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Before I Decay

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Kapitel I

Kapitel 1
 

Wo sollte ich nur hin? Wo konnte ich nur hin? Ich war nass, angetrunken und mit den Nerven vollkommen am Ende. Ich kam mir erbärmlich vor und fühlte mich so schlecht, wie schon lange nicht mehr. Ich konnte jetzt nicht einfach nach Hause gehen, mich umziehen und ins Bett gehen. Ich würde sowieso nicht schlafen können. Ich würde die ganze Zeit sein Gesicht vor Augen haben, seine Lippen auf den meinen spüren, mir seinen Atem in meiner Nähe wünschen. Wo konnte ich nur hin? Ein schriller Ton riss mich aus meiner Gedankenwelt zurück in die harte, nass-kalte Realität. Es war mein Handy, das immer lauter werdend einen Anruf anzeigte. Wer sollte mich um diese Uhrzeit noch anrufen wollen? War es vielleicht Akira, der nochmal über die Situation nachgedacht hatte und mir gestehen wollte, das er das selbe fühlt? An diese unwahrscheinliche Hoffnung klammernd, schaute ich auf das Display. Es war Yuu's Nummer. Überrascht nahm ich den Anruf entgegen und versuchte meine Niedergeschlagenheit und meinen Alkoholpegel so gut wie möglich zu kaschieren.

„Ja? Taka hier, was gibt’s?“, antwortete ich mit gekünsteltem Lächeln auf den Lippen. Der Regen wurde stärker. „Hi Taka, ich bin's Yuu. Ist spät, ich weiß, aber hast du heute noch was vor?“

„Ich dachte, du hättest keine Zeit, weil du an neuen Liedern schreibst?“, antwortete ich überrascht.

„Na, inzwischen bin ich damit auch fertig, man muss ja auch irgendwann mal Pause machen, ne? Also, wie schaut's aus? Lust vorbei zu kommen?“, fragte mich der Gitarrist erneut. Ich zögerte.

„Irgendwas passiert, oder warum klingst du so down?“, kam die erneute Nachfrage. Ich konnte vor Yuu einfach nicht verstecken, was ich fühlte. Ich hatte es immer versucht, aber er besaß diese unheimliche Gabe selbst durch den Telefonhörer hindurch ganz genau zu wissen, das mit mir etwas nicht stimmte. Ich holte tief Luft und seufzte. „Ach, ich weiß nicht. Ich bin in recht schlechter Verfassung, nass und stinke nach Sake. Ich will dir nicht unnötig zur Last fallen...“, setzte ich an um in einem Schwall aus Ausreden zu versuchen sein Angebot abzulehnen. „Du hast dich betrunken und läufst bei dem Wetter auch noch munter draußen herum? Wo bist du gerade überhaupt?“

„Ich bin in der Nähe vom Hachōbori-Bahnhof, glaube ich.“, antwortete ich und schaute mich um. „Hachōbori? Ach, du warst bei Akira, oder? Tut mir übrigens leid, dass ich nicht kommen konnte, dafür habe ich aber einige coole Melodien geschrieben. Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du noch vorbeikommen wolltest um dir das Zeug mal anzuhören. Vielleicht hast du ja auch direkt schon eine Textidee, was meinst du?“ Yuu schien es ernst zu meinen, er klang so voller Tatendrang und es kam mir vor, als wolle er unbedingt meine Meinung hören. Was sollte ich anderes tun? Ich war vom Regen durchnässt, roch immer noch schrecklich nach Alkohol und in meinem Kopf herrschte das reine Chaos. Zudem wohnte Yuu in Ginza, das war ganz in der Nähe. Es war irgendwie typisch, das er dort hin gezogen war. Das passte zu seiner leicht-dekadenten, prunkvollen Ader. Irgendwie hatte ich bei diesem Gedanken einen bitteren Geschmack auf der Zunge. Früher hatten wir als Band noch zusammen gewohnt. Wir standen ganz am Anfang, keiner kannte uns und alles was wir hatten waren unsere Instrumente und ein gemeinsamer Traum. Heute war alles anders, wir waren bei einem angesehenen Plattenlabel unter Vertrag, die Fans strömten in Scharen zu unseren Konzerten. Wir hatten einige der größten Hallen bereits mehrere Male ausverkauft. Und doch irgendwie fühlte sich alles anders an. Was würde nun aus uns aus uns werden, nach dem ich unserem Bassisten geküsst hatte? Würden wir je so weiter machen können wie bisher? In meinen Existenzängsten versunken, ignorierte ich Yuu's Stimme mittlerweile lauter gewordene Stimme, die mich durch den Telefonhörer anbrüllte. „TAKA!! TAKA!! BAKA!!“, krakeelte es aus dem Lautsprecher. Ich seufzte laut und antwortete: „Okay, ich bin ja in der Nähe, also komme ich jetzt gleich vorbei.“, nuschelte ich in den Hörer. „Jo, okay, das ist doch ein Wort. Ich lass dir Wasser ein, so nass und stinkend spiel' ich dir nichts vor.“, lachte Yuu. „Bis gleich“, antwortete ich und erstickte Yuu's freudiges „Bis gleich“ indem ich einfach auflegte. Obwohl der Regen immer noch wie Glassplitter auf mich nieder prasselte, verweilte ich einen Moment um in den Himmel zu schauen.

Über mir war alles durch dunkle, bedrohlich-wirkende Regenwolken verdeckt. Heute war eine, trotz aller mich umgebenden Leuchtreklame, ungewöhnlich tiefschwarze Nacht. Wie ironisch war es doch, wie dieses Wetter meine Stimmung wider zu spiegeln vermochte. Ich wendete meinen Blick von der Schwärze über mir und suchte die nächste U-Bahn Station. Immer noch leicht torkelnd wankte ich, mich mit jedem Schritt am Geländer fest klammernd, die steinernen Stufen hinunter zum Gleis. Ich löste ein Ticket, ignorierte den pikierten Blick des patrouillierenden Bahnangestellten und lehnte mich erschöpft gegen eine der gefliesten Bahnhofswände.

Als mein Zug kam, verschwamm urplötzlich alles um mich herum und wie ein Schlafwandler musste ich mich die ersten drei Sekunden tastend vorwärts bewegen. Die Blicke der Leute waren mir egal, ihre Gesichter würden diese Nacht hoffentlich, wie die Erinnerungen an diesen Abend auch, verschwunden sein.
 

Wenn man auf etwas wartete, das einem wirklich etwas bedeutete, dann schien es so als wäre Zeit wie eine zähflüssige, graue Masse, statisch und niemals so schnell, wie man es sich wünschte.

Die acht Minuten, die ich in der Bahn verbrachte kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Acht Minuten in denen ich in der persönlichen Hölle meiner Gedanken unterging. Ich musste, so sehr ich mich auch dagegen wehrte, immer wieder an Akira und seine weichen Lippen denken. Ich versuchte mich vor mir selbst zu ekeln um die Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen, doch je mehr ich es versuchte, desto stärker wurde das Verlangen ihn erneut zu sehen, ihn erneut zu küssen.

Ginza roch anders, es fühlte sich anders an. Hachōbori beruhigte mich und verleitete zur Tagträumerei, Ginza allerdings war die pure Dekadenz. Ich schritt an den blinkenden und blitzenden Läden großer internationaler Modeketten vorbei und fühlte den Drang in mir, alles zu vergessen, mich zu vergessen und mein Leben in den gierigen Schlund dieses Ortes zu werfen.

Auf Kopfhöhe flackerte eine Leuchtreklame mit der Aufschrift „Live fast, die young.“ Meine Umwelt schien immer wieder auf's Neue bereit zu sein, meine Gedankenwelt subtil vor mir entstehen zu lassen. Ich war allerdings zu müde, zu nass und noch zu angetrunken um mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Zu Yuu's Apartment waren es von der Station, an der ich ausgestiegen war nur knapp 5 Minuten Fußweg. Das Haus in dem er wohnte war unscheinbar und wurde von der Flut an Leuchtreklame fast vollständig verschluckt. Wer nicht wusste, wo es stand, der fand es meistens nicht. Obwohl immer noch Restalkohol in meinem Blut vorhanden war, sah ich es jedoch auf Anhieb, wie es in seinem aschfahlem Grau mit den Neonröhren der umliegenden Geschäfte kontrastierte. Ich suchte nach Yuu's Namen auf den Klingelschildern, fand ihn nach einem kurzen Moment und hielt ihn mindestens 10 Sekunden gedrückt. Die Gegensprechanlage antwortete mir: „Hi Taka, bist du es?“, fragte Yuu's durch den Außenlautsprecher verzerrte Stimme.

„Ja.“, antwortet ich und kam mir dabei vor, als würde ich krächzen.

„Warte, ich mach dir die Tür auf, zweiter Stock, du weißt ja. Nimm am besten den Aufzug.“, riet mir Yuu und klang dabei, als würde er mir nicht mehr zutrauen zwei Treppen hinaufgehen zu können. Als der Ton ertönte, drückte ich gegen die Tür, die sich mit einem knackenden Geräusch öffnete, dafür umso lauter wieder zurück ins Schloss fiel. Schon in der ersten Etage musste ich mir bitter eingestehen, dass Yuu Recht gehabt hatte. Alles drehte sich und ich fühlte mich als würde ich jeden Moment zusammenbrechen. Ich lehnte mich gegen die Wand um eine Pause zu machen und keuchte schnappend nach Luft. Nach einiger Zeit hörte ich Schritte, also richtete ich mich auf um möglichst unauffällig zu wirken. „Taka?“, klang eine Stimme durch den Flur. Yuu schien so besorgt um ich gewesen zu sein, das er mich scheinbar suchen wollte. „Hier.“, antwortete ich gequält und stütze mich dabei wieder gegen die Wand. Yuu's Kopf schaute hinter einer Ecke hervor. „Ich wusste, dass du den Aufzug nicht nimmst. Falscher Stolz, Taka.“, mahnte mich der Gitarrist grinsend an.

„Jaja, ich weiß.“, nuschelte ich in mich hinein. „Verzeihung.“

„Wie ich sehe, schaffst du den Weg bis in meine Wohnung nicht mehr, was?“, fragte Yuu und musterte mich dabei von oben bis unten. Ich kam mir erbärmlich vor. „Kein Problem, dann muss ich dich halt tragen.“, sagte er und grinste dabei wieder von Ohr zu Ohr. Ehe ich mich versah, hatte er seinen Arm auch schon hinter meinen Rücken auf meine Schulter gelegt und geleitete mich stützend in sein Appartement. Dort angekommen ging ich die letzten paar Schritte allein und ließ mich auf Yuu's großen schwarzen Ledersessel fallen. Der Gitarrist war währenddessen bereits in der Küche verschwunden und rief, während er Wasser aufsetzte: „Ich mach' dir erstmal was zum Ausnüchtern, damit du mir nicht beim Baden wegstirbst.“

Ich lächelte und musterte sein Wohnzimmer. In der Ecke standen zwei Gitarren und ein Verstärker. Auf dem Boden verstreut lagen Kabel und Effektgeräte, zusammengeknülltes Papier und verschiedene Musikmagazine. Er schien tatsächlich hart gearbeitet zu haben. „Wie sieht es nun mit den Melodien, die du geschrieben hast...“, setzte ich an doch irgendwie fehlte mir tatsächlich die Kraft um zu sprechen. „Was meinst du?“, fragte Yuu und kam mit einer dampfenden Schüssel Okayu ins Zimmer zurück. Überrascht schaute ich ihn an: „Okayu?“

„Ja, ich weiß, das nimmt man bei Magenproblemen, aber das hilft auch wenn man zu viel getrunken hat, Erfahrungssache.“, antwortete er grinsend und stellte mir die dampfende Schüssel Reisbrei auf dem eine Umeboshi lag auf meinen Schoß. „Ich hasse Umeboshi.“, entgegnete ich scherzhaft und verzog das Gesicht vor Ekel. „Es hilft aber, um aus dir wieder einen Menschen zu machen.“, konterte Yuu lächelnd und streckte mir die Zunge heraus. „Iss. Ich lass dir dann schon mal Badewasser ein.“, fügte er hinzu und verschwand auch schon wieder im Bad. Sorgfältig aß ich den Reis um die Umeboshi herum, bemüht sie nicht aus Versehen mit zu verspeisen. In meinem Inneren breitete sich eine wohlige Wärme aus und auch mein Kopf schien mir freier und klarer als vorher.

Als ich den letzten Rest Reis aus der Schüssel gelöffelt hatte, die Umeboshi hatte ich geschickt umgangen, stellte ich die leere Schüssel auf einen kleinen Glastisch neben dem Sessel. Gestärkt stand ich auf und schritt auf die Gitarren-Ecke zu. Hinter mir ging die Badezimmertür auf und Yuu kam heraus. „Du brauchst unbedingt was sauberes, trockenes an zu ziehen. Ich guck' mal ob ich was passendes habe.“, sagte er im Vorbeigehen und verschwand erneut. Ich blickte mich wieder zu den Gitarren um und schaute wie gebannt auf das zerknüllte Papier am Boden. Neugierig war ich ja schon, was er da an Ideen verworfen hatte, warum also nicht einen Blick riskieren? Ich bückte mich um einen Papierball aufzuheben und ihn sorgfältig zu entknittern. Statt Noten sah ich jedoch nur Schriftzeichen. Yuu hatte „anata no koto ga daisuki“ und „kimi dake ni kokoro wo“ auf den Zettel geschrieben. Sollten das Songtitel sein? Klang alles recht kitschig und passte irgendwie nicht zu dem Gitarristen. Ich zerknüllte den Zettel wieder, warf ihn zurück auf den Boden und griff nach dem nächsten, da fühlte ich eine Hand um meine Hüfte, die mich davon abhielt. Erstaunt drehte ich mich um um in Yuu's grinsendes Gesicht zu blicken. „Na, das geht aber nicht.“, sagte er grinsend und zog mich von den Zetteln weg. „Einfach in meinen verworfenen Ideen herum stöbern um ich dann damit auf zu ziehen, wie schlecht die Melodien sind.“, sagte er lächelnd und klopfte mir auf die Schulter. „Ich hab nur... ich wollte nur....“, setzte ich an, aber Yuu unterbrach mich: „Ist in Ordnung, nächstes Mal fragst du aber bitte.“

„O-okay“, stammelte ich verlegen und fühlte mich wie ein Kind das beim Bonbonklauen erwischt wurde. „Fühlst du dich fit genug um ein Bad zu nehmen?“, fragte der schwarzhaarige Gitarrist mich. „Ich denke schon, ja.“, nuschelte ich immer noch etwas peinlich berührt in mich hinein.

„Okay, dann ab dafür, ich hab dir frische Klamotten ins Bad gelegt.“, sagte er und stieß mich scherzhaft in Richtung Bad. Über meine Schulter konnte ich sehen, wie er alle Papierbälle schnell aufsammelte und in den Müll schmiss. Wahrscheinlich war es ihm genauso peinlich wie mir, das ich seine Notizen gelesen hatte.

Im Vorraum des Badezimmers herrschte ein angenehm feucht-warmes Klima. Ich entledigte mich schnell meiner Klamotten und ging in den anderen Raum, in dem die Wanne und der Waschplatz mit einem kleinen Hocker, einem erstaunlicherweise pinkfarbenen Eimer und einem Haufen an Duschgels und Shampoos, standen. Ich setzte mich auf den Hocker und war für die nächsten vierzig Minuten von allen Sorgen befreit und nur damit beschäftigt, meinen Körper wie in einem Ritual zu reinigen. Ich erinnerte mich an ein Konzert, das wir Übersee gespielt hatten. Ich und alle anderen waren sehr überrascht wie europäische Badekultur funktionierte, es war mir immer noch nicht klar, wie man verschwitzt und dreckig baden konnte. Nach dem ich mich nun mehrere Male geschrubbt und mir die Haare gewaschen hatte, stieg ich in den dampfenden Badezuber. Ich spürte ein leichtes angenehmes Kribbeln auf meiner Haut als mich das 40°C heiße Wasser meinen Körper umschloss.

Wie zu mir selbst seufzte ich: „Aaaah, kimochi“* und ließ die Gedanken kreisen.

Nach einer gefühlten Stunde stieg ich erfrischt und von allem Ballast befreit aus der Wanne und trocknete mich ab. Yuu hatte mir im Vorraum ein paar seiner Sachen ausgelegt. Natürlich passten sie mir nicht, er war knapp zehn Zentimeter größer als ich. Dem entsprechend hingen seine Klamotten an meinem Körper etwas, aber sie waren frisch, sauber und dufteten angenehm nach Lavendel. Angezogen ging ich nun wieder in Yuu's Wohnzimmer in dem der er mit einer seiner Gitarren auf dem Sofa saß und vor sich hin spielte. Als er mich sah, lächelte er. „Ah, da bist du ja. Chic, siehst du aus.“, sagte er und wies mich an, sich zu ihm zu setzen. „Bist du bereit dir ein bissl von meinem Zeug anzuhören?“, fragte er mich neugierig. „Ja, ich denke schon“, antwortete ich grinsend und nahm neben ihm Platz. Yuu fing an zu spielen, es war ein recht harter Riff mit vielen Powerchords und als ich die Melodie hörte, kam es mir so vor als ob der Text den ich dazu schreiben könnte ziemlich brutal werden würde. Als Yuu geendet hatte, schaute er mich fragend an. „Und?“

„Ich finde, das der Anfang recht gut klingt, recht aggressiv und sicherlich gut auf einem Live-Konzert, aber die Bridge ist mir ein bisschen zu soft im Vergleich zum Rest. Ich meine, ich kann mir vorstellen, das du zwei Melodielinien irgendwie kontrastieren wolltest, aber das passt meiner Meinung nach nicht so ganz.“, antwortete ich ihm ausführlich. Er schaute mich danach noch circa drei Sekunden an und sagte dann: „Hm, okay. Ich verstehe. Ich hab noch was mit einem harten Riff, soll ich dir's mal vorspielen?“, kam die erneute Anfrage. „Ja, leg mal los.“, erwiderte ich. Yuu begann und es kam über mich wie eine Bombe. Hatte das andere Lied wenigstens eine Melodie, so war dieses Lied fast lupenreiner Thrash und klang mit jedem Akkord wie ein Schlag ins Gesicht. Der Text dazu würde sehr aggressiv und wütend werden. Ich malte mir aus wie wir ein Lied mit diesem Riff live performten und konnte die die ganze Menge vor mir springen sehen. Das war ein wunderbares Gefühl. Während Yuu allerdings spielte, klopfte es ziemlich laut an der Tür und an der Decke. Der Gitarrist unterbrach sein Spiel um zu hören was los war. „Wissen Sie eigentlich wie spät es ist?!“, schrie eine Stimme erbost. „Machen Sie den Krach aus oder ich ruf die Polizei!“, drohte eine andere. Yuu schaute mich verlegen an und sagte: „Entschuldigung, aber ich glaube, ich kann dir heute nichts mehr zeigen.“ Ich nickte. „Das ist in Ordnung. Lass uns lieber aufhören, bevor du noch Ärger bekommst.“, antwortete ich beschwichtigend. „Okay.“, sagte Yuu, stellte seine Gitarre auf den Ständer zurück und schaltete den Verstärker aus. Dann drehte er sich zu mir um und fragte: „Du willst heute wahrscheinlich nicht mehr nach Hause fahren, oder? Hm, du kannst auch bei mir über Nacht bleiben, wenn das okay ist.“, bot er mir an. Ich nickte erneut. „Das wäre gut. Ich fühle mich nicht so gut und Lust nach Hause zu fahren habe ich auch nicht.“, stimmte ich zu.

„Da gibt es allerdings ein Problem...“, setzte Yuu an und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Hm? Was denn?“, fragte ich verdutzt. „Ich habe leider nur ein Bett, das heißt wir müssten...“, begann er und grinste peinlich berührt. Ich überlegte kurz und lächelte dann. „Kein Problem.“ Der Gitarrist atmete erleichtert auf. „Okay, ich dachte nur, du hättest vielleicht was dagegen.“, erklärte er und kratzte sich erneut verlegen am Hinterkopf. „Ich zieh mir dann mal was gemütlicheres an und suche eine Zahnbürste für dich raus, okay?“, fragte Yuu. „Mach dir keinen Stress, ich kann auch eine Nacht ohne Zähne putzen auskommen.“, winkte ich lachend ab musste aber gähnen. „Du legst dich am besten schon mal hin.“, erwiderte Yuu und zeigte auf seine Schlafzimmertür. „Ich komm dann nach.“, sprach er und verschwand im Bad. Leicht müde erhob ich mich und torkelte in Richtung der Tür. Yuu's Bett war groß und wie eine Art Futon fast auf dem ganzen Boden ausgebreitet. Er besaß eine erstaunliche Menge an Kissen, die alle zu einem Berg am Kopfende gestapelt waren. Ich schlüpfte unter die Decke und zog sie mir bis an meine Nasenspitze hoch. Es war angenehm warm hier und es roch, wie scheinbar überall in Yuu's Wohnung, frisch und gut. Ich drehte mich ein paar Mal hin und her und genoss die wohlige Wärme, als auch schon Yuu ins Zimmer gehuscht kam

„Mein Bett ist toll, oder?“, fragte er mich grinsend und legte sich neben mir unter die Decke.

Sein Körper war fast noch wärmer und weicher als die Decke unter der wir beide lagen, ich fühle mich unheimlich wohl. Yuu dämmte das Licht und fragte, den Rücken zu mir: „Was ist heute eigentlich passiert, das du dich betrunken hast und im Regen spazieren gegangen bist?“, fragte er mich und ich konnte sowohl Neugier als auch einen besorgten Unterton aus seiner Stimme heraus hören. Ich winkte ab. „Ach, es war einfach sehr lustig und feucht-fröhlich und wir haben viele Scherze gemacht. Ich hab mich einfach ein bisschen übernommen. Akira hat mir ja auch immer nach geschenkt, der Blödmann.“, sagte ich und versuchte sorglos zu klingen. „Ja, aber wieso hast du dir Akira denn kein Taxi gerufen? Immerhin hat es in Strömen geregnet und du warst ja ganz klar betrunken.“, fragte der Gitarrist erneut. „Ach, weißt du. Ich hab darauf bestanden, dass ich das alleine schaffe. Du weißt ja, falscher Stolz und so.“, antwortete ich und war überrascht wie einfach mir diese Lüge über die Lippen gekommen war. „Mhm.“, antwortete Yuu nur. „Dein Stolz ist ein kleines Problem von dir Taka, weißt du das?

„Jaja, nächstes Mal lass' ich mir ein Taxi rufen.“, erwiderte ich und war mir unsicher ob es je ein nächstes Mal geben würde. „Okay, aber versprich's mir.“, forderte Yuu mich auf. „Jaja, okay, ich versprech's. Nächstes Mal bin ich nicht so stolz sondern lasse mich fahren, okay?“, antwortete ich erneut. „Okay, dann mach ich das Licht jetzt mal aus, ja“, fragte Yuu's Stimme mich. „Ja, mach das. Gute Nacht.“, entgegnete ich und kuschelte mich an Yuu und unter die Decke. Ich hörte noch seinen schweren Atem, dann sagte er: „Dir auch eine gute Nacht.“ Und das Licht ging aus.
 

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*Ich hatte mir zwar geschworen, keine unnötigen japanischen Worte in diese Geschichte einzubauen, aber findet mal eine passende deutsche Übersetzung für obigen Satz. „Kimochi“ bedeutet übersetzt Gefühl und kann sowohl als dieses verwendet werden aber auch in diesem Ausruf wenn man sich in das heiße Badewasser nieder lässt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Inabella
2009-10-21T19:32:59+00:00 21.10.2009 21:32
Uh uh, mein Schattenmann taucht auf *__* XD Ich mag es, wie du Aoi 'gemacht' hast. Zuvorkommend und hilfsbereit und doch irgendwie verschlossen. Sehr süße Stimmung in dem Kapitel. Dein Stil geht nahtlos in dieses Kapitel über und bleibt auch gleich hohem Niveau. Allerdings musste ich mir quasi von dir über Pani die Songtitel übersetzen lassen XD'
Von: abgemeldet
2009-10-19T20:01:12+00:00 19.10.2009 22:01
*_*

wahhhh~
wie toll *_*
im prinzip stören mich die japanischen wörter nicht,da ich 5 jahre japanisch in der schule gelernt habe xD aber ich hab keine ahnung was "Okayu" und "Umeboshi" ist o.o" *drop*
ansonsten mag ich das kapitel total ^^
bin schon gespannt was noch passieren wird *_*

lg keigu
Von: abgemeldet
2009-10-18T21:39:24+00:00 18.10.2009 23:39
ich mag die ff, meistens liest man nur sachen wo ohnehin alle schwul sind,a ber sowas ist viel realistischer^^
ruki tut mir schon leid. reita war schon ziemlich hart zu ihm, wobei wahrscheinlich die meisten typen so reagiert hätten die mit homosexualität nichts am hut haben. bin sehr gespannt was noch kommt. vor allem ob reita jetzt einen auf gefühlstauben dickkopf macht oder vielleicht doch ganz anders ist als ich ihn mir gerade vorstelle. du hast eine sehr schöne art zu schreiben :)
ach noch was, ich finde ruki hätte es aoi erzählen sollen. er hätte ihm bestimmt gerne zugehört und ihm beigestanden. zumindest schätze ich ihn so ein. aber ich muss sagen, ich wäre ausgetickt, wenn bei mir jemand duschen würde uns sein "ritual" so lange dauern würde xD ab ner halben stunde wäre ich ungeduldig geworden. freu mich aufs nächste chap.

liebe grüße
taka


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