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Nullpunkt

von

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Alles, was man vergessen hat, schreit im Traum um Hilfe.

Ich wusste nicht, wie ich dieses Gefühl, das mich gerade ergriffen hatte, am besten beschreiben sollte. Schock, blankes Entsetzen, purer Horror? Mein Herz hatte sich zusammen gekrampft und schlug trotzdem weiterhin schmerzhaft in meiner Brust. Mein Magen war ein kalter Klumpen aus Fassungslosigkeit und ich wollte sie am liebsten auskotzen.

Ich stand aber nur im Türrahmen und starrte auf die beiden Menschen vor mir. Eddy hatte beschützend einen Arm um Sophie gelegt, die mich mit großen, erschrockenen Augen anschaute, ängstlich wirkten sie beide. Als wäre ich gekommen um hier und jetzt ihr Glück zu zerstören. Ich war ein Invader, ein böser Eindringling, völlig unerwünscht und ich rang um meine Fassung.

Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Ich konnte dieses verstörende Schweigen nicht ertragen. Es kam nur ein verunglückter Laut aus meiner Kehle. Ein Schluchzen, ein Japsen oder ein Todesröcheln? Mir blieb die Luft weg und die Übelkeit kroch in mir hoch. Ich musste aus diesem Raum, aus diesem Haus, aus diesem Land, weg von dieser Welt. In meinem Kopf hämmerte es, rauschte das Blut viel zu laut, meine Hand hatte sich in den Türrahmen gekrallt und ich konnte mich kein Stück bewegen. Konnte sie nur anstarren. Ich war machtlos, oder?

Es gab nichts in der Welt, was ich noch tun konnte.

Man hatte mich verlassen. Gänzlich und vollkommen. Mir war so schlecht und ich war mittlerweile ziemlich sicher, dass niemals der Kaffee die Ursache für mein Leiden gewesen war. Es war nicht der Kaffee, sondern nur mein Leben, was mein Körper so hasste.

„Enno...“ Seine Stimme klang besorgt, aber ängstlich. Das war keine Angst um mich, sondern vor mir. Ich richtete meinen Blick auf sein Gesicht und fand immer noch keine Worte. Was sollte es noch bringen? Musste man noch darüber sprechen? Es gab keinen Menschen für mich, niemand wollte bei mir blieben. Man konnte mich nur verlassen, oder? Meine Mutter hatte es schon gewusst, mein Vater noch viel früher und jetzt war es auch Eddy klar.

Ich schüttelte den Kopf, überfordert von allem. Ich konnte das alles hier keine Sekunde länger ertragen. Trotzdem kostete es mich unendlich viel Kraft mich von diesem Anblick zu lösen. So ähnlich, wie wenn sich dein Blick in die heraushängenden Eingeweide eines Unfallsopfer bohrt, das Unfallopfer, das dein bester Freund war, den man für immer verloren hatte. Entsetzen und trotzdem das perfide Interesse sich am Elend zu weiden, dem eigenen Elend. Ich torkelte die Treppe nach unten, niemand hielt mich auf, so sehr ich es auch hoffte.

Wo war seine Stimme, die nach mir rief? Die mir sagte, dass alles nur ein Missverständnis war? Das einfach alles in Ordnung war.

Niemand rief.
 

Ich wusste nicht mehr, wie ich nach Hause gekommen war und ich fragte mich, warum ich nicht das Glück hatte, dass mich einfach ein Auto überfahren hatte auf dem Weg hier her. Es hätte bestimmt Gelegenheiten gegeben, bestimmt. Ich konnte nicht mehr.

Warum hatte niemand Mitleid mit mir? Mit leiden... Gegenseitiges Wundenlecken?! Mein Kopf fühlte sich schwer an und ich lag nur da auf meinem Bett, versuchte mich nicht völlig zu verlieren. Was war passiert? Wann genau war eigentlich alles schief gelaufen? Bei meiner Geburt oder schon bei meiner Empfängnis. Ungeplant und unerwünscht.

Ich hasste den Gedanken, dass ich es meiner Mutter übel nahm, dass sie mich nicht abgetrieben hatte. Ich wollte nicht sterben, aber im Moment wollte ich noch viel weniger leben. Es hätte einfach nicht so weit kommen sollen. Eine wertlose Existenz weniger, oder? Ich... ich... was passierte mit den Menschen, die nie ihren Platz in der Welt gehabt hatten?!

Erinnerungen an früher zogen in meinem Kopf vorbei. Ich hatte mal einen Platz gehabt, als ich neben meiner Großmutter auf der altersschwachen Couch gesessen hatte, sie mir Plätzchen gab und Geschichten erzählte. Damals war alles okay gewesen. Ich war glücklich gewesen. Aber Glück kam nicht von allein, es kam nur mit den Menschen und dann gingen sie einfach. Man konnte nichts tun, nur zusehen, wie einem alles zwischen den Finger davon rieselt.

Zeit.

Tick. Tack.

Früher oder später würde ich immer alleine hier in diesem Bett liegen und mich fragen, warum es niemand schaffte, bei mir zu bleiben.

Lag es an mir?

Es musste an mir liegen, an wem denn sonst? Ich wurde verlassen, aufgegeben für ein besseres Leben in Amerika, mit Sophie, irgendwo, nur nicht bei mir. Was war man wert, wenn einen niemand wollte? Ich hatte nichts was ich anderen Leuten geben konnte und ich war mir sogar selbst zu viel. Ich wollte weg von mir, meinem Körper, einfach alles was mich ausmachte. Ein Leben war doch nichts wert, wenn man es in Einsamkeit verbringen musste. Ich wollte nicht einsam sein, niemals, aber ich konnte es nicht aufhalten.

Hatte meine Großmutter nicht auch versucht endlich von mir wegzukommen, wenn sie nie ihre Tabletten genommen hatte, wenn sie nie auf mich hören wollte? Egal was man tat, am Ende war man doch wieder allein, oder? Immer allein in diesem Raum, der einem nur mit Schweigen antwortete.

Ich merkte, wie Angst in mir hochkroch. Angst vor mir selbst und den Weg, den meine Gedanken gingen. Sterben... Warum noch weiter Zeit verschwenden? Einfach alles los werden und zum Nullpunkt kommen. Sich verlieren und dann war alles erledigt.

Ich hasste diese Gedanken, fühlte mich schuldig dabei. Man durfte sich nicht den Tod wünschen, selbst wenn er völlig irrelevant war. Es würde niemand interessieren, wenn ich hier jetzt einfach an meinem eigenen Unglück krepieren würde. Niemand rief nach mir.

Und trotzdem waren es peinliche, feige Gedanken. War ich nicht schon längst aus dieser postpubertären Depressionen heraus und hatte das lächerliche Gedankengut der todessehnsüchtigen Romantiker abgelegt? Mein Magen schmerzte, ich konnte nicht denken.

Es kostete mich erstaunlich viel Kraft, einfach die Fernbedienung zu nehmen und mit dem Drücken eines Knopfes die Stille zu töten. Belangloses, stupides Gerede erfüllte den Raum. Alles besser, als die eigenen Gedanken.

Ich wollte das alles in mir dumpf wurde, müde und erschlagen. Nicht mehr verzweifelt, frustriert, wütend. Es sollte einfach alles in mir schweigen, dann könnte ich mir einreden, dass ich sowieso schon tot war. Das ich meinen Nullpunkt längst erreicht hatte und ich nichts mehr verlieren konnte, nicht mal mehr mein Leben.

Ich war so ein armseliger Vollidiot. Selbsterkenntnis war der erste Schritt zur Besserung? Ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Ich sollte etwas tun, mich bewegen, an mir selbst arbeiten, aber ich konnte kaum meine Augen offen halten.

Und es kam mir so vor, als hätte ich diese Gedanken schon tausendmal gedacht, was nichts besser machte.

Hallo und guten Tag, willkommen in Ennoahs Leben. Sie sehen heute die Wiederholung der Wiederholung der Wiederholung eines sehr trostlosen Lebens. Verpassen sie auch nächste Woche nicht, wie er sich im Elend wälzt und schalten sie ein! Selber Zeit, selber Sender.

Ich hasste mein Leben und insbesondere mich. Mit diesem Gedanken war ich irgendwann weg gedämmert zum Sonntagabendprogramm.
 

Ich starrte auf die flimmerenden Bilder der Mattscheibe und hatte keine Ahnung, was ich mir da überhaupt anschaute. Ich fühlte mich wie in Watte eingepackt, ganz dumpf, weit weg und so, als würde ich gleich ersticken.

Meine Augen brannten, sobald ich sie schloss, schmerzten sie und ich musste sie wieder aufreißen und vor mich hinstarren. Mein Zunge klebte an meinem Gaumen und meine Lippen klebten zusammen, waren spröde und ich wollte den Mund nicht öffnen. Ich musste auch nicht, niemand war hier, mit dem ich hätte reden können.

Hier war nur ich, der Fernseher und meine Gedanken, die sich weigerten in eine konkrete Richtung zu gehen. Vielleicht zu meinem eigenen Schutz? Klares Denken konnte gefährlich sein, für alle, vor allem für mich. Ich wollte nicht denken, nur da liegen und starren. Starren und da liegen, sich nicht rühren müssen.

Mein Körper fühlte sich an, als hätte man ihn lieblos über mich gestülpet. An manchen Enden ziepte er, an anderen war er einfach zu groß und wenn ich mich bewegte, drehte sich alles um mich, als würde ich nicht mal mehr in die Umgebung passen.

Ich fühlte mich verloren.

Frustriert strampelte ich die aufgeheizte Decke von mir runter und fror sofort wieder. Ich legte mich anders hin, weil mein Rücken schmerzte und merkte, dass es immer unangenehm war, egal wie ich da lag. Ich schmiss die Decke auf den Boden und legte das Kopfkissen auf meinen Rücken, in der Hoffnung, dass ich jetzt glücklich war.

Als würde mich sowas glücklich machen, als würde ich jemals glücklich werden... Was sollte nur aus meinem Leben werden? Ich konnte mich nicht rühren, ich hatte seit gestern morgen das Bett nicht mehr verlassen. Heute war Dienstag, oder schon Mittwoch?

Ich hätte den Videotext anschalten müssen, um rauszufinden, welchen Tag wir hatten oder ich wartete auf das Abendprogramm. Wie viel Uhr hatten wir? Ich wollte nicht mal meinen Kopf heben, um nachzusehen.

Es fühlte sich alles so schwer an. Man hatte mir die falsche Haut übergezogen, meine Venen mit Blei gefüllt und dann in Watte gepackt, einfach, um mein Leben so unerträglich wie möglich zu machen.

Komische Gedanken flatterten an mir vorbei und ich machte mir nicht mal die Mühe, sie zu fassen. Waren nicht wichtig, würden mich nur weiter deprimieren. In die Schule gehen? Pah, für was denn noch? Ich würde sowieso niemals studieren. Wer würde schon so jemand wie mich freiwillig auf einer Uni nehmen? In der Schule waren nur überall diese Menschen, die mit einem reden wollten. Bla. Bla. Bla. Wie geht es dir denn nach diesem Verlust? Bla. Bla. Bla. Du siehst nicht gut aus, bist du sicher, dass du zurecht kommst? Bla. Bla. Bla. Wir verstehen deine Lage ja, aber Schulregeln, sind Schulregeln. Du darfst nicht mehr fehlen. Bla. Bla. Bla. Bla. Ich könnte so kotzen.

Außerdem war dort Nico...

Und? Nico, Nico war doch egal, oder? Nein, er war nicht egal. Er war sowas von nicht egal. Er ist auch einfach gegangen. Er war egal, meine Mutter war egal, Eddy war egal... oder mein Leben war egal. Niemand interessierte sich, was ich machte, wenn ich hier sterben und verrotten würde. Ich wäre nicht mal Madenfutter, um diese Jahreszeit gab es hier keine Fliegen mehr.

Ich würde hier nur liegen und langsam austrocknen und verwesen. Mein Fleisch würde von meinen Knochen faulen und dann wäre dieses Wattegefühl verschwunden und die Haut, die nicht passt. Irgendwann mal.

Ich schloss gequält meine Augen und wollte heulen, aber dafür hatte ich keine Kraft. Ich wollte nicht sterben, ich wollte nur nicht hier alleine liegen. Ich wusste aber nicht, was ich tun sollte. Es war alles so schwer. Selbst die Fernbedienung lag unendlich weit weg, nur einen Knopf drücken, die Hürde schien mir unüberwindbar.

Meine abgenagten Fingernägel schabten über die Haut meines Arms, immer wieder. Ich spürte ein leichtes Brennen und wie die malträtierte Stelle wärmer wurde. Aber ich verstand den Zusammenhang nicht. Ich machte weiter, bis ich mich grau fühlte. Wenn man grau war, dann waren die Geräusche mit den Farben verschwunden und es war nicht mehr weit, bis man eingeschlafen war. Grau war gut, nein, grau war nicht gut, aber auch nicht schlecht.

Ich schreckte von einem schrillen Geräusch auf, dass ich nicht zu ordnen konnte. Werbung, Telefon, Türklingel? Völlig überfordert schaute ich mich um, mein Leben fühlte sich gerade so unendlich falsch an. Ich wusste nicht mal, ob man dieses Vegetieren noch Leben nennen durfte.

Telefon. Es war das Telefon. Endlich verstand ich dieses Klingeln.

Ich wusste nicht, wo ich plötzlich diese Energie her nahm, aber ich musste unbedingt das Telefon erreichen, bevor der Anrufer wieder auflegte. Für irgend jemand war ich wichtig, ich war nicht komplett allein, oder? Jemand rief.

Ich schrammte mit der Schulter gegen die Wand, da ich mich nicht so gut auf den Beinen halten konnte, wie ich zunächst dachte. Scheiß Körper!

Gehetzt hob ich ab, lauschte in den Hörer. Bitte, lass es kein Tuten sein. Ich will mit jemand reden! „Hallo?“, kam es unsicher durch die Leitung. Ich kannte die Stimme nicht. Es war nicht Eddy und auch nicht Nico. Warum denn nicht?

„Hey“, krächzte ich mühevoll und merkte, wie mein Hals weh tat. Ich hatte die letzten Tage nichts gesagt. Das Sprechen kam mir fremd und unnatürlich vor. Und ich wollte wieder auflegen. Warum hatte ich nur abgenommen? Es hatte doch keinen Sinn, wenn es jemand war, den ich nicht kannte.

“Hey, Ennoah. Ich bin´s, Robert”, stellte sich mein Anrufer vor und ich musste kurz nachdenken. Robert, Robert. Okay, der Typ, der in der Schule neben mir saß, der der Animes mit dickbrüstigen Frauen in Latexkostümen schaute. Warum er?

“Hey”, würgte ich nochmals vor, wusste nichts anderes zu sagen. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals mit Robert telefoniert zu haben. Wir hatten schließlich nicht viel miteinander zu tun.

“Und wie geht´s dir so? Du warst ja die Woche über nicht in der Schule und naja...” Er wusste wohl nicht, was er jetzt weiter sagen sollte. Wahrscheinlich hatte er nur angerufen, weil es ihm irgend ein Lehrer aufgetragen hatte. Vielleicht Frau Lindner, das würde so zu ihr passen.

“Könnte besser sein”, antwortete ich einigermaßen ehrlich. Als meine Oma gestorben war, war es mir ziemlich beschissen gegangen, aber das hier, das schien irgendwie eine ganz andere Essenz zu haben. Es war das eine, wenn man sich schlecht fühlte, weil das Leben einen fickte, etwas ganz anderes, wenn man selbst an dem ganzen Mist Schuld war und das war momentan leider definitiv der Fall. Ich hatte gerade einfach alles verbockt, mit Eddy, mit Nico, mit allen. Die Erkenntnis brachte mir allerdings nichts, weil ich einfach nichts daran ändern konnte.

“Was hast du denn?”, fragte Robert unsensibel und ich wusste, dass ich mir jetzt wieder eine Ausrede für eine seltsame Krankheit aus den Fingern saugen musste.

“Keine Ahnung, irgendwas mit dem Magen und so. Total beschissen...” Auch nicht so richtig gelogen, ich hatte sein Tagen wieder Magenkrämpfe, ob es daran lag, dass ich kaum etwas gegessen hatte oder ganz allgemein mit meiner Übersäuerung zu tun hatte, wusste ich nicht.

“Oh, okay, glaub ich. Weißt du denn, wann du wieder kommst?” Dieses Gespräch hatte ich gefühlte tausendmal schon geführt. Immer dieselben Fragen, immer nur Bla. Ich wollte mit Robert nicht reden, hatte kein Lust mein Leben und meinen Hass auf mich zu rechtfertigen.

“Ich hoffe morgen. Weiß es aber noch nicht. Muss gucken wie es mir geht...” Bla Bla Bla, als würde Robert meine Antwort wirklich interessieren. Man musste es einfach sagen, weil es sich so gehörte. Am liebsten hätte ich ihm geantwortet, dass ich nie wieder meine Wohnung verlassen wollte, um einfach hier zu verrotten. So wie es allen am liebsten wäre, dann hätte man mich endlich los.

“Hm, okay. Wir schreiben morgen ja eine Arbeit, also falls du nicht kommst, brauchst du halt ein Attest vom Arzt.” Als wüsste ich das nicht selbst, ich brauchte niemand, der mir sowas sagte.

“Ja, ich schaue mal, wie es mir geht. Aber ich hätte sowieso ein Attest”, log ich. Es würde kein Problem werden, mir eines zu holen, wenn ich mich überhaupt dazu aufraffen konnte. Auch wenn es mir im Moment ziemlich egal war.

“Okay, gut. Die Lehrer fragen nämlich schon nach dir.”

Ich verdrehte die Augen. Als hätten sie ein Recht darauf zu wissen, wie es mir ging. Alles Idioten.

“Hm, naja... Ist halt doof mit meinem Magen und so”, nuschelte ich ins Telefon und war einfach nur tierisch abgefuckt.

“Ja, glaub ich. Dann ... sehen wir uns ja morgen, oder so?”

“Ja, bis dann.”

Kurz schwiegen wir uns noch unbehagliches an, dann legte ich auf. Ich musste ehrlich sagen, nach dem Gespräch fühlte ich mich immer noch ziemlich miserabel. Mir war schwindelig und mein Arm schmerzte unangenehm. Die aufgekratzte Stelle hatte sich entzündet und vielleicht sollte ich tatsächlich mal etwas dagegen tun. Es sah wirklich widerlich aus, so als würde mein Arm bald abfaulen. Irgendwie faszinierte mich der Anblick und ich musste mich echt zusammenreißen, um nicht darin rumzupieksen. Das würde nämlich weh tun. Ich hatte keine Lust auf Schmerzen und keine Lust dagegen etwas zu tun. Keine Lust auf irgendwas.

Ich verkroch mich wieder in mein Bett, ignorierte mein Leben. Auch wenn ich wusste, dass es so nicht weiter gehen konnte. Ich fühlte mich nur unfähig, jetzt was daran zu ändern. Es kam mir unmöglich vor, noch irgendwas gerade zu biegen. Meine Großmutter lebte nicht mehr. Eddy hatte sich gegen mich entschieden. Nico war gegangen. Meine Mutter wollte nichts von mir wissen. Die Mappenberatung war deprimierend verlaufen. Die Lehrer wollten mich von der Schule haben. Ich war auf ganzer Linie gescheitert. Mir kamen selbst die Typen in den Reality-Shows nicht mehr armselig vor. Erschütterend.

Ich zappte mich durch das Programm, schlief ein, träumte wirres Zeug, wachte wieder auf und hätte mir am liebsten die Haut von den Knochen gerissen. Mir war wahnsinnig heiß, alles tat weh und ich hatte keinen Schimmer, was ich dagegen tun konnte. Mein Körper hasste mich wohl so sehr, wie ich ihn.

Schließlich wurde es fast unerträglich, einfach nur zu liegen. Ich wälzte mich aus dem Bett und fiel mit einem dumpfen Laut einfach auf den Boden, der sich angenehm kühl an meiner Haut anfühlte. Ich breitete meine Arme aus, um noch mehr von der Kühle zu erhaschen. Mein Atem ging langsam und die Welt war so groß geworden. Unter meinem Bett sah ich Staub, alte Socken und ein paar Stifte, die ich schon länger vermisst hatte. Sah aus wie mein Leben. Vergessen und unter das Bett gekehrt.
 

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So, kurz vor Schluss nochmal die volle Dröhnung Depression! Keine Sorge, bald hab ihr es überstanden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  MissPaperJoker
2010-02-19T19:29:40+00:00 19.02.2010 20:29
Gibt es nicht da diese "Regel" bei Kerlen? Dass man nie eine enge Freundschaft zwischen Jungs kaputt gehen lassen soll wegen einem Mädchen?
Ich bin zwar auch ein Mädchen, aber ich seh das ganz genauso... Ich hoffe, wir erfahren noch genaueres über Eddy, warum er damals genau so ausgetickt ist und warum er jetzt immernoch bei Sophie ist. -.-

Kanns kaum erwarten, weiter zu lesen
Von: Karma
2010-02-19T16:18:07+00:00 19.02.2010 17:18
Irgendwie kommt mir Ennos Situation gerade verdammt bekannt vor. So die "mein bester Freund scheisst auf mich wegen dieser Tussi"-Sache, meine ich. Echt, ich hatte gedacht, ich hätte vergessen, wie sich das damals angefühlt hat, aber jetzt ist das alles wieder da. Gott, und das fühlt sich jetzt noch genauso scheisse und widerlich an wie damals, als es wirklich aktuell war.
-.-
Ich hoffe nur, für Enno hat das Ganze auch irgendwie ein Happy End. Hatte es bei mir ja auch - obwohl sich das zwischen meinem "Eddy" und mir erledigt hatte. Nyan, ich drück Enno die Daumen. Auch wenn er ein Idiot ist, so ein Gefühl ist einfach nur scheisse.
<.<
Ach, und Nico tut mir leid.
*mal random einwerf*
Ich glaub nämlich irgendwie, dass da von seiner Seite echt mehr ist. Kam mir schon nach seinem verklärten Blick wegen des unerwarteten Kusses so vor. Ich hoffe, die Zwei raufen sich noch zusammen - obwohl ich ja zugegebenermaßen echt das Schlimmste befürchte. Und genau deshalb warte ich auch sehnsüchtig auf das nächste Kapitel.
*an der Tischkante nag*
Einerseits würde ich am liebsten gleich weiterlesen, aber andererseits wird mir auch ganz anders bei dem Gedanken daran, dass die Story bald abgeschlossen ist. Dilemma.
>.<
Von:  snowwhitedoll
2010-02-19T15:18:53+00:00 19.02.2010 16:18
ich hab das gefühl, als ob ich kotzen und heulen zugleich muss!
verdammt!
also, das spricht für die wirkung deines schreibstils, aber mir ist grad echt schlecht :/
Von:  ReiRei-chan
2010-02-19T13:34:48+00:00 19.02.2010 14:34
Eddy ist so ein Wichser... ts... ich hasse Kerle (und Weiber) die eine Freundschaft kaputt gehen lassen, nur weil da so ein Partner an der Tür klingelt. >.< Als ob Liebe die Antwort auf alles wäre und Eddy will doch garantiert nur ficken... der Sack!

Hm, ich kann Enno echt verstehen... an so einem Punkt will man einfach nicht mehr. Nur liegen und zugucken wie die Welt an einem vorbeizieht. Das ist hart... ich hoffe ja nur, dass Nico noch kommt, sein zeug holt und dabei Enno sieht.
Die beiden sollen sich wieder verstehen, verdammt. Wobei ich ehrlich sagen muss, dass sich Nico ziemlich schnell aus dem Staub gemacht hat. Bei seinen Eltern hat er länger ausgehalten... Feigling!
Von:  chaos-kao
2010-02-18T23:24:11+00:00 19.02.2010 00:24
Ich wusste, dass er Enno wegen dieser verdammten Sophie hängen lassen wird. Arschloch! >< Aber Enno ist auch ein Trottel! ... Aber ich versteh ihn irgendwie ...


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