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Kazosomane Hatake II

Ich lebe
von

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Wiederaufbau - Es geht voran

Über zwei Monate. Über zwei Monate war ich schon im Krankenhaus. Hatte drei weitere Operationen hinter mir. Eine davon eine Cardioversion. Grob gesagt wurde elektrischer Strom in mein Herz ‚geschossen’, damit es endlich wieder regelmäßig schlug. Eine neue Herzklappe. Einen Bypass. Mein Körper zeigte Wunder. Mein Herz. Diese Operationen halfen wirklich. Mein Herz wurde langsam stärker. Stabiler. Immerhin konnte ich endlich wieder laufen. Sogar ohne Unterstützung. Die Dyspnoe wurde seltener. Krankengymnastik. Intensive Untersuchungen. Meine Rippen heilten wieder. Es wurde besser. Alles wurde besser. Körperlich.
 

Psychisch..........
 

Dr. Himotoko war eine Psychiaterin. Mittleres Alter. Dunkle Haare, helle Augen. Sehr selten in unserer Gesellschaft. Sie wirkte nett, als sie in mein Krankenzimmer trat. Hatte sich bei mir vorgestellt. Ein paar Takte mit mir geredet. Bevor es ernst wurde.

„Ich weiß, dass du unglaubliche Fortschritte machst. Ich habe mich umgehört. Du bist oft alleine.“

„Iruka Umino besucht mich regelmäßig.“

„Sonst niemand?“

„Ich will nicht, dass mich jemand so sieht.“

„Wie siehst du denn aus?“

„Ich bin schwach. Ich darf aber keine Schwäche zeigen. Ich bin ein Shinobi.“

Dr. Himotoko betrachtete mich unbeeindruckt. Setzte sich zu mir. Sah mich interessiert an. Diese Frau. Sie wirkte nett. Hatte etwas an sich. Ich spürte es. Man konnte ihr vertrauen. Und sie war eine Fremde. Ich würde nicht viel Kontakt zu ihr haben. Bestimmt nicht. Also konnte ich mit ihr sprechen. Ja. Ich war jetzt schon über zwei Monate in diesem Krankenhaus. Hatte kaum Kontakt zu meiner Außenwelt. Sah einzig Schwester Griesgrämig regelmäßig. Mit der konnte ich doch auf keinen Fall reden. Die war ja schon genervt, sich überhaupt mit mir abgeben zu müssen.

Dr. Himotoko war da anders. Zumindest mein Gefühl. Sie war Psychiaterin. Es war ihr Job mir zuzuhören. Mich zu beraten. So konnte ich mich doch entlasten. Meine Seele entlasten. Auch wenn ich dadurch mehr von mir preisgab als ich eigentlich wollte. Diese nette, fremde Frau. Sah mich klar an und stellte mir immer wieder belastende Fragen.

„Du darfst also keine Schwäche zeigen? Weil du ein Shinobi bist?“

„Ja.“

„Warum dürfen deiner Meinung nach Shinobi keine Schwächen haben?“

„Shinobi sind Krieger. Wir schützen unser Zuhause. Die Welt ist nicht friedlich. Zeigen wir unsere Schwachpunkte, sinkt unsere Chance zu überleben. Und wir bringen damit die in Gefahr, die wir lieben.“

Einleuchtend, nicht wahr?

„Das ist schwierig. Ein unrealistisches Ziel. Jeder Mensch hat eine Schwäche. Und niemand kann diese zu jeder Zeit verbergen. Es ist auch nicht gesund. Kazosomane Hatake. Du darfst Schwächen haben.“

Was auch immer.... Trotzdem. Wer sollte mich überhaupt besuchen kommen, außer Iruka. Ich hatte viele gute Bekanntschaften. Nette Gesellschaft. Aber Freunde? Im Grunde genommen war Iruka mein einzig wirklicher Freund. Früher gab es ja noch Nickey. Aber seit Itachi’ s Anschlag hatte ich sie nicht mehr gesehen. Mehr Freunde konnte und wollte ich mir nicht leisten. Gute Bekanntschaften. Aber mehr auch nicht. Das machte mich nur schwach.

Himotoko beobachtete mich weiter. Hatte einen seriösen Gesichtsausdruck aufgesetzt.

„Du bist jetzt neun Wochen im Krankenhaus. Hast du in dieser Zeit einmal deinen Bruder besucht? Dem Hokage zufolge hattest du bisher nicht nach ihm gefragt.“

„Ich kann nicht......... Ich kann Kakashi nicht sehen.“

„Warum kannst du es nicht? Tsunade gab an, du und dein Bruder seid in einen Konflikt geraten. Wobei Konflikt eine durchaus große Untertreibung ist. Sag mir. Wie ist die Beziehung zu deinem Bruder?“

„Meine Beziehung zu Kakashi?“

Der Gedanke daran ließ mich zynisch grinsen. Die Beziehung zwischen Kakashi und mir? War das nicht bekannt?

„Meine Beziehung zu Kakashi ist wohl einmalig. Wir sind beide im Krankenhaus. Wir haben uns jetzt wieder einmal Monate nicht mehr gesehen, obwohl wir nah beieinander sind. Wie wird dann wohl unsere Beziehung zueinander sein?“

„Schlägt er dich? Misshandelt er dich?“

Was? Mein Herz. Mein Herz! Das konnte doch nicht sein! Nein! Wie konnte jemand nur so etwas fragen?! Das durfte doch nicht sein!!

„Warum diese beschissene Frage?!“

„Es tut mir Leid. Aber ich habe deine Patientenakte durchgelesen. Ab dem 20. Krankenhausaufenthalt habe ich aufgehört zu zählen. Das ist ungewöhnlich hoch; selbst für einen Shinobi. Und viel zu oft steht mit diesen klinischen Einweisung der Name Kakashi Hatake in der Verbindung. Das ist leider verdächtig.“

Das war doch Blödsinn. Wieder hatte ich mich also geirrt. Diese Frau war alles andere als nett!!! VERDAMMT!!

„Was soll das? Gehen Sie!! Was mit uns ist, geht niemanden etwas an!! Kakashi misshandelt mich nicht!!!“

Dr. Himotoko blieb trotz meinem Ausbruch ruhig. Betrachtete mich klar.

„Es tut mir Leid, Kazosomane, sollte ich dich beleidigt haben. Es sah leider nun einmal so aus. Ich musste es dich fragen. Versuche, ruhig durchzuatmen. Versuche, dich wieder zu beruhigen.“

Mein Herz. Meine Emotionen. Ich war so wütend. Unglaublich rasend. Wollte diese Frau einfach nur angreifen. Wie konnte sie es nur wagen, mich so etwas zu fragen? Wie konnte sie nur? Aber trotzdem. Ich war kein kleines Kind mehr. Verdammt noch mal. Ich hatte schon genug Scheiße gebaut. Tief durchatmen, Kazuu. Denk daran. Dein Herz erträgt diesen Stress noch nicht.

„Möchten Sie wirklich wissen, warum ich so oft in das Krankenhaus eingeliefert wurde?“

„Natürlich.“

„Ich sage es Ihnen. Ich bin ein scheiß Miststück. Eine blöde Kuh! Kakashi und ich haben ein schlechtes Verhältnis zueinander! Und das ist vor allem meine Schuld! Ich habe mich mit ihm angelegt!! Immer und immer wieder! Ich habe ihn so oft angegriffen. Die Kämpfe habe ich so oft angefangen. Und selbst, wenn er angefangen hat, ich hatte es immer verdient. Wir sind Geschwister. Wir streiten. Das ist einfach so.“

„Kazosomane...... sage mir ehrlich. Hast du Angst davor mit deinem Bruder zu reden. Du beschützt ihn. Offensichtlich liebst du ihn. Aber du sprichst nicht mit ihm?“

Mit Kakashi reden? Ich sah diese Frau ernst an. Irritiert.

„Es ist nur so, dass....... diesen Kampf hatte ich angefangen. Wie soll er mir das denn verzeihen. Nein. Ich will mich nicht ihm stellen. Er wird mir sagen, dass er enttäuscht von mir ist. Und er wird mir zeigen, dass er mich hasst. Ich kann das nicht ertragen. Jetzt noch nicht.“

„Bedeutet das, dass du Angst vor möglichen Konsequenzen hast? Emotionale Konsequenzen. Deine Ängste sind nicht ohne. Es ist schlimm, wenn Menschen das Gefühl haben nicht geliebt zu werden. Ich kann dir nur diesen einen Rat geben. Stell dich deiner Angst. Rede mit deinem Bruder. Ihr habt genügend Angelegenheiten miteinander zu klären. Kakashi ist vernünftig. Ich kann es dir natürlich nicht versprechen, aber ich bezweifle ehrlich gesagt, dass dein Bruder dich wegstößt. Vielleicht wird er sehr aufgeregt sein und möglicherweise sich aggressiv verhalten. Aber dein Bruder Kakashi wird dich nicht wegstoßen. Nur du musst es versuchen. Du musst dich überwinden. Deine Ängste überwinden. Du musst mit deinem Bruder sprechen.“
 

Mit Kakashi reden.....
 

Kakashi........ was wenn er mich doch wegstieß. Wenn er sagte, er wolle nie wieder etwas mit mir zu tun haben. Was, wenn er sagte, ich hätte niemals auf die Welt kommen dürfen. Was, wenn er mich wirklich hasste. Kakashi..... Ich hatte ihn doch schon wieder so lange nicht mehr gesehen. Ich bereute es. Ich meine, vor diesem ganzen Scheiß hatten wir uns doch ziemlich gut vertragen. Und dann war ich mal wieder so unbeherrscht. Wie ein trotziges, kleines Kind. Ich hatte wieder einmal keine Kontrolle über meine Gedanken und Paranoia gehabt. Dies hatte zu meinen unberechenbaren Handlungen geführt.

Kakashi...... ich hatte Angst. Wirklich reine Angst ihn zu sehen. Wie würde er auf mich reagieren? Genau das. Genau diese Unwissenheit war es. Diese Unwissenheit machte mir so unglaublich viel Angst. Nein! Ich konnte ihn nicht sehen. Ich konnte Kakashi einfach nicht sehen.
 

Iruka war wieder zu Besuch. Er kam eigentlich fast jeden Tag zu mir. Wir redeten. Er half mir bei der Krankengymnastik. Redete immer mit den Ärzten. Setzte sich durch. Er war einfach mein bester Freund. Unseren Kuss verschwiegen wir. Wir taten so, als sei es niemals passiert. Nein! Iruka war mein bester Freund. Ein Teil meiner Familie. Mehr nicht.

Ich hatte ihm von der Psychiaterin und deren Worte erzählt. Und er schien ihr auch noch zuzustimmen.

„Das ist genau das, was ich dir gesagt habe. Irgendwann musst du wieder mit Kakashi reden. Du wirst irgendwann entlassen. Und er auch. Was wollt ihr dann machen? Euch aus dem Weg gehen? Dürfte wohl schwierig werden. Dann müsste einer von euch aus eurem Haus ausziehen.“

„Und wer soll dann ausziehen? Ich wurde dort geboren!“

„Siehst du? Dann sage ich es dir zum x- ten Mal. Rede endlich mit Kakashi!“

Ja. Iruka forderte es nicht zum ersten Mal. Zwei Wochen fast jeden Tag versuchte er es. Bisher ohne Erfolg. Iruka’ s Blick ernst. Griff meinen Arm.

„Ich schlepp dich in sein Krankenzimmer. Ich weiß, du wirst dich später an mich rächen. Aber im Moment hast du wirklich keine Chance gegen mich.“

„Würdest du mich bitte loslassen. Iruka, du spinnst wohl.“

„Nein. Du bist so unglaublich stur. Das hast du mit Kakashi gemeinsam. Ihn krieg ich auch nicht dazu zu dir zu gehen. Und er weigert sich.“

„Siehst du. Meine Befürchtungen stimmen.“

„Nein.“

Iruka seufzte. Schüttelte ernst den Kopf. Sah mich klar an.

„Ich glaube, du hast echt keine Ahnung wie sehr du ihm ähnelst.“

„Was meinst du? Kakashi ist so stark. Er hat bis zuletzt versucht nicht zu kämpfen. Und ich habe ihn angegriffen. Du kennst mich. Du weißt doch, was ich mache, wenn jemand mich nur schief ansieht.“

Iruka. Er fing kurz an zu lachen. Zog mich trotzdem unsanft aus meinem Bett.

„Sieht so aus, als hättest du endlich deine Persönlichkeit wieder. Zeit wird’ s.“

“Denkst du ernsthaft, es war ein Witz? Hör auf, dich über mich lustig zu machen.

„Entschuldige. Ich weiß, wie du reagierst. Aber das ist nun einmal deine Art. Aber nur weil Kakashi sich ruhiger und gelassener verhält als du, seid ihr nicht wie Tag und Nacht. Ich war nicht nur bei dir. Und ich kenne euch beide gut. Ich meine, seht euch doch schon ähnlich und auf Missionen handelt ihr auch nicht gerade stark unterschiedlich. Ihr beide macht alles, um Konoha zu beschützen. Ihr seid beide loyal, höflich – okay, du bist es zumindest die meiste Zeit – beliebt. Und ihr seid beide – wirklich alle beide – so unglaublich stur. Du redest nicht mit ihm und er redet nicht mit dir. Nur weil ihr beide Schiss vor dieser Konfrontation habt. Ihr geht noch von eurem schlechten Gewissen ein.“

„Kakashi..... hat Angst?.... warum?“

„Aus dem selben Grund, wie du. Geh zu ihm und frage ihn einfach. Jetzt komm schon. Ich begleite dich.“

„Nein, Iruka. Hör jetzt auf damit!“

Ja. Er behandelte mich wie früher. Jetzt hatte er seinen strengsten Blick aufgesetzt. Meinen Arm immer noch in seinem Griff gehabt. Mich festgehalten.

„Nein. Du hörst auf. Irgendwann musst du dich mit Kakashi aussöhnen. Ihr werdet jetzt miteinander reden. Ich weiß, dass keiner von euch ohne Zwang den Anfang machen wird. Aber du kennst mich. Ich zwinge dich zu deinem Glück. Das habe ich schon immer getan.“

„Iruka! Lass mich doch.....“

„Du kommst jetzt mit. Du kannst dich doch sowieso nicht wehren.“

„Und ob ich das kann.“

„Das wirst du aber nicht tun. Denk an dein Herz bitte. Auch wenn du endlich wieder laufen kannst. Und einigermaßen stabil bist. Du solltest dich körperlich nicht überlasten. Das weißt du. Also wehr dich nicht. Und komm mit mir. Wir gehen zu Kakashi.“
 

Iruka hatte keine lehre Drohung ausgesprochen. Er hatte mich mit sich gezogen. Ich ließ es sein, gegen ihn zu arbeiten. Ich wollte es nicht. Nicht gegen Iruka. Ließ mich mitschleifen. Durch den Krankenhausflur. Ignorierte die verwunderten Blicke des Pflegepersonals. Iruka zog mich ungehemmt mit. Auf die andere Seite des Flurs. Bis zu einer Zimmertür. Er klopfte und trat ohne auf Antwort zu warten mit mir im Schlepptau ein. Auch ein Einzelzimmer. Ähnlich gebaut wie meines. Sein Blick. Das Buch, das er gerade gelesen hatte – natürlich sein bescheuertes Paradise – legte er geschlossen auf den Kissenrand. Schwarzes Shirt, das Gesicht verdeckt. Ich kannte ihn gut genug. Ich kannte seine Gesichtszüge, wusste von klein auf, welche Mimik unter seinem Tuch aufgesetzt hatte. Zuerst überrascht. Jetzt schon beinahe geschockt. Kakashi. Er war noch immer verbunden. Die Wunden an seinem Gesicht waren inzwischen verheilt. Er sah besser aus, als vor einigen Wochen, als ich ihm im Flur begegnet bin. Kakashi. Er schwieg unbehaglich. Starrte mich nur an. Kakashi...... Was soll ich den nur sagen? Was soll ich machen? Ich wurde gezwungen mitzukommen. Ich will nicht. Ich will nicht mit dem Sprechen anfangen. Egal, was ich sagen werde, es wird falsch sein. Ich sollte nicht hier sein. Nicht in diesem Zimmer. Nicht in dieser Situation. Ich starrte Kakashi einfach nur an. Er mich. Vorsichtiges, ängstliches Schweigen. Bis jemand reagierte.

„Kazuu! Jetzt steh nicht so blöd da. Ihr seid beide unmöglich. Wie kann man so stur sein?“

„Sei still, Iruka.“

„Das bin ich nicht!“

Kakashi hatte ihn mit äußerst entgeistert angesehen. Na, klar. Iruka hatte ihn sehr selten so angefahren. Um ehrlich zu sein. Er hatte eigentlich immer den größten Respekt vor meinem Bruder. Und jetzt dieser Ton. Ungewohnt. Und Iruka hörte auch nicht auf. Klang sehr streng. Redete mit uns Geschwistern.

„Du bist jetzt hier, Kazuu! Und du, Kakashi, kannst nicht weg. Ihr seid beide jetzt in diesen Raum! Ihr seid bald wieder körperlich fit und könnt entlassen werden. Aber zuvor solltet ihr noch einiges klären! Also! Redet!!! Verdammt noch einmal!!“

Was für eine Rede. Nachdem er mich recht unsanft mehr in Richtung Kakashi gedrückt hatte, verschränkte Iruka beinahe wütend seine Arme. Hielt sich mehr in den Hintergrund. Wurde von Kakashi noch genervt angeraunt.

„Du weißt genau, dass ich dich derzeitig nicht in deinen frechen Hintern treten kann. Das ist der einzigste Grund, warum du plötzlich so frech bist.“

„Gekonnt ist gekonnt.“

„Am besten, du bist still.“

Das hatte er doch sowieso schon vor. Iruka hatte nichts dagegen. So mussten wir reden. Kakashi und ich. Wir konnten uns nicht die ganze Zeit anschweigen. Irgendjemand musste doch anfangen. Tief Luft holen.

„Kakashi, ich....“

„Kazuu, es.......“

Normalerweise zählte solche gleichzeitige Ausrufe zu den lustigen Situationen. Aber heute. Nein. Wir hatten sofort geschwiegen. Sahen uns traurig an.

Scheiße! Verdammt! Irgendjemand musste anfangen. Langsam und vorsichtig trat ich näher. Kniete mich unter Schmerzen zu ihm an sein Bett. War nun mit Kakashi auf einer Augenhöhe. Aufsteigende Panik. Ich zitterte leicht. Ignorierte die Schmerzen an meinen Rippen. Hatte schon fast das Gefühl für einen kurzen Moment keine Luft zu bekommen. So schwierig. Es war so schwierig. Ich musste endlich meinen Mund aufmachen!

„Kakashi.... ich.... ich...“

„Sag mir doch, was du willst, Kazosomane.“

„Ich......... Hasst du mich?“

War es das wirklich? Warum fragte ich ihn? Warum war mir das ausgerechnet jetzt eingefallen? Warum? Warum habe ich das Kakashi gefragt?
 

„Nein, Kazuu.“
 

Kakashi. Dieses Mal war es eine klare Antwort. Kakashi. Er packte meinen Arm. Zog mich wieder hoch. Sah mich klar an. Ließ mich wieder los.

„Nein, Kazuu. Um Gottes Willen. Ich habe dich niemals gehasst. Du bist meine Schwester.“

„Warum hast du dann die Frage vorher nicht beantwortet? Ich..... ich war so unglaublich wütend.... Du hattest nicht klar geantwortet und ich dachte....... und dann Mutter...“

„Ich werde es dir erklären. Irgendwann. Ganz sicher. Aber.....“

Kakashi.... er klang traurig.

„Als du so ausgetickt bist, da hast du mich verletzt. Als du mich fragtest, ob ich dich hassen würde.... das war eine reine Demütigung. Es war einfach verletzend. Und das wiederum hat mich wütend gemacht.“

Ernste Blicke. Kurzes Schweigen. Iruka räusperte sich.

„Ich denke, ihr kommt jetzt klar. Immerhin habt ihr endlich mal den Anfang gemacht. Ich werde gehen, dann könnt ihr noch in Ruhe reden.“

Iruka wandte sich zur Tür. Beugte sich kurz zu mir. Und flüsterte mir ins Ohr.

„Ich werde später noch einmal mit dir reden. In Ruhe und allein.“

Klare Worte. Ich schwieg. Starrte immer weiter Kakashi an. Iruka verließ den Raum.

Kakashi....... Er versuchte es verzweifelt mit einem Grinsen.

„Als ob wir seine Familie wären.“

„Das sind wir auch.......“

“Kazuu.... Das ist alles verdammt schief gelaufen. Du und ich. Es ist verdammt schief gelaufen.“

„Es tut mir Leid, Kakashi. Ich habe absolut durchgedreht. Aber ich war......“

„Durcheinander.“

Kakashi nickte traurig zustimmend. Sah mich nicht an.

„Es ist ja nicht nur deine Schuld. Dieser Kerl..... er hat alles aufgewühlt. Er hat mich aufgewühlt. Ja, es stimmt. Mutter starb bei deiner Geburt. Und ja. Anfangs wollte ich dich nicht einmal sehen. Vater hatte alles versucht, damit ich dich akzeptierte. Aber es hatte nicht geklappt. Ich wollte dich einfach nicht in den Arm nehmen. Dich nicht halten. Wie gesagt, ich hatte dich nicht einmal angesehen.“

Kakashi....... Es schmerzte. Es tat unendlich weh. Mein Herz. Seine Worte. Also doch. Seine Worte. Es tat nur weh. Ich konnte mich nicht wirklich auf meine Beine halten. Musste mich hinsetzen. An eine Ecke des Zimmers. Die Knie an meinen Körper gepresst. Es tat weh. Mein Herz! Ich verschränkte meine Arme über meine Knie. Starrte Kakashi einfach nur an. Ich spürte sie. Wenige Tränen meine Wangen herunterlaufen. Nicht viele. Still. Heimlich. Kakashi...... Er lag nur da. Sah mich traurig an. Machte keine Anstalten aus dem Bett zu steigen. Redete leise weiter. Ich verstand alles.

„Irgendwann in der Schwangerschaft hat sie geblutet. Es war eigentlich noch zu früh. Du warst fast vier Wochen zu früh dran. Weißt du, natürlich weiß ich nicht alles, was da ablief. Ich war acht. Da versteht man noch nicht alles. Mit vierzehn hatte ich nachgefragt, was genau passiert ist. Ich hatte nur mitbekommen, wie Mutter plötzlich unglaublich viel Blut verlor und Schmerzen hatte. Ich weiß noch genau, wie sie immer wieder schrie ‚Nicht mein Baby. Bitte nicht mein Baby.“

Nein..... Das war so schrecklich. Er war doch erst ein Kind gewesen und hatte das erfahren müssen........

„Kazuu... Ich weiß es tut mir Leid. Ich weiß es tut weh. Ich wollte es dir doch auch nie sagen. Ich habe es versucht zu verbergen. Alles. Aber jetzt ist es raus. Und du wirst jetzt die Wahrheit erfahren. Alles. Einfach alles. Nur so haben wir noch eine Chance. Keine Lügen mehr.“

Kakashi.......

„Es war zu spät, um sie in das Krankenhaus zu bringen. Damals wohnte neben uns eine Ärztin. Sie kam sofort. Ich wurde natürlich weggeschickt. Was ich später mitbekam, da war dieses kleine Ding. Du warst klein und zerbrechlich. Überall das Blut. Und du warst schwach. Verdammt. Du warst fast einen Monat zu früh dran. Deine Lungen waren noch nicht ganz ausgereift. Dein Herz zu schwach. Sie hatten dich ins Krankenhaus gebracht. Und Mutter...... sie hat es einfach nicht geschafft. Es war irgendein Aneurysma in der Gebärmutter. Es ist geplatzt. Das hatte die Blutung und die Geburt ausgelöst. Sie ist verblutet und du musstest um dein Leben kämpfen. Das war zu viel.“

„Kakashi..... bitte... nicht....“

„Hör mir zu. Du musst es erfahren. Ja. Damals war ich traurig. Und zornig. Ich meine, wie konnte Mutter einfach so sterben? Das war absolut unfair. Es war unfair. Es musste doch jemand geben, der an diesem ganzem Scheiß schuld war. Ich hatte es mir eingeredet. Ich tat, als seiest du Schuld dran.“

Warum? Warum musste er das denn nur tun? Warum tat er mir das an? Ich musste schlucken. Es tat einfach nur weh.

„Hör auf, Kakashi. Hör auf!“

„Nein!!! Mach ich nicht!! Hör mir zu! Ich bin noch nicht fertig. Ich hatte es mir eingeredet. Ich dachte deswegen konnte ich dich nicht ertragen. Dich nicht sehen. Dich nicht halten. Nichts. Aber schon bald war mir eines klar. Ich liebe dich. Du warst klein und zerbrechlich. Du hast die ersten drei Monate um dein Leben gekämpft. Du warst so schwach. Ein schwaches, kleines Baby. Ich hatte mich geweigert, dich zu lieben. Dir zu nah zu kommen. Aber ich hatte dir keine Schuld gegeben. Nein. Das war es nicht. Ich hatte einfach Angst. So unglaublich viel Angst. Dich zu verlieren. Ich wollte dir nicht nahe kommen, denn du könntest sterben. Diesen Verlust hätte ich nicht ertragen.“

„Das reicht, Kakashi..... hör auf......“

„Nein....... Dann kam dieser Tag. Vater...... ich habe ihn gefunden.. im Wohnzimmer. Er war tot. Sie alle.... sie alle waren tot.... Aber du hattest es geschafft. Du hattest gekämpft. Du hattest überlebt und du warst inzwischen normal entwickelt. Du warst als einzige noch übrig. Du warst nicht mehr schwach. Nein., Du warst stark. Natürlich war ich nach Vater’ s Tod gezwungen, mich dir zu nähern. Das gebe ich zu. Aber dies bedeutete nichts. Ich hatte dich von Anfang an geliebt. Sogar noch vor deiner Geburt. Ich habe dich immer geliebt. Du bist meine kleine Schwester.“

Er liebt mich. Langsam stand ich wieder auf. Wischte mir mit dem Handrücken die Tränen von meinem Gesicht. Schritt vorsichtig zu Kakashi. Und schwieg. Hörte einfach nur zu. Er sah mich immer noch ernst an.

„Aber etwas zwischen uns lief falsch. Läuft falsch. Das weißt du selbst. Du warst noch klein, aber wir hatten schon mit diesem Streit angefangen. Immer und immer wieder. Du bist immer wieder aggressiv geworden und bist auf mich losgegangen.“

„Kakashi! Du bist genauso daran schuld!!“

„Das weiß ich! Auch, wenn ich nicht offensichtlich angefangen habe. Ich bin genauso daran schuld. Irgendwie..... Du warst ein Kind. Ich war eifersüchtig, denn ich konnte kein Kind sein. Und zwar von Anfang an. Und dann kamst du an; sagtest du wolltest ein Shinobi werden. Du hattest dich dazu entschieden, deine Kindheit wegzuwerfen. Das was ich nie hatte, wolltest du einfach wegwerfen! Ich bin immer noch wütend deswegen! Wir haben uns so wenig gesehen. Was ich gesehen habe, hat mich wieder wütend und eifersüchtig gemacht. Du.... du hast einen Weg gefunden. Du warst Shinobi. Aber trotzdem..... Trotzdem warst du ein Kind..... irgendwie hast du es geschafft ein Kind zu sein. Später ein Teenager. Du hattest es geschafft. Und ich nicht. Dann noch........ Du bist auf mich los. Immer und immer wieder.... Du hast mich provoziert! Du wolltest dich immer mit mir messen. Du hast mich angegriffen! Dieser beschissene Konkurrenzkampf!! Es ist alles aus den Fugen geraten. Von Anfang an. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich dich geschlagen habe. Wie oft ich auf dich losgegangen bin. Ich weiß nicht mehr, wann alles angefangen hat. Ich weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll. Wie sollen wir uns denn jemals verstehen? Wir wissen beide nicht, wie das funktionieren soll. Ich weiß, dass ich ein guter Shinobi bin. Ein guter Soldat. Ich bin auch treu. Ich bin ehrlich und freundlich. Ich bin diszipliniert. Aber.... ich bin weit davon entfernt ein guter Bruder zu sein.“

„Kakashi.......“

So viel. Er hatte zuvor noch niemals so viel geredet. Er hatte mir so viel gesagt. Jetzt. Jetzt war ich soweit. Ich war dran, mich zu offenbaren.

„Kakashi..... ich... ich habe immer auf dich aufgesehen. Du bist mein großer Bruder. Du hast mich aufgezogen, so gut du konntest. Du warst immer groß und stark. Ich habe auf dich aufgesehen. Aber.... auch ich war eifersüchtig. Von klein auf hatte ich von überall gehört, dass du der Stolz des Dorfes bist. Im Krieg warst du der Held. Und ich war irgendein Anhängsel. Ich war zu nichts zu gebrauchen. Als der Krieg begann war ich klein, das weiß ich. Als du so alt gewesen bist warst du schon Chunin. Ich war eifersüchtig auf dich. Du warst der Stolz. Ich war nichts. Ich war alleine. Du hattest Eltern gehabt. Ich hatte sie nie. Ich wollte unbedingt von Nützen sein. Ich wollte keine Last sein. Kein Anhängsel. Ich wollte mein Dorf beschützen. Nur um gebraucht zu werden. Du hattest mich trainiert. Aber egal, was ich tat, du schienst immer enttäuscht zu sein. Auch heute. Ich bin wie ich bin. Aber das ist nicht genug. Du hast Recht. Du bist verdammt noch mal ein guter Mensch. Aber das bin ich nicht. Ich bin nicht gut. Als Kind. Als Jugendliche. Ich hatte beschlossen zu leben. Ich wollte einfach etwas machen. Ich war auch ein guter Shinobi. Ich bin ein guter Shinobi. Aber das macht mich nicht zu einem guten Menschen.“

„Kazosomane. Du bist nicht.......“

„Nein!“

Nein. Er durfte jetzt nicht reden. Nein. Ich fuhr ihn regelrecht an.

„Du redest nicht! Du unterbrichst nicht. Das durfte ich auch nicht. Ich bin kein guter Mensch. Ich bin paranoid. Ich habe dich immer wieder angegriffen, weil ich dachte, ich müsse dir beweißen, dass ich kein Schwächling war. Immer wieder war ich misstrauisch. Dachte, du würdest mich nicht akzeptieren. Du warst streng. Und deswegen bin ich auf dich los. Als ich dann eine Jugendliche war, wollte ich mich unbedingt messen. Immer warst du der Held. Du warst der gute Hatake. Ich war die böse. Du warst der Stärkere. Der Intelligentere. Einfach der Bessere. Immer wieder hatten sie mir gesagt, ich solle so werden wie du. Ich bin Kazosomane Hatake. Ich bin nicht du – Kakashi, mit dem Sharingan. Deswegen war ich weniger wert. Ich hatte das Gefühl, du dachtest genauso, wie diese Menschen. Und ich wollte es dir zeigen. Es mir beweisen. Irgendwann musste ich doch mit dir mithalten. Ich konnte doch nicht immer schwächer bleiben.“

Noch einmal eine kurze Pause. Ich war richtig drinnen in meinen Emotionen. Ließ allen Frust raus.

„Als Shui starb hatte ich wieder den Beweis, wie schwach ich doch war. Ich hatte mir vorgenommen stärker zu werden, um wenigstens dich beschützen zu können. Ich wollte stärker als du werden. Du kannst dich bestimmt an meine Kriegserklärung damals erinnern. Wie du es schon sagtest. Gerade zu dieser Zeit waren wir in eine Rivalität geraten. Ich habe dich immer wieder angegriffen, hatte aber im Grunde nicht wirklich eine Chance. Das hat mich wütend gemacht. Ich war frustriert.“

„Kazuu..... ich wusste nicht.....“

„Bitte, lass mich! Es schien ja später alles besser zu werden. Da war dann dieser Typ und hat das alles gesagt. Ja. Du warst immer streng zu mir; deswegen hatte er mich überzeugt. Zum Schluss hattest du nicht widersprochen, als ich dich fragte, ob du mich hasst. Ich hatte mich in meine Paranoia hineingesteigert. Deswegen ist das passiert. Ich habe angefangen. Und wir sind hier gelandet.“
 

Tiefes Durchatmen. Es war so unglaublich hart. Das alles. So ein Gespräch. Noch nie. Noch nie hatten wir auf diese Art miteinander geredet. Noch nie. Es war einfach nur hart.
 

„Es tut mir alles so Leid, Kakashi....... Aber ich weiß nicht......... Wir haben einfach keine gute Beziehung zueinander. Wir haben es doch so oft versucht. Wir haben immer wieder versucht nicht zu streiten. Nicht aufeinander loszugehen. Aber wir haben uns gegenseitig provoziert. Immer und immer wieder. Kakashi! Wir sind mit Raikiri aufeinander losgegangen.“

„Kazosomane....... ich habe dich getötet. Ich habe dich wirklich getötet. Dass wir beide noch leben, gleicht einem Wunder. Aber das hier..... Das ist unsere allerletzte Chance. Einen nächsten großen Streit werden wir wohl nicht überleben.“
 

Er hatte Recht. Kakashi hatte Recht. Aber..... Aber wie sollten wir das denn machen? Wir haben es so oft schon versucht. Und wie hat es geklappt?
 

„Hast du einen Vorschlag? Wie können wir garantieren uns nicht gegenseitig umzubringen?“

„Das können wir nicht. Kazuu. Ich bin viel zu durcheinander. Ich bin verletzt. Und genauso geht es dir. Wir sind emotional nicht stabil. Wir waren es wohl noch nie. Sind wir zusammen, heizen wir uns gegenseitig auf. Reizen uns. Provozieren uns. Streiten uns. Wir müssen lernen miteinander auskommen. Aber..... Aber wir müssen lernen unsere Gedanken neu zu ordnen. Unsere Erinnerungen. Unsere Emotionen. Wir müssen zuerst mit uns klar kommen. Du musst dich selbst akzeptieren. So, wie du bist.“
 

Mich selbst akzeptieren? Nur ein Blick zu ihm. Seine Mimik. Ernst. Klar. Seine Stimme deutlich. Ehrlich. Ich stand ihm jetzt nahe. Sah ihn gefasst an. Er mich.
 

„Kazosomane. Wir sind beide zu sehr verletzt. Wir haben uns zu sehr gegenseitig verletzt. Wir können uns nicht ertragen.“

„Kakashi.....“

„Kazuu..... Wir sollten uns nicht sehen. Für eine Weile sollten wir den Kontakt zueinander abbrechen. Sonst......... sonst bringen wir uns noch um. Wir dürfen uns nicht mehr sehen. Kazosomane.“
 

Uns nicht mehr sehen?
 

„Es tut mir Leid...... Kazosomane.....“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  shinigamiix3
2010-07-15T14:21:14+00:00 15.07.2010 16:21
oh mann das nenn ich maL ne ordentLiche aussprache...
wurde ja auch zeit, dass die zwei maL aLles kLären was sich
an den jahren so an streitpunkten angesammeLt hat...

wieder maL ein geLungenes kapiteL...freu mich wie immer
schon auf das nächste ^^


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