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Wenn der Mond fällt

Die Freiheit der Wölfe
von

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Prolog

Prolog
 

Ich wusste nicht, wie lange ich hier gelegen hatte, als das grelle Licht in meinen Augen brannte. Es war nicht das schöne Licht der Sonne oder des Mondes, es war unnatürliches Menschenlicht. Ich wollte hier nicht hin, ich wollte hier nicht sein und immer wenn sich eine Hand zu mir streckte, ganz egal ob mit guten oder bösen Absichten, biss ich nach ihr und zeigte meine Zähne. Der Boden war hart und die hohen Gitter um mich nahmen mir jede Möglichkeit zur Flucht.

Bald sank ich wieder auf den Boden, müde, müde mich zu wehren in meinem sinnlosen Kampf.

Ich schätze, dass es einst eine Zeit gab, in der ich weitergekämpft hätte, in denen ich für meine Freiheit gekämpft hatte.

Erschöpft lag ich da, war es mir alles egal geworden? Mein Fell war stumpf geworden, meine Augen trüb. Ich begann zu vergessen, wurde mir manchmal gleichgültig bewusst, begann zu werden wie die anderen gefangenen Tiere. War es wirklich alles nur ein Traum gewesen, ein verzweifelter Wunsch?

Könnte ich nur einmal mit den Schwingen der Vögel zurück in die Vergangenheit reisen, noch einmal die große Freiheit genießen, zusammen mit dem Wind in die Freiheit, dort wo die Reise wirklich begann…

In Menschenhand

In Menschenhand
 

Es war einer dieser warmen Spätherbstnachmittage, an dem die Sonne ihre letzten Grüße entrichtete und die Landschaft noch einmal in matte Goldtöne hüllte. Im Wolfsgehege war es ruhig geworden, nur ab und zu unterbrach ein entspanntes Gähnen die Stille. Auch Nori, eine der jüngsten Bewohnerinnen des Geheges lag faul auf dem Rücken und ließ sich die warme Sonne auf den Bauchpelz scheinen. ‚Ich liebe dieses Leben’, dachte die die kleine graue Wölfin und blinzelte faul in das Licht.

"So könnte das Leben immer sein, nicht wahr, Nori?", fragte Mara, die weißpelzige Wölfin neben ihr, die ebenfalls den schönen Tag genoss.

"Oh ja.", antwortete Nori, zu faul um sich zu ihr zu drehen. Das Leben könnte wirklich nicht besser sein, dachte die Wölfin, unwissend was das Schicksal noch für sie bereithielt, unwissend, dass nie wieder etwas so sein würde wie zuvor, nach diesem Tag, der mit Sonnenschein und einer reichen Fütterung begonnen hatte.

"Sieh nur.", flüsterte Mara Nori zu und nun musste die faule Wölfin sich doch - reichlich unwillig - zurück auf den Bauch drehen, um zu sehen was sie meinte.

"Menschen, ziemlich viele heute.", kommentierte Nori , die sich lieber wieder voll und ganz ihrem Sonnenband hingeben würde, eher uninteressiert. Doch die gute Freundin Mara, die selten eine Sache, die sie interessierte beruhen ließ, verstand einen Wink mit dem Zaunpfahl selbst dann nicht, wenn sie mehrmals davon getroffen wurde.

"Aber das sind nicht die normalen Menschen.", erzähle Mara also skeptisch weiter. "Sie sind nicht wie die, die mit Fleisch kommen und nicht wie die, die uns nur angucken und dann weitergehen."

"Und wenn schon...Menschen sind überall, in jeglicher Ausfertigung und seltsam obendrein.", grummelte Nori müde und blinzelte den Staub aus ihren Augen, dann erhob sie sich schließlich und sprang mit mehreren Sätzen zu dem Maschendrahtzaungatter, das sie von den Menschen trennte. Wie eine Faust traf sie der Geruch eines Menschen, der einen brennenden Stängel in seinem Maul trug und sogleich lief sie wieder angeekelt zu ihrer Freundin auf den Kunststofffelsen, um die Sonne weiter zu genießen.
 

Der Mann mit der Zigarette lachte leise und freudlos, als er auf die Verladebox sah, die gerade angekommen war.

"Ich wüsste gerne, warum alle meinen, wir müssten jeden verdammten Wolf, der hier in der Gegend angeschossen wird, aufnehmen.", sagte er mehr zu sich selbst als zu den anderen, die ihn umgaben.

„Wir werden ihn erst einmal in ein einzelnes Innengehege sperren, damit die anderen sich an seinen Geruch gewöhnen.“, teilte er den Mitarbeitern dann mit und drückte mit einem Seufzen die Zigarette aus. „Solch ein russischer Wildfang ist so oder so nicht das richtige für dieses Gehege. Sie hätten ihn gleich abknallen sollen.“
 

Müde hoben Mara und Nori die Köpfe, als die Menschen weiterarbeiteten und sogar in ihr Gehege kamen, die älteren Wölfe mit langen Stecken auf Abstand haltend.

„Sie verhalten sich seltsam – sogar für Menschen.“, sagte Nori verwirrt, doch ihr fehlte der Mut sich den Menschen wieder so weit zu nähern.

„Und sie haben noch nicht einmal Futter dabei.“, knurrte Mara und drehte sich wieder auf die Seite.

Der Fremde

Der Fremde
 

Die Nacht war eingekehrt, als Nori an dem Ort erwachte, an dem sie am Nachmittag eingeschlafen war. Unruhig drehte sie den Kopf – Irgendetwas war anders, obwohl die Menschen weg waren und ihre Fährte sich langsam verlor… Nervös reckte sie die Nase in die Luft und witterte – Wolfsgeruch in der milden Nachtluft, fremder Wolf. Sie schauderte, die Witterung war frisch, aber wie sollte er hier hereingekommen sein? Wie ein Geist hing sein markanter Geruch in der Luft, er roch anders als ihre Gefährten, unbekannt und wild.

Unwillkürlich sträubte die Wölfin ihr Fell und schritt langsam vorwärts, dem Geruch entgegen, bis in die Innengehege in ihrem Unterstand. Blutgeruch mischte sich in die Witterung des Fremdlings. Sekundenlang rang Furcht mit Neugier, bis letztere obsiegte und Nori, noch vorsichtiger den Kopf um die Ecke schob, um einen Blick in den ersten Käfig zu erhaschen. Sie erstarrte, als sie die dunkle Gestalt auf dem Boden des Käfigs sah, viel größer als alle Wölfe im Gehege und sehr viel dunkler.

Gerade als die kleine Graue nach Luft schnappte, hob der Wolf ganz langsam den Kopf.

„Wo bin ich?“, knurrte er, als würde er noch an Schmerzen leiden.

„In….unserem Gehege, im Wolfspark.“, sagte Nori nach einigem Zögern, dies waren jegliche geographische Kenntnisse über die sie verfügte.

Der Fremde quittierte dies nur mit einem schmerzerfüllten Ächzen als er sich zu seiner durchaus beeindruckenden Größe aufrichtete. Der Käfig bot keine Fluchtmöglichkeit, stellte er mit einem umherwandernden Blick fest.

„Bist du neu hier…aus einem anderen Gehege?“, fragte Nori in demütiger Pose, der Wolf jagte ihr Angst ein und war dennoch faszinierend.

Auf einmal überraschte er sie erneut völlig mit einem schallenden Wolfsgelächter.

„Aus einem Gehege? Ich komme aus keinem verdammten Menschengehege.“, knurrte er nun wieder bedrohlich.

„Oh.“, erwiderte Nori weniger geistreich. Ein Wildfang, Ihre Mutter hatte ihr Geschichten erzählt, vom Leben in der Wildnis, im Eis, von blutrünstigen Rudeln…

„Du warst noch nie draußen, oder?“, unterbrach der Wolf ihren Gedankengang mit frostigem Unterton. „Man riecht es, man hört es. Du bist nichts weiter als ein Hund, der den Menschen aus der Hand frisst.“

Die Wölfin sah verwundert ob seiner Bösartigkeit auf. Er war der Fremde, es war ihr Revier, er würde sie nicht einfach beleidigen.

„Ich bin kein Hund, ich bin ein Wolf, siehst du es nicht?“, knurrte Nori nun mit deutlicher Schärfe in ihrer Stimme, gekränkt in ihrem Stolz.

„Ja, du siehst aus wie ein Wolf.“, sagte der Dunkle nun mit einem deutlich milderem Lächeln, doch Nori konnte sich der Annahme nicht erwehren, dass er sich über sie lustig machte.

„Ich bin ein Wolf.“, beteuerte die graue Wölfin erneut, „Außerdem verhältst du dich recht seltsam, wenn man sich überlegt, dass du gerade mit einer Schusswunde eingeliefert wurdest.“, zischte sie nunmehr mit zusammengekniffenen Augen.

„Das einzige, das dich noch mit deiner Rasse verbindet, ist dein Aussehen, Fähe.“, ertönte ein letztes Knurren aus dem Käfig, dann nur noch Stille.

„Fremder?“, fragte Nori unsicher in die Dunkelheit, aber sie bekam keine Antwort mehr.

Träume

Panisch zappelte Nori in den Seilen, die sich um ihren Körper geschlungen hatten wie die Netze der Spinne. Sie jaulte auf, als die Seile sich nur noch enger um sie schnürten, je heftiger sie versuchte sich zu wehren.

Nun schrie sie, schrie nach ihrer Mutter, ihren Artgenossen, nach ihrer Freundin Mara, doch kein Ton drang aus ihrer Kehle.

Ein Knall durchdrang die Stille wie aus dem Lauf eines Gewehres und zitternd sah die gefangene Wölfin in die blauen Augen des Fremden.

Ihre Umgebung hatte sich verändert, nun lag sie in dem Käfig, der fremde Wolf stand außerhalb im tiefen Schnee.

„Du siehst, du bist nur ein Hund.“
 

Mit einem Jaulen erwachte Nori aus ihrem Traum und atmete schwer. Der Traum war so realistisch gewesen, so bedrohlich… Mehrmals blinzelte sie, ‚Beruhige dich’, dachte sie und atmete die kühle Morgenluft ein. Die Sonne über dem Wolfspark war bereits aufgegangen und weckte die ersten Graupelze mit ihren zarten Strahlen, während die weiße Wölfin neben ihr noch leise schnarche, die Augen im tiefen Schlaf verdreht und die Pupillen kaum noch zu sehen.

Das Zittern nahm ab, die Wirkung des Traums verflog mit dem erfrischenden Wind, der durch das Gehege wehte, doch die klemmende Angst verblieb.

‚Der Fremde’, dachte Nori und rappelte sich auf, schüttelte den grauen Pelz. Sie glaubte nicht, dass er noch einmal mit ihr reden würde, aber etwas zog sie zu ihm, mehr als nur die vorherige Neugier. Er schien die Verbindung zu etwas neuem zu sein, etwas Wildem und Unbekannten, dass sie so noch nie verspürt hatte – Er erinnerte sie an etwas, dass sie nie erlebt hatte sondern Stoff von Welpengeschichten und sehnsüchtigen Blicken war.

Sie sah über ihre Schulter – Die restlichen Wölfe mieden das Innengehege, während der Fremde sich dort befand, er war zu…anders. Auf leisen Pfoten schlich sie hinein, aber der wachsame Wolf hatte sie schon bemerkt. Er schien genauso zu liegen, wie sie ihn verlassen hatte, müde auf die Seite gelegt. Kurz hob er den Kopf und musterte sie forschend, dann ließ er sich wieder auf den strohbedeckten Boden sinken.

„Fremder?“, sagte Nori, nicht sicher was sie sagen sollte, doch sie bekam, wie am Vortag, keiner Antwort auf die Frage.

„Fremder.“, wiederholte sie nun deutlicher, doch der Angesprochene zeigte immer noch keine Regung.

„Ignoriere mich nicht.“, knurrte die Wölfin nun wieder verärgert von den Umgangsformen dieses Wildfanges, doch bevor sie ein Tirade beginnen konnte, unterbrach sein dunkles, amüsiertes Lachen sie erneut.

„Unsere kleine Wölfin.“, knurrte er, immer noch ohne sie eines Blickes zu würdigen.

„Was suchst du denn hier?“

Nori zögerte, der Fremde schaffte es immer wieder sie zu verärgern oder zu verblüffen, wenn nicht beides zur selben Zeit.

„Ich habe Fragen.“, begann sie schließlich, „Und ich denke, dass du die Antworten hast.“

„Ach, und wie kommst du zu der Annahme?“, kam die unfreundliche Erwiderung aus dem Käfig.

Nach kurzem Zögern beschloss die Wölfin sich von seiner schroffen Art nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.

„Du bist anders als alle anderen hier, anders als ich.“, begann sie, „Du kommst aus der Wildnis – Ich möchte nur mehr über dich erfahren. Wie bist du hierher gekommen?“, fragte sie und versucht seinen starren Blick zu erwidern.

Der russische Wolf neigte seinen Kopf zu der gut verheilten Schusswunde an seinem linken Hinterlauf.

„Sie haben auf dich geschossen?“, fragte Nori weiter. „Zu uns sind die Menschen immer sehr freundlich.“

Ein verächtliches Schnauben unterbrach sie.

„Ja, sie haben auf mich geschossen, aber ich habe es noch geschafft einen von ihnen zu verletzen.“, sagte der fremde Wolf nun mit einem bösartigen Glitzern in den Augen.

„Verletzen?“ Nori schluckte. Ihre Eltern hatten ihr stets beigebracht, nie einen der Menschen zu verletzen oder gar zu töten, da sie sich immer rächen würden. Keiner der Wölfe aus dem Gehege würde einen Wärter auch nur anrühren.

„Ja, das habe ich gesagt.“, knurrte der Wolf ungeduldig. „Ich war eigentlich nur auf der Durchreise, aber die Menschen sind überall und spüren dich auf, bevor du ihre Fährte erkennen kannst.“

„Und nun bist du hier.“

„Was zu erkennen ist, ja.“, zum ersten Mal erhob sich der schwarze Wolf zu voller und beeindruckender Größe, er war noch größer als Nori erwartet hatte und vielleicht doppelt so schwer wie sie selbst.

„Ich mache nur eine kleine …Pause bevor ich wieder aufbreche.“

Verwunderung stand in den Augen der Wölfin geschrieben.

„Wie möchtest du aus dem Käfig kommen? Es ist unmöglich.“, stellte Nori fest während sie den Blick gründlich über die regelmäßigen Eisengitterstangen wandern ließ.

Er konnte die Stangen selbst mit seinen kräftigen Kiefern kaum verbiegen oder gar zerbeißen.

Der entschlossene Ausdruck in den Augen des Wolfes ließen sie erneut zögern.

„Oder?“, fragte sie verunsichert.

Wunderliche Menschen

Nori verließ das Innengehege wieder mit leisen Schritten.

Schon wieder hatte der entschieden seltsame Rüde ihr keine Antwort gegeben. Was hatte er nur vor? Die Menschen waren anders als Wölfe, man konnte sie nicht überlisten. Sie hatten Feuerstöcke… Sie schauderte. Der Wolf hatte einen von ihnen angegriffen, es war ein Wunder dass er überhaupt noch lebte. Leichtsinniger Welpe.

„Nori?“, störte ein Ruf ihre Gedanken.

„Mara.“, sagte Nori und trabte zu ihrer Freundin.

„Wo warst du?“, fragte die Weiße neugierig, und Nori überschlug im Kopf alles.

Sollte sie ihrer Freundin wirklich von dem seltsamen Fremden erzählen, von dem, was sie ihm gesagt und von ihm erfahren hatte? Sie selbst wurde von ihrem eigenen Egoismus überrascht. Sie hatte ihn zweimal aufgesucht, es war ihr Geheimnis.

„Ich habe nach ein wenig Futter gesucht. Vielleicht hatten die Wächter ja noch etwas versteckt, “ sie sah den durchaus gieren Ausdruck ihrer Freundin, „Und habe nichts gefunden.“, fügte sie also schnell hinzu, „Leider.“

„Schade.“, seufzte Mara und stupste sie verspielt an, schlug sie mit einer Pfote.

Sofort ging Nori auf das Spiel ein und stürzte sich auf ihre Freundin und balgend und knurrend rollten die beiden jungen Wölfe über den Vorhof, doch trotz allem war die graue Wölfin nicht mehr ganz bei der Sache, ihre Gedanken schweiften zu dem dunklen Wolf.

Die älteren Tiere knurrten genervt, als sie die spielenden Jungwölfe sahen und verlagerten ihre Schlafpositionen zu einem sicheren und leiseren Platz.

In den Mittagsstunden kamen wieder neue Menschen, die durch den Zaun auf die Wölfe sahen und dann über den Weg weiterschlenderten.

„Manchmal frage ich mich, welchen Sinn das hat.“, überlegte Mara laut als sie zurück auf die Menschen starrte.

„Sie kommen her, gucken auf uns und gehen wieder. Haben sie nichts Besseres zu tun, Jagen, zum Beispiel? Sie kommen nur, gehen, gucken, und zeigen manchmal auf uns.“, plauderte die Weiße weiter, doch Nori legte müde den Kopf schief, das ganze Nachdenken und Grübeln und Reden mit dem Wolf hatte sie angestrengt.

„Nun, wir jagen auch nicht, die Altwölfe schlafen den ganzen Tag nur, außer zur Fütterungszeit.“, gab die graue Wölfin selbst sehr nachdenklich zu.

„Nun…“, Mara guckte verdutzt zu der anderen Jungwölfin, versuchte ihr zu widersprechen, doch ihr fiel nichts ein.

„Riechst du übrigens auch diesen neuen Wolf?“, sagte die weiße Wölfin so schnell.

„Ja, seltsamer Geruch.“, murmelte Nori unruhig und legte den Kopf auf die Pfoten.

„In der Tat. Wahrscheinlich ist er irgendein Wildtier. Ich möchte ihn nicht im Gehege.“, zischte Mara, die Ohren angelegt.

„Nein, nein, ich auch nicht.“, sage Nori wie im Trance nickend und beobachtete einen der vielen Menschen, der mit dem Finger direkt auf sie zeigte und dann wieder in der Menge verschwand.

Misha aus dem Land des Eises

Nachdenklich und unentschlossen ging Nori vor dem Innengehege auf und ab, die Dämmerung war schon hereingebrochen und noch immer hatte sich kein Wolf außer ihr sonderlich für den russischen Wildfang interessiert.

„Wölfin.“, ertönte es aus der Dunkelheit und die kleine Wölfin hob verschreckt den Kopf. Der Fremde, dachte sie, dabei hatte er noch nie von sich aus mit ihr geredet.

„Ja?“, antwortete sie, vergewisserte sich, dass keiner zu ihr sah und lief dann zu dem Käfig.

„Was ist los? Einsam?“, konnte sich die Wölfin nicht verkneifen, aber er ignorierte den Kommentar einfach.

„Ich habe nachgedacht. Über den Fluchtplan.“

Verständnislos nickte Nori.

„Und was genau habe ich damit zu tun?“

„Du könntest mir eine große Hilfe sein, bei meinem Entkommen.“, sagte er und neigte den Kopf zu den Gitterstäben.

„Und wie kommst du auf den Gedanken dass ich dir helfen sollte?“, fragte Nori mit hochgezogenen Augenbrauen, überrascht. Vor zwei Tagen hatte er noch freiwillig kein Wort mit ihr gewechselt, jetzt fragte er sie nach Hilfe. Es erfüllte sie mit Stolz, dass gerade sie dem großen Wolf helfen sollte.

„Du bist nicht wie die anderen, Wölfin.“, sagte er mit einem Nicken, „Ich weiß ganz genau, dass du nicht für den Rest deines Lebens hier bleiben möchtest, angestarrt und ohne jegliche Abwechslung. Jeden Tag das gleiche, Schlafen, Fütterung, Schlafen. Du möchtest nicht wie die Altwölfe werden, die nur apathisch in die Ferne sehen, oder irre ich mich?“

Die Augen der Wölfin weiteten sich – War dies das indirekte Angebot, in die Wildnis zu fliehen?

„Nein, ich möchte nicht hier bleiben, aber wie kommt man hier heraus? Noch keiner der Wölfe hier hat einen Weg gefunden.“

„Wenn man nicht sucht, wir man auch nicht finden. Hier in dem Käfig kann ich gar nichts ausrichten, aber draußen, am Zaun, sollte es möglich sein zu graben. Da ich voraussichtlich erst spät herausgelassen werde, könntest du beginnen einen Fluchtweg zu graben.“, erklärte er mit einem Leuchten in den Augen. „Und dann kann ich wieder zurück in meine Heimat.“.

Die Wölfin hingegen schwieg, ihr Herz klopfte schon bei dem Gedanken an eine Flucht, ob nun vor Freude und Neugier oder vor Angst vermochte sie kaum zu sagen.

Es hieß, alles zu verlassen was sie kannte, alles zu verlieren was sie hatte – Was hatte sie hier schon? – und ein völlig neues Leben zu beginnen…

„Was ist wenn die anderen Wölfe auch alle fliehen werden? Vielleicht wollen sie auch hier raus.“, sagte sie, doch in ihrem Herzen kannte sie schon die Antwort auf die Frage.

„Die alten Wölfe? Nein, sie werden nicht mitkommen wollen.“, sagte der Wolf ernst und scharrte ungeduldig an dem Boden des Käfigs.

Wieder sah Nori lange auf den Boden des Geheges, denkend.

„Ich werde dir helfen.“, sagte sie schließlich und nickte ihm zu.

„Sehr gut. Wie ist dein Name, Wölfin?“

„Nori, und ich…“

„Sehr gut, Nori, ich danke dir für deine Hilfe.“, sagte der Wolf mit einem Wolfslächeln, das in Anbetracht der scharfen Zähne eher bedrohlich als freundlich wirkte.

„Ja, aber…“

„Mein Name ist Misha. Misha aus den russischen Wäldern.“, knurrte der Wolf und wieder wanderte sein Blick in die unendliche Weite, in der auch seine Heimat liegen musste, während Nori schauderte

Das Rudel

Die kleine Wölfin fluchte, als sie wieder aus dem Gehege ging. Als sie mit dem Wolf geredet hatte, hatte sie sich alles großartig, einfach und neu vorgestellt, nun stand sie schon vor dem ersten Problem. Wie sollte sie in einem kleinen Gehege mit einem großen Wolfsrudel unentdeckt einen Fluchtweg graben? Auch die Wärter könnten es bemerken und Vorkehrungen treffen… Mit einem Seufzen ließ Nori sich zu Boden fallen und blieb liegen, denkend.

Sie lag eine ganze Weile so, ohne dass sie einen klaren oder vernünftigen Gedanken fassen konnte, dann begann die Fütterung und eilig trabte sie in Richtung des verlockenden Duftes.

Das ganze Wolfsrudel hatte sich bereits um die letzten Fleischstücke geschart und ein alter Wolf knurrte wütend als sie näher kam, weshalb sie beschloss nur ein kleines Stück am Rande zu schnappen und sich mit diesem neben ihre Freundin zu legen.

Lustlos kaute sie auf dem zähen Stück herum
 

„Du erscheinst mir nicht sonderlich begeistert.“, kommentierte Mara mit einem skeptischen Blick.

„Schlecht geschlafen.“, murmelte Nori leise und kaute weiter auf dem Fleisch herum, das Gesicht leicht von ihrer Freundin abgewandt.

Bald hatten auch die letzten Wölfe ihr kleines Mahl beendet und legten sich erneut zu Ruhe, auch die Jungwölfinnen gesellten sich in ihre Mitte.

„Der neue Wolf ist ein gefährlicher Wilder. Er passt nicht in unser Rudel.“, eröffnete gleich Tarr, ein ruppiger Timberwolf das Gespräch.

„Er riecht nicht gut, er riecht nach Blut.“ „Wieso ist er in unser Gehege gebracht worden?“ „Er stammt noch nicht einmal aus einem Zoo.“, kommentierten gleich weitere Wölfe eifrig, nur Nori schwieg und sah zu den anderen Wölfen. Ihr Fell kribbelte und sie fürchtete, dass die anderen ihr Geheimnis gleich in ihren Augen lesen konnten, so beobachtete sie nur schweigend die anderen Wölfe. In ihren Worten, ihren Gesten war Abneigung geschrieben.

„Nun, wir kennen ihn noch nicht.“, brachte die Graue also schüchtern ein und sogleich richteten sich alle Blicke auf sie.

„Nein, und man kann niemals sicher genug sein. Er ist aus dem wilden Land, in denen Wölfe sogar Menschen anfallen.“, knurrte Tarr.

„Ja.“, nickte Nori eifrig, ihr ganzer Körper hatte sich unter den Blicken versteift und sie entspannte sich erst wieder, als der alte Timber die Aufmerksamkeit des Rudels wieder auf sich zog.

Doch irgendeine Regung oder Hoffnung, oder einfach nur Dummheit, brachten sie dazu, noch etwas zu sagen.

„Aber, vielleicht wollten wir ja alle einmal die Welt außerhalb der Gehege sehen?“, fragte sie.

Nun sahen sie erneut alle an, diesmal mit vor Überraschung aufgerissenen Augen. War in ihnen auch Sehnsucht zu erkennen? Sie wusste es nicht, wagte es auch nicht mehr sich weiter zu rühren.

„Dort draußen leben mehr Menschen, als es jemals Wölfe gab. Es ist kein Platz für uns, wir würden nicht lange überleben. Wie stellst du dir das vor?“, knurrte eine ältere Wölfin, deren Pelz um die Nase herum bereits schlohweiß war.

„Wir sollten dankbar sein, dass wir hier überleben dürfen.“, sagte ein anderer Wolf.

„Das Leben hier ist gut für uns. Dort draußen werden wir sterben.“

Während das Rudel weiter diskutierte senkte Nori traurig ihren Kopf. Wieso waren sie alle dagegen? Sie musste es alleine schaffen, zumindest sie würde nicht bis zu ihrem Lebensende in dem Gehege bleiben. Leise erhob sie sich und schlich sich davon, als ihre gute Freundin zu ihrer Seite auftauchte.

„Was sollte denn das werden?“, fragte sie skeptisch und musterte ihre Freundin mit zusammengekniffenen, misstrauischen Augen.

„Ich dachte nur… hast du dich noch nie gefragt wie es dort draußen aussieht?“, fragte Nori und blickte nach oben, in den mittlerweile dunklen Himmel, der von einem fast vollen Mond erleuchtet wurde.

Die weiße Wölfin schien nachzudenken, dann folgte sie Noris verträumtem Blick.

„Meine Mutter kam von draußen.“, sagte sie schließlich und lächelte leicht in Erinnerung an ihre Mutter. Sie war weiß gewesen, wie auch ihre Tochter, hatten die anderen Wölfe erzählt, doch nachdem sie in das Gehege gekommen war, war sie bald gestorben. Zu früh, als dass es Altersschwäche hätte sein können, hatte die graue Wölfin erst viel später bemerkt.

„Sie wollte, dass ich hier aufwachse. Weil es da draußen keine Zukunft mehr für uns gibt.“, sagte Mara und wandte den Kopf ab. „Aber natürlich frage ich mich was da draußen ist, wenn ich den Mond sehe…“,

Die Jungwölfinnen schwiegen beide und sahen zu dem großen, weißen Mond. Auf einmal waren sie alten Instinkten ganz nahe, die noch in ihnen schliefen, doch die Wölfe in der Gefangenschaft hatten das Heulen bereits verlernt.

Es kommt anders

Nori lag auf der Seite, doch sie konnte und wollte nicht schlafen. Sie hatte die Aufmerksamkeit aller Wölfe auf sich gelenkt, aus der Hoffnung sie wollten vielleicht mit ihnen gehen, doch sie war enttäuscht worden und hatte sich zudem selbst mehr Probleme bereitet. Jetzt würde es noch schwerer werden einen Fluchtweg zu bauen.

Kein Wolf rührte sich mehr, als sie aufstand und unruhig an dem Zaun entlang lief. Masche für Masche verfluchte sie ihn, kratzte einmal wütend über die kalte Oberfläche. Nur dieses kleine Stück trennte sie von der Freiheit.

Graben. Aber wo? Sie überlegte, gab es überhaupt einen Platz an dem es niemand Bemerken würde? Nachdenklich schweifte ihr Blick über das Gehege. Nichts besonders, Grasfläche, das Innengehege, zwei Bäume und ein kleiner See, natürlich von den Menschen gemacht, in dem man sich im Sommer abkühlen konnte.

Betrübt trottete die kleine Wölfin weiter, scharrte hier und da, bis sie an das dichte Dornengestrüpp kam. Ihr Herz machte einen Satz, eine Alternative hatte sie nicht, aber in diesem Gestrüpp konnte sie anfangen zu graben, ohne dass das Loch zu schnell bemerkt würde. Rechtzeitig vor den großen Herbstgewittern, dachte sie und kroch mit zusammengekniffenen Augen in die Dornen, die sich gleich in ihrem Pelz verhakten. Keiner war ihr gefolgt, so setzte sie vorsichtig die Pfoten auf die Erde… Und hielt inne. Noch konnte sie sich alles anders überlegen…Nein. Mit neuem Starrsinn begann sie zu graben, und sie grub die ganze Nacht, bis ihr die Pfoten schmerzten. Das Loch war bereits sichtbar, aber noch zu klein für sie. Sie beschloss sich von dem Dreck zu reinigen, bevor sie sich wieder schlafen legte.

Am kleinen See sah sie zu dem Himmel, der Mond war von Wolken verdeckt. Der Regen darf nicht so früh kommen, dachte Nori besorgt. Dann wurden die Wölfe in das neue Wintergehege gebracht. Er soll sich noch Zeit lassen, wenigstens ein paar Tage…

„Was für eine kühle, wolkige Nacht…“, kam ein Knurren aus der Dunkelheit hinter ihr und ließ sie herumwirbeln. Kaum Licht fiel auf die Erde und sie konnte sich nur am Geruch orientieren… Tarr, der Timber.

„Ja. Ziemlich kalt, heute…“, sagte Nori schluckend und trat unwillkürlich einen Schritt zurück in das kalte Wasser.

Der schwarze Wolf war in der Nacht so gut wie unsichtbar, nur die gelben Augen waren trüb zu sehen. Er war völlig selbstbewusst, sie roch keine Angst, doch er musste ihre riechen…

‚Bleib ruhig…’, dachte die kleine Wölfin und zog ihre Pfote aus dem Nass.

„Ich konnte nicht schlafen, es muss an dem Geruch von dem Neuen liegen. Es macht mich nervös. Warum bist du noch wach?“, fragte sie mit einem Nicken in seine Richtung. ‚Zeige keine Angst, dann kann er nicht zubeißen…’

„Menschen waren im Gehege. Sie haben Mara mitgenommen.“, sagte er und sah zu den anderen schlafenden Wölfen.

„Was? Wieso sollten sie sie mitnehmen?“, Noris ganze gespielte Kühnheit schwand mit einem Mal ob dieser Nachricht. „Sie hat nichts getan, keinen Menschen gebissen, und…“

Sie wartete auf keine Antwort seinerseits und sprintete zu dem Schlafplatz, an dem sie sie zurückgelassen hatte.

Menschengestank hing noch in der Luft, doch er verflog schon mit der kühlen Luft und mischte sich mit der verblassenden Witterung ihrer Freundin.

„Sie haben sie geholt, sie ist weg…Warum bist du nicht früher gekommen?“, knurrte sie und wirbelte zu dem schwarzen Wolf herum, der ihr gefolgt war.

„Beruhig dich, die Menschen werden ihr nichts tun, sie waren immer gut zu uns, sie geben uns Futter, eine sichere Heimat.“

Sie wollte ihm entgegenschreien, dass sie sie nur einsperrten und sie gefangen hielten, doch ihre Gedanken waren zu aufgewühlt Der Fremde und ihre Pläne gerieten in den Hintergrund, als sie am Zaun auf und ab lief, die Nase am Boden, versuchend, eine Spur aufzunehmen…

Langsam und schwerfällig erhob sich die Sonne über den Horizont, erleuchtete matt den Platz an dem Mara und Nori so of gemeinsam gelegen hatten und nun verlassen da lag.

„Mara.“, fiepte Nori und ließ müde den Kopf auf die Pfoten fallen, während sich ein tumbes Gefühl der Leere in ihr ausbreitete. Schuldgefühle stiegen in ihr auf, sie hatte sie alleine gelassen, sie hatte sie nicht eingeweiht...

"Bitte, komm zurück zu mir..."

Ein Sturm zieht auf

Die Tage kamen und gingen für Nori übergangslos, während sie auf dem Platz lag, den sie so oft mit ihrer Freundin geteilt hatte. Manchmal glaubte sie, sie würde sie vergessen, ihre gute Laune und die freundlich strahlenden Augen, dann lief sie wieder ängstlich auf und ab, doch der Geruch verschwand immer mehr. ‚Bis ich sie vergessen habe’, dachte sie dann wieder panisch und begann wieder mit dem nervösen auf und ablaufen. In dieser Zeit begann sie den Fremden beinahe zu vergessen, der immer noch nicht in das Außengehege gelassen wurde.

Doch eines Tages, weiter im Herbst, während sie wieder rastlos durch das Gehege streifte, als könnte sie die weiße Wölfin irgendwo finden, fand sie den Dornenstrauch unter dem sie gegraben hatte.

Die Menschen hatten ihre Freundin geklaut, sie musste weg von hier. Sie hatte die Hoffnung aufgegeben, dass sie Mara wieder zurückbringen würden, sie hatte Angst vor den Menschen. An dem Abend begann sie weiterzugraben und redete auch wieder mit Misha, dem sie die ganze Geschichte erzählte.

Er meinte, er hätte es nicht anders erwartet, die Menschen waren Mörder, sie mochten keine Wölfe und er bekräftigte sie nur noch in ihrem Beschluss.

An dem Abend, wollte sie wieder zu der Hecke gehen, als sie eine bekannte Stimme hinter ihr überraschte.

„Tarr.“, sagte sie verwirrt und wendete den Kopf zu dem Rüden.

„Nori, du bist so…verwirrt, seit sie weg ist.“, sagte er mit einer mitfühlenden Stimme, doch die Wölfin beachtete ihn nicht wirklich.

„Sie heißt Mara.“, sagte sie und ging ein paar Schritte weiter, seine Anwesenheit war ihr unangenehm. Ahnte er etwa etwas…?

„Nun, vielleicht wirst du sie irgendwann wieder sehen wie damals…Und falls du doch reden willst, kannst du gerne zu mir kommen.“ Mit den Worten verschwand der Timber wieder in der Dunkelheit.

Ein Zittern wanderte durch das Fell der Wölfin Was wusste er? Wie viel wusste er? Er war ihr unheimlich. Sogar deutlich mehr als unheimlich.

Ihr Unterfangen begann ihr noch unmöglicher vorzukommen. Die Faulheit der Wölfe war ihr Vorteil, sie würden nicht weit herumgehen oder gar suchen, jetzt, wo nur noch Altwölfe außer ihr im Gehege waren.

‚Mara.’, brannte sich der Name ihrer Freundin wieder in ihr Gedächtnis. ‚Ich werde dich niemals vergessen.’

Wild entschlossen lief sie weiter zu dem Platz, an dem sie grub, grub und darüber all die düsteren Gedanken, Schuldgefühle und Ängste vergessen konnte.

Erschöpft und schmutzig kehrte sie kurz vor Sonnenaufgang zurück, um sich zu waschen und die letzten Stunden an Schlaf zu nutzen.

Sie sah in das stille, unbewegte Wasser des Teiches. Ihr Spiegelbild war von dem verspielten und ungeschickten Welpen zu einer langbeinigen, graupelzigen Fähe geworden.

War sie das wirklich? In ihren Augen war sie dumm und unvorsichtig gewesen und ohne ihre beste Freundin schien sie nur noch die Hälfte ihrer selbst zu sein, die andere, freudige und verspielte Hälfte war mit ihrer Freundin verschwunden.

Sie wusste nicht, wie lange sie noch so vor dem Wasser stand, die Gedanken in Müdigkeit erlahmend und abschweifend, als sie von dem Tümpel nach oben, in den Himmel sah. Der Wind zauste ihren Pelz, der bald wieder zu dem warmen, langen Winterpelz wachsen würde und ein Tropfen fiel der Wölfin auf die Nase.

‚Dunkle Wolken’, dachte Nori. ’Der Sturm zieht auf’.

Der Wettlauf gegen die Zeit hatte begonnen.

Das Vergessen

Wer ist dieser Tarr?“, knurrte Misha ungeduldig. Nori konnte genau sehen, dass sein ganzer Körper nur auf Bewegung wartete, auf eine Chance zu rennen, zu kämpfen und zu entkommen. Er schien von seinem Kopf bis zu der Rute mit Energie gefüllt.

„Nur ein Wolf aus dem Rudel. Er mag dich nicht, “ „Niemand mag das“, „aber er ist aufmerksamer als die anderen. Ich glaube er beobachtet mich. Ich finde ihn unheimlich.“

„Meinst du, er würde dich aufhalten, wenn du fliehst?“, fragte Misha nachdenklich, und beäugte Nori.

„Nun, ich denke er hätte keinen Grund dazu, eigentlich dürfte es ihn nicht interessieren.“, sinnierte die kleine Wölfin, doch wirklich sicher war sie sich nicht.

„Nun, dann musste du aufpassen. Wie weit bist du mit dem Graben?“

„Ich würde durch das Loch passen, du nicht.“, bemerkte Nori mit einem Seitenblick auf den massigen Körper, „Die Wolken haben sich zusammengezogen. Es wird bald anfangen zu regnen, dann werden wir weggebracht und alles war umsonst. Und der Gang wird kaum mehr nutzbar sein, mit so viel Schlamm…“

So diskutierten und redeten die Wölfe eine ganze Weile, und je länger sie nachdachten, desto klarer wurde ihnen, dass der ganze Plan mehr vom Zufall als von ihrem Geschick abhing.

Alles schien gegen sie zu arbeiten, die Menschen hatten Misha immer noch nicht freigelassen, das Gewitter würde bald kommen und Tarr wurde zum Risiko für die beiden.

Die nächsten Tage wurden für Nori zur Zerreißprobe, immer wieder lief sie zu dem Loch, schüttelte den aufdringlichen Timber ab, grub und redete mit Misha.

Was wäre, wenn die Menschen nicht rechtzeitig kämen um den Wolfs herauszulassen?

Was wäre, wenn die Regenfälle zu früh einsetzen würden?

Was wäre, wenn Tarr sie aufhalten würde?

Was wäre wenn…

Nacht auf Nacht brach Nori vollkommen erschöpft zusammen, alleine auf der Wiese.

Vielleicht sollte sie hier bleiben, für Mara. Aus der lustigen, optimistischen Jungwölfin war eine Maschine geworden.

Schlafen, fressen, graben, schlafen fressen, graben…

Ihre Gedanken begannen sich im Kreis zu drehen.

Müde wanderte sie durch den Nebel, die Menschen streckten ihre Hände durch den Gitterzaun und fuhren mit langen Fingernägeln durch ihr Fell, doch sie trottete einfach weiter, auf das Loch zu.

Tarr stand hinter ihr, die Augen leuchteten gelb.

„Ich weiß wo sie ist, ich weiß wo sie ist.“, knurrte er höhnisch.

Wovon sprach er? Sie konnte sich nicht mehr erinnern. Wer war wo?

Langsam fraß sie das Menschenfressen, es war gut. Sie musste gar nicht weg, sie konnte bleiben. Hier war es warm, hier hatte sie Futter.

Sie hatte einmal einen Plan gehabt. Verwirrt ging sie zu dem Zaun, wo wollte sie hin? Einst, war da dieser Fremde.

Mit einem Mal verlor sie den Grund unter den Pfoten, fiel und fiel und fiel in ihr selbstgegrabenes Loch.
 

Nori atmete zu schnell, ihr Schädel pochte, als sie im Gras lag.

Wo war sie? Es war nur ein Traum gewesen, alles nur ein Traum, versuchte sie sich zu beruhigen. Wie lange hatte sie geträumt? Wie viel von dem Traum war Traum und wie viel war Realität gewesen?

Die Wolken hatten sich näher zusammengezogen, Stille lag über dem Gehege.

Ohne Nachzudenken rannte sie, so schnell sie ihre Beine trugen zu dem Innengehege. Sie musste den Wind in ihrem Fell fühlen.

Mit Höchstgeschwindigkeit, stolpernd, kam sie vor dem Gehege des Wolfes zum Stehen.

„Was bei allen gefrorenen Wäldern?“

Panik glitzerte in goldbraunen Augen.

„Ich vergesse sie. Misha, ich vergesse sie! Ich vergesse mich!“

Die Fäden ziehen sich zusammen

Es wurde wieder hell, als Nori langsam erwachte. Sie lag immer noch im Innengehege, war dort völlig aufgewühlt eingeschlafen.

Der russische Wolf lag ebenfalls noch, den massigen Kopf auf die Vorderpfoten gelegt.

Mara, Mara hieß ihre Freundin, dachte sie. Sie musste sich nur erinnern, an ihren Geruch, ihren Namen, ihre Stimme, ihren weißen Pelz.

„Geht es dir besser?“, fragte der russische Wolf dann unvermittelt in die Stille und Nori riss den Kopf herum. Sie hatte gedacht, er würde schlafen.

„Ja. Ja, ich werde mich weiter um alles kümmern. Es wird nichts passieren.“ Sie versuchte zuversichtlich zu klingen, und sie wusste, dass er es dies auch wusste.

„Pass auf.“

Er sah nicht gut aus. Er war ein Wolf, der an ländergroße, riesige Gebiete gewöhnt war, nun lag er in einem Käfig.

Draußen blieb Nori stehen. Der Himmel sah seltsam aus, duster. Noch viel schlimmer war der schwere Geruch der Nässe, der die Luft tränkte.

Sie hatte keine Zeit mehr. Sie musste fertig werden. Wo blieben die Menschen?

Ihr Herz schlug schneller, als sie das Loch inspizierte. Und Tarr hinter sich hörte.

„Tarr!“, rief sie erschreckt aus und verfiel instinktiv in eine Verteidigungshaltung.

„Interessant, wo du dich immer herumtreibst, Nori. Du magst diesen Wolf, den Fremden, nicht war? Nein, versuch nicht zu lügen. Du hast heute Nacht vor seinem Käfig geschlafen. Du stinkst nach ihm.“, knurrte er, die Lefzen angeekelt zurückgezogen.

„Ja. Er ist nicht so schlecht wie alle denken.“ Jetzt hat er mich, dachte sie ängstlich. Er wusste alles, wenn er sie ansah, durchbohrte er sie mit dem Blick. Er würde sie aufhalten, oder schlimmer noch, angreifen.

Ein Knall ging durch das Gehege, das Tor hatte sich geöffnet. Menschen. Die Menschen.

Nori zitterte, vor Angst, vor Erleichterung. Sie waren gekommen. Schnell lief sie davon, ließ Tarr alleine stehen und mischte sich unter das Rudel.

Der Tag schritt voran, die Menschen schritten auf und ab, doch – sie öffneten das Innengehege nicht. Nori zitterte nervös, ging auf und ab.

Plötzlich erschallte der Donner.

Einmal kam Nori nah genug an das Gehege und der Wolf flüsterte leise:

„Heute Abend, heute Abend werden wir frei sein.“

Und dann, so erinnerte sie sich später, begannen sich die Ereignisse zu überschlagen.
 


 

Immer dunkler wurde es, die Wölfe wurden unruhiger, ebenso wie die Menschen. Eifrig liefen sie durch das Gehege, räumten um und ab.

Sie musste an Tarr denken. Er hatte ihr gesagt, er wüsste was mit Mara wäre. Wenn sie gehen würde, würde sie nie wieder etwas von ihrer Freundin hören. Sie musste es einfach wissen.

„Tarr!“

Der Regen begann, als würde der Himmel sich öffnen. Die Menschen würden sagen: Wie Sturzbäche, wie Tränen, doch mit solchen Beschreibungen hielten Wölfe sich nicht auf.

Doch Tarr war nicht zu finden. Wo war er? Das Gehege war nicht groß, er konnte nicht verschwinden. Doch Mara war auch verschwunden.

Der Wind riss ihr an dem Fell, als sie zu dem Loch streunte. Sie würde hier warten, bis die Menschen ihn herauslassen würden. Sie grub noch ein wenig.

Wozu brauchten die Menschen so lange? Sie mussten doch nur ein Tor öffnen, ihn herauslassen…

Mit einem Mal roch sie den widerlichsten Geruch den sie kannte, den Geruch ihrer Monster, mit denen sie Sachen transportierten, Mechanismen die einem Wolf vollkommen unergründlich waren.

Sie blieb geduldig sitzen, ihr Fell begann an ihrer Haut zu kleben und das Wasser lief über ihre lang gezogene Schnauze.

Ein Mann brachte etwas in das Gehege und der Geruch veränderte sich. Vor Überraschung weiteten sich Noris Augen. Nichts, nein, fast nichts hätte sie dazu bewegt ihren Platz zu verlassen, doch dies bewegte sie dazu.

Ohne Nachzudenken rannte sie zu dem Menschen. Es war Mara, er trug sie in das Gehege.
 

Der Geruch ihrer Freundin hatte sich verändert, sie roch nach einem anderen Wolf, nach einem anderen Gehege, nach Menschen, aber im Kern, im Wesentlichen roch sie noch nach Mara, ihrer Freundin.

Voller Glück sprang sie zu ihrer Freundin, ungeachtet des Menschen der sich schnell fortbewegte.
 

Kurz vor ihr blieb sie stehen. Irgendetwas war anders, doch dann, sprang sie ihre Freundin an, schlechte über ihre Schnauze, so vertraut wie immer, schmiegte sich dicht an sie. Mara erwiderte die Liebkosungen, doch dann rappelte sie sich auf.

Sie ist größer geworden, stellte die graue Wölfin fest. Oder, nein, sie kam ihr nur größer vor, Sie sah reifer aus, wie eine echte Wölfin, um die sich die jungen Rüden balgten.

„Mara, du bist wieder da, ich bin so froh.“

Nun schmiegte sich die weiße Wölfin erneut an sie, nun auch so herzlich wie sie selbst.

„Wo warst du so lange? Ich habe mich so schlecht gefühlt, ich dachte, ich würde dich vergessen.“

„Die Menschen haben mich zu anderen Wölfen gebracht. Erst wollte ich es nicht, ich wollte immer zurück zu euch, zu dir.“, sagte sie sanft und wollte fortfahren, als Nori sie unterbrach.

„Mara, wir müssen uns beeilen.“

Es war schwer, all ihre Ängste, ihren Plan und ihre Bekanntschaft mit dem russischen Wolf in wenige Worte zu fassen, aber Nori gelang es gut und Mara lauschte, zuckte verwundert mit den Ohren, doch sie folgte ihr.

Donner folgten ihnen, viel näher als zuvor, und beide mussten dem Instinkt sich hinzukauern und eng an den Boden gepresst liegen zu bleiben widerstehen.

Immer mehr Menschen kamen in das Gehege, einige sahen zu Mara herüber.

Wann würden sie endlich das Gehege öffnen?

Sie trieften vor Nässe, als sie ankamen, ein Blitz in der Ferne zuckte kurz durch die Dunkelheit. Was machten die Menschen bei Misha?

Es ging alles zu schnell, Mara war wieder da, der Regen, die Menschen.

Die weiße Wölfin sah sorgenvoll in das Gehege.

„Nori, ich werde mich um das Loch kümmern. Das Wasser läuft hinein und der Schlamm, ich werde es offen halten. Und, ich muss dir etwas…“

Donner unterbrach sie erneut, ließ Menschen wie Wölfe gemeinsam zusammenzucken.

Noch war der Sturm nicht über ihnen. Noch nicht.

„Das ist dein Sturm, Nori! Nutze ihn!“, rief Mara aus der Ferne, dann verschwand sie im Dunkel und im Regen und der Rest ihrer Worte ging im Donner unter.

Der Sturm bricht los

Mit dem Verhallen des Donners rannte Nori los, wollte zu dem Gehge. Sie hatten keine Zeit mehr. Nun verstand sie endlich.

Es waren zu viele Menschen. Sie waren nicht nur da, um Misha zu befreien und Mara hereinzubringen. Sie sollten alle in das Wintergehege gebracht werden.

Von dort gab es keine Möglichkeit mehr zu entkommen.

Mit einem Mal stand ein Mann direkt vor ihr, wollte mit seinen großen Händen nach ihr greifen…

Entsetzt sprang sie zur Seite, drückte sich auf den Boden, und es hatte seine Wirkung. Der Mann näherte sich nun einer älteren Wölfin im Gehge, die drohend knurrte.

Der Regen und der immer nähere Donner ließen sie kaum noch anderes hören, dennoch drang ein Knurren, beinahe ein Fauchen, von Misha bis zu ihren Ohren vor.

Die Menschen gurgelten etwas in ihrer seltsamen Sprache. Was hatten sie vor?

Nori hastete weiter, so schnell sie konnte, dann sah sie etwas aufblitzen. Lange Stecken, sie benutzten sie immer, wenn die Wölfe ihnen zu wild wurden. Sie konnten damit nicht nur schlagen, sie konnten auch eine für die Wölfe unerklärliche Magie bewirken: Elektrizität. Es war ein langer Elektroschocker, den jeder von ihnen trug, besonders wenn es zu dem Wildfang ging.

Diese jaulte nun auf, er kannte die Stecken, sie hatten ihm bereits genug Schmerzen zugefügt, als er gefangen wurde.

Doch er konnte nicht aufgeben, er würde hier nicht alt werden und sterben. Er würde in seiner Heimat sterben, dort wo sein Herz auch jetzt weilte.

Sie wollten ihn verladen, wegbringen. Nun würde er sich wehren.
 

Nori hörte nur Bruchstücke von dem Kampf des Wolfes gegen die Menschen, doch das, was sie hörte, brachte sie nur dazu, noch schneller zu laufen. Wenn sie ihn nun betäubten war alles umsonst, dann…

Ungebremst raste sie in den Timberwolf und stürzte neben ihm in den Matsch. Mühsam rappelte sie sich auf und wollte weitergehen, als Tarr ihr den Weg versperrte.

„Lass mich durch, bitte, Ich…“, für Erklärungen war es zu späten, sie hörte nur die Stimmen von Mensch und Wolf aus dem Gehege.

„Nori, Nein. Die Menschen werden dich angreifen. Du wirst nicht zu deinem Fluchtweg zurückgehen.“

„Bitte, ich…Du weißt es?“. Sie wusste, dass er es wissen würde. Er war nicht dumm, er war stets einer der klügsten Köpfe im Gehege gewesen.

„Was glaubst du? Dass er dich mit in seine eisige Heimat nimmt? Nori, du überlebst da draußen keine zwei Tage. Bleib hier.“, es war ein dunkles, kehliges Knurren und sie zögerte.

„Ich werde nicht hier bleiben, Tarr, nicht bei den Menschen. Ich will die Wildnis sehen, ich will hier nicht alles vergessen, was in meiner Natur liegt. Ich möchte es sehen, bitte….“

Die Mine ihres Gegenübers schwankte nun sichtlich zwischen Zorn und Trauer.

„Du weißt nicht wie es da draußen ist. Hier bist du sicher, hier hast du ein Rudel. Dort draußen hast du Menschen. Sie beherrschen die Welt, die Zeit der Wölfe ist zu Ende.“

„Tarr, bitte. Ich werde eher dort draußen sterben, als noch Monate, Jahre länger hier zu sein. Hier bin ich tot, ein Tod dort draußen ist es mir wert.“

Sie zitterte, sie dachte, er würde sich auf sie stürzen, sie festhalten und nicht gehen lassen. Doch sie täuschte sich in ihm.

„Geh, geh wohin du willst.“, knurrte er und sah ihr nach. Sie hatte keine Zeit weiter nachzudenken.

Was wusste sie schon?, dachte der Wolf traurig. Er hatte die Welt dort draußen gesehen, sie nicht, und für ihn gab es keinen Weg zurück.
 

Der russische Wolf knurrte immer noch drohend, doch das Grollen wirkte nicht mehr so bedrohlich, so ernst wie zuvor. Die Menschen hatten ihm wieder und wieder Schläge verpasst und nun griff ein Mensch nach ihm, eine Spritze in der Hand.

So war es doch alles vergebens gewesen.

Die Menschen hatten gewonnen, das taten sie immer.

In stiller Vorahnung schloss er die Augen, doch der Stich kam nicht, auch nicht die darauf folgende Schläfrigkeit, nur ein dumpfer Knall.

Nicht sonderlich geschickt, aber doch mit erheblicher Wucht, hatte sich Nori auf den Menschen geschmissen und ihn zu Boden gerissen.

„Lauf.“, hechelte sie atemlos, und er wartete nicht länger. Er wand sich zwischen zwei Menschen, die ihren Augen nicht trauen konnten hindurch, an die Luft. Wie hatte er die frische Luft vermisst, doch nun war nicht die Zeit, zu genießen.
 

Nori sprang zurück von dem Menschen. Was hatte sie gerade getan? Sie durften die Menschen niemals angreifen, sonst würden sie zurückschlagen.

Entsetzt wirbelte sie herum, sie musste hier heraus. Halb blind tauchte sie unter einem der Stäbe hindurch und sprang in das Unwetter. Das Wasser lief ihr in die Augen, ihre Pfoten rutschten über den morastartigen Boden.

Schneller, schneller. Bald wäre sie bei dem Zaun, dort wo Mara warten würde und der russische Wolf.

Mit einem Mal wurde sie jäh gebremst, Hände schlossen sich in ihr Nackenfell und rissen sie grob zurück, so dass sie den Halt verlor und zu Boden fiel.

Sie wand sich, jaulte, dann wieder ein Donner.
 

Misha drehte sich im Lauf um. Die Kleine war zu langsam gewesen, doch er konnte jetzt nicht umdrehen, so nah vor dem Ziel. Dann sah er sie wieder, wie sie den Menschen gerammt hatte und ihn so die Flucht ermöglicht hatte.

„Verdammte Scheiße.“, knurrte er, und auch Wölfe konnten tatsächlich fluchen, besonders dieses russische Exemplar.
 

Tarr duckte sich im Dickicht, wartete kauernd auf die anderen, dann sah er wie die große Silhouette des Wildfanges wieder Kleiner wurde.

„Sind sie denn alle verrückt geworden?“, knurrte er und grub die Krallen in das feuchte Erdreich, nicht wissend dass die Menschen in dieser Sekunde genau dasselbe dachten.
 

Nori zappelte immer noch, aber schwächer. Der Mann wusste, wie man mit einem wilden Tier fertig wurde und hielt die Wölfin geschickt im Schach. Die kleine Graue blinzelte, für eine bessere Sicht und sah Misha auf sich zurasen, oder viel eher auf den Menschen.

Er war wesentlich geübter als sie und wurde immer schneller, dann kurz vor ihnen, und lange bevor auch nur irgendein Mensch in der Lage wäre zu reagieren, sprang er ab, zielte mit den Vorderbeinen direkt auf den Brustkorb des Mannes.

Schwer schlug der Mensch auf dem Boden auf und wurde unter dem Wolf begraben, der schon im nächsten Moment wieder auf den Beinen war.

Sie mussten nicht nachdenken, als die Wölfe gleichzeitig wieder losliefen, die anderen Menschen dicht auf den Fersen.

„Danke.“, keuchte Nori atemlos, doch der schwarze Wolf antwortete nicht sondern lief weiter. Wölfe waren viel schneller als Menschen, nicht jedoch, wenn sie sich erst durch einen engen Gang winden mussten.

Ungebremst und beinahe zeitgleich brachen beide Wölfe in die Büsche, wo sie der Timber bereits erwartete.

„Ihr müsst gehen. Sofort. Mara hat den Gang freigehalten, sofern sie es konnte. Sie ist auf der anderen Seite.“

Nori schaute verwundert. Er half ihnen? Sie hatte gedacht, er würde sie aufhalten oder verraten, sie hatte sich in ihm getäuscht.

„Danke, danke…“, stammelte sie schwer atmend und nicht in der Lage mehr Worte zu finden, ganz im Gegensatz zu Misha.

„Wir brauchen jetzt keine rührseligen Dankesreden.“, knurrte er, doch selbst er konnte seine Erschöpfung nicht verbergeben, „ Wir brauchen Zeit.“.

„Und ich werde sie euch verschaffen. Nori, viel Glück.“, sagte der Timber und zum ersten Mal sah die kleine Wölfin ihm wirklich in die Augen. Dort war keine Feindseligkeit mehr, nur Trauer um etwas, dass er nun vielleicht für immer verlieren würde.

Sie hatten Glück, dass die Menschen desorientiert und langsam waren, verwirrt von dem plötzlichen Verhalten der Wölfe und sie sie so nicht schnell fanden.

Misha stieß die Kleine energisch an. „Du gehst zuerst hindurch.“

Sie wollte noch etwas sagen, dann aber kroch sie weiter in das Gebüsch.
 

Tarr sah ihr hinterher, dann beobachtete er die Menschen. Jetzt wussten sie, wo sie waren.

„Du wirst auf sie aufpassen.“, sagte er mit einem Nicken zu dem russischen Wolf, der ein entkräftetes Zittern nicht mehr verbergen konnte.

„Die Wolfsgeister unserer Vorfahren sind mit euch.“

Dann sprang er ohne eine Vorwarnung aus dem Gestrüpp, direkt vor die Augen der Menschen, lief weiter auf sie zu. Sollten sie in dem Regen, der Dunkelheit nur denken, dass er der war, den sie suchten. Ihre mickrigen Sinne würden nicht ausreichen, um es zu erkennen.

Jede Sekunde, die er ihnen schenken konnte war wertvoll. Die Menschen würden sie töten, wenn sie jetzt zu lange brauchen würden.

Adrenalin rauschte durch seinen Körper und ließen ihn alle Angst vergessen, und er setzte zum Sprung an. Das Gelände war zu Mitte hin abschüssig, so dass er direkt über ihre Köpfe sprang und hinter ihnen zum Stehen kam. Er musste keine Angst mehr haben. Der Sturm hatte sich über diesen Ort, dieses Geschehen gesenkt.

Die Menschen hatten an diesem Tag schon mehr gesehen, als sie glauben konnten. Nun drehten sie sich um, die Stöcke erhoben. Sie wollten dem Spuk ein Ende machen.

„Wisst ihr was?“, knurrte der Timber und stellte sich mit stolz erhobener Rute vor ihnen auf, in diesem Moment tat es ihm leid, dass sie ihn nicht verstanden.

„Ich hasse euch. Ihr seid wider der Natur.“

In dem Moment barst das Dunkel und der Blitz brach in die Lichtung, direkt zwischen den Wolf und die Menschen.

Abschied

Schwerfällig kroch Nori in den Gang, schob mit den Pfoten unbehänd Schlamm aus dem Weg, rutschte tiefer und hielt die Luft an. Die Aushöhlung war zur Hälfte mit schlammigem Wasser gefüllt, das ihr in das Maul und in die Nase lief. Panisch zappelte sie, es war zu wenig Platz, zu wenig Luft und alles war dunkel.

Verzweifelt trat sie Wasser, sie würde hier nicht herauskommen, im Trockenen war es schon schwer genug gewesen. Zähne packten sie am Nackenfell und schleppten sie vorwärts, aus der Brühe.

Mara, deren Pelz bis zur Unerkenntlichkeit verschmutzt war, half ihrer Freundin nach Kräften und schließlich hatte Nori sich an Land gearbeitet, nun noch viel mehr zitternd, nass bis auf die Knochen und voller Schlamm.

„Ich bin immer wieder durch den Gang gekrochen um ihn freizuhalten, aber das Wasser läuft immer weiter herein.“, sagte Mara und schleckte dem schmutzigen Bündel Elend vor ihr beruhigend über die Ohren.

„Ich danke dir – Ohne dich und Tarr hätten wir das nie geschafft, und nun können wir…“

Traurig zog Mara die Augenbrauen zusammen und entfernte sich ein paar Schritte.

„Oh, Kleine.“, sagte sie und schloss die goldfarbenen Augen

Was war los? Nori ahnte ihre Antwort voraus, doch sie brachte vor Entsetzen kein Wort hervor und ging auch einen Schritt zurück, so dass der Abstand zwischen den beiden sich weiter vergrößerte. Kalter Wind fuhr durch ihr Fell, als die Wölfin endlich antwortete.

„Kannst du dir nicht denken, wo ich war? Der Weg in das kalte Land ist zu weit für mich, vor fünf Wochen wäre ich mit dir bis zum Ende der Welt gegangen. Und selbst jetzt würde ich es, wenn da nicht noch etwas anderes wäre…“

Nun verstand Nori. Sie war so erwachsen geworden, so anders, und der Geruch…

Sie stand auf und humpelte zu ihr, drückte ihre Nase in ihren nassen Pelz, dann sagte sie es.

„Du bekommst Welpen, nicht wahr? Deshalb warst du weg.“

Langsam nickte sie.

Nori wusste nicht, wie lange sie brauchen würden bis in Mishas Land, aber der Weg war weit und sie war jetzt schon in der zweiten Hälfte der Tragezeit. Sie würden es nicht rechtzeitig schaffen, die Welpen würden die Reise nicht überstehen, vielleicht auch ihre Mutter nicht.
 

Schleierhaft sah der russische Wolf den Fremden davonstürzen, mitten in die Menschen.

Warum tat er das? Wieso verstand er als Wolf in Gefangenschaft etwas von ihren Geistern?

Seine Gedanken wurden schwergängig, drehten sich im Kreis. Die Stromschläge hatten ihm zugesetzt, und die alte Wunde machte sich wieder bemerkbar.

Er wollte sich nur noch hinlegen und ruhig schlafen…
 

Der Donner zerriss die Stille im Gehege und alle Wölfe sahen auf, die trächtige Mara, die müde Nori und sogar der verwundete „Wildfang“. Sie alle sahen zum Himmel, nur Tarr knurrte spöttisch, als die Menschen sich panisch in alle Richtungen versprengten.

Er wusste weit mehr von den Geistern, als der russische Wolf gedacht hatte.

Mit einigen Sprüngen lief er zu den verängstigten anderen Wölfen und mischte sich unter sie. Sobald die Menschen sich wieder zusammengefunden hatten, würden sie weitersuchen, nach einer kleinen Wölfin und dem großen russischen Wolf. Ihn aber würden sie nicht finden.

Doch wo blieb Mara? Sie hatten geredet, sie hatten es besprochen, um den anderen beiden Wölfen den Weg zu ebnen.

Irgendetwas schien nicht nach Plan zu verlaufen, doch er hatte sein möglichstes getan – Er musste in die drei Wölfe vertrauen, von denen jeder seine Bestimmung, seine Fähigkeiten hatte.

Sorgenvoll starrte er in ihre Richtung doch in der tosenden Dunkelheit war nichts mehr zu sehen.

Die Geister würden ihre Kinder schützen.

Er hatte sich in den vergangenen Wochen eingestehen müssen, dass er die kleine Wölfin mochte, vielleicht mehr noch. Es war nicht schwer gewesen zu erraten, was sie vorhatte und er hätte wissen müssen dass es so kommen würde.

Kein Vogel blieb für immer an die Erde gebunden, irgendwann streckte er die Flügel aus…

„Geister, sorgt für eure Kinder. Es ist ihr letztes Leben auf diesen Pfaden.“

Der Wind rauschte durch sein Fell. Der Sturm war ihr Zeichen.
 


 


 

Nori wollte es alles vergessen, wollte die Zeit selbst vergessen, als die beiden Wölfinnen sich so vertraut und vielleicht zum letzten Mal gegenseitig Wärme und Schutz spendeten.

„Ich werde hier, bei dir bleiben, Mara.“, sagte Nori dann entschlossen. Sie hatte für den russischen Wolf alles getan, was sie hätte tun können. Nun würde sie bleiben und sich mit ihrer Freundin um die Welpen kümmern. Es würde so friedlich und ruhig sein…

Mit einer Geste zerstörte Mara das friedliche Bild.

„Nein, Nori. Die Menschen wissen jetzt, wer du bist. Sie werden dich nicht am Leben lassen, oder zumindest nicht hier.“

Ihre Stimme war nun leise, sanft.

„Du hast deinen Weg gewählt und du kannst nicht mehr zurück.“

Still saß Nori da, und wagte es nicht zu reden, dann sprang sie auf.

„Ich will nicht von dir getrennt werden, ich…“, es war unnötig, dass wusste sie und schwieg, dann leckte sie ihrer Freundin über die Nase.

„Ich werde dich nicht noch einmal vergessen. Und ich werde zurückkommen, Mara. Für dich werde ich zurückkommen und dich holen, wenn deine Kinder alt genug sind. Dich und Tarr. Ich werde zurückkehren.“

Mara wollte widersprechen, doch dann nickte sie.

„Dann tu es. Bevor ich dich nicht mehr erkenne und den Menschen aus der Hand fresse wie meine Eltern, und alle Wölfe hier.“

Zum ersten Mal erkannte Nori die Furcht in den Augen ihrer Freundin.

„Ich werde abstumpfen, wie die anderen.“

„Nein, Mara. Denk nur an die Wildnis. Denk an deine Jungen und denk an mein Versprechen. Dann wirst du es niemals vergessen. Sieh aus dem Gehege und denke: Dorthin werde ich gehen und mit dem Wind jagen. Ich schwöre es dir, bei…“, sie dachte nach, „Bei den Wolfsgeistern“.

Kalte Schauer zogen über ihren Rücken und Mara sah sich um. Es war, als würden die Geister selbst wispern, leise und nicht deutlich vernehmbar.

„Dann warte ich auf dich – Nori – komm nicht zu spät.“, sagte sie mit einem müden Lächeln und dachte sie, wie es wäre wenn sie keine Welpen tragen würde ii sich, wenn sie frei laufen könnte – Nein, sie würde die Welpen nicht hassen. Sie würde die beste Mutter für sie sein und ihnen Geschichten von dieser Flucht erzählen, von zwei Wölfen die für die Freiheit sogar ihr Leben gelassen hätten.

Dann drehte Nori den Kopf.

„Wo bleibt Misha?“

Und trotz des Sturmes, trotz des peitschenden Regens schien eine unheimliche Stille die Welt zu erfüllen.

Wenn Wölfe träumen

„Oh, nein, bitte nicht…“, fiepte Nori und sah zu dem Tunnel, den sie mit ihren Pfoten gegraben hatte.

„Die Menschen werden ihn noch nicht gefunden haben, dafür hat Tarr sicher gesorgt, wo bleibt er denn?“, fiepte Mara und sah wie die kleine graue Wölfin auf die Pfoten kam und zu dem Tunnel schritt.

„Ich möchte nach ihm sehen.“

„Noch einmal darein?“

„Ohne ihn werde ich auch nicht hier draußen leben können.“

Mit einem nachdenklichen Nicken trabte dann auch Mara zu dem Tunnel und Nori grub sie hinein. Er war bis oben mit dreckigem Wasser gefüllt, dass in ihre Augen, in ihre empfindliche Nase lief. Sie kroch durch den Schlamm, kroch durch den Tunnel und am Ende riss sie das Maul auf um nach Luft zu schnappen.

Kurz vor dem Tunnel lag der schwarze Wolf, völlig apathisch. Und obwohl seine Augen geöffnet waren, schien er zu Schlafen. Die Menschen und ihre Stöcke.

Nori schauderte. Hier war keiner mehr, von den Menschen fehlte jede Spur und doch würden sie wiederkommen.

„Los, steh auf.“, fiepte sie und hörte das Rascheln im Gebüsch als auch Mara erschien.

Nun stieß sie ihm die Pfote in die Seite. „Komm schon, du musst kommen.“, sagte sie mit verzweifelter Dringlichkeit.

„Verdammt, STEH AUF.“, knurrte sie nun noch verzweifelter, geblendet von Regen- und Schmutzwasser in ihren Augen.

„Du musst doch nach Hause. In das Eisland.“, sagte sie dann leise – Immer noch keine Reaktion, und doch war da die leichte, kaum wahrnehmbare Bewegung. Er atmete, ganz sicher.

Nun würde es alles umsonst sein – Nein.

„Nach Hause, in die Freiheit.“

Kräftig schlug Nori dem Wolf die Zähne in den Nacken.

Und dieser reagierte, mit einem wilden Knurren bäumte er sich auf und warf Nori ab, dann sah er verwirrt in den Regen – Wo war er? Wieso…

Dann kam die Erinnerung.

„Nori.“, rief er die Wölfin die sich erneut erhob – wie an diesem Tag schon recht häufig, nachdem sie gewaltsam zu Boden gegangen war – und trotz allem leicht mit dem Schweif wedelte.

„Durch den Tunnel.“, sagte sie leise und der russische Wolf nickte und kroch unter die Erde.

Nori sah ihrer Freundin noch einmal in die Augen, es waren keine Worte mehr nötig, legte ihren Kopf über ihren Nacken, sog noch einmal ihren Geruch ein.

Diesmal konnte sie immerhin „Lebewohl“ sagen.

Ein letztes, sanftes Wilfern, ein freundliches Fiepen, dann glitt sie erneut unter die Erde, in das Schmutzwasser und nach außen.

Des russische Wolf nickte der ehemals weißen Wölfin zu und schritt vorwärts, Nori presste noch kurz ihre Nase an den Maschendrahtzaun, der sie von ihrer Freundin trennte.

Und sie dachten beide genau dasselbe, in diesem flüchtigen Moment, der so schnell verging:

An Noris Versprechen.

„Ich komme für dich zurück.“, sagte sie, dann schwand sie und hinterließ keinen Geruch mehr im Regen, wie ein Geist.

Dann rollte der letzte Donner über die Ebene, und so plötzlich wie er angefangen hatte, endete der Sturm.
 

Mara stand noch lange an diesem Zaun. Sie würde zurückkommen und sie würde sie erwarten.

Langsam drehte sie sich um und lief zu den anderen Wölfen, die unruhig aneinander gedrängt lagen.

Die schmutzige Wölfin ließ sich neben Tarr nieder, der die Augen müde geschlossen hatte.

„Eines Tages kommen wir hier auch heraus, Tarr.“, sagte Mara sanft, um ihn nicht zu grob aus dem erschöpften Schlaf zu reißen, doch im nächsten Moment wurde ihr auch schon klar dass der Wolf gar nicht geschlafen hatte.

Tarr hatte ein Auge geöffnet und musterte sie.

„Du – vielleicht. Ich nicht.“, sagte er trocken.

„Aber für dich hoffe ich es.“, fügte er dann doch freundlicher hinzu.

„Ja.“, sagte sie und legte den Kopf auf die Pfoten.

Wo ihre Freundin jetzt wohl war? Noch nicht weit, aber sie kannte nichts außerhalb des Geheges, deshalb kam Mara es alles wild und fremd und großartig vor. Und frei.

Sie stupste den Wolf neben sich an, freundlich. Obwohl er den größten Teil der Zeit geheimnisvoll oder schweigsam – oder eher noch beides zugleich – war, war sie froh einen Freund im Gehege zu haben bis in einigen Wochen.

Sie säuberte noch ihr Fell, sorgsam, damit die Menschen keinen Verdacht hegten und legte sich dann wieder neben Tarr, rollte sie zusammen und versteckte sich vor der Kälte, dem Wind.

Und sie musste an Welpen denken, an ihre ersten, allerersten Gefühle.

Geborgenheit und Wärme, Milch und Gedränge am Bauch ihrer Mutter, so viele neue fremde Gerüche – Dieses Wissen, dass ihr an diesem Ort niemals etwas Böses passieren könnte.

Langsam atmete sie aus und die Anspannung wich aus ihren Läufen.

Sie wusste ganz genau, dass sie in dieser Nacht die richtige Entscheidung getroffen hatte.
 

Tarr blieb noch länger wach, als die weiße Wölfin neben ihm, sein Geist wanderte weit, weit über die Maschendrahtzäune des Geheges hinaus.

Er wünschte den beiden Glück, weil sie es brauchten.

‚Keine Welt mehr für uns’, dachte er traurig. Die Welt war vergiftet, im 24. Jahrhundert der Menschheitsgeschichte. Die eisigen Länder waren eines der letzten Rückzugsgebiete in denen das Leben in der Freiheit noch möglich war, weil die Welt dort so groß, so uninteressant für die Menschen war.

Die Wolken waren verschwunden, und die Sterne zeigten sich und einer leuchtete besonders hell – Es brachte Tarr zum Schmunzeln. Ein Geist wandelte wieder über die Erde, zurück in seine Heimat.

Es gab noch so viel lernen.

Und auf einmal, gestand sich der Wolf, machte er sich in dem Aufblitzen eines Augenblickes wieder Hoffnung. Hoffnung auf ein anderes Leben und sogar Hoffnung auf die Zukunft.

Dann schlief er doch noch ein und begann zu Träumen, von den Geistern, von Stürmen und von wilden Wölfen.

Eine Reise beginnt

Nori zitterte vor Kälte, nass bis auf die Knochen und voller Schlamm, doch in diesem Moment war es ihr gleich – Sie hatte nur Augen, Ohren und vor allem die Nase für die neue Umgebung.

Natürlich lag die Witterung der Menschen noch über allem wie ein unheimlicher Schatten, doch es kamen immer neue Gerüche zum Vorschein, vage und flüchtig, dann stärker.

Der feuchte Geruch des gefallenen Regens, der Geruch der durchnässten Erde, der frische Geruch von Gras.

Es war kein richtiger Wald durch den sie wanderten, nur ein kurzer Parkstreifen, dann war dort wieder die kahle Ebene.

Einst war es wohl satte, grüne Wiese gewesen, nach dem Sommer war es nur noch steppiges und robustes Stoppelgras, das sogar auf den giftigsten Boden gedieh, wie hier.

Auf der Hügelkuppe war sie zu sehen, die Stadt der Menschen. Sie war riesig, so groß dass man am Horizont nicht mehr sah als die großen Baue der Menschen. Von ihr kam der giftige Qualm, so intensiv, dass Nori niesen musste und lange Zeit nichts anderes mehr roch.

Die Menschen bauten hoch und weit, doch sie wussten etwas nicht, dass die meisten Wölfe nun begannen zu spüren.

Ihre Zeit auf dieser Welt neigte sich dem Ende zu, zumindest die Art ihres jetztigen Lebens.

Doch noch waren sie ganz offensichtlich da, ihre hohen Bauten, die riesigen, dampfenden Schornsteine und die hohen Mauern.

„Dort lang müssen wir.“, sagte der alte Wolf mit einem Nicken nach Osten.

„Durch die Stadt?“, fragte Nori entsetzt und starrte ihren Begleiter an, doch der hatte sich schon abgewandt um langsam den Hügel herunterzuspringen und bis zu einem verfallenen Haus zu laufen, und die kleine graue Wölfin folgte nur sehr zögerlich.

„Ich dachte, dass du die Menschen hasst.“, sagte sie schluckend und witterte vorsichtig. Kein frischer Menschengeruch, nur noch eine flüchtige Ahnung, dass einst Zweibeiner hier gehaust hatten.

Der russische Wolf ließ sich augenblicklich fallen, die Flucht hatte ihn seine gesamte Kraft gekostet, Nori rollte sich neben ihm zusammen, doch auf ein wütendes Knurren hin, entfernte sie sich um einen Meter und rollte sich dort erneut zusammen, und wartete, dass er etwas sagen würde.

„Du hast gezögert, als ich gefangen wurde.“, sagte sie dann leise und lange Zeit sagte der große Rüde nichts und blieb reglos liegen.

„Ja.“, sagte er schließlich.

„Nun, ich…“, begann sie, doch sie wurde unterbrochen.

„Was hast du erwartet? Meine Heimat hat auf mich gewartet und ich war nicht weit von meinem einzigen Fluchtweg entfernt und zwischen mir und diesem Fluchtweg stand nur eine kleine, naive Wölfin.“

„Und du hast mir doch geholfen.“

„Weil du mich vor den Menschen gerettet hast. Ich war es dir schuldig, und nun ist diese Schuld beglichen.“

Dann legte er den Kopf auf die Pfoten und schloss die Augen, er spürte die Entkräftung nun deutliches als zuvor.

Und auch Nori rollte sich noch enger zusammen und die Gedanken spukten in ihrem Kopf. Er war so ehrlich und sie merkte ihm an, dass sie für ihn nur ein kleiner, tollpatschiger Welpe war, ein Klotz am Bein. Und mir einem Mal begann sie an ihrer Entscheidung zu zweifeln.
 

Die Nacht war traumlos gewesen und Noris Körper schmerzte, als sie sich streckte. Sie sah sich sofort um und der russische Wolf lag noch dort, er hatte sich nicht in der Nacht davongestohlen.

Sie trat zu ihm – Mit genügend Sicherheitsabstand – und wedelte friedlich mit dem Schweif.

„Wenn du möchtest, könnte ich schon mal versuchen, irgendetwas zu erlegen…“

„Als ob du das könntest.“, kam die missgelaunte Antwort sogleich und traf die kleine Wölfin gleich, die zusammenzuckte.

Nein, dachte Nori dann. Sie musste stark bleiben und ihn beweisen, dass sie sehr wohl stark genug war um ihn zu begleiten.

„Mach was du willst, Kleine.“, knurrte Misha und drehte sich auf die andere Seite und Nori wartete erneut. Es wäre nicht schlau, ihn jetzt zu stören.

Und doch hatte sie einen Plan gefasst. Sie würde doch versuchen, draußen etwas zu erwischen, denn die wölfischen Instinkte, die er hatte, hatte sie schon lange.
 

Mit langsamen Schritten verließ sie die Ruine und witterte die frische Morgenluft. Wie viel besser sie doch war, als in ihrem Gehege!

Der Ehrgeiz hatte sie gepackt, sie würde dem Wolf aus dem Land des Winters beweisen, dass sie eine Wölfin war, keine Hündin, eine Jägerin und keine Aasfresserin.

Sie spürte das Erdreich unter ihren Pfoten und die letzen Sonnenstrahlen des Herbstes auf ihrem grauen Pelz. Und mit ihnen kam die Kraft: Mit einem Satz sprang sie in die Luft und lief, lief sich die Lunge aus dem Leib, spürte den Wind in ihrem Pelz.

Mara, dachte sie euphorisch, wenn du dies nur fühlen könntest.

Sie war in ihrem Leben noch nicht so gerannt, so frei und ohne die Zäune die sie bremsen konnten. Und mit einem Mal war sie frei und alleine in ihrer Welt, nur für sich, für den Wind und ihr schlagendes Herz.

Es dauerte lange bis sie sich ausgerannt hatte und in einen gemütlichten Trab verfiel und sich erst dann an ihr eigentliches Ziel erinnerte: Die Jagd.

Sie blieb stehen und legte den Kopf schief, dann witterte sie, doch die Vielfalt von neuen Gerüchen machte ihren Kopf schwummrig. Sie konnte so viel nicht zuordnen, natürlich, das Gras, die Luft, Menschen in der Ferne und Wasser, aber so viel anderes, dass sie nicht benennen konnte.
 

Man musste sagen, dass in diesem Moment der Zufall zu Noris Hilfe eilte. In der Gegend lebten kaum noch Tiere außer den Ratten, und eben solch ein Exemplar lief ihr beinahe vor die Pfoten, eine sehr alte Ratte, die schon einige gute Winter in der Menschennähe verbracht hatte und die Wölfin nicht bemerkte.

Langsam duckte sie sich, mit einem triumphierenden Wolfslächeln. Sollte der Fremde doch sehen, dass sie doch zu etwas taugte und würdig war, in sein Rudel aufgenommen zu werden.

Dicht an den Boden gedrückt schob sie sich ein ganz kleines Stück weiter und beobachtete das feiste Tier, das arglos saß und am Boden scharrte. Nun, zunächst keine Beute, die einer Wölfin würdig war, dachte sie, doch hier musste so etwas wohl genügen. Einen Herzschlag, Zwei und sie sprang, womit sie jedoch nicht rechnete, war dass die Ratte sich entschloss sich im selben Moment zu bewegen, so landete sie im Leeren und die Ratte quietschte, und schoss panisch davon.

Fluchend setzte die Wölfin hinterher, doch so wendig wie diese durchaus nicht dumme Ratte war sie bei weitem nicht und sprang Mal um Mal vor die Ratte, wirbelte herum und biss ins Leere, wobei sie erneut und erneut fluchte und die Ratte sogar zu lachen schien.

Die Ratte schlug weiter Haken, dicht gefolgt von einer Wölfin, und das Nagetier war wohl in der ersten Linie gefährdet, einfach von der unachtsamen Jägerin zertrampelt zu werden.

„Verflucht, Verdammt noch mal, bei allen…“, Sie jagte die widerspenstige Beute ein Gefälle herunter, im Kreis und hoffte nur, dass…

Der russische Wolf hatte sich lautlos genähert und packte das Nagetier blitzschnell und schleuderte sie in die Luft und ließ die erlegte Beute zu Boden fallen, dann begann er schallend zu lachen, laut und Nori wünschte sich, im Boden zu versinken, dann fürchtete sie dass er nie mehr aufhören würde zu lachen, dann wandte sie sich wütend ab, und tatsächlich endete das Gelächter irgendwann und der russische Wolf beobachte amüsiert den Rücken der kleineren Wölfin, die lange so beleidigt sitzen blieb. So blieben sie eine ganze Weile auf dem groben Gras sitzen, bis Nori sich schließlich umdrehte.

„Dürfte ich…auch etwas von der Ratte?“, fragte sie beschämt und der alte Wolf zog immer noch höchst amüsiert die Lefzen zurück.

„Die große Jägerin möchte an der Beute teilhaben?“, fragte er, und Nori seufzte, wedelte versöhnlich mit dem Schweif, es war ihr alles sehr unangenehm, doch sie hielt es nie lange aus, beleidigt zu schweigen.

Noch einmal lachte der russische Wolf, dann schleuderte er ihr die Ratte zu und beobachtete sie, wie sie fraß.

Das konnte ja noch heiter werden, mit diesem Welpen.

Seufzend ließ er sich nieder – Immerhin hatte er seit langem nicht mehr so gelacht.
 

Die beiden Wölfe näherten sich der stinkenden, aufragenden Stadt nur langsam und mit Respekt, obwohl sich nichts zu regen schien.

„Es ist so ruhig.“, sagte Nori und versuchte zu wittern, doch der russische Wolf schüttelte unwirsch das massige Haupt.

„Es ist zu früh für die Menschen.“.

Nach einigen hatten sie die letzte Anhöhe erreicht, die letzten Flecken von fahlem Grün vor der staubigen Stadt.

„Ihre Behausungen stinken nach Krankheit.“, sagte die Wölfin schaudernd, sie fürchtete sich, diese unsichtbare, vorgestellte Grenze auch nur mit einer Pfote zu überschreiten.

„Nun, die Menschen hier leben nach ihren Kämpfen nicht mehr gut.“, sagte der dunkle Wolf desinteressiert „Meine Heimat wartet nicht.“´

Und mit diesen Worten machte er einen Schritt vorwärts.

Geschichten

Während dieses ungleiche Paar von Wölfen noch zu den frühen Morgenstunden eine der letzten Menschenstädte in Europa betrat, riefen in den kältesten Ebenen Russlands die Raben zur Mitternachtsstunde.

Das Tier, das dort auf der gefrorenen Erde lag, war weitaus größer noch als der größte Wolf, sein Kopf war noch mächtiger als der des Wolfes, seine Kiefer noch breiter und stärker, sein Körper größer und bulliger, und doch schien er mit seinem dunklem, braunen Pelz zunächst einer der heulenden Jäger zu sein.

Um ihn hatte sich eine Vielzahl von Wölfen geschart, mehr als in jedem Rudel und beobachteten das Geschehen, dass sich in ihrer Mitte abspielte, nicht wagend, sich zu rühren oder einzugreifen.

Zwei starke Wolfskrieger hatten einen deutlich kleineren Rüden in die Mitte gezerrt, dessen Hinterlauf ungesund vom Körper abgewinkelt war, und der dennoch drohend die Zähne gefletscht hatte, nur auf das riesige Tier vor ihm fixiert, das sich nun langsam erhob und mächtig wie ein Berg über dem Liegenden aufragte.

Er hatte es nicht nötig zu knurren oder auch nur seine Zähne zu zeigen, er stand nur ruhig vor dem alten Rüden, verzog keine Miene und musterte den Wolf eingehend.

Treuebruch, Illoyalität gegenüber dem Alpha und dem Rudel, Verrat…

„Schmeißt ihn von der Winterklippe.“, sprach der Wolfshund ruhig, als wäre es mehr als normal und gewöhnlich, dies zu sagen.

Panisch sprang der Alte auf seine drei Beine und sträubte das Fell.

„Ihr seid wahnsinnig, Alpha!“

Er wurde von den Wachen nicht gebremst, wirbelte herum.

„Seid ihr denn alle verrückt?“, schrie er in die Runde von Wölfen und sah Furcht und Hass in ihren Augen, aber auch Stolz und Verachtung, doch im nächsten Augenblick stürzten die Wächter auf ihn und rissen ihn zu Boden, doch der Rüde wehrte sich, bäumte sich auf.

´“Endet die Gerechtigkeit an dem Fuße dieses Waldes?“, schleuderte er ihnen allen entgegen.

„Oder endete sie als unser wahrer Leitwolf- “ Der größere der Wächter schmetterte ihn zu Boden, entblößte die Zähe und –

„Halt.“, gebot der Riesenwolf und alle Blicke wanderten von dem alten Rüden zu ihm, der völlig unverändert in ihrer Mitte stand.

Die Wächter zuckten zurück, und der alte Wolf versuchte sich auf seine drei Beine aufzurappeln, fiel wieder zurück auf die gefrorene Ebene.

„Der alte Leitwolf?“, fragte der Riese und sah dem alten Graupelz direkt in die goldenen Augen, dann wandte er sich ab und zeigte die Fänge eines Mörders.

„Du sollst deine Gerechtigkeit bekommen.“
 

Mara drehte sich müde auf die Seite, als sie aus ihrem Traum erwachte. Es war zum ersten Mal seit langer Zeit ein friedlicher Traum gewesen, voller Wärme und Sonne, doch als sie aufwachte, war da nur noch die Kälte des nahenden Winters.

Sie erhob sich und schlich auf leisen Pfoten zu Tarr, der sich neben einem der falschen Felsen hingelegt hatte und langsam aufwachte, als er ihren Geruch witterte.

Mara lächelte warmherzig. „Du wirst alt.“, sagte sie und stupste den Timber an der sich müde streckte.

´“Niemals.“, gähnte er und sah sie an. Ihr Körperumfang nahm langsam zu, sie konnte vor den anderen Wölfen nicht mehr verbergen, dass Leben in ihr wuchs.

„Was denkst du, wo Nori und der Wildfang gerade sind? Sind sie schon im Land des Winters?“ fragte sie Tarr mit leuchtenden Augen.

Dieser schüttelte den Kopf, lächelnd über diese unerfahrene Unschuld.

„Das Land des Winters ist sehr, sehr weit weg.“, erklärte er ihr ruhig und überlegte, wie man es einer Wölfin erklären sollte, die seit ihrer Geburt in einem Gehege lebte.

Mara seufzte. „Es ist sehr gefährlich, nicht wahr?“, fragte sie ihren Freund der erneut nickte und sie belustigt musterte.

„Eigentlich war ich hier um dich nach Namen für die Kleinen zu fragen.“, sagte Mara um das Thema zu beenden und nicht wieder an ihre Freundin in der Ferne zu denken, woraufhin der Timber den Kopf schief legte.

„Und bei beinahe zwanzig Wölfen in einem Gehege kommst du zu mir?“, fragte der Rüde freundlich, dann begann er zu überlegen. Natürlich kannte er die Namen aus den Geschichten, die Namen der Geister und Wolfsgötter, und der großen Leitwölfe…

„Ich könnte dir von dem Rudel der Götter erzählen.“, beendete er schließlich seine Gedanken und begann zu erzählen.
 

„Ich werde dir nun die Geschichte erzählen, die normalerweise eine Mutter ihren Welpen nach ihrer Geburt erzählt, selbst bevor sie es lernen, zu sprechen, und die die Wölfe in den Vollmondnächten miteinander teilen.

Es ist die Geschichte von unserer Herkunft, von unserer Hoffnung, unseren Zielen.“, begann der Wolf und blickte auf die junge, tragende Wölfin herab. Sie wäre dort draußen, hinter dem Drahtzaun, bereits alt genug um ihre eigene Beute zu schlagen, und doch hatte sie nie von der Geschichte der Wölfe gehört. Er würde weit ausholen müssen…

„Vor sehr langer Zeit, war die Welt noch leer, nur die nackten Berge ragten über den Horizont und nur die tosenden und ungezähmten Meere trennten die Landmassen. Der Sturm peitschte ungebremst über Land und Wasser, und in dieser ewigen Nacht wurde das Leben geboren.

Aus dem kalten, unfruchtbaren Boden sprossen die Pflanzen, die Blumen, die Bäume, die Farne, und alles Gesträuch und der erste Frühling begann, der seit jeher der Tag ist, an dem das Leben erneuert wird, die Pflanzen erblühen und die Mütter ihre Kinder gebären. An dem Ort, an dem die Bäume am höchsten wuchsen und von dem Geist des Frühlings beseelt wurden, erschienen die ersten Wesen.“

Er hielt inne, um zu sehen, welche Wirkung die Geschichte erzählte, und sie verfehlte sie nicht: Mara saß still und aufmerksam auf den Hinterbeinen, bemüht jedes seiner Worte mitzukriegen. Tarr musste lächeln, denn so war es immer; die Wölfe erzählten diese Geschichte am Anfang, wenn sie zum ersten Mal die Beute schlugen, manchmal auch, wenn ein Wolf starb oder das Rudel so aufgewühlt war, dass es etwas wie diese erste Geschichte brauchte, um sich Mut zu machen – Sie hatte etwas beruhigendes, unabänderliches an sich, das einem Sicherheit gab und an die Zeiten erinnerte, als man sich noch an den Pelz seiner Mutter drückte.

‚Auf jeden tiefen Winter folgt ein Frühling’ – Daran wollte Tarr glauben, auch wenn es manchmal schwer fiel.

„In dem Heiligen Wald des Nordens, auf den Wurzeln wurde unsere Mutter aus dem Nichts geboren.“, fuhr er dann leise, mit geschlossenen Augen fort.

„Mit ihrer Geburt, wurde der Mond geboren, der in jeder Nacht auf uns herabsieht, in der Zeit der Wölfe und von dem grauenden Morgen kündet. Du kannst sie dir kaum vorstellen, aber man sagt, sie sei die schönste Wölfin, die je über die Erde gewandelt ist.“

Er sah das Bild deutlich vor sich, die schlanke, weiße Wölfin, nicht besonders, groß, nicht besonders stark, in dem heiligen Wald, im seichten Wasser stehend. Ihre Schönheit lag in ihren goldenen, sanften Augen.

„Man sagt auch, wo sie den Boden berührte, trieben die Blumen aus der Erde. Sie lebte ein gutes Leben in ihrem Wald, der mit ihr gedieh, und sie begann zu reisen, dort traf sie den Vater der Hirsche, mit dem prächtigen Geweih, die Mutter der Katzen, den listigen Räubern, den großen Adler und viele andere Tiere, doch als sich ihre Zeit auf Erden dem Ende zuneigte, kehrte sie heim, in ihren Wald, in dem sie sich zu ihrer letzten Ruhe legte. All ihre Macht, ihre Energie, die sie verlor, wurde zu den ersten Wölfen, ihren Kindern, Fähen und Rüden von ihrem Blut.

Sie konnte ihnen nicht mehr geben, als das Leben, und diese Worte, bevor sie sie so schutzlos in der Welt zurückließ.

Sie hatte auf ihren Reisen so viele Wesen gesehen, die einem Wolf überlegen waren. Der Bär konnte ihre Kinder mit einem Prankenschlag töten, der Hirsch konnte den einzelnen Wolf mit seinen Hufen und seinem Geweih erlegen.

‚Was haben wir schon?’, fragten deshalb auch ihre Kinder. ‚Wir haben unsere Zähne und unseren Pelz und unsere Beine und unsere Nase, aber wir haben keine Krallen wie der Puma, nicht die Stärke des Bären, kein Schwingen, wie der Adler und keine Hörner, wie die Bullen auf der weiten Ebene.’

‚Ein Wolf alleine ist schwach’, sagte sie deshalb sanft zu ihren Kinder, ‚Und alleine kann der Wolf nicht leben. Ihr sollt nicht einsam kämpfen, sondern gemeinsam. Ich habe euch, als ich euch geboren habe, nicht mehr gegeben als meine Liebe als Mutter, eure Zähne, euren Pelz, eure Beine und eure Nase. Doch ich habe euch auch euren Geist gegeben, die Schläue und die Gemeinschaft.’

Ratlos sahen die Wölfe zu der sterbenden Wölfin, sie verstanden noch nicht.

‚Was ein Wolf nicht schaffen kann, schaffen vielleicht zwei, was zwei nicht schaffen vielleicht viele.’

Sie liebte ihre Kinder, und sie wollte sie nicht schutzlos in der Nacht zurücklassen, so kehrte sie zum Himmel zurück, um ihren Söhnen und Töchtern als Mond die Dunkelheit zu erleuchten und vom Morgen zu künden.

Ihre Kinder jedoch brachen alle in verschiedene Richtungen auf, alleine in der Nacht, doch sie erlegten keine Beute und wurden von Katze und Bär vertrieben, bis sie, beim nächsten Vollmond im Heiligen Wald zusammen kamen und traurig zu ihrer Mutter heulten, die sie viel zu früh verlassen hatte.

Ihre Mutter sah ihr Leid und die Blätter flüsterten zu ihnen, und gaben ihnen neuen Mut und langsam verstanden sie, was die Hohe Mutter ihnen zu erklären versucht hatte.

Zum ersten Mal redeten sie wirklich miteinander, sahen sich an und vertrauten einander. Zu zweit, zu dritt, oder zu noch mehreren brachen sie nun zum zweiten Mal auf, und sie kamen nie wieder zurück in den Heiligen Wald, weil sie in der Ferne ihr Glück fanden und neue Wölfe in die Welt setzten.

Die Wölfe begannen langsam, den Wortlaut ihres Auftrages zu vergessen, doch der Sinn war in ihr Herz geschrieben und von da an bildeten sie gemeinsam Rudel, weil sie alleine nicht überleben konnten und nachts sahen sie auf zu dem Mond, der über sie wachte.“

Tarr endete ruhig, und er bemerkte, dass die alte Geschichte ihn immer noch bewegte, ganz egal, wie oft er sie schon gehört hatte.

Mara hatte sich hingelegt und die Geschichte in sich aufgenommen, die Augen groß wie die eines Welpen, die Augen zum Nachthimmel und zum Mond gewendet.

„Meine Mutter hat mir nie solche Geschichten erzählt.“, sagte sie leise.

„Nein? Wenn du willst, werde ich dir mehr Geschichten erzählen, von dem Rudel, dass damals den verlorenen Heiligen Wald gesucht hat“, sagte der ältere Wolf ruhig und sah mit der weißen Wölfin zu dem Mond auf.

Wenn der Mond fällt

Nori senkte den Blick vom Mond wieder auf die Stadt. Sie schien zu schlafen, nur ihre Gerüche schliefen nicht. Sie mochte ihre beißenden Gerüche nicht, die sie nicht kannte und auch nicht erklären konnte.

„Gibt es keinen anderen Weg?“, fragte die graue Wölfin zum wiederholten Male und bekam keine Antwort von ihrem Gegenüber außer einem genervten Kopfschütteln.

Immer näher kamen sie den seltsamen Bauten und dann huschte der Rüde wie ein Schatten in die Dunkelheit in den engen Zwischenräumen, und die kleinere Wölfe hatte Mühe, ihm zu folgen.

Unten in der Stadt war der Gestank noch unerträglicher und machte es ihr unmöglich irgendetwas zu wittern, so dass sie sich nur auf das Gehör und die Augen verlassen musste – Es war kein schönes Gefühl, sie fühlte sich hilflos und fremd.

Sie hielten sich in der Dunkelheit, und nur zu oft mussten sie über allerlei Unraten klettern. Nori blieb nervös, sie erinnerte sich an die Menschen in ihrem Gehege mit den Stöcken, die einen Wolf von den Beinen reißen konnten – hinter jedem Mauervorsprung konnte sich einer von ihnen verbergen und sie konnte es nicht riechen…

Einmal hörten sie Menschen reden und duckten sich sogleich auf den Boden, doch die Stimmen verklangen wieder und die Wölfe atmeten auf.

„Wie groß ist so einen Stadt?“, fragte Nori schließlich ihren Begleiter, der auch keine Antwort zu wissen schien.

Die ganze Nacht lang folgte sie dem russischen Rüden, bis ihre Pfoten von dem Laufen über den unnatürlichen harten Boden schmerzten.

Sie nahm die Umgebung kaum wahr, weil sie ihr so fremd war und sie nicht in der Lage war die Architektur der Menschen zu verstehen und dann begann der Mond zu schwinden und die Sonne sich zu zeigen.

„Misha…“, sagte sie und reckte den Kopf um die Sonne zu sehen, doch die Häuser waren zu hoch.

Neben ihnen zog sich der dreckige Kanal hindurch, der einen verschmutzten Bach durch die Stadt leitete und tiefer und vor allem schneller wa, als man dachte.

Immer noch zeigte sich kaum ein Mensch auf den Straßen, in diesen Zeiten war es gefährlich in der Dunkelheit sein Haus zu verlassen und diese Menschen hatten Angst.

Doch davon wussten die Wölfe nichts, und es war kein Ende dieses Menschenlandes in Sicht.

„Wir werden hier schlafen.“, bestimmte der Rüde und sah sich um, selbst er wusste, dass er nicht mitten auf der schmalen Straße schlafen konnte, sie mussten sich einen anderen Ort suchen.

Mühsam kletterten beide über einen ehemaligen Vorgartenzaun, hinter dem ein verlassenes Haus stand, die Tür aus den Angeln gerissen, das Glas in den Fenstern fehlte ganz. Gerümpel und Müll lagen im inneren weit verteilt und aus einem alten, verrosteten Rohr tropfte schmutziges Wasser auf das ebenso schmutzigen Boden.

Nori wandte den Kopf zu allen Seiten, überall lagen staubige Sachen, die sie nicht zuordnen konnte, Menschensachen. Es waren zwei umgeschmissene Sessel, viele Bilder, die eine kleine Familie zeigten und nun zersplittert am Boden lagen, ein Tisch, dem ein Bein fehlte und die dazugehörigen umgekippten Stühle, etwas weiter das Gerüst eines Bettes, alles von Wert war bereits geklaut worden.

Die graue Wölfin schluckte, wo waren die Menschen hin verschwunden? Waren sie einfach weggegangen? Der Wind zog durch das Haus und pfiff gespenstisch, doch das war es nicht, was ihr Angst machte.

„Woher weißt du, dass hier niemand lebt, Misha?“, fragte sie, doch sie bekam erneut keine Antwort, denn der russische Wolf war schon auf einen der umgekippten Sessel gesprungen und rollte sich zusammen.

Sie wollte es ihm gleichtun, doch ihre Neugier trieb sie weiter in die nächsten Räume, es bot sich überall ein ähnliches Bild. Gelangweilt wendete sie sich ab, als sich Zähne um ihren rechten Hinterlaufen schlossen und sie mit einem gewaltigen Ruck nach hinten und von den Beinen rissen. Sie jaulte auf und zappelte, versuchte ihr Bein aus dem eisernen Biss zu befreien, wodurch der Schmerz nur noch schlimmer wurde. Sie wand sich und drehte ihren Hals, so dass sie in der Dunkelheit schemenhaft und verschwommen einen massigen Kopf eines Hundes erkennen konnte, kein Wolf, und der verstärkte seinen Biss nur noch weiter und wie lange würde es noch dauern bis…

Der Schmerz machte Nori rasend, und sie fuhr herum, was den Schmerz in ihrem Bein nur noch verstärkte. Völlig verdreht schnappte sie ziellos zu, spürte Fleisch und schmeckte Blut, doch der Hund gab immer noch keinen einzigen Laut von sich, und nachdem er ihr Bein kurz voller Überraschung losgelassen hatte, schüttelte er die Wölfin ab. Was für ein jämmerliches Wesen, dachte er und ohne zu zögern packte er die zappelnde Graue am Hals und drückte die Zähne…

Instinktiv zappelte Nori weiter, versuchte den schweren Hund irgendwie in Schach zu halten, bis er ihr an die Kehle ging – Verzweifelt trat Nori ihn mit den Hinterbeinen in den Bauch, der Schmerz war nicht mehr wichtig, sie grub ihn die Krallen in den weichen Bauch und versuchte sich zu entwinden, dann schlossen sich die Zähne um ihre Kehle.

Ebenso leise wie der Hund gekommen war, kam nun der schwarze Wolf angesprungen und warf sich mit seinem Gewicht gegen die Schulter des Hundes und verbiss sich in seinem Nacken. Der Hund taumelte tatsächlich zurück und Nori kam frei, würgte und spuckte Blut und kam irgendwie auf die Beine, wobei das verletzte Hinterbein einknickte.

Der schwarze Wolf sprang sofort zurück, als der Hund sich wieder gefasst hatte und Misha wieder die Zähne zeigte.

Der Hund blutete aus Wunden an Brust, Schulter und Bauch, doch es schien ihn nicht zu kümmern. Er knurrte nicht, er drohte nicht, er sprang nur und zielte diesmal auf Misha, der fluchtartig rückwärts sprang.

„Nori, LAUF.“, knurrte er und wirbelte wieder herum, sprang zurück, und wich dem Hund aus.

Nori zögerte, jetzt erst konnte sie die Bestie erkennen. Sie hatte Misha stets für riesig gehalten, doch neben dem Wolf wirkte er wie ein Jährling. Der Hund hatte eine kürzere Schnauze als der Wolf, doch der Kopf war noch größer, das Gebiss noch viel kräftiger und der Körper viel breiter als der eines Wolfes.

Selbst der russische Wolf könnte dieses Ungeheuer nicht töten, da war sie sich sicher.

Der Wolf duckte sich und er und der Hund schienen sich zu mustern, kalt. Wer würde zuerst springen?

„Nori, ich brauche nicht noch ein Problem. Hau ab und warte irgendwo auf mich. VERSCHWINDE.“, brüllte er sie nun an, und in dem Moment sprang der Hund und Nori erkannte, das Misha nie vorgehabt hatte gegen ihn zu kämpfen. Er sprang zur Seite und ließ den Angriff dieses Ungeheuers ins Leere laufen, und Nori konnte nicht mehr. Sie lief, so schnell es ihr das Bein erlaubte und lief zu der Tür, Misha folgte ihr bald, und der Hund folgte ihm in schnellen Sprüngen. Der Hund mochte schwer sein, doch er schien gut rennen zu können. Misha sprang in die eine Richtung, Nori in die anderen und der Hund zögerte. Wen sollte er verfolgen? Der Rüde war zwar jung, aber er besaß den messerscharfen Verstand seiner Vorfahren.

Mit einem Satz eilte er der verwundeten Wölfin hinterher, und er erreichte genau das, was er beabsichtigt hatte.

Misha schnellte herum, Nori würde diesem Jagdhund nie entgehen, und so jagte er hinter dem Hund der, der die humpelnde Wölfin bald einholen würde. Er kannte diese Hunde, doch er unterschätzte ihn. Erneut.

In einem Wirbel aus Zähnen und Krallen wirbelte der Hund herum, der gewusst hatte, dass er Nori nicht ihrem Schicksal überlassen würde und erfasste ihn und schmiss ihn zu Boden, wie Nori zuvor.

Die sah alles nur noch durch einen blutigen Schleier, als sie sich umdrehte. Sie hatte schon erwartet, dass der Hund im nächsten Moment über sie herfallen würde, doch nun hatte er Misha.

Sie solle ‚abhauen’, hatte er gesagt. Sie war nur ein weiteres ‚Problem’. Sie knurrte. Zum ersten Mal in ihrem Leben knurrte sie wirklich, voller Hass und mit der Drohung. Adrenalin floss durch ihr Blut und sie dachte nicht an ihr Bein, als sie zum Sprung ansetzte.

Misha wehrte sich geschickter als Nori, doch er war erschöpft und immer noch nicht ausgeheilt und der Hund drückte ihn zu Boden. Misha sank zu Boden, er hätte nie gedacht, dass er eines Tages aufgeben würde und doch tat er es. Vielleicht, weil der Kampf nicht mehr lohnte.

Nori war weder kräftig noch schwer, doch sie kam unerwartet und sie kämpfte mit den Instinkten ihrer Vorfahren.

Es war ihr Sturm, und sie nutzte ihn.

Irgendwie schaffte sie es den Hund von Misha herunterzudrängen und biss ihm in die Seite. Zwei Schritte noch…

Sie stieß dem Tier den Kopf in den ungeschützten Bauch, gleichzeitig schnappten die scharfen Zähne wieder zu.

Und dann fielen sie.

Zusammen fielen sie in den Kanal, und dann war da nur noch nasse Dunkelheit.

Und Nori versuchte sich kurz, zu halten, dann kehrte der ganze Schmerz zurück und die Erschöpfung des Blutverlustes…

Die Strömung zog sie fort.

Und sie wachte erst wieder auf, als sie Menschenhände aus dem trüben Wasser zogen.

Misha

- Info - Das ist nicht wie es normal weitergeht :)
 

Ich werde zunächst ein paar Kapitel für verschiedene Charaktere, zumindest Misha und Tarr schreiben, hier wird ein bisschen über ihre Vergangenheit und ihre Beweggründe erklärt
 

-
 

Schnell wirbelte Misha herum, sah den Angriff seines Kontrahenten schon kommen. Er war erfahrener, aber der junge Rüde wusste, dass er ein guter Kämpfer war. Er war schneller, stärker und ausdauernder, nur an Geschick und Erfahrung war der große, weißgraue Rüde ihm überlegen, der ihn aus den goldenen Augen anfunkelte, bereit zum nächsten Sprung.

Die anderen Wölfe hatten sich um das kämpfende Paar versammelt und beobachteten sie aufmerksam, die schlanke, weiße Wölfin musterte sie am wachsten mit ihren schlauen Augen, und das gefiel Misha. Es trieb ihn an und motivierte ich, er durfte den Kampf einfach nicht verlieren.

Er übernahm den nächsten Angriff und hechtete nach vorne, schnappte ins Leere und drohte mit gefletschten Zähnen, und der ältere Rüde tänzelte geschickt zurück. Feigling.

Es hatte lange bis zu diesem Kampf gedauert. Mishas Vater war gestorben, und das Rudel blieb führerlos, bis zu diesem Tag zumindest.

Die meisten hatten den weißgrauen Rüden schon längst für den neuen Leitwolf gehalten, und er hatte die Jagd angeführt und blieb immer selbstverständlicher neben der weißen Fähe, die ihm immer seltener gedroht hatte.

Und genau dies hatte den jungen Rüden wahnsinnig gemacht. Er mochte die Wölfin, sie war eine starke Führerin, die seit dem Tod seiner Mutter die unbestrittene Herrscherin im Rudel war. Er war mit der Wölfin auf der Jagd gewesen, und es waren einige der besten Tage seines Lebens gewesen. Für sie wollte er Leitwolf werden, nicht für das Rudel, und vielleicht war das sein größter Fehler.

Er sammelte sich, und die beiden Wölfe schlichen umeinander wie die Katzen, als der ältere, kleinere Rüde ihn den Kopf in die Seite rammte und zu Fall brachte, völlig unerwartet. Mühsam stand Misha wieder auf, doch er hatte seinen Vorteil schon vertan und der Rest des Kampfes war kurz. Kurz und grausam, und gerecht. Der alte Wolf kämpfte ihn schnell zu Boden, ohne ihn unnötig zu verletzen, doch Misha weigerte sich aufzugeben, und stand erneut auf, um wieder unsanft zu Boden geschmissen werden, vor den Augen der Rudels und vor den Augen von Fae. Und schließlich ergab er sich, bot zitternd die Kehle dar und fühlte sich so schlecht wie noch nie zuvor im Leben.

Mit nun demütig gesenkter Rute schlich er davon, wollte keinem anderen Rudelgefährten begegnen, spürte den traurigen Blick von Fae, und lief in den Wald.

Er hatte seine Chance vertan.
 

Mit leerem Blick starrte der große, schwarze Rüde in den Kanal. Das Wasser war wieder still, weder der Hund noch die Wölfin waren noch zu sehen. Es war, als hätte die schwarze Nacht sie verschluckt.

Er blinzelte, und stand alleine in der Dunkelheit.

Er stand, und stand und konnte keinen klaren Gedanken fassen, und begann zu zweifeln, ob dies alles überhaupt passiert war. War es das?

Der Wolf schwankte, Blut klebte in seinem Pelz, ja, es war die Wirklichkeit gewesen.

Er atmete ein, atmete aus, langsam und sah wieder in die Tiefe. Er war von der Leere erfüllt, es war ihm egal, es war ihm völlig gleich.

Noch einmal legte er den Kopf schief, dann drehte er sich um und ging zurück in das Haus, seine Pfoten bewegten sich von alleine, und er legte sich erneut hin, stand wieder auf, drehte sich im Kreis und legte sich erneut hin, ein Nebel hatte sich über seinen Geist gelegt. Eben war da etwas gewesen. Nicht wichtig.

Und er schloss die blauen Augen.

Erst nach langer Zeit näherte sich Misha dem Rudel erneut und wurde angenommen, doch immer, wenn der neue Leitwolf auf ihn zukam, musste er sich unterwerfen. Er hasste es, doch er wollte nicht gebissen werden, und so unterwarf er sich mal für mal.

Einmal wollte er mit Fae reden, die sich den weißen Pelz säuberte, doch der Leitwolf wartete nur auf seine Gelegenheit und richtete ihn erneut übel zu.

Der prächtige, starke Wolf war nun mager und das Fell war von Narben durchzogen, doch er lernte es zu ertragen und seinen Stolz zu vergessen, wenn es nötig war.

Und es machte die Sache einfacher, der neue Leitwolf vergaß seine Gehässigkeit und begann sich auf Misha zu verlassen, denn er war stark und geschickt und ein treuer Betawolf. Und irgendwann ließ er sogar die heimlichen Treffen von Fae und ihm zu, und beobachtete seine Wölfin mit Trauer in den Augen, Trauer um das, was sie mit ihm nicht teilte.

Und doch schien der Winter zu nahen, in der eisigen Welt war der Winter ewig lang und hart, und der Leitwolf ging mit dem Rest des Rudels auf die Jagd in die gefrorenen Wälder, und der Tag war der Anfang vom Ende, wie Misha später zu sagen pflegte.

Fae war rund geworden von den Welpen von denen sie trug, dessen Vater keiner im Rudel genau ermitteln konnte, und hatte sich ihre Höhle gegraben und nur eine junge Fähe und Misha bewachten sie im Tal, denn die Welpen waren die Zukunft und das Herz eines Rudels. Doch an dem Tag kam ein Mensch in das Tal, mit dem Geruch von Tod an den Fingern und er trug Wolfspelz.

Misha sprang in das Gebüsch, Menschen waren dumm, vielleicht würde er von sich aus verschwinden, blind und taub wie sie waren, aber dieser kannte sein Ziel. Die junge Fähe sprang auf, als der Mensch ihrem Versteck zu nahe kam und das war ihr Ende, es knallte, als würde die Welt in tausend Stücke gesprengt und sie fiel tot zu Boden, ohne dass der Mensch sie auch nur berührt hatte.

Entsetzt riss Misha die Augen auf, duckte sich noch tiefer in sein Versteck und betete zu dem großen Rudel und zu der Mutter. Der Mensch legte die Wölfin sorgsam zur Seite und trat zum Eingang der Höhle. Und in dem Moment wusste der Rüde, dass der Mensch ganz genau wusste, was in der Höhle war. Und er nahm seinen Mut zusammen und sprang den Menschen an. Ungelenkt riss er den Menschen mit sich zu Boden, der vor Überraschung schrie und seinen Stock fallen ließ.

Misha war für einen Moment verwundert, eben hatte er die Wölfin noch ohne Anstrengung getötet, jetzt war der Mensch schwächer als jedes Beutetier.

Langsam zog er die Lefzen zu einem Furcht einflößendem Zähnefletschen zurück, als der Mensch zitterte und panisch seine Waffe an sich zu ziehen versuchte.

Blut floss über den Stein, und Misha lief zu Fae, die regungslos in der Ecke lang, und für einen schrecklichen Augenblick hielt er auch sie für tot, doch sie folgte ihm aus der Höhle, hinaus aus dem Tal, zu den anderen, langsam und beschwerlich.
 

Noch am selben Tage wurde der Mensch gefunden, und das Blut und die Spuren der Zähne sprachen Bände. Und die Panik überkam die arme Bevölkerung, und Angst macht die Menschen zu Mördern.

An diesem Tag begann die Hölle, denn es war der erste Tag vom Ende für die Wölfe.
 


 


 


 

Die Bewohnung des kalten Landes war arm. Der Krieg hatte das Land der Menschen zerstört und sie überlebten nur durch die Landwirtschaft und das Vieh, und nun hatten sie Angst, nachdem der tote Jäger gefunden wurde.

Und man rief das, was man schon hunderte Jahre vor ihnen gerufen hatte.

Wolfsjagd.
 

Der alte Alpha führte sein Rudel weit über die Bergkämme, und die Leitwölfin konnte sich nur noch schwer mitschleppen, auch wenn Misha sie immer fiepend und anstieß und weiterschob.

Und an einem Morgen wollte sie nicht mehr weiter und sie mussten an diesem kahlen, erstbesten Ort bleiben, an dem sie eine Höhle für die Geburt grub.

Das Rudel war unruhig, nichts vergiftet die Wölfe eher als die Unsicherheit und die Fremde, und die immerwährende Panik.

Immer wieder liefen die Wölfe durch das Land und suchten nach Menschenspuren und nie fanden sie etwas, und der alte Leitwolf musste lächeln.

„Die Menschen sind schwache Beute.“, sagte er herhablässig und kehrte in das Tal zurück, um nach seiner Gefährtin zu sehen, und Misha stimmte ihm zu, als er zum leeren Horizont sah.
 

An einem Frühlingsabend, an dem das Eis in den letzten Sonnenstrahlen glitzerte, lag das Rudel schwach über die Ebene verteilt. Die Hirsche waren rar geworden, und die Wölfe hungerten, bis man ihre Rippen erkennen konnten, und Fae winselte, weil sie ihren Welpen nicht die Energie geben konnte, die sie zum Wachsen brauchten.

Noch einige Tage vergingen, und der Alpha nickte Misha zu.

Wölfe können lange ohne Nahrung überleben, aber nicht für immer.

Und so schlichen sie das Tal herunter und suchten die einzige Beute die sie finden konnten.

Wenn ein Raubtier einmal verstanden hatte, wie schwach der einzelne Mensch war, dann wusste es wo es leichte Beute machen konnte, dann brauchte es keine starken Hirsche mehr zu reißen.

Der Mensch schrie, doch er schrie nicht lange, bis die Wölfe ihn zur Höhle zogen.

Es war kein gutes Fleisch, aber es rettete das Rudel.
 

Doch Wölfe irren sich, weil sie die Menschen nicht verstehen. Menschen mögen langsam sein, aber sie sind manchmal verbissen wie ihre Hunde, und Menschen die Angst haben, wollen töten. Denn sie fanden noch zwei Gerippe von Menschen außer dem ersten, und wieder waren die Spuren eindeutig.

Wolfsjagd.
 

Es vergingen noch zwei Wochen, bis die Fae, die Leitwölfin unruhig wurde und sich endgültig in ihre Höhle verzog, dick und behäbig wie sie geworden war unter der Last ihrer Kinder. Die Wölfe waren aufgeregt, Welpen waren das Herzstück des Rudels, der Schatz der Wölfe und es würden ohne Zweifel prächtige Tiere werden.

Und in dieser Nacht begann der Sommer, der in der eisigen Welt nach dem Krieg nicht viel wärmer war, als der kälteste Winter.

Es sollte der letzte Sommer der Wölfe sein.
 

Der Tag begann mit Schreien, und es war nicht das Rudel von Misha, es könnte jedes Rudel in Russland sein.

Die Wölfe starben auf die unterschiedlichsten Weisen, es war Gift, es waren Schüsse, Fallen, Treibjagden, aus dem Helikopter, zu Fuß, sogar auf dem Pferd.

Der Tag begann mit Schreien. Er endete mit Blut.
 

Misha wälzte sich im Schlaf, in dem Aufflammen eines Augenblickes dacht er wieder klar und dann sank er wieder in die Erinnerung, in die schemenhaften Welten des Schmerzes und der Vergangenheit.
 

Der alte Alpha starb auf der Flucht, ein Weibchen, zwei junge Rüden, ein Welpe, und er musste sie alle irgendwie führen. Er, der unerfahrener, junge Beta sollte das Rudel vor den Menschen retten, vor dem Chaos und dem sicheren Tod.

Die Aufgabe war unmöglich.
 

Bis eines Tages der Hund kam.

Und Misha vertraute ihm, denn er kannte die Menschen. Und er würde sie retten mit den Hunden, die eigentlich die Wölfe jagten. Denn dort, wo sich die Hunde und die Wölfe vereinen, da fürchtet sich die Beute.

Und so wurde der größte Pakt der letzten Wölfe geschlossen mit den Wolfshunden, und die Russen hatten wieder andere Probleme. Der Krieg schnitt sie von dem Rest der Menschen ab und so begann der Krieg der Wölfe und der Menschen.
 

Der Hund.

Die Menschen.

Die Wölfe.
 

Misha riss die Augen auf.

Nori.

Russland.

Heimat.
 

Sein Aufgabe, sein Volk.

Und er stand auf, auf drei Beinen, blutverklebt und er heulte. Heulte seinen Groll, seinen Triumph, und seinen Schmerz.

Nichts würde ihn jetzt noch aufhalten, selbst die Hölle nicht. Und was war schon die Hölle, wenn nicht seine Heimat?

Er war einer der letzten Wölfe der Erde.

Die Stille wurde zerrissen von dem starken Heulen, das Heulen eines Leitwolfes. Das Heulen eines der letzten Wölfe.



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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  Cat-girl
2010-12-24T08:45:31+00:00 24.12.2010 09:45
Das klingt ja aufregend... aber warum nur Misha und Tarr? Ich wüsst auch gern etwas mehr über Mara und Nori... aber, was solls. Ich freue mich auf jeden Fall auf Misha's Vergangenheit.

Das geht ja gut los... mit wem prügelt sich Misha denn da rum?
Achso, es geht um die Liebe einer Fähe... wie schön sie ist...
Ja, genau! Feigling!
Oh, das tut mir Leid, Misha.. *legt die Ohren an*
Wer war denn der neue Führer? O.o
Das kann sein... ein Wolf sollte für das Rudel kämpfen, nicht für eine Fähe...
Oh, Misha, das tut mir Leid... *knurrt leise*
Fae, ein schöner Name... er passt zu ihr...
Armer Misha...
Oh... er hat sich erinnert, es geht ja doch weiter^^ Wenn auch nur mit Misha, aber schon das allein ist interessant... was hat er gemacht, nachdem er das Rudel verlassen hatte... der Arme...
Aber, Misha... du kannst dich nicht so aufgeben... kämpfe weiter! *sträubt leicht das Fell* Bitte, Misha...
Misha...
Schön, dass das Rudel ihn wieder genommen hat... armer Wolf...
Ey! Er wollte nur mit ihr reden! *funkelt den neuen Alpha wütend an*
Misha tut mir so leid... *stupst ihn mitfühlend an*
Tja, so ist das nun mal...
Wer war denn der Vater... entweder Misha oder der Leitwolf... schön, dass sie Junge bekommt... ich hoffe nur, es geht alles gut... aber warum war dieser Tag der Anfang vom Ende, was meinte Misha später damit?
Verdammter Zweibeiner!! *wütend auf ihn los springt*
Die arme Fae... die armen Welpen...
Lass deine dreckigen Pfoten von den Welpen! Du Mensch! *hilft Misha*
Sie ist jetzt bei Tor und Fenris... die arme Fae...
Sie ist also nicht tot gewesen... aber was ist denn nun mit den Welpen? Lässt sie sie etwa allein zurück!
Warum der erste Tag für sie... warum das Ende für die armen Wölfe... der Mensch ist selber daran schuld, was greift er auch die Wölfin an!
Keine Wolfsjagd! Oh, Tor! Nein!
Ah... sie hatte also noch keine Jungen *hilft ihr beim graben*
Da muss ich dem Alpha recht geben... Menschen sind schwache Beute...
Oh nein, das arme Rudel... die armen Welpen...
Lecker! Ich will auch ein wenig Menschenfleisch... aber, zu erst sollte die Fähe etwas bekommen...
Wieso der letzte Sommer? Oh, nein!
Diese widerlichen Menschen! *knurrt wütend*
Leider war sie unmöglich... der arme Welpe...
Wolf und Hund! Sehr schön! Los, helft euch gegenseitig!
Ja, Nori.. Heimat... Rudel...
Ich glaube nicht, dass Cerberus ihn freiwillig haben will...
Was für ein unheimliches Heulen...

Misha hat eine grausame Vergangenheit... es tut mir so leid, dass sein Rudel getötet wurde. Die armen Wölfe... Fae, die Welpen und die anderen hilflosen Wölfe... und das nur, wegen eines dummen Menschen.... Fae erinnert mich irgendwie an Mara... sie bekommt ja auch bald Junge, allerdings nicht in solchen schrecklichen Gefilden... Er sollte sich auf den Weg machen, Nori zu finden... ein schönes, trauriges, und aufgewühltes Kapitel. Ich liebe so etwas. Und darum bin ich so froh, dass ich diese Geschichte gefunden habe. Mach weiter so.
Von:  Cat-girl
2010-11-14T13:09:43+00:00 14.11.2010 14:09
Die Überschrift, der Story...
Ob sie an Mara gedacht hat...
Menschengestank würde ich sagen... *rümpft knurrend die Nase*
Warte doch auf sie, Misha...
Arme Nori... *würde ihr gern helfen*
Verdammte Menschen... *knurrt wütend*
Zum Glück gehen sie weg...
Städte sind immer unterschiedlich groß, Nori...
Tor überlässt Fenris den Platz....
Die arme Nori...
Angst vor den Wölfen...
Nein, auf der Straße würde ich auch nicht schlafen wollen...
Nori, was ist los?
Wer hat sie denn da gefangen, und warum?
Nori! *springt den Hund an* Lass sie los!
NORI!! Tor, nein!...
Oh Tor...
Wie grausam... Nori...
Dieser Hund erinnert mich an Sabre aus dem Buch „Füchse unter sich“ den hat auch keine Wunde gestört...
Das... das muss dieser braune Wolfshund sein... oh Tor...
Misha... sei vorsichtig... bitte...
Misha! MISHA!
Nori... sie wird ihm helfen... wie ein echter Wolf...
Misha! Wie kannst du es nur wagen aufzugeben! Wie kannst du nur?!
Oh nein... Nori...
Menschenhände. Bah! Pfui!

Der Anfang war okay... aber das mit dem Hund... die armen Wölfe... ich frag mich nur, wer der Hund war, dieses braune Ungetüm bestimmt nicht... der Kampf war grauenvoll, die Bilder in meinem Kopf und das Blut von Nori... aber sie hat gekämpft, wie eine tapfere, echte Wölfin, ich bin so stolz auf sie... dann der Sturz in den Kanal, und die Menschenhände, ich frage mich, wo sie ist, was sie jetzt tun wird und wer diese Menschen sind...
Von:  Cat-girl
2010-11-14T08:54:56+00:00 14.11.2010 09:54
Geschichten, worum sie wohl gehen mögen?
Wenn es kein Wolf ist, was liegt dann da?
Was geschah denn? *streckt sich vor, um es sehen zu können*
Wer ist der kleine Wolf und warum ist sein Hinterlauf abgewinkelt? O.o der Arme...
Was! Ein Wolfshund? So groß! O.o
Der arme Wolf, er wird sterben, nur weil er dem Rudel nicht mehr treu gegenüber war...
Das stimmt wohl, das ist ein wahnsinniger Wolf...
Kämpfe, alter Wolf, kämpfe um dein Recht...
Alter Leitwolf?
Ach... jetzt will er wohl doch nicht zulassen, dass der Wolf getötet wird... sehr merkwürdiger Wolf...
Was der Leitwolf wohl damit meint...
Mara^^ Hey, Süße, wie geht’s? *freut sich, Mara wieder zu sehen*
Nur Kälte... oh je...
Aber sie muss es doch nicht verbergen, jeder Wolf freut sich, wenn neues Leben im Rudel geboren wird...
Das ist wirklich schwer zu erklären...
Die Namen der Geister, Götter und den Leitwölfen, wüsste ich auch gern^^
Die großen Leitwölfe... wer sind sie?
Das Rudel der Götter... oh ja... *hockt sich, um ihm zuzuhören*
Die Welpengeschichte...
Das Leben... wurde geboren...
*sitzt wie gebannt neben Mara*
Und wer war eure Mutter?
Oh die schönste Wölfin...
Hey, das ist auch mal eine Variante, wie die Wölfe entstanden...
Aber auf eure Weise seid ihr gut...
Und daran haltet euch fest
Ja, sie ist der Mond, wie die große Wolfsgöttin Tor!
Das ist schön, dass sie ihr Glück fanden...
*erhebt sich langsam wieder* Eine schöne Geschichte...
Oh ja, erzähl noch mehr Geschichten... *schaut mit ihnen zum Mond*

Ein sehr schönes Kapitel^^
Die Geschichte über die Schöpfung der Wölfe ist wunderschön gewesen...
Aber was war das am Anfang, wer war der braune Riesenwolfshund und wie geht das weiter?...
Von:  Cat-girl
2010-10-13T20:45:09+00:00 13.10.2010 22:45
Wow, das Kapi kam aber schnell^^
Jetzt geht’s los, der Weg in die fremde Welt...
Sind sie schon auf dem Weg? Das ging schnell...
Eine sehr gute Beschreibung, ich kann mir alles bildhaft vorstellen...
Gesundheit Nori!
Die Arme...
Ja es ist Zeit, dass die Wölfe die Reise ins freie Leben antreten...
Ja Nori, der Weg hat viele Gefahren
Wie gemein, er hat sie angeknurrt, nur weil sie zu dicht bei ihm lag...
Das war jetzt aber nicht nett, Misha, aber doch treffend...
deutlicher...
Was heißt das jetzt, wird er sich nicht um sie kümmern, muss sie allein zurecht kommen? *ist besorgt*
und mit einem mal, nicht mir....
Nein, Nori! Nicht zweifeln, es macht dich kaputt...
Hey, sie kann es doch wenigstens mal versuchen...
Richtig so Nori
Das kommt mit der Zeit Nori... schön so ein freies Leben, nicht?
Oh, schade... doch kein Fang... das tut mir Leid, Nori
Die Kleine kann aber fluchen, Respekt Nori
Da hat Misha ihr wohl doch noch helfen müssen...
Na wenigstens gibt er ihr etwas zu fressen, ich dachte schon, er würde sie verhungern lassen...
Wie gemein...
nach einigen was?

Was für ein gutes Kapi. Es kam sehr schnell, das ist schön^^
Da fängt das neue Leben für Nori ja gut an, wenn sie nicht mal richtig Beute machen kann, aber es hat ihr ja auch nie einer beigebracht. Wie auch, wenn sie in einem Gehege leben...
Von:  Cat-girl
2010-10-12T18:01:18+00:00 12.10.2010 20:01
Endlich geht’s weiter^^
Oh nein! Nori! *gräbt wie wild von vorne um den Schlamm wegzumachen* Du schaffst das schon... halte durch, nur noch ein Stück...
Nori! Komm gib jetzt nicht auf!
Da hat sie jemand gerettet... Tor sei Dank!
Mara! Ich danke dir... ohne dich wäre Nori vielleicht... bei Tor und Fenris...
Die arme Nori, voller Schlamm, nass bis auf die Knochen und zitternd, tja Nori, wer hat gesagt, dass die Flucht einfach wird? Niemand!
Genau, Mara, beruhige sie etwas. Du hast dein best mögliches getan... und das sehr gut
Oh Tor! Tarr! Der Blitz! Was … was ist überhaupt aus ihm geworden? *zittert*
Er ist jetzt bitte nicht tot! Sag mir, dass er nicht tot ist... bitte *winselt*
Mara... was ist los, du kannst ihr alles erzählen...
Mara bekommt Welpen... *hat Tränen in den Augen* Das ist ja wunderbar... aber wo sollen sie mit den Kleinen hin, in der Wildnis... sie hat noch 4 Wochen Zeit... aber... Herzlichen Glückwunsch Mara, trotzt dieses schrecklichen Wetters
NEIN! Weder Mara noch ihre Welpen werden nach Kaam gehen (Das gute Land, in das Wölfe nach dem Tod kommen) Ich werde es verhindern! *knurrt und tritt vor Mara* Wir schaffen das schon, Mara. Mach dir keine Sorgen und du auch nicht, Nori.
Vielleicht war auch Tarr einmal ein wilder Wolf, oder er hatte auch einmal diese Wünsche...
Wer? Misha! Wieso will der jetzt zu Tor und Fenris?! Das kann er nicht! Wie sollen Mara und Nori denn ohne seine Hilfe in das kalte Land finden... was wird denn jetzt aus ihnen, wenn er nicht mehr da ist? *zittert*
Wieso nicht? Wo ist Misha denn? O.o
Huch! Jetzt ist wohl auch noch Mara weg? Na hier ist was los! Mara, wo bist du?
Die Geister würden sie schützen, und auch Tor und Fenris...
Das ist lieb von dir Nori...
Mara! Mach doch nicht alles kaputt!
Ich will auch nicht, dass sie getrennt werden...
Oh nein! Nori geht wohl doch allein... ach schade...
bei... Tor und Fenris...
in sich... du hast statt in... ein ii geschrieben...
Was für eine Stille?

Ein sehr trauriges Kapitel... Mara geht ja nun doch nicht mit, aber für die Welpen ist das nur gut so...
Was für ein schwerer Abschied.
Ich hoffe, dass wenn Nori zurück kommt, Mara noch immer diese wilde Entschlossenheit hat, wie sie sie jetzt eben bewiesen hat...
Mögen die Wolfsgeister sie beschützen, Nori und Mara und Misha... Mögen Tor und Fenris sie geleiten!
Von:  Cat-girl
2010-10-12T17:55:14+00:00 12.10.2010 19:55
Das klingt ja niedlich...
Nori! Was ist?
Sei vorsichtig, Nori... *sieht ihr ängstlich und besorgt nach*
grub sich hinein...
Ja, atme Nori...
*schaut in das Loch* Alles in Ordnung, Nori?
Oh nein, der arme Misha...
*tapst zu Nori und macht ihre Augen sauber*
Das zeigt doch schon mal, dass er nicht tot ist..
Du bist in einem Wolfsgehege, nahe eurem Fluchttunnel, Misha...
Wölfe sehen sich nicht in die Augen, um den anderen nicht zu reizen...
Der russische Wolf... nicht des …
Bis bald, Mara...
Gut so...
Der Sturm ist vorüber...
Rollte sich zusammen...
Oh, die ersten Welpen, ich hoffe bei der Geburt geht alles gut...
Oh ja, Mara, das hast du...
Eine Welt, die Menschen nicht betreten, weil es zu kalt ist...
Das ist ja süß, er träumte von wilden Wölfen...

Mal wieder ein schönes Kapitel.
Nori und Misha haben es geschafft, sie sind entkommen. Wie das Leben da draußen wohl wird und ob Nori es schafft, zu überleben? Ob sie zu Mara zurückkehrt und wie deren Welpen wohl aussehen mögen? Auf das und noch vieles mehr, freu ich mich schon sehr.
Von:  Cat-girl
2010-09-24T18:40:59+00:00 24.09.2010 20:40
Die Überschrift klingt nicht gut... O.o
Oh nein! Jetzt aber los, Nori!
Bei Tor! Was jetzt?
Warum knurrte sie denn drohend... ich dachte, die sind das gewohnt, in das Wintergehege zu kommen...
Was hat Misha denn jetzt für ein Problem? Das wird ja immer mysteriöser... erst kommt Mara wieder und hat sich verändert... dann sind es zu viele Menschen und dann hat auch noch Misha ein Problem... was ist da los?
Das frag ich mich auch. Was haben sie vor?
Elektroschocker, wie gemein!
Ja, Misha! Wehre dich!
Tarr! Warum tut er das?
Spät... en kannst du weg lassen
Oh je, was jetzt Nori.
Vielleicht hat Tarr recht, Nori! Du würdest es nicht überleben.
Nein! Tarr, die Zeit der Wölfe fängt erst an!
Richtig so, Nori! Sag deine Meinung und deine Gedanken!
Was für eine eigenartige Reaktion von ihm...
Oh Nori! Was tust du da?
Lauft Wölfe! Lauft!
Nori, du hast das Richtige getan...
Oh nein! Nori! Lass sie los! *springt wütend auf den Menschen los*
NORI!!!
Hehe Lustig^^ kannst mal sehen, wozu Wölfe fähig sind...
Wer weiß... Vielleicht sind die Wölfe intelligenter geworden
Los Misha... hol sie da raus!
Oh Tor, lass sie entkommen, lass die Wölfe fliehen...
Tarr, was tust du da?
So können Wölfe sich ändern...
Bedeutete Nori Tarr etwas?
Cooler Satz! Die Wolfsgeister unserer Vorahnen sind mit euch... ja Tor und Fenris auch!
Bei Tor! Tarr!

Wieder mal ein super Kapi^^
Ich freue mich, dass Tarr doch noch so zu ihnen gehalten hat... aber was wird jetzt aus ihm... der Blitz hat ihm hoffentlich nichts getan.
Und der Satz: „Ich hasse euch“ Ja, Tarr! Du machst es richtig! Ich frage mich, ob er Nori und den anderen Beiden jetzt folgen wird... wäre echt cool^^
Von:  Cat-girl
2010-09-24T18:05:45+00:00 24.09.2010 20:05
Oh, je! Das geht ja gut los. Morgen, Nori.
Eh, Misha! Wach auf!
Normalerweise ist es unmöglich, das Wölfe jemanden oder etwas vergessen, Hunde merken sich doch auch alles ihr Leben lang.
Hey, erschreck' mich nie wieder so!
Das er es auch wusste, du kannst das dies auch raus nehmen....
Klingt, als ob es bald regnet...
Die ist aber schnell zu dem Loch gekommen...
Oh nein! Gleich gibt’s Krieg im Rudel!
Oh nee. Jetzt kommen auch noch die!
Warum machen die das Gehege nicht auf? Weswegen sind sie gekommen?
O.o wieso denn überschlagen... was ist da passiert? Und wo bleibt Mara?
Jetzt erfahre auch ich was mit Mara ist... hoffentlich...
Oh nein! Tor! Jetzt ist auch noch Tarr weg... verdammt
Wölfe verschwinden doch nicht...
Was wollen die denn jetzt schon wieder?
Oh Tor! Was haben sie da gebracht? Etwa Mara...
Was … was ist mit ihr? Wo war sie so lange... sie ist doch bitte nicht tot?!
Hä? was haben die mit ihr gemacht? Warum war sie in einem anderen Gehege? O.o
schleckte …
Was ist mit Mara... schön, dass sie Nori noch erkannt hat... *erleichtert ist*
Mara war reifer? Was ist denn mit ihr passiert?
Ich bin auch froh, dass Mara wieder da ist!
Ich bin so erleichtert... dass Mara wieder da ist... und dass sie mit dem Plan zurecht kam...
Gute Frage, warum lassen sie Misha nicht raus? Und warum starren sie Immer zu Mara? O.o
Ja, cool! Mara ist mit dem Plan einverstanden... sie kümmert sich sogar um das Loch... aber was hat sie denn? Was muss sie Nori denn sagen?

Ein schönes Kapitel^^
Ich bin so erleichtert, dass Mara wieder da ist... dass es ihr gut geht und dass sie mit dem Plan voll und ganz einverstanden scheint... aber was bei Tor und Fenris wollte sie Nori denn sagen? Ich mache mir Sorgen um sie... und das ist Nori's Gewitter... cool!
Von:  Cat-girl
2010-09-11T13:51:14+00:00 11.09.2010 15:51
Oh je, die Überschrift klingt nicht sehr schön. Ich hoffe, dass Nori ihre Freundin nicht wirklich vergisst
Oh, das ist nicht gut, Misha scheint geladen zu sein
Eine gute Frage von Misha...
Musst du aufpassen
Dann sollten sich die Wölfe beeilen, mal schauen, was passiert
Und was ist mit Mara?
Um den Wolf...
Ganz schön viele Fragen, aber was wäre wenn...
Die arme Nori... *mitfühlend winsel*
Oh nein, keine Maschine... die arme Kleine
O.o, Tarr! Was wird sie jetzt tun, weiß sie es überhaupt?
Oh! Tarr! Wo ist sie? Wo ist Mara? Sag es mir!
Wie jetzt? Warum hat sie Mara vergessen? Oh nein! Das kann nicht sein! Nori, erinnere dich! Mara! Deine beste Freundin!
Oh Tor! Was ist nur mit Nori passiert? Warum verhält sie sich plötzlich so anders?
Nori! Sie ist in ihr selbstgegrabenes Loch gefallen! Oh nein! Nori!
Wo ist sie denn jetzt?
Oh, das ist verwirrend...
Oh Tor! *Fellsträubung bekommt*
Sie vergisst Nori, sie vergisst sich!

Das war jetzt aber ein gruseliges Ende... echt entsetzlich... warum vergisst sie Mara, warum vergisst sie sich? Das ist seltsam und unheimlich zu gleich... und was war jetzt Traum und was Realität? Und war sie nicht in ihr Loch gefallen? Wirklich ein sehr spannendes Kapitel, ich hoffe, es geht bald weiter...
Von:  Cat-girl
2010-09-02T16:10:28+00:00 02.09.2010 18:10
Die Überschrift klingt nicht gut, ein Sturm zieht auf, Hilfe
Oh nein! Nori darf Mara nicht vergessen! Wo bleibt Mara denn überhaupt?
Was sie jetzt wohl tun wird? Da ist das Loch...
und was denkt Misha davon?
Wer kam denn da?
Ich hoffe doch mal nicht, wenn ja, hat sie ein Problem...
Was bedeutet damals? O.o
Aber wo ist denn Mara? Und warum haben die Menschen sie weggeholt?
Was für eine traurige Beschreibung, es bedeutet ihr sehr viel, Mara... ich heul gleich....
Oh auch noch ein Sturm... und Mara ist noch immer nicht zurück... ich hoffe, dass sich Nori und Mara noch einmal wieder sehen... und was wird jetzt aus ihrem Plan, wenn jetzt ein Sturm kommt? Bin gespannt, wie es weitergeht^^



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