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Falling

von

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'Black Lantern'

Auf dem Rückweg hatte Morte immerzu dasselbe Bild vor Augen – und zwar Lias Rücken. Die Füße der Schützin schienen kaum den Boden zu berühren, so sehr beeilte sie sich.

Ob es die Kräfte der Drachenbestien in ihr waren oder die pure Sorge um Kyrie oder beides – die müde gewordene Morte beneidete sie in diesem Moment darum.

Naja lief neben ihr anstatt bei seiner Partnerin, scheinbar, um sie zum Weitergehen zu animieren und aufzupassen, dass sie ihnen nicht abhanden kam.

Was sie nun aber mehr brauchte, war eine Ablenkung. Ansonsten würden sich ihre Gedanken für den ganzen Rest der Reise nur darum drehen, was ihr Bruder Kyrie wohl gerade antat.

„Naja, du wolltest mir unterwegs erzählen, was es mit all dem auf sich hat.“

Die Halbbestie wandte sich ihr zu, ein leichtes Lächeln lag auf seinem Gesicht. „Ah, du hast es noch nicht vergessen, gut. Fragt sich nur, wo ich anfangen soll.“

Er runzelte seine Stirn und griff sich nachdenklich an sein Kinn.

„Am besten damit, wie ihr darauf kamt, mir zu helfen zu müssen“, schlug sie vor.

Morte war den beiden dankbar für die Hilfe, aber sie verstand nicht, wie das Duo darauf gekommen war, besonders da sie vor einem Jahr noch erbitterte Feinde gewesen waren.

Naja nickte, scheinbar erleichtert. „Es ist nur ein paar Tage her, dass Toppy zu uns kam.“

Sofort sah sie wieder den gelben Zwergbären vor sich. Er war auf ihrer Reise ihr unfreiwilliger Begleiter gewesen und oftmals auch derjenige, der in irgendeiner Art und Weise ihr Leben oder das von Kyrie gerettet hatte. Anscheinend erfüllte er seine Beschützerrolle immer noch.

„Er erzählte uns etwas ziemlich Besorgniserregendes“, fuhr Naja fort. „Er war dabei gewesen, als eine vermeintlich verstorbene Person auf dem Totenbett wieder auferstanden war.“

Genau wie Reiben, fuhr es ihr durch den Kopf. Nur zu einem anderen Zeitpunkt.

„Und wie konnte das passieren?“

„Toppy sprach von einem Ring an der Hand des Wiederauferstandenen. Mit der Vernichtung desselben wurde auch der Tote wieder zu einer leblosen Leiche.“

Morte hob eine Hand. „Ich verstehe das nicht. Was für ein Ring? Und was wollte die Person tun?“

„Dazu komme ich gleich“, sagte er völlig gelassen. „Es war ein schwarzes Schmuckstück genau wie jenes, das Reiben trug. Die Person bezeichnete sich als 'Black Lantern' und sprach davon, dass er Herzen ernten wolle.“

Alles in Mortes Kopf begann sich zu drehen. 'Black Lantern', Herzen ernten... was hatte all das mit ihr, Reiben und dem Ring zu tun?

„Toppy sah mit an, wie diese Person jemanden angriff, der dem Lebenden nahegestanden hatte. Eurer Bärenfreund hat ihm natürlich geholfen. In dem folgenden Kampf wurde das Schmuckstück zerstört und die 'Black Lantern' fiel tot zu Boden.“

Er machte eine Pause, während er Morte ihren eigenen Schluss daraus ziehen ließ.

Dann ist dieses Ding, aus welchem Grund auch immer, für die Wiederbelebung verantwortlich. Offenbar aber auch für die Veränderungen, die mit den Personen einhergehen. Reiben zielte auch genau auf mein Herz... Also wollen 'Black Lantern' diese aus irgendeinem Grund haben... Aber wozu?

„Toppy sagte, es wäre mehr ein Gefühl, aber er war sich absolut sicher, dass du eines der nächsten Opfer sein würdest, wenn wir dir nicht rechtzeitig helfen.“

„Wo ist Toppy jetzt?“

Nicht, dass sie ihnen nicht dankbar war, aber es interessierte sie doch mehr, wo sich der Zwergbär befand und warum er ihr nur das Duo des Welterrettungskomitee geschickt hatte, statt selbst zu kommen.

„Er wollte noch etwas nachprüfen“, antwortete Naja. „Aber er sagte, er würde so bald wie möglich nachkommen. Ich weiß aber nicht, wo er ist.“

Er nahm Mortes nächste Frage direkt vorweg.

Wo war Toppy nur? Was wollte er nachprüfen? Und wie lange würde das dauern?

„Naja, Re-... ich meine, dieser 'Black Lantern', was bezweckt er mit seinen Worten? Er hat eine ganze Weile auf mich eingeredet, was sollte das bewirken?“

Sehr zu seinem offensichtlichen Unwillen hob Naja die Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal, was er mit dem Herzen machen will. Und ich bezweifle, dass wir je eine Antwort darauf erhalten werden. Zumindest nicht, bis einer von ihnen freiwillig mit uns redet.“

Darauf können wir wohl lange warten, dachte Morte.

Plötzlich blieb Lia stehen – Morte war gar nicht aufgefallen, wie groß der Vorsprung der Blonden inzwischen geworden war – und fuhr herum. Ihr Gesicht war Wut verzerrt. „Hört endlich auf zu quatschen und beeilt euch! Wir haben es eilig!“

Die beiden Zurückgebliebenen zuckten zusammen, bevor sie versicherten, fortan schneller zu laufen. Offensichtlich zufrieden damit, wirbelte Lia wieder herum und rannte weiter.

„Ist sie immer so... anstrengend?“, fragte Morte leise.

Naja schmunzelte. „Ich würde es nicht als anstrengend bezeichnen... aber ja, sie ist immer so.“

Wütend fuhr Lia noch einmal zu ihnen herum. „Bewegt euch endlich!“

Die beiden zuckten erneut zusammen und setzten sich schweigend wieder in Bewegung.
 

Wie jede Nacht prüfte Kyrie bevor er selbst ins Bett ging, ob die Kinder bereits schliefen. Aus jedem Zimmer drang ihm das gleichmäßige Atmen mehrerer Schlafender entgegen. Es machte ihn selbst schläfrig, was auch ein Grund dafür war, dass er diesem Ritual so gerne nachging.

In dieser Nacht diente es aber auch dafür, dass er sichergehen konnte, dass es allen Kindern gutging und keines von ihnen fehlte.

Wer immer dieser Reiben war, es bestand die Gefahr, dass er zurückkommen und einem von ihnen etwas antun würde. Auch wenn Kyrie hoffte, dass dies nicht geschehen würde. Noch einmal wollte er diesem Mann nicht begegnen.

Er öffnete die letzte Tür und lauschte hinein. Ein besorgter Zug schlich sich auf sein Gesicht, als er nichts hören konnte. Aus Erfahrung wusste er, dass die Kinder, selbst wenn sie nicht schliefen, so taten als ob und vergeblich versuchten, die ruhige Atmung zu imitieren – aber im Moment war absolut gar nichts zu vernehmen. Stattdessen spürte er einen kalten Lufthauch.

Kyrie öffnete die Tür vollständig, um den Raum zu betreten. Das Fenster war offen, die Gardine bauschte sich im kühlen Nachtwind. Drei der vier Betten waren leer, auf dem letzten klammerten sich drei Kinder dicht aneinander, die Blicke erschrocken auf das Fenster gerichtet.

„Was ist passiert?“, fragte Kyrie.

Sofort wandten sich ihm alle Köpfe zu. Es dauerte allerdings einen Moment, bis einer der Jungen den Mut fand, etwas zu sagen: „Ein Mann mit stacheligen Haaren... er ist durchs Fenster hereingekommen und er hat Lance mit sich genommen...“

„Wann war das?“

Die Jungen zuckten bei seiner scharfen Stimme zusammen. Wieder dauerte es seine Zeit, bis ein anderer den Mut fand, um zu antworten: „Vor ein paar Minuten.“

Kyrie versuchte, sich ein Geräusch in Erinnerung zu rufen, das ihm das hätte verraten müssen, doch er konnte sich an keines erinnern. Mit Sicherheit war es Reiben gewesen, aber wie war er so lautlos ins Haus gekommen? Und wo war er hin?

Es brachte nichts, nur herumzustehen, Kyrie musste handeln. Er sah wieder die Kinder an. „Geht zu den anderen und bleibt zusammen.“

Zwar glaubte er nicht, dass Reiben so schnell zurückkommen würde, aber sicher war sicher.

Die Jungen nickten und verließen das Bett. Immer noch dicht zusammengedrängt tappten sie auf den Flur hinaus.

Kyrie wartete einen Moment, bis er sicher war, dass sie auch das taten, was er gesagt hatte, dann ging er ebenfalls wieder hinaus. Er verließ das Haus – und entdeckte tatsächlich ein Stück Papier, als er die Tür schloss. Es war mit einem Dolch im Holz festgepinnt worden und keineswegs zu übersehen.

Hastig las er sich die Nachricht durch, die ihm verriet, wo Reiben sich befand, dann fuhr er herum und beeilte sich in die Richtung zu laufen, von der im Brief berichtet worden war.
 

Die Morgendämmerung setzte bereits ein, als Lia, Naja und Morte endlich am Waisenhaus ankamen. Auf den ersten Blick wirkte alles ruhig und normal, ganz genau wie immer.

Morte spürte das erleichterte Gefühl heimgekehrt zu sein, schon als sie das Gebäude aus der Ferne sah. Am Liebsten wäre sie in ihr Bett gefallen, um für die nächsten zwei Tage durchzuschlafen und alles zu vergessen, bis Kyrie sie mit einem leckeren Frühstück und dem altbekannten Lächeln wieder wecken würde.

Doch dafür war keine Zeit.

Wenige Schritte vom Haus entfernt konnte Morte ebenfalls das Stück Papier erkennen, das von einem Dolch im Holz gehalten wurde. Ihre inneren Organe schienen sich ineinander verknoten zu wollen, immer unwilliger wurden ihre Schritte. Sie musste nicht erst die Worte lesen, die offensichtlich von dem 'Black Lantern' stammten, um zu wissen, dass etwas Schlimmes geschehen war.

Genauer gesagt konnte sie die Worte auch gar nicht lesen. Vor ihren Augen verschwamm alles.

„Was steht drauf?“, fragte sie Naja mit krächzender Stimme.

Schlagartig fühlte sie sich viel älter als noch zuvor, es erschien ihr wie Jahre, dass sie von hier losgezogen war, um das Grab ihres Bruders zu besuchen. Hätte sie nur geahnt, dass sie bald in einem Albtraum feststecken würde, ohne die Möglichkeit, aufzuwachen, wäre ihr Abschied von Kyrie und auch von den Kindern ganz anders ausgefallen.

Naja schob seine Brille zurecht, während Lia bereits wieder in Stimmung zu sein schien, weiterzuhetzen. Ihr Gesicht war immer noch vollkommen rot, allerdings nicht vor Anstrengung, sondern wegen ihrer Wut auf denjenigen, der es wagte, ihrem Kyrie etwas antun zu wollen.

„Der Brief sagt uns, dass Reiben eines der Kinder entführt hat“, erklärte Naja an Morte gewandt. „Und wo wir ihn finden können, wenn wir es retten wollen.“

„Was ist mit Kyrie?“, fragten die beiden Frauen gleichzeitig, bevor sie sich gegenseitig einen beißenden Blick zuwarfen.

Die Halbbestie schmunzelte amüsiert. „Er redet hier nur von einem Kind. Vielleicht liegt Kyrie selig schlummernd in seinem Bett.“

Morte blickte ihn skeptisch an, worauf er eine Hand hob. „Das war nur eine Vermutung. Ich glaube ja selbst nicht daran.“

„Kyrie sieht jede Nacht nach, ob alle Kinder da sind und schlafen“, meinte sie. „Manchmal büxen sie nämlich aus, um im Dunkeln draußen Abenteuer zu erleben.“

„Fragt sich nur noch, ob das Kind vorher oder nachher entführt wurde.“

Lia wippte ungeduldig auf ihren Füßen herum. „Sehen wir doch einfach nach!“

Sie presste es zwischen den Zähnen hervor, scheinbar um zu verhindern, dass sie laut wurde.

Ihre Begleiter stimmten nickend zu und betraten das Haus. Wie erwartet war sein Zimmer leer, das Bett unberührt. Er war also nicht zum Schlafen gekommen.

Lia bestand sofort darauf, den im Brief angegebenen Ort aufzusuchen, aber Morte wollte unbedingt erst noch einmal nach den Kindern zu sehen. Sie fand alle im selben Zimmer auf die vier Betten verteilt, teilweise eng aneinandergeschmiegt, um sich gegenseitig Sicherheit zu spenden, aber alle friedlich schlafend. Lediglich einer der Jungen fehlte – es musste derjenige sein, der von Reiben entführt worden war.

Ohne die Kinder zu wecken, ging sie wieder hinaus.

Lia und Naja warteten bereits vor dem Haus auf sie. Er wie immer vollkommen gelassen, sie dagegen wie üblich voller Energie, die danach verlangte, endlich freigesetzt zu werden.

„Können wir endlich gehen?“, fragte sie.

Morte nickte. Es gab keinen Grund mehr zu zögern, im Gegenteil: Je schneller sie fertig war, desto eher würde sie endlich wieder nach Hause kommen und ihrem Wunsch zu schlafen nachkommen können.

„Dann los!“

Lia fuhr herum und rannte bereits in die angegebene Richtung weiter. Naja hob seufzend die Schultern. „Na dann, nach dir.“

Er machte eine einladende Bewegung, die ihr sagte, dass er warten würde.

Wortlos lief Morte an ihm vorbei, um der bereits Aufgebrochenen zu folgen.

Die Halbbestie schmunzelte wieder, schob noch einmal seine Brille zurecht und bildete schließlich das Schlusslicht des Trios.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Justy
2010-02-06T15:45:26+00:00 06.02.2010 16:45
Lia ist toll in deiner FF, ich mag diese agressive Art. <3
Ich wünschte sie wäre im Game genauso, wie im Anime...

Und hey, endlich erfährt man etwas mehr. Find ich toll, dass du nicht alles sofort verräts, sondern das erst nach und nach kommt.
Bringt mehr Spannung rein.

> „Was ist mit Kyrie?“, fragten die beiden Frauen gleichzeitig, bevor sie sich gegenseitig einen beißenden Blick zuwarfen.

Hehe, den Satz fand ich toll. Kommt schon fast so rüber, als wären die beiden heimliche Konkurrentinen, die sich um Kyrie streiten. xD
Lia hätte mal im Anime zugeben sollen, dass sie auf Kyrie steht. Fands immer toll, wie sie manchmal plötzlich so anderes geworden ist in seiner
Anwesenheit.


Komm ich mal zu dem, was mir in der FF aufgefallen ist:

> Naja lief neben ihr statt seiner Partnerin, scheinbar, um sie zum Weitergehen zu animieren und aufzupassen, dass sie ihnen nicht abhanden kam.

Der Anfang des Satzes, bis zum ersten Komma klingt so, als würde da etwas fehlen. Jedenfalls habe ich das noch nie so gelesen. Heißt es vielleicht: "Naja lief neben ihr anstatt bei seiner Partnerin,..."?


> In dieser Nacht diente es aber auch dafür, dass er sichergehen konnte, dass es allen Kindern gutging und keines von ihnen fehlte.

Wird gut ging nicht auseinander geschrieben? Oder irre ich mich da jetzt?


> Hastig las er sich die Nachricht durch, die ihm verriet, wo Reiben sich befand, dann fuhr er herum und beeilte sich in die Richtung, von der im Brief berichtet worden war.

Kann es sein, dass der Satz nicht vollständig ist? Da fehlt glaube ich was nach "Richtung", vielleicht "zu laufen" oder so etwas in der Art.


> „Manchmal büchsen sie nämlich aus, um im Dunkeln draußen Abenteuer zu erleben.“

Es heißt "ausbüxen", kommt glaube ich von Büx = Hose, obwohl ich mir da nicht ganz sicher bin. Hab vorsichtshalber im Duden nachgeguckt und dort heißt es auch ausbüxen.


> Lia bestand sofort darauf, den im Brief angegebenen Ort aufzusuchen, aber Morte bestand darauf, erst noch einmal nach den Kindern zu sehen.

Für mich persönlich ist hier einmal "Bestand darauf" zuviel im Satz. Vielleicht eher "...aber Morte wollte unbedingt, erst noch einmal nach den Kindern sehen." oder so.


> „Können wir endlich gehen?“, fragte sie.

Les mal ab den Satz hier, die FF weiter, besonders in Bezug auf "gehen". Klingt wirklich merkwürdig, wenn erst Morte ihre Zustimmung gibt, danach aber Naja noch einmal damit kommt. Jedenfalls mir persönlich gefällt es nicht. Zumal danach auch noch kommt, "Wortlos ging Morte an ihm vorbei, um der Vorangegangenen zu folgen"

Versuch mal was gegen das ganze "gehen" zu unternehmen.
Und guck, mal ob du das mit Morte und Naja nicht umformulieren kannst, oder Naja etwas anderes sagen lässt.


Ansonsten, was ich an dieser Stelle nicht auflisten möchte, achte mal auf das Wort "Ring" in deiner FF. Ich weiß, dass dieser eine wichtige Rolle spielt, aber teilweise nahm es schon wieder überhand. Eine richtige Alternative zu dem Wort weiß ich selbst nicht, aber ich denke ab und an kann man auch "dieser" oder etwas ähnliches schreiben, wenn es davor klar wird, dass der Ring gemeint ist.


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