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Wenn der Mond fällt

Die Freiheit der Wölfe
von

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Der Sturm bricht los

Mit dem Verhallen des Donners rannte Nori los, wollte zu dem Gehge. Sie hatten keine Zeit mehr. Nun verstand sie endlich.

Es waren zu viele Menschen. Sie waren nicht nur da, um Misha zu befreien und Mara hereinzubringen. Sie sollten alle in das Wintergehege gebracht werden.

Von dort gab es keine Möglichkeit mehr zu entkommen.

Mit einem Mal stand ein Mann direkt vor ihr, wollte mit seinen großen Händen nach ihr greifen…

Entsetzt sprang sie zur Seite, drückte sich auf den Boden, und es hatte seine Wirkung. Der Mann näherte sich nun einer älteren Wölfin im Gehge, die drohend knurrte.

Der Regen und der immer nähere Donner ließen sie kaum noch anderes hören, dennoch drang ein Knurren, beinahe ein Fauchen, von Misha bis zu ihren Ohren vor.

Die Menschen gurgelten etwas in ihrer seltsamen Sprache. Was hatten sie vor?

Nori hastete weiter, so schnell sie konnte, dann sah sie etwas aufblitzen. Lange Stecken, sie benutzten sie immer, wenn die Wölfe ihnen zu wild wurden. Sie konnten damit nicht nur schlagen, sie konnten auch eine für die Wölfe unerklärliche Magie bewirken: Elektrizität. Es war ein langer Elektroschocker, den jeder von ihnen trug, besonders wenn es zu dem Wildfang ging.

Diese jaulte nun auf, er kannte die Stecken, sie hatten ihm bereits genug Schmerzen zugefügt, als er gefangen wurde.

Doch er konnte nicht aufgeben, er würde hier nicht alt werden und sterben. Er würde in seiner Heimat sterben, dort wo sein Herz auch jetzt weilte.

Sie wollten ihn verladen, wegbringen. Nun würde er sich wehren.
 

Nori hörte nur Bruchstücke von dem Kampf des Wolfes gegen die Menschen, doch das, was sie hörte, brachte sie nur dazu, noch schneller zu laufen. Wenn sie ihn nun betäubten war alles umsonst, dann…

Ungebremst raste sie in den Timberwolf und stürzte neben ihm in den Matsch. Mühsam rappelte sie sich auf und wollte weitergehen, als Tarr ihr den Weg versperrte.

„Lass mich durch, bitte, Ich…“, für Erklärungen war es zu späten, sie hörte nur die Stimmen von Mensch und Wolf aus dem Gehege.

„Nori, Nein. Die Menschen werden dich angreifen. Du wirst nicht zu deinem Fluchtweg zurückgehen.“

„Bitte, ich…Du weißt es?“. Sie wusste, dass er es wissen würde. Er war nicht dumm, er war stets einer der klügsten Köpfe im Gehege gewesen.

„Was glaubst du? Dass er dich mit in seine eisige Heimat nimmt? Nori, du überlebst da draußen keine zwei Tage. Bleib hier.“, es war ein dunkles, kehliges Knurren und sie zögerte.

„Ich werde nicht hier bleiben, Tarr, nicht bei den Menschen. Ich will die Wildnis sehen, ich will hier nicht alles vergessen, was in meiner Natur liegt. Ich möchte es sehen, bitte….“

Die Mine ihres Gegenübers schwankte nun sichtlich zwischen Zorn und Trauer.

„Du weißt nicht wie es da draußen ist. Hier bist du sicher, hier hast du ein Rudel. Dort draußen hast du Menschen. Sie beherrschen die Welt, die Zeit der Wölfe ist zu Ende.“

„Tarr, bitte. Ich werde eher dort draußen sterben, als noch Monate, Jahre länger hier zu sein. Hier bin ich tot, ein Tod dort draußen ist es mir wert.“

Sie zitterte, sie dachte, er würde sich auf sie stürzen, sie festhalten und nicht gehen lassen. Doch sie täuschte sich in ihm.

„Geh, geh wohin du willst.“, knurrte er und sah ihr nach. Sie hatte keine Zeit weiter nachzudenken.

Was wusste sie schon?, dachte der Wolf traurig. Er hatte die Welt dort draußen gesehen, sie nicht, und für ihn gab es keinen Weg zurück.
 

Der russische Wolf knurrte immer noch drohend, doch das Grollen wirkte nicht mehr so bedrohlich, so ernst wie zuvor. Die Menschen hatten ihm wieder und wieder Schläge verpasst und nun griff ein Mensch nach ihm, eine Spritze in der Hand.

So war es doch alles vergebens gewesen.

Die Menschen hatten gewonnen, das taten sie immer.

In stiller Vorahnung schloss er die Augen, doch der Stich kam nicht, auch nicht die darauf folgende Schläfrigkeit, nur ein dumpfer Knall.

Nicht sonderlich geschickt, aber doch mit erheblicher Wucht, hatte sich Nori auf den Menschen geschmissen und ihn zu Boden gerissen.

„Lauf.“, hechelte sie atemlos, und er wartete nicht länger. Er wand sich zwischen zwei Menschen, die ihren Augen nicht trauen konnten hindurch, an die Luft. Wie hatte er die frische Luft vermisst, doch nun war nicht die Zeit, zu genießen.
 

Nori sprang zurück von dem Menschen. Was hatte sie gerade getan? Sie durften die Menschen niemals angreifen, sonst würden sie zurückschlagen.

Entsetzt wirbelte sie herum, sie musste hier heraus. Halb blind tauchte sie unter einem der Stäbe hindurch und sprang in das Unwetter. Das Wasser lief ihr in die Augen, ihre Pfoten rutschten über den morastartigen Boden.

Schneller, schneller. Bald wäre sie bei dem Zaun, dort wo Mara warten würde und der russische Wolf.

Mit einem Mal wurde sie jäh gebremst, Hände schlossen sich in ihr Nackenfell und rissen sie grob zurück, so dass sie den Halt verlor und zu Boden fiel.

Sie wand sich, jaulte, dann wieder ein Donner.
 

Misha drehte sich im Lauf um. Die Kleine war zu langsam gewesen, doch er konnte jetzt nicht umdrehen, so nah vor dem Ziel. Dann sah er sie wieder, wie sie den Menschen gerammt hatte und ihn so die Flucht ermöglicht hatte.

„Verdammte Scheiße.“, knurrte er, und auch Wölfe konnten tatsächlich fluchen, besonders dieses russische Exemplar.
 

Tarr duckte sich im Dickicht, wartete kauernd auf die anderen, dann sah er wie die große Silhouette des Wildfanges wieder Kleiner wurde.

„Sind sie denn alle verrückt geworden?“, knurrte er und grub die Krallen in das feuchte Erdreich, nicht wissend dass die Menschen in dieser Sekunde genau dasselbe dachten.
 

Nori zappelte immer noch, aber schwächer. Der Mann wusste, wie man mit einem wilden Tier fertig wurde und hielt die Wölfin geschickt im Schach. Die kleine Graue blinzelte, für eine bessere Sicht und sah Misha auf sich zurasen, oder viel eher auf den Menschen.

Er war wesentlich geübter als sie und wurde immer schneller, dann kurz vor ihnen, und lange bevor auch nur irgendein Mensch in der Lage wäre zu reagieren, sprang er ab, zielte mit den Vorderbeinen direkt auf den Brustkorb des Mannes.

Schwer schlug der Mensch auf dem Boden auf und wurde unter dem Wolf begraben, der schon im nächsten Moment wieder auf den Beinen war.

Sie mussten nicht nachdenken, als die Wölfe gleichzeitig wieder losliefen, die anderen Menschen dicht auf den Fersen.

„Danke.“, keuchte Nori atemlos, doch der schwarze Wolf antwortete nicht sondern lief weiter. Wölfe waren viel schneller als Menschen, nicht jedoch, wenn sie sich erst durch einen engen Gang winden mussten.

Ungebremst und beinahe zeitgleich brachen beide Wölfe in die Büsche, wo sie der Timber bereits erwartete.

„Ihr müsst gehen. Sofort. Mara hat den Gang freigehalten, sofern sie es konnte. Sie ist auf der anderen Seite.“

Nori schaute verwundert. Er half ihnen? Sie hatte gedacht, er würde sie aufhalten oder verraten, sie hatte sich in ihm getäuscht.

„Danke, danke…“, stammelte sie schwer atmend und nicht in der Lage mehr Worte zu finden, ganz im Gegensatz zu Misha.

„Wir brauchen jetzt keine rührseligen Dankesreden.“, knurrte er, doch selbst er konnte seine Erschöpfung nicht verbergeben, „ Wir brauchen Zeit.“.

„Und ich werde sie euch verschaffen. Nori, viel Glück.“, sagte der Timber und zum ersten Mal sah die kleine Wölfin ihm wirklich in die Augen. Dort war keine Feindseligkeit mehr, nur Trauer um etwas, dass er nun vielleicht für immer verlieren würde.

Sie hatten Glück, dass die Menschen desorientiert und langsam waren, verwirrt von dem plötzlichen Verhalten der Wölfe und sie sie so nicht schnell fanden.

Misha stieß die Kleine energisch an. „Du gehst zuerst hindurch.“

Sie wollte noch etwas sagen, dann aber kroch sie weiter in das Gebüsch.
 

Tarr sah ihr hinterher, dann beobachtete er die Menschen. Jetzt wussten sie, wo sie waren.

„Du wirst auf sie aufpassen.“, sagte er mit einem Nicken zu dem russischen Wolf, der ein entkräftetes Zittern nicht mehr verbergen konnte.

„Die Wolfsgeister unserer Vorfahren sind mit euch.“

Dann sprang er ohne eine Vorwarnung aus dem Gestrüpp, direkt vor die Augen der Menschen, lief weiter auf sie zu. Sollten sie in dem Regen, der Dunkelheit nur denken, dass er der war, den sie suchten. Ihre mickrigen Sinne würden nicht ausreichen, um es zu erkennen.

Jede Sekunde, die er ihnen schenken konnte war wertvoll. Die Menschen würden sie töten, wenn sie jetzt zu lange brauchen würden.

Adrenalin rauschte durch seinen Körper und ließen ihn alle Angst vergessen, und er setzte zum Sprung an. Das Gelände war zu Mitte hin abschüssig, so dass er direkt über ihre Köpfe sprang und hinter ihnen zum Stehen kam. Er musste keine Angst mehr haben. Der Sturm hatte sich über diesen Ort, dieses Geschehen gesenkt.

Die Menschen hatten an diesem Tag schon mehr gesehen, als sie glauben konnten. Nun drehten sie sich um, die Stöcke erhoben. Sie wollten dem Spuk ein Ende machen.

„Wisst ihr was?“, knurrte der Timber und stellte sich mit stolz erhobener Rute vor ihnen auf, in diesem Moment tat es ihm leid, dass sie ihn nicht verstanden.

„Ich hasse euch. Ihr seid wider der Natur.“

In dem Moment barst das Dunkel und der Blitz brach in die Lichtung, direkt zwischen den Wolf und die Menschen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Cat-girl
2010-09-24T18:40:59+00:00 24.09.2010 20:40
Die Überschrift klingt nicht gut... O.o
Oh nein! Jetzt aber los, Nori!
Bei Tor! Was jetzt?
Warum knurrte sie denn drohend... ich dachte, die sind das gewohnt, in das Wintergehege zu kommen...
Was hat Misha denn jetzt für ein Problem? Das wird ja immer mysteriöser... erst kommt Mara wieder und hat sich verändert... dann sind es zu viele Menschen und dann hat auch noch Misha ein Problem... was ist da los?
Das frag ich mich auch. Was haben sie vor?
Elektroschocker, wie gemein!
Ja, Misha! Wehre dich!
Tarr! Warum tut er das?
Spät... en kannst du weg lassen
Oh je, was jetzt Nori.
Vielleicht hat Tarr recht, Nori! Du würdest es nicht überleben.
Nein! Tarr, die Zeit der Wölfe fängt erst an!
Richtig so, Nori! Sag deine Meinung und deine Gedanken!
Was für eine eigenartige Reaktion von ihm...
Oh Nori! Was tust du da?
Lauft Wölfe! Lauft!
Nori, du hast das Richtige getan...
Oh nein! Nori! Lass sie los! *springt wütend auf den Menschen los*
NORI!!!
Hehe Lustig^^ kannst mal sehen, wozu Wölfe fähig sind...
Wer weiß... Vielleicht sind die Wölfe intelligenter geworden
Los Misha... hol sie da raus!
Oh Tor, lass sie entkommen, lass die Wölfe fliehen...
Tarr, was tust du da?
So können Wölfe sich ändern...
Bedeutete Nori Tarr etwas?
Cooler Satz! Die Wolfsgeister unserer Vorahnen sind mit euch... ja Tor und Fenris auch!
Bei Tor! Tarr!

Wieder mal ein super Kapi^^
Ich freue mich, dass Tarr doch noch so zu ihnen gehalten hat... aber was wird jetzt aus ihm... der Blitz hat ihm hoffentlich nichts getan.
Und der Satz: „Ich hasse euch“ Ja, Tarr! Du machst es richtig! Ich frage mich, ob er Nori und den anderen Beiden jetzt folgen wird... wäre echt cool^^


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