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Hidden Flowers III

Die letzte Reise
von

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Das Dorf im Wald

Irgendwo im Nirgendwo, Norden des Feuerreiches, Zeit seit Ausbruch der Seuche in Konoha: 3h

Ino dämmerte in einem Zustand zwischen Schlafen und Wachen dahin.

Die Erschöpfung der letzten Tage lag noch immer bleischwer auf ihr, aber sie weigerte sich, in einer Situation zu erwachen, in der sie keinerlei Kontrolle über ihre Umgebung hatte. Deshalb lag sie, obwohl wach, mit geschlossenen Augen da und atmete langsam und gleichmäßig. Ihrer inneren Uhr war es zu verdanken, dass sie wusste, dass sie vielleicht für sieben Stunden außer Gefecht gesetzt worden war – und ihre Ohren sagten ihr, dass es sich bei der Tageszeit um die frühe Morgenstunde handeln musste. Durch ein offenes Fenster drangen die Rufe einiger Vögel.

Sie lag in einem Bett und niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie zu fesseln. Ärger unterspülte ihre Konzentration. Ruhig bleiben, ermahnte sie sich. Aber auch wenn sie nicht gefesselt war – sie fühlte sich viel zu schwach, um einen Fluchtversuch zu wagen, jetzt, wo sie ihre Situation noch nicht genauer kannte. Ein dünner Strom an Schmerz zog stetig ihr Rückgrat hinunter, nicht genug, um ernsthaft zu stören, aber genug, um sich seiner bewusst zu sein. Ihre Kehle war staubtrocken und ihre Kleidung klebte ihr am Leib. Sie wünschte sich eine Dusche.
 

Jemand betrat den Raum.

Die Person bewegte sich leise, nicht bemüht leise wie jemand, der versucht seine Anwesenheit zu verbergen, sondern leise wie jemand, der es gewohnt war, sich ruhig zu bewegen. Ein Arzt oder ein Shinobi. Ein sanfter Windhauch zog durch den Raum, als die Tür offen blieb, und ein Geruch nach Kräutern und Tee berührte sie. Die Person trat neben das Bett. Ino stellte sich schlafend. Porzellan klirrte leise, als etwas – ein Tablett – neben ihrem Bett abgestellt wurde. Lavendel, registrierte sie. Anis und Minze. Eine kühle Hand legte sich auf ihre Stirn.

Ino kämpfte gegen zwei Impulse: Die Hand war kühl und angenehm und schien beinahe den Schmerz zu lindern. Aber die Berührung war fremd, und sie wäre am liebsten tiefer in die Kissen geschreckt. Sie verharrte, so lange, bis die Hand sich wieder entfernte. Stattdessen berührte etwas ihr Gesicht sanft, ihre Wangen, und ihre Lippen, mit einer Intensität, die ihr mehr als genug erzählte. Das war zu viel: Instinkt siegte über jahrelang antrainierte Fähigkeiten. Ino fuhr hoch und schlug weg, was auch immer sie gerade berührte. Es klatschte, als sie traf, und sie griff zu.
 

Adrenalin fuhr durch ihre Adern und vertrieb Schmerz und Schwäche: Mit durchdringendem Blick starrte Ino die Person vor ihr an, deren Handgelenk sie noch immer fest umklammert hielt. Amüsierte, dunkle Augen antworteten stumm. Groß, schlank, jung – so jung! – grüne Augen, klar wie ein Bergsee. Augen, die funkelten vor unterdrücktem Humor und etwas, das zu tief lag, als das sie es hätte lesen können. Braunblonde, ordentliche Haare waren kurzgeschnitten und fielen in die Stirn, er trug ein weites, helles Hemd über einer ebenso hellen Hose und beobachtete sie interessiert.

„Es geht Ihnen anscheinend wieder besser“, sagte er mit einer überraschend melodischen Stimme und sah bedeutsam auf sein Handgelenk. Sie liess ihn los.

„Wo bin ich?“

Klischee. Klischee.

„Danke“, sagte der Mann, ohne auf ihre Frage einzugehen, und massierte sich das Handgelenk leicht. Der Humor war nicht gewichen. „Mein Name ist Takeo. Und Sie sind...“

„Ino“, sagte sie kurz angebunden und wiederholte ihre Frage.

„Dies ist mein Haus“, gab er diesmal zur Antwort und machte eine weitausholende Geste in Richtung des Raumes. „Sie sind in Inari, einem kleinen Dorf an der nördlichen Grenze. Sie...“ Er zögerte und zuckte dann die Achseln. „Sie werden es sowieso bald erfahren. Meine Schutzbefohlenen haben Sie hierhergebracht. Sie schienen ihnen...“ Er zögerte kurz und fuhr dann fort „Die richtige Person zu sein. Dafür muss ich mich entschuldigen. Ich hoffe, dass Sie uns dies nicht übel nehmen.“

„Moment.“

Ino hob die Hand. „Wollen Sie mir sagen, dass ich durch eine Verwechslung entführt und hierher verschleppt wurde?“

„Bedauerlicherweise – ja.“

Ino schnaufte. „Natürlich. Das passiert auch nur mir.“ Sie warf einen Blick durch das Zimmer. Es war hell und groß und auf der anderen Seite der Wand konnte sie Betten erkennen, welche genau wie das aussahen, in dem sie nun saß.
 

„Was ist das für ein Ort?“

Sie wusste es bereits, bevor er es aussprach. „Unser Krankenhaus, wenn Sie es so nennen wollen. Wir sind nicht viele hier, vielleicht hatte ich deshalb auch die Zeit, mich einzurichten.“

„Sie sind der Arzt?“

„Zu Ihren Diensten. Arzt und Dorfoberhaupt in der Doppelrolle, die das Schicksal mir zugespielt hat.“

Oberhaupt? Er sah definitiv noch zu jung aus, um das Dorfoberhaupt zu sein. Ino nickte mechanisch und sah sich um. Ihr Blick fiel auf das Tablett mit der Schale neben ihrem Bett. „Was ist das?“

„Eine kleine Spezialmischung meinerseits. Heilkräuter und ein wenig Honig in einem – wie man mir sagt – recht schmackhaften Tee. Hätten Sie gerne etwas?“

Dankbar nahm Ino die warme Schale an und nippte vorsichtig. Der Tee hatte genau die richtige Temperatur und schmeckte würzig und süß.

„Es scheint Ihnen wieder besser zu gehen“, sagte der Arzt nach einiger Zeit des Schweigens. „Sie haben keine Gehirnerschütterung erlitten, Gott Sei Dank. Nur...“ Er zögerte. „Da ist etwas in Ihrem Organismus, etwas, das mit Ihrem Chakrafluss zusammenhängt und Ihr gesamtes Immunsystem beeinflusst. Hätten Sie...“

„Nein“, unterbrach Ino ihn. „Das kommt nicht in Frage.“

Der junge Arzt sah sie erstaunt und ein wenig verletzt an. „Ich wollte nur...“

„Ich verstehe“, sagte sie, ein wenig sanfter, aber ebenso unnachgiebig. „Aber das ist nicht nötig. Ich weiß sehr gut, was mit mir los ist. Eine weitere Untersuchung wird nicht helfen.“

„Dann muss ich das wohl akzeptieren.“

Bevor Ino antworten konnte, ertönten draußen trappelnde Schritte.

„Takeo! Takeo! Ist sie aufgewacht?“

„Ah“, sagte der Arzt und seiner Stimme war nicht anzuhören, was er dachte. „Da sind sie ja.“

Und hinein stürmten Inos Angreifer von der Lichtung. Ino hatte nicht einmal mehr die Kraft, überrascht zu sein.

„Ihr“, sagte sie nur. Schuldbewusst starrten sechs Augenpaare sie an. Takeo baute sich vor ihnen auf und erinnerte Ino absurderweise an ihren Vater, wenn sie und Shikamaru wieder einmal etwas ausgefressen hatten, damals, als sie noch Kinder gewesen waren.

„Björn.“

Seine Stimme war ruhig und ernst.

„Was habt ihr euch dabei gedacht, eine fremde Kunoichi anzugreifen und hierherzubringen?“
 

Der Angesprochene, offensichtlich der Anführer der Truppe, scharrte mit den Füßen.

„Na ja...“, druckste er herum, dann schien er seinen Mut zusammenzunehmen und sah Takeo an. In seinen Augen funkelte Aufregung. „Sie hat ihr Chakra auf die selbe Art benutzt wie du, Takeo! Sie ist auch eine Ärztin – sie kann dir bestimmt helfen! Das weiß ich! Sie kann die Anderen wieder gesund machen!“

Inos Herz machte einen Satz.

Sie hatte es gewusst. Hatte es gespürt, seit sie hierhergekommen war, sogar im Schlaf...

„Sind Menschen hier krank?“, fragte sie leise. Björn wandte sich ihr zu, Traurigkeit ersetzte das Funkeln in seinen Augen. Takeo war es jedoch,der antwortete.

„Ja.“

„Ich war in einem Dorf, nicht weit von hier“, sagte Ino und runzelte die Stirn. „Xefua. Dort gibt es eine seuchenartige Krankheit...Ich gehe davon aus, dass es sich um die selben Symptome handelt.“

„Xefua?“ Takeo runzelte die Stirn. „Wir haben kaum noch Kontakt zur Außenwelt, Sie werden sehen, warum... Was ist es für eine Krankheit? Ich war bisher noch nicht in der Lage, sie genauer zu identifizieren, und wir haben bereits Opfer zu beklagen...“ In seiner Stimme schwang Schmerz.

„Wir konnten das Virus isolieren, aber das ist noch nicht genug. Wir wissen selbst noch nicht genau, was es ist.“

„Vielleicht kann ich mir Ihre Ergebnisse ansehen“, schlug der Arzt vor. „Und Sie könnten – Moment!“
 

Ino hatte die Beine über den Bettrand geschwungen und war im Begriff, aufzustehen. Viel zu schnell setzte die empörte Reaktion ihres geschundenen Körpers ein.

„Aua“, stöhnte sie leise und hielt sich den schmerzenden Kopf. Der fremde Heiler war sofort an ihrer Seite, sah aber diesmal davon ab, sie zu berühren. Wofür sie sehr dankbar war.

„Malin, hol etwas von der Suppe in der Küche“, wies er einen weiteren Ankömmling an, die Ino noch immer unverholen hoffnungsvoll anstarrte. Ino wandte sich ihr zu, aber sie drehte sich um und rannte – hinkte, anscheinend hatte Ino sie beim Kampf erwischt – hinaus. Für eine Sekunde überkam sie ihr schlechtes Gewissen – aber sie hatte sich schliesslich nur verteidigt. Sekunden später kehrte die Person mit einer Schüssel einer dicken Suppe zurück, die reichhaltig duftete. Takeo nahm sie und gab sie an sie weiter.

„Trinken Sie das hier.“

Tatsächlich kehrte die Kraft in ihre Beine zurück, sobald sie die Suppe getrunken hatte. Die Kopfschmerzen wichen ein wenig.

„Dann wollen wir mal“, sagte Ino zu niemand Bestimmten und machte sich auf den Weg zur Tür. Ihre hilfreichen Entführer liefen vor ihr her, Hoffnung im Blick. Zu viel Hoffnung.
 

Irgendwo im Nirgendwo, Norden des Feuerreiches, Zeit seit Ausbruch der Seuche in Konoha: 5h29min

„Das ist es“, sagte Shikaru und spähte über die Deckung des Strauchwerkes hinein in die kleine Ansammlung von Hütten auf der Lichtung, zu der Urchin sie geführt hatte. „Dort muss sie sein.“

„Was machen wir jetzt?“, fragte Yuka. Sie zögerte kurz. „Ich sehe keine Wachen – es scheint Xefua sehr ähnlich zu sein. Ein kleines Dorf im Nirgendwo. Soll ich reingehen?“

„Nein.“ Shikaru schüttelte den Kopf. „Wir gehen beide.“

„Was?“ Entsetzt starrte sie ihn an. „Das geht nicht!“

„Warum nicht?“

„Weil du der Teamführer bist und weil...“ Ihr fiel nichts mehr ein. „Weil wir nicht wissen, was uns dort erwartet, deshalb!“

Aber Shikaru hatte sich bereits aufgerichtet und marschierte auf die Hütten zu, ohne sich umzusehen. „Kommst du“, rief er ihr leise über die Schulter hinweg zu. Mit einen Fluch, zu dessen Anwendung Yuka sich nie zuvor gezwungen gesehen hatte, den sie jedoch in weiser Voraussicht im Hinterkopf behalten hatte, folgte sie ihm.
 

Ein Grund dafür, dass Shikaru sich dem Dorf verhältnismäßig unvorsichtig näherte, war die absolute Stille. Nirgendwo regte sich etwas.

Shikaru hatte vor einem Haus Position bezogen, warf einen Blick durch das Fenster und winkte ihr dann zu. Wie, bitte schön, soll ich auf dich aufpassen, wenn du dich so vordrängst?, fragte sie sich selbst wütend, aber leider schienen ihre Gedanken ihn nicht zu erreichen. Also gab sie auf und stellte sich auf seine Strategie ein. Hinter dem Fenster sah sie zuerst wenig und dann eine hochgewachsene Gestalt, die über einer am Boden knienden Frau aufragte. Blondes Haar blitzte kurz auf: Ino-San. Noch immer schien alles ruhig.
 

Dann brach die Hölle los.
 

„Takeo! Takeo! Eindringlinge!“, kreischte eine hohe Stimme. Türen flogen auf, Personen strömten heraus, bewaffnet mit Stöcken und Besen. Das Ganze war so grotesk, dass Yuka und Shikaru dastanden wie angewurzelt.

„Was wollt ihr hier!“, fuhr ein kleiner, vielleicht zehnjähriger Junge sie an. Unruhig schaute Yuka sich um: wohin sie auch sah, sie sah nur Kinder. Keinen einzigen Erwachsenen.

„Verschwindet!“, schrie ein kleines Mädchen, welches sich hinter dem Rücken des Jungen versteckte, nichtsdestotrotz aber einen Besen drohend schwang.

„Kinder!“, sagte Yuka tonlos. „Kinder...“, seufzte Shikaru, ebenso fassungslos.
 

„Kinder“, bestätigte Ino-San lächelnd, als sie aus der Tür heraustrat und ihren Sohn und dessen Partnerin vor sich stehen sah. „Nur Kinder. Aber pass auf. Sie können ganz schön gefährlich werden.“
 

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Ende des Kapitels

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2011-06-13T00:55:58+00:00 13.06.2011 02:55
Jetzt hat Shikaru das vergnügen mit den Kindern.
Das kann was werden.
Freue michs chon aufs nächste kapi.


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