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The Witcher - Des Menschen Reinheit

Die Geralt-Saga
von

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Von Heiligen und Schafen ~Teil 3~

Von Heiligen und Schafen

~Teil 3~
 

Gefolgt von der kleinen Traube von bewaffneten Bauern gingen Geralt und Rittersporn durch die verschmutzen Straßen des kleinen Dorfes, angeführt von Venden und dem Bürgermeister.

Die Häuser waren alle aus dunklem Holz, klein und einfach, die von der Witterung schwer beschädigt waren. Die Fensterläden waren alle geschlossen, nur bei einigen huschten ängstliche Augen durch einen leicht geöffneten Spalt um einen Blick auf diesen ungewöhnlichen Besuch zu werfen.

In der Mitte des Dorfes stand ein kleiner Steinbrunnen, an dessen unteren Seiten grünbraunes Moos wuchs. Nördlich vom Brunnen stand eine kleine Kirche, dessen Holz mit weißer Farbe bestrichen war und eine Renovierung dringend nötig hatte, denn an jeder Stelle bröselte die alte Farbe von der Verkleidung. An der massiven, doppelseitigen Holztür, die ebenfalls weiß bemalt war, zeichnete ein Muster jeweils links und rechts eine Lilie. Die Fenster waren klein, mit bunten Gläsern verziert.

Genau gegenüber der kleinen weißen Kirche stand ein Haus, das sich von den anderen des Dorfes gründlich unterschied. Es war fast doppelt sie groß, die Verkleidung war in guter Verfassung und der untere Bereich war mit grauen Steinen verstärkt.

„Hier sind wir!“ Großkrahl griff mit zittriger Hand in seine braune Jackentasche und angelte nach einem Eisenschlüssel, steckte diesen ins Türschloss und sperrte auf.

Venden betrat das Gebäude zuerst, gefolgt von Michal, den bulligen Mann Merz und den kleinen Mann mit dem Muttermal unter der Nase. Rittersporn und Geralt folgten, zum Schluss trat der Bürgermeister Großkrahl über die Schwelle und schloss eilig hinter sich die Tür.

Auf dem Brunnenplatz tuschelten die Bauern, stellten sich auf die Zehenspitzen und erhoffen sich so, einen besseren Blick durch die großen Fenster zu erhaschen.

Großkrahl hastete zu den dunkelroten Vorhängen, zog sie mit einem Ruck zu, nur um vor sich hin murmelnd zum nächsten Fenster zu eilen.

Venden entzündete, nachdem der Raum vollkommen abgedunkelt und vor neugierigen Blicken geschützt war, die Öllämpchen auf dem Tisch und den Regalen an den Wänden. Der Raum hellte sich leicht auf.

Geralt blickte sich um. Die Kirche ausgeschlossen, war das Haus des Bürgermeistes mit denen seiner armen Bürger nicht zu vergleichen. In der Mitte der Stube stand ein großer runder Tisch, auf dem einige Bücher und Schriftrollen lagen, Tinte sowie Federn zum schreiben. Direkt vor dem Tisch stand ein Sessel mit dunkelroten Leder bezogen. Ein wenig weiter ein großes Sofa mit dem gleichen, edlen Bezug. An den Wänden türmten sich Regale voll mit Büchern, die unter der Schwere sich leicht nach unten bogen.

Ein steinerner Kamin, in dem kleine Flammen sich um die letzen Holzscheite züngelten. Ein braunes Kuhfell lag davor, Wandteppiche auf jeder Seite des Zimmers, die mit kunstvollen Stickereien die Siege der letzten Schlachten des Königs Foltest zierten.

Großkrahl schien die Sorgen seiner Coser Bürger wenig interessiert.

Dieser holte aus einem dunkelbraunen Eichenschrank Weingläser hervor, stellte sie auf den runden Tisch, verschwand kurz in einem Nebenraum und kam mit einer Kristallkaraffe voll mit Rotwein zurück.

Venden wurde zuerst eingeschenkt, das Weinglas vorsichtig überreicht. Gefolgt von Merz, Michal, dem Mann mit dem Mal und dem Bürgermeister, kamen Rittersporn und zum Schluss der Hexer ein Glas, das den kläglichen Rest der Karaffe enthielt.

Venden wartete, bis sich auch endlich Großkahl gesetzt hatte, nahm einen Schluck des Weines und lehnte sich zurück.

„Meine Vermutung…“ begann er. „…ist, das der Schäfer mit der ganzen Sache zu tun hat.“

„Der Schäfer?“ Geralt beugte sich vor, stütze die Ellenbogen auf seine Schenkel. „Ich töte keine Menschen, Herr Venden.“

„Wer hat behauptet, das er ein Mensch ist?“ Der Geistliche nahm einen weiteren Schluck, während er weiter sprach. „Dieser Schäfer betreibt Magie. Er gibt den Schafen ein Zeichen auf die Stirn, murmelt irgendein Zauberspruch um die Tiere vor den Wölfen zu schützen.“

„Aberglaube.“ Murmelte Geralt, während er seinen einzigen Schluck aus dem Weinglas nahm und dieses auf den Tisch abstellte. „Ich habe von solchen Ritualen gehört. Sowas ist nur ein Hirngespinst. Der Schäfer kann den Tieren noch so viele Zeichen geben, es wird nichts bringen.“

„Natürlich, Hexer.“ Der Heilige grinste und schaute Geralt giftig an. „Ich weiß, dass es unmöglich ist. Er ist kein Zauberer oder sonst was.“

„Und was soll nun mit euren Schäfer falsch sein?“

Venden atmete tief ein. „Es fing vor sechs Monaten an. Wir fanden mitten auf der Schafswiese einen Mann aus dem Dorf. Gust hieß er, ein Holzfäller. Sein Kopf war das einzige, das noch heil an ihm war. Die Knochen lagen überall auf der Weide zerstreut, abgenagt und zersplittert. Zuerst dachten wir an einen Bären, aber hier in der Gegend gibt es keine mehr. Es vergingen ein paar Wochen, bis wir das nächste Opfer fanden.“

Michal schluckte hart und blickte zu Boden. „Meine Frau…“ Er schluckte ein zweites Mal. „An dem Abend gingen wir gemeinsam zu Bett, ich löschte die Kerze und sie lag neben mir, lächelte mich an und schloss die Augen. Als ich meine am Morgen wieder öffnete, war sie verschwunden. Ich suchte sie überall. Draußen dann… als ich mein Haus verließ…“

Michal brach ab, presste sich eine Hand auf die Augen, seine Schultern zuckten.

Venden übernahm abermals das Wort.

„Es war wieder auf dieser verdammten Schafsweide passiert. Auch dieses Mal fanden wir nur Knochen, bis aufs Mark abgenagt. Später fiel mir auf, dass diese beiden Morde etwas gemeinsam hatten. Nicht nur die Umstände, wie sie ums Leben kamen, nein, auch die Zeit. Es passierte jedes Mal bei Vollmond.“

„Es könnte auch Zufall sein.“ Rittersporn nahm seine Mütze mit der Reiherfeder ab, kratzte sich am Kopf uns setzte sie wieder auf.

„Das dachten wir zuerst auch…“ Michal hob wieder den Kopf, die Augen leicht gerötet. „Aber es starben noch zwei weitere Menschen. Immer bei Vollmond. Und immer verschwanden sie nachts spurlos ohne ein Geräusch aus dem Haus.“

„Nun gut, aber was soll der Schäfer damit zu tun haben?“

„Denkt mal nach, Hexer!“ Zischte Venden und klopfte mit der Faust auf den Tisch. „Es ist euer Metier! Ein Werwolf! Ein Lykaner! Kein Wolf hatte es in den letzten Monaten gewagt, ein Schaf zu reißen. Warum nur? Natürlich weil der verdammte Schäfer auch einer ist! Es ist sein Revier und kein anderes Mistvieh traut sich auf die Weide!“

„Ich kenne keinen Werwolf, der ins Haus einbricht und unbehelligt Menschen entführt nur um sie erst auf der Weide zu fressen.“

„Wir fanden Blut.“ Michal blickte zu den Weißhaarigen. „Venden, Merz, Lubb und ich gingen gestern zum Schäfer. Am frühen Morgen. Er lag noch in seinem Bett. Er war voller Blut beschmiert. Sein Gesicht, die Kleidung. Auf dem Bettlaken war Blut, von der Weide bis hin zu seiner Hütte. Überall war Blut.“

„Es ab gestern Nacht also wieder ein Mord?“ Der Barde rutschte nervös hin und her.

„So ist es.“ Michal nickte. „Ein alter Mann. Er lebte allein. Seine Hütte steht nun leer.“

Geralt räusperte sich.

„Ich möchte mir den Schäfer mal genauer ansehen.“

„Sehr gut!“ Venden erhob sich von seinem Sessel. „Nehmt euer Schwert und schlagt ihm den Kopf ab!“

Der Hexer schüttelte leicht den Kopf und erhob sich. „Nein. Ich möchte ihn mir lediglich ansehen, mit ihm reden.“

Merz lachte plötzlich schallend auf. „Mit ihm reden? Mit ‘nem dreckigen Werwolf? Wozu? Wollt ihr vergleichen, wer von euch zweien mehr Flöhe auf dem Haupte trägt?“

Lubb, der Mann mit dem Muttermal brach ebenfalls in Gelächter aus.

Michal hingegen sah den Hexer ernst an.

„Ich verstehe natürlich, dass ihr Zweifel hegt. Ihr habt mit diesen Ungeheuern mehr Erfahrungen als wir einfache Dorfbewohner. Jedoch habt ihr die letzten Wochen nicht miterlebt, die Leichen nicht gesehen und zudem noch den Anblick unseres Schäfers letzte Nacht. Etwas stimmt eindeutig nicht mit ihm.“

„Genau deshalb möchte ich mir ihn ansehen. Wie ist der Name des Schäfers?“

„Salden. Ernest Salden. Ich werde euch zu ihm führen.“

Verden erhob sich. „Dann lasst uns dieser Sache endlich ein Ende bringen. Ich bin es leid, jeden Monat einen Trauergottesdienst für ein paar Knochen abzuhalten!“

Rittersporn rümpfte die Nase. „Als Geistlicher redet ihr überraschend abfallend über Eure Verstorbenen.“

Vendens Augen verengten sich und öffnete langsam den Mund. Noch bevor der Geistliche seinen Unmut zum Ausdruck bringen konnte, schloss der Hexer geräuschvoll die Tür.

„Es reicht, wenn Michal mich zu Schäfer Salden bringt. Zudem möchte ich mich alleine mit ihm unterhalten. Dabei kann ich keinen Geistlichen oder Bürgermeister gebrauchen.“

„Aber doch wohl einen Barden!“ Rittersporn sprang elegant zur Tür, öffnete sie und erblickte eine Handvoll Bauern, die ruckartig nach hinten sprangen, die noch vor kurzem ihre Ohren an der Tür kleben hatten.

„Nun denn.“ Michal schritt aus der Tür, gefolgt von Geralt und Rittersporn.

Venden lehnte sich wieder im Sessel zurück, griff nach seiner Pfeife, die er griffbereit im Samtbeutel verstaute und zündete sie an.

„Wollt Ihr ihn etwa wirklich alleine zu Salden gehen lassen?!“ Schrie Merz.

Venden wartete einige Sekunden, zog genüsslich an seiner Pfeife und blickte mit schmalen Augen zu Merz hinauf.

„Zu allererst, lieber Junge, muss ich meine Entscheidungen nicht rechtfertigen. Und zudem wird dieser weißhaarige Hexer nichts gegen unsere Vermutung aufbringen können. Ein Werwolf ist, wenn er erst wieder ein Mensch ist, durch nichts zu verraten. Salden glaubt außerdem langsam ebenfalls daran, dass er ein Werwolf ist. Er wird den Hexer sicherlich um seine Tötung bitten.“

Vendens Mundwinkel zuckten leicht nach oben, gefolgt von einen weiteren, genüsslichen Zug an der Pfeife.

Großkrahl und Lubb schwiegen. Merz ließ einen leisen Seufzer und fiel schwerfällig auf das Sofa.

„Ihr werdet sicherlich Recht behalten, Heiliger Venden. Wie immer.“
 

Die Dorfbewohner, die neugierig den kleinen Trupp bestehend aus Michal, Geralt und Rittersporn folgten, lösten sich, je näher sie dem Schäfer kamen auf.

Der Barde drehte sich immer wieder nervös um.

„Mir scheint es, als ob sich die Leute nicht in die Nähe des Werwolfes trauen.“

„Falls er einer ist.“ Geralt umschloss mit einer Hand sein Wolfsmedaillon, das ruhig vor seiner Brust lag.

Die Hütte des Schäfers lag ein wenig außerhalb von Cosen. Das Häuschen war klein, die Scheiben verrußt und der Boden matschig wie Lehm.

Auf der kleinen Weide direkt neben dem Haus mit einem Zaun umschlossen, standen nur noch eine Handvoll Schafe, die hungrig die letzten Hälmchen der Wiese abnagten.

„Arme Viecher.“ Rittersporn beugte sich leicht über den Zaun und beäugte die abgemagerten Tiere. „Der Schäfer versteht wohl nicht viel von Tierzucht.“

Michal schwieg und wandte sich an den Hexer.

„Nun, hier sind wir. Wie Ihr wünscht, werde ich euch mit dem Mann alleine lassen. Ich hoffe, Ihr werdet der Sache schnell ein Ende bereiten.“

„Sofern es eine Sache des Hexers ist.“ Geralt nickte leicht zur Verabschiedung und Michal wandte sich dem Weg zurück ins Dorf zu.

Rittersporn löste sich von dem Anblick der Tiere und trat Geralt zur Seite.

„Ein seltsamer Ort, findest du nicht?“

„Da muss ihr dir Recht geben.“ Der Hexer blickte sich um, lauschte.

„Ist da jemand?!“ Auch Rittersporn ließ die Augen über die Gegend schweifen.

„Nein.“ Der Hexer atmete tief durch.

„Dieser Geistliche…“

„Venden.“

„Ja, genau der! Der ist mir nicht geheuer! Warum hat so einer mehr zu sagen als der Bürgermeister? Auch wenn er ein Geistlicher ist, so hat doch die Autorität eines Dorfes immer noch der Bürgermeister.“

Geralt nickte leicht. „Lass uns erst mal Salden in Augenschein nehmen. Ich bin müde. Wir sollten uns morgen weiter Gedanken darum machen.“

Rittersporn sah seinen Freund entgeistert an. „Wir stehen gleich womöglich einem echten Werwolf gegenüber und du denkst an weiche Kissen?“

Geralt grinste kaum merklich, schritt zur Eichentür des kleinen Hauses und klopfte an.
 

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Endlich ein neues Kapitel! Verzeiht, falls Rechtschreibfehler/Fehler generell auftauchen sollten. Ich habe lange nicht mehr geschrieben und muss mich erst mal wieder in die Geschichte einfinden. ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Miezel
2011-07-18T07:07:56+00:00 18.07.2011 09:07
Also dem Geistlichen trau ich auch nicht und der Bürgerwürger ist auch ein sehr süßes Wesen... na weiddddaaaa

LG Mau
Von: abgemeldet
2011-07-17T19:46:26+00:00 17.07.2011 21:46
Also ich hab keine Schreibfehler gefunden nur einmal rigendwo am anfang fehlte ein buchstabe^.^

Huhu ja ja immer die bösen geistlichen. jaja sowas haben wir gern *pfeif*


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