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100 Themen Herausforderung

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#001 - Zahnschmerz

Er sah den Zahn an, der auf seiner Handfläche lag. Dieses Ding, das so lange Teil seines Körpers gewesen war, jetzt lag es da und sah zu ihm herauf.

"Erinnerst du dich daran, wie ich dir gewachsen bin und du so große Schmerzen hattest?", fragte der Zahn ihn. "Du hast die ganze Zeit auf einer harten Brotkruste herumgekaut, weil das das einzige war, das dir deine Schmerzen halbwegs genommen hat. Und trotzdem hattest du das Gefühl, dass es ewig dauert, bis ich endlich durch die Oberfläche deines Zahnfleisches durch bin, ich habe es gefühlt.

Es tut mir leid dass ich dir wehtun musste, aber es ging nicht anders. Es war wichtig, weil du meine Hilfe noch Jahre später brauchen würdest. Und das wusstest du genauso gut wie ich, sonst hättest du mir nicht geholfen, freizukommen.

Später bist du das eine Mal hingefallen, weißt du noch? Ich bin kaputtgegangen und du musstest zum Zahnarzt. Herrje, wie du geweint hast... dabei hatte ich viel größere Schmerzen als du und habe geblutet wie ein Schwein, und trotzdem habe ich den Mund gehalten. Hinterher waren wir beide unglaublich erleichtert, als das abgebrochene Stück einfach wieder angeklebt werden konnte. Nun gut, einfach ist übertrieben, aber es ging recht gut. Zumindest wenn man sich anschaut, wie schlimm es um mich zu stehen schien.

Oder erinnerst du dich an die Prügelei auf dem Schulhof, bei der du so auf den Asphalt gefallen bist, dass wir beide Angst hatten, du könntest mich ganz verlieren? Ich dachte wirklich, das wäre mein Ende... ich habe gewackelt und gewackelt und der Zahnarzt musste mich verarzten und du durftest mich nicht mehr belasten. Das war eine wirklich harte Zeit. Eigentlich ist es ein Wunder, dass du mich so lange behalten hast.

Denn die Episode mit dem Türrahmen kam ja auch nicht allzu lange danach. Deine Affinität dazu, sinnlos gegen Gegenstände zu rennen, hätte mich dutzende Male ins Grab bringen müssen. Ich verstehe nicht, wie ich so viel Glück haben konnte.

Und erinnerst du dich daran, wie dein Onkel einen Zahn verloren hat, weil er in das selbstgebackene Brot deiner Schwester gebissen hat und erst hinterher zugegeben hat, notgedrungen, dass es doch etwas zu hart war? Ich habe durchgehalten! Und das, obwohl ich so oft schon fast ausgefallen wäre, obwohl ich eine Bruchstelle hatte und theoretisch der erste Zahn hätte sein müssen, der aufgibt.

Aber nein, ich habe alles mitgemacht. Von ekelerregenden Speisen über Säureangriffe, weil du erbrochen hast, bis hin zu Überbeanspruchung. Alles.
 

Und nun stehst du da mit deinen 35 Jahren, mich in deiner Hand. Ich schätze, es heißt Abschied nehmen. Ich bin gar nicht mal so traurig darum. Auch wenn ich immer mein Bestes gegeben habe, dein Egoismus und deine Faulheit haben dazu geführt, dass ich langsam aber sicher gestorben bin. All die faulen Stellen, der gesamte Karies geht auf dein Konto. Ich habe nicht einmal an einer Stelle gestanden, die schwierig sauberzuhalten war. Ich war ein Musterzahn, wie man ihn selten sieht. Aber irgendwann ist es selbst für einen Musterzahn zu viel. Irgendwann kann selbst der beste Zahn nicht mehr ausgleichen, dass man ihn nicht putzt. Und wir wissen beide, dass die anderen Zähne folgen werden. Nach und nach, aber absolut sicher.

Und es ist ganz allein deine Schuld..:"
 

Der Mann sah den Zahn an. Tränen schimmerten in seinen Augen, nicht nur wegen der Schmerzen, die dumpf in seinem Mund pochten. Er wusste, dass alle Punkte, die der Zahn aufgelistet hatte, absolut wahr waren. Und dass der Zahn so einiges ausgelassen hatte, das mindestens genauso schlimm für seine Gesundheit gewesen war.

Seine Hand verschwamm vor seinen Auge und wurde wieder klar, als ihm eine Träne die Wange hinunterlief. Er hatte sich so kindisch verhalten. Und nun war es zu spät.

Das einzige, für das es noch nicht zu spät war, war ein Zugeständnis.
 

"Ich weiß."

#006 - Schnee

Als Pfarrer Heimel eines Tages vor die Tür ging, kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Überall um ihn herum blitzte und blinkte es, und das mitten um August! "Ich träume", murmelte er und rieb sich ungläubig über die Augen. "Es kann nicht sein! Entweder ich spinne oder der liebe Herrgott spielt uns einen gewaltigen Streich. Schnee im August... im August! Mitten im Sommer! Das gibt es nicht..."

Mit diesen Worten winkte er, abwesend lächelnd, dem Herrn Knorz zu, einem Akademiker mittleren Alters, der vor einigen Wochen zugezogen war, und ging zurück ins Haus, um sich eine wärmere Jacke anzuziehen.
 

Herr Knorz indes tat weiter nicht viel, als fassungslos aus dem Fenster zu starren. So etwas war ihm noch nie untergekommen. Sicher würden ihm nun einige Blumen erfrieren und daran war nur dieser verdammte Klimawandel schuld.

Fluchend und schimpfend ignorierte er den Gruß des Pfaffen von gegenüber, schlug das Fenster zu und ging zurück zu Bett. Vielleicht sähe die Situation am anderen Tag schon ganz anders aus.
 

Die kleine Lara, die Tochter der Nachbarn, war über diesen Umstand recht zufrieden.

Vergnügt hüpfte sie in Herr Knorz' Garten, sammelte den fluffigen, leichten Schnee und formte ihn zu einer Kugel, die sie über den nun weißen Rasen rollte, um so viel des gefrorenen Nass mit zurück in ihren eigenen Garten nehmen zu können wie nur möglich. Das würde einen wundervollen Schneemann geben!

Während sie überlegte, welcher Hut dem kalten Herrn denn am besten stünde, sah sie auf der anderen Seite der Straße einen Mann entlangtanzen. Er winkte ihr fröhlich zu, schnappte mit dem Mund nach den wirbelnden Flocken und lachte unentwegt.

Sie lachte auch und bedeutete ihm, zu ihr zu kommen. "Hilfst du mir?", fragte sie ihn schließlich. "Ich baue einen Schneemann!"
 

Johannes kam näher. Einen Schneemann wollte das Mädchen bauen - mit ihm! Er konnte sein Glück kaum fassen.

Zusammen rollten sie die Kugel, bis sie so groß war, dass sie ihm bis zur Hüfte ging, dann sammelten sie Schnee für die zweite, kleinere Kugel, die den Bauch bilden würde, und als sie feststellen mussten, dass der restliche Schnee bei bestem Willen nicht mehr für einen Kopf reichte, beschlossen sie, dass dieser eine kleine spezielle Schneemann nun einmal keine Beine hätte und setzten dem Bauch Johannes' Mütze auf. Lachend tanzten sie Ringelreihen um den Mann, so gut es eben zu zweit ging, und freuten sich. Johannes lachte heute viel. Es war ein schöner Tag, denn es hatte geschneit, so viel Schnee! Er war sehr, sehr glücklich darüber. So glücklich dass es bis zum Mond reichte und wieder zurück!

"Der Mann ist schön", sagte Johannes zu Lara. "Lass uns ihn Lara nennen."

"Aber Lara ist doch ein Name für ein Mädchen!", lachte Lara.

"Bei Schneemännern nicht", sagte Johannes. "Schneemänner haben keinen Pipimax, deswegen dürfen die auch Mädchennamen haben."
 

"Oh du liebe Güte", murmelte Frau Rhode, als sie das Treppenhaus verließ. Sie hatte die ganze Zeit gedacht, ihre Augen spielten ihr einen Streich, doch nun, da sie im Vorgarten stand, sah sie - und fühlte sie - dass ihre Augen für ihre achtundsiebzig Jahre noch absolut in Ordnung waren. Er lag überall der Schnee, im Hochsommer!

"Na, da hat uns der liebe Herrgott ja etwas eingebrockt", sagte sie mehr zu sich selbst als an jemand Bestimmten. "Das ist doch nicht normal, das geht nicht mit rechten Dingen zu!"

"Warum ist das nicht normal?", fragte der Verrückte sie, indem er aufhörte mit dem Kind zu spielen. "Wenn es kalt ist schneit es sehr oft", beteuerte er.

Wortlos drehte sie sich um und ging zurück in ihre Wohnung. Verrückte ließ man besser in Ruhe, Gott allein wusste, wozu sie fähig waren! Dass die Eltern der Kleinen gar nicht einschritten...

Noch immer kopfschüttelnd sagte sie für den Boule-Abend mit ihren Freundinnen ab und spähte durch das Fenster. Draußen waren die zwei dick eingepackten Gestalten dabei, einem recht großen, aber hässlichen Schneemann ein Gesicht zu verpassen. Wider ihren Willen musste Frau Rhode schmunzeln.

"Also so etwas auch", murmelte sie leise. "Es schneit oft wenn es kalt ist, ha!...", ging langsam zum Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein.

#007 - Mit dem Kopf durch die Wand

Es war einmal ein Mann, dessen Kopf an der Außenseite eines sehr seltsamen Gebäudes steckte. Das Gebäude war aus Beton und hatte auf der Seite, auf der der Kopf war, kein Fenster und keine Tür, sondern nur eine hohe, glatte Wand.

Der Mann war nicht tot, oh nein, er war sogar sehr lebendig. Immerhin hatte er nicht nur einen Kopf, sondern auch einen Körper, aber der war eben auf der anderen Seite der Wand. Jeden Tag kam seine Mutter vorbei und gab ihm etwas zu Essen und etwas zu Trinken und versorgte ihn, so gut es nur ging. Ihm wurde auch nicht langweilig, denn wie konnte ihm langweilig werden, wenn jeden Tag so viele verschiedene Menschen an ihm vorbeiliefen?
 

Natürlich gab es auch Momente, die den Mann ärgerten. Einige Male gingen Menschen mit ihrem Hund an ihm vorbei und ließen zu, dass der Hund direkt unter seinem Kopf an die Wand pinkelten. Das fand er nicht so schön.

Auch wenn an Silvester manche Leute dachten, er wäre ein Betonstück, das man zum Abschießen von Böllern benutzen oder auf das man Flaschen stellen konnte, fand er das gar nicht lustig.

Aber alles in allem freute er sich, so eine privilegierte Stelle gefunden zu haben, denn hier stand er niemandem im Weg und dennoch konnte er jeden Tag alles sehen, was auf der Straße passierte.
 

Nur eine Sache nervte ihn sehr und auch dauerhaft, etwas, das wirklich das gesamte Jahr über immer wieder passierte.

Und das waren die Menschen, die ihm dumme Fragen stellten.
 

"Warum stecken Sie denn in der Wand fest?", fragte ihn eines Tages eine ältere Frau.

"Warum haben Sie blaue Augen?", fragte der Mann ihn zurück. "Und warum sind Sie eine Frau? Warum ist die Welt so, wie sie ist?"

Daraufhin drehte sich die Frau beleidigt um und schimpfte und ging weg, weil sie dachte, dass der Mann dumm war und dass Menschen einfach nicht in Wänden stecken sollten.
 

Ein anderes Mal fragte ihn ein Kind: "Hast du dann noch eine Windel? Du kannst ja so gar nicht aufs Klo gehen!"

So Fragen ärgerten den Mann. Er fand sie dumm und aufdringlich. Nur weil er seinen Kopf in der Wand hatte, hieß das ja nicht, dass er automatisch eine Windel tragen musste. Er war ja kein Baby mehr.
 

Als er sich schon fast mit solchen Fragen abgefunden hatte, weil sie tagein, tagaus gefragt wurden und es sich einfach nicht mehr lohnte, sich über sie aufzuregen, kam eines Abends ein junger Mensch auf ihn zu. Er sah ihn lange an, nahm einen Zug von einer sehr seltsam aussehenden Zigarette, setzte sich dann auf den Bürgersteig vor der Wand und sah den Mann weiter an.

Der Mann wurde nervös. Er wurde immer etwas seltsam angeschaut, aber nicht so lange und so intensiv. Zuerst versuchte er zurückzustarren, aber der junge Mensch starrte so intensiv, dass der Mann bald weggucken musste. Dann versuchte er, den jungen Menschen zu ignorieren, aber das schaffte er nicht. Der junge Mensch saß einfach genau in der Mitte seines Sichtfeldes und es gab nichts, das sonst auf der Straße passierte. Dann versuchte er, die Augen zuzumachen und zu schlafen, aber er fühlte sich einfach zu beobachtet.

Schließlich gab er es auf und fragte den jungen Menschen mit einem bitterbösen Blick: "Was ist los? Warum starrst du mich so an? Hat dir schon mal jemand beigebracht, dass das unhöflich ist?"

Der junge Mensch zuckte mit den Schultern. "Hat dir schon mal jemand gesagt wie scheiße es aussieht, wie du da hängst?"
 

Der Mann runzelte die Stirn. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit.

Sie sahen sich lange an und beide überlegten, der Mann, ob die Frage beleidigend gemeint war, der junge Mensch, ob der Mann ihm noch antworten würde.

Dann, fast synchron, fingen sie an zu lachen.

"Nein", antwortete der Mann. "Aber vielleicht ist es nötig, dass jemand damit anfängt."

Er zog den Kopf aus der Wand, nahm seine Jacke vom Stuhl im Haus, die schon sehr alt und eingestaubt war, und ging hinaus auf die Straße.

Es war Zeit, nach Hause zu gehen.

#011 - Es ist nicht aller Tage Abend

Ich merke, dass es immer die gleichen Themen sind, über die ich schreibe. Eine Zeit lang war es das Tanzen, das mich faszinierte, das sich in jedes Gedicht einschlich, in jede Notiz und jede Kurzgeschichte. Ich dachte lange Zeit, dass ich das nun hinter mir habe, dass meine regelrechte Obsession vorbei wäre, aber das stimmt nicht. Sie ist noch da, sie ist nur anders. Sie hat gemerkt, dass das Tanzen in meinem Leben eine große Rolle gespielt hat, ich ihm diese Rolle aber irgendwann nicht mehr geben wollte. Ich blockte ab, als ich merkte, dass ich wieder in Metaphern von Rhythmus und Bewegung schrieb. Stattdessen driftete ich schließlich weiter. Nach dem Tanzen, nach dem Ablegen dieser Obsession schrieb ich zunächst eine lange Zeit kaum etwas. Es erschöpfte mich, meiner Obsession aus dem Weg zu gehen. Heute denke ich, dass das falsch war. Ich hätte so viel weiter sein können, hätte ich weiterhin geübt. Aber Einsicht kommt ja bekanntlich erst, wenn es zu spät ist.

Einige Zeit später begann ich, auf Abruf zu schreiben. Hier ein Wettbewerb, da eine Reizwortvorgabe. Doch meine Obsession überlistete mich. Dadurch, dass ich über den Tanz nicht mehr schreiben wollte, musste sie mich mit einem anderen Thema ködern. Angst. Panik. Schmerz, seelischer wie körperlicher. Sie fand reichhaltigen Nährboden, es ging mir in jener Zeit schlecht und ich litt still und heimlich vor mich hin. Das ging so lange gut, bis ich nicht mehr in dieser Phase steckte. Ich war gewissermaßen aus meinen eigenen Geschichten herausgewachsen.

Wieder folgte eine Zeit, in der ich auf Abruf zu schreiben versuchte. Kein Wunder, dass es nicht gelang, ich hatte mich leergeschrieben, wie ein Gefäß, das ein Leck hat. Andere Dinge wurden wichtiger, wegzugehen, Schule, Freunde. Ich wartete auf den großen Knall, der mir sagte: Jetzt bist du eine Autorin. Jetzt bist du gut genug. Jetzt bist du fertig. Aber, wen wundert es?, er kam nie.

Ich kaufte mir Ratgeber. Ich kaufte mir Anleitungen. Aber ich musste feststellen, dass die Antwort eigentlich die ganze Zeit in mir gelegen hat, in meinem Kopf, ohne dass ich sie hätte sehen können. Wer in sich hineinschauen will, darf nicht von der Angst beherrscht werden, außen etwas zu verpassen. Das war die Zeit in der ich das erste Mal rauchte, das erste Mal betrunken war und anfing, offener zu werden, gegenüber allem. Dabei ging ich äußerst unkritisch vor. Ich hätte jede Droge ausprobiert, die ich bekommen hätte.

Und schließlich, ich weiß nicht wie es kam, fing ich an, über das Leben zu schreiben, über das Leben und den Tod. Vielleicht, weil ich es selbst gerne verstehen wollte. Vielleicht weil ich so damit besser zurechtkam, dass meine Haustiere gestorben waren. Vielleicht aber auch nur, weil jeder Mensch im Laufe seines Lebens irgendwann anfängt, sich genau darüber Gedanken zu machen. Ich begann, philosophische Wälzer zu verschlingen, mich mit Sexualität auseinanderzusetzen, mit der Angst vor dem Tod, dem Willen zu leben. Mit Selbstmord, Selbstzerstörung, mit Drogen und Magersucht. Meine Gedanken kreisten um Gott und die Welt, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ich vergrub mich zum Philosophieren in mein Zimmer, ließ niemanden an mich heran.

Anfangs wollte ich noch einzigartig schreiben, anders sein als andere, "ich selbst sein". Ich schrieb Notizen auf und verwarf sie wieder, weil sie zu sehr von Klischees geprägt waren. Lob nahm ich prinzipiell nicht an; ich wollte Kritik hören, besser werden um jeden Preis. Gutes strich ich sofort aus meinem Gedächtnis, dachte, aus negativer Kritik bestünde Verbesserung. Doch irgendwann... ja, was dann? Urplötzlich war es nicht mehr wichtig. Ich merkte, dass ich entweder ich selbst oder anders als alle anderen sein konnte, aber nie beides zur gleichen Zeit. Und ich entschied mich, in mich hinein zu hören.

Ich weiß jetzt, was mich selbst bewegt, was mir wirklich wichtig ist, und das spiegelt sich in meinen Geschichten wieder. Es ist eine Ruhe eingekehrt, ein Frieden, der dafür sorgt dass alle Geschichten zu einem gewissen Grade gleich klingen. Ewig kann das nicht so weitergehen, sicher, aber ich sehe es als einen Fortschritt. Und solange ich immer weiter schreibe, wird sich mein Leben verändern, mein Fokus, meine Themen. Nicht abrupt, aber langsam und stetig, wie ein Fluss sein Bett verändert, sich langsam einen neuen Weg ins Gestein sucht. Vielleicht komme ich eines Tages an den Punkt, an dem meine Geschichten allesamt vielseitig werden, an dem ich mein schreiberisches Tun umschalten kann wie einen Schalter. Station eins: Tiefgreifende Kurzgeschichten. Station zwei: Romantikkomödien. Station drei: ...

Es wäre ein schönes Ziel, auch wenn ich weiß dass es nahezu unmöglich zu erreichen ist. Irgendwie wird sich meine aktuelle Obsession wieder melden und sich wie ein roter Faden durch meine Erzählungen ziehen.

Aber egal, was es letztlich ist, an dem ich ende, an dem ich stehenbleibe und sage: "Ich habe mein Ziel erreicht": Die Hauptsache ist, dass ich weiterschreibe, nicht zweifle an meiner geheimen Revolution, die niemanden außer mir selbst betrifft, und offen bleibe. Egal, was kommt.

#012 - Einhorn

Es war einmal ein Einhorn, das war so weise und rein, wie es selten ein Einhorn gewesen war. Es wusste so viel, dass Lebewesen aus der ganzen Welt zu ihm kamen, um von ihm Rat zu bekommen.
 

Eines Tages aber kamen zwei Kinder in den Wald des Einhornes. Sie riefen es und setzten sich neben es, um ihm ihre Fragen zu stellen, und das Einhorn legte sich zu ihnen.

"Sag, Einhorn", fragte der Junge und legte fragend den Kopf schief, "wie alt bist du?"

Das Einhorn schüttelte nur die Mähne. "Ich bin so alt, dass sich niemand je die Mühe gemacht hätte, die Jahre zu zählen", sagte es.

"Sag, Einhorn", fragte nun das Mädchen, "kannst du denn zaubern?"

"Nein, zaubern kann ich nicht", antwortete das Einhorn. "Jedenfalls nicht mit Magie. Aber ich kann dank meiner Weisheit Wunder tun; dank mir fangen Stumme wieder an zu sprechen, Ängstliche fassen neuen Mut und Verzweifelte erkennen den Wert ihres Lebens."

"Sag, Einhorn", fing der Junge wieder an, "kannst du glitzern?"

Nun war das Einhorn wirklich empört. "Warum sollte ich glitzern?", fragte es trotzdem bemüht freundlich. "Nein, meine Lieben. Ich glitzere nicht – ihr könnt es selbst sehen, wenn ihr genauer hinschaut. Nur meine Weisheit strahlt aus sich heraus, doch lediglich im übertragenen Sinne."

"Sag, Einhorn", hob nun das Mädchen wieder an, "wenn du schon nicht glitzern kannst, warum bist du dann nicht zumindest rosa?"

Das Einhorn holte tief Luft und bemühte sich, ruhig und gelassen zu bleiben, doch es fiel ihm schwer. "Das liegt daran, dass meine Existenz nichts mit dem Kitsch der Kinderbücher zu tun hat, die man im Gemeinen in der Menschenwelt zu lesen pflegt. Meine Besonderheit ist meine Weisheit, nicht mein Aussehen. Allein mein Horn ist außergewöhnlich, doch auch das Horn ist natürlicher Farbe."

"Wenn du nicht rosa bist und nicht glitzern kannst, bist du doch nur ein gewöhnliches Pferd mit einer seltsamen Anomalie", sagte der Junge herablassend. "Wozu nutzt dir Weisheit, wenn du trotzdem ein hässliches Ding auf vier Beinen bist?"

Nun wurde es dem Einhorn eindeutig zu viel. "Immerhin bin ich keine überhöhte Projektion eines unreifen Geistes!", rief es aus. "Das ist bedeutend mehr, als die restlichen Anwesenden von sich behaupten können!"
 

Die Kinder schüttelten über so viel Dummheit nur die Köpfe. Das Einhorn konnte bei Weitem nicht so weise sein, wie es behauptete. Immerhin waren die Kinder noch über diese Galaxie hinaus für ihren Mut, ihr Können und ihre Heldentaten bekannt!

Sie beschlossen, zu drastischen Maßnahmen zu greifen, um das Tier zu retten.

Während das Mädchen mit ihrer übermenschlichen Schönheit das Einhorn in ihren Bann schlug, setzte der Junge ihm eine wohldosierte Portion Schlafmittel intravenös, sodass das plumpe Wesen direkt einschlief und sie genug Zeit hatten, um ihm einen Helm aufzuziehen, an dem verschiedenste Drähte hingen. Diese Drähte verbanden den Helm mit einem kleinen Kasten, auf den die zwei nun starrten.

"Das volle Programm?", fragte das Mädchen kalt.

"Das volle Programm", bestätigte der Junge.

Dann drückten sie einen kleinen Knopf und das Unvermeidliche begann.
 

Es dauerte eine Weile, bis das Einhorn wieder zu sich kam.

"Wie geht es dir?", fragte der Junge es.

"Oh, es geht mir wunderbar", sagte das Einhorn und sprang sofort voller Energie auf seine vier Hufe. "Nur muss ich gerade feststellen, dass ich doch die ganze Zeit über sehr hässlich gelebt habe... ich brauche dringend eine Grunderneuerung!" So sprach es und besah sich den Teil seines Körpers, den es sehen konnte.

"Was meinst du?", fragte das Mädchen.

"Nun", begann das Einhorn, "zunächst einmal sollte man die Farbe ändern. Weiß... wer trägt schon noch weiß? Rosa ist die Farbe der Saison! Dann sollte man an meinem Horn etwas machen. Es ist so schmucklos. Eine geschwungene Rille, die sich vom Hornansatz bis zur Spitze am Horn hinaufschraubt, wäre angebracht, und etwas Glitzer könnte ich auch vertragen. Außerdem ist mein Fell zu struppig und hart. Es könnte etwas Flausch gebrauchen – ein guter Waschsalon wäre wahrlich vonnöten. Was meint ihr dazu?"
 

Die Kinder stimmten ihm zu und zeigten ihm den Weg, den sie gekommen waren um es zu treffen. Die zwei waren guter Laune, nur das Einhorn war sehr nachdenklich gestimmt.

"Was meint ihr?", fragte es nach einer Weile schüchtern. "Ich fühle mich doch recht einsam, und ein erotischer Gefährte wäre sicherlich das Richtige. Kennt ihr nicht einen Untoten, der mir gefallen könnte?"

"Oh, da weiß ich Rat!", rief das Mädchen fröhlich. "Warte nur, bis wir angekommen sind, er wird dir sicher gefallen! Er glitzert und hat seidiges, weiches, dunkles Haar..."

"Oh, das klingt wundervoll!", stieß das Einhorn begeistert aus. "Ich kann es kaum erwarten!"

Der Junge sah unsicher zum Mädchen hinüber. "Und was machen wir zwei, Mary, wenn wir wieder zu Hause sind?"

"Das gleiche wie jeden Abend, Gary", antwortete Mary selbstbewusst. "Wir versuchen, die Weltherrschaft an uns zu reißen!"
 

Und so ging das ungleiche Trio langsam der sich dem Horizont zuneigenden Abendsonne entgegen...

#013 - Abenteuerspielplatz

Mit bloßen Füßen laufe ich

barfuß

durch die Straßen
 

Fühle bei jedem Schritt

eins, zwei

das warme Pflaster
 

Balanciere geschickt

lachend

den Bordstein entlang
 

Dann kehre ich

langsam

nach Hause zurück.

#014 - Kampf der Galaxien

Sie war jung, intelligent, attraktiv und sehr gebildet. Er war älter, etwas über 70, Rentner, leidenschaftlicher Hobbyfotograf, kultiviert. Sie saßen sich auf einer Geburtstagsfeier gegenüber, sie auf der ihres Großvaters, er auf der seines besten Freundes. Sie unterhielten sich gut. Er erzählte ihr von seinem letzten Auslandsaufenthalt, sie hörte interessiert zu, lachte an den richtigen Stellen und stellte in den richtigen Momenten Fragen. Er mochte sie, weil sie sich ehrlich für sein Hobby begeisterte, gut zuhören konnte und ein freundliches, hübsches Mädchen war, das seinem Alter weit voraus zu sein schien. Sie mochte ihn, weil er lebendig erzählen konnte, weil sie viel Neues erfuhr, Dinge, die sie noch nicht wusste und die sie sehr interessierten. Ab und zu schalteten sich andere ein, erzählten mit oder stellten Fragen zu einem Thema, das sie gerade wichtig fanden, aber die meiste Zeit unterhielten sich die junge Frau und der ältere Mann.

Sie sprachen darüber, dass sie gerne nähte und es mochte, Dinge selbst herzustellen, etwas, das ihn sehr begeisterte. Es war eher unüblich und er fand es schön, dass die Fähigkeit, aus einigen wenigen Grundmaterialien etwas Neues zu schaffen, nur eine Generation übersprungen hatte und nicht ganz verschwunden war. Er erwähnte, dass eine gute Freundin ihr bei ihrem Studium sicher helfen könnte – sie war in der Branche tätig und hatte sich selbständig gemacht. Sie streiften am Rande die aktuelle Politik, redeten über ihre Familien, über ihren Alltag und verstanden sich großartig, wie es Menschen, die sich gegenseitig sympathisch finden und großen Respekt voreinander haben, meist zu tun pflegen.

Der Tag verging schnell, es wurde Essen aufgetragen, der Nachtisch wurde auf- und wieder abgetragen und einige Gäste beschlossen, einen kleinen Spaziergang zu machen. Das Restaurant, in dem gefeiert wurde, lag in der Nähe des Flusses, man musste nur etwa fünf Minuten gehen um zum Damm zu kommen und von dort aus einen schönen Ausblick über die niedrigen Dächer der kleinen Stadt zu haben. Der ältere Mann und die junge Frau schlossen sich an, ein Verdauungsspaziergang würde ihnen beiden guttun und das Wetter war zu schön, um es nicht draußen zu genießen.

Als sie so über den Damm schlenderten, noch immer in ihr Gespräch vertieft, schallte nach einer Weile Musik zu ihnen hinüber. Da, wo sie standen, war sie nicht mehr allzu laut zu hören, sie hatte ihren Ursprung inmitten der kleinen Schrebergärten, die die letzte Reihe vor dem Grasland direkt am Fluss bildeten. Der ältere Mann runzelte die Stirn. Das Häuschen, in dem gefeiert wurde, war gut zu sehen, eine bunte Lichterkette verzierte es und um es herum tanzten, lachten und liefen gut gelaunte Jugendliche auf dem Gras. Manche hatten sich auf den Boden gesetzt, redeten und tranken zusammen, manche tanzten etwas abseits auf die elektronische Musik. Wieder andere jagten sich gegenseitig über das Grundstück und balgten sich auf eine Art und Weise um ein geschirrtuchgroßes Stück Stoff, wie es nur junge Menschen tun konnten, die zwischen dem Kindes- und dem Erwachsenenalter standen.

Der ältere Mann schüttelte den Kopf. "Wie laut sie sind", sagte er. Sie nickte und lächelte. "Sie sollten sich schämen", fuhr er fort. "Sie stören alle anderen um sie herum."

"Aber hier ist doch niemand", widersprach das Mädchen, immernoch lächelnd.

"Und wenn doch?", fragte er. "Woher wollen Sie wissen, dass nicht in einigen dieser Gärten andere Menschen sich ärgern, weil diese Jugendlichen sich so arrogant über die ungeschriebenen Regeln der Gesellschaft hinwegsetzen?"

"Ich bin sicher, dass diese Menschen in der Lage sind, kurz aus ihrem Garten zu kommen und den Jugendlichen zu sagen, dass sie bitte etwas leiser feiern sollen, wenn es sie wirklich stört. Schließlich randalieren diese Leute nicht, sie feiern nur und genießen den Tag."

Doch der Mann hörte ihr gar nicht zu.

"Ich bin froh, dass meine Kinder diese Art zu feiern nie hatten. Es ist egoistisch, nicht an Passanten oder andere Gartenbesitzer zu denken. Jugendlichen scheint die Fähigkeit komplett abzugehen, leise zu feiern, ohne sich zu betrinken, zu bekiffen oder andere Drogen zu nehmen. Zu meiner Zeit gab es das nicht."

Die junge Frau lächelte noch immer, doch inzwischen hatte sich Mitleid in ihren Blick geschlichen.

"Das mag sein", sagte sie, während sie ihre Augen von dem kleinen Häuschen abwandte und sich ihm zuwandte. "Aber es ist nicht mehr Ihre Zeit."

Dann ging sie den Damm hinunter und schloss sich den Feiernden an.

#015 - Faust

"Nun komm schon!", rief der Faust zur Hand, "wir wollen spielen gehen! Bei Aschenputtels Ball ist's sicher außer Rand und Band!"

Die Hand dachte an runde Bälle, an Spielplätze und Rasenflächen. Sie dachte an Verstauchungen, an übles Weh und langes Leid.

"Oh nein, Herr Faust", so sagte sie, "lass mich in Frieden mit all jenem, sonst ist der Spaß mir schnell genommen, und 'wie gewonnen, so zerronnen' ist sicher nicht erstrebenswert."

"Nun sei nicht so, du dummes Ding", so schalt der Faust mit seiner Hand, "ist sicher doch auch dein Vergnügen, es passt doch wie auf Faustes Auge, wenn Weiblichkeit allüberall."

"Was hab ich von, du lüst'ner Schurk, dass nur dein Auge wird genießen, ich bremse nur auf grünem Feld und fall und knicke auf den Wiesen."

"Du Narr, du Narr", schalt Faustes Faust mit lauter Stimm' des Faustes Hand. "Hör auf, uns unsren Spaß zu miesen! Wir sind schon allzu sehr gespannt!"

Sie sprach die Faust, des Faustes Faust, erbitterlichst und tief empört. Und schlug der Hand sogleich eins runter - es ging sogar bedeutend bunter, bis schließlich Faust dazwischentrat.

"Halt ein, halt ein!", so rief er laut, und setzte auf die Hand sich schnell. "Es ut mir weh, es tut mir übel, und zudem wird es eh bald hell!"

Sie schauten raus; potzblitz, wie wahr! Die Sonne ging ja bald schon auf! Nun denn, so sei's, zur Höll' ich fahr, so nimmt das Schicksal seinen Lauf.
 

Den Ball verpasst, Streit schon zur Hand, so blieb der Faust frustriert daheim.

Den andern Tag zur Höll' er fuhr, und Aschenputtel blieb allein.

#054 - Sinn des Lebens

Sie weinte, als ich sie nach stundenlangem Suchen fand. Meine Erleichterung war riesig. Sie war nicht weg gewesen, nicht einfach verschwunden. Sie saß direkt vor mir, der Mascara zerflossen, die Augen verquollen, himmelweit schluchzend, auf der Damentoilette des Tierparks.

"Warst du schon die ganze Zeit hier?", fragte ich sie leise und nahm das Häufchen Elend, das von ihr übrig war, in die Arme.

Sie antwortete nicht hörbar, sie zuckte mit den Schultern, von heftigen Weinkrämpfen geplagt.

Näher kam man an ein "ja" in einer solchen Situation wohl nicht heran.

Ich ließ sie weinen, ließ zu, dass ihre Tränen meine Bluse durchweichten, kümmerte mich einen Dreck darum, dass ihre Schminke auf dem weißen Stoff Flecken hinterließ. Ich schrieb ihren Eltern eine SMS, dass ich sie gefunden hatte, drückte sie fester an mich und strich ihr durch die Haare wie bei einem kleinen Kind. Ich ertappte mich sogar dabei, wie ich zu summen anfing, ein altes Lied von Peter Gabriel, von dem mir weder der Text noch der Titel einfielen. Nur langsam beruhigte sie sich etwas.

"Magst du es mir erzählen?", fragte ich schließlich, bereit, jederzeit wieder einen Schritt zurück zu machen. Zunächst kam keine Antwort, doch dann hörte ich sie leise murmeln.

"Ich weiß nicht, wer ich bin", sagte sie, so leise dass ich sie kaum verstand. "Es ist so ein Klischee, ich weiß, aber... ich frage mich, was ich überhaupt hier mache."

Ich reichte ihr ein Taschentuch und wartete geduldig darauf, dass sie von sich aus weiterredete, was sie schließlich auch tat.

"Jeder da draußen ist so glücklich", flüsterte sie und lehnte sich enger an mich, "alle sind am Lachen und freuen sich. Jeder weiß, was er am besten kann oder was er am liebsten macht, wo er hingehört und wo er gebraucht wird. Und ich?" Sie knetete das Taschentuch in ihren Händen. "Ich stehe da und weiß gar nichts."

Ihr Puls schlug regelmäßig unter meiner Wange, als wolle er sie ebenfalls trösten.

"Hast du dich jemals gefragt", flüsterte sie dann noch leiser, als sie die ganze Zeit schon gewesen war, "warum du auf der Welt bist?"

Sie schien keine wirkliche Antwort zu erwarten, doch ich lächelte. "Ich bin auf die Welt gekommen, weil zwei Menschen sich so geliebt haben, dass es ihnen fast innerlich weh tat, das Resultat ihrer Liebe zu betrachten. Ich bin auf die Welt gekommen, weil irgendjemand - oder etwas - wusste, dass ich eines Tages gebraucht würde. Dass eines Tages ein kleines Mädchen, das in einer viel zu großen Welt lebt, sich todunglücklich in einer Toilette in einem Tierpark einschließen würde, weil sie mit sich selbst und ihrer Umwelt nicht zurechtkommt. Ich weiß wer ich bin, und ich weiß wer du bist. Ich bin deine große Cousine, deine Patentante, deine Freundin. Und das ist mehr als genug.

Du hingegen, du bist eine Regenwolke nach drückender Hitze, der Kleber in meinem Stickeralbum, meine Schokolade nach einem anstrengenden Tag."

Gegen ihren Willen musste sie lachen. "Der Kleber in deinem Stickeralbum?", wiederholte sie halb lachend, halb weinend.

"Nun ja", schmunzelte ich in ihr Haar, "vielleicht auch eher die Schraube, die ab und zu bei mir locker sitzt."

Ächzend stand ich auf, streckte stöhnend meine trotz meiner noch recht jungen 35 Jahre krachenden Gelenke und hielt ihr die Hand hin. "Komm", sagte ich, "wasch dir vorne am Becken die Tränen ab und den Mascara, wir gehen nach Hause."

"Du bist aber ein brüchiges Modell", spöttelte sie unter der Mascaraschmiere hervor und sprang unerhört schnell und mühelos auf die Beine. Etwas, das mich zum Grinsen brachte.

"Irgendwas ist ja bekanntlich immer", murmelte ich und folgte ihr nach draußen.

#057 - Logik

Als Björn Meister voller Wut in sein Büro stürmen wollte, stellte er fest, dass der Aufzug nicht funktionierte. Er stampfte auf dem Boden auf, schlug auf die Anzeige ein und drückte den Rufknopf viele, viele Male, doch nichts von alldem half: Der Aufzug kam nicht.

"Ich könnte kotzen!", wetterte er so laut, dass die Empfangsdame auf ihn aufmerksam wurde.

"Warm könnten Sie denn kotzen?", fragte sie ihn mitfühlend.

Überrascht von dieser Aufmerksamkeit erzählte er ihr tatsächlich, was vorgefallen war.

"Angefangen hat es damit, dass der Toaster mein Brot zu Asche verbrannt hat, statt es nur zu bräunen", klagte er. "Dann passte meine Anzughose nicht mehr und meine Frau weigert sich zuzugeben, dass sie sie einfach zu heiß gewaschen hat - und nun funktioniert der Aufzug nicht mehr!"

"Das tut mir wirklich leid" sagte die Empfangsdame mitfühlend und er merkte, wie es ihm sofort besser ging.

Mit direkt aufgehellter Laune lief er die Treppe hinauf.
 

Oben angelangt musste er jedoch feststellen, dass sein Büro in ein anderes Stockwerk verlegt worden war. Als sich seine Wut wieder in ihm zu stauen begann, erinnerte er sich daran, wie gut es ihm getan hatte, sich Luft zu machen.

"Ich könnte kotzen!", rief er also, diesmal ein wenig nachdrücklicher.

"Aber warum könnten Sie denn kotzen?", fragte ihn ein junger Auszubildender.

"Zuerst hat mein Toaster mein Brot verbrannt, dann passte mein Anzug nicht mehr weil meine Frau ihn zu heiß gewaschen hat, dann funktionierte der Aufzug nicht mehr und ich musste laufen und nun bin ich auch noch im falschen Stockwerk, weil mein Büro verlegt wurde!", schimpfte Herr Meister.

"Das tut mir wirklich leid", sagte der Auszubildende mitfühlend und Herr Meister ging es gleich besser.
 

Als Herr Meister in seinem Büro ankam und sein Blick auf den Stapel Akten fiel, der auf seinem Tisch stand, war er nicht enttäuscht oder überrumpelt oder gar genervt, schließlich war das ja normal. Aber irgendwie hatte sich das Mitgefühl seiner Kollegen so gut angefühlt, dass er es unbedingt nochmal bekommen wollte. Also holte er tief Luft und rief: "Ich könnte kotzen!"

Zunächst dauerte es einen Moment und er dachte, er wäre nicht gehört worden, doch dann ging die Tür auf und seine Sekretärin steckte den Kopf herein.

"Warum könnten Sie denn kotzen?", fragte sie ihn.

"Zuerst ist mein Toaster kaputtgegangen", zählte Herr Meister auf, "dann hat meine Frau aus purer Rachsucht meine Anzughose enger genäht, dann konnte ich den Aufzug aufgrund von Wartungsfehlern nicht nutzen, dann bin ich im falschen Stockwerk gelandet weil jemand schlichtweg vergessen hat mich zu benachrichtigen und dann stapeln sich wieder so viele Akten auf meinem Tisch, wie ich sie niemals bewältigen können werde!"

"Das tut mir wirklich leid", sagte die Sekretärin mitfühlend, doch Herr Meister fühlte sich nicht besser, eher im Gegenteil; eine tiefe Unzufriedenheit nagte an ihm.

Also wartete er, bis seine Sekretärin verschwunden war, und verließ sein Büro wieder, um zum Kopierer zu gehen. Dort standen einige seiner Kollegen und er hielt sich gar nicht erst damit auf, zu einem der Apparate zu gehen. Er riss nur die Tür auf, baute sich vor ihnen auf und rief: "Ich könnte kotzen!"

"Warum könnten Sie kotzen?", fragten sie ihn.

"Zuerst ging mein Toaster in Flammen auf", begann er mit theatralischen Gesten, "dann zerriss meine Frau aus purer Bosheit meine beste und teuerste Anzughose, dann entkam ich nur knapp einem Aufzugsunglück, dann unterschlug mir mein ärgster Konkurrent wichtige betriebsinterne Informationen und dann stelle ich fest, dass ich die Arbeit einer kranken Kollegin noch zusätzlich zu meiner eigenen machen soll, die schon so viel zu viel ist!"

"Das tut uns wirklich leid", murmelten die Kollegen, aber Herr Meister hatte gar nicht abgewartet und war schon unterwegs zum neuen Praktikanten.

"Ich könnte kotzen!", rief er statt einer Begrüßung und knallte die Tür beim Öffnen mit Schwung an die Wand. Der Praktikant saß auf seinem Stuhl und schrieb unbeeindruckt an seinem Berichtsheft weiter.

"Ich könnte kotzen!", schrie Herr Meister, etwas lauter als zuvor. Doch der Praktikant reagierte noch immer nicht. Herr Meister fluchte, zeterte, jammerte und weinte, warf sich zu Boden und rannte im Kreis, doch nichts passierte. Der Praktikant schrieb weiter.

Erst, als Herr Meister schon aufgegeben hatte und überlegte, wie er möglichst würdevoll aus dem Zimmer entkommen würde, schlug der Praktikant das Buch zu und sah ihn lange an.

"Sie könnten also kotzen", hakte er nach.

"Richtig", sagte Herr Meister, das erste Mal an diesem Tag in normalem, wenn auch erwartungsvollem Tonfall, "ich könnte kotzen."

"Hm", machte der Praktikant und schaute nachdenklich, und dann nochmal: "Hm."

"Warum", fragte er nach einer Weile des Überlegens und kratzte sich an der Nase, "tun Sie es nicht einfach?"

#074 - Sonderbar

Mein Name ist Melina, ich bin siebzehn Jahre alt und stark übergewichtig. Wie viel ich wiege, weiß ich nicht, aber ich will es auch nicht wissen. Ich kann nicht mehr in normalen Läden einkaufen gehen, meine Größe führt kein Geschäft. In Läden für Übergewichtige finde ich noch Kleidung, die ich anziehen kann; schön sieht sie nicht mehr aus. An meinem ganzen Körper bricht mir der Schweiß aus, wenn ich auch nur andeutungsweise mehr Strecke laufe als bis zum Bad und zurück zu meinem Bett. Arbeiten kann ich schon lange nur noch am Computer, doch das Sitzen schnürt mir die Luft ab. Für alles, was mehr ist als Sitzen, ist mein Körper zu ungelenk geworden. Meine Gelenke sind kaputt, meine Haut ist kaputt, mein Herz wird schneller alt als es sollte. Sehr lang werde ich nicht leben.

Was ich gerne mache? Ich spiele gerne Computerspiele und chatte viel. Im Internet ist es egal, wie viel du wiegst. Keiner sieht dich, jeder lernt dich ohne jegliche oberflächlichen Vorurteile kennen. Es gibt kein hinter deinem Rücken geflüstertes "schau dir mal die fette Kuh da an". Jeder wird nach dem beurteilt, was wirklich wichtig ist: seinem Charakter. Du musst keine Fotos hergeben, wenn du nicht zu 100% dahinter stehst. Du bist automatisch selbstbewusster, traust dich mehr. Du gehst mehr aus dir heraus, weil niemand dich prinzipiell verurteilt. Wenn ich in einem Chat jemandem sage, dass ich meinen Nachtisch genieße, bekomme ich für gewöhnlich guten Appetit gewünscht. Vielleicht noch ein "ich hasse dich" mit Zwinkersmiley, weil mein Gesprächspartner gerade keinen Pudding essen kann. Im realen Leben werde ich angeekelt angesehen, wird mir hinterhergetuschelt ich bräuchte mir so ja wohl kaum Gedanken zu machen, warum ich nur schon wieder zugenommen habe. Mir spöttische Blicke zugeworfen, wenn ich mich gesund ernähren will... "Als ob das bei der noch hülfe." Es ist egal, was ich tue. Solange ich zugebe, dass ich ein Lebewesen bin und Energie brauche um zu funktionieren, stoße ich auf Ablehnung.

Ich soll Sport machen, wird mir gesagt. Von denen, die ihr Gewissen erleichtern wollen, indem sie mir gute Ratschläge geben. Dass ich es nicht tun kann, weil meine Gelenke und mein Kreislauf da nicht mitmachen, daran denkt niemand. Was bleibt mir da noch? Schwimmen. Alles, was im Wasser stattfindet. Aber wenn ich erst einmal im Wasser bin, kommt wieder der Spott, die dummen Kommentare, die bösen Blicke. Es ist egal, was ich mache: Es ist falsch.

Was ich mache, wenn meine Eltern nicht mehr für mich sorgen können, weiß ich nicht. Daran will ich aber auch nicht denken. Alleine leben kann ich nicht, und einen Mann zu finden kann ich wohl auch vergessen. Wer will mich schon? Man kann von niemandem erwarten, sich das Leben so zu versauen. Solange ich lebe, müsste sich mein Partner um mich kümmern. Warum sollte dann noch jemand mich nehmen wollen, wo es doch so viele bessere Möglichkeiten für denjenigen gibt?

Ich bin auf ewig verdammt, Gefangene in meinem eigenen Körper zu sein.
 

Mein Name ist Diana. Ich bin sechzehn Jahre alt und so ziemlich jeder nennt mich Jana. Meine Eltern hatten einen heftigen Lady-Di-Komplex, ich hasse es wenn sie mich bei meinem richtigen Namen rufen. Sie sind Gott sei Dank die einzigen; bei meiner restlichen Verwandschaft und meinen Freunden habe ich inzwischen erfolgreich durchgesetzt, dass sie mich bei meinem Spitznamen rufen. Und den Leuten, die ich neu kennenlerne, stelle ich mich sowieso nur noch als Jana vor; das passt schon.

Meine Figur ist ganz okay. Ich wiege bei einer Größe von 1,65 etwa 41 kg, meistens aber eher 40,6. Das einzige, was ich an meiner Figur nicht mag, sind mein fetter Arsch und der Babyspeck auf den Hüften, aber ich habe mich letzte Woche im Fitnessstudio angemeldet und ernähre mich gesünder. Ich weiß, wie schwer es ist abzunehmen, aber ich weiß auch dass ich es schaffen kann. Ich habe schon öfter abgenommen, wenn man nur ein wenig Disziplin hat geht das recht einfach. Der Frühstückskakao fällt die nächsten 3 Wochen wohl flach. So viel Fett am frühen Morgen beschwert eh nur unnötig, mal sehen ob ich mich durchringen kann, auf Tee umzusteigen.

Meine Eltern sind jedenfalls in der Beziehung unglaublich spießig. Ständig muss ich mir von meiner Mutter anhören, mein BMI wäre zu niedrig, ich müsste mich ausgewogener ernähren, blabla. Sie als Ärzte sehen hinter jeder Ecke gleich den Teufel lauern. Dabei steht doch eh überall, der BMI sei nur eine Art Anhaltspunkt - also auf gut Deutsch, den kann man so oder so in die Tonne hauen. Außerdem ist meine Mutter so fett dass mich ihre Argumentation nicht wundert, wenn ich bei der "Figur" jemanden wie mich neben mir stehen hätte, wäre ich auch frustriert.

Tja, und dann sind da natürlich noch meine Freunde. Alle beschissen, alle drogenabhängig, Säufer, Asoziale. Nur weil die eben nicht so steif sind wie meine Eltern. Und der einzige von denen, der Drogen nimmt, ist Janosch, aber erstens nur ab und zu mal ganz selten und auch keine harten. Alkohol ist da viel gefährlicher. Er ist echt ein süßer Typ, ich wünschte wir wären zusammen, aber nach der Nacht in der "Beatbox" hat er sich nicht mehr gemeldet.

Demletzt meinte mein Alter sogar, dass ich rumlaufe wie die letzte Schlampe. Er tut gerade so, als hätte er noch nie Schuhe mit Absatz gesehen. Wir hatten ziemlich Zoff und haben uns den ganzen restlichen Abend nur noch schreiend unterhalten, aber meine Freunde fanden die Schuhe cool. Und bei so einem prüden Vater ist doch wohl klar, auf wen ich mich eher verlasse, oder?

Und solange ich in der Schule noch gute Noten habe, habe ich meine Pflicht erfüllt.

Nur manchmal fühle ich mich etwas einsam. Mit meinen Alten kann ich, wie gesagt, nicht reden. Janosch ist wohl Geschichte und Manu ist nicht so der ernste Typ. Er meint immer, ich solle nicht so tun als ginge es nur um mich und meine Probleme. Es gäbe noch andere Leute, denen es mieser ginge als mir, und die würden auch nicht jammern. Hat er ja auch Recht, irgendwie. Die einzige, die mir hilft, ist Ellie. Ellie hat immer was in petto. Sie will auch abnehmen, genau wie ich, und meinte jetzt sie würde mir "Beistand leisten", wie sie sagte. Jetzt gehen wir jeden Morgen vor der Schule laufen, zusammen. Man fühlt sich gleich viel besser und richtig befreit, im Kopf und so. Dann werde ich auch direkt das Kilo wieder los, das ich seit dem letzten Fitnessstudiotermin zugenommen habe. Und danach werde ich so richtig schön schlank...
 

Mein Name ist Aileen, ich bin achzehn und ja, ich habe Übergewicht - ja und? Ich glaube, wenn ich auf mein Idealgewicht kommen wollte, müsste ich etwa 20kg abnehmen. Wie viel genau weiß ich nicht, aber das interessiert mich auch nicht. Oder besser gesagt: Nicht mehr. Es gab eine Zeit, in der ich penibel darauf geachtet habe, wie viel ich abnehmen müsste. Bis ich mich eines Tages mit mir selbst an einen Tisch gesetzt und Tacheles geredet habe. Da ist mir das erste Mal bewusst geworden, dass ich diesen ganzen Abnehmwahn nie für mich gemacht habe. Immer nur für die, die mich umgaben. Und somit diejenigen, die es eigentlich gar nicht zu interessieren brauchte, wie viel ich wirklich wog.

Sicher, es gibt immer Momente, in denen ich am liebsten 30kg weniger wöge, auch wenn das bedeutete, dass ich Untergewicht hätte. Wenn ich in Kaufhäusern stehe und mir selbst die größte Größe nur knapp passt zum Beispiel. Oder Leute in meiner Umgebung anfangen zu lachen und ich nicht weiß, über wen oder was. Aber will ich mit solchen Menschen dann wirklich etwas zu tun haben? Sicher nicht! Wer mich nicht so will, wie ich bin, hat mich anders gar nicht erst verdient.

Schließlich bin ich nicht ein wesenloses, übergewichtiges Etwas. Ich bin hilfsbereit. Zuverlässig. Höflich. Ich rauche nicht(s), ich betrinke mich nicht sinnlos und weiß, wo meine Grenzen sind. Ich bin pünktlich, weiß viel - wenn auch nicht immer das, was in der Schule gefragt ist, in der Beziehung bin ich ziemlich faul - und muss es trotzdem nicht jedem auf die Nase binden. Falsche Bescheidenheit ist nicht meins; ich weiß, dass ich eine gute Malerin bin und ich weiß auch, dass meine fotografischen Kenntnisse mehr als einfach nur passabel sind. Aber ich bin auch keine Angeberin, die jedem beweisen muss, wie toll sie ist. Wozu sollte ich auch? Ich habe gute Freunde, denen scheißegal ist, wie ich aussehe oder wie viele Preise ich gewonnen habe. Sie wissen, dass ich ein Ohr für sie offen und im Ernstfall ein Bett für sie frei habe. Egal ob ich gerade mit ungewaschenen Haaren oder Hochsteckfrisur durch die Gegend laufe. Und daran wird sich auch so mir nichts, dir nichts nichts ändern. Egal, wie viel ich noch zunehme.

Ich weiß, dass es nicht leicht ist, mit Übergewicht zu leben. Aber wenn ich immer nur den einfachen Weg gehe, werde ich nie da ankommen, wo ich hin will. Und das ist ja wohl auch nicht das Ziel des Ganzen...

Sonderbar? Ich bin nicht sonderbar. Oder zumindest nicht sonderbarer als ein Mädchen, das so wenig Energie hat, dass es auf seinen dürren Beinen kaum noch laufen kann. Ist es nicht eher sonderbar, dass dieses Mädchen in seiner Haltung noch bestätigt wird?

Eines kann ich euch sagen: In diesem Affentheater spiele ich nicht mehr mit. Nie wieder!

#076 - Nun ruhe aus, du gutes Herz

In meiner Zeit als Paketzusteller sind mir schon oft merkwürdige, lustige, traurige und auch nervenaufreibende Dinge passiert.

Eine besonders schöne Geschichte verdanke ich einer alten Dame, das war vor etwa zwei Jahren im Januar. Die Straßen waren glatt und ich war gottfroh, dass ich mit meiner Tour gerade noch fertig werden würde. Nach dem Weihnachtsgeschäft hatte sich der Trubel wieder ein wenig gelegt und das letzte Päckchen würde ich genau fünf Minuten vor Feierabend abgeben können.

Die alte Dame öffnete mir die Tür mit einem erstaunten Ausruf. Den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr, aber es ging in die Richtung "Ach du liebes Bisschen, bei dem Wetter hier draußen noch unterwegs!", während ich ihr den schweren Karton ins Wohnzimmer stellte.

Sie bedankte sich überschwänglich für diesen kleinen Gefallen - sie hätte die Kiste definitiv nicht vom Fleck bewegen können, das Ding war wirklich schwer - und lud mich zu einer Tasse Kaffee oder Tee und übrig gebliebenen Plätzchen ein, was ich dankbar annahm. Meine Finger waren von den eisigen Temperaturen steif und blau gefroren und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich den Wagen unter Kontrolle halten können würde.

Wir saßen also zusammen im Wohnzimmer, sie auf dem Sofa und ich auf dem Sessel, und erzählten ein wenig. Ihr Mann war vor zwei Jahren gestorben, sie hatte drei Kinder und fünf Enkel und schon viel von der Welt gesehen. Sie gehörte nicht zu den wehleidigen Alten, die nur über ihr Schicksal jammern, aber auch nicht zu den verbitterten Menschen, die sich nur gut fühlen, wenn sie den anderen den Tag vermiesen können. Stattdessen überraschte sie mich mit einem unglaublich schwarzen Humor, der allerdings nie verletzend war, einer Ironie, wie sie nur wenige beherrschen und einem unbändigen Lebenswillen.

So saßen wir selbst dann noch da, als schon einige Stunden vergangen waren und es aufgehört hatte zu schneien. Es ist erstaunlich, wie gut man sich manchmal mit Menschen versteht, die man noch nie zuvor gesehen hat.

Zwischen uns herrschte zufriedene Stille, während sie ihren Tee und ich meinen Kaffee trank, als ich sie auf die dicke Enzyklopädie ansprach, die mutterseelenallein auf dem obersten Regal stand. Alle anderen Bücher standen mindestens zwei Bretter tiefer, nur die großen, schweren Wälzer hatte jemand so hoch gelagert, dass die alte Dame sicherlich nicht ohne einen Stuhl an sie heran kam.

"Sagen Sie", fragte ich sie neugierig, "warum steht diese Enzyklopädie so weit oben, wenn doch die gesamten Reihen darunter frei sind? Hat das einen bestimmten Grund?"

Sie lachte herzlich, stellte ihre Tasse ab, lehnte sich zurück und betrachtete die Bände.

"Eigentlich standen die Bücher dort oben, um sie vor kleinen übereifrigen Kinderhänden zu beschützen", schmunzelte sie und zwinkerte mir zu. "Die Enzyklopädie ist eines meiner größten Heiligtümer, müssen Sie wissen, ich habe sie oft benutzt wenn ich mich in meinen Kreuzworträtseln etwas besonders interessiert hat und ich habe es immer genossen, ab und zu in ihr blättern zu können. Über die Jahre bürgerte es sich so ein, die Enzyklopädie gehörte ganz nach oben, und schließlich, als mein Mann überraschend starb, stand sie eben immernoch da."

Ich hakte nach. "Warum haben Sie sie nicht selbst heruntergeholt? Mit einem Stuhl müssten Sie sie doch erreichen. Soll ich sie vielleicht für Sie tiefer stellen?"

Wieder lachte sie. "Ich hätte sie sicherlich selbst heruntergeholt, wäre da nicht meine Höhenangst. Und wenn meine Familie zu Besuch war, habe ich immer so viel anderes im Kopf gehabt, dass die Bücher vergessen waren.

Was allerdings Ihr Angebot angeht... Nein. Vielen Dank, ich weiß es zu schätzen, aber wenn etwas im Leben seinen Platz gefunden hat, sollte man es nicht willkürlich umpflanzen.
 

Es waren vielleicht diese Worte, die sich mir an der Geschichte am besten eingeprägt hatten und die mich seitdem immer begleiten. Sie ließen mich um zwei Uhr morgens nicht los, als ich nach einigen weiteren Tassen Kaffee langsam in Richtung Heimat trudelte. Sie ließen mich auch einige Monate später nicht los, als ich umzog in eine Wohnung mit kleinem Garten. Und selbst als ich jemanden kennenlernte, der Katzen so abgöttisch liebte, das Tier, ich nahezu auf den Tod nicht ausstehen kann, war dieser Satz das, was mir als allererstes in den Sinn kam.

Ob die alte Frau richtig lag mit ihrer Aussage, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber irgend etwas lässt mich die alte Enzyklopädie, die mir gestern mit einer kurzen Notiz versehen von einer Frau, deren Namen ich nie gehört habe, geschickt wurde, nicht in das Regal stellen. Stattdessen hole ich mir einen Stuhl und schiebe sie, mit etwas Mühe, denn der Schuber ist schwer, auf das Regal.

Dann klettere ich wieder von meinem improvisierten Podest hinab, schaue mir mein Werk zufrieden an und nicke mir in Gedanken selbst zu. Dort oben ist sie vor kleinen übereifrigen Kinderhänden gut geschützt, wenn es in fünf Monaten so weit ist. Und außerdem sollte man etwas, das im Leben seinen Platz gefunden hat, nicht willkürlich umpflanzen.

#079 - Freund Verzweiflung

"Vertrau mir", sagte die Verzweiflung.

"Warum?", fragte ich. "Mit Verzweiflung kann man keine Probleme lösen."

"Das ist ein Gerücht", behauptete die Verzweiflung. "Ich bevorzuge lediglich, im Stillen zu helfen. Ich mag es nicht, wenn um meine Hilfe so ein großes Trara gemacht wird. Du etwa?"

"Natürlich nicht", entrüstete ich mich.

"Na dann", schmunzelte die Verzweiflung, "müsstest du mich doch verstehen können."

"Aber warum", bohrte ich nach, "wird von dir denn dann NUR Schlechtes erzählt? Ich habe noch keine Geschichte, keine Erzählung gehört, in der du positiv erwähnt wirst!"

"Das liegt daran, dass du nur von den Enttäuschten hörst." Die Verzweiflung seufzte. "Wer mit meiner Hilfe zufrieden war, kam nur zu gerne meiner Bitte nach, Stillschweigen zu bewahren, aber wer enttäuscht war, suchte natürlich zuallererst einen Sündenbock. Somit kann es gar keine positiven Berichte von mir geben. Die Zufriedenen sind schweigsam."

Ich blieb misstrauisch. "Wie würdest du mir helfen?", fragte ich.

"Das ist ganz einfach, jedenfalls in deinem Fall", lächelte sie. "Die meisten deiner Probleme sind hausgemacht. Du hast Probleme mit deiner Freundin, weil du dich um Kopf und Kragen redest. Du hast Probleme mit deinem Chef, weil du nicht überzeugend auftrittst. Du hast Geldnöte, weil du nicht gut genug feilschst. Alles das kann ich lösen. Ich habe reichlich rhetorische Erfahrung. Ich weiß, wie man an sein Ziel kommt."

"Aber sollte ich nicht genau aus diesem Grund vorsichtig sein und lieber für mich selbst kämpfen? Ich bin bis jetzt immer alleine zurechtgekommen. Wäre es nicht feige, ausgerechnet jetzt aufzugeben?"

Doch die Verzweiflung sah mich nur nachsichtig, fast mitleidig an.

"Du bist müde", sagte sie sanft, so sanft dass es fast wehtat. "Du wirst nicht mehr lange so weiterkämpfen können, und das weißt du. Die Frage ist nicht, ob du Hilfe brauchst. Die Frage ist, wie lange du noch wartest, sie anzunehmen. Nimmst du sie bald an und überwindest du deinen Stolz? Oder nimmst du sie zu spät an, wenn alles schon verloren scheint, und dein Geist an der Herausforderung zerbrochen ist?"

Noch immer zögerte ich.

"Was hindert dich?", fragte sie mich. "Mit der Kraft der Verzweiflung... diese Formulierung kennst du, nicht wahr?"

Es war so verlockend, so einfach ja zu sagen, die Kontrolle aufzugeben über mein Leben, das mir so oder so über den Kopf zu wachsen drohte. Einfach ja zu sagen, sich helfen zu lassen, von einem Freund, dem Freund Verzweiflung.

"Du misstraust mir." Es war keine Frage.

"Was verlangst du für deine Hilfe?", fragte ich.

"Nichts", antwortete die Verzweiflung erstaunt. "Was erwartest du von deinen Freunden als Gegenleistung für deine Hilfe?"

"Loyalität", murmelte ich.

"Das ist auch meine einzige Bezahlung", sagte die Verzweiflung. "Mehr will ich nicht."

Also gab ich nach.

"Was muss ich tun?", fragte ich.

"Entspann dich", war die Antwort, "sonst tut es weh. Wenn du entspannt bist, merkst du es kaum."

Und sie hatte recht. Ich merkte es tatsächlich kaum. Es war, als träte ich ein in einen tagträumerischen Zustand, nicht wach, nicht schlafend.

"Was nun?", fragte ich sie, in Gedanken, denn mein Mund gehorchte mir nicht mehr.

"Was soll nun sein?", zuckte die Verzweiflung mit den Schultern. "Jetzt kümmere ich mich um den Dreck, den du kleiner Wurm hinterlassen hast."

"Wurm?", murmelte ich zu mir, oder auch zu ihr, denn das spielte keinen Unterschied mehr, entsetzt. "Sagtest du nicht eben noch, du wolltest mir helfen?"

"Aber sicher doch", lachte die Verzweiflung, "ich sagte ja bereits dass ich mich um alles kümmere. Aber du hattest mir im Gegenzug deine Loyalität versprochen. Und um mir die zu sichern, habe ich im Laufe der Zeit meine eigenen Methoden entwickelt."
 

In diesem Moment wurde mir klar, dass ich wieder einmal betrogen worden war. Und dass mir diesmal niemand würde helfen können.

#082 - Notstand

Meine Freundin hat mir erzählt, dass sie von einem ehemaligen Lehrer eingeladen wurde. Das ist nichts weiter Besonderes. Aber in diesem Fall ist es ein Mann aus Syrien, der seit 20 Jahren in Deutschland lebt, verheiratet ist, Kinder hat. Sie wollte sich mit ihm in einem Café treffen und eine Tasse Kaffee trinken, er lehnte ab; Er möge keine Clubs, war seine Begründung. Sein Gegenvorschlag lautete, man könne sich zu einer Radtour treffen, danach vielleicht an den Unicampus, an dem er als Professor und sie als Aushilfe arbeiten, dort eine Tasse Kaffee trinken gehen. Danach in ein griechisches Restaurant, das sehr gut sein solle; ob sie Lust darauf hätte? Wie es denn mit Mittwoch aussähe?

Die Freundin war geschockt. Verständlich; allein schon das Treffen in dem griechischen Restaurant geht per Definition als nichts anderes durch als ein Date. Vor allem, wenn sich zwei Personen so wenig kennen wie meine Freundin und der besagte Lehrer, die lediglich die Begeisterung für Mathematik verbindet. Sie hat es mir am Telefon erzählt, auch, dass sie eine Kollegin gefragt habe, die aus dem Iran stammt, ob das denn nun am Kulturkreis läge. Die Kollegin muss noch geschockter gewesen sein als meine Freundin. Die Kultur im Iran wäre deutlich offener als in Syrien, aber selbst im Iran wäre das ein Ding der Unmöglichkeit. Vor allem weil der Lehrer schon so lange darauf gepocht hätte, dass die Schülerin zu ihm nach Hause käme. (Den Teil mit der Einladung zum Radfahren und allem, was folgen sollte, gestand mir meine Freundin später, habe sie nach dieser heftigen Reaktion gar nicht erst erzählt.) Es wäre respektlos gegenüber der Frau, eine andere Frau mitzubringen. Es wäre sogar schon unschicklich, überhaupt als Mann eine junge Frau einzuladen, erst recht wenn sie alleine kommen sollte, und dass sie unverheiratet ist mache es auch nicht gerade besser.

Wir haben lange gerätselt, wie sie nun reagieren solle. Doch wir hingen immer wieder am gleichen Punkt fest: Dass es schwer ist, darauf angemessen zu antworten, wenn man nicht weiß wie der Lehrer es meint. Sollte er tatsächlich auf das Eine hinaus wollen, sollte sie ihn möglichst direkt abweisen, um Missverständnisse zu vermeiden. Aber was, wenn er nur nicht einschätzen kann, wo es in der deutschen Kultur zur Offenheit gehört, jemanden einzuladen, und ab wo es als eindeutig mehr empfunden wird?

Eine Zwickmühle, vor allem da sowohl meine Freundin als auch ich diesen Lehrer sehr mögen. Wir hatten noch nie mehr in ihm gesehen als einen menschlichen Teddybär mit arabisch gefärbtem Akzent.
 

Andererseits: Sollte sein Angebot tatsächlich eines sein, das ganz offen ist für alles, was folgen könnte... wer könnte es ihm verübeln? Angenommen, ich wäre in seiner Situation: In einem mir trotz allem noch immer fremden Land, mitte vierzig, Ärger mit dem Partner; und dann kommt da ein offener, gutaussehender ehemaliger Schüler, intelligent, das wandelnde Schönheitsideal, braun gebrannt, dunkle Augen, dunkle Haare, auch noch hoch gebildet und Feuer und Flamme für meine Lieblingsthemen... würde ich da nein sagen? Würde ich, wenn er mich anzuflirten scheint, nein sagen? Wenn ich nur verheiratet bin, weil ich mein Leben lang eingetrichtert bekommen habe, dass eine Scheidung ein Ding der Unmöglichkeit ist?

Ich denke, ich würde es darauf ankommen lassen. Ich würde nicht mit ihm ins Bett gehen, jedenfalls nicht so schnell, aber ich bin auch eine generell sehr vorsichtige Person. Ich würde ausprobieren, wie weit ich gehen könnte. Wenn mehr dabei herausspringt - gut. Wenn nicht - auch in Ordnung. Was hätte ich schließlich zu verlieren?

Und genau deswegen sollte ich, so seltsam und bedenklich es aus der Sicht meiner Freundin auch sein mag, was da gerade zu laufen beginnt, diesen Mann nicht für das verurteilen, was er tut. Der Freundin zur Vorsicht raten, sicher. Aber nicht jemanden dafür verurteilen, dass er etwas macht das ich nicht anders machen würde...

#092 - Mistwetter

Es war draußen so unglaublich dunkel, dass Keith Probleme hatte zu realisieren, dass es noch immer Sommer war. Laut heulte der Sturm dazu, ließ ihn um das Dach des alten Schuppens fürchten und warf den Regen mit einer Wucht gegen die Scheibe, die ihm die feinen Härchen im Nacken zu Berge stehen ließen. Er war noch nie so froh gewesen, ein Dach über dem Kopf zu haben wie heute.

Er schaute auf den vom Wasser aufgewühlten Boden, der bereits mehr einem flachen, aber starken Fluss glich denn dem Weg, den er vor noch nicht allzu langer Zeit entlanggewandert war. Dieser Strom, der schon stark genug schien um Äste mit sich zu ziehen und die Erde unter der Hütte langam aber sicher wegzuschwemmen, faszinierte und erschreckte ihn zugleich. Wann würde er wieder weiterwandern können, ohne sich in diesem Schlick die Beine zu brechen?

Ein kleines Blatt fesselte seine Aufmerksamkeit, als es vorbeischwamm. Obwohl dem sintflutartigen Regen ausgesetzt, schien es durch das kühle Nass zu gleiten, unbeeindruckt von den Geschehnissen um es herum. Keith bekam das Gefühl, als wäre es allein vom Niederschlag beschützt, als hielte jemand schützend seine Hand über es und leitete es stromabwärts, während sein Kapitän mit ruhigem Auge die aufgewühlte See betrachtete und sein Schiff gelassen zum Ziel steuerte. Nicht einmal blinzelte er, um die Gischt aus den Augen zu bekommen, nicht einmal fuhr seine Hand durch die Haare, um seine Sicht wieder frei zu machen. Wie eine Marmorstatue stand er da, unbeweglich, stolz, unantastbar. Kalt, unerreichbar und unzerstörbar trotzte er den Gefahren, die seinem Schiff drohten, als wären sie selbst nichts als Seemannsgarn.

Keith machte fasziniert einige Schritte auf ihn zu, während ihm seine nasse Kleidung vom Wind gegen den Körper geschlagen wurde. Seine Schuhe schienen dreimal so schwer zu sein wie normaler Weise, so nass waren sie. Doch als er nur noch einige wenige Meter vom Kapitän entfernt stand, wusste er, worauf dieser die ganze Zeit über so gebannt gestarrt hatte.

Vor ihnen riss in einiger Entfernung der Himmel auf und offenbarte ihm ein Spektakel, wie er es selten gesehen hatte. Die durch die Wolken brechenden Lichtstrahlen bildeten einen Strahlenkranz, der von keinem Heiligenschein in seiner Schönheit übertroffen werden konnte und das Meer durch den grauen Regenvorhang hindurch strahlen ließ. Und genau auf diese Stelle steuerte das Schiff zu.

Wie gebannt schlängelte Keith sich durch die vielbeschäftigten und fleißig durcheinanderwuselnden Matrosen durch zur Reling, um einen besseren Ausblick zu haben.

"Schön, nech?", hörte er eine knarrende Stimme rufen. Sie hörte sich an wie altes Holz, rau und aufgesprungen, aber mit einer durch jahrelangen Gebrauch angenehm polierten Oberfläche, die den Gesamteindruck glättete und zum Zuhören einlud. Keith brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, dass sie dem Kapitän gehörte.

Gefesselt von der beeindruckenden Schönheit um ihn herum nickte er ergriffen. Zu viel mehr war er momentan einfach nicht in der Lage.

"Nech mehr lang", schnarrte der Kapitän von hinten, "dann sin mer aus dem Deng draußen!"

Ja, das konnte Keith auch sehen. Sie rasten regelrecht über die aufgewühlten, glitzernden Wassermassen, während der Kranz aus Licht immer näher kam.

"Un da vorne, da sin mer auch am Ziel, ne?"

Aber den Hinweis hätte Keith gar nicht mehr gebraucht. Noch bevor der Kapitän den Satz zu Ende gesprochen hatte, war ihm der Strand aufgefallen, der ein gutes Stück hinter dem Ende des Regens lag. Palmen standen darauf und säumten den Inselrand, ein Anblick, wie er nicht klischeehafter hätte sein können. Und trotzdem stimmte er Keith froh, so froh...
 

Zuerst merkte er gar nicht, dass der Regen aufgehört hatte, bis ihn ein Sonnenstrahl erreichte und in der Nase kitzelte. Er war so in Gedanken vertieft, dass erst wieder zu sich kam, als er auf einem der Beiboote zur Insel gerudert wurde, vom Kapitän höchstpersönlich begleitet. Dennoch realisierte er die Situation lediglich in dem Moment richtig, als seine Füße den sandigen Boden berührten. Es war einfach zu traumhaft, zu perfekt um Wirklichkeit sein zu können.

Langsam ließ er den Sand durch seine nackten Zehen fließen, rannte los, drehte sich, lachte, rannte wieder und ließ sich schließlich mit einem Freudenschrei fallen. Die Sonne fühlte sich auf seiner Haut an, als wollte sie ihn bei lebendigem Leibe verbrennen, doch das störte ihn nicht. Er freute sich über die Wärme, die schon fast unerträglich wurde, sog sie in sich auf wie ein Verdurstender Wasser. Mit geschlossenen Augen lag er ganz still da und horchte auf die ihn umgebenden Geräusche: Das Rauschen des Wassers, das Flüstern der Palmen, das Lachen und Scherzen der Mannschaft, die am Boot auf ihn wartete.

So wunderschön...
 

Erst, als ihn ein kleiner Wassertropfen die Augen öffnen ließ und er wieder auf die Holzdecke starrte, unter der er nun seit Stunden lag, setzte sein Bewusstsein wieder auf der Landebahn der Realität auf.

Und während durch einen Riss in der Decke unaufhörlich Regen hinabtropfte, lauschte er wieder den unbezähmbaren Wassermassen draußen und fluchte leise.

Was ein Mistwetter...

#067 - Assoziationskette

Während er sich zu ihr hinüber beugte, merkte sie, wie sie zitterte. Ob vor Kälte, Nervosität oder Aufregung, sie war sich nicht sicher. Alles war so surreal, so ... sie konnte es nicht beschreiben. Sein Gesicht kam immer näher, während ihr auffiel, dass er bereits einzelne graue Haare hatte. Mit Mitte zwanzig? Gut, dass ihre eigenen Haare so hell waren, da fiel so etwas nicht auf.

Sein Schal lag ihr immernoch um den Hals, warm, weich und schwer. Es war angenehm. Sie liebte Schals, hatte sie immer schon geliebt, schade, dass es im Sommer zu warm für sie war. Es war ein handgestrickter Schal, blau-schwarz, mit großen, weiten Maschen aus einer dicken Wolle, deren Aussehen sie maximal noch als "flauschig" beschreiben konnte.

Vielleicht hätte sie vorher schon misstrauisch werden sollen. Sie hatte bereits geargwöhnt, dass es nicht einfach nur Freundlichkeit seinerseits gewesen sein könnte, die ihn dazu gebracht hatte, ihr seinen Schal um den Hals zu legen. Aber irgend etwas in ihr hatte abgewägt, hatte ihr erklärt, dass das gar nicht sein könne, wie denn bitte, immerhin war sie es, nicht irgendjemand anderes. Angegraben zu werden gehörte alles andere als zu ihrer Tagesordnung. Warum hätte es sich ausgerechnet heute ändern sollen?

Doch offenbar war es gerade dabei, genau das zu tun - sich zu ändern. Sie nahm alles seltsam genau wahr, den Geruch nach Rauch, der ihn nach der Kneipennacht noch umgab, obwohl er selbst nicht geraucht hatte. Sein Mund roch nicht nach Qualm. Seine dunklen Wimpern, die ungewöhnlich geschwungen waren. Die einzelnen grauen Haare. Die Art, wie er mit geschlossenen Augen seinen Kopf schief legte.

Überhaupt, wie er da saß. Er hatte sich quer über den Tisch gelehnt, um in ihre Nähe zu kommen, sein Kopf war merkwürdig abgeknickt. Es musste unglaublich unbequem sein, so halb zu stehen. Wie lange er wohl durchhalten würde? In der Küche hing keine Uhr. Schade eigentlich. Seine Armbanduhr tickte zu leise, als dass sie sie hätte hören können.

Sie konnte direkt in seinen Kragen schauen, während seine Nase sie regelrecht in die Wange stach. Was er genau mit seinen Lippen tat, wusste sie nicht, aber seine Zunge fühlte sich interessant an. Ob sich ein Penis genauso anfühlen würde? Wie ein roher Muskel, der nur noch schnell mit Haut überzogen worden war? Vielleicht nur etwas trockener? "Munddusche", fuhr es ihr durch den Kopf. Mit vierzehn hatte eine Freundin sie davor gewarnt, aber die Sorgen darüber hätte sie sich sparen können. Sie merkte eher, wie ihr die Kehle etwas trocken wurde und überlegte, ob sie ganz frech einfach noch was trinken sollte. Würde es ihm auffallen?

Dumme Frage.
 

Er zog seinen Stuhl näher und sie merkte, dass das Muster der Küchenfliesen noch viel unregelmäßiger war, als sie bis jetzt gedacht hatte. So genau hatte sie noch nie auf die einzelnen Platten geachtet. Im Nachhinein wunderte sie das ein wenig. Immerhin sah es schon hübsch aus. Was hatte ihre Vermieterin gesagt? Dass ihr Mann einen Großteil der handwerklichen Arbeiten in ihrem gemeinsamen Haus selbst erledigt hatte? Ob er wohl auch in den Mietwohnungen selbst Hand angelegt hatte?

Die Formulierung ließ ihre linke Augenbraue nach oben zucken, bevor sie sich wieder gefangen hatte.

Die Hand des Kerls vor ihr wanderte an ihrem Gesicht entlang, während sein Atem schneller ging. Interessant, schoss es ihr durch den Kopf. Ob er eine Erektion hatte? Sie traute sich nicht, nachzusehen. Außerdem saß er ungünstig. Sie hätte ihn erst ein Stück von sich schieben müssen, das wäre zu auffällig geworden. Stattdessen schob sie unauffällig ihre Zunge im Mund ein Stück weit nach vorne, um seine Zunge, die sich forsch vorantastete, ein wenig abzuwehren. Es war nicht unangenehm, mit ihm hier zu sitzen. Die Tatsache, dass der Kuss sie nicht genug ablenkte, als dass sie den kreisrunden Pfefferfleck nicht bemerkt hätte, der auf seiner Wange thronte, einen kleinen hellen Punkt in der Mitte, irritierte sie.
 


 

"Darf ich dich nochmal küssen?"

Sie schob ihn vorsichtig von sich. "Tut mir leid", sagte sie und meinte es genau so.

"Bitte?"

Sie schüttelte den Kopf.

Als die Tür sich hinter ihm schloss, merkte sie, dass er sich gar nicht verabschiedet hatte. Oder hatte sein Schal die Worte geschluckt, weil er seinen Kopf so traurig hängen ließ?
 

So war es also, geküsst zu werden, dachte sie sich.

Sie war eingeschlafen, noch bevor ihr Kopf das Kissen berührt hatte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (39)
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Von:  Anemia
2012-10-22T15:05:39+00:00 22.10.2012 17:05
Aloha!
Ich hätte aufgrund des Anfangs nicht vermutet, dass die Geschichte so...traurig enden wird. Aber du hast das wirklich gut rübergebracht und ich bin echt froh, dass mich diese Schuldgefühle nicht plagen müssen, denn meine Zähne leben allesamt noch. ;)

Mein erster Gedanke war: "Huch, der Zahn kann ja sprechen!" Echt klasse Idee, mal zu erfahren, was ein Zahn denkt und fühlt (wenn er es denn könnte). War wirklich interessant und sehr glaubwürdig. Schön war auch, dass der Zahn in die Vergangenheit zurückblickt, man erfährt innerhalb dieser doch recht kurzen Geschichte recht viel über das 'Leben' des Zahnes.
Das Ende und damit das Eingeständnis des Zahnbesitzers für seine Missetaten fand ich sehr gut gewählt. Ich glaube, besser hätte man es nicht machen können.

Zudem fand ich es beeindruckend, was für unterschiedliche Dinge die verschieden Leute zu dem Wort 'Zahnschmerz' schreiben. Zu diesem Stichwort habe ich schon eine Geschichte gelesen und die war komplett anders. ;)

Der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen und Rechtschreibfehler sind mir auch keine aufgefallen. Schöner Mix aus kürzeren und längeren Sätzen. Gefällt mir. Daumen hoch. :)

Mach weiter so!

lg Serpa,
vom Kommentarfieber gepackt.
Von:  Pumpkin_Queen
2012-10-19T18:32:38+00:00 19.10.2012 20:32
KF

So, da bin ich aber mal gespannt!
^-^

Mir gefällt die Person, mit der der Zahn sich unterhält.
'Deine Affinität dazu, sinnlos gegen Gegenstände zu rennen, hätte mich dutzende Male ins Grab bringen müssen. '
Ich kann mich da nur anschließen... Ich lauf auch immer gegen meine Zimmertür... -.-"

Ich dachte erst, es geht um einen alten Mann... Aber an einen Menschen in dem Alter hätte ich nicht gedacht... Armer Zahn...

Klein aber fein, mehr lässt sich da nicht mehr sagen!

Liebe Schreibziehergrüße
P_Q
Von:  Eldeen
2012-10-17T19:58:27+00:00 17.10.2012 21:58
Die 100 Theman, ja ja, mich quälen sie momentan auch, dementsprechend Hut hab, dass du schon so weit bist. :P Also widmen wir uns doch mal deiner Variante von Zahnschmerz. : )

Inhaltliches:
Ich fadn dei Idee tatsächlich innovativ, das Ganze aus der Sicht eiens Zahns zu schreiben, beziehungsweise den Zahn zumindest als Erzähler fungieren zu lassen. Selbstverständlich bietet das nicht unglaublcih vel Raum für eine Handlung, aber das, was da ist, regt durchaus zum Nachdenken an. Abgesehen davon mag ich es, wie du in wenigen Sätzen und aus Sicht des Zahnes eine Art Lebensgeschcihte des Mannes erzählst, zumindest stückchenweise. Den Zahn als Ankläger empfand ich ebenfalls als eine interessante Idee. :)

Stilistisches:
Prinzipiell fand ich sowohl den Stil als auch die Umschreibungen gelungen, die Überleitungen sind hier und da wirklich hübsch, aber ich muss gestehen, dass mir das Ganze - auch wenn es natürlich wörtliche Rede des Zahnes ist - ein wenig zu umgangssprachlich erscheint. Dadurch, das der Großteil des Textes aus wörtlicher Rede besteht, hat man diese Umgangssprache auch die meiste Zeit und das wiederum fand ich persönlich ein wenig anstrengend, dürfte aber wohl ganz klar Geschmackssache sein, zumal meine Vorkommentierer dazu nichts gesagt haben. :P

Rechtschreibung & Grammatik:
Fehler habe ich jetzt keine gefunden, dementsprechend kann ich hier eigentlich nur loben - Daumen hoch und so.

Fazit:
Alles in allem in jedem Fall interessant. Inhaltlich haben wir hier natürlich nicht unglaublich viel und wie tiefgreifend diese Geschichte nun ist, sei jetzt auch mal dahingestellt, im Endeffekt ist es aber ein gelungener Oneshot mit einer doch mal innovativen Idee. : )

Liebe Schreibziehergrüße,
[[Eldeen] im Kommentarfieber
Von: abgemeldet
2012-10-16T19:51:48+00:00 16.10.2012 21:51
- KF -

Diese hundert Themen verfolgen mich im Moment. Es wird Zeit, dass es November wird, nehme ich an. ^^

Und es ist ganz allein deine Schuld..:" -> Sollten hier ursprünglich drei Punkte stehen. :)
Seine Hand verschwamm vor seinen Auge -> "seinem" Auge?

Eine sehr interessante Sichtweise auf viele Jahre eines Erwachsenen, der zu kindisch war... für was eigentlich? Sich die Zähne zu putzen?

Oh man, ich habe hier eigentlich nichts zu sagen. Du schreibst halt gut und ich sehe das hier im übertragenen Sinne und es gefällt mir einfach!

Liebe Schreibziehergrüße,
Turna
Von:  konohayuki
2012-10-16T19:05:45+00:00 16.10.2012 21:05
~KF~

Hui, ein sprechender Zahn. Ein interessanter Ansatz, auch wenn ich meine eigenen Zähne vielleicht lieber nicht sprechen hören will ^^' Das wäre mir dann doch etwas zu gruselig.

>Herrje, wie du geweint hast... dabei hatte ich viel größere Schmerzen als du und habe geblutet wie ein Schwein, und trotzdem habe ich den Mund gehalten.

Ach, dieser Zahn gefällt mir. "Wie kannst du heulen, wenn ich doch viel mehr verletzt bin als du?"
Dein Protagonist hat aber scheinbar ein sehr bewegtes und für Zähne gefährliches Leben ;)
Ich mag deine Überleitungen und bei der Erwähnung eines Türrahmens musste ich lachen. Die Dinger springen auch immer wieder in den Weg!

>"Ich weiß."

Ich finde es schön, dass dein Protagonist dem Zahn - obwohl er ja wirklich viel falsch gemacht hat und vom Zahn auch sehr deutlich darauf hingewiesen wurde - trotzdem noch zustimmt. Eine Entschuldigung wäre an der Stelle einfach unpassend gewesen, einfach, weil es dafür schon zu spät ist.

Ich fand das mal eine sehr interessante Perspektive, die sehr angenehm zu lesen war. Fehler sind mir so keine aufgefallen.
Kurzum: Eine runde Sache.

Liebe Schreibziehergrüße,

konohayuki
Von:  _-THE_JOKER-_
2012-02-11T15:31:52+00:00 11.02.2012 16:31
Ja sehr seltsam teilweise.
Aber ich finde es toll das du mal etwas originelles gemacht hast, das ist mal was neues, ich mag es.
Auch wenn es verwirrend ist.
Gut gemacht.
lg joker
~present for you~
Von:  _-THE_JOKER-_
2012-02-11T15:27:41+00:00 11.02.2012 16:27
Also ich mag dieses Gedicht eigentlich auch.
Es ist schön geschrieben und klingt gut.
Eine irgendwie geniale aussage finde ich hier leider nicht, trotzdem mag ich es.
Nur eine kleine Sache viel mir auf:

Mit bloßen Füßen laufe ich

barfuß


Das der Protagonist Barfuß ist, wird schon durch das mir bloßen Füßen klar. Ich würde da irgendwas anderes hinsetzten.

mehr habe ich aber nciht zu meckern.
Gute Arbeit.
lg joker
~present for you~
Von: abgemeldet
2011-11-05T12:12:09+00:00 05.11.2011 13:12
Moin,
Yay, was neues zu lesen. <3
Uh, der Schal klingt toll.

Außerdem saß er ungünstig. Sie hätte ihn erst ein Stück von sich schieben müssen, das wäre zu auffällig geworden.
Nein, überhaupt nicht, wie kommt sie nur darauf?

Als die Tür sich hinter ihm schloss, merkte sie, dass er sich gar nicht verabschiedet hatte. Oder hatte sein Schal die Worte geschluckt, weil er seinen Kopf so traurig hängen ließ?
Also hat sie ihm den Schal wieder umgelegt?

Das hier ist eine kleine nette Episode. Ohne großartige Handlung, eine Momentaufnahme. Meiner Ansicht nach genau das richtige für die 100 Themen Herausforderung!
Ich mag es, dass ich selbst vom Thema her gar nicht darauf gekommen wäre, einfach einen vor sich hin denkenden Charakter da hin zu setzen, und, dass deine beiden Charaktere realistisch wirken und handeln.
Nicht so wie Charaktere, eher wie Personen.
Und deine Beschreibungen passen perfekt zum Ausmaß der Geschichte, du beschreibst recht viel, ohne, dass alles in den Beschreibungen ersäuft.
Davon hätte ich auf Dauer gern mehr, wenn du es einrichten kannst.
Liebe Schreibziehergrüße, Polaris
Von:  Teilchenzoo
2011-05-24T12:55:38+00:00 24.05.2011 14:55
Was für eine wunderbare kleine Geschichte, so friedlich und wahr.

Und, vom Inhalt und Stil (bis auf einige kleinigkeiten) würde ich sie unter "literarische wertvoll" einordnen, was heißt, sehr gut und leicht zu lesen, ein Sinnieren über Weisheiten und Lebenssichten. Etwas, das man nicht der Spannung wegen liest.

Mir gefiel dieser kurze Ausflug sehr.

Lg neko
Von: abgemeldet
2011-05-10T19:16:46+00:00 10.05.2011 21:16
Hallo.

Also wenn ich die Kommentare sehe, werde ich unsicher, ob ich hier richtig bin. XD
Na, da bin ich ja mal gespannt, ob die Fehler was mit dem Titel zu tun haben, ob die Fehler überhaupt noch da sind, oder, ob sie einen Sinn haben bzw. hatten... oder was auch immer.

>Als Björn Meister voller Wut in sein Büro stürmen wollte...
Hier greifst du, wie ich finde, zu weit voraus. Im Moment will er erstmal voller Wut in den Aufzug stapfen. ^^

>, doch nichts on alldem half:
von

>"Warm könnten Sie denn kotzen?", fragte sie ihn mitfühlend.
Ulkig, diese frage, diese Wiederholung. ^^

>Überrascht von diser Aufmerksamkeit
dieser

>"Das tut mir wirklich leid" sagte die Empfangsdame
Fehlt hier noch ein Komma?

>Mit direkt aufgehellter Laune lief er die Treppe hinauf.
Na, das finde ich ja toll! Und es ging so schnell und so einfach. ^^

>Als sich seine Wut wieder in ihm zu stauen begann, erinnerte er sich daran, wie gut es ihm getan hatte, sich Luft zu machen.
Ganz genau! Nicht immer alles schlucken. Und... das ist aber auch ein Ding!

>dann passte mein Anzug nicht mehr weil meine Frau ihn zu heiß gewaschen hat
Fehlt da mittig ein Komma?

>Als Herr Meister in seinem Bro ankam und sein Blick auf den Stapel Akten fiel,
Büro
Äh, wo ist das Büro denn jetzt? ^^

>Zunächst dauerte es einen Moment und er dachte, er wäre nicht gehört worden, doch dann ging die Tür auf und seine Sekretärin steckte den Kopf herein.
Also schrie er schon fast, wenn die Gute ihn gehört hat. Meine Güte!

>dann bin ich im falschen Stockwerk gelandet weil jemand schlichtweg vergessen hat mich zu benachrichtigen
Fehlen hier gleich zwei Kommata?

>"Das tut mir wirklich leid", sagte die Sekretärin mitfühlend, doch Herr Meister fühlte sich nicht besser, eher im Gegenteil; eine tiefe Unzufriedenheit nagte an ihm.
Ja, wenn man sich so oft versucht besser zu fühlen - in dem man meckert - ist das auch kein Wunder. Lästern soll ja übrigens auch die Stimmung trüben... Oo

>"Das tut uns wirklich leid", murmelten die Kollegen, aber Herr Meister hatte gar nicht abgewartet und war schon unterwegs zum neuen Praktikanten.
Ach du Schreck. Der ist ja ein richtiges HB-Männchen. Süß... *hust*

>Doch der Praktikant reagierte noch immer nicht. Herr Meister fluchte, zeterte, jammerte und weinte, warf sich zu Boden und rannte im Kreis, doch nichts passierte.
Ja, eindeutig, ist er. Das HB-Männchen konnte fliegen - wer sagt, dass Red Bull Flügel verleihen, weiß nichts über Wut. XD

>"Warum", fragte er nach einer Weile des Überlegens und kratzte sich an der Nase, "tun Sie es nicht einfach?"
Hmm. Ich bin mir nicht sicher, ob der Herr Meister nicht gleich doch noch in die Luft geht.
Ich finde solche schlagfertigen Praktikanten toll - wo kriegt man die?

Ähm, alles in allem wieder ein guter Text - eine nette kleine Epsiode, die man hier und da hätte etwas ausarbeiten können, wenngleich die Länge für diese Aussage vollkommen ausreichend ist.
Was wollte ich sagen? Und warum vergesse ich das immer?

Du kennst das ja schon von mir.
Liebe Schreibziehergrüße,
Gaemon


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