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Aufstand im Fürstenland

Eine Odé an die Deutsch LK Zentralabitur-Klausur NRW
von

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Und wenn sie nicht gestorben sind...

Aufgabe 3: Versetzen Sie sich in die Situation der Bewohner des Fürstenlandes und verfassen Sie einen schriftlichen Protest gegen die Verbannung der guten Feen.

Nehmen Sie Stellung zur Einführung der Aufklärung, der Art und Weise, wie die Feen behandelt und ihr Eigentum verunglimpft wird und äußern Sie Ihre Gedanken bezüglich der neuen Regentschaft von Fürst Paphnutius und seinem ersten Minister Andres. (32 Punkte)
 

…oder: Eine Aufgabe, die blumenpups mal wirklich gerne bearbeitet hätte, wenn ihr die Möglichkeit dazu gegeben worden wäre.
 

Jeder, der mit einiger Phantasie begabt, soll, wie es in irgendeinem lebensklugheitsschweren Buch geschrieben steht, an einer Verrücktheit leiden, die immer steigt und schwindet, wie Flut und Ebbe.

(E.T.A. Hoffmann, deutscher Erzähler, Märchendichter, Komponist, Zeichner und Maler der Spätromantik. Mann, war der begabt!)


 

Häääää? Im dem Auszug, den du bei der Kurzbeschreibung hast, wird doch gar nicht deutlich, dass das gute Feen sind?!!
 

Stimmt. Da nicht.

Aber in der Klausur hatten wir noch eine Einleitung dazu, in der ausdrücklich stand, dass das Fürstentum „von guten Feen“ bevölkert wird, die „kleine Wunder tun“ und den Bewohnern ein nahezu „paradiesisches Leben“ ermöglichen, voller „Glück und Zufriedenheit“.

Ätsch.
 

Aufstand im Fürstenland – Ein Protest
 

Liebe Bürger und Bürgerinnen, Männer und Frauen, Mädchen und Jungen, Kobolde und Zwerge des Fürstentums Paphnutius, ehemals Demetrius!
 

Als hätten wir nicht schon genug durchgemacht in den letzten Wochen!
 

Der tragische Tod unseres geliebten und verehrten Fürsten Demetrius, Gott sei seiner Seele gnädig, hat uns alle tief und vor allem unvorbereitet getroffen; zur Beerdigung vergangenen Mittwoch erschienen Hunderte von euch, um ihm die letzte Ehre zu erweisen, eurer schmerzenden Trauer Ausdruck zu verleihen und auf Verständnis zu stoßen.
 

Doch während wir den Verlust Demetrius beklagten und beweinten, forderte sein junger Sohn Paphnutius seine rechtmäßige Nachfolge und nahm den Platz seines Vaters ein. Aber anstatt den Versuch zu wagen, in die Fußstapfen seines Vorgängers zu treten, stürzte er unser wohl behütetes Land in eine tiefe Krise, aus der es sobald kein Entkommen zu geben scheint.
 

Die guten Feen – verbannt und versklavt!

Wer hätte vor kurzer Zeit auch nur daran zu Denken gewagt?
 

Plötzlich prangte überall das verfluchte Edikt, das die Aufklärung verkündete, an allen Häuserwänden und Gartenzäunen, Ställen und Bäumen, ja, sogar die Hunde trugen es in ihren feuchten Schnauzen umher!

Am selbigen Tage ereignete es sich, dass die guten Feen von den Handlangern des Fürsten verhaftet und nach Dschinnistan zurückgekarrt wurden, wie Vieh, das zum Schlachthof abtransportiert wird!
 

All ihre Habseligkeiten wanderten in den zweifelhaften Besitz der Burg über, manche munkeln hinter hervor gehaltener Hand, dass selbst ihre prächtigen Schwäne nicht verschont und stattdessen an der Tafelrunde serviert wurden!
 

Die Feen, diese zarten, gutmütigen Wesen, in Handschellen!
 

Wer dachte, nichts würde sein Herz mehr zum Bluten bringen als dieser grauenvolle Anblick, der wurde bald schon eines Besseren belehrt.
 

Die Schreie der geflügelten Pferde, die wir alle immer bestaunt und bewundert hatten, erfüllten tagelang das Land, als ihnen die Flügel mit rostigen Macheten abgeschnitten wurden; immer noch ist ihr einst glänzendes Fell von eingetrocknetem Blut besudelt, ihre Blicke zeigen deutlich den unsagbaren Schmerz, den sie empfinden, während sie in Ställen gehalten werden wie Verbrecher in einem Verließ!
 

Ihrer einstigen Freiheit, durch die Lüfte zu schweben, beraubt, eingekerkert in Boxen, in denen sie sich kaum einmal um die eigene Achse drehen können, dazu gezwungen, niedere Arbeiten für die Handlanger des Fürsten zu tun, starben viele von ihnen; ob nun an den miserablen Umständen und der schlechten Behandlung oder an gebrochenem Herzen, sei dahingestellt und gar nicht weiter zu diskutieren.
 

Doch nicht genug mit dieser Tierquälerei, dieser Erniedrigung und Schmach!

Die Aufklärung, die von Paphnutius und seinem zwielichtigen Minister Andres, der (wie wir aus sicherer Quelle erfahren konnten) der einstige Kammerdiener des jungen Fürsten war, so vehement gefordert und gutgeheißen wird, bringt Verderben über unser einst so friedliches, harmonievolles Land!
 

Ganz davon zu schweigen, dass diese Entscheidung über unsere Köpfe hinweg und ohne unsere Zustimmung gefällt wurde, sind die Beweggründe so unverständlich, wie sie nur seien könnten!
 

Nicht nur, dass der Märchenwald im Südwesten mittlerweile beinahe vollständig abgeholzt wurde und hunderte Kobolde, sowie andere Waldwesen, ihr geliebtes zu Hause verloren haben, nein!
 

Die Meerjungfrauen berichten von großen Transportschiffen, die den Fluss zum Meer, indem sie sich eingerichtet hatten, als Abkürzung missbrauchen, auf Geheiß des Fürsten, und ihnen ein Leben in Frieden unmöglich machen.

Neptun berichtete von zahlreichen Verletzten und schloss auch die Möglichkeit der Abwanderung in andere, friedlichere Gebiete nicht aus, was uns das Fischen um einiges schwieriger gestalten würde.
 

Bedienstete des Fürsten haben damit begonnen, Kartoffeln auf unseren wunderbaren Feldern anzubauen, eine Knolle, die weder sonderlich gut schmeckt noch riecht oder aussieht und die außerdem nur allzu leicht von tückischen Plagen befallen werden kann, die wir ohne die Hilfe der Feen wohl kaum verhindern, geschweige denn hinnehmen können.
 

Ja, liebe Bürger und Bürgerinnen, Männer und Frauen, Mädchen und Jungen, Kobolde und Zwerge, der Schein trügt nicht!

Es ist schlecht bestellt um unser Land, seitdem wir der Tyrannei von Paphnutius und Andres hilflos ausgeliefert sind!
 

Selbst die Kinder haben sie nicht geschont!

In den Dorfschulen ähnelt es mehr und mehr einer futuristischen Folterkammer. Die Knaben und Mädchen werden zwei Mal täglich unter Androhung schlimmster Strafen dazu gezwungen, im Chor zu singen; im Unterricht werden sie mit Ebenengleichungen, Vektoren, Matrizen und anderem ungeheuerlichen, höchst unverständlichen mathematischen Problemen malträtiert.
 

Zentralabitur und Hungersnöte werden nicht mehr lange auf sich warten lassen, wenn wir nicht endlich etwas dagegen unternehmen!
 

Revolutionen in anderen, entfernten Ländern haben es uns vorgemacht, wie ein Volk mit einer solch despotischen Regierung handeln sollte!
 

Wir dürfen nicht länger Stillschweigen bewahren und den Kopf hinhalten und diese fürchterlichen Zeiten über uns ergehen lassen!

Wenn wir uns nicht schleunigst zusammenfinden und uns gegen Paphnutius und Andres auflehnen, sie am eigenen Leib spüren lassen, was sie uns angetan haben, dann ist die 48-Stunden-Woche nicht mehr weit, dann müssen unsere Eltern und Großeltern, nicht zu vergessen wir selbst, unsere Kinder und Kindeskinder, bis ins hohe Alter hinein arbeiten, um später dann doch bloß eine lächerlich niedrige Rente zu erhalten.
 

Ich wage sogar zu behaupten, dass die D-Mark abgeschafft und eine einheitliche Währung auf dem gesamten Kontinent eingeführt wird, die uns vor ungeahnte, finanzielle Probleme stellen wird und nahezu an Betrug grenzt!
 

So weit dürfen wir es unter gar keinen Umständen kommen lassen!
 

Die Verbannung der Feen nach Dschinnistan war bloß der erste Schritt in eine vollkommen falsche Richtung, die uns alle noch an den Abgrund unserer Existenz bringen wird!
 

Wollen wir tatenlos zusehen, wie unser einst paradiesisches Land Stück für Stück zerstört wird, bis alle alten, moralischen Wertvorstellungen zu Nichte gemacht wurden?

Ich sage NEIN!
 

Nein zur Aufklärung!

Nein zur Verbannung der Feen!

Nein zur „Verbesserung der Dorfschulen“ und der Rohdung des Märchenwaldes!

Nein zu Paphnutius und Andres!
 

Nehmen wir uns ein Beispiel an den anderen, fernen Völkern, deren Revolutionen große Wellen geschlagen und alles verändert haben!

Nehmen wir uns ein Beispiel an den mutigen, furchtlosen Männern und Frauen, die für ihre Freiheit gekämpft und ihr Schicksal selbst in die Hand genommen haben!
 

Nehmen auch wir unser Schicksal selbst in die Hand, greifen zu den Waffen und schlagen sie mit ihren eigenen Mitteln, die Tyrannei und Brutalität heißen!
 

Lasst euch nicht länger einschüchtern von ihren Drohungen, lasst euch nicht beeindrucken von ihren traumhaften Visionen, sondern erinnert euch daran, welche Grausamkeit sie den Feen zugemutet haben und stellt euch vor, ihr könntet die Nächsten sein!
 

Ich sage: Ab mit Paphnutius Kopf! Ab mit Andres Kopf!

Und auf in ein Leben, dass wir alle zu schätzen wissen, ein Leben, dass wir lieben, ein Leben, das etwas bedeutet!
 

Verliert den Mut nicht, denn wir können es schaffen!
 

Ende.
 

PS: HAHAHAHA! Andres hat bestimmt nicht bedacht, dass die Gedankenfreiheit auch irgendwie zur Aufklärung gehört! Er kann also nicht mal was dagegen unternehmen!

FÜRCHTET EUCH NICHT!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2014-09-11T16:05:07+00:00 11.09.2014 18:05
Hey (#´‿´)旦

*lacht* das war cool und hat sich verdammt echt angehört,
wie ein Aufrührer der das Volk antreibt. mir hat der Sarkasmus
gefallen und auch dein Einfallsreichtum, was du alles an miss-
ständen aufgeführt hast^^ und wie ungeheuerlich es klingen
kann, was wir haben.

CuCu, Jyorie

Von: abgemeldet
2010-11-16T15:35:57+00:00 16.11.2010 16:35
huhu
deine rede(?) war echt geil^^
ich hab zwar den text in der einleitung nicht ganz verstanden,
aber die rede hat mich echt... mitgerissen XD

die armen kinder müssen sich mit mathemaik rumschlagen,
die renten werden zu niedrig,
man muss zu viel und zu lange arbeiten,
tztztz,
traurig aber wahr ^^

hast du des echt so in der prüfung geschrieben?? o.O
wenn ja, respekt,
da werden die lehrer erstmal geschaut haben :P

lg schoko_cooky


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