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Schweinehunde unter sich

von

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Gibbs hieb mit seiner Faust auf den Stadtplan

Der schwarze Dodger hielt neben dem rotverklinkerten Haus mit dem niedlichen kleinen Erkertürmchen und Anthony DiNozzo Junior setzte sich die Sonnenbrille ab und sah sich um. Haus Nummer 1 war eine Schule, Nummer 2 das Haus mit dem niedlichen Erker und der Special Agent hatte das Gefühl, ein kleines bischen Misstrauen gegenüber des Bauchgefühles seines Bosses zu entwickeln.
 

„Das zahl ich dir heim, David.“, zischte der Halbitalierner und die Israelin setzte ihr süßestes, freundlichstes und unschuldigstes Gesicht auf. Dann deutete sie auf sich und fragte: „Mir? Wofür?“

Tony grinste, beinahe wie ein Krokodil: „Das weißt du doch genau so gut, wie ich. Du hast mich voll auflaufen lassen.“

Sie legte den Kopf schief, schloss die Augen und schüttelte den Kopf, wobei sie die Lippen spitzte und mit der Zunge leise Schnalzlaute von sich gab: „Gib nicht wieder anderen die Schuld an deinen Fehlern, DiNozzo.“

Als er sie so sah, konnte er nicht anders, er musste lächeln. Die Frau sieht selbst, wenn sie es gar nicht will, sexy aus. , dachte er sich, riss sich aber im letzten Moment zusammen.

„Was heißt hier `deine Fehler`, Zivaaa – Du hast doch ganz genau gewusst, dass ich mir so was nicht merken kann, und es mir so schnell erzählt, dass ich mich dabei vertun musste, so sieht es doch aus.“

Ihr Lachen klang nicht fröhlich, eher schadenfroh und erinnerte ihn, in seiner momentanen Stimmung eher an das Meckern einer Ziege.

Und mit dieser Frau hatte er geschlafen? Mit dieser Frau, die es fertig brachte, ihn einfach so auflaufen zu lassen? Gut – er hätte ja auch selbst recherchieren können, aber sie wusste doch, dass das, was sie ihm erzählte, sicherlich irgendwie Verwendung finden würde, um ihn besser aussehen zu lassen. So war er nun einmal.
 

Den Schlag auf den Kopf merkte er dieses mal schon, bevor er kam, doch er konnte nichts dagegen tun, ausser zusammenzuzucken und einen protestierenden Zischlaut von sich zu geben – naja und zu hoffen, dass das nicht noch eine Kopfnuss nach sich ziehen würde.

„Ihr fahrt die Adressen T-Street, R-Street und A-Street an. Jeweils die Northwest-Adresse. Haltet die Augen offen, ob sich irgendwas in der Nähe der Hausnummer eins tut.“

Ja, so war Gibbs. Er machte nicht viele Worte. Er gab Befehle und hielt es nicht für nötig sie zu erklären. Aber so langsam kam Tony hinter die Mannierismen des Mysteriums Leroy Jethro Gibbs und war sich sicher, er wusste, warum. Dennoch konnte er sich der Frage nicht verwehren: „Weswegen gerade die Northwest-Adresse?“

Der Mentor schaute ihn an: „Wir beginnen links“
 

Ziva wusste es offenbar schon, denn sie war am Fahrstuhl.

Oh Gott., schluckte Tony, Das heißt, dass sie fährt.

Und dann stand er auf, mit der Körperhaltung eines Mannes, der zum Schaffott geht.

Es stellte sich im Nachhinein heraus, dass er sich gar nicht solche Sorgen hätte machen brauchen, denn, die hübsche Israeli fuhr heute, für ihre Verhältnisse, extrem zivil. Zwar holperte der Wagen ein wenig, als sie mal wieder über einen Huckel fuhren, aber im Vergleich zu ihrer letzten Fahrt war diese hier sehr entspannend. Das durfte eventuell auch damit zusammenhängen, dass sie bei dieser Fahrt niemand unter Beschuss nahm.

Und gerade, als er diesem Gedanken nachhing, musste er gegen seinen Willen lachen. Die Schule an der er stand, war eine Katholische.
 

Katholische Schulmädchen , schoss es ihm durch den Kopf und Ziva, die dies bemerkte, atmete abfällig aus: „Du bist ein Schwein, DiNozzo.“

Verdammt, es gab Momente, da klang sie tatsächlich wie Kate.

Er wandte sich ihr zu und zuckte mit den Schultern: „Hey, sorry, gönn mir einen kleinen Ausflug in die Gedankenwelt eines 14-Jährigen.“

„Du meinst eines Perverslings.“, sagte Ziva, doch sie schaute ihn an und grinste, fast schon ein wenig bedauernd: „Jetzt wirst Du nie sehen, das ich auch so eine Uniform habe.“

Verwirrung erfasste den Italiener: „Aber du bist doch gar nicht katho…“

Klick , machte es und er lächelte wieder.
 

Es ist ein allgemeiner Fakt, dass niemand schneller, als das Licht ist. Das ist eine gesicherte Tatsache, daran gibt es nichts zu rütteln. Auch mit moderner Technologie kann man Lichtgeschwindigkeit nie erreichen – allerhöchstens näherungsweise. Und selbst das würde nicht reichen, um vor dem Phaserstrahl im Haus Angela Stones zu sein und sie aus der Schusslinie zu bringen.

Auch Agatha Silverbird, ihres Zeichens sehr gute Läuferin, war nicht in der Lage auf eine so hohe Geschwindigkeit zu kommen. Als sie den Schuss gehört hatte, zuckte sie zusammen und schaute zu Vance: „Hat… hat sie wenigstens das Hammer-Protokoll aktiviert?“

„Zumindest habe ich es ihr gesagt.“
 

Durch das Zielfernrohr sah Ari, wie die Frau sich aufbäumete, ihr hübscher Körper steif wurde und dann auf die Couch zurückfiel. Die Augen blickten blicklos und leer in die Ferne, die Hand, die gerade noch das Handy gehalten hatte, fiel auf den Stoff und der komplette Körper rutschte im selben Moment zuerst zur Seite und dann von der Couch. Angela Stone war tot. Befriedigt klappte der Mann das Stativ, auf dem das Gewehr geruht hatte, zusammen, als er plötzlich ein lautes Pfeifen hörte, beinahe so laut wie eine Dampflokomotive, die neben ihm Dampf ablies.

Er wusste, was das zu bedeuten hatte, er hatte es schon einige Male erlebt und stürzte zur Seite in die Dunkelheit.
 

Der zweite Schuss gellte und Cal drehte sich nach hinten um. Agatha tat es ihm gleich, schaute ihm in die Augen und konnte sehen, dass sie genau so verdattert war, wie er.

Vance seufzte: „Ihr habt es nicht so mit Taktik, oder?“

Damit wandte er sich um: „Oben auf dem Dach wird ein Scharfschütze gelegen haben und einen Schuss in die Wohnung von Angela abgegeben. Offenbar ist jemand bei ihm gewesen, der ihm den Auftrag erteilt hatte. Jetzt ist dieser jemand der Meinung, dass der Scharfschütze seinen Auftrag erledigt hat und hat ihn gerade entweder getötet, um einen unliebsamen Zeugen loszuwerden oder betäubt, um ihn für einen weiteren Anschlag einzusetzen.“

„Na, wenn das so ist, müssen wir ihn doch sofort verhaften.“

Damit war Cal auch schon ausgestiegen und rannte los.

„WARTE!“, schrie Agatha – doch es war zu spät.
 

Er gab es gerne zu. Die Nähe von Schnellstraßen, das Geräusch von Autos, die in einem schnellen, hypnotischen Rhythmus an ihm vorbei huschten, dazu eine angenehme Wärme oder eine gewisse Kälte, gepaart mit blauem oder stahlgrauem Himmel, ermüdete ihn und machte seinen Geist träge. Hinter ihm war eine solche Straße – die North-Capitol-Street Northwest, bzw North-east, die den Nordost-Quadranten vom Nordwest-Quadranten Washingtons trennte. Passenderweise war hinter der Brücke, die sich über diese „Trennungslinie“ spannte, die Nummer 1 der T-Street, sodass sie, wenn sich die Northwest T-Street als Flop erwies, nicht so weit laufen müssten. Manchmal hat eben alles seine Vorteile. Doch auch dort würde er vermutlich nicht wissen, wonach er zu suchen hatte. Es hatte eben auch alles seine Nachteile.
 

Das hypnotische Rauschen und die berauschende Nähe Zivas beeinflusste seine geistige Leistungsfähigkeit und er fühlte sich einfach nur benommen. Was könnte hier von Interesse sein? Ob man vielleicht doch eher die andere T-Street ausprobieren sollte?

„Tony?“, riss Zivas samtweiche Stimme ihn aus den Gedanken und er schaute sie an: „Hm?“

„hier ist was.“, sagte sie lapidar und knibbelte am Stopp-Schild herum, „Hast Du dein Meser dabei?“

Sie mussten wirklich ein wenig merkwürdig gewirkt haben, wie sie da mit einem Messer an einem Stopp-Schild herumfuhrwerkten, und mindestens einmal war Tony sich sicher, dass einer der Anwohner die Polizei gerufen hatte, aber die Israelin hatte den Zettel schnell vom Stoppschild lösen können.
 

Sie las die Aufschrift und reichte das Blatt dann an Tony weiter. Dieser riss überrascht die Augen auf. Das musste ein Witz sein.
 

Zum selben Zeitpunkt, knappe 1,7 Meilen weiter hielt ein weiterer schwarzer Dodger an, die Tür öffnete sich und Leroy Jethro Gibbs, sowie Tim McGee stiegen aus.

„Wir sind hier auf der first C-Street, ganz wie Ducky es gesagt hat.“, stellte McGee fest – überflüssigerweise, wie selbst der Romancier einräumen musste. Wenn er könnte, würde er sich gerade in diesem Moment selbst eine Kopfnuss geben – aber vielleicht gab es dafür von Gibbs gleich noch eine, weil er und nur er das Privileg hatte, anderen Menschen eine Kopfnuss zu verpassen. Der Schriftsteller sah sich um, aber er fand nichts, was einem einen Hinweis geben könnte. Wo sollte hier der entsprechende Hinweis sein?

McGee schloss die Augen. Wenn es eines der Werke Thom E. Gemcity wäre, wo hätte er einen Hinweis versteckt? Vermutlich hätte er keinen real-existierenden Hinweis verwendet, sondern irgendwelche Computerdaten. Gerade als Tim seinen Boss in diesen Gedanken mit einbeziehen wollte, klingelte das Handy Gibbs. Dieser klappte es auf: „Ja?“

Pause.

McGee grübelte weiter, schaute zu Gibbs herüber, der nachdenklich in die Sonne blinzelte, die Hand, die nicht das Telefon hielt, in die Hüfte gestemmt.

„Gut. Nehmt euch die nächste Adresse vor.“, sagte er und klappte das Telefon wieder zu. Dann schaute er zu McGee: „Elfenkönig, schau dir jedes Straßen- und Verkehrsschild in einem Umkreis von 100 Metern um diese Stelle an. Wenn Du was gefunden hast, ruf mich.“

Damit wandte er sich ab – das Thema schien erledigt. Doch nicht für McGee. Dieser räusperte sich: „Ahm, Boss?“

Gibbs Kopf ruckte hoch und sein Blick verriet Unruhe.

„Was… was war denn?“, fragte er. Sein Boss schaute ihn kurz an, schien darüber nachzudenken, ob er ihn, also McGee, in seine Informationen einbeziehen sollte. Er schloss kurz die Augen, trat dann näher und schaute ihn an. Aus dem einfachen Schauen wurde ein nachdenkliches Starren, was den Romancier ein wenig verwirrte: „Boss, alles… alles in Ordnung?“

„Ja“, machte Gibbs nachdenklich, „Aber ich konnte nicht vorsichtig genug sein.“

Damit zog er sein Messer und schnitt sich in die Fingerkuppe.

„HEY“, ließ McGee einen Schreckensschrei los und schaute seinen Boss ungläubig an.

„Ich blute.“, sagte der Andere und hielt ihm seinen verwundeten Finger hin, „Geh sicher, dass ich nicht mit Theaterblut arbeite.“

Mit Augen, so groß wie Untertassen, betrachtete McGee den Finger und nickte dann: „Boss, Du bist ein Mensch.“

„Gut.“, meinte Gibbs und flüsterte ihm dann ins Ohr: „Tony hat gerade angerufen. Traceless hat an einem Stoppschild eine Nachricht hinterlassen. Sie lautet: „Weißes Haus.“.
 

Agatha war ein wenig verunsichert. Sie blickte immer wieder durch die Heckscheibe, in der Hoffnung einen Blick auf Cal erhaschen zu können. „Meinen Sie, er wird ihn schnappen?“, fragte sie Vance, der die Schultern zuckte und auf einem Zahnstocher herumkaute, ehe er sich umwandte: „Jetzt müssen wir aber zu Angela. Egal ob sie das Hammer-Protokoll aktiviert hat, oder nicht.“

Damit stieg er aus.

Gerade, als Agatha ihm folgen wollte, bemerkte sie, aus den Augenwinkeln, wie auf dem Dach des Nachbargebäudes eine Gestalt herumkraxelte. Sie schaute herüber und stellte erleichtert fest, dass es Cal war. Er hatte einen Phaser in der Hand und zielt auf jemanden, ausserhalb ihres Sichtfeldes. Sie konnte auch nicht hören, was er sagte, aber plötzlich fielen zwei Schüsse eines Phasers. Im ersten Moment dachte sie, dass Cal geschossen hätte, dann sah sie allerdings, wie der Captain nach hinten taumelte und das Dach herunterrollte.

Er schlug im Gebüsch auf.

„NEIN!“; schrie Agatha, rannte los, obwohl sie hinter sich die Stimme Vances hörte, der sagte, dass sie gefälligst zurückkommen sollte. Doch sie dachte nicht daran, den Befehl zu befolgen. Flink hetzte sie über die Straße, machte einen gekonnten Satz über den Gartenzaun, ehe sie nach ein paar Sekunden – die für sie einer Ewigkeit ähnelten – am Gebüsch angekommen war. Den Sturz konnte keiner überleben. Cal musste tot sein.

Doch in diesem Moment rappelte sich ein, vom Gebüsch reichlich lädierter Captain auf und sah sie verblüfft an.

„Wo kommst Du denn her?“, fragte er und zuckte zusammen, als er hörte, wie auf der Garage des Nachbarhauses etwas aufschlug.

„Das ist der Killer.“, schrie er und in diesem Moment rannte eine Gestalt davon. „STEHENBLEIBEN, STERNEN…HMPF“, schrie Cal, denn Agatha legte ihm kurz die Hand auf den Mund und raunte ein: „Halt die Klappe, oder willst Du dass ich hier alle hypnotisieren muss.“

Der Captain schüttelte den Kopf, zog seinen Phaser und zielte auf die davoneilende Gestalt.

Agatha tat es ihm gleich und beide schossen. Sie erfuhren erst später, dass der Phaserstrahl reflektiert worden war, und sie getroffen hatte.

Für den Bruchteil einer Sekunde erstrahlten beide in einem beunruhigenden Rot, dann schwankten sie hin und her, ehe Cal umkippte und Agatha rückwärts auf ihn fiel.

Vance schüttelte den Kopf: „Die sind beide nicht unbedingt die Hellsten.“
 

Sie saßen im Auto und fuhren die nächste Adresse an. R-Street Northwest, Nummer 1, Washington. Es ließ Ziva nicht los. Was versprach sich dieser Traceless von dieser Schnitzeljagd? Was sollte das? War es nur ein Spielchen, um die Bundesagenten solange zu beschäftigen, bis er seinen großen Coup landen konnte? Die Indizien sprachen dafür. Nun konnte man entweder versuchen, dieses Spielchen zu ignorieren – das könnte die Situation aber noch schlimmer machen – oder man konnte versuchen, herauszufinden, was der Mann ihnen sagen wollte. Die Worte „Weißes Haus“ ließen nichts Gutes erahnen, wenngleich sie es nicht verstand. Der Präsident war unterwegs, auf einer Konferenz, wo er sich mit den anderen Regierungschefs über das aktuelle Thema „Wirtschaftskrise“ unterhalten würde. Warum sollte jemand jetzt das weiße Haus angreifen? Besonders nach der letzten Aktion, die durch die Medien gegangen war?

„Verstehst Du das, Tony?“, fragte sie ihn. Es waren die ersten Worte, die gesprochen worden waren, seit der Wagen gestartet hatte.

Der Halb-Italiener schaute sie an und schüttelte den Kopf: „Nein, aber ich bin mir sicher, wir finden es raus.“

„Da sind wir.“, sagte Ziva und hielt den Wagen auch schon wieder an.

„Toll“, murmelte Tony, „Eine Kreuzung. Woran könnten wir uns jetzt orientieren?“
 

Die Baumrinde war ihm merkwürdig vorgekommen. An einer Stelle, die ungefähr so groß war, wie ein kleiner Post-It-Zettel, war die Struktur der Rinde ein wenig anders, also ging McGee in die Knie, rief ein „Ähm, Boss?“ und deutete auf die Stelle.

Gibbs kam näher, ging in die Hocke und betrachtete das Objekt.

Dann nickte er, nahm sein Taschenmesser und begann damit, die Rinde an der Stelle zu bearbeiten. Und während er das tat, schnippte McGee plötzlich mit den Fingern.

„Überhaupt mag ich alles Rote.“, sagte er dann und schaute zu Gibbs herüber, „Ich bin quasi dein jüngerer Bruder.“

Der ältere NCIS-Agent stoppte, sah McGee verblüfft an, ehe er ihm in die Augen blickte.

Diese Aufforderung verstand der jüngere Agent sofort und sagte: „Das ist Kaito KID.“

Damit ließ er sein Handy aufschnappen und wählte die Telefonnummer von Ziva, sagte nur kurz „Ziva? Kaito KID in Manga 55“ und legte auf.

Anschließend wandte er sich seinem Boss zu: „Also – im Manga „Meitantei Konan“ 55 wird der junge Shinichi Kudo von einer mysteriösen Person aufgefordert, ein Rästel zu lösen. Es stellt sich später heraus…“

„Die Kurzfassung, McGee.“

„Schilder, Boss. Die mysteriöse Person hat an roten Schildern Zettel versteckt und somit eine Art Schnitzeljagd veranstaltet, genau wie dieser Traceless es mit uns tut.“, erklärte der Mann und Gibbs blickte zu ihm herüber: „Aber hier wurde doch eine Baumrinde verwendet.“

„Ja, schon, aber es würde mich nicht wundern, wenn er beim Rest der Geschichte dem Original treu geblieben wäre.“
 

Die Augen waren unendlich schwer, als sie sie öffnete, aber sie tat es. Ein leises Stöhnen entrann ihrer Kehle und sie wollte gerade wieder in die warme Dunkelheit der Ohnmacht zurücksinken, als sie in zwei Paar brauner Augen sah. Die Besitzer dieser Augen, eine unglaublich schöne Frau und ein durchaus ansehnlicher, dunkelhäutiger Mann beugten sich über sie und sahen einander dann an.

„Sie kommt zu sich.“, hörte sie die Stimme der Frau und bemerkte dann zwei Dinge. Erstens schien jemand auf ihr zu liegen, genauer gesagt, auf ihrem Schoß, denn dieser war gerade ziemlich beschwert und zweitens, dass dieser jemand irgendwelchen Blödsinn von sich gab. Erneut blinzelte sie – ihr Kopf war schwer, aber je öfter sie blinzelte, desto mehr verschwanden die Spinnweben aus ihrem Kopf, die ihr das Denken erschwerten.

Was war passiert?

Sie erinnerte sich nur an Fragmentarisches.

Ein ziemlich lautes Pfeiffen, eine bleischwere Müdigkeit, die von ihr Besitz ergriffen hatte und ihr den Wunsch einimpfte, einfach nur schlafen zu wollen. Einfach nur schlafen.

„Commander“
 

Mit einem Schlag war Agatha Silverbird wieder wach und ansprechbar. Sie lag auf einem weichen Untergrund und – wenn sie sich die Decke und die Inneneinrichtung ansah – schloss, dass sie auf dem Ehebett der Stones liegen musste. Die braunen Augen des Mannes gehörten Director, oder besser Captain Leon Vance, während die anderen Augen der unglaublich schönen Frau Captain Thaddeus Stones gehörten – Angela Stone. Das Gewicht in ihrem Schoß hatte sie richtig interpretiert. Cals Kopf lag dort, sodass die beiden angeschossenen Starfleetoffiziere eine Art L bildeten.
 

Sie hörte das, was Cal sagte und blinzelte. Seine Stimme klang träumerisch, leise, kaum zu hören, als würde er jedes Wort hauchen oder atmen. Als sie sich aufrichtete und ihn ansah, fiel ihr auf, dass der Körper als solches ruhig und entspannt war und auch Cals Gesicht keine Anstrengung verriet. Die Augen des Captains allerdings – sie waren normalerweise ebenso braun, ausdrucksstark, doch nun schienen sie ein glasig zu sein. Sie schaute ihn an: „Schatz, bist du in Ordnung?“

„Agatha“, hauchte er, „ich liebe dich.“

Stone blickte die XO entschuldigend an: „Es … es tut mir leid, aber nach all dem, was passiert ist, nach all dem, was Leon mir gesagt hat, kann man heutzutage nicht vorsichtig genug sein. Traceless könnte sich überall verstecken.“

„Ich werde ihn umbringen.“, murmelte der Captain und es klang beinahe, als wäre er betrunken, „ich werde ihm jeden einzelnen Knochen solange brechen, bis da nichts mehr nachwächst. Oder ich werde ihn in eine Zelle stecken und Beton reingießen.“

Agatha schaute kurz zu ihrem Freund, dann zu Stone und Vance: „Ich glaube, er hat zuviel Fern gesehen.“

Dann richtete sie sich auf, legte ihre Hände auf je eine Seite von Cals Gesicht und schaute ihm eindringlich in die Augen: „Cal – das hat man bei Torchwood schon mal gemacht. Hat nicht funktioniert.“

„Ich werde ihn umbringen, Agatha. Er zerstört alles, wofür wir kämpfen und ich werde ihn nicht…“

Sie versiegelte seine Lippen mit einem Kuss und flüsterte ihm dann etwas ins Ohr. Der Offizier schaute sie kurz an und lächelte. Dann rollten seine Augen nach oben und er seufzte, ehe sein Körper komplett erschlaffte.

Vance und Stone sahen sie an.

„Es reicht.“, erklärte Agatha, stand auf und musste beide Arme ausstrecken, da sie noch ein wenig wackelig auf den Beinen war. Sie schaute zu den beiden noch wachen Starfleet-Offizieren „Captains, ich… ich muss entschieden gegen die Behandlung unsererseits durch Sie protestieren. Sie können uns nicht einfach mit Wahrheitsdrogen vollpumpen und hoffen, dass wir Ihnen sagen, was sie wissen möchten.“

„Warum nicht?“, fragte Vance, „Es funktionierte in dieser Zeit, es funktioniert auch in der Zukunft. Oder was meinen Sie, wie wir es geschafft haben, die Erde gründerfrei zu bekommen?“

Agatha schaute ihn an: „Sie wollen mir sagen, dass die selben Mechanismen, die hier angewandt worden sind…“

Vance nickte: „Commander, es ist keine perfekte Galaxie, in der wir leben. Nachdem die Existenz der Gründer bekannt wurde, was sie können und wie sie agieren, haben wir uns vorbereitet.“

„Der Dominion-Krieg ist vorbei, Captain. Wir sind…“

„Es gibt immer einen Bösewicht.“, sagte der Director und schaute Agatha an, „Die Föderation mag mal eine friedliche Organisation gewesen sein – aber das ist vorbei.“

„Ich glaube, Sie haben hier zuviel mitgemacht. Kommen Sie in unsere Zeit, sie werden erleben, wie sich alles geändert hat.“

Stone schaute Agatha an, ihr Blick war ruhig und klar, aber einige Tränen glitzerten in ihm: „Commander. Die Chancen stehen gut, dass dieser Traceless der Mörder meines Mannes ist. Ich möchte nur eines wissen – ist diese Person mit Ihnen hierher gekommen.“

Die hübsche XO rollte mit den Augen und legte sich neben Cal, ehe sie der Frau zunickte: „gut, dann …“

Und damit spürte sie den kalten, metallischen Injektorkopf am Nacken. Es wurde ihr unmöglich, sich zu konzentrieren. Ihr Körper und ihr Geist entspannten sich und…
 

Der hübsche Körper der XO entspannte sich und Stone fühlte einen Stich in ihrem Herzen. Sie verabscheute es eigentlich, misstrauisch zu sein. Das entsprach nicht ihrem Naturell. Aber nach dem, was sie heute erlebt hatte…
 


 

„Ich deaktiviere das Hammer-Protokoll“, sagte sie und zuckte zusammen, als die Stimme Vances für Ihre Verhältnisse unverhältnismäßig laut und deutlich mit einem geschrienen „NEIN“ antwortete.Vermutlich lauerte Gefahr. Also klappte sie ihr Handy zu, aktivierte die Aussenbereichssensoren und stellte voller Ingrimm fest, dass zwei Personen auf dem Dach gegenüber Stellung bezogen hatten.
 

Das Haus war allerdings vom Hammer-Protokoll geschützt – das konnten die Attentäter auf dem Dach allerdings nicht wissen. Momentan hatte sich ein unsichtbares Kraftfeld um die vom Angriff bedrohte Seite gelegt und der Rest erforderte ein wenig schauspielerisches Talent von Seiten Angelas. Was war sie froh, dass sie mit Angelina Jolie verwandt war. Binnen Nanosekunden hatte der Computer errechnet, was die wahrscheinlichste Angriffsmöglichkeit war und wie man darauf reagieren sollte. Also versteifte sie sich, als der Schuss den Schutzschirm getroffen hatte, presste ihren Torso nach vorne und sank dann, mit weit geöffneten Augen zur Seite.
 

Als der Computer meldete, dass keine Gefahr mehr drohte, holte sie einmal tief Luft und stand auf. In dem Moment klopfte es auch schon und über den Fernsehmonitor, der gerade eine gepflegte Portion Fernsehmüll in das Stone’sche Wohnzimmer sendete, konnte sie erkennen, das die Person, die dort vor der Tür stand, Vance war – oder Vance zu sein behauptete.
 

Sie ging zur Tür, hielt ihm den Phaser vor die Stirn und zischte: „Wer bist Du?“

„Leon Vance – Sternenflotten ID…“

„Das kann sich jeder merken.“, sagte Angela mit einem leicht genervten Unterton. Der Director des NCIS nickte: „Natürlich.“ Damit griff er zum nächsten Messer, um sich in die Fingerkuppe zu schneiden. Die hübsche Frau, die man als Doppelgängerin von Angelina Jolie werten konnte, verlagerte ihr Gewicht aufs linke Bein, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn aus braunen Augen amüsiert an: „Darf ich fragen, was das werden soll?“

„Bluttest.“, erklärte Vance und ließ ein paar Tropfen auf ihren Tisch fallen, ehe er sie verrieb. Stone schüttelte den Kopf: „Du hast wohl gar nichts aus der Dominionkrise gelernt. Darf ich dich daran erinnern, dass der Bashir-Gründer seinerzeit ebenfalls diesen Test gemacht und bestanden hatte?“

Vance schaute sie an: „Und was nun?“

„Wie bekommt man die Wahrheit aus einer Person raus?“, fragte Stone und Vance hatte das Gefühl, dass der Verlust ihres Mannes nicht unbedingt dazu geeignet war, ihre geistige Gesundheit zu stabilisieren. Er wusse aber wohl, was sie vorhatte und seufzte, ehe er sich auf die Couch sinken ließ: „Du willst mir also eine Wahrheitsdroge verpassen? Na dann mach mal.“
 


 

Die Identitätsprüfung Vances war ganz befriedigend verlaufen, auch die Prüfung des Captains, aber, als die hübsche Rothaarige, die vorgab, Agatha Silverbird zu sein, ihr durch das Zuflüstern irgendeines Kommandos die Chance nahm, Captain Cat weiter zu prüfen, war es verständlich, dass sie erst einmal wissen musste, auf welcher Seite die Rothaarige war.

Und in dem Moment, in dem sie ihre Entscheidung getroffen hatte, atmete Agatha einmal tief ein, seufzte leicht und öffnete die Augen, ein seliges Lächeln auf den Lippen. Die Droge wirkte.

„Commander“, sagte Stone und die hübsche Rothaarige versuchte, ihren Blick auf sie zu fokussieren, was offenbar nicht ganz gelang, „Commander, können Sie mich hören?“

„ja“, seufzte die schöne Frau und starrte dann wieder gebannt in die Ferne.

„Gut, dann wollen wir mal beginnen.“
 

Tony DiNozzos Blick war auf Ziva gerichtet und er hatte Schwierigkeiten, sich vorzustellen, wie sie in ihrer spärlichen Freizeit auf der Couch saß und in Comics schmökerte, bei denen die Zeichner noch nicht mal Lust gehabt hatten, sie zu colorieren. Mangas – was für eine Zeitverschwendung. Warum las sie nicht anspruchsvolle Literatur?

Gerade in diesem Monat war der neue Roman Richard Castles erschienen – Heat Rising – und er hatte sich natürlich eines der ersten Exemplare geordert. Der Mann schrieb gut, wenngleich dieser Jameson Rook ihm nicht so gut gefiel wie Derek Storm. Aber Castle hatte ja entschieden, diesen Charakter ins Jenseits zu befördern und – warum nicht? Wenn er selbst das Gefühl hatte, dass die Story langweilig war… auf wen sollte man sich da verlassen, wenn nicht auf den Autoren selbst?
 

Und irgendwie gefiel ihm der Charakter „Nikki Heat“ – ob er wirklich auf dieser Detective Beckett basierte, wie allgemein kolportiert? Da musste er doch mal nachhalten.

Aber – dass sich Ziva in die Welt eines 17-Jährigen entführen ließ, der durch eine Droge in die Gestalt eines 7-Jährigen gebracht wurde und nun Kriminalfälle löste… das konnte er sich irgendwie nicht vorstellen. Aber – wenn es der Sachlage diente?

„Wir sollen uns nun alle Schilder in diesem Schilderwald anschauen?“, fragte er ein wenig verblüfft. Ziva schaute ihn an, aus diesen hypnotischen nussbraunen Augen und nickte.

Seufzend machte er sich an die Arbeit.
 

„McGee, rede mit mir.“, sagte Gibbs, nachdem der jüngere der beiden Agenten das Papier von der Baumrinde entfernt hatte.

Der Angesprochene las sich kurz die Zeilen des Zettels durch und sagte dann: „Erm… Boss? Hier steht ‚ Wanderer – Richte dich von der Constitution Avenue Northwest Kreuzung 19. Street Northwest nach Norden und folge ihr bis zur Q-Street.”

Verwirrt blickte er zu Gibbs herüber: “Ich habe keine Ahnung.”

„Nimm den Zettel mit, wir fahren zum nächsten Punkt.“, erklärte der grauhaarige Chefermittler kurzerhand und stieg in den schwarzen Dodge. McGee faltete den Zettel vorsichtig zusammen, stopfte ihn in einen Beweismittelbeutel und ging dann zum Wagen. Als er eingestiegen war, gab Gibbs Gas.

„Wo fahren wir hin?“, fragte McGee und die Ermittlerlegende schaute ihn kurz an: „Zu unserem nächsten Punkt. 1st E-Street Northwest.“
 

Währenddessen schaute sich Ziva um. Hier war – nichts. Jedenfalls nichts was annähernd auffällig wäre. Eine rotverklinkerte Kirche – war sie vielleicht das Ziel? Schließlich sollte man sich, wenn sich dieser Traceless an die Manga-Vorlage hielt, nur die roten Schilder vornehmen. Aber eine rotverklinkerte Kirche ist kein Verkehrszeichen.

Dann bemerkte sie ein Schild, das jetzt nicht in den klassichen Verkehrszeichenkontext gehörte. Es war eine Information. Nachbarschaftswache.

„Diese Nachbarschaft berichtet alle verdächtigen Aktivitäten der Metropolitan Police.“, stand dort und – als wäre es ein ironischer Kommentar von einer unbekannten Person, hatte jemand genau dort einen orangenen Zettel angeklebt.

Natürlich hatte sich niemand bemüht, diesen Zettel zu entfernen. Warum auch? Zwar werden alle verdächtigen Aktivitäten der Polizei gemeldet und diese Art des Vandalismus wurde sicherlich auch gemeldet… aber irgendwie war noch nichts geschehen.

Ziva näherte sich und riss in einer einzigen, flüssigen Bewegung den Zettel ab.

Sie las die Zeilen und wandte sich an Tony: „Hör dir das an. Punkt 2: Zwei Strahlen gehen vom Balkon des weißen Hauses im jeweils 45 Grad Winkel ab. Sie treffen einen Punkt der Constitution Avenue Northwest und einen Punkt der Constitution Avenue Northeast. “
 

„Was für ein Strahl?“, fragte der Halbitaliener und Ziva schüttelte den Kopf: „Ich habe keine Ahnung – vielleicht ein Laserstrahl? Aber wieso sollte jemand vom weißen Haus auf die Constitution Avenue zielen? Vor allem von so einem speziellen Punkt aus?“

Tony zuckte mit den Schultern, ehe er zum geparkten Dodge ging und nach ein paar Sekunden mit einem Stadtplan wiederkam.“

„Der Straßenkartentipp deines Freundes hat uns ja schonmal gute Dienste geleistet. Versuchen wir es nochmal.“

Ziva schaute ihn an: „Bitte?“

„Na, so wie Du um sein Überleben gekämpft hast.“, sagte der Special Agent und schaute sie an, ehe er mit den Schultern zuckte: „Das ist okay. Ich hoffe nur, er passt auf Dich auf, sonst breche ich ihm alle Knochen.“

„Tony, sei nicht so kindisch. Er ist nicht mein Freund. Wie soll das auch laufen? Ist Dir aufgefallen, dass ich ihn heute zum ersten Mal gesehen habe?“

Der Italiener fixierte sie aus grünen Augen: „Den Eindruck hatte ich aber vorhin ganz und gar nicht. Ich glaube eher, du kennst ihn.“

„Er kommt mir bekannt vor, ja – aber das sollte uns nicht wundern. Offenbar hat man in unserem Gedächtnis herumgepfuscht.“, zischte Ziva und schaute ihn an.

Dieser Typ schaffte es wirklich, sie manchmal in den Wahnsinn zu treiben. Damals, bei der Sache mit Michael war das auch schon so gewesen. Und dann, als er sich für sie in die Höhle des Löwen gewagt hatte, hatte sie gedacht, alles wäre gut. Aber nein – dann kamen Ray und Barrett. Verdammt – warum konnte es nicht einmal einfach sein? Sie empfand viel für ihn und der Fakt, dass er eine Menge auf sich nahm, nur um in ihrer Nähe sein zu können, verriet ihr, dass es ihm nicht anders ging. Und sie hatten miteinander geschlafen – das tat sie nicht einfach so leichtfertig mit jemandem, er ihr einfach nur sympatisch war. Selbst bei Rivkin hatte sie gewartet, bis sie beide sich ihrer Gefühle sicher waren.

Und nun das.

Es war nicht zu fassen. Wie konnte ein einzelner Mann nur so eifersüchtig sein?
 

Sie griff nach dem Stadtplan, den er in der Hand hielt, suchte, und fand das weiße Haus, holte aus ihrer Brusttasche einen Stift und markierte das Herrschaftsgebäude der USA mit einem dicken, roten Kreis. Dann schaute sie DiNozzo fragend an: „Du hast nicht rein zufällig einen Winkelmesser oder sowas ähnliches?“

Die Antwort DiNozzos bestand aus einem der überheblichen Lächeln, das sie am Anfang ihrer Begegnungen schon zu oft gesehen und zu sehr gehasst hatte, um darauf irgendwie einzugehen. Aber es sollte auch eine verbale Antwort geben, die die Sache nicht gerade besserte: „Man nennt mich auch Mister Winkelmesser, Ziva.“

Oha , dachte sie sich, das DiNozzo-Ego ist wieder aufgetaucht.

„Nein, ernsthaft.“, sagte Tony und Ziva schüttelte lächelnd den Kopf: „Okay, dann breite mal die Arme in einem senkrechten 45° Winkel aus.

Der Italiener tat, wie ihm geheißen und schaute die Israeli an: „Gut so?“

„Perfekt.“, grinste sie und übertrug in Gedanken diese Figur auf den Balkon des Weißen Hauses. Sie „zoomte“ sich dann geistig soweit zurück, dass sie quasi den selben Maßstab hatte, wie die Straßenkarte und begann dann, auf der Straßenkarte mit dem roten Stift die beiden Linien zu ziehen.

„Man könnte wirklich meinen, dass jemand auf der Constitution Avenue mit zwei Raketenwerfern aufs weiße Haus zielen wollen würde.“, sagte Tony und Ziva schüttelte den Kopf: „Bei den ganzen Gebäuden, die dazwischen stehen, halte ich es für unwahrscheinlich.“

„ich weiß.“, stimmte der Italiener ihr zu und schaute sie dann an: „Und nun?“

Sie zuckte mit den Schultern. „1 A Street Northwest?“, schlug sie vor und DiNozzo nickte, ehe er losrannte. Ziva schaute ihm hinterher und runzelte, mit einem fragenden Lächeln die Stirn, ehe er sich umdrehte und sie anstrahlte: „Was ist? Ich fahre!“

Ihr Lächeln wuchs in die Breite. So war er – ihr Pelzarsch.
 

Schwarze, unheimliche Augen starrten sie an.

Don’t blink. Blink and you are dead. , schoss ihr der Satz aus der Folge “Blink” durch den Kopf – aber das waren keine quantenverschlüsselten weinenden Engel, das war ein Grey. Und erstarrte sie an. Zum Glück nur auf dem Bildschirm, aber das war schon unheimlich genug. Als das Handy klingelte, zuckte Abby Sciuto zusammen, orientierte sich dann und griff nach dem mobilen Kommunikationsgerät.

Sie klappte es auf und bellte, eine Spur lauter als Notwendig, ein knappes „JA!“ hinein.
 

„McGee, das machst dann doch beser du.“, lächelte Gibbs und reichte das aufgeklappte Handy an seinen momentanen Stellvertreter weiter. Dieser blinzelte ihn verdattert an, gehorchte dann aber: „A… Abby, ich brauche mal deine Hilfe.“
 

„Du brauchst Hilfe?“, fragte die Goth, und man konnte hören, wie in ihr Panik und Wut miteinander rangen, „Oh, Du hast keine Ahnung, Thom E. Gemcity. Du hast absolut keine Ahnung. Ich decke gerade etwas Großes auf. Etwas enorm großes. Erinnerst Du dich an die beiden Feuerbälle im Jahr 1998? Ich bin gerade auf einer Verschwörungshomepage, die behaupten, das seien Außerirdische Raumschiffe gewesen, die von einer mächten Rasse, den Goa’Uld…“
 

„Abby“, sagte McGee in dem Moment, als Gibbs den Wagen bremste. McGee stieg aus und schaute sich um: „Abby, ich brauch wirklich deine Hilfe. Wir sind gerade an der 1 E-Street Northwest und es könnte sein, dass wir Dir gleich einen Hinweis durchgeben. Den müsstest Du bitte mit einem Straßenkartenprogramm oder so abgleichen.“
 

Die hübsche Goth erstarrte: „Timmy, hast Du mir gerade nicht zugehört? Ausserirdische existieren!“

„Abby, können wir den Independence Day auf einen späteren Zeitpunkt verlegen? Jetzt brauche ich erstmal andere Informationen“, erklang plötzlich die Stimme Gibbs aus dem Telefon.

„Natürlich, oh Chef.“, sagte die Goth und schüttelte für sich den Kopf, ehe sie ein „Aber die werden sich schon wundern, wenn man mir irgendein wichtiges Abzeichen an die Brust heftet, weil ich den Planeten gerettet habe.“

Dann erklang aus dem Telefon die Stimme McGees: „Hörst Du, Abby?“

„Bereit, wenn du es bist.“

„Wanderer – Positioniere dich auf der Kreuzung der 19 Street NW mit der Q-Street.“

Die Goth tippte mit, blinzelte überrascht und schüttelte den Kopf: „Mehr kommt da nicht?“

„Nein, mehr kommt da nicht.“

„Das ist merkwürdig.“

„Wem sagst Du das?“, erklang das humorlose Lachen McGees aus dem Telefon, „Aber … immerhin sollen wir keine japanischen Rätsel lösen. Das ist doch schon mal was. Ich ruf dich gleich wieder an.“

„Ja, aber…“

Doch da hatte McGee die Verbindung schon unterbrochen.

„Ach, verdammt seist du.“, machte die hübsche Frau und schaute wieder zum Grey herüber, dessen Stieren sie langsam immer mehr und mehr verunsicherte.

„Hey, komm nicht auf die Idee, aus meinem Computer zu kommen.“, zischte sie ihm zu, „Ich hetzte Major Massenspektrometer auf dich!“
 

„Wachen Sie auf.“, erklang die samtweiche Stimme der hübschen Frau und Agatha Silverbird blinzelte mit den Augen. Sie richtete sich langsam auf, streckte sich einmal kurz und schaute zu Angela herüber: „Und, habe ich den Test bestanden?“

Stone lächelte sanft: „Ja – sehr gut, Commander.“

Damit zwinkerte sie ihr zu: „Sie dürfen jetzt auch wieder ihren Captain aufwecken. Sie waren überzeugend für sie beide.“

„Gut.“, atmete Agatha erleichert aus, beugte sich dann vor und drückte dem Captain einen Kuss auf den Mund, ehe sie ihm etwas ins Ohr flüsterte.

Der Offizier schlug die Augen auf, schaute zu Agatha und lächelte – immer noch ein wenig benebelt wirkend: „Morgen, Schatz. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass wir miteinander im Bett gelandet sind.“

„Sind Sie auch nicht.“, erklang die Stimme Angelas und Cal wandte sich zu ihr um.

„Oh, ich muss träumen.“, murmelte er benommen und legte sich eine Hand auf die Stirn: „Ich mit Agatha und Angelina Jolie im Bett. Meine Güte.“

In dem Moment räusperte sich Vance.

Cal blickte ihn verblüfft an: „Warum träum ich mir auch noch Captain Vance ins Bett? Das ist nicht meine Baustelle.“

Mit einem leicht verschämten Gesichtsausdruck wandte sich Agatha an Stone und Vance: „Ich glaube, er ist noch ein wenig…“

Die hübsche Frau, die Angelina Jolie ähnelte, nickte und sagte: „Benommen. Schon klar. Soll ich Sie beide alleine lassen, damit er klar im Kopf werden kann?“

„Wenn Sie es einrichten könnten.“, lächelte die XO, „Ich habe da eine ganz spezielle Methode, seinen Blutdruck soweit anzuheizen, dass er wieder klar im Kopf wird.“

„Schon klar.“, zwinkerte Stone ihr zu, griff dann Leon bei der Schulter und sagte: „Lass uns die junge Liebe nicht stören.“

Damit zog sie ihn aus dem Zimmer.

Agatha atmete tief durch, beugte sich dann vor, schaute dem Captain tief in die Augen und… verpasste ihm eine schallende Ohrfeige.

„AU!“; machte Cal protestierend und blickte sie verdattert an: „Verdammt, was soll das, Gathy-chan. Und noch beser… Wo bin ich hier?“

„Ja, das ist mein Cal.“, grinste die Frau und lehnte sich an ihn: „Wir müssen.“
 

Es gibt in Washington keine A-Street Northwest, deshalb fuhren Ziva und Tony zum nächstgelegenen Ziel – der A-Street Northeast. Die Fahrt zur Adresse Nummer 1 verbrachten sie schweigend. Tony schaute auf die Straße, Ziva, mit einem Lächeln auf den Lippen, aus dem Fenster.

Das ging ein paar Minuten gut.

Dann drehte sie sich zu ihm um, mit wehenden Locken und schaute ihn amüsiert an: „Ich kann absolut nicht glauben, dass Du jetzt so eifersüchtig reagierst.“

„Ich bin nicht eifersüchtig.“, sagte der Italiener, mit einem auf die Straße gerichteten Blick, „Im Gegenteil. Ich bin für dich Glücklich. Wenn Du dich so um diesen Mann sorgst, dann ist das in ordnung.“

„Tony, jetzt werde nicht kindisch.“

Plötzlich wich das Amüsement aus Zivas Tonfall, sie wurde ernst. Sehr, sehr ernst.

„Ich liebe ihn nicht, ich habe nur das getan, was jeder Mensch an meiner Stelle getan hätte.“

Der Angseprochene hielt an: „Wir sind da.“

Auf sie ging er gar nicht ein und es würde sie auch wundern. Er hatte sich in den letzten Jahren als ziemlicher Sturkopf erwiesen und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn er sich hier auf eine Unterhaltung einließe. Nein – Anthony DiNozzo junior hatte seine Meinung gefasst und war nicht bereit, auch nur einen Zentimeter von ihr abzuweichen.

Das war typisch für ihn und irgendwie nervte es sie – aber irgendwie fand sie, dass diese Starrköpfigkeit eine Qualität war, die anderen Männern abging. Man musste es ja nicht unbedingt „Starrköpfigkeit“ nennen – es reichte aus, ihn als „selbstständig Denkend“ zu bezeichnen. Sie hatte in ihren Jahren in DC nur sehr wenige Männer kennengelernt, die so waren, wie er. Genau so wie er war eigentlich keiner. Sicher, es gab Menschen die verbissen waren, die sich beweisen wollten und welche, die zu jeder passenden und unpassenden Situation einen Witz rissen – aber das Konglumerat aus all diesen und anderen Faktoren war nunmal Anthony DiNozzo junior.

Und sie wusste, das, wenn sie jetzt Luft holte, um etwas zu sagen, die Reaktion nicht die war, die sie sich eigentlich wünschte.

Also stieg sie aus und schaute sich um.
 

Gibbs hielt mit quietschenden Reifen an der 1 L-Street Northeast und sah sich um.

Er war in einem der modern-wirkenden Stadtteile Washingtons gelandet – das verriet die Architektur. Zu seiner Linken war ein Parkplatz, wenn er sich weiter drehte, so fand er ein rotverklinkertes Gebäude. In seinem Rücken befand sich eine Baustelle und er fragte sich, was hier wohl in Bälde entstehen würde. Andererseits war es unwichtig. Ob dort nun ein neuer Konsumtempel entstand oder ein schickes vier-Sterne-Restaurant, mit dem aktuellen Fall hatte es nichts zu tun. Allerdings fragte er sich schon, wo Traceless dieses mal seine Visitenkarte versteckt hatte.

Zuletzt hatte er sich auf Verkehrszeichen verewigt, also sollte der Fokus auf diesen Schildern liegen.

„McGee.“, sagte er und gab seinem Untergebenen zu verstehen, dass er sich die Schilder in der Nähe ansehen sollte. Er selbst tat das selbe, stand ein paar Sekunden später mit schiefgelegtem Kopf vor dem blauen Schild, das diese Straße als die Interstate 95 kennzeichnete. Er zückte sein Messer – tatsächlich, dort war ein Zettel befestigt.

Mit einem schnellen Ruck riss er ihn ab und las, was dort stand.

Die letzte Mitteilung des Formwandlers hatte wenig Sinn gemacht. Hier allerdings hatte er das Gefühl, ein wenig klarer zu sehen. Er las:

„Wanderer – Dein Weg ist klar: Q Street nach Osten abbiegen, der Q-Street Folgen bis zur Kreuzung mit der 16. Str NW. Dieser bis zur Kreuzung der K-Street Folgen. Dort wieder nach Westen abbiegen bis zur Einmündung in die Conetticut Avenue NW. Dieser bis zur Kreuzung L-Street Folgen, dann in die L-Street einbiegen und bis zur Kreuzung 17 und L gehen. Dort in die 17 nach Süden biegen bis zur Kreuzung K-Street. Nach Osten wenden, der K-Street bis zur Kreuzung 14 St. Folgen“
.

Tony DiNozzo kochte. Die Situation war ihm nicht geheuer. Um genau zu sein: Er schäumte vor Eifersucht. Er und Ziva hatten eine wunderschöne Nacht miteinander verbracht – gut, es war eigentlich eher ein wunderschöner Nachmittag, aber wer wird denn schon so kleinlich sein wollen? Sie hatten einander geküsst, sich gegenseitig verführt und Liebes-, sowie Lustbekundungen ausgestoßen. Er erinnerte sich daran, wie sie, vollkommen im Moment gefangen, die Augen schloss und stöhnte und…

Sie hat sich dabei vorgestellt, wie es mit ihm wäre., dachte er sich, Dabei ist er so ein Schwächling. Er ist mindestens zwei Mal betäubt und zusammengeschlagen worden – und sie steht auf ihn. Vielleicht steht sie ja auf schwache Männer. Vielleicht möchte sie diejenige sein, die oben auf ist.

Das Blut des Halb-Italieners kochte weiter. Er würde es ihr schon zeigen. Dieser Schwächling hatte eine wunderschöne Frau an seiner Seite – die Rothaarige. Vielleicht würde er es schaffen, sie um den Finger zu wickeln. Es wäre nicht das Erste mal, dass er eine Frau aufriss.

Kurz blinzelte er.

Was dachte er denn da?

Das war Ziva. Dieselbe Ziva, für die er sein Leben geben würde. Dieselbe Ziva, die Ray hatte gehen lassen und dieselbe Ziva, für die er sich mit Rivkin geprügelt hatte.

Dieselbe Ziva, die es genoss, mit ihm zu flirten, die ihn … liebte.

Wie kam er darauf, dass sie jemand anderen lieben würde? Es war…

„Es ist sinnlos.“, murmelte er und schaute sich um.

Während er sich mental mit dieser Bestandsaufnahme seiner Beziehungssituation befasst hatte, hatte er einen Blick auf fast sämtliche Schilder der Straße 1 A-Street geworfen und – hier gab es nichts. Es war nicht einmal eine Spur, ein Fitzelchen eines Zettels.

Er grinste. Vielleicht zählte ja das Graffitti an der Hauswand als Hinweis.

Im Vorbeigehen las er es und stockte. Stand dort wirklich…

Jane A. Delano Memorial – Federal Triangle Metro Station.
Tony räusperte sich: “Erm… Ziva? Kommst Du mal kurz?“
 

„Darf ich mal an dieser Stelle festhalten, dass diese Wahrheitsdroge absolute Hammer-Kopfschmerzen verursacht?“, fragte Cal und lehnte sich auf der Couch zurück. Er hatte ein Glas mit einer bräunlichen, sprudelnden Flüssigkeit in der Hand und nahm gerade einen kleinen Schluck. Dann schaute er zu Agatha, die, die Beine übereinandergeschlagen, wie eine Lady da saß und formvollendet ihren Tee trank. Gleiches galt für Captain Stones Frau, Captain Angela Stone, und er lächelte. Hatte es nicht bei Tomb Raider II eine Szene gegeben, in der Angelina Jolia in der Rolle der Lara Croft einen Tee trank? Wenn es sie gegeben hatte, musste es so ausgesehen haben.

Just in diesem Moment sah Angela ihn an: „Ich kann Ihnen ein Schmerzmittel geben.“

„oh, nein, das muss nicht sein. Eine Cola reicht vollkommen.“, stellte der Offizier und Gentleman fest, ehe er sie anschaute: „Und sie haben sich tatsächlich tot gestellt?“

Sie zuckte mit den Schultern und zündete sich eine Zigarette an. Kurz atmete sie ein, inhalierte den Rauch und bließ ihn dann wieder hinaus.

„Möchten Sie auch eine?“, fragte sie in die Runde und Cal hob abwehrend die Hände: „Ich bin Nichtraucher.“

„Ich ebenfalls.“, sagte Agatha und blickte überrascht zu Vance, der eine Zigarette annahm.

„Eigentlich habe ich ja aufgehört, aber – jetzt brauche ich eine, nach dem ganzen Stress.“, sagte er und zündete sie sich an.

Die beiden Offiziere, die noch nicht so lange in dieser Zeitebene verweilt hatten, schauten sich überrascht an und dann zu Stone und Vance. Die hübsche Frau zuckte mit den Schultern: „Ich hätte es mir vor ein paar Jahren auch nicht vorstellen können. Aber diese gesellschaftlichen Zusammenkünfte… man eignet sich da was an.“

„Vermutlich.“, zuckte Cal mit den Schultern, „Ich meine, ich erinnere mich daran, dass Maxwell Smart in der Serie „Mini-Max“ noch rauchte.“

„Das war in den Sechzigern ja auch noch anders.“, lächelte Vance, „Da rauchten sie ja fast alle. Selbst die Feuersteins wurden für Werbung für die Zigarettenindustrie eingespannt.“

Cal blinzelte: „Wer?“

„Erklär ich dir später, Schatz.“, grinste seine hübsche XO und schaute zu Vance und Stone herüber: „Aber es muss doch eine ziemliche Anstrengung sein, den Atem anzuhalten und blicklos in die Ferne zu starren.“

„Eigentlich gar nicht.“, sagte Stone, „Man muss sich einfach nur ablenken und an etwas ganz anderes denken. Man ist nicht da.“

„Meinen sie so?“, fragte Cal, sackte in sich zusammen und starrte mit bemüht-blicklosen Augen zu Agatha, die sich vorbeugte und ihm in die Seite piekste.

„Hey!“, machte der Captain und fuhr hoch. Sie lächelte vergnügt: „Schatz, du bist tot, da darfst gar nichts sagen.“

„Ach, und Du kannst es besser?“

Sie zwinkerte ihm zu: „Schatz, du willst gar nicht wissen, wie gut ich schauspielern kann.“

Dies provozierte bei Vance und Stone ein leises Lachen, während Cal den Kopf schieflegte und nachgrübelte: „Versteh ich nicht.“

„Erklär ich Dir bezeiten.“, zwinkerte sie ihm zu und küsste ihn.

„Okay.“, machte Cal und schaute dann wieder zu Stone: „Und was machen wir nun?“

„Ich muss sterben. Ich meine – ich bin schon tot.“, meinte die Frau und Vance nickte: „Ich würde sagen, wir legen eine großflächige Ladung – das komplette Haus muss zerstört werden, ansonsten könnte jemand die Technologie finden und …“

Cal schaute zu Agatha und nickte dann ebenfalls: „Also der Klassiker. Eine Gasexplosion.“

„Das dürfte das beste sein.“, sagte die hübsche Rothaarige und sah verblüfft zu Cal, der plötzlich in ein zuerst leises, dann immer lauter werdendes Gelächter ausbrach.

„Alles in Ordnung?“, fragte sie und zuckte zurück, als Cal seinen Phaser zog und ihn auf Witwe Stone richtete. „Dann sein Sie mal bereit, zu sterben.“

Pures Entsetzen zeigte sich auf den Zügen Stones und – als sie sich wieder unter Kontrolle hatte, konnte sie nur noch hauchen: „Traceless.“

Der Kriminelle zwinkerte zu Stone herüber, legte dann auf sie an und drückte ab. Der Schuss hüllte sie in einen roten Kokon aus Energie, ehe sie in sich zusammensackte, und mit blicklosen Augen in die Ferne starrte.
 

Gibbs brütete über einem Stadtplan. Er verfolgte mit dem grünen Marker die Strecke, die Traceless ihnen zu folgen befohlen hatte und wunderte sich immer mehr. Momentan ähnelte der Streckenverlauf einem P. Allerdings fehlten noch einige Informationen. Sie mussten noch zur E-Street South-East fahren, Tony und Ziva hatten noch die A-Street Northeast und die beiden S-Streets Northwest und Southeast auf der Agenda. Es war vermutlich nicht so, dass Traceless ihnen anhand der Straßenkarte mitteilen wollte, was los war.
 

Derweil suchte Ziva gerade auf ihrem Stadtplan das Jane A. Delano Memorial.

Sie wusste nicht einmal wer diese Person war, noch, weswegen sie ein Memorial bekommen hatte – und noch weniger wusste sie, was dieser Traceless mit dieser Schnitzeljagd bezweckte. Aber es nervte sie – und zwar ungemein. Tony konnte das momentan nicht von sich behaupten. Ziva hatte, allerdings wohl eher unbeabsichtigt als bewusst, den Stadtplan über der noch warmen Motorhaube ausgebreitet und lehnte sich nun suchend nach vorne. Zwar merkte sie offenbar, dass der Motor noch warm war, denn sie zog sich die gefütterte Jacke aus, ließ sie hinuntergleiten und band sich die Ärmel knapp unterhalb des Bauchnabels zusammen, sodass sich die Jacke an ihren Po schmiegte – allerdings war ihr nicht bewusst, das sie Tony damit einen Gefallen tat. Dieser schaute sich das Schauspiel wie verzaubert an.

Es kam ihm vor, als wäre er Shia Lebeauf, sie Megan Fox und sie würden gerade die Szene mit Bumblebee nachspielen. Beinahe konnte er „Who’s gonna drive you home, tonight“ von „the Cars“ hören. Dann bemerkte er, dass Ziva ihn anschaute, ein wenig mitleidig lächelte und sich die Jacke wieder anzog.

Vision vorbei.

Er schüttelte den Kopf und schaute sie an: „Was hast Du gerade gesagt?“

„Das Jane A. Delano Memorial und die Federal Triangle Metro Station – sie liegen einander beinahe gegenüber. Dazwischen ist der Presidents Park, das National Aquarium in Washington und das Ronald Reagan Building and international Trade Center.“

Damit beugte sie sich wieder vor, zog die Linie und zeigte sie Tony. „Schau es dir an. An was erinnert dich das?“

Der Halbitaliener beugte sich ebenfalls vor und wollte sich gerade wirklich auf die Aufgabe konzentrieren. Wirklich – aber der Duft von Zivas Parfum riss ihn aus seinen Gedanken. Erneut musste er den Kopf schütteln, um sich zu konzentrieren. Dann betrachtete er die Linien.

„Das könnt eigentlich alles mögliche sein. Sieht’n bischen aus, wie ein Dreieck, oder?“

Ziva nickte: „Ja, aber was will Traceless uns damit sagen?“

„Ich weiß es nicht.“, gab der Halbitaliener zu und gab sich gar nicht erst die Mühe, den Anschein zu erwecken, es dennoch zu wissen. Stattdessen klappte er sein Handy auf und wählte die Nummer des Bosses an.

Er wartete keine Sekunde, da hörte er auch schon das knappe „Ja, Gibbs?“, an das er sich inzwischen gewöhnt hatte.

„Ja, Boss, wir haben inzwischen die ersten drei Adressen abgefahren. Es ist merkwürdig.“

„Sag mir was Neues, DiNozzo. Wir haben die Laufwege, die Traceless uns aufgibt, auf dem Stadtplan verfolgt – das Resultat ist, dass diese Wegstrecke einem P ähnelt. Wobei wir noch nicht fertig sind, uns fehlt noch die E-Street Southwest.“

Die Stimme Gibbs klang müde, abgespannt.

„Wir sind fertig. Auch wir haben die genannten Punkte miteinander verbunden und kommen auf eine Art Dreieck. Ich verstehe es einfach nicht.“

Tony war eindeutig ratlos und konnte sich vorstellen, dass auch Gibbs…

„Fahrt zu den beiden S-Streets.“, hörte er die Stimme seines Chefs, die plötzlich wieder Elan hatte, „Ich glaube, ich weiß, worauf wir hinsteuern. Ich schnapp mir Tim und fahr zur E-Street. Wir sehen uns dann im Hauptquartier – in etwa einer Halben Stunde.“

Damit knackte es und die Verbindung war weg.

Tony zuckte mit den Schultern, klappte sein Telefon zu und schaute zu Ziva, die ihn fragend anblickte: „Und?“

„Wir sollen uns die beiden S-Streets vornehmen.“, erklärte der Angsprochene und stieg ein.
 

Verdammt , fuhr es Agatha durch den Kopf, hat uns dieser gerissene Fuchs die ganze Zeit etwas vorgespielt?

Sie schaute zur Leiche der Witwe – wenigstens hatte sie nicht allzulange über den Verlust ihres Mannes trauern müssen. Schnell zog Agatha den Phaser und zielte auf Traceless, ebenso wie Vance. Beide fokussierten den Verbrecher, waren bereit, im entscheidenden Moment abzudrücken und das Kapitel „Buzz Intrupper“ ein für alle mal zu schließen.

„Wo ist Cal?“, zischte Agatha und der Verbrecher ließ das Gesicht ihres Freundes ein schleimiges Lächeln lächeln.

„Er schläft auf der Dragonfly einen ruhigen und friedlichen Schlaf. Ich habe ihn in deiner Gestalt erwartet und ihn zu Bett gebracht. Es war nicht schwer. Ein einfacher Druck an eine bestimmte Stelle seines Nackens und he was out like a light .“

Damit ging er rückwärts in Richtung des Badezimmers.

„Du hast geblutet. Angela Stone hat Dir ein Wahrheitsserum verabreicht. Bist du ein so harter Hund?“

Traceless stoppte, steckte den Phaser weg und legte den Kopf überlegend schief, ehe er grinste: „Oh du meinst das hier?“

Damit entspannte er seine Gesichtszüge, starrte er in die Ferne und murmelte ein schläfriges „Ich gehorche Dir, Meisterin“ , ehe er sie anschaute und erneut grinste: „Seit doch nicht albern.“

Agatha konnte nicht anders, sie schloss kurz die Augen und merkte, wie sie in eine Wunschvorstellung abdriftete.
 

Es krachte – laut, hässlich, splitternd – und in einem Regen von Glasscherben sprang jemand durchdie Terrassentür. Durch die kinetische Energie angetrieben, taumelte er nach vorne, rollte sich über die Schulter ab, richtete sich auf, zielte auf Traceless und feuerte. Der Verbrecher warf sich in Deckung, erwiderte das Feuer, sodass der Mann, der gerade durch das Fenster, das zur Terrasse von Stones Wohnung führte, gekommen war, sich ebenfalls in Deckung begeben musste. Kurz konnte Agatha seine Züge erkennen, als er ihr zuzwinkerte und an einen imaginären Cowboy-Hut tippte. Calvin Nathan Cat, Kommandant der Dragonfly war zur Rettung gekommen. Aber

Cal war nicht diese Art von Held. Vielleicht sollte man es realistischer sehen. Ausserdem stand sie nicht auf sowas. Vermutlich hätte er zwar Anlauf genommen und wäre am Liebsten genau wie in diesen schlechten Filmen durch die Terassentür gebrochen, um, wie der Terminator, herumzuballern, aber die realistischere Variante sah so aus, dass Cal vermutlich beim Sprung gegen die Glasscheibe an selbige geklatscht wäre und daran heruntergerutscht. Dennoch hätte der Krach Traceless genug abgelenkt, dass sie ihn ausser Gefecht hätte setzen können.
 

Aber er würde nicht kommen. Der Captain lag, betäubt, von einer Person, der er dachte vertrauen zu können, vermutlich noch im Bett des Quartieres, in dem sie beide lebten. Das er auch nie aufpassen konnte. Es war so typisch für Cal.

Sie erinnerte sich an den Kongress, die Friedenskonferenz zwischen Romulus und Remus, die auf Ret’Tang, einer romulanischen Kolonie, stattgefunden hatte und die darin endete, dass die Borg die Konferenz sabotieren und Agatha assimilieren wollten. Ersteres gelang ihnen, zweiteres nur partiell.

Doch dank der diversen Erfahrungen in der De-Assimiliation, durch die Erfahrungen mit Jean Luc Picard und Annika Hanson, war die De-assimilation Agathas ein Klacks gewesen, der übrigens dazu führte, dass sich sowohl Picard, als auch Seven, regelmäßig mit Agatha unterhielten.

Auch nach der De-Assimilierungsprozedur hatte er neben ihr gelegen, sie im Arm haltend, sie betrachtend, obwohl man ihm gesagt hatte, dass es ein Risiko war.

Schließlich bestand die Möglichkeit, dass Agatha immer noch einige Nanosonden im Blut hatte und dann war das Risiko gegeben, dass sie versuchen würde, den Captain zu assimilieren.

Cal hatte es für Blödsinn gehalten - hätte er mal auf die entsprechenden Stellen gehört, denn Agatha war tatsächlich nicht komplett De-Assimiliert worden und hatte versucht, ihn dem Kollektiv zuzufügen.

Und tatsächlich hatte sie es nicht nur versucht, sondern auch geschafft, jedoch wurden sie danach von einem Ärzteteam, das in seiner Besetzung einmalig war, erneut de-assimiliert. Seven und Picard wurden als Berater hinzugezogen - und das Ärzteteam, bestehend aus Gina Intrupper, Julian Bashir, Beverly Crusher und dem MHN waren in dieser Sitzung erfolgreich.

Anschließend gab es unzählige Counselorsitzungen, bei Deanna Troi, Ezri Dax, Tea Onze und Jean Luc Picard, sowie Seven Of Nine.

Doch, so sehr man es auch versuchte, eine bestimmte Verbindung konnte man seit dem Tage einfach nicht mehr lösen, und, wenn man ehrlich war, wollten das weder die Experten, noch die beiden Betroffenen selbst.

Die Verbindung, oder vielmehr das Band der Liebe. Ja, an diesem Tag hatte sich Cal endgültig und rettungslos in seine erste Offizierin verliebt, an dem Tag, als die beide aufgewacht waren, festgestellt hatten, dass der Satz ‘Wiederstand ist zwecklos’ nicht mehr auf Platz eins ihrer Rangordnung stand, an dem Tag, als Agatha Cal gefragt hatte, warum er nicht auf die Ärzte gehört habe und sich vertauensseelig so nah zu ihr begeben hatte, obwohl sie potentiell gefährlich war.

Cal hatte sie angesehen und gelächelt: „Musst Du mich das wirklich fragen? Kannst Du es Dir nicht denken? Ich dachte mir halt, wenn ich schon von einem Borg assimiliert werden muss, kann es doch auch gleich die Frau sein, die ich…“

Der Captain war errötet und hatte sich dann abgewandt: „Ich meine natürlich, ich bin davon ausgegangen, dass Du in der Lage warst, die Nanosonden zu besiegen. Du kennst mich, ich denk bei sowas nie nach - das nennt man den Cat-Faktor.“

Ja – das war typisch Cal.
 

„Erbitte Erlaubnis, diesen Mistkerl erschießen zu dürfen, Sir.“, zischte Agatha und Traceless starrte sie nun aus großen Augen an: „Hey, moment von Erschießen war nicht die Rede. Ich meine…“

Damit trat er auf sie zu: „Ich meine, Du hast doch gesagt, dass ich nicht schauspielern könnte.“

„Schauspielern?“, fragte die hübsche Rothaarige und sie hörte hinter sich ein leises Räuspern. Angela Stones nackte Beine lagen nicht mehr auf dem Boden, sie hatte sie an ihren Körper gezogen und war aufgestanden: „Ein Phaser auf Stufe 0 ist zwar eine effektvolle Lightshow und er verpasst einem ein herrlich warmes Kribbeln, aber Umbringen ist damit nicht.“

Wütend kniff die hübsche Rothaarige die Augen zusammen und fixierte den Offizier mit ihrem eiskalten Blick: „Das heißt, Du hast mich gerade hinters Licht geführt?“

Cal schluckte hart, nickte und trat dann auf sie zu:: „Du hast … hey, du hast selbst gesagt, ich könne nicht schauspielern. Ich wollte es dir beweisen.“

Die Reaktion seiner Freundin war erst ein Schweigen, dann machte sie ein lautes, wütendes „PAH!“, riss den Phaser hoch und feuerte. Der Captain wurde getroffen, ging zu Boden – die hübsche Rothaarige drehte sich um, verschränkte die Arme vor der Brust und murmelte ein leises: „Der kann mich doch mal.“

Der schwarze Dodge hielt an der 1 S-Street Northwest. Das war eine Odyssee, die Traceless ihnen auferlegt hatte. Sie waren zwar faktisch nur 4,7 Meilen gefahren, und hatten eine reine Fahrzeit von 18 Minuten hinter sich – doch waren sich sicherlich zwei Stunden unterwegs gewesen. Manche Stellen waren ja einfach zu finden gewesen – andere hingegen …
 

Ziva seufzte, stieg aus und war froh, dass sie ihre gefütterte Jacke trug, denn der Wind wurde gerade ziemlich ungemütlich. Zwar ließ der September noch einige Sonnenstrahlen auf die Stadt fallen und die Blätter verfärbten sich erst gelb – doch die Warnung der Natur, dass der Baum kurz davor war, seine Blätter abzuwerfen, war deutlich und nicht zu übersehen. Ganz im Gegensatz zu den Zetteln des Kriminellen, die waren mitunter wirklich gut versteckt.
 

So auch hier. Wo konnte man suchen? Das letzte Rätsel war ja fast schon mehr ein Witz gewesen. Man merkte, dass der Kriminelle anfing, seine Gegner nicht mehr ernst zu nehmen. Das bemerkte man daran, wenn derselbe Gauner, der vorher noch eine Parallele zu den Conan-Mangas, und ganz speziell zu dem Fall aus Shinichis Jugend in Manga 55 zu ziehen suchte, mit großflächigen Graffittis arbeitete. Spätestens dann merkte man, dass der Gegner die ihn verfolgenden Straforgane nur noch verhöhnen wollte und offenbar für blöder als 100 Meter Landstraße hielt.

Irgendwie fuchste das Ziva schon. Andererseits… Arroganz konnte eine Schwäche sein und in diesem Fall war sie es unwiderlegbar. Dieses Puzzlestück würde der entsprechende Hinweis werden. Man musste jetzt nur noch diesen Hinweis finden.
 

Die Tür ging auf und Agatha eilte so wütend hinaus, dass man meinen könnte, ihre feuerroten Haare stünden tatsächlich in Flammen. Ein bleicher Calvin Nathan Cat taumelte hinter ihr her. „Hey, warte.“

Sie stoppte, fuhr herum und ging so schnell und mit einem derart hasserfüllten Blick auf den Captain zu, dass dieser zwei Schritte zurücksprang, ehe er an die Wand stieß.

„Ich hab mir Sorgen gemacht, ich habe gedacht, er hätte dich getötet.“, zischte Agatha und funkelte ihn an. Der Captain schien mindestens zwei Köpfe kleiner zu werden und schluckte unbehaglich.

„Ja, erm…“, machte er und Agatha, die sich gerade schon wieder umgedreht hatte, wirbelte herum, schaute ihn aus zu Schlitzen verängten Augen an und sagte, extrem und gefährlich leise: „Ja-erm mich nicht, Cal. Meine Güte, du machst ja schon eine Menge Scheiße, aber das schlägt dem Faß den Boden aus und die Krone mitten durchs Gesäß.“

Sie wurde laut: „Himmelherrgott, Cal. Was denkst Du dir eigentlich, wenn Du so einen Mist machst!“

Man konnte wirklich sehen, das Cal die Sache leid tat. Seine Augen traten hervor, seine Kinnlade klappte herunter und sein Blick verriet „Verdammt, es tut mir leid.“.

Er trat auf sie zu, die ihm wieder den Rücken zugewandt hatte, und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter: „Schatz, ich…“

„Lass das.“, machte sie und wollte die Hand abschütteln, doch Cal hielt sie an Ort und Stelle.

„Es … es tut mir leid. Ich wollte Dich nicht in Angst versetzen, es ist nur… Du weißt, dass ich wütend werde, wenn man mir sagt, dass ich etwas nicht kann. Ich will es dann beweisen.“

Gegen ihren Willen musste sie schmunzeln: „Ja, so wie Du damals ins Wasser gesprungen bist und dann beinahe ertrunken wärest, nur weil Sebastian meinte, du seist eine bleierne Ente.“

„Du hast mich herausgezogen.“, sagte der Captain und sie wandte sich um, ein leichtes Lächeln auf den Lippen: „Hey, ich bin immer da, um deine Fehler zu korrigieren.“

Cal sah seine XO an und verlor sich in ihren grasgrünen Augen. Dann zog er sie zu sich, ihre Lippen waren nur Millimeter voneinander entfernt, als der Captain ein britisch-gehauchtes „Nein, wie romantisch“ hörte.

Er zuckte zurück und blickte zu einer Angela Stone, in deren Augen einerseits Wut und andererseits Amüsement stand.

„Wenn ihr fertig seid, einander abzuschlabbern, können wir eventuell weiter machen?“
 

Es hatte ihr gut getan. Ihr vorgetäuschter Tod, die anschließende Kabbelei zwischen diesem unfähigen Captain und seiner mehr als fähigen XO – sich das alles anzusehen, machte sie lächeln. Allein schon, als die Drei, also Leon, Cat und Silverbird hier hereinkamen, hatte sie das Gefühl, dass sie es schaffen würden, sie wenigstens ein wenig von ihrer Trauer abzulenken. Als Cal auf sie geschossen hatte, war sie anfangs tatsächlich davon ausgegangen, dass Traceless sie jetzt und hier erledigen würde und sie hieß diesen Treffer willkommen. Doch schon, bevor ihr Körper lediglich warm wurde und kitzelte, zu dem Zeitpunkt als der vermeindliche Killer ihr zugezwinkert hatte, hatte sie die Wärme in seinen Augen gesehen und verstanden, was hier los war. Er wollte einfach beweisen, dass er auch schauspielern konnte und der Fakt, dass sie ihm den Traceless abgenommen hatte, zeigte, dass er zumindest ein gewisses Grundtalent hatte. Und ausserdem versprach, die anschließende Keilerei – denn was anderes erwartete sie nicht von Agatha Silverbird – eigentlich ganz witzig zu werden. Der Gedanke hatte sie ja auch nicht getrogen.
 

1 E-Street Northeast.

Der Wagen hielt, McGee stieg aus und sah sich um. Man konnte nicht behaupten, dass die Gegend grundsätzlich anders war, als die, die Gegenden er heute schon gesehen hatte.Es gab rot-verklinkerte Häuser – diese mussten eine Spezialität des Architekten gewesen sein, der die Häuser in dieser Ära zu verantworten hatte – es gab eine zwei sehr gerade Straßen, die wie mit dem Lineal gezogen aus der Ferne auf McGee zukamen um sich dann zu treffen und anschließend in der Ferne zu verschwinden. So war die Topographie der meisten Städte der USA – die meisten Straßen verliefen schnurgerade und teilten die Landschaft unter sich auf. Irgendwo westlich von ihm, das wusste er, würde, wenn er der E-Street folgte, zuerst auf den Washingtoner Hauptbahnhof treffen, dann auf die Georgetown Universität, das Fords Theatre und dahinter würde er zuerst auf den Pershing Park und dann auf den South Lawn des Weißen Hauses treffen. Der Südrasen. Es war verblüffend, wie man sich so einen Diminutiv , eine solche Verniedlichung leisten konnte. Rasen? Er hatte die groß Angelegte Grünfläche gesehen. Diese Fläche einfach nur „Rasen“ zu nennen, war eine gekonnte Untertreibung.
 

Folgte er der auf die E-Street einkreuzende 12th Street Northeast nach Süden, stand er nach einer gewissen Zeit vor dem Lincoln Park. Aber er hatte etwas zu tun und folglich keine Zeit für irgendwelche Stadtbesichtigungen. Das überließ er denen, die den Aufklärungsunterricht nötiger hatten. Diesen empfahl er eigentlich am Liebsten auch gleich eine Geschichtsstunde mit Ducky, der sehr gerne über die Geschichte Washingtons referierte – als kleinen Bonus gab er dann meistens noch andere, nicht minder spannende Anekdoten zum Besten.
 

Wenn sich dieser Traceless nun an seinen bisherigen Modus operandi hielt, dann hatte er die Nachricht irgendwo hingeklebt und es war die Aufgabe von Gibbs oder McGee, eben jene Nachricht zu finden. Vermutlich würde Gibbs den Fund machen. Der Mann war gut. Seinen Augen entging nichts – ausser einigen Buchstaben – aber ansonsten konnte er sehen wie ein Luchs.

Er hätte mit sich selbst wetten sollen, denn kaum, dass McGee diesen Gedanken getroffen hatte, hörte er die befehlsgewohnte Stimme seines Bosses.

„McGee. Komm her.“
 

„Ich mag alles Rote.“, zitierte Ziva und ging, wie von einem hynpotischen Befehl dazu gezwungen, auf das Schild zu, das besagte, dass die die S-Street einkreuzende „North Capitol Street“ eine sogenannte „Snow Emergency Road“ war und sie knibbelte mit schnellen, inzwischen routinierten Fingern an einer Ecke eines roten Zettels herum, der ein wenig wie nach vorn geknickt wirkte. Sie schaffte es, ihren Fingernagel zwischen Papier und Schild zu bringen und zog.

Ratsch .

Mit einer schnellen Bewegung hatte sie den Zettel abgerissen und las die Worte.

„Wanderer“, stand dort, „Pilgere vom National Labor Relations Board auf der Neunzehnten Straße Northwest in nördlicher Richtung.“
 

„Wanderer“, las zum selben Zeitpunkt Gibbs, „Der K-Street bis zur Kreuzung 14 St. Folgen. Dann wieder nach Süden wenden und die 14. Bis zur Kreuzung Constitution Avenue laufen.“

Es war frustrierend. Definitiv – er hatte keine Ahnung, was der Autor, dieser mysteriöse Kerl namens Traceless, von ihm wollte und was die ganze Sache für einen Zweck verfolgte, aber - er machte sich daran, die Laufwege in den Stadtplan einzutragen. Das Gebilde, das sich nun auf der Straßenkarte zeigte, erinnerte ihn an eine Art P oder R. Ein Dreieck und ein P oder R. Was sollte das? Das war schon ein schwerer Schlag für ihn – eine ziemliche Schmach – das er einmal nicht vor allen anderen wusste, was gemeint war. Vielleicht wurde er auch schon alt? Wundern würde es Gibbs nicht – schließlich war der Senior Special Agent ein alter Leitwolf, der grauhaarige Anführer. Es wurde immer erst besser, bevor es schlechter wurde und in den letzten Jahren war er auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Schnelle Reflexe, schnelle Gedanken – es würde ihn nicht wundern, wenn er bald in diesem Zusammenhang abnehmen würde. Und daher würde es ihn auch nicht überraschen, wenn sein Ende irgendwann einmal in Gestalt einer Pistolenkugel kam, bei der er nicht schnell genug war, ihr auszuweichen. Vermutlich wusste Traceless sogar, dass er bald nachlassen würde – schließlich kam der Verbrecher aus der Zukunft. Und somit wusste er alles im Vorfeld. Er wusste, wann sein Team angreifbar war.
 

Ein Dreieck und ein P – oder ein R. McGee betrachtete sich die Zeichnungen seines Chefs und runzelte die Stirn. Es war nicht, dass er nicht verstand, was er da sah, er verstand nur nicht, was er da sah.

Was wollte Traceless ihnen mitteilen?

Ein Dreieck – das war eine geometrische Figur. Ein P – vielleicht wurde das P ja englisch ausgesprochen und spielte auf Pi an. Pi, also 3,1415 – die Zahl, die das Verhältnis von Kreisumfang zu Kreisdurchmesser angab. Aber was wollte er mitteilen? Von der Quadratur des Kreises hatte McGee ja schon gehört, aber die „Verdreieckung“ war ihm komplett neu.

Seufzend wandte er sich an Gibbs, der genau so ratlos schien, wie er.
 

Die blaue Linie führte vom National Labor Relations Board, das an der Ecke 19.Street NW und Constitution Avenue NW stand die Straße bis zum Ende nach oben durch. Sie durchschnitt den sogenannten Dupont-Zirkel und mündete dann, Meilen später in die Baltimore Street NW ein. Aber was wollte traceless damit ausdrücken? Baltimore? Ging es eventuell um Tony?

Zweifelnd blickte sie zu ihrem Partner, doch dann schüttelte die hübsche Israeli den Kopf. Warum sollte man erst einen riesigen Zinnober veranstalten, nur um dann auf „Baltimore“ hinweisen zu wollen? Das machte keinen Sinn.

Aber – bisher hatte keiner der Hinweise Sinn gemacht. Es hatte sich durch die Nennung von Straßen und Punkten ein hübsches Muster gebildet – das stimmte. Etwas, das wirkte wie ein Dreieck – oder, wie sie in diesem Moment merkte, wie ein A, das ziemlich windschief war – wurde vom weißen Haus über die Mitte Washingtons gelegt, aber – sie konnte damit nicht viel anfangen.

Selbst mit einem A, das windschief war, konnte sie nicht viel anfangen, zumal die momentane Situation so aussähe.

Ein Windschiefes A über dem Weißen Haus und links davon, auf der Neunzehnten Straße ein Strich, der bis zur Baltimore Street reicht – das heißt, es konnte auch kein A sein, sondern es musste sich dabei um ein Dreieck handeln. Ein Dreieck und ein langer Strich. Sie erinnerte sich daran, in den Neunzigern in Deutschland gewesen zu sein. Dort war eine Folge „Hogans Heroes“ im Fernsehen gesendet worden – oder wie es in Deutschland hieß: „Ein Käfig voller Helden.“.

Der Protagonist, Robert Hogan, führte dem Lagerleiter des STALAGs Nummer 13 in diesem Moment einen Staubsauger vor, den er vorher als Voalgedeha deklariert hatte. Natürlich war es nur ein Staubsauger gewesen und Voalgedeha bedeutete nichts anderes als „Von Aliierten gefangener deutscher Hase“, aber – gerade erinnerte sie die Zeichnung auf dem Stadtplan frappant an einen Versuch, einen Staubsauger zu zeichnen – oder vielleicht doch einen verkappten Stuhl? Nein – sie verstand es einfach nicht. Und in diesem Moment sagte Tony: „Zerbrich dir nicht den Kopf, Ziva. Wir fahren jetzt ins Hauptquartier – vielleicht kommen wir ja darauf.“

„Wir müssen erst den letzten Hinweis finden – also zur S-Street Northeast.“
 

Kaum, dass der Wagen losgefahren war, bemerkte Tony eine Änderung in Zivas Verhalten. Sie schlug die Beine übereinander - diese langen, starken, muskulösen, doch sehr femininen Beine – etwas, das sie sonst nicht tat, und begann, wie geistesabwesend, mit ihrer rechten Hand kreisende Bewegungen zu machen. Verständnislos schüttelte Tony den Kopf und riss das Steuer im richtigen Moment wieder gerade. Der Beinaheunfall fuhr einen baby-blauen Prius und hupte ein paar Mal protestierend. Gleichzeitig blinkte er den schwarzen Dodge, oder besser gesagt, dessen Fahrer, protestierend an und zu allem Übefluss lachte Ziva David darüber. Zwar leise und glockenhell – nicht so laut wie sonst – aber, sie lachte.

Dann war sie still, blickte blinzelnd in die Ferne – in Richtung Sonne, die gerade auf dem Weg gen Westen war – und begann, zuerst zu summen und dann leise zu singen.
 

Rusted brandy in a diamond glass. Every little thing is made from dreams Er hörte ihre sanfte Stimme und fragte sich, wo er das Lied, das sie da gerade sang, schon einmal gehört hatte. Dann setzte der Refrain ein.

Temptation – Temptation – Temptation – I can’t resist.

Tony merkte wie sein Herz schneller schlug. Temptation – Versuchung – der sie nicht widerstehen konnte. Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als Ziva ihn anschaute und die Takte des Liedes weitersummte.
 

Und dann zuckte sie zusammen.

„I can’t resist“…

BOOM
 

Direkt neben Ihr ging diese Bombe hoch. In einem Anflug puren, lebensrettenden Aktionismusses riss sie die Arme hoch, schützte ihr Gesicht von den sengendheißen Schrapnellen und merkte, wie die Druckwelle sie – einer lebenden Puppe gleich – von der Bühne trug. Ihr Körper sah sich in diesem Moment einer ungeheuren Tortur gegenüber, als Trümmer von Tischen gegen sie krachten. Sie selbst merkte noch, wie sie auf den Boden knallte, ihr Kopf nach hinten sank und sich Stille um sie senkte.
 

Ziva David war sich nie im Leben so sicher gewesen, das ihr Tod unmittelbar bevorstand. Eine Bombenexplosion aus nächster Nähe? Das konnte niemand überleben, die Chancen waren viel zu schlecht und ausserdem würde es sie nicht wundern, wenn sie sich alle zum Überleben notwendigen Knochen gebrochen hätte. Die Schmerzen waren der definitive Indikator dafür. Ein Teil von ihr merkte, wie sie immer losgelöster wurde und hieß es willkommen, ein anderer Teil verfluchte sich dafür. Sie war Mossad-Agentin, ihr Vater hatte sie trainiert, sie hatte sich gegen alle anderen Kameraden durchgesetzt und war eine gute Agentin geworden. Und gute Agenten gaben nicht einfach so auf.

Sie musste den Kopf schütteln und merkte erst jetzt, dass Tony den Wagen angehalten hatte und sie mit vor entsetzen aufgerissenen Augen anstarrte.

„Was ist los, DiNozzo?“, fuhr sie ihn unverhältnismäßig harsch an und zog dann eine Grimasse, als sie den Ausbruch als solchen erkannte.

„Entschuldigung, ich meine – was ist los, Tony?“

Der Halbitaliener drehte den Zündschlüssel um und setzte das Gefährt wieder in Gang.

„Du warst gerade vollkommen weggetreten. Hast geatmet, als hättest Du entweder einen verdammt-schlimmen Albtraum oder…“

„oder?“

Er schenkte ihr ein verschmitztes Grinsen.

„Du bist ein Schwein, DiNozzo.“, sagte Ziva und der Mann nickte: „Ich weiß.“

Und während der Wagen los fuhr, erinnerte sie sich an die Bar, in der sie gesungen hatte und in der sie fast gestorben wäre. Da saßen in einer der ersten Reihen ein Mann und eine Frau. Beide schauten sie mit einem wissenden Blick an und schenkten sich dann ein verliebtes Lächeln. Sie hatte sich an dem Tag gefragt, was sie damit gemeint hatten und – wenn man ehrlich ist, können solche Dinge wie, eine halbe Bar, die einem auf den Kopf fällt, dafür Sorgen, dass man Kleinigkeiten vergisst – aber sie erinnerte sich nun deutlich daran, dass die grauen Haare, die der Frau in der ersten Reihe bis auf die Brust fielen, noch die eine oder andere Strähne einer anderen Haarfarbe gehabt hatten. Ihr war damals noch durch den Kopf gegangen, dass Gibbs an dieser Frau wohl seine wahre Freude gehabt hätte – und dann war die Bombe in die Luft gegangen.

Eigentlich hielt sie die Vermutung, die damit einherging, für ziemlich unwahrscheinlich, aber… nein, sie musste sich irren. Es mochte sein, dass die Haare der Frau genau so feuerrot waren und es mochte sein, dass sie eine gewisse Ähnlichkeit mit der Frau aufwies, die sie hier als Agatha Silverbird kennengelernt hatte, aber selbst, wenn sie der hübschen Rothaarigen die Geschichte abkaufte, dass sie Zeitreisende waren und unter den Vorzeichen, dass die beiden, also Cal und Agatha wussten, was ihr – also Ziva – in dieser Bar wiederfuhr… da musste man schon ziemlich blöd sein, und sich genau in den Explosionsradius setzen, der zum sicheren Tod führte. Nein - das konnte nicht sein.

„Ziva?“, riss Tony sie aus den Gedanken, „Wir sind da.“

Der Wagen hielt.
 

McGee erreichte Abbys Labor zum selben Zeitpunkt, wie Tony und Ziva. Verblüfft schauten die Agenten einander an, dann lächelte der Italiener: „Als hätte Abby uns alle herzitiert.“

„Ach ja?“, fragte Gibbs und kam aus der Tür, die zum Treppenhaus führte, „Dann wollen wir doch mal hören, was Abby zu sagen hat, meint Ihr nicht auch?“
 

Das Labor war dunkel. Die Computer piepsten nicht und es drang keine Techno-Musik aus den Lautsprechern. Es war, als wäre Abby gar nicht da.

Verblüfft schaute Tony zu Ziva, die mit den Schultern zuckte und die Stille durch den Ruf nach ihrer besten Freundin brach.

Doch eben jene beste Freundin schien keinerlei Anstalten zu machen, sich in einer wie auch immer gearteten Weise zu melden.

McGee schaute sich ebenfalls ein wenig verdattert um, trat einen Schritt nach vorne, doch in dem Moment schnellten Zivas und Gibbs Arm zeitgleich nach vorne und hielten den Computerspezialisten fest.

Der stoppte – absolut effektiv zum stehen gebracht von der geballten Kraft von NCIS und Ex-Mossad und schaute die Beiden Mitarbeiter an.

„Was?“, fragte er, doch als Ziva ihren Finger auf ihre vollen Lippen legte, schaute McGee sie kurz an und wiederholte die Frage geflüstert.

„Da.“, deutete Tony plötzlich leise und geflüstert auf eine Gestalt die dort im Dunkel stand. Sie bewegte sich nicht, hatte den Rücken durchgedrückt und stand perfekt still – wie ein Soldat. Tony schaltete die Taschenlampe ein und leuchtete in die grobe Richtung der Gestalt. Sie sahen nur kurz ein graues, längliches, ausdrucksloses Gesicht…

„Ach Tony?“, riss McGee ihn aus seinen Gedanken und er schaute verblüfft zu seinem Kollegen herüber: „Ja, McGenius, du wolltest mir doch noch erzählen, ob Du auch das Gefühl hast, in einer Zeitschleife zu stecken.“

„Ja, das auch, aber… ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob Du mir einen Gefallen tun könntest.“

Tonys Augen verengten sich zu schlitzen: „Wie kann ich Dir helfen?“

Seit wann fragte McGee ihn um Hilfe? Hier stimmte doch wieder was nicht.

„Tony… mit so was macht man keine Witze. Wir wissen nichts über die Möglichkeiten extraterristrischen Lebens da draußen… wir wissen nicht, ob sie nicht schon unter uns weilen und aussehen wie Menschen… vielleicht bin ich ja auch nicht mehr Abby, sondern habe sie heut Nacht gefressen und trage ihre Haut als Kleidung?“ , schoss ihm Abbys Stimme durch den Kopf und er schüttelte selbigen. Es gab keine Ausserirdischen.

Aber, nur mal zur Sicherheit schaute er McVerdächtig mal genauer an. War er schon immer so dünn, beinahe spindeldürr, gewesen?

„Was ist, kannst Du mir helfen?“, fragte McGee in einem Tonfall, der Tony auch nicht so wirklich gefiel. Er erinnerte ihn ein wenig an eine Schlange, die den Hasen fragte, ob er ihr mal kurz in die Augen sehen könne, sie habe das Gefühl, ihre Kontaktlinsen seien verrutscht.

Und er hatte oft genug „Der Hofnarr“ gesehen, um zu wissen, dass man Leuten, die hypnotisieren konnten, nicht mal in Ausnahmefällen in die Augen schaute, es sei denn, man wollte den Rest des Filmes an- und ausgeschnippt werden.
 

Nein, er war sicher, er war unter Freunden, es gab keine Ausserirdischen.

„Natürlich, McGee – wie kann ich dir helfen?“

War das jetzt eine Spur zu freundlich? Tim schaute ihn aufmerksam an und legte dann den Stift, den er gerade noch in der Hand gehalten hatte, ab. War es ein Stift, oder so ein Gedankenverwurschtelblitzdingsi, wie es die Men in Black im Film hatten?

‚Tony, jetzt reiß dich zusammen!’, schoss es ihm durch den Kopf, allerdings – wie hätte er es sonst erwartet – nicht in seiner eigenen Gedankenstimme, sondern in der Stimme seines Vaters. Innerlich seufzend blickte er Mc-potentieller-Alien-Wirt an.

„Ich bräuchte aus der Asservatenkammer die Akte Drei vier Drei.“, sagte McGee und zuckte mit den Schultern: „Ich kann sie auch selber holen, aber – ich dachte, vielleicht… ich würd dir auch einen Kaffee ausgeben.“

So, jetzt war es sicher, das was nicht stimmte. McGeizig gab ihm einen Kaffee aus?

Aber – er würde mitspielen. Wenn es eine Alien-Invasion im NCIS gab, würde er es herausfinden und zu Gibbs gehen und… was wenn Gibbs der Anführer war?

Dann würde er zu Vance gehen und… was wenn Vance der Anführer und Gibbs sein Lieutenant war? Vielleicht sollte er doch noch mal mit Ziva sprechen und… was wenn Ziva nun auch eine Ausserirdische war?

Da brauchte er nicht groß nachzudenken. In dem Fall würde er sich von ihr Fressen lassen. Was sollte das denn?

Wenn er so an die Abenteuer der letzten Jahre dachte, die er mit ihr erlebt hatte, fand er, dass er keine bessere Partnerin finden konnte, als diese Frau. Und wenn sie nun tatsächlich nur noch eine Hülle war – was eigentlich Blödsinn war, es gab keine Ausserirdischen – dann würde er sich nur allzu bereitwillig von ihr in genau so etwas verwandeln, denn… wenn er die Wahl hätte, ohne sie zu leben oder mit ihr tot zu sein… so verdreht es auch schien, er wählte das Letztere. Ohne sie, ohne ihren extrem trockenen Sinn für Humor , konnte er sich das Leben nicht mehr vorstellen.

Und mit dem Mut der Verzweifelten stand er auf und ging zum Aufzug.

Kurz, bevor sich die Aufzugtür schloss, hörte er McJudas Stimme: „Er ist auf dem Weg.“

Tony erinnerte sich daran, sie sie ihm vor ein paar Stunden einen Streich gespielt hatten – weil er Ziva Angst vor Aliens unterstellte. Aber dieses Wesen dort, das war doch… das war…

Der Blick des Halbitalieners glitt zum Bildschirm, von dem ihm ein ebenso graues wie grässliches Wesen entgegenglotzte und er hatte das Gefühl, zu fallen. Verdammt, es gab keine Ausserirdischen – selbst, wenn dieser Cal und diese Agatha behaupteten, sie wären Raumschiffpiloten, so glaubte er ihnen das nicht. Und dennoch stand dort, in einem dunklen Anzug, mit ausdruckslosem Gesicht eben so ein Lebewesen Er erinnerte sich wieder an den Streich, den sie ihm gespielt hatten.
 

Die Aufzugtür glitt auf und Tony fand sich in absoluter Dunkelheit wieder.

Was war hier los? Stromausfall?

Das hatte den Vorteil, dass die Tür zur Asservatenkammer, normalerweise elektrisch verschlossen , leicht zu öffnen war. Er drückte die Klinke herunter, die Tür öffnete sich und er betrat die Asservatenkammer.

Mit der Taschenlampe leuchtete er sich den Weg – ein lächerlich kleiner Lichtfinger versuchte sich in dieser großen, großen dunklen Halle bemerkbar zu machen.

Ein Witz.

Das alles war ein Witz – er hatte doch keine Chance. Vielleicht sollte er abwarten, bis der Strom wieder funktionierte?

Schnell griff er zu seinem Handy und wählte die Nummer von McGee.

The person, you have called is temporary not available. , erklang die Stimme aus seinem Telefon und er verfluchte die extrem miese Empfangssituation, in der er sich gerade befand.

Naja, es nutzte ja nichts, er musste diese Akte finden, wenn er seinen Kaffee haben wollte.

Und es hatte den Vorteil, dass ihm an all dem hier nichts Bekannt vorkam.

Wobei – wenn er ehrlich war, wäre es ihm lieber, wenn von dieser Stelle auch ein Déjà-Vu gehabt hätte.
 

Klank!

Tony zuckte zusammen.

‚Was ist los mit Dir, DiNozzo? Beruhig dich!’, schalt er sich, dieses mal gedanklich in der Stimme seines Chefs. Er merkte, wie sein Atem sich verlangsamte. Es war doch einfach nur albern. Er war Mitte 30 und fürchtete sich gerade im Dunkeln vor dem, was da im Dunkeln auf ihn lauern könnte.

Und offenbar war da was, denn er konnte hören, wie etwas über den Boden geschleift wurde.

Was es war, wusste er nicht, aber er hatte einen starken Verdacht. Schließlich war das hier der NCIS, hier lagerten Geheimdokumente, hier liefen die geheimdienstlichen Fäden für Gegenspionage, Terrorismusbekämpfung und andere Nettigkeiten zusammen. Das man in den NCIS prima einbrechen konnte, wenn man denen den Strom abstellte, war etwas, was ihm schon damals, als man halb Washington den Strom abgedreht hatte, in den Sinn gekommen war.
 

Das Schleifen, das er hörte… es musste ein Körper sein, der gerade getötet und nun versteckt wurde.

Ziva!

Sie war hier unten gewesen, zusammen mit Abby. Und hier hatten sie dieses Gespräch geführt und…

Erneut zuckte er zusammen.

Knappe 4 Meter von ihm waren Sachen umgefallen und er hörte ein merkwürdiges Geräusch – ein merkwürdiges schrilles Kreischen. Beinahe wäre er gegen ein Regal gelaufen, als er sich daran erinnerte, wo er das Geräusch schon einmal gehört hatte.
 

Lorette Taylors Filmnacht.

Das Geräusch war vom Fernseher gekommen und hatte ihnen allen eine Gänsehaut beschert.

„Aliens.“, sagte Tony leise und schüttelte den Kopf: „Schöner Gag, aber… ich fall da nicht drauf rein.“

„Nicht?“, hörte er Zivas sanfte Stimme direkt hinter sich, fuhr herum und erstarrte.

Sie trug einen Hazmat-Anzug, ihre braunen Augen waren gelb, ihre Wange war von silberner Kybernetik verziert und die Beleuchtung des Hazmat-Suits gab ihrer ausserirdischen Erscheinung noch eine Spur mehr… was auch immer.

Er schluckte, ging einen Schritt zurück und merkte, wie hinter ihm jemand stand.

Schnell fuhr er herum und schaute in die roten Augen Abby Sciutos.

„BUH!“; machte sie und Tony … lachte.

Die Forensikerin zog eine Schnute.

„Hat es nicht geklappt, Tony?“

„Bis zu diesem Geräusch hattet ihr mich. Aber dieses Hiya-k-k-k-k, das die Aliens in dem Film machten… das hat euch dann doch verraten.“

Er ging zu Ziva, nahm ihr den Hazmat-Helm ab und grinste: „Darf ich dir was sagen, oh mein Metall-Zombie?“

Die hübsche Israelin griff an ihre Wange, nahm die Verkleidung ab und grinste schief: „Was denn?“

Er beugte sich vor und küsste sie: „Du bist ein wirklich hübscher Alien.“

Ziva grinste: „Hiya-k-k-k-k.“

Ziva konnte nicht glauben, was sie da sah – aber es war offenbar da. Dieses Lebewesen hatte eine graue Hautfarbe, war knapp einen Meter 80 groß und hatte extrem lange Hände, ebenso eine Kinnpartie, die spitz zulaufend war und große schwarze Augen, wie Käfer. Er – oder es – stand einfach da, machte keine Bewegung, starrte sie einfach nur an. Und just, in dem Moment, in dem sie dachte, es wäre nur eine Puppe, begann das Wesen zu sprechen – ohne seinen Mund zu bewegen, den sie sowieso nicht sah.
 

„MENSCHEN , donnerte es mit einer Stimme, die eindeutig nicht von dieser Erde stammte, „WIE KÖNNT IHR ES WAGEN IN DIE HEILIGE SPHÄRE DER SH’TU EINZUDRINGEN? DAFÜR WERDE ICH EUCH BESTRAFEN!

Und augenblicklich spürte sie, wir ihr immer heißer wurde, immer heißer, immer heißer.
 

Tim war verblüfft.

Dieses Wesen, das dort im Labor stand, redete – aber die Stimme klang viel zu vertraut, um ihn zu schrecken. Die „heilige Sphäre der Sh’tu – schon klar.

Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, doch als es immer heißer wurde, war er geneigt, seine Meinung zu revidieren.
 

Leroy Jethro Gibbs war nicht unbedingt amüsiert.

Er warf einen Blick nach oben, direkt auf die Klima-Anlage und schüttelte den Kopf.

„Schalt die Klima-Anlage aus, Sh’tu.“, sagte er und ging auf das Wesen zu.

„Keinen Schritt weiter!“ , donnerte das Wesen und als Gibbs seine Hand nach ihm ausstreckte, stand er plötzlich in einem grellen Scheinwerferlicht. Er erstarrte, drehte sich, mit einem in die Ferne reichenden Blick um und sagte dann: „Wir sind die Sh’tu. Wir sind…“
 

Der Feuerwehrtruck bog mit Blaulicht und Sirene um die Ecke. Andrew Meyer sprang aus dem Fahrzeug und bleib vor Schreck erstarrt stehen. Das Haus – beziehungsweise das, was davon übrig war – stand lichterloh in Flammen. Verdammt , dachte der Feuerwehrmann sich, da ist nicht mehr viel zu retten.

Aber dennoch machte er sich daran, mit seiner Mannschaft das Feuer zu löschen, wenngleich er nicht viel Hoffnung hatte. Im Vorgarten lagen drei Personen benommen auf dem Boden, rappelten sich gerade auf und schauten das Personal des Trucks an. Tränen traten in die hübschen grünen Augen der Frau, die trotz zerrissener Kleidung und einigen Rußflecken im Gesicht eine Aura der Würde verströmte. Sie erinnerte ihn an das Bild einer stolzen Kriegerprinzessin, die zerschlagen, aber nicht geschlagen dastand und den Verlust eines gefallenen Kameraden betrauerte.

„Ich weiß nicht, was passiert ist.“, schniefte sie, „Sie war da drin und… plötzlich explodierte das Haus.“
 

Leon Vance musste zugeben, dass Agatha Silverbirds Schauspieltalent durchaus vorhanden war. Sie konnte die ahnungslose Zeugin spielen, die nichts von dem Brandzünder wusste, der in der Ruine sein Werk getan, und sich dann in seine Bestandteile aufgelöst hatte. Es war eine verdammt riskante Aktion gewesen, aber – sie hatte funktioniert. In dem Moment, in dem sie sahen, wie sich Angela Stone dematerialisierte, traten sie noch ein paar Meter aus dem Gefahrenradius und überließen der Technik der Sternenflotte ihren destruktiven Teil. Der gewaltige Knall war noch etliche Meilen weit zu hören gewesen und es würde Vance nicht überraschen, wenn Gibbs das Geräusch nicht ebenfalls gehört hätte.
 

Die Druckwelle hatte sie ein wenig durch die Luft gewirbelt – allerdings das zerrissene Outfit, das Agatha trug, war die Schuld Cals, der gemeint hatte, so wirke es authentischer.

Man musste kein Psychologe sein, um zu wissen, das Cal dies nur machte, weil er wissen wollte, ob Agatha tatsächlich auf diese Finte einging – und ob sie es nun machte, um ihrem Captain eins auszuwischen, oder weil sie tatsächlich an die Worte des Mannes glaubte – sie riss sich ein paar moderat große Löcher in die Kleidung. Dann ging sie auf Cal zu, schaute ihm tief in die Augen und… riss mit einem hörbaren „rrrriipp“ sein Hosenbein ab. „Oder willst Du im Abseits stehen?“, fragte sie ihn. Der Captain schüttelte den Kopf, riss seine Kleidung ebenfalls in Fetzen und dann schaute Agatha abwartend zu Leon, der den Kopf schüttelte: „Ich… ich stand ein wenig weiter hier vorne. Mir ist nichts passiert.“

War das Erleichterung, Amüsement, oder der Gedanke „Scheiße, warum bin ich da nich drauf gekommen?“, das da in Cals Augen aufblitzte? Wie dem auch sei, der Director beschloss, sich vom Tatort zu entfernen, ehe man ihn sah.
 

Abigail Sciuto grinste und trat aus ihrem Versteck.

„Ihr seht alle ein wenig erschrocken aus.“, kommentierte sie die Grimassen, die das Team um Gibbs zog. Dann streckte sie die Hand nach dem grauen Mann aus, klopfte ihm auf den Kopf und lächelte, als der hohle Klang zu hören war.

„Ich hab mir gedacht, wenn Ihr mich nicht ernst nehmt, bring ich euch dazu.“, sagte sie und schaute, mit einem schiefen Grinsen zu Tony herüber: „Und Du hast dich noch über Ziva amüsiert.“

„Hey, das habt ihr mir zurückgezahlt.“, sagte der Halbitaliener und deutete auf den „Grey“, der da ist unnötig.“

Abby schüttelte den Kopf: „nicht im Geringsten. Ich möchte euch nämlich sagen, dass wenn ihr schon hier von einem Alien überrascht werdet – und ihr seid hier zusammen – was macht ihr dann erst, wenn sie euch aus euren Betten holen?“

„Uns holt niemand aus den Betten.“, sagte Gibbs, mit der gebotenen Schärfe in der Stimme und trat auf Abby zu, „Aber ich hol dich gleich – und zwar auf den Boden der Tatsachen zurück.“

Damit legte er ihr seinen Stadtplan auf den Tisch.

„Was sagst Du dazu, Abs?“

Die Forensikerin schaute den Senior Special Agent kurz an, legte den Kopf schief und betrachtete sich die gezogenen Linien genauer.

„Ich persönlich würde sagen, das ist ein sehr verkrüppeltes R.“

„Und was sagst Du hierzu?“, fragte nun Ziva und gab ihr ihre Straßenkarte.

„Hm, könnte ein windschiefes A sein. Oder ein Dreieck. Aber warum ist es über dem weißen Haus?“

Sie stockte, schnippste mit den Fingern und wandte sich zu ihrem Computer um: „Ich weiß schon. Deswegen.“

Damit erschien auf dem Monitor ein seltsames Gebilde – es war von dreieckiger Grundform, hatte an den jeweiligen Spitzen ein weißes und dort, wo der Mittelpunkt des Dreieckes wäre, einen lila Punkt.

„Triangle ships.“, erklärte sie, „Die Aliens sind ja wirklich überall. Ob der Präsident auch…“

Sie stockte und zuckte mit den Schultern: „Das würde seinen Sinneswandel erklären. Ich meine, das könnte heißen, dass ein Triangle Ship über Washington schwebte, dann nach Norden und…“

Sie warf einen Blick auf Gibbs Stadtplan: „Naja, und dann … erm… naja – es verflog sich offenbar in Washington.“

Man warf Abby einen eher zweifelnden Blick zu, ehe sich Gibbs erneut meldete.

„Habt Ihr eigentlich alles eingetragen?“, fragte er und schaute Ziva an, die den Kopf schüttelte: „Nein, die letzte Meldung war extrem verwirrend. Ich hab sie hier.“

Damit räusperte sie sich und las vor: „Wanderer, bist du am Dupont-Circle angelangt, umrunde ihn. Du hast deine Reise abgeschlossen, wenn du das Werk von Oben siehst.“

„Das Werk von Oben?“, echote McGee und schaute Ziva an: „Sollt ihr irgendwo hochklettern?“

„Keine Ahnung.“, gestand der Halb-Italiener, „Ich dachte für McSuperschlau wäre das der Moment, sich entsprechend einzubringen.“

„Hm.“, machte der Angesprochene und ging zum Stadtplan um den Kreis um den Dupont-Circle zu ziehen.

„Sagt mal – die Route würde doch nur vom Beginn der 19th Street Northwest bis zum Dupont-Circle gehen, oder?“, fragte er dann und Ziva las sich nochmal die beiden Rätsel durch, ehe sie nickte.

„Ja, schon.“, sagte sie dann.

„Das ist ein I.“, meinte McGee und nahm sich drei Zettel, auf die er – jeweils separat ein R, ein I und ein A schrieb.

„Wir haben drei Buchstaben, die in eine bestimmte Kombination gebracht werden müssen.“, erklärte er und begann, sie in unterschiedliche Varianten zu bringen.

„Abby, schreibst Du bitte mit?“, fragte er und begann: „R.I.A., A.I.R, I.R.A., R.A.I.“

Dann stockte er, blinzelte und murmelte ein: „Das kann nicht sein.“

„Doch, das kann es.“, erklärte Gibbs und legte eine bestimmte Buchstabenkombination.

Tony schluckte hart. Bitte nicht. Bitte nicht schon wieder. , schoss es ihm durch den Kopf, während Ziva merkte, wie ihr Herz zu rasen begann. Das konnte nicht sein, sie hatte…

Abbys Tränendrüsen nahmen die Arbeit auf – es war inzwischen 5 schmerzhafte Jahre her, aber… die Wunden waren immer noch da.

Die Buchstabenkombination, die Gibbs gelegt hatte, lautete A.R.I.
 

Gibbs hieb mit seiner Faust auf den Stadtplan



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