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Hidden Flowers III

Die letzte Reise
von

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Xefua

Irgendwo, Norden des Feuerreiches, Zeit seit Aufbruch aus Konoha: 67h12min
 

Reisen, stellte Shikaru nach zwei Tagen fest, hörte dann auf, schön zu sein, wenn man begann, sich zu fragen, wann man endlich da sein würde.
 

Die Reise begann langsam, aber sicher, an seinen Nerven zu zerren. Bäume und Strauchwerk zogen vorüber, die Sonne schien warm auf das grüne Blätterdach und heizte die Erde auf, aber dennoch war die Luft darunter angenehm kühl und schattig. Ein einziger Blick nach hinten zeigte ihm, dass seine Mutter und Yuka noch immer in der selben Formation wie zu Beginn ihrer Reise dahinflogen. Urchin, der Schattenwolf, welcher in langen Sätzen vor ihm durch die Schatten der Bäume driftete, wandte sich zu ihm um, als könne er seine Gedanken hören – was in gewisser Weise auch stimmte – und japste. Der Laut klang, als würde er lachen, und von hinter ihm erklang Yukas leises Kichern.
 

„Was ist?“, brummte er, ohne sich umzusehen. Er konnte das Lächeln seiner Mutter fast spüren. Es war warm und liebevoll, das Lächeln, mit dem sie ihn betrachtet hatte, seit er denken konnte, und er war froh darüber, es wieder zu sehen. Sie war so still gewesen in den letzten Tagen. Ob es daran gelegen hatte, dass sein Vater nicht dagewesen war? Oder war sie einfach nur von der Arbeit im Krankenhaus erschöpft gewesen? Er konnte es nicht sagen. Ein ungewisses Gefühl überfiel ihn jedes Mal, wenn er sie ansah. Er konnte es nicht erklären, genauso wenig wie das große, schwarze Loch, welches er vor sich sah, wenn er sie mit seinem Chakra-Sinn sondierte. Wie lange dieses Loch schon dagewesen war, wusste er nicht, eines Tages war es ihm einfach aufgefallen.

„Sie meint, dass man dir auch so ansehen kann, was du denkst, ohne dich zuerst fragen zu müssen“, erklärte Ino. Shikaru schnaubte.

„Warum sagt sie das nicht selbst?“

„Weil es Wichtigeres gibt“, erklang die Stimme seiner Partnerin von hinter ihm ernst. „Wir sind nämlich da.“

Das Dorf Xefua schob sich aus dem Boden wie ein sekundenschnell wachsender Baum.
 

Der hölzerne Zaun wirkte aus der Nähe bei Weitem nicht so wehrhaft und wirksam, wie er hätte sein müssen. Ein einziger, schiefer Wachturm ragte am Tor au, und Rauch stieg aus einigen Schornsteinen, das einzige Zeichen dafür, dass das Dorf bewohnt war. Es ertönte kein Laut, als sich Shikaru, Ino and Yukazuki langsam dem Dorf näherten.

„Standardprozedur bei potenziell infizierten Gebäuden und Dörfern“, sagte Ino-San und holte dreimal Mundschutz aus ihrer Ausrüstungstasche. Eine davon gab sie Shikaru, eine Yuka, die letzte stülpte sie sich selbst über den Mund. Ihre blauen Augen blickten stahlhart. Am Rande nur nahm Yuka war, wie sehr sich ihre Stimmung gewandelt hatte: Sie würden nun an die Arbeit gehen. Shikaru stand gerade aufgerichtet und mit abwesendem Blick neben seiner Mutter, im Geiste bereits die nächsten Schritte planend. Ino war voll und ganz in die Rolle der Ärztin gewechselt, deren Aufgabe es war, Menschen zu helfen und ihr Team so gut wie möglich vor der Ansteckungsgefahr zu schützen. Ein stahlharter Unterton klang in ihrer Stimme mit.

„Wir suchen zuerst das Oberhaupt des Dorfes. Nichts wird angefasst oder angenommen, nichts gegessen und niemand auch nur berührt, bevor ich mit jemandem gesprochen habe und weiß, was los ist, ist das klar?“

Yuka nickte zustimmend. Shikaru ebenfalls.

„Gut.“ Ino wirkte angespannt, aber ruhig. „Shikaru?“

Ihr Sohn übernahm die weitere Planung.

„Yuka – du hilfst Yamanaka-San. Ihr beide findet hoffentlich Leute, die euch irgendwie helfen können. Aber was auch immer passiert, Yuka – lass sie nicht aus den Augen, klar?“

Yuka nickte, als er sie nocheinmal daran erinnerte, wie wichtig es war, dass Ino-San nichts geschah.

„Ich werde mir das Dorf genauer ansehen“, fuhr er fort. „Fragt ihr auch, so viel es nur geht. Wir müssen herausfinden, was genau hier passiert ist. Sonst noch etwas?“

Stumm schüttelten seine Begleiterinnen den Kopf.

„Also gut. Machen wir uns bemerkbar.“
 

Konoha-Gakure, Dritter und letzter Tag des Erntefestes, 38h seit Ankunft der Botschaft

Am liebsten hätte Hinata Hyuuga mit dem Fuß aufgestampft wie ein kleines Kind und wütend aufgeschrien, sich auf den Boden fallen lassen und mit den Fäusten auf ebenjenen gehämmert, bis alle kamen, um zu sehen, was los war.

Aber das konnte sie als Leiterin des Krankenhauses von Konoha, als Oberhaupt des Hyuuga-Clans und als gestandene und respektierte Frau nicht tun.

Stattdessen lächelte sie freundlich und machte gute Miene zum bösen – wenn dies auch nicht absichtlich – Spiel.

„Ihre Frau wird wissen, wann es soweit ist, verlassen Sie sich da auf sie. Und seien Sie ganz unbesorgt.“

Vielen Dank, Frau Doktor“, sagte Herr Shitake und schüttelte ihr überschwenglich die Hand. „Es tut mir leid, dass wir Ihnen auch heute wieder Ihre kostbare Zeit stehlen mussten. Aber Sie verstehen sicher...“

Natürlich“, nickte sie.

Was sie verstand, war, dass die Sorge um Ino jetzt bereits seit zwei Tagen in ihrem Hinterkopf vor sich hindämmerte. Zwei Tage, in denen das Sommerfest in Konoha weiterging, die Menschen ausgelassen feierten und die wunderschöne Jahreszeit genossen, zwei Tage, in denen ihre beste Ärztin auf eine Mission geschickt worden war, obwohl sich ihr Gesundheitszustand bedenklich verschlimmert hatte. Jeden Moment konnte es soweit sein und Anstrengung und Stress der Mission würden einen Zusammenbruch hervorrufen. Natürlich konnte es sein, dass sie - Hinata – sich irrte, aber sie hatte immer nach der Grundregel gelebt, nur Risiken einzugehen, wenn es sich wirklich nicht vermeiden liess. Ärzten wurde diese Grundregel eingetrichtert, bis sie danach lebten. Schon seit zwei Tagen suchte Hinata verzweifelt nach einer freien Stunde, um mit Naruto – mit dem Hokage – zu sprechen, aber jedes Mal, wenn sie hinüber ins Haupthaus hatte gehen wollen, war Herr Shitake mit seiner Frau hineingeschneit, hatte seine Sorge zum Ausdruck gebracht und sie gedrängt, Ultraschallfotos und Untersuchungen reihenweise zu wiederholen – und außer ihr durfte es niemand tun. Oder sie hatte sich unbedingt irgendetwas anderes anschauen müssen, welches keinen Aufschub duldete, in ihrer Mittagszeit hatte sie Akten sichten müssen, und wenn sie schliesslich Abends müde ihr Büro abschloss, dann wusste sie, dass, obwohl im Fenster noch Licht brannte, es nun zu spät war. Und zu Hause konnte sie ihn nicht aufsuchen. In diese Lage wollte sie ihn nicht versetzen, das konnte sie ihm nicht antun.

Also lächelte sie freundlich, verabschiedete Herrn und Frau Shitake, machte das Licht in ihrem Büro aus und verschloss die Tür, winkte den Schwestern von der Nachtschicht zu und machte sich auf den Weg durch die hellen Straßen nach Hause. Musik floss durch die Nacht. Konoha wusste nichts von den Sorgen, die sie plagten. Morgen würde sie zu ihm gehen, nahm sich Hinata beim Anblick des einsamen, erleuchteten Fensters im Haupthaus vor.
 

Xefua, Norden des Feuersreiches, Zeit seit Aufbruch aus Konoha: 67h15min

Niemand reagierte.

Weder auf ihr erstes Klopfen noch auf die wiederholten Versuche, auf sich aufmerksam zu machen.

Yukatsuki, Shikaru und Ino-San standen vor dem Tor und warteten vergeblich.

„Versuchs nochmal“, sagte Ino-San.

„Ist da jemand?“, rief Shikaru laut. „Hallo?“

Ein Knirschen in der Tür lenkte ihre Aufmerksamkeit auf ein kleines Schiebefenster, welches sich knirschend öffnete. Ein einzelnes grünes Auge starrte die Shinobi durchdringend an.

„Wer seid ihr und was wollt ihr?“

„Wir kommen aus Konoha-Gakure“, sagte Shikaru vorsichtig und hob beide Hände. Die Stimme hatte schrill geklungen. Nun verlor sie den Klang ein wenig, klang aber noch deutlich unfreundlich.

„Was wollt ihr?“

„Eine Bitte um Hilfe hat uns erreicht“, gab der junge Mann zurück und lehnte sich ein wenig zurück, damit die Person ihn besser mustern konnte. „Deshalb sind wir hier.“

Die Gestalt hinter der Tür musterte sie gleichermaßen kritisch wie spöttisch. „Das ist die gesamte Hilfe, die ein großes, wichtiges Dorf wie Konoha-Gakure erübrigen kann? Zwei Frauen und ein Junge?“ Ein heiseres Lachen erklang. „Drei Menschen werden wohl kaum etwas ausrichten können gegen das, was uns quält, Kleiner. Was soll das – Bitte um Hilfe? Nicht von uns. Garantiert nicht.“

Die Schiebetür knallte zu.

Verblüfft und mit gerunzelter Stirn sahen Ino-San, Shikaru und Yuka sich an, dann zuckte die Ärztin die Schultern und klopfte erneut.

„Verschwindet! Geht zurück dahin, woher ihr gekommen seid!“, erscholl es bestimmt. Yuka konnte wusste nicht, ob sie beleidigt oder belustigt sein sollte, Shikaru ging es ähnlich. Nur Ino-San sah aus, als betreffe sie die Angelegenheit nicht.

„Mir reichts“, sagte Yuka und wandte sich fragend an Shikaru. „Darf ich?“

Der zuckte die Schultern und nickte.

Yuka spannte sämtliche Muskeln an, schloss die Augen und setzte in einem einzigen Sprung über das Tor hinweg ins Innere des Dorfes. Ihre geräuschlose Landung war nicht hörbar, hingegen der Schrei der Entrüstung und Überraschung, welcher aus dem Dorf erscholl. „Ich hatte gesagt, ihr sollt verschwinden!“

„Woher wusstest du, dass sie das tun würde?“, wandte sich Ino mit hochgezogenen Brauen an ihren Sohn. Der zuckte erneut die Schultern. „Wir arbeiten schon länger zusammen.“
 

Im Inneren des Dorfes war es genauso gespenstisch still wie außerhalb der Mauern.

Yuka hatte mit ihrer Einschätzung Recht gehabt: nur wenige, kleine, aber liebevoll gezimmerte Häuser standen hier, Rauch quoll aus den Schornsteinen, aber ansonsten wirkte es verlassen. Die alte Frau stand wütend einige Schritte von ihr entfernt, ihre Hände in die Häften gestemmt. Sie war nicht groß, aber sie wirkte fit für ihr Alter. Ihr Haar war silbergrau und zu einem langen, dünnen Zopf geflochten, sie trug ein schlichtes, schwarzes Kleid und eine weiße Schürze mit passender Haube.

Ihre grünen Augen funkelten Yuka wütend an, aber diese hatte nicht vor, sich Angst machen zu lassen, und hielt der Frau eine Schriftrolle unter die Nase.

„Bitte sehen Sie sich das hier an. Es erreichte Konoha vor ungefähr zwei Tagen.“

Misstrauisch nahm die Frau das Papier an sich. Einige Zeit lang versenkte sie ihre lange Nase in das Dokument, während sie konzentriert las, ihre Augen kurzsichtig zusammengekniffen.

„Tatsächlich“, sagte sie schliesslich. „Unterzeichnet mit dem Siegel von Xefua. Dennoch kann ich beschwören, dass er nicht von uns ist.“

„Könnte es sein, dass der Dorfälteste von Xefua das Dokument ohne das Wissen der Bewohner abgeschickt hat?“

Darauf lachte die Alte auf. „Ausgeschlossen, mein Kind, das würde ich doch wissen.“

Es dämmerte der Kunoichi. „Sie sind die Dorfälteste, habe ich recht?“

„Kluges Kind“, lobte die Frau und legte den Kopf schief. „Du verstehst schnell. Wie heißt du?“

„Yukatsuki von Konoha“, sagte diese und beugte in einer Geste des Respekts den Kopf.

„Aber nicht aus Konoha“, sagte die Frau. „Nicht wahr?“

Yuka erstarrte. „Wie...“

„In dir fliesst Blut, welches älter ist als das der Konoha-Shinobi“, fuhr die Frau fort. „Mein Name ist Camille, Älteste des Dorfes Xefua. Oder von dem, was noch davon übrig ist.“

Sie deutete über ihre Schulter, aber Yuka konnte die rastlose Sorge in ihren scheinbar sorglosen Gebahren erkennen.

„Jetzt, da geklärt wurde, dass der Brief nicht wirklich von uns kam... Würdet ihr alle die Güte haben, wieder zu gehen?“

„Brauchen Sie hier denn keine Hilfe?“, fragte Yuka zurück – eine rein rhetorische Frage, das wussten beide. Jeder Baum, jeder Strauch, jede Einzelheit im Anblick des kleinen Dorfes schien geradezu nach Hilfe zu schreien.

Camilles Schultern sackten nach unten.

„Tja“, seufzte sie leise. „Ich kann wirklich nicht behaupten, dass ich nicht ein wenig Hilfe gebrauchen könnte. Auch, wenn es hoffnungslos ist... Ja, du und deine Begleiter, ihr dürft hinein und euch umschauen, und wenn ihr helfen könnt, dann nehme ich diese Hilfe gerne an. Aber...“ Sie erhob warnend einen ausgezehrten Finger. „Erwartet nicht zu viel.“
 

Konoha-Gakure, Dritter und letzter Tag des Erntefestes, 40h nach Ankunft der Botschaft

Der Junge sah dem Hokage wirklich zum Verwechseln ähnlich, dachte Ashuria, als sie in weißer Laborkleidung, mit Mundschutz und Handschuhen über ihm stand. Das grelle Neonlicht der Laborbeleuchtung warf harte, schafte Kanten auf das junge Gesicht und die strohblonden Haare. Der geschulte Psychologe in ihr war sofort auf den Grund gekommen, weshalb man ihnen gerade diesen Jungen als Boten hatte schicken wollen: Kein Bewohner von Konoha-Gakure konnte ihn ansehen, ohne an das Oberhaupt erinnert zu werden.

Aber selbst dieses Wissen verringerte nicht die Angst in ihrem Herzen.
 

Xefua, Norden des Feuerreichs, Zeit seit Aufbruch aus Konoha: 67h32min

Als Ino, die lautlose Yukatsuki im Schlepptau und in Begleitung von Camille die erste Hütte betrat, überfiel sie das bekannte, verhasste Gefühl der Nutzlosigkeit mit aller Macht.

Sie verdrängte es, so gut sie nur irgends konnte, und trat näher, um ihre Umgebung genauestens zu sondieren: Sauber waren drei Bettenlager nebeneinander errichtet worden, auf dem drei Menschen lagen und scheinbar ruhig schliefen. Der Zustand der Laken und Kissen deutete darauf hin, dass sie oft gewechselt wurden, auf dem ansonsten leeren Tisch neben dem Kamin standen Becher mit Wasser und eine Schüssel mit einem Lappen. Und trotz der Ruhe und der Sauberkeit im Raum trug die Luft den Geschmack von Angst und Hilflosigkeit, von Schmerz und Krankheit. Vorsichtig beugte Ino sich über die erste Person, fühlte den unregelmässig schlagenden Puls und hörte den keuchenden Atem. Die Stirn des Mannes war fieberheiß, auch die anderen beiden Personen schienen zu glühen.

„Schlafen sie immer so tief?“, fragte Ino leise Camille.

Die sah sie spöttisch an. „Sie schlafen nicht, Liebes. Ich habe sie in ein Koma versetzt. So ist es einfacher.“ Ino bemühte sich, ihren Unwillen nicht zu deutlich zu zeigen, und legte einer Frau vor ihr die Hand auf die Stirn.

„Ich werde sie wecken.“

„Wenn du dir das antun willst“, sagte Camille und zuckte die Schultern. „Was wird nur euch modernen Kurpfuschern heutzutage an der Akademie beigebracht, dass ihr nicht einmal natürlichen Schlaf von künstlich induziertem Koma unterscheiden könnt?“

Ino wies nicht darauf hin, dass diese Methode so veraltet war, dass sie gar nicht mehr zur Anwendung kam, und liess ihr Chakra fliessen. Ihre Finger formten mehrere komplizierte Zeichen, dann flüsterte sie ein Wort und ein goldenes Licht flammte Sekundenlang auf, bevor es wieder verschwand.

Die Augenlider der Frau flatterten, als sie langsam begann, ihr Bewusstsein wiederzugewinnen.

„Wie ist ihr Name?“, fragte Ino Camille. „Rafaelle“, erwiderte die.

„Rafaelle“, sagte Ino leise ins Ohr der Frau vor ihr. „Können Sie mich hören?“ Langsam strich sie mit den Händen über das Gesicht, dann über die Arme der Frau. „Wie geht es Ihnen?“

Ruckartig öffnete die Frau die Augen und stierte Ino blicklos an.
 

„Sie hat Schmerzen“, sagte Yuka leise. Zu ihrer Überraschung lachte Camille heiser, aber traurig auf. „Schmerzen sind gar kein Ausdruck. Hätte ich sie nicht alle ins Koma fallen lassen, hätten sie sich vor Schmerzen heiser geschrien.“

Die Augen der Frau, die Ino geweckt hatte – ebenso grün wie Camilles – bewölkten sich wieder, als sie sich aufbäumte. Yuka sprang hinzu, um Ino zu helfen sie am Boden zu halten.

„Halt sie fest“, instruierte die Ärztin. Sie arbeitete schnell und konzentriert, schaute in Mund, Nase und Ohren der Patientin und hörte den Herzschlag ab. Yuka benötigte all ihre Kraft, um die Patientin festzuhalten.

„Was sagt sie?“, fragte sie, als die Frau immer und immer wieder das selbe Wort ausrief.

„Sie ruft ihren Sohn“, sagte Camille knapp. „Er ist tot.“

Erleichtert lehnte Yuka sich zurück, als Ino die Untersuchung beendete und die Frau mit einigen Fingerzeichen und einem erneuten gemurmelten Wort wieder in das Koma versetzte. Rafaelle blieb liegen wie tot, nur ihr schwerer Atem, ihr Puls und ihre fieberglühende Stirn gaben noch den Hinweis, dass sie krank war. Obwohl sie die Methode niemals gutgeheißen hatte, Menschen der Gefahr des künstlichen Komas auszuliefern, war Ino froh darüber, es anwenden zu können. So schnell und vorsichtig wie es ging, löste sie auch die Jutsus der beiden verbleibenden Personen, untersuchte sie mit Yukas Hilfe und liess sie wieder in den Schlaf fallen.

„Was kann ich tun?“, fragte das Mädchen sie mit bittendem Blick.

„Pass auf“, sagte die Ärztin und beugte sich über Rafaelle. „Ich gehe davon aus, dass du die grundlegende Erste-Hilfe-Ausbildung besitzt. Ich zeige dir jetzt, welche Rezeptoren du außer Funktion setzen musst. Es sind leider gerade die, die besonders tief liegen, und es sind permanente Reizleiter – deshalb brauchst du ziemlich viel Chakra. Aber zusammen sollten wir es schaffen.“

Sie seufzte fast unhörbar und sah einige Sekunden lang ins Leere. Yuka hielt den Atem an – die Berührung von Ino-Sans Hand liess ihre Befürchtungen endlich deutlich zu Tage treten.

„Okay“, sagte die Ärztin. „Wir machen Folgendes...“

Blaues Chakra flackerte konzentriert aus ihren geschulten Händen, vermischte sich mit Yukas und drang in Rafaelles Körper ein. Yuka schloss die Augen und überliess Ino-San die Führung. Die Ärztin wusste genau, was sie tat: kaum hatte sie die Quelle des Schmerzes gefunden, blockierte sie sie und beide spürten, wie sich der Körper der Frau entspannte.

„Gut“, flüsterte eine Stimme neben Yukas Ohr. „Sehr gut. Jetzt nur noch die Synapsen blockieren – Sehr gut.“

Ino-Sans Chakra zog sich zurück und langsam fand Yuka in die Realität zurück. Sie schlug die Augen auf und blickte direkt in Ino-Sans blaue Augen hinein. Die Ärztin nickte knapp und beugte sich bereits über den Mann, der neben Rafaelle lag.

„Du nimmst sie“, sagte sie und deutete auf die Frau auf der anderen Seite. Wortlos stand Yuka auf, umrundete das Krankenlager und kniete neben dem nächsten Patienten nieder.
 

„Ihr könnt eine der leerstehenden Hütten beziehen, wenn ihr wollt“, sagte Camille viele Stunden später und wischte sich ihre Hände an ihrer blütenweißen Schürze ab. Ino seufzte und stand vorsichtig auf. Sie war todmüde – der Chakraverlust und die andauernde kniende Haltung forderten ihren Tribut. Yukatsuki sahe ebenfalls müde aus, wenn auch nicht so tot wie sie selbst aussehen musste... Als sie aufsah, trafen ihre blauen Augen Shikarus braune.

„Und?“, fragte sie. „Was hast du herausgefunden?“

Der Shinobi antwortete nicht sofort.

„Die Krankheit scheint im Wasser zu sein“, sagte er bedächtig. „Camille ist die Einzige, die sie nicht hat – sie musst eine Art Immunität entwickelt haben.“

Die nickte erschöpft. „Ja – darauf sind wir auch schon gekommen. Ist dir sonst noch etwas aufgefallen?“

„Ihr habt keine Kinder und junge Leute im Dorf, nicht wahr?“

Camilles Blick wurde traurig, dann abweisend. „Sehr richtig.“

„Sind sie tot?“

„Ja.“

Shikaru nickte ruhig und machte Anstalten, seiner Partnerin und seiner Mutter hinaus in die Dunkelheit zu folgen. „Gute Nacht, Camille.“

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Ende des Kapitels

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