auf dieser Schule gewesen sein. Warum war ihm dieser Gedanke nicht schon früher eingefallen? Er hasste solche späten Erkenntnisse.

Nun, da er nicht wusste, ob Rin ihrerseits fündig werden würde, nähme er einige Nachforschungen selbst in die Hand. Vermutlich hatte dieses Mädchen in ihrer Schulzeit auf diesem Tisch gemalt, und da es Mais Tisch sein musste, stammte diese Malerei von einer Klasse, die den Raum beim bestimmten Fächer wechselte.

Zielstrebig suchte Makoto das Klassenbuch auf dem Lehrerpult, suchte in Schubladen danach. Triumphierend klappte er das Buch auf, jetzt musste er nur herausfinden, wann und mit wem diese Klasse getauscht hatte. Tatsächlich, sein Zeigefinger berührte den Eintrag: Klassenraum 3-2.

Grübelnd dachte er nach, in welcher Etage sich diese Klasse befand. In der letzten, in die würde er jetzt gehen. Womöglich konnte er dort weitere Hinweise finden, er hoffe es zumindest.

Makoto eilte zu der dritten Etage. Im realen Leben hätte er wieder seinen schweren Atem gehört, welches ihm jetzt noch in den Ohren dröhnte. Das Leben als Redakteur und Verleger war so verdammt einseitig gewesen: Meistens hatte er seine Arbeit vom Computer aus verrichtet, abends, wenn er bereits die zweite Packung Zigaretten rauchte.

Laufen war nicht sein Ding gewesen und ein solch verantwortungsvoller Beruf hatte kaum Freizeit für Sport gelassen.

Ihm blieb die imaginäre Luft weg, als er das Klassenzimmer 3-2 erreichte. Als er das kaputte Fenster erblickte, war ihm sofort klar gewesen, dass er einst Nachforschungen in diesem Raum betrieben hatte. Er hatte das Zimmer nach Hinweisen überprüft und als er fertig gewesen war, durch das zerbrochene Glas geschaut: Auf der rechten Seite war das Mädchen in Rot gewesen. Hatte das etwas zu bedeuten? War es ihre Klasse?

Um das herauszufinden musste er schon die Klasse betreten, was er allerdings recht zögernd tat. Drinnen schweifte sein Blick einmal umher, versuchte sich an Gegebenheiten aus der Vergangenheit zu erinnern. Was hatte er hier gefunden? Sein Notizbuch und ein Samsara-Magazine.

Das Heft lag auf eines der Schreibtische, irgendwo in der Mitte. Reiner Instinkt lenkte ihn, trieb ihn dazu, den Tisch zu überprüfen, wo er das Heft damals gefunden hatte. Makoto untersuchte den Tisch genau, schaute in das untere Fach, wo Schüler und Schülerinnen ihre Schulsachen verstauen. Gottlob, er wurde fündig! Ein ganzer Stapel Samsara-Magazine befand sich darin. Nette Schulbücher, das hätte glatt sein Schreibtisch sein können. Bei ihm lagen allerdings die Hefte in der Wohnung wild verstreut.

Die Ausgaben waren etwas älter, aber relativ komplett. Makoto hatte wohl seinen größten Fan entdeckt, vielleicht sollte er die Hefte mit Autogrammen versehen. Zwar war das, was er jetzt tat reine Zeitverschwendung, aber er sehnte sich nach dem, was er in Lebzeiten mit Leidenschaft betrieben hatte. Neugierig blätterte er in den Zeitschriften; einige Stellen waren rot markiert, andere waren mit Kommentaren beschmiert.

„Hm?“ In jeder Ausgabe wurden auch die Mitarbeiter mit Foto, Name und Beitrag erwähnt, an seinem Foto waren viele Herzblätter gemalt. Aber auch niedliche Bemerkungen hatte die anonyme Person geschrieben.

Seufzend wollte Makoto die Hefte beiseite legen, bis plötzlich viele rote Briefe daraus fielen. Rote Briefe! Es musste ihr Schülerpult, ihre Magazine und ihre Umschläge sein. Wollte er dieses Briefgeheimnis tatsächlich lösen? Vermutlich waren sie so oder so an ihn adressiert, zumindest war er sich da sicher.

Makoto seufzte tief durch, runzelte mit geschlossenen Augen die Stirn. Wer war dieses Mädchen, konnte sie so stark in ihn verliebt sein, dass sie sogar nach ihrem Tod an ihn denken konnte? Noch nie waren sie sich über den Weg gelaufen, oder? Hier auf der mnemonischen Seite hatte er ihr Gesicht nur bedingt gesehen, nur ein einziges Mal…

Wie konnte er das nur übersehen haben? So ein eindeutiger Hinweis, das war, als würde man gegen eine Mauer rennen, obwohl man ununterbrochen geradeaus geblickt hatte.

Makoto steckte die Briefe ein, die würde er zur gegebenen Zeit lesen; es war jetzt wichtiger den Ort aufzusuchen, wo vermutlich alles begonnen hatte.

Rasant machte er kehrt vom Tisch, wollte zur Tür gehen. Doch da stand sie, in ihrem roten Kleid. Sie richtete ihre knochenartigen Finger auf ihn. Zum ersten Mal hörte Makoto sie sagen: „Ich habe dich gefunden.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dabi
2010-08-06T19:52:46+00:00 06.08.2010 21:52
- "„Ihr wirkt, als hättet Ihr einen Geist gesehen.“"
Ich finde nicht, als hätte das ein normaler Mensch in so einer Situation gesagt, sollte vielleicht was umgangssprachlicher sein.
- "...sein, sich dieser Menschengang anzuschließen."
du meinst glaube ich Mädchen-Gang.
- "Beleidigungen jeglicher Art waren eingeritzt, sogar welche, die er in seinem Leben noch nicht gehört hatte."
Daran glaube ich nicht XD Er ist Verleger, sagt das nicht alles über sein leben aus XD
- "Ein gemaltes Auge in Rot."
Das Auge war nicht rot.


Das mit seinem Atem war gut!
Und wie gut, nicht nur ihm lag es in den Ohren, mir selbst jetzt noch
Aber manchmal vermisst man es regelrecht irgendwann XD
Ich mochte auch die stelle als er die ganzen hefte fand und glatt dabei an sich selbst dachte, das klingt so gut XD
Ich finde es echt toll wie du Makotot darstellst, ich finde das sehr passend ^^
Ich mag es das sie aufgetaucht ist, sie ist so besessen wie alle es denken, einfach klasse XD
Gefiel mir dieses mal total gut~


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