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Wo dein Herz schlägt

Star Trek: Classic
von
Koautor:  CaptainCalvinCat

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Vermutungen

Kirk saß auf der Brücke der IKS R'ch'tk.

Den Namen des Schiffes hatte er auf einer Bronzeplakette neben dem Eingang gefunden - und es hatte ihm eine gewisse Verwunderung abgerungen, festzustellen, dass die Klingonen, genau so wie die Föderation handelte und Bronzeplaketten herstellte, auf denen ein Sinnspruch zu lesen stand.

Hier war es irgendetwas Klingonisches und Kirk war sich über die Textaussage und den Inhalt nicht sicher. Es konnte natürlich "Tod allen Feinden" heißen, oder auch "Ich habe drei Haare auf der Brust, ich bin ein Bär."

Nachdem selbst Scotty Schwierigkeiten gehabt hatte, den Hauptantrieb zu finden, schwanden Kirk alle Hoffnung, doch als es schließlich gelungen war, aus Genesis' Gravitationsfeld zu entkommen, war die Hoffnung wieder da. Die Hoffnung, Spock wieder zum Leben zu erwecken.

Kirk wandte sich an Sulu. "Mister Sulu, Geschätzte Flugzeit bis Vulkan?"

"Fünf Stunden, wenn nichts dazwischen kommt."

Jeder auf der Brücke wusste, was Sulu meinte. Bisher waren ihrem Kurs bereits mehrere Schiffe der Föderation begegnet, aber glücklicherweise hatte keines versucht, sie zu stellen oder am Weiterflug zu hindern. Das wertete Kirk positiv und war auf eine gewisse Art und Weise auch überrascht, dass Saaviks Unterhaltung mit Starfleet-Kommunikation anscheinend Erfolg hatte.

Als Kirk daran dachte, wandte er sich der leeren Konsole zu, an der Saavik vorher gearbeitet und die Kommunikation geführt hatte. Sie war nun seit einer halben Stunde oder länger - er war sich nicht sicher, da die klingonischen Zahlen für ihn böhmische Dörfer waren - auf der Krankenstation und bisher hatte er von McCoy nichts gehört.

Der Captain seufzte. Das Spock auf der Krankenstation lag, lies ihn sich nicht unbedingt wohl fühlen.

Er aktivierte das Interkom. "Pille? Wie geht es unserem Gast?"

Das leise Rauschen in den Lautsprechern ließ Kirk vermuten, dass McCoy in der Krankenstation entweder mit dem Interkom nicht klar kam oder zu beschäftigt war, um zu antworten.

Er wollte das Interkom schon deaktivieren, als ein kurzes Knacken zu hören war und dann die Stimme von McCoy.

»Verfluchter Mist, diesen klingonischen Wortsalat kann doch keiner lesen. Hier McCoy. Spocks Zustand ist unverändert. Aber zum Plaudern habe ich gerade keine Zeit, ich bin nämlich beschäftigt.«

Kirk lächelte. "Ich verstehe, Pille, tu was du tun kannst. Und übrigens, der Antwortknopf ist der Rote! Ich hab selber ein paar Minuten gebraucht, bis ich es herausgefunden hatte."

Er wandte sich erneut an Sulu. "Es tut mir übrigens auch sehr Leid, dass wir Ihre Karriere zerstört haben. Sie hätten die Excelsior bekommen können und das einzige, was Sie nun kriegen können, ist ein Freiflug zum nächsten Kriegsgericht."

Sulu winkte mit einem schiefen Grinsen ab. "Ach, schon in Ordnung, Admiral. Schlimmer wäre es gewesen, wenn wir mit Genesis untergegangen wären."

»Apropos Kriegsgericht«, tönte McCoys Stimme aus den Lautsprechern. »Jim, kann ich dich dann später mal sprechen? Unter vier Augen.«

"Du kannst mich auch jetzt unter vier Augen sprechen", lächelte Kirk und nickte Sulu zu. "Sie haben Recht - und die Brücke. Das ist das Mindeste, was ich tun kann."

"Mit Verlaub, Admiral, bleibe ich hier sitzen. Irgendeiner muss das Ding ja fliegen", erwiderte Sulu.

»Klingonische Schrottkiste«, murmelte McCoy aus den Lautsprechern. »Ich hoffe, hier gibt es wenigstens eine ordentliche Bar.«

Dann knackte es wieder kurz und die Verbindung zur Krankenstation war unterbrochen.

Kirk schmunzelte. Seine Crew - seine Familie, wenn man es so nennen wollte - war wieder voll in ihrem Element.

"Natürlich, bleiben Sie da sitzen, Hikaru", sagte der Admiral und fühlte sich dabei - ja, fast wie ein Vater, der seinem Sohn gerade die Zündschlüssel für den Familienwagen zugeworfen hatte.

Er drehte sich um und ging zum Turbolift.
 

=A=
 

Der Lift war nicht unbedingt der Bequemste - er war die Starfleetvariante gewöhnt, die mit Stimmerkennung arbeitete, hier hingegen musste man doch tatsächlich noch entsprechende Tasten drücken. Schnell überlegte Kirk auf welchem Deck sich die Krankenstation befand und drückte den entsprechenden Knopf.

Auch die Fahrt war anders. Während die Fahrt im Sternenflottenstandardturbolift von sanftem Anfahren und Abbremsen bestimmt war, ruckte es hier aufs Herrlichste.

Als er die Krankenstation betrat, bemerkte er ihm Spiegel, dass sein Haar ziemlich zerzaust war. Die Fahrt im Turbolift musste wohl ein wenig haarsträubend gewesen sein.

"Nun, Pille, was gibt's denn?"

Als Kirk eintrat und ihn ansprach, sah McCoy erstaunt auf. Er hatte nicht gedacht, dass Kirk sofort herkam.

"Kleinen Moment, Jim", meinte der Arzt, ehe er sich wieder Saavik widmete, die gerade ihr Uniformoberteil schloss. "Wenn wir auf Vulkan sind, werde ich mir das noch mal ansehen."

Saavik nickte ihm stumm zu, ehe sie an McCoy vorbei und auf die Tür zu ging. "Admiral", grüßte sie Kirk knapp, dann war sie aus der Krankenstation verschwunden.

Kirk sah ihr verblüfft hinterher, dann zu McCoy. 'Hatte sie sich gerade ...', fragte er und wollte die Frage beenden, als er innerlich den Kopf schüttelte.

Was sollte das denn? McCoy war der Schiffsarzt, natürlich hatte sie sich dann vor ihm ausgezogen. Und es war an und für sich nichts Verwerfliches daran.

Er runzelte die Stirn und sah McCoy fragend an. "Also, Pille, was ist los?"

"Es geht um Saavik", antwortete McCoy und ließ sich auf einen Stuhl fallen. "Und um meinen Kopf."

"Hat sie dir Eine übergezogen?", schmunzelte Kirk und ließ sich ebenfalls nieder. "Was ist mit ihr?"

Pille grinste ein wenig, wurde aber sofort wieder ernst. "Nein, eigentlich war es ihr sogar peinlich, dass ich sie nur in Unterwäsche gesehen habe." McCoy schüttelte kurz den Kopf und sah Kirk ernst an. "Ihre Verletzungen stammen nicht nur von Genesis. Sie ist unter Garantie nicht nur bei einem Erdbeben dumm gefallen. Und ich habe eine ganz böse Vermutung, woher die Verletzungen stammen."

"Würde es dir etwas ausmachen, ein wenig deutlicher zu reden?", fragte Kirk und sah McCoy ernst an.

McCoy seufzte. "Wenn ich mich nicht ganz täusche - was bei meinem momentanen psychologischen Zustand nicht einmal verwunderlich wäre - dann haben wir ein Problem. Saavik hat Verletzungen, die auf körperliche Gewalt zurückzuführen sind."

"Du willst doch wohl nicht sagen ..." Er stockte und funkelte den Arzt anschließend an. "Mein Sohn ist zu einer Vergewaltigung nicht fähig! Und Spock - Spock ist - nein, er macht so was nicht. Das bedeutet, es müssen diese mörderischen Biester von Klingonen gewesen sein."

McCoy seufzte erneut. "Genau daran habe ich auch gedacht. Wenn ich die Daten vom Tricorder richtig deute, dann sind einige ihrer Verletzungen darauf zurück zu führen."

"Diese verdammten Bastarde!", fluchte Kirk und sah sich versucht, irgendwas durch die Gegend zu werfen. Er griff nach einem Gerät, das absolut nach nichts aussah und nahm Ziel, ehe er es mit voller Wucht gegen die Wand warf.

Er sah zu McCoy als das Ding zerplatzte und in Einzelteilen zu Boden regnete. "Entschuldigung, ich wollte deine Krankenstation nicht beschädigen."

"Von mir aus kannst du hier alles eigenhändig zerlegen, wenn wir auf Vulkan sind. Ich helfe dir sogar dabei." McCoy grinste schief.

"Was sagt Saavik zu ihren Verletzungen?", fragte der Admiral um das Thema zu wechseln und sah seinen Freund an.

"Tja ... Sie meint, sie wäre bei einem Erdbeben gestürzt, aber das kaufe ich ihr nicht ab. Dafür sind die Verletzungen einfach zu speziell. Sie hat versucht, die Blutergüsse an ihren Handgelenken vor mir zu verbergen. Aber wenn du mich fragst, sahen die sehr verdächtig nach Fingerabdrücken aus."

"Warum sollte sie versuchen, das alles zu verbergen? Oder meinst du, sie schämt sich dafür, es zugelassen zu haben?"

"Ich habe nicht die geringste Ahnung ..." McCoy seufzte wieder und starrte dann die Decke der Krankenstation an. "Ich weiß nicht, was in ihrem Kopf vor sich geht. Und besonders gesprächig ist sie immer noch nicht."

Kirk schaute ihn an. "Du hast keine Ahnung, wie man sie zum Sprechen bekommen könnte?"

"Momentan schwirren mir so viele wirre Gedanken im Kopf herum, dass ich schon froh bin, dass ich einen verständlichen Satz zustande bringe", meinte der Arzt und deutete dann mit einem Kopfnicken zu Spock. "Er ist bisher der Einzige, mit dem Saavik richtig redet."

"Er redet?", fragte Kirk und schaute den Arzt an. "Wie meinst du das? Ich denke er kann nicht?"

"Früher mal, meinte ich. Siehst du? Ich komme sogar mit der Zeit durcheinander. Ich sollte dringend in den Ruhestand."

"Ich glaube, die Flotte braucht dich noch eine Weile. Wenn wir das Kriegsgericht überstehen, heißt das", grinste Kirk und zwinkerte ihm zu. "Ich glaube, wir packen das."

"Deinen Optimismus möchte ich haben", erwiderte McCoy nüchtern. "Was machen wir jetzt mit Saavik? Wenn sich mein Verdacht erhärtet, dann wird Starfleet sicher die Klingonen zur Rechenschaft ziehen wollen."

"Und mit Recht, wie ich anmerken möchte. Also, das mit den Klingonen. Die Brüder haben uns schon ein paar Mal die Hosen herunter gezogen, also sollten wir uns an ihnen rächen", sagte Kirk wütend. "Sie haben meinen SOHN umgebracht, ich will, dass sie zur Rechenschaft gezogen werden! Für alles, was sie uns jemals angetan haben!"

"Ich bin voll auf deiner Seite, und das weißt du auch", erwiderte Pille seufzend. "Nur wenn Saavik die Klingonen nicht anzeigt, dann können wir nichts tun."

Kirk seufzte. "Ich fürchte es auch", sagte er und schaute McCoy an. "Was tun wir dann, Pille? Wir können diese Schweine nicht einfach so rumlaufen lassen?"

"Ähm, Jim ...? Bis auf Einen sind die Klingonen tot. Und der Eine sitzt in einer der Zellen hier im Schiff."

"Gut, dann drehen wir dem, der jetzt in der Zelle ist, die Luft ab."

"Das kannst du nicht machen, und das weißt du. Der Kerl war ja noch nicht mal auf dem Planeten. Willst du etwa einen Mann für die Taten von Anderen verurteilen?"

"Er ist ein Klingone!", keuchte Kirk und schaute McCoy an, ehe er stockte und in die spiegelnde Oberfläche einer Konsole sah. Ein alter, verbitterter Mann starrte ihm entgegen.

Der Admiral blickte zu McCoy. "Ich - ich weiß auch nicht, was da über mich gekommen ist ... Du hast Recht, Pille."

Mitfühlend legte Pille eine Hand auf die Schulter seines Freundes. "Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie schwer es für dich sein muss, alter Freund. Aber du kannst nicht alle Klingonen über einen Kamm scheren. Vielleicht sind die Klingonen in hundert Jahren unsere besten Freunde."

"Na klar", lachte Kirk bitter und schaute McCoy an. Der Mann hatte wieder eine sehr positive Weltsicht. Irgendwann würde ihm das mal zu Schaden kommen. "Und Schweine fliegen über den Mond, was Pille?"

McCoy grinste schief. "Vielleicht gibt es irgendwo da draußen tatsächlich einen Planeten, auf dem Schweine fliegen. Wir haben ihn nur noch nicht gefunden."

Kirk rollte mit den Augen, schüttelte den Kopf und stöhnte gespielt-gequält. "Pille, du machst mich heute noch fertig." Er lächelte schief. "Sag mir lieber, was du vorschlägst?"

"Wir bringen den Klingonen zur Erde und stellen ihn vor das Kriegsgericht. Ich meine - wo wir sowieso schon auf dem Weg dahin sind ..."

"Schöne Idee, Pille - und wo wir gerade dabei sind, pinseln wir noch einen Namen auf die Kiste, damit uns niemand aus dem Himmel pustet?"

"Mhm ...", machte McCoy und dachte gespielt angestrengt nach. "Wie wäre es mit Bounty? Das passt doch wunderbar zu unserer kleinen Meuterei."

Kirk starrte McCoy für den Bruchteil einer Sekunde an. "Das meinst Du ernst, oder?", fragte er, ehe er darüber nachdachte, und grinste. "Ja, es passt auch - hat man dir schon mal gesagt, dass du einen sehr subtilen Sinn für Ironie hast?"

"Ich?", fragte der Arzt und sah Kirk entsetzt an. "Ich und Ironie? Nie im Leben! Dazu bin ich ein viel zu friedliebender Mensch."

McCoy musste sich ein Grinsen verkneifen und fragte sich, ob Jim den Sarkasmus in seiner Stimme gehört hatte.

Kirk sah ihn an. "Na, aber sicher doch", sagte er und schüttelte den Kopf. "Aber du hast natürlich recht. Bringen wir den Klingonen vor ein Kriegsgericht."

"Aber zuerst fliegen wir mit dieser Schrottkiste nach Vulkan", erwiderte McCoy ernst und warf dem leblosen Spock einen Blick zu. "Vorausgesetzt, dass Scotty das Ding in einem Stück bis dahin bekommt."

"Na, du kennst doch Scotty. Er hat sich vermutlich in dem Moment in die Kiste verliebt, als er ihren Warpkern gesehen hat", lächelte Kirk und klopfte seinem langjährigen Kumpel aufmunternd auf die Schulter. "Das wird schon, Pille", sagte er noch aufmunternd und zwinkerte ihm zu.

"Oh ja, ich kann es gar nicht erwarten. Sand, Hitze, Sand, Schwerkraft und noch mehr Sand. Da fühle ich mich doch gleich wie zu Hause ..."

"Ja, ich verstehe wie du dich fühlst." Kirk streckte sich einmal und lenkte seine Schritte durch die klingonische Krankenstation. "Es ist nicht Iowa, aber - bisher ist kein Planet Iowa gewesen." Er sah sich um. "Hat sich eigentlich irgendjemand mal die Mühe gemacht, die Datenbanken zu studieren? Vielleicht finden wir irgendwelche militärischen Details, die uns hilfreich sein könnten?"

McCoy legte den Kopf schief und sah Kirk fragend an. "Wenn du nicht rein zufällig einen Schnellkurs in klingonischer Sprache absolviert hast, von dem ich nichts weiß, dann tu dir keinen Zwang an. Ich würde alleine nicht mal den Weg aufs Klo finden, da ich diesen Wortsalat nicht entziffern kann." Er seufzte und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. "Wo ist Uhura, wenn man sie mal braucht ...?"

"Soweit ich weiß, ist sie mit der USS Deimos, einem Schiff der Miranda-Klasse, unterwegs nach Vulkan. Der Captain der Deimos ist ein guter Freund von ihr - ich glaube, die hatten mal was mit einander."

"Du kennst nicht rein zufällig noch jemanden, der der klingonischen Sprache mächtig ist?", fragte McCoy. "Außer dem grünblütigen Waldschrat, der gerade ein Nickerchen macht?"

Kirk schüttelte den Kopf. "Nun ja, Uhura kann es bis zu einem gewissen Grad und der Universalübersetzer der Enterprise ist ebenfalls ..."

Er stockte - gerade jetzt vermisste er sein Schiff sehr. Sein Schiff und vor allem sein Bett. Am liebsten hätte er sich nun in selbiges gelegt und wäre in den Schlaf geflüchtet.
 

© Choga Ramirez & Calvin Cat



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-06-15T08:44:00+00:00 15.06.2010 10:44
Das dritte Kapitel ist richtig lustig geschrieben, man kann sich richtig gut in die Personen rein denken. Ich freue mich schon auf das vierte Kapitel :)


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