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Schweinehunde unter sich

von

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Cal riss seinen Phaser hoch, doch drei Treffer ließen ihn zu Boden gehen.

Cal riss seinen Phaser hoch, doch drei Treffer ließen ihn zu Boden gehen.

„I can’t resist“…

BOOM
 

Direkt neben Ihr ging diese Bombe hoch. In einem Anflug puren, lebensrettenden Aktionismusses riss sie die Arme hoch, schützte ihr Gesicht von den sengendheißen Schrapnellen und merkte, wie die Druckwelle sie – einer lebenden Puppe gleich – von der Bühne trug. Ihr Körper sah sich in diesem Moment einer ungeheuren Tortur gegenüber, als Trümmer von Tischen gegen sie krachten. Sie selbst merkte noch, wie sie auf den Boden knallte, ihr Kopf nach hinten sank und sich Stille um sie senkte.
 

Ziva David war sich nie im Leben so sicher gewesen, das ihr Tod unmittelbar bevorstand. Eine Bombenexplosion aus nächster Nähe? Das konnte niemand überleben, die Chancen waren viel zu schlecht und ausserdem würde es sie nicht wundern, wenn sie sich alle zum Überleben notwendigen Knochen gebrochen hätte. Die Schmerzen waren der definitive Indikator dafür. Ein Teil von ihr merkte, wie sie immer losgelöster wurde und hieß es willkommen, ein anderer Teil verfluchte sich dafür. Sie war Mossad-Agentin, ihr Vater hatte sie trainiert, sie hatte sich gegen alle anderen Kameraden durchgesetzt und war eine gute Agentin geworden. Und gute Agenten gaben nicht einfach so auf.
 

„Komm nicht auf die Idee, zu sterben, Zivaaaa.“

Die Stille, die sich um sie senkte, wurde unterbrochen, ihre Gedanken wurden wieder aktiver und sie glaubte, eine vertraute Stimme zu hören.

Ziva, steh auf!

Die raue Stimme des Mannes, den sie in den letzten 3 Jahren als väterlichen Freund kennen gelernt hat, impfte ihr wieder etwas Kampfgeist ein.

Du bist eine David, wir geben nicht auf!

‚V… Vater?!’, schoss es ihr durch den Kopf und sie wollte die Augen öffnen, aber sie waren so schwer… so unendlich schwer.

Ich habe dich dafür trainiert, zu kämpfen, nicht, bei der erstbesten Explosion draufzugehen.

Die Stimme Elis war so …
 

Sie sah sich, im Büro des Mossad vor dem Schreibtisch ihres Vaters stehen, der sie anblickte und den Kopf schüttelte.

„Du hast mich enttäuscht, Ziva.“, sagte er und sie merkte, wie sie gegen ihren Willen hart schlucken musste, „Eine David gibt nicht auf. Du bist eine Kämpferin und du musst weiterkämpfen. Mach deinen Vater Stolz.“

„Oh“, hörte sie sich mit ihrer samtweichen Stimme sagen, „Ich wusste schon immer, dass Du mich liebst, Dad.“

Verwirrung erfasste ihren Geist – das war zwar ihre Stimme, die da gesprochen hatte, aber nicht ihr Gedankengang. Und dann merkte sie, dass sie sich offenbar verhört haben musste. Neben ihr stand nun, mit verschränkten Armen, Tony DiNozzo.

„Was denken Sie eigentlich, wer Sie sind?“, fragte der Chef des Mossad und der grünäugige Italiener bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick: „Ich bin der Mann, der Ihre Tochter liebt. Sie sind derjenige, der Ihre Tochter in diese Situation gebracht hat.“

Nun wandte er seinen Blick von ihrem Vater ab und konzentrierte sich ganz auf sie. Sie spürte den sengendheißen Blick dieser grünen Augen und schaute ihren ehemaligen Partner beim NCIS verwundert an.

„Sie“, setzte Tony an und an der Art, wie er sprach, merkte Ziva, dass er eigentlich immer noch mit ihrem Vater redete, „ist ein wunderschönes Geschöpf. Sie hätte so viel erreichen können – und Sie mussten aus ihr eine eiskalte Killerin machen.“

Nun blickte er sie direkt an: „Ich bin sicher, du hast noch nicht einmal mit Puppen gespielt, als Du klein warst. Und wenn, war es Ken in Uniform. Oder Major Matt Mason.“

Sie wollte gerade antworten, als sie merkte, wie sie angehoben wurde – als würde sie liegen und man würde sie auf eine Trage oder so verfrachten.
 

„Hören Sie mich?“, fragte eine Stimme plötzlich durch das Dunkel ihrer Gedanken, „Miss, können Sie mich hören?“

Dann hob jemand ihr linkes Augenlid an und leuchtete mit einer Stablampe in selbiges.

„Ahh“, machte sie schwach und versuchte, diese Stablampe zu erwischen um zu verhindern, dass man ihr weiter in die Augen leuchtete.

„Sie leben noch.“, stellte der Mann, dem die Stimme gehörte, erleichtert fest und schaute sie beruhigend an, „Keine Sorge, wir bringen Sie ins nächste Krankenhaus.“
 

„Ich habe mit Puppen gespielt.“, entgegnete Ziva, was

den Sanitäter verwundert die Augenbraue heben ließ. „Danach habe ich zwar gar nicht gefragt, aber okay.“, lächelte er, „Wie heißen Sie denn? Damit wir das in den Akten festhalten können.“
 

„Ziva, du bist gerettet.“, lächelte DiNozzo und sie merkte, wie ihr warm wurde.

„Vergiss nicht dein oberstes Training.“, hörte sie die Stimme ihres Vaters, „lass deine Tarnung nicht auffliegen.“

Tony schaute Eli mit einem vernichtenden Blick an: „Sie soll selbst am Rande des Todes noch lügen?“

„Es geht nicht anders.“


 

„L… Lola.“, sagte sie, und lächelte Tony an, der den Blick verwirrt erwiderte. „L… Lola DiNozzo.“

„DiNozzo“, echote der Doktor und schrieb den Namen auf. Dann lächelte er ihr beruhigend zu: „Keine Sorge, wir bringen Sie jetzt hier raus. Sie sollten sich aber noch ein wenig ausruhen, Ihre Verletzungen sind nach der ersten Untersuchung nicht schwer aber – sie haben ne ziemlich unschöne Kopfwunde.“

„Danke“, murmelte die Frau und schloss die Augen erneut.
 

„Ziva, mach so was nie wieder.“

Sie sah sich vor dem Schreibtisch ihres Vaters stehen, dessen zigarrenrauchende Gestalt langsam, aber sicher verblasste. Neben ihr stand ein lächelnder Anthony DiNozzo: „Du hast meinen Namen gewählt? Warum?“

„Das… es war der erste Name, der mir eingefallen ist.“

Tonys Lächeln wuchs in die Breite. „Jetzt lügst Du mich schon in deiner Vision an!“, schimpfte er amüsiert, „Schäm dich.“
 

Sie schaute ihn an, merkte, wie auch ihre Wangen und Lippen sich zu einem Lächeln verzogen.

„Halt doch die Klappe, DiNozzo.“

Dann beugte sie sich vor und küsste ihn.

Die Szenerie kippte.

Statt in die leidenschaftlichen, grünen Augen des Halbitalieners zu sehen, sah sie nun in die wahnsinnig-glitzernden braunen Augen des Mannes, der sich selbst Cal nannte. Sie erinnerte sich, dass er zuerst Tony niedergeschlagen, dann auf Agatha geschossen hatte und nun auf sie zielte. Sie wusste, dass sie sich nicht aus der Bahn würde werfen können und gerade, als ihr dieser Gedanke klar war, spürte sie, wie sie getroffen wurde, wie ihr Körper sich verkrampfte, sich ihre Hände zu Fäusten ballten und ihr schwarz vor Augen wurde.
 


 

Ziva David schlug die Augen auf und schaute sich verblüfft um. Sie lag tatsächlich auf dem Boden des Beobachtungsraumes. Kurz verfluchte sie die Waffe, die sie da getroffen hatte, setzte sich auf und konnte nicht verhindern, dass ihr ein Stöhnen über die Lippen kam. Ihr Kopf drohte zu platzen. Doch würde sie sich von so etwas unterkriegen lassen? So weit kam das noch. Nicht mit ihr – nicht mit Ziva David.

Obwohl ihr Kopf immer noch dröhnte und obwohl sie mehr als nur einmal blinzeln musste, um ihren Blick zu fokussieren, würde sie sich von sowas nicht aufhalten lassen. Es hatte ihr schon gereicht, dass Cobb sie damals niedergeschlagen hatte. Das war so demütigend gewesen. Sie war tatsächlich in die Falle dieses Wahnsinnigen gegangen, weil sie dachte, dass sie dort Ray treffen würde. Wie glücklich sie sich gefühlt hatte, als sie an diese Hoteltür geklopft hatte. Und dann…

Es war von dortaus alles zum Teufel gegangen.

Warum sie nun seit knapp 4 Wochen immer wieder an Tony dachte, war ihr irgendwie selbst nicht ganz verständlich. Es kam ihr vor, als sei sie eine willenlose Figur, in einer großen, verrückten, unlogischen Geschichte, einer Person, die um 00:25 Uhr vor einem Computer saß und versuchte, einen Sinn in das Leben, dass sie führte, zu bringen.

„Cal?“, hörte sie die samtweiche Stimme Agatha Silverbirds, die sie aus ihren Gedanken riss. Erneut blinzelte sie und erkannte einen wie hingestreckt wirkenden Captain Cat und eine sich über ihn beugende Agatha Silverbird.

„Cal, Schatz, kannst Du mich hören?“, fragte sie und begann, ihn sanft zu schütteln.

Und dann stürzte alles wieder auf sie ein.

Ari.

Sie hatten Ari gefangen genommen, sie hatten…

Schnell richtete sich die hübsche Israelin auf und wandte sich um – nur um verblüfft aufzukeuchen. Ari war fort und Gibbs lag am Boden.

„Verdammt.“, murmelte sie, machte einen Satz durch die kaputte Trennscheibe und eilte zu ihrem Chef. Ihre Finger suchten und fanden seinen Puls und sie atmete erleichtert auf.

Dann schaute sie hoch und zu Agatha herüber.

„Wie geht es Ihnen, Commander?“

Die hübsche Grünäugige warf ihr einen Blick zu, zuckte mit den Schultern und sagte: „Kopfschmerzen, Herzrasen – normale Nebenwirkungen einer Phaserbetäubung.“

„Ah – und was ist mit ihm?“

Damit nickte Ziva in Richtung des gefallenen Captains, dem Agatha gerade sanft über die Frisur streichelte.

Lächelnd zuckte sie mit den Schultern: „Typisch Cal einfach – ich nehme an, er wurde schon vorher durch Traceless ausgetauscht und hat es dann geschafft, hier auf uns zu treffen. Dann wurde er von Tracy betäubt.“

Die beiden Frauen schauten sich an. Kurz schossen Zweifel durch die Synapsen der hübschen Israelin.

‚Wir waren ohnmächtig. Vielleicht ist sie ja auch nicht Agatha, sondern Traceless.’

Schließlich hatte sich diese Art von „Tausch“ schon einige Male als möglich erwiesen – letztlich durch den bewusstlosen Captain, im Beobachtungsraum in Agathas – Traceless’s? - Armen lag, anstatt im Verhörraum, wo sie – Ziva – ihn eigenhändig hinbefördert hatte. Agatha gestattete sich ein leichtes Seufzen, rollte kurz mit den Augen und schaute sie dann an. „Geben Sie mir das Messer, Agent David – ich bin sicher, Sie wollen wissen, ob ich Traceless bin und werden mir erst glauben, dass ich ich bin, wenn ich blute, richtig?“

Ihre Stimme war zwar höflich, aber die Spur Amüsement war nicht zu überhören.

Ziva ließ ihre Hand in den Schaft ihres Schuhs gleiten und zog das Messer hervor.

„Wenn Sie nichts dagegen haben, Commander, würde ich selbst gerne die Überprüfung durchführen.“

Zwar war auch hier der Grundton höflich, allerdings ließ Ziva eine gewisse Drohung in ihrer Frage mitschwingen. Kurz starrten intensiv-grüne Augen in Nussbraune und dann zuckte die hübsche Rothaarige mit den Schultern: „Bitte sehr, tun Sie, was Sie nicht lassen können.“

Damit schwang sich Ziva wieder durch den zerstörten Spiegel – „Das bedeutet sieben Jahre Pech“, schoss es ihr durch den Kopf – und sie ging auf die XO zu, um ihr in den Finger zu schneiden.

Die Frau verzog nicht einmal das Gesicht, drückte einen Blutstropfen heraus und ließ ihn auf den Boden fallen. Dann schaute sie zu Ziva: „Zufrieden?“

„Aber ja.“, nickte die Angesprochene und wischte das Messer an der Hose ab, ehe sie sich selbst in den Finger stach, „Sie sehen, ich bin ebenfalls ich.“

„Ja, das sehe ich.“, sagte die XO und streckte die Hand nach dem Messer aus. Die Israeli gab ihr den gewünschten Gegenstand, den die XO ebenfalls an ihrer Hose abwischte, ehe sie die Hand des Captains ergriff, sie drehte und ihm in die Fingerbeere stach.

„AU!“; machte der Gepiekste, fuhr auf und hielt sich die Hand: „Auauauauauau.“

Dann blickte er verblüfft zu Agatha.

„Hey, was soll das?“, murmelte er mißmutig, als sie seine Hand griff, sich die Wunde betrachtete und das Messer an Ziva zurückgab: „Er ist auch nicht Traceless.“

„Na, dat hätt ich Dir auch gleich sagen können.“, schimpfte der Captain und Ziva bemerkte, wie Belustigung von ihrem Körper Besitz ergriff. Sie fragte sich, ob der Mann, der offenbar ein Schiff kommandierte, diese Belustigung auch bei Mitgliedern seine Crew hervorrief?

Vermutlich, denn ein Blick in die Augen Agathas zeigten, dass auch diese amüsiert glitzerten und dass sie ihre vollen Lippen aufeinanderpresste, um nicht lauthals loszulachen.

Verwundert blickte der Kapitän in die Runde, blinzelte und schaute seine XO an: „Schatz, kannst Du mir mal helfen? Ich fürchte, ich hab sowas wie einen Blackout. Was genau ist passiert?“

Agatha seufzte, schaute ihn an und sagte: „Das kann ich so nicht zulassen.“

Sie beugte sich vor, küsste ihn und flüsterte ihm ein Wort ins Ohr. Die Reaktion des Captains war genau so verblüffend, wie dramatisch. Er seufzte, erschlaffte in Agathas Armen, blieb ein paar Minuten so liegen und fand dann scheinbar wieder in die Realität zurück.

Ziva hatte solche Tricks schon einmal gesehen – in den diversen Varietés dieser Welt – aber sie hatte noch nie mitbekommen, wie jemand tatsächlich durch einen sogenannten Trigger in eine Trance versetzt wurde.

Cal schaute Agatha an und schnitt eine Grimasse: „Habe ich nicht…“

Die Angesprochene schnitt ihm das Wort ab: „Schatz, Du musst für deine Taten geradestehen. Es gibt keinen anderen Ausweg.“
 


 

Gibbs war wach und sauer. Das war nicht ganz richtig – er hatte darüber hinaus auch noch mörderische Kopfschmerzen, aber er würde den Teufel tun, sich deswegen aufzuregen. Er spürte nur, dass eine gewisse Grundwut in seinem Kopf steckte und sein Herz mit langen Messern piesackte. Er würde nicht nachgeben, nein, das würde er nicht tun. Und wenn dieser junge Mann, der sich als Captain vorgestellt hatte, zehn mal auf ihn geschossen hatte, er würde…

„Was haben Sie sich dabei gedacht?“, fragte der Chefermittler und warf einen Blick auf den sehr bedröppelt am Tisch sitzenden Cal, der gerade den Kopf einzog und sich versuchte, kleiner zu machen.

Eine Unterwerfungsgeste?

Vermutlich nicht, dieser Mann war Kommandant eines Raumschiffs. Da unterwarf man sich nicht gleich dem Erstbesten, der es schaffte, ihn einzuschüchtern. Ihm war es schon ein paar Mal passiert, dass man versucht hatte, ihn einzuschüchtern – und immer wieder war es misslungen. Und er trug die Verantwortung für Vier Leben. Dieser Mann hatte das Kommando über ein Raumschiff, auf dem – offenbar – mehrerere Hundert ihren Dienst taten. Da würde dieser Mann nicht einfach so…

Cal schaute ihn an.

„Okay, Special Agent Gibbs – lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen. Welche Schritte hätten Sie an meiner Stelle unternommen.“

Gibbs erwiderte seinen Blick, kurz blickte er nachdenklich in die Ferne, als alles aus den letzten Jahren, jede Entscheidung auf ihn zukam und er sie in dem Bruchteil einer Sekunde bewerten musste.

Nein, seine Entscheidungen konnte er immer rechtfertigen. Aber traf das auch auf Cal zu?

Er fixierte den Offizier mit einem Blick und fragte: „Und Sie? Was haben Sie unternommen?“

„Das, was getan werden musste. Das…“

Er machte eine Pause, seufzte und schaute zu Gibbs herüber: „Das… wozu niemand hier in der Lage gewesen wäre. Es konnte nur ein Starfleet-Offizier diese Leistung erbringen, denn – bei allem Respekt, Agent Gibbs, Sie haben nicht die technischen Mittel dazu.“

Gibbs nickte.

Die Geschichte machte insofern zumindest Sinn, dass sie stimmte. Niemand von ihnen hätte Ari in seine eigene Zeitlinie zurückbringen und ihn so dem Ende zuführen können, das ihm geschichtlich gesehen zustand. Aber Gibbs hatte das Gefühl, als wäre dies nur die Halbe Wahrheit.

Er betrachtete den Captain.
 


 

Es war ein Flop.

Ein absoluter Flop.

Tony warf einen Blick in den zerstörten Spiegel, schüttelte den Kopf, der ihm immer noch weh tat und schaute dann mit einem bösen Blick zu Cal herüber. Dieser Typ hatte ihn tatsächlich niedergeschlagen. IHN.

Und dann wollte er damit auch nur bewirken, dass dem Israeli nicht der Prozess gemacht werden konnte, sondern er sein Ende dort fand, wo es ihn eigentlich hätte finden sollen.

Damit standen sie ohne jegliche Hinweise da, wer den Attentäter auf sie angesetzt hatte, warum er dies getan hatte und was seine weiteren Ziele waren. Und das wurmte den NCIS-Agenten genauso.
 

Allerdings konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er sah, dass dieser Cal genauso unbefriedigt dreinblickte und – sogar noch besser – gerade von dem Meister in Verhörtaktiken in die Mangel genommen wurde. Wenn dieser Captain nur halb so stur und badass war, wie Gibbs, dann konnte man sich hier auf einen Zweikampf der Giganten freuen.

Ladies and Gentlemen , hörte er sich selbst im Geiste ausrufen, Kaufen Sie jetzt ihre Tickets. Der Kampf wird gleich beginnen – mindbattle of the titans.

Es war eigentlich klar, wie die Sache laufen würde. Gibbs würde ein Foto von Stones Leichnam auf den Tisch legen und ihn wieder fragen, was er wüsste und diesesmal könnte keine noch so gute Immitation eines Prominenten, die der Captain so gerne von sich gab, verhindern, dass Gibbs die Wahrheit erfuhr. Oh, er würde es versuchen – das war klar. Cal würde sicherlich versuchen, sich herauszuwinden, Fragen mit Gegenfragen zu beantworten, er würde sich nicht so einfach biegen und brechen lassen und…
 

Dann ließ der Sternenflottenoffizier die Schultern sinken, warf einen beschämten Blick zu Boden und rechtfertigte sich. Nicht halbherzig, sondern ernsthaft und ehrlich.

Er erklärte, dass er keine andere Wahl hatte und…
 

Das war doch langweilig. Das war doch kein Kampf der Giganten, das war…

„Typisch Cal.“, sagte Agatha neben ihm und schüttelte grinsend den Kopf, „So ist er. Ich frag mich manchmal, wie er es geschafft hat, das Schiff zu kommandieren.“

Der Halbitaliener schaute sie an und lächelte: „Das frage ich mich auch.“

Kurz schenkte ihm die hübsche Rothaarige einen Blick, zuckte dann mit den Schultern und lächelte ein stilles Lächeln. Natürlich wusste sie, wie der Captain es geschafft hatte, die Dragonfly zu kommandieren. Sie wusste sogar noch mehr – vermutlich sogar mehr, als Cal wissen konnte. Erneut wandte sie sich dem Halbitaliener zu.

„Wissen Sie, Agent DiNozzo, er ist nicht wirklich schlecht. Er… geht zwischendurch gerne mal einige unkonventionelle Wege.“

„Oh, den unkonventionellen Weg habe ich kennengelernt. Ziemlich genau gegen das Kinn.“, erklärte Tony und Agatha konnte nicht anders, als zu grinsen.

„Ich weiß, das war nicht unbedingt das Netteste, was er getan hat. Er kann anders sein, glauben Sie mir.“

Kurz seufzte der Angesprochene, schaute seine Konversationspartnerin an und zuckte mit den Schultern: „Für mich sieht er wie jemand aus, der es bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, schafft, betäubt zu werden.“

Die hübsche Rothaarige zuckte mit den Schultern und lächelte. Sie erinnerte sich an eine Unterhaltung, die sie mit Cal und Sam Carter vor etlichen Jahren geführt hatte.
 

Sam lag auf ihrem Bett und schlief. Sie sah nicht den Schatten, der in ihrem Zimmer herumwanderte. Es war der Schatten, einer Person, die etwas suchte. Sam, die einen leichten Schlaf hatte schreckte hoch und sah sich der vertrauten Gestalt Agatha Silverbirds gegenüber. Sie versuchte, zu improvisieren.

„Kree hel ma schol.“, sagte sie.

Agatha fuhr erschrocken herum und hatte den Phaser in Schussbereitschaft.

„Senken Sie die Waffe, Commander Silverbird..“, sagte Sam.

Agatha blickte sie mißtrauisch an.

„Ich bin keine Goa’Uld, das habe ich doch schon Ihrem Captain erklärt.“, flüsterte Agatha.

„Ja, aber er ist sich da nicht so ganz sicher. Und ich auch nicht.“, sagte sie halblaut und hielt den Phaser immer noch schussbereit. Dann nahm sie aus ihrer Brusttasche einen Tricorder und fuhr damit über Sam.

„Sie sind wirklich keine Goa’Uld.“, stieß Agatha hervor.

„Na, sag ich doch.“, sagte der Major in einer leicht genervten Stimmlage und die erste Offizierin des Sternenflottenschiffes hatte das Gefühl, dass sie, wenn sie Jack O`Neill gegenübergestanden hätte, es garantiert leicht zynische Bemerkungen gehagelt hätte.

Von draußen drangen Schritte an die Ohren beider Frauen, die sich verblüfft anblickten.

Agatha machte die bekannte Psst-Geste und fluchte halblaut. Anschließend rollte sie sich unter das Bett. Noch bevor sich die mächtigen Flügeltüren des Zimmers geöffnet hatten, hatte Sam das Licht gelöscht und sich wieder in das Bett zurücksinken lassen. Mit geschlossenen Augen atmete sie ruhig und gleichmäßig, das Ebenbild einer schlafenden Göttin.

Als sich die Türen schlossen, wurde es noch Dunkler.
 

Sam hörte, wie Agatha unter dem Bett hervorkam, dann hörte sie einen Schlag und einen Fall. Sam knipste das Licht wieder an und sah, wen Agatha niedergeschlagen hatte. Dort lag, mit schmerzverzerrtem Gesicht, Calvin. Agatha tauschte mit Sam einen verwirrten Blick und ging dann neben Calvin in die Knie. Sie drehte sich wieder zu Carter und diagnostizierte: „Der ist nur ohnmächtig. Sowas nennen wir von der Dragonfly den Cat-Faktor. Der gute Captain hat das unfehlbare Talent mindestens einmal in jeder Mission das Bewußtsein oder den Willen zu verlieren. Aber er nimmt keine guten Ratschläge an.“

„Ich tu das nur für euch.“, murmelte Calvin benommen.

Er richtete sich auf. „Ihr seid der Grund. Vor allen Dingen Du, Agatha.“

Damit wandte sich der Captain der Dragonfly an Sam. „Sie hat nämlich das unfehlbare Talent, irgendwelche Sachen zu sagen, oder Dinge zu tun, weswegen sie eigentlich sofort betäubt oder hypnotisiert werden sollte. Aber ich renne da immer zwischen. Pech, das.“ Carter wollte aufstehen, doch sie ließ es bleiben. „Könntet Ihr beiden jetzt bitte mein Quartier verlassen? Weswegen seid ihr eigentlich hier?“, fragte sie.

„Ich wollte mich nur vergewissern, das sie tatsächlich auf unserer Seite sind.“, erläuterte Calvin.

„Sie ist es.“, merkte Agatha an.


 

Der Captain hatte damals recht gehabt. Sie war das gewesen, was Severus Snape als „insufferable little Miss Know-it-all“ genannt hätte. Wenn man bedachte, wie sie an das Wissen gelangt war, war es allerdings recht verständlich, warum sie dieses Wissen teilen wollte. Doch anfangs war sie die Hermine ihrer Klasse auf der Sternenflottenakademie, was sich änderte, als sie auf Cal traf. Er war schon immer ein Sturkopf gewesen - nicht zwangsläufig ein Bad Boy –Typ, der sich zu cool, um zur Schule zu gehen, vorkam, aber er hatte so seine Momente. In der Regel war er zwar recht freundlich und zurückhaltend, aber wenn ihn jemand reizte – Junge – da konnte es unangenehm werden. Zwar meistens für den Captain selbst, der sich mit schöner Regelmäßigkeit verprügeln ließ, aber manchmal durften auch andere Klassen“kameraden“ ihre Zeit in der Krankenstation verbringen.
 

Und es gab diese Momente, in denen sich Cal zum großen Helden aufspielen wollte. Manchmal tat er es, weil er wirklich eifersüchtig war, wenn jemand anderes mit Agatha sprach und diese sich die Schmeicheleien gefallen ließ. Dann stürmte er mit Flammen in den Augen auf diesen Nebenbuhler zu und machte mit klaren Worten deutlich, dass Agatha seine Freundin war. Sie erinnerte sich daran, dass er es sogar einmal tatsächlich geschafft hatte, diesem Nebenbuhler zu sagen „Finger weg von meiner Freundin.“ , ehe der Typ ihn zu Boden geschubst hatte.
 

Auf der Dragonfly war es auch nicht besser. Sie hatte ihre „Know-it-all“-Attitüde immer noch nicht wirklich abgelegt, was dazu führte, dass der ein oder andere Planetenherrscher ihr eine Lektion erteilen wollte. Meistens warf sich Cal dazwischen – das führte dazu, dass er erstens eine unglaubliche Resistenz gegen Schmerzen entwickelte (zu irgendwas muss das ja gut sein) und zum zweiten, dass er selbst die noch größere Klappe hatte, was dazu führte, dass man ihn in der Regel angriff.
 

Sie lächelte.

Wie hatten die Beiden es eigentlich geschafft, die Dragonfly so lange kommandieren zu können, ohne das Schiff zu sprengen?

Oder – zumindest nicht so häufig?

Einmal war es gesprengt worden.

„Äh, Capitano? Was leuchtet da auf?“, fragte Jack in gewohnt lässiger Manier.

Cal starrte auf den Schriftzug.

„Shit. DAS SCHIFF GEHT GLEICH IN DIE LUFT!!!“, schrie er, während seine Stimme sich überschlug.

Er versuchte die Selbstzerstörung zu beenden, aber erntete nur

„Schwere Ausnahmefehler“.

„Okay. Vielleicht kann ich uns noch von Bord beamen.“, mutmaßte Cal.

Er drückte den Knopf…………
 

Agatha spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte, als sie hörte, das sie alle eventuell auf dem Schiff sterben würden.

Sie schloss die Augen und zählte stumm einen Countdown.

„Zehn, neun, acht, sieben, sechs…“, hörte die XO die Computerzeitansage, und dann spürte sie, wie irgendetwas geschah.
 

Sie hörte die Explosion des sogenannten Warpkerns und stellte sich vor, wie die Flammen sich durch das gesamte Schiff fraßen.

Dann hörte Sie durch den Krach der gewaltigen Explosion ein Singen und alles wurde schwarz. Und sie war allein mit ihren Wünschen und Träumen und sie haßte das Alleinsein. Sie dachte an all das, was noch vor ihr gelegen hätte, was sie alles noch erleben wollte. Sie dachte an Cal, Gina, Ihre Eltern, ihren Job. Und dann kam die Realität. „Du bist tot, tot … TOT!“, schrie es in ihrem Kopf. Und alles wurde um ihren Verstand immer dunkler. Und sie verfluchte in ihren letzten Sekunden die Goa’Uld.
 

Natürlich war sie seinerzeit nicht gestorben, sondern war, zusammen mit Cal, Jack, Sam, Daniel und Teal’C auf einer kleinen Insel materialisiert.

Ihr Kopf ruckte hoch, sie schaute zu Tony herüber und lächelte ihn an, mit einer Spur Melancholie im Blick.

„Wir alle waren damals… nennen Sie es ruhig ‚naiv’, Agent DiNozzo. Damals dachten wir, wir kämen mit allem durch. Das hatte sogar dazu geführt, dass Cal eine zeitlang, zu Forschungszwecken dem Team um Jack O’Neill zur Hand gehen durfte. Er artbeitete damals tatsächlich mit den Mitgliedern des Teams zusammen, wohnte zwischenzeitlich bei ihnen im Haus und trieb sie alle in den Wahnsinn.“

Erneut lächelte sie.

„Von daher – ich bin es gewöhnt, wie er ist. Ich glaube, wenn er anders wäre, ich würde ihn gar nicht erkennen. Oder ich würde vermuten, dass es Traceless wäre, wenn er sich allzu kompetent darstellte.“

„Das mag sein“, sagte der Halbitaliener und schenkte ihr ein freundliches Lächeln, „Aber… ich finde dennoch, dass er es ziemlich übertreibt.“

Sie lachte.

„Oh, da machen Sie sich keine Begriffe, Agent DiNozzo. Er ist… bescheuert. Rettungslos bekloppt. Aber – das macht ihn aus. Fragen Sie mich nicht – ich glaube, die Crew macht deshalb mit, weil es den großen Vorteil hat, dass wir das machen können, was wir wollen. Also wir brauchen keine Erlaubnis vom Captain einzuholen.“

Tony brauchte einen Moment, um das zu verdauen, blickte dann zu Agatha und sagte, mit einem Hauch Wehmut in der Stimme: „Also wirklich frei zu sein, das hätte etwas.“

„Ach kommen Sie“, lächelte die XO, „Sie brauchen doch diesen ganzen Action-Kladeradatsch. Ihnen würde doch die Jagd abgehen, Ihnen würde es doch fehlen, mit vorgehaltener Knarre ein ‚BUNDESAGENTEN’ zu brüllen.“

Schulternzuckend schaute der Halbitaliener sie an: „Ich weiß nicht. Die Zukunft, die in Star Trek beschrieben wird, klingt eigentlich ganz … nett.“

„Von ein paar Schönheitsfehlern wie ‚Dominion-Krieg’, ‚Borg-Invasionen’ und amoklaufenden Geheimdiensten mal abgesehen…“, sagte die XO und der Bundesagent nickte: „Zugegeben, da ist was dran.“

„Aber wenn Sie dies alles doch kennen, warum haben Sie mich damals nicht darauf angesprochen, als ich auf die Borg angespielt habe?“

Ihre grünen Augen funkelten fragend und quasi als Antwort zeigte sich ein amüsiertes Glitzern in den Augen DiNozzos.

„Ich hab Sie damals für vollkommen verrückt gehalten. Und solche Leute bestärkt man lieber in ihren Fantasien, anstatt, dass man versucht, sie auf Gedeih und Verderb davon zu überzeugen, dass sie nicht die Wahrheit erzählen.“

Nun war es an ihr, schulterzuckend zu nicken: „Da ist was dran.“

„Und wenn ich so ganz ehrlich bin – wirklich überzeugt waren McStarfleet und ich erst, als wir auf dem Holodeck waren.“

„Ich verstehe.“, machte Agatha und lächelte ihn freundlich an: „Sie haben da wirklich gute Arbeit geleistet und… wenn Sie wollen, können Sie sich auch mal ein paar Stunden dort vergnügen. Da hat der Captain – glaub ich – nix dagegen.“

„Commander, wenn Sie mich nicht duzen, mach ich da gar nichts.“, sagte Tony und hielt ihr die Hand hin: „Ich bin der Tony.“

Die hübsche Rothaarige lachte und drückte seine Hand: „Ich bin Agatha.“
 

Ziva, die nun ebenfalls im Verhörraum stand, schaute zu dem NCIS-Agenten und der Sternenflottenoffizierin und ein Teil von ihr fragte sich, ob Tony da gerade ernsthaft flirtete. Wenn ja, würde er das büßen.

Sie wandte sich an Cal, beugte sich vor und schaute ihm in die Augen: „Sagen Sie, Captain, warum haben Sie uns alle angegriffen?“

Die Antwort war sehr überraschend.

Kurz blickte der Captain zu Boden, dann in ihre Augen und zuckte dann mit den Schultern: „Ich… ich musste es realistisch gestalten. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen wehgetan habe, Agent David, aber… ich musste diesen verrückten Sternenflottencaptain spielen, damit man mir nachher den Traceless abnimmt. Deswegen bin ich ja auch gegen die Konsole getaumelt, um die Kameras abzuschalten. Ich hatte ja eigentlich gehofft, dass ich nicht hier sitzen müsste und das alles erzählen. Temporale erste Direktive und so. Aber… es ist halt anders gekommen.“

Die Israelin setzte sich, nahm erneut Blickkontakt auf und hielt ihn in ihrem Blick gefangen.

„Also, reden wir doch mal Klartext. Sie sind in einer Bundesbehörde Amok gelaufen und haben einige Mitglieder eines Teams verletzt. Darüber hinaus haben Sie auch noch mitgeholfen, dass ein Verbrecher entkommt. Das sieht nicht gut für sie aus.“

Cal nickte: „Und wenn ich Ihrer Jurisdiktion unterliegen würde, hätt ich auch jetzt Panik.“

Kurz schluckte er: „Gut, okay, ich hab Panik. Aber nicht, weil Sie mich einsperren könnten, sondern – ganz im Gegenteil – weil sie mich aussperren könnten. Und niemand kann besser Traceless jagen, als ich.“

„Ziemlich selbstsicher.“, stellte Ziva mit einem leichten Lächeln fest.

Cal zuckte mit den Schultern: „Naja, ich jage diesen Schweinehund ja auch nun inzwischen ein paar Järchen. Spätestens, seit er mich auf dieser einen Mission ausgeknocked hat, will ich ihn hinter Kraftfeldern sehen. Und jetzt macht er hier Trouble – bitte, sie können… klar, sie können mich aussperren, sie können mich einsperren, aber… er ist so bekloppt, so unlogisch, dass sie einen genau so verrückten Menschen brauchen, der ihn fangen kann.“

„Was Sie seit Jahren versuchen, wie Sie gerade selbst zugegeben haben.“, sagte Ziva und ihr Lächeln wurde eine Spur breiter.

Der Captain schluckte unbehaglich, schaute sie an, dann runzelte er die Stirn und blickte an ihr vorbei.

„Hey, Agatha.“, rief er, „Was tust Du da eigentlich mit DiNozzo?“

„Wir unterhalten uns, Cal.“, rief sie zurück und klang eine Spur schnippisch, was Ziva durchaus verstehen konnte. Er hatte sie nicht in seinen Plan eingeweiht, er hatte von ihr verlangt, dass sie die Vorkehrungen traf, damit er nicht aussagen konnte und alles in allem schien sie die weitaus intelligentere der Beiden zu sein. Deswegen machte sie sich auch keine Sorgen, dass die hübsche Rothaarige etwas mit DiNozzo anfangen würde. Erstens gab es da so was wie die erste temporale Direktive, die die beiden Sternenflottenoffiziere immer gerne zitierten und zweitens war sie clever genug, um zu wissen, dass Tony ihr – Ziva – gehörte.
 

Ha , schoss es dem Halbitaliener durch den Kopf, als Cal zu Agatha herüberrief, der wird eifersüchtig. Na warte mal ab, Cal, warte mal ab. Wenn Du mit Ziva flirtest, flirte ich mit Agatha.“

Und er beugte sich vor, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern.

Der Blick, den er daraufhin von Ziva erntete, würde ihn beinahe zu einer Eisskulptur erstarren lassen, so kalt war er. Und auch die hübsche Rothaarige warf ihm einen ähnlich eisigen Blick zu. Also flüsterte er ihr zu: „Ich wollte eigentlich nur Ziva eifersüchtig machen. Ich habe nämlich das Gefühl, dass sie mit Cal…“

Agatha kicherte mädchenhaft, ehe sie flüsterte: „Das war für die Show. Aber unter uns – nein. Ziva liebt Sie… Dich… viel zu sehr, als dass sie mit jemandem fremdgehen würde. Und wenn… da würde ich mir an deiner Stelle lieber Sorgen darum machen, ob sie nicht mit Tim durchbrennen könnte.“

„McInternet?“

Tony war überrascht und Agatha grinste: „Hast Du das noch nicht bemerkt, dass er ihr bester Freund ist? Ist dir noch nicht aufgefallen, dass sie ihn zwischendurch anschaut?“

„Das ist doch … das ist doch nur, wenn er wieder irgendwelche Computerfakten runterrattert.“, sagte Tony.

Agatha gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, zwinkerte ihm zu und lächelte: „Natürlich.“

Irgendwie war sich der Halbitaliener nach dem Kuss nicht mehr so sicher, ob sie ihn nur aufziehen wollte.
 

Cal schaute überrascht auf, als Agatha Tony einen kleinen Kuss auf die Wange gab und ihm zuzwinkerte. Was … was sollte das denn jetzt?

Am Liebsten hätte er sich lautstark geäußert, aber der Blick, den Agatha ihm zuwarf, war unmißverständlich. Also schluckte er die Wut herunter und widmete sich wieder seinem Verhör durch die hübsche ehemalige Mossad-Frau.
 

Ein paar Stunden vorher

McGee schaute seinen Boss entsetzt an, der gerade etwas gesagt hatte, was er am Liebsten nochmal zu hören einfordern wollen würde. Hinter ihm floss der breite Anacostia-River in einem ruhigen Tempo dahin – wenn auch nicht wirklich. Wenn man überlegte, dass sie in einem Holodeck waren… es machte einen die Realität anzweifeln.

So wie jetzt, in diesem Moment.

„Bitte, könntest Du das nochmal wiederholen, Boss?“

Der Senioragent schaute seinen Computerexperten aus diesen eisblauen, weisen Augen an und nickte: „Ich möchte, dass Du jetzt nach Hause gehst.“

„Aber – Ihr könnt mich beim Verhör gebrauchen. Ich… ich kann das. Ich habe geübt, ich habe mit Abby und Ziva geübt, ich… ich kann das.“

Gibbs legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Ich bezweifele nicht, dass Du in der Lage wärest, ein Verhör durchzuführen, ich bezweifele, dass Du in der Lage wärest, dieses Verhör durchzuführen.“, erläuterte sein Chef und McGee hatte das Gefühl, zu fallen.

„Wenn es um Kate geht… ich bin darüber hinweg.“

Gibbs schüttelte den Kopf.

„Es geht nicht um Kate – das weißt du.“

„Und um wen dann?“

Es mochte sein, dass die Frage ein wenig trotzig geklungen hatte und die Ermittlerlegende Leroy Jethro Gibbs durchbohrte ihn beinahe mit seinen Blicken.

„McConnaugh hat Dir etwas bedeutet.“

Kurz holte der Computerexperte Luft, schaute Gibbs an und blickte kurz zu Boden. Er nickte.

„J… Ja. Aber – ich bin in der Lage, das auszublenden.“

Ein leichtes, fast mitleidiges Lächeln war in Gibbs Gesicht zu erkennen, als er seinen jüngsten Agenten anblickte.

„Ich weiß, das glaubst Du. Ich dachte auch, dass ich in der Lage wäre, den NIS seine Arbeit tun zu lassen, als…“

Er brach ab. Zwar sprach Gibbs in der Regel nie über Shannon und seine Tochter, aber es gab diese Momente und wem konnte man sich dann besser anvertrauen, als einer verwandten Seele? Tim ahnte, dass sein Chef genau wusste, dass Laura McConnaugh – obwohl es ihnen nur sehr kurz vergönnt war, sich zu kennen – für ihn, McGee, zumindest eine gute Kandidatin auf den Posten der ‚einen’, der besonderen Frau, gewesen war.

Der junge Agent holte tief Luft und schaute seinen Boss an.

„Wir wissen nicht, ob Ari für den Tod Lauras verantwortlich ist. Ich weiß das. Es könnte auch jemand Anderes sein und ich will verdammt sein, wenn ich mich …“

„Ich kenne das alles.“, sagte die Ermittlerlegende und schüttelte den Kopf: „Glaub mir… jetzt bist Du sicher, dass du nicht ausflippen wirst. Aber wenn du das Schwein siehst, wenn du siehst, wie er unbekümmert im Auto sitzt und… wie er sich im Verhörraum auf dem Stuhl aalt. Du wirst ihm das Gesicht einschlagen wollen. Glaub mir, ich habe es erlebt.“

McGees Blick traf den von Gibbs.

Und er sah, dass in den Augen seines Chefs kalte Wut funkelte. Es war nicht so, dass dort tatsächlich Zorn lodern würde, es war eher sowas wie extreme, glitzernde Kälte.

Da wusste er, dass er keine Chance hatte, sich gegen seinen Chef durchzusetzen. Nicht in dieser Angelegenheit und nicht hier. Aber einen kleinen Trost hatte er – Ari würde bezahlen. Da war er sich sicher. Gibbs würde ihn so hart durch die Mangel drehen und keiner würde hereinkommen, und ihn davon abhalten, es zu tun. Vermutlich würde man noch Eintrittskarten verkaufen müssen. Er sah es schon vor sich, wie Ari immer wieder in die Ecke gedrängt wurde – sowohl metaphorisch, als auch real, und er gönnte es dem Schweinehund.

Vermutlich war es auch besser, dass er nicht anwesend sein würde.
 

Er wandte sich zu Ziva und Tony, nickte beiden freundlich zu und machte sich auf den Weg zum Transporterraum. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen, denn es war ein Raumschiff der Intrepid-Klasse, auf dem er war. McGee kannte sich hier aus – er hatte nicht umsonst Voyager gesehen.

„Lenk dich ab, Timmy.“, dachte er sich, „Lenk dich ab. Laura ist tot, aber ihren Mörder trifft die gerechte Strafe. Lenk dich ab.“

„Computer, Ausgang.“, hörte er die Stimme Cals und hob den Kopf.

Der Offizier nickte ihm zu: „Agent McGee.“

Dann wandte er sich zum Ausgang.

Der Agent folgte ihm, als Cal stoppte, den Kopf in den Nacken legte, als fiele ihm gerade ein, dass er was vergessen habe, und sich auf dem Absatz umdrehte. Er schaute nun ihn – Timothy McGee – an.

„McGee… Tim… Agent… ich… es tut mir leid. Ich hätte auf der Erde nicht so… es war nicht fair von mir.“

McGee schaute ihn an und zuckte mit den Schultern: „Hey, ich kanns verstehen. Vermutlich würde ich genau so reagieren, wenn ich erführe, dass ich ein ausgedachter Charakter bin und Leute über mich Fanfictions schreiben, in denen ich die Liebe meines Lebens finde und sie gleich wieder verliere. Oder in denen man mich mit meinen Mitarbeitern zusammen-pairt.“

Cal grinste: „Ich weiß nicht – eine Mc/Abby-Shipping-Story wär doch mal was. Oder wie wäre es mit einer Mc/Ziva?“

Der Agent schaute ihn, mit einer Mischung aus Verlegenheit und Amüsement an: „Solange es keine Mc/Tony ist.“

„Amen to that, brother.“, lachte der Captain und zwinkerte ihm gut gelaunt zu, ehe er über seine Schulter deutete: „Ich muss jetzt in die Krankenstation. Mein Typ wird verlangt.“

„Schon Klar, Captain:“

„Cal. Nennen Sie mich Cal.“, sagte der Offizier und hielt ihm die Hand hin, die dieser ergriff und mit einem „Ich bin Tim“ antwortete.

„Okay, Tim.“, machte der Captain, ehe er nach links deutete und sagte: „Dort geht es zum Transporterraum. Ich bin sicher, Du sollst dich runterbeamen lassen, ja?“

„Woher weißt du das?“

Cal zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung – ich glaube, ich würde es an Gibbs Stelle auch so machen, wenn einer meiner Crewmitglieder gerade seine Schwierigkeiten hatte.“

„Und woher weißt du das?“

Tim verschränkte die Arme, schaute den Captain aufmerksam an, der den Kopf schieflegte und seine Arme ausbreitete: „Raumschiff aus der Zukunft? Ich weiß einiges. Zwar nicht alles, aber… den Großteil. Du hast heute eine Person verloren, mit der Du eine Beziehung hättest haben können.“

Nun verengten sich McGees Augen zu schlitzen: „Du wusstest das und hast nicht eingegriffen?“

„Erstens wusste ich es nicht, sondern hab vorhin Ziva und Tony darüber reden gehört – und zweitens, selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht eingreifen können. Du weißt doch… die verdammte erste temporale Direktive.“

„Zum Teufel damit. Die wurde oft genug gebrochen!“, sagte der Agent laut und Cal nickte: „Das ist schon richtig, aber nicht so oft an einem Ort. Das könnte das Universum ein wenig… also… erm…. Naja, es geht nicht.“

Wie konnte dieser Sternenflottenoffzier nur so… stur sein?! Er – McGee – hatte gerade jemanden verloren und der Captain hatte die Möglichkeit und …

McGee funkelte ihn an: „Du willst es nur nicht.“

„Hey, das ist unfair. Ich würde gerne, aber… ich kann nicht.“

Eine kultiviert-klingende Stimme mischte sich ein: „Er kann es wirklich nicht.“

Verblüfft drehte sich McGee um, und musste sich zusammenreißen, damit ihm nicht die Kinnlade herunterklappte. Angelina Jolie war Sternenflottenoffizier?

„Miss… Miss Jolie, ich…“, stammelte er, ehe er sie erneut anblickte.

Die vermeindliche Schauspielerin lächelte und ging auf ihn zu: „Ich bin nicht Angelina Jolie. Ich bin Angela Stone und – ja, ich bin eine der Nachfahrinnen der Schauspielerin.“

Erneut ein Lächeln, dann nickte sie Cal zu: „Der Captain kann wirklich nicht anders. Es gibt schließlich Regeln. Die erste temporale Direktive darf gebrochen werden, wenn etwas passiert, das so nicht hätte stattfinden sollen – beispielsweise das Auftauchen Aris in dieser Zeit. Allerdings ihn daran zu hindern, Laura zu töten ist – so traurig es ist – falsch.“

„Warum? Schließlich wäre sie, wenn Ari nicht in unsere Zeit gebracht worden wäre, nicht gestorben.“

Stone zuckte mit den Schultern.

„Temporale Logik ist nicht immer logisch, wissen Sie? Ich wünschte auch, ich könnte in die Vergangenheit reisen und den Tod meines Mannes verhindern, aber…“

McGee schaute sie an: „Ihr Mann?“

„Ja, mein Mann war Thaddeus Stone.“
 

Irgendwie war das der Auslöser. Er dachte darüber nach und – egal wie er es auch drehte und wendete, es machte Sinn und gleichzeitig nicht. McGee wünschte sich, dass es die Möglichkeit gäbe, Laura zu retten, aber irgendwie war ihm klar, dass es sie nicht gab.

Angela schaute ihn an, lächelte traurig und sagte: „Wir sind die Hinterbliebenen. Wir müssen das, was unsere Geliebten ausmachte, weiter in uns tragen, sonst sind sie umsonst gestorben.“

Der Captain der Dragonfly blickte sie an und blinzelte: „Wow, das war… gut.“
 

McGee lag in seinem Bett und die Ereignisse der letzten Stunden verfolgten ihn.

Er sah, wie er von Ari erschossen wurde – was ja nicht wirklich passiert war – er sah, wie Ari Kate erschoss und wie er Laura tötete… und dann schlief er ein.
 

Jetztzeit
 

Die Tür des Aufzugs öffnete sich und ein gut-erholter McGee verließ den Fahrstuhl. Er staunte nicht schlecht, als er Tony an seinem Schreibtisch sitzen sah. Hatte der Halbitaliener ein…

„Wenn Du mich auf mein blaues Auge ansprichst, verpass ich Dir eine Kopfnuss, Bambino.“, warnte der Mann und McGee hob abwehrend beide Hände, ehe er grinste: „Ich hatte nicht vor, nachzufragen.“

„So siehst Du schon aus.“, knurrte der Andere.

McGee ignorierte dies und ließ sich auf seinem Stuhl nieder, ehe er sich an Tony wandte: „Wo sind der Boss und Ziva?“

„Vermutlich beschweren Sie sich bei Vance über diesen Sternenflottenidioten.“, sagte der Angesprochene und warf einen missmutigen Blick auf seinen Computermonitor.

‚Sternenflottenidioten?’, fragte sich McGee und wollte gerade etwas sagen, als Agatha Silverbird den Bullpen betrat und zu Tony blickte: „Ihr könnt ihn doch nicht da unten eingesperrt lassen.“

„Warum nicht?“, fragte der Halbitaliener, „Nach dem, was er sich geleistet hat, kann er froh sein, dass wir ihn nicht vor die große Kanone am JAG-Hauptquartier stellen und sie abfeuern. Obwohl ich da nicht übel Lust zu hätte.“

McGee schluckte und blickte zu Agatha: „Was ist denn passiert?“

„Der ‚Captain’, setzte Tony an und schaute zu McGee herüber, „hielt es offenbar für angebracht, einen auf ‚Madman’ zu machen und dann Ari zu befreien.“

„Was?“, machte der Computerexperte und widmete seine Aufmerksamkeit der Rothaarigen, „Was hat er getan?“

Die XO zuckte mit den Schultern und man hatte den Eindruck, als würde sie jeden Moment die Beherrschung verlieren.

„Ich… es hat etwas mit der Richtigstellung der Zeitlinie zu tun.“, sagte sie und McGee richtete sich auf: „Richtigstellung der Zeitlinie? Darf ich Dich daran erinnern, dass man direkt hier“ – er deutete auf den Punkt, auf dem er stand – „eine mögliche Freundin von mir in den Kopf geschossen wurde? Der Mörder ist jetzt in der Vergangenheit und…“

„… wurde dort von mir erschossen.“, meldete sich die Stimme Zivas von der Treppe her. Sie kam langsam herunter und McGee sah, wie Tony sie ganz fasziniert anblickte. Ein leichtes, wehmütiges Lächeln umspielte die Lippen des Romanciers. So hätte es mit ihm und Laura auch laufen können.

„Traceless ist in die Vergangenheit teleportiert worden und hat das Ende gefunden, das er sowieso gefunden hat. Das dürfte Strafe genug sein.“, pflichtete Agatha dem bei und Tony seufzte.

„Für den Tod von Kate auf jeden Fall.“, erklärte er.
 

Tony konnte sich nicht helfen – der Fakt, dass dieser Mistkerl quasi einfach so davonkam… gut, er wurde in der Vergangenheit getötet, aber, es wäre ihm viel lieber gewesen, wenn er ihn hier noch ein wenig durch die Mangel hätte drehen können. Der Tod von Kate hatte ihn damals schwer getroffen und wenn es sowas wie kosmische Gerechtigkeit gegeben hätte, wäre es ihm zugefallen, den Mann umzubringen. Aber nein. So wollte er nicht denken.

Obwohl es wirklich einfacher gewesen wäre.Aber – als Bundesagent war man nicht auf Rache aus.
 

Kurz war er in seinen Gedanken versunken, als er den Blick Agatha Silverbirds bemerkte. Sein Kopf ruckte hoch und seine Augen fokussierten ihre.

„Commander“, setzte er an und wollte etwas sagen, als sie seufzend auf ihn zukam und sich vor seinem Tisch aufbaute.

„Es tut mir leid.“, sagte sie dann. Tony merkte, dass sie es ernst meinte. In ihrer Stimme schwang aufrechtes bedauern mit und er konnte sich nicht helfen – in ihren Augen konnte er es auch sehen.

Er nickte nur.

„Es… es ist okay. Ich war nur ein wenig sauer. Wissen Sie, dieser Typ hat meine Partnerin getötet und…“

Agatha nickte nun ebenfalls: „Ich kenne die Akten und ich bin mir sicher, die Entscheidung ist dem Captain nicht leicht gefallen.“

Schulterzuckend betrachtete er sie und lächelte dann – obwohl es ein wenig gezwungen wirkte. „Dafür hat er aber nicht lange überlegt, um nach Alternativen zu suchen.“

„Keine Ahnung – ich weiß ja nicht, wann Cal runtergebeamt ist.“

„Vor Ihnen, Commander.“

Die XO wiegte abwägend mit dem Kopf: „Ja, schon, aber das hat ja nichts zu sagen. Ich habe mich ja noch ein wenig mit Captain Stone unterhalten und wenn der Captain von der Krankenstation aus in den Transporterraum gegangen ist… dann hatte er einige Minuten, um darüber nachzudenken, was genau zu tun wäre.“

„Ich verstehe.“

Diese Antwort geben und dann auf den Bildschirm blicken, das war für Tony eine Handlung.

Er seufzte. Diese Frau hatte nicht verstanden, worum es ihm gegangen war. Wie sollte sie auch? Und er würde den Teufel tun, ihr zu sagen, was los war.
 

Tim öffnete die Tür des Verhörraumes, in dem Cal saß. Man konnte den Ort nun wirklich nicht gerade als Luxus-Herberge bezeichnen, aber er erfüllte seinen Zweck.

„Nun, Captain.“, sagte er und fixierte den Starfleet-Offizier mit einem Blick, „Ich verstehe Sie ja in gewisser Weise.“

Er umrundete den Tisch, hinter dem Cal saß und nahm Platz. Dann schaute er ihm in die Augen und suchte nach Wahrheit.

„Ich verstehe Sie… wirklich. Ari war eine Gefährdung. Sie mussten ihn in diese Zeit zurückbringen, aber warum konnten sie es nicht machen, bevor er Laura erschoss?“

Sein Gegenüber holte tief Luft und nickte dann.

„Klar, hätte ich tun können. Das Problem daran ist Folgendes. Wenn ich zu häufig in aufeinander-folgende, sequentielle Handlungen eingreife… dann machts bumm.“

McGee schaute ihn verblüfft an, ehe er seine Sprache wiederfand: „Soll… soll das heißen, dass sie ihr nicht helfen konnten, sie sogar opfern mussten, damit das Raum-Zeit-Gefüge sich nicht auflöst?“

Der Kommandant der Dragonfly nickte.

„Ja – sehen Sie, der Tod Lauras war, so unschön er auch ist…“

Der Captain brach ab, schaute Tim an und räusperte sich: „Ich würde darüber gerne mit jemand anderem sprechen.“

„Tut mir leid, Sie reden mit mir.“

„Weiß Gibbs, dass Sie das Verhör durchführen? Oder weiß Vance es?“

In dem Moment, in dem der Captain dies fragte, merkte Tim, wie ihm immer heißer wurde. Heiß vor Zorn. Sein Blut kochte und er war kurz davor, diesem selbstgerechten Captain eine Abreibung zu verpassen, aber… er hielt sich zurück. Es würde nichts bringen.

„Es tut mir Leid, McGee.“, sagte Cal in diesem Moment und schaute ihm in die Augen, „Wissen Sie… Sie wissen es vielleicht noch nicht, aber… Sie werden große Dinge leisten. Ich, Agatha, Angela – auch Vance – wir alle haben Ihr Team als so eine Art Superheldenteam kennengelernt – so ähnlich wie die Justice League.“

„Entschuldigen Sie?“

„Naja – Abby beispielsweise kommt doch so gut wie fast wenig aus ihrem Labor raus. Da wäre sie doch eigentlich ein ideales Oracle, während Sie, Tim, ein guter Nightwing wären.“

„Nightwing?“, fragte Tim, „Sie sehen mich als … als was. Dick Grayson, der später Robin war?“

„Ja, so in der Richtung. Tony wäre ein guter Superman und Ziva…“

Er stockte und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.

„Stellen Sie sich Ziva doch mal als Wonder Woman vor.“, sagte er dann, „Und… Gibbs wäre einfach nur ein cooler Dark Knight – also Batman.“

„Und wer wären Sie?“, fragte der Special Agent und Cal legte überlegend den Kopf schief: „Nun, Agatha ist eine wunderschöne Rothaarige mit Modelmaßen… sie wäre eine gute Mary Jane. Das macht mich zu…“

„Spider-Man? Nun machen Sie aber mal einen Punkt.“, grinste McGee und plötzlich änderte sich die ganze Atmosphäre, „Spider-Man. Das würde bedeuten, dass Sie wesentlich cleverer sind, als Sie vorgeben zu sein.“

‚Okay, das ist merkwürdig.’, dachte sich McGee, „klingt, als würden hier zwei Nerds quatschen.`

Der Captain zuckte mit den Schultern: „Gut, ich würde nicht sagen, dass ich cleverer bin, als ich aussehe, aber – wer sollte ich denn sein, ihrer Meinung nach?“

„Wie wärs mit dem Joker?“, schlug Gibbs vor und McGee zuckte zusammen. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sein Boss den Raum betreten hatte.

Cal, der kurz ebenfalls erschrocken wirkte, grinste zu McGee und deutete mit dem Kopf Richtung Gibbs: „Sag ich doch. Batman.“

Der Senior Special Agent warf einen finster-amüsierten Blick zu Cal und schaute dann McGee an: „Wenn Du hierbleiben willst, bleib hier, Elfenkönig. Aber Ziva oder ich stellen die Fragen.“

Der Romancier nickte, als Ziva ebenfalls den Raum betrat.
 

„Also, dann erzählen Sie mal, Captain.“, forderte Ziva ihn auf und fixierte ihn mit ihren nussbraunen Augen. Der Angesprochene schluckte und lächelte – ein wenig gezwungen wirkend – zu McGee, ehe er sich an Ziva wandte: „Nun, Agent David, wo soll ich anfangen?

„Da, wo wir vorhin abgebrochen hatten.“, schlug die hübsche ehemalige Mossad-Offizierin vor und der Captain nickte: „Natürlich, da.“

Er rollte kurz überlegend mit den Augen, ehe er Luft holte und zu sprechen begann.

„Ari ist wieder in der Vergangenheit. Damit ist die Zeitlinie beinahe korrigiert.“

„Beinahe?“, fragte Ziva, was ihr erneut ein Nicken des Captains eintrug: „Ja – beinahe. Sehen Sie – wenn die Zeitlinie komplett wiederhergestellt worden wäre, gäbe es diese nette, kleine Unterhaltung zwischen uns nicht, da wir uns nicht daran erinnern würden, dass Ari überhaupt hier war. Eventuell wären wir immer noch hier, weil ja Captain Stone ermordet wurde, aber – wenn…“

„Nein, auch dann nicht.“, sagte Gibbs und schaute ihn an, „Der Mord an Stone geht ebenfalls auf Aris Konto. Soviel konnten wir seinerzeit herausbekommen, bevor Sie den Tag zurückgespult und das alles noch schlimmer gemacht haben.“

„Hey“, machte Cal, „Da verwechselt man einmal eine Raum-Zeit-Kontinuum-Verändernde Granate und das wird einem immer vorgehalten.“

Gibbs funkelte ihn an: „Wenn Sie nicht wollen, dass ich Ziva sage, für wen Sie sie halten, dann reden sie besser schneller.“

„Wieso, für wen hält er mich?“, fragte die hübsche Agentin und schaute zuerst zu Gibbs und dann, mit zu Schlitzen verengenden Augen, zu Cal, dessen Lächeln gerade eine Spur gezwungener wirkte. Er fuhr sich am Kragen entlang, als sei er ihm gerade spontan ein paar Nummern zu Eng geworden und blickte dann, hilfesuchend, zu McGee, der jedoch nur grinste.
 

„Das ist doch nicht zu fassen.“, schimpfte Ziva ein paar Minuten später und kam auf Agatha und Tony zu. „Ich… ich fasse es echt nicht.“

Damit blieb sie vor beiden stehen und funkelte die XO an: „Dein Freund hat einen komischen Personengeschmack.“

„Wieso?“

„Er sagte, ich wäre… Wonder Woman.“

Agatha runzelte die Stirn, legte den Kopf schief und konnte hören, wie Tony hustete, um sich das Lachen zu verkneifen.

Die Israelin fuhr herum und funkelte den Halbitaliener an: „Das findest Du auch noch lustig, was? Er sieht mich in einem … was auch immer das sein soll.“

Ein kurzes Räuspern Agathas ließ sie sich wieder zu ihr herumdrehen: „Ja?“

„Und… nur so aus Neugierde, was hat er über mich gesagt?“

„Irgendwas von wegen Marihuana. Und… ach ja, Gibbs ist ein Fledermausmensch, während er McGee als … irgendwas mit Flügeln bezeichnete.“

Sie schaute zu Agatha und schüttelte den Kopf: „Dein Freund ist gaga.“

„Das ist nichts neues.“, erklärte die XO und runzelte die Stirn: „Was meinte er eigentlich mit Marihuana?“

„Keine Ahnung, ich hab nicht zugehört.“, sagte Ziva und wandte sich wieder an Tony, der sie gerade sehr lange ansah.

„Was ist?“

„Nichts, ich stelle mir dich nur gerade im Wonder Woman Kostüm vor.“, grinste der Halbitaliener und wollte sich gerade in Deckung begeben, weil er dachte, dass sie gleich etwas werfen würde. Aber nein, sie schüttelte nur den Kopf und zischte ein: „Männer.“
 

Agatha grinste zu Ziva herüber: „Ich weiß nicht, wo das Problem liegt, Wonder Woman. Schließlich ist dieser Comic-Charakter die Ikone der Selbstständigkeit der Frau. So war sie geplant und so wurde sie auch umgesetzt. Aber ich verstehe immer noch nicht, was Cal mit Marihuana meinte.“

„Mary Jane Watson.“, keuchte ein gerade den Bullpen betretender McGee und schaute zu Agatha: „Er hat uns alle mit Comic-Figuren vergleichen. Mich mit Nightwing.“

„Wie schön.“, meldete sich plötzlich vom Treppenabsatz Leon Vance und trat dann langsamen, gemessenen Schrittes die Treppe herunter und dann auf das Team zu, „Wenn das Verhör Captain Cats durch die Special Agents David, Gibbs und anscheinend auch McGee beendet ist, können Sie, Commander, und Ihr Captain, doch sicherlich in das 24. Jahrhundert zurückkehren.“

„Bei allem Respekt, Sir.“, meldete sich Agatha zu Wort, „Das glaube ich nicht ganz. Schließlich treibt noch Traceless sein Unwesen. Ich meine, der Mann, der Ari wieder in die Vergangenheit teleportiert hat, war Cal der sich Traceless Identität bediente, aber… er ist hier. Traceless ist in Washington. Wer sollte uns sonst den Tipp gegeben haben. Und ausserdem… irgendwas hat mich am Acrosstic gestört.“

„Und was?“

„Das werde ich Ihnen gleich zeigen, Captain Vance.“, sagte Agatha und griff nach ihrem Tricorder. Dann betätigte ihren Kommunikator: „Silverbird an Intrupper? Gina, könntest Du die Daten, die uns überhaupt erst darauf gebracht haben, uns hierher zu begeben, auf den Tricorder spielen?“

Die körperlose Stimme Ginas gab ein „Natürlich“ von sich und nach ein paar Sekunden sagte sie: „Download beendet.“

„Danke.“, sprach Agatha und deaktivierte die Verbindung. Dann wandte sie sich an McGee: „Kann man den Tricorder an euren großen Bildschirm anschließen?“

„Geben Sie her.“, sagte Vance, nahm das Gerät und betätigte einige Tasten, ehe auf dem großen Bildschirm, auf dem Gibbs und Konsorten auch sonst immer irgendwelche Daten abspielten, der Schnappschuss von Traceless Acrosstic auf dem Ewigkeitsplaneten erschien.
 

Tempus fugit.

Reflecting pool

Anacostia, Potomac,

Capitol.

Es ist wirklich schön hier.

Leider wird mir der Urlaub

Extrem vermiest.

Steine sterben, Fremde sind hier.

Scheidung MMXI

Ziva betrachtete die Worte auf dem Bildschirm und nickte: „Einer von Traceless Acrosstics.“

„Ja, soweit waren wir auch schon. Auch, die Sache mit „Scheidung MMXI“ haben wir herausbekommen. Damit ist nämlich der September und das Jahr 2011 gemeint. Und Reflecting Pool, Anacostia, Potomac und Capitol bezieht sich auf Washington D.C.“, sagte Agatha. Tim räusperte sich: „Steine Sterben – ganz klar eine Referenz zu Stone.“

„Ich weiß.“, nickte Agatha, „Aber was soll dieser Hinweis darauf, dass Fremde „hier“ sind? Washington D.C. ist die Hauptstadt der USA – sie wird immer von Fremden besucht.“

„Agatha?“, meldete sich McGee, „Ich rate hier nur mal ins Blaue, aber – was für andere Worte kennen wir für „Fremde“?“

„Fremde, etrangeres, strangers, …“, zählte Ziva auf, stockte, schluckte und schaute in die Runde: „Aliens.“

Agatha blickte zu Ziva und schüttelte den Kopf: „Das… das kann nicht sein. Nicht vor … naja, das dauert noch, bis die ersten Aliens hier landen.“

„First Contact, oder?“, fragte McGee und schaute die hübsche Rothaarige an, „Aber gab es nicht mal eine Folge der Serie „Star Trek: Enterprise“, in der Archer und T’Pol nach Detroit reisten – ins Jahr 2004? Vielleicht wissen die Menschen nichts davon, dass hier, 7 Jahre später, etwas Ähnliches stattfindet?“

„Das macht Sinn.“, meldete sich Tony, „Ich meine, wenn ich überlege, wie häufig ich beim Baltimore PD von Verrückten gehört habe, dass sie Aliens gesehen haben wollen.“

„Vielleicht stimmt das ja alles.“, ließ sich Ziva vernehmen und schaute zu Tony herüber: „Du hast nicht rein zufällig noch ein paar Kontakte zum Baltimore PD?“

„Klar“, sagte der Halbitaliener, „Meinst Du, ich lass meine Kumpels im Stich, nur weil ich jetzt beim NCIS bin? Die Poker-Runden sind der Renner.“

„Vielleicht sollten Sie dann mal nachfragen, ob sich in letzter Zeit wieder ein paar ‚Verrückte“’ gemeldet haben.“, schlug Vance vor und an seiner Stimme erkannte man, dass es keineswegs ein einfacher Vorschlag war.
 

„Ich kann einfach nicht glauben, dass ich nicht mitgenommen wurde.“

Die Stimme Abby Sciutos war laut und ein Zeugnis davon, dass sie extrem angenervt war. Sie ging in ihrem Labor auf und ab, schaute zu einer Puppe, deren „Gesicht“ ein Abbild von Tony war und deutete mit ihrem ausgestreckten Zeigefinger auf ihn.

„Tony, mach keine Witze, ich bin wütend!“

Damit wandte sie sich wieder in die andere Richtung und durchquerte das Labor, ehe sie stopte und wieder zurückkam.

Erneut stoppte sie und ließ einen Finger pfeilschnell und -gerade auf eine Puppe deuten, die mit einem Foto von Zivas Gesicht versehen war.

„Das hab ich gehört, Agent David. Werden Sie mir nicht komisch, junge Frau, oder ich gehe zum Director.“

Und kaum hatte sie dies ausgesprochen fuhr sie herum und deutete auf eine McGee-Puppe: „Fang Du nicht auch noch an. Ich bin genau so fähig wie Ihr auch.“

Damit wirbelte sie auf dem Absatz herum und ließ ihr Bein – logischerweise das, auf dem sie nicht stand – durch die Luft fegen, als würde sie jemanden mit einem Tritt zu Boden schicken.

„Danke.“, sagte sie und schaute zu den aufgestellten Pappkameraden, „Hat Ziva mir beigebracht. Also Ziva-Ziva, nicht… Ihr wisst schon.“

Das hatte sie tatsächlich. Sie erinnerte sich immer noch gerne daran, wie die hübsche Israelin sie mit in ihr liebstes Trainingszentrum in D.C. genommen und sie in die Grundzüge des Krav Maga eingewiesen hatte. Am Anfang hatte die niedliche Goth der Sache noch ein wenig skeptisch gegenübegestanden, weil sie befürchtete, nie so gelenkig und kräftig wie die Attentäterin sein zu können, aber nach einigen Übungen wurde sie eines Besseren belehrt.

Sie hatte die Wendig- und Gelenkigkeit um im Notfall ausweichen zu können – natürlich würde Abby nie zu derartigen Kunststückchen in der Lage sein, wie eine ausgebildete und trainierte Attentäterin, aber sie wäre in der Lage, sich ihrer Haut zu erwehren. Zumindest hatte Ziva ihr dies nach einem Training, als sie völlig verschwitzt und ausser Puste auf der blauen Matte gelegen hatten und versuchten, wieder ruhig zu atmen, gesagt und wer war sie, dass sie das Wort einer ihrer besten Freundinnen anzweifelte.
 

Erneut wirbelte sie herum, mit wehendem Laborkittel, der quasi wie ein Cape rauschte. Dabei gab sie Kampfschreie von sich, Angriffslaute und warf sich dann gegen eine imaginären Gegner als die Tür aufging und Ziva hereinkam.

„Abby, was tust du da?“, fragte sie, amüsiert lächelnd, was Abby dazu veranlasste, ebenfalls zu lächeln und dann von der aggressiven Kampfkunst in die Kunst der Bewegung umzuschwenken. Ein Rad schlagend, kam sie neben Ziva auf die Beine.

„Krav Maga. Hast Du mir beigebracht.“, erklärte sie und strahlte vor Kämpferstolz.

Ziva blickte sie an, nickte und deutete dann hinter sich, auf den Fahrstuhl: „Meinst Du, du könntest deine Freunde ein paar Minuten alleine lassen? Wir haben da einige Fragen an dich.“

„Okayyyy.“, machte Abby und sie ging vor, wenngleich sie keine Ahnung hatte, was sie erwarten würde.
 

Als Abby den Bullpen betrat, schaute sie verblüfft auf den großen Bildschirm. Sie deutete auf den Actosstic und sagte „Das ist ein Acrosstic“, ehe sie sich weiter durchlas, was der anonyme Autor ihnen mitteilen wollte.

„Ganz klar.“, meinte sie, nachdem sie kurz Luft geholt hatte, „Der Autor dieser Zeilen nennt sich Traceless, er weist darauf hin, wo er ist, und wann er dort ist, dass die Steine sterben werden – ich nehme mal an, es bezieht sich auf Captain Stone und seine Frau – und dass Aliens in Washington sind.“

„wow.“, machte Agatha, schaute die hübsche Goth an und ließ sich von Zivas Tisch, auf dem sie gesessen hatte, gleiten, „Ich muss sagen, ich bin sprachlos.“

Abby lächelte ihr freundlich zu: „Danke, Commander – aber es ist eigentlich nur die reine Logik. Wenn etwas wie eine Ente quackt, wie eine Ente geht und wie eine Ente schwimmt, wird es wohl eine Ente sein. Aber deswegen bin ich nicht hier, oder?“

„Nein, eigentlich nicht.“ ,Gibbs Stimme hallte durch den Bullpen, als er, mit einem Calvin Nathan Cat, den man mit Handschellen gefesselt hatte, vor Abby stehen blieb. Dann schaute er sie mit eisblauen Augen an, in denen eine gewisse Wärme zu sehen war, „Du bist hier, weil ich mich bei Dir entschuldigen wollte.“

„Wofür, Gibbsman?“, fragte die Forensikerin und schaute ihr Gegenüber aus überrascht aufgerissenen Augen an, „Was hast Du dir zu Schulden kommen lassen?“

„Wir hätten auf Dich hören sollen.“, sagte der Chefermittler, „Ich hab dich Hängen lassen.“

Abbys Blick veränderte sich. Ein leicht verschmitztes Lächeln war zu sehen und sie sagte, in einer erstaunlich guten Immitation des Älteren: „Niemals entschuldigen. Das ist ein Zeichen von Schwäche.“

„Ich mache eine Ausnahme.“, erklärte Gibbs und verpasste damit dem gefesselten Sternenflottenoffizier einen Stoß, der ihn in die Mitte des Bullpens brachte. Er taumelte, stoplerte über seine Füße und landete auf dem Boden – zwischen den Schreibtischen von Ziva und Tony – sodass Agatha ihm hochhalf.

„Sehr elegant, Gibbs.“, kommentierte Vance von seiner Position her und schaute zum Captain herüber, der sich gerade aufrappelte.

„Abby, könntest Du uns das Ding beschreiben, das Du gesehen hast?“, fragte Gibbs, Vance komplett ignorierend. Die Angesprochene blinzelte verblüfft.

„Wann?“

„Vor ein paar Tagen.“, entgegnete Gibbs und schaute sie an – man konnte feststellen, dass er gerade ein wenig ungeduldig wurde.

Abby überlegte kurz, machte dann einen Laut des Verstehens und nickte heftig: „Ja – klar. Das eine mal war ich hier – ich hab gerade Major Massenspektrometer was zu Essen gegeben…“

„Wer ist das und was isst der so?“, schoss Cal dazwischen, bekam aber von Agatha einen unsanften Stoß in die Magengrube und ein „Halt die Klappe und hör zu“ zugezischt.

Die Forensikerin schaute den Captain kurz amüsiert an: „Capitano, der war gut. Den muss ich mir merken.“

„Schön wärs.“, murmelte Cal und zuckte zusammen, als Agatha ihn warnend anblickte.

Gibbs räusperte sich: „Fahr fort, Abbs.“

„Natürlich. Also – ich gebe also Major Massenspektrometer gerade was zu analysieren und… da hör ich dieses laute Rauschen. Ich schau aus dem Fenser und seh einen großen Feuerball auf den Anacostia River zufliegen. Dann hab ich mich natürlich umgehört – da wollen Leute gesehen haben wie zwei Menschen aus diesem Ding gestiegen sind. Stellt euch vor, die haben nicht einmal die Polizei verständigt.“

„Da bin ich sehr dankbar für.“, ließ sich Cal vernehmen und schaute Abby entschuldigend an: „Tut mir leid, wenn wir Ihnen da so Angst eingejagt haben. Das waren nämlich wir.“

„Soweit war ich inzwischen auch schon.“, erklärte sie, „ich habe mich mit Tim unterhalten und spätestens, als Ihr sagtet, dass Ihr Starfleet wäret… also… das Problem ist gelöst.“

„Und das andere Licht?“, fragte Gibbs und Abby nickte: „Ruhig, Gibbsman, ich komm gerade drauf zu sprechen.“

Sie räusperte sich und begann, zu erzählen.
 

Ein Augustabend in Washington ist toll. Da ist immer was los, weil die Temperaturen es noch gestatten, sich draußen aufzuhalten, auch, wenn es weit nach Mitternacht ist. Abygail Sciuto saß auf der großen Wiese, die gerade zwei Gehminuten von ihrer Wohnung entfernt lag. Hier hatte sie schon Zeit mit McGee verbracht, als er noch in Norfork arbeitete, hier hatte sie den Hund ausgeführt, hier hatte sie Vergleichsproben für Erdanalysen genommen – aber vor allem konnte man an diesem Ort wunderbar abschalten. Besonders, wenn es so angenehm warm war, wie zu diesem Zeitpunkt.
 

Den Kopf in den Nacken gelegt, saß sie auf der Wiese, blickte nach oben zu den Sternen, die zahlreicher waren, als man sie durch die Lichtverschmutzung in Washington wahrnehmen konnte. Schade eigentlich.

Mit den Sternen war es sowieso eine faszinierende Sache. Das, was man auf der Erde sehen konnte, war alles – nur kein reales Abbild des Sternenhimmels anno 2011. Das Licht benötigte eine gewisse Zeit und wenn etwas hier auf der Erde beobachtet wurde, war es schon lange passiert.
 

Sie wollte nicht wissen, wieviele dieser Lichtpunkte schon lange nicht mehr existierten, wieviele schon längt von schwarzen Löchern gefressen oder als Supernovae verglüht waren – sie wusste nur, dass sie, wenn sie ihren wissenschaftlichen Intellekt ausblendete, einfach nur ein wunderschönes Bild sah. Der Sternenhimmel – ruhig, klar und obwohl sich die Erde schnell bewegte, blieben die Sterne optisch an einem Punkt.
 

Wenn man von den Perseiden absah.

Die Perseiden sind ein Sternschnuppenregen, der scheinbar aus dem Sternbild des Perseus kommt – in Wirklichkeit sind es natürlich Kleinstkörper, Sternschnuppen oder Weltraummüll, der in der Erdamtmosphäre verglüht. Kleine Lichtpunkte fielen und Abby hatte nie Schöneres gesehen.
 

Schade, dass McGee nicht hier war, sie hätte sich mit ihm hier hinsetzen können und die Perseiden beobachten. Und so, wie sich die nächsten Minuten entwickeln würden, hatte sich Abby oft genug gewünscht, dass sie einen Zeugen gehabt hätte.

Es ging alles mit einer Sternschnuppe los.

Sie fiel nicht vom Sternbild des Perseus auf die Erde herab, sondern mehr westlich und machte sich auf den Weg über den Himmel zu fliegen..

„Gut“, schoss es Abby durch den Kopf, „Es soll ja auch ein paar Ausreißer geben.“

Ihr wissenschaftlicher Verstand flüsterte ihr zu, dass die Schnuppe inzwischen aber ziemlich lange zu sehen war und über einen leicht extremen Kurs verfügte, als sie über sie hinwegflog, kurz stehenblieb, beschleunigte und dann Richtung Horizont verschwand.

„Was… war das denn?“, schluckte Abby.
 

Cal straffte seine Gestalt, was ob der Handschellen kein leichtes Unterfangen war, und blickte Abby an: „W… was soll das gewesen sein? Ich meine, Sternschnuppen tun sowas in der Regel nicht.“

„So schlau bin ich auch, Captain. Sicher, dass Ihr damit nichts zu tun habt?“

Der Captain nickte: „Todsicher. Aber nur, um noch einmal sicher zu gehen.…“

Mit diesen Worten wandte er sich an Agatha: „Schatz, haben wir was damit zu tun?“

Kopfschüttelnd schaute die schöne XO ihn an.

„Siehste.“, sagte Cal, ging zu McGees Stuhl und wollte sich setzen, als er bemerkte, dass die Handschellen ihn doch ein wenig behinderten. Sein Blick wanderte zu Gibbs: „Hey, Boss, wie sieht es aus – hätten Sie was dagegen, mich loszumachen? Ich meine – ich würde gerne – ich bin nicht so der Freund von … erm…“

Er stockte, schaute zu Agatha: „Wenn ich jetzt ‚Fesselspiele’ sage, hab ich die komplette Belegschaft am Boden liegen, vor Lachen, oder?“

Die Angesprochene schloss die Augen, schüttelte den Kopf und schaute ihn dann wieder an: „Schatz, Du hast es gerade gesagt.“

„Und ganz so lustig ist es auch nicht.“, sagte Tony, woraufhin Ziva ihn anlächelte: „Aber ziemlich amüsant.“

Damit beugte sie sich vor und wisperte: „Aber ich kenn wen, der auf Fesselspiele steht, oder mein kleiner Pelzarsch?“

Tony wurde rot, Cal und Agatha schauten einander an, grinsten und sagten gleichzeitig: „Och ist das süß!“

Dann rollte der Captain mit seinen Augen und schaute wieder zu Gibbs: „Boss? Handschellen?“

„Mal sehen.“, sagte Gibbs mit einem leicht maliziösen Lächeln, ehe er zu Tony und Ziva herüberschaute. Er spürte wie kurz sowas wie Ärger in ihm aufbrodelte wie Sodbrennen, aber irgendwie hatten die beiden Starfleetoffiziere Recht. Es war schon süß zu sehen, wie Ziva mit Tony flirtete. Zwar hatte der Chefermittler keine Ahnung, was Ziva dem Halbitaliener ins Ohr geflüstert hatte, aber die Reaktion des Angesprochenen zeigte, dass es offenbar flirtend gemeint war.
 

„Grün.“, sagte Abby plötzlich und Cal schaute sie an: „Hä?“

„Das Ding, das ich gesehen habe… es war grün.“, erklärte die Frau.

Plötzlich war Agatha auf den Beinen, ging auf Abby zu und legte ihr beide Hände auf die Schultern: „Kannst Du versuchen, es genauer zu beschreiben?“

„Ich habe doch nur einen Lichtpunkt gesehen. Er war grün – mehr war da… nicht.“

Sie stockte kurz und schaute die XO verblüfft an: „Ich glaube… der Antrieb dieses Raumschiffes… irgendwie hat er grün geleuchtet.“
 

Donald Mallard schüttelte den Kopf.

Das Leichenteil lag vor ihm und er betrachtete die Maserung des Fleisches genau. Sie war kränklich fahl, bis gar nicht existent. Vielleicht lag es daran, wie dieses Stück in seine Obhut geraten war. In einer Pfanne gebraten zu werden, das war ein Schicksal, dass man nicht einmal seinem schlimmsten Feind wünschte. Ob das Wesen wusste, was ihm bevorstand, als es eingefangen und mit einem elektrischen Schock betäubt wurde?

„Oh jeh.“, gab er in seiner alten, weisen Stimme von sich und schaute über den Rand seiner Brille den verschmitzt grinsenden Jimmy Palmer an, „Wissen Sie… in manchen Kulturen wird das Fleisch Verstorbener gegessen, weil man sich erhofft, die Seele dieser Person in sich aufnehmen zu können. Wenn wir uns an diese Kulturen halten…“

Damit warf er angewiedert einen Blick auf das parnierte Schnitzel auf dem Teller: „… würde ich mir hier vermutlich einen sehr zornigen Geist zuziehen. Es ist schon schlimm genug, dass das Tier sterben musste, damit wir etwas zu essen haben – aber dass es so totgebraten wurde, ist auch eine Zumutung.“

Damit deutete er mit der blitzenden Klinge seines Messers anklagend auf das Mittagessen, dass Palmer ihnen aus der Kantine geholt hatte.

„Ich erwarte ja nicht viel – ich habe ja schon meine Erwartungen heruntergeschraubt, aber, hätte man das Schnitzel nicht medium braten können? Musste man es denn nochmal töten?“

Der Pathologe seufzte. Eigentlich war Essen für ihn ein Erlebnis, dass er mit allen Sinnen wahrnehmen wollte. Den Geruch der Beilagen, des Hauptgerichtes, die Farbe, mit der die Nahrung – in diesem Fall: Das Schnitzel – auf dem weißen Teller beinahe leuchtet, der Geschmack eines wirklich gut gebratenen Schinkens oder einer Sauce Holandaise…

Die Sauce Hollandaise. Idealerweise war die Farbe kräftig gelb, aber hier…

Ducky schüttelte erneut den Kopf.

„Wussten Sie, dass das, was wir als Sauce Hollandaise kennen, eigentlich gar nicht aus den Niederlanden kommt, sondern aus Frankreich?“, fragte Palmer in diesem Moment und wurde durch einen leicht genervten Blick des Älteren zum Schweigen gebracht.

„Diese Soße ist ja beinahe zu ungenießbar.“, stellte er fest und schüttelte dieses Mal nicht nur den Kopf, sondern sich selbst gleich mit., „Ich glaube, ich muss mal ein gründliches Wort mit dem Küchenchef reden.“

Gerade in diesem Moment erwachte der kleine Bildschirm zum Leben, über den sich Abby manchmal mit ihm unterhielt. Nur, dass dieses mal nicht Abbys Labor zu sehen war, sondern der ganze Bullpen.

„Was gibt es, Duck?“, ertönte Gibbs Stimme und Ducky schaute auf.

„Abgesehen von der Beleidigung meiner Zunge durch dieses tote Schnitzel – nicht viel. Ich möchte Dir raten, bleib von der Kantine fern. Das Essen hat sich seit der neue Küchenchef hier ist, drastisch verschlechtert. Ich frage mich ernsthaft, wie man mit so wenig Kenntnissen über die richtige – liebevolle –Zubereitung unterschiedlicher Gerichte diesen Beruf ergreifen kann.“

„Wem sagen Sie das, Doktor Mallard.“, meldete sich Cal zu Wort, „Unsere Replikatoren haben auch keine Se…“

Weiter kam er nicht, denn Agatha legte ihm schnell die Hand auf den Mund und zischte ihm etwas zu, das verdächtig nach „Klappe!“ klang.

Was Cal offenbar nicht sehen konnte, war, dass Gibbs ein kurzer Anflug, eine leichte Idee, eines Lächelns über das Gesicht huschte. Dann schaute er Ducky in die Augen, „ Sag mal Duck, was gibt es neues bei der Autopsie Stones?“
 

Auf dem Bildschirm konnte man sehen, wie Ducky kurz Luft holte und in die Runde blickte.

„Also, es ist so, wie ich es Anfangs vermutet habe. Die Tatwaffe ist ein Langschwert. Der Täter hat sein Opfer von hinten mit einem einzigen, schnellen Schlag ermordet und ihn dann so liegen lassen, dass man ihn sehen konnte.“

„Aber warum hatte man ihn nicht schon eher gefunden? Warum musste Petty Officer McConnaugh erst daher gejoggt kommen, um ihn zu finden?“, fragte Ziva und schaute entschuldigend zu Tim herüber, der, kaum, dass er den Namen gehört hatte, unmerklich zusammenzuckte.

„Hmpf hmpf hmmmmmmpf.“, machte Cal gegen die Hand von Agatha und schaute sie an. Kurz betrachtete sie ihn nachdenklich, warf dann einen Blick zu Gibbs, der ihr zunickte.

Dann ließ sie den Mund des Captains los, der sofort nach Luft japste und seine XO dann anschaute: „Danke.“

Er wandte sich an Ducky: „Könnte es sein, dass – ich weiß nicht – das Schwert erst…“

Abby schnitt ihm das Wort ab: „Tolle Idee, Capitano.“

„Woher wissen Sie, was ich für eine Idee habe?“, fragte Cal und Abby lächelte: „Ich hatte die Idee selbst vor ner Knappen Stunde. Also – ich nehme an, was der Captain uns sagen will, ist Folgendes. Was ist, wenn das Schwert erst dann wirklich sichtbar ist, wenn die Sonne in einem bestimmten Winkel auf die Klinge scheint, sodass das Glitzern Neugierige Blicke anzieht?“

„Wenn ich wollte, dass jemand bestimmtes eine Leiche findet, würde ich genau so vorgehen.“, nickte Ziva und Abby strahlte, genau wie Cal. Dies zu sehen und ein leises „Was für ein Schleimer“ zu murmeln, war für Tony eine Handlung. Ziva bekam dies mit, lächelte aufreizend und lehnte sich wieder zu ihm herüber: „Was war das, Tony?“

Der Captain blinzelte, schien verblüfft ob der Charmeoffensive der Israelin zu sein und wandte sich an Agatha. „Sollten die Beiden jetzt schon so weit sein?“, raunte er ihr zu, was Agatha zu einem Schulterzucken hinriss, ehe sie wisperte: „Ich habe keine Ahnung. Eigentlich werden die Beiden ja erst in vier Jahren ein Paar, aber ich glaube, es macht nun keinen Nennenswerten Unterschied mehr, ob die Beiden jetzt zusammenkommen, oder erst in vier Jahren. Die Zeitlinie ist sowieso ziemlich durcheinander.“
 

Just in diesem Moment klingelte meldete sich lautstark Tony DiNozzos Handy zu Worte und brachte diesen dazu, es aufschnappen zu lassen.

„DiNozzo.“, identifizierte er sich und legte den Kopf lauschend schräg.

Die samtweiche Stimme, die aus dem Lautsprecher des Handys ölte brandete um Tonys Gehörgänge wie eine Flut der Erinnerungen.

Andrea. Vor zehn Jahren war sie noch eine recht junge Mitarbeiterin gewesen, die gerade frisch von der Polizeischule gekommen war – aber nachdem, was er so gehört hatte, war sie inzwischen das, was man als „tough as nails“ bezeichnete. Einen Moment lang überlegte er, sinnierte,woran es lag, dass er nur die Frauen, die wirklich tough waren, attraktiv fand. Das war es, was ihm bei Jeanne abgegangen war – sie war es einfach nicht gewesen. Kate, Ziva und eben auch Andrea jedoch waren die Sorte Frau, die er mochte.

Ein nostalgisches Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sich daran erinnerte, wie er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Damals war sie – frisch von der Polizeischule - jemand, der es allen recht machen wollte. Damals hatte sie ihn noch an seine ersten Tage erinnert. Jetzt erinnerte sie ihn an seine letzten Tage im Baltimore PD.

Vielleicht war sie seine 10 Jahre alte Reflektion?

„hey, DiNozzo.“, sagte sie und riss ihn damit aus den Gedanken, „Du wolltest doch wissen, ob wir `n paar Bekloppte haben, die sagen, dass sie Aliens gesehen hätten. Stell Dir vor, wir haben sie. Ich kann dir gerne Name und Adresse von einem nennen.“

„Danke.“, sagte er knapp und schrieb sich die Personalien auf, „Wir machen uns gleich auf den Weg.“

„Warum interessiert sich der NCIS neuerdings für Verrückte?“, fragte Andrea und – obwohl sie es nicht sehen konnte, zuckte Tony mit den Schultern: „Wir… haben unsere Gründe.“

„Na, wenn Du es mir nicht erzählen willst…“

„Ich lad Dich auf n Bier ein, Andrea.“, sagte er, „zum Dank, weißt du?“

„Klar, Ich komm vorbei.“, erwiderte sie und der Tonfall änderte sich. Sie klang nun wieder mehr wie die alte Andrea, die vor 10 Jahren aufs PD gekommen war.

„gut.“, sagte der Agent und klappte sein Handy zu. „Stellt euch vor, wir haben einen Verrückten.“, sagte er in die Runde.
 

Es war irgendwie beruhigend, dass die Klischees nicht immer zutrafen. Schon, als sich Tony die Adresse aufgeschrieben hatte, war ihm klar gewesen, dass dies eine der besseren Gegenden Baltimores war. Er parkte seinen schwarzen Dodger an dem weißen Hochhaus und stieg – zusammen mit Ziva, Agatha und Cal – aus.

Der Captain blickte sich um.

„Hm – nett.“, sagte er und setzte sich eine Sonnenbrille auf. Er behielt sie nicht allzulange auf der Nase, da Agatha sie griff und in den Wagen zurückwarf, ehe sie die Tür schloss.

„Hey!“, machte der Captain und Agatha funkelte ihn an: „Benimm dich n bischen, okay?“

„Jaja, schon klar.“

„Ihr benehmt euch beide, sonst lassen wir euch hier.“, sagte Ziva und fuhr auf dem Absatz herum, um die beiden mit strengem Blick anzusehen.

Der Captain schaute sie an, nickte kurz und ging dann zur Türklingel.

„Hm.“, machte er und las die Namen der Mietparteien vor, die hier wohnten: „Croft, Foss, Tapping, Magnus, Carter, Zimmerman.“

Er stockte: „Zimmerman?“

Agatha schaute ihn an, zuckte mit den Schultern und fragte: „Meinst Du, es könnte ein Ahn von Lews Zimmerman sein?“

„Entweder das, oder aber ein Nachfahre vom Ei aus dem Colonia Duett.“, antwortete der Captain, was ihm ein „Witzbold.“ von seiner XO eintrug.

Ziva rollte mit den Augen und schaute Cal an: „Was hab ich gerade gesagt?“

Der Angesprochene hob abwehrend die Hände: „Jaja, schon gut.“
 

Die Tür öffnete sich und eine ungefähr 20 Jährige Blonde schaute sie mit geringschätzig-desinteressiertem Blick an. Ziva ahnte schon, was sie sagen würde, ehe sie es tatsächlich sagte. „Mom, die vier Bekloppten sind da! Ich bring sie zu Dad!“

Damit griff sie sich eine Jacke, zog sie sich über ihren in einen hautengen Pulli gequetschten Oberkörper und zog sich die Schuhe an. Kurz hörte man ein desinteressiertes „Jaja“ aus der Küche und Ziva hörte, wie Cal hinter ihr die Luft einsog.

„Was ist?“, fragte sie leise, woraufhin der Kommandant der Dragonfly mit dem Satz antwortete: „Ach – alles in Ordnung. Die Stimme kam mir nur sehr bekannt vor.“

Sie konnte, während sie sich umdrehte um der Blonden zu folgen, sehen, dass Agatha ihren Freund auch ein wenig mißtrauisch anblickte: „Woher willst Du die Stimme kennen?“

„Sie klang ein wenig wie Sam.“, erläuterte der Captain, was ihm erneut einen mißtrauischen Blick seiner Freundin eintrug: „Das is nicht zu fassen. Kaum im 21. Jahrhundert, schon willst Du zu Sam. Du kannst ihr ja bald sagen, das wir da sind.“

„Nein, das… das hat damit nichts zu tun, sie …“

„Miss Magnus.“, brach Tony die Unterhaltung ab und schaute die Blonde an – was diese ja nicht mitbekam, da sie vorausging. Doch nun stoppte sie, wandte sich um und schaute ihn an: „Ja?“

„Was macht Ihr Vater im Keller?“

Sie seufzte: „Wenn ich das mal wüsste. Es gibt Tage, da sagt er, das alles in Ordnung ist. Und dann gibt es Tage, an denen er mir einschärft, mich vor den Abnormen in Acht zu nehmen.“

„Den Abnormen?“, echote Cal.

Ziva räusperte sich. “Aliens, Cal”, flüsterte sie.

Dann betraten sie den Keller.
 

Agatha schaute sich um und sah, wie Cal dasselbe tat.

„Hm – typischer 90er Jahre Keller, oder?“, fragte er und deutete auf einen Gegenstand am Boden: „Sogar ein Waveboard haben die hier. Dabei sind die Dinger doch noch gar nich so uncool.“

„Du kannst ja gleich mal damit fahren.“, grinste Agatha, was Cal zu einem Schulterzucken hinriss, „Klar, warum nicht?“

Der plötzlich aufbrandende Knall ließ sie alle – ausser Miss Magnus Junior – zusammenzucken. Diese zuckte zwar auch - allerdings nur mit den Schultern – und mit einer Mimik, als habe sie das schon dutzende Male gehört, sagte sie: „Das war mein Vater. Er hat mal wieder seine Waffe abgefeuert.“

„Waffe?“

Cals Augenbraue war in die Luft gestiegen.

„Naja.“, sagte die hübsche Blonde, „Er hat – er denkt halt, dass überall gestaltwandelnde Aliens lauern. Deswegen hat er sich eine Pistole gekauft. Aber – keine Sorge, er verwendet nur Platzpatronen.“

„Die sind aber dennoch verdammt laut.“, meinte der Captain und zuckte erneut zusammen, als der nächste Schuss fiel. Dann wandte er sich an Ziva und Tony: „Wollt Ihr immer noch dahin gehen? Bitte, gerne, tut euch keinen Zwang an. Ich glaube, ich bleibe hier.“

Damit blieb er stehen und schaute zu Agatha.

Tony schüttelte den Kopf: „Komm schon, Cal. Das sind nur Platzpatronen.“

„Ich … mir ist nicht wohl dabei.“, stellte der Captain fest und schaute erneut zu Agatha – beinahe so, als wollte er sie bitten, hierzubleiben. Doch die XO folgte Ziva und Tony.
 

Die Schüsse wurden lauter und eine Art Schrei mischte sich in die Geräuschkulisse.

Je näher die Drei kamen, desto verständlicher wurde es und als sie kurz vor der Sperrholztür standen, die die Drei von dem „Wahnsinnigen“ trennten, konnte man deutlich hören, was Miss Magnus Mann zu sagen hatte: „Ihr kriegt mich nicht! Ich werde euch alle umbringen!“

Tony, Ziva und Agatha schauten sich an.

„Sympathischer Zeitgenosse.“, gab die XO von sich und Tony nickte. Dann klopfte er an die Tür: „Mister Magnus? NCIS, Bundesbehörde. Wenn Sie bitte rauskommen wollen, wir haben einige Fra…“

Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment explodierte die Tür in lauter kleine Bretter. Ziva hatte noch Gelegenheit sich mit Tony zu Boden zu werfen, als sie hörte, wie eine Pumpgun erneut nachgeladen wurde.

„Mister Mag…“, brachte Agatha hervor, doch der nächste Knall übertönte das, was sie zu sagen hatte.

Die hübsche XO warf einen Blick zu Ziva und Tony herüber, die nickten. Daraufhin zog sie ihre Waffe, lugte kurz aus der Deckung und zog ihren Kopf wieder zurück als erneut eine Pumpgunentladung in ihre Richtung abgefeuert wurde. Sie spürte, wie einige Ihrer Haare versengt wurden.
 

„Verdammt.“, schoss es Ziva durch den Kopf, „Das war knapp.“

Dann sprang Magnus durch die spärlichen Überreste seiner Tür und rannte los.

„CAL!“, schrie Agatha, „CAL, PASS AUF!!!!!“ Dann waren sie auf den Beinen, rannten los. Doch gerade, als Ziva den Captain erreichte, sah sie, was passierte. Sie wirbelte herum, packte Agatha bei den Schultern und drängte sie zurück.

„Was ist los?”, fragte die XO mit einer Spur mehr Lautstärke, als es eigentlich nötig war.

Tony lugte um die Ecke und schluckte.
 

Der Typ kam auf den Captain zugerannt, warf die Pumpgun zur Seite und wurde noch schneller. Dann griff er in seinen Halfter, zog eine 9 Millimeter und zielte – im Laufen.

Der Captain wirkte extem ratlos, sein Gesicht zeigte eine einzige Frage: „Was mache ich nun?“

„CAL!“, Agatha erneut, „PASS AUF, VERDAMMT NOCHMAL!!!“

Magnus wirbelte herum, feuerte drei Schüsse auf die Stelle ab, von der die Rufe gekommen waren. Dann drehte er sich um und rannte wieder auf Cal zu, sein Gesicht eine einzige Maske des Irrsinns.

„Agatha….“, schien der Offizier zu keuchen und dann – wie unter Hypnose oder wie ferngesteuert, zog er seinen Phaser.

Der Typ kam näher. Noch näher.

„CAL!“, rief jetzt Ziva, „SCHIESS ENDLICH!“

Cal riss seinen Phaser hoch, doch drei Treffer ließen ihn zu Boden gehen.



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