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Deepening Friendships

Auf einem Ausflug der jungen Pros bilden und vertiefen sich Freundschaften [HikaAki]
von

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Ausladende Einladungen

Hallo an alle!

Ich hoffe, ihr genießt diese Fanfic. Sie findet nach dem Hokuto-Cup statt, also nach dem letzten Kapitel von HikaGo. Ich habe versucht, mich so nah wie möglich an die originalen Charaktere zu halten.

Enjoy <3

~x~
 

"Ein Go-Ausflug?!" Hikarus Stimme hallte durch die Lobby des Go-Instituts.

"Schrei doch nicht so, Shindo!" maßregelte Waya ihn. "So etwas Besonderes ist das gar nicht, vor zwei Jahren waren die Pros über die Golden Week in Mashiba-sans Ferienhaus. Sogar Ogata 9-dan war mit von der Partie gewesen."

"Ogata-sensei ist aber alt!" meinte Hikaru und zog eine Grimasse.

"Dann nehmen wir eben nur junge Spieler mit, davon gibt es ja auch genug. Ich frage auf jeden Fall Isumi-san und vielleicht Ochi. Außerdem Nase und du kümmerst dich um Yashiro."

"Du bist ja schon völlig begeistert, Waya. Ich kann ihn fragen, aber vorher muss ich mit meinen Eltern sprechen. Haben deine denn nichts dagegen?"

"Seit ich alleine wohne lassen sie mir meine Freiheiten. Außerdem verstehen sie, dass Go mein Beruf ist und dass ich somit arbeite. Irgendwie."

"Hmm, gutes Argument. Ich geb dir morgen den Zwischenstand."

"Da habe ich ein Dan-Spiel."

"Gut, dann treffen wir uns im Institut."

~x~

Als Hikaru auf die Straße trat, war es bereits dunkel. Nach der Übungsstunde in Wayas Wohnung war er noch zu einem Spiel und etwas Quatschen geblieben und beeilte sich nun nach Hause, da seine Mutter vermutlich mit dem Essen auf ihn wartete. Er wusste, dass er seiner Mutter seit dem Beginn seiner Go-Karriere viele Sorgen bereitet hatte. Oft war er bis in die Nacht fort gewesen, war an Spieltagen nicht in der Schule gewesen und nun würde er auch noch die Schule schmeißen, denn für die High School-Aufnahmeprüfungen hatte er weder Zeit noch gelernt. Obwohl er zuversichtlich war, sein Geld in der Go-Welt verdienen zu können, kannte sie sich nicht gut genug aus, um seine Sorglosigkeit zu teilen.

"Ich bin zu Hause!" rief er.

"Hikaru, komm essen, es ist bestimmt schon fast kalt!" hörte er seine Mutter rufen. Er brachte seine Sachen nach oben und streifte sein altes Goban mit einem sehnsüchtigen Blick.

Am Esstisch sprach er das Thema schließlich an.

"Ma... Waya will mit mir und ein paar Pros über die Golden Week einen Ausflug machen um Go zu üben."

"Ich dachte, wir hätten dich mal für uns." Seine Mutter wirkte enttäuscht, aber machte keine Anstalten, ein Verbot auszusprechen.

"Nach meinem nächsten Sieg lade ich euch zu Ramen ein, versprochen!" sagte Hikaru und lächelte seine Mutter dankend an. "Das wird Waya auch freuen. Wir wollen mit den jungen Pros zu den heißen Quellen."

"Das klingt wirklich schön. Kommt dein Freund Touya-kun auch mit?" Hikaru schaute überrascht auf. An Touya hatte er noch gar nicht gedacht. Er schätzte jedes Spiel hoch, das er gegen den Sohn des Meijin spielen konnte, er konnte förmlich spüren, wie er sich mit jedem Spiel verbesserte. Andererseits war Touya vermutlich sogar in der Golden Week absolut verplant, so wie er den strebsamen Jungen kannte. Gleich morgen würde er das mit Waya besprechen.

~x~

"Shindo-kun! Du schuldest mir immer noch ein Spiel, schließlich willst du doch unbedingt mein Autogramm haben!" Noch bevor Hikaru ins Besprechungszimmer gelangen konnte, war Kurata ihm über den Weg gelaufen und hatte ihn praktisch überfallen.

"Kurata-san! In einem Monat ist unser Spiel angesetzt. Ich werde es Ihnen sicher nicht leicht machen!"

Kurata lachte dröhnend und drosch Hikaru fröhlich auf den Rücken. Der Junge krümmte sich unter den Schlägen zusammen und suchte verzweifelt nach Hilfe. Sie kam in Form von Isumi.

"Shindo! Waya hat mir erzählt von -"

"Isumi-san! Gut, dass du hier bist, ich habe da noch eine Frage." Mit diesen Worten zog Hikaru an Isumis Ärmel und brachte einigen Abstand zwischen sie und Kurata. Der neunzehnjährige Pro sah ihn verwirrt an, fragte jedoch nicht weiter. Im Besprechungsraum, in dem sie auf die Resultate warteten und Spiele durchspielen konnten, angekommen, fragte Hikaru: "Also machst du mit, Isumi-san?"

"Natürlich. Es ist eine tolle Idee, ganz und gar nicht Wayas Art", fügte er zwinkernd hinzu.

"Ihr redet über mich!" kam es von der Tür her und der besagte Pro kam auf die zwei zu.

"Shh, nicht zu laut - ich fürchte, wenn Kurata-san von unserem Plan erfährt, möchte er auch mitkommen!"

"Was wäre so schlimm daran? Er hält den Ouza-Titel, wir können eine Menge lernen von ihm."

"Oh Isumi-san, sei nicht so erwachsen! Kurata-san ist furchtbar nervig. Und noch dazu alt! Ich dachte, wir wollen nur mit jungen Leuten verreisen."

"Du hast ja recht, tut mir leid."

"Also wie du siehst habe ich Isumi-san schon eingeweiht. Ochi meinte, er könnte ein, zwei Tage entbehren und Nase kommt auch, sofern sie ihr eigenes Zimmer bekommt, sagt sie. Wie sieht es mit Yashiro aus?"

Hikaru zuckte beschämt die Schultern. Waya hatte sich schon um alles gekümmert und er hatte noch nichts getan außer seine Mutter zu fragen. Touya fiel ihm ein. "Ich habe überlegt, ob ich Touya frage. Ihn hatten wir irgendwie vergessen."

Isumi und Waya warfen sich unbequeme Blicke zu, doch schließlich gab sich der Ältere einen Ruck. "Warum nicht? Von ihm können wir noch am meisten lernen." Auch Waya nickte und so beschloss Hikaru, nach ihrem kurzen Gespräch in Touya Kouyos Go-Salon vorbeizuschauen, schließlich war sein Rivale dort fast immer anzutreffen.

"Ich werde ihn fragen. Vielleicht hat er ja gar keine Zeit."

Gesagt - getan. Naja, zumindest in Angriff genommen. Voll guter Vorsätze betrat er den Go-Salon und sah auch gleich die gesuchten dunkelblauen Haare, nach denen er Ausschau gehalten hatte.

"Touya!" rief er und neben dem Gerufenen drehten sich auch einige alte Herren um, die ihm Verwünschungen entgegenwarfen und irgendetwas von Respektlosigkeit brabbelten. Sollten sie nur, ihm war es egal. Von diesen Opas konnte sich keiner mit ihm messen. Touya wartete bereits mit einer Handvoll weißer Steine in der Rechten. "Nigiri" sagte der Junge vor ihm und Hikaru musste innerlich lächeln. Touya konnte wirklich an nichts als Go denken. Noch bevor er saß, hatte er einen schwarzen Go-Stein gegriffen und vor seinen Rivalen gelegt. "Ich bin schwarz" sagte Touya und schob Hikaru die weißen Steine vor sich zu.

Hikaru fragte sich, ob Touya schon auf ihn gewartet hatte. Der Sohn des ehemaligen Meijins spielte nur noch selten Shidougo gegen die Kunden im Salon, dafür widmete er sich Kifus und Auswertungen vergangener Spiele, nicht selten Spiele, die er mit Shindo gespielt hatte.

Touya schien ungeduldig. Die Partie wurde zu einer Runde Speed-Go und kaum war sie vorbei, forderte der Junge noch eine. Erst die dritte Partie spielten sie in Ruhe und ließen sich gegenseitig Zeit für die Züge. Hikaru verlor mit einem zweieinhalb Moku-Rückstand, doch er war sehr zufrieden mit sich. Kaum hatten sie ausgezählt ging Touya zur Diskussion über.

"Diesen Zug hätte ich eher auf 5-14 gesetzt, damit hättest du mehr Druck ausgeübt und nicht diesen Stein hier verloren."

Hikaru dachte kurz über den Vorschlag nach. "Aber dann wäre die linke Seite bedroht gewesen. Dafür hast du hier zu aggressiv gespielt."

"Ach ja? Hier hast du dafür wegen deiner ständigen Defensive einstecken müssen."

"Was ist so schlimm daran, nicht wie ein blindwütiger Ochse nach vorne zu preschen??"

"OCHSE?! Meine Züge zeugen ja wohl von mehr Überlegung als deine, Shindo!"

"ÜBERHAUPT NICHT!! Ochse, Ochse, Ochse!!"

"IDIOT!!"

Beide waren aufgesprungen. Die Männer um sie herum beachteten sie schon gar nicht mehr, so oft stritten sie sich nach ihren Spielen.

"NENN MICH NICHT IDIOT!!"

"SAG MIR NICHT, WAS ICH ZU TUN HAB!!"

"RAAAH!"

Hikaru hatte seine Tasche gegriffen und stampfte in Richtung Ausgang. Vor der Tür wirbelte er noch einmal herum und keifte: "DU BIST ÜBRIGENS ZU EINEM GO-AUSFLUG MIT UNS JUNGEN PROS EINGELADEN. GOLDEN WEEK, ONSEN, WAG ES NICHT ABZULEHNEN!"

Damit war er aus der Tür. Er rang die Hände vor Wut und wusste, dass er das Spiel zu Hause mehrere Male durchgehen würde. Warum geriet er immer mit Touya aneinander? Manchmal hatte er das Gefühl, der Touya Akira von früher würde ihm viel besser gefallen. Still, ruhig, immer gesittet, höflich, konzentriert. Andererseits hatten damals noch Welten zwischen ihnen gelegen. Doch jetzt waren sie ebenbürtige Rivalen und irgendwie auch Freunde, wenn er auch mit Touya nicht so unkompliziert klarkam wie mit Waya.

Ihm war klar, dass das Gebrüll im Salon nicht als wirkliche Einladung zählen konnte und dass er vermutlich nochmal mit dem anderen Jungen reden musste. Bei dem Gedanken seufzte er. Außerhalb des Go hatten sie nie miteinander zu tun, es gab nie einen Grund, über etwas anderes zu reden. Und wenn man sah, wie sie selbst bei diesem Spiel immer ins Zanken gerieten, nahm er an, dass sie sich sonst auch nicht sonderlich gut vertragen würden.

Nach einem Blick auf die Uhr entschied er, noch zu Waya zu fahren. Nichts würde ihn besser beruhigen als ein schöner Sieg gegen seinen besten Freund, dachte er grinsend. Doch als er dort ankam, musste er feststellen, dass er nicht der Einzige mit dieser Idee gewesen war. Zu seiner Überraschung war es Nase, die er Waya gegenüber am Goban antraf. Seit Wayas und Hikarus Aufstieg in die Welt der Pros hatten sie die junge Frau immer seltener gesehen, zu beschäftigt waren sie damit gewesen, nach vorne statt zurück zu blicken. Sie erklärte Hikaru, dass Waya sie auf die nächste Pro-Prüfung vorbereitete, denn endlich wollte auch sie um Aufstieg in Dan und nicht um das Bleiben in Gruppe Eins kämpfen. Hikaru setzte sich neben die beiden ans Gobans und schaute dem Spielverlauf zu. Der Unterschied zwischen ihnen war nur allzu offensichtlich, nicht umsonst hatte Waya über ein Jahr länger nur noch gegen Pros gespielt. Doch Nase machte es ihm nicht leicht, besonders im Yose schien ihre Stärke zu liegen. Waya gewann nur knapp – nunja, es war ja auch Shidougo –, aber der Niveauunterschied war trotzdem deutlich.

Hikaru deutete auf eine Region des Feldes. "Hier hättest du viel mehr Territorium einnehmen können, Nase. Waya hat sich zu sehr auf die rechte Ecke konzentriert, das wäre ein schwacher Punkt gewesen."

"Scharfsinnig wie immer, Shindo", grinste Waya, dem dies erst nach Hikarus Kommentar aufgefallen war. "Nichtsdestotrotz denke ich, für die Qualifizierungsmatches wird das ausreichen. Zum Glück ist Konzentration deine Stärke."

Während Waya und Nase das Spiel weiter diskutierten, überlegte Hikaru, ob zwischen den beiden vielleicht etwas Romantik in der Luft lag. Er meinte, irgendetwas in Wayas Art sei anders, konnte aber nicht bestimmen, was. Vielleicht lag es auch daran, dass er mit Mädchen generell anders umging? Hikaru musste sich eingestehen, dass er mit jedem Vorstoß in der Go-Welt weniger Feingespür für seine Mitmenschen entwickelt hatte. So gut er auch dutzende Spielzüge im Voraus berechnen konnte, außerhalb des Gobans konnte er nicht mehr so problemlos die Gemüter seiner Gegenüber lesen. Er hatte das Gefühl, sich in der Go-Welt immer weiter einzuigeln, während Touya plötzlich anfing, aus sich herauszugehen. Im Gegensatz zu dem Jungen vor drei Jahren, der sich selten gegen irgendetwas auflehnte, flogen nun bei ihm und Hikaru regelmäßig die Fetzen.

"Ich habe Touya bescheidgesagt", sprudelte es aus ihm hervor und die beiden anderen schauten ihn überrascht an. Hikaru wurde etwas rot und schaute auf das Goban, um ihren Augen auszuweichen.

"Und, kommt er mit?"

"Keine Ahnung. Ich habe es ihm entgegengeschrien, bevor ich aus dem Go-Salon gerannt bin", gab Hikaru zu und wurde noch etwas röter – sowohl vor Scham als auch vor Wut bei dem Gedanken an ihren Streit.

"Na super!" Aus Wayas Ton konnte Hikaru das Augenrollen schon heraushören. "Könnt ihr es denn nie lassen? Wie zwei Kinder, wirklich..."

"Ich kann doch nichts dafür! Egal was er sagt, es ist wie ein rotes Tuch. Manchmal weiß ich ja, dass er Recht hat, und genau das wurmt mich. Und manchmal ist es auch einfach idiotisch und er sieht es selbst gar nicht." Schon wieder geriet er in Rage nur bei dem Gedanken daran.

Nase kicherte leise und sagte dann: "Es liegt wohl einfach daran, dass ihr zwei einander ebenbürtig seid, aber zwei völlig verschiedene Taktiken verfolgt während des Spiels."

Hikaru dachte kurz darüber nach und nickte dann lächelnd. Sie hatte vielleicht Recht, und diese Erkenntnis schmeichelte ihm nicht gerade wenig. Nach so vielen Jahren des Hinterherlaufens hatte er vielleicht endlich zu Touya aufgeschlossen.

Mit dem Gedanken im Kopf, dass zwischen Nase und Waya vielleicht wirklich die Funken sprühten und er es nur nicht bemerkte, verabschiedete er sich nach kurzer Zeit, ohne noch eine Partie gespielt zu haben.

Auf dem Weg nach Hause zückte er sein Handy und rief Yashiro an.

"Yashiro."

"Hey, Shindo Hikaru hier!"

"Shindo – du hast dich ja ewig nicht gemeldet! Na, laufen die Steine alle rund?" Yashiros Stimme klang etwas gedämpft. Rasch sah Hikaru auf die Uhr, es war noch nichtmal sechs Uhr abends, kein Grund also, sich wegen den Eltern des anderen zu sorgen.

"Bei mir läuft alles super! Ich brauche noch eine Weile bis zum nächsten Dan, aber du kennst mich ja – das wird kein Problem sein!" Yashiro lachte leise. Hikaru lächelte und dachte bei sich, dass er sich schon auf das Wiedersehen freute. "Ich rufe nicht grundlos an. Wir wollen über die Golden Week einen Go-Ausflug machen. Eine Woche Dauer-Spielen praktisch. Du bist auch eingeladen."

"Klingt gut. Wer wird denn dabei sein?" fragte Yashiro.

"Bisher sind es Waya, Isumi-san, Nase und ich. Oh, Ochi will auch ein paar Tage kommen."

"Touya nicht?"

"Ich weiß noch nicht, wir haben uns beim letzten Mal gestritten."

"Ach Shindo!" Warum klangen alle immer so genervt, wenn es darum ging?

"Jaja, ich weiß schon," erwiderte Hikaru.

"Ihr könnt es echt nicht sein lassen? Ich meine, langsam muss euch doch auch der Streitstoff ausgehen!"

"Glaub mir, das wird wohl nie passieren. Also was ist jetzt mit dem Ausflug?"

"Ich komme mit. Ich werde alles daran setzen, meine Eltern zu überreden, also sollte es gehen."

"Super. Dann sprechen wir uns später!"

~x~

Nach zwei Tagen ging er noch einmal zu Touya. Er sah den dunkelblauen Schopf schon von der Tür und überlegte, ob er sich den Schrei durch den Salon sparen sollte. Als sein Blick auf Kitajima fiel, vermutlich Touyas größter Fan, entschied er sich dagegen.

"Touyaaa!" rief er übermütig und rannte zu dem Jungen.

"Hör auf, ihn wie einen Kumpel zu behandeln, wo sein Können so weit über deinem liegt!" kam es prompt von Touyas altem Fan. Hikaru streckte ihm die Zunge heraus und ließ sich Touya gegenüber auf den Stuhl fallen. Der andere Junge schaute ihn ruhig an. Er begann sich schon zu wundern – war Touya noch sauer? Normalerweise begannen sie schon Sekunden nach seiner Ankunft mit ihrer ersten Partie.

"Wegen der Golden Week-" begann Touya. Hikaru stützte die Hände auf seine Knie, senkte den Kopf und sagte: "Tut mir leid wegen dem Gebrüll vorgestern. Die Einladung war ernst gemeint, auch wenn sie nicht gerade einladend überbracht wurde." Er schaute wieder auf und sah Touyas Augen belustigt blitzen.

"Das war mir klar. Ich nehme gerne an. Im Übrigen wollte ich dir sagen, dass mein Vater ein Ferienhaus bei den heißen Quellen hat und er hat sicher keine Einwände, wenn wir es für unsere Übungen nutzen."

Hikaru sah ihn verdutzt an. Das war durchaus ein verlockendes Angebot und fast hätte er zugesagt ohne Waya zu fragen. Doch diesem war es vermutlich unangenehm, es anzunehmen, überlegte er. "Das ist... sehr großzügig, Touya. Ich werde Waya fragen. Isumi-san, Nase und Ochi werden auch mit von der Partie sein. Bist du sicher, sie alle unterbringen zu wollen? Wir hatten ursprünglich über ein Hotel nachgedacht."

"Das ist kein Problem. Mein Vater hatte früher schon Pros dorthin eingeladen, es ist nicht riesig und wenn Nase ins Gästezimmer geht, müsstet ihr im Go-Zimmer schlafen, aber billiger als ein Hotel ist es allemal. Solange einer von euch kochen kann..."

"Das ist super, Touya", rief Hikaru laut und bekam mal wieder ein paar 'Shhs' zugewispert. Der Junge mit dem dunkelblauen Schopf lächelte ihn an und griff dabei nach einigen weißen Steinen.

"Nigiri."

~x~

Sein heutiges Dan-Spiel nahm Hikaru kaum wahr, eher dachte er an Waya und wie er ihm die Neuigkeiten beibringen würde. Dementsprechend wurde es ein sehr knappes Spiel und Hikaru konnte nur mit viel Mühe überhaupt gewinnen, obwohl es ihm ein Leichtes hätte sein sollen. Beim Stempeln wartete Waya bereits auf ihn.

"Das war ja miserabel, Shindo! Hat Touya abgesagt, oder hat dir etwas anderes auf den Magen geschlagen?"

Hikaru verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen und schüttelte den Kopf. "Nein, das war Vorfreude", gestand er. "Touya hat zugesagt und noch besser: er bietet uns das Ferienhaus seines Vaters."

"Das klingt toll!" lachte Waya und legte Hikaru den Arm um die Schulter. In freundschaftlicher Eintracht gingen sie zum Besprechungsraum. "Dann würden wir uns das Hotel sparen und müssten nichtmal eigene Goban mitnehmen."

"So etwas Ähnliches hat Touya auch schon gesagt." Hikaru sah ein, dass er sich vermutlich zu viele Sorgen gemacht hatte wegen Waya. Was hatte dieser auch für Gründe, das großzügige Angebot abzulehnen?, dachte Hikaru. Außer, dass Touya besser war als er und ihn nicht als Rivalen ansah – sowas konnte schon am Stolz kratzen. Oder den Kampfgeist anfachen, wie es in Hikarus Fall geschehen war.

"Ich hatte schon Sorgen, keine freien Zimmer mehr zu finden, schließlich ist die Golden Week schon in zwei Wochen. Ein Problem weniger, um das wir uns kümmern müssen. Isumi-san würde uns fahren, aber in das Auto seiner Eltern passen wir kaum zu viert."

"Kein Problem, meine Mutter hat sich auch angeboten. Unser Auto hat einen riesigen Kofferraum, da können wir das Gepäck unterbringen. Yashiro hat übrigens auch zugesagt."

Sie begannen eine Partie Go und vertieften ihre Pläne übermütig. Nach einer Stunde brachen sie die Partie ab, weil sie sich sowieso nicht ausreichend konzentrieren konnten und schmiedeten stattdessen die hochtrabendsten Pläne.

~x~

Die zwei Wochen gingen bei Weitem nicht schnell genug herum. Hikaru verlor zwei Spiele nach seinem knappen Dan-Spiel und nahm sich danach zusammen. Die folgenden gewann er, doch keines war eine Glanzleistung seinerseits. Touyas und sein aufgeregtes Geplapper stieß im Go-Salon auf nicht allzu viel Gegenliebe, doch aus Respekt Touya gegenüber gaben die Opas keine Kommentare ab.

Am Abend vor der Abfahrt trafen sie sich noch einmal bei Waya. Isumi und Nase waren schon da als Hikaru kam, Touya hatte sich entschuldigt, da er an diesem Tag ein Spiel in der zweiten Ouza-Vorrunde hatte.

Es war selbst für Wayas Begriffe ungewöhnlich laut, als Hikaru ankam. Verwirrt lief er ins Wohnzimmer und war überrascht, nicht drei sondern vier Jugendliche anzutreffen – wenn auch nur drei davon Japaner waren.

"Shindo!! Ein Spiel!" schrie Mini-Waya und kam auf ihn zu gesprungen.

"Le Ping, unser Spiel ist noch nicht vorbei", rief Waya und lief seiner Miniatur-Ausgabe mit Armgefuchtel hinterher. Hikaru lachte und begrüßte den kleinen Chinesen. Isumi und Nase sahen nur kurz von ihrem Spiel auf, um Hikaru zuzuwinken.

"Hallo, Le Ping! Seit wann bist du in Tokyo?"

"Seit drei Tagen schon, aber Isumi hat mich noch nicht zum Institut gebracht."

"Das wirst du wahrscheinlich erstmal nicht sehen, denn ab übermorgen ist es geschlossen", erklärte Hikaru.

"Jaja, ich weiß! Aber was soll ich dort auch, wenn die guten Spieler alle mit Isumi und mir wegfahren?", grinste der Junge frech. Hikaru zog eine Braue in die Höhe, musste aber auch grinsen. Es verblüffte ihn wie erwartet, wie ähnlich sich die beiden Wayas waren. "Lass uns spielen, Shindo!" Le Ping zog Hikaru in Richtung des Gobans, auf dem er mit Waya spielte. Schnell zog er ein leeres Goban dazu und bedeutete Hikaru, sich zu setzen. Während sie den Beginnenden durch Nigiri auslosten redeten sie wieder über die Golden Week.

"Ich schätze, wenn Le Ping mitkommt, ist für Touya kein Platz mehr in Isumi-sans Auto?" dachte Hikaru laut.

Waya nickte und sah ihn entschuldigend an. "Es ist nicht so, dass wir ihn nicht wollen, aber Le Ping möchte gern bei Isumi bleiben." Hikaru schaute konzentriert auf die wenigen Steine die bereits lagen. Nun, dann musste Touya mit ihm und seiner Mutter fahren, auch wenn das nicht Hikarus liebste Lösung war. Doch er schien immer noch derjenige unter ihnen zu sein, der am besten mit Touya zurechtkam – zumindest wurde er nicht nur angeschwiegen von dem Go-besessenen Jungen. Im Übrigen würde es ihn nicht wundern, wenn die anderen doch etwas gegen Touyas Gesellschaft hatten. Ein paar Spiele gut und schön, aber tatsächliche Konversation mit dem introvertierten Sohn des ehemaligen Meijin? Er konnte es ihnen jedenfalls nicht verübeln.

"Ich verstehe schon. Dann nehmen wir ihn mit." Waya und Isumi warfen sich vor Le Pings Augen verstohlen einen erleichterten Blick zu. Der junge Chinese wunderte sich über das seltsame Verhalten der Pros – ihre Befremdung Touya gegenüber verstand er nicht wirklich. Und wäre es nicht wunderbar, auf der Fahrt mit ihm über Go diskutieren zu können? Er verdrehte die Augen. Hoffentlich wurde nicht auch für ihn alles komplizierter, wenn er älter wurde.

Mit den gleichzeitigen Spielen gegen Waya und Shindo hatte Le Ping sich etwas zu viel zugetraut. Dank einigen einlenkenden Schritten war er mit seinem älteren Ebenbild noch auf einen Vorsprung von einem halben Moku gekommen, doch gegen Hikaru verlor er mit achteinhalb Punkten Rückstand. Es hielt ihn jedoch nicht davon ab, beide noch einmal herauszufordern. Waya passte, doch Hikaru willigte nur zu gerne ein. Er fand den Stil chinesischer Spieler immer sehr interessant.

Nach zwei Stunden war auch diese Partie beendet. Nachdem Le Ping aufgab, ließ Hikaru sich auf den Rücken fallen. Sein Blick fiel auf Waya und Nase, die ebenfalls spielten. Wann hatten sie damit begonnen? Er hatte es nicht bemerkt, so hitzig war seine Partie mit dem jungen Chinesen gewesen. Sie hatten sich wirklich nichts geschenkt und Hikaru hatte viel Freude daran gehabt. Nur selten hatte er Spiele, die seinen mit Touya ähnelten.

"Nase?" schnurrte er.

Das Mädchen schaute zu ihm herüber. "Shindo?"

"Kannst du kochen? Ich kann es nicht, und Touya bestimmt auch nicht."

Waya mischte sich ein: "Hey, ich kann etwas kochen! Ich wohne schließlich auch alleine."

"Oh neeein, Waya! Das Einzige, was du gut kannst, sind Instant-Ramen. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, die eine Woche zu essen, aber an Feiertagen sollte man auch etwas Leckeres essen." Die anderen kicherten und stimmten Hikaru zu. Waya bemerkte, dass er wenig Rückhalt hatte und verschränkte die Arme.

"Das ist kein Problem, Waya. Ich kann tatsächlich etwas kochen, Shindo. Und vielleicht lädt uns Waya ja auch zum Essen ein, um seine Ehre wiederherzustellen", sagte die junge Frau zwinkernd.

Le Ping erschien in Hikarus Blickfeld und stupste ihn auffordernd an. "Shindo, noch ein Spiel! Komm schon!" Er raffte sich wieder auf und musste lächeln. Auch diesen Elan hatte Le Ping mit Touya gemeinsam. Hoffentlich allerdings nicht das leicht erhitzbare Gemüt bei der Diskussion.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Just_Dreaming
2011-01-30T00:27:15+00:00 30.01.2011 01:27
Hi,
Schade, dass die Geschichte so wenig Kommis hat. Mir gefällt sie echt gut und dabei hab ich erst das 1. Kapitel fertig!

Ich finde sie sehr schön geschrieben und zumindest bisher sind die Charaktere auch nicht ooc. Und die Idee ist auch süß!
Liebe Grüße, Just


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