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Wetteifer

Der Auslöser war das Pfirsichsorbet ...
von

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Wettskandal

Hallo!
 

Ja, es geht endlich weiter! Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber irgendwie kam ich an einem Punkt nicht mehr weiter. Ich hoffe, das Kapitel gefällt euch!
 

Viel Spaß beim Lesen!
 

LG Kyra
 

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Kapitel 4: Wettskandal
 

Rasende Kopfschmerzen weckten mich. Ich wollte meine Augen öffnen, aber die Lider schienen bleischwer zu sein. Bei einem Versuch bemerkte ich, dass sie zudem ein wenig verklebt waren. So wie meistens, wenn ich aufwachte. Nur dieses Mal behinderte es mich. Ich zog meine Hand unter der Decke hervor und stellte erst in diesem Moment fest, dass ich mich nicht recht erinnern konnte, wie ich ins Bett gekommen war. Während ich mir träge den Schlaf aus den Augen rieb, dachte ich nach. Es dauerte einen Moment, bis mir wieder bewusst wurde, dass Aaran mich aus dem Bad getragen hatte ... mit dem Versprechen sich um mich zu kümmern.
 

Letztendlich gelang es mir doch die Lider zu heben. Ich musste blinzeln. Meine Augen gewöhnten sich nur langsam an das – zugegebenermaßen schwache – Licht. Als ich endlich klar sehen konnte, blickte ich auf ein kleines Nachtschränkchen, auf dem mehrere Tablettenschachteln, mein Nasenspray und ein Glas sowie eine Karaffe Wasser standen.
 

Ich setzte mich auf, wobei mir deutlich vor Augen geführt wurde, warum ich im Bett lag. Diese einfache Bewegung bedurfte einer enormen Kraftanstrengen, da sowohl Muskeln und Kreislauf protestierten. Ich fühlte mich elendig schwach.
 

Aus dem Tablettenaufgebot suchte ich mir die Paracetamol heraus. Gegen Kopfschmerzen, Fieber und wer weiß, was sonst noch alles, was mich gerade belästigte. Ich spülte sie mit einem großen Schluck Wasser hinunter und leerte das restliche Glas. Das half ein wenig gegen den fürchterlichen Geschmack, den ich bis dato im Mund gehabt hatte. Danach ließ ich mich kraftlos zurück in das Kissen sinken, ... obwohl es fast so war, als gäbe es kein Kissen.
 

Ich seufzte. Ich hasste diese labberigen Dinger, die mehr Luft als Federn zu beinhalten schienen. Das wird Nackenschmerzen geben, dachte ich und mühte mich ab, dass Kissen in eine halbwegs kompakte Form zu bringen, um nicht allzu große Verspannungen zu bekommen. Allerdings musste ich feststellen, dass es nicht sonderlich viel brachte. Statt einem Zentimeter Kissen lagen jetzt vielleicht sechs zwischen meinem Kopf und der Matratze. Umwerfend. Ich verstand wirklich nicht, was so viele Leute diesen Teilen abgewinnen konnte.
 

Genervt drehte ich mich um. Vielleicht half es etwas, wenn ich versuchte beide Seiten abwechselnd zu belasten. Erst jetzt wurde ich mir der Ausmaße des Bettes bewusst – 1,40 Meter war es bestimmt breit. Jedenfalls hatte Aaran die ganze Zeit neben mir gesessen, ohne dass ich ihn bemerkt hatte.
 

Er schlief – in der Ecke des Bettes mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Auf den ausgestreckten Beinen lag ein Buch, das er immer noch locker in den Händen hielt, und auf das eine kleine Lampe gerichtet war, die auf der Fensterbank stand. Sie war die einzige Lichtquelle im Raum.
 

Da ich im Moment so oder so nicht wieder einschlafen würde, also nichts Besseres zu tun hatte, nutzte ich die Möglichkeit, ihn einmal gründlich zu mustern. Er trug eine Brille. Ich hatte nicht gewusst, dass er zum Lesen eine brauchte. In der Schule hatte er nie eine aufgehabt. Sie war ihm bis auf die Nasenspitze hinuntergerutscht und verlieh ihm etwas Belesenes, auch wenn die Position seine Nase unvorteilhaft betonte. Diese war, auch ohne Brille die sie platt drückte, ein wenig zu klein für sein Gesicht. Aber wahrscheinlich hätte sie selbst wenn sie größer gewesen wäre, ebenso deplatziert gewirkt, eine Stupsnase passte nicht so recht in ein sonst absolut männliches Gesicht. Sein widerspenstiges Haar stand ihm noch unordentlicher vom Kopf ab als sonst auch schon. Er trug ein helles, knitteriges Hemd und eine wohl schon etwas ältere Jogginghose. Insgesamt vermittelte er ein wenig Ähnlichkeit mit einem verrückten Professor.
 

Letztendlich blieb mein Blick an seinen Beinen hängen. Lang und kräftig. Ich könnte ... aber durfte ich mir das schon erlauben? Nicht, dass ich jetzt schon eine Grenze überschritt. Mein Nacken spannte und mein Kopf tat weh. Entgegen meiner Natur hatte ich keine Lust, weiter darüber nachzudenken. Was soll’s, dachte ich, es wird schon schief gehen. Kurzentschlossen griff ich das labberige Kissen und knüllte es in Aarans Schoß zusammen. Nachdem ich mich mühsam aufgerichtet hatte und die Lampe ausgeknipst hatte, bettete ich meinen Kopf in eine Kombination aus Kissen und Aarans Bein. Das war doch eindeutig besser. Auch wenn ich schon in wesentlich bequemeren und komfortablen Betten geschlafen hatte.
 

Obwohl mein Geruchssinn durch die Erkältung eindeutig eingeschränkt war, stieg mir ein schwacher Pfirsichduft in die Nase. Ich drehte mich und schnupperte an Aarans Arm, der halb über meinem Kopf lag. Seine Haut verströmte den angenehmen Geruch. Es passte zu ihm, auch wenn ich nicht genau erklären konnte warum.
 

Ich mochte Pfirsich. Korrektur: Ich hatte Pfirsich gemocht. Bis zu dem unsäglichen Abend, als ich mir mit Pfirsichsorbet einen angetrunken hatte. Allein der Gedanke daran verbreitete noch einen bitteren Nachgeschmack. Solch einen Fehltritt hatte ich mir lange nicht geleistet. Und wenn es nach mir ging, dann war es der letzte gewesen. So einen Schlamassel, wie den, in dem ich jetzt steckte, konnte ich wirklich nicht noch einmal gebrauchen.
 

Aber war es nicht eine Ironie, dass der inzwischen verhasste Pfirsich nun wieder mit etwas Positiven belegt wurde?
 

***
 

Ich hatte eine Weile gedöst und hätte es wohl noch ein wenig länger getan, wenn Aaran sich nicht zu regen begonnen hätte. Vielleicht war es das Gewicht auf seinem Bein, das in aufweckte. Jedenfalls erklang ein verschlafendes und verwundertes „Seto“.
 

„Hm“, gab ich nur brummig von mir. Ich hatte keine Lust auf irgendeine Konversation. Ausruhen und schlafen, so hieß meine Devise.
 

„Was tust du da?“
 

„Ich versuche zu schlafen“, erklärte ich, obwohl er das wahrscheinlich schon selbst erkannt hatte. Aber zu einer tiefergehenden Antwort schien ich im Moment nicht fähig zu sein ... und willens erst recht nicht.
 

„Auf meinem Bein?!“ Er klang ein wenig angespannt. Vielleicht war ich ihm wirklich zu nahe gekommen. Aber ich sah keinen Anreiz darin, mich nur mit dem Kissen zu begnügen. Ich fühlte mich auch ohne Nackenschmerzen schaurig genug.
 

„Mhm.“ Ich wollte mich darauf beschränken, doch dann kam mir in den Sinn, dass es wahrscheinlich helfen würde, die Situation etwas aufzulockern. „Wann hast du Geburtstag?“
 

„Äh ... erster Juli“, erklärte er verdattert.
 

„Dann schenk ich dir zu Weihnachten ein neues Kopfkissen.“
 

Einen Augenblick herrschte Schweigen. Aaran schien zu begreifen, wo mein Problem lag. „Du hast also Schwierigkeiten mit dem Kissen. Ich kann mal gucken, ob ich ein anderes finde.“
 

Er wollte die Beine zu sich heranziehen und ich ahnte, dass er im Begriff war aufzustehen. Also schlang ich instinktiv meine Arme um eins seiner Beine. Das kam überhaupt nicht in Frage.
 

„Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist“, sagte Aaran sanft. Ich hörte, dass er über meinen Unmut lächelte.
 

„Es ist gut so!“, versicherte ich.
 

„Seto“, meinte er eindringlich, „ich bin schwul!“
 

„Ja und?“ Nicht, dass ich nicht wusste, worauf er hinaus wollte. Nur war es mir egal. Es war schlicht und ergreifend nicht von Belang.
 

„Siehst du eigentlich mal in den Spiegel. Wenn ja, sollte dir aufgefallen sein, wie gut aussehend und anziehend du bist.“
 

„Ja und?“ Ich seufzte innerlich. Warum begriff er nicht, dass ich auch auf Männer stand und es mir, davon mal abgesehen, im Moment eh nur darum ging, angenehm schlafen zu können.
 

„Ich denke, ich bekomm ein kleines Problem!“ Da sah also er die Problematik. Tja, dann sollte ich wohl mit dem Laternenmast winken.
 

„Glaub ich nicht! Und wenn, dann kümmere ich mich darum.“
 

„Seto! Weißt du überhaupt, was du da redest?“ Verstand er es nicht oder wollte er es nicht verstehen? Den richtigen Schluss zu ziehen, war so schwierig nun auch wieder nicht.
 

„Du bist nicht der Einzige.“ Ich seufzte innerlich. Musste ich denn so deutlich werden?
 

„Der Einzige?“, fragte er verwirrt. ... Sag mal, sprech ich Spanisch? Willst du mich verhöhnen?, war ich versucht zu fragen, hielt es allerdings für kontraproduktiv.
 

„Du bist nicht der Einzige, der mich attraktiv findet. Der mich begehrenswert findet. Der schwul ist.“
 

„Oh“, kam daraufhin nur über seine Lippen. Er schien es endlich begriffen zu haben. Wurde aber auch Zeit. Damit war die Sache für mich geklärt und ich machte es mir demonstrativ auf seinem Bein gemütlich.
 

„Seto“, sagte er resigniert und seufzte, „hab ich denn wenigstens die Erlaubnis, mich kurz frisch zu machen und mir etwas zum Frühstück zu holen?“
 

Da konnte ich ja wohl schlecht Nein sagen, auch wenn ich mich am liebsten nicht mehr vom Fleck bewegen wollte. Ich rückte wieder ein Stück von ihm weg und knautschte missmutig das Kissen zusammen. Viel brachte es nicht.
 

Aaran lachte leise. Schön, dass sich wenigstens einer amüsiert, dachte ich sarkastisch und warf ihm einen kalten Blick zu, der ... sein Ziel jämmerlich verfehlte. Aaran lachte nur noch mehr.
 

„Soll ich nicht doch mal gucken, ob ich nicht noch ein anderes Kissen finde?“, fragte er und strich mir liebevoll – wie kam ich denn darauf? – über die Wange. Ich nickte nur und er kletterte über mich hinweg aus dem Bett. Jedoch machte er sich nicht gleich auf die Suche nach einem Kissen, sondern zog erst einmal den Rollladen hoch und stellte das Fenster auf kipp. Licht und vor allen Dingen kalte Luft strömten ins Zimmer. Ich zog automatisch die Decke noch etwas enger um mich.
 

„Es schneit schon wieder“, stellte Aaran etwas besorgt fest.
 

„Es wird Zeit, dass wieder Frühling wird!“, erwiderte ich nur. Da wurde ich zumindest nicht so schnell krank und konnte mich ohne vom Wetter diktierte Einschränkungen bewegen.
 

„Für Manche ist jetzt schon Frühling!“, sagte Aaran und lächelte hintergründig. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass er nicht andere Regionen der Erde meinte. Ich schnaubte.
 

„So verliebt, dass einen dieses Wetter nicht tangiert, kann man nicht sein!“
 

„Meinst du?“, fragte er und ging aus dem Zimmer. Ich runzelte die Stirn. War das eine Andeutung? ... Ich wollte nicht darüber nachdenken, dazu waren die Kopfschmerzen zu stark. Auf Negatives deutete es jedenfalls nicht hin.
 

Eine viertel Stunde später hatte ich zumindest ein halbwegs akzeptables Kissen – nicht, dass ich vorhatte es zu benutzen, wenn Aaran da war – und außerdem wurde mir ein Becher dampfenden Tees vor die Nase gehalten. Ich schnupperte, war aber nicht in der Lage zu erkennen, was für einer es war.
 

„Du musst viel trinken“, meinte Aaran nur. Ich setze mich mühsam auf und nahm ihm den Becher ab. Ich pustete mehrmals über das heiße Gebräu und trank dann vorsichtig. Selbst schmecken konnte ich nicht, was für eine Sorte es war. Während ich Schluck für Schluck den Tee trank, aß Aaran sein Frühstück. Ich schielte auf das Essen, wusste aber genau, dass ich lieber bei Flüssigem blieb. Ich hatte nicht das Bedürfnis, noch einmal über der Kloschüssel zu hängen.
 

„Sag mal“, sagte Aaran irgendwann und es fiel mir schwer, seinen Ton zuzuordnen, „läuft da etwas zwischen dir und Duke?“
 

Überrascht blickte ich zu ihm hinüber. Mit der Frage hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Mir war nicht einmal in den Sinn gekommen, dass man unser Verhalten im Umgang miteinander so interpretieren konnte.
 

„Wie kommst du denn auf die Idee?“, fragte ich deshalb.
 

„Heißt das ‚Nein‘?“, stellte er die Gegenfrage. Sollte das bedeuten, dass er herausfinden wollte, ob ich vergeben war?
 

„Es impliziert ‚Nein‘“, erwiderte ich und beobachtete seine Reaktion. Er schien erleichtert. Das war eindeutig ein gutes Zeichen. Vielleicht sollte ich es erwidern. Von Nachteil konnte es nicht sein.
 

„Und hast du einen Freund?“, fragte ich also, obwohl ich die Antwort kannte.
 

„Nein“, antwortete Aaran. In seiner Stimme klang etwas Sehnsüchtiges mit.
 

„Aber einen in Aussicht?“, hakte ich nach.
 

„Schwer zu sagen“, erwiderte er lachend, anscheinend über meine Formulierung. „Und kannst du die Frage mit Ja beantworten?“
 

„Natürlich“, meinte ich nur und er sah mich ungläubig an. Gleichzeitig war da eine gewisse Niedergeschlagenheit. „Es gibt immer jemanden, der mit mir zusammen sein will!“, setzte ich erklärend hinzu.
 

Sein Gesichtsausdruck hellte sich auf. „Das zählt nicht“, bestimmte er und schob sein Frühstücksgeschirr auf die Fensterbank. Darauf hatte ich gewartet. Ehe Aaran widersprechen konnte, hatte ich sein Bein wieder zum Kopfkissenersatz degradiert. Ich hörte ihn seufzen, aber ansonsten war kein Protest zu vernehmen.
 

Auch wenn ich es nicht gerne sah und mich jedes Mal wieder darüber ärgerte, ich konnte mein Verhalten kaum ändern. Wenn ich krank war, benahm ich mich wie ein trotziges, mürrisches Kind. Ich hasste es wirklich. Aber genau wie gegen die Krankheit selbst, schien es mir nicht möglich etwas dagegen zu tun. Wahrscheinlich lag es am Kontrollverlust ... und der körperlichen Schwäche. Zwei Dinge, die ich absolut verabscheute.
 

Aaran ertrug mich erstaunlich gut – mit einer Gutmütigkeit, die ich ihm nicht zugetraut hatte. Wiederholt konnte ich erkennen, dass er in mich verliebt war. Eine gute Basis, aber auch jetzt, nachdem ich zwei Tage im Bett verbracht hatte, fühlte ich mich immer noch nicht wesentlich besser und schien körperlich nicht zu irgendwelchen „sportlichen Aktivitäten“ in der Lage zu sein. Inzwischen war Donnerstagabend. Mit anderen Worten: Ich hatte nur noch bis morgen Abend Zeit.
 

Seufzend ließ ich mich noch tiefer in das warme Wasser gleiten. Um in Ruhe über die Problematik nachdenken zu können, hatte ich mich vor einer guten Viertelstunde entschuldigt, ein Bad nehmen zu wollen ... was auch wirklich angebracht war. Nachdem ich mich zwei Tage lang nur aus der Horizontalen begeben hatte, um zur Toilette zu wanken, war ich verschwitz, roch dementsprechend und meine Haare begannen fettig zu werden, was meine leicht juckende Kopfhaut eindeutig bewies. So gesehen war nicht einmal eine Ausrede.
 

Aber zurück zu meinem Problem. Obwohl ich Dukes Formulierung des Wettinhalts in den letzten Wochen – in Hoffnung auf einen Ausweg – zur Genüge analysiert hatte, ging ich sie jetzt noch einmal durch. Und wieder kam ich zum selben Ergebnis: Um die Wette zu gewinnen, musste ich mit Aaran schlafen. Und ich war mir sicher, dass in meiner jetzigen körperlichen Verfassung allein der Versuch, nur mit einer Blamage enden konnte.
 

Unwillkürlich knirschte ich mit den Zähnen. So schnell würde ich nicht aufgeben. Synonyme, dachte ich. Vielleicht fand ich darüber einen Ansatzpunkt, egal wie vulgär sie waren. Ficken, flachlegen, bumsen ... Ich stutzte, als mir plötzlich das Wort „aktiv“ in den Kopf schoss. Alle Wörter standen im Aktiv. ... So wie ich, sinnierte ich. Ich machte auch alle Dinge selbst oder wirkte zumindest aktiv an Prozessen mit. Nie ließ ich mir die Kontrolle aus der Hand nehmen. Passivität war schlecht. Automatisch bildete ich Passivkonstruktion zu den Wörtern ... ficken lassen, flachlegen lassen, bumsen lassen ...
 

Ich rieb mir meine müden Augen und dachte mit gemischten Gefühlen an die entdeckte Möglichkeit. Es war ein Mittel, um die Wette zu gewinnen, aber es gefiel mir nicht. Es passte nicht zu mir. Absolut nicht. Deswegen hatte ich wohl bisher nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet.
 

Die Entscheidung war eine Frage des Stolzes, stellte ich dämmrig fest. Worunter litt mein Stolz am wenigsten? Ich hatte drei Optionen. Nein, es waren zwei. Ihn zu dominieren hatte ich bereits ausgeschlossen. Also entweder nahm ich selbst den passiven Part ein oder ich trug in aller Öffentlichkeit meine „Wettschulden“?
 

Tolle Entscheidungsmöglichkeiten, Seto, dachte ich sarkastisch und fragte mich gleichzeitig, wie ich in so einer brisanten Situation nicht hellwach sein konnte. Ich fühlte regelrecht, dass mir gleich die Augen zufallen würden.
 

***
 

„Seto, Seto“, drang es aufgebracht an meine Ohren, gefolgt von einem Platschen. Ich spürte warme Hände an Schultern und Beinen, dann wurde es kalt. Verwirrt blinzelte ich und blickte in das besorgte Gesicht von Aaran.
 

„Du hast mir vielleicht einen Schreck eingejagt“, brachte er erleichtert hervor und strich mir über die Wange. Während ich noch registrierte, dass ich wohl in der Badewanne eingeschlafen war, hatte Aaran sich schon einen Bademantel vom Haken geangelt und begonnen ihn mir, erstaunlich geschickt, anzuziehen.
 

Mir kam überhaupt nicht in den Sinn, dass er äußerst angebracht wäre, zu protestieren. In diesem Moment, stellte ich fest, war ich mir zum ersten Mal in den letzten Tagen wirklich Aarans Nähe bewusst. Seiner körperlichen Anziehung bewusst. Und das obwohl ich ihn schon eine Weile begehrenswert fand. Vielleicht war es die Krankheit, die mich abgelenkt hatte. Außer Frage stand, dass ich ihn jetzt, wo ich in sein liebevolles, besorgtes Gesicht blickte und gleichzeitig seine warmen Hände auf meiner Haut spürte, wollte.
 

Aaran setzte mich auf der Toilette ab, zog den Stöpsel aus der Wanne und begann das übergelaufene Wasser vom Bode aufzuwischen. Ich beobachtete die flüssigen Bewegungen und sah zu, wie sich die Muskeln unter seiner Haut spannten und entspannten. Dieser Anblick sagte mir das gleiche, wie mein Körper, der an den Stellen, an denen er mich berührt hatte, zu brennen schien. Ich wollte ihn, egal wie.
 

„Aaran“, flüsterte ich und bemerkte erst, als er zusammenzuckte, wie rau meine Stimme geklungen hatte. Ein wenig unsicher legte er das nasse Handtuch über den Badewannenrand und kam die paar Schritte zu mir hinüber.
 

„Was ist?“, fragte er und begann, als ich nicht antwortete, vorsichtig, mit der Kapuze des Bademantels meine Haare trocken zu rubbeln.
 

„Aaran“, flüsterte ich wieder und stellte zufrieden fest, dass sich auf seinen Armen Gänsehaut bildete. Ich versuch es, dachte ich, blickte in sein Gesicht und sah die Unsicherheit ... und die Lust. Ich legte meine Arme um seinen Nacken, zog ihn zu mir hinunter und küsste ihn.
 

Seine Lippen waren warm und unerwartet weich, im Gegensatz zu meinen, die sich rau anfühlen mussten, so kaputt, wie sie waren. Entschlossen bewegte ich sie gegen die seinen und Aaran erwiderte den Kuss fast sofort. Nach kurzer erster Unsicherheit war sein Kuss sanft ... und absolut dominant. Wie auch immer er das machte, es ließ meinen Atem stocken. Doch dann löste er sich plötzlich von meinem Mund und richtete sich auf. Er schien Abstand gewinnen zu wollen, aber da meine Arme immer noch fest um seinen Nacken geschlungen waren, zog er mich nur mit. Ich lehnte mich gegen ihn und begann meine Hüfte an seiner zu reiben. Beide stöhnten wir auf. Meine Güte, fühlte sich das gut an. Ich spürte wie erregt er war. Es kam einem Wunder gleich, dass er es überhaupt geschafft hatte, kurz von mir wegzukommen.
 

„Seto“, sagte Aaran und auch seine Stimme verriet, wie sehr er mich wollte. „Wenn jemand davon erfährt, bin ich meinen Job los“, brachte er mühsam hervor.
 

Ich intensivierte meine Hüftbewegungen, blickte ihn aus halbgeschlossenen Augen an und leckte mir vorm Sprechen kurz über die zu einem lasziven Grinsen verzogenen Lippen. Allein das brachte seinen Widerstand augenscheinlich zum Bröckeln.
 

„Wer soll das denn sein?“, fragte ich lustvoll. Die Bewegungen hinterließen auch bei mir ihre Spuren. Meine Lenden zogen beinahe schmerzhaft. Ich musste ihn so schnell wie möglich haben, sonst würde ich vor Hitze vergehen. „Hier mitten im Nirgendwo, während eines Schneesturms.“
 

Seine Augen verdunkelten sich, sein Blick war lustverschleiert. „Okay“, murmelte er und drückte mich gegen die nächstgelegene Wand. „Unter einer Bedingung.“
 

Ich nickte fahrig. Jede Bedingung war mir recht, solange er mich nur befriedigte. Aarans Hände wanderten unter den Bademantel, mein Oberschenkel hinauf und übten etwas unterhalb meines Pos sanften Druck aus. Ich verstand und schlang meine Beine um seine Hüfte. Unweigerlich musste ich stöhnen. Aarans Hände fuhren inzwischen über meinen Hintern und sandten damit heiße Schauer mein Rückgrat hinauf. Dann drückte er wieder zärtlich zu. Ich kippte meine Hüfte geradezu folgsam und schob sie noch ein Stückchen weiter hoch, sodass nun mein Po an seiner Erektion lag. Wieder stöhnten wir gleichzeitig auf. Scheiße, ist das gut, dachte ich und hatte das Gefühl mein Körper würde teilweise in Flamen stehen.
 

„Warum bewegst du nicht wieder deine Hüfte?“, fragte Aaran rau, aber es war ganz eindeutig eine Aufforderung. Ich kam ihr gerne nach und setzte die Bewegungen, die ich, als er mich gegen die Wand gedrückt hatte, unterbrochen hatte, lustvoll stöhnend fort. Heiße Schauer jagten von meinem Hinterteil aus durch meinen ganzen Körper.
 

Wie musste es erst sein, wenn er in mir war, dachte ich und klammerte mich an ihm fest. Ich hatte Schwierigkeiten meinen Rhythmus beizubehalten, so sehr brachte er mich um den Verstand. Aaran lachte leise.
 

„Das gefällt dir ganz eindeutig“, flüsterte er mir ins Ohr und leckte einmal darüber, bevor er seine Arme um meinen Rücken schlang und uns in sein Schlafzimmer bugsierte. Er drückte mich in die Laken und befreite mich vom Bademantel. Und während er begann meinen ganzen Körper zu küssen, diktierten seine Hände meiner Hüfte einen langsamen Rhythmus.
 

Scheiß drauf, dachte ich, selbst wenn ich morgen nicht sitzen können werde, das hier ist es wert.
 

***
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich immer noch erschöpft ... und unglaublich entspannt. Mein Kopf ruhte auf einer Kombination aus Kissen und Aarans Arm. Erstaunlich bequem. Er lag hinter mir, sein Kopf zwischen meinen Schulterblättern und sein Atem jagte mir warme und kalte Schauer über den Rücken. Seine Beine waren mit meinen verschränkt und sein anderer Arm lag über meinem Bauch und drückte mich besitzergreifend an ihn. Besitzergreifend klang miserabel, aber es fühlte sich bemerkenswert gut an. Sein warmer Körper an meinem. Aus einem plötzlichen Impuls heraus rückte ich noch näher zu ihm. Aaran quittierte das mit einem zufriedenen Brummen und strich federleicht über meinem Bauch.
 

Abgesehen von der Erschöpfung fühlte ich mich gut. Auch wenn mir etwas sagte, dass ich mich für die letzte Nacht hassen sollte, konnte ich es nicht. Dazu hatte ich es zu sehr gemocht. Und Aaran schätzte ich auch nicht so ein, dass er mir daraus einen Strick drehen würde.
 

Zugegebenermaßen, es klang erniedrigend. Aaran hatte mich absolut dominiert und mir hatte es gefallen, wie kaum etwas anderes in meinem Leben. Okay, ich fühlte mich ein wenig in meinem Stolz gekränkt. Aber immerhin hatte ich es so gewollt und immerhin hatte ich meinen Teil der Wette gewonnen. Und ich fühlte mich gut. Da konnte ich mich später mit der Aufarbeitung der Situation beschäftigen.
 

Ich spürte wie sich Aarans Atemrhythmus veränderte. Anscheinend wachte er auf. Ich blieb ruhig liegen, wusste nicht, wie ich mich jetzt ihm gegenüber verhalten sollte. Nach einem Moment hob er den Kopf, dann ließ er ihn wieder sinken und schmiegte sich an mich. Wahrscheinlich hatte er nur auf die Uhr gesehen. Es war schon nach elf, aber er schien noch nicht aufstehen zu wollen.
 

„Seto“, meinte er irgendwann, „bist du wach?“
 

„Ja“, erwiderte ich nur.
 

„Wie geht’s dir?“
 

„Gemessen an den Umständen, gut“, antwortete ich, konnte nicht ganz einordnen, was er mit der Frage bezweckte.
 

„Welche Umstände?“, fragte er ein wenig unsicher.
 

„Ich habe eine Grippe“, sagte ich nur. Ich verstand nicht, was das sollte. Es war ja offensichtlich. Erst als ich ihn aufatmen hörte, wurde mir klar, dass er gedacht hatte, ich könnte mögliche Folgen der letzten Nacht meinen.
 

„Wird es denn schon besser?“, fragte er besorgt und hauchte einen sanften Kuss auf meinen Rücken.
 

„Ja.“ Das stimmte glücklicherweise sogar. Trotzdem würde ich wohl noch mehrere Tage das Bett hüten dürfen.
 

„Dann ist ja gu...“ Aaran brach ab, als ein „Dingdong“ durchs Haus hallte. Wir erstarrten beide. Das war die Klingel.
 

„Scheiße“, fluchte Aaran nach dem dritten Klingeln. „Wer ist das denn?“
 

Ich spürte, dass er sich aufsetzte und anscheinend aufstehen wollte. Ich packte ihn am Handgelenkt. „Ignorier es!“, forderte ich. „Du riechst hundertprozentig nach Sex.“
 

„Auch wieder wahr“, murmelte er und ließ sich zurück neben mich sinken. Während das Klingeln immer schneller auf einander folgte, begann Aaran durch meine Haare zu kraulen. Trotz der beruhigenden Geste schlug mein Herz immer noch viel zu schnell. Wer war da so penetrant?
 

Ein „Dingdong“ folgte auf das nächste und ich begann schon einmal mehrere Auswegmöglichkeiten durchzugehen. Viel fiel mir nicht ein. Mein Kopf war wie leergefegt. Aber was sollte schon passieren, wenn niemand aufmachte. Selbst wenn wir darauf später angesprochen wurden, konnten wir einfach behaupten, wir hätten geschlafen. Irgendwann war es dann wieder still.
 

Aaran seufzte erleichtert und zog mich in seine Arme. Ich protestierte nicht. So hatte ich zumindest ein halbwegs akzeptables Kissen. Müde war ich schließlich immer noch. Ich hatte gerade die Augen geschlossen, da knarrte plötzlich die Schlafzimmertür.
 

„Aaran?“, erklang eine weibliche Stimme. Es folgte eine kurze Pause. „Das ist ja interessant!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Currywurstbrot
2010-07-04T21:05:32+00:00 04.07.2010 23:05
uuuuuuuuuuuuuuuuh
es geht weiter xD
und dann passiert auch noch DAS
ei ei ei
aber es war so schööön =)
mach schön weiter, ich freu mich immer
lg
Von:  MiriaMiri
2010-07-02T21:38:53+00:00 02.07.2010 23:38
OMG! Sie haben's gemacht! OMG! IMD! OMG! IMD!
Geil, geil, geil! *kreisch* und wer war die weibliche Person? aja, das kommt noch *schmoll* Ich wette es ist Aarons Schwester ^^

lg Miri
Ps. bitte schreib das nächste Kapi schneller!


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