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Digimon Destiny

season 6
von

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Prolog

Es sind viele Jahre vergangen, seit die letzen Digi-Ritter unsere Welt und die der Digimon gerettet haben. Jetzt erscheinen erneut unbekannte Wesen mit dem Namen „Digimon“ und sorgen für Aufruhr in der Realen-Welt. Nur mit dem Unterschied, das sie für normale Menschen nicht sichtbar sind. Das einzige was sie sehen können ist, dass Chaos das diese hinterlassen. Doch wie gesagt, Digimon sind nur für normale Menschen nicht zu sehen. Es gibt acht Kinder, die diese Kreaturen völlig real sehen können und um diese Kinder dreht sich die Geschichte. Am Anfang können sie noch nicht ahnen welche Aufgabe ihnen zusteht und welcher Druck auf ihnen lastet...

Unsere Geschichte beginnt im Jahr 2027 in Japan und dort passieren seit wenigen Monaten seltsame Naturkatastrophen. Es ist zwar normal, dass in diesem Land viele Erdbeben und Taifune ihr Unwesen treiben, aber irgendwie kann sich kein Wissenschaftler erklären, warum sie in letzer Zeit so häufig auftreten.

Unsere Helden besuchen zurzeit die Shoji-Highschool der 10. und 11. Klasse. Noch unwissend durchleben sie jeden Schultag wie jeden anderen und warten, wie alle Teenager in ihrem Alter, das irgendetwas Aufregendes in ihrem Leben passiert. Doch schon bald nach dem ihre Abenteuer angefangen haben, wollen sie ihr altes Leben wieder haben, denn nicht nur die Digimon machen ihnen Stress...
 

Also die Charas sind, bis auf Ryan, frei erfunden. Er ist von einem Bild aus dem Internet abgezeichnet.

Shunichi, Nayuta, Alice und Honoka sind von meiner Schwester in die Welt gesetzt worden. Rico, Yukiko und Hime hab ich erfunden.

Kiripurin

Erste Begegnungen

„Ding, ding, ding, ding“, läutete das Schulgebäude der Shoji-Highschool und ziemlich rasch füllte sich der Vorhof der Schule mit ihren Schülern. Überall war das Geschwafel der genervten Kinder zu hören und man konnte fast meinen, dass ihre schlechte Laune ansteckend war, denn der Himmel war auf einmal mit schwarzen Wolken überzogen.

„Hey Ryan, schon was vor?“, fragte Shunichi gelangweilt nachdem er einen langen Gähner vollendete.

„Ne eigentlich nichts konkretes, wir können uns aber nachher zum Billard treffen.“

„Klasse Idee ich muss nur noch bei meiner Ma vorbeischauen, ansonsten macht sie sich wieder Sorgen ...“

„Bin ich froh, dass ich nicht so eine fürsorgliche Mum hab.“

„Quatsch, sie ist nur etwas ... naja sie ist halt ...“

„Jaja erspar‘s dir, hoffentlich fängt es nicht an zu regnen, ich hasse Regen...“

Shunichi blickte zu seinem Freund, der in den Himmel starrte, manchmal war er schon etwas seltsam...
 

Ebenfalls in ein Gespräch verwickelt war Yukiko, die aber nicht viel zu Wort kam, denn Honoka schwärmte durchgehend von Ryan.

„Ich hab ihn heute wieder in der Pause gesehen. Meinst du es ist komisch ihm hinterher zu schnüffeln? Glaubst du, dass er mich bemerkt hat? Nein, du hast Recht wahrscheinlich nicht. Warum sollte so ein gutaussehender Typ gerade mich bemerken. Bei den vielen Mädchen die ihm hinterher laufen steche ich am wenigsten hervor. Ach … das Leben ist so kompliziert und unfair … sag doch auch mal was, Yukiko!“

„Danke, dass du mich auch einmal reden lässt. Dein Geschwafel um Ryan geht mir schon am Nerv!“

Honoka umarmte ihre Freundin von der Seite und schaute sie schmollend an.

„Tut mir ja Leid, aber du traust dich ja nicht über deinen Traumboy zu sprechen …“

„Was!? Welcher Traumboy?“

„Na wer wohl? Nayuta, mir kannst du doch nichts vormachen. Immerhin ist er DER einzige, der mit dir ein ordentliches Gespräch führen kann …“

„Ach Quatsch, und überhaupt wenn es so wäre … würde es auch nichts ändern. Welcher Junge steht schon auf ein Mädchen das so schüchtern ist wie ich …“

„Wenn du nicht an dich glaubst, wer soll dann an dich glauben?“

„Du hast ja Recht … ich brauche wirklich mehr Selbstvertrauen ...“

„Wir treffen uns heute um vier beim Café um d‘ Ecken, okay?“

Bevor Yukiko noch irgendetwas entgegnen konnte rannte Honoka weg. Das Mädchen sah nur noch, wie ihre Freundin ihr zum Abschied winkte, dann verschwand sie in der Menge …
 

„Alice, warte!“, ertönte eine Stimme aus dem Getümmel. Das Mädchen, das seinen Namen hörte, dreht sich ruckartig um und realisierte wer sie da gerufen hatte.

Es war Hime, ihr beste Freundin, die zu ihr hinlief und sich bei ihr fest hielt.

„Hab ich dich endlich gefunden, wir wollten doch zusammen heim gehen, vergessen?“, keuchte das Mädchen mit den purpurnen Haaren.

„Ja, das habe ich wohl ganz verschwitzt. Einen Kohldampf habe ich auch schon langsam.“

Auf einmal piepste etwas in Alice’ Tasche. Rasch griff sie in diese und drückte es ab.

„Da hat wohl noch wer Hunger“, scherzte Hime und lächelte ihre Freundin an.

„Ja, sieht so aus, komm, wir beeilen uns“, und so machten sie sich auf den Weg.
 

Zu Hause angekommen schmiss Alice ihren Rucksack in die Ecke und ging schnurstracks auf die Küche zu.

Alice‘ Wohnung war eine von der großen Sorte, alles wunderschön hergerichtet, alles modern, was sollte man von der Bude von einem Politiker und einer Richterin anderes erwarten …

„Hab ich dir schon einmal gesagt, dass ich deine Wohnung toll finde.“

„Ja, schon ca. … 7000 Mal“, entgegnete Alice etwas genervt.

„Ups, Entschuldigung.“

„Es ist nicht so toll die Tochter von zwei hochrangigen Leuten zu sein. Noch dazu, wenn man einen nervigen Zwillingsbruder hat …“

„So schlimm ist das doch gar nicht. Es hätte dich schließlich schlimmer treffen können.“

„Ich weiß, ich sollte nicht meckern …“

„Lass uns doch endlich etwas Essen …“

Kaum hatte Hime das Wort „Essen“ ausgesprochen, leuchtete etwas in Alice‘ Tasche und ein roter Lichtstrahl viel davon knapp vor Alice auf den Boden.

„Hab ich da was von essen gehört?“, fragte das Etwas das nach dem Strahl erschien.

„Du hast schon lange nichts mehr zum Fressen bekommen, stimmt’s Naokimon?“, meinte seine Besitzerin.

„Ich sollte Fikadamon auch raus lassen“, nuschelte Hime, holte ihr D-Maak heraus und betätigte einen Knopf. Und schon stand nach einem lila Strahl ihr Digimon vor ihr.

„Na Fikadamon, hast du auch Hunger?“

„Digimon haben keinen Hunger, Hunger ist nur eine Einbildung die häufig mit Lust verwechselt wird“, erklärte Fikadamon trocken.

„Ja, das habe ich ja ganz vergessen!“, entgegnete Hime sarkastisch. Alice hatte dar weil Spaghetti aus einem Kasten geholt und richtete einen Topf mit Wasser her, dabei schaute ihr Naokimon genauestens zu.

Nach einer Weile saßen die zwei Mädchen am Tisch und aßen ihr Essen. Auch Alice‘ Digimon hatte etwas abbekommen, und ließ es sich in einer Futterschüssel schmecken. Fikadamon hingegen sah nur desinteressiert und ohne jeden Ausdruck zu. Plötzlich gab Alice ein rasches „Mhh!“ mit vollem Mund von sich.

„Eigentlich wäre Rico heute mit Essen machen an der Reihe! Das habe ich ganz vergessen … Wo bleibt der überhaupt?“

„Der hat das wahrscheinlich schon vergessen, ist bei seinem Freund und fragt sich, ob er nicht irgendetwas vergessen hat“, entgegnete ihr Freundin.
 

Es war ein bisschen anders als es Hime beschrieben hatte. Rico und Nayuta standen gerade vor Ricos Zimmerfenster und der Junge kletterte auf einer kleinen Notfallsleiter in sein Zimmer.

Er schmiss nur seine Sporttasche in die Ecke, genau wie seine Schwester, dann wollte Rico schnell wieder abhauen, doch er hatte nicht so schnell mit Alice gerechnet, die blitzartig die Tür aufriss und zum Fenster stürmte.

„Was fällt dir eigentlich ein? Hier auftauchen ohne ein Sterbenswörtchen und dann wieder abzischen. Du weißt genau, dass du heute mit Kochen dran bist, Rico!“, fuhr ihn Alice an. Sie wollte noch nach ihm greifen und seinen Arm festhalten, doch ihr Brüderchen hatte schon unten den Boden erreichet.

„Ja ich hab’s nicht vergessen, aber dir passt doch soundso nichts was ich koche und überhaupt hab ich darauf auch gar keinen Bock“, antwortete ihr Rico und drehte sich um, um zu gehen.

Das Mädchen gab einen, versucht zu unterdrückten, genervten Laut von sich und Nayuta rannte hinter seinem besten Freund her. Dann drehte er sich kurz um und sagte lautlos „Entschuldigung“. Er hörte später nur noch, wie Ricos Schwester das Fenster zuknallte.
 

„Also ich würde nie so mit meiner Schwester umspringen, warst du nicht ein bisschen zu hart? Sie ist doch recht nett“, meinte Nayuta nach einer Weile.

„Ich hab dir doch gesagt, dass ich nach her noch zu dir komme, also warum regst du dich so auf. Ist ja nicht so als ob du nicht deine eigenen Probleme hättest. Um meine Familie musst du dich wirklich nicht kümmern“, erklärt er mit einer immer leiser werdenden Stimme.

Nayuta wusste, dass irgendetwas nicht stimmte. Er war jetzt schon lange genug sein Freund und langsam merkte er schon, wenn Rico ihm was verschwieg, auch wenn er darin sehr gut war. Er hatte aber auch schon heraus gefunden, dass sein bester Kumpel nicht gern über seine Probleme sprach und alles lieber im Alleingang erledigte, was Nayuta nicht gerade toll fand, wozu hat man denn Freunde?

„Ja, vielleicht ist meine Familie nicht perfekt, aber das heißt noch lange nicht, dass ich mich von deinen Problemen fernhalten muss. Dazu sind Freunde doch da, oder?“

„Tse … Wenn du meinst …“ Nayuta blieb kurz stehen.

„Du kannst es einfach nicht ertragen, wenn ich recht habe und du nicht, stimmt’s?“, dann rannte er ihm wieder hinterher.
 

Ryan und Shunichi waren ebenfalls schon zu Hause angekommen. Shunichi wollte seine Haustür öffnen, doch sie war zugesperrt.

„Nanu, abgeschlossen? Komisch…“, dachte er sich und betrat das Haus. Sein Freund folgte ihm unauffällig. Der Junge schaute in allen Räumen nach, doch nirgends war seine Mutter.

„Wo ist denn jetzt deine Ma?“

„Keine Ahnung, normalerweise ist sie immer zu Hause. Überanstrengen darf sie sich ja nicht … Was ist wenn ihr etwas passiert ist?!“, fragte Shunichi unruhig.

„Ach komm schon, ihr wird’s schon gut gehen. Lass uns endlich zum Billard gehen …“

Inzwischen war sein Freund in die Küche gestürmt, unterbrach Ryan und schrie.

„Ma ist bei meinen Großeltern, ihr geht’s gut!“

„Na eben, dann können wir ja endlich gehen …“

„Ja, können wir.“
 

„Was war denn?“, wollte Hime wissen, die gerade ihr Geschirr in den Geschirrspüler einräumte.

„Rico war da und er hat es nicht vergessen!“, klärte Alice mit einem sehr wütenden Ton auf.

„Er drückt sich immer vor der Arbeit, das geht mir so am Arsch!“

„Ja okay, ich kann ja verstehen, dass du sauer bist, aber trotzdem könntest du dich wieder beruhigen.“

„Ja, entschuldige, ich weiß auch nicht, was in letzter Zeit mit mir los ist …“, meinte sie und räumte ebenfalls ihr Geschirr ein. Naokimon tat es ihnen brav gleich. Dann gingen sie in Alice Zimmer, lauschten Musik und blätterten Zeitschriften durch.
 

Um Vier wartete Yukiko schon ungeduldig auf ihre Freundin, die ihr winkend entgegen rannte. Das Mädchen saß schon bei einem Tisch und hatte sich dar weil ein Eis bestellt.

„Da bist du ja endlich! Ich hab schon eine viertel Stunde auf dich gewartet!“, meinte Yukiko zornig.

„Ja, Entschuldigung. Ich musste noch etwas erledigen …“

„Mir geht es am Nerv, dass du immer zu spät kommst“, unterbrach sie Yukiko, „ehm … was hast du eigentlich noch erledigen müssen?“

„Ich habe das hier besorgt“, und Honoka hielt eine Frauenzeitschrift vor sie Nase.

„Ja toll … und was heißt das jetzt genau?“

Das Mädchen hatte inzwischen Platz genommen und redete mit dem Kellner.

„Einmal Heiße Liebe bitte.“

„Honoka! Hör mir doch einmal zu!“, jammerte das Mädchen verzweifelt.

„Ja, dass tu ich ja, reg dich nicht so auf. Also, dank dieser Zeitschrift, werden wir heraus finden, wer deine Traumboy ist und wie du am Besten sein Herz eroberst.“

Sie kam immer mit solchen Sachen an und immer kam nur Blödsinn dabei heraus. Ob sie sich etwas aus solchen Tests machte oder nicht, wusste selbst Yukiko nicht.

„Das bringt sich doch alles nichts, dass hatten wir doch schon ungefähr hundert Mal …“ „Doch es bringt sich was und es macht Spaß!“ Yukiko war es einfach nicht möglich sich gegen Honoka durchzusetzen, dazu fehlte ihr die Kraft. Und wenn ihre Freundin so einen Gefallen an der Sache fand, dann wollte sie nicht die Spielverderberin sein.
 

Bei den zwei braunhaarigen Jungs, war die Stimmung auch nicht besser. Sie betraten das kleine Haus von Nayuta und schon flog ihnen ein zerknülltes Papier entgegen.

„Hä, Brüderchen!!! Warum kommst du erst so spät, der Abwasch macht sich nicht von selbst!“, maulte ein Stimme aus dem Wohnzimmer.

„Wenn‘s dich so stört, dann mach ihn doch selbst!“, entgegnete Nayuta mürrisch.

„Wir hatten doch ‘ne Abmachung, du Haushalt, wir Geld“, meinte eine andere betrunkene Stimme aus der Küche.

Die zwei die ihn angingen waren keine anderen als sein Bruder Ran, der wiedermal vor der Glotze hing und auf Anschaffung von seinem kleine Brüderchen einen Job suchte, und sein Vater, der wieder Mal besoffen war.

„Aber wenn ihr keinen Job habt, dann ist unsere Abmachung überfällig und überhaupt gehe ich zur Schule im Gegensatz zu dem Zwanzigjährigen da!“

„Bappm Zwergiger!!!“, meinte Ran leicht gereizt, „wenigstens hab ich Freundinnen und du nicht!“ Der Junge wollte sich das nicht mehr länger anhören und trampelte mit Rico die Treppen rauf in sein Zimmer.

Oben angekommen, schmiss Nayuta seine Tür zu und ließ sich auf sein Bett fallen.

„Ich habe ja gesagt, dass du deine eigenen Probleme hast.“, meinte Rico besserwisserisch. Der angesprochene Junge gab einen genervten Laut von sich und schloss dann seine Augen um sich zu entspannen. Für einen kurzen Moment, stellte er sich vor wie es wäre, wenn seine Mutter noch leben würde. Dann wäre sicher alles einfacher. Früher hatte sie immer zu ihm gehalten und jetzt hatte er niemanden mehr, der auf seiner Seite stand … Schnell verdrängte er die Gedanken wieder und setzte sich auf.

„Ich hasse sie ... Warum sind wir nochmal zu mir gegangen?“

„Wir wollten Hausübung machen, aber ich habe gerade überhaupt keinen Bock dazu …“
 

Der Mädchenschwarm und sein bester Freund machten sich auf den Weg zur Spielhalle. Wie erwartet, waren dort viele Mädchen, die schon sehnsüchtigst auf Ryan warteten.

Für den Jungen war das nichts Besonderes, dass erlebte er fast jeden Tag und immer hing Shunichi mit drinnen, was ihn aber nicht sonderlich störte.

Ryan ging zu der Empfangsdame und verlangte zwei Billardstöcke, die ihm natürlich gleich überreicht wurden. Locker ging er an Shunichi vorbei, der sich noch immer fragte, wie er das eigentlich schafft, alles zu bekommen was er wollte.

„Was ist, Shunichi? Willst du dort Wurzeln schlagen? Lass uns endlich spielen!“ Aus seinen Gedanken entrissen, huschte er zu seinem Freund und nahm einen Stock in die Hand. Rundum die beiden waren lauter Mädchen versammelt, die ihnen aufmerksam zuschauten. Naja, eigentlich nur Ryan. Normalerweise wählte der Junge immer eine oder zwei aus, die mit ihm mitspielen durften und heute war es nicht anders.

„Na, was meinst du, welche hat heute die Ehre mit mir spielen zu dürfen?“, fragte Ryan mit einem überheblichen Ton in der Stimme, als er gerade eine Kugel versenkte.

„Keine Ahnung, nimm die da hinten. Hauptsache wir kommen schnell zum spielen.“

Also durfte „Die dahinten“ und „Die dort drüben“ mitspielen. Kaum wollte Ryan erneut zum Schlag ansetzen, piepste etwas in seiner und Shunichis Tasche. Die zwei reagierten schnell und der gutaussehende Junge erklärte beruhigend.

„Tut uns leid Mädels, aber man benötigt unsere Hilfe.“
 

Nachdem Honoka und Yukiko ihr Eis aufgegessen hatten, machten sie sich auf um den Test während eines Spazierganges zu machen.

„Also, was von den aufgezählten Dingen ist dir am wichtigsten? Loyalität, Vertrauen oder viele Gemeinsamkeiten?“, las das rosahaarige Mädchen aus der Zeitschrift vor.

„Ich finde das noch immer bescheuert. Naja, eigentlich Vert …“ Yukiko wurde von einem plötzlichen Donnergroll unterbrochen und beide Mädchen blickten rauf zum Himmel.

„Ich dachte wirklich, dass das Wetter anhalten würde.“, meinte Honoka ihren Kopf nicht senkend und schon schoben sich dicke schwarze Wolken vor die Sonne. Wie nicht anders zu erwarten, fing es kurz darauf an zu regnen.

„Scheiße, ich hab nicht einmal einen Regenschirm oder sowas mit!“, klagte die Rosahaarige, während sie neben ihrer Freundin her rannte. Plötzlich hörten sie ein lautes Surren hinter ihnen. Es klang wie eine Fliege, oder wie ein anderes fliegendes Insekt.

Die beiden wurden irgendwie unruhig und bogen automatisch und ohne es zu merken in eine Seitengasse ein. Das merkten sie erst, als sie in einer Sackgasse landeten. Das Surren war noch immer nicht verschwunden und schien immer näher zu kommen.

„Yukiko … ich hab ein bisschen Angst …“

„Ich auch …“

Langsam sanken die zwei zu Boden und hielten sich gegenseitig in den Armen, in der Hoffnung, so geschützter zu sein. Eine Gestalt trat aus der Dunkelheit und es war kein Mensch.

„Honoka … was ist das für ein Vieh?“, fragte Yukiko mit zitternder Stimme.

„Ich weiß nicht, es sieht aus wie ein riesiges Insekt …“

Dieses riesige Insekt war natürlich keines, sondern ein Digimon und zwar kein anderes als Snimon, das mit immer höher werdender Geschwindigkeit auf sie zuraste.

Vor Angst kniffen Honoka und Yukiko ihre Augen zusammen und umklammerten sich noch fester.

Doch plötzlich fingen zwei Punkte vor ihnen an zu leuchten, einer grün, der andere rosa und das grüne Digimon hielt Inne. Aus Neugier öffneten die Mädchen ihre Augen und sahen zwei seltsame Wesen vor ihnen.

Sie waren klein, aber sahen so aus, als ob sie sie beschützen wollten. Beide schrien gleichzeitig.

„Seifenblasen!“

Das riesige Vieh vor ihnen wurde von den rosa Blasen getroffen und bewegte sich für kurze Zeit nicht mehr.

„Ja, super! Ihr habt es besiegt!“, meinte Honoka voller Vorfreude ohne sich zu fragen wer genau sie beschützt hatte, doch sie hatte sich zu früh gefreut, denn Snimon holte erneut zum Angriff aus, ohne auch nur einen Kratzer davongetragen zu haben.

Jetzt schrien die Mädchen noch lauter und pressten erneut die Augen zusammen. Die zwei Wesen vor ihnen, schossen wieder Seifenblasen ab, doch es half alles nichts …

Auf einmal hörten sie wieder Stimmen aus der Dunkelheit, die den Mädchen bekannt vorkamen.

„Los Bakutamon, hilf ihnen!“, schrie die eine Stimme, die anscheinend zu einer männlichen Person gehörte.

„Immer gerne doch, Sire. Hornstoß!“, entgegnete eine andere. Wieder ein anderer schrie.

„Aalomon!“

„Jawohl, Wasserpeitsche!“, und nach ein paar Blitzlichtern, war kein Surren mehr zu hören. Die Mädchen saßen immer noch am Boden im Regen und wagten es kaum ihre Augen zu öffnen.
 

Rico und Nayuta hatten brav ihre Hausaufgaben fertiggemacht, wenn auch nur gezwungenermaßen und wollten gerade aufbrechen.

Leise, schon fast lautlos, schlichen sie die Treppen hinunter, damit die Familie des Jungen nichts bemerkte. Nayuta griff nach der Türklinge und drückte sie nach unten. Es machte „Klack“, und er hielt kurz Inne.

Der Junge sah nach allen Seiten, doch nirgends regte sich etwas. Also wurde die Tür aufgerissen und sie stürmten nach draußen. So schnell wie sie aufgerissen wurde, wurde sie auch wieder geschlossen und sie Zwei atmeten einmal tief aus.

„So das hätten wir einmal geschafft.“, flüsterte Nayuta mit einer erleichterten Stimme, „jetzt können wir ins Café gehen.“

Das taten sie dann auch und ließen Nayutas Haus zurück …
 

Honoka wagte zuerst einen Blick und sah zwei dunkle Gestalten, die immer näher kamen. „Geht’s euch gut? Ist euch was passiert?“, wollte der eine wissen.

Jetzt wusste das Mädchen, warum ihr diese Stimme so bekannt vorkam. Sie gehörte zu niemand andern als zu ihrem heißgeliebten Traumprinzen und Mädchenschwarm Ryan, der sich vor sie hinhockte.

Dar weil trat auch die andere Person aus dem Schatten, die natürlich Shunichi war. Yukiko hatte ebenfalls schon die Augen geöffnet und war genauso wie ihre Freundin sichtlich verwirrt.

„Siehst du das?“, fragte, der auf die Digimon starrende Ryan.

„Ja, sieht so aus, als wären wir nicht die einzigen, die im Besitz von Digimon sind“, entgegnete ihm sein bester Freund.

Die zwei Jungs wurden fassungslos angestarrt und um das zu beende, wagte Ryan es, diese Sache aufzuklären.

„Ihr seht so aus, als hättet ihr noch nie zuvor ein Digimon gesehen.“

Die Mädchen nickten heftig. Hinter Shunichi und Ryan leuchteten zwei Blitzlichter, blau und braun, kurz auf und anschließend traten zwei weitere Digimon aus dem Schatten.

„Das haben wir wieder toll hinbekommen, nicht Sire?“, wollte Baluamon, das Digimon von Ryan wissen. Er tätschelte seinem Digimon den Kopf und meinte.

„Ja, wie immer!“

Honoka und Yukiko waren noch nicht viel aufgeklärter als zuvor. Von oben vielen auf einmal zwei handyartige Dinger in die Hände von den zwei Mädels. Sie starrten es ebenfalls fassungslos an.

„Das was ihr gerade in den Händen hält, ist ein D-Maak, seht ihr, wir haben auch eins …“, und Ryan und sein Kumpel holten ihre aus ihrer Tasche hervor.

„Wenn ihr so eins habt“, erklärte der Weißhaarige, „ist das das Zeichen dafür, dass ihr Digi-Ritter seid. Digi-Ritter haben, wie ihr sehen könnt, alle ein D-Maak und ein Digimon, außerdem sind sie in der Lage, böse Digimon zu sehen, was euch eigentlich schon aufgefallen sein sollte. Die ganzen „Naturkatastrophen“ die Japan heimsuchen, wurden nämlich alle von Digimon verursacht. Und unsere Aufgabe ist es jetzt, die bösen Digimon, die in unsere Welt kommen, zu vernichten und so die Welt vor ihnen zu beschützen, klar soweit?“

Sie antworteten wieder nur mit einem Nicken.

„Ach ja, habt ihr euch eigentlich schon vorgestellt?“

Die Zwei deuteten fragend auf sich.

„Ja, euren Digimon.“

Honoka und Yukiko blickten zu ihren Partnern hinunter.

„Ja, uns habt ihr ganz vergessen!“, beschwerte sich Wuzomon an Honoka gerichtet, „ich bin schließlich dein Digimon- Partner, Wuzomon!“

„Wuzomon? Ehm… mein Name ist Honoka.“

„Wuzomon? Wir haben uns ja Ewigkeiten nicht mehr gesehen!“, meinte Baluamon, nachdem es Honokas Digimon längere Zeit angestarrt hatte.

„Baluamon! Wo warst du denn die ganze Zeit?“, entgegnet es, anscheinend kannten sie sich bereits.

„Ich bin schon ein bisschen früher gerufen worden und so auch früher in die Reale-Welt gekommen.“

„Moment mal! Gerufen? Soll das heißen, wir haben euch gerufen?“, wollte Honoka wissen.

„Na klar, du hast mich gerufen, also bin ich auch gekommen“, meinte es entsetzt.

„Die meisten Digi-Ritter bekommen ihr erstes Digimon, wenn sie von Bösen bedroht werden. In Ausnahmefällen, kann auch etwas anderes der Grund dafür sein“, erklärte diesmal Shunichi.

„Und wie heißt dann du?“, fragte Yukiko schüchtern das übriggebliebene Digimon. Es drehte sich nur weg und meinte.

„Ich wüsste nicht was dich das angeht, glaub nicht, dass ich auch nur ansatzweiße das mache, was du von mir verlangst!“

„Ich hab doch nur eine ganz normale Frage gestellt, was hat es denn?“

„Digimon haben wie Menschen einen anderen Charakter. Es ist halt stur, lass ihm ein bisschen Zeit“, meinte Shunichi.

„Es heißt Kobamon“, erklärte das bis jetzt stillschweigende Mantamon.

Um die Ecke standen zwei Personen und verfolgten heimlich das Geschehen.

„Anscheinend sind wir zu spät gekommen“, flüsterte die Eine.

„Ich wusste gar nicht, dass es noch welche gibt, aber das würde die vorigen Fälle aufklären“, entgegnete die andere.

„Last uns wieder gehen, anscheinend braucht man uns hier nicht.“

„Willst du nicht mit ihnen reden?“

„Nein, ich glaube es ist besser so.“ Und so verschwanden sie wieder in der Dunkelheit.

Mantamon drehte sich um und schaute um sich.

„Was ist denn los?“, fragte sein Partner.

„Ach nichts, ich dachte, ich hätte was gehört.“

„Lasst uns in ein Café gehen, dann werden wir nicht so nass, schließlich regnet es noch immer“, schlug Ryan vor.

Er hatte recht, die zwei Mädchen waren schon ganz durchnässt und froren schon ein bisschen.

„Und was machen wir mit unseren „Digimon“?“, fragte Honoka nach.

„Ihr müsst einfach nur euer D-Maak auf es richten“, sagte Shunichi und er und Ryan zeigten es einmal vor. Sie nahmen ihr D-Maak und richteten es auf ihr jeweiliges Digimon. Ein brauner und blauer Strahl erschienen und in der nächsten Sekunde, waren Baluamon und Mantamon verschwunden. Shunichi streckte den Mädchen das D-Maak entgegen und erklärte.

„Jetzt ist es da drinnen. Digimon mögen es nicht, aber in manchen Situationen muss es sein. Auch wenn normale Menschen keine Digimon sehen können, ist es sicherer sie einzusperren. Sie könnten weglaufen oder irgendwelche blöden Sachen anstellen. Jetzt versucht es ihr.“

Das taten sie auch und es funktionierte sogar. Ihre Digimon waren weg, doch auf die darauffolgende Minute, kam erneut ein rosa Strahl aus Yukikos D-Maak und Kobamon stand wieder vor ihr.

„Aber … warum ist es denn wieder rausgekommen?“

„Glaubst du, ich lass mich von einem Menschenkind einsperren?“, fragte es empört.

„Digimon mit einem starken Willen können sich wieder befreien. Du musst ihm anscheinend erst Respekt beibringen“, meinte Shunichi.

„Und was soll ich jetzt machen?“

„Lass es einfach. Früher oder Später wird es schon zu dir kommen, überhaupt sieht es nicht so aus, als ob es Interesse an Streichen hätte“, entgegnete Ryan.
 

Und so machten sie sich auf den Weg ins nächste Café und Yukiko und Honoka wurde alles über Digimon beigebracht, was sie wissen mussten.

Das Café um d´ Ecken war zurzeit das angesagteste und beliebteste Café bei den Teenies, also war es kein Wunder, dass Ryan dieses ausgesucht hatte.

Als Rico und Nayuta das Café betraten, hatten Ryan und Shunichi ihre Weisheiten über Digimon fertig herunter geratscht. Die zwei braunhaarigen Jungs gingen bei ihrem Tisch vorbei und Honoka und Yukiko grüßten ihre Schulkameraden mit einer kurzen Handbewegung.

Nayuta tat es ihnen gleich, Rico ignorierte das und latschte schnell zum letzten freien Tisch. Sein Freund musste schon fast rennen, um nicht abgehängt zu werden. Kurz lag alle Aufmerksamkeit auf ihnen, doch dann wendeten sich alle wieder ihrem eigenen Gespräch zu.

„Also alles kapiere ich noch nicht …“, meinte Yukiko leicht beschämt.

„Mach dir keine Sorgen, das kommt schon mit der Zeit. Wir haben am Anfang auch nicht alles verstanden“, erklärte Shunichi beruhigend.

„Woher wisst ihr eigentlich so viel über diese Digimon?“, fragte Honoka noch einmal nach. „Uns ist so ein Mann erschienen, der hat uns das grobe erklärt und uns befohlen andere Digi-Ritter zu suchen und die Welt vor den bösen Digimon zu beschützen. Den Rest haben wir uns selber beigebracht“, entgegnete der Weißhaarige selbstüberzeugt.

Shunichi nahm sein Glas, trank den letzten Tropfen Schockoshake aus und meinte.

„Dann kommen wir einmal zu euren D-Maaks. Es hat viel mehr Funktionen, als ihr vielleicht vermutet. Neben dem einfangen eurer Digimon kann es noch andere Digimon aufspüren. Wenn es eines geortet hat, fängt es an zu piepsen und auf dem Display ist angeschrieben wo es sich befindet.“

„Und warum piepst es dann nicht bei Baluamon oder bei Mantamon?“, fragte Honoka neugierig. Ryan deckte die Unklarheit auf.

„Das D-Maak reagiert nur, wenn das jeweilige Digimon in Action ist. Es kann nicht von gut und böse unterscheiden, also solltet ihr euch vergewissern, ob das Digimon wirklich böse ist. Manchmal verirren sich auch Gute ohne jeden bösen Hintergedanken in unsere Welt.“

„Wie können wir die dann zurückschicken?“, fragte sie noch einmal. Genervt setzte der Junge fort.

„Nerv nicht, das wollte ich euch gerade erklären. Jetzt kommt nämlich wieder euer D-Maak ins Spiel. Ihr müsst es dem Digimon entgegenstrecken, so als ob ihr es ins D-Maak sperren wollt. Es nimmt nur die Daten der Digimon in sich auf, die zu ihm passen, in deinem Fall würde es logischerweise Wuzomon sein. Alle anderen werden automatisch in die Digi-Welt zurück gestickt, doch das funktioniert wieder nur wenn es sich nicht wehrt. Normalerweise tun sie das nicht, denn Digimon ohne Partner wollen nicht in der Realen-Welt sein, doch wenn sie sich wehren, müsst ihr sie bekämpfen, dann sind sie selber Schuld.“

„Also das heißt: Wenn gute Digimon sich sträuben, wie böse behandeln“, fasste das rosahaarige Mädchen zusammen.

„Ja genau. Jetzt müssen wir aber langsam los, wir haben schon genug Zeit mit euch verschwendet, komm Shunichi!“

Shunichi erwiderte mit einem Nicken und beide standen auf.

„Wenn ihr unsere Hilfe braucht, könnt ihr uns auch auf eurem D-Maak erreichen. Ihr müsste nur ein S.O.S-Signal losschicken, dann werden alle Digi-Ritter mit D-Maak verständigt“, erklärte Shunichi zum Abschluss.

„Also, man sieht sich“, und mit den Worten verabschiedeten sie sich von den Mädchen. „Tschüss!“, schrien Honoka und Yukiko ihnen noch hinterher.
 

Es war bereits Abend geworden und in einem Wohnhaus gingen Mädchen die Treppen hoch. „Wir sind nicht die einzigen Digi-Ritter, jetzt wissen wir’s“, meinte Alice, die gerade ihre Wohnungstür aufsperrte.

„Ja, aber warum wolltest du dich ihnen nicht vorstellen?“, fragte Hime, denn sie begriff es nicht.

„Wer weiß, was das für Typen waren. Ich hab sie zwar nicht erkannt und verstanden auch nicht, aber ich will sie erst nur beobachten.“

„Gut, wenn du meinst.“

„Gehst du jetzt schon?“

„Ja, ich hab meiner Mutter versprochen, dass ich noch vor sieben zu Hause bin, ich muss ihr noch beim Haushalt helfen.“

„Na gut, dann bis morgen in der Schule!“

„Ja, tschüss!“, und Hime lief wieder die Stiegen hinunter. Im nächsten Stock traf sie auf Rico, der gerade nach oben wollte. Sie nickten sich nur gegenseitig zum Abschied an, dann gingen sie getrennte Wege.

Alice wollte gerade die Tür schließen, doch dann sah sie Rico herauf kommen und ließ sie offen, ging aber in ihr Zimmer. Also hatte Rico die Aufgabe sie zu schließen.
 

Alle anderen gingen auch nach Hause. Nayuta wurde wieder mit einer Papierkugel begrüßt, Hime musste noch staubsaugen, Ryan legte sich in sein Bett, schaute beim Fenster hinaus und fragte sich wann wohl das nächste Digimon auftauchen würde und Honoka und Yukiko machten sich Gedanken über ihr ab sofortiges neues Leben mit Digimon.

Doch der Tag war noch nicht zu Ende. Es regnete in Strömen und ein Gewitter zog auch auf und auch im Haus der Yuriokas würde es noch lange nicht still werden …
 

Rico und Alice lagen schon in ihren Betten, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und ihre Eltern mit lauten Stimmen herein stürmten. Die Tür wurde, ohne Rücksicht auf ihre Kinder zu nehmen zugeknallt und sie begannen sich zu streiten.

„Was fällt dir ein dich mir zu wiedersetzen!?“, ging ihre Mutter ihren Vater an.

„Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen? Jeder hätte doch gesehen, dass du falsch gehandelt hast!“

„Dann scheiß auf das Gesetzt! Jetzt ist mein ganzer Ruf im Arsch, was glaubst du, was ich jetzt für Probleme bekomme?“

„Was interessiert mich das? Dieser Mann war schuldig, ich hätte nichts für ihn tun können!“

Rico und Alice vergruben ihr Köpfe unter ihren Kopfpolstern in der Hoffnung, so nichts mit anhören zu müssen, doch es half nichts. Die Stimmen ihrer Eltern dröhnten in ihren Köpfen und sie wurden immer lauter.

Das war nicht das erste mal, dass sie am Abend streitend nach Hause kamen, doch so schlimm war es noch nie gewesen.

Ein Donnergroll und auf einmal hörten sie, wie eine Vase zu Bruch ging und ihre Mutter zu weinen begann. Die Kinder zuckten zusammen.

„Mir reicht‘s!“, schrie er und ging Richtung Tür.

„Wohin gehst du?“, fragte sie verzweifelt doch noch immer laut.

„Weg von hier!“, meinte er und knallte die Tür zu. Bei dem Geräusch erschraken sie erneut. Ihre Mutter ging zu Boden und fing an zu heulen. Das Licht im Wohnzimmer brannte noch immer sonst war es überall stockdunkel, nur Blitze erhellten die Zimmer.

Rico legte seinen Kopf wieder auf dem Polster und atmete schwer. Unter dem Kissen war es heiß und stickig gewesen, doch das war noch immer besser, als sich die Vorwürfe seiner Eltern anzuhören.

Plötzlich hörte er ein Rascheln und drehte sich in dessen Richtung. Es war Alice, die den Blumenstock weggeschoben hatte, der den Durchgang zu seinem Zimmer versperrte.

Von diesem Durchgang wussten nicht einmal ihr Eltern. So selten wie sie in ihre Zimmern schauten, konnten sie ihn gar nicht bemerken, denn der Blumenstock stand vor ihm. Er wurde schon lange nicht mehr benutzt, das letzt mal vielleicht vor fünf Jahren.

Sie machte das Türl zu und rückte ihn wieder vor den Gang. Ihr Bruder sah ihr aufmerksam dabei zu. Dann kroch sie zu ihm ins Bett.

Im Wohnzimmer konnte man noch immer das Heulen ihrer Mutter hören, gemischt mit Donner und vereinzelten Blitzen. Das Mädchen hatte geweint, das sah man ihr an, denn sie hatte noch immer nasse und rote Augen, soviel konnte Rico in der Finsternis noch sehen.

„Sie waren schon wieder so laut … meinst du sie vertragen sich wieder?“, stotterte Alice leise.

Man merkte, dass sie versuchte nicht zu weinen, denn ihr kamen immer wieder laute Einatmungen beim Reden aus. Rico konnte sie nicht anlügen, also meinte er einfach.

„Weiß nicht …“

Seine Schwester legte ihren Kopf auf seine Schulter und ihr rollte wieder eine Träne über die Wange, danach folgten wieder welche. Ihr Bruder versuchte sie zu trösten in dem er ihr ein bisschen den Kopf streichelte …
 

Doch was war mit Shunichi? Anscheinend war er noch nicht zu Hause, immerhin war es schon nach zehn Uhr und mit seinem Freund war er auch nicht mehr unterwegs. Er hatte noch schnell Einkäufe bei einem Rund-Um-Die-Uhr-Offen-Supermarkt gemacht und war nun auf dem Weg nach Hause.

Er war ziemlich schnell unterwegs, denn er liebte Donner nicht gerade. Regenschirm hatte er auch keinen, denn er war noch nicht zu Hause gewesen.

Langsam fing er an zu laufen, aber schaute sich aufmerksam in der Gegend um. Es war nicht mehr weit bis zu seinem Haus, doch plötzlich wurde er immer langsamer.

Er kniff die Augen zusammen in der Hoffnung, so besser sehen zu können. Irgendetwas lag da auf dem Gehsteig und seine Augen weiteten sich schnell. Er schmiss sein Eingekauftes auf den Boden und rannte so schnell dort hin, dass er fast stolperte.

„Ma!“, schrie er, denn dort lag seine Mutter im Regen …
 

So … das erste Kapi ist fertig.

Bin gespannt, wie Digimon destiny ankommt.

Vor allem würd mich interessieren, wie euch die einzelnen Charas so gefallen.

Ich liebe Digimon, mir gehen nur die Love-Szenen ab.

Also hab ich diese FF gemacht, es kommen nämlich noch viele.

Zumindest hab ich das vor XP

Und entschuldigt meinen Schreibstil, am Anfang ist der echt anstrengend, aber es verbessert sich nach einer Zeit!

Kiripurin

Alltägliches

Es war spät in der Nacht, als Rico aufstand, um sich etwas zu Trinken zu holen. Fast jede Nacht verspürte er einen Durst und diese war es nicht anders.

Also trottete er auf die Küche zu, doch plötzlich hörte er dort etwas raschel. Der Junge nahm das Nächstbeste, was er finden konnte und in dem Fall war es eine Vase.

Alice konnte es nicht sein, sie lag schließlich in seinem Bett und schlief tief und fest. Gestern wollte er sie nicht mehr in ihr Zimmer zurückschicken, dafür tat sie ihm viel zu Leid. Also hatte er sich auf den Boden bequemt, er würde nicht mit seiner Schwester zusammen in einem Bett schlafen, schon gar nicht, wenn es so klein war wie seines. Sonst war niemand zu Hause, also musste es ein Einbrecher sein.

Langsam schaute er um die Wand, doch er konnte nichts sehen. Er hob seine Arme und beschloss einfach seinem Gehör zu folgen.

Blitzschnell trat er in die Küche und wollte schon die Vase fallen lassen, da bemerkte er, dass es kein Mensch war. Das kleine Etwas schien etwas zu fressen, doch als es ihn bemerkte, schrie es auf und rannte so schnell es ging in sein Zimmer.

Der Junge beschloss, es zu verfolgen, stellte die Vase hin und schlich in sein Zimmer zurück. Als er hineinschaute, sah er Alice, die bereits wach war und sich aufgesetzt hatte.
 

Draußen regnete es noch immer und durch die Straßen tönte eine Sirene eines Krankenwagens.

„Ma, wach wieder auf!“, forderte Shunichi sie weinend auf, doch sie rührte sich noch immer nicht.

Mittlerweile hatte Shunichi die Rettung angerufen und sie waren auf dem direkten Weg zum Krankenhaus.

Die Ärzte hatten kein Wort mit ihm geredet, ihn einfach ignoriert, aber wenigstens nahmen sie ihn mit. Er hielt die Hand seiner Mutter fest ihn seinen und Tränen rannten ihm über seine Wangen und anschließend auf seine Hände. Jede Minute versuchte er mit ihr zu reden, doch sie erwiderte nichts auf seine Bitten.

Dann waren sie endlich da. Der Fahrer und ein Paar andere öffneten die Tür des Wagens, holten die Frau heraus und legten sie auf eine Trage. Shunichi sprang auch hinterher und lief ins Krankenhaus.

Sofort brach dort die Panik aus. Irgendwelche Ärzte rannten kreuzundquer und redeten irgendwelchen Müll, den der Junge nicht ganz verstand.

„Was genau ist passiert?“, fragte ihn Einer, der ein Klemmbrett in den Händen hielt und auf seine Antwort wartete. Shunichi hatte es schon einmal erklärt und hasste sich dafür, dass er es nicht wusste.

„Ich weiß nicht … sie lag da einfach … im Regen, sie war schon Bewusstlos als ich sie fand.“

„Bist du ihr Sohn?“

„Ja!“

„Bleib draußen, weiter darfst du nicht mitgehen.“

„Aber ich muss doch …“ Und schon wurde vor ihm die Tür zugeschlossen. Er wollte doch bei ihr bleiben und auf sie aufpassen … Das hatte er ihr doch versprochen.

Langsam lehnte er sich an eine Wand, sank in sich zusammen und weinte leise in sich hinein.

Er hatte doch gewusst wie schlecht es ihr ging, und trotzdem hatte er sie alleine gelassen. Ihre Krankheit machte ihr noch immer zu schaffen, auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ, aber er wusste es und hatte trotzdem nichts unternommen.

Die ganze Zeit über machte er sich Vorwürfe, was er tun hätte können. Viele Stunden vergingen, doch es kam noch immer niemand um ihm zu sagen, wie es ihr ging.
 

„Rico? Was … was ist los?“, wollte Alice von ihm wissen und rieb sich dabei die Augen.

„Ehm … das, das Monster… wo ist es hin, es ist in meinem Zimmer verschwunden?“

„Monster, welches Monster, wovon redest du? Moment mal … du kannst es sehen?“

„Ehm, was soll das heißen, ich kann es sehen?“

„Eh … also … naja … Es gibt doch gar keine Monster, du schaust wohl zu viele Animes!“, lachte sie, versuchend sich irgendwie rauszureden.

„Hey, jetzt lenk nicht ab, okay!“

Jetzt hatte sie ein Problem. Wie konnte Naokimon so unvorsichtig sein und einfach in die Küche spazieren? Aber warum konnte Rico es überhaupt sehen?

Da Alice anscheinend nicht reden wollte musste das wieder ihr Bruder übernehmen.

„Alice!“

„Jaja, das war ein Digimon jetzt zufrieden?“

Rico reagierte so, wie sie es vermutet hatte. Er glaubte es ihr nicht, wie auch? Wer würde das schon glauben. Aber es war auch besser so, denn immerhin sollte das nicht jeder wissen.

„Digimon also …“, murmelte er.

„Hey, glaubst du mir das etwa?“

„Die ganzen Naturkatastrophen hier in Japan hängen doch alle mit Digimon zusammen, oder? Ich kann sie sehen, auch wenn es andere nicht können und mich wahrscheinlich für blöd halten würden, wenn ich davon anfangen würde, aber du weißt anscheinend auch was darüber.“

„Alice ich glaub wir könne es ihm sagen“, meinte das hundeartige Digimon, dass unter Ricos Bett hervorkroch.

Der Junge wich ein wenig zurück, doch blieb ruhig.

„Du solltest doch unten bleiben!“, schrie sie es an.

Das Digimon zuckte nur kurz zusammen.

„Denk doch mal nach! Er kann mich sehen und all die bösen Digimon auch“, entgegnete Naokimon überzeugend.

Rico saß noch immer unbeteiligt daneben, wartend, bis ihm irgendwer von den Beiden alles erklären würde.

„Also gut Bruderherz, ich werde dir alles über Digimon erzählen, was ich weiß …“

Er nickte nur kurz und hörte sich ihre Erzählungen an.

Es dauerte bis in den Morgen und Rico hörte gespannt zu ohne irgendetwas zu sagen.
 

Eine warme Hand wurde auf seine Schulter gelegt und Shunichi drehte sich ruckartig in diese Richtung.

„Hime?“

„Ja, dein Vater meinte, dass er nicht so gut Leute aufmuntern kann und ihm geht es auch nicht besser als dir.“

Das Mädchen hätte sich bereits neben ihn hingehockt und der Junge schaute sich um. Sein Vater saß auf der Wartebank und hatte seinen Kopf in seine Hände gelegt. Himes Mutter versuchte ihn zu trösten.

Dank den Vätern von Hime und Shunichi, die beide Elektriker waren und in derselben Firma arbeiteten, waren die Inoues und die Hokirims so gut befreundet. Gut befreundet war eigentlich untertrieben, sie trafen sich fast jede Woche, da war es doch nicht verwunderlich, dass sich die Kinder so gut verstanden. Noch dazu waren sie Einzelkinder und hatten somit den Bruder, oder die Schwester, die sie nie hatten.

Shunichi legte seinen Kopf auf die Schulter dessen Mädchens, das neben ihm saß. Die Purpurhaarige hatte es bis jetzt immer geschafft ihn aufzuheitern, darin war sie schließlich gut, doch er wusste nicht, wie lange ihre Künste noch ausreichen würden …

Auf einmal wurde die Tür aufgerissen und einer der Ärzte kam heraus.

„Sie ist wieder aufgewacht!“

Alle sprangen auf, liefen zu ihm hin und wollten Shunichis Mutter sehen, doch der Arzt meinte, dass nur Familienmitglieder eintreten durften.

„Richte ihr schöne Grüße und gute Besserung von mir aus“, meinte Hime und umarmte Shunichi noch Mal zum Abschied.

„Ja, werd‘ ich machen, tschau!“

Und so verließen die Inoues das Krankenhaus und der Junge konnte endlich seine Ma sehen.
 

Langsam graute schon wieder der Morgen und die zusammengelegte Mittelschule und Oberschule Shoji-High füllte sich mit ihren Schülern.

„Setzt euch doch bitte Kinder!“, verlangte der Lehrer der 10-D, der gerade das Klassenzimmer betreten hatte. Nach zehn Minuten schafften es die Schüler, dass jeder auf seinen Platzt saß.

Die 10-D war die Klasse von Rico, Nayuta, Alice und Hime und ihr Lehrer war etwas, naja wie könnte man sagen … er konnte sich nicht durchsetzten. Doch er hatte Glück, das er die bravste 10. Klasse zugeteilt bekam und so geriet es doch nicht ganz aus den Fugen …

„Also Kinder, wie ihr wisst ist übermorgen die Klassenfahrt und ich möchte euch noch ein paar Informationen geben.“

Er versuchte so laut zu sprechen, wie er konnte, doch die in der letzten Reihe hatten ihn wahrscheinlich nicht verstanden.

Auch wenn sie die bravste Klasse waren, hieß das nicht, dass sie brav waren. Also war es, wie in den anderen Klassen auch sehr laut, so dass man den Lehrer nicht verstehen konnte.

„Bitte, seit doch mal für einen kurzen Augenblick still!“

„Ruhe!“, schrie Eve in die Klasse und sofort waren alle still. Eve war die Klassensprecherin und hatte sie auch sehr unter Kontrolle.

„Danke, Eve.“

„Gern geschehen, Mr. Mazusuke!“, sagte sie mit einer honigsüßen Stimme.

„Also, was euch vielleicht interessieren wird, ist, dass wir mit der 11-C fahren werden.“

Bei Alice regte sich etwas im Inneren. 11-C war die Klasse von Ryan, bei den Gedanken daran musste sie fast kotzen. Die andern Mädchen hingegen freuten sich, denn Ryan war natürlich auch bei ihnen äußerst beliebt.

„Und ihr bekommt noch so einen gelben Folder …“
 

Das ging die ganze Stunde so weiter, er redete und die Schüler auch, doch dann läutete es endlich zur Pause.

„Endlich Pause, jetzt sind’s nur noch sechs Stunden …“, raunte Hime und lehnte sich an ihrem schaukelnden Sessel zurück.

„Nur noch ist gut, ich finde das beschissen, dass die 11-C mitfahren muss, warum gerade die?“, beklagte sich Alice mit einem Bleistift spielend.

„Es geht dir doch nur um Ryan, kaum erwähnt man ihn einmal, oder hat irgendetwas mit ihm zu tun bist du schon mies drauf.“

„Was soll ich machen, ich kann den Kerl halt nicht ausstehen … Ich finde ihn einfach nur widerlich“, klagte sie weiter und zerbrach dabei ihren Bleistift.
 

„Klassenfahrten finde ich immer blöd, ich kann nämlich nie mitfahren …“, trauerte Nayuta leise und schlug sein Buch zu.

„Ich schenk dir einfach diese Fahrt zum Geburtstag“, meinte Rico ohne jede Emotion und Tat es ihm gleich.

„Nein! Du kannst mir nicht immer Klassenfahrten zum Geburtstag schenken und überhaupt haben wir November und ich hatte doch erst im Oktober Geburtstag!“

„War ja nur ein Vorschlag, mich würd’s halt mal freuen, wenn du mitfahren würdest …“

„Ja, was soll ich mache, ich kann mir sowas nicht leisten und Almosen will ich auch nicht andauernd von dir. Ich kann mir doch nicht alles von dir zahlen lassen.“

Plötzlich rollte ein Kugelschreiber zu Ricos Füßen und er blickte sich um. Ein Mädchen stand einen Meter von ihm entfernt da und schaute ihn verängstigt an, doch als er zu ihr hinsah, wich sie seinen Blick aus.

Der Junge hob den Stift auf und streckte ihn ihr entgegen. Blitzschnell schnappte sie sich den Stift und rannte zu ihrer Freundin. Sie tuschelten irgendetwas und verschwanden dann aus der Klasse.

Rico drehte sich wieder zu Nayuta und tat so als ließe ihn das völlig kalt, doch seinem besten Freund konnte er nichts vormachen.

Er gab sich immer so hart, doch innerlich war er sehr verletzlich und seit dem Vorfall vor einem Jahr mieden ihn alle. Nur die, die ihn wirklich kannten und mehr Zeit mit ihm verbrachten wussten, dass er nicht so war, aber das eben nur sehr, sehr wenige.

„Nayuta, hey, ich rede mit dir!“, meinte sein Freund etwas gereizt.

Er war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht mitbekam, dass Rico mit ihm redete.

„Ehm … was hast du gesagt?“

„Ich hab gesagt, dass du nicht schon wieder über unnötige Dinge nachdenken und mich nicht so mitleidig anschauen sollst“, sagte er jetzt noch mehr gereizt.

„Jaja, ich werde es mir zu Herzen nehmen.“ War er so leicht zu durchschauen?
 

In der Nebenklasse, der 10-C, in der Honoka und Yukiko waren wurde gerade fleißig gelernt.

„Und nicht vergessen ihr macht bis morgen Nummer 196 bis 199, auf Wiedersehen!“, meinte der Lehrer und verließ den Raum.

Honoka stieß einen lauten Seufzer aus.

„Wir müssen schuften und anderen fahren auf Klassenfahrt, das finde ich so unfair!“

„Aber auch nur die 10-D und die 11-C, die anderen bleiben auch alle hier“, erklärte ihre beste Freundin, während sie ihre Schultasche einräumte.

„Ich hasse Schule und das Schlimmste ist ja, dass Ryan auch weg ist!“

„Hör auf zu jammern wir müssen in eine andere Klasse“, hetzte Yukiko und streckte Honoka die Hand zum Aufstehen entgegen. Das rosahaarige Mädchen ergriff sie und erhob sich von seinem Sessel.
 

Ein Stockwerk höher hatte die 11-C, also die Klasse von Ryan und Shunichi auch schon alle Informationen für ihren Ausflug bekommen und hatten jetzt ebenfalls zehn Minuten Pause.

„Von mir aus könnten wir öfters wegfahren“, meinte Ryan und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

Shunichi, an den diese Aussage gerichtet war, starrte auf seinen Tisch und schwieg.

„Da gibt’s immer so viele willige Mädchen, von denen habe ich sicher noch nicht alle durch.“

Es kam noch immer nichts zurück.

„Shunichi? Was ist los mit dir?“

„Was? Ach, nichts …“, antwortete er endlich überrascht, „nichts, gar nicht …“

„Ach komm schon, irgendwas ist doch mit dir, du bist doch sonst nie so verschwiegen, ist es wegen deiner Mutter?“, fragte er neugierig nach.

„Ja … sie ... ist gestern wieder umgekippt … Mitten auf der Straße! Sie hätte sterben können, hätte ich sie nicht gefunden!“

„Jetzt reg dich mal ab, du hast mir ja noch gar nichts erzählt, ich will wissen, was passiert ist.“

Also erzählte er seinem besten Freund alles was vor wenigen Stunden passiert war …
 

Gespannt gingen Shunichi und sein Vater in das Zimmer von seiner Mutter. Ein paar Ärzte standen noch herum und redeten leise mit der Frau.

„Ma!“, schrie er voll Freude.

„Sch! Sei doch nicht so laut, sie braucht jetzt viel Ruhe!“, erklärte einer der Fachleute ein wenig verärgert.

„‘Tschuldigung …“

„Lea, wie geht es dir?“, wollte der Vater gleich wissen als sie bei ihrem Bett angelangt waren.

„Mir geht’s gut, ihr müsst euch keine Sorgen machen …“, entgegnete die Frau schwach und zerbrechlich.

Roy blickte sie dennoch fürsorglich und besorgt an.

„Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht“, meinte der schwarzhaarige Junge mit sanfter Stimme.

„Ach, Ichi …“, seufzte die Frau und musste plötzlich schwer husten.

„Ma, was ist mit dir?“

„Wir haben Ihnen doch gesagt, dass sie nicht viel reden dürfen!“, reagierte der eine Arzt gereizt, als er zu ihrem Bett gerannt kam.

„Ach was … mir geht’s schon wieder gut. Ich muss mich nur ein bisschen ausruhen und dann bin ich wieder voll einsatzfähig!“
 

„Das heißt, dass sie immer noch im Krankenhaus liegt?“, wollte Ryan klarstellen.

„Ja, sie hat sich zwar beschwert, aber man merkt das sie noch ‘ne Weil braucht, bis sie sich ganz auskuriert hat …“

„Es ist scheiße, wenn du immer wegen deiner Mutter mies drauf bist“, meinte der Weißhaarige und verschränkte die Arme hinterm Kopf.

„Hör auf, ihr geht’s wirklich schlecht! Du könntest wenigstens ein bisschen Mitgefühl zeigen! Und überhaupt …“

„Was? Hey, was ist überhaupt?“

„Die Ärzte können nicht sagen, ob sie jemals wieder ganz gesund wird …“

„Entschuldige …“, murmelte er und senkte etwas seinen Blick.
 

Der Tag verging ziemlich langsam und heute hatte fast die ganze Schule gleich aus.

Es regnete, wieder einmal, und alle Schüler stauten sich beim Eingang, denn die meisten hatten ein Regenschirm Problem. Keiner war scharf darauf, völlig durchnässt in seiner Haustür zu stehen.

„Hast du einen Regenschirm, Hime?“, fragte Alice etwas nervös.

„Ne, ich dachte du hast einen“, entgegnete ihre beste Freundin verwirrt.

„Vielleicht hat Rico meinen, ich geh mal, mir einen Schirm besorgen.“

Ihr Ziel war nicht weit entfernt, denn Nayuta war schon startbereit und Rico war gerade dabei, seinen Regenschirm aufzuspannen.

„Hey, Rico“, machte das Mädchen leise auf sich aufmerksam.

Der Junge drehte sich zu seiner Schwester und wartete ab, was sie wollte.

„Hast du meinen Schirm?“

„Ja, den wollt ich dir eigentlich geben, hab vergessen, ‘tschuldige“, antwortete ihr Bruder nüchtern und reichte ihr den Regenschutz.
 

„Diese Alice ist die einzige, die sich mit Rico unterhält. Glaubst du die will was von dem?“, fragte ein Mädchen aus dem Hintergrund, das so unwichtig war, das es keinen Namen hatte, eine andere, die ebenfalls so unwichtig war und nie wieder vorkommen wird.

„Find ich auch seltsam, die wirken auch so vertraut … Also ich könnte nie so mit dem reden.“

„Sch! Was ist, wenn er uns hört?“

Rico hatte das sehr wohl gehört, aber ihn störte das schon lange nicht mehr. Seit dem einen Vorfall musste er sich das fast jeden Tag anhören und Alice hing irgendwie mit drinnen.

Das Mädchen lief zurück zu ihrer Freundin und sie gingen, so wie Rico und Nayuta los.

„Ich glaub ich hab mein Buch in der Klasse liegen lassen“, murmelte Rico, als sie schon die Hälfte gegangen waren. Der Regen wurde immer stärker und lauter.

„Ich geh schnell zurück, du kannst eh schon nach Hause gehen, musst nicht im Regen auf mich warten.“

„Nein, sicher nicht! Ich warte in dem Geschäft da auf dich.“

„Na gut, wenn du meinst, bis dann.“

Mit diesen Worten trennten sich ihre Wege und Rico lief so schnell er konnte in die Schule zurück.

Dort angekommen spannte er seinen Schirm ab und rannte schnell in sein Klassenzimmer, um das Buch zu holen.

Es lag wirklich in seinem Tisch und so schnell wie er hingerannt war, lief er auch wieder zurück.
 

Honoka stapfte ganz alleine im Regen herum. Yukiko hatte sie bei dem Gedränge irgendwie verloren und jetzt hatte sie nicht mal einen Regenschirm. Der einzige Regenschutz den sie hatte, war die Kapuze ihrer Weste und die war auch schon völlig durchnässt.

Auf einmal stolperte sie über irgendeine Flasche, die im Weg herumlag und fiel auf die Knie.

Die Bücher, die sie in der Hand gehalten hatte, lagen nun alle am Boden und wurden vom Regen attackiert.

Ihre Füße taten weh und sie spürt, wie ihre Knie leicht zu bluten anfingen.

Dem Mädchen war furchtbar kalt und zu Hause würde sie als eingeweichtes Brot ankommen.

Plötzlich spürte sie keine Regentropfen mehr auf sie herabfallen und ein warmes Gefühl überkam sie.

Als sie aufsah, sah sie nur einen dunklen Schatten. Er gehörte einer Person mit Regenschirm, die sich dann zu ihr auf den Boden hockte, hielt den Schirm aber immer noch über sie.

Das Mädchen drehte sich um und erkannte langsam, wer sie vor dem zergehen gerettet hatte, es war kein anderer als Rico, der gefürchtete Junge aus der 10-D.

Honoka wusste nicht recht, was sie von ihm halten sollte. Persönlich hatte sie ja nichts gegen ihn, aber die Geschichten, die man über ihn erzählte, schreckten sie ein bisschen ab.

Wortlos sammelte der Junge einhändig die Bücher auf und das Mädchen saß nur regungslos und ihn anstarrend daneben.

„Hier“, meinte er und reichte ihr die Bücher.

„D-Danke“, brachte sie nur heraus und langsam erhob sie sich auch nach ihm. Nun standen beiden unter Ricos Regenschirm.

„Ehm, ja … also, ich geh dann mal, ich muss in die Richtung“, stammelte sie herum und zeigte nach links. Was war nur los mit ihr? Normalerweise stotterte sie nie und konnte mit jedem offen reden.

„Ich auch“, entgegnete er nur.

Als das Mädchen einen Schritt machte, tat der Junge es ihr gleich und so gingen sie gemeinsam und mit demselben Schritt in die gezeigte Richtung.

Nach einer Weile blieb der Junge stehen und Honoka dann auch.

„Was ist los?“, fragte sie verwundert und sah ihn fragend an.

„Wo musst du hin?“

„Ist noch ein Stück gerade aus, warum?“

Rico hielt ihr den Schirm entgegen und so standen sie eine Zeit lang da. Honoka viel aus irgendeinen Grund nichts Passendes ein.

Er drückte ihr den Schirm in die Hand und ging dann einfach weg.

„W-Warte …“, stammelte sie nur, doch irgendwie blieb ihr die Stimme weg.

Was war das nur für ein komischer Typ und was sollte sie jetzt mit diesem verdammten Regenschirm machen? Es war doch sinnlos irgendeinem Fremden einen Schirm zu geben und dann wegzugehen, wenn es wie aus Tonnen schüttete.

Sie hatte jetzt eigentlich das Bedürfnis ihm hinterher zu rennen, aber ihre Füße wollten sich nicht in diese Richtung bewegen. Ein paar Minuten blieb sie noch so stehen, dann machte sie sich auf den Weg nach Hause.
 

Als Rico das Geschäft betrat, in dem sein Freund auf ihn wartete, wurde er von ihm seltsam angestarrt.

„Warum bist du so durchnässt und wo ist dein Regenschirm?“

„Hab ihn verloren, gehen wir?“

Nayuta beschloss nicht weiter nachzufragen, es würde sich sowieso nichts bringen. Aus ihm bekam man nie etwas heraus …

Nach ein paar Stunden verzog sich das Regenwetter wieder und es gab wieder strahlenden Sonnenschein.

Rico war noch nachdenklicher als sonst, seit Alice ihm diese komische Geschichte über Digimon erzählt hatte. Irgendwem wollte er sich anvertrauen und das war ja schon seltsam genug. Die einzige Person, die in Frage kam, war Nayuta.

Er würde nicht lachen, nein, nicht sein bester Freund. Ihm hätte er alles erzählen können, tat er aber nicht.

Also beschloss er, sich mit ihm in der Stadt zu treffen. Er schrieb ihm, es sei wichtig, dann hatte der Junge immer Zeit für ihn.
 

Honoka saß gerade mit ihren Geschwistern vor dem Fernseher. Ihre nassen Sachen hingen am Wäscheständer und sie saß im Bademantel da.

Eigentlich war sie ganz konzentriert auf den Film, doch plötzlich hörte sie ein Piepsen.

Automatisch schaute sie auf ihr Handy, doch es gab keiner neuen Nachrichten.

Es piepste weiter und auch Yukiko hörte etwas.

Sie war gerade dabei mit ihrer Mutter den Abwasch zu erledigen.

„Hörst du das?“, fragte das Mädchen ihre Mutter, „Da piepst etwas.“

„Nein, ich höre nichts, das bildest du dir nur ein.“

Doch die Purpurhaarige war sich sicher, sie hörte etwas, also sah sie in ihrer Tasche nach.

Honoka und Yukiko kamen gleichzeitig darauf, was es war. Es war kein Handy und auch keine Einbildung …

„Ein Digimon“, dachten beide im selben Moment.

Das D-Maak zeigte nämlich einen Ort an und genau da mussten sie jetzt hin.
 

Ja, mein zweites Kapi ist eindlich fertig ...

Tut mir echt leid, dass ich immer so lang brauch, aber ich habe absolut keine Zeit, auch wenn ich gerne weiterschreiben würde.

Ich verspräche, dass es später interessanter wird =S

Kiripurin

Nur Mut!

Rico wartete schon vor einem Café auf seinen besten Freund, der dann auch pünktlich angetanzt kam.

„Hi Rico! Was gibt’s so Wichtiges?“, begrüßte er ihn und sie gingen gleich weiter.

„Naja, eigentlich bin ich nicht der, der einen seine Probleme an den Hals wirft, aber ich muss mit irgendwem darüber reden …“

„Ach komm schon! Ich hab dir doch gesagt, dass du mir alles sagen kannst! Schieß los, ich bin doch dein bester Freund.“

„Ja, also ich hab ein Digimon gesehen …“

„Was?“, erkundigte sich der Kleine noch einmal bei seinem Freund, in der Hoffnung sich verhört zu haben und blieb stehen.

„Ich hab ja gewusst, dass das keine gute Idee ist …“, ermahnte er sich selbst, ging aber weiter. Nayuta lief ihm wieder nach.

„Hey! Jetzt warte doch einmal!“

„Weißt du was, vergiss es einfach …“, wendete sich Rico von dem Thema ab.

„Nein, ich meine ja …“, setzte er an, doch er brach ab, als er plötzlich einen grünen Schatten vorbeihuschen sah.

„Sag mal, hast du das auch gerade gesehen?“, fragte Nayuta etwas verwirrt, nicht wissend ob er sich das nicht nur eingebildet hatte.

Rico kam gar nicht mehr zu einer Antwort, denn auf einmal landete vor ihnen ein Ogremon, das nicht gerade freundlich aussah. Die zwei Jungs waren wie erstarrt, was war das für ein Wesen?

Rico erinnerte sich gerade an das, was ihm seine Schwester letzte Nacht erzählt hatte. Gewöhnliche Menschen konnten sie nicht sehen, warum war sein bester Freund dann so erschrocken?

Doch er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als das Digimon laut zu brüllen begann und zu einem Schlag ausholte.
 

In einer Bar, gar nicht so weit weg von dem Schaukampf, befand sich Ryan und amüsierte sich prächtig. Als er gerade mit einem Mädchen redete, stand auf einmal Shunichi vor ihm.

„Ich wusste doch, dass ich dich hier finde, was machst du da?“, fragte sein bester Freund etwas schockiert.

Meistens hielt sich der Junge in dieser Bar auf und baggerte irgendwelche Mädchen an, heute war es nicht anders. Doch der Weißhaarige war anscheinend nicht sehr erfreut über den Besuch des Jungen. Er sah ihn nur schief an, nahm seine Zigarette aus seinem Mund und presste sie in den Aschenbecher.

„Was soll ich denn machen, siehst du nicht, dass ich gerade mit einem Mädchen flirte“, ging er ihn nur an.

„Bist du taub, oder was?“, antwortete der schwarzhaarige Junge nur und holte sein D-Maak aus seiner Hosentasche.

„Schätzchen, ich glaube du solltest jetzt gehen, es gibt Probleme“, befahl er ihr und grinste sie dabei an. Nachdem die junge Frau aufgestanden war, gab Ryan ihr noch einen Klaps auf den Hintern und dann verschwand sie in der Menge. Shunichi hockte sich auf ihren Platz und fing an sich zu beschweren.

„Also? Was ist jetzt?“

„Nein ich bin nicht taub und mir geht dieses scheiß Ding schon langsam auf die Nerven. Warum hört es erst auf zu piepsen, wenn das Digimon besiegt ist?“

„Und warum bist du dann noch hier?“

„Weist du noch, wen wir gestern kennengelernt haben? Zwei neuen Digi-Ritter und du darfst einmal raten wofür es so viele gibt.“

„Das ist nicht dein Ernst, oder? Du hast es gerade selber gesagt, sie sind neu und du willst sie alleine kämpfen lassen? Sie können noch nicht einmal digitieren und es ist ihr aller erster Kampf!“, schrie ihn sein bester Freund an.

„Ganz genau, wir haben uns auch alleine durchkämpfen müssen, wir haben ihnen eh schon genug geholfen und digitieren können ihre Digimon eh erst, wenn sie in Gefahr sind, ergibt also alles einen Sinn.“

Shunichi sah ihn nur böse an und verstand seine Logik noch immer nicht, wie konnte man nur so gemein sein?
 

„Meinst du nicht, wir sollten irgendwen anrufen, der sich damit auskennt?“, fragte Yukiko besorgte.

Die zwei Mädchen hatten sich zusammen gerufen, alleine wollten sie auf keinen Fall zu so einer Schlacht gehen. Jetzt rannten sie eben hin und waren auch schon fast da.

„Ryan wird ja sowieso schon da sein, wir kommen nur zuschauen“, erklärte ihr ihre beste Freundin.

„Und was, wenn wir doch kämpfen müssen?“

„Dann werden wir eben kämpfen, wird schon nicht so schlimm sein.“

„Aber ich habe ein Problem mit meinem Digimon, ich habe keine Ahnung, wo es ist …“, beichtete sie beschämt.

„Was?! Du musst doch wissen, wo dein Digimon ist! Meins ist noch immer in diesem komischen Teil!“

„Das mein ich ja, meines lässt sich ja nicht einfangen …“

„Es wird schon auftauchen, vertrau mir, es ist schließlich dein Digimon.“

„Na wenn du es sagst …“, entgegnete ihre Freundin immer noch nicht ganz überzeugt.
 

Rico flog ein paar Meter weit und schliff am Boden.

„Rico!“, rief seine Freund besorgt und drehte sich zu dem Getroffenen um, doch das war nicht sehr schlau von ihm, denn das grüne Digimon holte erneut zu einer Attacke aus.

„Nayuta, duck dich!“, forderte ihn Rico auf.

Sein Freund stand noch immer unter Schock, doch er tat das, was ihm geraten wurde und machte sich so schnell er konnte klein. Ogremons Schlag ging ins Leere und Nayuta rannte so schnell wie er konnte zu dem Braunhaarigen, der noch immer am Boden lag und versuchte sich aufzurichten.

„Rico, steh auf, wir müssen hier weg!“, argumentierte er und half seinem Freund beim aufstehen.

„Nayuta, hör mir zu und tu, was ich dir sage. Du nimmst jetzt deine Beine in die Hand, rennst weg und wenn du dir sicher bist, dass es dir nicht mehr folgt, rufst du Alice an und sagst ihr, dass sie ihren Arsch hierher bewegen soll“, erläuterte er ihm alles ganz genau.

„Das mache ich sicher nicht! Ich lass dich doch nicht hier mit diesem Monster allein!“, widersprach er.

„Mach keinen Quatsch, ich weiß schon was ich tu.“

„Das glaub ich ni …“, setzte der Junge an, doch dann sah er den Schatten von dem seltsamen Wesen über ihnen und drehte sich langsam um.

Eingeschüchtert sah er in die furchteinflößenden Augen seines Gegenübers, unfähig, sich zu bewegen, doch dank Rico, der ihn wegzerrte, löste er sich aus seiner Starre.

„Was ist mit dir los? Jetzt geh endlich! Du zitterst ja am ganzen Körper“, meinte er anschaffend.

Der Junge sah an sich hinunter, sein bester Freund hatte Recht, er zitterte wirklich. Warum war er nur so schwach? Rico schien das alles nicht zu kümmern, er hatte vor nichts Angst, warum dann er?

„Aber ich …“

„Nichts aber, lauf, ansonsten bring ich dich persönlich um!“

„Ja …“, ließ er sich dann doch überreden und rannte so schnell er konnte.

Das Digimon bemerkte, dass Nayuta vorhatte zu flüchten und wollte ihm hinterher, doch der andere Junge schoss es mit einem Stein ab und es drehte sich in seine Richtung.

„Hier bin ich, Fettsack!“, provozierte er es selbstsicher.

Nayuta merkte, wie er von allen Menschen angestarrt wurde und es war ihm etwas peinlich, doch Rico zählte auf ihn und deswegen musste er jetzt seine Schwester anrufen, auch wenn er nicht ganz wusste, was sich das bringen sollte.
 

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Yukiko aufgebracht.

Die Mädchen waren jetzt schon am Ort des Geschehens und hatten sich hinter einer Mauer versteckt.

„Keine Ahnung, ich bin mir nicht sicher, ob unsere Digimon dem hier gewachsen sind. Wo sind nur Ryan und der andere Typ?“

„Hol dein Digimon raus, vielleicht kann es uns weiterhelfen.“

Honoka befolgte ihren Ratschlag und drückte irgendetwas auf ihrem D-Maak herum. Kurz nach einem grünen Lichtblitz stand ein Digimon da, doch es war nicht Wuzomon.

„Wer bist du? Was hast du mit Wuzumon gemacht?!“, wollte die Rosahaarige hysterisch wissen und zeigte auf es.

„Ich bin digitiert und heiße jetzt Gissimon, aber ich bin immer noch derselbe“, versuchte es seinem Partner zu erklären.

Yukiko holte ihr D-Maak heraus und hielt es Gissimon entgegen.

„Gissimon, Level: Rookie, Pflanzendigimon, Typus: Serum, Attacke: Rankenpeitsche, zweite Attacke: Samenkanone“, ratschte das Mädchen herunter und wurde von ihrer Freundin komisch angesehen, „Was? Das steht da, wollt ich halt auch einmal ausprobieren.“

„Jaja, schon gut, ich kann mich erinnern, das Ryan so etwas in der Art gesagt hat, dass ihr eure Form verändert, meine ich.“

„Kämpfen wir jetzt, oder lassen wir den armen Jungen im Stich?“, wollte es wissen.

„Ehm … frag mich so etwas nicht! Du bist hier das Digimon, nimm Kontakt zu dem Ding auf und sag ihm, dass es sich wieder in seine Welt schleichen soll!“

„Als ob das so einfach ginge! Ich hätte gedacht, die zwei Burschen hätten euch alles erklärt.“

„Haben sie ja auch, aber das ist unser erster Kampf …“, meinte Honoka unsicher.

„Was ist jetzt, Honoka?“, fragte das grüne Digimon nochmals nach.

„Honoka …“, brachte Yukiko nur ein und beide sahen sie fragend an, doch das rosahaarige Mädchen wusste nicht, was sie entgegnen sollte.
 

Alice und Hime waren gerade auf dem Weg zum Kampfort, als plötzlich das Handy der Orangehaarigen klingelte.

„Ja?“, begrüßte sie den Anrufer und bewegte sich nun langsamer fort, bis sie am Ende völlig stehen blieb und sich ihr Gesicht verfinsterte.

„Was sagst du da … jaja, ich komme sofort …“

„Was ist los? Wer war’s denn?“, fragte ihre Freundin neugierig, die ebenfalls, nur ein paar Meter weiter, stehen geblieben war, nach.

„Rico … er ist in Schwierigkeiten“, meinte sie nur und sah Hime beängstigt nach.

„Was meinst du, er ist in Schwierigkeiten, könntest du das etwas genauer erläutern?“, forderte die Purpurhaarige ihre Freundin, nach dem sie wieder weiter gerannte waren, auf.

„Das Digimon ... es greift meinen Bruder an“, erklärte sie knapp.

„Moment mal, wer hat dich überhaupt angerufen, Digimon sind doch für normale Menschen nicht sichtbar.“

„Nayuta, keine Ahnung, warum er es sehen kann, dass ist mir jetzt eigentlich auch egal, Hauptsachen wir kommen so schnell wie möglich zu Rico“, meinte sie fürsorglich, hielt ihren Blick aber immer gerade aus.

„Wenn wir auf Hutezamon reiten würden, würden wir auch viel schneller sein“, äußerte sich Hime etwas besserwisserisch und dachte anschließend daran, dass Alice ihren Bruder viel mehr mochte, als sie es zugeben würde.

„Alice!“, rief Nayuta, der ihnen gerade entgegen kam.

„Nayuta! Wo ist Rico?“, forschte die Angesprochene einmal nach, während sie sich schnell ein bremste.

„Er ist noch da vorne bei dem komischen Monster … bitte erklär mir was hier vorgeht! Ich kenn mich gar nicht mehr aus. Zuerst kommt so ein grünes Vieh das uns angreift, das anscheinend nicht alle Leute sehen können und dann soll ich dich noch anrufen, ohne zu wissen, warum gerade dich!“, erklärte er in einem durch.

„Du hast ihn alleine gelassen?“, ignorierte sie ihn völlig und rannte los.

„Wir erklären’s dir später, warte hier, wir werden ihm helfen, verlass dich auf uns“, versuchte das übrige Mädchen ihn zu beruhigen, legte ihm kurz ihre Hand auf seine Schulter und lief dann ihrer Freundin hinterher.

Doch der Junge dachte nicht im Traum daran hier zu warten. Er wollte seinem besten Freund auch helfen, also beschloss er noch einmal zurückzulaufen und seine Angst zu überwinden.
 

„Rankenpeitsche!“, schrie das kleine hellgrüne Digimon und rettete Rico, der gerade fast von einem Schlag getroffen wurde.

Wortlos saß er regungslos am Boden und schaute zwischen dem neuen und dem etwas zurückweichenden Digimon hin und her.

Die zwei Mädchen hatten sich jetzt doch dazu entschlossen sich zu zeigen und dem Jungen zu helfen, der sie etwas unglaubwürdig anstarrte.

Honoka rannte schnell zu ihm hin um ihm aufzuhelfen, während Ogremon von ihrem Digimon abgelenkt wurde.

„Kannst du aufstehen?“, fragte das Mädchen besorgt und legte seinen Arm um seine Schulter.

„Jaja, geht schon, aber was macht ihr eigentlich hier?“, entgegnete er nach einer Weile auf ihre Aussage. Es war das Mädchen, dem er heute den Schirm geliehen hatte, er konnte sich erinnern.

„Das erklären wir dir später, jetzt müssen wir dich erst einmal in Sicherheit bringen“, erklärte sie ihm die Situation und ging mit ihm zu Yukiko.

„Hey Gissimon! Pass ein bisschen auf, ihr solltet so wenig wie möglich zerstören!“, rief ihm Yukiko zu und beobachtete den Kampf.

„Leichter gesagt, als getan!“, antwortete es ihr nur, während es einem Schlag auswich, der dann in ein Haus traf.

Die Zuschauer erschraken alle und als ein Brocken des Gebäudes fast einen Menschen getroffen hätte, brach eine Hysterie aus und sie rannten verwirrt umher.

Der Junge saß nun bei einer Mauer und wurde von Honoka bemuttert.

„Mir geht’s gut, lass mich in Ruhe, kümmer dich lieber um dein … Digimon“, meinte er und wies darauf hin, dass es Gissimon nicht besonders ging.

„Ich wollte dir ja nur helfen! Musst ja nicht gleich so unfreundlich sein!“, erwiderte die Rosahaarige etwas genervt, schaute dann aber doch zu ihrem Partner, „Oh nein, Gissimon!“

Das Digimon landete vor ihren Füßen und sofort wendete sie sich von dem Jungen ab, um sich um ihren Partner zu kümmern.

Ziemlich wütend kam Ogremon auf sie zugerannt und holte schon zum nächsten Schlag aus. Das Mädchen kniff die Augen zusammen und drückte ihr Digimon, das sie in den Arm genommen hatte, ganz fest.

„Windhauch!“, kreischte auf einmal eine Stimme aus dem Hintergrund und das böse Digimon, das von dieser Attacke getroffen wurde, wich ein wenig zurück.

„Kobamon?“, fragte Yukiko vorsichtig, die sich langsam ihrer Freundin näherte.

„Ich bin jetzt Takomon …“, erklärte es und schaute sie nur aus dem Augenwinkel aus an, mit einem kalten Blick, der ihr sagte, dass es sie noch immer nicht akzeptiert hatte. Anscheinend war ihr Digimon genau wie Wuzomon digitiert.

Mittlerweile hatte sich Gissimon wieder aufgerappelt und war bereit Takomon zur Seite zustehen, doch Honoka war da ganz anderer Meinung.

„Du darfst nicht weiterkämpfen, du bist doch verletzt!“, wollte sie ihm die Augen öffnen.

„Ach was, ich bin doch gar nicht so arg verletzt, mir geht’s schon wieder gut.“

Auf einmal breiteten sich ober ihnen zwei große Schatten aus und alle sahen dorthin und verfolgten die Neuankömmlinge. Als sie am Boden ankamen, sprangen zwei Menschen von ihnen ab und stellten sich schützend vor die hilflose Truppe.

„Die kenn ich doch …“, äußerten sich die beiden Mädchen und sahen verdutzt zu ihren Retterinnen.

„Das hat ja ganz schön lange gedauert …“, meinte Rico neckisch und grinste seine Schwester an.

„Du hast kein Recht dich zu beschweren, dein Laufbursche hat ‘ne Weile gebraucht“, entgegnete sie ihm, sah aber nicht nach hinten, sondern hielte ihren Blick beim bösen Digimon.

Honoka war etwas verwirrt, warum verstanden sich die Zwei so gut? Hatten nicht alle Schüler der Shoji-High Angst vor Rico, seit dem Vorfall vor einem Jahr? Warum hatte sie eigentlich keine Angst? So brutal sah er gar nicht aus …

Natürlich waren diese vier Gestalten niemand anderes als Alice mit ihrem Digimon Hutezamon und Hime mit ihrem Partner Flymon.

„Flymon, du weißt was zu tun ist“, meinte Hime nüchtern und sah zu dem Kameramann, der sich hinter einem Schild versteckte.

„Sturzfeger!“, kreischte es und zerstörte somit die Kamera dieses Mannes. Schnell rannte er weg und nahm die Einzelteile mit, vielleicht konnte man ja noch etwas retten.

„Hutezamon, bring sie woanders hin. Wenn sie noch länger hiersitzen fällt es zu sehr auf“, schaffte ihm die Orangehaarige an und zeigte auf Honoka, Yukiko, Rico und die zwei Digimon.

„Wird gemacht!“, entgegnete ihr ihr Partner, schmiss alle auf seinen Rücken und verschwand etwas weiter entfernt hinter einer Mauer.

„Hey! Was macht du?“, rief Honoka aufgebracht und strampelte wild um sich.

„Ich bringe euch in Sicherheit!“, antwortete es ihr nur und lagerte sie ab, „wir sind gleich wieder bei euch, bewegt euch nicht von der Stelle!“

Mit diesen Worten lief es wieder zurück zu seinem Digi-Ritter und half Flymon, das gerade den Gegner in Schach hielt. Die Digimon stürzen sich gemeinsam auf das bereits geschwächte Ogremon und gaben ihm den Rest.

Als es am Boden lag, ging Hime auf es zu und richtete ihr D-Maak auf es. Kurz danach verschwand es und das Mädchen packte ihr Gerät wieder ein.

Nach einem roten und lila Lichtstrahl digitierten Flymon und Hutezamon wieder in ihre Rookie-Form zurück.

Für ein paar Minuten war alles ganz Still und man hörte nur den Wind vorbeiziehen. Die Menschenmasse, die sich um die Gruppe versammelt hatte, löste sich langsam, mit leisen Geflüster, auf.
 

Nayuta, der alles von hinter einem Haus aus beobachtet hatte, ging in die Knie und fragte sich noch immer, warum er weggelaufen war. Jetzt konnte er auch nicht mehr zu ihnen gehen, das war ihm zu peinlich. Was war da gerade geschehen? Er verstand nicht, was das alles mit diesen Monstern zutun hatte und warum Ricos Schwester so gelassen mit diesen Viechern kommuniziert hatte. Das war alles zu viel für ihn, also machte es sich einfach deprimiert auf den Weg nach Hause.
 

„Geht’s euch allen gut“, wollte Hime nachdem sie bei der Gruppe angelangt waren wissen und hockelte sich neben Honoka auf den Boden.

„Ich hätte eure Hilfe nicht gebraucht, ich hätte dieses Digimon auch ohne euch zerstört“, beschwerte sich Takomon und flog weg.

„Hey, warte doch mal!“, rief ihm seine Partnerin hinterher, doch es war schon fort.

„Ich kenn euch doch, ihr geht in die 10-C, oder?“, fragte Alice nach, nachdem sie die zwei eine Zeit lang gemustert hatte.

„Ja, und ihr geht in die 10-D, nicht?“, antwortete ihr Honoka und stand auf.

„Ja, dann wart ihr die einen, die gestern in der Seitengasse angegriffen wurden?“, übernahm diesmal Hime das Reden.

Honoka musste kurz an das Gespräch mit Ryan und Shunichi denken. Sie hatten gesagt, dass sie niemanden erzähle sollten, wer sie waren, also hielt sie ausnahmsweise mal ihre Klappe.

„Ja, woher wisst ihr das?“, mischte sich Yukiko ein.

„Wir haben euch beobachtet. Wir waren uns noch nicht sicher, ob man euch vertrauen kann, also haben wir uns führ’s erste im Hintergrund aufgehalten.

„Was ist eigentlich mit Nayuta?“, brachte Rico kurz ein, eher an Alice gerichtet.

„Ach so der … der sollte warten, aber wie ich ihn kenne, wird er weggelaufen sein …“, erzählte seine Schwester.

„Nayuta würde nicht einfach so weglaufen. Er ist zwar ein Angsthase, aber er würde mich nie im Stich lassen“, protestierte er etwas entsetzt.

„Na wenn du meinst … Also wir werden jetzt wieder gehen, unsere Aufgabe hier ist erfüllt.“

„Und was sollen wir jetzt machen?“, wollte die Rosahaarige wissen.

„Keine Ahnung, geht nach Hause, dort habt ihr sicher etwas zu tun“, antwortete ihr Alice nur etwas genervt und die zwei Freundinnen und ihre Partner verschwanden in dem Menschengetümmel.

Rico machte sich dann auch bereit zu gehen, doch er wurde von Honoka aufgehalten.

„Bist du auch wirklich okay? Du wurdest ja ein paar Mal getroffen.“

„Ich hab’s dir schon einmal gesagt, ich brauche deine Hilfe nicht, kümmere dich um deinen eigenen Kram“, machte er ihr es deutlich und ging einfach.

„Warum sind auf einmal alle so unfreundlich? Vorher war er doch so nett …“, fragte sie sich laut, den letzten Teil aber etwas undeutlich.

„Was hast du gesagt?“, fragte ihre beste Freundin nach.

„Ach nichts, lass und nach Hause gehen!“, meinte sie und drückte Yukiko vorwärts und Gissimon tapselte zufrieden hinterher.
 

„Endlich …“, sagte Ryan genervt, entfernte die Zigarette aus seinem Mund und nahm einen Schluck von seinem Drink.

Er war noch immer in derselben Bar wie vorhin und saß auf einer Bank, die in einer Ecke des Raumes stand. Der Junge hatte ein Mädchen auf seinem Schoß sitzen und war froh, dass das Piepsen des D-Maaks endlich aufgehört hatte.

„Was endlich?“, wollte die Frau wissen.

„Ach, nicht so wichtig. Holst du uns noch etwas zu trinken?“

„Warum ich?“, fragte sie nicht begreifend und sah ihn geschockt an.

„Ein bisschen Bewegung schadet dir nicht, na los. Hopp, hopp!“, schaffte er ihr an und die Blondine stand angefressen auf.

„Glaub ja nicht, dass ich dir etwas mitbringe, das lasse ich mir nicht gefallen“, schrie sie ihn an und stapfte wütend davon.

„Warum die immer gleich so austicken … Siehst du Shunichi, es hat aufgehört. Die beiden Mädels haben es anscheinend auch ohne unsere Hilfe geschafft“, wendete er sich an seinen besten Freund, der ebenfalls noch da war, er hatte aber kein Mädchen bei sich, er war nicht so wie Ryan.

„Es hat aber ziemlich lange gebraucht. Wenn ihnen etwas passiert ist, bist du Schuld!“, antwortete er ihm noch immer wütend.

„Du hättest ja auch alleine hingehen können und überhaupt habe ich was Besseres zu tun, als auf irgendwelche dahergelaufenen Digi-Ritter aufzupassen.“

„Heute bist du wieder mal besonders mies drauf, ich verschwinde“, meinte Shunichi und mit diesen Worten verließ er den Club.

Von der ganzen Welt genervt lehnte sich der Weißhaarige zurück und verharrte so einen Augenblick. Dann holte er sein Handy aus seiner Tasche und schrieb eine SMS.

„Wie geht’s onetimegirl. Mir geht die ganze Welt schon wieder am Arsch. Ich mache jeden Tag dasselbe …“, schrieb er und wartete auf eine Rückmeldung, die dann auch nach wenigen Sekunden kam.

„Naja, so lala. Hab die gleichen Probleme wie sonst auch immer …“

Der Junge schrieb schon seit einiger Zeit mit einem Mädchen, das er bei einem Chat kennengelernt hatte. Normalerweise war er nicht der Typ für viel Reden und zuerst wollte er sie nur verarschen, doch irgendetwas an ihr war anders. Sie war nicht so wie alle andern Mädchen völlig vernarrt in ihn, sie war einfach … anders.

„Ich war schon wieder so gemein zu meinem besten Freund und eigentlich wollte ich das gar nicht …“, schrieb er und wartete wieder auf eine neue Nachricht.

„Dann entschuldige dich doch bei ihm.“

„Spinnst du? Ich entschuldige mich nicht, ich entschuldige mich nie! Außer vielleicht bei dir, aber das ist etwas anderes …“

„Ach ja? Wieso macht das …“, fang er an zu lesen, doch er musste sein Handy zuklappen, als die blonde Nutte wieder mit etwas zu trinken auftauchte.

„Ich habe etwas zu trinken! Ich vergebe dir doch“, erklärte sie mit einer honigsüßen und etwas selbstüberzeugten Stimme und hielt ihm das Glas hin.

„Verpiss dich doch einfach …“, meinte er, nahm sich das Glas und setzte sich wieder bequem hin. Die junge Frau stapfte wütend davon.

„ … so einen Unterschied?“

„Keine Ahnung, wahrscheinlich, weil du mich nicht siehst und somit auch nicht mein tolles Aussehen. Ich hasse Girls die alles tun, was ich ihnen sage …“

„Na wenn du meinst. Tut mir Leid, aber ich muss jetzt schlussmachen, Pflichten rufen. Bis dann blackunfaithfulangel!“

„Ja, bis irgendwann mal …“, beendete er das „Gespräch“ und stieß einen lauten Seufzer aus.
 

Nayuta war gerade zu Hause und befand sich in der Küche, um sich etwas zu essen zu machen, als sein Handy zum zehnten Mal klingelte. Der Junge schloss den Kühlschrank und sah nach, ob es schon wieder Rico war und er behielt Recht. Auf seinem Handy-Display erschien ein Bild von ihm und dazu trällerte das Lied „Transylvania“ von McFly.

Das war jetzt schon das sechste Mal, dass er anrief, vier SMS hatte er auch schon geschrieben und das einleitende Orgelspiel des Klingeltones nervte ihn auch schon langsam. Der Braunhaarige wusste selber nicht, warum er nicht in der Stimmung war mit seinem besten Freund zu reden. Wahrscheinlich war es ihm noch immer peinlich ihm unter die Augen zu treten, er war halt nicht so mutig wie Rico.

Die komischen Monster von vorhin schwirrten ebenfalls in seinem Kopf herum, doch er traute sich nicht mit irgendwem darüber zu reden, man würde ihn doch bloß auslachen.

Also ignorierte er das Läuten abermals, nahm sich seine Wurstsemmel und sein Handy und verschwand in seinem Zimmer.
 

Alice war gerade dabei das Loch von einer ihrer Socken zu stopfen und Naokimon sah ihr dabei aufmerksam zu, als plötzlich ein Gitarrenspiel aus Ricos Zimmer ertönte. Das Mädchen würde es nie zugeben, aber sie mochte es, wenn ihr Bruder sein musikalisches Talent auslebte und da eh sonst niemand da war, wippte sie leicht und kaum merklich mit. Das Digimon genoss es ebenfalls und schloss seine Augen um ein bisschen zu schlafen.

Der Junge unterbrach sein Spiel für kurze Zeit, als er erneut versuchte seinen besten Freund zu erreichen, doch es war vergebens. Wütend biss er sich auf seine Unterlippe und schmiss sein Handy neben sich aufs Bett. Was hatte er gestern noch mal gesagt? Rico solle mit ihm reden, wenn er Probleme habe, er wäre immer für ihn da. Und was war jetzt? Kaum war Nayuta etwas peinlich, war er nicht zu erreichen.

Noch immer gereizt machte er mit seiner musikalischen Tätigkeit weiter, doch ein paar Minuten darauf hörte er, wie eine Person die Eingangstür zuschmiss. Das verursachte so einen Krach, dass er sich kurz vergriff und sich somit verspielte, doch er machte keine Anstalt aufzuhören, er sah nur dabei grimmig zur Tür.

Alice war so erschrocken, dass sie sich mit der Nadel in den Finger stach und sofort Blut aus der kleinen Wunde hervorquoll. Ihr Partner zuckte zusammen und wurde aus seiner Schlafvorbereitung geweckt. Als sie sich nach rechts drehten sahen sie Alice Vater vorbei stapfen und hielten kurz inne.

In letzter Zeit hatte das Mädchen furchtbare Angst vor ihm und ihrer Mutter und in ihrer Gegenwart hatte sie sich vorgenommen so wenig wie möglich aufzufallen. Naokimon waren ihre Eltern von Anfang an nicht geheuer gewesen.

Dai, also der Vater von den Zweien, war anscheinend sehr wütend und nicht zum Spaßen aufgelegt. Er hämmerte an Ricos Zimmertür, die abgeschlossen war und der Mann protestierte.

„Hör endlich auf mit dieser Lärmerei! Das hält man ja nicht aus! Solange du in meinem Haus lebst, wirst du tun was ich sage, verstanden?!“

Doch der Braunhaarige hörte nur auf, um ein Buch gegen die Tür zu werfen, so dass sein Vater merkte, dass er nicht im Traum daran dachte, ihm zu gehorchen und setzte dann sein Gitarrenspiel fort.

Wild drückte er die Türschnalle auf und ab, gab aber nach einiger Zeit auf, schnappte sich zwei Flasche Bier und schmiss wieder die Tür zu, nach dem er die Wohnung verlassen hatte.

Das Mädchen blickte ihm Traurig hinterher und bekam wässrige Augen, wenn sie daran dachte, wie lieb er früher war. Wie konnte sich ein Mensch nur so verändern?
 

Shunichi läutete bei den Inoues an und Rinako, also die Frau, die in dieser Familie die Hosen anhatte, öffnete ihm.

„Das ist ja eine Überraschung, Shunichi, ich habe dich ja Ewigkeiten nicht gesehen. Wie lange ist das her? Drei Tage?“, begrüßte sie den Jungen und schüttelte ihm aufgeregt die Hand.

„Ehm … ja, es waren drei Tage … eigentlich bin ich hi …“, wollte er anfangen zu erklären, doch Rinako ließ ihn nicht ausreden.

„Ich habe in letzter Zeit viel zu tun im Büro, verstehst du? Mein Chef hat halt keine Familie, also weiß er nicht, wie wichtig sie ist. Aber was rede ich denn da? Das weißt du doch alles. Du wirst von Tag zu Tag fescher, Shunichi …“, schwafelte sie ihn voll und hörte gar nicht mehr auf zu reden, bis ihre Tochter auf einmal hinter ihr auftauchte und sie zum Stoppen brachte.

„Mama, geh doch Papa helfen, ich glaube der hat ein Problem mit dem Staubsauger …“

„Naja, dann lass ich euch zwei Turteltäubchen mal alleine, tschüss Shunichi!“

„Wir sind keine Turteltäubchen! Wir sind nur Freunde!“, schrie ihr Hime hinterher.

„Auf Wiedersehen, Mrs. Inoue!“, rief der Schwarzhaarige noch, unwissend, ob sie ihn verstanden hatte.

Die Eltern der Zwei waren immer so. Sie hofften, dass ihre einzigen Kinder doch irgendwann einmal zueinander finden würden. Die zwei Teenager hatten sich aber schon daran gewöhnt und ignorierten das, wobei man aber sagen musste, dass es Shunichi besser gelang.

„Tut mir Leid, du weißt ja wie sie ist. Was wolltest du eigentlich?“

„Ach, ich wollte nur das Salz zurückbringen, das wir und letztens von euch ausgeborgt haben.“

Sie nahm ihm das Gewürz ab und stellte es auf einen Tisch, der im Vorzimmer stand. Er war schon so oft Salz holen gekommen, dass die Familie dort ein paar Sachen, die er nicht selten holte lagerte.

„Wie geht’s deiner Mutter?“, forschte das Mädchen dann nach und sah ihn mitleidig an.

„Naja, sie sagt zwar, dass es ihr gut geht, aber die Ärzte wollen sie noch nicht gehen lassen …“, erklärte er bedrückt und ließ seinen Kopf hängen.

„Ihr wird’s bald wieder gutgehen, willst du nicht rein kommen?“, versuchte Hime abzulenken und wich etwas zur Seite.

Der Junge überlegte kurz, ob er noch etwas vorhatte und da ihm nichts weiter einfiel, beschloss er das Angebot seiner besten Freundin anzunehmen.

Die zwei setzten sich auf die Wohnzimmerbank und schauten sich einen Film an. Himes Eltern waren oben und beschäftigten sich noch immer mit dem Staubsauger, also hatten sie etwas Ruhe.

„Danke, Hime …“, meinte Shunichi plötzlich mitten im Film, sah sie aber nicht an.

„Für was?“, wollte sie verwirrt wissen und drehte ihren Kopf zu ihm.

„Dass du immer für mich da bist. Ich wüsste nicht was ich ohne dich machen sollte …“, erklärte er dann und drehte sich ebenfalls zu dem Mädchen.

„Das mach ich doch gern, großer Bruder“, sagte sie mit kindlicher Stimme und lächelte. Die Purpurhaarige kuschelte sich an ihn und sie sahen sich weiter den Film an.
 

Es war bereits Abend, als sich Honoka in ihrem Pyjama auf ihr Bett fallen ließ. Das Mädchen atmete einmal tief ein und aus und eine Zeitlang verharrte sie in dieser Position. Dann schoss ihr ihr Digimon durch die Gedanken und sie rollte sich nach links und griff nach dem D-Maak, das sich auf ihrem Nachtkästchen befand und zu dem sie jetzt gelangte.

Sie rollte sich wieder in die Mitte des Bettes und drückte anschließend ein paar Tasten auf dem Ding. Nach einem grünen Lichtstrahl erschien auf einmal auf ihrem Bett Gissimon und sah sie verwirrt an.

„Weißt du, dass es sehr stickig und eng in diesem Ding ist? Du musst mich nicht die ganze Zeit eingesperrt haben, ich laufe schon nicht weg“, erläuterte das Digimon.

„Ist gut, ich vergesse nur manchmal auf dich, ich muss mich erst an deine Existenz gewöhnen“, versuchte sie sich rauszureden und spielte mit den roten Blättern auf dem Kopf ihres Partners.

„Hör auf!“, protestierte es und entfernte sich aus den Fängen von Honoka, „Ich bin kein Kuscheltier!“

„Ist ja schon gut … Ach ja, hast du Hunger? Ich habe ein Croissant hier.“

„Ist das was zum Essen?“

„Na klar und es schmeckt wirklich gut! Koste mal!“, forderte sie es auf und brach ihm ein Stück herunter.

Skeptisch sah Gissimon das Stück in den Händen der Rosahaarigen an, bevor das Digimon es selber nahm und es erneut mustert. Vorsichtig führte es das Croissant zu seinem Mund und Kaute anschließend lange an ihm herum.

„Und? Was ist dein Feedback?“, fragte das Mädchen neugierig und beobachtete es beim Essen.

„Es schmeckt brillant! Ich habe noch nie etwas so Leckeres gegessen! Kann ich noch mehr haben?“, beurteilte es das Essen und sah seine Partnerin mit großen, funkelnden Augen an.

Plötzlich wurde die Tür zu Honokas Zimmer aufgerissen und ihre jüngere Schwester Nanami stürmte in den Raum.

„Führst du etwa Selbstgespräche, Schwesterherz?“, forschte sie nach und starrte anschließend auf das rosa bezogene Bett.

„Scheiße“, dachte sich Honoka. Wie sollte sie jetzt ihrer kleinen Schwester erklären, was das da auf ihrem Bett war. Ihre Mutter würde sie umbringen.

„Du hast schon wieder im Bett gegessen! Das erzähl ich Mama!“, schrie sie und zeigte auf die Bröseln.

Das hatte das rosahaarige Mädchen ganz vergessen, normale Menschen konnten ja keine Digimon sehen, zum Glück. Sie atmete tief aus, als sie erfuhr, dass ihre Schwester nur die Bröseln meinte und vertrieb Nanami wieder, die dann natürlich gleich zu ihrer Mutter rannte und petzte.

„Was gibt es denn in der Digiwelt so zu essen?“, wollte sie dann wissen und horchte ihren Partner aus.

„Eigentlich essen Digimon nichts, musst du wissen.“

„Also habt ihr überhaupt keinen Hunger?“

„Nein, aber es ist natürlich schon ein angenehmes Gefühl etwas im Magen zu haben. Vor allem ist das Menschenessen so gut, da kann man doch gar nicht widerstehen!“
 

Yukiko hatte sich auch schon fürs Schlafen fertiggemacht und öffnete ihr Zimmerfenster, um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Gemütlich betrachtete sie die schöne Aussicht, die ein kleiner Bach und ein paar Häuser waren. Am Himmel waren heute viele Sterne und ein zarter Windhauch wehte ein paar Blätter durch die Luft.

Das Mädchen wollte nur kurz die Augen schließen, um das Zirpen der Grillen und das Rauschen der Bäume besser hören zu können. Als sie sie nach einer Weile wieder öffnete, sah sie in die rotbraunen Augen ihres Partners Takomon und erschrak so heftig, dass sie nach hinten fiel und nun am Boden saß. Etwas geschockt sah sie das Digimon an und hatte noch immer Herzklopfen.

„D-Du hast mich erschreckt, was willst du hier?“, stotterte sie nur überrumpelt.

„Du solltest immer wachsam sein. Aber wenn du mich nicht hier haben willst, kann ich ja wieder gehen …“, meinte es nüchtern und drehte sich um, um seiner Vorwarnung nachzugehen.

„Nein! Geh nicht! Ich war bloß erschrocken, tut mir leid. Ich frag mich nur woher dein plötzlicher Sinneswandel kommt …“, erklärte sie, stand aber immer noch nicht auf.

„Ich habe mir etwas überlegt. Digimon können leichter stärker werden und digitieren, wenn sie einen Partner haben und da es mein Ziel ist, das stärkste Digimon der Digiwelt zu werden, muss ich dich wohl oder übel akzeptieren, auch wenn es mir schwer fällt, aber ich habe Bedingungen.“

„Und die wären?“

„Schweig! Rede mir nicht drein!“, fuhr es sie an und setzte sich auf die Lehne ihres Schreibtischsessels.

„O-okay …“, murmelte sie wieder etwas verschreckt.

„Also, erstens, ich werde dich nicht als Partner bezeichnen und dich nicht als ebenwürdig ansehen. Zweitens, unsere Beziehung dient nur dazu, dass ich schneller stärker werde, ich werde mir nichts von dir Befehlen lassen und nur dann erscheinen, wenn es mir passt. Drittens, ich muss mich nicht rechtfertigen, wo ich war und muss dir auf keine Fragen antworten, wenn ich nicht will. Und zu guter letzt, das Wichtigste, ich werde mich von dir nicht in dieses komische Ding sperren lassen, solltest du es aber noch einmal versuchen, ist es endgültig aus mit uns und du wirst mich nie wieder sehen.“

„Na gut, gibt es bei dieser Bindung auch irgendwelche Vorteile für mich?“, fragte sie vorsichtig nach und kam sich ein bisschen so vor, als würde ihr ihr nicht existierender Freund Bedingungen stellen, damit er sie nicht verlassen würde.

„Ich werde dich beschützen, wenn es unbedingt notwendig ist. Mir wird gar nichts anderes übrigbleiben, denn wenn du dich verletzt, habe ich auch Schmerzen.“

„In Ordnung, also auf eine erfolgreiche Partnersch …. ah, ich meinte auf eine erfolgreiche Zweckgemeinschaft“, willigte sie ein und streckte ihm ihre Hand entgegen.

Das Digimon gab ihr seinen Flügel und das war der Beginn einer schwierigen Freundsch … ehm … Zweckgemeinschaft.
 

So … ich weiß, ich lass immer ganz schön lange auf mich warten und ich hoffe, dass ihr mir das verzeiht! Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, das Kapi in den Osterferien zu schreiben und auch hochzuladen, aber ich bin ja ein faules Kind …

Mir war einmal so langweilig, dass ich mir eingebildet habe, dass die Charas Synchronsprecher brauchen.

Also hier die Liste, ich hoffe, es sind wenigstens ein paar dabei, die ihr kennt:

Ryan: Julien Haggege (Crush Gear Turbo: Takeshi, Death Note: L, Yu-Gi-Oh!GX: Aster)

Shunichi: Hubertus von Lerchenfeld (Beyblade: Kai, One Piece: Sanji, ShamanKing: Yo, Zeke)

Rico: David Turba (Avatar: Sokka, Full Metal Alchemist: Edward, Yu-Gi-Oh!GX: Chazz)

Nayuta: Sandro Blümel (Blue Dragon: Shu, Dargonball Z: SonGohan, Digimon Frontier: Koji)

Alice: Katharina von Keller (Naruto: Sakura, H2O Plötzlich Meerjungfrau: Emma)

Hime: Giuliana Jakobeit (Conan: Ran, Digimon: Mimi, Yu-Gi-Oh!: Schwarzes Magiermädchen)

Honoka: Stephanie Keller (One Piece: Nami, Inuyasha: Botan, Sailor Moon: Naru)

Yukiko: Julia Kaufmann (Avatar: Katara, Charmed: Billie, Hotel Zack & Cody: London)
 

Kiripurin

Da musst du jetzt alleine durch!

„Bitte kein Gedrängel! Es ist Platz für alle!“, versuchte Herr Mazusuke die zwei Klassen zu beruhigen, indem er in ein Mikrophon sprach, was ihm aber nicht gelang.

Es war bereits der Tag der Klassenfahrt angerückt und alle Schüler der 11-C und 10-D wollten möglichst weit hinten sitzen, sodass es viele und laute Streitereien gab. Das Wetter war wunderschön für einen Novembertag, strahlende Sonne und wolkenloser Himmel.

„Hey Leute, jetzt hört einmal alle zu!“, schrie Herr Takakaze, also der Lehrer der 11-C, der seine Schüler eindeutig besser im Griff hatte, ins Mikro, dass er dem armen und verzweifelten Herr Mazusuke entnommen hatte. Sofort waren alle still und die Aufmerksamkeit lag auf ihm.

„Ihr werdet euch jetzt einmal alle beruhigen und euch leise einigen, wer wo sitzt, ansonsten werde ich es einteilen, verstanden?“, setzte er fort und nach wenigen Minuten waren alle auf ihren Plätzen.

„D-Danke, Herr Takakaze …“, meinte der andere Lehrer und schaute nur dumm aus der Wäsche, als er sah, wie gut dieser junge Klassenleiter mit den Schülern umgehen konnte.

„Schon gut, keine Ursache“, entgegnete er nur nett, klopfte ihm auf die Schulter und drückte ihm wieder sein Mikrophon in die Hand.
 

„Ich bin äußerst unzufrieden …“, gab Shunichi von sich, sah zu seinem besten Freund, der auf dem Zweierplatz neben ihm saß und verschränkte die Arme.

Es war immer dasselbe, Ryan wollte seinen Spaß mit einem Mädchen bei der Hin - und Rückfahrt haben und konnte so nicht direkt neben dem Schwarzhaarigen sitzen. Der Junge durfte somit zwar auch neben irgendeiner weiblichen Person sitzen, aber er wusste nie, was er mit der reden sollte und das was sein Freund jedes Mal tat, wollte er schon gar nicht machen.

„Ach komm schon, du wirst es überleben, ist doch jedes Mal so“, entgegnete ihm Ryan endlich und legte seinen Arm um sein Spaßobjekt, „und um unseren Nachwuchs mache ich mir auch keine Sorgen, dem haben wir gestern eh alles erklärt.“
 

„Ja?“, begrüßte Ryan seinen Gegenüber am Telefon und drückte seine Zigarette in den Aschenbecher.

Es war der Tag nach Honokas und Yukikos ersten Kampf, also ein Tag vor der Klassenfahrt und der Junge hatte sich dazu entschlossen noch einmal so richtig zu entspannen. Er war bei sich zu Hause in seinem Zimmer, oberhalb des Restaurants seiner Eltern und lag in seinem Bett. Dabei rauchte er eine Zigarette und telefonierte nun mit Honoka, die ihm schon am Nerv ging, da sie so viel redete. Sein Digimon lag ebenfalls auf seinem Bett und versuchte zu schlafen, was ihm aber nicht gelang, denn er hasst den Gestank von dem Zeug, was sein Partner andauernd rauchte.

„Was? … Warum? … Glaubst du ich habe immer Zeit? …“, redete er mit dem Mädchen und setzte sich auf, „Na wenn’s unbedingt sein muss, wo denn? … Okay, ich bin in einer halben Stunde da, bis dann.“

Mit diesen Worten beendete er das Gespräch und stand auf. Dann ging er zu seinem Schreibtisch, nahm sein D-Maak und drehte sich wieder zu seinem Partner.

„Komm Baluamon, das nervige Mädchen will schon wieder etwas von uns“, erklärte er ihm und deutete neben sich auf den Boden.

„Ist gut, Sire …“, antwortete er nach einem langen Gähner.

Er öffnete seine Tür, um das Zimmer zu verlassen. Seine Mutter ging gerade mit einem Wäschekorb bei seinem Raum vorbei und blieb stehen.

„Oh Ryan, was machst du denn? Hast du etwa schon wieder in deinem Zimmer geraucht?“, überhäufte die Frau ihren Sohn mit Fragen.

„Hab keine Zeit zu reden“, ignorierte er sie und lief die Treppen hinunter, sein Digimon watschelte ihm hinterher.

„Hey Ryan! Ich hab dich was gefragt! Du weißt, dass ich es hasse, wenn du das tust!“, rief sie ihm nach, doch er war schon weg, „Ryan!“
 

An Honokas Haustür klingelte es und sie öffnete sie schnell, bevor es jemand anderer machen konnte.

„Ryan! Ich bin ja so froh, dass du da bist! Komm doch rein, Yukiko ist auch schon da!“, meinte sie voller Freude ihren Schwarm bei sich zu Hause zu haben.

„Ich werde wieder einmal völlig ignoriert …“, sagte Shunichi nur deprimiert, der hinter seinem weißhaarigen Freund stand und trat nach ihm ein.

„Geht doch schon mal ins Wohnzimmer, das ist da gleich links, ich werde euch etwas zu trinken machen“, erklärte das Mädchen und machte sich auf den Weg in die Küche.

„Was ist das?“, wollte Ryan wissen und deutete auf das rundliche Ding, das ihm den Weg in den angegebenen Raum versperrte.

Es war natürlich die Hausmaus der Karazus Mushiazui, die ihn so böse anstarrte und die sich, wenn er sich nach links bewegte ebenfalls dasselbe tat.

„Das ist Mushiazui. Es ist das Haustier von Honoka, ignorier es einfach, renn es nieder oder so“, machte Yukiko es den zwei verwirrten Jungs klar. Sie saß auf der Couch und hatte sich umgedrehte, nachdem sie Ryans Stimme gehört hatte.

„Aha“, entgegnete er nur, befolgte ihren Ratschlag und stieg somit dem armen Tier auf den Schwanz. Es pfauchte ihn an und tapselte weg.

Die Jungs setzten sich auf die Sesseln, die ebenfalls im Wohnzimmer standen, machten es sich bequem und warteten, bis Honoka kam.

Yukiko war in solchen Situationen immer ziemlich unbeholfen und starrte auf den Boden. Ihre beste Freundin wusste immer etwas zu reden und das bewunderte sie so an ihr, auch wenn es viele als nervend bezeichnen würden, sie hatte kein Problem damit. Das rosahaarige Mädchen konnte einfach so drauf los reden, nur damit es nicht still war. Yukiko mochte es eigentlich, wenn man mit ihr sprach, doch irgendwie redeten die Menschen, die viel redeten, nie etwas mit ihr und das verstand sie nicht. Sie hasste es ignoriert zu werden und ihr waren solche Situationen sehr peinlich. Zum Glück kam dann nach wenigen Minuten Honoka mit etwas zu trinken und lagerte es auf dem Tisch ab.

„Wollt ihr euch die ganze Zeit anschweigen, oder was? Ich bin wohl die einzige, die hier alles in die Hand nimmt …“, stellte sie fest und platzierte sich neben Yukiko auf die Bank.

„Wir haben nur auf dich gewartet, die da redete ja nichts, das ist langweilig“, bemerkte der Ältere gefühlskalt und das angesprochene Mädchen lief rot an.

„Na gut, wir wollten ja den gestrigen Tag besprechen“, fing sie einmal an zu reden und schenkte sich ein Glas Orangensaft ein.

„DU wolltest was besprächen, aber bitte mach schnell ich hab nicht den ganzen Tag Zeit …“, meinte noch immer der Weißhaarige.

„Du hast ja gesagt, wir können uns bei dir melden, wenn etwas ist!“

„Ach ja? Habe ich? Möglich, trotzdem, ihr könnt euch nicht andauernd an uns wenden, wir haben auch fast alles alleine herausfinden müssen und wo bleibt dann noch der Spaß?“

„Du hast ja Recht … Dann fange ich einmal mit unseren Fragen an. Warum war Wuzomon nachdem ich es aus meinem D-Maak geholte hatte auf einmal Gissimon? Hast du nicht gesagt, Digimon digitieren erst, wenn sie kämpfen und stärker werden?“

„Ja, das gilt für alle anderen Stufen, aber für die Rookie nicht“, übernahm diesmal Shunichi das Sprechen, nahm einen Schluck Saft und setzte dann fort, „die normale Form, also wie sie immer bleiben, ist die Rookie-Form. Normalerweise digitieren sie nur auf die Ausbildungs-Stufe, wenn sie sehr viel Kraft verbraucht haben. Nach einiger Zeit haben sie wieder genug Energie und können somit wieder auf die Ausgangs-Form digitieren. Entwickeln sie sich jedoch zu Champion, Ultra oder sogar Mega weiter, werden sie wieder zu Rookie, es fällt den Digimon einfach am leichtesten dieses Level zu halten, also werdet ihr sie so am häufigsten sehen.“

„Aber das mit dem Kämpfen haben wir noch nicht ganz raus. Die bösen Digimon sind ja immer so stark und auf einem höheren Level als unsere, können wir dann überhaupt gewinnen, wenn sie nicht digitieren können?“, forschte das Mädchen weiter und sah die Jungs fragend an.

„Nein, eigentlich ist das ziemlich unwahrscheinlich“, entmutigte sie Ryan, „Rookie-Digimon sind Champion-Digimon grundsätzlich unterlegen, es müsste schon ein sehr schwaches Wesen sein.“

„Wie können sie denn überhaupt digitieren?“, fragte sie weiter nach und war bereit sie noch länger zu nerven, wenn sie nicht alle ihre Fragen beantwortet bekam.

„Ach Gott, du kannst nerven! Das ist bei jedem anders, aber erzwingen kannst du es nicht. Meistens digitieren sie, wenn ihr Partner in Gefahr ist, oder wenn sie etwas unbedingt schaffen wollen“, klärte der weißhaarige Junge auf und erhob sich anschließend von der Wohnzimmerbank.

„Wir können euch auch nicht immer helfen, ihr müsst lernen selber klar zu kommen, wir verschwinden jetzt, komm Shunichi!“, meinte er und bewegte sich in Richtung Eingangstür.

„Hey! Warte doch einmal! Gibt es noch andere Digi-Ritter außer uns?“, wollte Honoka noch als Letztes wissen und stand ebenfalls von der Couch auf.

„Na klar, insgesamt sollte es acht geben, aber keine Ahnung, wo sich die herumtreiben. Von zwei anderen wissen wir auf jeden Fall, dass es sie gibt, aber wir haben sie noch nie gesehen. Sie weichen uns immer aus. Also morgen sind wir auf Klassenfahrt, wenn eines auftaucht, müsst ihr euch um es kümmern, verstanden?“, meinte Ryan noch zum Schluss und ging dann, nach seinem Freund bei der Tür hinaus.

„Klar, tschüss!“, rief ihm Honoka noch einmal hinterher. Sie sah nur noch seine Hand, die zum Abschied „winkte“.

„Er ist ja soo süß!!! Ich liebe es Digi-Ritter zu sein!“, kreischte das verliebte Mädchen nach einer Weile und ließ sich auf die Bank fallen.

„Na wenn du meinst …“, entgegnete Yukiko ihr nur und sah betrübt auf den Boden.
 

Der Bus war jetzt endlich mit seinen rund 60 Schülern losgefahren und während Herr Mazusuke irgendetwas Unwichtiges erklärte, saß Alice angeekelt auf ihrem Platz und versuchte nicht nach vorne zu sehen, doch ihre Blicke blieben immer wieder dort hängen.

„Wo ist eigentlich dein Bruder?“, fragte ihre beste Freundin und sah sie mit besorgtem Blick an, doch die Orangehaarige reagierte nicht, „geht’s dir nicht gut?"

„Was? A-Ach so, nein, mir geht’s gut“, antwortete sie überrumpelt.

Das Mädchen hasste Ryan, das war ja nichts Neues, aber das toppte alles. Als sich Alice und Hime auf den Platz geeinigt hatten, setzte sich auf einmal ihre verhasste Person auf den vor ihnen. Jetzt musste sie sich das Liebesspiel von dem Trottel ansehen und nur der Gedanke daran war schon zum kotzen.

Dem Jungen war anscheinend nichts peinlich, so etwas machte man doch nicht in der Öffentlichkeit. Der Weißhaarige grabschte seinem Mädchen unter dem T-Shirt herum und mit seiner anderen Hand war er auf dem Weg unter ihren Rock. Sie hörte wie die Blonde vor ihr leise stöhnte und sah das unverschämte Grinsen auf seinem Gesicht. Alice fragte sich, wie man nur so blöd sein und auf so ein Arschloch hereinfallen konnte.

„Alice? Alice?“, versuchte Hime sie aus ihren Gedanke zu reißen und rempelte sie leicht an.

„‘Tschuldige … Rico wollte nicht mitfahren, er hatte ein schlechtes Gewissen Nayuta wieder alleine zu lassen und überhaupt wollte er noch mit ihm über die Digimon reden“, erklärte sie und sah ihre Freundin an.

„Ach ja, was hast du Rico überhaupt erzählt und warum wusste er, dass du ihm in solchen Situationen helfen kannst?“

„Eine Nacht davor hat sich Naokimon wieder in die Küche geschlichen und Rico hat es dabei ertappt, dann hab ich ihm einfach alles erklären müssen …“

„Schön, dass ich das auch einmal erfahre, hattest du vor mir das irgendwann zu erzählen?“

„Tut mir Leid, aber das Komische daran ist, dass er sie sehen kann und Nayuta auch, aber sie haben keine Digimon.“

„Du hast Recht, vielleicht zeigen sie sich einfach später, das ist bei jedem unterschiedlich, hoffentlich taucht während unserer Abwesenheit kein böses Digimon dort auf. Die zwei neuen weiblichen Digi-Ritter scheinen mir nicht sehr vertrauenswürdig …“

„Dann hoffen wir mal, dass wenn es soweit kommen sollte, sich die Partner von den zwei Jungs schnell zeigen. Ich finde es noch immer seltsam, dass die Möglichkeit besteht, dass mein Bruder auch ein Digi-Ritter sein könnte … Ach ja, hast du gestern die Nachrichten gesehen?“

„Ne, wieso?“

„Anscheinend hat Flymon die Kamera gestern nicht ganz zerstört. Es waren Aufnahmen davon, wie ein Haus plötzlich einstürzte, ohne das irgendetwas passiert war, zumindest sehen das die normalen Menschen so.“

„Kann man irgendwen von uns sehen?“, fragte Hime etwas beängstigt.

„Naja, zumindest nicht ganz, wenn man ganz genau hinsieht, kann man ein rosahaariges Mädchen erkennen, die irgendetwas schreit, aber das es die aus der 10-D ist, hätte ich nicht sagen können, wenn ich es nicht gewusst hätte.“

„Wir müssen echt aufpassen, ich habe keine Lust, mich vor irgendwem rechtfertigen zu müssen und für unsere Partner ist es auch besser.“
 

Während sich die zwei Freundinnen den Kopf zerbrachen, hatte sich Rico schon einen Plan überlegt, wie er seinen besten Freund am besten zum Reden bringen konnte. Der Junge war seit zwei Tagen nicht mehr erreichbar und in die Schule war er gestern auch nicht mehr gekommen. Also blieb dem Jungen nur noch eine Möglichkeit, er musste bei ihm zu Hause vorbeschauen und das tat er ziemlich selten, er wusste auch warum. Nayutas Familie konnte ihn genauso wenig leiden, wie er sie, deshalb betrat er das Haus meistens nur, wenn sein kleiner Freund dabei war.

Der braunhaarige Junge stand vor ihrer Haustür und bewegte seine Hand in Richtung Klingel, doch kurz bevor er sie betätigte, machte er noch einmal Halt, ob das wirklich so eine gute Idee gewesen war? Was wollte er überhaupt von ihm? Sie würden über Digimon reden und Nayuta würde es wahrscheinlich irgendwie versuchen abzustreiten und dann? Was half es ihm, wenn sie das geklärt hatten? Vielleicht konnten sie danach endlich wieder normal reden, oder sein Freund würde ihn für verrückt halten und ihre Freundschaft würde zu Ende gehen. Doch Rico konnte es nicht wissen, bevor er es nicht versuchte hatte, also gab er sich einen Ruck und drückte endlich die Klingel.

Eine Weile reagierte niemand, doch dann hörte er Schritte auf die Tür zu trampeln und der Junge wusste gleich, dass es nicht sein Kumpel war. Schnell wurde sie aufgerissen und ein genervter und besoffener Daisuke stand vor ihm.

„Was?“, begrüßte er den Besucher unfreundlich und sah ihn böse an.

„Ich will zu Nayuta, ist er da?“, fragte er unhöflich, aber ohne die Fassung zu verlieren, zurück.

„Natürlich, wo sollte er sonst sein? Er ist doch krank, er war schließlich nicht in der Schule“, maulte der Mann.

Ohne noch ein Wort mit einem Besoffenen zu wechseln drängelte er sich bei ihm vorbei und ging die Treppe hoch zu Nayutas Zimmer.

„Hey! Ich habe dich nicht herein gebeten!“, schrie ihm Daisuke noch hinterher, doch Rico ignorierte das, klopfte an die Tür und betrat, ohne zu warten, ob ihn sein bester Freund herein bat, oder nicht, den Raum.

„Rico? Was machst du denn hier?“, forschte der Kleine nach und sah ihn fragend an.

Der Junge hatte noch seinen Pyjama an und saß in seinem Bett. Anscheinend hatte er gerade irgendetwas im Internet recherchiert, denn auf seinem Bett lagen überall Zettel verstreut und sein Laptop war an. Auf seinem Nachtkästchen stand ein Kamillentee und daneben lagen ein paar Tabletten.

„Du bist ja wirklich krank …“, äußerte sich der Braunhaarige nur und setzte sich verkehrt auf Nayutas Schreibtischsessel.

„Klar, ich war ja nicht in der Schule. Warum bist du nicht mit auf Klassenfahrt und wenn du schon nicht mitfährst, warum bist du nicht in der Schule?“, entgegnete ihm der Junge nur.

„Ich hatte keinen Bock schon wieder ohne dich zu fahren und überhaupt was soll ich in der Schule, wenn wir sowieso keinen normalen Unterricht haben?“

Eine Weile umgab sie eine peinliche Stille, doch dann begannen sie gleichzeitig zu reden.

„Ich muss mit dir reden“, stießen sie beide heraus und begannen dann kurz zu lachen.

„Oh, ‘tschuldigung, was wolltest du sagen?“, wollte der Kranke zuerst wissen.

„Das wegen dem komischen Monster vor zwei Tagen, ich muss dir da was erklären …“, fing er an zu erzählen und sah sich dabei in seinem Zimmer um, „wie’s aussieht hast du schon nachgeforscht …“

„Hör zu, es tut mir Leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet und dich noch dazu ignoriert habe, aber ich musste nachdenken … Irgendwie können die anderen die Monster nicht sehen, hab ich Recht?“

Sein Freund erwiderte das nur mit einem Nicken und hörte ihm weiter zu.

„Gestern in den Nachrichten waren auch diese komischen Wesen, aber als ich meinen Bruder gefragt habe, ob er sie sehen kann, hat er mich nur ausgelacht … Er meinte, dass das Haus durch eine heftige Windböe zerstört worden ist.“

„Menschen glauben nun mal nur an etwas, das sie auch sehen können, ist wahrscheinlich auch besser so …“

„Da ich ja sowieso krank bin, habe ich mir gedacht, dass ich ein bisschen recherchieren werde, aber im Internet steht nur irgendein Zeug von Naturkatastrophen oder Aliens.“

„Wenn du willst, kann ich dir etwas über Digimon erzählen, aber ich weiß auch nicht mehr, als mir meine Schwester vor einigen Tagen erklärt hat.“

„Digimon also … Dann sind die ganzen Geschichten von früher wirklich wahr?“

„Das weiß ich leider auch nicht, aber ich schätze schon. Seit wann kannst du sie eigentlich sehen?“

„Das weiß ich nicht mehr so genau, ein paar Monate oder so. Seit die Wissenschaftler mit den seltsamen Naturkatastrophen angefangen haben …“

„Dann können alle Menschen die sie sehen können sie schon von Anfang an sehen …“

„Was hat deine Schwester eigentlich mit dem ganzen zu tun?“

Und so trug Rico Nayuta sein Wissen weiter. Die zwei Jungs redeten noch ein paar Stunden, bis es dann Mittag wurde und sie einen Hunger bekamen.

„Schleichen wir uns raus und gehen einen Kebab essen, oder so?“, fragte Rico schließlich nach einer Weile.

„Ich bin krank! Und was würde mein Vater sagen, wenn er das herausfinden würde? Er würde sich sicher beschweren, dass ich mit dir fortgehen, aber nicht in die Schule gehen kann, wo er eigentlich gar nicht so Unrecht hat …“

„Ach komm schon, wir sind doch bald wieder zurück, dass dauert doch nicht lange“, versuchte er den Kleinen zu überreden, was er schlussendlich auch schaffte.
 

Die Hälfte der Fahrt hatten die vier schon hinter sich, als plötzlich Ryans Handy klingelte. Er griff in seine Hosentasche, um es herauszuholen und dabei sah ihn die Blonde neben ihm böse an.

„Ryan, lass dich doch nicht ablenken“, meinte sie mit zuckersüßer Stimme und warf ihm verführerische Blicke zu.

„Ich lass mich ablenken von was ich will“, entgegnete er ihr nur und las die SMS, die von onetimegirl war. Sein Mädchen drehte sich aber nicht angefressen weg, sondern schmiss sich ihm um den Hals.

„Ich hasse ihn … Er ist echt unerträglich …“, las sie vor und wurde dann von dem Jungen weggestoßen.

„Kümmer dich um deinen eigenen Kram!“, ging er sie an und das Mädchen sah ihn verängstigt an.

„Wen meinst du? Den einen Typen von deiner Schule?“, antwortete er ihr, ohne sich weiter um seine Sitznachbarin zu kümmern und sah sich dabei im Bus um. Vielleicht war sie ja sogar hier, aber das war unmöglich herauszufinden, fast jede zweite Person hatte ein Handy in der Hand.

„Ja, wer sonst.“

„Ignoriere ihn einfach, so ein Arsch hat es nicht verdient so viel Beachtung von dir geschenkt zu bekommen.“

„Das hast du aber schön gesagt, hast du eine Idee wie?“

„Du könntest mir sagen, wer du bist“, schrieb er zurück und musste dabei grinsen.

„Du weißt ganz genau, dass ich das nicht machen werde und du hältst auch den Rand!“

„Jaja, war ja nur ein Vorschlag …“

Und so schrieben sie noch lange weiter, bis der Bus sein Ziel erreicht hatte …
 

Die zwei braunhaarigen Jungs hatten sich gerade ihren Kebab gekauft, als es plötzlich ziemlich düster am Himmel wurde.

„Das Wetter spielt in letzer Zeit ziemlich verrückt …“, meinte Nayuta und blickte zum Himmel hinauf.

Sein Freund entgegnete darauf nichts, derzeit konnte ihn gar nichts mehr überraschen. Die Sache mit den Digimon konnte nichts toppen. Den Jungen würde es nicht wundern, wenn jetzt so ein Monster auftauchen würde und seine Vermutungen waren gar nicht mal so falsch.

Kurz darauf begann es noch dazu zu regnen und alle Menschen um sie, verkrochen sich wie Ameisen in den nächstbesten Gebäuden. Nayuta wollte auch schon Unterschlupf suchen, doch Rico hielt ihm am Ärmel fest und deutete nach oben.

Also folgte der Kleine den Anweisungen seines besten Freundes und blickte den Wassertropfen entgegen. Er musste seine Augen klein machen, um etwas zu erkennen, doch dann sah er in der Ferne ein kleines Wesen, das immer weiter auf sie zukam. Am Anfang wollte er noch sagen, es wäre ein Vogel, doch dann erinnerte er sich an das Gespräch zwischen seinem besten Freund und ihm und er wusste gleich, dass es sich um ein Digimon handeln musste.

Als es nahe genug war, um es zu erkennen, fragte sich der Junge, was das wohl für ein Vieh sei. Es sah aus wie eine Kreuzung aus Werwolf, Fledermaus und dem reinen Bösen und noch dazu ziemlich klein.

„Ist das auch ein Digimon?“, fragte er sicherheitshalber nach und konnte seinen Blick nicht abwenden.

„Sieht so aus“, entgegnete ihm sein Freund und konnte ihn noch rechtzeitig wegziehen bevor sie von einer Attacke getroffen wurden.

„Das sieht doch gar nicht so gefährlich aus …“, äußerte sich der Kleine und betrachtete das Digimon weiterhin.

„Lass dich nicht von seinem Äußeren täuschen, böses Digimon bleibt böses Digimon!“, riet ihm sein Kumpel misstrauisch.

„Hey Rico, diesmal werde ich mich nicht drücken! Ich bleib bei dir!“, erklärte Nayuta selbstsicher, denn bei so einem kleinen Digimon hatte er wenigstens nicht so viel Angst.

Sein Freund grinste nur und widmete sich dann wieder dem Monster, das in der Zwischenzeit Fensterscheiben von ein paar Häusern einschlug.

„Hey du Promenadenmischung! Demolier nicht unsere Stadt!“, rief der Kleine und schoss einen Stein nach dem Wesen, das aber noch rechtzeitig ausweichen konnte und er somit das Fenster einschlug. Das graue Vieh lachte sich in der Luft tot und hielt sich den Bauch.

„Ups …“, konnte der Junge dazu nur sagen und wurde von ein paar wenigen Menschen, die noch draußen standen, böse angeschaut.

„Ich fasse es nicht …“, meinte Rico nur und hielt sich den Kopf. Wie konnte man nur so unfähig sein? Aber bei seinem Kumpel war er das schon gewohnt und er fand es irgendwie amüsant.

Als die Zwei etwas abgelenkt waren holte das Digimon zum Angriff aus und raste mit voller Geschwindigkeit auf sie zu. Ihre Augen weiteten sich, als sie das sahen, doch plötzlich erhellte sich alles um sie herum.

Die Jungs versuchten ihre Augen zu öffnen, doch das Licht war so hell, das sie nur blinzeln konnten, trotzdem konnten sie zwei kleine Gestalten erkennen, die sich schützend vor sie gestellt hatten.

Nach einer Weile wurde es wieder dunkler und Rico bemerkte, dass das Digimon vor ihnen auch gestoppt hatte, dann vielen seine Blicke auf die Kreaturen die in unmittelbarere Nähe bei ihnen standen und auch seinem kleinen Freund entgingen sie nicht.

„Ah! Noch mehr Digimon!“, erschrak Nayuta und wich etwas zurück.

„Aber wir sind doch nicht böse! Wir wollen euch doch nur helfen, wir sind schließlich eure Partner!“, stellte Bowimon die Situation klar und wendete sich anschließend Rico zu, „Ich bin dein Partner und heiße Bowimon!“

Wortlos betrachtete er das winzige Etwas und verglich es in Gedanken mit der Champion-Form von Naokimon. Es sah nicht so aus, als ob es kämpfen könnte, doch er wurde bei seinem Denken von einem orangenen Objekt gestört, dass plötzlich vor seiner Nase aufleuchtete. Der Junge bildete mit seinen Händen eine Grube und das Ding fiel hinein, dann sah er zu seinem besten Freund hinüber, er hatte auch so eines, nur in Gelb.

Doch das böse Digimon schlief nicht und raste erneut auf die nun vergrößerte Gruppe zu. Die zwei Ausbildungs-Digimon versuchten es mit ihren Seifenblasen aufzuhalten und plötzlich gab es eine Explosion vor dem Digimon und es fiel unsanft auf den Boden.

„Jup, wir haben’s geschafft!“, schrie Bowimon voller Freude und hüpfte aufgeregt umher. Pumon, also der Partner von Nayuta, war nicht so ausgelassen, aber seine Wangen fingen auf einmal zu blinken an und es kniff seine Augen zusammen, anscheinend drückte es so seine Freude aus.

Rico und Nayuta konnten es nicht fassen, sie hätten nie gedacht, dass so viel Power in den zwei kleinen Kerlchen stecken würde, doch die Promenadenmischung, wie es der kleine Braunhaarige gerne bezeichnete, gab noch nicht auf und erhob sich ziemlich wütend wieder.

„Alptraumschock!“, kreischte es und warf seine Attacke ab.

Die vier gingen schon in Abwehrstellung und hielten sich die Hände vors Gesicht, doch der Angriff galt nicht ihnen, sondern den zwei Mädchen und dem Digimon, die gerade angerannt kamen.

Natürlich waren es Honoka, Yukiko und Gissimon, die aber der Attacke noch ausweichen konnten. Als sie bei den Jungs angelangt waren, stützten sie sich erst einmal auf ihren Knien ab, um ein bisschen Luft zu holen.

„Wir … haben euch gerettet …“, erklärte die Rosahaarige außer Atem.

Die beiden Burschen sahen ihre Partner etwas böse an, die schämten sich dafür, aber es war irgendwie logisch, dass es nicht die Zwei gewesen sein konnten.

Nachdem sich alle wieder erholt hatten, holte Honoka ihr D-Maak heraus und erforschte die Daten des Digimons.

„Evilmon, Level: Champion, Böses Digimon, Typus: Virus, Attacke: Alptraumschock, zweite Attacke: Kratzen.“

„Und was hat das jetzt genau zu bedeuten?“, wollte Nayuta verwirrt wissen und sah sie dabei an.

„Keine Ahnung, ich wollte das nur auch einmal machen“, erklärte sie und musste dabei lachen.

„Wenn nur Takomon hier wäre …“, äußerte sich Yukiko leise und traurig und ließ den Kopf hängen, „ohne es bin ich ja nutzlos …“

Doch es blieb niemanden mehr Zeit zuzustimmen, oder ihre Aussage zu verneinen, denn Evilmon griff erneut an und steuerte direkt auf das deprimierte Mädchen zu und im letzten Augenblick konnte Takomon mit seinem Wirbeltornado Verletzungen verhindern.

„Takomon!“, schrie Yukiko erfreut.

„Ich habe ja gesagt, dass ich dich beschützen muss …“, entgegnete es nur und setzte sich auf eine Laterne.

„Zu viert werden wir es ja wohl mit diesem kleinen Digimon aufnehmen können!“, äußerte sich Honoka selbstbewusst, doch jetzt war das böse Digimon völlig wütend und sah auch gar nicht mehr so ungefährlich aus.

Die vier Partner der Digi-Ritter stellten sich beschützend vor sie und waren zum Kampf bereit, aber irgendetwas stimmte nicht mit dem Boden. Er begann plötzlich leicht zu beben und sogar Evilmon fragte sich, woher die Erschütterung plötzlich kam.

„Ist das ein Erdbeben?“, stellte Nayuta die Fragen aller Fragen und sah sich verstört abwechselnd nach links und rechts um.

Die Menschen, die neugieriger waren als vorsichtig und die seltsamen Kinder, die mit der Luft redeten, beobachteten, gerieten wieder einmal alle in Hysterie wegen dem „Erdbeben“.

„Ich glaube eher nicht!“, antwortete ihm sein Kumpel und zeigte auf ein Loch im Boden, das immer größer wurde. Sofort zeigte sich noch ein digitales Monster und es sah genauso böse aus, wie das andere.

Rico hielt sein D-Maak noch immer einfach so in der Hand und aus heiterem Himmel fing es einfach zu leuchten an. Der Junge betrachtete es genauer und stellte fest, dass dieselbe Anzeige aufgetaucht war, wie auch bei dem rosahaarigen Mädchen, nur, dass eben jetzt dieses Digimon abgebildet war.

„Drimogemon, Level: Champion, Tier-Digimon, Typus: Datei, Attacke: Eisenbohrer, zweite Attacke: Knochenbrecher“, las er vor und seine Blicke wanderten wieder zu dem riesigen Digimon.

Das kleinere der beiden Wesen schleuderte wieder eine Attacke ab, genau in die Mitte der Truppe und diese trennte sich somit in zwei Gruppen. Yukiko und Rico wichen mit ihren Partnern nach links aus und die anderen zwei in die entgegengesetzte Richtung.

Evilmon nahm sich jetzt Honoka und Nayuta vor, die aus Panik wegrannten. Das andere trampelte mit Gebrüll auf die übrigen Menschen zu.

Die Purpurhaarige und der Braunhaarige nahmen ihre Beine in die Hand und rannten was das Zeug hielt, Bowimon war auf seinen Digi-Ritter gesprungen, weil es nicht so schnell laufen konnte und sogar Takomon flog davon.

„Knochenbrecher!“, brüllte das Monster mit dem Bohrer am Schädel und zerstört mit seinem Angriff ein Wohnhaus vor den Flüchteten.

Felsbrocken fielen von überall herab und Yukiko starrte gebannt nach oben, unfähig sich zu bewegen. Schützend hielt sie ihre Arme vor ihr Gesicht, aber auch das würde nicht viel nützen, es war vorbei …

Die besten Freunde der zwei Begrabenen starrten nur auf den Haufen Steine und konnten es nicht fassen. Ihr Freunde lagen darunter und es war sehr unwahrscheinlich, dass sie diesen Fall überlebt hatten.

„Yukiko!“, konnte man nur noch das rosahaarige Mädchen schreien hören und ihre Stimme hallte durch die ganze Stadt.
 

Diesmal ist das Kapi etwas kürze, aber meine Schwester war der Meinung, dass das nichts macht.

Eigentlich wollte ich schon im nächsten Kapi Ricos tragisches Vergehen aufklären, aber da dieser Kampf sich so zaht, werdet ihr wohl noch ein weiteres abwarten müssen.

Bis meine geliebten Love-Szenen kommen, wird es auch noch eine Weile dauer, sie kennen sich ja noch nicht einmal so gut, Liebe braucht schließlich Zeit um zu gedeihen, oder?

Kiripurin

Helfende Kampferfahrungen

Honoka ließ sich langsam zu Boden sinken und ihr stiegen die Tränen in die Augen, ein paar Meter von ihr entfernt lag ihre beste Freundin unter Felsen begraben und sie hatte nichts dagegen unternehmen können und auch Nayuta ging es ähnlich. Gebannt stand er einfach nur da und war noch so unter Schock, dass er überhaupt keine Gefühle zeigen konnte.

„Hey, Honoka! Du musst aufstehen!“, befahl ihr Gissimon und versuchte sie am Arm wegzuzerren, denn Drimogemon war im Anmarsch, doch das Mädchen war zu verzweifelt, um sich zu bewegen.

Nayuta war hingegen etwas gefasster und da er stärker als das grüne Digimon war, gelang es ihm die Rosahaarige zur Vernunft zu bringen und die zwei Digi-Ritter schafften es noch rechtzeitig abzuhauen.

„Honoka! Komm wieder zu dir!“, riet der Bursche ihr und langsam tat sie das auch.

„Ich muss zu Yukiko!“, schrie sie plötzlich und befreite sich aus dem Griff des braunhaarigen Jungen.

„A-Aber …“, versuchte er sie aufzuhalten, aber er konnte sich nicht so gut durchsetzten, was sich wieder einmal bewies und das Mädchen rannte so schnell sie konnte zum Felsengrab hinüber.

„Ah! Was macht sie denn?“, schrie Nayuta hysterisch und verwirrt an sich selbst gerichtet und war hin und her gerissen, was er jetzt tun sollte.

Wenn er ihr nachlaufen würde, würde er genau wie sie in den sicheren Tod laufen, aber hätte womöglich die Chance seinen besten Freund aus den Trümmern zu befreien. Aber wenn er einfach weiterlaufen und sich irgendwo verstecken würde, könnte er sich zwar in Sicherheit bringen, würde jedoch wieder einmal als Feigling dastehen und seinen Freund, der vielleicht noch lebte, im Stich lassen.

Pumon schauten ihn fragend an, was ihn nur noch mehr verunsicherte, doch Evilmon kam schon wieder angeflogen und so hatte er zu wenig Zeit um noch länger zu überlegen.

„Ich weiß echt nicht was daran so toll sein soll, als Held dazustehen …“, murmelte er, schnappte sich seinen runden Partner mit der Antenne am Schädel und rannte Honoka hinterher.

Das Mädchen schmiss sich auf den Boden und begann die Steine aus dem Weg zu räumen. Sie merkte, wie sie von allen Menschen komisch angestarrt wurde, doch sie versuchte das zu ignorieren. Getuschel kam wieder auf, denn jeder hatte sehen können, wie zwei Teenager unter den Felsen begraben wurden.

Plötzlich trat ein Mann aus der Menge hervor und hockelte sich neben Honoka, um ihr beim Ausgraben zu helfen. Fassungslos starrte sie die Person an und langsam wurden es immer mehr Leute die es ihr gleichtaten.

Doch erst nach wenigen Minuten fiel ihr ein, was ihr Ryan letztens geraten hatte: Halte die anderen Menschen vom Schlachtfeld weg, die Gefahr ist zu groß. Schnell stellte sie das Graben ein und stand auf, um auch von allen gesehen zu werden.

„Hey Leute! Ihr müsst alle von hier verschwinden! Das ist alles viel zu gefährlich!“, versuchte sie ihnen klar zu machen, doch sie sahen das Mädchen nur komisch aus dem Augenwinkel an und gruben anschließend weiter.

„Ey, Honoka! Das andere Digimon kommt schon!“, versuchte Nayuta, der bereits bei ihr angelangt war, das Mädchen zum Aufstehen zu überreden.

„Aber wir müssen doch Yukiko befreien!“

„Hör zu, du bist ihr auch keine große Hilfe mehr, wenn du tot bist! Wir müssen doch gegen das Monster kämpfen und die anderen Leute be …“, wollte er ihr erklären, doch er wurde von Drimogemons Aufstampfen, das wie ein Erdbeben wirkte, unterbrochen und kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu beenden.

Die anderen Menschen wurden zum Glück vom Beben des Bodens so erschrocken, das sie danach gleich die Nähe des Felshaufens verließen.

Honoka konnte sich schon wieder nicht bewegen und starrte nur auf das immer näher kommende Digimon.

„Honoka!“, schrie ihr Digimon-Partner verzweifelt und rannte auf sie zu.
 

Sie öffnete langsam ihre Augen und musste feststellen, dass es sehr dunkel war, wo sie sich befand. Mühsam richtete sie sich auf und schaute sich einmal in ihrer Umgeben um.

„Endlich aufgewacht?“, fragte eine Männerstimme und das Mädchen zuckte zusammen, da sie annahm alleine zu sein.

„Ehm … sieht so aus …“, stotterte Yukiko, nachdem sie sich zu Rico, dem die Stimme gehörte, umgedreht hatte, „Wo sind wir?“

„Unter Felsen begraben, wie es aussieht“, meinte er nur.

Der Junge saß am Boden an die Felswand gelehnt und spielte mit einem kleinen Stein, den er in den Händen hielt.

Jetzt konnte sie sich wieder erinnern. Das eine Digimon hatte ein Haus zum einstürzen gebracht und sie hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie tot sein würde, aber wie es aussah, war sie das nicht. Sogar ihren Digimon-Partner hatte sie entdeckt, der hockte nämlich auch in einer Ecke und beobachtete sie wie eine Eule.

„Wie haben wir das überlebt?“, wollte das Mädchen nach einer Weile wissen und wendete sich eher an den Jungen, sie war es noch nicht gewohnt mit einem Vogel zu sprechen.

„Frag deinen Partner …“, meinte Rico aber nur und drehte seinen Kopf weg, wenn es nicht unbedingt nötig war, wollte er anscheinend wirklich nicht reden, „der hat uns gerettet.“

„Takomon?“, fragte sie etwas ungläubig, doch das Tierdigimon drehte sich nur weg und würdigte sie keines Blickes.

„Es hat uns durch seinen Wirbeltornado gerettet!“, klärte Bowimon auf, da sich die anderen weigerten mir dem Mädchen zu reden.

„Danke, Takomon ….“, bedankte sie sich bekam aber nur ein Gemurmel als Antwort, das sie nicht verstand.

„Seit wann weißt du eigentlich etwas über Digi-Ritter?“, wollte die Purpurhaarige wissen.

Sie hasste es, wenn man sie ignorierte oder anschwieg, also hatte sie sich angewöhnt irgendeinen Blödsinn zu fragen, auch wenn es ihr noch immer schwer viel zu reden, besonders bei gutaussehenden Jungs, zu denen Rico definitiv zählte.

„Seit ein paar Tagen, ich habe einmal Alice‘ Digimon in der Küche gesehen und dann hat sie mir alles erklären müssen“, entgegnete er ihr und tätschelte sein Digimon ein bisschen am Kopf.

„Ich will ja nicht aufdringlich sein, aber woher kennt ihr euch so gut? Ihr seid zwar nicht oft zusammen zusehen, aber im Gegensatz zu den anderen redet ihr schon viel“, fragte sie weiter, sie hoffte, dass sie ihm nicht schon auf die Nerven ging.

„Wir sind Geschwister, sogar Zwillinge“, meinte er nur knapp und sah sie dabei an.

Das Mädchen wendete ihren Blick ab, immer wenn sie jemanden beim Reden in die Augen sah, hatte sie das Gefühl, dass ihr die Röte ins Gesicht schoss, ob das wirklich so war, wusste sie nicht, aber wenn doch, wollte sie nicht, dass das jeder sah.

„Ehm … ‘tschuldigung, das wusste ich nicht …“

„Schon okay, ich bin mir nicht einmal sicher ob das überhaupt jemand weiß. Die, die mit uns in einer Klasse sind denken auch, dass es nur Zufall ist, dass wir den gleichen Nachnamen haben, die sind glücklich, wenn sie nichts mit mir zutun haben müssen …“

Yukiko wusste nicht was alle hatten. Er war doch eh nett und man konnte mit ihm normal reden, zumindest viel es ihr bei ihm leichter als bei manch anderen. Langsam glaubte sie den Gerüchten nicht mehr und lieber dem, dem sie selber begegnete.
 

„Gissimon digitiert zu … Latreemon!“, hörte Honoka auf einmal ihr Digimon reden und öffnete langsam ihre Augen, die sie vor Angst geschlossen hatte. Vor ihr stand plötzlich ein seltsamer Baum, der ziemlich lebendig wirkte und bei dem sie irgendwie das Gefühl hatte, dass es Gissimon war.

„G-Gissimon?“, fragte sie verwirrt und streckte ihre Hand nach ihm aus.

„Ich bin digitiert und heiße jetzt Latreemon …“, erklärte es und drehte sich leicht zu ihr nach hinten und berührte ihre Hand.

„Latreemon, Level: Champion, Pflanzendigimon, Typus: Serum, Attacke: Kugelgeschoss, zweite Attacke: Wurzelstock”, erforschte Nayuta das Digimon, nachdem sein D-Maak plötzlich gepiept hatte und es ohne seine Erlaubnis angegangen war.

„D-Du bist wirklich digitiert! So wie Ryans Digimon!“, weinte Honoka fast voller Freunde und war schließlich, nachdem sie aufgestanden war, bereit, den Kampf mit dem Bösen aufzunehmen, „Los Latreemon! Wir machen es fertig!“

Drimogemon, das sich ebenfalls erhoben hatte, nachdem es von Honokas Partner weggeschleudert wurde und Evilmon waren auch bereit zu kämpfen und standen nun dem baumartigen Monster gegenüber.

Nayuta und sein orangener Partner beobachteten alles nur aus einer Entfernung, sie würden doch eh nur im Weg sein.

„Willst du nicht auch kämpfen?“, fragte er es, aber es sah nicht so aus, als ob es wollen würde. Aus irgendeinem Grund sprach es nicht, aber er konnte es trotzdem verstehen.
 

„Hime, das D-Maak piept!“, wurde Alice etwas panisch und sah sie auch genauso an. Die zwei Klassen waren inzwischen schon an ihrem gewünschten Ziel angelangt und sahen sich nun irgendwelche Steine an.

„Ich hör’s auch, aber wir können hier nur schlecht weg“, entgegnete ihr die Angesprochene.

„Ich schreib Rico und frag ihn, ob eh alles in Ordnung ist …“, meinte das orangehaarige Mädchen und wollte schon von ihrem D-Maak aus ihren Bruder benachrichtigen, doch ihre beste Freundin hielt locker ihre Hand fest.

„Vielleicht ist das die perfekte Gelegenheit, dass er und sein Freund ihre Digimon bekommen. Du machst dir doch keine Sorgen um ihn, oder?“

„Nein! Ich doch nicht, er wird schon alleine zurecht kommen … hm, es sind drei rote Punkte, das heißt drei Digimon und zwei könnten davon zu Rico und Nayuta gehören.“

Aber da irrte sie sich etwas, denn schließlich zeigte das D-Maak nur jene Digimon an, die auch in Aktion waren und in dem Fall waren es zwei Böse, sollte sie sich nicht doch lieber Sorgen machen?
 

Wieder bei Rico und Yukiko, die es schafften sich den Rest der Zeit anzuschweigen. Draußen hörte man, dass irgendwer kämpfte und das Mädchen äußerte sich gleich dazu um die peinlich Stille zu durchbrechen.

„Hoffentlich ist ihnen nichts passiert …“

„Nayuta wird schon aufpassen, dass dem Mädchen nichts zustößt.“

„Und was wenn …“, wollte sie anfangen zu fragen, doch sie wurde von einem Loch in der Wand unterbrochen, das immer größer wurde. Die vier Gefangenen schauten nur unglaubwürdig hinaus, bis sich endlich Honoka zeigte.

„Yukiko! Du lebst!“, freute sich das rosahaarige Mädchen und wollte schon den Felsgraben betreten, doch ihr großes Digimon hielt seinen Arm, der in dem Fall ein Ast war, vor sie, damit sie nicht weiter gehen konnte.

„Kommt lieber schnell raus! Wer weiß, wie lange das haltet“, befahl es und die Menschen und ihre Digimon rannten so schnell wie möglich raus. Dort konnte es dann endlich die langersehnte Umarmung geben und auch Nayuta freute sich seinen Freund wieder zusehen.

„Ich hätte gedacht …“, wollte er erklären, doch Rico unterbrach ihn.

„Halt die Klappe. Ich bin doch jetzt wieder da.“

Doch sie waren unvorsichtig und bemerkten nicht, wie sich Evilmon noch unter einem Felshaufen bewegte. Honoka hatte vergessen, die Digimon wieder in ihre Welt zurückzuschicken, das war ein fataler Fehler gewesen.

Blitzschnell schoss es in die Luft und flog auf Nayuta und Rico zu. Überrascht wie sie waren, konnten sie nicht mehr ausweichen, doch wie durch ein Wunder retteten Bowimon und Pumon ihre Partner, indem sie aufs Rookie-Level digitierten und konnten dem bösen Digimon den Gnadenstoß versetzten.

„Hast du etwa vergessen, die Monster in die Digi-Welt zurückzuschicken?“, fragte Yukiko verstört an ihre beste Freundin gerichtet.

„Ups … das habe ich wohl wirklich! Tut mir Leid!“, entschuldigte sie sich und kratzte sich verlegen am Kopf.

„Du hast dich auch plötzlich verändert …“, stellte der kleinere der beiden Jungs fest und tippte Kirbymon vorsichtig an.

Es antwortete ihm nur mit einem seltsamen Gepiepe, das niemand außer ihm verstehen konnte und weswegen er gleich angesprochen wurde.

„Kannst du es etwa verstehen?“, fragte seine bester Freund verwundert.

„Ja, irgendwie schon, ich glaube, dass liegt daran, dass es mein Digimon ist“, antwortete er ihm, war sich aber selbst nicht ganz sicher.

„Rico!!!“, schrie Acimon voller Freude und warf sich seinem Partner um den Hals.

„Was?!“, entgegnete er ihm nur etwas angewidert und versuchte es von sich loszumachen, doch es war sehr hartnäckig, er hasste es angegriffen zu werden.

Die zwei Jungs wendeten sich dann wieder den Mädels zu, die anscheinend Probleme dabei hatten, die Digimon wieder zurückzubefördern. Also nahm Rico alles in die Hand und richtete einfach sein D-Maak auf Drimogemon, das etwas weiter weg lag. Nach einmal orangenem Licht war es plötzlich verschwunden und danach kümmerte er sich gleich um das nächste. Die anderen Digi-Ritter beobachteten ihn aufmerksam. Wie ihm das so leicht von der Hand ging, obwohl er das Ding heute zum ersten Mal benutzte.
 

„Was wisst ihr eigentlich so über … Digimon?“, fragte Honoka nach einer Weile neugierig und schaukelte auf der Schaukel hin und her.

Es dämmerte bereits und die vier hatten beschlossen sich noch ein wenig zu unterhalten und sich dabei auf den nächstgelegenen Spielplatz zu begeben. Ihre Digimon waren natürlich auch dabei, nur spielten diese etwas weiter weg miteinander.

„Da fragst du lieber Rico, mein Wissen über diese Wesen habe ich von ihm“, meinte der Braunhaarige und ließ seine Beine hängend hin und her schwingen, als er auf dem Klettergerüst hockte.

Also sah das Mädchen zu dem gemeinten Jungen, der auf der Parkbank saß und wartete auf seine Antwort, die dann auch wenig später kam.

„Ich weiß auch nicht viel, meine Schwester hat mir alles erklärt, sie hat ihr Digimon schon seit ein paar Monaten und ihre Freundin auch.“

„Deine Schwester? Du meinst die von gestern war deine Schwester?“, wiederholte es die Rosahaarige noch einmal und er antwortete ihr nur mit einem Nicken.

„Und was ist mit euch? Ihr scheint eure Digimon auch noch nicht so lange zu haben. Hat euch irgendwer über sie informiert?“, wollte der Kleine wissen.

„Ja, wir kennen noch zwei andere … Digi-Ritter …“, erklärte diesmal die andere, die sich auf einer Kletterstange, die zu dem Klettergerüst gehörte, auf dem Nayuta saß, befand.

„Yukiko! Wir sollten doch nichts sagen!“, schimpfte ihre Freundin mit ihr, sie konnte nicht fassen, dass sie das einfach ausplaudern wollte.

„Warum sollten wir etwas vor ihnen verheimlichen? Sie haben uns doch auch alles erzählt, was sie wissen und überhaupt können wir ihnen vertrauen …“, verteidigte sie sich und fiel fast runter.

„Aber … wir haben es Ryan doch versprochen!“

Als Rico den Namen hörte verfinsterte sich seine Miene noch mehr, als sie soundso schon war. Die zwei sprachen sicher von dem Ryan, den er und seine Schwester so verabscheuten, er hasste diesen Typen einfach nur und wollte am besten nichts mit ihm zu tun haben.

„Wir sagen es ihm morgen … und Shunichi. Wie wär’s, wenn wir uns einmal alle acht treffen?“, schlug Yukiko vor und wendete sich jetzt den Jungs zu, „Ihr sagt den Mädchen, dass sie morgen um sechs am Abend hier am Spielplatz sein sollen und wir berichten den Jungs davon.“

„Okay, das hört sich gut an, was sagst du Rico?“, meinte der Junge und wollte auch die Meinung seines besten Freundes wissen.

„Einverstanden …“

„Honoka?“, fragte sie dann noch die Letzte, von der das Einverständnis fehlte.

„In Ordnung, dann treffen wir uns morgen um sechs wieder hier“, willigte auch sie ein, ihr war etwas unwohl dabei, das Versprächen, das sie an ihren Schwarm gegeben hatte, zu brechen.

„Dann bis morgen“, verabschiedeten sich die männlichen Personen, erhoben sich und machten sich auf den Heimweg, die Mädels blieben noch kurz sitzen.

„Wusstest du, dass Rico mit Alice verwandt ist?“, forschte das rosahaarige Mädchen nach.

„Er hat es mir gesagt, als wir unter den Felsen begraben waren. Was hältst du eigentlich von ihm?“, entgegnete sie ihr und stellte eine Gegenfrage.

„Ich weiß nicht, er wirkt eigentlich eh nicht so böse und wie ein Rowdy schon gar nicht, aber irgendwo müssen die Gerüchte doch hergekommen sein“, erklärte sie ihr und darauf folgte ein seltsames Schweigen, „Ich hatte echt Angst dich zu verlieren …“

„Ich sterbe nicht so leicht“, lachte die purpurhaarige nach einer Weile, nachdem sie überlegt hatte, was sie darauf antworten sollte.

„Das ist nicht lustig, ich meine es ernst“, stellte sie etwas wütend klar.

„Tut mir Leid, ich hatte auch Angst …“

„Ich bin zwar froh, dass wir sie jetzt haben, aber wenn das der Preis dafür ist, möchte ich lieber, dass alles wieder so ist wie früher …“, klärte sie ihre Freundin über ihr Denken auf und sah dabei zu ihren zwei Digimon.

„Ich verspreche dir, dass ich auf mich aufpassen werde“, meinte die Purpurhaarige und sprang von der Kletterstange um zu ihrer Freundin zu gehen und ihr die Hand entgegen zu schrecken, „aber lass uns jetzt nach Hause gehen.“

Sie erwiderte das nur mit einem Nicken und nahm die Aufstehhilfe mit einem Lächeln entgegen. Die zwei riefen noch ihre Digimon und verschwanden dann in der Dämmerung …
 

„Wir wurden gestern von einem Digimon angegriffen …“, erklärte Rico seiner Schwester beim Frühstück.

Das Mädchen war gestern erst um zehn Uhr nach Hause gekommen und da sie so fertig gewesen war, hatte er sie nicht mehr nerven wollen. Die zwei konnten immer ungestört reden, sie waren schließlich fast immer alleine, doch das waren sie mittlerweile schon gewohnt.

„Ich weiß, ich hab’s auf meinem D-Maak gesehen“, meinte sie kurz und biss ein Stück von ihrem Nutellabrot ab.

„Ich erwarte ja nicht, dass du die Sorgen um mich gemacht hast, aber interessiert dich nicht, was passiert ist?“

„Hab ich auch nicht, erzähl’s mir halt, wenn du unbedingt willst“, äußerte sie sich nur abweisend, doch als dann Acimon hinter ihrem Bruder hervor sprang, zauberte es ein Lächeln auf ihr Gesicht.

„Ich bin Acimon!“, stellte es sich vor und sprang auf und ab.

„So ein süßes Digimon passt gar nicht zu dir.“

„Aber ich bin süßer, oder?“, kam Naokimon gähnend aus Alice‘ Zimmer, tapste auf die Yurikokas zu und gewann die ganze Aufmerksamkeit.

„Natürlich, komm her“, beruhigte Alice es und das digitale Wesen hüpfte auf ihren Schoß.

„Nimm dir heute nichts für sechs Uhr vor und komm zum Spielplatz“, forderte der Braunhaarige sie auf, schnappte seine Schultasche und holte sein D-Maak heraus.

„Wieso sollte ich das tun, wenn du mir nicht einmal sagst, warum ich hingehen soll?“, wollte sie wissen und drehte sich zu ihrem Bruder, der gerade sein Digimon in sein D-Maak einschloss.

„Wir werden die neuen Digi-Ritter kennen lernen, tschau“, gab er ihr nur nüchtern Auskunft, öffnete die Eingangstür und schloss sie anschließend hinter sich.

„Was meinst du mit „neu“?“, schrie sie ihm nur hinterher, doch er reagierte nicht mehr darauf, „Rico!!!“

Die zwei wohnten zwar in der gleichen Wohnung und standen zur gleichen Zeit auf, aber das hieß noch lange nicht, dass sie auch gleichzeitig in die Schule gehen musste und so Rico immer früher als sie da war. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum so wenige wussten, dass die zwei Geschwister waren, auch wenn sie denselben Nachnamen hatten.
 

Als Honoka, die wie immer unpünktlich war, beim ausgemachten Treffpunkt ankam, waren bereits alle da und warteten ungeduldig und schweigend auf sie.

„Hey Leute, tut mir Leid, dass ich ein bisschen zu spät bin, aber ich hab noch was erledigen müssen“, erklärte sie, als sie schnell zu ihnen hinlief.

Nur ihre Freundin Yukiko begrüßte sie, die anderen sahen sie nur kurz an, starrten anschließend weiter auf den Boden und beachteten sie nicht weiter, was sie sehr unhöflich fand. Das Mädchen setzte sich neben ihre Freundin auf den Rand einer Sandkiste und musterte einmal ihre Umgebung.

Natürlich blieben ihre Blicke zuerst bei ihrem Schwarm Ryan hängen, der cool an einer Wand des Klettergerüstes lehnte und in der Dämmerung einfach nur umwerfend aussah. Auf der Parkbank saß Rico, der in der Dunkelheit noch unheimlicher aussah als sonst, und neben ihm sein Kumpel Nayuta. Shunichi saß auf dem untern Teil der Rutsche und stützte seine Hände auf seinen Knien ab. Die restlichen zwei Mädchen, also Hime und Alice, besetzten die Schaukeln.

Eine Weile sagte niemand ein Wort und eine peinliche Stille legte sich über den Spielplatz, doch dann brach Ryan diese und wendete sich an Yukiko und Honoka.

„Also … Wie ich sehen habt ihr uns verraten …“

„Wir können ihnen vertrauen“, argumentierte Honoka schwer getroffen.

„Ich hatte gedacht wir können euch vertrauen“, entgegnete wieder der Weißhaarige, griff in seine Hosentasche und zündete sich eine Zigarette an.

„Lass sie doch, Ryan“, brachte auch Shunichi etwas ein und versuchte seinen Freund zu beruhigen, doch das war nicht so einfach.

„Wieso sollte ich? Sie haben uns doch versprochen, dass sie es für sich behalten. Bald weiß die ganze Welt das es Digimon gibt und dass wir Digi-Ritter sind, oder was?“

Die angesprochenen Freundinnen fühlten sich schlecht, war es so falsch gewesen, den anderen davon zu erzählen?

„Reg dich ab … und mach das Ding aus … das stinkt ja fürchterlich …“, meinte jetzt Alice aus heiterem Himmel, der der Rauch von Ryans Zigaretten in die Nase gestiegen war.

„Du hast mir gar nichts zu befehlen.“

„Könntet ihr einmal alle ruhig sein?“, schrie der Schwarzhaarige plötzlich und alle Aufmerksamkeit lag nun auf ihm, „Das ist ja nicht zum aushalten! Wir sind doch hier, damit wir alle die anderen ¬Digi-Ritter kennen lernen und nicht um uns zu streiten!“

„Und was schlägst du vor?“, wollte Hime wissen, die seit sie ihren besten Freund hier gesehen hatte, nicht so gut auf ihn zu sprächen war.

Der Schwarzhaarige war auch nicht gerade sehr angetan davon, dass seine beste Freundin ihm verschwiegen hatte, dass sie auch ein Digi-Ritter war, aber es schien sie mehr zu stören als ihn …
 

„Hast du schon eine Ahnung, wer die anderen Digi-Ritter sein könnten?“, fragte Shunichi, der sich gerade auf den unteren Teil einer Rutsche setzte und redete natürlich mit seinem Kumpel Ryan, denn sie waren die ersten, die am Spielplatz aufkreuzten.

„Ne, keine Ahnung, aber erstens geht es mir am Nerv, dass wir als einziger pünktlich sind und zweitens finde ich es unverzeihlich, dass uns diese zwei Mädchen verraten haben …“, stellte er klar und widmete sich anschließend den zwei Personen, die Nayuta und Rico waren und gerade ankamen, „Na toll, das Muttersöhnchen und der Rowdy, kann’s noch schlimmer kommen?“

Wortlos platzierten sich die beiden auf der Bank und beachteten den Mädchenschwarm nicht weiter. Der ältere der beiden konnte nicht fassen, dass es wirklich der Ryan war, den er befürchtet hatte und den er so sehr hasste. Und der Typ sollte solche guten Taten verbringen, wie seine Schwester? Das konnte er nicht glauben …

Nach ein paar Sekunden kam dann auch schon Yukiko, die schon ganz nervös wegen dem Treffen war, weil sie alleine kam, ohne Honoka. Also ging sie auf die Sandkiste zu und musste böse Blicke von dem Weißhaarigen einstecken, denen sie versuchte auszuweichen.

„Wo ist deine Freundin?“, wollte er dann mit einem verachtenden Ton in der Stimme wissen und sah sie noch immer genauso an wie vorher, „Ich hätte gedacht, ihr hängt sowieso immer zusammen.“

„Sie hat mich dar weil vorgeschickte …“, meinte sie einige Sekunden später, denn sie musste erst überlegen, was sie darauf entgegnen sollte und schämte sich dafür, dass sie ihr Geheimnis ausgeplaudert hatte.

Zum Glück kamen dann auch schon Alice und Hime, die unglaubwürdig in der Mitte des Platzes stehen blieben.

„Das glaub ich jetzt nicht …“, äußerte sich die Orangehaarige und meinte damit natürlich Ryan.

„Shunichi?“, fragte die andere und war genau so überrascht wie ihr bester Freund selbst, „Was machst du hier?“

„Das gleiche könnte ich dich auch fragen“, antwortete er auf ihre Aussage und sah ihr nach, wie sie sich mit ihrer besten Freundin auf die zwei Schaukeln setzte. Warum hatte sie ihm nie etwas davon erzählt? Okay, er hätte dasselbe machen sollen, aber sie sprachen immer über alles. Er würde sie auf dem nach Hause-Weg abfangen, um wieder alles richtig zu stellen.
 

„Wie wär’s wenn wir einfach normal reden, jeder nach einander und nicht alle auf einmal?“, ging er Hime so an, wie sie ihn angegangen war.

„Okay, dann werde ich einmal anfangen“, bestimmte Ryan einfach einmal und begann zu reden, „Wir, also Shunichi und ich, finden es ziemlich gut, wie es jetzt ist. Wir sind schon zwei Monate alleine zurecht gekommen, wir benötigen eure Hilfe nicht, von euch allen.“

„Wir haben mindestens genau so viele Digimon wieder in ihre Welt zurück geschickt wie ihr, wahrscheinlich auch mehr und ihr verlangt von uns, dass wir euch einfach zuschauen?“, meinte Alice ebenfalls von sich selbst überzeugt.

„Wir hätten das auch alleine geschafft“, erwiderte er giftig und war nicht bereit, diesem Streit nachzugeben.

„Du bist doch froh, dass wir nicht auf alle Digimon reagieren müssen. In letzer Zeit, freut’s dich sowieso nicht mehr“, musste ihm sein bester Freund widersprechen und wurde gleich darauf von ihm angegangen.

„Auf welcher Seite bist du eigentlich?“

„Auf gar keiner. Ich bin der Meinung, dass wir gemeinsam gegen die digitalen Monster kämpfen sollten, alle“, erklärte er gut überlegt und leises Gemurmel kam auf, doch dann machte er einen Vorschlag, „Stimmen wir doch einfach ab.“

„Von mir aus … also, wer ist …“, wollte Ryan anfangen zu fragen, doch er wurde noch einmal von seinem Kumpel aufgehalten.

„Und was ist mit den Digimon?“

Also holten alle ihr D-Maak raus und alle Digimon standen dann vor ihnen. Yukiko kam sich etwas blöd vor, weil sie ihres nicht eingesperrt hatte, sondern es frei herum flog, worauf sie gleich von dem Obermaker angesprochen wurde.

„Was ist mit dir? Schaffst du es noch immer nicht es einzusperren?“, fragte er noch immer abweisend und als er dann ein Kopf-Schütteln zur Antwort bekam stieß er einen etwas genervten Seufzer aus.

„Also, es gibt zwei Möglichkeiten, erstens, wir kämpfen alle gemeinsam und erscheinen auch immer alle wenn ein Kampf stattfindet und zweitens, wir arbeiten getrennt und stehen uns immer im Weg. Also wer ist für die erste Möglichkeit?“, erklärte Shunichi und wartete schon gespannt auf das Ergebnis.

Es zeigten Shunichi selbst, die erst vor kurzem dazu gestoßenen außer Rico und alle Digimon außer Takomon auf. Bei der Gegenprobe die Restlichen, also hatte sich niemand seiner Stimme enthalten.

„Dann wäre das ja wohl geklärt“, brachte nun Honoka ein, stand auf und klopfte sich ihren Hintern ab, „können wir jetzt alle gehen?“

„Ja, ist ja alles geklärt“, antwortete ihr ihr Schwarm genervt und machte sich auf den Weg nach Hause, ohne sich zu verabschieden, niemand war es Wert, heute nicht einmal sein Freund.
 

Nach einer Weile war niemand mehr am Spielplatz und wie geplant fing Shunichi Hime kurz vor ihrem Haus ab, um sie zur Rede zu stellen.

„Hime! Warte!“

„Hm …“, entgegnete sie ihm nur, blieb stehen und drehte sich zu dem Jungen um.

„Hey, du hast keinen Grund mehr angefressen zu sein als ich, also sei jetzt nicht so und rede normal mit mir“, forderte er sie auf und sah ihr dabei tief in die Augen.

„Ich bin ja nicht angefressen, nur enttäuscht …“, antwortete sie ihm und sah dabei traurig zu Boden.

„Du hättest es mir genau so sagen können, wir sind beide Schuld“, stellte er klar und versuchte das so beruhigend wie möglich zu sagen.

„Ja, aber ich ärgere mich selber darüber, dass ich nicht von Anfang an ehrlich zu dir war, du hättest mir sicher geglaubt, spätestens wenn ich dir Fikadamon gezeigt hätte …“

„Können wir das nicht einfach vergessen? Das ist doch jetzt eine Sache mehr die uns verbindet.“

„Ja gut, dann bis morgen in der Schule“, grinste sie auf einmal und verschwand in ihrem Garten.

„Tschau!“, rief er ihr noch hinterher und hob die Hand zum Abschied.
 

In letzter Zeit gefällt mir überhaupt nichts mehr, was ich schreibe und das war schon wieder so ein langweiliges Kapi, aber im nächsten kommt endlich Ricos Geschichte zum Vorschein!

Ich werde jetzt versuchen jedes Monat ein Kapi hochzuladen.

Ach ja, bevor ich’s vergess: Habt ihr etwas dagegen, wenn ich ein Bild hoch lade, bei dem man sich ausmalen könnte, wär einmal zusammen kommt? Ich weiß ja nicht, wie die Sicht des Lesers ist, aber ich könnte mir das eigentlich ausmalen (das ist so klische-mäßig -.-). Es wäre natürlich toll, wenn es nicht so wäre, aber lasst mich das bitte wissen!

Kiripurin

Schreckliche Vergangenheit

Noch in der Nacht, als das erste Treffen aller Digi-Ritter statt fand, kam Alice verängstigt aus ihrem Zimmer, um zu sehen, was oder wer im Vorzimmer so einen Krach machte. Es war ihr Vater, der alle Dinge, die in seiner Nähe waren, zerstörte und über seine Frau schimpfte.

„Papa, hör auf“, meinte sie leise und blieb im Türrahmen stehen, doch er bemerkte sie nicht und so ging sie zu ihm hin und wiederholte ihre Aufforderung, „Papa, hör doch auf alles zu zerstören!“

„Lass mich in Ruhe!“, schrie der Mann sie nur an und stieß sie weg.

„Was hast du denn in letzter Zeit? So warst du früher nie!“, versuchte sie es noch einmal und sie hatte innerlich mehr Schmerzen als körperlich.

„Das verstehst du nicht! Geh wieder schlafen und träume dich in deine schöne kleine Welt.“

„Dich interessiert es gar nicht, wie es Rico und mir geht, wenn du dich zur Abwechslung mehr um uns kümmern würdest, wüsstest du, dass wir das schon lange nicht mehr können!“

„Jetzt werd nicht frech, Kleine! Was habt ihr schon für Probleme? Das ist doch alles Kinderkram, ihr wisst doch überhaupt nichts vom wahren Leben!“

„Nein? Als ob es uns nicht treffen würde, dass unsere Eltern sich andauernd streiten!“

„Du kleines …“

„Mama hat Depressionen und heult den ganzen Tag und du säufst dich jede Nacht an und kommst betrunken nach Hause …“, warf sie ihm an den Kopf, doch das ließ er sich natürlich nicht gefallen und holte mit seiner Hand zum Schlag aus.

Das Mädchen kniff die Augen zusammen und wartete auf den Aufprall und den darauffolgenden Schmerz, doch es kam nichts. Langsam öffnete sie ihre Augen und musste feststellen, dass sich ihr Bruder vor sie gestellt hatte und den Schlag, dessen Hand sich zu einer Faust geballt hatte, aufs Auge kassiert hatte.

„Rico …“, brachte sie nur heraus und stand noch unter Schock.

„Geh, Alice …“, befahl er ihr, wendete seinen bösen Blick von seinem Vater aber nicht ab und hörte, wie ihm seine Schwester folgte.

„Hey, ich bin noch nicht fertig mit dir!“, meinte der Vater, doch Rico ließ ihn nicht durch und von seinen böse funkelnden Augen verängstigt, verließ er schnell die Wohnung.
 

„Na, Yurioka“, begann einer der Lehrer der 10-C, der ihn nicht wirklich leiden konnte, am nächsten Tag in der Schule, seine Frage, „hast du dich schon wieder geprügelt?“

Der Junge sagte kein Wort, er schwieg nur und sah den Fragenden mit seinem bösen Blick herablassend an und spielte dabei mit seinem Bleistift. Natürlich meinte der Professor, das blaue Auge, das er sich gestern von seinem Vater geholt hatte, doch der Braunhaarige hatte keine Lust, irgendetwas zu entgegnen oder zu streiten.

Seine Schwester beobachtete das alles nur still aus der letzten Reihe, wo mit Hime ihr Stammsitzplatz war. Sie hatte Schuldgefühle, wenn sie ihren Vater gestern nicht so gereizt hätte, hätte Rico nicht dazwischen gehen müssen und würde jetzt nicht von so einem blöden Lehrer angegangen werde.

Immer wenn es um Rico ging, oder er in irgendeine Situation verwickelt war, war es rundherum ganz Still. Jeder hatte Angst vor dem Jungen, außer Alice, Hime und natürlich Nayuta, die waren nämlich auch die einzigen, die daran glaubten, dass an den Gerüchten irgendetwas nicht stimmte. Was genau passiert war, wussten selbst die drei nicht.

„Du musst mich gar nicht so böse anschauen, willst du mich etwa auch verprügeln?“, machte er weiter, schrieb dabei etwas ins Klassenbuch und erhob sich anschließend wieder von seinem Sessel, um auf den Tisch von Nayuta und Rico zuzugehen, „Na, und was machen wir schon wieder, Sakuragi?“

Schnell verdeckte der angesprochene Junge die Einkaufsliste, die er gerade geschrieben hatte, um sie nach der Schule zu erledigen. Der Lehrer hatte ihn schon einmal Nachsitzen lassen, nur weil er das machte und wenn er noch einmal erwischt werden sollte, würde ihn sein Vater stundenlang anschreien. Als bester Freund von Rico hatte man eben nicht so einen guten Ruf, zumindest nicht bei dem Großteil der Lehrer.

„Wie oft …“, wollte er schon anfangen zu schimpfen, doch der der Sitznachbar des Kleinen griff nach der Hand des Lehrers und hielt sie fest.

Schnell zog er die Hand zurück und rieb sich seine Handknochen, der braunhaarige Junge hatte nicht gerade leicht zugegriffen. Der Lehrer hörte auch sofort auf, denn auch er fürchtete ihn und wollte nicht zu weit gehen, er wollte schließlich nicht riskieren, dass auch er von ihm geschlagen wurde.

Und so wurde der Unterricht in seltsamer Stiller fortgesetzt. Immer wenn etwas mit dem Rowdy zu tun hatte, trauten sich die anderen nicht zu reden und das war fast jeden Tag mindestens ein Mal. Aber er war das schon gewohnt. Gemieden zu werden, war für ihn nichts Neues und das man in seiner Gegenwart lieber die Klappe hielt auch.
 

„Was genau ist eigentlich vor einem Jahr vorgefallen?“, fragte Yukiko plötzlich ihre beste Freundin auf dem Heimweg von der Schule.

„Was meinst du?“, wollte die Rosahaarige etwas verwirrt wissen und nahm ihren Schlecker kurz aus dem Mund.

„Na Rico, was hat er eigentlich gemachte?“, erläuterte sie ihre Aussage und starrte dabei gerade aus.

„Was denn, das weißt du nicht?“

„Doch, er hat einen Lehrer verprügelt und seitdem geht ihm jeder aus dem Weg und hat Angst vor ihm, aber warum hat er das gemacht?“

„Naja, da war so ein Mädchen von der 10-A, also damals war sie noch in der 9-A, aber auch egal. Auf jeden Fall hat sie behauptet, von diesem Yurioka belästigt worden zu sein und als der Lehrer, der seitdem die Schule verlassen hatte, dazwischen gehen wollte, hat Rico ihn zusammen geschlagen. Das Mädchen war so geschockt, dass sie sich nicht bewegen konnte und später kam dann zum Glück ein anderer aus der 12. oder so vorbei und hat Rico gestoppt. Dann hat irgendwer einen Krankenwagen gerufen und wie sich dann heraus stellte, hat sich der Lehrer zwei Rippen und die Nase gebrochen.“

„Aber wieso hat Rico ihn zusammen geschlagen, wenn er ihn nur aufhalten wollte? Da muss er doch nicht gleich so aggressive werden …“

„Das Mädchen hat die Situation erklärt und Rico widersprach nicht, bei ihre Erklärung. Sie behauptete, dass er den Lehrer sowieso nicht leiden konnte, weil er ihm eine schlechte Note gegeben hätte und weil er gereizt war, wollte er sich das Gequatsche von ihm nicht anhören und schlug zu. Er machte weiter, weil ihm angeblich alles wieder einfiel, was er gegen den Lehrer hatte und wenn der eine aus der Oberstufe ihn nicht gestoppt hätte, wäre es fraglich geworden, wie die ganze Geschichte ausgegangen wäre. Ich hab diese Geschichte auch nur über 100 Ecken gehört. Warum interessiert dich das auf einmal so?“

„Ich glaube irgendwie nicht, dass er zu so etwas in der Lage wäre … Als ich mit ihm unter diesen Felsen begraben war, war er eh ganz nett …“, bezweifelte die Purpurhaarige die angebliche Vergangenheit ein wenig und blieb plötzlich stehen.

„Seit dem ist ein Jahr vergangen, vielleicht hat er gelernt, sein wahres Ich zu verbergen und tut nur so“, stimmte Honoka nicht ganz mit ihrer besten Freundin überein und bewegte sich ebenfalls nicht mehr von der Stelle, „Was ist?“

„Wie kannst du ihn verurteilen, wenn du ihn gar nicht kennst? Niemand kann bezeugen, dass das alles überhaupt wirklich vorgefallen ist.“

„Aber Rico hat’s auch nicht bestritten, warum sollte er lügen und somit ein ganzes Leben in Verachtung in Kauf nehmen? Und überhaupt wurde er später auch bei Prügeleien gesichtet.“

„Warum musst du immer so oberflächlich sein?“, rutschte es dem kleinen Mädchen heraus und sofort war sie wieder still.

„Du findest, dass ich oberflächlich bin? Warum bin ich dann mit dir befreundet? Wenn ich wirklich so oberflächlich wäre, wäre ich nie auf so ein krankhaft schüchternes Mädchen, das sich nicht einmal wehren kann, eingegangen!?“, konterte die Rosahaarige gekonnt, doch wenige Sekunden später fiel ihr auf, dass sie zu weit gegangen war und das Mädchen verletzt hatte, „Tut mir Leid … das wollte ich eigentlich nicht sagen, das ist mir so heraus gerutscht …“

„Gedacht hättest du es sowieso, auch wenn du es nicht ausgesprochen hättest …“, meinte Yukiko nach einer Weile nur und starrte mit einem Blick zu Boden, den man nur schwer deuten konnte, „Du bist aber manchmal echt oberflächlich und hörst nur darauf, was die anderen sagen … Mir tut Rico einfach nur Leid …“

„Ich weiß, du hast ja Recht, ich sollte nicht immer alles gleich nach dem ersten Mal abstempeln … aber ich versteh nicht, was du jetzt auf einmal mit dem hast“, beruhigte sich das Mädchen wieder und die beiden setzten ihren Weg fort.

„Warum wurde er eigentlich nicht von der Schule verwiesen?“

„Seine Eltern sind reich, die sollen den Direktor bestochen haben oder so … aber das sind alles nur Gerüchte ...“
 

Es war wieder einmal so weit, ein Digimon war im Anmarsch und diesmal wagten sich Rico, Nayuta, Shunichi und Hime zum Schauplatz. Die anderen kamen einfach nicht, anscheinend hatten sie etwas Besseres vor, als die Welt zu retten.

„Oh, hi! Ihr auch hier?“, fragte Shunichi verwundert, als er am angegebenen Ort ankam, „Da fehlt aber die Hälfte.“

„Alice hat gemeint, dass ich das schon alleine schaffe und überhaupt müsse sie noch etwas für die Schule machen“, erklärte seine beste Freundin, die bereits das Digimon inspiziert hatte, „Ihr müsst wohl mit mir Vorliebe nehmen.“

Die anderen zwei Jungs waren nur gebannt von dem Digimon, das sich mächtig im Meer ausbreitete. Alle ihre Partner hatten bereits das D-Maak verlassen und standen kampfbereit vor ihren Digi-Ritter.

„Mantamon, bist du bereit?“, wollte der Schwarzhaarige wissen und bekam ein Nicken als Antwort.

„Mantamon digitiert zuuu …“, schrie es und digitiere, während es ins Wasser sprang, aufs Champion-Level, „ … Aalomon!“

„Fikadamon, los! Jetzt du!“, befahl ihm Hime und streckte ihm ihr D-Maak entgegen.

„Fikadamon digitiert zuuu …“, rief es und rannte ebenfalls auf das böse Monster zu, „ … Flymon!“

„Wow … so etwas sehe ich erst zum zweiten Mal“, meinte der kleine Junge erstaunt, war aber gleichzeitig fasziniert von diesem Geschehen, „So etwas kannst du nicht, oder Kirbymon?“

Das orangene Wesen antwortete wieder nur, wie jedes Mal, mit einem Gepiepe, das nur sein Partner verstand.

„War ja klar …“, setzte er murmelnd fort und las einmal die Daten des Böden Digimons mit seinem bereits herausgeholten D-Maak, „Gesomon, Level: Champion, Weichtierdigimon, Typus: Virus, Attacke: Korall-Attacke, zweite Attacke: Tentakeln.“

Also bewegten sich alle vier Menschen, hinter ihren Digimon-Partnern, ebenfalls in Richtung Meer. Dort angekommen mussten sie feststellen, dass es schon einen großen Schaden angerichtet hatte. Eine Brücke, die über das Wasser verlaufen war, war jetzt in der Mitte gebrochen und die Fahrzeuge stauten sich schon auf beiden Seiten.

„Wir waren schon wieder zu langsam …“, äußerte sich Shunichi zu dieser Situation und ballte sie Fäuste.

„Was meinst du? Das letzte Mal haben wir doch das meiste verhindern können“, wollte der Kleine wissen und beobachtete, wie sich ihre Partner einstweilen versuchten gegen das bösen Monster durchzusetzen.

„Ryan und ich und wahrscheinlich auch Alice und Hime sind schon ein paar Monate vor euch Neuankömmlingen mit Digimon in Konflikte geraten und wir waren nicht immer rechtzeitig da. Nehmt zum Beispiel das Sato Krankenhaus, das wurde ebenfalls von bösen Digimon zerstört und wir haben es nicht verhindern können. Wisst ihr, wie viele Menschen damals wegen uns gestorben sind?“

„Ich kann mich noch erinnern, wie sie das im Fernsehen gezeigt haben, nur damals dachte ich noch, dass ich verrückt sei …“

Währenddessen lieferten sich Aalomon, Flymon, Acimon und Kirbymon einen erbitterten Kampf mit dem Digimon, das einen kleinen Vorteil hatte, da sie sich im Nassen befanden.

„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir ihm nicht sehr fiel entgegenzusetzen haben …“, musste Ricos Partner feststellen, während es damit zu tun hatte, sich ober Wasser zu halten, „Was meinst du Kirbymon? Hast du nicht eine Donnereigenschaft?“

Das orangene, kleine Monster, das nur wenige Zentimeter von der Wasseroberfläche schwebte, antwortete wieder einmal nur mit einem Gepiepe, das neben seinem Partner auch Digimon verstehen konnten.

„Was sagst du? Du hast keine Donner-Attacken drauf?“, fragte es noch einmal nach und sah es enttäuscht an, „Ich hatte mir echt mehr von dir erwartet, Kumpel …“

„Aalomon, du greifst es von unten und ich von oben an, okay?“, schlug Flymon, das das böse Krakenmonster kreisend umflog, vor.

„Und was ist, wenn das schief geht?“

„Wir wissen es nicht, wenn wir es vorher nicht versucht haben.“

„Einverstanden, versuchen wir’s“, stimmte es zu und tauchte unter, um das Angriffsobjekt wenige Sekunden später mit seiner Wasserpeitsche zu attackieren, Himes Partner griff es mit seinem Himmelssturz an.

Die zwei waren sehr erfolgreich und Gesomon flog mit einem mächtigen Platscher nach hinten ins Wasser, sodass Acimon etwas weggeschwemmt wurde und sich beschwerte. Doch das digitale Wesen mit den vielen Tentakeln richtete sich schnell wieder auf und feuerte seine Korall-Attacke in Richtung Flymon.

„Ha, wo zielst du denn hin?“, scherzte es überheblich, als es mühelos dem Angriff auswich, merkte jedoch später, als es sich umdrehte, dass die Attacke gar nicht ihm gegolten hatte, sondern einem Wohnhaus, das jetzt unter Beschuss stand.

So schnell es konnte, flog es den Korallen hinterher, überholte sie wenige Meter vor dem Auftreffen auf das Gebäude und stellte sich ihnen entgegen.

„Flymon!“, schrie Hime sich sorgend, als bei der Aufprallstelle nur Rauch zu sehen war.

Wenig später fiel es herab und versuchte sich wieder aufzurappeln, doch es war schlecht gelandet und konnte nun seinen Flügel nicht mehr bewegen.

„Bleib! Die anderen machen das schon!“, forderte Hime es auf und hielt es am Boden zurück.

„Also ich finde das äußerst gemein!“, meinte Acimon, als es wieder an Land kam und sich neben Rico stellte, „Es ist doch viel leichter zu zerstören, als etwas zu beschützen!“

Der Meinung war Gasomon anscheinend auch, denn es machte sich einen Spaß daraus zu sehen, wie sich die Digimon für die Stadt opferten.

„Was macht es denn jetzt?“, wollte Nayuta, dem bösen Monster dabei zusehend, wie es langsam untertauchte und später gar nicht mehr zu sehen war, wissen.

„Aalomon, hinterher!“, befahl der Schwarzhaarige seinem Partner, doch bevor es seiner Aufforderung folgen konnte, wurde es schon unter Wasser gezogen, „Aalomon!“
 

„Du, Honoka?“, fragte die Purpurhaarige, als die beidem in dem Zimmer der Rosahaarigen saßen.

„Ja?“

„Was hältst du davon … eh … naja … wenn wir …“, stammelte sie herum und spielte mit ihren Fingern.

„Yukiko …“, entgegnete sie nur genervt, denn sie hasste es, wenn ihre beste Freundin so herum stotterte.

„Tschuldige‘. Also die Rico Sache geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Wir werden in nächster Zeit noch mehr mit im zu tun haben und da möchte ich einfach die Wahrheit über ihn heraus finden“, erklärte sie dann fließend, starrte aber zu Boden.

„Hatten wir das Thema nicht schon?“

„Ja, aber mir lässt das keine Ruhe! Ich kann nicht neben ihm …“, sie machte eine kurze Pause, sah kurz zur Tür und setzte dann leiser fort, „ … gegen böse Digimon kämpfen, wenn ich mir nicht sicher bin, was ich von ihm halten soll.“

„Was gedenkst du denn zu tun?“, fragte Honoka, erhob sich und rieb sich ihr Hinterteil.

„Ich weiß nicht … vielleicht mit dem Mädchen reden, das ihm die ganze Sache eingebrockt hat …“

„Du meinst mit Ashley? Nein danke, seit dem Vorfall ist sie zur vollen Tussi mutiert, mit der kann man nicht reden.“

„Aber einen Versuch wäre es doch wert, oder?“

„Wenn du mit ihr redest, bitte.“

„Honoka! Du weißt doch, das ich das nicht kann!“, protestierte sie und sah zu ihrer Freundin hoch.

„Tja, dann wird wohl nichts aus der Sache …“, entgegnete sie ihr nur, verschränkte ihre Arme und drehte sich weg.

„Okay, ich rede mit ihr, aber du gehst mit …“, meinte Yukiko nach einer Weile und sah angefressen zur Seite.

„Gut, also morgen in der Schule. Ach übrigens, wegen dem Digimon, schau mal“, meinte sie und hielt dem Mädchen ihr rosa D-Maak vor die Nase, „Da sind fünf Punkte, das heißt doch, dass die anderen da sein müssen, oder?“

„Kommt darauf an, vielleicht sind es auch alles böse Digimon …“

„Hey, was ist denn jetzt?“, fragte Honoka, eher mehr an sich selbst gerichtet und meinte damit, dass jetzt nur noch vier Punkte dort wahren.

„Vielleicht haben sie es schon besiegt …“

„Nein, dann würden die anderen auch verschwinden … es werden doch nur die Digimon angezeigt, die in Aktion sind.“

„Glaubst du, wir müssen uns Sorgen machen?“, fragte Yukiko etwas eingeschüchtert.

„Ich hoffe nicht …“
 

„Aalomon!“, rief Shunichi den Namen seines Partners, die Strecke neben dem Wasser abrennend, doch weder sein, noch das böse Digimon tauchte auf.

„Was ist denn mit euch? Wolltest ihr uns nicht helfen?“, fragte Hime, die gerade mit Fikadamon im Arm, das wieder zurück digitiert war, angerannt kam.

„Was sollen wir denn tun? Unsere Digimon sind doch machtlos?“, verteidigte sich der Kleine, doch anscheinend war das Mädchen heute nicht so gut gelaunt.

„Frag nicht so blöd! Irgendetwas kann man immer tun. Zum Beispiel Lockvogel spielen!“

„Aber …“, setzte Nayuta an, doch er wurde von einem Platscher unterbrochen und alle drei drehten sich zu der Stelle, von der das Geräusch her kam.

„Shunichi!“, schrie die einzige weibliche Person und lief zum Rand des Festlandes.

Der Junge war ins Wasser gesprungen, da er sich um sein Digimon sorgte, das er schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen hatte. Immer tiefer schwamm er, doch irgendwie waren sie nirgends zu sehen. Doch plötzlich hörte er einen Schrei, der sich nach Aalomon anhörte. Schnell bewegte er sich in die Richtung und sah wenige Sekunden darauf die zwei kämpfenden Monster, doch lange würde er es nicht mehr unter Wasser aushalten.

Die anderen drei Menschen überlegten, was sie jetzt tun sollten, im Wasser waren sie doch alle im Nachteil, doch das war Hime egal und wollte schon rein springen, doch Rico konnte sie noch rechtzeitig zurückhalten.

„Lass mich! Ich muss Shunichi retten!“, protestierte sie und versuchte sich loszumachen, doch der Junge war stark.

„Was willst du denn alleine da unten? Fikadamon kann ja gar nicht mehr kämpfen!“, erklärte er ihr und sie gab nach.

„Soll ich einfach warten, bis irgendwann seine Leiche auftreibt?“

„Acimon, komm!“, befahl er seinem Partner, zog seine Jacke aus, schmiss sie auf den Boden und sprang anschließend ins Nasse, natürlich mit seinem Partner.

Eine Weile sah er sich um, konnte aber keine Wesen erkennen, doch plötzlich stupste ihn Acimon an und deutete in eine Richtung. Der Junge hatte noch immer Probleme damit, dort jemanden ausfindig zu machen, doch er verließ sich auf sein Digimon und so schwammen sie weiter.

Langsam konnte er Gasomon, Aalomon und Shunichi sehen. Der schwarzhaarige Junge war sogar noch unversehrt, doch Rico wunderte sich, wie lange der Junge die Luft anhalten konnte. Daneben war Aalomon in den Fängen des bösen Digimons und schien Probleme damit zu haben, sich zu befreien.

Der braunhaarige Junge war endlich bei dem anderen angelangt und machte auf sich aufmerksam. Als der Braunhaarige nach oben deutete, zögerte er etwas, doch es war wohl besser so, denn er bekam wirklich bald keine Luft mehr.

Die beiden tauchten dann endlich auf und Hime und Nayuta waren sehr erfreut die zwei zu sehen. Rico sah sich um, doch anscheinend war sein Digimon bei Shunichis geblieben, aber lange würden sie nicht getrennte sein, denn kurz nach ihnen tauchte auch Gasomon auf und hatte nun auch Acimon in seinen Tentakeln. Jetzt griff es mit zwei weiteren die zwei Jungs im Wasser an und konnte auch Shunichi ergreifen. Der Braunhaarige riss die Augen auf, als plötzlich ein Arm des Monsters auf ihn zukam und war zu langsam, um weg zu schwimmen.

„Rico!“, schrie sein Partner besorgt und begann auf einmal orange zu leuchten, sodass das weiße Wesen aufhörte sich zu bewegen und seinen Griff lockern musste, da es immer größer wurde.

„Es digitiert!“, äußerte sich Shunichi und sah gespannt zu Acimon hinüber.

„Acimon digitiert zuuu …“, schrie es und konnte sich, durch Veränderung seiner Gestalt, von dem Griff Gasomons befreien. „ … Icemon!“

„Icemon, Level: Champion, Typus: Serum, Attacke: Eishieb, zweite Attacke: Eisgewitter“, las Hime von ihrem D-Maak ab.

„Eisgewitter!“, rief das digitierte Digimon und fror das Wasser um Gasomon ein, sodass es sich und somit auch alle Tentakeln, die unter Wasser waren, nicht mehr bewegen konnte. Es ließ die Gefangenen los und die standen nun auf dem Eis.

„Rico, geht’s dir gut?“, fragte Icemon und bekam nur ein Nicken als Antwort.

Inzwischen kamen auch die anderen auf das gefrorene Wasser und fragten, ob eh alles okay sein.

„Was ist denn, Kirbymon?“, fragte sein Partner, als es sich plötzlich hinter ihm versteckte und er musste feststellen, dass das böse Monster dabei war, sich zu befreien, doch die beiden Champion-Digimon erkannten das rechtzeitig und schafften es, es endgültig zu besiegen.

Shunichi übernahm diesmal den Transport in die Digi-Welt und richtete sein D-Maak auf Gasomon, das dann nach einem blauen Licht verschwand. Die zwei Digimon digitierten wieder auf ihr Rookie-Level zurück und liefen zu ihren Partnern.

„Rico! War ich nicht toll!“, fraget Acimon voller Selbstbegeisterung, sprang ihn an und klammerte sich ihm an den Hals.

„Ja, ganz toll …“, meinte Rico nur etwas angewidert und befreite sich aus seinen Fängen, „Was sollen wir jetzt mit dem ganzen Eis machen?“

„Es zerstören!“, entgegnete ihm Fikadamon und das taten dann auch alle.

Wenig später war alles, bis auf die kaputte Brücke, so, wie es vorher war und alle verabschiedeten sich von einander.
 

„Kirbymon, wieso kämpfst du eigentlich nicht?“, fragte Nayuta es, als er zu Hause in seinem Zimmer auf seinem Bett lag und sein Digimon einen Meter von ihm weg saß.

Es drehte sich nur weg und piepte irgendetwas leise vor sich hin.

„Ich versteh ja, dass du Angst hat, aber wir müssen alle zusammen halten und wenn du nichts tust sind wir nur überflüssig, oder sind sogar nur eine Behinderung …“, erklärte er und wartete wieder bis es ihm etwas entgegnete, „du wirst schon irgendwann digitieren.“

„Nayuta!“, rief auf einmal San, also sein Bruder, von unten rauf in den ersten Stock, „Komm abwaschen!“

„Ja! Ich komm ja gleich!“

„Nicht gleich! Jetzt!“

„Ach Gott … tut mir Leid Kirbymon, aber ich muss jetzt gehen“, meinte der Kleine und wollte es am Kopf tätscheln, doch es wich noch weiter zurück und sah ihn verängstigt an, „Was hast du denn?“

„Nayuta!!!“, rief er wieder und das so laut, dass es sogar die Nachbarn hören mussten.

„Ja!“, wurde sogar jetzt schon Nayuta gereizt und stand auf, um den Raum zu verlassen, „Ich komm gleich wieder!“
 

„Hey, wo warst du heute?“, wollte Rico von seiner Schwester wissen, die wirklich beim Küchentisch saß und ihre Schulsachen vor sich ausgebreitet hatte, als er mit Acimon bei der Haustür herein kam, „Das letzte Mal hast du noch so große Reden geschwungen, von wegen du kommst jedes Mal.“

„Tut mir ja Leid, aber ich muss das morgen abgeben und wie es aussieht habt ihr den Kampf ganz gut ohne mich gemeistert“, entgegnete sie ihm nur, konzentrierte sich aber weiterhin auf ihre Arbeit, „Wer war überhaupt aller da?“

„Hime, Shunichi, Nayuta und ich, keine Ahnung wo die anderen waren“, erklärte er ihr und ging in sein Zimmer, mit seinem Partner im Schlepptau.

„Und? Ist irgendetwas passier?“

„Ich bin digitiert!“, prahlte es und hüpfte auf den Tisch, wo Alice‘ Sachen verstreut waren.

„Hey, pass ein bisschen auf, ja?!“, wurde sie etwas laut.

„Ups, tschuldige‘“, meinte es nur und hüpfte auf den nahesten Sessel, „Ich war super cool und habe das Monster besiegt!“

„Als ob du alles alleine gemacht hättest“, gab der Braunhaarige sein Kommentar ab, als er bei ihnen vorbei ging.

„Rico?“, fragte sie dann nach einer Weile, ließ ihre Schulsachen kurz stehen und tätschelte das angefressene Digimon am Kopf.

„Hm?“, fragte er und nahm einen Schluck aus einer Mineralwasserflasche.

„Wegen heute in der Schule …“, wollte sie anfangen zu erklären, doch sie wurde von ihm unterbrochen.

„Ist doch nichts Ungewöhnliches gewesen …“, ging er nicht näher darauf ein und schraubte die Flasche zu.

„Warum lügst du uns alle eigentlich an?“, wurde sie plötzlich todernst, drehte sich aber nicht zu ihm, „Warum sagst du nicht die Wahrheit was damals wirklich passiert ist?“

„Du kennst doch die Wahrheit“, meinte er aber und lehnte sich gegen den Kühlschrank.

„Nein, das tu ich nicht.“

Der Junge lachte nur kurz und machte sich wieder auf den Weg in sein Zimmer, ohne noch etwas zu sagen und sein Digimon rannte ihm dann auch hinterher.

Alice hasste es, wenn er so war, so unnahbar. Obwohl sie Zwillinge waren, hatten sie absolut nichts gemeinsam und sie konnte ihn auch überhaupt nicht verstehen. Er war irgendwie immer so gefühlskalt und sie konnte sich nicht erinnern, ihn jemals weinen gesehen zu haben, nicht einmal als er noch ein kleines Kind war.
 

In letzter Zeit bin ich immer so motiviert zum Schreiben, was wahrscheinlich auch damit zusammen hängt, dass ich gerade mit meiner Schwester Digimon Adventure schaue. Ganz altmodisch haben wir noch die Digimon-Staffeln auf Kassette aufgenommen und wir schauen uns alles immer wieder an, was dazu führt, dass die Kassette schon flimmert -.-

Ich sollte auch etwas zum Kapi schreiben, aber irgendwie fällt mir nichts ein … ich verspreche, dass das nächste interessanter wird!

Eins muss ich noch loswerden: Uns ist eine kleine Babykatze zugelaufen und wir haben sie Sora genannt, nach der Digimon-Sora, es ist halt eine kleine Himmels-Katze ^^

Die Wahrheit

„Ich glaube das gehört Yukiko“, meinte Nayuta am nächsten Tag in der Schule und betrachtete einen Bleistift.

„Wie kommst du darauf?“, hinterfragte sein bester Freund, die Augenbrauen hochziehend, seine Vermutung und sah ihn komisch an.

„Naja, sie schreibt immer mit einem gestreiften Stift“, erklärte der Kleine und deutete auf das Muster des Schreibgerätes.

„Und das weißt du natürlich …“

„Ja ... eh … nein … ich …“, stotterte er herum, dafür hatte er kein Gegenargument.

„Du bist echt hoffnungslos …“, entgegnete Rico, die Augen verdrehend, „Warum fragst du sie nicht einfach, ob sie mit dir ausgehen will?“

„Was?! Wir waren doch gerade bei ihrem Stift, wie kommst du dann auf ausgehen?“

„Das liegt doch auf der Hand und mir geht’s echt am Nerv, dass du immer über sie redest anstatt mit ihr. Sie mag dich sicher auch.“

„Ich kann sie doch nicht einfach um ein Date fragen … wo sollten wir denn hingehen?“

„Ihr redet doch eh manchmal miteinander. Es wird doch irgendetwas geben, dass sie mag.“

„Nein, ich kann sie nicht fragen … Sie mag mich bestimmt nicht so, wie ich sie …“, wurde der Junge wieder pessimistisch, doch er hatte Unrecht.
 

„Was machst du denn?“, fragte Honoka ihre beste Freundin, mitten in der Klassenleiterstunde, als sie sich still beschäftigen sollten.

„Ich? Ehm … gar nichts“, blockte Yukiko ab und verdeckte schnell ihr Heft, in das sie gerade Herzchen mit den Initialen „N“ und „Y“, gemalt hatte.

„Ey, jetzt sein nicht so, zeig schon her!“, forderte die Rosahaarige sie, aber noch im Flüsterton, auf und versuchte dem Mädchen ihr Heft weg zu nehmen.

„Hey! Leise da hinten!“, schrie Frau Katata und schmiss ein Kreidestück nach ihnen.

„Ja, tut uns Leid!“, entschuldigte sich die ältere der beiden, wendete sich aber doch wieder dem purpurhaarigen Mädchen zu, „Gibt her!“

„Nein!“, erwiderte sie etwas lauter und scheiterte bei dem Versuch, ihr Heft fest zu halten, sodass es jetzt in Honokas Händen war, „Gib wieder her!“

„Aha, hab ich’s doch …“, fing Honoka ihren Satz an, wurde aber, von der sich räuspernden Lehrerin, unterbrochen, die mit verschränkten Armen vor ihnen stand.

„Tschuldidgung …“, meinten beide Mädchen gleichzeitig und sahen verängstigt in Frau Katatas Gesicht.

„Ihr putz heute, wenn die Schule aus, ist das Klassenzimmer!“, schrie sie die zwei an und Yukiko und Honoka waren für den Rest der Stunde still.
 

Während der Pause suchten die Rosahaarige und ihre Freundin das Mädchen auf, das die Wahrheit über Ricos Vergangenheit wissen musste und standen nun vor dem Klassenzimmer der 10-A.

„Gut … und wo sollte sie jetzt sein?“, fragte Honoka, da sie sie nicht in dem Raum erblicken konnte.

„Da!“, rief Yukiko und deutete nach links, wo ein Mädchen mit langen blonden Haaren auf sie zu kam, „Das ist sie doch, oder?“

„Ja, na los! Frag sie!“, forderte Honoka sie auf und schubste sie in Ashleys Richtung.

„Was willst du?“, wollte die Blonde von Yukiko wissen und musterte sie mit einem herablassenden Blick.

„Ich … ehm …“, stammelte sie und war etwas eingeschüchtert, weil noch ein paar andere Mädchen da waren.

„Wenn du nicht einmal reden kannst, geh mir aus dem Weg“, war für sie die Sache erledigt und sie ging mit hochmutigem Blick an ihr vorbei.

„Nein warte! Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht Zeit hast … mit mir zu reden … wegen Herr Arawa …“, meinte sie, weil ihr gerade keine bessere Formulierung einfiel, doch anscheinend hatte sein Name irgendetwas bei ihr ausgelöst, denn das blonde Mädchen erstarrte plötzlich und Yukiko bildete sich ein, sie zittern gesehen zu haben, doch dann drehte sie Ashley wieder um und stand nun direkt vor ihr.

„Was soll mit ihm sein?“, entgegnete sie etwas gereizt, doch zum Glück kam Honoka jetzt zur Hilfe.

„Wir können deine Geschichte nicht ganz glauben.“

„Wie kommt ihr dazu, sie an die tragische Geschichte von damals zu erinnern?“, mischte sich jetzt eine andere, die zu Ashley gehörte, ein.

„Halt du dich da raus!“, ging Honoka sie an und widmete sich dann wieder ihrer eigentlichen Gesprächsperson, „also, hast du uns irgendetwas zu sagen?“

„Gut, du willst die Wahrheit wissen? Da hast du sie: Dieser Typ hat mich eines Tages belästigt und ich habe versucht, mich zu wehren, aber er war stärker als ich. Und da ich damals noch ein kleines Mauerblümchen war, hatte ich noch weniger Chance gegen ihn. Dann ist Herr Arawa gekommen und wollte ihn stoppen, doch dieser Yurioka hat ihn verprügelt und krankenhausreif geschlagen. So, wollt ihr noch mehr wissen?“

„Nein danke, komm wir gehen Yukiko“, forderte sie ihre Freundin auf und zog sie hinter sich her.
 

Nach der Schule mussten die zwei Mädchen noch ihren Putzdienst erledigen, was sie auch brav taten. Yukiko kehrte gerade den Boden und Honoka staubte die Tafelschwämme aus.

„Danke dass du mir geholfen hast …“, murmelte die Jüngere, hörte aber nicht auf zu kehren.

„War doch logisch, dass du das nicht schaffst. Diese blöde Tussi, mit der kann man doch nicht reden.“

„Und was machen wir jetzt?“, wollte sie, etwas niedergeschlagen von dem wenigen Vertrauen ihrer besten Freundin in sie, wisse.

„Keine Ahnung, wir haben doch überhaupt keine Beweise …“

„Naja, mir ist da schon etwas aufgefallen …“, stammelte sie und stoppte nun ihre Tätigkeit.

„Echt? Warum sagst du mir das jetzt erst? Sag schon, was ist dir aufgefallen?“

„Als ich Herrn Arawa erwähnt habe, hat sie auf einmal gezittert und hat eine Weile gebraucht, bis sie sich wieder beruhigt hat.“

„Willst du damit sagen, dass sie ein Trauma von dem Lehrer hat und nicht von Rico? Aber wieso, er hat sie doch gerettet.“

„Und was ist, wenn es gar nicht Rico war der sie belästigt hat, sondern Herr Arawa …“

„Und Rico hat sie dann gerettet! Aber wieso hat sie dann gelogen?“

„Keine Ahnung, vielleicht hat der Lehrer sie erpresst, mit Rausschmiss oder so.“

„Weißt du was, wir schauen einfach, wenn wir hier fertig sind, bei ihr zu Hause vorbei, da sind dann auch keine anderen Tussen, die nervig sein könnte.“

„Gut, aber dann müssen wir einmal die Klasse fertig geputzt haben“, erklärte Yukiko und meinte damit, dass sie nicht einmal die Hälfte geschafft hatten.

„Dann beeilen wir uns, hopp hopp!“, trieb sie ihre Freundin an und schaltete den Turbogang ein.
 

Eigentlich wollten die zwei Mädchen sofort bei Ashley vorbei schauen, doch ein Digimon machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Also mussten sie zu erst Tyrannomon aus der Welt schaffen, das in der Nähe des Stadtparkes geortet worden war.

Sie kamen genau gleichzeitig mit Nayuta und Rico, die auch die einzigen waren, die ihnen zur Seite standen.

„Bist du bereit, Gissimon?", fragte die Rosahaarige ihren Partner, der ihr zunickte und hielt ihm anschließend ihr D-Maak entgegen.

„Acimon“, gab Rico seinem Digimon ebenfalls das Einverständnis zu digitieren und tat es ihr gleich.

„Gissimon digitiert zu … Latreemon!“

„Acimon digitiert zu … Icemon!“

„Fühlst du dich auch so überflüssig?“, wollte Nayuta von dem Digi-Ritter wissen, dessen Digimon ebenfalls nicht in der Lage war zu digitieren.

„Ja, aber dein Digimon redet wenigstens mit dir …“, antwortete sie ihm nur deprimiert und blickte zu Takomon, das sich bereit, genau wie die anderen, in den Kampf stürzte.

„Nayuta mag Yukiko doch auch, oder?“, wollte Honoka von dem braunhaarigen Jungen wissen, hielt ihre Stimmer aber in der Lautstärkte, so dass es die zwei anderen nicht hören konnten.

„Was hast du vor?“, fragte er sie nur und blickte sie misstrauisch an.

„Wir sollten sie verkuppeln! All …“, setzte sie zu ihrem nächsten Satz an, doch sie wurde von dem Jungen unterbrochen.

„Vorsicht!“, versuchte er sie von Tyrannomons Attacke zu warnen, doch als er merkte, dass sie nicht wusste, was er meinte, schnappte er sich das Mädchen und sprang zur Seite.

Honoka war sprachlos. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie unter Beschuss stand und wenn Rico sie nur gewarnt und nicht gerettet hätte, wäre sie jetzt verletzt gewesen. Aber konnte ein solch ein Junge grundlos einen Lehrer verprügeln? Langsam glaubte auch sie den Gerüchten nicht mehr und war gewillt die Wahrheit heraus zu finden.

„Alles okay?“, fragte er neutral, als er noch über ihr saß.

Erst jetzt bemerkte sie, dass sie am Boden lag und er beschützend auf ihr „saß“, mit seinen Händen stützte er sich links und rechts von ihrem Kopf am Boden ab.

„J-ja, glaub schon …“, entgegnete sie ihm nur und merkte wie ihr Herz zum Rasen anfing, als sie ihm kurz in die Augen sah.

Und schon wieder war es da. Dieses seltsame Gefühl, dass sie auch schon damals gehabt hatte, als er sie unter seinen Regenschirm genommen hatte. Normalerweise konnte sie immer irgendetwas entgegnen, doch dieser Junge brachte sie mit seinem Verhalten total aus der Fassung.

Aber was genau war nur mit ihr los? Sie stand doch auf Ryan, könnte Rico das ändern? Als er sich dann schnell von ihr weg bewegte und aufstand, konnte sie nicht auf hören ihn anzustarren. Rico Yurioka, der Rowdy, der einen Lehrer zusammen geschlagen hatte. Hatte sie sich in ihn verliebt?

Das Digimon war nicht gerade sehr wiederwillig und stark und somit brauchte es auch nicht lange, bis die vier es in die Digi-Welt zurück geschickt hatten. Ohne große Verabschiedung machten sich die Mädchen endlich auf zu Ashleys Haus.
 

„Ja?“, begrüßte eine erwachsene Frau, die die Tür öffnete, die beiden.

„Guten Tag, mein Name ist Honoka und das hier ist meine Freundin Yukiko. Wir möchten bitte mit ihrer Tochter sprechen, sie hat etwas in der Schule vergessen“, log sie, wirkte aber freundlich und deutete auf ein Buch, das sie in der Hand hielt.

„Natürlich, kommt doch rein“, bat sie die beiden ins Haus, rief aber nicht nach Ashley, „Sie muss oben in ihrem Zimmer sein, die zweite Tür links.“

„Danke!“, meinte das rosahaarige Mädchen mit einem Lächeln und ging zusammen mit Yukiko die Treppen hoch.

Oben angekommen, klopfen sie an die Tür, warteten aber nicht, bis sie herein gelassen wurden, sondern platzen einfach in den Raum. Das Mädchen, das auf ihrem Bett, mit dem Handy in der Hand, saß, brauchte eine Weile, bis sie realisierte, wer die beiden waren.

„Was wollt ihr denn hier?“, zischte die Blonde aber dann und sah sie scharf an.

„Wir wollten noch einmal in Ruhe alleine mit dir reden“, klärte Honoka sie auf und setzte sich auf ein Sofa, das gegenüber dem Bett stand.

„Ich wüsste nicht, was ich mit euch zu besprechen hätte“, entgegnete Ashley ihr nur unfreundlich, „Wieso hat euch meine Mutter überhaupt herein gelassen?“

„Wir mussten dir ein Schulbuch vorbei bringen, sie hat uns sofort geglaubt“, erklärte die Rosahaarige von sich selbst überzeugt.

„Und was macht die andere hier, wenn sie eh nichts redet?“, wollte sie wissen und meinte natürlich Yukiko, die neben der Couch stand.

„Sie redet eben nicht viel, das kommt schon noch“, verteidigte das Mädchen ihre beste Freundin, nachdem sie gemerkt hatte, dass sie unfähig war, etwas zu antworten.

„Ihr geht mir echt auf die Nerven, was wollt ihr eigentlich von mir?“

„Die Wahrheit über das, was vor einem Jahr wirklich vorgefallen ist.“

„Die kennt ihr doch, ich hab’s euch heute doch schon mal erklärt. Wenn du nichts anderes mehr willst, dann verlass jetzt bitte mein Zimmer, Schätzchen, oder soll ich dich raus schmeißen?“

„Du hast gezittert, als ich Herr Arawas Namen erwähnt habe“, brachte sich jetzt auch Yukiko ein, die bis zu dem Zeitpunkt still geschwiegen hatte.

„Na und? Das ist alles? Als ob ihr das in irgendeiner Weise beweisen könntet“, wehrt das blonde Mädchen ab, wurde aber etwas nervös, „Das hast du dir wahrscheinlich nur eingebildet.“

„Jetzt schon wieder“, stellte die Purpurhaarige fest und blieb im Gegensatz zu ihrer Gegenüber ruhig, „Warum solltest du bei seinem Namen zusammen zucken und bei Ricos Namen nicht? Das ergibt doch gar keinen Sinn.“

„Rico hat auch Gefühle, warum sollte er für etwas die Lasten tragen, für das er gar keine Schuld trägt?“, mischte sich wieder Honoka ein und blühte jetzt erst richtig auf, „Das würde dir doch auch nicht gefallen. Der Lehrer ist Schuld, oder?“

„Er … er hat mich belästigt ...“, murmelte Ashley plötzlich und sah bedrückt zu Boden, „Ihr habt Recht, Herr Arawa ist der eigentliche Täter, nicht Rico …“

„Warum hast du das …“, wollte Honoka schon losschießen, doch Yukiko hielt ihr die Hand vor und griff selbst zum Wort.

„Erzählst du uns bitte alles?“

„Es war vorher eigentlich nichts Besonderes an dem Tag und ich hatte auch keine schlechten Vorahnungen. Damals war ich noch ein schüchternes Mauerblümchen, hatte zwei Zöpfe, war eben nicht besonders hübsch und konnte mich nicht verteidigen. Ich ging einfach um die Ecke und …“, sie machte eine kurze Pause, als sie seinen Namen aussprechen musste, „... Herr Arawa war auf einmal da. Er drückte mich gegen die Mauer und ich hatte keine Chance mehr, mich zu befreien … er war einfach viel stärker als ich. Auf jeden Fall hat er dann mein Kinn hochgezogen und mich gefragte, ob ich nicht ein bisschen Spaß mit ihm haben wolle … Ich habe natürlich versucht mich zu befreien, die ganze Zeit, doch das machte ihn nur wütend und er riss dann plötzlich mein T-Shirt rauf. Er begann mich dann über all zu küssen und seine Hand … einfach nur wiederwertig …“

Die beiden Mädchen merkten, wie schwer es für sie war, die Geschichte zu erzählen und lauschten ihr still weiter. Sie hatten ja keine Ahnung, wie schrecklich das alles wirklich gewesen war.

„Zum Glück kam dann ein Junge vorbei, ich kannte ihn vorher noch nicht, er war mir noch nie begegnet, aber er schlug ihm dann einfach eine rein und für kurze Zeit lag er dann auf dem Boden. Ich stand noch unter Schock und konnte mich nicht bewegen, doch der Junge meinte, dass ich weglaufen solle und er das schon machen würde.“

„Und das war Rico …“, meinte Honoka dann auf einmal und sah sie gespannt an.

„Ja, das war er … zum Glück. Doch dann stand der Lehrer wieder auf und packte ihn von hinten. Ich wollte ihm helfen, aber meine Beine bewegten sich einfach nicht, da ich noch immer so viel Angst hatte. Rico schlug ihm dann mit seinem Ellenbogen auf die Nase und da wurde Herr Arawa nicht mehr zu bremsen. Ein furchtbarer Kampf entbrannte und da sich Rico auch irgendwie verteidigen und schauen musste, dass er sich auch ja nicht mehr an mir vergriff, brach er ihm, wahrscheinlich unabsichtlich die Rippen, aber er blieb auch nicht unversehrt. Ich wusste nicht genau, was er hatte, er lag einfach nur am Boden. Ich wollte mich schon dazu überwinden Hilfe zu holen, doch Herr Arawa hielt mich am Fuß fest und meinte noch, dass, wenn ich auf dieser Schule bleiben möchte und verhindern will, dass er so etwas noch einmal macht, ich sagen soll, dass Rico mich belästigt hat und nicht er“, meinte sie verzweifelt und hielt sich ihren Kopf, „Was hätte ich denn tun sollen? Ich wär von der Schule geflogen und wem würde man wohl mehr glauben, einem Lehrer oder einem Schüler? Es war doch sonst keiner da, der das bezeugen konnte. Der aus der 12., der mich angeblich gerettet hatte, hat auch gesagt, dass Rico Herr Arawa verprügelt hat. Das was er sah, sah er nämlich nur von der Ferne und als er dann bei mir ankam, war schon alles vorbei.“

„Das ist ja schrecklich …“, äußerte sich die Rosahaarige nur und war selbst sehr getroffen.

„Tut uns Leid, dass wir dich wieder daran erinnert haben …“, meinte die andere bemitleidend.

„Seit dem Tag habe ich beschlossen, eine andere Ashley zu werden und das ist mir ja auch bestens gelungen. Vielleicht, wenn ich damals so wie heute gewesen wäre, hätte es gar nicht dazu kommen können, weil ich mich selbst verteidigen hätte können …“

„Aber warum hat es Rico dann nicht abgestritten? Wenigstens er hätte doch auf seine Variante bestehen können, seine Eltern hätten ihn da schon irgendwie rausgeholt“, konnte Honoka nicht verstehen.

„Eben deswegen … er hatte gewusst, dass wenn er seine Version der Geschichte erzählen würde, Herr Arawa mich von der Schule schmeißen lassen würde und das wollte er anscheinend nicht … Dank seinen Eltern ist er dann nicht von der Schule geflogen, aber dafür wird er von jedem mit verachtenden Blicken bestraft. Es ist alles meine Schuld … aber ich traute mich damals nicht, gegen einen Lehrer anzukämpfen.“

„Und warum machst du dann heute nicht klaren Tisch?“, fragte das rosahaarige Mädchen etwas verwirrt aber so einfühlsam wie möglich.

„Das fragst du noch? Was würden denn meine Eltern davon denken und meine Freunde? Sie würden mich doch als feige sehen und niemand würde mehr mit mir reden, weil ich so egoistisch war und ich Rico so etwas Schreckliches angetan habe!“
 

„Was meinst du wird sie tun?“, wollte Yukiko von ihrer Freundin wissen, nachdem sie das Haus wieder verlassen hatten.

„Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass sie ihren Ruf aufs Spiel setzten wird … Aber ich verstehe echt nicht, wieso Rico so selbstlos war, er kannte sie doch überhaupt nicht …“

„Er ist halt einfach ein guter Mensch … Jeder tut ihm Unrecht …“

„Ja, anstatt nieder gemacht zu werden, sollte er auf Händen getragen und bejubelt werden …“

„Die Welt ist echt ungerecht …“, bemerkte die Purpurhaarige und den ganzen Tag lag bei ihnen noch bedrückte Stimmung in der Luft.
 

Ryan hatte gerade seine Zimmertür geöffnet, um sich auf den Weg in den nächsten Club zu machen, doch plötzlich klingelte sein Handy und er drehte wieder um, als er die SMS gelesen hatte.

„Was ist den los, Sire?“, wollte Baluamon wissen und sah seinen Partner verwirrt an.

„Ach ehm … wir bleiben doch hier, mir ist die Lust vergangen …“, erklärte er seinem Digimon und ließ sich auf sein Bett fallen.

„Hast du Zeit zum Reden? Mir geht’s gerade nicht gut …“, lautete die SMS, die von onetimegirl war.

„Na klar, für dich immer, Schätzchen“, schrieb er ihr zurück, bereute aber kurz danach das „Schätzchen“ am Schluss, denn es schien ernst zu sein.

„Ist es falsch seinen Kummer in sich hinein zu fressen, anstatt mit seiner besten Freundin darüber zu reden? Ich will einfach nicht, dass sie sich Sorgen um mich macht.“

Ryan überlegte kurz. In so einer Situation war er noch nie gewesen, er hoffte, dass er ihr jetzt keinen falschen Rat gab.

„Ich persönlich versuche immer alles alleine zu schaffen, aber ich bin da nicht so ein gutes Vorbild, glaube ich … Wenn ich du wäre, würde ich mit ihr reden, meistens hilft es.“

„Aber sie ist so eine Person, die mir dann um jeden Preis helfen will und eigentlich würde ich das gerne alleine schaffen …“

„Dann rede halt nicht mit ihr.“

„Ich habe dich ja am Anfang gefragt, was ich machen soll und du hast mir zwei verschiedene Antworten gegeben …“

„Oh, stimmt. Sorry, also mir würde es leichter fallen, dir zu helfen, wenn du mir sagen würdest, um was es genau geht.“

„Tut mir Leid, aber das kann ich noch nicht … Beim nächsten Mal vielleicht …“

„Schon gut, ich kann warten. Aber mal etwas anderes, darf ich dich auch etwas fragen?“

„Natürlich, schieß los.“

„Naja, ich schlafe mit vielen verschiedenen Mädchen, findest du ich bin zu jung für so etwas?“

„Das musst du selber wissen. Ich persönlich wäre nicht so scharf darauf einen Typen zu begegnen, mit dem ich eine wunderschöne Nacht erlebe und der dann am nächsten Tag weg ist.“

„Aber die wollen doch alle … ach, weißt du was, vergiss es einfach …“

„Warum so plötzlich? Ich habe dir doch noch gar nicht richtig helfen können.“

„Ja, aber wenn du mir nicht so viel von deinem Leben erzählst, will ich dir auch nicht so viel von meinem erzählen.“

„Na wenn du meinst, trotzdem danke, bis irgendwann mal!“

„Gut, tschau“, beendete auch er das Gespräch und sah anschließend zu Baluamon.

„Was ist los, Sire?“

„Wie pflanzt ihr euch eigentlich fort?“

„Hä?“

„Naja, irgendwann werdet ihr ja auch sterben, oder? Wie kommt es dann, dass ihr nicht weniger werdet?“

„Ach so … die Digimon, die sterben, werden in der Stadt des ewigen Anfangs wieder geboren und schlüpfen dann aus ihren Eiern. Sie müsse dann wieder ganz von vorne Anfangen, also von der Micro-Stufe.“

„Empfindet ihr gar keine Liebe?“

„Natürlich lieben wir, was denkst denn du? Wir haben doch auch Gefühle!“

„Und wie zeigt ihr einander eure Zuneigung?“

„Wir verbringen einfach viel Zeit mit einander und würden unser Leben für den anderen riskieren.“

„Mehr nicht?“

„Was heißt da, mehr nicht? Was erwartest du denn von uns?“

„Menschen und auch Tiere zeigen ihre Zuneigung, wenn sie … naja … ich weiß nicht wie ich das erklären soll …“, war Ryan etwas überfordert und kratzte sich am Kopf.

„Meinst du das, was du immer machst?“, versuchte es ihm zu helfen.

„Ja, genau!“

„Also du sagst ja immer, dass du das nur zum Spaß machst und gar nichts für das Mädchen empfindest, also wieso sollten das Digimon machen, wenn sie verliebt sind?“

„Naja, weißt du … das ist etwas kompliziert … Normalerweise macht man das ja, wenn man verliebt ist, nur haben Menschen bestimmte Bedürfnisse und die wollen wir befriedigen …“

„Das verstehe ich nicht …“

„Ist ja auch egal … bleib einfach bei dem, das du mir erklärt hast.“

„Warst du eigentlich schon einmal verliebt, Sire?“, fragte Baluamon nach einer Weile neugierig.

„Nein, noch nie …“

„Oh, ist das nicht traurig, verliebt sein ist doch etwas Schönes!“

„Nein, ist es nicht. Man kann nur von dem Menschen richtig verletzt werden, den man am meisten liebt und deswegen lasse ich es lieber sein.“

„Komische Theorie … ich blicke bei euch Menschen einfach nicht durch …“

„Ist wahrscheinlich auch besser so …“, meinte Ryan nur und tätschelte seinen Partner am Kopf.
 

„Shunichi, du weißt ja, dass dein Vater und ich morgen mit den Inoues wegfahren. Rinako hat mich gebeten, dich zu fragen, ob Hime vielleicht wieder kommen kann. Du hast doch sicher nichts dagegen, oder?“, erklärte seine Mutter ihm die Situation, als sie gerade im Wohnzimmer saßen.

„Nein, ist schon in Ordnung. Wo fahrt ihr denn hin?“, stellte er ebenfalls eine Frage und legte seinen IPod weg.

„Nur Essen, euch würde dort bestimmt nur langweilig werden.“

„Aber wenn du dich irgendwie komisch fühlst, kommst du so schnell wie möglich wieder nach Hause, okay?“

„Natürlich, Shunichi. Ich kann schon auf mich selber aufpassen, ich bin doch eine taffe Frau.“

„Das bezweifle ich ja auch nicht. Du bist krank und da sollte man es nicht übertreiben.“

„Wir gehen doch nur Essen“, meinte die Frau und nahm ihren Sohn in die Arme, „Du bist immer so überfürsorglich.“

„Aber zu Recht.“
 

Puh, also jetzt wisst ihr endlich, was wirklich vor einem Jahr passiert ist.

Ashley hat sich zwar etwas schnell überreden lassen, mit der Wahrheit herauszurücken, aber ich hoff das macht nicht all zu viel …

Einmal zu Ryan und Baluamon: nicht das ihr noch denkt, Baluamon würde Ryan beim „Liebe machen“ zuschauen, so ist es nicht!

Ryan erzählt ihm halt sehr viel …

War wieder angenehm kurz das Kapi, dafür wird das nächste wieder anstrengend lang …

Naja, freu mich auf Kommis!!!

Kiripurin

Retter in letzter Sekunde

„I-Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist …“, stotterte Yukiko, während sie von ihrer besten Freundin hinter sich her gezogen wurde.

„Dann ist es ja gut, dass ich mir sicher bin“, entgegnete ihr die Rosahaarige nur und winkte kurz, als sie endlich Rico und Nayuta erblickte.

Es war bereits der nächste Tag in der Schule und Honoka hatte vor ihre Drohung, nämlich Yukiko und Nayuta zu verkuppeln, in die Tat umzusetzen. Sie hatte Rico gebeten, seinen kleinen Freund, in der großen Pause, zu einem bestimmten Ort zu bringen und anscheinend hatte er das auch getan.

„Hi, Nayuta! Hi, Rico!“, begrüßte sie die beiden, als sie bei ihnen angelangt war.

„Hi, was wolltest du denn?“, fragte der Kleine gleich nach und lächelte die Purpurhaarige an.

„Naja, also … Rico und ich … wir haben ein Date …“, meinte sie verlegen und bevor, die entsetzte, gerade angesprochene Person, noch etwas erwidern konnte, setzte sie fort, „Und irgendwie wollen wir nicht alleine gehen und da wollten wir euch, also Yukiko und dich, fragen, ob ihr vielleicht auch mitgehen wollt.“

„He …“, setzte Rico seinen Widerspruch an, doch er wurde sofort von dem rosahaarigen Mädchen zur Seite gezogen und bekam die Situation erklärt.

„Weiß du noch, von was wir gestern geredet haben? Wir wollten die beiden doch verkuppeln.“

„Aber von dem hier, war nie die Rede.“

„Spiel einfach mit, okay? Meine arme Freundin würde so etwas nie alleine schaffen“, begründete sie noch ihr Verhalten und wendete sich dann wieder den Jüngeren zu, „Und? Was sagt ihr? Ist das okay?“

„Von mir aus, was sagst du, Yukiko?“, willigte der, am Anfang noch geschockte, Junge ein.

„Ja, okay“, meinte sie leise und wurde dann von ihrer Freundin umarmt.

„Danke! Du bist ein Schatz!“, drückte sie somit ihre Freude aus und machte sich bereit wieder zu gehen, „Also dann, bis bald! Und nochmals danke Nayuta!“

„Ich wusste gar nicht, dass du dich so gut mit Honoka verstehst, ich hab dir doch gesagt, dass du mit mir über alles reden kannst“, äußerte sich der kleine Braunhaarige, als die Mädchen nicht mehr in Sicht waren.

„Ich auch nicht …“, antwortete er ihm nur und drehte sich um, um ebenfalls zu entschwinden.

„Häh? Was meinst du damit?“, wollte Nayuta ratlos wissen und rannte ihm hinterher, „Hey, Rico!“
 

Zur gleichen Zeit waren Ryan und Shunichi beim Buffet in der langen Schlange angestellt. Der Schwarzhaarige jammerte herum, weil er es hasste jeden Tag anzustehen, doch sein Kumpel beobachtete gerade ein Mädchen, das wie gebannt auf seinen besten Freund starrte.

„Hey, siehst du das Mädchen dort drüben?“, wollte der Weißhaarige wissen und deutete kaum merklich in eine Richtung.

„Welches Mädchen?“, fragte er ihn nur verwirrt, denn dort standen viele Mädchen.

„Eine langhaarige Brünette, die geht sogar mit uns in die Klasse“, gab er weiter Auskunft, doch anscheinend war das noch immer nicht genug Information, „Die starrt dich die ganze Zeit an und das nicht nur heute.“

„Ich weiß zwar noch immer nicht, wem du meinst, aber bist du dir sicher, dass sie mich anschaut und nicht dich?“

„Ja, ziemlich sicher, glaub mir, ich merke, von wem ich angestarrt werde. Ich glaube die Kleine steht auf dich.“

„Red nicht so ‘nen Blödsinn, wir wissen doch beide, wenn du in der Nähe bist, bin ich unsichtbar.“

„Normalerweise schon, aber anscheinend ist die anders.“

„Na wenn du meinst …“, beendete Shunichi das Gespräch und widmete sich wieder den vielen Menschen vor ihnen.
 

„Das Schönste an der Schule ist echt, wenn es zum Ende läutet …“, bemerkte Honoka, als die letzte Stunde vorbei war und sie sich mit ihrer besten Freundin auf den Heimweg machte.

„Hey, schau mal!“, ignorierte die Purpurhaarige sie völlig und deutete nach Rechts.

Als das Mädchen ihren Anweisungen folgte, sah sie, wie Ashley gerade Rico zur Seite zog, um mit ihm zu sprechen. Die beiden Mädchen bleiben kurz stehen, um sie weiter zu beobachten.

„Was die wohl reden …“, fragte sich die Ältere nur und beobachtete, wie die zwei weiter weg gingen.

„Glaubst du die spricht noch mal mit ihm, weil wir sie darum gebeten haben?“

„Kann schon sein, aber dafür würde ich nicht meine Hand ins Feuer legen, dieses Mädchen ist schwer einzuschätzen.“
 

„Also, was willst du?“, fragte Rico etwas ungeduldig und schaute sich noch einmal zur Sicherheit um, ob sie eh niemand belauschte.

„Es tut mir Leid!“, schoss es aus der Blonden heraus, während sie sich nach unten beugte, doch der Junge schien nicht ganz zu verstehen, denn er sah sie mit fragendem Blick an, „Ich kläre alles auf, wenn du willst!“

Eine Weile kam nichts von ihm und das Mädchen hatte sich noch nicht wieder erhoben. Der Braunhaarige hockelte sich vor sie hin, sodass er mit ihr auf der gleichen Kopfhöhe war.

„Hat doch bis jetzt ganz gut geklappt“, meinte er nur und deutete ihr, dass sie sich wieder aufrichten sollte.

„Ich gehe jede Nacht mit dem Wissen schlafen, dass es dir wegen mir scheiße geht“, erklärte sie ihm, als sie wieder normal stand.

„Also mir passt alles so, wie es jetzt ist“, erwiderte er nur, als er sich ebenfalls erhoben hatte.

„Was?“, konnte sie es nicht fassen und blickte ihn unglaubwürdig an, „Wieso willst du denn nicht, dass jeder erfährt, wie alles wirklich abgelaufen ist?“

„Ich bin kein Mensch, der gerne im Mittelpunkt steht und wenn jeder die wahre Geschichte kennt, wird genau das passieren. Noch dazu werden mich dann alle bemitleiden und auf das kann ich wirklich verzichten“, begründete er und war nicht gewillt, seine Meinung zu ändern.

„Aber es kann doch nicht schön sein, von allen gehasst zu werden!“

„Das habe ich ja nie behauptet, warum willst du es dann? Glaubst du, dass es alle einfach so hinnehmen werden, dass du gelogen hast?“

„Nein … aber … ach, weißt du was? Mir kann es ja egal sein, wenn du nicht willst, lassen wir halt alles so, ist mir eh lieber! Ich habe es dir angeboten und mehr kann ich nicht machen.“

„Eben, warum haben wir jetzt diskutiert?“, beendete er das Thema und drehte sich um, um Ashley zu verlassen und zu seinem wartenden, besten Freund zu gehen, „Willst du sonst noch was?“

„Nein, sonst will ich nichts“, ließ sie sich abwimmeln und stolzierte weg, doch das Mädchen wusste nicht wirklich, ob es jetzt gut war, dass er es verweigert hatte oder schlecht.
 

Am Abend läutete es an Shunichis Haustür und der Junge konnte sich schon denken, wer es war. Seine Eltern waren bereits weggefahren und so hatten die zwei jetzt sturmfreie Bude.

„Hi“, begrüßte Hime ihn, als er ihr die Tür öffnete.

„Hi, anscheinend bist du nicht alleine hier“, bemerkte er und wies auf Fikadamon hin, das hinter dem Mädchen hervor lugte.

„Ja, stört’s dich eh nicht?“, fragte sie zur Sicherheit nach und betrat das Haus.

„Nein, nein, schon okay. Dann hat Mantamon wenigstens was zu tun.“

Es war der erste Abend, den sie miteinander verbrachten, seit sie erfahren hatten, dass beide Digi-Ritter waren. Es fühlte sich noch ein wenig seltsam an, doch an das musste man sich wahrscheinlich erst gewöhnen.

Wenige Minuten später saßen die beiden, mit einer Schüssel Popcorn, vorm Fernseher und sahen „Fight Club“. Ihre Digimon schauten ebenfalls mit, was manchmal ziemlich nervig war, denn Mantamon stellte immer irgendwelche seltsamen Fragen. Bis es Fikadamon zu viel wurde und es ihm sagte, dass es die Klappe halten sollte und somit konnten sich alle wieder in Ruhe auf den Film konzentrieren.

Als er zu Ende war und bereits der Abspann lief, wollte die Purpurhaarigen ihren Gastgeber um die Fernbedienung bitten, doch der war bereits eingeschlafen. Als die zu den zwei Digimon hinüber sah, musste sie feststellen, dass sie die einzig wache Person hier war.

Das Mädchen konnte es sich nicht nehmen den Schwarzhaarigen anzuschauen. Er schien sehr friedlich zu schlafen, er sah richtig niedlich aus und so unschuldig … Shunichi war schon ein toller Junge, mit ihm konnte man als Mädchen über alles reden. Wie es wohl sein würde mit ihm zusammen zu sein … So viel sie wusste, hatte er keine Freundin, doch sie konnte sich nicht wirklich vorstellen, warum … aber was dachte sie denn da überhaupt? Neben ihr saß ihr bester Freund und das war wohl wirklich nicht die Weise, wie man über seinen besten Freund dachte, oder?

„Ist der Film schon aus?“, murmelte der Junge plötzlich und streckte sich gemächlich.

„Ehm … ja, ich wollte …“, stammelte sie herum, ihre Gedanken von vorhin verwirrten sie etwas.

„Die Fernbedienung?“, vollendete er ihren Satz und schreckte ihr das Gerät entgegen, „Warum bist du denn so rot? Hast du Fieber?“

Um sich seine Frage selbst zu beantworten legte er die Fernbedienung wieder auf die Bank neben sich, griff mit der einen Hand auf ihre Stirn und mit der anderen auf seine.

„Nein, Fieber scheinst du keines zu haben“, stellte er fest und ließ seine Hand wieder von ihr ab.

„Lass uns doch schlafen gehen, es ist schon spät“, versuchte sie abzulenken und sprang auf.

„Aber morgen haben wir doch keine Schule, wir können noch einen Film schauen“, widersprach er ihr und hielt sie am Arm fest.

Plötzlich durchfuhr das Mädchen ein seltsames Gefühl und sie schüttelte seine Hand ab. Hatte so eine Berührung von ihm früher auch schon solche Empfindungen bei ihr ausgelöst? Sie hätte sich nicht erinnern können, wenn es so gewesen wäre.

„Trotzdem, ich bin müde …“, erklärte sie nur und war nicht in der Lage ihm in die Augen zu sehen.

„Okay, dann gehen wir eben schlafen“, ließ er sich überreden, nahm die Popcornschüssel und erhob sich ebenfalls.

Eine halbe Stunde später lagen dann alle vier in Shunichis Zimmer und den Jungen schien die Müdigkeit doch früher gepackt zu haben, denn der schlief schon tief und fest, genau wie die zwei Digimon. Das Mädchen bekam immer sein Bett und er legte sich dann meistens auf eine Matratze, die am Boden neben dem Schlafgesell lag.

Hime war dagegen noch hellwach, ihr Denken von vorhin ließ sie nicht in Ruhe und so beschloss sie noch einmal zu testen, ob sie sich das alles vielleicht doch nur eingebildet hatte, oder ob sie sich ernsthaft Sorgen machen musste.

Leise setzte sie sich auf und starrte auf die Hand des Schwarzhaarigen. Langsam und vorsichtig berührte sie sie mit ihrer und wieder durchströmte dieses komische Gefühl ihren Körper.

„Was machst du, Hime?“, wollte Fikadamon von ihr wissen und sah noch ziemlich verschlafen aus.

„Gar nichts, leg dich wieder schlafen“, meinte sie nur und das Digimon schien ihr zu gehorchen.

Also doch … sie hatte sich nicht getäuscht. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
 

Am nächsten Tag, hatten sich Alice und Hime zum Shoppen verabredet und beschlossen mit dem Zug, am Nachmittag, in eine andere Stadt zu fahren. Die Bahn brauchte noch zehn Minuten bis sie kam und so redeten die zwei noch auf den Weg zum Bahnhof.

„Was schaust du denn so benommen?“, wollte das Mädchen mit den orangenen Haaren wissen, „Wir fahren einkaufen, wenn’s dich nicht freut, dann sag’s gleich.“

„Nein, ich freu mich eh, es ist nur …“, erklärte ihre beste Freundin und schaute bedrückt zu Boden.

„So deprimiert kenne ich dich ja gar nicht, was ist denn los?“

„Gestern habe ich ja bei Shunichi übernachtet, weil unsere Eltern Essen gegangen sind“, fing sie an zu erklären, „Glaubst du, dass ich in ihn verliebt sein könnte?“

„In Shunichi? Ihr wart doch immer beste Freunde.“

„Ja, ich finde es ja auch seltsam und vielleicht irre ich mich ja auch. Ach, ich weiß nicht, es ist alles so kompliziert … Ich meine, wie konnte ich mich nur in ihn verlieben? Das ist doch absurd.“

„Hey, ich habe nicht gesagt, dass das schlecht wäre. Wenn du verliebt bist, bist du eben verliebt und dagegen kann man nur schwer was machen.“

„Aber Shunichi? Warum gerade er? Zerstört das nicht unsere Freundschaft?“

„Naja, kommt ganz drauf an … es ist doch normal, wenn man sich in seinen Freund verliebt, so etwas hört man oft“, versuchte Alice ihr Mut zu machen, während sie die Treppen zu Bahnsteig Drei hinauf gingen.

„Meinst du …“, fragte sie noch einmal unsicher nach.

„Ja, klar. Du musst nur heraus finden, was er für dich empfindet. Wenn er dich auch mag, dann brauchst du überhaupt keine Befürchtungen zu haben und wenn er deine Gefühle nicht erwidern kann, sagst du ihm halt nichts und versuchst ein wenig auf Abstand zu gehen.“

Während die beiden noch weiter redeten, waren sie auch schon oben angekommen und machten sich auf den Weg noch weiter nach hinten zu gehen.

„Achtung, Bahnsteig Drei …“, ertönte es aus den Lautsprechern des Bahnhofs, um auf den Zug hinzuweisen, der schon klein in der Ferne zu sehen war.

Nebenbei bemerkte Alice Ryan, der ihnen, mit ein paar anderen Typen, unter denen sich aber kein Shunichi befand, gerade entgegen kam. Der Weißhaarige führt die Truppe an und ging ziemlich nahe am Rand des Bahnsteiges. Als er nur noch einen Meter von den beiden entfernt war, ging er noch weiter zur Seite, um ihnen auszuweichen.

Wenn einer der seltsamen Jungs ihn nicht gerempelt hätte, hätte er wahrscheinlich ganz normal weiter gehen können und hätte nicht das Gleichgewicht verloren. Doch so war es nicht und jetzt stand Ryan nur noch mit einem Fuß auf festen Boden und gleich würde der Zug kommen und ihn erfassen.

Der Junge war so überrascht, dass er nicht einmal versuchte sich aufrecht zu halten und riss die Augen auf, als er plötzlich in das Gesicht des Schaffners, der sich vorne im Zug befand, blickte. Der Weißhaarige hatte bereits sein Denken ausgeschalten und war bereit dem Tod ins Auge zu sehen, doch plötzlich ergriff ihn unerwartet eine Hand und schaffte es noch, ihn rechtzeitig wieder raufzuziehen.

Wenige Sekunden später raste die Bahn an ihnen vorbei und Ryan saß nur geschockt am Boden. Er atmete ziemlich schnell und realisierte jetzt erst, dass er noch am Leben war. Langsam drehte er sich um, um sich seinen Retter näher anzusehen und sich bei ihm zu bedanken, doch das was er sah, hatte er nun wirklich nicht erwartet.

„Alice?“, konnte er es nicht fassen und sah sie überrumpelt an, „Du hast mich gerettet?“

„Ein einfaches „danke“ hätte auch gereicht“, erwiderte sie gereizt und drehte sich um, um zu gehen, „Komm Hime, wir müssen in den Zug.“

„Hey, warte! Du kannst nicht einfach so verschwinden! Warum hast du mich gerettet?“, begriff er ihre Rettungsaktion nicht und hielt sie am Arm fest.

„Auch wenn du der mieseste, undankbarste und unsensibelste Mensch bist, den ich kenne, kann ich dich doch nicht einfach so sterben lassen. Aber jetzt wo du’s sagst … ich hätte dich doch lieber deinem Schicksal überlassen sollen“, erklärte sie ihm ihr Denken und machte sich grob von ihm los.

„Ich werde mich revanchieren“, meinte er und putzte sich ab, nachdem er sich erhoben hatte.

„Ich brauche nichts von dir“, ließ sie ihn abblitzen und ging ihn nachher wieder an, „Ach ja und … fass mich nie wieder an!“

Mit diesen Worten verschwand sie in der Menge, die sich um die Gruppe versammelt hatte. Ryan hatte für ganz schönen Aufruhr gesorgt und wurde jetzt von allen gefragt, ob es ihm eh gut ging, doch er ignorierte das Gequatsche, denn ihn interessierte jetzt nur eins: Alice.
 

Genau zur gleichen Zeit, fand das organisierte Doppeldate, im Café um d‘ Ecken, statt. Die vier saßen gemeinsam an einem Tisch und hatten sich schon alle etwas zu trinken bestellt. „Wie kommt ihr eigentlich auf so was?“, spielte Nayuta auf die plötzliche Entscheidung Honokas und Ricos an, auf ein Date zu gehen.

„Naja, weiß du, wir wollten es einmal mit einander versuchen und das ist unser erstes Date, wir wissen ja noch gar nicht, ob wir uns noch einmal treffen …“, log Honoka ein bisschen, obwohl auch ein klein wenig Wunschdenken dabei war.

„Du wolltest es versuchen …“, murmelte der große Braunhaarige in sich hinein, sodass es keiner wirklich verstand.

„Aber warum hast du mir nie etwas davon erzählt? Du sagst doch immer, dass ich dir alles erzählen soll“, nervte Yukiko weiter und langsam wurde es Rico zu viel.

„Naja, weißt du …“, versuchte sie sich verlegen eine neue Ausrede einfallen zu lassen, „... allzu lange habe ich ja noch nicht mit den Gedanken gespielt mit ihm auszugehen.“

Eine Weile sagte niemand etwas. Das rosahaarige Mädchen wollte in Ricos Gegenwart nicht irgendwelche komischen Dinge sagen, es wäre nicht unbedingt nötig ihn noch mehr zu ärgern.

„Hoffentlich kommt der Apfelstrudel bald, ich habe schon einen riesen Hunger“, konnte sie sich nicht zurück halten, war aber die einzige die lachte.

Na toll, warum konnte sie nicht einmal die Klappe halten?
 

„Hey, onetimegirl, wie geht’s?“, begann Ryan den Kontakt zu seiner Mail-Freundin.

„Ganz gut, dir?“

„So wie’s einen geht, wenn er nur knapp den Tod entronnen ist.“

„Hä?“

„Sagen wir, ich hatte einen kleinen Unfall, passiert ist mir nichts, aber es ist schon erstaunlich, wie schnell ein Leben vorbei sein kann …“

„Deswegen sollte man alles mache, worauf man Lust hat.“

„Tu ich ja eh, mein Leben ist unterhaltsam genug. Aber mal etwas anderes: Bist du schon bereit, mir von deinem Problem zu erzählen?“

„Ganz sicher bin ich mir noch nicht … also gut, was soll denn schon groß schiefgehen? Du kennst mich eh nicht persönlich und eben das finde ich gut.“

„Ich bin ganz Ohr.“

„Ich habe heraus gefunden, dass meine jetzigen nicht meine leiblichen Eltern sind. Aus ihrem Mund habe ich es noch nicht gehört, ich habe einmal zufällig ein Gespräch mitbekommen.“

„Oh, das tut mir Leid … Wenn ich dir nur irgendwie helfen kann, lass es mich wissen, okay?“

„Ja, werde ich machen. Sorry, muss mich jetzt wieder meiner Freundin widmen. Tschau!“

„Na wenn du meinst … bis dann!“, ließ er sich von ihr abwimmeln und steckte sein Handy in die Hosentasche.

Gerade wollte er sich eine Zigarette anzünden, doch auf einmal fing das D-Maak zu piepsen an. Der Junge seufzte, weil er echt keinen Bock auf Digimon hatte, doch er war schon lang nicht mehr bei einem Kampf gewesen … Ewig würde er sich nicht davor drücken können. Laut D-Maak wurde das Digimon nicht in ihrer Stadt geortet, sondern in irgendeiner, die daneben lag.

Jetzt gab es zwei Möglichkeiten: entweder mit dem Zug fahren, oder auf Bakutamon reiten. Der Weißhaarige sah einmal auf die Uhr. Um diese Zeit fuhr keine Bahn in seine gewünschte Richtung, da würde er mit seinem Partner schneller dran sein. Also betätigte er ein paar Tasten seines Gerätes und ließ somit Baluamon frei.

„Wo geht’s hin, Sire?“, wollte es, schon voller Tatendrang, von ihm wissen.
 

Mittlerweile war auch das Essen eingetroffen und die Vierergruppe wurde nach und nach zum Glück immer mehr gesprächiger.

„Yukiko ist einmal mitten auf der Straße in eine Pfütze gefallen und ich war live dabei!“, machte sich Honoka über das Mädchen lustig und steckte sich einen Bissen Apfelstrudel in den Mund, „Das hättet ihr sehen müssen, das war echt unbezahlbar!“

„Ach Honoka! Lass das doch …“, meinte die Purpurhaarige und wurde rot.

„So etwas passiert auch nur ihr!“, lachte das rosahaarige Mädchen weiter.

Irgendwie lachte Nayuta ebenfalls mit. Kein Wunder, er war damals ja auch nicht in die Lacke gefallen, sonst wüsste er, wie peinlich so etwas ist.

„Also ich finde das ganz süß“, entgegnete der Kleine und sah lachend zu Yukiko hinüber.

Er fand sie ganz süß? Hatte er das gerade wirklich gesagt? So etwas hatte sie noch nie aus dem Mund eines Jungen gehört … Das purpurhaarige Mädchen senkte ihren Blick, denn als Nayuta sie so anlächelte, merkte sie, dass ihr schon wieder die Röte ins Gesicht schoss.

Rico schien das alles nicht besonders zu interessieren, der saß nur unbeteiligt daneben und aß seinen Strudel. Er schien auch ein Mensch zu sein, der lieber zuhörte, als selber zu reden.

„Ach ja und einmal …“, begann Honoka eine weitere Geschichte aus dem Leben ihrer besten Freundin, doch sie wurde von einem piepsenden Geräusch unterbrochen.

Alle vier reagierten gleichzeitig und holten ihr D-Maak aus ihrer Tasche.

„Bis wir dort sind, hat das Digimon schon die ganze Stadt zerstört!“, bemerke die Rosahaarige und blickte die anderen an.

„Dann müssen wir uns eben beeilen!“, meinte Nayuta und erhob sich von seinem Sessel, „Wann würde denn der nächste Zug dorthin fahren?“

„In zwanzig Minuten …“, gab Rico Auskunft, nachdem er auf seine Uhr geschaut hatte.

„Also von hier zum Bahnhof braucht man circa fünfzehn Minuten, wenn man einen schnellen Schritt drauf hat, soviel ich weiß …“, erklärte das purpurhaarige Mädchen und wollte auch schon aufstehen, doch Honoka hatte eine andere Idee.

„Nein, Rico und ich werden dort hin fahren und ihr bleibt hier und macht euch noch einen schönen Tag. Wir schaffen das schon.“

„Wir können doch nicht einfach nur herum sitzen, während ihr euch einen erbitternden Kampf mit einem bösen Digimon liefert!“, protestierte der Kleine gegen ihren Vorschlag.

„Doch, es werden schon noch andere kommen. Ihr wart in letzter Zeit eh bei jedem Kampf dabei. Die anderen werden es euch verzeihen, wenn ihr einmal aussetzt.“

„Aber …“, wollte Yukiko ebenfalls widersprechen, doch ihre beste Freundin ließ es sich nicht ausreden.

„Nichts aber, komm Rico, wir gehen!“

Die Rosahaarige wurde nur böse von dem Jungen angesehen. Sie hatte sich schon wieder zu sehr hineingesteigert und jetzt wollte sie sogar Rico was anschaffen. Es war irgendwie logisch, dass ihm das nicht gefiel.

„Ehm ich meinte … ist dir das überhaupt Recht?“

„Gehen wir …“, murmelte er nur und die beiden ließen ihre besten Freunde alleine zurück.

„Honoka, du kannst mich doch hier nicht alleine lassen!“, dachte sich das Mädchen und ließ sich zurück in ihren Sessel fallen.
 

„Shunichi? Kommst du hin?“, wollte Ryan von seinem besten Freund, am Telefon, wissen, als er gerade auf Bakutamon ritt.

„Ja, bist du schon unterwegs?“, entgegnete er ihm und schien gerade dabei zu ein, sich Aufbruch bereit zu machen.

„Ja, auf Bakutamon, ich hol dich ab.“

„Gut, ich warte bei der Kreuzung vor meinem Haus.“
 

„SkullMeramon, Level: Ultra, Typus: Datei, Attacke: Metallischer Feuerball, zweite Attacke: Flammenkette“, las Alice von ihrem D-Maak ab und sah erschrocken auf, „Es ist auf dem Ultra-Level!“

„Was? Wir haben noch nie gegen ein Ultra-Digimon gekämpft“, entgegnete ihre Freundin und reagierte genau so geschockt.

Das Digimon tauchte genau da auf, wo die beiden Mädchen gerade shoppen waren, doch leider am anderen Ende der Stadt und somit hatte es schon einen großen Schaden angereichtet. Da die zwei auf Hutezamon herkamen, konnten sie noch das Schlimmste verhindern.

„Meinst du, dass du das schaffst, Hutezamon?“, wollte das Mädchen mit den orangenen Haaren wissen und sah es besorgt an.

„Ich bin mir nicht sicher, aber ich werde auf jeden Fall alles geben“, meinte ihr Partner und beobachtete das böse Monster.

„Fikadamon, Digitation“, befahl Hime ihrem Digimon und hielt ihr D-Maak in seine Richtung.

„Fikadamon digitiert zu …“, begann es seine Digitation und machte sich mit dem hundeähnlichen Digimon auf den Weg zu SkullMeramon, „Flymon!“
 

Honoka und Rico saßen bereits, sich anschweigend, im Zug und warteten ungeduldig, bis er endlich ankam. Der Junge hielt sein D-Maak in der Hand, mittlerweile waren es schon drei Punkte, die leuchten und er hoffte, dass die zwei neuen zu ihnen gehörten.

„Rico … wegen dem Date heute …“, wollte die Rosahaarige anfangen zu erklären und spielte mir ihren Händen.

„Du hättest mich wenigstens vorher einweihen können“, sagte er nur barsch und sah aus dem Fenster.

„Es tut mir Leid, aber mir ist keine bessere Verkupplungs-Methode eingefallen. War’s so schlimm?“, fragte sie zur Sicherheit noch einmal nach, doch von ihm kam keine Antwort.

Warum musste er immer so schweigsam sein? Das Mädchen hatte gehofft, dass die Sache mit den Digimon sie irgendwie verbinden würde, doch er redete genau so wenig mit ihr, wie vorher …
 

Verletzt landete Hutezamon am Boden und Alice rannte besorgt zu ihm. Flymon hielt noch ein wenig durch, doch lange auch nicht mehr.

„Ich werde euch alle vernichten!“, schrie das bösartige Wesen und war motiviert weiterzumachen.

„Du darfst nicht aufgeben, Flymon!“, versuchte Hime ihm gut bei zu reden und verfolgte den Kampf der beiden Digimon.

„Himmelssturz!“, brüllte es und steuerte auf SkullMeramon zu, das konnte mit Leichtigkeit ausweichen und startete mit seinen metallischen Feuerbällen eine Gegenattacke.

„Hornstoß!“, kündigte Bakutamon seinen nächsten Angriff an und zerstörte noch rechtzeitig sie Feuerbälle.

Anschließend landeten beide Digimon am Boden und auch Aalomon, das etwas unbeholfen an Land wirkte, war plötzlich zu sehen. Die zwei Mädchen drehten sich überrascht um und erblickten sofort Ryan und Shunichi.

„Was machst du denn hier?“, wollte Alice entsetzt von dem Weißhaarigen wissen und Shunichi fand es wieder einmal toll, wie er ignoriert wurde.

„Euch helfen“, entgegnete er gelassen und schaute zu dem bösartigen Monster, „Alleine schafft ihr das doch nie.“

„Es ist auf dem Ultra-Level“, erklärte Hime, bevor ihre Freundin noch irgendwas entgegnen konnte, „Seit vorsichtig.“

„Habt ihr überhaupt schon einmal gegen ein so starkes Digimon gekämpft?“, fragte der Schwarzhaarige, um sich auch ein wenig einzubringen.

„Nein, das ist eben das Beängstigende … Ihr etwas?“, sprach die Purpurhaarige zu ihm, während sich ihre Digimon wieder in den Kampf stürzten.

„Nein, auch nicht, hoffentlich reichen vier Digimon …“, hoffte der Junge und beobachtete seinen Partner beim Kämpfen.

„Mischt euch nicht ein!“, war SkullMeramon nicht gerade begeistert von Ryans und Shunichis Hilfe.

Es war ziemlich schwer gegen ein Ultra-Digimon anzukommen, vor allem wenn man nur vier Champion-Digimon zur Verfügung hatte. Aber nicht nur seine Stärke war überwältigend, auch seine Schnelligkeit war nicht von schlechten Eltern.

Hutezamon kam von vorne auf es zu gerannte und wollte es somit ablenken, damit Bakutamon es von hinten attackieren konnte. Doch das böse digitale Monster bemerkte ihr Vorhaben und konnte noch rechtzeitig ausweichen, sodass die beiden Digimon gegen einander krachten.

„Sag deinem Digimon, dass es besser aufpassen soll!“, beschwerte sich das orangenhaarige Mädchen bei Ryan und blickte ihn wütend an.

„Das musst du gerade sagen, wär ist denn an der Situation schuld?“, konterte er gereizt und achtete für einen kurzen Moment nicht auf den Kampf.

„Alice! Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um zu streiten! Konzentriere dich lieber auf die Digimon!“, wies das Mädchen ihre Freundin zurecht, die dann nichts mehr sagte.

Flymon und Hutezamon bekriegten sich jetzt schon länger mit SkullMeramon, als die anderen zwei Digimon und waren daher auch dementsprechend ausgepowert und langsam. Himes Partner traf es zu erst.

Als es für einen Moment nicht aufpasste, wurde es von metallischen Feuerbällen getroffen und flog, zu Fikadamon zurück digitierend, in die Arme seines Digi-Ritters.

„Fikadamon!“, schrie die Purpurhaarige besorgt, nachdem sie ihr Digimon sanft aufgefangen hatte.

„Mein Wohlbefinden ist noch in einem erträglichen Zustand“, erklärte es ihr uns musste anschließend husten.

Eine Weile später trafen dann auch die zugfahrenden Digi-Ritter ein, hatten aber noch nicht ihre Digimon aus ihrem D-Maak geholt, was sie gleich taten. Als sie den zertrümmerten Stadtteil sahen, wurde ihnen gleich mulmig zu Mute und fragten sich, wie lange sie schon kämpfen würden.

„Acimon digitiert zu … Icemon.“

„Gissimon digitiert zu … Latreemon.“

„Verstärkung, das wird ja auch langsam Zeit“, versuchte Hime ein wenig zu scherzen, nachdem sie die zwei erblickte.

„Tut uns Leid, wir konnten nicht schneller“, entschuldigte sich das Mädchen mit den rosa Haaren verlegen.

„Na wenigstens seit ihr jetzt da“, rührte sich Shunichi auch einmal wieder, „Ach übrigens, das Digimon ist auf dem Ultra-Level.“

„Was? Das ist doch noch höher, als unsere Digimon, oder?“, fiel es dem Mädchen schwer zu begreifen und riss dabei die Augen auf.

Icemon und Latreemon stürzten sich ebenfalls in den Kampf und kamen, mittlerweile nur noch den drein Digimon zur Hilfe.

„Es ist echt stark!“, bemerkte Ricos Partner, nachdem es von SkullMeramon gegen eine Fabrik geschleudert wurde.

„Icemon, pass doch auf!“, wurde es von dem Braunhaarigen zurecht gewiesen.

„Tut mir leid …“, entschuldigte es sich und wollte aufstehen, doch plötzlich stand das böse Wesen vor ihm.

Icemon wurde direkt von einem metallischen Feuerball getroffen und digitierte, völlig entkräftet, zu Acimon zurück. Schnell machte sich Rico auf den Weg, um seinen Partner in Sicherheit zu bringen.

„Weißt du, was ich nicht versteh?“, meinte Honoka inzwischen, wendete sich aber eigentlich an alle, „Warum sind eure Digimon noch nicht zurück digitiert, wenn sie schon länger kämpfen als unsere? Ist Icemon einfach so schwach?“

„Als grundsätzlich schwach würde ich es nicht bezeichnen“, antwortete ihr Shunichi und erklärte ihr alles, „Es ist logisch, dass unsere Partner stärker sind, weil sie schon mehr Erfahrung haben. Eure haben erst ein paar kämpfe hinter sich, im Gegensatz zu unseren, die kämpfen schon ein Monat länger. Wenn Menschen hart trainieren werden sie doch auch stärker.“

„Ach so ist das … Dass heißt, es reicht nicht einfach ein höheres Level zu erreichen, man muss auch Kampferfahrungen sammeln“, wurde ihr alles klar und widmete sich wieder dem Geschehen.

„So wird das nichts …“, musste Alice feststellen und meinte natürlich den Kampf, „Wir müssen uns was einfallen lassen …“

„Aber wie können wir ihnen helfen?“, fragte Hime verzweifelt, mit Fikadamon im Arm.

„Wir spielen Lockvogel. Du bringst dich mit Fikadamon, Honoka und Ryan in Sicherheit, dort wo Rico jetzt ist und Shunichi und ich werden SkullMeramon ein wenig ablenken“, erklärte sie ihren Plan und wurde von den anderen unglaubwürdig angesehen.

„Aber das ist doch viel zu gefährlich! Und warum muss gerade Shunichi mit dir gehen?“, protestierte ihre beste Freundin und drückte ihr Digimon so fest, dass es einen undefinierbaren Laut ausstieß.

„Ich gehe, weil es meine Idee war. Du bist mit Fikadamon doch nur verhindert, Ryan kann ich nicht ausstehen und ob die da die Richtige für so etwas ist … da bin ich mir nicht so sicher, alle einverstanden?“

Nach langem Hin-und-Her wurde dann doch alles so gemacht, wie es das Mädchen mit den orangenen Haaren vorgeschlagen hatte und sie rannte mit Shunichi von den anderen weg. Die machten sich wiederrum auf den Weg zu Rico, um ihm alles zu erklären.

„Sie überschätzt sich mal wieder …“, das war das einzige, was dem braunhaarigen Jungen zu diesem Plan einfiel.

„Wusstest du, dass mir deine Schwester heute das Leben gerettet hat“, bemerkte der Weißhaarige so neben bei und zündete sich eine Zigarette an.

Rico war überrascht so etwas zu hören, ließ es sich aber nicht anmerken. Der Junge entgegnete nichts darauf, er wartete nur, ob noch etwas von ihm kam.

„Sie hat mich vor einem Zug gerettet und ich habe mich dazu entschlossen, mich zu revanchieren“, erzählte er ihm, auch wenn der Braunhaarige nicht wusste warum.

„Blödmann … fällst einfach vor die Schienen … Sie hätte dich sterben lassen sollen …“

„Tja, hat sie aber nicht, ich weiß echt nicht, was sie gegen mich hat, ich habe ihr nie etwas getan … naja, auch egal … wie Alice wohl im Bett ist …“, provozierte er ihn absichtlich und schon stürzte sich der braunhaarige Junge auf ihn und holte zum Schlag aus.

„Lass meine Schwester in Ruhe …“, drohte er ihm und funkelte ihn böse an.

„Willst du mich jetzt etwa verprügeln?“, grinste Ryan aber noch immer und war sich ziemlich sicher, dass der Junge es nicht tun würde.

„Grins nicht so beschissen. Weißt du was? Ja“, entgegnete er ihm und schlug ihm eine ins Gesicht.

„Rico! Ryan! Hört sofort auf!“, versuchte Hime den Streit zu schlichten, was ihr aber nicht sonderlich gut gelang.

Das rosahaarige Mädchen wusste nicht, für wen sie sein sollte. Immerhin war sie eine ziemlich lange Zeit in den Weißhaarigen verliebt gewesen und jetzt …

„Du Arsch …“, meinte Ryan nur und griff sich auf seine blutende Nase.

Er ließ das nicht einfach so auf sich sitzen und schlug zurück, ebenfalls ins Gesicht. Und so brach neben dem Digimon-Kampf noch ein anderer aus und keiner der beiden Jungs hatte Lust klein bei zu geben.

„Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas!“, versuchte die Purpurhaarige ihnen Vernunft einzureden, doch sie ließen sich durch nichts unterbrechen.

„Wenn du dich je an Alice vergreifst, bring ich dich um!“, warnte Rico seinen Gegner vor, während er es schaffte, für kurze Zeit die Oberhand in dem Kampf zu ergreifen.

„Ja? Von mir aus, kannst du das jetzt auch schon machen, aber ich glaube nicht, dass du es schaffst“, stachelte der Weißhaarige ihn weiter an und drehte sich so, dass er wieder oben war.

„Schon allein bei deinem Anblick muss ich kotzen …“

„Geht mir genau so Wichser …"

Lange prügelten und beschimpften sie sich weiter, doch als Bakutamon schwächer wurde, befreite sich Ryan aus Ricos Fängen. Man musste bei seinem Digimon sein, wenn es kämpfte, körperlich genau so wie mental. Das war vor allem bei einem Feind wie diesen äußerst relevant.

„Ich bin noch lange nicht fertig mit dir …“, bemerkte der Älteste noch so neben bei und wischte sich wieder über seine Nase, um das Blut wegzubekommen.

„Ach wirklich …“, entgegnete ihm der andere Junge und strich sich mit seiner Hand das Blut weg, das aus der Seite seines Mundes hervor trat.
 

„Meinst du, dass das auch funktionieren wird?“, wollte Shunichi wissen, als er Alice hinterher rannte.

„Keine Ahnung, aber besser, als einfach nur herum stehen ist es allemal“, erläuterte sie und wagte einen Blick zu dem bösen digitalen Monster.

Es klappte wirklich! SkullMeramon wollte sich schon auf den Weg zu den zwei Menschen machen und vernachlässigte somit seine eigentlichen Gegner.

„Los, Hutezamon! Jetzt!“, rief die Orangehaarige ihm zu und war gespannt auf die Wirkung dieser Aktion.

Natürlich war der Partner des Mädchens nicht das einzige Digimon, das angriff, Aalomon, Bakutamon und Latreemon schritten ebenfalls zur Tat. Als die Attacke dann auf das böse Monster traf, konnte man nur noch einen Schmerzensschrei von ihm hören.

Rauch bildete sich. Für eine Weile war nichts zu sehen und alle waren gespannt, ob sie es endlich geschafft hatten. Auch die restlichen vier Digi-Ritter schauten interessiert auf. Als man wieder freie Sicht hatte, konnte man ein, am Boden liegendes, SkullMeramon ausmachen.

„Der Tag wird kommen an dem ihr alle untergeht …“, brachte es noch heraus und verstummte anschließend.

Erschöpft digitierten die vier Digimon zurück, sie hatten echt keine Kraft mehr, was man auch sehen konnte. Die Vierergruppe rannte zu Alice und Shunichi, während sie auf dem Weg dorthin ihre Partner aufsammelten. Ryan wollte den Transport in die Digi-Welt übernehmen.

Für eine kurze Zeit betrachtete er es noch einmal, irgendetwas kam ihm seltsam vor … Plötzlich riss es wieder seine roten Augen auf und der weißhaarige Junge fiel vor Schreck auf sein Hinterteil.

Baluamon wollte zu seinem Partner rennen, doch es hatte nicht einmal mehr die Kraft, um aufzustehen und viel wieder auf seine Schnauze. Auch den anderen Digimon ging es nicht anders und so mussten sie sich ansehen, wie sich das böse Monster auf Ryan stürzte.

„Wirbeltornado!“, kreischte eine ihnen bekannte Stimme aus dem Nichts und kurz darauf war auch noch ein Gepiepe zu hören.

SkullMeramon fiel wieder zu Boden und schnell streckte ihm der Weißhaarige, der noch immer am Boden saß, sein D-Maak entgegen. Nach einem braunen Lichtstrahl war es endlich weg und der Junge atmete einmal erleichtert tief aus.

Erst später machte er sich Gedanken über die beiden Digimon, die ihm zur Hilfe geeilt waren und stellte fest, dass die beiden die Digi-Ritter waren, die sich bis jetzt noch nicht blicken hatten lassen. Jetzt waren sie also komplett.

„Hey, Leute! Seit ihr okay?“, fragte der, zu den anderen laufenden, Nayuta nach.

„Nayuta, Yukiko! Was macht ihr hier? Wir haben doch gesagt, dass ihr euch einen schönen Tag machen sollt!“, beschwerte sich die Rosahaarige, wobei es eher so aussah, als ob sie nur mit ihrer besten Freundin reden würde.

„Wenn wir nicht gekommen wären, wärt ihr jetzt vielleicht alle tot!“, konterte die Purpurhaarige laut, was die anderen gar nicht gewohnt waren, „Und überhaupt konnten wir nicht einfach herum sitzen und warten, ob ihr eh wieder unverletzt zurück kommt …“

„Tut mir Leid … ich bin froh, dass ihr gekommen seid, aber wir haben’s geschafft … wir sind sogar mit einem Ultra-Digimon fertig geworden“, meinte Honoka stolz und stemmte ihre Hände in die Hüften.

„Schau dich mal um, Strohbirne“, forderte der Schulschwarm sie etwas unhöflich auf und das Mädchen ignorierte einmal seine Beleidigung, „Und jetzt sag mir, ob du wirklich mit dir zufrieden bist.

Als das rosahaarige Mädchen sich umsah, war sie gleich nicht mehr so fröhlich. Alles im Umkreis von 100 Metern war charmelos zerstört und wirkte so, als ob sich ein Riese dort niedergelassen hatte. Obwohl sie das Digimon besiegt hatten, hatten sie trotzdem nicht alles retten können. Wenn man sich so umschaute, war das echt entmutigend …

„Rico, was ist denn passiert?“, wollte Alice von ihm wissen und versuchte dabei so desinteressiert wie möglich zu wirken, „Hast du etwa von dem Kampf was abbekommen?“

„Er hat sich mit Ryan geprügelt“, erklärte Hime, sich für die zwei schämend, da es ihr Bruder nicht tat.

„Ihr seid echt beide bescheuert …“, musste das Mädchen mit den orangenen Haaren seufzend feststellen.

„Ist euch aufgefallen, dass SkullMeramon gesprochen hat?“, brachte der Schwarzhaarige ein.

„Hm … jetzt wo du’s sagst …“, antwortete ihm Hime und setzte ein nachdenkliches Gesicht auf, „Während des Kampfes ist mir das gar nicht so aufgefallen.“

„Vielleicht liegt es am Level“, stellte Honoka eine Hypothese auf und wurde dann von allen seltsam angesehen, „Was? Könnte doch sein!“

„Anscheinend ist es uns nur möglich ein Ultra-Digimon zu besiegen, wenn wir alle gemeinsam kämpfen …“, stellte Hime niedergeschlagen fest, „Also wenn es euch nichts macht, würde ich sagen, dass wir die nächsten Male alle erscheinen, aber nicht erst in letzter Sekunde, sondern gleich von Anfang an. Hat irgendwer etwas dagegen?“

Niemand hatte etwas einzuwenden und so hoffte das Mädchen, dass alle auch tun würden, was sie gesagt hatten …
 

Als Shunichi gerade aus dem Badezimmer kam und noch immer ein Handtuch um den Hals hängen hatte, rannte bereits der Fernseher, vor dem sein Vater saß. Der Junge beschloss sich zu ihm zu gesellen und machte es sich auf dem Sofa bequem.

Nach kurzer Zeit kamen die Nachrichten und der Schwarzhaarige wollte sich etwas zu trinken holen, doch als er hörte, wie der Nachrichtensprecher etwas von mysteriösen Ereignissen erzählte, drehte er noch einmal um.

„Plötzliche Schneestürme, Dürren und Einstürze … Japan würde man in letzter Zeit nicht als Urlaubsort empfehlen. Erst heute Nachmittag wurde wieder eine zerstörte Fläche aufgefunden, wo wieder einmal keine Spuren zu finden waren, wie das alles passiert sein könnte“, ratschte der Mann in der Glotze herunter, doch Shunichi konnte genug Bilder erkennen, auf denen der Verursacher deutlich zu sehen war, nur blöd, dass das die anderen nicht taten, „Aber die Frage ist: Wie kann man sich vor etwas schützen, dass man nicht sehen kann? Die Wissenschaftler glauben noch immer daran, dass das alles mit heftige Luftstöße zusammen hängt und das es helfen würde, wenn man alle Gebäude aus einem härteren Material baut, doch das hört sich in unseren Ohren noch immer ziemlich unwahrscheinlich an.“

„Luftstöße … ja klar …“, murmelte der Junge leise vor sich hin, doch anscheinend hatte es sein Vater trotzdem mitbekommen.

„Was hast du gesagt?“

„Ach … nichts …“, wehrte er ab und ging nun wirklich in die Küche.
 

Ich weiß, so viele Seiten und das in einem Kapitel … ist nicht wirklich schön zu lesen, aber was soll‘s …

Irgendwie vergeht ein Monat ur schnell, sodass ich gar nicht mehr gescheit nachkomme mit dem Schreiben, in letzter Zeit bin ich nicht mehr so motiviert, Schule und so …

Aber ist ja auch egal, wenn ich nicht einmal mehr in der Lage bin innerhalb eines Monats acht Seiten zu schreiben, sollte ich gleich aufhören und da ich das nicht tun werde, sobald ich noch einen aktiven Leser habe, hat sich das auch erledigt!

Kiripurin

Die Sache mit dem Sato-Krankenhaus

Es waren schon wieder einige Tage vergangen, seit SkullMeramon in der Realen-Welt sein Unwesen getrieben hatte. Es war auch das letze Digimon, das die acht Digi-Ritter bis jetzt bekämpfen mussten, aber das hieß nicht, dass die Kinder nicht bereit dazu waren, im Gegenteil. Jeder einzelne von ihnen hatte vor, beim nächsten Kampf mitzuhelfen.

Hime ging gerade den Flur der Shoji-High entlang und war mit einem Stoß Hefte und Bücher angepackt. Ihre beste Freundin war schon vorgegangen und konnte ihr somit nicht helfen.

Als das Mädchen gerade die Treppe hoch gehen wollte, kam ihr irgendeine männliche Person entgegen und rempelte sie leicht an, sodass ihr sämtliche Schulutensilien aus den Händen flogen.

Ohne sofort nachzusehen, wer dieser Mensch war, hockelte sie sich auf den Boden und begann ihre Sachen wieder aufzusammeln. Erst als die Purpurhaarige nach ihrem Notizblock greifen wollte und den Arm, der ihn bereits in der Hand hielt entlangging, merkte sie, dass es Shunichi war, mit dem sie unabsichtlich zusammen gerannt war.

„Herzchen?“, fragte der Schwarzhaarige verwundert und deutete auf ein Blatt des Blockes, das mit großen und kleine Herzen versehen war, „Seit wann malst du Herzchen?“

„Ehm … ich habe eben neuerdings eine besondere Vorliebe für Herzchen, hast du ein Problem damit?“, verteidigte sie sich und hoffte, dass er nicht weiter bohren würde, doch das tat er sehr wohl.

„Ach komm schon. Mädchen malen doch nicht einfach so ihren Block mit Herzchen voll.“

„Tun sie nicht? Braucht man dazu einen bestimmten Anlass?“

„Na klar! Herzchen bedeuten, dass du verliebt bist, stimmt’s?“

Eigentlich hatte der Junge vollkommen Recht. Sie war wirklich kein Herzchen-Typ, nur seit dem sie sich selber eingestanden hatte, dass sie Shunichi liebte, fand sie irgendwie Gefallen daran, welche zu zeichnen. Manchmal war es unheimlich, dass er sie so gut kannte, aber das mit dem Verliebt-sein konnte sie ihm unmöglich erzählen.

„Musst du nicht in den Unterricht“, lenkte sie vom Thema ab und nahm ihm den Block aus der Hand.

„Du verneinst es nicht, dass heißt soviel wie, ich habe Recht. Und? Wer ist es? Kenne ich ihn?“, bohrte er weiter nach und erhob sich kurz nach dem Mädchen.

„Ich werde mich dazu nicht äußern“, blockte sie weiterhin ab und begann die Stiegen zu erklimmen, musste aber seltsamerweise feststellen, dass der Junge ihr nach oben folgte.

„Ach komm schon, Hime, mir kannst du so etwas doch sagen, ich bin dein bester Freund!“

„Also bevor ich dir von meinem Traumtypen erzählen würde, würde ich das eher bei Alice machen.“

„Du bist gemein, ich will es aber wissen!“, maulte er herum, wurde aber von seinem D-Maak unterbrochen, das auf einmal zu piepsen begann.

„Was? So viele?“, konnte es der Schwarzhaarige nicht fassen.

Jetzt wurde die Purpurhaarige neugierig und da sie zu faul war, um ihr D-Maak heraus zu holen, sah sie einfach auf den Display von Shunichis.

„Das ist ja eine ganze Herde Vegiemon! Und das schon wieder beim Sato-Krankenhaus!“

Bereits vor einem Monat hatten Digimon dieses Gebäude angegriffen, doch es war den damals noch vier Digi-Ritter, auch wenn davon wahrscheinlich nur zwei im Einsatz waren, nicht gelungen, alle Personen erfolgreich zu evakuieren. Es war ein schreckliches Gefühl zu wissen, dass man Schuld an dem ganzen hatte und mehr tun hätte können.

Genauso wie die anderen sechs, beschlossen sie einfach Schule zu schwänzen. Es war wohl wichtiger hunderte von Menschenleben zu retten, als sich irgendein Geschwafel über die Atomphysik anzuhören, in so einem Fall und auch noch vielen anderen, war Schule etwas unwesentlich.
 

Als Hime, Shunichi und ihre Digimon endlich beim Ort des Geschehens ankamen, waren bereits alle da, was sie sehr erstaunte. Anscheinend hielten hier alle, was sie versprachen.

„Schon die Daten gecheckt?“, wollte die Purpurhaarige wissen und betrachtete das Gebäude vor ihnen.

„Ja“, antwortete ihr ihre beste Freundin, neben die sie sich gestellt hatte, „Sie sind auf dem Champion-Level, nicht sehr stark, aber dafür umso mehr.“

„Gut, dann wollen wir uns mal in das Getümmel stürzen“, meinte Hime und hielt ihr D-Maak fest in der Hand, „Bist du bereit, Fikadamon?“

„Na klar! Fikadamon digitiert zu … Flymon!“

„Baluamon digitiert zu … Bakutamon!“

„Naokimon digitiert zu … Hutezamon!“

„Acimon digitiert zu … Icemon!“

„Gissimon digitiert zu … Latreemon!“

„Mantamon digitiert zu … Aalomon!“

„Los geht’s Kirbymon!“, forderte Nayuta seinen Partner auf, der sich hinter seinem Bein versteckte und ihn ängstlich ansah, „Schon gut, du musst nicht kämpfen …“

„Tako …“, wollte Yukiko ihrem Digimon schon den Befehl geben, mit den anderen in den Kampf zu schreiten, doch dazu brauchte es keine Aufforderung, das machte es schon selbst.

So schnell sie konnten rannten die sieben digitalen Monster dem Krankenhaus entgegen und knüpften sich eines nach dem anderen vor. Ein Vegiemon wäre ja an sich nicht so schwer zu besiegen gewesen und auch mit zehn wären sie fertig geworden, doch irgendwie wollten diese Viecher einfach kein Ende nehmen.

„Feuerschwingen!“, jaulte Hutezamon und konnte gleich vier böse Digimon zur Strecke bringen, „Alice, es sind einfach zu viele!“

„Ich weiß …“, entgegnete ihm sein Partner und biss sich auf seine Unterlippe.

Bei Latreemons Kampf ging eine Fensterscheibe zu Bruch, weil es ein Vegiemon gegen sie geschleudert hatte und nun lag das böse Monster in einem Krankenzimme am Boden. Mit seinen ausdehnbaren Ästen konnte das baumartige Digimon seinen Gegner aus dem Raum entfernen und anschließend nach unten werfen, doch der Patient hatte jetzt sicher einen Schock fürs Leben bekommen.

Bakutamon ging es nicht viel besser. Es schleuderte seine Widersacher manchmal unabsichtlich gegen die Wände des Gebäudes, sodass ein paar Dellen entstanden.

Es war fast unmöglich gegen jemanden zu kämpfen und dabei etwas zu beschützen, das so groß war. Nicht einmal den erfahreneren Digi-Rittern war es möglich, den Schauplatz ohne Rückstände zu verlassen.

Mittlerweile hatten auch die anderen Menschen mitbekommen, dass hier irgendetwas nicht stimmte. Die Patienten, die derzeit im Krankenhaus untergebracht waren, gerieten alle in Panik und die Krankenschwestern und Ärzte hatten alle Hände voll zu tun, um sie sicher nach draußen zu befördern.

„Takomon!“, rief sein Partner besorgt und rannte so schnell wie möglich zu seinem Digimon, das unsanft auf dem Boden aufkam, „Alles okay?“

„Mir geht’s gut, ich brauche deine Hilfe nicht!“, ging es sie an und wollte wieder wegfliegen, um weiter zu kämpfen, doch Yukiko hielt es fest.

„Du musst nicht mehr kämpfen, du bist doch schon total fertig! Bleib hier, überlass das den Champion-Digimon!“

„Du glaubst also ich bin zu schwach, nur weil ich nicht digitieren kann?“

„Nein, so habe ich das nicht gemeint …“, erklärte sie und schaute betrübt zu Boden.

Takomon ergriff die Chance und machte sich von ihr los. Schnell flog es weg und knüpfte sich das nächste Vegiemon vor.
 

Shunichi konnte gerade beobachten, wie ein Mensch, der gerade in das Gebäude rein laufen wollte, drohte von einem Felsbrocken erschlagen zu werden, es aber anscheinend nicht merkte.

„Aalomon! Dort drüben!“, rief er ihm zu und zeigte auf die, in Gefahr schwebende, Person.

„Alles klar“, entgegnete es ihm nur und zerschmetterte das Gestein, sodass der Mensch gerettet war.

Erst als neben ihm kleine Brocken vom Himmel fielen, bemerkte der Mann, dass er beinahe erdrückt worden wäre und landete nun auf seinem Hinterteil. Shunichi beschloss, während sich sein Digimon wieder um die Bösen kümmert, nachzusehen, ob der Mann eh okay war und bemerkte erst, als er näher ran ging, dass es sich um den Hausmeister ihrer Schule handelte.

„Herr Sato? Was machen Sie denn hier?“, wollte der Schwarzhaarige von ihm wissen und half dem Dunkelhaarigen wieder auf die Beine.

„Dasselbe könnte ich auch dich fragen. Also, was macht ein Schüler während der Schulzeit in so einem Krisengebiet?“, stellte der Mann eine Gegenfrage und putze sich den Hintern ab.

„Ehm … naja … wissen Sie …“, stammelte er vor sich hin, denn ihm fiel keine passende Ausrede ein, doch er hatte Glück, der Hausmeister rannte einfach weiter, „Hey! Was wollen Sie denn dort drinnen?“

„Meine Familie retten!“, antwortete er ihm nur und verschwand dann im Getümmel.

Es waren wieder einige Minuten vergangen, doch die Digi-Ritter hatten bis jetzt keinen Erfolg, das Krankenhaus wurde noch immer belagert.

Als sie ein „Dadüdada“ hinter sich hörten, drehten sich alle acht willkürlich um und stellte fest, dass sich die Feuerwehr im Moment ebenfalls hier befand. Die versuchte nämlich, die Menschen zu retten, die keinen Ausweg mehr nach draußen fanden, weil die Digimon manche Durchgänge zerstört hatten.
 

Nayuta stand nur tatenlos da und überlegte, wie er seinem kleinen, orangenen Kerlchen Mut machen könnte. Er konnte es verstehen, er würde auch nicht kämpfen wollen, doch waren ihre Partner nicht dazu da?

Doch der Junge wurde aus seinen Gedanken gerissen, denn zwei Feinde schlichen sich an Kirbymon an und wollten es schon bekämpfen. Das ließ der Kleine aber nicht zu, er stellte sich schnell vor sein Digimon, um es zu beschützen und wurde so selber von den Zwei gepackt.

Sein Partner piepste nur irgendetwas besorgt vor sich hin, während sich Nayuta zu befreien versuchte, was aber nicht wirklich gelang. Die Vegiemon drückten immer fester zu und der Junge biss die Zähne zusammen, um nicht zu schreien.

„Nayuta!“, bemerkte Rico endlich, dass sein bester Freund Hilfe brauchte und wendete sich dann Icemon zu, „Icemon! Du musst ihm helfen!“

Das Digimon wollte sich gerade auf den Weg machen, doch sofort wurde es von anderen digitalen Wesen aufgehalten und zurückgezogen.

„Shit …“, meinte Rico nur und sah dann wieder zu seinem Kumpel hinüber, „Kirbymon, willst du ihm nicht helfen? Er ist schließlich dein Partner.“

Hin und her gerissen zwischen Angst und Pflicht starrte er Nayuta an und setzte einen verzweifelten Blick auf. Aber was sollte es schon tun? Es konnte doch sowieso nichts ausrichten … aber seinen Partner einfach so im Stich lassen …

Also nahm es allen Mut zusammen und seine Wangen begannen plötzlich zu blinken. Die Vegiemon sahen gespannte zu und das eine wurde dann von Kirbymon böse angesehen. Das gelbe Digimon wich etwas zurück, ließ aber den Jungen nicht los. Kurz darauf wurde es von dem blinkenden Wesen mit voller Wucht angerempelt und flog ein paar Meter nach hinten. Das ließ es natürlich nicht einfach auf sich sitzen und schoss ein paar Kompostbomben auf den Angreifer, der dann schwer getroffen am Boden lag.

„Kirbymon!“, schrie der Junge wieder und wurde daraufhin wieder fester zusammen gedrückt.

Anscheinend ging er den beiden bösen Digimon schon auf die Nerven, denn es sah so aus, als ob sie ihn jetzt zum Schweigen bringen wollten. Das eine holte schon mit seiner Ranke aus und Rico machte sich auch schon auf den Weg zu Nayuta, doch das war nicht mehr nötig.

Das orangene Digimon begann auf einmal zu leuchten, auch das D-Maak seines Partners und Rico und die Vegiemon hielten plötzlich inne.

Es piepte wieder etwas Unverständliches vor sich hin und sah nach wenigen Sekunden anders aus.

„Ja Kirbymon! Du bist digitiert!“, freute sich der Junge und lächelte es an.

„Mastimon, Level: Champion, Typus: Datei, Attacke: Aufladung, zweite Attacke: Lüftungsschacht”, las Rico von seinem D-Maak ab und blickte dann erstaunt zum digitierten Digimon, das auf einmal in seinem Mast Strom zu sammeln schien und dann auf die bösen Monster abschoss. Somit war der kleine Junge wieder frei und war nun bereit zum Kampf.
 

„Es kann doch nicht sein, dass wenn wir zehn Vegiemon besiegen, gleich wieder genau so viel nach kommen!“, bemerkte Hime etwas gereizt.

„Find ich auch irgendwie merkwürdig …“, entgegnete ihr ihr bester Freund und setzte ein nachdenkliches Gesicht auf, „Vielleicht gibt es ja irgendwo ein offenes Tor oder so …“

Die Purpurhaarige dachte kurz über seine Überlegung nach und schaute sich noch einmal um. Sehr abwegig war es schließlich nicht, auch wenn sie persönlich so etwas noch nie erlebt hatte. Kurz darauf nickte sie dem Schwarzhaarigen zu und wendete sich dann an ihre anderen Freunde.

„Wir schauen uns einmal ein bisschen um. Irgendetwas stimmt hier nicht“, erklärte sie und machte sich daraufhin auf, um mit Shunichi die Gegend zu erkunden.

Kurz nach ihrem Abgang geschah auch schon etwas nicht so Erfreuliches. Alle Digimon waren schon sehr geschwächt, sie waren es nicht gewohnt so lange zu kämpfen, besonders nicht die, die noch nicht so lange dabei waren.

Icemon war gerade auf dem Weg, in das Gebäude zu krachen und wenn das geschehen würde, würde das Krankenhaus nicht mehr lange stehen. Also versuchte Latreemon, auf Honokas Befehl, den Aufprall zu verringer, indem es das Haus mit Wurzeln überdeckte und das gelang eigentlich auch ganz gut.

„Danke Latreemon …“, meinte das gerettete Digimon nur, als es wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

„Ja super!“, rief die Rosahaarige ihrem Partner zu und hüpfte freudig umher, doch ihre gute Laune hielt nicht lange.

Ihr Digimon hatte anscheinend zu viel Kraft in seinen Wurzeln und drückte das Haus so fest zusammen, dass der linke Teil des Gebäudes in sich zusammenkrachte.

„Oh nein …“, verzweifelte das Mädchen und fiel auf die Knie, „Was habe ich bloß getan?“

Die Menschen die sich in der Nähe des Krankenhauses befanden, fingen vor Panik an, hysterisch herumzuschreien, man konnte es ihnen aber nicht übel nehmen. Wie fiele Menschen waren jetzt wohl unter diesen Trümmern vergraben?

„Honoka, es war nicht deine Schuld“, versuchte ihr Partner ihr Mut zuzusprechen, was aber nicht so gut gelang.

„Sie hätte besser aufpassen müssen …“, stellte Alice ihre Sicht der Dinge klar und biss sich auf die Unterlippe.

„Was hätte sie denn tun sollen?“, verteidigte Nayuta sie und stellte sich gegen Alice, „Wenn sie Icemon nicht geholfen hätte, wäre genau dasselbe passiert!“

Yukiko hasst es, wenn sie es nicht übers Herz brachte, etwas zu sagen. Eigentlich hätte sie jetzt ihre beste Freundin verteidigen sollen, aber was tat sie? Klappe halten und einfach nur tatenlos daneben stehen. Aber eines konnte sie tun, zu ihr gehen und sie in den Arm nehmen.

„Ach ja? Warum bist du dir da so sicher?“, konterte sie geübt.

„Ehm … naja … wahrscheinlich …“, stammelte der Kleine etwas beschämt.

„Lass sie doch in Ruhe, Alice“, mischte sich jetzt auch noch Ryan ein und zündete sich eine Zigarette an.

„Von dir lass ich mir gar nichts sagen …“

„Icemon, was ist mit dir?“, wollte Rico plötzlich von seinem Partner wissen, der auf einmal zurück digitierte.

„Ich weiß nicht …“, meinte es und sprach dann als Acimon weiter, „Irgendwie habe ich keine Kraft mehr …“

„Ah! Latreemon!“, schrie Honoka dann, wegen der selben Sache.

„Tut mir Leid, Honoka, aber ich bin ausgepowert“, erklärte Gissimon und ließ sich auf den Boden plumpsen.

„Warum digitieren sie einfach so zurück?“, wollte das rosahaarige Mädchen wissen und richtete die Frage eher an Ryan.

„Haben wir dir das nicht schon einmal erklärt?“, entgegnete er ihr etwas genervt, „Unsere Digimon kämpfen schon länger und haben damit auch mehr Ausdauer als eure. Digimon sind keine Maschinen, sie können nicht ewig kämpfen, das müssen sie sich erst antrainieren.“
 

„Das gibt’s doch nicht …“, war Hime weniger positiv überwältigt, als sie ein Loch in der Atmosphäre sah, aus dem lauter Digimon kamen.

„Also doch … Aalomon!“, rief er nach seinem Partner, der dann auch nach wenigen Sekunden kam, „Versuch das Tor zu zerstören!“

„Meinst du, dass klappt“, stellte es etwas hinterfragend eine Gegenfrage.

„Einen Versuch ist es Wert, also komm, mach schon!“, wurde es von seinem Partner aufgefordert.

„Wenn du meinst, dass sich das was bringt …“, war es noch immer nicht ganz überzeugt, wollte sich den Anweisungen seines Partners aber nicht widersetzen, „Wasserpeitsche!“

Als der aufgewühlte Staube die Sicht wieder frei gab, mussten sie feststellen, dass sich nichts verändert hatte. Das Tor war immer noch da.

„Siehst du, ich hab doch gesagt, dass es sich nichts bringt.“

„Glaubst du, die anderen können dort auch ohne uns die Stellung halten?“, wollte Hime wissen und sah etwas bedrückt zu ihrem besten Freund.

„Dass eine Seite vom Krankenhaus zusammen gebrochen ist, ist auf jeden Fall kein gutes Zeichen, aber wir müssen jetzt hier was tun. Wir können die Vegiemon fürs erste nur direkt nach der Ankunft in unserer Welt angreifen, dann haben die anderen weniger zu tun“, erklärte der Schwarzhaarige und sein und Himes Digimon stürzten sich wieder in den Kampf.

„Aber vielleicht …“, begann die Purpurhaarige ihren Satz und sah dann fragend in Richtung Tor.

Shunichi sah sie nur mit fragwürdigem Blick an. Hatte sie etwa eine Idee, wie man das Tor schließen konnte?
 

Auf der anderen Seite des Gebäudes kämpften zurzeit nur noch Hutezamon, Bakutamon und Mastimon. Nayutas Partner war erst vor kurzem digitiert, also hatte es noch mehr Kraft als die anderen, aber erschöpft waren bereits alle drei.

„Was machen denn Hime und Shunichi so lange?“, fragte sich Alice laut, denn sie machte sich schon langsam Sorgen um ihre beste Freundin.

Kurz nachdem die Orangehaarige das gesagt hatte, tauchten sie auch schon

auf und waren gerade auf dem Weg zu der Truppe. Als die beiden dann endlich bei ihnen angekommen waren, erzählte Hime ihnen alles.

„Also … es war ein Tor zur Digi-Welt offen und deswegen konnten die Vegiemon einfach in unsere Welt gelangen. Also haben wir das Tor geschlossen und jetzt müssen wir nur noch die restlichen Digimon besiegen, es sollten eigentlich nicht mehr so viele sein.“

„Wie habt ihr das mit dem Tor hingekriegt?“, wollte Alice wissen, stellte die Frage aber eher an das Mädchen.

„Hime hatte die Idee, einfach unsere D-Maaks dem Tor entgegen zu strecken und das hat dann auch geklappt“, antwortete ihr aber Shunichi, schließlich war Hime nicht die einzige, die alle gerettet hatte.

Doch die acht Jugendlichen wurden bei ihrem Gespräch durch ein lautes Krachen gestört, das sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zog. Binnen Sekunden brach das komplette Gebäude in sich zusammen und die Vegiemon wurden in den Trümmern des Hauses begraben.

Geschockt standen sie einfach nur da und starrten auf den Rest des Sato-Krankenhauses. Sie hatten doch nichts falsch gemacht, warum ging dann am Ende doch alles schief?

Ryan sank seinen Blick und stieß nur einen Rauchqual aus. Da es sonst keiner zu machen schien, machte er sich auf den Weg, um die bewegungsunfähigen Vegiemon wieder in ihre Welt zu beförder. Auch wenn man es ihm vielleicht nicht anmerkte, ihn traf das genau so sehr wie die anderen, aber das musste er ja nicht wirklich zeigen, Gefühle zu unterdrücken war ein Kinderspiel für ihn.

„Scheiße!“, schrie Shunichi und stieß mit dem Fuß einen kleinen Stein weg.

Und schon wieder hatten sie es nicht geschafft. Wie viele Menschen waren nun tot und das nur, weil sie zu blöd waren, um ein paar Champion-Digimon zu besiegen …

Für die Neuen unter ihnen war es besonders schlimm. Honoka ließ sich auf ihre Knie fallen und ihre Tränen frei in Lauf, es war einfach unbegreiflich, was gerade geschehen war. Yukiko kullerte nur eine einzige Träne über die Wangen, die auch sofort wieder trocknete.

Rico zeigt wieder einmal keine Gefühle und starrte nur gerade aus wogegen sein kleiner Freund sich zusammenreisen musste, um nicht wie ein Mädchen in Tränen auszubrechen.

Alice kniff ihre Lippen zusammen und fixierte eine Stelle von den Trümmern, wenn es so lief hasst sie es ein Digi-Ritter zu sein. Hime machte sich am meisten Sorgen um die Neuen unter ihnen. Das Mädchen war damals, als so etwas Ähnliches passiert war, kurz davor das Digi-Ritter Dasein an den Nagel zu hängen, sie hoffte nur, dass es die anderen nicht wirklich taten.

Einige Zeit nach dem Einsturz waren dann auch viele Krankenwaagen da. Alle Patienten wurden versorgt und die, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren, ebenfalls. Es wurde geredet, dass die Kranken im Krankenhaus der benachbarten Stadt untergebracht wurden.
 

So gegen sechs Uhr war Shunichi auf dem Weg in das Krankenhaus, wo sich nun alle Patienten befanden. Er war heilfroh darüber, dass sich seine Mutter zu der Zeit nicht im Sato-Krankenhaus befand, er hätte nicht gewusst, wie er dass verkraften sollte. Aber was machte er dann hier?

Langsam öffnete er die Tür eines Zimmers und betrat den dahinterliegenden Raum. Den Mann, den er besuchen wollte, fand er in einem Bett auf, neben dem noch einige andere standen. Als die Person ihn erblickte, sah sie etwas verwirrt zu dem Schwarzhaarigen hinüber.

„Wie geht’s Ihnen, Herr Sato?“, begrüßte der Junge den Hausmeister seiner Schule und setze sich auf den Stuhl, der sich neben seinem Bett befand.

„Was machst du denn hier?“, fragte er, ohne ihm eine Antwort zu geben, „Woher weißt du, dass ich hier bin?“

„Darf man denn nicht seinen Hausmeister besuchen?“, fragte er unschuldig, war aber leicht zu durchschauen.

„Du willst mich doch nur bestechen, damit ich euch nicht verpfeife, stimmt’s?“, traf der Mann den Nagel auf dem Kopf und sah ihn mit kleinen Augen an.

„Ehm … nein … wie kommen Sie denn auf die Idee?“

„Ach komm schon. Warum solltest du denn sonst hier sein? Antworte erst mal auf meine zweite Frage.“

„Ach so … ja. Naja, ich dachte mir, wenn Sie im Gebäude drinnen waren, ist Ihnen sicher etwas passiert und das habe ich sofort im Internet recherchiert. Aber ich habe noch etwas herausgefunden und zwar, dass Sie mit dem Krankenahaus-Besitzer verwandt sind.“

„Das hättest du nicht gedacht, was? Ein Hausmeister hat einen Bruder, der ein Arzt ist und noch dazu ein Krankenhaus leitet.“

„Nein! So ist es nicht!“

„Ach komm schon, dich interessiert sicher, warum ich nicht auch einen so anspruchsvollen Beruf wie mein Bruder ergriffen habe.“

„Also, naja …“, versuchte er sich herauszureden, denn ihn interessierte das alles eigentlich weniger, doch der Hausmeister begann schon seine Lebensgeschichte zu erzählen.

„Weißt du, es ist ja nicht so, dass ich dumm wäre, wenn ich gewollt hätte, würde ich jetzt sogar Politiker sein, aber ich habe mir gedacht, dass Menschen viel nötiger in wirklich wichtigen Berufen gebraucht werden. Du weißt gar nicht, wie anstrengend dieser Beruf sein kann.“

„Doch, ich verstehen das voll …“

„Nein, das tust du nicht, ihr denkt doch alle dasselbe. Aber was würden die Menschen ohne Putzfrauen oder Müllmänner machen? Man würde die Erde bis zum Mars riechen!“

„Ja, okay, Herr Sato. Ich glaube ich habe verstanden, was sie mir sagen wollten.“

„Tse … gar nichts verstehst du … Jetzt sag mir doch mal, warum ich dich und deine sieben Zwerge deiner Meinung nach nicht verraten sollte.“

„Bitte, wenn das raus kommt, werden wir sicher von der Schule verwiesen oder bekommen zumindest eine Vorwarnung!“

„Ganz umsonst mache ich das aber nicht …“, erklärte Herr Sato und verschränkte die Arme.

„Ehm … Sie meinen, Sie sagen nichts?“, konnte es Shunichi nicht wirklich fassen, dass er sich so schnell umstimmen ließ.

„Wenn du mir sagst, was ihr dort gemacht habt, ja.“

Oh, das war blöd. An das hatte der schwarzhaarige Junge noch gar nicht gedacht. Was sollte er nun sagen? Die Wahrheit würde er nicht glauben, aber ihm fiel gerade keine Ausrede ein.

„Das kann ich Ihnen leider nicht sagen …“

„Willst du verwiesen werden?“

„Nein, will ich nicht! Aber wenn ich Ihnen die Wahrheit erzählen würde, würden Sie uns in die Psychiatrie einliefern lassen.“

„Hm, ist dir das das nicht wert?“

„Na gut … Wir haben Digimon, mit denen wir böse Digimon vernichten. Das Krankenhaus ist nicht einfach so eingestürzt und es waren auch keine komischen Luftstöße, es waren Digimon!“

„Soso, Digimon also …“, wiederholte der Ältere noch einmal Shunichis Erklärung.

„Wie? Sie meinen, Sie glauben mir?“, verstand er die Welt nicht mehr, aber irgendwie wunderte ihn in letzter Zeit bei dem Mann gar nichts mehr.

„Wieso denn nicht? Jeder Mensch kennt doch Digimon, ich frage mich nur, warum ich sie nicht sehen kann.“

„Das können eben nur besondere Menschen … Digi-Ritter, so wie wir“, fing er an ihm alles ganz ausführlich zu erklären und berichtete dann sogar alles von ganz Anfang an.
 

Endlich wieder ein Kapi fertig, das hat auch lange genug gedauert.

Ich mag den Hausmeister, er wird in nächster Zeit auch noch oft vorkommen, zumindest werde ich schauen, dass er es tut …

irgendwie sind die Digitationen immer so unspektakulär und grundsätzlich ist die Geschichte auch sehr vorhersehbar …

Aber was soll’s, bleibt weiterhin so brave Leser!

Kiripurin

Die Zweifel, die dich auffressen

Es war noch immer dieselbe Nacht, als das Unglück beim Krankenhaus passierte und Ryan lag wieder einmal in seinem Bett und ließ seine Gedanken schweifen.

Alice. Das Mädchen wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen und er wusste nicht einmal warum. Sie hasste ihn doch und er wusste überhaupt nicht warum. Immer wenn ihn ein Mädchen so sehr zum Nachdenken verleitete, ging er mit derjenigen in die Kiste. Das würde bei Alice nicht so einfach sein, aber gerade das war ja das Interessante.

Der Weißhaarige drehte sich einmal um, sodass er von der Tür wegsah und seufzte einmal laut und tief. Kurz darauf konnte man ein Babygeschrei wahrnehmen. Ja, das war sein kleiner Bruder, den er nicht leiden konnte, ob man dieses Gefühl mit dem von Alice vergleichen konnte?

Es dauerte nicht lange, bis eine Person die Treppe heraufkam und sich auf den Weg ins Kinderzimmer macht. Sie schien dem Baby gut zuzusprechen, das es nicht mehr weinen solle.

Eltern … wer brauchte die schon? Wenn man ganz jung war, wurde man von ihnen immer im Auge behalten, dass man ja nichts Dummes anstellte und jetzt, wenn man dann schon ein Teenager war, scherten sie sich einen Dreck um einen. Er verstand die Logik dahinter einfach nicht …
 

Yukiko dachte diese Nacht auch sehr viel nach. Der Kampf von heute wollte ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen. Wie viele Menschen mochten jetzt wegen ihr tot sein? Das Mädchen machte sich immer Vorwürfe, egal ob sie Schuld an einer Sache hatte, oder nicht.

Sie hatte mitbekommen, wie Acimon zu Icemon digitiert war und auch bei Kirbymons Digitation war sie dabei gewesen, wann es wohl bei Takomon so weit war? Wenn sie sich richtig erinnern konnte, waren Rico und Nayuta in Gefahr, als diese Veränderung das erste Mal eintraf. Hieß das, dass sie sich einfach in Gefahr bringen musste und dann würde ihr Partner kommen und sie retten? Das Risiko, dass ihr Digimon sie nicht retten würde war sehr groß, am besten sollte sie es nicht darauf anlegen.

Irgendwann würde schon die richtige Zeit kommen, sie musste nur geduldig sein, obwohl das nicht gerade zu ihren Stärken zählte …

Auf einmal konnte sie ein anderes Lebewesen in ihrem Zimmer wahrnehmen und es war sicher nicht ihre Zimmerpflanze, die wieder zu neuem Leben erwachte. Schnell drehte sie sich in Richtung Fenster und erblickte dort ihren Digimon Partner.

„Takomon“, meinte das Mädchen überrascht und ging auf es zu.

„Was? Darf ich nicht bei dir vorbei kommen?“, gab es giftig zurück und setzte sich anschließend auf ihren Schreibtischsessel.

„Doch, aber … was verschafft mir die Ehre?“, fragte sie überrumpelt während sie das Fenster schloss.

„Ich wollte mich eigentlich nur bei dir beschweren“, erklärte es ihr mit überheblicher Stimme und sah sie auch genau so an.

„Was? Warum?“, verstand sie nicht und kam sich nun irgendwie viel kleiner als Takomon vor.

„Ist dir schon mal aufgefallen, dass sich alle Digimon, die bei eurer Kindergartengruppe dabei sind, schon entwickelt haben, außer eines?“

„Ehm … ja … an das habe ich auch gerade gedacht.“

„Und warum unternimmst du dann nichts? Ich hätte gedacht ein DIgi-Ritter ist dazu da, dass man leichter und schneller digitieren kann und warum bin ich es dann noch immer nicht?“

„Keine Ahnung, aber bist du schon einmal darauf gekommen, dass es vielleicht an dir liegen könnte?“

„Was? Nein, noch nie und auch jetzt nicht. Ich bin nicht einfach so aus Spaß bei dir, ich will stärker werden, das ist alles.“

„Bedeute ich dir sonst wirklich nichts?“

„Nein, wieso solltest du? Menschen sind widerwertige Kreaturen, die nicht wissen, wie hart das Leben ist. Alles muss bei euch Spaß machen und alleine bekommt ihr gar nichts auf die Reihe.“

„Das stimmt doch gar nicht! Wie kannst du nur alle Menschen in einen Topf werfen? Ja, vielleicht sind manche Menschen wirklich so, zu denen ich vielleicht auch gehöre, aber alle bestimmt nicht!“

„Oh, warum auf einmal so aggressiv? Sonst hältst du doch auch immer den Mund.“

Yukiko wusste nicht wirklich, was sie ihm noch alles an den Kopf werfen sollte. Das Mädchen wollte sich doch gar nicht mit seinem Partner streiten, aber hätte es einfach alles was es sagte auf sich sitzen lassen sollen?

„Siehst du, dir fällt jetzt nicht einmal mehr ein Gegenargument ein“, meinte Takomon herablassend und drehte sich in Richtung Fenster und öffnete es wieder, um sich aus dem Staub zu machen, „Mit so etwas gebe ich mich nicht länger ab, wenn du mir sowieso nicht von Nutzen bist, kann ich ja gleich verschwinden.“

„Nein, Takomon bleib hier!“, versuchte die Purpurhaarige das Digimon aufzuhalten, doch es war schon zu spät und es war weg, „Bitte, es tut mir Leid …“

Langsam setzte sie sich auf ihr Bett und ließ sich anschließend hinein fallen. Warum machte sie immer alles falsch? Konnte sie nicht einmal das Richtige sagen? Das hatte bis her sicher noch keiner zusammen bekommen, dass sein Partner weggerannt war …
 

Nach der letzten Stunde machten sich Ryan und sein bester Freund auf den Weg zu ihren Fächern, um danach die Schule zu verlassen.

Als sie gerade mitten ins Gespräch vertieft waren, wurde der Schwarzhaarige plötzlich am Ärmel festgehalten und drehte sich anschließend um, um zu sehen, wer es verhindern wollte, dass er weiter ging.

„Ehm … Shunichi, kann ich kurz mit dir reden?“, fragte das Mädchen und wagte es kaum, ihm in die Augen zu sehen.

Sie ging in dieselbe Klasse wie er und strahlte etwas ziemlich Niedliches aus. Ihre langen, braunen Haare reichten ihr bis zu Taille, ihres ziemlich schlanken Körpers, der Junge konnte sich nicht erinnern, sie je mit einem Zopf gesehen zu haben. Manchmal redeten sie mit einander, aber richtig lange Gespräche hatte er noch nie mit ihr geführt.

„Ja, klar, was ist denn?“, fragte er zurück und drehte sich zu ihr um.

„Alleine, wenn’s geht …“, meinte sie leise und sah unschuldig zu Ryan hinüber.

„Jaja, ich seh‘ schon, ich bin hier unerwünscht …“, schlussfolgerte er aus dem Ganzen und ging weiter zu seinem eigentlichen Ziel, nicht aber ohne sich noch einmal umzudrehen, „Ich geh schon mal vor.“

„Ja, mach das“, rief Shunichi ihm noch hinterher und widmete sich dann ganz dem braunhaarigen Mädchen.

Als der Weißhaarige seinen besten Freund so alleine ließ, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er konnte sich schon denken, was da jetzt kam und wie die ganze Sache ausgehen würde, schließlich konnte der Schwarzhaarige ziemlich schlecht „Nein“ sagen.
 

Und wieder einmal war es so weit: ein Digimon war in der Nähe der Shoji-High aufgetaucht. Ohne zu zögern machten sich Hime, Alice, Shunichi und Ryan auf den Weg, doch bei den anderen gab es noch Zweifel.

Was wenn so etwas wieder passieren würde? Vielleicht würde diesmal jemand von ihnen sterben, es war schließlich alles möglich. Nichtsdestotrotz erschienen alle von ihnen beim Kampf, auch wenn sich manche dazu gezwungen hatten.

Blossomon, also das Digimon, das erschienen war, war zum Glück nicht von besonderer Stärke, sodass sie eigentlich nicht viele Probleme haben sollten. Doch es war nie gut, wenn man nicht ganz bei der Sache war, denn das beeinträchtigte die Stärke der Digimon.

„Honoka!“, schrie Alice sie wütend an, was sie schon öfters getan hatte.

„Ehm … Was?“, fragte sie noch einmal, aus ihren Gedanken gerissen, nach.

„Konzentrier dich! Bist du überhaupt bei der Sache? Latreemon wird gerade fertig gemacht!“, erklärte sie ihr alles in lautem Ton und machte nicht die Anstalt sich zu beruhigen.

Ihr Partner wurde gerade von einer Attacke Blossomons getroffen und fiel, zurück digitierend, vor der Rosahaarigen auf den Boden.

„Oh nein, Gissimon!“, realisierte sie erst jetzt die Situation und nahm ihr Digimon in die Arme.

Aber auch Rico und Nayuta ging es nicht besser. Kurz nach Gissimon verließen auch Icemon und Naomimon die Kräfte und waren anschließend kampfunfähig.

„Aber … was ist denn los?“, wollte Nayuta verwirrt von seinem Partner wissen und sah ihn besorgt an.

„Ich hatte schon von Angang an weniger Kraft, tut mir Leid Rico …“, entschuldigte sich Acimon bei seinem Digi-Ritter und schien ebenfalls völlig ausgepowert zu sein.

„Bakutamon, mach dem Ganzen ein Ende!“, befahl der Weißhaarige ihm, ihn schien das andere Geschehen nicht sonderlich zu kratzen.

„Jawohl, Sire!“, antwortete es und machte das böse digitale Wesen mit einem Schlag k.o..

„Sag mal, was ist los mit euch?“, widmete sich Ryan dann doch den Neuen, nachdem er Blossomon zurück geschickt hatte und war nicht gerade begeistert von ihren heutigen Erfolg, „Ihr seid ja völlig abwesend!“

Die vier starrten nur beschämt zu Boden, denn der Junge hatte Recht. Was sie heute getan hatten, zählte nicht zu ihren Glanzleistungen und das war ihnen auch bewusst.

„Entweder ihr kämpft gescheit, oder gar nicht! Wir können nicht Leute gebrauchen, die uns nur ein Klotz am Bein sind!“, mischte auch Alice mit und steigerte sich richtig hinein, „Eine von euch hat ja nicht einmal ein Digimon!“

„Wir … wir hatten so unsere Meinungsunterschiede …“, versuchte Yukiko sich zu rechtfertigen, doch dafür wurde kein Verständnis aufgebracht.

„Na ganz toll und wie willst du uns dann helfen?“, machte sie die Orangehaarige weiter fertig, doch Hime stoppte sie für einen kurzen Moment.

„Alice! Hör auf sie so anzuschreien! Du weißt ganz genau, dass sie einen Grund für ihr Verhalten haben!“

Dem Mädchen fiel nichts ein, das sie erwidern konnte und so beendete sie dieses Thema nur mit einem kurzen Schnauben. Die vier Digi-Ritter, die noch neu im Geschäft waren, machten sich noch immer Vorwürfe, sie brauchten jetzt wem, der sie aufbaute, nicht wem der sie runter machte.

„Wir wollen eben nicht mehr“, erklärte Honoka und nahm all ihren Mut zusammen, „Ich will nicht für die Leben so vieler Menschen verantwortlich sein.“

„Das ist aber …“, wollte Alice schon wieder anfangen zu meckern, wurde aber von dem Schwarzhaarigen unterbrochen.

„Ich würde sagen, dass das ganze wenig Sinn macht, sobald ihr noch einen Funken Zweifel in eurem Herzen habt“, erklärte Shunichi und bekam jetzt erstmals die ganze Aufmerksamkeit, „Ihr müsst euch eurer Sache sicher sein, ansonsten seid ihr wirklich nur im Weg.“

„Shunichi hat Recht“, stimmte ihm seine beste Freundin zu und versuchte das so freundlich wie möglich zu sagen, „Ich würde sagen, wir gehen jetzt alle heim und ihr denkt darüber nach, was ihr in Zukunft machen wollt.“

„Welche zwei Optionen stehen uns denn offen?“, fragte Nayuta noch einmal zur Sicherheit nach, denn schließlich brachte es sich nichts, wenn sie über das Falsche nachdachten.

„Naja, entweder ihr beschließt einfach weiter zu machen und vergesst, wenn ihr das könnt, einfach die Sache von gestern, oder ihr entscheidet euch dafür, das Digi-Ritter Dasein an den Nagel zu hängen und uns die ganze Arbeit alleine machen zu lassen.“

„Aber könnt ihr das überhaupt zu viert?“, wurde Honoka dann auch neugierig und machte sich ein wenig Sorgen, „Bei SkullMeramon haben wir doch auch alle acht Digimon benötigt, vorher haben wir es nicht besiegen können.“

„Das schaffen wir schon“, meinte dann wieder Alice, die sich bei der Sache etwas weniger einfühlsam anstellte, „Wenn ihr einfach nur im Weg herum steht nützt ihr uns auch nicht viel.“

„Also gut, ihr habt freie Wahl. Wir werden schon sehen, wer auftaucht, wenn das nächste Digimon erscheint“, war für Hime die Diskussion erledigt und langsam löste sich die Truppe auf.
 

Yukiko übernachtete diese Nacht bei ihrer besten Freundin, irgendwie wollten sie lieber zu zweit über die Sache nachdenken, so kamen sie vielleicht früher zu einem Entschluss. Honoka lag in ihrem Bett und starrte auf ihre Zimmerdecke und das andere Mädchen saß verkehrt auf einem Schreibtischsessel. Bis jetzt hatten die beiden noch nicht viel mit einander geredet, doch dann brach Yukiko das Schweigen.

„Willst du weiter machen, oder nicht?“

„Ich weiß nicht …“, antwortete sie nur leise und nahm einen Polster in den Arm, um ihn fest an sich zu drücken, „Am Anfang fand ich das alles ja noch super cool und es hat Spaß gemacht, weil mein altes Leben so langweilig war, aber jetzt … irgendwie ist mir jetzt die Lust vergangen …“

„Also ich wäre eigentlich dagegen, dass wir das alles an den Nagel hängen“, widersprach sie ihrer Freundin und lächelte kurz.

„Echt? Warum? Lässt dich das alles kalt?“, fragte ihre Freundin etwas verwirrt, ihre Stimme hatte aber noch immer den selben neutralen Ton.

„Natürlich nicht, aber ich denke mir, dass die andern das nicht alleine schaffen und überhaupt hat mir diese ganze Digimon Sache schon ein wenig geholfen.“

„Inwiefern?“

„Naja, dadurch komme ich mit ein paar Leuten zusammen, die mir irgendwie nach so kurzer Zeit schon ans Herz gewachsen sind und diese will ich jetzt nicht wieder verlieren. Du weißt doch ganz genau, wie schwer es mir fällt, mich mit irgendwelchen Menschen zu verständigen und bei den Kämpfen bin ich ja dazu gezwungen.“

„Hm … stimmt, für dich ist das wirklich was. Aber denk doch einmal an die ganzen Menschen … mir ist die Verantwortung einfach viel zu hoch und wenn so etwas noch einmal passieren sollte, werde ich mir ewig Vorwürfe machen.

„Ich glaube aber, dass das einfach dazu gehört, dass es nicht einfach wird, habe ich schon von Anfang an gewusst, aber trotzdem wollte ich nie aufhören. Das ist eine gute Gelegenheit meine negativen Eigenschaften zu mindern. Und überhaupt gibt es mir die Chance jeden Tag bei Nayuta zu sein …“

Honoka wartete ein paar Sekunden, bis sie etwas darauf erwiderte. Ihre Freundin war wirklich Hals über Kopf verliebt, da war es ja ganz logisch, dass sie in der Nähe von ihrem Schwarm sein wollte.

„Du hast ihn richtig gern, dass bewundere ich.“

„Warum? Wie meinst du das?“

„Ach, einfach so, wie ich es gesagt habe … irgendwie bin ich unschlüssig. Was ist eigentlich mit Takomon? Hat es sich heute blicken lassen?“, wechselte Honoka auf einmal das Thema und setzte sich auf.

„Nein … ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass es wieder kommt. Normalerwiese ist es immer bei jedem Kampf dabei, aber heute …“

„So darfst du gar nicht denken! Was macht denn ein Digi-Ritter ohne Digimon?“

„Ich weiß nicht … das ist es ja eben, ich kann nicht helfen, wenn ich nicht einmal einen Partner habe.“

„Es kommt schon zurück“, machte die Rosahaarige ihr Mut und lächelte sie an.

„Danke …“, entgegnete sie nur und erwiderte ihr Lächeln.
 

Der Kleinste der ganzen Gruppe wusch gerade Geschirr ab, wo nebenbei im Wohnzimmer laut der Fernseher lief. Im ganzen Haus stank es nach Alkohol und die Familienmitglieder des Jungens machten sich einen entspannten Abend, während er wieder einmal die Hausarbeiten machte.

Nayuta hatte es noch nie geschafft, sich gegen seine Familie zu behaupten, immer war er der Blöde und musste alles machen. Wenn er das nicht tat, würde ihn sein Vater vielleicht rausschmeißen, er war ja immerhin sonst zu nichts zu gebrauchen …

Die Kämpfe gegen die Digimon hatten ihn wenigstens ein bisschen Ablenkung gegeben, aber jetzt machten sie ihm nur noch Kummer. Er war nicht so stark, wie Rico, dass er das einfach hinunter schlucken und weiter machen würde, nein, er war der Typ Mensch, der sich wegen jeder Sache Gedanken machte.

Was sollte er jetzt nur tun? Würden ihm die anderen böse sein, wenn er einfach alles hinschmeißen würde? Sein bester Freund würde es anerkennen, aber die anderen … Sie würden ihn sicher für einen Feigling und Versager halten, was er ja eigentlich auch war.
 

Bei Rico hingegen sah das alles anders aus. Seine Schwester würde ihn ja nur auslachen und sich ewig besser vorkommen, wenn er jetzt kneifen würde, also stand die Sache für ihn fest. Vor allem würde er alles tun, um aus diesem nervenden Haus heraus zu kommen.

Seine Eltern stritten schon wieder, war ja mittlerweile nichts Neues mehr. Gewöhnt hatte er sich aber noch lange nicht daran, das würde nie kommen. Derzeit war das Thema Schule ein guter Grund für Meinungsunterschiede.

Acimon kramte gerade irgendetwas in seinem Zimmer herum und fand eine Gitarre, die es sofort vor Rico, der in seinem Bett lag, schleppte.

„Was ist das?“, fragte es neugierig und sah ihn erwartungsvoll an.

„Das ist eine Gitarre. Auf so etwas kann man Musik spielen“, erklärte er ihm desinteressiert, doch sein Partner nervte weiter.

„Echt? Ist ja cool! Willst du mir mal etwas vorspielen?“

„Nein, lass mich in Ruhe“, entgegnete Rico kühl und drehte sich zur Wand.

„Bitte! Ich bin auch dabei ganze still!“

„Nein, ich bin gerade nicht in Stimmung.“

„Wirst du jetzt eigentlich aufhören mit dem Kämpfen?“, wollte es dann traurig von ihm wissen und ließ seine Ohren hängen.

„Was passiert eigentlich mit dir, wenn ich mich dazu entschließen würde?“, stellte der Braunhaarige eine Gegenfrage und drehte sich dann doch wieder seinem digitalen Monster zu.

„Ich weiß nicht … vielleicht werde ich dann hier nicht mehr gebraucht und ich werde wieder in die Digi-Welt zurück geschickt.“

So traurig hatte Rico sein Digimon noch nie erlebt. Anscheinend machte es sich wirklich Sorgen um ihn und auch wenn er es sich nur schwer eingestehen konnte, mochte er dieses Wesen irgendwie.

„Gib her“, meinte er dann nur und forderte seine Gitarre.

Acimons Gesicht begann plötzlich zu strahlen und schnell reichte es das Musikinstrument seinem Partner. Nach einer Weile waren dann wunderschöne Gitarrenklänge aus seinem Zimmer zu hören und das blaue Digimon lauschte ihnen mit Genuss.
 

In zwei Tagen wurde das nächste Digimon gesichtet, nämlich in der Nähe des Fernsehturms, nur war die Frage, wer aller erscheinen würde. Rico hatte mit Nayuta noch gar nicht über die Sache geredet, was er wahrscheinlich tun hätte sollen.
 

Puh … ich bin gerade ur im Weihnachtsstress …

Aber ich schaue natürlich, dass ich DD nicht vernachlässige ^^

Diesmal ein etwas kürzeres Kapi, ist wenigstens angenehm zum Lesen, obwohl nicht wirklich etwas passiert ist …

Naja, freu mich auf Kommis

Kiripurin

Takomon kommt zurück

So schnell sie konnte, zog sich Hime ihre Schuhe an und machte sich auf den Weg zum Fernsehturm. Das Mädchen war schon gespannt, ob sich alle dazu entschlossen hatten, weiter zu machen, schließlich hatten sie jetzt genug Zeit gehabt, um sich die Sache zu überlegen.

Fikadamon flog neben ihr her, denn die Purpurhaarige hatte ihr Digimon meistens außerhalb des D-Maaks. Ihr Partner fühlte sich nicht wirklich wohl in dem Gerät und sie konnte es ihm auch nicht wirklich verübeln.

Endlich am gewünschten Ort angekommen, musste sie feststellen, dass sich nur vier andere Digi-Ritter hier eingefunden hatten. Rico, Honoka und Nayuta waren noch nicht da, ob sie noch kommen würden …

„Hime, da bist du ja“, wurde sie von Alice begrüßt, die sofort zu ihr hin rannte, „Es sind gleich zwei Digimon aufgetaucht.“

„Monochromon und Kokatorimon …“, stellte das andere Mädchen fest, nachdem sie einen Blick auf ihr D-Maak geworfen hatte, „Wo sind die anderen?“

„Daweil ist nur Yukiko aufgetaucht, was mit den anderen ist, weiß ich nicht“, erklärte die Orangehaarige und wirkte etwas niedergeschlagen.

„Nicht einmal von deinem Bruder?“

„Nein … ich habe mir gedacht, dass ich ihn am besten nicht darauf anspreche, ich wollte ihn nicht unter Druck setzten … aber dass der Feigling kneifen würde, hätte ich nicht gedacht“, erklärte sie und biss sich auf die Unterlippe.

„Fikadamon, stürz dich in den Kampf“, forderte die Purpurhaarige ihren Partner auf und hielt ihm ihr D-Maak entgegen, woraufhin es digitierte.

„So stark dürften die zwei eh nicht sein“, meint Ryan, der mit Shunichi etwas näher zu den Mädchen kam, „Das schaffen wir auch zu viert.“

„Wir sind doch …“, wollte Shunichi schon einbringen, doch dann fiel ihm ein, dass Yukikos Partner ja nicht aufzufinden war und entschuldigte sich gleich für seine Vergesslichkeit, „Oh, sorry …“

Yukiko wusste eigentlich nicht so genau, was sie hier tat. Was konnte sie schon ohne Takomon ausrichten? Nichts … ohne ihr Digimon war sie noch nutzloser als sonst und so fühlte sie sich auch gerade.

„Yukiko“, fing Hime auf einmal an mit der Kleinen zu reden und lächelte sie an, „Takomon kommt schon zurück, da mache ich mir keine Sorgen und denk jetzt ja nicht, dass du uns nur ein Klotz am Bein bist, wir können jede Unterstützung gebrauchen.

Das baute das Mädchen wieder etwas auf. Wenigstens eine glaubte noch an die Rückkehr ihres Partners und sie war erfreut, wie sehr Hime sie unterstützte.

In der Zwischenzeit lieferten sich die Digimon einen erbitterten Kampf mit ihren Feinden. Zwei Gegner waren doch schwerer zu besiegen als einer und das noch dazu wenn sie nur zu viert waren, Ryan hatte sich da etwas überschätzt.

„Kugelgeschoss!“, ertönte es plötzlich aus der Ferne, als Kokatorimon gerade eine Attacke auf Aalomon abfeuern wollte.

Alle drehten sich in die Richtung des Angreifers und waren überrascht, als sie Latreemon und Honoka entdeckten. Den andern zuwinkend, kam das Mädchen angelaufen und blieb bei den anderen Digi-Rittern stehen.

„Ich bin da“, keuchte sie und stützte sich bei ihren Knien ab, „Ich lasse euch nicht hängen.“

„Ich bin froh, dass du dich fürs Kämpfen entschieden hast“, meinte Yukiko und wurde anschließend von ihrer besten Freundin umarmt.

„Ich auch, ich kann dich schließlich hier nicht alleine lassen, oder?“, erklärte sie und ließ die Purpurhaarige wieder los.

„Naja, besser zu spät als gar nicht“, gab Alice nur ihr Kommentar ab, Ryan sagte nicht einmal ein Wort.

„Wo ist eigentlich Rico?“, wollte die Rosahaarige dann wissen und blickte sich fragend um.

„Keine Ahnung, vielleicht will er ja aufhören …“, meinte dasselbe Mädchen, das vorher gesprochen hatte, auf das Schlimmste gefasst seiend.

„Wer will aufhören?“, fragte Rico noch einmal nach und erschreckte somit das rosahaarige Mädchen.

„Rico? Woher bist du jetzt …“, war sie sichtlich verwirrt und schaute noch einmal zurück, um sicher zu gehen, dass er es wirklich war.

„Ich hätte schon gehofft, dass du gar nicht mehr kommst“, neckte Alice ihren Bruder und grinste ihn an.

„Mich kriegst du hier nicht mehr weg“, entgegnete er ihr darauf und richtete seinen Blick aufs Schlachtfeld.

Jetzt fehlte ja nur noch einer und nicht einmal sein bester Freund wusste, ob er kommen oder das Kämpfen aufgeben würde. Wenn es immer solche schwachen Digimon bleiben würden, wie gegen die sie jetzt kämpften, hatten sie zu siebent kein Problem, aber mittlerweile waren ja auch schon welche mit dem Ultra-Level aufgetaucht und ab da würde es dann problematisch werden.

Irgendetwas war seltsam an dem Kampf. Die bösen Digimon schienen es gar nicht auf die Partner der Kinder abgesehen zu haben, es schien fast so, als wollten sie die Menschen persönlich angreifen.

„Was haben diese Digimon für ein Problem?“, wollte Honoka wissen, als sie gerade einem Angriff auswich, „Warum greifen die uns an?“

„Manche wissen eben, dass wenn uns etwas passiert, unsere Digimon auch geschwächt werden“, erklärte Shunichi ihr, behielt aber die zwei bösartigen digitale Wesen im Auge, „Ihre Taktik ist gar nicht mal so blöd.“

„Was? Das ist doch bescheuert! Wir können uns doch nicht wehren!“, meinte sie nur fassungslos und wurde daraufhin genervt von Alice angesehen.

„Deswegen greifen sie uns ja an, Dummkopf.“

Honoka warf der Orangehaarigen nur böse Blicke zurück. Dieses Mädchen war ihr echt unsympathisch. Normalerweise verstand sie sich mit jedem, aber sie war eindeutig eine Ausnahme.

„Vorsicht, da vorne!“, warnte Shunichi plötzlich alle vor Kokatorimons Attacke, woraufhin sich alle duckten.

Doch das bösartige Wesen hatte eindeutig Yukiko ins Visier genommen, denn es steuerte nun direkt auf das Mädchen zu. Als sie merkte, dass sie das Ziel war, war das Digimon nur noch einen Meter entfernt und so hatte sie keine Möglichkeit mehr wegzurennen. Sie hatte ja nicht einmal jemanden, der sich die Mühe machte, um sie zu beschützen …

„Wirbeltornado!“, kreischte auf einmal eine Stimme aus der Ferne und hielt somit Kokatorimon auf, Yukiko anzugreifen.

Überrascht sah sie in die Richtung, aus der der Angriff kam und konnte ihre Vermutung, dass es ihr Partner war, bestätigen.

„Takomon!“, schrie sie und war überglücklich es zu sehen, „Du hast mich gerettet!“

„Bild dir ja nichts drauf ein“, entgegnete es nur kalt und landete am Boden, „Ich hab dir doch schon einmal erklärt, dass wenn du angegriffen wirst, ich auch Schmerzen fühle, also mache ich das nur zu meinem eigenen Wohl.“

„Von mir aus, aber ich bin auf jeden Fall froh, dass du da bist, egal aus welchen Grund“, erklärte sie und fühlte sich gleich viel stärker und nicht mehr so nichtsnutzig, „Wirst du uns jetzt beistehen?“

„Außer der Kampf interessiert mich nichts“, antwortete es ihr und machte sich wieder bereit, um den Kampf weiter aufzunehmen.

Als Takomon gerade los flog, begann das D-Maak des Mädchens zu leuchten und sie nahm es aus ihrer Tasche. Etwas verwirrt starrte sie es an und begriff erst dann, was sie nun zu tun hatte.

„Takomon!“, rief sie ihm nach und hielt ihm das rosa Gerät entgegen.

Zuerst verstand das Digimon nicht wirklich, was sie jetzt schon wieder von ihm wollten, doch dann wurde ihm alles klar und es machte sich bereit, um zu digitieren. Endlich hatte Takomon es geschafft. Jetzt würde es immer stärker werden, da war es sich sicher.

„Takomon digitiert zu …“, meinte es und steuerte auf Monochromon zu, „Metalltakomon!“

Die anderen Digi-Ritter kamen auch nicht so ganz mit bei dem, was gerade passiert war. Alles ging so schnell, dass sich die Ereignisse überschlugen und man erst die Zeit zum Denken finden musste. Es war ja schon toll genug, dass der Partner des Mädchens zurück gekommen war und dass er jetzt auch noch digitierte … das war einfach unglaublich.

Das hieß dann nämlich so viel wie, dass alle ihre Champion-Digitation hinter sich hatten und sich alle jetzt voll und ganz dem Ultra-Level widmen konnte. Auch wenn jetzt noch nicht ganz klar war, was mit Nayuta los war.

„Metalltakomon, Level: Champion, Vogeldigimon, Typus: Datei, erste Attacke: Megaspead, zweite Attacke: zerfleischende Klauen“, informierte Hime alle über das neue Digimon und sah ihm interessiert beim Kämpfen zu, „Es scheint ziemlich stark zu sein.“

„Na wenigstens was“, kommentierte Ryan das ganze nur und schien immer noch nicht ganz von Yukiko überzeugt zu sein, „Wenn es schon so lange braucht, sollte es doch wenigstens was Brauchbares auf Lager haben.“
 

Während die anderen mit Kämpfen beschäftigt waren, saß Nayuta zu Hause in seinem Bett und war sich noch immer nicht sicher, ob seine Entscheidung richtig sein würde. Neben ihm saß sein kleiner Freund Kirbymon, der ihn nicht beim Denken störte.

„Kirbymon?“, begann er und drehte seinen Kopf zu dem Wesen hin, „Bist du eigentlich sauer auf mich, weil ich mich gegen das alles entschieden habe?“

Natürlich kam als Antwort nur wieder irgendein Gepiepe, woraufhin der kleine Junge vorsichtig über den Kopf des digitalen Monsters streicheln wollte, doch wie immer wich es seiner Berührung aus und machte einen Schritt zurück.

Es hatte noch immer kein Vertrauen zu ihm und ehrlich gesagt konnte er es ihm auch nicht verübeln. Auf ihn konnte man sich nicht verlassen, er ließ ja immerhin sogar seinen besten Freund und die anderen Digi-Ritter im Stich.

„Danke, ich kann dich verstehen, dass du Angst vor den Kämpfen hast“, fühlte er trotzdem mit ihm mit und lächelte es an, „Das ist ja auch einer der Gründe, warum ich aufhören will. Ich bin überfordert mit der ganzen Situation, ich muss sowieso noch den ganzen Haushalt schmeißen und Sachen für die Schule machen, da bleibt eben keine Zeit mehr, um gegen bösartige Digimon zu kämpfen.“

Aber was würde jetzt aus den anderen werden? Immerhin stand jetzt ein Digimon weniger auf ihrer Seite, ob sich das negativ auf die Kämpfe auswirken würde? Und Rico … er hatte noch nicht einmal seinem besten Freund von seiner Entscheidung erzählt, doch er würde nicht sauer auf den Kleinen sein. Er würde seine Entscheidung akzeptieren, aber den anderen würde er nie mehr unter die Augen treten können.
 

Der Kampf gegen die bösen Digimon lief eigentlich ganz gut. Es war keine Schwierigkeit zwei Champions zu besiegen, vor allem wenn sie jetzt auch noch Metalltakomon zur Verfügung hatten. Schnell wurden die Bösen zurück in ihre Welt befördert und alles war wieder in bester Ordnung.

„Danke, dass du gekommen bist“, meinte die kleine Purpurhaarige und wollte ihren Partner den Schnabel streicheln, doch blitzartig zog es seinen Kopf weg uns funkelte sie böse an.

„Fass mich bloß nicht an!“, drohte es ihr und das Mädchen nahm sofort ihre Hand zurück, „Nur weil ich dich einmal gerettet habe, heißt das noch lange nicht, dass du mich jetzt hätscheln darfst!“

„Aber … ich dachte …“

„Was dachtest du? Dass wir jetzt Freunde sind? Vergiss es, du bist einzig und allein da, damit ich stärker werden und digitieren kann, das ist alles.“

„Gehst du jetzt wieder?“

„Ja, ich versuche es den Kontakt mit Menschen so gut es geht zu vermeiden, ihr seid einfach abstoßende Kreaturen“, erklärte es ihr, woraufhin es in die Lüfte empor stieg.

„Nein, bleib doch hier!“, schrie sie ihm nach, doch ihr Partner hörte nicht und war kurz darauf hin verschwunden.

Warum hatte gerade sie so ein kompliziertes Digimon? Konnte sie nicht auch so einen Partner wie die anderen haben? Gerade ihr viel es schwer sich durchzusetzen, das schaffte sie nicht alleine. Sie brauchte immer jemanden, der sie unterstütze, sie wusste doch nicht was Richtig und Falsch war …

„Yukiko …“, meinte ihre beste Freundin plötzlich und legte ihr ihre Hand auf die Schulter, „du bist nicht alleine, ich und ich glaube auch die anderen sind immer bereit dir mit Takomon zu helfen.“

„Danke …“, entgegnete sie nur und schaute sich einmal um.

Das rosahaarige Mädchen hatte Recht. Sie gehörte jetzt zu den Digi-Rittern und da hielt man zusammen und auch wenn es ihr etwas schwer viel das zu glaube, aber die anderen lachten sie nicht aus. Anscheinend war es doch nicht ganz so ungewöhnlich Probleme mit seinem Partner zu haben.

Wenige Zeit später, als sich Alice gerade auf den Weg nach Hause machen wollte, tauchte Ryan auf einmal hinter ihr auf und beabsichtigte seinen Arm schon sonst wo hinzulegen, doch das Mädchen reagierte schnell und konnte sie noch rechtzeitig abfangen.

„Wage es ja nicht mich anzufassen“, warnte sie ihn und quetschte seine Hand so fest zusammen, dass es ihm weh tat und er sich losreisen musste.

„Gute Reaktion, ich mag Frauen wie dich“, entgegnete er ihr nur wenig beeindruckt und flüsterte ihr noch etwas ins Ohr, „Morgen werde ich mich für deine Lebensretter-Aktion revanchieren, ich verspreche, das es dir gefallen wird.“

„Lass mich einfach in Ruhe, egal was du planst, ich will es nicht wissen. Es ist schon schlimm genug, dass du auch ein Digi-Ritter bist, sonst will ich es aber um jeden Preis vermeiden dich zu sehen oder mit dir zu sprechen.“

„Wir werden sehen, wie lange du widerstehen kannst, du bist ja doch nur ein Mädchen“, meinte er grinsend und ging anschließend an ihr vorbei, anscheinend war das Gespräch hiermit für ihn beendet.

Jedes Mal wenn sie diesen Typen auch nur sah, könnte sie kotzen. Er war so eine verabscheuungswürdige Person, obwohl er ihr persönlich noch nie etwas getan hatte. Manche Mädchen konnten echt blöd sein und sie schämte sich richtig für diese, aber was sollte man schon machen …
 

Als Ryan und Baluamon das Restaurant seiner Eltern betraten, wurde der Junge sofort von seiner Mutter empfangen, die gerade eine Bestellung aufgenommen hatte.

„Ryan, da bist du ja endlich! Kannst du den Korb mit Lebensmittel da drüber mit hoch nehmen? Und wenn du schon dabei bist, kannst du alles gleich in den Kühlschrank einräumen.“

„Ne … mach’s doch selbst“, murmelte er nur und ging an der Frau vorbei, um zur Treppe zu gelangen, die in den oberen Wohnbereich führte.

„Ryan!“, schrie sie ihm hinterher, senkte aber dann ihre Stimme, als sie merkte, dass sie von ein paar Gästen angestarrt wurde, „Wie sprichst du denn mit deiner Mutter? Ist es so schwer, den Korb in die Hand zu nehmen, ihn nach oben zu tragen und dann in der Küche abzustellen?“

„Wenn es so einfach ist, kannst du es bestimmt später auch noch alleine machen“, entgegnete er ihr nur dreist und marschierte schon die Stiegen rauf, „Oder noch besser: Wieso fragst du nicht einfach Jimi? Der hat ja sowieso nichts zu tun.“

„Du weißt ganz genau, dass dein kleiner Bruder so etwas noch nicht kann, gib nicht immer so freche Antworten“, stritt sie weiter und stemmte die Hände in die Hüften.

„Tut mir Leid, aber ich fühle mich gerade absolut nicht in der Lage dazu“, redete er wieder zurück und verschwand dann mit seinem Partner im oberen Geschoss.

In seinem Zimmer angekommen ließ er sich ins Bett fallen und atmete einmal tief ein und aus. Sofort sprang Baluamon neben ihn und wies ihn zurecht.

„Das war aber nicht nett, Sire. Deine Mutter hat Recht, so darfst du nicht mit ihr sprechen.“

„Halt doch die Klappe …“, meinte er nur mürrisch und kramte in seiner Hosentasche herum, um sein Handy zu suchen, „Du verstehst das nicht, das ist zu kompliziert.“

„Dann erklär’s mir!“

„Nein, dafür habe ich jetzt keine Zeit“, blockte er nur ab und suchte onetimegirl im Adressbuch seines Handys.

„Hey, onetimegirl, ich bin’s mal wieder“, begrüßte er seine Chat-Partnerin in seiner SMS und schrieb anschließend weiter, „Glaubst du, dass mich das Mädchen, das mich hasst, jemals mögen wird?“

„Wie mögen?“, antwortete sie kurze Zeit später in der darauffolgenden SMS.

„Naja, eben nicht hassen, normal mit mir reden und so …“

„Magst du sie denn?“

„Naja, ich finde es etwas seltsam, dass sie mich so sehr hasst, ich habe ihr gar nichts getan …“

„Bist du sicher?“

„Ja! Wir hatten noch nie näheren Kontakt zu einander. Nur in letzter Zeit sehen wir uns zwangsweise öfter, aber sie hat mich schon vorher nicht ausstehen können.“

„Warum seht ihr euch zwangsweise?“

„Frag nicht …“

„Na gut, also, magst du sie jetzt oder nicht?“

„Nicht wirklich, aber sie hat irgendetwas an ihr, dass mich neugierig macht.“

„Und warum willst du, dass sie dich mag?“

„Weil ich normalerweise bei allen Frauen gut ankomme! Ich verstehe es eben nicht, sie kennt mich gar nicht und meidet mich einfach!“

„Komplizierte Sache, aber ich glaube ich kann dir da auch nicht helfen. Hast du schon versucht, mit ihr zu reden?“

„Ja, aber sie versucht mir aus dem Weg zu gehen und spricht nur mit mir wenn es notwendig ist.“

„Wenn du sie eh nicht magst, dann lass sie eben einfach in Ruhe, es gibt Menschen, bei denen die Chemie einfach nicht stimmt.“

„Vielleicht hast du Recht, aber ich glaube, dass es wichtig ist, dass ich mich besser mit ihr verstehe. Vielleicht geht’s sogar um den Weltuntergang …“

„Jetzt übertreibst du aber, es geht doch nur um euch zwei.“

„Ja, klar, naja, ich muss dann Schluss machen, muss noch wo hin. Tschau!“

„Gut, bis irgendwann mal!“

Wenn sie nur wüsste … Es hatte schon eine Bedeutung, was Alice von ihm hielt. In einem Team sollte man mit jedem zurecht kommen und er glaubte nicht wirklich, dass sich das Verhältnis zwischen ihnen noch verbessern würde …

„Und? Hat sie es besser verstanden?“, fragte Baluamon plötzlich und riss den Weißhaarigen somit aus seinen Gedanken.

„Ich habe mit ihr über etwas anderes gesprochen“, entgegnete er ihm nur und spielte mit seinem Handy.

„Geht’s um Alice?“

„Ja“, antwortete er nur knapp und war immer wieder aufs Neue erstaunt, wie sehr Baluamon sich in ihn hineinversetzten konnte, „Aber das muss ich alleine regeln.“

„Wenn du Hilfe brauchst, ich bin immer für dich da“, versicherte es ihm und schien es ernst zu meinen.

„Danke“, meinte Ryan und legte seine Hand auf den Kopf seines Partners, sodass er etwas darunter nachgab, „Das weiß ich doch.“
 

Heute Abend war Hime wieder einmal bei Shunichi zu Besuch, denn ihre Eltern waren wieder einmal Kegeln gefahren und hatten sie nicht mitgenommen. Das Mädchen war sich etwas unsicher, wie sie sich in der Gegenwart des Jungen verhalten sollte. Es ging nicht mehr einfach ganz normal mit ihm zu reden. Kaum stand er vor ihr, begann ihr Herz zu rasen und sie fragte sich immer wieder, was er wohl für sie empfinden mochte.

Aber dieses Mal hatte sich das Mädchen vorgenommen, Alices Rat nachzugehen und es ihm zu sagen. Sie würde es zumindest versuchen, ob sie es schaffte, war etwas ganz anderes …

„Hi“, begrüßte der Schwarzhaarige sie, nachdem er die Tür geöffnet hatte und umarmte sie anschließend.

„Hallo“, brachte sie nur heraus und war etwas überrumpelt.

Was war denn los? Er umarmte sie doch immer, wenn sie sich sahen, das war doch nichts Neues. Und dieses Herzrasen, sie hoffte, dass er es nicht spürte, als sie sich berührten …

„Schon eine Idee, was wir machen könnten?“, fragte er sie dann, nachdem sie eingetreten war.

„Film schauen? Popcorn essen? Das übliche eben“, entgegnete sie ihm und zog sich ihre Schuhe aus.

„The Heavy? Popcorn sind schon in der Mikrowelle.“

„Gut, du bist ja schon auf alles vorbereitet.“

„Natürlich, man darf doch so eine hübsche Dame wie dich nicht warten lassen“, scherzte er und ging in die Küche, um nach dem Essen zu sehen.

Warum hatte er das jetzt gesagt? Sie glaubte zu spürte, wie ihre Wangen leicht rot wurden und bückte sich nach unten, damit er es nicht sehen konnte.

„Was ist?“, fragte er verwirrt über ihre Tat und lugte bei der Tür hervor.

„Da war ein Fussel auf meiner Hose, alles wieder in Ordnung“, lachte sie und richtete sich wieder auf, nachdem sich ihre Wangen schnell wieder abgekühlt hatten.

Nach einer Weile saßen sie dann auf der Wohnzimmerbank und sahen den Film. Die Popcornschüssel leerte sich ziemlich schnell, also ging der Junge in die Küche, um Nachschub zu holen. Als er nach zehn Minuten immer noch nicht zurück war, machte sich das Mädchen Sorgen und beschloss nachzusehen, ob eh alles in Ordnung war.

„Shunichi? Alles okay?“, fragte sie als sie die Küche betrat und fand einen, vom Boden Popcorn aufsammelnden, Shunichi vor.

„Ehm … ja, ich bin’s gleich“, entgegnete er ihr, sah aber nicht auf.

„Was hast du denn gemacht?“, wollte sie wissen, während sie sich zu ihm nach unten gesellte.

„Ich wollte ganz normal das Sackerl mit den Popcorn aufreißen, doch das hat irgendwie nicht ganz funktioniert, also hab ich etwas stärker gezogen und dann sind mir alle entgegen gesprungen“, erklärte er alles ganz ausführlich und stand anschließend auf, weil er keine mehr fand, „Danke für’s Helfen.“

„Bitte“, meinte sie und lächelte ihn an, nachdem sie es ihm gleich getan hatte, „Ehm … darf ich kurz mit dir reden?“

„Ist es wichtig? Willst du nicht den Film, vorher fertig schauen?“

„Ja, es ist schon wichtig …“, entgegnete sie ihm, woraufhin er die Schüssel auf der Küchentheke abstellte.

„Na gut, ich muss dir eigentlich auch noch was sagen …“

„Willst du zuerst?“

„Nein, fang du an.“

„Okay, also … ich weiß nicht wirklich, wie ich das jetzt erklären soll“, stammelte sie herum und senkte ihren Blick, „Was hältst du eigentlich von mir? Ich meine, so als Frau …“

„Und das ist das Wichtige, das du mich unbedingt fragen wolltest?“

„Nein, beantworte einfach die Frage.“

„Naja, was soll ich schon sagen, du bist hübsch und ich glaube, dass das andere auch so sehen“, beantwortete er endlich ihre Fragen und sah sie anschließend besorgt an, „Hime, was ist los? Hat irgendein Typ etwas anderes behauptet?“

„Nein, das ist es nicht …“

„Was ist dann? Irgendetwas stimmt doch nicht mit dir, das ist mir schon in letzter Zeit aufgefallen? Hat es etwas mit dem Kerl zu tun, in den du verliebt bist?“

„Nein … ja … also irgendwie schon …“, entgegnete sie ihm etwas ratlos, wie sie die ganze Sache formulieren sollte.

„Hat du ihm gesagt, was du für ihn empfindest?“, bohrte er weiter nach und klang noch immer sehr besorgt, „Hat er dich verletzt?“

„Nein, ich alles ist in Ordnung, ich muss dir nur … etwas beichten“, erklärte sie und hielt ihren Kopf noch immer gesengt.“

„Okay, ich höre“, entgegnete er ihr und wirkte erleichtert.

„Also ... ich weiß nicht wirklich, ob das jetzt eine gute oder eine schlechte Nachricht ist, das kommt ganz auf dich an“, meinte sie, atmete anschließend einmal tief ein und aus und konnte feststellen, dass der Junge ihr aufmerksam zuhörte, „Weiß du, mir ist es aufgefallen, als ich das letzte Mal bei dir übernachtet habe. Irgendetwas war anders und am Anfang hab ich noch nicht wirklich begriffen, was. Aber nach einer Weile bin ich dann darauf gekommen und jetzt will ich es auch dich …“

„Darf ich doch zuerst erzählen?“, unterbrach er sie und wurde daraufhin geschockt von seiner besten Freundin angesehen.

War das sein Ernst? Sie war gerade dabei gewesen, ihm ihr tiefstes Innerstes auszuschütten und er redete einfach dazwischen? Es war fast so, als ob er geahnt hätte, was sie sagen wollte und sie absichtlich nicht ausreden hatte lassen. Oder bildete sie sich das doch nur ein und er konnte einfach nicht mehr mit seiner Beichte warten?

„Warum unterbrichst du mich?“

„Hime, ich habe eine Freundin“, redete er nicht lange drum herum, worauf das Mädchen erstarrte.

Der Junge, dem sie gerade sagen wollte, dass sie ihn liebte, hatte ihr gerade gesagt, dass er eine Freundin hatte und auch wenn sie wünschte, sich verhört zu haben, wusste sie doch, dass mit ihren Ohren alles in Ordnung war.

Sofort löste sie sich aus ihrer Starre und drehte sich zur Küchentür um, um den Raum zu verlassen. Wortlos wollte sie schon losstampfen, doch der Schwarzhaarige hielt sie an ihrer Hand fest.

„Hime! Warte doch!“, tat er sein Bestes um sie aufzuhalten, was ihm auch gelang.

„Warum hast du mir das nicht schon eher gesagt?“, redete sie zurück, versuchte aber nicht einmal sich zu befreien.

„Ich hatte Angst vor deiner Reaktion … Dass du dich aufregst, wenn ich dir sage, dass ich schon seit zwei Tage mit einem Mädchen zusammen bin, ohne das du es weißt.“

„Warum hast du es mir dann verheimlicht? Ich hätte gedacht so etwas sagt man sich unter besten Freunden“, erklärte sie, worauf Shunichi ihre Hand losließ.

„Es tut mir Leid, ich weiß auch nicht, wieso … Irgendwie kann ich es selber noch nicht fassen, dass ich eine Freundin habe. Ist das okay für dich?“

„Wieso sollte ich etwas dagegen haben? Ich kenn sie ja nicht einmal“, entgegnete sie ihm und stellte einen Fuß nach hinten, um sich schnell umdrehen zu könne.

„Sie geht in meine Klasse … sie heißt Yui.“

„Weißt du was, am besten gehe ich jetzt“, meinte sie und marschierte gerade Wegs zur Tür, um so schnell wie möglich hier wegzukommen, „Mir ist irgendwie nicht so gut.“

„Hime, du kannst dich doch auch hier hinlegen“, brachte er ein und versuchte sie bei sich zu behalten.

„Nein, ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee wäre“, antwortete sie ihm und öffnete die Eingangstür, „Ich weiß schon was ich tue.“

Als die Purpurhaarige gerade einen Schritt nach draußen setzte, wurde sie noch einmal von dem Jungen an ihrer Hand gepackt. Für einen Moment sahen sie sich in die Auge, doch dann brach Hime den Blickkontakt ab und sah betrübt zu Boden.

„Hime, bleib doch hier, es tut mir Leid.“

„Du musst dich nicht immer entschuldigen“, meinte sie freundlich und lockerte seinen Griff, „Ich bin doch selber Schuld …“

Mit diesen Worten verließ sie auch mit ihrem anderen Fuß das Gebäude und löste sich endgültig von ihm. Als sie schon beim Gartentor war, hörte sie noch einmal, wie er ihren Namen rief, drehte sich jedoch nicht um. Er musste jetzt nicht auch noch sehen, wie sie weinte …
 

So das Kapi ist geschafft und in meinem Word-Dokument ist das jetzt die 100. Seite!!!

Irgendwie bin ich glücklich, weil ich jetzt schon so viele Seiten geschafft habe, normalerweise fange ich immer irgendetwas an und verliere schnell die Interesse daran, aber das ist bei DD nicht so >.<

Eigentlich sollte ich jetzt noch etwas speziell zum Kapi schreiben, aber mir fällt nix ein, also stelle ich euch jetzt einmal ein paar Fragen ^^

Ich wollte nur mal wissen, ob die Digimon-Szenen an manchen Tagen eh nicht zu kurz kommen …

Ich meine es ist immerhin eine Digimon Geschichte und manchmal geraten die Kämpfte etwas in den Hintergrund …

Ach ja und ich wollte wissen, ob ich auf manche Personen zu sehr eingehe.

Manche kommen nur ziemlich selten vor und wenn das gerade eine Lieblingsperson ist tut mir das Leid.

Ich versuche die Auftritte jedes Charas gleich zu halten, aber irgendwie funktioniert das nicht immer …

Ich würde mich freuen, wenn ich Antworten auf meine Fragen bekomme, ich bin für alle Verbesserungsvorschläge offen ^^

Kiripurin

Hausmeister sind nicht dumm

Rico, Honoka und Yukiko waren gerade dabei Kuwagamon den Gar auszumachen. Die drei hatten den anderen Bescheid gesagt, dass sie das alleine zusammen bekommen und die anderen nicht brauchen würden. Also waren es eben nur so wenige und sie schafften es das Digimon in seine Welt zurück zu schicken, ohne das irgendwer verletzt wurde.

Sogar Takomon war dabei, sein Partner hatte das Gefühl, dass die Beziehung zwischen ihnen in letzter Zeit wieder besser lief. Zwar war das Digimon die meiste Zeit unauffindbar, aber es war heute überpünktlich zum Kampf erschienen.

„Das haben wir toll gemacht, oder Rico?“, meinte die Rosahaarige und schmiss sich an ihn heran, indem sie seinen Arm umklammerte, „Wir sind das perfekte Team!“

„Lass mich los“, forderte er sie, sie angewidert ansehend, auf und versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien, was aber nicht besonders gut gelang.

„Ist euch was aufgefallen?“, wollte das andere Mädchen wissen, nachdem sie die beiden lange genug beobachtet hatte.

„Hm? Was meinst du?“, verstand Honoka nicht wirklich und drehte sich zu ihrer Freundin um.

„Unsere Digimon …“, fing sie an zu erklären und sah zu ihnen hinüber, „… sie sind schon viel stärker geworden, auch wenn sie noch gar nicht so lange kämpfen.“

„Stimmt, jetzt wo du’s sagst …“, stimmte sie ihr zu und lockerte ihre Umarmung ein wenig, was Rico ausnutzte und sich befreien konnte.

„Wir sollten in die Schule gehen …“, meinte er, nachdem er einen kurzen Blick auf seine Uhr gewagt hatte.

Kuwagamon war heute ziemlich früh aufgetaucht. Normalerweise machten sich die Digimon erst immer am Nachmittag in der realen Welt breit, doch anscheinend war dieses ein Frühaufsteher.

„Du hast Recht, ich hab keine Lust zu spät zu kommen und mir dann von Frau Katata eine Predigt anhören zu müssen, wie wichtig es ist pünktlich zu sein“, entgegnete ihm Yukiko, worauf sie das vogelartige Digimon anstarrte.

„Was ist?“, fragte es darauf hin und sah sie böse an.

„Ehm … nichts“, entgegnete sie ihm nur etwas erschrocken und beobachtete dann, wie es sich wieder auf den Weg machte.

„Ich komme jeden Tag zu spät, wenn ich nicht gerade bei dir übernachtet habe … Ich bin das schon gewohnt“, erklärte ihr das rosahaarige Mädchen, das es Rico gleich tat und sich auf den Weg zur Schule machte.

„Eben, ich kann schon fast alle Sätze auswendig, die sie immer herunter ratscht, das nervt schon …“, meinte sie und folgte den beiden.
 

Als sie in der Schule ankamen, hatte es bereits vor fünf Minuten zur Stunde geklingelt. So schnell sie konnten rannten sie zu ihren Spints, um sich ihre Schuhe umzuziehen.

„Na? Haben wir verschlafen?“, wollte der Hausmeister wissen, der mit einem Wischmopp gegen eine Wand lehnte.

„Ehm … ja, so in etwa“, meinte Honoka und kratzte sich verlegen am Kopf.

„Ihr gehört doch auch zu den Schülern, die andauernd mit Hokirim herum hängen, oder?“, fragte er plötzlich, worauf hin er von den dreien seltsam angestarrt wurde, „Habt ihr wieder Digimon gejagt?“

„Ich weiß nicht, was sie meinen …“, stellte sich das Mädchen blöd, dass zuvor auch schon gesprochen hatte.

„Wo soll ich das denn hinstellen, Herr Sato?“, wollte Shunichi wissen, der gerade bei der Treppe herunter kam und seine Kollegen verwirrt ansah, „Hi, was macht ihr denn noch hier?“

„Was ist mit dem Typen da falsch?“, wurde er gleich von der Rosahaarigen mit Fragen überhäuft und hörte sich jede einzelne genau an, „Was meint der mit, wir hängen immer mit dir herum? Und was will der von Digi-Rittern?“

„Oh, shit … das hab ich euch ja noch gar nicht erzählt …“, musste er gestehen und stellte die Kiste ab, die er vorher die ganze Zeit in der Hand getragen hatte, „Er weiß alles über uns …“

„Was ist? Hast du uns nicht einmal gesagt, dass wir das um jeden Preis geheim halten sollen?“, konnte Honoka die Tat des Schwarzhaarigen nicht verstehen und war etwas wütend darüber, dass Shunichi sich nicht an seine eigenen Regeln hielt.

„Ja, schon … und das soll ja auch so bleiben“, fing er an zu erläutern und kratzte sich am Kopf, diese Situation war ihm doch etwas unangenehm, „aber ich hatte keine andere Wahl …“

„Hat er uns etwa damals beim Krankenhaus gesehen?“, wollte Rico seine Annahme bestätigen lassen, während er sich lässig gegen seinen Spint lehnte.

„Ja, woher weißt du das?“, antwortete der Älteste, der hier anwesenden, Digi-Ritter überrascht und stellte sogleich eine Gegenfrage.

„Ich hab gesehen, wie Aalomon in gerettet hat und du anschließend irgendetwas mit ihm gesprochen hast“, erklärte der Braunhaarige, blickte seinem Gesprächspartner aber nicht in die Augen, sonder hielt seinen Blick gesenkt.

„Ach so … naja, auf jeden Fall hab ich Herrn Sato anschließend im Krankenhaus besucht, weil ich wissen wollte, wie es ihm geht …“, erzählte er seine Geschichte weiter, wurde dann aber erneut unterbrochen.

„Ach komm schon, du musst mir nichts vormachen …“, meinte der Hausmeister und war der Ansicht, Shunichi schon längst durchschaut zu haben, „Du warst nicht dort, um nach meinem Befinden zu sehen, du wolltest dich nur bei mir ein schleimen, damit ich euch nicht verpfeife.“

„Wie oft soll ich es noch sagen? Ich wollte wirklich wissen, wie es Ihnen ging!“, wehrte sich der Junge, blieb aber erfolglos.

„Jaja, wer’s glaubt …“

„Auch egal … also, wo war ich … ach ja, also ich hab dann eben mit unserem Hausmeister gesprochen und er hat mich gefragt, was wir dort wollten und da er mir mit Petzen gedroht hat, habe ich ihm eben gesagt, dass wir Digi-Ritter sind.“

„Und das hat er einfach so geglaubt?“, brachte sich nun auch Yukiko ein, denn sie konnte dem nicht ganz glauben.

„Seltsamerweise schon … ich frage mich noch immer wieso“, musste er gestehen und blickte verwirrt zu Herr Sato hinüber.

„Ich bin nicht verpflichtet euch das zu sagen“, blieb der Mann stur und verschränkte die Arme.

„Was genau haben Sie eigentlich dort gemacht, Herr Sato?“, fragte wieder das rosahaarige Mädchen, worauf die anderen auch interessiert aufhorchten.

„Er ist mit dem Chefarzt dort verwandt“, antwortete Shunichi anstatt der Stelle des Hausmeisters und die drei wirkten so, als ob sie nicht mit dieser Antwort gerechnet hätten.

„Echt jetzt?“, konnte es Honoka nicht fassen, war aber die einzige die so geschockt reagierte.

„Hausmeister ist kein minderwertigerer Beruf als Arzt, was wäre …“

„Jaja, okay, das Thema haben wir schon letztens besprochen!“, stoppte der Schwarzhaarige ihn, bevor er die uninteressante Geschichte noch einmal erzählen konnte, „Schlussendlich hat sich Herr Sato dazu bereit erklärt uns zu unterstützen und wird uns immer decken, wenn wir unter der Schulzeit zu einem Kampf müssen.“

„Also das ist ja mal eine gute Nachricht“, freute sich Honoka zur Abwechslung einmal, doch als sie einen Blick auf die Uhr warf, die ober der Eingangstür hing, geriet sie aufs Neue in Panik, „Ah, jetzt sind wir komplett zu spät … Frau Katata wird uns umbringen …“

„Keine Sorge, ich bring euch bei eurer Klasse vorbei und werde eurer Klassenleiterin erklären, dass ich euch unbedingt gebraucht habe“, beruhigte Herr Sato das Mädchen, worauf hin die drei in Richtung Klassenzimmer verschwanden.
 

In der großen Pause machte sich Alice gerade auf den Weg, um sich beim Buffet etwas zu kaufen. Ihre beste Freundin musste vorher noch dringend zur Toilette, wollte aber danach sofort nachkommen.

Sie war gerade im Erdgeschoss angekommen und bog um die Ecke ab, als sie plötzlich von irgendwem zur Seite gezogen wurde.

Es war dunkel, sodass sich ihre Augen am Anfang erst an die Finsternis gewöhnen mussten, um etwas erkennen zu können. Sie konnte eine andere Person wahrnehmen, die sie gegen eine Mauer drückte und langsam wusste sie auch, wo sie sich befand: in der Besenkammer.

„Guten Morgen“, begrüßte sie, eine ihr bekannte Stimme, die ihr sofort verriet, dass sie sich wehren musste.

Mittlerweile war sie auch lange genug in dem kleinen Raum, um sich an die fehlende Helligkeit zu gewöhnen und konnte auch, den zu der Stimme passenden Jungen, erkennen. Sofort versuchte sie sich mit ihren Händen zu befreien, doch das blieb erfolglos.

„Lass mich los“, forderte sie Ryan auf, der sie jetzt nur umso stärker festhielt.

„Und wenn ich gerade keine Lust dazu habe?“

„Schon allein deine Anwesenheit kotzt mich an“, provozierte sie ihn, obwohl er das mittlerweile eh schon bemerkt haben dürfte.

„Schön, ich mag Frauen, die ich erst überzeugen muss.“

„Was willst du von mir?“

„Mich revanchieren, weißt du nicht mehr?“, flüsterte er ihr ins Ohr, worauf er sich eine von dem Mädchen einfing, weil er seinen festen Griff vernachlässigt hatte, „Autsch, das war nicht nett.“

„Ich kann noch mehr Sachen machen, die nicht nett sind, soll ich dir noch welche zeigen?“, meinte sie mit einem zurückgekehrten Selbstbewusstsein.

„Nein danke, das reicht mir für’s erste …“, wusste er spontan keine bessere Antwort, wurde daraufhin aber etwas grober.

Mit der einen Hand hielt er ihr Kinn fest, sodass das Mädchen ihren Kopf nicht wegdrehen konnte und gezwungen war, ihm direkt in die Augen zu sehen. Der Weißhaarige kam mit seinem Kopf immer näher und hauchte ihr anschließend wieder etwas ins Ohr.

„Ich will mich doch bloß dafür bedanken, dass du mir das Leben gerettet hast“, meinte er und konnte spüren, wir ihre Atemzüge kürzer wurden, „Na? Ist dein Selbstbewusstsein wieder verflogen?“

Was war nur los mit ihr? Auch wenn sie es nur schwer zugeben wollte, aber Ryan hatte Recht, sie hatte absolut keine Durchsetzungskraft mehr. Er kam ihrem Hals plötzlich ganz nahe und sie konnte spüren, wie sich seine Lippen darauf breit machten. Ihr Kopf wehrte sich mit allen Mitteln dagegen und wollte ihrem Körper sagen, dass er sich wieder wehren sollte, doch irgendwie schien ihm diese Berührung nichts auszumachen.

„Lass mich in Ruhe, Ryan …“, forderte sie ihn mit ängstlicher Stimme auf, doch er gehorchte ihr nicht.

„Du wehrst dich ja gar nicht mehr so stark wie vorher“, stellte er fest, hörte aber nicht auf sie zu küssen, „Sag bloß, dir gefällt das doch.“

Das was Alice am meisten fürchtete war, dass sie die Kontrolle über ihren Körper verlor und dass sich ihr Verstand vollkommen ausschalten würde. Sie wollte ihm nicht nachgeben, nicht nur, weil sie ihn so sehr hasste, sondern auch, weil sie nicht wusste, wie sie sich dann jemals wieder in den Spiegel schauen könnte …

„Und schon bist du mir untergeben, so wie jede andere auch …“, meinte er und rückte ihren Kopf so, dass sie ihm wieder in seine Augen sah.

Langsam kamen seine Lippen den ihren immer näher, bis sie einander berührten. Doch das reichte ihm noch lange nicht.

Er wusste nicht, ob er sich das nur einbildete, oder ob dem Mädchen wirklich eine Träne über die Wange rollte. Aber irgendetwas löste das ihn ihm aus, sodass es ihn zwang seine Hände von ihr zu lassen.

Diese Gelegenheit nutzte Alice sofort aus und stieß den Jungen von sich weg. So schnell sie konnte, griff sie nach der Türklinke, um daraufhin die Besenkammer zu verlassen.

Als sie die Tür öffnete, kamen gerade irgendwelche Schüler vorbei, die sie seltsam ansahen. Es waren vier und jeder von ihnen hatte gerade ein Sandwich in der Hand, das sie gerade dabei waren zu essen.

Doch Alice hatte jetzt keine Zeit, um sich über seltsame Menschen den Kopf zu zerbrechen, sie musste hier weg, weg von Ryan. Also rannte sie einfach in Richtung Mädchenklo, sie brauchte einen Spiegel, hoffentlich sah man ihr nicht an, dass sie gerade panische Angst gehabt hatte.
 

Nach ein paar Stunden, nachdem die Schule zu Ende war, hatten Hime und ihre beste Freundin beschlossen, in die Stadt zu gehen. Beiden ging es derzeit nicht gerade blendend und da sie in der Schule nicht über ihre Probleme reden wollten, weil dort zu viele neugierige Schüler lauschten, machten sie es eben jetzt.

„Willst du zu erst, oder soll ich?“, fragte Hime einfühlsam, denn sie merkte schon, dass irgendetwas mit Alice nicht stimmte.

„Nein, erzähl du“, meinte sie, hielt ihren Blick aber gesenkt.

„Ich war gestern kurz davor das zu tun, zu dem du mich überreden wolltest …“, fing sie an zu erklären und bekam nun von dem Mädchen vollste Aufmerksamkeit, „Zum Glück habe ich es nicht ausgesprochen …“

„Was ist passiert?“, wollte sie besorgt wissen und befürchtete schon das Schlimmste.

„Er hat eine Freundin.“

„Was? Shunichi? Ich hätte gedacht, ihr erzählt euch sowieso immer alles?“

„Normalerwiese schon … er wollte es mir eh vorher schon sagen. Aber ich musste ja unbedingt zuerst meine Geschichte erzählen, Gott sei Dank hat er mich dann abgebrochen …“

„Du meinst, er weiß es jetzt?“

„Ich hab keine Ahnung … ich hoffe nicht, wenn doch, könnte ich nie wieder normal mit ihm sprechen …“, meinte die Purpurhaarige betrübt, während ihre Stimme immer leiser wurde.

„Das tut mir echt Leid …“, drückte Alice ihr Mitgefühl aus und umarmte ihre Freundin, während des Gehens, sanft.

„Und? Was liegt bei dir so an?“

„Es ist nur eine Kleinigkeit, nichts Weltbewegendes“, versuchte das Mädchen sich heraus zu reden und winkte mit ihrer Hand ab.

„Ach komm schon! Ich hab dir meine Probleme erzählt und jetzt bist du dran!“

Sollte sie es ihr wirklich erzählen? Hime musste sich immerhin schon mit Shunichi herum schlagen, da wollte sie sie nicht noch mit etwas anderen belasten. Also blieb ihr keine andere Wahl, als zu lügen.

„Ich … ich habe mich wieder mit Rico gestritten, aber diesmal etwas heftiger, er war wirklich sauer auf mich, aber das geht schon wieder vorbei.“

„Na dann …“, bohrte sie nicht weiter nach, woraufhin ein paar Minuten Stille folgte.

Alice wusste nicht an was sie zu erst denken sollte. Zum einen schwirrten ihr Ryan und seine heutige beängstigende Tat durch den Kopf, zum anderen, redete sie sich Schuldgefühle ein, weil sie gerade ihre beste Freundin angelogen hatte. Aber aus irgendeinem Grund überwog Ryan …

Sie wollte nicht an ihn denken, er sollte gefälligst aus ihren Gedanken verschwinden, er hatte dort nichts zu suchen! Was war denn bloß los mit ihr? Früher schaffte sie es doch auch diese widerwertige Person zu ignorieren, warum jetzt nicht?

Immer wieder erinnerte sie sich an ihre Gefühle, die sie nicht kontrollieren konnte, als sie in der Besenkammer war. Dieses Empfinden, seinen Körper nicht mehr lenken zu können war einfach nur furchteinflößend, was wenn ihr das noch einmal passieren sollte?

„Bist du schon wieder geistesabwesend?“, wollte Hime plötzlich von ihr wissen und winkte mit ihrer Hand vor Alice‘ Gesicht herum.

„Nein, gib die Hand weg!“, reagierte sie etwas gereizt und drückte die Hand ihrer besten Freundin hinunter, „Was hast du noch mal gesagt?“

„Ich hab gesagt, dass dieses Jahr wieder der Talente-Wettbewerb in unserer Schule ist und dich gefragt, ob du nicht vielleicht irgendwem von unserer Klasse kennst, der da mitmachen könnte.“

„Ach so … das ist dieses Jahr ja wieder so geregelt, dass jede Klasse zwei Leute ausschicken muss.“

„Und wer dann insgesamt die meisten Punkte hat gewinnt, ja. Letztes Jahr war das nichts … wir waren ziemlich weit hinten und seit der Sache mit Rico ist unsere Klasse nicht wirklich beliebt …“

„Du meinst wir müssen unseren Ruf wieder aufputschen?“, fasste Alice zusammen und dachte einmal nach, „Naja, ich besitze keine besonderen Talente, aber mein Bruder …“

„Was?“, fragte das Mädchen noch einmal nach, da ihre Freundin immer leiser wurde.

„Ach nichts! Wir müssen eben genau suchen!“

„Mpf … also irgendwas ist heute komisch mit dir …“, stellte Hime fest und sah Alice skeptisch an.

„Mir geht’s gut keine Sorge“, beruhigte sie sie und nahm sie an der Hand, „Komm, gehen wir da rein!“
 

Gerade läutete es an Nayutas Haustür und da der Rest seiner Familie wie immer zu faul war, um sie zu öffnen, musste eben er hingehen, auch wenn er genug anderes zu tun hatte. Genervt griff er nach der Klinke und erblickte kurz darauf seinen besten Freund, der vor ihrem Haus stand.

„Hi, viel zu tun?“, begrüßte Rico in und warf ihm sogleich eine Frage an den Kopf.

„Ja, schon …“, antwortete er gekränkt, ohne die Begrüßung zu erwidern und musste feststellen, dass der Braunhaarige einfach an ihm vorbeiging und sich drinnen seine Schuhe auszog, „Ich hab doch gesagt, ich habe viel zu tun …“

„Eben und deswegen werde ich dir auch helfen“, entgegnete er ihm nur und machte sich auf den Weg in die Küche, „Und dabei können wir uns unterhalten, zu zweit ist sogar Abwaschen nicht so langweilig.“

„Ich kann dich eh nicht überreden, oder?“, wollte er noch einmal unnötigerweise wissen und begab sich zu seinem Freund.

„Du hast es erfasst“, meinte der daraufhin, während er schon dabei war, ein Teller abzuspülen.

„Wie geht’s euch eigentlich mit den Digimon?“, fragte der Kleine nach ein paar Minuten Stille, konzentrierte sich aber weiterhin aufs Abtrocknen, welche Tätigkeit er jetzt übernahm.

„Gut, unsere Digimon werden immer stärker, zumindest habe ich das Gefühl“, erklärte er und musste dabei kaum merklich lächeln.

„Also kommt ihr gut ohne mich klar?“

„Hör zu Nayuta“, fing er seinen Satz an, nahm seine Hände aus der Abwasch und trocknete sie mit einem Geschirrtuch ab, das auf einer Theke daneben lag, „Du hast dich entschlossen aufzuhören und das heißt wir müssen ohne dich zurecht kommen.“

„Aber …“, wollte er was erwidern und biss sich auf seine Unterlippe, doch er wusste nicht was er sagen sollte.

„Vergiss das alles einfach, okay, du bist schließlich zu nichts verpflichtet.“

„Aber was ist, wenn doch alle acht Digi-Ritter gebraucht werden?“

„Das wird nicht passieren.“

„Irgendwann sicher …“, gab er zurück, denn er konnte sich die Antwort nicht verkneifen.

Nayuta bemerkte, wie sich der Griff seines Gegenübers um den Topf, den er gerade in der Hand hielt verfestigte. Er hasste es, wenn man zurück redete, dass hatte Nayuta schon bei Anfang ihrer Freundschaft herausgefunden.

„Tut mir Leid, ich wollte nicht …“, fing er seine Entschuldigung an und

sah betrübt zu Boden.

„Hör einfach auf dir Gedanken zu machen“, versuchte er ihm, mit einer freundlichen Stimme, einzureden und reichte ihm das Geschirr, „Es wird schon alles gut gehen.“

„Aber wenn wirklich alles hart auf hart kommt, dann sag mir bescheid, dann werde ich kommen und euch helfen“, meinte er überzeugt und nahm den Topf entgegen, „zumindest werde ich es versuchen.“

„Okay, ich werd’s mir merken.“

„Willst du dieses Jahr nicht für unsere Klassen beim Talente-Wettbewerb vertreten?“, fragte er, was er aber besser bleiben hätte lassen sollen.

„Nein“, meinte er schnell und emotionslos.

„Wieso nicht? Du kannst doch Gitarre spielen und …“

„Nenne mir einen Grund, warum ich das tun sollte.“

„Dann kannst du allen zeigen, was du für ein Talent hast.“

„Und? Was ändert sich dann? Es hasst mich sowieso jeder, schon vergessen? Es reicht mir, wenn ich weiß was ich kann, es muss nicht gleich die ganze Schule erfahren.“

„Zwingen kann ich dich ja schlecht.“

„Genau, also trockne jetzt weiter ab“, beendete Rico das Gespräch und steckte seine Hände wieder ins warme Wasser.
 

Am Abend, als Rico gerade von Nayuta nach Hause kam und die Haustür öffnen wollte, konnte er schon Geschrei vom Wohnzimmer wahrnehmen und legte nur seine Hand auf die Türschnalle.

Und schon wieder stritten die zwei, konnten sie das nicht irgendwo anders machen? Es war ihm eigentlich so ziemlich egal, ob er jetzt Eltern hatte oder nicht, er verstand sich sowieso nicht mit ihnen.

Eigentlich blieb ihm jetzt nichts anderes über, als seine Wohnung zu betreten, also machte er einmal die Tür auf und schon kam ihm seine Mutter entgegen.

„Geh zu Seite Rico!“, forderte sie ihn auf und ging an ihm vorbei, um zu verschwinden.

Etwas verwirrt sah der Junge der Frau hinterher und überlegte, wo sie hingehen würde. Wahrscheinlich hatte sie schon einen neuen Lover, zutrauen würde er es ihr leider. Als er kurz einen Blick zu seinem Vater wagte, drehte sich der nur um und ging Richtung Schlafzimmer, um sich kurz darauf darin einzusperren.

Der Braunhaarige wollte sich eigentlich nicht länger Gedanken darüber machen und machte sich auf den Weg in sein Zimmer, wo schon seine Schwester auf ihn wartete. Das Mädchen saß auf seinem Bett und missbrauchte seine Gitarre.

„Endlich da?“, begrüßte sie ihn und spielte ein paar falsche Töne, worauf die Geschwister ihre Gesichter verzogen.

„Gib her, du kannst nicht mit Instrumenten umgehen“, meinte er und entwendete ihr das gute Stück.

„Aber du, schon einmal daran gedacht, vor einem größeren Publikum zu spielen, als vor deinen vier Wänden?“

„Nein, nerv mich nicht damit. Und jetzt verschwinde.“

„Ich wollte ja nur nett sein, aber gut, dann geh ich halt“, entgegnete sie ihm, stand auf und stapfte aus dem Raum.
 

Als Hime und Alice am nächsten Tag ihre Klasse betraten, war Eve, also die Klassensprecherin der 10-C gerade dabei, die Einschreibliste für den Talente-Wettbewerb abzuchecken. Anschließend ging das Mädchen vor zum Lehrertisch, um ein paar Worte an ihre Klassenkameraden zu richten.

„Hört mal alle her!“, schrie sie durch den Raum, um die Aufmerksamkeit aller Schüler auf sich zu lenken, „Ihr habt noch bis übermorgen Zeit, um euch einzutragen und da bis jetzt nur ein Name auf der Liste steht, möchte ich euch bitten über euren Schatten zu springen und in euch nach einem Talent zu suchen, danke!“

„Ich will auch irgendetwas können …“, maulte Hime, als sie sich auf den Weg zu ihrem Platz machten, „Dann würde ich mich auch einschreiben.“

„Hm … ich weiß, was du meinst …“, stimmte Alice ihr zu und als sie bei Ricos Platz vorbeigingen, ließ sie bei ihm einen kleinen zusammengefalteten Zettel fallen, der auf seinem Tisch landete.

Verwirrt sah der Braunhaarige seiner Schwester hinterher, sie drehte sich aber nicht noch einmal um. Gespannt, was der Inhalt des Briefchens verbarg, öffnete er es und las „Schreib dich auf die Liste“. Alice konnte manchmal, eigentlich ziemlich oft, sehr nerven, warum konnten ihn die anderen damit nicht einfach in Ruhe lassen?

„Was hat sie dir denn geschrieben?“, wollte sein bester Freund wissen und lehnte sich ein wenig zu Rico, um es selbst lesen zu können, doch der Junge zerknüllte den Zettel schon.

„Nichts von Bedeutung …“
 

So, das nächste Kapi ist fertig!

Es scheint mir irgendwie sehr schwer zu fallen, genauer auf die Charaktere der Digimon einzugehen ...

Das tut mir wirklich Leid, weil in den normalen Digimon-Staffeln hat ja auch jedes Digimon seine eigene Persönlichkeit ...

Aber ich werde versuchen mich zu bessern!

So und jetzt noch ein bisschen was zum Kapi:

ich werde versuchen den Hausmeister öfter vorkommen zu lassen, obwohl er schon wieder untergeht, genauso wie die Schulärztin, die ihren Auftritt noch gar nicht hatte -.-

Und die Sache mit Ryan ... ja, ich weiß, er ist noch ziemlich jung für solche Sachen, aber sein Charakter hat sich eben so entwickelt ...

Geplant war eigentlich, dass er nicht so unsympatisch ist, eigentlich sollte er so einen coolen Charakter haben, der immer solche zweideutigen Anspielungen macht und eigentlich ziemlich witzig ist, aber irgendwie hat er sich zum negativen entwickelt ;(

ich werde versuchen ihn noch zu retten!

Kiripurin

Arme Yuriokas

„Herr Mazusuke, dürfte ich sie kurz bitten, ein paar Worte an meine Klasse richten zu dürfen?“, fragte die Klassensprecherin der 10-C zwei Tage später, als sie plötzlich neben dem Klassenleiter stand.

Wie schon angekündigt wurden heute die Kandidaten für den Talente-Wettbewerb eingetragen und jetzt wollte Eve die erste Stunde nutzen, um das zu erledigen, der Lehrer würde ja doch nichts auf die Reihe bekommen.

„Erschreck mich beim nächsten Mal nicht so, okay?“, meinte der Mann und richtete sich seine Brille, „Na gut, mach das, aber ich will auch noch die Hälfte der Stunde haben.“

„Hört mal alle zu, Leute!“, schrie sie durch das Klassenzimmer und platzierte sich auf den Lehrertisch, „Ich habe hier die Liste vom Talente-Wettbewerb und wenn ihr wissen wollt, wer sich noch aller eingetragen hat, dann seit jetzt leise!“

Nach ein paar Sekunden hatten alle Platz genommen und lauschten interessiert den Worten der Klassensprecherin. Herr Mazusuke fand es immer wieder erstaunlich, wie seine Klasse auf dieses Mädchen hörte.

„Also, wie ich gesehen habe, sind seit gestern ein paar Schüler dazu kommen. Dass sich Takahashi angemeldet hat, wissen wir ja bereits. Jetzt stehen noch Kosuke, Heji und …“, las sie vor, machte aber jetzt eine kurze Pause, denn anscheinend konnte sie selber nicht wirklich fassen, was da auf dem Zettel stand, „… und Rico drauf.“

Als der Braunhaarige seinen Namen hörte machte er mit einer Hand eine Faust und setzte einen finsteren Blick auf. Natürlich war es klar, wer ihn auf die Liste gesetzt hatte. Alice. Nach der Schule konnte sie sich was von ihm anhören …

Sein kleiner bester Freund, der einfach nur daneben saß und ihn aus dem Augenwinkel beobachtete, fragte sich, wer ihn wohl aufgeschrieben hatte. Er war es auf jeden Fall nicht gewesen, aber hoffentlich wusste das Rico auch.

Hime wollte Alice eigentlich fragen, ob sie es war, aber da sonst keiner sprach, wollte sie die Stille nicht brechen und beschloss sich die Frage einfach für später aufzuheben.

„Ehm … ja, also ich würde vorschlagen, da wir ja jetzt zu viele Kandidaten haben, dass wir das nach einem Ausschlussverfahren machen“, erklärte Eve weiter und setzte ein falsches Lächeln auf, um die seltsame Stimmung ein wenig aufzulockern, „Ich lese die Namen noch einmal vor und ihr zeigt dann bei denen zweien auf, die ihr nicht wollt. Aber nur zwei Mal aufzeigen, verstanden!“

Das Ergebnis gefiel Rico ganz und gar nicht. Natürlich zeigte bei ihm niemand auf, die hatten doch alle Schiss davor, sich gegen ihn zu stellen. Er hätte ihnen ja wer weiß was antun können … Also mussten jetzt Kosuke und er für ihre Klasse in den Wettstreit ziehen.
 

Nachdem die Schule zu Ende war und sich die meisten Schüler auf den Heimweg machten, musste Hime jetzt endlich ihre Frage von vorhin loswerden.

„Du Alice, sag mal, hast du Rico aufgeschrieben?“

„Was? Wie kommst du denn darauf?“, meinte sie und lachte nur, „Ich würde ihn doch nie zum Talente-Wettbewerb anmelden! Mit ihm gewinnen wir hundertprozentig nicht.“

„Sei nicht so gemein zu ihm, immerhin ist er dein Bruder!“, ermahnte sie sie und setzte anschließend eine überlegende Miene auf, „Aber wenn du es nicht warst, wer war es dann?

„Weiß nicht, Nayuta vielleicht …“, sprach die Orangehaarige ihren ersten Gedanken aus, wurde dann auf einmal an der Hand gepackt und von Rico, wie sie dann erkannte, von ihrer besten Freundin weggezerrt, „Hey, spinnst du? Das tut weh!“

„Alice!“, schrie Hime ihr nur nach und merkte dann, das Nayuta plötzlich neben ihr stand, wahrscheinlich war er Rico hinterher gedackelt und wusste jetzt auch nicht, was er tun sollte, „Hast du ihn auf die Liste gesetzt?“

„Ich?“, fragte der Kleine verwundert und zeigte auf sich, „Nein, wie kommst du darauf, ich hab zwar mit ihm darüber geredet, aber er hat es mir ausdrücklich verboten. Ich stell mich nicht freiwillig gegen ihn, das kannst du mit glauben.“

„Hm, seltsam …“, meinte sie nur und sah zu, wie Alice von ihrem Bruder hinter die Schule verschleppt wurde.
 

Da das Schulgebäude seltsamer Weise keinen Hintereingang hatte, befanden sich hinter ihm auch nie irgendwelche Schüler oder andere Leute. Nur die großen Mistkübel waren dort unter einer Überdachung platziert. Der Junge schleppte seine Schwester also zu den Mistkübeln, um sicher zu gehen, dass sie ja keiner sehen konnte.

„Was denkst du dir eigentlich dabei?“, wollte er wütend von ihr wissen, nachdem sich seine Schwester etwas unsanft aus seinem Griff befreien konnte, „Ich hab dir doch gesagt, dass du mich mit dem Thema in Ruhe lassen sollst und was machst du? Du schreibst mich für diesen beschissenen Wettbewerb ein!“

„Jetzt reg dich wieder ab, ja!“, konnte das Mädchen seine Aufregung nicht verstehen und rieb sich ihre Hand, die noch immer etwas von Ricos starkem Griff weh tat, „Es gibt Schlimmeres als vor einem Publikum Gitarre zu spielen, wenn man es kann!“

„Ich habe aber absolut keinen Bock darauf!“

„Warum? Dir ist es doch egal, was die anderen von dir halten, oder? Zumindest sagst du das andauernd! Also verstehe ich nicht, worin das Problem liegt!“

„Du willst wissen, worin das Problem liegt?“, wiederholte er ihre Frage noch einmal und wurde nun noch lauter, „Ich gehe jeden Tag in diese beschissene Schule und muss mir jeden Tag die verängstigten Blicke aller Schüler ansehen, wenn ich bei ihnen vorbei gehe! Du hast ja keine Ahnung, wie beschissen es ist, zu wissen, dass dich alle in deiner Schule verachten, nur wegen einer verdammten Sache! Und du verlangst jetzt von mir, dass ich mich auf so eine beschissene Bühne stelle, meine Gitarre in die Hand nehme und mich von diesem beschissenen Publikum ausbuhen lasse? Was willst du eigentlich von mir?“

Nachdem Rico seine Ansprache beendet hatte, fing er leise und kaum merklich zu keuchen an. So viel herum zu schreien war er gar nicht gewohnt, es war anstrengend, aber er bereute es nicht.

Eine Weile entgegnete ihm Alice nichts und ließ die Worte einfach nur auf sich wirken. Dass ihren Bruder das alles so mitnahm hatte sie gar nicht gewusst, oder besser gesagt, dass er so emotional wurde hätte sie nicht gedacht. Normalerweise sprach er nie über seine Gefühle und war immer so unnahbar, doch jetzt schien ihm alles doch zu viel zu werden.“

„Ich … ich will, dass du dich deinen Problemen stellst und nicht einfach davon läufst“, meinte sie dann, nachdem sie ihren gesenkten Kopf gehoben hatte und ihn nun ansah.

„Ach ja? Und welche Probleme sollen das sein?“, wollte er von ihr wissen und glaubte nicht, dass sie darauf eine richtige Antwort wusste.

Alice wollte schon etwas erwidern, doch plötzlich kam ein Junge, er war wahrscheinlich in der 12., vorbei, um Müllsäcke wegzuwerfen. Als er die zwei, vor allem Rico, sah, huschte er schnell bei ihnen vorbei, um möglichst bald wieder weg zu sein.

„Du hast doch gerade alle erwähnt“, entgegnete sie ihm nach der kurzen Störung, worauf er sie verwundert ansah, „Du musst diesen Vorfall klären, ansonsten wird sich an den Blicken der Schüler nie etwas ändern.“

„Da gibt’s nichts zu klären …“, meinte er und wollte sich schon auf machen, um zu gehen, was seine Schwester aber ganz und gar nicht gut fand.

„Siehst du, genau das meine ich! Immer wenn es um so etwas geht, läufst du weg!“, warf sie ihm vor und er blieb wirklich stehen.

„Ich will nur nicht mit dir darüber reden!“, meinte er, nachdem er sich umgedreht hatte.

„Du sagst ja nicht einmal Nayuta was, wer soll dir denn dann helfen?“

„Ich brauche keine Hilfe, warum kapierst du das nicht?“, ging er sie wieder an und langsam schien es so, als ob ihn das Gespräch schon die letzten Nerven kosten würde.

„Weil es Unsinn ist alles alleine bewältigen zu wollen! Sag mir doch einfach was damals wirklich passiert ist, dann kann ich dir helfen!“

„Lass mich endlich damit in Ruhe! Du kennst doch die Wahrheit, ich hab’s dir schon tausend Mal erklärt und überhaupt wärst du der letzte Mensch, den ich um Hilfe bitten würde!“

Eine Weile verharrten die Geschwister in ihrer Position. Das hatte gesessen. Wortlos ging der Junge an ihr vorbei, doch diesmal versuchte sie nicht einmal ihn aufzuhalten. Sie war verletzt. Jeden Moment würde sie anfangen zu heulen, das spürte sie.

Warum war er nur so zu ihr? Lag es an ihr selbst? Konnte man sich ihr einfach nicht anvertrauen? Wieso ging gerade eigentlich alles schief? Was hatte sie falsch gemacht?

Ein Leben lang war sie ein nettes Mädchen gewesen, das gut in der Schule war, niemanden Probleme bereitete und anderen Leuten keine machte. Doch seit sich ihre Eltern stritten wurde sie immer verschlossener und Rico immer aggressiver und unnahbarer für sie.
 

„Hey Rico, was ist …“, wollte Nayuta schon von seinem Kumpel wissen, als sich der Junge wieder Richtung Vordereingang der Schule und Richtung ihm selbst und Hime bewegte.

„Nichts, wir gehen!“, entgegnete er ihm etwas lauter und zog ihn hinter sich her.

„Ehm, aber …“, stotterte er herum und hatte Mühe seinem Freund zu folgen, „Wir sehen uns, Hime!“

„Ja, tschüss!“, schrie sie ihm nach, worauf sie erwartungsvoll zur Schule zurückblickte, doch Alice war noch nicht zu sehen …
 

Wenige Stunden später war auch schon ein Digimon aufgetaucht, wann erlebten sie denn schon einen Tag ohne ein Monster? Auf jeden Fall machte sich Alice gerade alleine auf den Weg zum Polizeigebäude.

Rennen war ihr zu anstrengend, also ritt sie auf Hutezamon, schneller ging das vor allem auch. Als das Mädchen ihr D-Maak in die Hand nahm, um nachzusehen, ob der Kampf bereits begonnen hatte, konnte sie feststellen, dass es nicht so war. Doch auf einmal erschienen zwei andere rote Punkte auf dem Display. Anscheinend hatten noch andere die Idee sich zum Kampf tragen zu lassen …

„Alice, alles okay bei dir?“, wollte ihr Digimon wissen und sah sie aus dem Augenwinkel an.

„Was? Ja, warum nicht?“, entgegnete sie ihm und schien etwas verwirrt über seine Frage.

„Du bist in letzter Zeit so schweigsam und nachdenklich“, meinte es und konzentrierte sich jetzt wieder auf den Weg, „Das passt nicht zu dir, ich mache mir Sorgen …“

„Musst du aber nicht“, versuchte sie es zu beruhigen und streichelte seinen Hals, „Konzentrier dich einfach auf den bevorstehenden Kampf.“

Nach ein paar Minuten kam sie endlich an und anscheinend war sie die letzte. Alle waren schon da, wenn man einmal von Nayuta absah, der eh nicht mehr vorhatte zu den Kämpfen zu erscheinen.

„Ich bin da“, begrüßte sie die anderen und sprang von Hutezamon runter, damit es sich kampfbereit machen konnte.

„Ah, hallo Alice“, meinte ihre beste Freundin, nachdem sie sich zu ihr umgedreht hatte und lächelte sie an, „Wir wollten gerade anfangen zu kämpfen.“

Das orangehaarige Mädchen merkte, dass Baluamon und Gissimon bereits digitiert waren, die anderen mussten das noch machen.

„Fikadamon digitiert zu … Flymon!“

„Acimon digitiert zu … Icemon!“

„Mantamon digitiert zu … Aalomon!“

„Takomon digitiert zu … Metalltakomon!“

Alle Monster stürzten sich in den Kampf und griffen, Digitamamon, wie das feindliche Digimon hieß, an. Als Alice die Daten des Wesens scannte, merkte sie, dass es auf dem Ultra-Level war, das konnte ja noch heiter werden.

Als sie sich gerade in der Runde umsah, blieben ihre Blicke zuerst bei Ryan hängen, der gespannt den Kampf beobachtete. In der Schule war sie ihm in den letzten Tagen aus dem Weg gegangen und das hatte auch gut funktioniert, aber immer bei den Digimon-Kämpfen konnte sie nicht verhindern, ihm zu begegnen.

Sie gab es zu. Sie hatte Angst. Große Angst sogar. Was wenn das noch einmal passieren würde? Er schien nicht ganz zufrieden mit dem zu sein, was in der Besenkammer passiert war. Er würde sicher irgendwann wieder über sie her fallen. Nur wann?

Das letzte Mal war es auch so unerwartet passiert. Aber warum tat er ihr das eigentlich an? Er wusste doch, dass sie ihn nicht mochte. Sie hatte sein Leben gerettet, da sollte er ihr doch dankbar sein. Oder wollte er sie dazu bringen, ihn zu mögen?

Aber der Weißhaarige war nicht der einzige Junge, der ihr die ganze Zeit durch ihre Gedanken flog. Der Streit mit Rico hatte sie verletzt. Sehr. Und jetzt traute sie sich nicht einmal ihn anzusehen. Er war bestimmt sauer auf sie, aber sie bereute es nicht ihn auf die Liste eingeschrieben zu haben …

„Hey Alice!“, schrie auf einmal Ryan, woraufhin ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief, „Wo bist du mit deinen Gedanken?“

Schon alleine seine Stimme machte ihr Angst, sie wollte nicht mit ihm reden … aber er hatte leider Recht. Ihre wirren Gedanken beeinflussten Hutezamon und das war bei so einem Kampf ganz und gar nicht gut. Aber Ryan hatte kein Recht sich zu beschweren, immerhin war er es, der sie nicht mehr in Ruhe ließ.

„Hutezamon!“, schrie sie besorgt und wollte schon zu ihrem, am Boden gefallenen, Digimon hinlaufen, doch es hielt sie davon ab.

„Schon okay, Alice …“, beruhigte es sie und rappelte sich wieder auf, „Ich schaff das schon.“

Das Mädchen war immer wieder gerührt, wie gut Naokimon sie kannte. Es hatte von alleine gemerkt, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte, auch wenn es manchmal ganz schön nerven konnte, war es doch der beste Partner, den sie sich vorstellen konnte.

Schlussendlich schafften sie es Digitamamon zu besiegen und machten sich auf den Heimweg. Alle hatten den Kampf ohne große Schäden bestanden und von der Umgebung wurde auch nichts Weltbewegendes zerstört.

Als Alice ein paar Schritte gegangen war, überholte Ryan sie plötzlich und rempelte sie leicht an.

„Ups, sorry“, meinte er nur und grinste sie falsch und über die Schulter sehend an.

Geschockt blieb sie stehen und starrte ihm entgeistert nach. Das war reine Absicht gewesen. Wenn er sich jetzt umdrehen würde, würde er sie bestimmt auslachen. Wenn er jetzt ihr Gesicht sehen würde, würde er sich nur etwas darauf einbilden und noch überheblicher werden. Aber zum Glück ging er einfach weiter, ohne sie noch einmal anzuschauen. Wenn das so weiter ging, würde sie noch verrückt werden …

Naokimon, das wieder, wie auch die anderen Digimon, zurückdigitiert war, saß nur neben seinem Partner und schaute unschuldig zu ihm rauf. Dann schmiegte es sich an den Fuß des Mädchens, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.
 

Hime wollte gerade zu ihrer besten Freundin gehen, um sie zu fragen, was los war, doch irgendwer hielt sie an ihrer Hand fest. Als sie sich umdrehte, um zu sehen, wer das war, stellte sie fest, dass es Shunichi war.

„Hey“, meinte er nur und blickte in das überraschte Gesicht des Mädchens, „Können wir reden?“

„Ehm …“, entgegnete sie ihm nur etwas überfordert, riss sich dann aber zusammen, „Ja, klar. Was ist denn?“

Seitdem der Schwarzhaarige ihr das mit seiner Freundin erzählt hatte, hatten sie sich nicht mehr getroffen oder alleine mit einander gesprochen. Hime hatte Angst, dass er wusste, was sie ihm damals sagen wollte.

Das purpurhaarige Mädchen stand ihm jetzt gegenüber, schaute sich aber vorher noch einmal um, um zu schauen, ob eh niemand mehr da war. Sie waren allein, sogar Alice war nicht mehr da. Nur ihre Digimon standen daneben und lauschten ihrem Gespräch.

„Du … du bist einfach so schnell gegangen, als ich dir von Yui erzählt habe“, fing er an zu erklären und sah betrübt zu Boden anscheinend war ihm diese Situation auch nicht ganz angenehm, „Ich wollte nur wissen, ob du ein Problem mit ihr hast oder so …“

„Nein, es ist alles okay“, beruhigte sie ihn und lächelte ihn an, „Ich fühlte mich nur ein wenig … überrumpelt, das ist alles.“

„Wie meinst du das?“, fragte er verwirrt und hob seinen Kopf, um ihr in die Augen zu sehen.

„Es ist schon wieder zwei Jahre her, seit zu deine letzte Freundin hattest und das war nicht wirklich eine ernsthafte Beziehung“, erklärte sie ihm, lächelte aber noch immer, „Es ist ungewohnt, das es jetzt noch ein Mädchen in deinem Leben gibt, du hast mich die letzten zwei Jahre einfach zu sehr verwöhnt.“

„Ich werde dich nicht vernachlässigen, versprochen!“, meinte er entschlossen und ergriff ihre Hände.

„Gut, schön zu hören“, antwortete sie und bekam bei dieser Berührung Herzklopfen.

Sie schaffte es nicht länger, ihm ins Gesicht zu sehen, ohne rot zu werden, also wandte sie ihren Blick ab. Langsam entfernte sie seine Hände von ihren, worauf er verwirrt zu sein schien.

„Was ist los? Habe ich irgendetwas Falsches gesagt?“

„Nein, aber sowas sollten wir in nächster Zeit lieber lassen“, meinte sie und drehte sich um, um zu gehen, „Deine Freundin wird sicher leicht eifersüchtig.“

„Woher willst du das wissen?“

„Ist doch bei jedem Mädchen so“, meinte sie, nachdem sie sich noch einmal umgedreht hatte und ihn angrinste.

„Hätt ich fast vergessen“, entgegnete er ihr, schmunzelte sie an und hob die Hand zum Abschied, „Bis dann!“

„Ja, bis dann!“

„Hime ist echt ein nettes Mädchen“, merkte Mantamon an und sprang Shunichi auf den Kopf.

„Ja, das ist sie wirklich.“
 

Es war schon ziemlich spät, als Ricos und Alice‘ Mutter im Wohnzimmer das Licht anmachte und hektisch ins Vorzimmer lief, um sich ihre Schuhe anzuziehen. Natürlich war ihr Vater nicht zu Hause, der saß wahrscheinlich wieder in irgendeiner Bar und begnügte sich mit irgendwelchen dahergelaufenen Nutten.

Schnell schlüpfte die Frau in ihre Stiefel und stellte anschließend die Alkoholflasche auf den Boden ab, um sich einen Mantel anzuziehen. Nachdem sie das getan hatte, wollte sie zu ihren Autoschlüssel greifen, die auf einem kleinen Tisch neben der Tür lagen, doch sie wurde von einer starken Hand am Arm gepackt.

„Lass mich los, Rico!“, brüllte die Frau und versuchte sich loszumachen, doch der Junge ließ nicht locker.

„In deinem Zustand kannst du nicht Autofahren“, erklärte er ihr und sah sie böse an, „Wenn du schon so spät noch weggehst, dann geh zu Fuß.“

„Ich lass mir doch von meinem Sohn nicht vorschreiben, wie ich mich zu benehmen habe!“, schrie sie wieder und prügelte mit ihrer freien Hand auf seine ein, doch das half auch nichts.

„Solltest du aber, im Moment bin ich der Vernünftigere von uns zwei“, meinte er und konnte beobachten, wie sich seine Mutter nach etwas umsah, das ihr in ihrer Lage helfen konnte.

„Ach ja? So etwas muss ich mir von dir nicht vorwerfen lassen!“, entgegnete sie ihm darauf und griff schnell zu der Blumenvase, die sich neben den Autoschlüssel befand.

Rico konnte gar nicht so schnell reagieren, denn er hätte nicht gedacht, dass seine Mutter das wirklich machen würde. Die Frau hatte nun die Vase, die aus Glas bestand, in der Hand, holte, so weit es eben ging, aus und schlug sie gegen den Arm ihres Sohnes, der sie festgehalten hatte, es jetzt aber nicht mehr tat.

Er konnte den Aufprall des Gefäßes und jede einzelne Scherbe, die jetzt in seiner Haut steckte, genau spüren. Es tat verdammt weh, doch das schien seine Mutter nicht im Geringsten zu interessieren.

Blitzartig riss sie die Wohnungstür auf, um wenige Sekunden später zu verschwinden. Sie hatte sogar die Schlüssel und ihre Flasche stehen lasse, anscheinend wollte sie so schnell wie möglich weg.

Der Junge wollte sich jetzt aber keine Gedanken um seine Mutter machen. Er musste sich um sich selbst kümmer, doch was sollte er tun? Reflexartig hatte er mit seiner nicht verletzten Hand auf die Wunde gegriffen, doch er hatte vergessen, dass ihm ja noch immer Scherben im Arm steckten, es schmerzte nämlich noch mehr als zuvor.

Also ließ er sich an der nächst besten Mauer am Boden gleiten und fing an die Splitter herauszuziehen. Bei jedem Stück musste er sich anstrengen, um Laute des Schmerzes zurückzuhalten. Es tat einfach nur weh.

Doch obwohl er sich bemüht hatte leise zu sein, war schon Alice mit einem Erste-Hilfe-Kasten im Anmarsch und schmiss sich neben ihn auf den Boden. Wortlos nahm sie ihm den verletzten Arm weg und holte mit einer Pinzette und einer Taschenlampe die restlichen Scherben heraus.

Nachdem sie glaubte, alle zu haben, desinfizierte sie die Wunde. Als sie mit dem kleinen Tuch seine Haut berührte, konnte er einen Laut des Schmerzes nicht zurückhalten.

„Stell dich nicht so an …“, meinte sie nur und machte ohne Pause weiter, „Du bist ja selber Schuld …“

Seit ihrem Streit hatten sie kein Wort mit einander gewechselt. Beide waren sauer auf den anderen und obwohl er eigentlich zu ihr gesagt hatte, dass er ihre Hilfe nicht wollte, war sie jetzt für ihn da.

„Immer musst du dich in solche Sachen verwickeln lassen …“, hielt sie ihm vor, als sie gerade dabei war seinen Arm einzubandagieren, „… du Idiot.“

Der Junge konnte plötzlich eine nasse Stelle, neben dem Blut, das durch die Fasche drang, wahrnehmen. Weinte seine Schwester etwa? Hatte er sie so verletzt?

„Tut … tut mir Leid …“, entschuldigte er sich auf einmal leise, worauf keiner mehr etwas sagte.

Alice wusste nicht, was ihm genau Leid tat. Das was er hinter der Schule zu ihr gesagt hatte, oder dass er immer so leichtsinnig war und immer irgendwelche Verletzungen hatte. Aber das war ja auch egal, er hatte sich entschuldig und das war ihr schon genug. Schnell wischte sie sich mit ihrem Arm über ihre Augen, um ihre letzten Tränen wegzumachen.
 

Am nächsten Morgen hatte die 10-C in der vierten Stunde Mathe bei einem sehr strengen Lehrer. Niemand konnte ihn sonderlich gut leiden und er war auch nicht sehr angetan von der Klasse, aber so etwas kam ja mal vor.

„Schlagt eure Bücher auf Seite 54 auf“, forderte der Mann seine Schüler auf, nachdem er den Raum betreten hatte, „Ich will gleich mit den Übungsbeispielen zu dem Thema, das wir gestern durchgenommen haben, anfangen.“

Sofort nahmen alle ihre Plätze ein und es war mucksmäuschenstill. Die Jugendlichen folgten den Anweisungen des Lehrers, während er sich auf seinen Stuhl setzte und sich einmal umsah, wer aller da war, doch als ihm Rico, der in der Jacke da saß, unter die Augen kam, hatte er gleich etwas zu meckern.

„Yurioka …“, leitete er seine Beschwerde ein und erhob sich wieder, „Warum tragen Sie eine Jacke im Unterricht?“

„Mir ist kalt“, entgegnete er ihm nur knapp und erwiderte seinen bösen Blick.

„Es sollte jedem Schüler bekannt sein, dass es untersagt ist, während des Unterrichts eine Jacke zu tragen“, ließ er sich nicht einschüchtern und ging auf den Jungen zu.

„Mir ist es ja auch bekannt“, antwortete er ihm unhöflich und stützte sich mit seinen Ellbogen auf dem Tisch ab.

„Und warum tragen Sie dann eine?“

„Hab ich Ihnen schon gesagt.“

Nayuta wusste nicht, was mit ihm los war. Es war zwar nichts Ungewöhnliches, das Rico Zoff mit den Lehrern hatte, aber das er es so darauf anlegte, war erst seit kurzer Zeit. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm …

„Ziehen Sie die Jacke aus Yurioka, das ist keine Bitte, sondern ein Befehl!“, meinte der Mann wütend und verschränkte die Arme.

„Und wenn ich aber nicht will?“, meinte er und sah ihn herausfordernd an.

„Dann werden Sie jetzt gleich zum Direktor gehen und eine neue Schulordnung verlangen.“

Auf das hatte der Braunhaarige noch weniger Bock. Ihm blieb nichts anderes übrig, als nachzugeben, auch wenn er das eigentlich verhindern wollte. Während er einen Laut des Genervtseins ausstieß, zog er sich seine Jacke aus und hang sie hinter sich auf den Sessel.

Als er sich umgedreht hatte, hatte er in die verdutzten Gesichter seiner Mitschüler geschaut. Natürlich waren sie geschockt und dass sie das sahen, verbesserte seinen Ruf bestimmt nicht.

Der Lehrer schien so etwas ebenfalls nicht erwartet zu haben und starrte, als der Junge wieder normal da saß, auf dessen Arm, der mit einer Fasche eingewickelt war. Der Verband hatte die Farbe des Blutes angenommen und auch die Stellen, die nicht von der Bandage bedeckt waren, waren blutig.

„Na gut“, meinte der Lehrer nur, nachdem er sich, nach ein paar Sekunden des Starrens, von ihm abgewendet und umgedreht hatte, um wieder zu seinem Tisch zu gehen, „Toboe, machen Sie bitte das erste Beispiel.“

„Ja!“, meinte der angesprochene Junge nur und las einmal vor.

Das war typisch. Jeden anderen Schüler hätte er zur Schulärztin geschickt, aber nicht ihn. Er war ja Rico Yurioka. Er war ja der Schüler, der ein Mädchen belästigt und einen Lehrer zusammen geschlagen hatte. Um ihn musste man sich ja nicht kümmern. Das konnte er ja selbst. Wie ihn diese ganze Schule anpisste.
 

„Was … was hast du da eigentlich gemacht?“, fragte Nayuta seinen Kumpel nach der Schule auf dem Heimweg und meinte natürlich seinen Arm, „Und komm mir nicht mit irgendwelchen Ausreden, ich will die Wahrheit wissen, klar!“

„Ich bin am Asphalt gestolpert und blöd auf meinen Arm gefallen, das ist alles …“, entgegnete er ihm nur, doch der Kleine schien nicht wirklich zufrieden mit der Antwort zu sein.

„Ach ja? Und warum ist der Verband dann so blutig?“

„Gestern habe ich ihn mir rauf gegeben. Und in der Nacht habe ich mich oft umgedreht und bin wahrscheinlich blöd gelegen, sodass die Wunde wieder zu bluten angefangen hat“, erklärte er ihm, wenigstens damit log er ihn nicht an, „In der Früh wollte ich den Verband eigentlich noch wechseln, aber da ich so spät dran war, hatte ich keine Zeit mehr dazu.“

„Das erklärt auch die Sache mit der Jacke …“, konnte sein Freund verstehen und war schon wieder dabei, ihm die Geschichte zu glauben, doch dann kam er wieder zur Vernunft, „Ach komm schon! Kein Mensch verletzt sich so seinen Arm, wenn er stolpert! Auch wenn’s am Asphalt ist!“

„Wenn du auf’s Knie fällst blutet es doch auch.“

„Das ist was anderes, am Knie ist die Haut viel dünner, als am Arm und überhaupt geht das gar nicht, dass man so blöd aufkommt, dass man sich den Arm so arg verletzt!“, hinterfragte er seine Erklärung und war nicht gewillt nachzugeben.

„Alles geht, siehst du doch …“

„Du treibst mich in den Wahnsinn, weißt du das?!“

„Ja, aber jetzt müssen wir uns leider verabschieden“, meinte der Junge und spielte auf ihre Heimwege an, die sich hier trennten, „Bis dann.“

„Nein, du rennst jetzt nicht weg, wir reden jetzt mit einander“, meinte Nayuta verstört und wollte ihm schon hinterher gehen, doch er blieb sowieso nicht stehen, „Rico!“

Immer wieder dasselbe Theater. Nayuta wollte über etwas reden, das mit seinem besten Freund zu tun hatte und er lief weg. Über die Probleme des Kleinen mussten sie immer reden, er musste ihm ja alles erzählen, doch er selbst durfte Rico nie auf seine Probleme ansprechen, dann konnte er das Gespräch gleich vergessen. Er hatte ja nicht die Stärke dazu, sich gegen ihn durchzusetzen …
 

Irgendwie wird DD immer brutaler, ich hoffe, dass macht nicht allzu viel, ich steh nämlich drauf sowas zu schreiben ^^

Ich hoffe auch, dass diese Depri-Stimmung irgendwann weggeht, aber ich bezweifle es irgendwie …

Kiripurin

Zeig dein Talent!

„Honoka …“, meinte Gissimon und zupfte seinen Partner am Mantelende, „Denkst du wirklich, dass das okay ist?“

„Pst! Sei nicht so laut!“, flüsterte sie ihm zu, hielt ihren Blick aber starr gerade aus, „Natürlich ist das okay.“

„Aber … das verletzt doch ihre Privatsphäre, oder?“, redete es aber weiter und zog nochmals an.

„Hör auf mich am Mantel zu ziehen!“, meinte sie leise, aber etwas gereizt und drehte sich jetzt zu dem grünen Digimon um, „Wenn du so weiter machst, entdecken sie uns noch!“

Die zwei standen nämlich gerade hinter einer Hausmauer und spionierten Nayuta und Yukiko nach. Vielleicht fragt man sich jetzt, was gerade die beiden so geheimnisvolles machen könnten und darauf gab es eine ganz simple Antwort: Sie hatten ein Date, das von der Rosahaarigen selbst organisiert wurde.

Ihr lag sehr viel an dem Wohl ihrer besten Freundin und da Yukiko, genauso wie Nayuta, unfähig war, den ersten Schritt zu machen, musste sie den beiden eben einen Ruck geben. Aber ganz alleine lassen würde sie sie nicht. Falls irgendetwas schief gehen sollte, war sie natürlich da, um es wieder gerade zu biegen.

Honoka war gerade dabei gewesen zu beobachten, wie sich die zwei Verliebten einen Punch bei einem Stand, wie es zu dieser Zeit viele gab, kauften. Mittlerweile schrieben sie schon den 1. Dezember und das hieß so viel wie, die Ferien waren nicht mehr fern, was das Mädchen besonders freute, da sie nicht gerade blendend in der Schule war.

Sie hatte sogar einen Anlass für die Verabredung gefunden: Heute war der Talente-Wettbewerb und nach dem sie ein bisschen durch die Stadt gegangen waren, konnten sie sich gleich dorthin begeben.

„Ich hab Hunger, Honoka“, beschwerte es sich bei ihr, worauf hin sein Magen knurrte und es eine Pfote auf seinen Bauch legte.

„Hör auf zu meckern, du hast doch erst etwas gegessen, als wir losgegangen sind!“, wisperte sie, während sie sich langsam wieder auf ihre Zielpersonen konzentrierte, „Oh, sie gehen weiter, wir müssen ihnen folgen!“

„Aber ich …“, wollte es schon seinen nächsten Satz beginnen, wurde aber von seinem Partner, der es an der Pfote nahm und mit sich zerrte, unterbrochen.
 

Nach kurzer Zeit gingen die beiden schnellen Schrittes durch die Straßen. Honoka wusste, wo Nayuta und Yukiko jetzt hin wollte und um möglichst wenig aufzufallen, nahm sie einen anderen Weg, der etwas länger war. Aber wenn sie in dem Tempo weiter gehen würden, würden sie locker vor ihnen dort sein.

„Hunger, Hunger …“, jammerte ihr Digimon und wurde immer langsamer, bis es schlussendlich umkippte.

„Gissimon!“, schrie das Mädchen dann doch geschockt und rannte zu ihm zurück.
 

„Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, weißt du das?“, erklärte sie Gissimon nach ein paar Minuten, als es einen Hamburger bekommen hatte und nun wieder energiegeladen neben ihr her ging, „Und vor allem haben mich wegen dir fast alle Leute komisch angeschaut.“

„Tut mir Leid“, meinte es nur fröhlich und genoss seinen Burger.

„Das nächste Mal warnst du mich, wenn du fast umkippst, gut?“

„Ja, mach ich“, entgegnete es ihr wieder mit vollem Mund, doch auf einmal blieb die Rosahaarige ruckartig stehen, „Was ist denn?“

„Sie sind da vorne …“, antwortete sie ihm nur und presste sich wieder gegen eine Hausmauer.

„Hey, schau mal da vorne!“, forderte es sie auf und deutete in eine Richtung.

„Was ist denn, sei nicht schon wieder so laut …“, gab sie nur genervt zurück und hatte keine Lust nachzusehen, was es so Spannendes gefunden hatte.

„Aber da ist Rico!“, plapperte es weiter, mit der Vermutung, dass sie das schon sehr interessieren würde.

Sofort wandte sie ihren Blick von den beiden ab und sah zu dem Jungen hinüber, der gerade dabei war, den Zebrastreifen zu passieren und auf das angehende Pärchen zuzugehen. Es schien derzeit richtig gut bei den beiden zu laufen und wer weiß, was passieren würde, wenn Rico jetzt auf einmal da hinein platzen würde, also musste sie einen ihrer tollen Pläne entwickeln.

Nach kurzer Zeit, war sie zu dem Entschluss gekommen, ihn direkt nach dem Fußgängerübergang abzufangen und sich schnell wieder zu verstecken. Dieses Vorhaben führte sie dann auch aus und nun standen sie wieder hinter einem Haus, nur eben auf der anderen Seite.

„Rico!“, meinte sie dann erfreut und grinste ihn an, „Schön dich zu sehen, wie geht’s dir so?“

„Hast du irgendein Problem?“, fragte er dann, verständlicherweise, mürrisch.

„Ehm … naja, könnte man so sagen …“, überlegt sie, wie sie das am besten erklären sollte und beschloss ihm einfach alles zu erzählen, „Nayuta und Yukiko haben nämlich ein Date und ich passe auf, dass sie durch nichts gestört werden.“

„Du spionierst ihnen nach“, schlussfolgerte er, mit einer neutralen Stimme, aus der Geschichte und sah sie desinteressiert an.

„Was? Nein! Ich hab doch gesagt, ich kontrolliere nur, ob eh alles glatt geht“, redete sie sich heraus, was aber nicht sonderlich gut gelang.

„Ja, schon verstanden“, entgegnete er ihr nur wenig überzeugt und musste dann feststellen, dass sie sich an seinen Arm geklammert hatte, „Lass mich los, was soll das?“

„Wenn du schon einmal hier bist, können wir uns den Job doch teilen, oder?“, meinte sie mit zuckersüßer Stimme und lächelte ihn wieder an, „Du bist doch sicher auch interessiert daran, dass dein bester Freund ein tolles Rendezvous hat, oder?“

„Nein, dass ist mir egal, der wird das schon alleine schaffen“, reagierte er nur abweisend und befreite sich aus ihrem Griff.

„A-Aber … du kannst mich hier doch nicht einfach alleine lassen“, entgegnet sie ihm geschockt und setzte einen verzweifelten Blick auf.

„Doch kann ich, ich hab dir nichts versprochen“, meinte er, nachdem er sich umgedreht hatte, um zu gehen, doch er wurde wieder von ihr festgehalten.

Doch diesmal war es anders als sonst. Anstatt sich auf ihn zu stürzen und zu versuchen, ihn mit aller Kraft bei sich zu behalten, hielt sie nur sanft mit beiden Händen eine von seinen fest und sah zu Boden.

„Bitte bleib noch ein wenig hier …“, bat sie ihn leise und verharrte in ihrer Position.

Daraufhin machte er keine Anstalten sich weiter fort zu bewegen und tat es ihr gleich. Heute war sie komisch, das war er gar nicht von ihr gewohnt.

„Nerve ich dich eigentlich?“, fragte sie ihn nach einer Weile des Schweigens und als er nach ein paar Sekunden nicht antwortete, sprach sie eben weiter, „Ich weiß, dass ich manchmal sehr aufdringlich sein kann, aber so bin ich nun mal, wenn ich einen Menschen mag.“

„Du richtest deine Zuneigung aber auf die falschen Menschen“, antwortete er ihr nur knapp, worauf sie aufsah, „Such dir lieber einen Anständigeren.“

„Da muss ich dir widersprechen“, musste sie ihm widersprechen und ihr Blick wurde nun entschlossener, was Rico jedoch nicht sehen konnte, da er ja mit dem Rücken zu ihre stand, „Du bist ein guter Mensch, das weiß ich.“

„Ich habe einen Lehrer verprügelt“, redete er ihr noch einmal ein, in der Hoffnung, dass sie dadurch wieder zur Besinnung kommen würde.

„Aber du bist nicht Schuld“, erklärte sie ihm mit sanfter Stimme, worauf er etwas die Augen weitete, „Ich weiß das mit Ashley und dass du sie eigentlich nur verteidigt …“

Das Mädchen kam nicht mehr dazu ihren Satz zu Ende zu reden, denn schon wurde sie von dem Braunhaarigen gegen die Mauer gedrückt und böse angesehen.

„Woher weißt du das?“

„I-Ich hab mit ihr geredet … also eigentlich Yukiko und ich“, erklärte sie ihm, schaffte es aber nicht, ihm dabei in die Augen zu sehen, „Wir haben sie damit genervt, dass sie uns die Wahrheit erzählen soll und nach einer Weile hat sie das auch gemacht.“

„Sorry …“, entschuldigte er sich plötzlich und ließ wieder von ihr aber, „Du darfst es sonst niemanden erzählen, verstanden?“

„Ist gut, obwohl ich noch immer nicht verstanden habe, wieso eigentlich …“

„Du musst nicht alles verstehen“, entgegnete er ihr nur und steckte seine Hände in die Hosentasche.

Das Mädchen hatte schon gehofft, ihm ein kleines Stück näher gekommen zu sein, doch irgendwie war der Gedanke schnell wieder verflogen. Rico war ein komplizierter Mensch, da konnte sie nicht mithalten, in solchen Situationen kam sie sich immer so dämlich vor …

Gissimon, das alles mitbekommen hatte und einfach nur daneben stand, hatte die Hälfte von ihrem Gespräch nicht verstanden. Es merkte nur, dass sein Partner bekümmert war und das machte es traurig.
 

Einige Zeit später war es dann so weit. In dem Saal, in dem der Talente-Wettbewerb statt fand, war schon seit einer Stunde Einlass und die ersten Teilnehmer waren schon aufgetreten.

„Okay, dann kommen wir jetzt zu unserem nächsten Kandidaten!“, meinte Herr Takakaze und deutete auf die linke Seite der Bühne, wo sich gleich Rico zu erkennen geben würde, „Rico Yurioka aus der 10-C!“

Als sich der angesprochene Junge dann aus der Dunkelheit erhob, um auf die Bühne zu treten, war es ganz ruhig im Saal, wenn man einmal von Alice, Honoka, Hime, Nayuta und Shunichi absah, die ihm kurz applaudierten, dann aber aufhörten, als sie von den anderen komisch angeschaut wurden.

Mit seiner Gitarre in der Hand, begab er sich im normalen Tempo zu dem Stuhl, der schon bereit stand und platzierte sich darauf. Er rückte sich schon sein Instrument zurecht, doch auf einmal begannen irgendwelche Idioten ihn auszubuhen.

„Schleich dich von der Bühne runter!“, meinte ein Typ aus dem Publikum, es war jedoch nicht erkennbar wer genau.

„Du hast hier nichts verloren, du Loser!“, schrie ein anderer aus der linken Ecke des Saals.

„Du hast sowieso kein Talent!“

Rico ignorierte die Aussagen gekonnte. Bevor er zu spielen begann, sah er sich noch einmal um. Die Eltern von den anderen Kandidaten waren alle da, nur seine nicht. Natürlich. Wieso sollten sie auch? Das was er da tat, war ja auch reine Zeitverschwendung.

Seine Blicke blieben dann bei dem Tisch hängen, wo die Leute saßen, die ihn zuvor angefeuert hatte. Sein bester Freund und auch die anderen Digi-Ritter. Alle Digimon hüpften freudig auf und ab und sein Partner schien sich sogar am meisten zu freuen.

Ohne viel nachzudenken griff er mit einer Hand nach dem Reißverschluss seiner Weste und öffnete sie. Es war heiß in der Halle, aber dann würden die anderen seinen Arm sehen. Egal.

Langsam schlüpfte er aus dem Kleidungsstück und schmiss es neben sich auf den Boden. Anschließend konnte man großes Staunen und Verwunderung im Publikum wahrnehmen.

„Was ist denn mit Rico passiert?“, wollte Honoka geschockt wissen und hielt sich ihre Hand vor den Mund, „Ich … ich meine … seine Hand …“

Alice wusste was geschehen war, hatte aber keine Lust es jetzt jeden auf die Nase zu binden, ihr Bruder hätte das auch nicht gewollt. Aber was wollte er damit bezwecken? Sie würde sich jetzt einfach zurücklehnen und schauen, was passieren würde.

Rundherum waren noch alle aufgewühlt und tuschelten irgendetwas miteinander, doch als einer der Juroren sich räusperte und das ziemlich laut ins Mikrophon, beschloss der Braunhaarige endlich anzufangen. Anscheinend wurden sie schon langsam ungeduldig, was er gut nachvollziehen konnte. Immerhin gab es noch sehr viele Kandidaten nach ihm.

Schnell ergriff er mit seiner linken Hand den Griff, der für die erste Note des Liedes nötig war, auf dem Hals seiner Gitarre. Mit der anderen begann er dann mit dem Plektrum, das er zuvor aus seiner Hosentasche geholt hatte, zu spielen.

Kaum hatte er die ersten Töne angeschlagen, war es mucksmäuschenstill im Raum. Niemand traute sich mehr etwas zu sagen und jeder lauschte nur Ricos Stimme, die dann zehn Sekunden später zu singen begann.

Als er da so auf dem Hocker saß und einfach nur spielte und sang, vergaß er alles um sich herum. Die meiste Zeit hatte er die Augen geschlossen oder schaute auf seine Gitarre, so konnte er sich besser konzentrieren und mehr Gefühl transportieren. Die Schmerzen, die er während des Spielens in seiner Hand empfand, versuchte er so gut es ging zu verdrängen.

Die ganze Zeit über fragte er sich, warum er sich von seiner Schwester überreden hatte lassen auf diese Bühne zu steigen. Normalerweise war es ihm egal, was die anderen von ihm hielten, also wem wollte er dann etwas beweisen?

Alice? Nayuta? Seinen Eltern, die heute sowieso nicht da waren? Sich selbst? Aber was? Was war es nur? So viel er auch überlegte, er kam nicht darauf.

Honoka war überwältigt von diesem Jungen und schmachtete ihn die ganze Zeit an. Sie wagte es kaum zu blinzeln, in der Angst, irgendetwas verpassen zu können. Es war einfach nur himmlisch wie er sang und das Mädchen stellte sich vor, wie es wäre, wenn er das Lied ihr widmen würde.

Nach dreieinhalb Minuten hatte er dann fertiggespielt und legte seine rechte Handfläche auf die Seiten, damit der letzte Ton endgültig verstummte. Eine Weile sagte niemand ein Wort und Rico stand einfach auf, ohne sich zu bedanken oder sonst irgendetwas zu sagen. Warum sollte er auch, es gab ja keine Reaktion vom Publikum.

Doch als er drei Schritte gemacht hatte, begannen wieder einige zu buhen. Eine Sekunde lang zögerte er, ob er nicht stehen bleiben und irgendetwas entgegnen sollte. Aber welchen Grund hatte er denn? Was würde es sich bringen? Das war einfach nicht seine Art.

Also ging er weiter, den Blick starr gerade aus zu dem Ort, von wo aus er auch die Bühne betreten hatte. Dann verschwand er hinterm Vorhang und Herr Takakaze übernahm wieder das Reden.

„Beruhigt euch wieder, Leute!“, schrie er ins Mikro, worauf es langsam wieder stiller wurde, „Was ist denn das für eine Reaktion? Es ist nicht so einfach auf so eine Bühne zu gehen und sein Talent zu zeigen, mit solchen Aktionen entmutigt ihr denjenigen nur!“

Obwohl der Lehrer gedacht hatte, dass seine kleine Ansprache wenigstens ein bisschen Wirkung gezeigt hatte, hatten sich die Schüler noch immer nicht ganz beruhigt. Er hatte wirklich mit einer positiven Folge gerechnet, schließlich machten die Jungendlich Großteils immer das, was er sagte, doch aus irgendeinem Grund hatte er keinen Erfolg.

„Na gut, dann machen wir mal weiter … als nächstes kommt Takaori Donome aus der 11-A“, erklärte er und stieg daraufhin von der Bühne runter, um wieder zu den anderen Lehrern zu gehen.

„Was haben die denn alle?“, wollte er wissen, nachdem er sich auf seinen Platz gesetzt hatte.

„Weißt du das denn nicht?“, stellte ihm die Schulärztin, Frau Birnbaum, die ebenfalls zu der Veranstaltung eingeladen wurde und gegenüber von dem Lehrer saß, eine Gegenfrage.

„Naja, alles was ich bis jetzt mitbekommen habe, ist, dass dieser Yurioka aus irgendeinem Grund ziemlich unbeliebt bei den Schülern ist, aber warum weiß ich nicht“, erklärte er und kratzte sich nachdenklich am Kopf.

Das lag daran, dass Herr Takakaze erst seit diesem Schuljahr an dieser Schule unterrichtete und somit noch nicht ganz aufgeklärt über alle zu wissenden Ereignisse war. Da der ehemalige Klassenleiter der jetzigen 11-C plötzlich durch Krebs erkrankt und somit verhindert war, hatte er diese Klasse übernommen und bis jetzt hatte er eigentlich noch keine Probleme mit ihnen gehabt.

„So etwas sollte man aber schon wissen, Shiraki“, gab sie nur zurück und schlürfte den letzten Tropfen aus ihrem Glas aus, sie sprach jeden den sie mochte mit Vornahmen an.

„Ich bevorzuge eigentlich Herr Takakaze, Schätzchen“, stellte er grinsend klar und ergriff ihre Hände, „Wollen Sie mir nicht mehr über diesen Schüler erzählen? Ich hasse es so unwissend zu sein.“

„Nachdem alle Auftritte dran waren, okay?“, stimmte sie mit einer zuckersüßen Stimme zu und wies anschließend darauf hin, dass es weiter zu gehen schien.
 

Rico war einstweilen zu seinen Freunden zurückgekehrt und hatte auf einem freien Stuhl, zwischen Honoka und Nayuta, Platz genommen. Sofort wurde er von dem rosahaarigen Mädchen in den Himmel gehoben. Nun saßen alle Digi-Ritter, bis auf Shunichi und Ryan, bei einem Tisch.

„Du warst grandios!“, lobte sie ihn und umklammerte seinen nicht verletzten Arm, „Ich hätte dir noch unzählige Stunden zuhören können!“

„Lass mich los“, meinte er genervt und schaffte es diesmal schnell, sich aus ihrer Umarmung zu befreien.

Etwas überrascht, warum auch immer, über seine abweisende Art, zog sie ihre Hände schnell zurück und schaute betrübt auf ihren Schoß. Der Braunhaarige lehnte sich anschließend mit seinem ganzen Oberkörper auf den Tisch und starrte einfach nur irgendwo in den Raum.

Die anderen redeten irgendetwas, über ihn, mit ihm, aber es war ihm egal. Er hörte nicht zu, der Junge hatte gerade keine Lust mit jemanden zu sprechen. Ob sich wohl etwas verändern würde, nur weil er da oben jetzt gesungen hatte? Würden die anderen endlich einsehen, dass er gar nicht so übel war? Wahrscheinlich nicht, schließlich hatte ihm vorher nicht einmal irgendwer applaudiert, wenn man einmal von seinen Freunden absah, die man an den Händen abzählen konnte.

Doch Rico wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er von seinem Partner am T-Shirt gezupft wurde. Erstaunt blickte er es an und musste feststellen, dass es ihn traurig ansah. Acimon und eine schlechte Laune? Das passte nicht wirklich …

„Du, Rico?“, fing es dann an zu reden, schaute ihm aber nicht in die Augen, „Ich hab dich toll gefunden …“

„Danke“, meinte er nach einer Weile und lächelte es an, „Danke, Acimon.“

Sofort wandelte sich seine traurige Miene in ein breites Lächeln um und das Digimon sprang auf den Schoß seines Partners. Der Braunhaarige wollte zuerst noch etwas erwidern, ließ es dann aber doch bleiben.
 

Nach ein paar Stunden waren endlich alle Kandidaten aufgetreten und das Publikum hatte seine Stimmen abgegeben. Die Jury und ein gekommener Notar, hatten vor einer viertel Stunde mit der Auswertung angefangen

„Ich geh kurz raus auf die Terrasse“, erklärte Yukiko plötzlich, erhob sich von ihrem Stuhl und nahm ihre Jacke in die Hand.

„Was?!“, konnte ihre beste Freundin nicht verstehen und riss die Augen auf, „Aber das Ergebnis kann jede Minute bekannt gegeben werden!“

„Ich begleite dich“, meinte Nayuta und stand ebenfalls auf.

„Warum wollten jetzt alle gehen?“, fragte sie, mehr an sich selbst gerichtet, worauf ihr wieder die Purpurhaarige, die sich von der überraschenden Bekanntgabe Nayutas erholt hatte, antwortete.

„Wir bleiben auch nicht zu lange, nur ein bisschen frische Luft schnappen.“

„Ich wollt nur allein sein, stimmt’s …“, schlussfolgerte Honoka aus dem Ganzen mit einem Ich-Glaube-Dir-Nicht-Blick und war sich sicher die zwei durchschaut zu haben.

„Ach quatsch, ich will sie doch nur begleiten“, rechtfertigte sich der Kleine mit einem Lächeln, da Yukiko anscheinend unfähig war, etwas zu sagen.

„Na gut, dann geht eben“, schickte die Rosahaarige die beiden jetzt weg und wirkte etwas angefressen, kurz darauf waren die zwei wirklich verschwunden.

Kirbymon, das sich unter dem Tisch befand, bei dem alle saßen, hatte den beiden schweigend hinterher gesehen und machte gar keine Anstalten mitzugehen. Es fühlte sich etwas eingeschüchtert von so vielen Leuten, aber da, wo es sich derzeit befand, schien es ziemlich sicher zu sein.

Yukikos Partner befand sich wahrscheinlich irgendwo außerhalb des Gebäudes. So genau wusste das keiner, aber das purpurhaarige Mädchen konnte spüren, dass es nicht allzu weit weg war.
 

„Der Tag heute mit dir war echt schön“, erklärte Nayuta, nach einer Weile des Schweigens, als sie am Geländer lehnten.

„Find ich auch …“, brachte das Mädchen aber nur auf die Schnelle heraus und spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.

„Ich mag dich wirklich“, redete er dann weiter, was ihm aber auch nicht leicht zu fallen schien, „Du bist echt nett.“

Lieber wäre es Yukiko gewesen, wenn er seinen letzten Satz jetzt nicht ausgesprochen hätte, das hörte sie nämlich immer. Jedes Mal, wenn irgendeine Person sie beschrieben musste, meinte diese, dass sie nett war, wenn man einmal von Honoka absah, der viel immer etwas Originelleres ein.

Nett. Was war das schon für eine Charakterbeschreibung? Man konnte zu fast allen Menschen sagen, dass sie nett waren, da musste man nicht viel dafür tun.

Aber was war sie noch für ihn? Hielt er sie wirklich nur für nett, oder vielen ihn noch mehr Sachen ein, die er an ihr mochte?

„Ist … ist das alles, das du an mir magst?“, wollte sie dann von ihm zögernd wissen, bereute es aber gleich wieder, diese Frage gestellt zu haben, etwas Blöderes hätte ihr nicht einfallen können …

Der Junge schien überrascht über ihre Äußerung zu sein, was man auch an seinem Blick ablesen konnte. Doch nach ein paar Sekunden fing er sich wieder und wirkte richtig gelassen.

„Was ich an dir mag, fragst du mich?“, wiederholte er für sich noch einmal und konnte dabei lächeln.

„Vergiss es, tut mir Leid“, wollte sie das Thema beenden, doch dem Braunhaarigen schien es nichts auszumachen, zu antworten.

„Nein, nein, schon okay“, beruhigte er sie und schien wenige Zeit nachzudenken, „Zum Beispiel finde ich es niedlich, wie du reagierst, wenn du glaubst, irgendetwas falsch gemacht oder gesagt zu haben, oder dass du immer so zuvorkommend bist und selbstlos und immer vorher an andere denkst, als an dich und bei Entscheidungen immer Rücksicht auf andere nimmst.“

„D-Danke …“, fiel ihr jetzt so spontan nur ein, was ihre Wangen nur noch mehr zum Glühen brachte.

„Und dass du immer so verlegen wirst, wenn man dir Komplimente macht“, kommentierte er auch noch ihr jetziges Verhalten und schien gar nicht mehr aufhören zu wollten, mit seinen Komplimenten.

„Danke, das reicht dann schon, glaube ich …“, bat sie ihn aufzuhören, bevor sie noch vor lauter Verlegenheit im Boden versinken würde.

Nie hätte sie gedacht, dass ein Junge so einer Ansicht sein könnte. Fast alle Dinge, die er aufgezählt hatte, hasste sie an sich und sie war der festen Annahme gewesen, dass das andere genauso sehen würden. Doch das was er jetzt gesagt hatte, bedeute viel für sie.

„Yukiko …“, wollte der Junge schon seinen Satz beginnen, doch plötzlich ertönte von drinnen eine laute Stimme durch ein Mikrophon.

„Ich glaube wir sollten wieder rein gehen“, meinte Yukiko und stellte sich gerade hin, fragte aber nicht nach, was er gerade sagen wollte, auch wenn sie es gerne gewusst hätte.

„Stimmt“, entgegnete er ihr nur und folgte dem Mädchen zurück in den Raum.
 

Während sich die zwei wieder zurück zu ihrem Platz begaben und sich von Honoka eine Standpauke anhören konnten, weil sie so spät waren, stand Herr Takakaze bereits auf der Bühne. Er wartete mit der Bekanntgabe des Gewinners noch etwas, bis alle wieder ein wenig leiser geworden waren.

„Okay, ich habe hier den Zettel in der Hand, auf dem die erst bis dritt platzierten des diesjährigen Talente-Wettbewerbs stehen“, erklärte der Lehrer und wachelte mit dem Zettel in der Luft herum, „Dritter ist … Tomoe Hisara, aus der 12-A!“

Das Mädchen aus dem genannten Jahrgang erhob sich von ihrem Sessel und schien sehr zufrieden mit ihrer Leistung zu sein. Nachdem Herr Takakaze ihr deutete, zu ihm zu kommen, leistete sie seinen Anweisungen Folge und stieg hinauf auf die Bühne.

Der junge Mann streckte der Schülerin seine Hand entgegen, doch die umarmte ihn lieber. Nachdem sie fertig war und sich endlich wieder von ihm gelöst hatte, drückte er ihr eine Urkunde und ein kleines Geschenk in die Hand.

„Der zweite Platz geht an …“, fuhr er dann fort, nachdem er sich seine Brille zurecht gerückt hatte, „Takasuke Marime, aus der 10-D!“

Honoka und Yukiko freuten sich natürlich, dass einer aus ihrer Klasse am Podest stand, hätten aber lieber Rico dort vorne gesehen. Lässig schlenderte er zu dem Lehrer, der in aufgerufen hatte, und nahm das Dokument und das kleine Päckchen fast emotionslos entgegen. Der Junge war anscheinend ein Typ, der sich ziemlich cool vorkam und sich etwas auf sein Aussehen einbildete.

„Und somit kommen wir schon zu demjenigen, der den diesjährigen Talente-Wettbewerb gewonnen hat …“, verkündete der Mann beim Mikrophon und machte eine kleine Kunstpause, bevor er weitersprach, „… Misaki Tetsuna aus der 12-B!“

„Schade …“, meinte Honoka, als sie begriff, das Rico nicht unter den besten dreien war, „Und ich hätte wirklich gedacht, dass Rico das schaffen würde.“

„War eh zu erwarten“, brachte sich Ryan mit einem überheblichen Grinsen ein, der am Nebentisch saß und sich zu der Gruppe gedreht hatte, „Ich meine, wär stimmt schon für einen Rowdy, der Lehrer verprügelt …“

„Aber er verprü …“, wollte das rosahaarige Mädchen schon widersprechen, wurde aber von Rico unterbrochen, der sich lässig auf seinem Sessel zurücklehnte und seine Hände in die Hosentaschen steckte.

„Ausnahmsweise hast du mal nicht Unrecht, Sanoof“, musste er gestehen, hatte dabei aber die Augen geschlossen.

Alice‘ Augen hatten sich automatisch etwas geweitet und sie spürte, wie auf einmal ihre Hand leicht zu zittern begann. Er sollte sich wieder umdrehen, sie wollte ihm nicht ins Gesicht sehen.

Plötzlich konnten die acht Digi-Ritter ein leises Piepsen wahrnehmen. Sie brauchten eine Weile, bis sie realisierten, das es ihr D-Maak war, doch dann kramten fast alle gleichzeitig in ihren Taschen beziehungsweise Hosentaschen herum.

Ein Digimon war aufgetaucht, natürlich, was sonst. Aber halt. Diese Straße, war das nicht …

„Alice …“, begann Naokimon plötzlich zu reden und sein Blick, der auf die Decke gerichtet war, verfinsterte sich schlagartig, „… ich rieche ein Digimon.“

Wenige Sekunden später brach die Decke des Gebäudes ein und es dauerte nicht lange, bis die Schüler und Lehrer in Panik ausbrachen. Nur die Jugendlichen mit ihren Digimon bewahrten Ruhe und konnten ein Rapidmon, das gerade in den Raum geflogen kam, ausfindig machen.

Bei Shunichi war aber das D-Maak nicht das einzige, was Geräusche von sich gegeben hatte. Sein Handy hatte ebenfalls geklingelt, denn der Schwarzhaarige hatte eine SMS von seinem Vater bekommen.

„Was ist los?“, fragte Hime sofort, als sie merkte, dass sich ihr bester Freund nicht wirklich auf das bösartige Digimon konzentrierte.

„Mein Vater hat mir gesimst …“, erklärte er ihr und konnte jetzt erst seinen Blick von dem Display abwenden, „Er hat gesagt, dass ich schnell ins Krankenhaus kommen soll, es sei wichtig.“

„Worauf wartest du dann noch?“, fragte das Mädchen und jetzt wurden auch die anderen auf sein Verhalten aufmerksam.

„Soll ich einfach gehen? Ich meine … kann ich euch das Digimon wirklich alleine überlassen, es ist schließlich auf dem …“, brachte er schon Gegenargumente auf, doch Ryan unterbrach ihn.

„Ach komm schon“, meinte er und sah ihn spaßhalber überheblich an, „Als ob du so viel ausrichten könntest. Zisch ab, aber schnell!“

„Meinst du wirklich?“, hinterfragte Shunichi die Sache noch einmal, was die Nerven der anderen schon etwas überstrapazierte.

„Na los, geh endlich!“, forderte ihn diesmal Hime auf und schien es wirklich ernst zu meinen.

„Na gut“, ließ er sich überreden und wirkte ziemlich entschlossen, „Dann noch viel Glück! Komm, Mantamon!“

Sein Digimon nickte nur unsicher und platzierte sich anschließend auf dem Kopf seines Partners. Mit diesen Worten drehte sich der Junge um und lief davon. Wenige Zeit später war er in der Menge verschwunden, doch jetzt mussten sich die Digi-Ritter wieder auf den Kampf konzentrieren.
 

Zur Abwechslung finde ich das Kapi gar nicht so uninteressant und ich glaube, es lässt sich auch gut lesen ^^

Vor allem den Einstieg, also die Unterhaltung von Honoka und Gissimon finde ich gut, man muss ja auch mal was von den Digimon hören =)

Welches Lied Rico singt habe ich absichtlich nicht dazu geschrieben, das kann man sich selber nach Belieben richten (ich hab an Pokerface von Daughtry gedacht, da passt die Stimme auch finde ich XP)

Kiripurin

Der vergessene Tag

Schnell riss er die Tür des Gebäudes auf. Er war außer Atem, weil er den Weg vom Bahnhof bis zum Krankenhaus durchgehend gerannt war, doch es blieb jetzt keine Zeit zum Verschnaufen.

Der Junge musste zu seiner Mutter. Er brauchte Bestätigung, dass es ihr gut ging. Sein Vater hatte zwar nur geschrieben, dass er so schnell wie möglich ins Krankenhaus kommen sollte, aber er konnte sich schon denken, was geschehen war. Mantamon hatte er in sein D-Maak gesperrt, weil er fand, dass das das Beste für ihn war.

Seine Schritte hallten in den Gängen des Hauses, als er seinen Weg fortsetzte, doch bis jetzt hatte der er noch keinen einzigen Menschen gesehen. Der Junge bog um die Ecke zur Rezeption und war glücklich wenigstens dort jemanden vorzufinden.

„Ich muss zu meiner Mutter!“, keuchte er und stützte sich auf seinen Knien ab.

„Warte einen Moment, ich muss erst nachschauen, in welchem Zimmer sie untergebracht ist“, meinte die Rezeptionistin und drehte sich mit ihrem Stuhl in Richtung Computer.

„Ich hab keine Zeit, ich muss sofort zu ihr!“, schrie er aufgebracht, doch plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter und er drehte sich ruckartig um.

„Beruhig dich, Shunichi“, forderte ihn sein Vater mit ruhiger Stimme auf, worauf der Junge einmal tief ein und aus atmete.

„Was ist mit Ma?“, fragte er anschießend und sah ihn mit ernster Miene an.

„Sie ist wieder umgekippt, aber …“, erklärte der Mann und sah betrübt zu Boden.

„Was, aber?“, fragte er besorgt, was man auch an seinem Blick sehen konnte, „Wacht sie etwa nicht mehr auf?“

„Nein, sie ist wach …“, konnte er seinen Sohn beruhigen, sprach aber sehr leise, „… aber sie kann sich nicht mehr erinnern, was sie heute gemacht hat …“

„Ich will zu ihr!“, meinte der Schwarzhaarige entschlossen, woraufhin er von seinem Vater den richtigen Weg gezeigt bekam.
 

„Feuerschwingen!“, jaulte Hutezamon und zwang Rapidmon zu Boden.

„Ja, super, Hutezamon!“, bejubelte Alice ihren Partner, doch sie freute sich zu früh, denn das Ultra-Digimon war noch lange nicht geschlagen.

„Scheiße, dieses Vieh ist echt zäh …“, äußerte sich Ryan, der sich mittlerweile zur Beruhigung eine Zigarette angezündet hatte.

Als die Orangehaarige seine Stimme hörte, lief ihr ein kurzer Schauer über den Rücken. Sie hoffte inständig, dass der Weißhaarige die Distanz zwischen ihnen beibehalten würde, sie wollte ihm nicht zu nahe kommen.

Nacheinander brachen alle sechs Digimon, inklusive Metalltakomon, zusammen. Gissimon war sogar schon zurück digitiert. Der Kampf ging schon ziemlich lange, sie waren es nicht gewohnt so lange zu kämpfen.

Nayuta griff in seine Hosentasche und umfasste sein D-Maak. Währenddessen warf er Kirbymon, das unter der Tischdecke hervor lugte, einen fragenden Blick zu, doch das führte nur dazu, dass es sich noch weiter verkroch.

Sollte er eingreifen? Es sah nicht gerade blendend für seine Freunde aus und wenn sein Partner digitieren würde, wäre er eine helfende Kampfkraft, immerhin hatte er noch alle Energiereserven. Seine Hand begann zu zittern, doch plötzlich spürte er, wie sie von irgendwem ergriffen wurde.

Sein Blick, der zuvor auf seine Hosentasche gerichtet war, verfolgte nun den Arm, der seine Hand festhielt und dessen Besitzer Rico war. Sein bester Freund stand dicht vor ihm und hatte einfach nur nach hinten gegriffen, ohne sich umzudrehen. Anscheinend hatte er gemerkt, was der Kleine vorgehabt beziehungsweise in Erwägung gezogen hatte.

„Rico, ich …“, stammelte er nur vor sich hin, ohne die richtigen Worte zu finden, doch das musste er gar nicht, denn Rico fing einfach zu reden an.

„Los, Icemon! Steh wieder auf, ich weiß, dass du es kannst!“, versuchte er seinem Partner Mut zuzusprechen, der sich wenige Sekunden später wieder bewegte und aufstand.

„Rico, ich habe nicht mehr viel Kraft …“, entgegnete ihm das Digimon aus Eis, nachdem es sich fertig aufgerappelt hatte.

„Ich weiß, aber trotzdem musst du es versuchen“, meinte der Braunhaarige nur und war fest dazu entschlossen, diesen Kampf zu gewinnen.

Auch die anderen vier Digimon erhoben sich langsam und so waren wieder alle bereit den Kampf fortzusetzen.

„Ach, Gissimon … wenn du nur helfen könnest …“, murmelte Honoka und drückte ihren Partner, den sie in ihren Armen hielt etwas fester.

„Tut mir Leid, aber ich kann wirklich nicht mehr …“, entgegnete es ihr traurig, woraufhin sein Magen knurrte, „Und Hunger habe ich auch schon wieder …“

„Schon okay, du hast ja dein Bestes gegeben“, versuchte die Rosahaarige ihr grünes Digimon etwas aufzumuntern und lächelte es schwach an.

Wie auf Kommando stürmten die kampffähigen Digimon los und starteten eine Attacke nach der anderen auf Rapidmon. Die Digi-Ritter sahen nur gespannt zu, immerhin konnten sie ja nichts anderen machen, als an ihre Partner zu glauben.

„Eisgewitter!“, rief Icemon, woraufhin nur noch eine dunkle Schaubwolke zu sehen war.

Eine Weile regte sich nichts mehr und als man wieder ganz klar sehen konnte, konnte man erkennen, dass das bösartige Digimon am Boden lag. Es schien wirklich besiegt zu sein, also machte sich Alice langsam auf den Weg, um es wieder in seine Welt zurückzubefördern.

„Ich hab’s geschafft!“, schrie Acimon, das bereits, genau wie die anderen, zurück digitiert war und jetzt erfreut zu seinem Partner rannte.

„Wir haben’s geschafft …“, besserte Baluamon es aus und sah etwas genervt zu dem Angeber hinüber.

„Ohne meinen finalen Schlag hättet ihr den Kampf nie gewonnen!“, war das blaue Digimon der Meinung und klammerte sich Rico an den Fuß.

„Wie kann man nur so überheblich sein?“, sprach Fikadamon, dem Acimons Getue sichtlich auf die Nerven ging, seine Gedanken laut aus.

Wenige Minuten später hatten sich alle bei einem Steinhaufen versammelt und sich dort nieder gelassen. Manche hatten sich auf die Trümmer gesetzt, Ryan, Nayuta und Hime standen. Die Truppe wollte etwas besprechen und ausnahmsweise war die Stimmung nicht angespannt.

„Sind die anderen alle in Sicherheit?“, fragte Honoka neugierig, denn das hatte sie nicht ganz mitbekommen.

„Ja, soviel ich gesehen habe, haben es alle Schüler und Lehrer geschafft noch rechtzeitig das Gebäude zu verlassen“, entgegnete ihr Hime und erzählte dann noch genauer, „Als sie mitbekommen hatten, dass das Haus einzustürzen drohte, haben sie sofort die Flucht ergriffen. War auch gut so, ansonsten hätten wir nicht so einfach kämpfen können.“

„Glaubt ihr, dass unsere Digimon auch irgendwann das Ultra-Level erreichen werden?“, stellte sie weiter Fragen und überraschenderweise antwortete sogar Ryan.

„Das ist eben die Frage“, meinte er und schmiss sein Zigarettenstummel auf den Boden, woraufhin er darauf trat, um die Glut auszumachen.

„Wir kämpfen jetzt schon fast zwei Monat gegen Digimon“, brachte sich nun auch Alice ein und ließ ihre Füße baumeln, „Soll das jetzt etwa ewig so weiter gehen?“

„Du hast doch mal etwas von einem Mann erzählt, oder?“, mischte jetzt auch Rico mit, doch seine Schwester schien nicht so ganz zu verstehen.

„Was meinst du?“

„Naja, als ihr euren Partner das erste Mal getroffen habt. Du hast mir erzählt, dass euch so ein seltsamer Mann erschienen ist und euch einiges erklärt hat“, rief der Braunhaarige ihr noch einmal ins Gedächtnis, was sie selbst gesagt hatte.

„Was, euch auch?“, war der Weißhaarige etwas verwundert und hielt inne, als er gerade eine nächste Zigarette aus dem Packerl holen wollte, „Bei Shunichi und mir ist auch plötzlich so ein alter Kautz aufgetaucht, als wir Baluamon und Mantamon das erste Mal trafen.“

„Was für ein alter Mann?“, wollte Honoka, der es etwas schwer fiel mitzukommen, wissen.

„Das haben wir dir doch schon einmal erzählt …“, klärte Ryan sie auf und machte dort weiter, wo er aufgehört hatte, nämlich sich eine Zigarette anzuzünden, „Kannst du dich nicht mehr erinnern? Damals sind wir beim Café um d‘ Ecken gesessen und wir haben euch über die Digimon aufgeklärt.“

„Ach ja, jetzt wo du’s sagst, jetzt kann ich mich glaube ich erinnern …“, freute sie sich und grinste anschließend, „Damals war ich so begeistert von dir, dass ich dir gar nicht richtig zugehört habe.“

„Glaubt ihr, dass er uns irgendwie weiter helfen könnte?“, wollte Hime eine Antwort abwarten, bevor sie sich selber eine Meinung bildete.

„Das tut jetzt eigentlich nichts zur Sache, denn wir wissen ja nicht einmal, wie wir ihn kontaktieren können“, meinte ihre beste Freundin und verschränkte nachdenklich ihre Arme vor der Brust.

„Wer weiß, vielleicht kommt er, wenn wir irgendeinen Fortschritt gemacht haben“, erklärte Rico seine Sicht der Dinge und vergrub seine Hände in den Hosentaschen.

„Es haben doch schon alle das Champion-Level erreicht, wann will er denn auftauchen? Wenn sie das Ultra-Level erreicht haben, oder was?“, verstand Ryan nicht und hauchte den Qualm aus seinem Mund, „Wir wissen ja gar nicht, wie das überhaupt funktionieren sollte.“

„Möglich wär’s aber“, wollte Honoka diese Möglichkeit nicht ausschließen und ließ ihre Füße baumeln, „Was meinst du dazu, Yukiko?“

„Ehm …“, entgegnete sie ihr anfangs nur überfordert und schien sich erst eine gute Antwort zurechtzulegen, „Ich bin auch der Meinung, dass er noch einmal kommen wird und dass es irgendetwas mit der nächsten Digitationsstufe zu tun hat …“

„Wow, das war jetzt wieder eine sehr hilfreiche Aussage von ihr“, machte der Weißhaarige sie fertig, woraufhin das angesprochene Mädchen seinen Kopf senkte.

„Bis jetzt hast du aber auch noch nichts Sinnvolles von dir gegeben“, kommentierte Alice seinen Satz, bevor Honoka ihre beste Freundin verteidigen konnte.

„Ach ja? Und du schon, oder was?“, konterte er, worauf sie leicht und kaum merklich zusammen zuckte.

Das Mädchen hatte noch immer Angst vor ihm. Irgendetwas musste sie dagegen tun, sie musste sich nur noch überlegen, was. Es konnte ja nicht ewig so weitergehen, dass sie sich nicht traute sich ihm entgegenzustellen, wenn er wieder einmal einen Scheiß redete.

„Hört auf euch zu streiten!“, versuchte Hime die Auseinandersetzung zu schlichten und sah jeden nach einander an, „Es kann doch nicht sein, dass immer wenn wir etwas besprechen wollen, wir uns anschreien!“

Darauf folgte Stille. Alle Digimon sahen zu ihren Partnern hoch. Sie spürten auch diese angespannte Stimmung und das war alles andere als gut. Es war wichtig, dass die Digi-Ritter als Team zusammenhielten, dadurch wurden sie stärker, aber derzeit sah es gar nicht nach Teamwork aus.
 

„Ma?“, wollte Shunichi herausfinden, ob sie eh wach war und schloss langsam hinter sich die Tür.

Sein Vater hatte ihm gezeigt, in welchem Zimmer sich seine Mutter befand. Er war der Meinung gewesen, dass er alleine hineingehen sollte, auch wenn es dem Jungen egal gewesen wäre, wenn er mit ihm gekommen wäre.

„Shunichi, komm her“, forderte sie ihn auf und deutete ihm auch mit ihrer Hand, das Sprechen schien ihr schwer zu fallen.

„Ma … was ist passiert?“, fragte er besorgt, setzte sich auf den Hocker, der neben dem Krankenbett stand und ergriff ihre Hand mit seinen.

„Ich weiß es nicht, Ichi …“, antwortete sie ihm verzweifelt und drückte eine seiner Hände, „Das letzte was ich weiß ist, dass wir gestern Abendgegessen haben, danach ist alles schwarz …“

„Papa hat erzählt, dass du im Badezimmer einfach zusammen gebrochen bist“, erzählte er und streichelte mit dem Daumen sanft ihren Handrücken.

„Das kann schon sein, nur kann ich mich nicht mehr daran erinnern …“, musste sie gestehen und man merkte ihr an, dass es ihr unangenehm war, so hilflos und unwissend zu sein.

„Ma ...“, meinte er nur traurig, denn ihn schien die Sache noch mehr zu treffen, als irgendwen anderen.

„Ichi, mach dir keine Sorgen, es wird wieder alles gut.“

„Das sagst du mir jedes Mal, aber weißt du was, das stimmt überhaupt nicht!“, entgegnete er ihr getroffen und sah sie mit ernstem Blick an „Dir geht’s immer schlechter, wie kann dann alles gut gehen?“

„Ich war immer froh so einen vernünftigen Sohn zu haben“, begann sie nach einer Weile wieder zu sprechen und lächelte ihn an, auch wenn er wusste, dass das nur gestellt war, „Du machst immer das richtige und denkst nach bevor du etwas sagst. Ich glaube deswegen mögen dich auch alle so sehr.“

„Ich weiß das zu schätzen, aber du längst von Thema ab …“

„Wenn du dir die ganze Zeit Sorgen um mich machst, wirst du nicht glücklich sein. Denk auch mal an dich.“

„Wie soll ich mir keine Sorgen machen, wenn mich mein Papa um zehn Uhr abends kontaktiert und sagt, dass du dich nicht mehr an den gestrigen Tag erinnern kannst?“

„Das schaffst du schon und wenn nicht alleine, dann lass dir helfen. Hime ist sicher immer für dich da.“

„Aber was ist, wenn das immer öfter passiert und du dich eines Tages nicht mal mehr an mich erinnern kannst?“, wollte er auch diese Möglichkeit nicht ausschließen, woraufhin ihm eine Träne über die Wange lief.

„Ich werde dich nie vergessen. Und weißt du auch warum?“, erklärte sie ihm und streichelte ihm anschließend über seine linke Schläfe, „Weil du das Wichtigste in meinem Leben bist und wenn ich mich jemals nicht mehr an dich erinnern sollte, dann wäre es auch sinnlos für mich zu leben.“

Der schwarzhaarige Junge konnte seine Traurigkeit nicht länger unterdrücken. Schnell führte er seinen Arm zu seinem Gesicht und weinte in die Innenseite seines Ellenbogens. Irgendetwas sagte ihm, dass es nicht wieder so werden würde wie früher …
 

„Was ist denn los mit dir?“, wollte Yui, also Shunichis Freundin, von ihm wissen und sah ihn besorgt an.

Es war gerade große Pause und die zwei befanden sich am obersten Stockwerk des Schulgebäudes. Dort saß der Junge auf einem Fensterbrett und sah betrübt beim Fenster hinaus. Das Mädchen stand daneben und hatte ihn bis jetzt einfach nur beobachtet. Es gingen nur sehr wenige Leute an ihnen vorbei.

„Ein paar familiäre Probleme …“, entgegnete er ihr nur, schaute sie dabei aber nicht an.

„Und welche?“, fragte sie neugierig weiter und gab ihre Hände hinter den Rücken.

„Ich will gerade nicht darüber reden, sorry …“, entschuldigte er sich, drehte seinen Kopf aber jetzt zu Yui hin, „Gib mir noch ein bisschen Zeit, okay?“

„Klar, das versteh ich voll und ganz“, entgegnete sie ihm, streckte einer ihrer Hände aus und drückte eine von seinen, „Sobald du es mir …“

„Shunichi!“, ertönte auf einmal eine Stimme von Richtung Stiegen.

Schnell wurde der Junge hellhörig und schüttelte die Hand seiner Freundin ab, um aufzustehen und die kommende Person zu begrüßen. Yui sah nur skeptisch zu dem Mädchen hinüber, das gerade erschien.

„Shunichi … Wie geht’s dir?“, keuchte Hime, die sich auf ihren Knien abstützte, anscheinend war sie die Treppen hochgelaufen.

„Bist du etwa gerannt?“, fragte er verwundert und ging auf sie zu.

„Ja … also … ich … ich hab dich gesucht“, antwortete sie ihm und langsam verlangsamte sich ihr Herzschlag wieder, „Was war denn gestern?“

„Beruhig dich erst mal“, riet er ihr und legte ihr seine Hand auf die Schulter.

„Mir geht’s schon wieder gut, also sag jetzt.“

„Es war wieder was mit meiner Ma …“, fing er an zu erzählen, während seine Stimme immer leiser wurde.

„Aber ihr geht’s jetzt wieder gut, oder?“, fragte die Purpurhaarige besorgt nach, doch er schaute nur Weg.

„Nicht so wirklich … können wir vielleicht ein anderes Mal darüber reden?“, machte er deutlich, dass es ihm unangenehm war, blickte ihr jetzt aber wieder ins Gesicht.

„Sicher, ich wollte mich nur vergewissern, dass du halbwegs okay bist“, entgegnete sie ihm und lächelte ihn an.

„Ich komm schon damit klar“, konnte er sie beruhigen und erwiderte ihr Lächeln, doch Hime merkte, dass es ihm schwer viel.

„Na gut, dann lass ich euch jetzt wieder allein“, verabschiedete sie sich und drückte ihn noch einmal, „Bis dann!“

Kurz darauf ging sie wieder die Stiegen hinunter und verschwand später hinter der nächsten Ecke. Yuis Blick hatte sich während Himes und Shunichis Unterhaltung nicht verändert. Der Junge hatte diesem Mädchen mehr erzählt als ihr, seiner festen Freundin, das ging ihr nicht ein.

„Shunichi“, meinte sie dann, woraufhin er sich umdrehte.

Schon drückte sie ihm einen sanften Kuss auf die Lippen und umfasste dabei seinen Kopf mit ihren Händen. Als sie nach einer Weile wieder von ihm abließ, sah sie ihm in die Augen und ihre Arme umklammerten ihn nun.

„Ich bin für dich da“, machte sie ihm deutlich und legte ihren Kopf an seine Brust.

„Danke“, antwortet er darauf und erwiderte ihre Umarmung.
 

Als Rico durch die Schule ging, kam er sich angestarrt vor. Alle, die bei ihm vorbeigingen, schienen ihn zu beobachten, was wahrscheinlich auch mit dem gestrigen Abend zusammenhing. Warum war er so blöd gewesen und hatte sich auf das überhaupt eingelassen?

„Das geht schon irgendwann mal wieder vorbei“, versuchte Nayuta seinen besten Freund etwas aufzubauen, während er neben ihm herging.

„Das war einfach eine beschissene Idee, mehr nicht“, ließ er sich nicht umstimmen und schien ziemlich schlecht gelaunt zu sein.

Der Kleine kannte Rico schon lange genug, um zu wissen, dass seine miese Laune nicht damit zutun hatte, dass er beim Talente-Wettbewerb verloren hatte, sondern dass er nun noch mehr Aufmerksamkeit bekam, die er eigentlich gar nicht wollte.

„Du hast mir noch immer nicht erzählt, was mit deiner Hand passiert ist …“, bemerkte Nayuta nebenbei, als sein Blick auf die einbandagierte Hand des Braunhaarigen fiel.

„Doch, hab ich“, antwortete er ihm barsch und steckte seine Hand in die Hosentaschen, „Nur weil du mir nicht glaubst.“

„Ich hab ‘nen guten Grund dir nicht zu glauben, die Geschichte ist einfach unglaubwürdig“, erklärte er ihm sein Denken und sah ihn mit kleinen Augen an, doch es half eh alles nichts, er würde ja sowieso nicht mit der Sprache herausrücken.

„Wenn du meinst …“

„Ist dir schon mal aufgefallen, dass du auf sowas immer dasselbe antwortest?“, fragte er noch immer beleidigt, doch sein Freund ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen.

„Schon möglich …“, meinte der braunhaarige Junge nur und beobachtete dann, wie Nayuta einen anderen Weg einschlug, als er, „Wo gehst du hin?“

„Weg!“, antwortete er ihm nur angefressen und war nach wenigen Sekunden nicht mehr zu sehen.

Toll hatte er das wieder gemacht. Jetzt ging er sogar schon Nayuta auf die Nerven, der eigentlich ziemlich lange brauchte, um auszurasten. Was war nur los mit ihm in letzter Zeit? Früher hatte er seinem kleinen Freund alles erzählt, doch seit der Sache mit seinen Eltern, war er nur noch abweisend zu ihm und reagierte auf jede Kleinigkeit aggressiv.
 

Am Nachmittag hatte Alice‘ Klasse in den letzten zwei Stunden Sport und das Mädchen war gerade alleine in der Umkleide. Der Lehrer hatte sie beauftragt noch die Geräte wegzuräumen deswegen zog sie sich jetzt als letzte um. Hime hatte auf sie warten wollen, doch sie meinte, dass sie eh alleine zurecht kommen und das lange dauern würde.

Als sich das orangenhaarige Mädchen gerade die Bluse ihrer Schuluniform angezogen hatte und sich nun ihren Schuhen widmen wollte, hörte sie plötzlich ein Geräusch, das aus dem Flur kam. Neugierig wie sie war, schlüpfte sie schnell in ihre Schuhe und öffnete die Tür zum Gang.

Skeptisch sah sie nach links und nach rechts, doch sie blickte nur in die dunklen Gänge des Korridors. Da war niemand, zumindest soweit sie das erkennen konnte. Also ging sie wieder zurück zu ihrer Sporttasche und räumte sie ein.

Beim Verlassen des Raumes schaltete sie das Licht in der Umkleide aus und stand nun im Finsteren. Das Mädchen führte ihre Hand zur Wand und versuchte den Lichtschalter zu ertasten.

Einige Zeit suchte sie vergebens und konnte dann etwas auf der Mauer ausfindig machen, doch nach wenigen Sekunden begriff sie, dass das nicht der Lichtschalter war. Es fühlte sich eher an, wie … eine Hand.

Plötzlich erhellte die Glühbirne den Flur und ihre war klar, wer dafür verantwortlich war. Es war Ryan, also zog sie schnell und angewidert ihre Hand zurück.

„Was willst du?“, fragte sie und funkelte ihn böse an.

Hatte sie Angst? Natürlich hatte sie Angst. Doch wenn sie sich weiterhin vor ihm verstecken würde, würde sich das sowieso nicht bringen und überhaupt hatte er es verdient noch einmal von ihr die Meinung gesagt zu bekommen.

„Oh, warum denn so giftig?“, stellte er eine Gegenfrage und stützte sich mit einer Hand an der Mauer ab, an der sie nun dicht angepresst stand, da sie ihm nicht zu nahe sein wollte.

„Lass mich in Ruhe“, drohte sie ihm und ihr Blick wurde nun noch verächtlicher.

„Und du glaubst, dass ich das so einfach machen werde, nur weil du es mir anschaffst?“, wollte er von ihr wissen und zog überheblich die Augenbraun nach oben.

„Ich rate es dir“, fauchte sie und schloss ihre Augen, bis sie nur noch ein kleiner Schlitz waren.

„Jetzt hab ich aber Angst, was willst du denn machen?“, reizte er sie weiter und führte seine andere Hand zu ihrem Gesicht, doch bevor er es berühren konnte, schlug sie sie weg.

„Ich weiß mich zu wehren, Ryan.“

„Ach ja? Wenn das so gut funktioniert wie beim letzten Mal, wird dir das aber nicht viel bringen“, kontert er gekonnte und blickte ihr nun direkt in ihre hasserfüllten Augen, „Du hast doch Angst, dass sich das von der Besenkammer wiederholen könnte.“

„Ich hab keine Angst vor dir“, meinte sie entschlossen und ihre Stimme wurde nun ein bisschen leiser, „Wenn es sein muss trete ich dir auch in deinen ach so schönen Arsch.“

„Ich schau mir an, wie du das schaffst.“

„Jedes Mal wenn ich dich sehe, könnte ich kotzen, spürst du das nicht?“

„Doch“, antwortete er ihr nur kurz und ohne jede Emotion, sodass Alice dieses Wort nicht ganz deuten konnte, aber sie ließ sich nicht aus der Fassung bringen.

„Warum kommst du mir dann immer so nahe?“, verstand sie nicht, schaffte es aber ihre immer größer werdende Unsicherheit zu überspielen.

„Weil mich so was antörnt“, flüsterte er ihr ins Ohre, während er ihre Hand fest hielt, die ihn gerade von sich wegdrücken wollte.

Doch sein Plan ging nicht auf und sie schubste ihn von sich weg, sodass er leicht gegen die gegenüberliegende Mauer stieß. Der Gang war ziemlich schmal, also war das nicht ziemlich schwer.

„Du kannst dich ja wirklich verteidigen, was hat dich das letzte Mal daran gehindert?“, wollte er selbstsicher von ihr wissen und grinste sie an.

Dass sie seiner überwältigenden Ausstrahlung seltsamerweise nicht widerstehen konnte, aber das würde sie jetzt wohl kaum zugebe. Sie wusste nicht ob sie es diesmal schaffen würde, doch sie würde alles daran setzen es nicht zu tun.

„Du hast mich überrascht, dass ist alles“, log sie und war der Meinung, dass das sehr überzeugend geklungen hatte.

„Also kann dir das jetzt nicht noch einmal passieren“, schlussfolgerte er aus dem Ganzen und kam wieder auf sie zu.

„Genau“, antwortete sie schnell, merkte aber erst im Nachhinein, dass ihre Stimme sehr ängstlich und unsicher klang.

Nun stand er wieder vor ihr und nur wenige Zentimeter trennten sie von einander. Er beließ seine Hände bei ihm und starrte sie nur eindringlich an.

Alice war es nicht möglich ihren Blick abzuwenden. Sie hatte kurz nicht aufgepasst und schon war sie wieder in seinem Bann. Seine schönen braunen Augen fesselten sie und machten keine Anstalten sie loszulassen.

„Du bist so hübsch …“, meinte er nach einer Weile plötzlich, sodass Alice keine Ahnung hatte, wie sie jetzt darauf reagieren sollte.

„Lass das …“, wollte sie ihn dazu bringen seine Klappe zu halten, doch das tat er nicht.

„Ich hab schon von Anfang an gewusst, dass du etwas Besonderes bist.“

„Auch wenn ich glauben würde, dass du das ernst meinst, würde ich nicht auf dich herein fallen“, entgegnete sie ihm, wurde aber immer unsicherer.

„Du solltest mir aber glauben, ich mein’s nämlich wirklich ernst“, versuchte er ihr Vertrauen zu gewinnen und begann dann wieder zu reden, „So ein Mädchen wie dich, findet man nicht oft, du weißt nicht, wie lange ich schon nach wie jemanden wie dir gesucht habe.“

„Du redest so einen Schwachsinn …“

„Kann schon sein, aber das ändert nichts an dem, was ich fühle, wenn du in meiner Nähe bist.“

Alice wollte nicht nachgeben. Was er da sagte stimmte alles nicht, das wusste sie und doch wünschte sie irgendwo tief in ihrem Innersten, dass er es ernst meinen würde. Wieso? Wieso das auf einmal? Sie hasste ihn doch, also warum fühlte sie so etwas Blödsinniges?

„Ich glaube dir nicht …“, meinte sie und versuchte es sich so selbst einzureden.

„Doch das tust du und ich werde dir beweisen, dass du etwas für mich fühlst“, redete er ihr ein und kam mit seinem Kopf unheimlich nahe.

Es dauerte nicht lange, bis er sie kurz darauf küsste, doch es war nicht so wie in der Besenkammer, diesmal war es anders. Er war viel sanfter, vielleicht lag es auch daran, dass sie sich nicht wehrte, sondern es einfach über sich ergehen ließ.

Das Mädchen spürte wie sich auf ihrem ganzen Körper die Gänsehaut ausbreitete und das war nicht, weil sie so Angst vor ihm hatte. Nein, jetzt war es pures Wohlgefühl, auch wenn es sie erschreckte, dass sie so fühlte.

„War doch gar nicht so schlimm, oder?“, fragte er dann mit leiser und sanfter Stimme nach, als er von ihr abließ.

Das Mädchen wusste nicht, was sie darauf entgegnen sollte. Nein, das war es nicht und das war ja eben gerade das Erschreckende. Sie öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen, doch sie brachte keinen Ton heraus.

Sanft streichelte er mit seiner Hand über ihre Wange, doch sie starrte ihm nur weiterhin in die Augen und wagte es kaum zu zwinkern. Sie spürte wie ihre Knie langsam weich wurden und wie auch die Kraft in ihren Händen sie verließ, denn die Sporttasche, die sie bis jetzt fest umklammert hatte, fiel zu Boden.

Und wieder kam er ihrem Gesicht näher und Alice schloss ihre Augen, um den anschließenden Kuss zu genießen. Danach küsste er sie auch auf ihrem Hals, doch auch das gefiel ihr und sie ließ es zu. Sie stand einfach nur da und ließ sich von dem Jungen liebkosen.

„Du hast so eine sanfte Haut …“, flüsterte er, während eine seiner Hände hinter ihren Rücken wanderte und unter ihre Bluse fuhr.

Erneut stellten sich die Haare auf ihren Armen auf und sie merkte, wie ihr langsam heiß wurde. Mit jedem Mal als er ihre Lippen mit seinen berührte, unterdrückte sie den Widerstand in ihr noch mehr, bis er irgendwann völlig verschwunden war …

„Ist da noch jemand?“, fragte eine Stimme, die allem Anschein nach zu Herrn Sato gehörte.

Die beiden schreckten auf, denn keiner von ihnen hätte erwartet, dass sie jemand unterbrechen würde. Der Hausmeister musste nur um die Ecke biegen und hätte die zwei erwischt.

Schnell führte Ryan seine Hand zum Lichtschalter, in dessen Nähe sie sich noch immer befanden und betätigte ihn. Kurz darauf wurde es wieder stockdunkel. Der Weißhaarige löste sich von dem Mädchen und machte sich aus dem Staub.

So schnell sie wieder klaren Gedanken fassen konnte, griff Alice nach ihrer Tasche und rannte ebenfalls Richtung Ausgang.

„Hey, stehen bleiben!“, schrie Herr Sato ins Dunkle, denn er hatte nur gehört, wie Personen in Richtung Tür liefen.

Alice schaffte es noch ungesehen zu entkommen und rannte so schnell sie konnte nach Hause. Sie wusste, dass sie niemand mehr verfolgte, trotzdem lief sie weiter. Sie wollte jetzt so schnell wie möglich nach Hause, um sich die Sünden von ihrer Haut und ihrer Seele zu waschen.
 

Ja … sehr viel passiert in dem Kapi eigentlich nicht, aber egal …

Das Yui jetzt Shunichis Freundin ist, haben wahrscheinlich viele schon wieder vergessen, deswegen habe ich es sicherheitshalber dazu geschrieben ^^

Wahrscheinlich kommt sie in nächster Zeit wieder öfter vor =)

Kiripurin

Digimon Gefühle

Mit einem Handtuch um ihren Körper gewickelt, saß Alice schon seit Stunden auf den kalten Fliesen des Badezimmers, hatte die Knie angezogen und weinte in sich hinein. Was hatte sie nur getan? Was hatte sie dazu bewegt, sich so gehen zu lassen?

Nachdem sie zu Hause angekommen war und gemerkt hatte, dass keiner da war, hatte sie sich sofort unter die Dusche gestellte. Das Mädchen hatte mit kaltem Wasser geduscht, das war die Strafe dafür, dass sie so dumm gewesen war.

Als sie fertig gewesen war, hatte sie sich vor den Spiegel gestellt, doch sie hatte ihren Anblick nicht lange ertragen können. Deswegen saß sie jetzt hier und lauschte den Tropfen des Wassers, das vom Duschkopf auf den Boden prallte, weil sie vergessen hatte, den Hahn ganz zuzudrehen.

Ryan … Warum ausgerechnet er? Hatte er das ernst gemeint, was er zu ihr gesagt hatte, oder spielte er nur mit ihr, wie mit jeder anderen auch? Das was er zu ihr gesagt hatte, hatte sich so ernst gemeint angehört, doch sie wusste, dass es nicht so war.

Sie war so verwirrt und wusste nicht, was sie denken sollte. Das Mädchen würde ihn jeden Tag sehen, jeden Tag mit ihm gegen böse Digimon kämpfen. Wenn er sie wirklich nur verarschte, würde sie das nicht aushalten.

Er würde sie auslachen, wie dumm sie war … Sie hasste sich so sehr dafür. Warum hatte sie das zugelassen? Warum hatte ihr das gefallen? Sie hätte sich locker wehren können, wie in der Besenkammer, aber sie hatte es ja nicht einmal versucht.

Nicht weil sie wusste, dass sie sowieso keine Chance hatte sich zu wehren, sondern weil sie es nicht wollte. In dem Moment hatte sie sich gewünscht, dass er sie küssen würde und sie hatte es genossen, als es geschah.

Aber sie konnte das nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Ihr Kopf hatte ihr die ganze Zeit das richtige gesagt: Egal was passiert, lass dich nicht auf ihn ein, wehr dich! Warum hatte sie denn nicht auf ihr Gehirn gehört? Das tat sie doch sonst auch immer.

Und was sollte sie ihrer besten Freundin erzählen? Hime würde sie sicher fragen, warum sie so komisch war, sollte sie sie schon wieder anlügen? Eigentlich tat man ja so etwas nicht, aber sie konnte ihr doch nicht einfach sagen, dass sie zugelassen hatte, dass Ryan sie geküsst hatte, obwohl sie immer davon sprach, wie sehr sie ihn hasste.

„Alice?“, konnte sie auf einmal eine Stimme, die von der anderen Seite der Tür kam, wahrnehmen und wurde somit aus ihren Gedanken gerissen, „Bist du da drinnen?“

Es war ihr Bruder, der nun sanft gegen die Tür klopfte und anschließend die Türschnalle nach unten drückte. Doch sie ließ sich nicht öffnen, denn Alice hatte sie zugesperrt.

„Alice?“, fragte er noch einmal und hatte nun begriffen, dass die Tür verschlossen war, „Geht’s um unsere Eltern?“

Sie antwortete wieder nicht, wischte nur die Tränen mit ihrem Handrücken weg. Dann dachte sie einen Augenblick nach … ihre Eltern … gar keine so schlechte Idee.

„Hey, das wird schon wieder“, begann er dann wieder zu reden, setze sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Mauer, neben der Tür.

„Ich weiß …“, entgegnete sie ihm mit trauriger Stimme und hob ihren Kopf, damit er sie besser verstehen konnte.

„Du musst deswegen nicht weinen, das bringt sich nichts“, versuchte er sie weiter aufzumuntern, auch wenn das nicht gerade seine Stärke war.

„Ich wein doch nicht“, widersprach sie ihm mit wackeliger Stimme.

„Dann hab ich mich wohl getäuscht …“, ging er nicht weiter darauf ein, doch Alice wusste, dass er ihr nicht glaubte.

„Ja, hast du“, meinte sie diesmal mit mehr Entschlossenheit, „Mama und Papa sind es nicht wert, dass ich wegen ihnen weine.“

„Gute Einstellung“, kommentierte er ihre Aussage und wartete wieder eine Weile, bis er fortsetzte, „Weißt du noch, wie du einmal draußen am Spielplatz hingefallen bist und nach unserer Mutter geschrien hast?“

„Das ist doch schon Ewigkeiten her“, antwortete sie ihm nur und wusste nicht ganz worauf er hinaus wollte.

„Sie hat gesagt, dass sie gleich kommen würde, aber das hat sie nicht gemacht“, erzählte er ihr die Geschichte und seine Schwester hörte ihm noch immer verwirrt zu, „Irgendwann ist es dir dann zu blöd geworden und du bist alleine aufgestanden und hast einfach weiter gespielt.“

„Ja, das weiß ich noch“, entgegnete sie ihm und musste dann kurz lächeln, „Damals war ich ziemlich angefressen auf sie.“

„Und als unser Vater einmal gesagt hat, dass er uns vom Kindergarten abholt und dann nicht gekommen ist“, schwelgte er weiter in Erinnerungen, was das Mädchen sehr wunderte.

„Wir sind einfach alleine nach Hause gegangen und Mama hat uns dann eine Standpauke gehalten, wie wir sowas nur tun können“, vollendete sie die Geschichte und sie spürte, wie die Traurigkeit in ihr langsam verfloss, „Papa hat uns dann auch noch mal zusammen geschrien.“

„Schon damals haben wir unsere Eltern nicht gebraucht“, erklärte Rico ihr endlich, was er ihr mit diesen Ereignisse verdeutlichen wollte, „Es macht jetzt keinen großen Unterschied, ob sie da sind oder nicht.“

„Meinst du, dass wir es wem sagen sollen?“

„Wird notwendig sein.“

„Lass mich noch einmal versuchen mit ihnen zu reden“, bat sie und bemühte sich um allen Ernst in ihrer Stimme.

„Wenn du meinst, dass sich das was bringt“, entgegnete er ihr nur darauf und erhob sich wieder, „Gute Nacht, kannst jetzt wieder weiter heulen.“

„Ich hab nicht geheult!“, meinte sie mit etwas lauter Stimme und setzte nach einer Weile in normalem Ton fort, „Danke, Rico.“

Der Junge sagte nichts mehr darauf und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Alice hätte nie geglaubt, dass er es schaffen würde, sie aufzumuntern, auch wenn sie über etwas ganz anderes geredet hatten. So gesprächig hatte sie ihn schon lange nicht mehr erlebt.
 

„Hey Takomon!“, hörte das griesgrämige Digimon Acimon seinen Namen rufen.

Es war bereits nächster Morgen und es hatte es sich gerade auf einem Telefonmast bequem gemacht und wollte sich ein wenig ausruhen, doch als es diese bekannte Stimme wahrnahm, war es wieder aufgeschreckte.

„Was willst du?“, fragte es dann, wobei man den genervten Unterton in seiner Stimme nicht überhören konnte.

„Ich hab hier was für dich!“, schrie es wieder zu ihm nach oben und hüpfte energiegeladen auf und ab.

Dank seinen überdurchschnittlich guten Augen, erkannte das vogelartige Digimon sofort, dass das Wesen, das ihm auf die Nerven ging, zwei Stiele, mit schokoladeüberzogenen Erdbeeren, in den Pfoten hielt. Also schlussfolgerte es daraus, dass es ihm eines andrehen wollte.

„Geh weg, lass mich in Ruhe“, meinte es nur und drehte sich in eine andere Richtung, um Acimons Anblick nicht länger ertragen zu müssen.

„Willst du keine Erdbeeren von einem starken Digimon entgegennehmen?“, protzte es und streckte selbstbewusst die Brust hinaus.

„Starkes Digimon? Das ich nicht lache!“, entgegnete es ihm, ohne sich umzudrehen, „Du bist ja nicht einmal im Stande, aufs Ultra-Level zu digitieren und da nimmst du solche Wörter in den Mund?“

Dem bläulichen Digimon war das sarkastische Lachen nicht entgangen, woraufhin es den Mund verzog. Es wollte doch nur nett sein und nun hatte es schon wieder eine Abfuhr kassiert.

„Das kommt noch! Du wirst sehen, irgendwann wirst du meine Hilfe brauchen und dann bin ich da, um dich zu beschützen!“, meinte es und ließ sich nicht unterkriegen.

„Pass lieber auf jemanden auf, der wirklich deine Hilfe braucht und geh mir nicht auf den Geist“, konterte Takomon wieder und flog anschließend weg.

„Hey, warte!“, schrie es ihm hinterher, doch nach wenigen Sekunden war das Vogeldigimon nicht mehr zu sehen.

„Deine Tat war wieder einmal keine schlaue“, kommentierte Fikadamon, das gerade angewatschelt kam, das Geschehen.

„Und was soll ich deiner Meinung nach sonst machen, Schlaumeier?“, fragte Acimon nach und wirkte etwas beleidigt.

„Nicht so offensichtlich zeigen, dass sich in deiner physischen Konstitution eine Dominanz positiver Effekte auf die Individualität seiner Person manifestiert hat“, erklärte es, aber Acimon schien, nach seinem Gesichtsausdruck zu folgen, keine Ahnung zu haben, wovon es sprach.

„Häh?“, verdeutlichte es noch einmal, dass es nichts verstanden hatte, woraufhin Fikadamon kurz schnaubte.

„Du sollst nicht so offen zeigen, dass du Takomon sehr gerne hast.“

„Es ist aber so, wieso sollte ich es geheim halten?“

„Es mag anscheinend Digimon, die Stärke zeigen, schwer zu durchschauen und verschlossen sind“, offenbarte es seine Denkweise und Acimon hörte gespannt zu, „Wenn du dich ein bisschen zurück hältst und hart trainierst, wirst du meiner Meinung nach mehr Anerkennung bei ihm gewinnen.“

Das Digimon entgegnete nichts mehr darauf und schien nachzudenken. Vielleicht hatte es ja Recht und es sollte wirklich ein wenig in Defensive gehen und mehr trainieren, einen Versuch war es auf jeden Fall Wert.

„Danke, Fikadamon! Ich werde mich sofort auf den Weg machen“, bedankte es sich und zischte davon.

„Hoffentlich hat es auch verstanden, was ich ihm sagen wollte …“, sprach es zu sich selbst, denn Acimon war schon immer etwas begriffsstutzig gewesen.
 

Seufzend tapste Naokimon durch die Straßen und schaute betrübt zu Boden. Baluamon und Gissimon, die neben ihm hergingen und sich bis jetzt prächtig unterhalten hatten, schauten sich nur verwirrt an, bis das grüne Digimon zu reden begann.

„Was ist denn los, Naokimon?“, fragte es fürsorglich, woraufhin es aufsah.

„Ach … es ist nur wegen Alice …“, antwortete es ihm mit trauriger Stimme und senkte wieder seinen Blick, „Sie erzählt mir so wenig in letzter Zeit und mir kommt es vor, als würde sie sich immer weiter von mir entfernen.“

„Das bildest du dir bestimmt nur ein“, meinte Baluamon überzeugt und klopfte dem unglücklichen Digimon auf die Schulter.

„Nein, das glaube ich nicht“, widersprach es ihm leise und es schleifte seinen Schwanz am Boden, was seine Traurigkeit ausdrücken sollte, „Ich fühle mich manchmal so einsam, Alice ist die einzige mit der ich über alles reden kann und bei der ich mich so wohl fühle.“

„Das ist doch Blödsinn!“, entgegnete ihm Gissimon und sah es ernst an, „Du hast doch uns! Die anderen Partner-Digimon sind alle für dich da!“

„Das ist zwar lieb von euch gemeint, aber das ich mich zu irgendwem dazustellen und reden würde … das geht irgendwie nicht“, erklärte es und machte anschließend eine kurze Pause, um nachzudenken, „Ihr beiden seid schon von Anfang an beste Freund, mit Kirbymon und Takomon kann man nur schlecht reden, Fikadamon ist viel zu hoch für mich, auch wenn ich es schon am längsten kenne, Acimon ist mir zu anstrengend und zu nervig und Mantamon kann mich nur schlecht aufmuntern, weil es selber so ein schrecklicher Pessimist ist.“

„Aber es ist doch nicht wichtig, dass du dir, einen besten Freund unter uns Digimon suchst“, kommentierte das braune Digimon seine Aussage, „Wenn du einsam bist, sag das ruhig, du nervst hier keinen von uns, da bin ich mir sicher.“

„Wir hängen zwar oft bei einander, aber das heißt noch lange nicht, dass du nicht mit uns abhängen kannst“, fuhr das andere digitale Wesen fort, doch das Hundedigimon schien noch immer nicht ganz überzeugt zu sein.

„Aber ihr versteht das nicht, Alice ist wie eine Familie für mich“, protestierte es schon wieder, während sein Schweif sich ruckartig hin und her bewegte, „In der Digi-Welt hatte ich keinen und sie ist das erste Lebewesen, dem ich hier begegnet bin …“

„Wie habt ihr euch eigentlich damals kennen gelernt?“, wollte Gissimon auf einmal neugierig wissen und auch sein bester Freund wurde hellhörig, „War das so wie bei Honoka und mir, dass du sie vor einem bösen Digimon beschützt hast?“

„Nein, bei uns war das irgendwie seltsam …“, meinte Naokimon und erzählte anschließend die Geschichte, „Das war vor so circa zwei Monaten, damals hat die Digimon-Inversion in der Realen-Welt erst angefangen …“
 

Alice und Rico waren gerade bei ihren Großeltern gewesen und gingen nun wieder nach Hause. Auf dem Weg kamen sie bei einem Tempel vorbei, neben dem ein Baum stand, auf dem viele Zettel angebunden waren. Irgendwie hatte das Mädchen Lust sich dort einen Wunsch zu erfüllen, sowas hatte es schon lange nicht mehr gemacht.

„Wartest du kurz, Rico?“, bat sie und rannte zu dem kleinen Häuschen, „Ich will nur schnell einen Wunsch aufschreiben.“

„Das ist doch Blödsinn“, entgegnete er ihr nur und ging einfach weiter.

„Gemeinheit!“, rief sie ihm hinterher, widmete sich dann aber wieder ihrem Wunsch.

Sie ließ sich alle Zeit der Welt, als sie ein kleines Blatt Papier beschrieb und anschließend auf den Baum band, immerhin wartete ihr Bruder ja sowieso nicht auf sie. Als sie fertig war betrachtete sie noch eine Weile ihren Zettel und versank dabei in Gedanken.

Plötzlich ertönte Hundegebell aus der Nähe und Alice drehte sich in die Richtung aus der es kam. Nach einer Weile konnte sie drei Hunde wahrnehmen, die auf sie zu rannten.

Der erste war ziemlich klein und schien von den anderen zweien größeren hinter sich wegzulaufen. Der Gejagte hatte ein Stück Fleisch im Maul und schien Angst zu haben.

Das orangehaarige Mädchen hatte irgendwie den Drang, dem kleinen Hund zu helfen, auch wenn sie sich etwas vor den aggressiven anderen Tieren fürchtete.

Sie nahm einfach allen Mut zusammen und lief auf die Hunde zu.

Anscheinend waren diese ziemlich scheu, denn sofort ergriffen sie die Flucht, außer der kleine, der rannte weit auf sie zu und versteckte sich anschließend hinter ihren Beinen.

Alice drehte sich verwirrt um und betrachtete das ängstliche Geschöpf. Das war doch gar kein normaler Hund! Das Vieh hatte Flügel und seltsame Ohren, was war das nur?

„Was bist du denn für ein Vieh?“, sprach sie ihre Gedanken laut aus und entfernte sich etwas von dem Wesen.

„Ich bin ein Digimon“, antwortete es ihr, woraufhin das Mädchen aufschrak, eigentlich hatte sie die Frage an sich selbst gerichtet.

„Ein … ein Digimon?“, widerholte sie noch einmal, in der Hoffnung sich verhört zu haben.

„Ja und um genau zu sein bin ich sogar dein Digimon, Alice“, meinte es und schmiegte sich wieder an ihren Fuß.

„Woher weißt du, wie ich heiße?“, wollte sie von ihm wissen und wirkte etwas überfordert, „Und wieso kannst du sprechen?“

„Ich bin dein Digimon-Partner, hab ich dir doch schon erklärt, da weiß man so etwas eben“, entgegnete es ihr und verzog etwas das Gesicht, „Und es ist doch normal das Digimon sprechen können.“

„Es ist nicht einmal normal, dass Digimon überhaupt existieren!“, protestierte sie, merkte dann aber, dass sie das kleine Etwas damit verschreckte, „Tut mir leid … wie heißt du überhaupt?“

„Naokimon …“, stellte es sich leise vor und wurde dann von ihr angelächelt.

„Na gut Naokimon, dann werden wir uns jetzt einmal dort hin setzt und du wirst mir alles in Ruhe erzählen“, schlug sie mit freundlicher Stimme vor und deutete in Richtung Tempel.
 

„Und so haben wir uns damals kennen gelernt“, beendete Naokimon die Geschichte und schien jetzt wieder ein bisschen besser drauf zu sein.

„Und ich hätte gedacht, dass man seinen Partner trifft, wenn er von einem bösen Digimon angegriffen wird …“, erläuterte Gissimon sein denken und sah skeptisch zu dem gelben Digimon hinüber, „Und das das auch für die Digitation gilt.“

„Bei mir war das aber auch anders“, brachte Baluamon ein und zog nun die Aufmerksamkeit auf sich, „Ryan hat mich damals vor dem Ertrinken gerettet, weil ich völlig überraschend in diese Welt gezogen wurde.“

„Jetzt machst du mich aber neugierig“, meinte das hundeartige Digimon, es hatte seine Geschichte erzählt, also wollte es auch die von dem anderen Digimon wisse, „Also los, erzähl!“

„Jaja, mach ich ja schon“, entgegnete ihm das angesprochene Wesen und überlegte wo es am besten anfing, „Also, das mit dem Ertrinken wisst ihr ja schon …“
 

Ryan war gerade auf dem Heimweg von der Schule. Der Junge war allein, denn Shunichi war noch mit zu seiner besten Freundin gegangen. Er hatte einen Umweg über den Fluss genommen, damit er nicht so schnell zu Hause ankam. In letzter Zeit war er sehr genervt von seiner Familie.

Seit sein kleiner Bruder Jimi auf der Welt war, scherten sich seine Eltern einen Dreck um ihn. Nicht das er von seiner Mutter und seinem Vater verhätschelt werden wollte, aber das Babygeschrei in der Nacht nervte ihn und auch dass seine Mutter immer wollte, dass er in ihrem eigenen Restaurant aushalf.

Während er gerade so in Gedanken an seine Familie versunken war, nahm er ein Plätschern von Richtung Gewässer wahr. Reflexartig drehte er seinen Kopf dorthin und sah dann irgendetwas, das sich im Wasser bewegte.

„Hey!“, rief er, um zu sehen, ob das Etwas Hilfe brauchte und rannte zum Flussufer.

Er bekam aber keine Antwort, also schmiss er seine Schultasche ins Gras, zog sich seine Schuhe aus und sprang anschließend ins Wasser, das aufgrund der Jahreszeit und der Sonne nicht kalt war. Normalerweise half er nicht jedem dahergelaufenen Trottel, aber irgendetwas in ihm sagte ihm, dass es jetzt angebracht war.

„Warte, ich bin gleich da!“, meinte der Junge und schwamm schnell zu dem Opfer hin.

Doch plötzlich hörte das Wasser auf sich zu bewegen. Am Anfang war der Weißhaarige etwas verwirrt, doch dann begriff er, dass der Hilfebrauchende ins Wasser gesunken war und jetzt wirklich drohte zu versinken.

Ohne nachzudenken tauchte er unter und suchte nach irgendetwas Lebendigem. Warum machte er das eigentlich? Er wusste ja nicht einmal, was das überhaupt war, für das er all die Strapazen in Kauf nahm. Vielleicht war es einfach nur ein Tier und er mühte sich ohne Grund so ab.

Aber jetzt brachte es sich auch nichts mehr über das nachzudenken. Er hatte es angefangen, also würde er seine Hilfeaktion jetzt auch zu Ende bringen.

Plötzlich sah er etwas dunkles Kleines, das immer tiefer sank und er setzte sich in Bewegung, um es noch rechtzeitig einzuholen. War das etwa das, das vorher herum geplantscht hatte?
 

Langsam öffnete Baluamon seine Augen. Es war hell, das war inzwischen das einzige, was es erkennen konnte. Das Digimon konnte sich nicht mehr erinnern, was genau geschehen war. Es wusste nur noch, dass es immer tiefer ins Wasser gesunken war und dann … dann hatte es irgendwer gerettet.

„Bist du endlich was?“, fragte eine ihm unbekannte Stimme, die auch nicht gerade freundlich klang.

„Was … was ist passiert?“, fragte es verwirrt und setzte sich langsam auf.

„Du bist fast ertrunken und ich hab dich gerettet“, meinte wieder dieselbe Person wie zuvor, während sich das digitale Wesen ein bisschen umsah.

Das es so in der Realen-Welt aussehen würde, hätte es nicht gedacht. Bei ihm zu Hause, waren die Zimmer nicht so vollgeräumt. Mit seiner Pfote ertastete es etwas weiches, es saß auf einem Bett.

Nachdem es sich ein wenig in dem Raum umgesehen hatte, musterte es den Menschen, der auf einem Sessel saß und zu dem die Stimme, die zu ihm gesprochen hatte, gehören musste.

Er hatte schneeweißes Haar und braune Augen, die etwas Trauriges und zugleich Herablassendes widerspiegelten. Auf seinem Kopf trug die Person einen schwarzen Hut oder so etwas Ähnliches.

Noch dazu hatte er irgendetwas in seinem Mund, aus dem Rauch hervor trat, der das Digimon zum Husten verleitete, doch es versuchte es zurückzuhalten. Es wollte ja nicht unhöflich sein.

Seine Kleidung passte irgendwie nicht zu dem Rest. Sie wirkte so ordentlich und brav und gerade bequem sah sie auch nicht aus.

„Willst du nicht irgendwas sagen?“, fragte er dann nach einer Weile und hauchte dabei Rauch aus seinem Mund, „Danke zum Beispiel?“

„Oh“, entgegnete es ihm überrumpelt und suchte nach etwas, dass es sagen konnte, „Danke.“

Eine Zeit lang war es wieder still und niemand sagte ein Wort. Baluamon war die Situation unangenehm. Der Junge hatte ihn gerettet, irgendwie musste es sich doch erkenntlich zeigen können. Es sollte wenigstens etwas Sinnvolles sagen, sich vorstellen, oder seine Spezies erklären.

„Ich … ich heiße Baluamon“, erklärte es mit leiser Stimme und kratzte sich verlegen am Kopf, „Bist du Ryan?“

„Ja, woher weißt du das?“, fragte er und schien sehr verwirrt über das Wissen des Digimons zu sein.

„Ich bin dein Digimon-Partner“, meinte es und freute sich ihn gefunden zu haben.

„Digimon?“, wiederholte er das Wort noch einmal und schien sich nun noch weniger auszukennen, „Du meinst, du bist ein echtes Digimon?“

„Na klar, bin ich ein echtes Digimon“, bestätigte es noch einmal und versuchte dann Klarheit in die ganze Sache zu bringen, „Ich kann mir schon vorstellen, dass du nicht glaubst, dass es uns wirklich gibt, aber wir existieren wirklich, ich bin der beste Beweis dafür.“

„Okay, okay, mal ganz langsam …“, stoppte der Weißhaarige das Digimon, denn das alles wurde ihm ein bisschen zu viel, „Du behauptest, dass du ein Digimon namens Baluamon bist und dass ich dein Digimon-Partner bin?“

„Ja, so viel ich weiß ist das so“, antwortete es ihm unsicher und wartete auf seine nächste Frage.

„Es gibt doch gar keine Digimon“, sprach er eher zu sich selbst und wirkte noch immer sehr misstrauisch, „Das sind doch nur Wesen, die es im Fernsehen und in Computerspielen gibt.“

„Nein, uns gibt’s wirklich, das kannst du mir ruhig glauben.“

„Du hast mir noch immer nicht gesagt, woher du meinen Namen kennst“, wiederholte er die Frage von vorhin, obwohl er sich schon denken konnte, warum.

„Keine Ahnung, das weiß ich schon seit ich geboren wurde, glaube ich …“, entgegnete es ihm, nachdem es ein paar Sekunden lang nachgedacht hatte.

„Schon wieder so eine unsichere Antwort … na von mir aus … und wie heißen die Partner der Digimon hier? Digi-Ritter? Tamers?“, fragte er weiter, auch wenn er sich ein wenig dumm vorkam, mit einem solchen Wesen zu reden.

„Digi-Ritter, so viel ich weiß …“, antwortete es ihm und wurde anschließend von dem Jungen mit hochgezogenen Augenbrauen angesehen.

„Du scheinst dir bei nichts sicher zu sein“, kommentierte er das Verhalten des Digimons, nahm seine Zigarette aus dem Mund und ließ die Asche in den Aschenbecher, der auf dem Schreibtisch stand, herabfallen, „Na gut, nächste Frage: Warum bist du hier? Ist unsere Welt oder die Digi-Welt in Gefahr? Oder gibt es eine andere Welt von der ich wissen sollte?“

„Also mir sind nur die Digi-Welt und die Reale-Welt bekannt“, erklärte es ihm und beobachtete aufmerksam, wie der Weißhaarige seine Hand wieder zu seinem Mund führte, „Und warum ich hier bin, weiß ich selber nicht so genau …“

„Du bist echt schlau …“, bemerkte er sarkastisch, woraufhin Baluamon sein Gesicht verzog.

Plötzlich erschien etwas ober Ryan, das braun leuchtete. Das Ding fiel einfach in die Hände des neuen Digi-Ritters und verwirrt inspizierte er das Objekt.

„Was ist das? Mein Digi-Vice?“, wollte er von seinem Partner wissen und streckte es ihm entgegen.

„So ein Ding hab ich selber noch nie gesehen …“, musste es gestehen, zeigte dann aber auf den Bildschirm des Gerätes, „Schau mal, da blinkt was.“

Neugierig zog der Weißhaarige seine Hand wieder zurück um sich das Blinken selbst anzusehen. Wieder herrschte Stille, bis das Läuten von Ryans Handy sie brach. Überrascht sah der Junge auf und griff anschließend nach dem Gerät. Bevor er abhob, sah er auf den Display, um zu sehen, wer es war.

„Shunichi, hi, was gibt’s?“, begrüßte er seinen Freund auf der anderen Leitung und zog dann eine überraschte Miene, „Was? Du auch … ja, es sitzt gerade vor mir … wir reden … ja, ich find’s auch seltsam … da stimm ich dir vollkommen zu … hast du auch so ein komisches Gerät bekommen? … dann würde ich sagen, wir machen uns auf den Weg dorthin … okay … tschau!“

Noch bevor Baluamon fragen konnte, mit wem und über was er gerade gesprochen hatte, stand sein Partner auf und ging in Richtung Tür. Das Digimon sah ihm, nur verwirrt hinterher, bis der Junge es mit seiner Hand zu sich winkte.

„Na komm schon“, meinte er, worauf das digitale Monster aufsprang, „Wir haben eine Mission.“
 

„War das dann schon ein bösartiges Digimon?“, fragte Naokimon interessiert, nachdem Baluamon fertig erzählt hatte.

„Nein, wir haben einen alten Man vorgefunden, der uns ziemlich viel erklärt hat“, entgegnete es ihm und dachte kurz nach, was es alles von ihm erfahren hatte, „Zum Beispiel, was die Digimon eigentlich hier machen und dass Digimon nicht für alle sichtbar sind und so.“

„Bei uns war das auch so“, fiel es dem Hundedigimon auf einmal ein und es begann zu erzählen, „Alice hat sich mit Hime getroffen und dann war auch plötzlich so ein alter Knacker da. Wie hieß der noch mal … Ado … Iso … Iko …“

„An seinen Namen kann ich mich auch nicht mehr erinnern“, musste das braune Digimon gestehen und kratze sich verlegen am Kopf.

„Wisst ihr was ich auch seltsam finde?“, fragte Gissimon aus heiterem Himmel.

„Nein, was?“, entgegneten ihm die anderen zwei gleichzeitig.

„Dass ihr gleich auf dem Rookie-Level wart, als ihr in die Reale-Welt gekommen seid, aber die die erst später dazu gekommen sind, waren erst auf dem Ausbildungs-Level.“

„Stimmt … das ist alles sehr mysteriös …“, fasste Baluamon alles zusammen und setzte ein nachdenkliches Gesicht auf.
 

„Wow, toll gemacht!“, quietschte eine braunhaarige junge Frau voller Freude und klammerte sich um Ryans Arm.

Der Weißhaarige hatte gerade eine Kugel eingelocht. Er hatte beschlossen, einmal wieder Billard spielen zu gehen, alleine, ohne Shunichi. Sein bester Freund war in letzter Zeit nicht so gut drauf, war auch verständlich, immerhin lag seine Mutter ja im Krankenhaus. Ryan hoffte zwar, dass es beiden bald besser gehen würde, aber das hieß nicht, dass er jetzt auch aufhören musste Spaß zu haben.

Und außerdem musste er herausfinden, ob er dieses komische Gefühl, dass er gehabt hatte, wenn er Alice gesehen hatte, jetzt los war. Er hatte mit ihr ein paar Minuten seinen Spaß gehabt, das sollte für gewöhnlich reichen. Testen konnte er das eben gut, in so einer Bar, hier liefen genug Frauen herum, die sich für so einen Test eigneten.

„Ich weiß, dass ich toll bin“, entgegnete er ihr und nahm einen Schluck aus seinem Glas, das auf dem Rand des Billardtisches stand.

„Wenn du die Acht auch schaffst, bekommst du was von mir“, meinte das Mädchen von vorher mit verführerischer Stimme und spielte mit einer Haarsträhne.

Der Junge hob nur die Augenbraun und setzte den Stock zum nächsten Stoß an. Er konzentrierte sich auf die vorgegebene Kugel und natürlich viel auch diese ins Loch, dabei konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Sofort wurde er von der Brünetten zu sich gedreht und bekam einen langdauernden Kuss von ihr. Doch plötzlich ertönte ein Räuspern von der anderen Seite des Tisches und der Weißhaarige drehte seinen Kopf zu Seite.

„Ich lasse mich nicht gerne abzocken, Kleiner“, erklärte ein großer muskulöser Mann, gegen den Ryan zuvor gespielt hatte.

„Was kann ich dafür, dass du so scheiße spielst“, provozierte er ihn noch und sah in selbstbewusst an.

„Lass es nicht drauf ankommen“, riet der Muskelprotz ihm und kam zu ihm auf die andere Seite, während er seine Fingerknöchel knacksen ließ.

„Von so einem wie dir, lass ich mich sowieso nicht fertig machen“, konterte er weiter, was dem Typen nicht sehr zu gefallen schien.

„Sie still du Arschloch!“, beschimpfte er ihn und nahm ihm am Kragen.

„Johnny, lass ihn los!“, schrie die Frau, die zuvor Ryan geküsst hatte und versuchte ihm irgendwie zu helfen.

Der Weißhaarige blieb aber ganz gelassen und sah Johnny noch immer herablassend an. Er hatte keine Angst vor solchen Kerlen, vielleicht waren sie stark, aber sie hatten nichts im Kopf und überhaupt sah man es nicht gerne in diesem Club, wenn man eine Schlägerei anfing.

„Gib mir einfach meine Kohle und hau ab“, meinte Ryan, als er merkte, dass die Security schon aufmerksam wurden, „Du willst doch nicht aus dem Club geschmissen werden.“

Einmal zog er ihn noch heftig am Kragen und schnaubte ihm ins Gesicht, dann griff er in seine Tasche, knallte das Geld auf den Billardtisch und marschierte Richtung Ausgang.

„Nach so einer Aktion, würdest du sogar noch mehr von mir bekommen“, erklärte die Braunhaarige und schlang ihre Arme um seinen Hals.

„Wirklich? Das hört man gern“, entgegnete er ihr und grinste sie zufrieden an.
 

Ich finde es gut, dass man jetzt einmal erfahren hat, wie die etwas älteren Digi-Ritter zu ihren Partnern gefunden haben.

Wie es bei Hime und Shunichi war, werde ich wahrscheinlich nicht schreiben, aber man kann sich’s eh so ca. vorstellen glaube ich ^^

Kiripurin

Windige Angelegenheit

Heute war der 5. Dezember, aber Shunichi fühlte sich nicht, als ob er Geburtstag hätte. Er machte sich Sorgen um seine Mutter. Auch wenn es ihr derzeit eigentlich gut ging und sie morgen aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hatte er die Angst, dass ihr jederzeit wieder etwas passieren könnte. Da das Sato-Krankenhaus ja zerstört wurde, war es immer ein weiter Weg zu seiner Mutter.

Der Junge ging gerade aus dem Krankenzimmer heraus und schloss die Tür hinter sich, da entdeckte er Yui. Sie stand bei einer Mauer und hatte die Hängel ihrer Tasche fest umgriffen. Als sich ihre Blicke trafen, lächelte er sie an und sie kam auf ihn zu.

„Alles Gute zum Geburtstag, Shunichi“, wünschte sie ihm und umarmte ihn zur Begrüßung.

„Danke“, antwortete er ihr nur knapp und erwiderte ihre Umarmung.

„Wie geht’s deiner Mutter?“, wollte sie dann wissen und schmiegte sich dicht an ihn.

„Schon besser“, entgegnete er ihr und legte sein Kinn auf ihren Kopf.

„Ich mag es nicht, wenn du so unglücklich bist“, meinte sie und wirkte etwas niedergeschlagen.

„Ich auch nicht, tut mir leid …“

„Lass uns irgendetwas gemeinsam machen, vielleicht muntert dich das ein bisschen auf“, schlug sie vor, doch Schwarzhaarige schien nicht ganz einverstanden zu sein.

„Sorry aber ich treff mich schon mit Hime“, musste er sie enttäuschen, woraufhin sie sich von ihm löste und ihn verdattert ansah.

„Du hast zu deinem Geburtstag keine Zeit für deine Freundin?“, fasste sie, das was er gesagt hatte, in anderen Worten zusammen, „Kann sie nicht warten?“

„Nein, das steht schon lange fest, ich kann ihr jetzt nicht einfach absagen“, erklärte er ihr, doch sie schien sich nicht damit zufrieden geben zu wollen, „Nachher können wir uns treffen, wenn du willst.“

„Nachher …“, wiederholte sie noch einmal seine Worte und ließ nun ganz von ihm ab, „Ich finde es nicht fair von dir, dass du sie mir vorziehst.“

„Ich ziehe hier niemanden vor“, widersprach er und wirkte nun ziemlich ernst.

„Ach nein? Mit wem verbringst du denn mehr Zeit, mit ihr oder mit mir?“, regte sie sich auf und drehte sich um, um zu gehen.

„Yui, warte“, versuchte er sie aufzuhalten und hielt sie an ihrer Hand fest.

„Shunichi“, fing sie ihren nächsten Satz an, nachdem sie stehen geblieben war, sich aber nicht zu ihm gewandt hatte, „Ich möchte, dass du weniger Zeit mit ihr verbringst.“

Den Jungen trafen diese Worte wie ein Stich in sein Herz. Hime hatte ihn vor ein paar Tagen gewarnt, dass Yui nicht gefallen würde, dass sie sich so oft trafen, aber er hatte ihr nicht geglaubt. Jetzt hatte seine Freundin es sogar ausgesprochen und er wusste nicht, was er tun sollte.

„Aber …“, stammelte er nur und ließ sie wieder los.

„Nichts, aber“, meinte sie und drehte nun ihren Kopf zur Seite, sodass sie ihn sehen konnte, „Entscheide dich, wer dir wichtiger ist.“

Mit diesen Worten verließ sie ihn und ließ ihn alleine im Krankenhaus zurück. Er sollte sich entscheiden, wer ihm wichtiger war? Das konnte sie doch nicht von ihm verlangen … Natürlich war ihm Hime wichtiger, immerhin kannte er sie schon viel länger, aber das war wahrscheinlich nicht die Antwort, die sie hören wollte.
 

Honoka stand vor seiner Wohnungstür und führte ihre Hand zaghaft zur Klingel, doch bevor sie sie betätigte, zuckte sie noch einmal zurück. Was war, wenn er sie gar nicht sehen wollte?

Vielleicht würde er sie als aufdringlich und nervig empfinden, es war eigentlich ziemlich sicher, dass er sie für aufdringlich und nervig empfinden würde. Aber sie musste es versuchen. Sie war noch nie das Mädchen gewesen, das sich so etwas nicht traute, also warum zögerte sie jetzt?

Möglicherweise lag es daran, dass er nicht wie jeder andere war. Sie hatte sich schon in viele Jungs verliebt und daraus eigentlich noch nie ein großes Geheimnis gemacht, aber bei ihm hatte sie immer Angst etwas falsch zu machen oder sich zu blamieren.

Es war noch Vormittag und da sie heute keine Schule hatten, weil Wochenende war, musste sie eben bei ihm zu Hause vorbei schauen. Das Mädchen war noch nie vorher bei ihm gewesen, aber zum Glück war seine Adresse nicht schwer herauszufinden gewesen.

Sie musste es versuchen. Jetzt oder nie. Also drückte sie mit der einen Hand auf die Klingel und mit der anderen drückte sie das Sackerl, das sie umklammert hatte, fest an sich.

Von drinnen ertönte eine nicht sehr freundliche Männerstimme, die sie aufschrecken ließ. Schnellen Schrittes kam dann eine andere Person auf die Tür zu und öffnete sie mit einem Ruck.

„Ja?“, fragte Alice und hatte die Türschnalle noch fest umgriffen.

Sie wirkte nicht so, also ob sie auf einen netten Plausch aufgelegt wäre. Das Mädchen sah ziemlich aufgebracht aus, was war hier eigentlich los?

„Was willst du denn hier?“, wollte sie dann von ihr wissen und funkelte Honoka böse aus.

„Ich wollte zu Rico“, meinte sie entschlossen, merkte dann aber, dass sie nicht willkommen war.

„Er hat gerade keine Zeit für dich und wenn er sie hätte, glaube ich nicht, dass er seine Zeit mir dir verschwenden würde“, meinte die Orangenhaarige feindselig und schien sie nicht in die Wohnung lassen zu wollen.

„Hol ihn her und er kann das selbst entscheiden“, schoss es aus ihr heraus, denn sie hatte keine Lust, sich so von Alice fertig machen zu lassen.

„Na gut, wenn du darauf bestehst, aber sag nicht, ich hätte nicht alles versucht, um dich von ihm fern zu halten“, gab sie dann doch nach und verschwand kurz darauf hinter der Tür, „Rico! Da ist wer für dich an der Tür!“

Eine Weile später konnte die Rosahaarige wieder Schritte wahrnehmen, die auf sie zukamen. Das musste Rico sein! Das Mädchen richtete noch einmal seine Haare und war dann bereit ihrem Schwarm entgegenzutreten.

„Was ist?“, fragte er genauso kalt wie seine Schwester und schien ihren Besuch ebenfalls nicht gutzuheißen.

„Ich … ich habe dir was mitgebracht“, stotterte sie herum, sah verlegen zu Boden und streckte ihm ihr Sackerl entgegen, „Ich hab dir Kekse gebacken.“

„Die Kekse kannst du behalten“, lehnte er nicht einmal dankend ab und fuhr genauso abweisend fort, „Verschwinde, oder willst du noch irgendwas?“

Erschrocken über seine unfreundliche Antwort sah sie auf und schaute ihn an, als ob sie Geister gesehen hätte. Was war nur los mit ihm? Wo war der nette Rico, den sie vor ein paar Tagen kennen gelernt hatte?

Irgendwie hatte sie Angst, ihm zu sagen, warum sie eigentlich hier war. Wenn er so komisch drauf war, konnte das ja gar nicht gut enden, aber das musste sie durchziehen, das hatte sie sich selbst versprochen.

„Ich .. ich wollte dich fragen …“, begann sie ihren Satz und machte dann eine kleine Pause, „…ob du vielleicht mal mit mir ausgehen möchtest.“

„Nein, wieso sollte ich?“, entgegnete er ihr nur barsch, doch sein Gesichtsausdruck veränderte sich kein bisschen, er war genauso gleichgültig wie zuvor.

„Ich … ich weiß nicht … ich dachte, dass wir vielleicht jetzt …“, stammelte sie, kam aber nicht dazu ihren Satz zu beenden.

„Weißt du was? Denk einfach in nächster Zeit nicht so viel“, riet er ihr mit scharfer Stimme und wurde nun noch verletzender, „Das tut dir nämlich nicht gut. Und komm ja nie wieder auf die Idee, mich zu Hause zu besuchen!“

„Aber ich …“, brachte sie nur noch heraus, bevor die Tür vor ihrer Nase zugeschmissen wurde.

Traurig starrte sie nur auf die Mauer vor ihr, die sie von Rico trennte. Sie kam sich schon wieder so richtig blöd vor und am liebst würde sie jetzt zu heulen anfangen.

Was hatte sie nur falsch gemacht? Sie hatte sich sogar mit ihrer Aufdringlichkeit zurückgehalten, also warum hatte er dann so reagiert? Sie hatte wirklich gedacht, dass es zwischen ihnen nun besser laufen würde, aber da hatte sie sich anscheinend getäuscht. Sie waren wieder einige Schritte zurück gegangen, zurück zum Anfang ...
 

„Hast du sie heim geschickt?“, fragte Alice ihren Bruder mit verschränkten Armen, nachdem der wieder zurück ins Wohnzimmer gegangen war.

„Ja, was hätte ich sonst tun sollen …“, entgegnete er ihr, sah sie dabei aber nicht an.

„Nichts, war schon gut so, was du getan hast“, meinte sie und machte sich mit Rico auf in ihr Zimmer, „Was hatte sie überhaupt hier zu suchen?“

„Keine Ahnung, ich hab sie gleich weggestickt“, log er und machte die Tür hinter sich zu, nachdem er den Raum betreten hatte.

„Wie ist sie auf die Idee gekommen, dich zu Hause zu besuchen?“, bohrte sie weiter nach und ließ sich am Bett nieder.

„Weiß nicht …“

„Ich meine, wenn sie gesehen hätte, wie es bei uns abgeht, hätte sie das der ganzen Schule erzählen können“, regte sie sich etwas auf, denn ihre Eltern waren gerade wieder dabei sich zu streiten, „Sag deiner kleinen Freundin, dass sie dich gefälligst nicht mehr zu Hause besuchen soll.“

„Sie ist nicht meine kleine Freundin und jetzt lass mich damit in Ruhe, okay?“, antwortete er ihr nur etwas gereizt und setzte sich anschießend auf Alice‘ Schreibtischsessel, „Das habe ich ihr eh gesagt …“

„Und so etwas ist ein Digi-Ritter …“, äußerte sich das orangenhaarige Mädchen spöttisch, doch bevor sie weiterreden konnte, begannen die D-Maak der Geschwister zu piepsen.

„Schon wieder ein Digimon …“, kommentierte Rico das Geräusch nur genervt und erhob sich von dem Stuhl, „Was ist? Kommst du nicht?“

„Ich …“, entgegnete sie ihm nur, doch ihr blieb die Stimme weg.

Wenn ein Digimon auftauchte, war Ryan bestimmt auch da. Auch wenn sie viel nach gedacht hatte, war sie noch zu keinem Entschluss gekommen, wie sie sich jetzt ihm gegenüber verhalten sollte. Tief in ihrem Innersten spielte sie mit dem Gedanken, dass es auch möglich wäre, dass er wirklich etwas für sie übrig haben würde.

„Was ist jetzt? Bleibst du da?“, wollte er von ihr wissen und schien ein bisschen verwirrt zu sein, „Hast du Schiss oder was?“

„Nein, ich komm schon“, schoss es plötzlich aus ihr heraus und die beiden machten sich auf den Weg.
 

Zur gleichen Zeit saßen Shunichi und Hime gerade in einem Game-Center. Mantamon probierte alle Spiele aus und Fikadamon sah ihm dabei nur kopfschüttelnd zu. Das Mädchen versuchte alles, um ihren besten Freund aufzumuntern, doch das war gar nicht so einfach. Er freute sich zwar, wenn er gewann und lachte hin und wieder aber die meiste Zeit wirkte er noch immer traurig.

„Es ist echt blöd, dass du deinen Geburtstag nicht ganz normal mit deiner Familie feiern kannst“, meinte Hime plötzlich und bekam sofort die Aufmerksamkeit des Jungen.

Sie hatten den ganzen Tag noch nicht über seine Mutter gesprochen. Das Mädchen hatte sich gedacht, dass sie ihn mit den Spielen irgendwie ablenken könnte, aber jetzt war sie darauf gekommen, dass das der falsche Weg war. Sie musste mit ihm darüber reden. Andere Sachen halfen vielleicht für den Augenblick, aber sicher nicht langfristig.

„Ja … ich vermisse Ma zu Hause …“, entgegnete er ihr traurig und sah betrübt zu Boden.

„Deiner Mutter wird es schon bald besser gehen, da bin ich mir sicher“, versuche sie ihn aufzumuntern und lächelte ihn an.

„Und was wenn nicht?“, gab er nur zurück und sah sie besorgt an, „Was ist, wenn es einfach immer nur schlimmer wird?“

„Du kannst jetzt nicht die ganze Zeit über traurig sein, das würde sie sicher nicht wollen“, fuhr sie im selben ruhigen Ton wie zuvor fort und ignorierte seine Frage einfach.

„Soll ich etwa einfach darüber hinweg sehen, dass es ihr so schlecht geht und Party machen?“, verstand er nicht und wurde dabei etwas lauter.

„Nein, aber hab eine positive Einstellung dazu. Denk daran, dass es ihr bald wieder besser gehen könnte und nicht daran, dass sich ihr Zustand verschlechtern könnte. Du musst auch lachen, wenn du die ganze Zeit über traurig bist, zerstörst du dir dein ganzes Leben.“

„Tut mir leid, Hime …”, meinte er dann auf einmal und wurde wieder leiser, „Du versuchst dein Bestes, um mich aufzumuntern und ich weiß das gar nicht zu schätzen.“

„Du musst dich nicht entschuldigen, ich hätte mir mehr Mühe gaben müssen“, entgegnete sie ihm selbstkritisch, doch plötzlich machte sich ihr D-Maak bemerkbar.

„Ein Digimon“, schoss es aus Shunichi hervor und sprang auf.

„Du bleibst hier“, forderte sie ihn auf und erhob sich dann, „Wenn du so niedergeschlagen bist, hat es keinen Sinn zu kämpfen.“

„Du hast wahrscheinlich Recht“, stimmte er ihr zu und setzte sich wieder hin, „Viel Glück.“

„Danke, bis dann“, verabschiedete sie sich und ging auf den Ausgang zu, „Komm, Fikadamon.“

Ein paar Minuten später sah Shunichi nur noch kurz etwas lila aufblitzen und kurz darauf Flymon wegfliegen. Seine beste Freundin hielt sich am Fuß des Digimons fest. Er kam sich so schlecht vor, wenn er nur tatenlos herumsaß.
 

„Ach wie süß, die Yuriokas kommen auf ihrem Hündchen daher geritten“, meinte Ryan, nachdem er seine Zigarette aus dem Mund genommen hatte.

Der Weißhaarige war anscheinend der erste. Alice und Rico waren auf Hutezamons Rücken gekommen und sprangen nun davon herunter.

„Halt die Fresse“, entgegnete ihm Rico nur und hielt Ausschau nach dem Digimon.

„Es fliegt völlig verstört herum“, erklärte der Junge die Situation und suchte es ebenfalls, „Einmal ist es da und greift an, dann verschwindet es wieder für eine Minute hinter irgendeinem Haus.“

„Ein Aquilamon also …“, äußerte sich Alice, nachdem sie einen Blick auf ihr D-Maak geworfen hatte.

„Du hättest mich auch einfach fragen können“, kommentierte der Älteste diese Aktion und steckte sich wieder die Zigarette in den Mund.

„Hätte ich können, ja“, erwiderte sie nur und packte das Gerät wieder weg.

„Hallo“, begrüßte Yukiko die anderen, als sie bei ihnen keuchend angekommen war.

„Warum fliegst du nicht einfach?“, fragte Ryan mit überheblicher Stimme, nachdem er zu Metalltakomon, das sich schon in Angriff brachte, hoch gesehen hatte, „Ach so, ich vergaß, es lässt dich ja nicht.“

Das Mädchen fühlte sich sofort unwohl. Anstatt irgendetwas zu entgegnen sah sie nur niedergeschlagen zu Boden. Auch wenn ihr etwas eingefallen wäre, dass sie sagen hätte können, hätte sie es nicht gesagt, dazu hätte sie nicht den Mumm in den Knochen.

Ihre beste Freundin war nicht mit, sie war viel zu traurig gewesen. Nach der Sache mit Rico wollte sie ihm nicht unbedingt heute noch einmal begegnen. Aber sie hätte sie schon gerne dabei gehabt, ohne ihr fühlte sie sich so … alleine.

„Hör auf sie so fertig zu machen!“, verteidigte Alice sie, denn seine großkotzige Art ging ihr schon wieder mächtig auf die Nerven, „Du bist schon wieder so unausstehlich.“

„Uh, ich bin unausstehlich, fallen dir noch andere Beschimpfungen für mich ein?“, wollte er wissen und amüsierte sich sichtlich darüber, wie leicht reizbar das Mädchen war.

„Hört auf euch zu streiten!“, forderte Hime, die endlich angeflogen kam, die zwei auf, „Das könnt ihr machen, wenn das Digimon besiegt ist, aber jetzt konzentriert euch einmal auf den Kampf! Wo ist es überhaupt?“

„Da hinten“, meinte Metalltakomon plötzlich und schoss gezielt in eine Richtung los.

Yukikos Partner hatte keine normalen Augen, es hatte die eines Adlers. So konnte es viele Dinge sehen, die die anderen nicht sehen konnten. Die restlichen Digimon folgten ihm und versuchten sich nicht abwimmeln zu lassen, was gar nicht so leicht war, denn Metalltakomon war auch unheimlich schnell.

„Wir sollten auch mitgehen“, meinte Alice und alle antworteten ihr nur mit einem Nicken.

Während sich die Digi-Ritter auf den Weg zum Schlachtfeld machten, kämpfte Metalltakomon bereits gegen das böse Digimon, zumindest versuchte es das. Aquilamon flog nämlich immer zwischen den Häusern herum und versteckte sich hinter ihnen. Bis jetzt hatte Yukikos Partner Rücksicht darauf genommen, nichts zu zerstören, doch mittlerweile reichte es ihm schon.

Es griff das andere Wesen, das gerade vor einem Gebäude flog, einfach mit seinen Zerfleischenden Krallen an. Es konnte aber noch im letzten Moment ausweichen und die Attacke drohte das Haus zu zerstören.

„Megarolle!“, schrie Bakutamon plötzlich und konnte mit seiner Verteidigung den Angriff in den Himmel ablenken.

Da die zwei Vogeldigimon nicht allzu hoch geflogen waren, hatte es die beiden mit einem Sprung erreichen können. Nun landete es aber wieder auf dem Boden und auch die anderen drei digitalen Monster waren dort angekommen.

„Bist du verrückt?“, fragte Hutezamon entsetzt und streckte seinen Hals in die Höhe, „Du kannst doch nicht einfach angreifen, wenn da lauter Häuser stehen!“

„Ach nein? Kann ich nicht?“, entgegnete es ihm nur überheblich und kehrte ihnen wieder den Rücken zu, „Was mit den Menschen passiert ist mir doch egal, ich will stärker werden, das ist mein Ziel.“

„So ein arrogantes Digimon“, kommentierte Flymon nur das Geschehen und flog ihm hinterher.

„Warte!“, rief Icemon, denn die, die nicht in der Lage waren zu fliegen, waren eindeutig langsamer unterwegs.

Metalltakomon war seinem Gegner dicht auf den Fersen. Es hatte keine Lust sich noch länger zum Narren halten zu lassen, also beschleunigte es sein Tempo nochmals.

Doch kurz darauf kam es zu einem Platz, wo keine Hochhäuser standen, das musste wohl ein Park sein. Dahinter befand sich schon das Meer. Es bremste sich ein, denn Aquilamon hatte ebenfalls angehalten. Es bewegte sich zwar nicht von der Stelle, aber es wedelte wie wild mit seinen Flügeln.

Zuerst verstand es nicht, was das bösartige Monster vorhatte, doch dann kam ihm eine Idee. Wollte es etwa einen Tornado erzeugen?

Unter dem sich langsam bildenden Orkan wehte es schon die Zeitungen der Menschen und die Blätter der Bäume durch die Luft. Die schaulustigen unter ihnen sahen verwirrt nach oben, anstatt sich irgendwo in Sicherheit zu bringen.

Es hatte sich anscheinend nur einen Ort gesucht, an dem es sein Vorhaben beginnen konnte. Wenn der Luftstoß einmal auf die Häuser treffen würde, würde er sie mit sich reißen.
 

„Scheiße, es will einen Hurrikan erzeugen!“, äußerte sich Ryan, als er gemeinsam mit den anderen beim Park angekommen war.

„Wir müssen doch irgendwie verhinder können, dass er auf die Gebäude trifft!“, meinte Hime mit lauter Stimme, um den lärmenden Wind zu übertönen.

„Vielleicht können wir ihn irgendwie umlenken, sodass er ins Meer geht“, sprach Yukiko ihre Idee aus, nachdem sie lange darüber nachgedacht hatte, ob sie es wirklich tun sollte.

„Das ist gar keine so schlechte Idee“, entgegnete ihr Rico, der sich anschließend zum Wasser umdrehte, „Im Meer kann er nicht so großen Schaden anrichten, es wird höchstens für kurze Zeit der Park überschwemmt.“

„Und wie sollen wir das anstellen?“, wollte seine Schwester wissen, immerhin war es nicht so einfach, einen Tornado umzulenken.

„Wir haben doch zwei Digimon in unserer Gruppe, die dazu fähig wären“, antwortete ihr ihre beste Freundin, die grinsend zu Metalltakomon hinauf sah.
 

„Du willst es jetzt doch nicht angreifen?“, fragte Flymon Metalltakomon, als es bei ihm angelangt war.

„Was denn sonst? Warten, bis ich vom Wirbelsturm erwischt werde?“, entgegnete es ihm barsch und kniff seine Augen zusammen, bis sie nur noch ein kleiner Schlitz waren.

„Dein Vorhaben ist nicht gut überdacht, auch wenn du es schaffen solltest Aquilamon zu besiegen, wird der Tornado nicht verschwinden“, versuchte es auf das eigensinnige Digimon einzureden und auf einen Teamwork-Angriff hinzulenken.

„Das ist mir doch egal, soll die Reale-Welt doch zerstört werden, was habe ich damit zu tun?“

„Du bist dazu auserwählt diese Welt zu retten. Warum solltest du sonst hier her geschickt worden sein?“, ließ es sich nicht unterkriegen und konterte mit schlagfertigen Argumente.

„Warum? Glaubst du das interessiert mich?“, sträubte es sich noch immer und reagierte ziemlich abweisend, „Du weißt nicht, wie sehr ich diese Welt hasse. Aber ich habe mich damit abgefunden, dass ich nun mal hier bin und habe beschlossen, das Beste daraus zu machen. Ich habe mich sogar auf diese abscheulichen Menschen eingelassen, aber ich werde sicher nicht mein Leben für diese Welt opfern.“

„Du scheinst mir ein schlaues Digimon zu sein und ich verstehe deine Bedenken, aber du wirst sehen, dass die menschlichen Wesen gar nicht so schlecht sind, wie du glaubst.“

„Ich glaube nicht, dass ich jemals so denken werde …“

„Okay, ich kann dich ja nicht zwingen …“, ließ Flymon dieses Thema einmal beiseite und widmete sich nun dem eigentlichen Problem, „Aber hilf mir den Tornado umzulenken, gemeinsam sind wir stark genug, um Aquilamon zu übertreffen.“

„Gemeinsam sind wir stark genug? Ich könnte das auch alleine“, lachte es selbstgefällig und flog auf den Wirbelsturm zu.

„Nein, warte!“, schrie es ihm hinterher und folgte ihm.

Metalltakomon platzierte sich Richtung Meer und begann mit seinen Flügeln zu schlagen. Das böse Digimon hatte sein Vorhaben bemerkt und gab sich nun noch mehr Mühe, das hatte zu Folge, dass der Wirbelsturm stehen blieb und sich nun in der Mitte des Parks austobte.

„Möglicherweise gelingt es dir, den Tornado dazu zu bringen, sich nicht mehr weiter auf die Hochhäuser zu bewegen“, begann Flymon seinen Satz, als es bei seinem Verbündeten, wenn man es so bezeichnen konnte, angekommen war, „Aber um ihn zu Aquilamon zurückzuschicken, benötigst du die Kraft von uns zweien.“

„Rede nicht so viel, ich kenne meine Kraft und die reicht auf jeden Fall aus!“, ging es Himes Partner an, doch der ließ sich nicht so leicht abwimmeln.

„Ich werde dir helfen, egal wie sehr du dich dagegen sträubst!“, konterte es und fing ebenfalls an seine Flügel zu benutzen.

Langsam konnte man merken, wie sich der Tornado in die andere Richtung kehrte und das bösartige Vogeldigimon hielt auch nicht mehr lange durch. Es brauchte nicht lange, bis es von seinem eigenen Wind erfasst und mitgerissen wurde. Metalltakomon und Flymon schafften es, den Wirbelsturm so weit in Bewegung zu setzten, dass er sich gemächlich im Meer auflöste. Der Park wurde zwar zur Hälfte leicht überschwemmt, aber es wurde keiner dabei verletzt und das Wasser ging sogar schon nach ein paar Minuten zurück.

Die zwei Helden kamen vom Himmel zu ihrer Gruppe herab geflogen und digitierten kurz darauf zurück. Diese Aktion hatte ihnen sehr viel Kraft gekostet, im Gegensatz zu den anderen Partner-Digimon, die alle noch auf ihrem Champion-Level waren. Sie hatten ja nicht sehr viel zu tun gehabt und da sie am Boden eh nichts ausrichten hätten können, waren sie schon vorzeitig zur Truppe zurück gekehrt.

„Ich komme mir so schlecht vor …“, meinte Hutezamon und ließ seine Ohren hängen.

„Du kannst doch nichts dafür, das nächste Mal wird dann dein Typ gefragt sein“, munterte Alice seinen Partner auf und tätschelte seinen Kopf.

„Das hast du toll gemacht!“, lobte Hime Fikadamon, kniete sich zu ihm hinunter und umarmte es fest.

„Aua, das schmerzt“, beschwerte es sich, woraufhin das Mädchen etwas locker ließ und es hoch hob.

„Takomon …“, begann Yukiko ihren Satz und spielte verlegen mit ihren Fingern, „Du … du hast wieder einmal sehr gut gekämpft …“

„Pah … ich verschwinde wieder“, ignorierte es ihr Kompliment und flog davon.

„Hey Leute, wir müssen das Digimon noch zurück schicken!“, viel es Hime noch ein und sah sich anschließend suchend um, „Wo ist es überhaupt?“

„Es ist ins Meer gefallen“, erklärte Ryan, steckte sich mit der einen Hand eine Zigarette in den Mund und deutete mit der anderen hinter sich, in Richtung Meer, „Ich erledige das schon.“

Mit Händen in der Hosentasche ging der Weißhaarige dann an Alice vorbei, aber nicht ohne sie absichtlich anzurempeln. Er entschuldigte sich und grinste sie falsch an, widmete sich dann aber wieder seinem Weg.

„Warte, Sire!“, rief ihm Baluamon, das bereits zurück digitiert war, hinterher und folgte ihm.

Das orangenhaarige Mädchen griff auf die Stelle ihres Armes, wo Ryan mit ihr zusammengestoßen war. Es hatte nicht weh getan, aber es war ihr unangenehm, denn sie erinnerte sich, an die Male, wo er sie geküsst hatte.

„Alice?“, wurde sie von ihrer besten Freundin aus ihren Gedanken gerissen und sah sie fragend an, „Können wir reden?“

„Klar, was gibt’s?“
 

Es dämmerte schon langsam und Ryan stand bei einem Geländer und blickte aufs Meer hinaus. Er hatte den Park noch nicht verlassen, er brauchte ein wenig Zeit zum Nachdenken. Mit seinen Ellbogen stütze er sich ab und rauchte natürlich dabei eine Zigarette.

Der Junge schloss seine Augen und hörte dem Meer und den Möwen zu. Doch er wurde aus seiner Ruhe gebracht, als er plötzlich von seinem Partner an der Hose gezogen wurde.

„Sire, gehen wir dann bald nach Hause?“, fragte es und sah ihn traurig an.

„Ja, gib mir nur noch ein paar Minuten“, entgegnete er ihm und lächelte es an.

„Über was denkst du nach?“, wollte es wissen und schaute noch immer zu ihm auf.

„Über vieles … in letzter Zeit bin ich mir so unsicher, bei dem, was ich tue“, erklärte er ihm und betrachtete seine Handfläche.

Bevor er Alice geküsst hatte, hatte er so ein komisches Gefühl gehabt und auch danach war es nicht verschwunden. Er hatte mit anderen Frauen geschlafen, doch noch immer war es da. Was musste er tun, damit diese Empfindung verschwand?

Er hätte sich von dem Mädchen erhofft, dass sie ihm länger widerstehen könnte, doch anscheinend war sie doch wie jede andere auch. So war sie doch uninteressant für ihn, also warum schwirrte sie ihm immer noch im Kopf herum?

Der Weißhaarige griff in seine Hosentasche und holte sein Handy heraus. Er betätigte ein paar Tasten und als er in seinem Adressbuch bei onetimegirl angelangt war, machte er halt. Eine Weile betrachtete er den Namen und drückte dann auf „Nachricht schreiben“.

„Ich will nicht mehr an sie denken, mach dass das aufhört …“, lautete seine SMS, die er kurz darauf abschickte.

Er wusste selbst nicht, wieso er sie immer wieder mit so etwas belastete. Er musste sie doch schon nerven mit seinen ganzen Problemen, aber bis jetzt hatte sie noch nie so etwas in der Art erwähnt.

„Wieso? Ist es nicht schön an jemanden zu denken?“, kam eine SMS zurück und nun war das Gespräch eröffnet.

„Nein, nicht wenn es so eine Person wie sie ist …“, schrieb er dann zurück und stellte sich anschließend aufrecht hin.

„Komm, Baluamon, gehen wir“, meinte er nur, woraufhin sein Digimon aufsprang und die beiden den Heimweg antraten.

„Bis vor kurzem hast du doch noch anders über sie gedacht, oder? Du hattest ihr gegenüber eine bessere Einstellung … was ist passiert?“

„Ja, anfangs dachte ich, dass an ihr irgendetwas anders war, aber ich habe heraus gefunden, dass sie wie jede andere ist …“

„Und das ist so schlimm?“

„Ja, für mich schon … Fast alle Frauen wollen was von mir, sie machen alles was ich verlange und wollen sogar mit mir zusammen sein, wenn sie wissen, dass ich sie betrügen werden. Kann es nicht eine geben, die mich mag, aber auch eine eigene Meinung hat?“

„Ich glaub ich verstehe dein Problem … aber glaubst du, dass es wirklich schlau ist, sich so gegen sie zu sträuben? Immerhin hast du das Gefühl doch nicht bei jeder Frau …“

„Naja, wenn ich etwas von ihnen will, dann schon, aber nachdem ich mit ihnen geschlafen habe, ist es dann immer weg.“

„Hast du Angst dich auf sie einzulassen?“, las der Junge ihre SMS und wurde dann wieder während des Gehens von seinem Partner an der Hose gezogen.

„Du, Sire?“

„Was ist?“, fragte er und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Willst du nicht heute mal nett zu deinen Eltern sein?“, entgegnete es ihm, als sie nur noch ein paar Meter von seinem Haus entfernt waren.

„Okay“, antwortete er ihm, kniete sich zu ihm hinunter und legte ihm die Hand auf den Kopf, „Ich werde mich zusammen reißen, aber nur weil du es bist.“
 

Es war schon nach acht Uhr und Hime hatte Shunichi befohlen zu sich zu kommen, um einen netten Film anzuschauen. Sie hatte ihm gesagt, dass sie nicht wollte, dass er an seinem Geburtstag alleine war, denn sein Vater war gerade bei seiner Frau im Krankenhaus.

Der Schwarzhaarige hatte ohne Bedenken zugestimmt und läutete nun an die Eingangstür der Inoues. Der Junge wartete eine Weile, doch anscheinend hatte niemand Lust ihm aufzumachen … Er legte seine Hand auf die Türklinke und sie ließ sich problemlos hinunter drücken.

„Hallo? Jemand zu Hause?“, fragte er verwirrt und betrat das stockdunkle Haus.

„Alles Gute zum Geburtstag!“, schrien auf einmal alle drei Familienmitglieder, als das Licht anging und bliesen ihm Luftschlagen ins Gesicht.

„Was ist denn hier los?“, wollte er wissen und sah sich etwas überfordert um.

„Ich habe mir gedacht, dass dich eine Überraschungsparty sicher aufheitern würde“, erklärte ihm das Mädchen, das ihn fröhlich anlächelte.

„Danke, Hime“, entgegnete er ihr und erwiderte ihr Lächeln.

Mit den Inoues war es immer lustig. Sie waren alle Menschen, die eine positive Einstellung hatten und die über sich selbst lachen konnten. Shunichi hätte nicht gedacht, dass sich der Tag noch so wenden würde und er fand es schön mit ihnen den Rest seines Geburtstages zu verbringen.
 

Während ich den Kampf geschrieben habe, habe ich mich immer gefragt, ob so etwas eh möglich ist und bin dann zu dem Entschluss gekommen, dass die Antwort leider nein ist =S

Aber das ist ja bei den Serien auch nicht immer der Fall, also habe ich beschlossen, es einfach zu lassen, hoff es stört nicht XP

Kiripurin

Eine Lügengeschichte

„Heute Nachmittag ereignete sich wieder eine schreckliche Naturkatastrophe. Mitten in der Stadt bildete sich ein riesiger Tornado, der bereits den ganzen Park verwüstet hatte. Zum Glück machte er, noch bevor er auf die Hochhäuser stieß, kehrt und löste sich dann im Meer nach wenigen Minuten auf. Niemand hatte diesen kraftvollen Wirbelsturm kommen sehen und es wird schon heiß diskutiert, ob …“, weiter kam der Nachrichtensprecher nicht, denn Honokas Vater schaltete bereits den Fernseher ab.

„Immer wieder dasselbe …“, jammerte er und erhob sich von der Bank, auf der er soeben gesessen hatte, „Können die nicht einmal irgendwelche erfreulichen Nachrichten bringen?“

„Nein, Schatz, das können sie nicht“, entgegnete ihm seine Frau, die in der Küche stand und Geschirr abwusch, „Menschen wollen das schlechte auf der Welt sehen, wenn es nur noch schöne und gute Dinge spielen würde, würde ja niemand mehr fernsehen.“

„Da hast du wahrscheinlich Recht“, entgegnete er ihr und streckte sich einmal ordentlich durch, „Die Menschheit ist schon irgendwie verdorben …“

„Das kannst du laut sagen“, stimmte sie ihm zu, konzentrierte sich aber weiterhin auf ihr Geschirr.

Honoka stand nur wortlos daneben, ohne irgendein Kommentar über das Thema abzugeben. Sie trocknete die fertigen Gläser und Teller ab, da alle ihre Schwestern irgendetwas Besseres zu tun hatte.

Bei den Nachrichten hatte sie aufmerksam mitgehört und fand es immer wieder belustigend, wie sich die Menschen über die ganzen Schäden, die die Digimon verursachten, den Kopf zerbrachen. Wenn die nur wüssten …
 

Es war schon spät in der Nacht und Shunichi war noch immer bei den Inoues. Die zwei Erwachsenen hatten ihm schon angeboten hier zu übernachten und da sagte er natürlich nicht nein. Gerade jetzt saß er mit seiner besten Freundin auf der Wohnzimmerbank, während ihre Eltern gerade versuchten in der Küche eine Fliege zu erschlagen.

„Shunichi, darf ich dich was fragen?“, fragte sie plötzlich, woraufhin er sie anlächelte.

„Sicher, schieß los.“

„Alice ist in letzter Zeit ziemlich seltsam drauf und ich hab sie schon oft gefragt, was sie hat, doch sie hat immer nur abgeblockt“, erzählte sie ihm und schaute auf ihr Glas, das sie in der Hand hielt, „Aber heute hat sie mir eine Antwort gegeben …“

„Ja? Und welche?“, wollte er neugierig wissen und war etwas überrascht, dass sie auf einmal so ruhig war.

„Sie … sie hat mir erzählt, dass Ryan etwas mit ihrem Verhalten zu tun hat …“, erklärte sie ihm vorsichtig, denn immerhin war er ja sein bester Freund.

„Ryan? Hat er ihr etwas angetan?“, entgegnete er ihr besorgt, hoffte aber dass es nicht so war.

„Ja …“, musste sie ihm leider zustimmen und begann dann die Geschichte zu erzählen, „Heute nach dem Digimon-Kampf war sie schon wieder so komisch, also hab ich sie darauf angesprochen, natürlich hab ich darauf geachtet, dass sonst niemand zugehört hat …“
 

„Alice?“, riss Hime ihre beste Freundin aus den Gedanken, die ihr dann ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte.

„Klar, was gibt’s?“, fragte sie nach und versuchte dabei zu lächeln.

„Sag mir endlich, was mit dir los ist, mir kannst du doch nichts vormachen“, forderte Hime sie auf und sah sie mit einem ernsten Blick an.

„Du hast Recht …“, gab sie ziemlich schnell nach und ballte ihre Hände zu Fäusten, „Ich kann es nicht ewig geheim halten.“

„Was ist denn passiert?“, wollte sie von ihr wissen und legte ihr ihre Hand auf die Schulter.

„Ryan ...“, erklärte sie ihr dann nach einer Weile und senkte ihren Kopf, „Ryan hat mich belästigt …“

„Was?“, konnte sie es nicht fassen, woraufhin das orangenhaarige Mädchen wieder aufsah, „Er hat dich belästigt?“

„Ja …“, stimmte sie ihr traurig zu und eine Träne kullerte ihr über ihre Wange, „Er hat mich gezwungen ihn zu küssen … und er hat mich am ganzen Körper angefasst.“

„Alice, wann war das?“, forschte sie besorgt nach und sah ihr in ihre Augen.

„Vor … vor einer Woche ungefähr …“, antwortete sie ihr und griff mit ihrer einen Hand unsicher zu ihrem Oberarm.

„Warum hast du denn nicht gleich etwas gesagt?“, verstand sie nicht und rüttelte sie unbewusst leicht durch, „Entschuldige …“

„Ich … ich wollte versuchen, das alleine zu regel und bin dann von selbst auf ihn zu gegangen“, erzählte sie ihr eine erfundene Geschichte und starrte zu Boden, „Aber er hat mich nur ausgelacht und hat es noch einmal gemacht … ich war einfach zu schwach, um mich zu wehren, ich hatte solche Angst…“

„Alice! Das musst du jemanden sagen!“, forderte sie ihre beste Freundin auf, woraufhin sie ihr wieder in die Augen sah, „Er kann doch nicht einfach ungeschoren davon kommen!“

„Nein!“, kam es auf einmal aus ihr heraus geschossen und sie sah noch panischer aus als vorher.

„Wieso denn nicht? Was ist, wenn er das mit anderen Mädchen auch macht?“

„Nein … ich will das nicht …“, blieb sie bei ihrer Meinung und begann nun noch mehr zu weinen, „Was ist, wenn er dann sauer ist und mir dann noch einmal etwas antut?“

„Ach, Alice …“, jammerte Hime und nahm das Mädchen in den Arm …
 

„Er hat sie belästigt?“, fragte er noch einmal zur Sicherheit nach, denn er konnte es nicht wirklich glauben, dass Ryan so etwas tat, vor allem bei Alice nicht.

„Ja … du hättest sie sehne sollen, sie war richtig fertig …“, entgegnete sie ihm traurig und erinnerte sich an das Verhalten ihrer besten Freundin.

„Und du bist sicher, dass du nichts falsch verstanden hast?“, ging er auf Nummer-Sicher und sah ziemlich besorgte aus.

„Hundertprozentig sicher“, versicherte sie ihm und setzte einen ziemlich ernsten Blick auf.

„Ich kann es nicht fassen, dass er so etwas getan hat“, meinte er, stütze seine Arme auf den Knien ab und ließ den Kopf in seine Hände fallen, „Ja, Ryan hat viele Frauen, aber ich dachte, dass er sie nur anfasst, wenn sie es auch wollen …“

„Wirst du mit ihm reden?“, wollte sie von ihm wissen und beobachtete, wie er sich wieder aufsetzte.

„Ja, immerhin ist er mein bester Freund“, erklärte er und ballte seine Hände zusammen, „Ich werde ihn fragen, was das soll und wenn er es wirklich zugibt, bekommt er eine in die Fresse.“

„Shunichi …“, äußerte sie sich nur leisen und umgriff mit ihrer Hand seine Faust, woraufhin er verwundert aufsah, „Hast du das ernst gemeint?“

„Hime …“, entgegnete er ihr nur und sah ihr tief in dir Augen.

„Nimmt dich das mit deiner Mutter wirklich so sehr mit, dass du dich so sehr veränderst?“, fragte sie ihn und führte langsam seine Hand auf die Bank, „Früher hättest du so etwas nie gesagt …“

„Es tut mir Leid …“, entschuldigte er sich und atmete einmal tief ein und aus, „Nein, natürlich habe ich das nicht ernst gemeint, das ist einfach so über mich gekommen.“

„Versprichst du mir, dass du wieder der alte Shunichi wirst, wenn das alles vorbei ist?“, wollte sie von ihm wissen und umarmte ihn von der Seit.

„Ja und ich hoffe, dass das bald sein wird“, antwortete er ihr und legte seinen Kopf auf ihren.
 

Ein paar Tage später hatte Honoka vor, Rico in der Klasse aufzusuchen. Ihre beste Freundin hatte ihr angeboten, sie zu begleiten, doch das rosahaarige Mädchen wollte das alleine machen und außerdem wollte sie nicht, dass Yukiko dann einfach so stumm in einer fremden Klasse stand.

„Rico“, begann sie das Gespräch, als sie vor seinem Platz stand und stemmte ihre Hände in die Hüften.

„Hm?“, entgegnete er ihr nur verwirrt, sah dabei aber nicht auf und alle anderen, die um die zwei herum standen, lauschten, was sie wohl zu besprechen hatten. Es kam nicht häufig vor, dass auf einmal aus heiterem Himmel jemand die Klasse betrat und anfing mit Rico zu sprechen, also wollten die Klassenkameraden natürlich wissen, was los war. Auch Nayuta, der neben seinem besten Freund saß, hatte sehr viel Interesse an ihrer Unterhaltung.

„Ich werde dich nicht aufgeben, nur das du das weißt!“, erklärte sie ihm und setze ein ernstes Gesicht auf, „Trotz der Sache von gestern, werde ich nichts unversucht lassen, um dich zu bekommen!“

Der Junge erwiderte nichts darauf und hatte seinen Kopf noch immer am Tisch liegen. Ihr musste es egal sein, was die anderen von ihr dachten, wenn sie den Mumm hatte, vor der ganzen Klasse so eine Rede zu halten.

„Das ist alles“, meinte sie und drehte sich um, um zu gehen.

Sie wollte schon den ersten Schritt von seinem Platz wegmachen, doch irgendetwas hielt sie auf … irgendetwas hielt sie fest. Die Rosahaarige wandte sich also wieder nach hinten und stellte fest, dass Rico sie bei ihrem Handgelenk ergriffen hatte.

„Was …“, stotterte sie herum und war sichtlich verwirrt über Ricos Aktion.

„Es tut mir leid …“, murmelte er, sah dabei aber nicht auf, sodass man ihn nicht sehr gut verstand, „Ich war gestern nicht nett zu dir, das hast du nicht verdient.“

„Ehm … ich …“, stammelte sie weiter herum, wusste aber dann gleich, wie sie diese Lage für sich nutzen konnte, „Also gut, ich akzeptiere deine Entschuldigung, aber als Gegenleistung musst du mit mir ausgehen!“

„Was?“, fragte er noch einmal nach, in der Hoffnung sich verhört zu haben und hob sogar seinen Kopf.

„Du hast schon richtig gehört, ich will ein Date“, wiederholte sie noch einmal für ihn und grinste ihn frech an.

Der Junge setzte einen verwunderten Blick auf und kurz darauf verließ sie dann den Klassenraum. Kaum war sie weg, begannen alle Schüler, der sich in dem Raum befanden, zu tuscheln.

„Wow, ich hab gar nicht gewusst, dass ihr euch so gut versteht“, bemerkte Nayuta, während sein Freund noch immer zur Tür starrte, „Was ist denn gestern so Ereignisreiches passiert?“

„Niemand hat gesagt, dass wir uns gut verstehen. Sie hat mich zu Hause besucht, ich hab sie unfreundlich weggeschickt, das war alles“, erklärte er und senkte wieder seinen Kopf.

Nayuta fragte sich, was Honoka wohl bei seinem Kumpel wollte, aber er wollte ihn jetzt nicht damit nerven. Nicht einmal er selbst war oft bei ihm zu Hause, was er, wenn er länger darüber nach dachte, eigentlich ziemlich seltsam fand …
 

Shunichi öffnete die Tür zum Restaurant von Ryans Eltern. Es war gerade nicht besonders voll, was auch kein Wunder war, denn um drei Uhr befanden sich hier nie viele Menschen. Langsam und mit den Händen in den Hosentaschen ging er auf den Tresen zu und sah sich um, ob er vielleicht irgendwo ein bekanntes Gesicht entdeckte.

„Da sind aber nicht viele Leute …“, stellte nun auch Mantamon fest, das neben dem Jungen in der Luft schwebte.

„Du sollst mich doch nicht ansprechen, wenn wir an Orten wie diesen sind!“, wies er es im Flüsterton zurecht und lächelte etwas beschämt einer alten Frau zu, die ihn verwirrt angesehen hatte, „Zu dieser Uhrzeit ist das normal.“

„Ups, hab ich vergessen“, musste es gestehen, sich mit einer Flosse den Kopf reibend und streckte die Zunge heraus.

„Hallo, Shunichi“, wurde der Schwarzhaarige freundlich von Ryans Vater begrüßt, der gerade ein paar Teller servieren wollte, jetzt aber bei ihm stehen geblieben war.

„Hallo, Herr Sanoof“, entgegnete er ihm und setzte abermals ein Lächeln auf, „Ist Ryan da?“

„Ja, er müsste oben sein“, erklärte er ihm und deutete mit seinem Kopf zur Treppe.

„Danke, lassen Sie sich durch mich nicht aufhalten“, meinte er und winkte mit seinen Händen ab.

„Kein Problem“, antwortete der Mann und ging weiter zu den Gästen, die schon auf ihr Essen warteten, „Wir sehen uns!“

„Ja“, stimmte er ihm zu und wollte sich schon auf den Weg nach oben machen, doch plötzlich rief eine Frau seinen nahmen und er drehte sich wieder um, „Frau Sanoof, hi.“

„Bleibt ihr hier oder geht ihr wo hin?“, wollte Ryans Mutter von ihm wissen und trocknete sich gerade ihre Hände mit einem Geschirrtuch ab.

„Wir bleiben voraussichtlich hier, ich muss nur etwas mit ihm besprechen“, erzählte er ihr sein Vorhaben und kratze sich am Kopf.

„Dann nimm die Kekse mit“, befahl sie ihm und drückte ihm eine Schüssel Kekse in die Hand.

„Okay, danke“, bedanke er sich wieder und ging nun wirklich zur Treppe.

„Ach ja und wenn es in seinem Zimmer nach Rauch stinkt, schrei ihn zusammen!“, forderte sie ihn auf und der Junge drehte nur seinen Kopf zu Seite.

„Ja, mach ich“, stimmte er zu und marschierte die Stufen hoch.

Auf einmal begann sein D-Maak zu piepsen und er griff in seine Hosentasche, um zu sehen, was so anstand. Als er sah, dass ein Punkt leuchtete, packte er es wieder ein und grinste. Honoka und Yukiko waren heute dran, er musste sich also nicht mit der Sache beschäftigen …
 

„Jippi, gewonnen!“, rief Honoka und hüpfte fröhlich auf und ab, „Ihr habt es diesem Ninjamon gewaltig gezeigt!“

„Das hast du toll gemacht, Metalltakomon“, lobte Yukiko ihren Partner, wurde aber dezent von ihm ignoriert.

Latreemon kam auf das Rosahaarige Mädchen zu und digitierte dabei wieder aufs Rookie-Level zurück. Sie nahm es anschließend in die Arme und erdrückte es beinahe.

„Also unsere neue Regelung klappt doch ganz gut, oder?“, äußerte sich die Purpurhaarige und war nun an der Meinung ihrer besten Freundin interessiert.

„Ja, ich hab zwar am Anfang gezweifelt, aber es scheint zu funktionieren“, stimmte sie ihr zu und holte ihr D-Maak aus ihrer Tasche, um das böse Digimon wieder in seine Welt zurückzuschicken.

Die Digi-Ritter waren zu dem Entschluss gekommen, ihre alte Regelung über den Haufen zu schmeißen und eine Neue einzuführen. Mittlerweile hatten alle Digimon schon sehr viel Kampferfahrung und es war deswegen nicht nötig, dass bei jedem Kampf, vor allem wenn es sich um ein Champion-Digimon handelte, alle acht erschienen.

Nun war es so, dass sie immer in Teams ausrückten, um sich dem Feind zu stellen. Diese Teams waren Honoka und Yukiko, Rico, Hime und Alice und Shunichi und Ryan. Das alles lief nach dem System, dass bei einem Digimon-Kampf eine Gruppe kämpfte und beim nächsten die nächste dran kam, das ging dann immer im Kreis weiter. Sollten einmal zwei Digimon auf einmal auftauchen, erschienen zwei Teams zum Kampf.

Wenn irgendwer Probleme hatte, konnte er via D-Maak ein SOS-Signal schicken, um zu zeigen, dass Verstärkung nachrücken sollte. Bis jetzt hatte sich diese Methode ziemlich gut bewehrt, was auch vor allem daran lag, dass sich die Ultra-Digimon in letzter Zeit fern hielten.

„Geh dort hin, wo du hergekommen bist!“, schrie Honoka das ohnmächtige Ninjamon an und streckte ihm ihr D-Maak entgegen.

Nach einem grünen Lichtstrahl verschwand es und das Mädchen kehrte wieder zu ihrer Freundin zurück, die dem wegfliegenden Takomon, das ebenfalls wieder zurück digitiert war, hinterher sah. Gemeinsam machten sie sich dann auf den Heimweg und tratschten noch ein bisschen.

„Findest du auch, dass sich Alice in letzter Zeit komisch benimmt?“, wollte die Purpurhaarige wissen und starrte zu Boden, wie sie es meistens machte, wenn sie ging.

„Sie ist immer komisch“, entgegnete sie ihr nur und verschränkte ihre Hände hinterm Kopf, „Ich mag sie nicht, sie geht mich wegen jeder Kleinigkeit an und meckert immer nur.“

„Sie ist wirklich etwas gemein zu dir …“, stimmte sie ihr zu, musste aber etwas ergänzen, „Aber zu mir ist sie eigentlich immer ganz nett.“

„Aber in letzter Zeit …“, dachte das Mädchen nun über ihre Frage nach und sah grüblerisch zum Himmel hinauf, „Weiß nicht, schon möglich …“

„Ich glaube das hat irgendetwas mit Ryan zu tun …“

„Ryan will doch nichts von ihr, das sieht man doch, Dummkopf“, musste sie ihr widersprechen und streckte sich anschließend.

„Ja, du hast Recht“, ließ sie sich umstimmen und lächelte, weil sie auf so einen unrealistischen Gedanken gekommen war, „Was ist jetzt eigentlich mit Rico? Schon beschlossen, wann du das Date machen willst?“

„Nein …“, antwortete sie ihr und zog das Wort in die Länge, „Ich glaube, das entscheide ich eher kurzfristig.“

„Ach so, na dann …“, begab sie sich mit der Antwort zufrieden, woraufhin ein paar Sekunden Stille folgten, „Das du dich in Rico verliebt hast, ist eigentlich ziemlich schnell gegangen, oder?“

„Du kennst mich doch“, meinte sie nur und grinste sie an, „Bei mir macht’s ‚Boom‘ und ich hab mich neu verliebt.“

„Ja, stimmt“, gab sie ihr Recht und lächelte sie an.

„Wie sieht’s eigentlich bei dir und Nayuta aus?“, fragte sie neugierig nach und kam ihrer besten Freundin mit ihrem Kopf plötzlich ganz nahe.

„Was?“, verstand sie nicht so ganz und war etwas überfordert damit, was sie darauf antworten sollte.

„Naja, wann habt ihr euch das letzte Mal alleine getroffen?“, wollte sie von ihr wissen und schaute sie mit skeptischem Blick an.

„Naja … das ist schon lange her …“, musste sie gestehen und sah traurig zu Boden.

„Ich glaube, ich muss wieder eingreifen …“, stellte sie fest und verschränkte nachdenklich die Arme.

„Nein!“, hatte sie, zu Honokas Verwunderung, etwas dagegen.

„Wieso? Wir machen’s wie beim letzen Mal, nur dass ich zwei Fliegen mit einem Streich schlage“, erklärte sie und setze ein hinterhältiges Grinsen auf.

„Wie soll ich das verstehen?“

„Naja, zuerst treffe ich mich mit Rico alleine und dann gehen wir gemeinsam mit euch ins Kino oder so“, erläuterte sie ihr ihren tollen Plan und schien selbst sehr begeistert davon zu sein.

„Und du denkst, dass Rico das wirklich machen wird?“, war sie sich da nicht so sicher, woraufhin sie von dem rosahaarigen Mädchen böse angeschaut wurde.

„Natürlich, er hat nichts dagegen gesagt.“

„Ja, weil er zu überrumpelt war …“, murmelte sie, was ihrer Freundin natürlich gar nicht passte.

„Was hast du gesagt?“

„Nichts, du hast Recht, das wird schon funktionieren“, winkte sie ab und wurde dann nur beleidigt von Honoka angesehen, „Aber trotzdem mag ich das nicht wirklich …“

„Wieso? Wegen Nayuta oder Rico?“

„Ich mag es nicht, wenn zu viele Leute da sind, wenn ich nur mit einem Jungen alleine bin, fällt es mir leichter, einfach ich selbst zu sein“, erklärte sie und sah etwas beschämt zu Boden.

„Ach so, wegen dem …“, verstand sie jetzt, legte ihren Arm um die Schulter ihrer besten Freundin und lächelte sie an, „Na dann kein Doppeldates mehr.“
 

Als Shunichi die Zimmertür seines Kumpels öffnete, kam ihm sofort der Geruch von Rauch entgegen. Er musste husten, an diesen Gestank würde er sich wohl nie gewöhnen. Auch Mantamon verzog die Nase. Ryan lag auf seinem Bett und neben ihm Baluamon.

„Hey, was gibt’s?“, begrüßte der Weißhaarige ihn und drückte seine Zigarette in den Aschenbecher.

„Hi, ich wollte nur ein bisschen mit dir quatschen“, erklärte er seinen Besuch und hatte die Türschnalle dabei immer noch umgriffen, „Soll ich die Tür nicht ein wenig offen lassen?“

„Nein, mach sie zu, das Fenster ist eh offen“, meinte er nur und deutete zum Fenster.

Der schwarzhaarige Junge sah nur kurz zum Fenster. Nicht einmal die frische Luft konnte den Gestank vertreiben. Er schloss hinter sich die Tür und setzte sich anschließend auf einen Sessel, sein Digimon nahm auf dem Schreibtisch Platz.

„Du sollst doch nicht in deinem Zimmer rauchen“, ermahnte er ihn und wurde anschließend stirnrunzelnd von ihm angesehen.

„Jaja, Mum“, entgegnete er ihm nur sarkastisch und grinste ihn dabei frech an, „Bist du hergekommen, um mir das zu sagen?“

„Nein, das war nur so nebenbei“, antwortete er ihm und überlegte kurz, wie er das Thema am besten anging, „Okay, ich komm gleich zum Punkt, Hime hat mir vor ein paar Tagen erzählt, dass du Alice angefasst hast, stimmt das?“

„Ja“, gab er es ohne zu zögern zu und schien es gar nicht zu bereuen.

„Wieso? Ich hätte gedacht, du vergreifst dich nicht an Mädchen, die es nicht wollen“ verstand er nicht und war noch immer schockiert über seine Antwort.

„Tue ich auch nicht“, meinte er nur gelassen und schien nicht ganz zu verstehen, worin das Problem lag, „Hat irgendwer das Gegenteil behauptet?“

Shunichi sah ihn nun noch verdatterter an als vorher. Entweder sein bester Freund stellte sich gerade dumm, oder hier lag irgendwo ein großes Missverständnis vor.

„Ja, Alice!“, entgegnete er ihm etwas laut, woraufhin Ryan nur wieder die Stirn in Falten legte.

„Halt mal“, unterbrach er ihn und setze sich auf, „Was genau hat Alice dir erzählt?“

„Nicht Alice, ich hab’s von Hime.“

„Na gut … Was hat dir Hime erzählt, dass ihr Alice erzählt hat“, formulierte er es anders und wirkte schon etwas genervt.

„Du hast sie belästigt“, erzählte er und sei Kumpel hörte ihm dabei gespannt zu, „Sie wollte es nicht und hat sich gewehrt, aber du hast nicht aufgehört und sie dann sogar noch ein zweites Mal gegen ihren Willen angefasst.“

Eine Weile sagte niemand etwas, doch dann begann der Weißhaarige zu lachen und ließ sich nach hinten fallen. Der andere Junge verstand nicht wirklich, was daran so lustig war, aber das würde er gleich herausfinden.

„Nimmst du vielleicht irgendwann einmal etwas ernst?“, wollte er wissen und sah ihn mit bösem Blick an.

„Ich hätte nicht gedacht, dass sie zu so etwas in der Lage ist“, ignorierte er seine Frage und setzte sich nun wieder auf.

„Wie meinst du das?“, fragte er mit einer ruhigeren Stimme als zuvor, hatte aber immer noch einen finsteren Blick in seinem Gesicht.

„Shunichi, glaubst du wirklich, dass ich ihr so etwas antun würde, wenn sie noch dazu auch ein Digi-Ritter ist?“

Der Schwarzhaarige wartete kurz, bevor er antwortete. War das jetzt eine Fangfrage? Irgendwie hatte er ja Recht, Ryan war sein bester Freund und eigentlich hatte er das noch nie gemacht, dass hatte er ihm sogar einmal versprochen. Aber dass sich Alice auf Ryan eingelassen hatte, klang doch etwas seltsam in seinen Ohren.

„Du glaubst es also wirklich …“, äußerte sich der weißhaarige Junge, da es Shunichi anscheinend die Sprache verschlagen hatte.

„Nein, das hab ich nicht gesagt!“, widersprach er ihm schnell und kam sich etwas dumm vor, da er seinem Kumpel gerade etwas unterstellt hatte, das wahrscheinlich gar nicht wahr war.

„Okay, also erstens, unter anfassen versteht jeder etwas anderes. Ich hab sie weder begrapscht, noch mit ihr geschlafen, ich hab sie lediglich geküsst“, fing er an die Dinge klar zu stellen, griff nach seinem Zigarettenpackerl und holte eine neue Zigarette heraus, „Und zweitens, man kann nicht sagen, dass sie es nicht gewollt hat.“

„Du hast sie nur geküsst, mehr war da nicht?“

„Hier wieder, wie man’s sieht, die Geschichte hat ja immerhin auch einen Hintergrund“, erklärte er, zündete das Ding mit einem Feuerzeug an und steckte es sich in den Mund.

„Echt? Und welchen?“, forschte er weiter nach und war schon ziemlich gespannt, wie die Sache ausgehen würde.

„Ich hab dir ja gesagt, dass Alice mich vor einem Zug gerettet hat, weißt du das noch?“

„Ja, klar, du hast es gar nicht fassen können, dass es gerade sie war.“

„Ich hab ihr gesagt, dass ich mich dafür revanchieren werde und das habe ich eben gemacht, so wie ich es auch bei jeder anderen gemacht hätte …“, erzählte er und klopfte seine Zigarette am Aschenbecherrand ab, sodass der Tabak abfiel.

„Du weißt doch ganz genau, dass sie dich nicht leiden kann, warum hast du dir nichts anderes einfallen lassen?“, verstand er nicht und war schon ziemlich sicher, dass er Ryans-Version glauben würde.

„Du kennst mich doch und überhaupt wollte ich sehen, wie sie darauf reagiert“, erläuterte er ihm seine Gedanken und steckte sich wieder die Zigarette in den Mund, „Also hab ich sie einmal in der Schule in die Besenkammer verschleppt und hab sie geküsst. Ja, ich war schon ziemlich unsanft, weil sie sich gewehrt hat und an ihrem Hals habe ich mich auch noch ein bisschen herumgespielt, aber dann war sie so komisch und ich habe sie gehen lassen.“

„Also hast du sie doch gezwungen“, schlussfolgerte er aus dem ganzen und verzog das Gesicht.

„Naja … ein bisschen, aber sie hat sich ziemlich seltsam verhalten …“, entgegnete er ihm und starrte vor sich aufs Bett, als würde er gerade in Gedanken versinken.

„Wie seltsam?“

„Wenn sie es wirklich nicht gewollt hätte, hätte ich sie ja danach in Ruhe gelassen, aber da war etwas, auch wenn ich mir immer noch nicht sicher bin, was genau …“

Shunichi stützte sich mit seinen Ellbogen auf seinen Knien ab. So hatte er ihn noch nie gesehen. Normalerweise redete Ryan nicht über seine Gefühle beziehungsweise kam es manchmal so rüber, als hätte er gar keine. Was war nur los mit ihm? Er beschloss aber das einfach einmal so im Raum stehen zu lassen.

„Und dann beim zweiten Mal? Was ist da passiert?“, fragte er weiter, woraufhin sein Kumpel wieder normal zu werden schien.

„Zuerst hat sie sich wieder gesträubt, aber nach einer Weile hat sie dann von sich aus begonnen mich zu küssen …“, erklärte er und schien nun mit seiner Geschichte am Ende angelangt zu sein.

„Alice? Warum hätte sie das tun sollen?“, wirkte das Ganze auf ihn etwas unwahrscheinlich, auch wenn er Ryan nun wirklich glaubte.

„Das fragst du mich? Ich hab doch keine Ahnung, was in ihrem kranken Hirn vor sich geht. Sie hat mich beschuldigt, dass ich sie angefasst habe, obwohl sie auch ihren Teil zu unsrer kleinen Liebelei beizutragen hatte“, regte er sich nun etwas auf und tötete seine Zigarette im Aschenbecher ab.

„Na gut ….“, meinte der Schwarzhaarige und stand von seinem Stuhl auf, „Ich glaube dir, immerhin bist du ja mein bester Freund und ich glaube nicht, dass du mich belügen würdest.“

„Danke, Kumpel“, entgegnete er ihm und sah ihm nach, „Was hast du jetzt vor?“

„Zu Hime gehen und ihr sagen, dass ihre Freundin nur Lügen erzählt“, erklärte er ihm und machte sich Richtung Tür auf, „Wir müssen das alles aus der Welt schaffen, bevor es die Runde macht.“

„Du hast Recht, ich will nicht, dass mein Ruf wegen so einem Schwachsinn zu Schaden kommt“, stimmte er ihm zu und griff wieder zu seiner Zigarettenschachtel.

„Ryan, pack die Zigaretten weg“, ermahnte Shunichi seinen Freund und sah ihn mit scharfem Blick an.

„Das ist noch immer mein Leben, Mum …“, bemerkte der Weißhaarige, gehorchte aber dem Befehl des Jungen.

„Irgendwann wirst du sicher deswegen krank.“

„Ich weiß“, winkte er nur ab, da er die Geschichte schon tausend Mal gehört hatte, „Zisch endlich ab.“

„Tschau, wir sehen uns“, verabschiedete er sich endlich und verließ den Raum.
 

Irgendwie bin ich überhaupt nicht zufrieden mit dem Kapi, aber ich hatte keine Lust alles umzuschreiben =S

Vor allem das Gespräch zwischen Shunichi und Ryan hatte ich mir etwas besser vorgestellte …

Und Nayuta hat auch schon lange nichts von sich hören lassen …

Naja, was soll’s, dafür wird das nächste Kapi wieder besser ^^

Kiripurin

Alles hat seine Folgen

Die Schulglocke läutete und die meisten Schüler der Shoji-High verließen das Gebäude. Das erste Trimester neigte sich dem Ende zu und alle sahen schon mit voller Freunde den Ferien entgegen, auch wenn es heute wie aus Eimern regnete.

Hime war gerade ein paar Schritte aus dem Schulhaus gegangen und hatte ihren Schirm aufgespannt. Auf einmal wurde sie von irgendwem festgehalten und das Mädchen stoppte. Sie drehte sich um, um zu sehen, wer es war. Überrascht blickte sie in Ricos Gesicht.

„Hey“, meinte er und ließ ihren Arm los, „Kann ich kurz mit dir reden?“

„Sicher, was gibt’s?“, wollte sie wissen und setzte sich anschließend wieder in Bewegung.

„Warum gehst du nicht mit Alice?“, fragte er und tat es ihr gleich.

„Die hat doch heute Klassendienst“, entgegnete sie ihm und war etwas verwundert, dass er das nicht wusste.

„Aja … vergessen …“, bemerkte er nur knapp und senkte dabei seinen Blick.

„Und was ist mit Nayuta?“

„Irgendwelche Typen aus der 11. haben ihm seine Schuhe und seinen Regenschirm weggenommen, deswegen ist er gegangen, bevor es zum Regnen anfangen würde.“

„Ach so, der Arme …“, hatte sie Verständnis für ihn und griff nun auch mit ihrer zweiten Hand zum Griff des Schirmes, „Also, worüber wolltest du mit mir reden?“

„Alice erzählt dir doch alles, oder?“, versuchte er vorsichtig an die Sache heranzugehen und drehte etwas nervös seinen Schirm im Kreis.

„Ja … so ziemlich …“, antwortete sie ihm zaghaft, obwohl sie ihre Antwort gerade nicht mit voller Zuversicht unterstützen konnte, „Wieso fragst du?“

„Sie ist in letzter Zeit so komisch, hat sie dir gesagt warum?“

Das Mädchen blieb plötzlich stehen, woraufhin der Braunhaarige auch anhielt. Wusste Rico etwa von Ryan? Sie hatte Alice gar nicht gefragt, ob sie mit irgendwem darüber reden durfte, aber bei ihrem Bruder würde das schon nichts machen.

„Ja, sie hat es mir erzählt …“, meinte sie mit trauriger Stimme und blickte betrübt zu Boden, „Und du hast noch gar nichts unternommen?“

„Ich? Was soll ich denn tun?“, stellte er eine Gegenfrage und war etwas enttäuscht über ihre Reaktion, immerhin war er ja auch betroffen, „Glaubst du mich lässt das einfach kalt?“

„Eben nicht und deswegen habe ich mir ja gedacht, dass du wütend wirst und gleich zu ihm rennen willst, um ihn zu verprügeln oder so“, versuchte sie sich zu rechtfertigen und konnte es nicht fassen, dass er so gelassen blieb.

„Von was redest du gerade?“, forschte der Junge nach, dem endlich aufgefallen war, dass sie aneinander vorbeiredeten.

„Naja von Ryan, von was sonst?“, gab sie ihm ihrer Meinung nach die einzig logische Antwort und war nun sichtlich verwirrt.

„Ryan? Warum Ryan?“, verstand er nicht, doch kurz darauf verfinsterte sich seine Miene schlagartig, „Was hat er ihr angetan?“

„Ich hätte gedacht wir reden die ganze Zeit über ihn, warum sollte Alice sonst so seltsam drauf sein?“, wollte sie von ihm wissen, da sie das Missverständnis anscheinend noch immer nicht mit bekommen hatte.

„Hime, was hat er gemacht?“, fragte er nun noch einmal mit noch wütenderer Stimme, ohne ihr zu antworten.

„Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen darf …“, murmelte sie und versuchte seinem Blick auszuweichen, da sie es hasste seine hasserfüllten Augen zu sehen, „Alice war schon ziemlich fertig und sie hat gesagt, dass sie …“

„Sag schon!“, drängte er sie weiter, woraufhin sie den Griff ihres Schirmes noch fester drückte.

„Er … er hat sie belästigt, zwei Mal sogar und Alice hat jetzt immer Angst, wenn sie in seiner Nähe ist, dass er es wieder tun könnte …“, rückte sie endlich mit der Wahrheit raus, bereute es aber bereits kurz darauf.

„Dieses Schwein …“, kommentierte er nur ihre Aussage, setzte sich wieder in Bewegung und ging an ihr vorbei.

„Rico! Mach das nicht, reiß dich zusammen!“, versuchte sie ihn aufzuhalten und ergriff seinen Arm, der aber wenige Sekunden später ihre Hand wieder abschüttelte.

„Lass mich, jetzt hab ich noch einen Grund mehr diesem Idioten die Visage zu polieren!“, erklärte er ihr und ging dann weiter.

„Rico!“, schrie sie ihm hinterher, doch er ignorierte sie, ihr blieb also nichts anderes übrig, als ihm hinterherzulaufen.
 

Nayuta, der schon lange zu Hause war, befand sich gerade in seinem Wohnzimmer, um staubzusaugen. Schon seit Vormittag hatte er nichts anderes getan als sich um den Haushalt zu kümmern und das alleine, obwohl sein Bruder und sein Vater ebenfalls da waren.

Es war immer dasselbe mit den zweien. Sie hockten im Wohnzimmer und taten nichts Sinnvolles. Wenn der Junge sie darauf ansprach, hoben sie die nächstbeste Zeitung in die Höhe und meinten, dass sie eh schauten, was es für Jobs gab. Der Kleine kümmerte sich also immer um alles, aber wenn das so weiter gehen würde, müssten sie sich sicher bald ein neues Zuhause suchen, da das Haus zu kostspielig war.

„Ran, heb einmal denen Füße“, forderte er ihn auf, da er auch unter der Bank staubsaugen wollte.

„Ich glaub du hast etwas vergessen, Zwergiger“, entgegnete der ihm aber nur und sah ihn mit herablassendem Blick an.

„Wenn du willst, dass es unter deinen Füßen sauber ist, hebst du sie jetzt“, meinte er mit gereiztem Ton und deutete auf die angesprochene Stelle.

„Ich will das nicht, Zwergi, du willst das doch“, erklärte er ihm und blickte nun wieder in Richtung Fernseher.

„Schön“, beendete er das Gespräch und ging zur Steckdose, bei der das Gerät angesteckt war.

„Was machst du jetzt?“, verstand sein Bruder nicht und drehte sich zu ihm um.

„Was ist hier los?“, wollte sein Vater wissen, der gerade vom oberen Stock die Treppen heruntergelaufen kam.

„Er hört einfach auf staubzusaugen!“, klärte Ran den Mann auf und zeigte auf Nayuta, der bereites den herausgezogenen Stecker in der Hand hielt.

„Bist du schon fertig?“, fragte er und ging auf seinen jüngeren Sohn zu.

„Nein, aber Ran ist es sowieso egal wie es hier aussieht und dir auch, also wozu noch den Dreck wegräumen?“, entgegnete er ihm mutig und sah ihn ernst an.

„Mir ist es nicht egal und wir haben ausgemacht, dass du dafür zuständig bist, also halt dich auch daran“, widersprach ihm sein Vater, nahm ihm den Stecker aus der Hand und steckte ihn wieder an.

„Wir haben auch ausgemacht, dass ihr arbeiten geht und ihr haltet euch auch nicht daran!“, gab er laut zurück, was seine Familienmitglieder erstaunte, „Bevor ihr nicht vorweisen könnt, dass ihr eine Arbeit habt, mach ich auch nichts mehr!“

„Nayuta, wie redest du mit deinem Vater?“, konnte er nicht verstehen und war ziemlich wütend darüber, was er ihm alles vorwarf.

„So wie mit einem, der seit Mama tot ist, nichts mehr zu Stande bringt und sich nicht einmal anstrengt einen Job zu finden!“, brachte er es auf den Punkt und marschierte in sein Zimmer.

Wortlos sahen ihm die beiden hinterher, denn sie waren schockiert über die Ansage des Kleinen. Nach nicht einmal einer Minute kam der Braunhaarige dann wieder nach unten und verließ das Haus durch die Eingangstür.

„So ein Trottel, willst du …“, fing Ran seine Frage an, wurde aber von seinem Vater unterbrochen.

„Sei still!“, befahl er ihm, was er dann auch war, „Dreh den Fernseher ab und mach irgendetwas Sinnvolleres!“

Mit diesen Worten ging er in die Küche und schlug hinter sich die Tür zu. Der Mann nahm ein Bild in die Hand, das auf der Theke stand und setzte sich anschließend auf einen Stuhl. Er betrachtete das Foto und strich mit seinem Daumen sanft über das Abbild seiner Frau.

„Umeko …“, klagte er nur leise und stützte seinen Kopf mit einer Hand ab, „Wieso bist du nicht mehr da?“
 

Shunichi und Ryan, der wieder einmal eine Zigarette rauchte, waren gerade auf dem Weg zum Restaurant der Sanoofs. Sie waren noch nicht weit von der Schule entfernt, als der Weißhaarige sich umdrehte, da jemand seinen Namen gerufen hatte. Schon wurde er von einer Faust ins Gesicht geschlagen und fiel anschließend auf den Boden.

Shunichi stand nur fassungslos daneben und sah entsetzt zwischen seinem besten Freund, der seine Hand auf seine Lippe legte und Rico hin und her. Erst jetzt bemerkte er, dass Hime hinter dem Braunhaarigen stand und mit verzweifeltem Blick zu ihm aufsah.

Der Junge hatte noch gar nicht die Gelegenheit gehabt, ihr zu sagen, dass Alice nur Lügen erzählte. Als er mit ihr sprechen wollte, war sie nicht zu Hause gewesen. Jetzt war sie zwar da, aber es war besser, wenn sie das alleine besprechen würden.

„Sag mal hast du sie noch alle?“, wollte der Schwarzhaarige an Rico gewandt wissen und musste feststellen, dass um sie die Leuten stehen geblieben waren, um sich das Schauspiel anzusehen.

Die meisten von den Zuschauern waren Schüler, aber auch ein paar Lehrer betrachteten sie aus ein paar Meter Entfernung, anstatt einzugreifen. Logisch, sie hatten alle Angst selbst etwas abzubekommen.

„Wie kannst du es wagen Alice zu deinem Spaß auszunutzen?“, ignorierte er ihn aber und blickte den Betroffenen böse an.

„Das ist doch alles …“, wollte Shunichi widersprechen, doch sein Kumpel ließ ihn nicht ausreden.

„Lass ihn doch …“, meinte er, sich mit dem Handrücken das Blut von der Lippe weg wischend und stand auf, „Der Trottel würde das ja sowieso nicht checken.“

„Pass auf, was du sagst“, drohte er ihm, kam wieder auf ihn zu und packte ihm am Kragen seiner Jacke.

„Uh, jetzt hab ich aber Angst“, bemerkte er grinsend und blies ihm den Rauch der Zigarette ins Gesicht, „Na los, schlag mich doch, dann machst du deinem Ruf alle Ehre.“

Ryan wusste wirklich, wie man Leute provozierte, aber wie Shunichi fand, war das nicht gerade eine positive Eigenschaft. Selbst behielt er immer die Fassung und war durch fast nichts aus der Ruhe zu bringen. Vor allem bei Rico aber sollte er eher vorsichtig sein mit dem, was er sagte. Bei ihm wusste man nie, ob er sich jetzt im Griff hatte, oder nicht …

„Du hast Glück, dass hier so viele Leute sind“, entgegnete ihm der braunhaarige Junge flüsternd, dabei merkte man, das er Mühe damit hatte, nicht auszurasten.

Sein Griff wurde lockerer, bis er seinen Kontrahenten schließlich ganz losließ. Hime und ihr bester Freund waren erleichtert, als er sich dann umdrehte und sich die Sache somit für ihn erledigt hatte.

Doch niemand konnte ahnen, dass sich Ryan mit dem Verlauf der Dinge nicht zufrieden begab. Der Weißhaarige legte seine Hand auf die Schulter des Jungen, wand ihn zu sich herum und haute ihm nun ebenfalls eine rein.

„Glaubst du etwa, dass ich den Schlag einfach so auf mir setzten lasse?“, fragte er verächtlich und grinste triumphierend, während er seine Hand von dem Schlag ausschüttelte.

Der Angegriffene war nicht hin geflogen, sondern nur ein paar Meter nach hinten getaumelt. Es hatte seine Nase erwischt, die daraufhin zu bluten begann. Der Braunhaarige hob seinen Kopf und sah Ryan mit hasserfüllten Augen an, während er sich das Blut wegwischte.

Kurz darauf stürzte er sich auf seinen Widersacher, sodass der erneut zu Boden ging. Schnell setzte er sich auf ihn und schlug einfach auf ihn ein. Er wollte ihm sein dämliches Grinsen aus seinem Gesicht schlagen, er sollte wissen, was es hieß, sich mit Rico Yurioka anzulegen.

„Das ist für meine Schwester“, meinte er auf seinen Schlag bezogen und holte schon wieder zum nächsten aus, „Das ist für dein dämliches Grinsen und das ist dafür, dass du mir eine rein gehauen hast.“

Der weißhaarige Junge war zu überrascht, als das er die Schläge abwehren konnte. Er hielt sich einfach nur die Arme schützend vors Gesicht und versuchte sich zu befreien, aber ohne Chance.

„Hör auf, Rico!“, schrie Hime auffordernd und umklammerte ihn von hinten, „Das ist es nicht wert.“

„Rico, lass ihn in Ruhe!“, versuchte auch der Schwarzhaarige auf ihn einzureden, packte ihn von vorne an den Schultern und stemmte sich mit voller Kraft dagegen. Es war aber sinnlos, er wollte sich nicht von seinem Vorhaben abringen lassen.

„Hey! Was ist denn hier los?“, rief auf einmal Herr Takakaze, der angerannt kam und sich sofort zwischen die beiden drängte.

Mit vereinten Kräften schafften sie es Rico von seinem Opfer wegzubringen und festzuhalten. Nach einer Weile beruhigte er sich und schüttelte die ihn festhaltenden Hände genervt von sich ab. Er hatte dabei Ryan aber nicht aus den Augen gelassen, der sich den Kopf hielt und nicht einmal in der Lage war aufzusetzen.

„Was ist denn los mit euch?“, wollte der Lehrer von ihnen wissen und sah abwechselnd zwischen ihnen hin und her, „Seid ihr so blöd, dass ihr nur mit euren Fäusten sprechen könnt?“

„Herr Takakaze, das tut mir …“, fing Hime schon an sich für das Verhalten der Jungs zu entschuldigen, doch der Mann unterbrach sie.

„Ich will das nicht aus deinem Mund hören, Mädchen“, erklärte er und ging auf Ryan zu, um ihm aufzuhelfen, „Geh zur Schulärztin, Ryan, du siehst furchtbar aus.“

„Danke, das hört man gern“, entgegnete der ihm, als er wieder auf den Beinen stand und setzte sich mühsam in Bewegung.

„Geht weiter, hier gibt es nichts zu sehen“, meinte Herr Takakaze an die Menschen gerichtet, die sich das Spektakel angesehen hatten, „Falls so etwas noch einmal vorkommen sollte, was ich nicht hoffe, greift ihr ein anstatt so blöd zu glotzen.“

Als der Weißhaarige bei Rico vorbeiging, spuckte er vor ihm auf den Boden, doch er grinste ihn nicht an, sondern erwiderte nur seinen boshaften Blick. Diese Prügelei war völlig umsonst gewesen, der Braunhaarige hatte ihn für etwas zusammen geschlagen, das er noch nicht einmal getan hatte. Er hasste diesen Typen einfach, das wurde ihm mit jedem Tag mehr bewusst.

„Ryan!“, ermahnte ihn der Lehrer, der ihm nachging und seine Provokation mitbekommen hatte, „Hör auf, oder willst du, dass dein Gesicht noch mehr verunstaltet wird?“

Er erwiderte nichts darauf, sondern ging einfach nur weiter. Shunichi lief ihm ebenfalls hinterher, so wollte er seinen Kumpel nicht alleine lassen, wer wusste schon, was ihm einfiel … Herr Takakaze musste auch an Rico vorbei und blieb kurz bei ihm stehen.

„Am Anfang habe ich mir gedacht, dass ich mir selbst ein Bild von dir machen will, ich wollte nicht glauben, dass du wirklich so ein aggressiver Junge bist, wie alle sagen“, erklärte er ihm mit leiser Stimme und schien etwas enttäuscht zu sein, „Ich wollte dir noch eine Chance geben, aber derzeit neige ich eher dazu zu glauben, dass die ganzen Gerüchte wahr sind.“

„Da kann man nichts machen“, bemerkte der Junge nur desinteressiert und blickte abwesend zur Seite.

„Tja, anscheinend nicht …“, gab er nur zurück und ging weiter.
 

In der Zwischenzeit spazierte Nayuta mit Kirbymon durch den Park, der seit dem einen Digimon-Angriff noch immer nicht ganz der Alte war. Er war zwar nicht live dabei gewesen, aber im Fernsehen hatten sie genug darüber berichtet. Manchmal fragte er sich, ob es richtig war, dass er das Kämpfen abgelehnt hatte.

„Normalerweise rede ich nicht so mit meinem Vater und bei Ran traue ich mich auch nie etwas sagen …“, erzählte der Kleine mit traurige Stimme seinem Partner, der neben ihm herflog, „Ich weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist, man muss doch auf das hören, was die Eltern einem sagen …“

Der Braunhaarige drehte seinen Kopf zu dem Digimon, doch das entgegnete ihm nichts. Es kam ihm fast so vor, als ob er Selbstgespräche führen würde und das würden die Fremden, die an ihm vorbei gingen, auch so sehen, aber was machte das schon …

„Seit dem Mama tot ist, hat sich irgendwie alles verändert …“, meinte er und sah betrübt zu Boden, „Am Anfang war ja noch alles okay, Papa hatte einen Job, wir teilten uns die Arbeit im Haus auf … aber nach der Zeit begann er dann zu Trinken und irgendwie kommt es so rüber, als ob ihm alles egal wäre. Er wurde gefeuert und Ran hatte sowieso noch nie länger als eine Woche eine Job …“

Er blickte wieder zu Kirbymon hinüber, das aber wieder nur schwieg. Der Junge seufzte und war etwas deprimiert, dass er gerade einem Digimon, das nicht einmal sprechen konnte, seine Sorgen an den Hals warf …

„Papa wollte immer stark sein, in meiner Gegenwart hat er nie geweint, ich hab keine Ahnung, ob ihn Mamas Tod noch immer so belastet“, redete er einfach weiter und ignorierte das Schweigen seines Partners, „Vielleicht ist er nie wirklich damit fertig geworden und ist deswegen so wie er jetzt eben ist … Ich wollte ihm eine Hilfe sein und habe vorgeschlagen, dass ich mich um den Haushalt kümmere, damit er sich ganz auf seine Arbeit konzentrieren kann. Ich dachte, dass er irgendwann wieder so werden würde wie früher, wenn ich ihm nur genügend Zeit gebe, aber langsam glaube ich, dass ich umsonst warte …“

Nayuta versank ganz in Gedanken, doch plötzlich äußerte sich sein Digimon mit einem Gepiepse. Überrascht sah er auf, er hatte nicht erwartet, dass es etwas dazu zu sagen hatte.

„Was soll denn das jetzt heißen?“, wollte er wissen, woraufhin es wieder irgendetwas von sich gab und er gespannt zuhörte, „Vielleicht hast du ja Recht … Vermutlich muss ich Papa wirklich zeigen, dass das so keinen Sinn mehr hat, ich brauche mehr Mut und muss ihm sagen, wie wir das besser machen können, nur so kann ich ihm helfen …“

Das orangene Wesen entgegnete ihm wieder etwas, woraufhin ihm ein Lächeln über die Lippen huschte. Auch wenn es nicht viel mit ihm redete und wenn es noch immer ein bisschen Angst vor ihm zu haben schien, hörte es sich seine Sorgen an und versuchte ihm zu helfen. Der Junge hatte schon befürchtet, dass sie sich nicht mehr näher kommen würden, wenn sie nicht gemeinsam kämpften, aber zum Glück hatte er sich geirrt.
 

Rico riss die Tür zu ihrer Wohnung auf und stapfte wütend in den Vorraum. Die Purpurhaarige war ihm die ganze Zeit leise gefolgt und hatte nichts gesagt, wenn der Junge so drauf war, ging man ihm lieber aus dem Weg, aber sie wollte auf ihn aufpassen.

„Rico, was ist denn mit dir?“, fragte Alice, die noch nicht lange zu Hause sein durfte und sah ihrem Bruder verwirrt nach, „Hey, ich rede mit dir!“

Er ignorierte sie weiterhin und schmiss, nachdem er in sein Zimmer getreten war, hinter sich die Tür zu. Nachdem die Orangehaarige über ihren Bruder geflucht hatte, wandte sie sich ihrer besten Freundin zu.

„Er hatte doch eine blutige Nase, oder?“, wollte sie sich vergewissern und schien nicht sehr glücklich über ihre Entdeckung zu sein.

„Ja …“, bestätigte Hime ihre Vermutung und wich ihrem Blick aus.

„Warum? Was ist passiert?“, bohrte sie weiter nach und fragte sich, wieso das Mädchen wohl so komisch war.

„Er hat sich mit Ryan geprügelt“, antwortete sie ihr und ging an ihrer Freundin vorbei, weil sie nicht im Vorraum weiter reden wollte.

„Und wer hat angefangen?“, forschte sie nach und folgte ihr in die Küche.

„Rico, er war wütend“, erklärte sie ihr und machte eine kurze Pause, „weil ich ihm erzählt habe, dass Ryan dich belästigt hat …“

„Du hast es ihm erzählt?“, wiederholte sie noch einmal und wurde dabei etwas lauter, „Wieso? Ich hab dir doch gesagt, dass ich das alleine regeln will!“

„Ich dachte, dass er es weiß …“, redete sie sich heraus und setzte sich auf einen Sessel.

„Ja, weil ich auch meinem Bruder erzähle, was passiert ist, wenn auf der Hand liegt, dass er Ryan etwas antun würde!“, verstand sie nicht und stützte sich mit den Händen auf der Tischplatte ab.

„Hätte ja sein können, ich weiß ja nicht, über was ihr so sprecht …“

„Wie hat Ryan reagiert?“, erkundigte sie sich in normaler Lautstärke nach einer Weile des Schweigens, woraufhin Hime sie verwirrt ansah.

„Naja, das kannst du dir ja denken, er hat Rico provoziert und zurückgeschlagen.“

„Und er hat es gar nicht abgestritten?“

„Nein, der Mistkerl hat einfach nur gegrinst, er hatte überhaupt keine Schuldgefühle“, zog sie über ihn her und presste eine ihrer Hände zu einer Faust zusammen.

„Wenn wir jetzt über ihn herziehen, bringt sich das auch nichts“, meinte Alice und richte sich wieder auf.

„Wie kannst du nur so gelassen sein?“, konnte sie nicht verstehen und sah mit einem ersten und verständnislosen Blick zu ihrer Freundin auf, „Der Typ hat dich belästigt und wer weiß, wann er es wieder tut!“

„Ich bin nicht gelassen“, widersprach sie ihr und verschränkte dabei die Arme, „Ich regle das schon, allein, vertrau mir.“

„Aber …“, wollte sie schon wieder ein Gegenargument einbringen, ließ es dann aber doch bleiben, „Na gut, okay, aber wenn ich herausfinden sollte, dass er dich noch einmal anfasst, werde ich nicht mehr so tatenlos daneben stehen.“

„Danke, Hime“, meinte sie und lächelte sie kurz an.

Kurze Zeit später verließ die Besucherin die Wohnung. Sie hatte gemeint, dass sie noch etwas erledigen musste und war mit dieser Begründung gegangen. Alice machte sich dann auf den Weg zurück in die Küche und setzte sich auf einen Stuhl. Verzweifelt lehnte sie sich über den Tisch und schlug sich selbst ein paar Mal mit der Faust gegen den Kopf.

Das hatte sie doch alles nicht gewollte. Wie hätte sie denn ahnen können, dass das ganze so eskalieren würde? Wenn Hime Rico nicht alles erzählt hätte, hätte er Ryan auch nicht zusammen geschlagen und dann hätte Ryan auch nie mitbekommen, was für eine Geschichte sie sich ausgedacht hatte.

Was würde bei ihrem nächsten Aufeinandertreffen wohl passieren? Würde er sie wieder küssen, würde er nur reden wollen oder würde er ihr gar weh tun? Es war ihre eigene Schuld, dass es jetzt so weit gekommen war, das sah sie ja ein. Alles nur, weil sie nicht den Mut hat zu ihren Gefühlen zu stehen, was auch immer diese bedeuten mochten …
 

„Aua, sein Sie ein bisschen sanfter“, maulte Ryan und hielt sich seine Wange, auf die er so eben von der blonden Frau ein Pflaster geklebt bekommen hatte.

Der weißhaarige Junge saß auf einem Sessel im Krankenzimmer der Schule, da Herr Takakaze ihm befohlen hatte, die Schulärztin aufzusuchen. Eine Weile befand er sich jetzt schon hier, da diese Frau lange brauchte, um zu bestätigen, dass er eh keine schweren Schäden davon getragen hatte.

„Oh, tut mir Leid, beim nächsten Mal bin ich vorsichtiger“, entschuldigte sie sich und strich mit ihrem Handrücken sanft über seine Wange.

„Wie sind Sie eigentlich Schulärztin geworden?“, fragte er zweifelnd und beobachtet, wie sie mit einer Schere das nächste Pflaster herunter schnitt.

„Zweifelst du etwas an meinen Fähigkeiten?“, stellte sie eine Gegenfrage, woraufhin der Junge nachzudenken schien.

„Naja … schon irgendwie …“

„Ich habe Medizin studiert, ich habe alles was man braucht, um Schulärztin zu sein“, erklärte sie ihm, klebte etwas auf seine Augenbraue und setzte anschließend ein zuckersüßes Lächeln auf, „Und außerdem mögen mich die Schüler.“

„Kein Wunder“, entgegnete er nur, während er sie von oben bis unten musterte, „So wie Sie aussehen.“

„Aber die meisten, die herkommen, sind immer dieselben“, ignorierte sie seine Aussagen und sah gedankenverloren zur Decke hinauf, „Und es war noch nie ein Junge dabei, der mir so richtig gefallen wollte.“

„Ist auch gut so“, meinte er nur, kramte in seiner Hosentasche herum und holte eine Zigarettenschachtel heraus, „Ich bezweifle, dass sie hier eingestellt wurden, um etwas mit einem Schüler anzufangen.“

„Da stimm ich dir zu“, gab sie ihm Recht, kam ihm mit ihrem Gesicht ganz nahe und flüsterte ihm ins Ohr, „Aber bei dir würde ich eine Ausnahme machen.“

„Ich fühle mich geehrt“, gab er zurück und folgte ihr mit seinen Augen, da sie sich wieder von ihm entfernt hatte, „So etwas von einer so hübschen Frau zu hören.“

„Die Zigaretten kannst du gleich wieder wegpacken“, ermahnte sie ihn, lächelte dabei aber freundlich, „Immerhin befinden wir uns hier noch immer in der Schule.“

„Jaja, schon klar …“, entgegnete er ihr etwas enttäuscht und steckte das Packerl wieder zurück.

„Wieso hast du dich überhaupt geprügelt?“, forschte sie nach und setzte sich auf einen Stuhl, der gegenüber von dem Weißhaarigen stand, „Du siehst nicht so aus, wie jemand, der das gerne macht.“

„Finden Sie, ja?“, war er etwas überrascht, da er das zum ersten Mal hörte, „Naja, wissen Sie … Der Typ hat angefangen und ich lass mich doch nicht einfach so zusammen schlagen, ohne mich zu wehren.“

„Verständlich“, konnte sie sein Benehmen nachvollziehen und nahm ihre Brille ab, die nun von ihrem Hals herunter hing, „Und wieso hat er dich angegriffen?“

„Wir verstehen uns nicht wirklich und außerdem lag ein Missverständnis vor.“

„Oh, naja dann, ich hoffe, dass du dieses Missverständnis möglichst schnell aus der Welt schaffen kannst“, erklärte sie und streckte ihm die Hand entgegen, „So, du bist fertig behandelt, ich hoffe du beehrst mich bald wieder.“

„Sie hoffen, dass ich bald wieder komme?“, wiederholte er noch einmal und sah sie mit runzliger Stirn an, „Das hört man ja gerne von einer Ärztin.“

Die junge Frau entgegnete nichts darauf, sie lächelte ihn nur an. Ryan ergriff dann ihre Hand und verabschiedete sich ebenfalls. Er mochte diese Frau irgendwie, sie waren genau auf derselben Wellenlänge. Vielleicht würde er wirklich bald wieder vorbei schauen.

Als er bei der Tür herausgetreten war, kramte er wieder in seiner Hosentasche herum. Diesmal holte er aber nicht sein Zigarettenpackerl heraus, sonder sein Handy. Kurz blieb er stehen, um eine SMS zu schreiben, steckte das Gerät dann aber wieder ein und ging dann den langen Gang entlang.

„Manchmal findet man doch noch Menschen, mit denen man sich auf Anhieb verbunden fühlt …“
 

Kurz darauf tauchte Tankmon in der Nähe des Bahnhofes auf. Alice, Hime und Rico zogen los, um das Digimon zu bekämpfen, auch wenn gerade niemand von ihnen Lust dazu hatte. Da das feindliche Wesen wieder einmal nur auf dem Champion-Level war, hatten die drei leichtes Spiel und ihre Arbeit schnell erledigt.

„Wo wohl die ganzen Ultra-Digimon abgeblieben sind …“, fragte sich Hime, als plötzlich eine weibliche Stimme aus ein paar Meter Entfernung ertönte.

„Rico!“, schrie Honoka vergnügt, die sich ihm mit Anlauf um den Hals warf, „Das hast du toll gemacht!“

„Und was ist mit mir?“, fragte Acimon, da ihm keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde, beleidigt, wurde aber ignoriert.

„Was will die den hier?“, wollte die Orangehaarige wissen und sah mit abwertendem Blick zu der Angesprochenen hinüber.

„Was willst du schon wieder?“, wollte Rico von dem Mädchen wissen und schien auch nicht sehr begeistert von ihrer Anwesenheit zu sein.

„Du könntest dich schon ein bisschen mehr freuen mich zu sehen“, war sie etwas beleidigt, setzte dann aber mit einer Antwort auf seine Frage fort, „Ich wollte dich abholen.“

„Abholen?“, wiederholte der Junge noch einmal, da er sich noch immer nicht wirklich auskannte.

„Ja, abholen“, bestätigte sie und grinste ihn an, „Wir haben heute ein Date.“
 

Frau Birnbaum hatte ihren ersten richtigen Auftritt!

Ich hoff, dass ich sie noch öfters einbauen kann, ich mag sie irgendwie ^^

Außerdem steh ich voll drauf, wenn sich Rico und Ryan prügeln, auch wenn die Szene vielleicht ein bisschen besser geschrieben sein könnte.

Beim nächsten Kapi (bzw bei den nächsten Kapis) hab ich eine Überraschung für euch, ich hoff, sie wird euch gefallen =)

Kiripurin

Ryan hat Gefühle?

Ich trat aus dem Schulgebäude und schloss die Tür hinter mir. Bevor ich weiter ging, seufzte ich einmal, da mir bewusst geworden war, in was für einer Lage ich mich gerade befand. Ich wurde verprügelt und ausnahmsweise konnte ich gar nichts dafür. Ich sollte schauen, dass sich diese Lügengeschichte nicht noch weiter ausbreitete, nicht dass noch irgendein Typ es für nötig empfand, mein Gesicht zu verunstalten. Naja, irgendetwas würde mir ja schon einfallen, aber jetzt brauchte ich einmal eine Zigarette.

Ich setzte meinen Weg fort und ging die paar Stiegen hinunter, während ich meine Zigarettenschachtel herausholte und anschließend mein Feuerzeug suchte. Nachdem ich alles gefunden hatte und ich endlich rauchen konnte, richtete ich meinen Blick wieder gerade aus und entdeckte Shunichi, der auf einer Bank saß, mich aber noch nicht bemerkt hatte.

„Hey, Alter“, begrüßte ich ihn, woraufhin er seinen Kopf hob, „Was machst du noch hier?“

„Auf dich warten, du brauchst ja einen Bodyguard, der dich beschützt, falls dich noch irgendein Typ verprügeln will“, erklärte er grinsend und stand auf, „Rico hat dich ja echt übel zugerichtet.“

„Ja, dieser Idiot, was denken denn jetzt die Mädels von mir …“, machte ich mir Sorgen und fuhr über das Pflaster, das auf meiner Augenbraue klebte.

„Ich versteh noch immer nicht, warum du nicht die Wahrheit gesagt hast“, bemerkte er, woraufhin ich wieder seufzen musste.

„Glaubst du denn wirklich, er hätte mir geglaubt?“, wollte ich lachend von ihm wissen und blies den Rauch durch meine Lippen.

„Vielleicht Rico nicht, aber es waren ja noch andere da, zum Beispiel Hime.“

„Hast du nicht gesagt, du willst mit ihr reden?“, fragte ich ihn und sah ihn aus dem Augenwinkel aus an.

„Ja, aber als ich gestern versucht habe sie anzurufen, ist sie nicht ran gegangen …“, rechtfertigte er sich und sah betrübt zu Boden, „Und vor allem möchte ich das persönlich mit ihr besprechen.“

„Warum denn? Du musst ihr doch nur sagen, dass Alice sie angelogen hat, mehr nicht.“

„Das geht nicht einfach so … sie sind beste Freundinnen und wenn Hime erfährt, dass ihre beste Freundin sie angelogen hat, ist das sicher nicht leicht für sie“, erklärte er, ich fand es bemerkenswert, wie sehr er sich um dieses Mädchen sorgte, „Außerdem wird es schwer, dass alles glaubwürdig rüber zu bringen. Immerhin hat sie keine Beweise dafür, wer die Wahrheit sagt, sie wird sicher ihrer besten Freundin glauben, als einem Typen, der jeden Tag irgendwelche Mädchen abschleppt.“

„Süß wie du dir um sie Sorgen machst“, verarschte ich ihn, woraufhin er mich in die Schulter boxte, „Aber hey, du bist ihr bester Freund und dich kennt sie schon länger als Alice und sie weiß, dass du ihr nichts erzählen würdest, wenn du dir nicht sicher wärst, dass es wahr ist.“

„Ja, vielleicht hast du Recht …“, ließ er sich doch noch von mir überzeugen und holte sein Handy heraus, „Der Digimon-Kampf ist schon zu Ende. Ich werde sie jetzt anrufen und ihr sagen, dass sie zu mir kommen soll, weil ich mit ihr etwas Wichtiges besprechen muss.“

„Okay, dann werde ich mir einmal Alice vorknüpfen“, meinte ich, woraufhin Shunichi seinen Blick von seinem Handy abwandte und mich ernst ansah.

„Tue nichts unüberlegtes, denk dran, du sitzt am kürzeren Hebel“, warnte er mich und wählte anschließend Himes Nummer.

„Jaja, ich weiß schon, was ich tue“, winkte ich ab und verabschiedete mich von ihm.

Ich machte mich auf in Richtung Bahnhof, um sie auf dem Heimweg abzufangen. Ich hoffte zumindest, dass sie jetzt vorhatte nach Hause zu gehen, wenn nicht, hatte ich eben Pech gehabt.

Eigentlich wusste ich ja nicht wirklich, was ich tat. Es schien mir einfach eine gute Idee, sie einmal persönlich auf das Thema anzusprechen. Ich wollte den Grund, wieso sie gelogen hatte, aus ihrem Mund hören. Es bestand natürlich auch die Möglichkeit, dass sie mich anlügen würde und behaupten würde, dass sie gar nichts getan hätte und es allein meine Schuld war. Ob ich Erfolg haben würde, würde sich erst herausstelle, wenn das Gespräch beendet war.
 

Nachdem ich ein paar Minuten gegangen war, konnte ich Alice gegenüber von mir in ein paar Meter Entfernung bereits sehen. Naokimon war nicht bei ihr, das war gut und sie schien mich noch nicht wahrgenommen zu haben. Schnell bog ich in die nächste Seitengasse ein und versteckte mich hinter einer Mauer, um sie abzufangen, wenn sie vorbei gehen würde. Wenn sie mich gleich sehen würde, würde sie sofort kehrt mach, also musste es eben auf die harte Tour sein.

Eine Weile wartete ich ungeduldig. Dann sah ich endlich einen Fuß eines Menschen, der gerade dabei war, an mir vorbei zu gehen. Für das, das es wirklich Alice war, hatte ich noch keine Bestätigung, aber ich nahm es einmal an. Wenn sie es nicht wäre, könnte ich zwar meinen ganzen Plan über den Haufen schmeißen, weil sie dann wusste, dass ich mich hinter der Mauer versteckte, aber dieses Risiko musste ich eben eingehen.

Ich ergriff ihre Hand und zog sie zu mir in die Seitengasse. Ich drückte ihre Hände gegen die Mauer, damit sie nicht weglaufen konnte und als ich sie ansah, war es bestätigt, dass es das richtige Mädchen war. Mit erschrockenen Augen starrte sie in mein Gesicht und ich konnte spüren, dass sie Angst hatte. Kurze Zeit später, fing sie aber an sich zu wehren und versuchte ihre Hände zu befreien, was ihr aber nicht gelang.

„Ich will nur mit dir reden“, versuchte ich sie etwas zu beruhigen, was aber nicht gelang.

„Ich aber nicht mit dir“, war sie nicht damit einverstanden und wandte sofort ihren Blick von mir ab, „Lass mich los.“

„Nein, dann würdest du wegrennen und wie gesagt, ich will mich mit dir unterhalten“, erklärte ich ihr, doch sie zeigte noch immer nicht viel Interesse, „Ich hab ja wohl ein Recht dazu, immerhin bist du es, die Lügengeschichten verbreitet.“

„Ich weiß nicht, was du meinst“, blockte sie ab, hörte aber auf sich zu wehren.

„Doch, das weißt du sehr wohl“, widersprach ich ihr mit lauter Stimme, senkte sie aber wieder als ich weiter sprach, da ich es für unnötig empfand so laut zu sprechen, „Du erzählst herum, dass ich dich belästigt und angefasst habe, du stellst mich als Arsch da, dabei habe ich dich lediglich geküsst.“

„Du bist ein Arsch“, bemerkte sie mit harter Stimme und funkelte mich dabei böse an.

„Ja, da hast du wahrscheinlich Recht“, musste ich gestehen, kam dann aber zum eigentlichen Thema zurück, „Außerdem hast du es beim zweiten Mal einfach über dich ergehen lassen, du hast dich nicht gewehrt, dir hat es gefallen, das würde ich nicht als belästigen bezeichnen.“

„Es hat mir nicht gefallen“, besserte sie mich sofort aus, woraufhin ich ihr tief in die Augen sah.

„Ich verlange nur von dir, dass du mir ein paar Fragen beantwortest, dann lass ich dich gehen.“

Eine Weile sagte niemand etwas und als ich lange genug festgestellt hatte, dass sie nicht mehr probierte, sich von meinen Händen zu befreien, ließ ich sie langsam los. Sie schien überrascht darüber zu sein, nahm ihre Hände runter und rieb sich dann ihr Handgelenk. Natürlich versuchte sie sofort wegzulaufen, doch ich hielt sie an der Hand fest und zog sie wieder zurück.

„Hey, nicht wegrennen“, ermahnte ich sie und drückte ihre Hand fester, als ich eigentlich gewollt hatte.

„Aua, du tust mir weh!“, protestierte sie und versuchte meinen Griff mit ihrer freien zu lockern, „Ich lauf ja schon nicht weg …“

„Gut“, meinte ich nur und ließ wirklich los, woraufhin sie mich überrascht ansah, da sie das wahrscheinlich nicht erwartet hatte, „Also, warum erzählst du überall so einen Blödsinn herum? Dein aggressiver Bruder hat mich deswegen geschlagen, falls dir das entgangen sein sollte.“

„Nein, es ist mir nicht entgangen und ich finde es geschieht dir Recht“, antwortete sie zuerst auf den zweiten Teil meiner Aussage und schien wieder neuen Mut geschöpft zu haben, „Ich sag bloß die Wahrheit, du hast mich festgehalten, mich grob behandelt und mich gegen meinen Willen geküsst.“

„Ach ja und was ist mit dem anfassen? Ich hab dich geküsst, du hast es selbst gesagt, das fällt sicher noch nicht unter sexuelle Belästigung“, konterte ich, woraufhin sie wieder zu Boden sah.

„Das hab ich auch nicht gesagt, das hat irgendwer falsch verstanden“, redete sie sich heraus, was ich ihr aber nicht glaubte.

„Und das soll ich dir glauben?“, wollte ich von ihr wissen und beschloss dann auf ihre beste Freundin zurückzugreifen, „Ich will sie da zwar jetzt nicht mit hinein ziehen, aber anscheinend bleibt mir keine andere Wahl, um zu beweisen, dass du lügst: Hime hat Shunichi erzählt, was du ihr erzählt hast und er hat’s dann an mich weiter gegeben und ich glaube nicht, dass irgendwer einen Scheiß erzählen würde, die sind nämlich im Gegensatz zu dir, ehrliche Menschen.“

Wieder kehrte einen Augenblick Stille ein und ich wartete einfach ab, bis sie irgendetwas sagte, doch es kam nichts. Ich seufzte, da sie mir die Sache hier äußerst schwer machte, so schnell würde ich heute nicht mehr nach Hause kommen. Wie nervig …

„Weißt du wie ich mich gefühlt habe, als mein bester Freund mir vorwarf, dass ich meine Spielchen mit dir sein lassen soll? Sogar er hat es anfangs geglaubt, zum Glück hab ich ihn dann aber doch vom Gegenteil überzeugen können“, erzählte ich ihr, was alles vorgefallen war und ich konnte schwören gesehen zu haben, dass in ihre schlechtes Gewissen aufstieg.

„Ich wollte nicht, dass es jeder erfährt, ich hab Hime doch gesagt, dass sie es nicht weiter sagen soll …“ klagte sie mit trauriger Stimme und ich war froh, dass ihre Hülle erste Risse zeigte.

„Hime trifft gar keine Schuld. Wenn sie dir so etwas erzählt hätte, wärst du auch damit zu jemanden gegangen“, entgegnete ich ihr, woraufhin sie mit ihrer Hand ihren Oberarm ergriff, „Warum fängst du dann überhaupt damit an, wenn du nicht willst, dass es die Runde macht?“

„Ich … ich weiß es nicht“, stammelte sie herum und schien sich dabei sehr unwohl zu fühlen, „Ich konnte ihr einfach nicht die Wahrheit sagen, ich hatte Angst …“

„Angst vor was?“, drängte ich sie weiter, woraufhin sie einen kleinen Schritt zurück machte, „Ihr zu gestehen, dass es dir gefallen hat? Dir selbst einzugestehen, dass es dir gefallen hat?“

„Mir hat es nicht gefallen, das hab ich dir schon einmal gesagt!“, schrie sie mich an und schaffte es nun wieder mir in die Augen zu sehen, „Ich hasse dich, du bist der abstoßendste Mensch, den ich kenne! Wieso sollte mir es also gefallen, deine Lippen auf meinen zu spüren?“

„Und wieso hast du dich dann nicht gewehrt?“, verstand ich nicht, packte wieder ihre Hand und zog sie zu mir, sodass unsere Köpfe nur wenige Zentimeter von einander entfernt waren.

Ich sah sie eindringlich an, mit einem entschlossenen Blick, der in den nächsten Sekunden nicht von ihr abweichen würde. Alice wirkte verschreck, aber trotzdem schaute sie mich an, als wäre sie gefesselt von meinen Augen.

„Steh zu deinen Gefühlen, du Feigling“, forderte ich sie mit leiser Stimme auf, ließ aber einen scharfen Ton mit schweifen.

„Ich muss zu keinen Gefühlen stehen, da sind nämlich keine, außer die des Hasses“, entgegnete sie mir kleinlaut, nachdem sie sich wieder gefangen hatte.

„Soll ich dich noch einmal küssen, damit du es endlich einsiehst?“

Wieder schwieg sie und blieb einfach nur starr stehen. Ich führte meine Hand zu ihrem Hinterkopf und drückte sie an mich heran, sodass ich sie küssen konnte. Für kurze Zeit, dachte ich wirklich, dass sie es wie beim letzten Mal einfach über sich ergehen lassen würde, denn anfangs wehrte sie sich nicht, auch wenn sie sich problemlos von mir befreien könnte, doch dann löste sie sich von mir, schubst mich weg und ging ein paar Schritte rückwärts, bis sie an der Mauer anstand.

„Was bezweckst du damit?“, fragte sie mich mit wackeliger Stimme und blickte mich an, als ob sie gleich zu weinen anfangen würde, „Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?“

„Ich hab dir doch damals gesagt, dass ich mich dafür revanchieren will, weil du mir mein Leben gerettet hast und das habe ich getan“, erklärte ich ihr ruhig, um sie nicht noch mehr aus der Fassung zu bringen, „Du wolltest es nicht, also hab ich dich ja auch nach einer Weile gehen lassen, aber du warst danach so seltsam, dass ich dann beschlossen habe, dich noch einmal aufzusuchen. Ja … und dann ist eben etwas Seltsames passiert. Du hast dich nicht gewehrt und ich hab es so empfunden, dass es dir gefallen hat. Und ich lasse dich nicht in Ruhe, bist du dir eingestehst, dass du mich magst. Also sag es und gib zu dass du gelogen hast.“

„Ich weiß es ja nicht …“, jammerte sie bemitleidenswert und ich war sehr gespannt, was jetzt kommen würde, „Ich hasse mich dafür und ich kann nicht einmal in den Spiegel sehen, nur weil ich nicht weiß, was ich für dich empfinde. Du bist Schuld, dass ich nicht mehr weiß, was ich denken soll!“

Sie senke ihren Kopf, wahrscheinlich wollte sie sich vor mir nicht noch mehr Blöße geben. Wahrscheinlich wollte sie nicht, dass ich sah, dass sie weinte. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie sie sich gerade fühlte, Liebe … was war das schon? Ich war noch nie verliebt gewesen und ich hatte auch noch nie darüber nachgedacht, ob ich vielleicht für irgendjemanden mehr empfand als Freundschaft. Trotz allem tat sie mir leid und ich wusste noch nicht einmal wieso.

„Ich hab dich doch gerade geküsst“, meinte ich und trat wieder näher an sie heran, „Das kann doch nicht so schwer sein, was hast du gefühlt?“

„Deine Lippen waren … warm und ich hatte das Gefühl, also ob sich die ganze Wärme deines Körpers auf meinen übertragen würde“, erklärte sie mir mit wackeliger Stimme, woraufhin ich sie fragend anblickte, was sie aber nicht sah, da sie ihren Kopf noch immer gesenkt hielt, „Ich sträubte mich zwar dagegen, aber ich konnte nicht verhindern, dass sich mein Herz anfühlte, als würde es brennen. Es tat weh, aber irgendwie fühlte es sich auch gut an.“

Ich hörte ihr zu und wunderte mich dabei, was man alles bei einer kleinen Berührung empfinden konnte. Es war doch nur ein Kuss, warum hatte ich noch nie dasselbe gespürt wie sie? Musste man sich erst verlieben, damit sich so etwas gut anfühlte? Nein, das war totaler Blödsinn! Ich brauchte so etwas nicht, ich war bis jetzt auch sehr gut ohne ausgekommen.

„Hör auf zu weinen“, forderte ich sie auf, legte einen Arm um sie und drückte sie an mich, „Ich bin zwar der letzte, der über so etwas urteilen darf, aber fühlt sich das nicht so an, wenn man verliebt ist?“

Sie wehrte sich nicht und ließ die Umarmung einfach über sie ergehen. Ich drückte sie nur mit der Hand, die ich auf ihrer Schulter liegen hatte, an mich, die andere hatte ich in eine Hosentasche gesteckt.

Warum tat ich das eigentlich? Es war doch egal, wenn sie weinte. Viele Frauen hatten schon wegen mir geweint, aber die hatte ich nie getröstet. Was schwafelte ich da eigentlich von der Liebe? Ich hatte kein Recht darüber zu reden und außerdem waren wir vom Thema abgekommen.

Ich war hier, um sie zu überreden, die Lügengeschichte aufzuklären, nicht um ihr dabei zu helfen, herauszufinden, was sie für mich empfand. Ich sollte das jetzt beenden, bevor ich noch irgendwie sentimental wurde …

„Und? Wirst du Hime und Rico die Wahrheit sagen?“, fragte ich sie vorsichtig und streichelte sanft ihre Schulter.

„Es ist schon zu spät, um die Lüge rückgängig zu machen …“, antwortete sie nur und langsam ging mir diese Sache schon auf die Nerven.

„Besser zu spät als gar nicht“, entgegnete ich ihr, da ich das mal irgendwo aufgeschnappt hatte.

„Was denkt denn dann Hime von mir? Ich hab sie angelogen, meine beste Freundin“, klagte sie, woraufhin ich nur genervt die Augen verdrehte.

„Alice …“, fing ich an und überlegte mir eine gute Antwort, „Sag ihr einfach, dass es dir leid tut und sag ihr das, was du auch mir erzählt hast. Sie wird es schon verstehen.“

Ich entfernte vorsichtig meine Hand von ihrer Schulter und drückte sie langsam von mir weg. Als ich in ihr Gesicht sah, waren ihre Augen zwar noch leicht gerötet, aber sie hatte endlich aufgehört zu weinen. Ich strich ihr noch einmal sanft über ihre Wange und sie sah mich an, wie sie es noch nie getan hatte. Ich zog meine Hand weg und wandte meinen Blick ab, ich mochte es nicht, wenn man mich so ansah …

„Gut, also … wir sehen uns“, verabschiedete ich mich und drehte mich um, um zu gehen.“

„Hast du das ernst gemeint?“, fragte sie mich plötzlich, nachdem ich schon ein paar Schritte gegangen war.

„Was?“, wollte ich von ihr wissen und drehte nur meinen Kopf zur Seite, sodass ich sie aus dem Augenwinkel aus sehen konnte.

„Das was du mir gesagt hast“, antwortete sie mir zaghaft, wirkte aber dann als sie fortfuhr entschlossen, „In der Besenkammer und beim zweiten Mal, als du mich geküsst hast.“

„Ja“, meinte ich nur und setzte meinen Weg fort.

Ich biss mir auf die Unterlippe. Am liebsten würde ich jetzt zu ihr zurück rennen, um sie anzuschreien. Sie war eben doch nur ein dummes naives Mädchen …
 

Tja, wie ihr vielleicht bemerkt habt, ist das ein Kapi aus der Sicht von Ryan ^^

Ab jetzt wird jeder einzelne von den acht Digi-Rittern in einem Kapi mit euch seine Gedanken teilen und ich hoffe, dass ihr Spaß daran haben werdet =)

Eigentlich hatte ich geplant, dass die Sonderkapis kürzer werden, aber irgendwie hat es sich anders ergeben, ich finde aber trotzdem, dass sie sich alle ziemlich schnell lesen lassen =S

Ich habe mir viel Mühe gegeben und es war gar nicht so leicht, sich in jede Person hineinzuversetzen, aber Ryan ist mir eigentlich leicht von der Hand gegangen. Bin schon gespannt, auf eure Reaktion XP

Himes Vertrauen

Ich war gerade auf dem Weg zu Shunichi. Kurz nachdem wir das böse Digimon besiegt hatten, hatte er angerufen und mich zu ihm bestellt. Es hatte wichtig geklungen und er hatte gemeint, dass er das mit mir nicht am Telefon besprechen wollte, also beeilte ich mich.

„Hi, Hime“, begrüßte er mich, nachdem ich angeläutet und er die Tür geöffnet hatte, „Komm rein.“

„Hi“, meinte ich und ging seinem Vorschlag nach.

Ich sah mich kurz im Haus um. Sein Vater stand vorm Kühlschrank und seine Mutter saß im Wohnzimmer. Also ging es ihr gut, da war ich erleichtert. Also musste es irgendetwas anderes sein, über das er reden wollte …

„Hallo, Frau und Herr Hokirim“, begrüßte ich sie nur kurz, woraufhin sich beide zu mir umdrehten und mir winkten.

„Gehen wir rauf“, forderte Shunichi mich auf und wir gingen die Treppen hoch.

Ich dachte die ganze Zeit nach, was es wohl sein könnte. Wahrscheinlich wollte er mir nicht sagen, dass er sich von seiner Freundin getrennt hatte. Das wäre zwar schön, aber irgendwie kam das gerade nicht in Frage. Vielleicht hatte er ja schon mit Ryan geredet.

„Hast du eigentlich schon mit Ryan gesprochen?“, wollte ich von ihm wissen, als wir gerade in sein Zimmer traten.

„Ja“, antwortete er mir und machte die Tür hinter sich zu.

Er klang irgendwie besorgt und ich hatte das Gefühl, dass das, was er mir sagen würde, mir nicht gefallen würde. Ich setzte mich auf sein Bett und beobachtete ihn, wie er sich gegen die Mauer lehnte. Irgendetwas stimmte nicht, das sah man an seinem Blick.

„Und? Hat er es zugegeben?“, fragte ich einmal, da er anscheinend nicht weiter reden wollte.

„Deswegen wollte ich mit dir sprechen …“, musste er gestehen und verschränkte die Arme.

„Er hat es abgestritten?“, forschte ich mit entsetzter Stimme weiter nach und zog dabei die Augenbrauen hoch.

„Ja, aber ich will, dass du mir jetzt zuhörst und mir nicht dazwischen redest, bevor ich fertig bin, geht das?“, bat er mich und ich hatte schon die Ahnung, dass Ryan seine eigene Version daraus gemacht hatte.

„Okay“, stimmte ich aber trotzdem zu, da ich ihm vertraute.

„Also sagen wir einmal so: Ryan hat es nicht ganz abgestritten. Er hat gesagt, dass er sie zwar von sich aus zweimal geküsst hat und sie sich anfangs sehr gewehrt hat, aber dass Alice beim zweiten Mal auch ihren Teil dazu beizutragen hatte“, erklärte er mir und ich runzelte die Stirn, da das, was Shunichi mir erzählte, schon sehr von Alice‘ Geschichte abwich, „Außerdem hat er darauf bestanden, dass er sie nie angefasst, sondern lediglich geküsst hat.“

„Und du willst mir damit jetzt sagen, dass Alice mich angelogen hat, oder was?“, fragte ich nach und sah ihn ungläubig an.

„Ja, schon irgendwie …“, versuchte er es milde auszudrücken, was ihm aber meiner Meinung nach nicht wirklich gelang.

„Wieso sollte sich Alice so eine Geschichte ausdenken und mich anlügen?“, wollte ich von ihm wissen und war etwas empört darüber, dass er meiner besten Freundin so etwas unterstellte.

„Dasselbe könnte ich dich mit Ryan fragen“, erklärte er mir, blieb aber im Gegensatz zu mir ruhig, „Er ist mein bester Freund und ich glaube nicht, dass er mich anlügen würde.“

Ich wartete kurz, bevor ich etwas sagte. Irgendwie hatte er damit ja Recht, was aber noch lange nicht hieß, dass ich ihm glauben würde. Alice konnte sich die ganze Geschichte einfach nicht ausgedacht haben, welchen Grund hätte sie dafür?

„Würdest du ihm so etwas nicht zutrauen?“, fragte ich dann, woraufhin er seinen Blick senkte, „Er schleppt doch jeden Tag irgendein Mädchen ab, wieso also nicht Alice?“

„Du hast Recht, das tut er“, stimmte er mir zu und sah mich nun wieder an, „Aber er macht es nur, wenn es das Mädchen auch will, das hat er mir sogar versprochen.“

„Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich dir jetzt einfach so glaube!“, warf ich ihm vor und stand auf, da ich bereit war jeder Zeit zu gehen.

„Das tue ich auch nicht, ich verlange lediglich von dir, dass du noch einmal mit ihr redest“, besserte er mich aus und sah mich ernst an.

„Das werde ich nicht tun und weißt du auch warum? Weil ich weiß, dass sie die Wahrheit sagt!“, widersprach ich ihm, stürmte zur Tür und öffnete sie.

Ich zögerte einen Augenblick, bevor ich hinaus marschierte. Ich wollte ihm noch die Möglichkeit geben noch etwas zu sagen, aber es kam nichts. Also ging ich einfach und schmiss hinter mir die Tür zu. Schnell stapfte ich die Treppen hinunter und verabschiedete mich nur so nebenbei bei seinen Eltern. Irgendwie war es unhöflich, aber ich war gerade so wütend auf Shunichi, dass ich gerade mit niemanden reden wollte.
 

Ich ging nach Hause und beschloss in meinem Zimmer weiterzudenken. Dort angekommen ließ ich mich auf mein Bett fallen und blieb einfach so liegen, wie ich aufgekommen war.

Fikadamon hatte ich während meines Gespräches mit Shunichi in mein D-Maak gesperrt, hatte es aber jetzt herausgelassen. Nun lag es neben mir und schwieg. Ich war ihm dankbar dafür, dass es mich in Ruhe ließ, ich musste meine Gedanken ordnen und das ging am besten, wenn es still und ruhig in meinem Zimmer war.

Ich glaubte Shunichi nicht, nein, er log. Auch wenn er mein bester Freund war und ich ihn in verliebt war, musste ich ihm nicht alles abkaufen, was er mir erzählte. Ryan war so etwas zuzutrauen und daran hatte ich auch nicht gezweifelt, bis er mich vom Gegenteil überzeugen wollte.

Wie stand ich denn vor Alice da, wenn ich sie fragte, ob sie gelogen hatte? Eine beste Freundin hinterfragte doch so etwas nicht, eine beste Freundin glaubte einen. Sie würde wütend auf mich sein und das nur, weil Ryan Shunichi irgendetwas erzählt hatte und ich für möglich hielt, dass es war sein könnte.

Ich drehte meinen Kopf auf die Seite und mein Blick fiel auf die zwei Fotos, die auf meinem Nachtkästchen standen. Eines zeigte mich mit Shunichi und das andere mich mit Alice. Ich streckte meine Hand aus, zögerte aber kurz und überlegte, welches ich in die Hand nehmen sollte. Schnell ergriff ich eines und sah es noch einmal an. Stellte ich etwa mein Vertrauen zu dieser Person in Frage?

Schnell setzte ich mich auf und griff zu meinem Handy. Ich betätigte ein paar Knöpfe und drückte schlussendlich die Anruftaste. Ich würde sie fragen, wenn sie abhob, aber ich würde es nur einmal versuchen, dann würde ich es bleiben lassen.

Das erste Freizeichen ertönte. Ich schloss die Augen und betete, dass sich niemand an der anderen Leitung melden würde. Zwei, drei … Vielleicht hatte sie jetzt keine Zeit zu reden. Vier, fünf … Erleichterung überkam mich: Sie hob nicht ab, ich musste also nicht mit ihr reden. Sechs …

Ich nahm das Handy von meinem Ohr weg und atmete einmal tief ein und aus. Es war besser so, ich wollte ihr sowieso nichts unterstellen. Ich wusste zwar nicht, wie ich Shunichi jemals wieder unter die Augen treten konnte, aber ...

Ein Rascheln an der anderen Leitung riss mich aus den Gedanken. Vor lauter Erleichterung hatte ich vergessen abzudrücken. Alice hatte abgehoben.

„Hallo“, begrüßte sie mich, als ich das Gerät wieder langsam zu meinem Ohr führte.

„Hi, Alice, wie geht’s denn so?“, wollte ich mit einer übertriebenen Freundlichkeit und einem Lächeln im Gesicht von ihr wissen.

Ich zwang mich zu lächeln, auch wenn sie es nicht sah und ich sehr viel Mühe damit hatte. Ich hatte nicht gewollt, dass sie abhob und jetzt redete ich mit ihr … Wieso hatte ich sie dann überhaupt angerufen? Welcher Menschen rief jemanden an, wenn er nicht wollte, dass er abhob? Gott verfluche diese Erfindung …

„Gut, danke und dir?“, gab sie die Frage zurück, während ich das Foto, das ich bis jetzt noch immer in der Hand gehalten hatte vor Nervosität fast umknickte.

„Super, mir ging’s noch nie besser“, scherzte ich, obwohl mir eigentlich gerade überhaupt nicht danach zumute war.

„Sicher? Du klingst so komisch.“

Ich war zwar im Grunde ein fröhlicher Mensch, aber das war sogar für mich zu übertrieben. Kein Wunder, dass Alice das sofort bemerkte. Es fiel mir immer ziemlich schwer meine wahren Gefühle zu überspielen, ich sollte echt darüber nachdenken Schauspielunterricht zu nehmen.

„Naja, weißt du, eigentlich …“, fing ich an wieder mit dieser unerträglichen Stimme zu erklären, machte dann aber eine kurze Pause und fuhr in normalen ersten Ton fort, „Bist du zu Hause, Alice?“

„Ja, willst du vorbei kommen?“, fragte sie mich und ersparte mir somit eine Frage.

„Ja, wenn es keine Umstände bereitet“, meinte ich und hoffte noch immer, dass sie sagen würde, dass sie keine Zeit hatte.

„Nein, nein, komm ruhig“, stimmte sie aber zu woraufhin ich deprimiert den Kopf hängen ließ.

„Na gut, also bis dann.“

„Ja, tschau“, verabschiedete sie sich von mir und legte kurz darauf auf.

Ich seufzte und legte mein Handy wieder auf mein Nachtkästchen. Anschließend ließ ich mich wieder zurück auf mein Bett fallen und drehte meinen Kopf zu Fikadamon.

„Wünsch mir Glück“, bat ich es und sah es verzweifelt an.

„Du schaffst das, Hime“, sprach es mir gut zu und lächelte mich an, „Ihr seid beste Freundinnen, sie wird Verständnis für dein Verhalten zeigen.“

„Danke“, meinte ich und streichelte sanft sein Gesicht.

Dann drehte ich mich wieder auf die andere Seite und stellte das Foto von Shunichi und mir wieder auf seinen rechtmäßigen Platz zurück. Er hatte mir bis jetzt immer die Wahrheit gesagt und wenn er meinte, dass Ryans Geschichte nicht erfunden war, musste etwas dran sein.
 

Kurze Zeit später ging ich schon die Treppen zu Alice‘ Wohnung nach oben. Ich hasste es den Aufzug zu nehmen. Entweder man wartete immer eine Ewigkeit, oder er blieb dann irgendwo stecken. Außerdem hatte ich so genügend Zeit mir noch einmal alles durch den Kopf gehen zu lassen. Ich wollte sie ja nicht gleich beschuldigen, dass sie gelogen hatte, ich fragte sie nur danach und wenn sie es sofort abstreiten würde, glaubte ich ihr das auch. Nur ein Frage, mehr wollte ich nicht von ihr …

Als ich dann oben bei der richtigen Tür ankam, läutete ich an und meine beste Freundin machte mir auf. Wir gingen in ihr Zimmer, während sie mir erklärte, dass niemand außer ihr zu Hause war. Ich war erleichtert darüber, Alice würde sicher laut werden und ich wollte nicht, dass das irgendwer mit anhörte.

„Wolltest du dich einfach so mit mir treffen?“, fragte sie mich und platzierte sich auf ihren Schreibtischsessel.

„Nein, ich wollte mit dir über etwas reden“, erklärte ich ihr und nahm auf dem Bett Platz.

„Worum geht’s?“, forschte sie weiter nach und schien keine Ahnung zu haben, was ich von ihr wollte, das war ja schon einmal ein gutes Zeichen.

„Es geht um Ryan, oder besser gesagt um das, was du mir über ihn erzählt hast“, meinte ich mit ruhiger Stimme und betete schon innerlich, dass sie es abstreiten würde.

„Ich hab dir doch gesagt, dass ich das alleine regeln will“, erinnerte sie mich noch einmal daran und lächelte mich an, wirkte aber etwas nervös.

„Ja, aber darum geht’s nicht …“, entgegnete ich ihr und biss mir auf die Unterlippe.

Jetzt oder nie, ich musste mich nur trauen, es ihr zu sagen. Was war denn schon dabei? Es war doch nur eine Frage, mehr nicht. Außerdem stimmte es sowieso nicht … aber wenn ich das wirklich glaubte, warum hatte ich dann solche Angst sie zu Fragen?

„Ich hab Shunichi das alles erzählt, weil ich dachte, dass er auch ein Recht darauf hat, es zu erfahren, immerhin ist er Ryans bester Freund“, erzählte ich weiter, woraufhin sich ihre Augen leicht weiteten.

„Ich hab dir doch gesagt, dass du es niemanden erzählen sollst und trotzdem machst du es. Zuerst Rico und dann Shunichi“, warf sie mir vor, nachdem sie sich wieder gefangen hatte und wirkte nun ziemlich wütend.

„Er hat mit ihm geredet und mir dann erzählt, dass Ryan gesagt hat, dass er dich nie angegrapscht, sondern lediglich geküsst hat“, machte ich weiter und ignorierte ihre Aussage, „Außerdem meinte er, dass du dich beim zweiten Mal nicht gewehrt hast. Ich will jetzt nur eines wissen: Hast du mich angelogen?“

Alice sagte nichts und senkte einfach nur ihren Kopf. Das war schon Beweis genug für mich, dass sie mir eine Lüge aufgetischt hatte. Aber wieso? Es war einfach unbegreiflich für mich, dass sie mir nicht gleich die Wahrheit gesagt hatte. Und ich hatte noch solche Bedenken, sie danach zu fragen …

„Ja, ich hab dich angelogen“, gab sie es zu, sah aber noch immer zu Boden, „Es tut mir Leid, Hime. Ich wollte es dir sagen …“

„Ja? Wann denn?“, reagierte ich etwas gereizt und wurde dabei lauter.

„Heute irgendwann …“, versuchte sie sich herauszureden, doch das reichte mir nicht als Entschuldigung.

„Warum lügst du mich überhaupt an, wenn du es mir sowieso sagen wolltest?“

„Weil ich Angst hatte, mir selbst einzugestehen, dass es mir gefallen hat!“, verteidigte sie sich und ich setzte etwas überrascht die Stirn in Falten, „Es hat mir gefallen, als er mich geküsst hat! In meinem Kopf setzte ich mich zwar immer dagegen, aber mein Körper hat sich zu ihm hingezogen gefühlt, deswegen konnte ich mich nicht wehren! Er war ganz anders als sonst immer. Ich brauchte Zeit, um mir das selbst einzugestehen, deswegen konnte ich es dir nicht sagen!“

„Aber du hasst ihn doch …“, war das einzige, was mir gerade einfiel, da ich ziemlich überrascht über ihr Geständnis war.

„Ja, das dachte ich auch, aber wenn du mich lässt, würde ich dir gerne erzählen, was vorgefallen ist, kurz bevor du mich angerufen hast“, meinte sie nun wieder in normaler Lautstärke und sah mich dabei entschlossen an.

„Okay, dann erzähl mal“, stimmte ich zu und hörte mir daraufhin ihre Geschichte an.

„Nach dem Digimon-Kampf habe ich mich auf den Heimweg gemacht und da hat er mich abgefangen. Anfangs wollte ich nicht mit ihm reden und er hat mich gefragt, warum ich so einen Schwachsinn in die Welt setze. Ich hab es abgestritten, aber dann hat er mit die Augen geöffnet“, erklärte sie mir ausführlich und ich hörte ihr zu, ohne sie zu unterbrechen, „Er hat gesagt, dass ich zu meinen Gefühlen stehen soll, aber ich meinte nur, dass ich nicht genau weiß, was ich für ihn empfinde, oder ob ich überhaupt etwas für ihn empfinde. Dann hat er mich noch einmal geküsst, damit ich einen eindeutigen Gedanken fassen konnte …“

„Und? Hat es sich was gebracht?“, wollte ich von ihr wissen, wobei ich merkte, wie schwer es für sie war, mir das alles zu erzählen.

„Ja …“, antwortete sie mir knapp und sah etwas beschämt zu Boden, „Es hat sich gut angefühlt, seine Lippen auf meinen zu spüren und das habe ich ihm auch gesagt. Dann hat er mich gebeten, dir und Rico die Wahrheit zu sagen und das hatte ich auch vor, aber du bist mir zuvor gekommen.“

„Und du hast das alles nur gemacht, weil du dir nicht sicher warst, ob du etwas für Ryan empfindest?“, fasste ich alles zusammen, woraufhin sie wieder eine Weile brauchte, bis sie mir etwas entgegnete.

„Ich habe Angst davor“, erklärte sie mir weiter und ich merkte, wie ihr langsam die Tränen in die Augen stiegen, „Ich habe Angst, dass ich Gefühle für Ryan habe. Ich war immer der Annahme, dass ich ihn hasse, aber seit er mich das erste Mal geküsst hat, zieht sich in mir alles zusammen, wenn ich ihn sehe. Ich will ihn nicht mögen, Hime! Ich will das nicht, warum kann ich ihn nicht einfach hassen?“

Ich sah ihr mitleidig in ihrer geröteten Augen und überlegte mir, was ich sagen konnte, um sie wenigstens ein bisschen aufzumuntern. Ich hatte auch am Anfang gegen meine Gefühle für Shunichi angekämpft und hatte es dann bleiben lassen, aber das war etwas ganz was anderes. Alice hatte Ryan wirklich immer verabscheut, aber vielleicht war das auch nur, weil sie ihn gar nicht näher gekannt hatte.

„Glaubst du, dass er dich auch mag?“, fragte ich sie dann und sah sie ernst an.

„Nachdem was er mir heute gesagt hat, schon“, musste sie mir gestehen, war aber nicht in der Lage, mir dabei in die Augen zu sehen, „Sicher bin ich mir nichts, aber warum sonst, hätte er mich nicht in Ruhe gelassen?“

„Ich hab Verständnis für dich“, teilte ich ihr dann schlussendlich mit, woraufhin sich ein angestrengtes Lächeln über Alice‘ Gesicht zog, „Aber trotzdem kannst du mich nicht einfach anlügen, ich bin da, damit du dir über solche Sachen nicht alleine den Kopf zerbrechen musst.“

„Danke, Hime“, kommentierte sie meine Aussage und wischte sich mit ihrem Handrücken über die Augen, um die Tränen wegzubekommen.

Ich blieb noch eine Weile bei ihr und wir sahen uns einen Film an. Das Thema war jetzt für mich erledigt. Wir redeten nicht viel mit einander, aber das würde sich im Laufe der Zeit wieder einrenken. Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, dass Ryan Alice wirklich mochte, auch wenn das gemein klang. Es sah ihm einfach nicht ähnlich, plötzlich so offen über seine Gefühle zu reden, aber vielleicht kannte ich ihn auch nur zu wenig, um das beurteilen zu können.

Ich musste mich auf jeden Fall bei Shunichi entschuldigen. Ich hatte ihm misstraut, obwohl er Recht hatte. Ich hatte ihn angeschnauzt, obwohl er mein bester Freund war. Ja, ich war nur seine beste Freundin, obwohl ich in ihn verliebt war. Ich hatte auch ein paar Probleme, oder?“
 

Puh, Hime war echt anstrengend zu schreiben, bis auf die Szene, wo sie überlegt, wem sie mehr vertraut, hab ich für alles ewig gebraucht …

Irgendwie finde ich, dass bei den Kapis viel zu viel geredet und viel zu wenig gedacht wird, aber wenn ich mehr Gedanken eingebracht hätte, wären die Kapis noch länger geworden und das wollte ich nicht =S

Die acht Kapis spielen alle an einem Nachmittag eines Tages. Ich hoffe es verwirrt nicht allzu sehr, wenn manchmal Dinge gleichzeitig ablaufen aber erst später geschrieben werden. Ich hab aber versucht, es so anzuordnen, dass die Reihenfolge halbwegs einen Sinn ergibt =)

Naja, ihr werdet es ja eh noch sehen ^^

Kiripurin

Honoka und ihre Selbstbeherrschung

Endlich hatte ich es geschafft, ich hatte ein Date mit Rico! Zeitlich gesehen war es noch nicht so lange her, dass ich mich danach sehnte, aber mir hätte kein Tag zu früh sein können. Ich wusste zwar, dass er nicht mit mir ausging, weil er mich so sehr mochte, sondern weil er zu nett war, um abzulehnen und er mir ja noch etwas schuldig war, aber das machte nichts. Er war etwas Besonderes und deswegen durfte ich das hier auch nicht versauen und musste meine Sehnsüchte zurückhalten, um ihn nicht zu verschrecken! Auch wenn er gerade etwas deprimiert wirkte …

„Warum willst du eigentlich unbedingt mit mir ausgehen?“, fragte er, als wir gerade durch die Stadt gingen, woraufhin ich verwundert meinen Kopf zu ihm drehte, „Ich habe den wahrscheinlich schlechtesten Ruf an der ganzen Schule, prügle mich andauernd und sehe auch immer danach aus.“

„Weiß du, das ist mir eigentlich egal“, entgegnete ich ihm mit einem Lächeln und merkte, wie ein kleines bisschen Verwunderung über sein Gesicht huschte, „Ich mache mir nichts draus, was andere Leute sagen und bilde mir immer meine eigene Meinung, bevor ich über irgendetwas urteile. Wir sind ja leider nicht in derselben Klasse, aber dank den vielen Digimon-Kämpfen, die wir schon gemeinsam bestritten haben, habe ich dich endlich näher kennen lernen dürfen. Und außerdem weiß ich ja, dass du gar nicht so bist, wie alle denken.“

Danach kehrte Stille ein, was ich gar nicht gut fand. Ich schaute auf seinen Arm und hatte das dringende Bedürfnis, ihn zu umklammern, aber das durfte ich nicht. Ich hatte mir gesagt, dass ich mich zusammenreißen und zurückhalten musste, ich wollte ihn ja unter keinen Umständen vergraulen.

„Hast du das schon von Anfang an in Frage gestellt?“, wollte er dann wissen und blickte zu Boden, „Ich meine, die Geschichte mit Ashley …“

„Nein, leider …“, musste ich ihm gestehen und hasste mich selbst dafür, „Erst wie die Sache mit den Digimon angefangen hat, habe ich mir gedacht, dass du zu so etwas unmöglich in der Lage bist und habe eben nachgeforscht, tut mir Leid, jetzt bist du sicher enttäuscht.“

Stille. Schon wieder. Wie kam es, dass ich bei anderen immer losplapperte und mir bei ihm immer überlegte, was ich sagen sollte? Denk, nach Honoka, denk nach, was könntest du jetzt sagen?

„Hast du Hunger?“, riss er mich aus meinen Gedanken und deutete schräg nach rechts, „Da ist ein Kebab-Stand, willst du einen?“

Er lächelte. Er lächelte! Überwältigt davon, dass er von sich aus so etwas gefragt hatte, war ich unfähig ihm zu antworten. Ich brachte keinen Ton heraus und so blöd wie ich gerade schaute, musste er sich auch etwas denken.

„Ja, ich habe einen Mordshunger“, antwortete ich ihm endlich, nachdem ich mich gefangen hatte und umklammerte seinen Arm, „Gehen wir Kebab essen!“

Als ich realisierte, was ich gerade getan hatte, musste ich seufzen. Das mit dem Zurückhalten funktionierte noch nicht so gut, aber als ich zu ihm aufsah, sah er gar nicht genervt aus. Im Gegenteil, irgendwie wirkte er gar nicht mehr so deprimiert wie zuvor und er lächelte sogar ein bisschen.

Also gingen wir eben zum Stand und warteten, bis wir an die Reihe kamen. Ich konnte es nicht lassen, ihn die ganze Zeit anzustarren, während er gedankenverloren in der Gegend herum sah. Bald wurden wir gefragt, was wir bestellen wollten und jeder zahlte dann sein Essen selbst. Anschließend machten wir uns wieder auf den Weg durch die Stadt und aßen im gehen unsere Kebab.

„Wollen wir nachher ins Kino gehen?“, wollte ich von ihm wissen, nachdem wir bei einem Plakat für einen Film vorbeigegangen waren.

„Wenn du willst“, entgegnete er und machte einen Bissen, „Was willst du denn sehen?“

„‚Snow in the dark‘, ist das okay?“, fragte ich zur Sicherheit nach, da ich ihn ja auf keinen Fall zu etwas zwingen wollte.

„Ja“, meinte er knapp und wollte sich schon wieder seinem Essen widmen, doch dann drehte er seinen Kopf wieder zu mir und deutete mit seinem Finger schräg unter seine Lippe, „Du hast da Sauce kleben.“

„Weg?“, wollte ich von ihm wissen, nachdem ich mir mit dem Handrücken über die gezeigte Stelle gefahren war und blieb stehen.

„Nein, auf der anderen Seite“, antwortete er mir und tat es mir gleich.

Also tat ich das Ganze auf der anderen Seite und sah ihn dann mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er schüttelte leicht den Kopf und ich fuhr mir noch einmal mit den Fingern über die Stelle.

„Nein“, musste er mich wieder enttäuschen und hob eine Hand, um es selbst in Ordnung zu bringen.

Als er meine Wange berührte und mit seinem Daumen die Sauce wegwischte, fing mein Herz schnell zu pochen an. Eine seltsame Wärme durchströmte meinen Körper und ich hatte Angst, dass er vielleicht spüren könnte, wie aufgeregt ich gerade war. Nur eine Berührung in meinem Gesicht … mehr war es nicht und doch schlug mein Herz so schnell wie nie zuvor.

Er zog seine Hand wieder zurück und schleckte den Finger ab. Dann blickte er noch einmal zu mir und sah in mein überrumpeltes Gesicht.

„Ist was?“, fragte er, woraufhin ich leicht aufschrak und den Blick abwandte.

„Nein, alles okay …“, stotterte ich herum und ging wieder weiter.

Auf dem Weg zum Kino redeten wir nicht viel mit einander und aßen einfach weiter. Ich hatte gar nicht gewusst, dass ich so sehr in Rico verliebt war, dass eine bloße Berührung von ihm ausreichte, um so etwas in mir auszulösen. Das war vorher noch nie der Fall gewesen und irgendwie war ich glücklich darüber.
 

Im Kino saßen wir fast in der Mitte des Saals und waren somit von sehr vielen Leuten umgeben. Irgendwie hatte ich mir das alles etwas romantischer vorgestellt und dass der Film so blutrünstig war, hatte ich auch nicht gewusst. Ich hatte die ganze Zeit Angst, dass der Mörder wieder um die Ecke bog und den nächsten umbrachte.

Als ich zu Rico hinüber sah, saß der aber nur ganz gelassen auf seinem Sessel und griff hin und wieder in den Popkornkübel, den wir uns teilten. Da ich eh nicht unbedingt wissen wollte, wie die einzelnen Personen zerstückelt wurden, beobachtete ich ihn einfach und starrte auf seine Hand.

Ich hatte schon wieder das dringende Bedürfnis sie zu berühren, doch das durfte ich nicht, ich wollte mich ja zusammennehmen! Aber es könnte doch unabsichtlich passieren … nein, es wäre Absicht, auch wenn ich mir einreden würde, dass es keine Absicht war! Was dachte ich eigentlich schon wieder? Ich sollte mich eigentlich auf den Film konzentrieren …

Auf einmal drehte Rico den Kopf zu mir und als ich merkte, dass er mich ansah, sah ich ihn ebenfalls an.

„Tschuldigung“, meinte er und widmete sich wieder dem Film.

Oh nein, ich hatte es getan. Ich hatte zur selben Zeit in die Schüssel gegriffen wie er und dabei seine Hand berührt und er entschuldigte sich auch noch dafür! Eigentlich müsste ich mich ja dafür entschuldigen, immerhin war es ja irgendwie meine Absicht gewesen. Ich und meine Selbstbeherrschung, irgendwie funktionierte das nicht … Wenn er meine Gedanken lesen könnte, würde er mich auch als verrückt abstempeln.

Und so sahen wir eben weiter den Film. Außer das ich einmal aufschrie und gegen Ende das Popcorn umstieß gab es eigentlich nichts Erwähnenswertes das passiert war. Wir verließen den Saal, gingen aus dem Kino und machten uns auf den Heimweg.
 

„Und es stört dich wirklich nicht, mich noch nach Hause zu begleitet?“, fragte ich noch einmal nach, um nicht unhöflich zu erscheinen.

„Nein, hab ich doch gesagt“, antwortete er mir, ohne den Kopf zu mir zu drehen.

„Okay, na dann“, gab ich mich damit zufrieden und lächelte vor mich hin, „Der Film war ur gruselig, ich hab gar nicht gewusst, dass es in dem Film um so etwas geht.“

„Dann solltest du dich das nächste Mal vielleicht ein bisschen besser informieren“, riet er mir, klang dabei aber keineswegs unfreundlich oder abwertend.

„Ja, du hast Recht“, lachte ich, „Es war zwar nicht der beste Film, den ich je gesehen habe, aber schlecht war er auch nicht. Und wie fandest du ihn?“

„Er war eh ganz okay.“

Wenn das so weiter gehen würde, würde sich kein ordentliches Gespräch entwickeln … Normalerweise würde ich jetzt irgendetwas Sinnloses über den Film reden, was ich nicht verstanden oder was mir besonders Angst gemacht hatte, aber das konnte ich doch nicht tun, das kam doch nicht gut. Also musste ich eben auf Fragen bezüglich seines Lebens zurück greifen.

„Wohnst du eigentlich schon immer hier?“

„Nein, als wir klein waren, sind wir oft umgezogen, aber jetzt leben wir schon vier Jahre in der Wohnung, die du ja bereits von außen kennst“, erklärte er mir, woraufhin ich sofort ein schlechtes Gewissen bekam.

„Ja … tut mir Leid, das ich da so plötzlich vor deiner Tür stand“, entschuldigte ich mich, weil er damals ja richtig wütend gewesen war.

„Mach’s einfach nicht noch einmal“, meinte er mit neutraler Stimme, die mich ein wenig einschüchterte.

„Warum eigentlich nicht?“, wollte ich von ihm wissen, auch auf die Gefahr hin, mich dadurch unbeliebt zu machen.

Er schien überrascht über meine Frage zu sein und musste zuerst nachdenken, bevor er mir antwortete. Vielleicht hätte ich ihn doch nicht so etwas fragen sollen, ich musste ja immer alles wissen …

„Nicht einmal Nayuta ist oft bei mir“, erklärte er mir, was mich sehr freute, da ich schon befürchtet hatte, dass er meinte, dass mich das nichts anginge, „Ich bin’s einfach nicht gewohnt, dass Leute zu mir ins Haus wollen, hab ja nicht viele Freunde …“

„Und mehr ist es nicht?“, rutschte es mir so heraus, ich presste dann aber schnell die Lippen zusammen, um nicht noch weiter nachzubohren.

„Hör zu, ich rede nicht gerne darüber, lass uns über etwas anderes reden, ja?“, bat er und reagierte zu meiner Verwunderung gar nicht genervt.

„Ja, sicher“, stimmte ich ihm zu und fing einfach an, mich über mein Familienleben zu beschweren, „Also ich fühle mich oft eingeengt. Wir wohnen zu sechst in einem Haus, das noch dazu nicht sehr groß ist und wir leben schon seit ich denken kann dort. Hast du eigentlich Haustiere?“

„Nein, ist verboten …“, antwortete er mir nur knapp und wandte seinen Blick noch immer nicht vom Boden ab.

„Oh, wir haben eine Hausmaus, die ist eigentlich ziemlich bescheuert, weil sie alle Menschen außer Mama und meine Schwester beißt und sie ist riesig für das, dass sie eine Maus ist …“, erklärte ich ihm und sah unauffällig zu ihm auf die Seite, um zu sehen, ob er vielleicht jetzt irgendwelche Regungen zeigte, „Würdest du eines wollen?“

„Hm … weiß nicht, vielleicht schon, hab noch nie wirklich darüber nachgedacht“, gab er zurück, woraufhin ich einen leisen Seufzer nicht unterdrücken konnte.

Wer dachte nicht darüber nach, ob er gerne ein Haustier hätte? Naja, Rico … aber das war doch seltsam! Es konnte doch nicht so schwer sein, irgendetwas zu finden, für das sich dieser Junge begeisterte! Auf einmal fielen meine Blicke aber auf den rechts von uns liegenden Park.

„Wollen wir durch den Park gehen? Das ist fast derselbe Weg, wenn nicht noch ein bisschen kürzer“, schlug ich vor, woraufhin er mit einem Nicken antwortete.

Also gingen wir eben durch die Grünanlage, Schritt für Schritt, nebeneinander her. Es war schon Abend und die Sonne gerade am Untergehen. Der Himmel hatte schöne Farben, ob er wohl den Himmel mochte?

„Schau mal, was für schöne Farben der Himmel hat“, forderte ich ihn auf und zeigte mit dem Finger nach oben, „Ich mag Sonnenuntergänge.“

„Ja, du hast Recht“, meinte er und sah zum Himmel hinauf.

„Die Farben erinnern mich irgendwie an Orangen und Bananen.“

„Ja.“

„Findest du das auch?“

„Hm … vielleicht.“

Na gut, das hatte auch nicht wirklich funktioniert, dann musste ich mir eben etwas anderes überlegen. Wir waren schon bald bei mir zu Hause, also sollte ich mich einmal mit dem Denken beeilen! Nach einer Weile entdeckte ich Enten, die noch im See herum schwammen, vielleicht zeigte er ja daran Interesse.

„Dort schwimmen noch Enten im See, glaubst du, dass das ein Liebespärchen ist?“, fragte ich weiter, da ich noch lange nicht gewillt war aufzugeben.

„Nein, wohl eher nicht“, verneinte er aber meine Frage, als er sich die Tierchen angesehen hatte, „Siehst du das Gefieder?“

„Ja, die schauen sich ziemlich ähnlich“, entgegnete ich ihm und wäre vor lauter Schauen fast gestolpert.

„Beide haben kein buntes, also unauffälliges Gefieder, das heißt, dass die beiden Weibchen sind.“

„Ach so, danke für die Info“, bedankte ich mich und lächelte ihn an, „Das sollte man eigentlich wissen, oder?“

„Jetzt weißt du’s ja.“

„Jup, Theorie über Enten ist echt interessant.“

„Ziemlich.“

Ich kramte in meiner Tasche herum, um ein Taschentuch zu suchen und da ich ja die einzige war, die ein Gespräch anfing, war es eben derzeit still. Tollpatschig wie ich war, fiel mir die Packung aus der Hand und landete auf dem Boden. Ich beugte mich nach unten, um sie aufzuheben und Rico hatte anscheinend dieselbe Idee. Er hatte die Taschentücher zuerst in der Hand und ich berührte seine Hand, da ich das zu spät mitbekommen hatte.

Tja, nun hockelten wir da, unsere Köpfe waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und mein Herz schlug schon wieder so schnell, als wollte es aus meinem Körper springen. Ich starrte ihn an, als er noch seinen Kopf zu Boden gerichtet hatte und das einzige was ich dachte war, dass ich mich jetzt zusammenreißen musste. Ich musste meine Finger von ihm lassen, ich durfte ihn nicht küssen. Küss ihn nicht. Wehe du küsst ihn!

Rico hob seinen Kopf, streckte mir die Packung entgegen und meine schlimmste Befürchtung trat ein. Kaum hatte er mir eine Sekunde lang in die Augen gesehen, berührten unsere Lippen schon einander und ich schloss die Augen, um den kurzen Moment dieser Berührung zu genießen.

Doch schnell zog er seinen Kopf zurück und stand auf. Er taumelte nach hinten, konnte sich aber noch rechtzeitig fangen, bevor er umfiel und presste seinen Handrücken gegen seine Lippen. Ich erhob mich ebenfalls schnell und hielt mir die Hand vor den Mund. Was hatte ich nur getan?

„Es … es tut mir Leid, wirklich, das … das war nicht meine Absicht!“, stotterte ich herum und versuchte mich zu rechtfertigen, was aber Unsinn war, da das was ich getan hatte, völlig unentschuldbar und völlig bescheuert war.

„Ich … ich werd jetzt nach Haus gehen“, erklärte er und ihm schienen genau wie mir die Worte zu fehlen, „Du schaffst es sicher alleine nach Hause.“

„Rico, ich wollte das wirklich nicht!“, schrie ich ihm noch hinterher und streckte die Hand nach ihm aus, doch es würde nichts bringen, ihm hinterher zu rennen.

Ich trat mit dem Fuß gegen den Boden und wünschte, die armen Steine unter mir, wären mein Kopf. Wie konnte man nur so blöd sein? Alles war doch toll, bis zu dem Moment, als ich ihn geküsst hatte! Warum war ich nur nicht in der Lage, meine Gefühle und Sehnsüchte zu kontrollieren?

Als ich merkte, dass das gegen den Boden treten nichts half, suchte ich mir den nächstbesten Baum und schlug mein Knie dagegen. Natürlich war mir erst danach bewusst, dass das höllisch weh tat und hüpfte anschließend auf einem Bein herum, während ich mir mein verletztes Knie hielt.

Es hatte sich nicht einmal etwas gebracht, dass ich ihn geküsst hatte. Unsere Lippen hatten sich nicht einmal eine Sekunde berührt, also war ich nicht in der Lage gewesen etwas zu fühlen, der Moment war einfach zu kurz gewesen …

Wieso war ich nur so ein dummes Mädchen? Der Abend war doch so schön gewesen und ich Dummkopf musste wieder einmal alles ruinieren …
 

Es hat sehr Spaß gemacht, Honoka zu schreiben, einfach aus dem Grund, da sie viele sinnlose Gedanken hat und schlussendlich dann doch etwas ganz anderes tut.

Das Kapi ist mir also sehr leicht von der Hand gegangen und ich hoffe, dass man das auch merkt, wenn man es liest =)

Eigentlich geht ja von der Handlung her nicht sehr viel weiter, weil eben alles einfach nur genauer beschrieben ist, aber ich hoffe, das stört nicht zu sehr =S

Kiripurin

Yukikos Alltag

Voll konzentriert starrte ich auf den Fernseherbildschirm und beobachtete, wie der Gegner zu Boden ging. Ich lehnte mich auf meinem Sitz-Sack zurück und legte den Controller der Konsole auf den Boden neben mich. Auch wenn viele es mir nicht zutrauten und dachten, dass ich in meiner Freizeit immer irgendein Buch lesen würde, war ich verrückt nach Aktion-Spielen, sei es auf meinem GameBoy, der PlayStation oder auf der Wii.

Zugegeben, das war auch nicht gerade eine Beschäftigung mit der man angeben konnte, deswegen redete ich eigentlich auch nicht in der Schule darüber, aber meiner Meinung nach war das noch immer besser, als jedes Wochenende auf irgendeine Party zu gehen. Laut hatte ich das noch nie, außer vor Honoka und meiner Mutter, gesagt, ich hatte nämlich viel zu sehr Angst davor, was die anderen dann über mich sagen würde.

Ja, ich machte mir definitiv viel zu sehr daraus, was andere von mir hielten. Das war auch ein Grund, wieso ich nichts redete, weil ich immer Angst hatte, etwas Falsches zu sagen. Honoka war da ganz anders als ich, sie scherte sich einen Dreck um die Meinung anderer und machte einfach das, was ihr gefiel, deswegen bewunderte ich sie ja auch so.

Ich nahm den Controller wieder in die Hand und widmete mich dem nächsten Level. Ein Talent war ich nicht in solchen Spielen, sehr kompliziert durften sie nicht sein. Außerdem brauchte ich immer Ewigkeiten, bis ich eines ganz durchgespielt hatte. Honoka war da viel besser als ich, sie machte mich jedes Mal fertig, das war schon sehr deprimierend …

Plötzlich hörte ich meine Mutter meinen Namen rufen. Ich drückte auf „Pause“, erhob mich von meinem Sack und marschierte zur geschlossenen Tür. Nachdem ich sie aufgemacht hatte, streckte ich meinen Kopf hinaus und sah mich suchend in der Wohnung um, ob ich sie irgendwo sehen konnte.

„Ja?“, fragte ich, woraufhin meine Mama aus dem Badezimmer trat.

„Ich treff mich jetzt mit Karumi“, erklärte sie mir und ging auf mich zu, während sie gerade ihren Ohrring in ihr Ohrloch stach, „Das heißt du bist dann alleine zu Hause.“

Karumi war der neue Freund meiner Mutter. Sie kannte ihn seit einer Woche und schwärte mir seitdem jeden Tag vor, wie toll er nicht war. Ich hatte nichts gegen ihn, im Gegenteil, er war gutaussehend und lustig. Ob ich ihn akzeptierte oder nicht, war ein wichtiger Faktor, ob sie länger mit ihm zusammen blieb. Sie meinte immer, dass sie sich nie einen Mann nehmen würde, mit dem ich mich nicht verstand und dafür war ich ihr sehr dankbar.

„Okay, passt. Wann bist du ungefähr wieder zurück?“

„Ich weiß nicht, vielleicht komm ich heute auch gar nicht nach Hause“, entgegnete sie mir und grinste mich an.

„Na dann, also viel Spaß“, gab ich zurück, woraufhin sie sich ihre Handtasche schnappte und in ihre Schuhe schlüpfte, „Tschüss.“

„Tschau“, verabschiedete sie sich und verließ die Wohnung.

Jetzt war ich alleine, wieder einmal. Mir machte es nichts aus, alleine zu sein. Ich hatte es zwar auch gern, wenn Honoka bei mir war, aber richtig einsam war ich nie. Honoka war eigentlich meine einzige richtige Freundin. Sonst kannte ich vielleicht ein Mädchen, mit dem ich mich auch privat traf und das ziemlich selten. Aber ich brauchte eigentlich auch nicht mehr Freunde, das reichte vollkommen und jetzt kamen ja auch noch die ganzen Digi-Ritter dazu, zumindest hoffte ich das.

Mit Ryan und Alice würde ich mich nie anfreunden. Die beiden waren solche Personen, vor denen ich Achtung hatte, weil sie sich immer so cool gaben. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass sie mich nicht leiden konnten. Wer war ich denn schon? Ein schüchternes Mädchen, mit dem man so wenig wie möglich zu tun haben wollte.

Aber bei Hime und Shunichi war das etwas anderes. Sie redeten mit mir und nahmen mich war. Sie waren solche Menschen, die bei jedem gut ankamen. Wahrscheinlich lag das daran, dass sie fast keine schlechten Eigenschaften hatten, auf die Schnelle viel mir zum Beispiel nichts ein.

Rico war da wieder ein Thema für sich. Er ignorierte mich, aber trotzdem konnte ich mit ihm relativ normal reden. Ich mochte ihn, was wahrscheinlich auch daran lag, dass er ziemlich gutaussehend war. Bevor die Sache mit den Digimon angefangen hatte, hatte ich ein wenig Angst vor ihm gehabt, das musste ich zugeben, aber wenn man ihn nur ein bisschen näher kennen lernte, merkte man, dass er eigentlich ganz nett war.

Und dann war da noch Nayuta, den ich sehr mochte. Ich wusste nicht genau was es war, dass mich glücklich machte, wenn ich ihn sah. Vielleicht lag meine große Zuneigung zu ihm auch nur daran, dass er mir viel Aufmerksamkeit schenkte. Dass er nicht dasselbe für mich empfand wusste ich, aber trotzdem hielt mich das nicht davon ab, ständig von ihm zu träumen.

Ich ließ mich wieder auf meinen Sitz-Sack fallen und beschloss einfach weiter zu spielen. Dabei steckte ich Kopfhörer an mein Handy an, um Musik zu hören, mit Musik ging nämlich alles viel einfacher. Doch nach wenigen Minuten musste ich feststellen, dass die Kopfhörer ihren Geist aufgaben. Ich durchkramte einige Laden, doch nirgends waren Ersatz.

Dann musste ich wohl oder übel welche kaufen gehen. Morgen hatten wir Freistunde und außerdem benötigte ich auf dem Hinweg zur Schule immer Musik. Normalerweise würde ich jetzt Honoka anrufen, aber das war gerade nicht möglich. Sie hatte ein Date mit Rico, auch wenn ich noch immer nicht genau wusste, wie sie das angestellte hatte.

Also schnappte ich mir eine Tasche, schmiss mein Handy und mein Geldbörsl hinein, verließ die Wohnung und machte mich auf den Weg. Ich wohnte gar nicht weit von den Geschäften weg, das war ziemlich praktisch, wenn man schnell irgendetwas zu kaufen hatte.
 

Schon bald war ich in der richtigen Straße angelangt und hatte mit meinen Händen fest den Griff meiner Tasche umschlossen. Ich hasste es, alleine wo hin zu gehen und das lag nicht daran, dass ich Angst hatte, von irgendwelchen komischen Typen überfallen zu werden. Das war eher meine kleinste Sorge, immerhin würden mich solche Menschen ja gar nicht bemerken.

Nein, ich fühlte mich einfach unwohl. Ich kam mir immer so seltsam vor, wenn ich alleine ging. Außerdem starrte ich die ganze Zeit auf den Boden, die Leute die an mir vorbei kamen, dachten sich sicher, dass ich bescheuert wäre. Wenn ich versuchte, gerade aus zu schauen, funktionierte das vielleicht für ein paar Sekunden, aber länger hielt ich es nie aus.

Zum Glück war ich schnell beim Geschäft angelangt und trat ein. Sofort steuerte ich auf die Abteilung zu, wo ich das finden würde, was ich brauchte. Doch ich wurde langsamer, als ich plötzlich einen Jungen dort stehen sah, der mit mir in die Grundschule gegangen war. Sofort bog ich nach links ab, stellte mich vor das Regal mit den USB-Sticks und tat so, als ob ich etwas suchen würde.

Ich hatte Angst und ich wusste, dass das lächerlich war. Mir war nie wohl dabei, irgendwelchen Leuten, vor allem Jungs, die ich kannte, über den Weg zu laufen, weil sie mich immer ignorierten und das war absolut nicht gut für mein Selbstwertgefühl. Ich hasste es zwar, wenn die Aufmerksamkeit bei mir lag, aber ich konnte ja wenigstens erwarten, dass man mich wahr nahm und mich grüßte, oder?

Das war nämlich der springende Punkt. Irgendwie hielten es die Leute nie für nötig mich zu grüßen. Ich hatte keine Ahnung, warum. Vielleicht strahlte ich eine dunkle Aura aus, oder sie konnten mich einfach nicht leiden … ich wusste es nicht. Wenn einer den Grund kannte, würde ich ihn gerne erfahren.

Aber ich musste mir jetzt überlegen, was ich tun würde, schließlich konnte ich nicht ewig hier stehen bleiben. Eines von meinen Problemen war übrigens, dass ich zu viel nachdachte, bevor ich nur einen Finger rührte. Deswegen ging bei mir alles immer nur ziemlich langsam voran. Aber egal, zurück zum Thema.

Ich würde jetzt einfach noch einmal zum Kopfhörer-Regal gehen. Wenn der Junge aus der Grundschule, der übrigens Mishi hieß, noch dort stehen würde, würde ich ihn einfach grüßen. Das war so etwas wie eine Mutprobe für mich. Ich würde lieber Bungee-Jumping machen, ganz ehrlich. Wenn Mishi aber nicht mehr dort stehen würde, hatte ich schlicht und ergreifend Glück.

Also holte ich einmal tief Luft und machte mich wieder auf den Weg zu meinem eigentlichen Einkaufsziel. Ich stellte fest, dass der Junge gerade dabei war, in meine Richtung zu gehen. War ja klar, wäre ich nur ein paar Sekunden später los gegangen. Doch ich würde das jetzt durchziehen, ein einfaches „Hallo“ konnte ja nicht so schwer sein.

Wir kamen immer weiter auf einander zu und ich suchte Blickkontakt zu ihm. Ich hatte mir angewöhnt, nur Leute zu grüßen, die wenigstens einmal kurz den Kopf zu mir gedreht hatten, um sicher zu gehen, dass sie mich auch bemerkt hatten. Wenn sie das nämlich nicht taten und ich grüßte sie, kam nie etwas zurück. Bei Mishi hatte ich jetzt keinen Blickkontakt herstellen können, aber ich nahm mir vor, ihn trotzdem zu grüßen.

„Hallo“, meinte ich leise und kaum hörbar, als wir nur noch einen Meter von einander entfernt waren.

Ich blickte ihn so lange an, bis er an mir vorbei gegangen war. Er hatte keinen Ton gesagt, das war erniedrigend. Manchmal fragte ich mich, ob die Leute mich wirklich nicht sahen oder erkannten, oder ob sie mich absichtlich ignorierten. Ich tippte eher aufs zweite.

Es war ja eh immer das gleiche … Ich gab zu, dass ich auch nicht immer grüßte, eben wenn ich merkte, dass ich Luft für die andere Person war. Aber wenn jemand „Hi“ zu mir sagte, gab ich das auch immer zurück. Die einzige Ausnahme war, wenn ich zu spät merkte, dass ich angesprochen war, das war mir dann auch immer sehr peinlich.

Seufzend stellte ich mich eben vor das Regal mit den Kopfhörern und nahm die in die Hand, die ich brauchte. Ich sah mich noch ein wenig im Geschäft um, um zu sehen, was es so Neues gab. Als ich der Meinung war, dass es nichts Interessantes gab, ging ich zur Kassa, um zu bezahlen. Nachdem ich der Verkäuferin das Geld gereicht hatte, verließ ich den Laden und überlegte kurz, was ich nun tun würde.

Heim gehen, oder noch irgendwo anders hin schauen? Eigentlich war es ziemlich unnötig, nur wegen den Kopfhörern in der Stadt zu sein, also beschloss ich noch ein Paar Geschäfte abzuklappern. Viel Geld hatte ich nicht mit, aber ich sah mich ja nicht unbedingt um, um etwas zu kaufen.

Ich wollte schon in den nächsten Laden rein gehen, als mich plötzlich ein komisches Gefühl überkam, das mich inne halten ließ. Sofort blieb ich einen Meter vorm Eingang stehen, sodass sich die automatische Schiebetür öffnete.

„Wollen Sie nicht rein kommen?“, fragte mich eine Verkäuferin, die gerade Regale in der Nähe des Einganges einräumte.

„Nein“, entgegnete ich ihr schnell und leise und blickte hinauf zum Himmel.

Ich sah mich dort oben um, fand aber nichts Spektakuläres. Er war einfach nur grau und mit vielen Wolken bedeckt, eigentlich sah es so aus, als ob es jeden Moment zu regnen anfangen würde. Doch plötzlich konnte ich in der Ferne einen Vogel entdecken, der gerade dabei war, abzustürzen. Das war kein normaler Vogel … das war Takomon!

Ich setzte mich in Bewegung und ging schnellen Schrittes auf den Ort zu, wo ich vermutete, dass es abgestürzt war. Was hatte es denn? Ob es verletzt war? Ich musste es herausfinden und auch wenn es keine Hilfe wollte, würde ich ihm helfen. Schließlich war es mein Partner und ich trug die Verantwortung für es.

Es dauerte nicht lange, bis ich an meinem Zielort ankam, da ich das letzte Stück gerannt war. Die Leute hatten mich zwar komisch angesehen, aber ehrlich gesagt, war mir das in dem Moment egal. Gute Einstellung!

Tatsächlich entdeckte ich unter einem Baum mein Digimon. Es sah verletzt aus und ich eilte zu ihm und hockelte mich neben ihm auf den Boden. Mein Blick viel sofort auf seinen Flügel, in dem sich ein Zweig verfangen hatte. Wahrscheinlich konnte es deswegen nicht gescheit fliegen.

„Verschwinde! Was willst du?“, wollte es von mir wissen und funkelte mich böse an.

„Dir …“, setzte ich an, sah mich dann aber um und fuhr in flüsterndem Ton fort, „Dir helfen, was ist passiert?“

Ein paar Menschen befanden sich um uns, die mich jetzt wahrscheinlich für verrückt hielten. Es kam ja nicht alle Tage vor, dass sich ein Mädchen neben einen Baum hockelte und sich mit dem Boden unterhielt. Deswegen dachte ich mir auch gerade einen Plan aus, wie ich hier so schnell wie möglich wegkam.

„Das geht dich nichts an!“, gab es bissig zurück und wich ein Stück nach hinten, als ich meine Hand nach ihm ausstreckte, um es mitleidig zu streicheln.

„Natürlich geht mich das was an!“, widersprach ich leise und war schon langsam von seiner egoistischen Art genervt, „Ich bin dein Partner, hast du das vergessen?“

Ich wollte schon Anstalten machen, es hoch zu heben und in meine Arme zu nehmen, doch es wehrte sich mit allem, was es hatte. Naja, wenn es so nicht ging, musste ich es eben auf die unbequeme Art und Weise machen. Takomon war geschwächt und das hieß, dass es eigentlich nichts dagegen machen konnte. Einen Versuch war es auf jeden Fall wert.

„Hey, was hast du vor?”, erkundigte es sich, als ich mein D-Maak aus meiner Tasche geholt hatte und sah mich mit großen Augen an.

„Wenn du dich nicht von mir tragen lässt, musst du eben ins D-Maak“, erklärte ich und richtete das Gerät auf es.

„Nein, warte!“, beschwerte es sich, doch es kam nicht mehr dazu viel mehr zu sagen, weil es nach einem kurzen rosa Lichtstrahl verschwunden war.

Wow, es hatte tatsächlich geklappt. Ich hatte zwar ein schlechtes Gewissen, weil ich etwas gegen seinen Willen tat, aber was hätte ich sonst tun sollen? Ich erhob mich und merkte, dass mich einige Leute anstarrten. Sie drehten sich aber schnell um und gingen weiter, wahrscheinlich wollten sie nicht von mir bemerkt werden.

Ich verließ den Platz ebenfalls und beschloss nun, mich auf den Heimweg zu machen, um mich um Takomon zu kümmern. Ich wollte es so schnell wie möglich wieder aus dem D-Maak heraus holen. Ich stellte mir vor, dass da drinnen nicht viel Platz war und gerade spannend war es bestimmt auch nicht. Außerdem förderte das bestimmt nicht unsere Freundschaft.
 

Als ich schon die Hälfte meines Weges geschafft hatte, entdeckte ich Nayuta. Er saß mitten in der Fußgängerzone auf einer Bank, die rund um die Umzäunung eines Baumens angebracht war. Neben ihm befand sich Kirbymon, das die Augen zu hatte. Er schien mich noch nicht bemerkt zu haben und ich blieb stehen, um zu überlegen, was ich jetzt tun würde.

Ich betrachtete ihn eine Weile aus der Ferne und mir fiel auf, dass er ziemlich traurig wirkte. Irgendwie hatte ich den Drang mich zu ihm zu setzen und mir seine Probleme anzuhören. Ich würde gerne mit ihm reden. Nayuta war einer der wenigen Leute, die mit mir sprachen und außerdem kam es mir vor, als ob er Wert auf meine Meinung legen würde. Aber war das nicht etwas aufdringlich?

Vielleicht wollte er alleine sein, warum sonst hätte er sich so einen Platz ausgesucht, wo man ihn nicht finden würde, wenn man ihn suchte? Noch dazu war ich bestimmt die letzte Person, der er seine Sorgen an den Hals werfen wollte. Warum sollte er gerade mir etwas anvertrauen?

Ich beschloss auf Nummer sicher zu gehen. Ich würde einfach an ihm vorbei gehen, ihn grüßen und ihn nicht länger stören. Nachdem ich meine große Überlegerei beendet hatte, setzte ich mich wieder in Bewegung und ging auf ihn zu.
 

Obwohl ich mich eigentlich am besten in sie hinein versetzen konnte, weil sie die Person ist, die am meisten meinen Charakter wieder spiegelt, fiel es mir nicht leicht sie zu schrieben =S

Wahrscheinlich liegt das daran, dass man sein eigenes Verhalten nur schwer beschreiben und rechtfertigen kann, vor allem bei negativen Dingen.

Ich weiß, dass sie mit ihrer selbstkritischen Art manchmal ziemlich nervig sein kann, aber eigentlich war mein Ziel bei Yukiko, den Lesern zu vermitteln, was sich schüchterne Leute so denken, wenn sie nichts reden.

Ich hoffe ich rede nicht zu viel Blödsinn XP

Also Fazit zu dem Kapi: Ich finde es eigentlich ziemlich gut gelungen ^^

Kiripurin

Nayuta ist verzweifelt

Ich saß hier draußen auf einer Bank in der Kälte und fror mir den Hintern ab. Ich war ziemlich weit gegangen, beziehungsweise gelaufen. Eigentlich war es mir gar nicht so weit vorgekommen, aber ich war ein ganzes Stück von unserem Haus entfernt und hatte jetzt keine Ahnung, was ich machen sollte.

Alles was ich hatte waren mein Handy, ein bisschen Geld, das ich noch in der Hosentasche hatte und Kirbymon, das neben mir Platz genommen hatte. Ich wusste nicht einmal, wie lange ich hier jetzt schon saß und nichts Besseres zu tun hatte, als meine Gedanken zu ordnen. Es mussten schon Stunden vergangen sein. Die Leute, die zweimal bei mir vorbeigekommen waren, fragte sich sicher, was ich eigentlich für ein Volltrottel war, aber ausnahmsweise war es mir egal, was diese fremden Leute von mir dachten.

Was machte ich hier eigentlich? Ich hatte Angst vor zu Hause, eine andere Antwort gab es nicht … Ich war ein Feigling, das wurde mir mit jeder Minute mehr bewusst, die ich hier herum hockte. Und meine Schuldgefühle, die ich hatte, weil ich meinen Vater angeschrien hatte, wuchsen auch mit enormer Geschwindigkeit.

Ich war echt mit der Situation überfordert. Was machte man, wenn man von zu Hause weggelaufen war? Normalerweise würde ich jetzt Rico anrufen, immer wenn ich ein Problem hatte, rief ich ihn an, aber das war leider nicht möglich. Er hatte mir geschrieben, dass er sich den Rest des Tages um Honoka kümmern müsste und sein Handy abdrehen würde. Es war also unmöglich ihn zu erreichen, ich hatte ja keine Ahnung, wo er gerade war.

Also, was konnte ich tun? Heute war ich früher von der Schule nach Hause gegangen, weil irgendwelche Typen aus der 11. mir meine Schuhe und meinen Regenschirm geklaut hatten. Ich wusste nicht, wieso die mich immer nervten. Ich hatte ihnen nichts getan. Für meine Größe konnte ich doch nichts …

Auf jeden Fall hatte ich zwei Stunden verpasst, vielleicht sollte ich mich darüber informieren, was meine Klasse in meiner Abwesenheit so gemacht hatte. Ich wühlte in meiner Jackentasche und holte dann mein Handy hervor. Ayato schien mir eine gute Wahl zu sein, also wählte ich seine Nummer und wartete, bis er abhob.

„Nayuta, hey, wie geht’s?“

Rico war der einzige, der wirklich wusste, wieso ich früher gegangen war. Den anderen und auch dem Lehrer, hatte ich gesagt, dass ich Kopfweh hatte und mir schwindelig war. Es musste ja nicht gleich jeder wissen, dass ich schon wieder beklaut worden war.

„Schon viel besser, danke“, entgegnete ich ihm und warf einen Blick zu Kirbymon, das bereits die Augen geschlossen hatte, „Habt ihr in den letzten zwei Stunden irgendetwas gemacht oder Hausübung auf bekommen?“

„Ja, warte mal kurz“, meinte er und schien irgendetwas herum zu kramen, „In Mathe haben wir in der Schule die Beispiele 1048 bis 1053 machen müssen. Das sind voll blöde Rechnungen, ich sag’s dir gleich! Ich hab gerade einmal zwei Beispiele geschafft … und der Rest war Hausübung, wie üblich.“

„Okay, danke“, gab ich zurück und tippte das alles in mein D-Maak ein, das, wie ich erst kürzlich heraus gefunden hatte, in der Lage war, Notizen zu speichern, „Und in Englisch?“

„Frau Toya ist erst nach zwanzig Minuten gekommen, danach haben wir nur geredet, haben aber keine neuen Vokabeln gelernt oder so.“

„Danke, Ayato“, bedankte ich mich artig und wollte mich schon verabschieden, doch mein Gesprächspartner hatte noch etwas zu sagen.

„Hey, hast du das von Rico schon gehört?“

„Nein, was? Nachdem ich gegangen bin, hab ich noch nicht mit ihm gesprochen“, erklärte ich ihm und legte die Stirn in Falten, weil ich Angst hatte, dass es nichts Positives sein würde.

„Es war der Wahnsinn! Gleich nach der Schule ist Rico Ryan hinterher und hat ihn verprügelt“, erzählte er, woraufhin sich meine Augen weiteten.

„Rico hat Ryan verprügelt? Und du bist dir sicher, dass es nicht umgekehrt war?“, fragte ich zur Sicherheit noch einmal nach, weil das dem Rico, den ich kannte, nicht ähnlich sah.

„Wenn ich’s doch sage! Hör zu, ich weiß, dass Rico dein bester Freund ist, aber Rico ist nun mal Rico und der verprügelt gerne Leute“, meinte er und berichtete mir anschließend alles ganz ausführlich, „Er ist einfach von hinten auf ihn losgestürmt und hat ihn eine rein gehauen, dabei hat er irgendetwas von Alice gequatscht, das hab ich aber nicht ganz verstanden. Der Typ musste sich echt zusammen reißen, um nicht noch einmal zuzuschlagen, Ryan hat ihn nämlich provoziert, aber du kennst ja Ryan, das kann er gut. Auf jeden Fall wollte Rico ihn dann in Ruhe lassen, aber dann hat Ryan zurück geschlagen und dann war Rico nicht mehr zu stoppen. Zum Glück ist dann Herr Takakaze vorbeigekommen und hat …“

Ich hörte ihm eigentlich schon seit der Hälfte gar nicht mehr richtig zu. Ich war viel zu geschockt von dieser Nachricht, als das ich mich darauf konzentrieren konnte, was genau vorgefallen war. Rico hatte Ryan verprügelt … das konnte ich einfach nicht glaube. Warum hatte er mir nichts davon gesagt? Das war nicht fair, ich erzählte ihm immer alles und über ihn musste ich Sachen immer über eine andere Person erfahren.

Aber stimmte das überhaupt? Vielleicht war es ja doch nicht die ganze Wahrheit und es steckte noch etwas dahinter. Rico hasste Ryan, ja, das war schon immer so, aber das war ja noch lange kein Grund ihn zu verprügeln, wenn er ihm nicht irgendwie persönlich geschadet hatte.

„Nayuta? Hey, Nayuta! Bist du noch dran?“, erkundigte sich Ayato und holte mich wieder in die Realität zurück.

„Ja, sorry, ich war nur gerade in Gedanken …“

„Hey, du solltest echt mal mit ihm reden, vielleicht bringt’s ja was, wenn sein bester Freund auf ihn einredet. Er soll aufhören unschuldige Leute zu verprügeln“, meinte er, woraufhin ich mich mit meinen Armen auf den Knien abstützte, „Ich hab Rico nie gehasst, ja? Aber langsam bekomm ich auch Angst vor ihm …“

Mit Rico reden, ja, das sollte ich wirklich. Es war fasst unmöglich mit ihm über Dinge zu sprechen, die ihn betrafen. Er wich immer aus, egal was ich tat und ich war einfach zu blöd um mich durchzusetzen. Aber beim nächsten Mal würde es anders laufen, ich würde ihn nicht gehen lassen, ohne Antworten auf meine Fragen zu bekommen.

„Mach dir keine Sorgen, Rico … verprügelt dich nicht, das verspreche ich dir“, versuchte ich ihn zu beruhigen und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare.

„Na wenn du es sagst, also, ich muss dann weg, wir sehen uns morgen.“

„Ja, tschau und danke noch mal!“, verabschiedete ich mich und drückte kurz darauf ab.

Irgendwie hatte ich das Gefühl, Rico gar nicht mehr richtig zu kennen. Er leugnete es zwar, aber die Sache mit Ashley hatte ihn verändert. Ich hatte nicht daran geglaubt, dass er schuldig war, das tat ich jetzt noch immer nicht, aber leider hatte ich keinen Beweis, der für Rico sprach. Ich wollte meinen alten Freund zurück. Den Rico, mit dem ich über alles reden konnte und der mir auch seine Probleme erzählte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als ob ich für ihn nicht mehr wert war, als alle anderen auch. Und langsam fiel es mir immer schwerer, einen Grund zu finden, warum ich noch glauben sollte, dass er das damals wirklich nicht getan hatte.

Ich suchte im Adressbuch meines Handys, das ich noch immer in der Hand hielt, nach Ricos Nummer und öffnete eine neue SMS. Ich schrieb ihm einfach nur, dass er mich anrufen sollte, wenn er Zeit hatte. Rico war einer der wenigen Menschen, die gleich zurück schrieben, sobald sie eine SMS lasen, auch wenn sie keine Lust dazu hatten. Meiner Meinung nach eine sehr gute Eigenschaft.

Gut, hatte ich das also auch erledigt. Und jetzt? Irgendwie hatte ich mir die Frage heute schon öfters gestellt … Konnte ich einfach heim gehen? Mein Vater würde bestimmt sehr sauer sein, aber es würde mir nichts bringen, hier hocken zu bleiben. Vor lauter Schnelligkeit hatte ich nämlich vergessen, mein Geldbörsl einzustecken und außer den 1000 Yen in meiner Hosentaschen, hatte ich kein Geld bei mir, um mir etwas zu trinken oder zu essen zu kaufen. Tja, schon blöd. Daran hätte ich denken sollen, bevor ich von zu Hause weggerannt war.

„Hi“, ertönte plötzlich eine Stimme und ich hob meinen Kopf, um zu der Person aufzusehen.

„Yukiko, hi“, begrüßte ich sie und setzte ein Lächeln auf.

Sie wollte eigentlich nur an mir vorbei gehen, doch ich hielt sie an ihrer Hand fest, damit sie das nicht tun konnte. Verwundert drehte sie ihren Kopf nach hinten und blieb stehen. Ich musste jetzt mit irgendjemanden reden und Yukiko würde mir zuhören.

„Hey, hast du … hast du kurz Zeit, um zu reden?“, fragte ich sie, woraufhin sie mich eine Weile nur noch erstaunter ansah.

„Ja … sicher …“, stammelte sie und nahm anschließend neben mir Platz.

Eine Zeit lang sagte niemand etwas. Ich musste erst überlegen, was genau ich ihr erzählen würde, ohne dass ich sie irgendwie nervte. Sie blickte zu Boden und hatte ihre Hände zwischen ihre Füße gezwängte. Ich musste irgendetwas tun, damit sie sich nicht so unwohl fühlte.

„Wie geht’s dir denn so?“, leitete ich das Gespräch ein, weil das eine Frage war, die man immer stellen konnte.

„Gut … und dir?“

„Auch gut“, log ich, wobei ich nicht einmal wusste, wieso ich das tat, „Nein, eigentlich hab ich gerade ziemlich viele Probleme.“

„Wieso?“, fragte sie mich und sah mich jetzt sogar an.

„Ich hab meinen Vater angeschrien, weil er keine Arbeit findet und bin dann abgehauen. Ich bereue es, dass ich so mit ihm geredet habe, ich hätte das auch normal mit ihm klären können“, erklärte ich ihr, machte eine kurze Pause und lächelte sie dann an, „Tut mir leid, wahrscheinlich interessiert dich das gar nicht.“

„Doch“, widersprach sie schnell, wahrscheinlich, damit ich mich nicht schlecht fühlte, „Mich interessiert das. Also ich meine … du kannst mir alles sagen, ich hör dir gern zu.“

Sie war nicht in der Lage mir dabei in die Augen zu sehen. Ihr Blick wanderte überall hin, aber mich sah sie nie direkt an. Ich mochte sie, ich mochte sie sogar sehr. Yukiko war einfach ein bezauberndes Mädchen und auch wenn sie ihre Schüchternheit hasste, fand ich genau das süß an ihr. Ich lächelte sie an, woraufhin sie leicht errötete, dann sprach ich weiter.

„Aber das mit meinem Vater ist gerade nicht mein einziges Problem. Rico treibt mich auch gerade in den Wahnsinn“, erklärte ich und ließ dann einen ironischen Unterton mit schweifen, auch wenn ich das eigentlich gar nicht wollte, „Er hat sich heute nach der Schule mit Ryan geprügelt. Den Erzählungen von Ayato, einem Klassenkameraden, nach, ist sogar er es gewesen, der angefangen und nicht mehr aufgehört hat und er hält es nicht für wichtig, mir das zu sagen. Mir, seinem bestem Freund, verstehst du? Ich erzähl ihm ja auch immer alles.“

Mein Herz hatte schneller zu schlagen begonnen und als ich fertig war, war ich sogar etwas außer Atem. Eigentlich wollte ich alles in Ruhe erzählen, aber irgendwie war ich dafür viel zu aufgebracht. Arme Yukiko, hoffentlich hatte ich sie jetzt nicht damit verschreckt.

„Ja, das mit Ryan und Rico hab ich auch mitbekommen“, meinte sie nach einer kurzen Pause leise und verknotete dabei ihre Finger, „Es hat aber so gewirkt, als hätte er einen Grund gehabt ihn zu verprügeln, Rico schlägt doch nicht einfach so auf Leute ein.“

Hatte ich das gerade richtig gehört? Sie verteidigte Rico? Jeder normale Schüler von der Shoji-High hätte nur noch mehr auf ihm herum gehackt, aber sie suchte sogar einen Grund dafür, warum er unschuldig sein könnte. Warum tat sie das? Glaubte sie etwa auch nicht daran, dass Rico Ashley damals etwas angetan hatte?

„Sag mal, wieso verteidigst du Rico?“, wollte ich von ihr wissen, woraufhin sich ihre Augen leicht weiteten, „Nachdem was er Ashley angetan hat, kann man ihn doch nur hassen, oder? Und überhaupt prügelt sich Rico ständig, also wäre es nicht abwegig, wenn er es grundlos tun würde.“

„Du hasst ihn doch auch nicht, oder?“, bemerkte sie und drehte leicht ihren Kopf zu mir.

„Nein, ich hasse ihn nicht.“

„Eben und ich hasse ihn wahrscheinlich aus demselben Grund nicht, aus dem du es auch nicht tust“, erklärte sie mir, woraufhin ich ein wenig verwirrt war.

Aus demselben Grund … warum hasste ich Rico nicht? Weil ich nicht glaubte, dass er das vor einem Jahr wirklich getan hatte, sondern der Meinung war, dass mit der ganzen Geschichte irgendetwas nicht stimmte. Ich war sein bester Freund, klar nahm ich so etwas an, aus dem einfachen Grund, weil ich ihm das nicht zutraute. Aber Yukiko hatte vor der Digi-Ritter-Sache nie viel mit ihm zu tun gehabt, ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, dass sie jemals mit ihm gesprochen hätte

„Aber ich kenne ihn gut und du hast früher kaum ein Wort mit ihm gewechselt.“

„Bevor das mit den Digimon war, wusste ich auch noch nicht so wirklich, was ich glauben sollte“, erzählte sie weiter und ich war irgendwie überrascht, dass sie sofort ein Argument Auflager hatte, „Kannst du dich noch daran erinnern, als ich mit Rico in dem Felshaufen eingesperrt war, als wir eines unserer ersten bösen Digimon gesehen haben?“

„Ja, klar kann ich mich noch daran erinnern.“

„Ich hab zwar nicht viel mit ihm geredet, aber danach war ich mir sicher, dass er zu so etwas sicher nicht im Stande ist. Nenn mich naiv, ich weiß, dass ich das bin. Wenn mir jetzt Ryan erzählen würde, dass er es hasst, Frauen abzuschleppen, würde ich ihm das nach einer Weile wahrscheinlich auch glauben, aber das ist eben meine Meinung zu Rico, auch wenn sie nichts wert ist.“

„Du bist nicht naiv“, wollte ich ihr ein bisschen mehr Selbstvertrauen geben, aber sie widersprach mir sofort.

„Doch, ich bin naiv.“

„Na gut, vielleicht ein kleines bisschen“, gab ich nach und lachte anschließend.

Yukiko setzte auch ein leichtes Lächeln auf. Ich wusste nicht, ob ich sie schon jemals laut lachen gehört hatte, glaubte aber eher nicht. Ich würde alles dafür geben, sie einmal herzhaft lachen zu sehen. Sie war immer so zurückhaltend, auch wenn ich nicht wusste warum.

„Also ich glaube auf jeden Fall daran, dass Rico unschuldig ist. Er hat sich sehr verändert seit dem, das ist mir auch aufgefallen, aber trotzdem. Ich hab das Gefühl, dass er sich selbst schon längst aufgegeben hat und wenn wir das auch tun, wer glaubt dann noch an ihn?“, erklärte sie mir und fuhr dann lachend fort, „Das hört sich jetzt sicher total idiotisch an, tut mir leid.“

„Nein, gar nicht!“, widersprach ich ihr genauso, wie sie es zuvor bei mir gemacht hatte, „Das was du sagst, klingt nicht idiotisch.“

Sofort schoss ihr die Röte ins Gesicht und sie wandte sich wieder von mir ab. Sie mochte es nicht, wenn man ihr Komplimente machte, das hatte sie mir schon einmal gesagt und doch wollte ich nicht damit aufhören. Ich lächelte sie an und sie fragte sich wahrscheinlich schon, warum ich sie immer so bescheuert angrinste.

„Weißt du, ich hab das Gefühl, dass Rico immer mehr so wird, wie die Leute denken, dass er ist“, meinte ich nach einer Weile und blickte traurig zu Boden, „Ihm fällt es wahrscheinlich nicht auf, aber er verliert sich immer mehr in dieser beschissenen Schlägertyp-Rolle.“

„Deswegen braucht er jetzt seinen besten Freund“, entgegnete sie mir und legte ihre Hand auf meinen Oberschenken, „Du bist der einzige, der weiß, was gut für ihn ist, mach ihm das klar.“

Ich war etwas verwundert darüber, dass sie mich von sich aus berührte und starrte auf mein Bein. Wahrscheinlich wurde ihr erst bewusst, was sie gerade getan hatten, kurz bevor sie ihre Hand schnell wegzog. Ich hielt sie aber am Handgelenk fest und wir verharrten einen Augenblick in dieser Position.

Überrascht sah sie mich an und unsere Blicke trafen sich kurz. Natürlich hielt sie es nicht lange aus, mir in die Augen zu sehen, also schaute sie dann einfach auf unsere Hände, deren Finger sich mit einander verflochten. Ihre Hand war warm und auf eine angenehme Art und Weise fühlten sich meine Finger an, als würde sie verbrennen.

Es ging von mir aus, aber da sie nichts dagegen sagte, hörte ich nicht damit auf. Mein Herz pochte laut, so laut und schnell, dass ich Angst hatte, dass sie es hören könnte. Ich wagte es kaum zu zwinkern, ich wollte sie keine Sekunde aus den Augen lassen.

„Danke, Nayuta“, bedankte sie sich plötzlich bei mir und ich hielt den Blick aber noch immer starr auf sie gerichtet.

„Für was?“, fragte ich leise und bemerkte, wie sie abwechselnd in meine Augen und auf unsere Hände sah.

„Einfach das du da bist und mir das erzählt hast“, antwortete sie mir und lächelte mich schwach an.

Wenn ich mich jetzt nicht zusammenreißen würde, würde ich sie sofort in den Arm nehmen und sie womöglich sogar noch küssen. Aber das durfte ich jetzt auf keinen Fall tun. Ich wollte diesen schönen Moment nicht zerstören, indem ich sie überrumpelte, nein, ich wollte einfach nur, dass sie sich wohl fühlte. So wie ich es tat, wenn sie einfach nur in meiner Nähe war.
 

100 000 Worte in der ganzen FF!!!

Ich kann’s gar nicht glauben, dass ich schon so viel geschrieben hab XP

Aber egal, jetzt zum Kapi:

Nayuta ist mir leicht von der Hand gegangen, soweit ich mich erinnern kann und ich kann einfach nur sagen, dass ich ihn herzig finde ^^

Ich hoff, das mit Yukiko ist nicht zu übertrieben, also seine Liebesgefühle am Schluss =S

Ein bissl schnulzig halt, aber was soll’s, die zwei sind einfach niedlich =)

Kiripurin

Ricos verkehrter Tag

Ich ging so schnell ich konnte und wusste nicht einmal wieso überhaupt. Was brachte es mir denn, wenn ich früher zu Hause war? Nichts, ich hatte nur weniger Zeit zum Nachdenken. Sie hatte mich geküsst. Honoka hatte mich wirklich geküsst.

Ich ließ meine Hand zu meinen Lippen gleiten und ließ meine Finger eine Weile auf ihnen liegen. Auch wenn der Kuss nicht einmal eine Sekunde gedauert hatte, konnte ich mich noch genau daran erinnern, wie es sich angefühlt hatte, sie zu berühren. Ich hatte nichts gefühlt, absolut null …

Aber warum wollte mir der süße Geschmack ihrer Lippen dann nicht aus dem Kopf gehen? Meine Gedanken passten irgendwie nicht zusammen. Seitdem wir gemeinsam gegen böse Digimon kämpften, war dieses Mädchen einfach total anhänglich.

Wie kam sie dazu mich zu küssen? Hatte ich irgendwelche Andeutungen gemacht, dass ich das gutheißen würde? Ich konnte mich jedenfalls nicht daran erinnern. Sie hatte ein Date verlangt und das hatte sie auch bekommen, von mehr war nie die Rede gewesen.

Ich musste mich ablenken, mit irgendetwas. Also griff ich in meine Hosentasche und holte mein Handy heraus, um es einzuschalten. Als ich mit Honoka unterwegs war, hatte ich es abgedreht, weil ich nicht davon abgelenkt sein wollte. Das gehörte sich doch so, oder?

Kaum war das Handy ein paar Minuten aktiv, vibrierte es schon, da ich eine Nachricht bekommen hatte. Sie war von Nayuta und er schrieb, dass ich ihn anrufen sollte, wenn ich Zeit hatte. Das würde ich gleich tun, das brachte mich auf andere Gedanken.

„Hallo?“, ertönte die Stimme meines besten Freundes an der anderen Leitung, nachdem es kurz geläutet hatte.

„Hi, Nayuta, du hast gesagt, dass ich dich anrufen soll.“

„Ja, ich wollte mich mit dir treffen, hast du Zeit?“

„Jetzt noch?“, war ich etwas verwirrt darüber, weil Nayuta eher ein Tag-Mensch war.

„Ja, oder kannst du nicht?“

„Doch, doch, wohin soll ich kommen?“

„Zum Café um d‘ Ecken.“

„Gut, ich mach mich gleich auf den Weg, bis dann.“

„Ja, tschau.“

Ich packte das Gerät wieder weg und schlug eine andere Richtung ein. Es waren circa dreißig Minuten dort hin, da ich gerade ziemlich schnell ging, vielleicht zwanzig …

Irgendwie hatte Nayuta komisch geklungen. Normalerweise hätte er sofort gefragt, wie das Date mit Honoka gewesen war, aber jetzt hatte es gewirkt, als ob er gar nicht so scharf darauf wäre, mit mir zu telefonieren. Irgendetwas musste also los sein.

Wenn ich so darüber nachdachte, hatte er mehrere Gründe auf mich böse zu sein. Erstens, erzählte ich ihm in letzter Zeit nichts mehr, weswegen er sich ja eh schon öfters bei mir beschwert hatte. Zweitens, war ich in den letzten Tagen ziemlich gereizt und hatte mich hin und wieder zu handgreiflichen Taten hinreißen lassen. Und drittens, verweigerte ich jegliche Hilfe, die er mir anbot.

Gut, ich gab zu, wenn ich Nayuta wäre, würde ich auch ganz schön sauer auf mich sein. Aber was sollte ich tun? Ich wollte auf keinen Fall, dass er sich um meine Probleme den Kopf zerbrechen musste, er hatte immerhin genug eigene. Wenn er ein sorgenfreies Leben führte, würde ich ihm Stück für Stück mehr von den nicht so erfreulichen Dingen in meinem Leben erzählen. Vielleicht …

War das ein selbstloser oder ein egoistischer Gedanke? Man konnte es sehen wie man wollte, ich war eher für das erste. Ich konnte nichts dafür, so war ich nun mal und so war ich auch schon immer gewesen. Wenn Nayuta das wirklich so sehr störte, wäre er schon längst nicht mehr mein bester Freund, also schlussfolgerte ich daraus, dass diese schlechte beziehungsweise gute, je nach dem, wie man es sehen wollte, Eigenschaft erträglich war.

Plötzlich begann das D-Maak in meiner Hosentasche zu leuchten und ich holte es heraus. Nach einem orangenen Lichtstrahl stand Acimon vor mir und streckte sich einmal ordentlich durch. Ich sah es nur mit hochgezogenen Augenbrauen an, weil ich verwirrt war, dass es einfach so das Gerät verließ.

„Hi, Rico“, meinte es nur und grinste mich an, „Na? Wie war das Date? Ich meine, ich hab alles mitbekommen, weil ich ja die ganze Zeit in deiner Hosentasche gesteckt habe, aber trotzdem würde ich gerne wissen was du denkst, so als Beteiligter. Also eigentlich mein ich das näher auf den Kuss bezogen, falls du das nicht mitbekommen haben solltest.“

Dieses Wesen war echt nervig. Kaum hatte ich den Gedanken daran verdrängt, fing es schon wieder damit an. Wie konnte man eigentlich so viel auf einmal reden? Ich hatte noch kein Wort gesagt und er plapperte mir schon die Ohren voll. Wieso hatte ich eigentlich so einen gegensätzlichen Partner?

„Was machst du hier? Warum hast du das D-Maak verlassen?“, ignorierte ich einfach seine Frage, weil ich jetzt keine Lust hatte darüber zu reden, vor allem nicht mit einem Digimon, das Acimon hieß.

„Da drinnen ist es nicht besonders bequem, weißt du das eigentlich? Ich bin schon seit Stunden in diesem engen Ding eingesperrt, ich hab schon das Gefühl, dass ich schrumpfe. Ich bin schon geschrumpft, stimmt‘s? Gib’s zu!“, meckerte es und geriet dabei schon leicht in Panik.

„Nein, du bist noch immer so groß wie vorher“, gab ich zurück, drehte mich weg und setzte mich wieder in Bewegung, „Nur dein Kopf ist vielleicht ein bisschen weniger geworden …“

„Was hast du gesagt?“, fragte es nach, da ich den letzten Teil in mich hinein gemurmelt hatte und rannte mir nach, „Ich hab dich nicht verstanden, willst du es nicht noch einmal wiederholen?“

„Nein, will ich nicht“, blockte ich nur ab und ich musste mich zusammenreißen, damit ich es nicht anschrie, „Nerv mich nicht.“

„Ach komm schon, das war irgendetwas Beleidigendes, oder?“, ließ es nicht locker, was aber ein Fehler gewesen war, da ich sein Gequatsche nicht mehr länger ertragen konnte.

„Jetzt halt endlich deine verdammte Klappe!“, ging ich es an und wandte mich zu ihm um, „Mich interessiert es nicht, wie viel Platz du in dem beschissenen D-Maak hast und was ich mache geht dich überhaupt nichts an! Lass mich einfach in Ruhe, ja?“

Als ich fertig war, sagte es kein Wort, sondern sah mich einfach nur stumm an. Es wirkte eingeschüchtert und es ließ seine Ohren hängen. Gut, ich hatte übertrieben, aber es war ja selbst Schuld. Es hätte mich in Ruhe lassen sollen.

Ich drehte mich einfach wieder um und ging weiter. Es schien mir nicht zu folgen, das war gut. Aber kaum hatte ich drei Schritte getan, überkamen mich die Schuldgefühle. Konnte ich nicht einmal etwas tun, ohne es nachher zu bereuen? Ja, dass ich Ryan verprügelt hatte, bereute ich zum Beispiel nicht … egal, auf jeden Fall konnte ich jetzt nicht einfach weiter gehen.

Also änderte ich erneut meine Richtung und marschierte auf Acimon zu. Es schien mich noch nicht bemerkt zu haben, denn es starrte weiterhin zu Boden. Als ich bei ihm angelangt war, hockelte ich mich vor es auf den Boden, was eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, da es mir eh bis zur Hüfte ging. Es hob seinen Kopf und sah mich nun an.

„Tut mir leid, ich bin ein Idiot, war nicht so gemeint“, entschuldigte ich mich und streckte ihm die Hand entgegen, „Nimmst du meine Entschuldigung an?“

Eine Weile sagte es nichts, sondern starrte mich einfach nur an. Hatte es das jetzt wirklich so sehr getroffen, dass es ihm jetzt die Sprache verschlagen hatte? Aber meine Befürchtung war eh überflüssig, denn seine Gesichtszüge verformten sich schon zu einem breiten Lächeln und kurz darauf viel es mir um den Hals.

„Ja, na klar, ich kann dir doch nicht böse sein, du bist doch mein Partner!“, meinte es und wollte mich gar nicht mehr loslassen.

Partner … Ja, so wie ich sein Partner war, war es auch meiner. Warum viel es mir so schwer, das zu schätzen zu wissen? Acimon versuchte doch nur mich aufzubauen, es hatte schon seinen Grund wieso ausgerechnet so ein lustiges Kerlchen mit einem in sich gekehrten Typen wie mir zusammen gehörte. Es wurde langsam an der Zeit, dass ich es nicht immer als Last ansah.

„Gut, aber lass das mit den Umarmungen, ja?“, drohte ich etwas ernster als ich eigentlich wollte, woraufhin es mich sofort los ließ.

„Jap, werd ich tun“, willigte es sofort ein, woraufhin ich es anlächelte.

„In Ordnung, dann lass uns gehen“, meinte ich, richtete mich wieder auf und setzte mich wieder in Bewegung.

„Das lass ich mir nicht zweimal sagen“, entgegnete es mir und ging nun dicht an meiner Seite, „Du? Darf ich heute den Rest des Tages aus dem D-Maak draußen bleiben?“

„Nein, wenn wir beim Café um d‘ Ecken sind, wirst du da wieder rein müssen.“

„Warum? Ich dachte du hast jetzt Mitleid mit mir!“

Wenn keine Menschen in der Nähe waren, redeten wir auf dem Weg zum Café und langsam verstand ich, was es hieß, ein Digimon zu haben. Sie waren nicht nur zum Kämpfen da und um die Welt zu retten. Sie waren ein Gegenstück von uns und gaben uns das, was wir brauchten. Jeder von uns hatte schon den richtigen Partner zugeteilt bekommen, oder nach was das auch immer gegangen war.
 

Ein paar Minuten später war das Café schon in Sicht und ich verschwand kurz mit Acimon in einer Nebengasse, um es ins D-Maak zu sperren, auch wenn es sich anfangs etwas gewehrt hatte. Anschließend ging ich weiter und betrat dann das Gebäude. Ich konnte Nayuta sofort erblicken und machte mich auf den Weg zu ihm.

„Hi, wartest du schon lange?“, begrüßte ich ihn und setzte mich gleich hin.

„Hi, nein, nicht der Rede wert“, gab er zurück, während ich feststellte, dass er mit verschränkten Armen da saß.

Er saß oder stand eigentlich nie mit verschränkten Armen da und normalerweise sah er mich auch nicht so finster an. Also finster für seine Verhältnisse, das musste man anmerken. Ich wartete, bis er zu reden begann, schließlich war es er, der mich herbestellt hatte.

„Also, es gibt zwei Dinge die ich mit dir besprechen wollte. Bei dem einen geht’s um mich und beim anderen um dich“, erklärte er mir und veränderte seine Position, sodass er sich nun mit seinen Ellbogen am Tisch abstützen konnte.

„Dann fangen wir einmal mit dem über dich an würde ich sagen“, schlug ich vor, da ich es immer vorzog, zuletzt über mich zu sprechen.

„War ja klar, dass du das sagst“, meinte er und ich wunderte mich, wie schon so oft an dem heutigen Tag, dass er so gereizt war, „Aber gut … Ich hab mich zu Hause mit meinem Vater gestritten oder besser gesagt, ich hab ihn angeschrien.“

„Und du hast jetzt Schuldgefühlte deswegen“, setzte ich fort und nahm seine vorherige Haltung ein.

„Ja … Darf man denn so etwas? Ich meine, er macht eine schwere Zeit durch und ich kann verstehen, wieso er sich so verhält und eigentlich sollte man doch seine Eltern respektieren“, erzählte er mir seine Sorgen und ich hatte das Gefühl, dass er jetzt wieder in seiner alten gewohnten „Ich-erzähl-dir-mein-Problem-und-du-gibst-mir-einen-Rat-Rolle“ war.

Ich hatte nichts dagegen, ehrlich. Im Gegenteil, ich mochte es, wenn er mir seine Sorgen an den Kopf warf und ich ihm helfen konnte, auch wenn viele dachten, dass mich das nervte. Es war schon immer so und eigentlich hatte ich auch nicht vor etwas daran zu ändern. Bis jetzt war ich immer gut alleine ausgekommen.

„Eltern wissen auch nicht immer, was das Beste ist, dein Vater hat viel falsch gemacht, seit deine Mutter tot ist und es war schon richtig, dass du es ihm einmal gesagt hast“, entgegnete ich ihm, woraufhin ein Kellner neben uns stehen blieb, um unsere Bestellung aufzunehmen, „Ein Sprite und ein Cola bitte.“

„Kommt sofort“, meinte er nur und ließ uns daraufhin wieder alleine.

„Was ist, wenn ich kein Cola wollte?“, fragte mich Nayuta plötzlich nach kurzer Stille.

„Du trinkst hier immer Cola und außerdem hättest du es doch gesagt, wenn’s nicht so wäre, oder?“, gab ich ihm eine einleuchtende Antwort und da er nicht damit gerechnet hatte, dass mir so schnell etwas einfallen würde, starrte er jetzt beschämt die Tischplatte an, „Sagst du mir jetzt endlich was los ist?“

„Kommst du nicht selbst drauf?“, konterte er, was mich wiederrum überraschte, weil er für gewöhnlich nicht so schlagfertige Antworten parat hatte, „Mir geht’s scheiße, ja, ich steh dazu und ich erzähl’s dir auch. Ich erzähl dir immer alles und langsam geht es mir echt auf die Nerven, dass ich von deinem Leben gar nichts mehr erfahren darf.“

Der Kellner kam zurück und stellte wortlos die Gläser mitten auf den Tisch, weil er ja nicht wusste, wem was gehörte. Schnell verließ er unseren Tisch wieder, da er wahrscheinlich die angespannte Stimmung mitbekommen hatte und nicht angeschnauzt werden wollte. Gute Entscheidung von ihm, wenn Nayuta mal sauer war, dann richtig.

„Um was geht’s denn jetzt schon wieder?“, wollte ich von ihm wissen und nahm einen Schluck von meinem Glas.

„Darum dass du Ryan verprügelt hast vielleicht? Wann hattest du vor mir das zu erzählen? Ein paar Tage nachdem alle darüber geredet hätten und ich dich fälschlicherweise verteidigt hätte?“

„Ich bin eben noch nicht dazu gekommen, ich hätte es dir eh morgen oder so erzählt“, verteidigte ich mich, wobei ich aber fand, dass er schon irgendwie Recht hatte, „Woher weißt du das überhaupt?“

„Ich hab Ayato angerufen, weil ich wissen wollte, was ihr so in meiner Abwesenheit gemacht habt und dann hat er mir davon erzählt“, antwortete er mir und blickte mich ernst an, „Er meinte, dass du ohne irgendeinen Grund auf ihn losgegangen wärst, stimmt das?“

„Nein, ich hatte einen Grund. Grundlos verprügle ich nicht einmal Ryan“, gab ich zurück, auch wenn ich es sofort bereute, weil ich wusste, welche Frage jetzt kommen würde.

„Und welcher wäre das?“, fragte er das, was ich schon vorausgesehen hatte.

„Das kann ich dir leider nicht sagen …“

„Siehst du! Du tust es schon wieder! Nie darf ich irgendetwas wissen!“, schrie er mich an, woraufhin sich schon andere Gäste zu uns umdrehten, was ihn aber nicht zu kümmern schien.

„Es geht nicht um mich, ich hab das für jemand anderen getan“, erklärte ich ihm, auch wenn ich mir das ersparen hätte können, weil es ihn nur noch wütender machte, „Und du darfst nicht wissen warum, weil das ziemlich unangenehm für denjenigen wäre.“

„Wann geht es denn schon um dich? Es geht nie um dich! Immer geht es um irgendjemand anderen!“, ging er mich an und fing dabei heftig zu gestikulieren an.

„Ist eben so, da kann man nichts ändern“, entgegnete ich ihm, weil mir zugegeben nichts Besseres einfiel.

„Aber weißt du was? Dass du mir nie etwas erzählst, ist eigentlich nicht das größte Problem, das ich mit dir habe“, erklärte er mir in halbwegs normaler Lautstärke.

„Ach ja? Und welches wäre das dann?“, wollte ich von ihm wissen und fragte mich in Gedanken, wann sich das Blatt eigentlich gegen mich gewendet hatte.

„Das größte Problem, das ich mit dir habe ist, dass du dich so sehr verändert hast, dass ich dich fast gar nicht mehr wieder erkenne!“, warf er mir vor, stand auf und stütze sich mit lautem Aufprall mit den Händen auf dem Tisch ab, „Du wirst immer mehr wie dein Ruf! Du wirst so, wie die anderen glauben, dass du bist! Warum lässt du das zu?“

„Ich weiß nicht wovon du sprichst …“, blockte ich nur ab, auch wenn ich es eigentlich ganz genau wusste.

„Oh doch, das weißt du. Früher hast du dich nie so leicht provozieren lassen. Du bist Prügeleien immer aus dem Weg gegangen. Seit einem halben Jahr geht das jetzt schon so mit dir und weißt du auch warum?“, fragte er mich und ließ mir ein wenig Zeit, um zu antworten, doch ich sagte keinen Ton, „Du hast dich aufgegeben! Du hattest es satt, den anderen zu beweisen, dass du in Wirklichkeit anders bist und deswegen hast du dich einfach hängen lassen. Aber weißt du was? Ich hab dich noch nicht aufgegeben und das werde ich auch nicht tun! Selbst wenn du mir einreden willst, dass du das dem Mädchen vor einem Jahr wirklich angetan hast, glaube ich dir nicht! Ich werde dir nie glauben, weil ich weiß, welcher Mensch du früher gewesen bist und du tief in deinem Innersten auch noch immer bist!“

Mittlerweile lag die ganze Aufmerksamkeit des Cafés bei uns und wahrscheinlich erwartete jetzt jeder, dass ich irgendeine schlagfertige Antwort auf seine ganzen Anschuldigungen hatte. Aber ich hatte keine. Ich wusste wirklich nicht, was ich sagen sollte, ich hätte nicht gedacht, dass Nayuta zu solchen Vorträgen im Stande war. Ja, ich musste gestehen, ich war sprachlos.

„Leg einmal deinen scheiß Stolz bei Seite und lass dir helfen, verdammt“, fügte er noch mit leiser Stimme hinzu, sodass es nicht einmal für jeden hörbar war.

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich und ich konnte beobachten, wie ihm langsam die Tränen in die Augen stiegen, als er den letzten Satz gesagt hatte. Was hatte er auf einmal? Wieso weinte er jetzt? Nahm ihn das wirklich so sehr mit, dass ich mich so verändert hatte? Wieso schärte er sich eigentlich so viel um mich?

Noch bevor ihm die erste Träne über die Wange kullerte, wandte er sich von mir ab und verließ das Café, ohne sich noch einmal zu mir umzudrehen. Ich starrte ihm einfach hinterher und auch jetzt viel mir nichts ein, was ich ihm entgegnen hätte können. Wieso verdammt wollte mir nichts einfallen?

Weil er mit allem, was er gesagt hatte, Recht hatte. Egal was es gewesen wäre, es wäre sowieso unnötig gewesen. Ich war mir all dem ja eh selbst bewusst. Ich wusste, dass ich mich verändert hatte, ich wusste, dass ich leicht reizbar war und ich wusste, dass ich ihm nur sehr wenig erzählte.

Aber wenn ich all das wusste, wieso hatte ich ihm das alles dann angetan und nicht einmal versucht, mich wieder zu ändern?
 

Rico ist mir echt am leichtesten gefallen, ich glaube, ich könnte ein ganzes Buch mit seinen Gedanken voll füllen XP

Ich muss gestehen, dass ich teilweise genauso bin wie er, also dass ich niemanden etwas erzähle, weil ich andere nicht damit belasten will, zwar nicht so schlimm wie er, aber das kann ich gut nachvollziehen =S

Ich liebe übrigens den Moment, wenn Nayuta ihn so lange anschreit, ich steh auf so emotionale Augenblicke ^^

Kiripurin

Shunichi und die Frauen in seinem Leben

Langsam ging ich die Treppen unseres Hauses hinunter und steuerte das Esszimmer an. Bei uns gab es ziemlich früh Abendessen und wir aßen auch immer gemeinsam. Der Tisch war schon gedeckt und ich musste mich nur noch hinsetzten.

„Riecht gut“, äußerte ich mich und nahm gegenüber von meiner Mutter Platz.

„Alles was dein Vater kocht riecht gut“, ergänzte sie und lächelte mich an, „Man findet nicht häufig einen Mechaniker, der so gut kochen kann.“

„Danke für die Komplimente“, bedankte er sich und stellte eine riesige Schüssel mitten auf den Tisch.

Wir waren zwar eine Happy-Family, die in einem netten Einfamilienhaus mit großem Garten wohnte, aber trotzdem hatten wir manche Eigenheiten, die nicht jede normale Familie vorweisen konnte. Mein Vater arbeitete immer bis Fünf Uhr und wenn er nach Hause kam, stellte er sich gleich in die Küche, um das Abendessen zu machen. Das hatte sich so entwickelt, weil meine Mutter Polizistin warund daher sehr unterschiedliche Arbeitszeiten hatte.

Eigentlich musste man sagen, dass sie Polizistin gewesen war … Mit ihrer Krankheit, konnte sie ihrem Beruf jetzt nicht mehr nachgehen, davon hatten ihr alle Ärzte abgeraten. Sie hatte ihren Job geliebt, deswegen hatte sie sich anfangs auch sehr dagegen gewehrt, aber als wir ihr dann alle einredeten, dass sie auch an ihre Gesundheit denken musste, hatte sie dann irgendwann schweren Herzens nachgegeben.

Die Ärzte hatten noch keine eindeutigen Beweise, was genau ihr fehlte, also konnte man ihr auch nicht zu hundert Prozent helfen. Jetzt saß sie eigentlich den ganzen Tag zu Hause und kümmerte sich um den Haushalt, seitdem war es bei uns immer blitzblank. Sie war es einfach nicht gewohnt nichts zu tun. Ich versuchte zwar, ihr einzureden, dass sie sich schonen sollte, aber davon wollte sie nichts wissen.

„Ich geh heute noch einmal weg“, erzählte ich und füllte mein Teller, mit den Löffel, der sich in der Schüssel befand, an.

„Mit Hime?“, forschte mein Vater nach, der sich bereits hingesetzt hatte.

„Nein, mit Yui“, antwortete ich ihm und reichte den Löffel an meine Mutter weiter.

„Wer ist Yui?“, fragte er weiter und sah mich stirnrunzelnd an.

„Seine Freundin, hast du das etwa schon vergessen?“, klärte sie ihn auf, konzentrierte sich aber weiterhin auf ihr Teller-füllen.

„Oh, das hab ich anscheinend, tut mir Leid, Shunichi“, entschuldigte er sich und kratzte sich verlegen am Kopf, „Wir alle haben eigentlich gedacht, dass du einmal Hime heiratest, aber wie es aussieht, hast du andere Pläne.“

„Schon gut, so lange sind wir ja noch nicht zusammen“, winkte ich ab und ignorierte einfach den zweiten Teil, weil ich das ja schon gewohnt war.

„Trotzdem. Wann willst du sie uns eigentlich vorstellen, Ichi?“, fragte meine Mutter und begann, wie wir anderen auch, zu essen.

„Naja weißt du …“, fing ich meinen Satz an und stocherte in meinem Essen herum, „Ich wollte noch ein bisschen damit warten. Wer weiß, wie lange wir überhaupt noch zusammen sind …“

„Wieso? Habt ihr euch etwas schon gestritten?“, erkundigte sie sich weiter und sah mich ungläubig an.

„Gestritten nicht wirklich …“, entgegnete ich ihr und machte eine kurze Pause, um nachzudenken, wie ich es ihr ab besten erklären sollte, „Sie war etwas eifersüchtig, weil ich Hime mehr erzähle als ihr und weil ich auch mehr Zeit mit Hime verbringe.“

„Aber das ist doch klar, sie ist deine beste Freundin“, brachte jetzt wieder mein Vater ein und steckte sich die Gabel in den Mund, „Du kennst Hime doch viel länger als … Yui.“

„Sie denkt aber anders“, meinte ich nur und ließ unbewusst einen etwas genervten Unterton mit schweifen.

„Hast du Hime schon davon erzählt?“, wollte meine Mutter wissen, woraufhin ich aber nur schwieg, „Nein?“

„Ich wollte ja, aber dann ist wieder eine andere Sache mit Alice dazwischen gekommen und ich will nicht, dass sie sich wegen allem gleichzeitig Sorgen machen muss“, antwortete ich ihr, murmelte aber die Hälfte in mich hinein, „Aber ich werde sie heut nach dem Date mit Yui eh noch anrufen.“

„Gut so, eine feste Freundin zu haben ist nicht leicht“, erklärte sie mir und gestikulierte dabei mit ihrer Gabel, „Du darfst nichts aufschieben und musst Probleme sofort besprechen und klären, ansonsten wird das nichts, Ichi.“

„Ja, ich weiß …“

„Ist das die Yui aus deiner Klasse? Wie seid ihr überhaupt zusammengekommen?“, stellte mein Vater weitere Frage, woraufhin meine Mutter nur seufzte, da ich ihr das alles schon einmal erzählt hatte.

„Ja, sie geht in meine Klasse“, antwortete ich ihm und schluckte dann hinunter, „Sie hat mich gefragt, ob ich mit ihr zusammen sein will und ich hab ja gesagt. Eigentlich hatte ich vorher noch nicht so viel mit ihr zu tun, aber sie hat gemeint, dass ich sie einmal näher kennen lernen soll und wenn ich sie dann nicht mag, ich mich einfach wieder von ihr trennen könnte.“

„So ist das also heutzutage …“, bemerkte er nur und widmete sich wieder seinem Essen.

„Du musst mit der Zeit gehen“, erklärte ihm meine Mutter und steckte sich den nächsten Happen in den Mund, „Oder willst du, dass …“

Plötzlich fing sie schrecklich an zu husten und legte die Gabel beiseite. Schnell sprang ich von meinem Sessel auf und stützte mich mit den Händen am Tisch ab. Was hatte sie jetzt? Waren das etwa Anzeichen dafür, dass sie wieder ohnmächtig wurde? Mein Vater legte seine Hand auf ihren Rücken und sah genauso besorgt aus wie ich.

„Ma, was ist mit dir?“, fragte ich besorgt und riss vor Schreck die Augen auf.

„Lea!“, schrie mein Vater nur und wandte sich nun mir zu, „Shunichi, ruf einen Krankenwagen!“

„Ja!“, entgegnete ich ihm und rannte zum Telefon, während meine Mutter weiter hustete.

„Ichi, Roy, mir geht es gut“, brachte sie während ihres Hustens hervor, sodass ich in meiner Bewegung inne hielt, „Ich hab mich bloß verschluckt.“

„Bist du dir sicher, soll ich nicht doch lieber einen Arzt rufen?“, fragte ich und wollte schon wieder zum Hörer greifen.

„Ja, Ichi, ganz sicher“, meinte sie und entfernte die Hand meines Vaters von sich, „Ich hab mich wirklich nur an einer Nudel verschluckt, das ist alles, das passiert jedem normalen kerngesunden Menschen.“

„Da bin ich ja froh …“, ließ sich mein Vater schnell beruhigen und setzte sich wieder gerade auf seinen Stuhl.

„Aber was ist, wenn doch irgendetwas ist?“, fragte ich besorgt und ging zurück zum Esstisch.

„Ichi, setz dich wieder“, forderte sie mich auf, woraufhin ich ihrem Befehl Folge leistete, „Mir geht es gut und das kann ich dir noch zehn Mal sagen. Es ist zwar rührend, wie du dich um mich sorgst, aber es ist nichts.“

Ich sagte nichts mehr darauf, weil ich nicht wollte, dass sie sich wegen mir aufregen musste. Natürlich machte ich mir Sorgen um sie, sie war meine Mutter. Auch wenn sie jetzt schon seit fast einer Woche nichts mehr gehabt hatte, konnte das jeder Zeit wieder kommen. Ihre Ohnmachtsanfälle kamen ja immer überraschend und ohne irgendeinen bestimmten Zeitmuster. Egal wie gut es ihr momentan ging, es könnte jeder Zeit wieder etwas passieren und die Ungewissheit, nichts tun zu können, machte mich noch wahnsinnig.
 

Ein paar Stunden später war ich dann mit Yui unterwegs. Wir waren in einen Club gegangen, von dem ich zwar schon gehört hatte, selbst aber noch nie drinnen gewesen war. Meistens war ich an solchen Orten nur, wenn mich Ryan mitschleppte und da er nie Interesse an diesem Club gezeigt hatte, hatte ich das auch nicht getan. Jetzt waren wir gerade auf dem Nachhauseweg und meine Freundin war bei mir eingehakt.

„Und? Wie fandest du’s dort?“, wollte sie von mir wissen und lächelte mich dabei an.

„Naja weiß du, ich bin nicht so der Party-Geher, aber eigentlich war es eh ganz okay“, erklärte ich ihr und erwiderte ihr Lächeln.

„Ganz okay? Naja gut, vielleicht gefällt’s dir, wenn wir öfters hingehen“, meinte sie und drückte mir anschließend einen Kuss auf die Lippen.

„Für was war der denn jetzt?“, fragte ich sie verwirrt, woraufhin sie sich nur noch näher an mich drängte.

„Einfach so, brauche ich einen Grund um dich zu küssen?“

„Nein, nein, ich war nur etwas überrascht.“

Auf einmal blieb Yui stehen und zwang mich somit auch zum Stillstand. Sie drehte sich zu mir, wandte mich ebenfalls auf die Seite und drückte mich mit einer Hand an sich. Die andere vergrub sie in meinen Haaren und presste meinen Kopf zu ihren hinunter. Sie küsste mich wieder, aber diesmal länger und leidenschaftlicher als zuvor.

„Du küsst mich nie von dir aus, wieso?“, wollte sie dann, als sie sich kurz von mir löste, wissen und wirkte etwas beleidigt, nun hatte sie ihre Finger hinter meinen Hals mit einander verflochten.

„Ich weiß nicht …“, entgegnete ich ihr nur und legte meine Hände auf ihre Taille, „Ich hatte noch nicht viele Freundinnen, irgendwie fällt es mir schwer, von mir aus etwas zu machen, tut mir leid …“

„Shunichi, als ich dich gefragt habe, ob du mit mir zusammen sein willst, hab ich gesagt, dass du mich einmal näher kennen lernen sollst und dass du dich ja dann vielleicht in mich verliebst“, fing sie ein neues Thema an, wich aber nicht mit ihrem Blick von meinen Augen ab, „Ist das eigentlich schon passiert?“

Auch wenn ich schon erwartete hatte, dass sie das fragen würde, hatte ich keine schnelle Antwort darauf. Meine Mutter hatte gesagt, dass man sofort alles klären sollte, bevor irgendwelche Missverständnisse auftraten, aber konnte ich ihr wirklich sagen, dass ich mir noch immer nicht ganz sicher war? Immerhin würde sie das mit aller Wahrscheinlichkeit verletzen …

„Ich bin mir nicht sicher …“, blieb ich dann doch bei der Wahrheit, da ich sie nicht belügen wollte, „Also meine Gefühle für dich haben sich seit Anfang schon geändert, aber ob sie schon so stark sind, weiß ich nicht …“

„Wie kann ich deinen Gefühlen auf die Sprünge helfen?“, erkundigte sie sich und hauchte mir wieder einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Leider gar nicht, gib mir einfach noch ein wenig Zeit, ja?“, bat ich und erwiderte ihren Kuss anschließend.

„Okay, wenn du es so willst“, ließ sie sich von mir überreden und lehnte sich dann mit ihrem Kopf gegen meine Brust, „Was hat Hime eigentlich dazu gesagt, dass du jetzt weniger Zeit für sie haben wirst?“

Na ganz toll, hätte sie damit nicht bis morgen warten können? Dann hätte ich jetzt wenigstens eine Antwort … Ich war ja selbst Schuld, ich hätte das nicht so aufschieben sollen. Jetzt würde sie sicher stink sauer werden.

„Sie hat noch gar nichts gesagt“, musste ich ihr gestehen und Yuis Blick verfinsterte sich schlagartig, „Ich bin noch nicht dazu gekommen, ihr davon zu erzählen.“

„Nein? Du siehst sie ja eh jeden Tag!“, meinte sie mit etwas lauterer Stimme, während ich versuchte, ihrem Blick auszuweichen.

„Ja, aber sie hat derzeit andere Probleme und ich wollte nicht, dass sie sich wegen uns unnötig Sorgen machen muss“, versuchte ich ihr zu erklären, doch sie wollte mich nicht verstehen und löste sich nun ganz von mir.

„Unnötige Sorgen? Sie wird das schon verkraften! Ich bin deine feste Freundin und nicht sie, ich hab das Recht, mehr Zeit mit dir zu verbringen!“, verharrte sie bei ihrer Meinung und verschränkte wütend die Arme.

Was redete sie da eigentlich? Ich durfte ja wohl selbst entscheiden, mit wem ich mehr Zeit verbrachte. Sie war immer nur so komisch, wenn es um Hime ging. Konnte sie sie etwa nicht leiden? Oder war sie eifersüchtig auf sie, weil sie glaubte, dass wir mehr für einander empfanden als nur Freundschaft? Das wäre absurd, Hime war wie eine Schwester für mich.

„Ich ruf sie heute an, ja? Aber bitte hör jetzt auf so herumzuschreien“, bat ich sie und wollte meine Hand auf ihren Arm legen, doch sie schüttelte sie wieder ab.

„Heute? Wenn ich dich morgen danach frage, hast du es bestimmt wieder nicht gemacht.“

„Doch, ich verspreche es, ich werde es ihr heute sagen …“, erklärte ich ihr und versuchte erneut, meine Hand auf ihren Arm zulegen, „Yui …“

Diesmal ließ sie es zu, sah aber noch immer angefressen zur Seite. Ich trat einen Schritt näher an sie heran, um sie in den Arm zu nehmen. Das machte ich aber langsam und vorsichtig, damit sie sich von mir wegstoßen konnte, wenn sie etwas dagegen haben würde. Aber sie wehrte sich nicht und umklammerte nach einer Weile sogar meinen Oberkörper.

„Ich liebe dich, Shunichi“, meinte sie dann und drückte mich fest an sich.

Ich legte mein Kinn auf ihren Kopf und schunkelte ein bisschen mit ihr hin und her. Sie liebte mich, aber ich liebte sie nicht … War das normal in einer Beziehung? Sie bedeutete mir schon etwas, aber sicher nicht so viel wie Hime. Das war doch normal, oder?
 

Ich brachte Yui nach Hause und ging dann selbst Heim. Meine Eltern fragten mich, was wir gemacht hatten und wie es war und ich erzählte ihnen alles. Naja, fast alles, dass Yui sehr sauer auf mich gewesen war, hatte ich ausgelassen. Es machte mir nichts aus mit ihnen über so etwas zu reden. Ich hatte ein sehr gutes und enges Verhältnis zu meiner Familie, also suchte ich auch immer bei ihnen Rat.

Nach dem Gespräch marschierte ich dann nach oben und machte mich fertig. Anschließend schmiss ich mich im Bademantel auf mein Bett und blieb eine Weile so liegen. Ich musste mit Hime reden. Am besten rief ich sie an, so etwas wollte ich dann doch nicht per SMS besprechen.

Aber konnte ich ihr das einfach so sagen? Sie würde es schon verstehen, Hime war der verständnisvollste Mensch den ich kannte. Ob sie wohl schon mit Alice gesprochen hatte? Hatte sie es überhaupt vor? Ich hoffte auf jeden Fall, dass sie nicht mehr sauer auf mich war, aber das würde ich ja gleich heraus finden.

Ich griff zu meinem Handy und wählte ihre Nummer. Ich wartete eine Weile, aber es ging nur die Mailbox ran. Seufzend legte ich das Gerät neben mich aufs Bett. Das konnte ja mal vorkommen. Vielleicht war sie gerade im Bad oder sonst wo. Oder sie wollte einfach nicht mit mir reden … Plötzlich fing mein Handy aber zu vibrieren an und ich hob schnell ab. Es war Hime.

„Hi, sorry, bin zu spät gekommen“, erklärte sie mir und hörte sich eigentlich ziemlich normal an.

„Hi, Hime“, begrüßte ich sie und war erleichtert, dass sie mich nicht absichtlich ignorierte, „Hast du Zeit mit mir zu reden?“

„Ja, klar, was gibt’s?“

„Es geht um Yui“, erklärte ich ihr und machte eine kurze Pause, „Sie hat sich aufgeregt, weil ich dir mehr erzähle als ihr und hat gemeint, dass ich mehr Zeit mit dir verbringe.“

„Ich hab dir doch gesagt, dass ihr das nicht gefallen wird“, meinte sie, schien aber noch nichts Schlimmes zu ahnen.

„Ja, ich weiß … also sie hat gesagt, dass ich weniger Zeit mit dir verbringen soll, weil sie mehr Anspruch daran hätte als du, da sie meine feste Freundin ist und du nur meine beste“, gab ich die Worte meiner Freundin wieder und schämte mich etwas, das ich Hime so hinterging.

„Ist doch okay“, entgegnete sie zu meiner Verwunderung, dass sie es so leicht aufnehmen würde, hätte ich auch nicht gedacht.

„Wirklich?“

„Ja, klar, ist doch logisch, dass sie so denkt, das gehört eben dazu, wenn man eine Freundin hat.“

„Und es stört dich wirklich nicht?“, fragte ich zur Sicherheit noch einmal nach, da das ja eine wichtige Entscheidung war, die auf unbestimmte Zeit gelten würde.

„Nein, du kannst mir glauben“, versicherte sie mir, also ließ ich das Thema bleiben.

„Na gut … Hast du mit Alice gesprochen? Oder hast du noch immer vor es bleiben zu lassen?“, wollte ich dann von ihr wissen, auch wenn ich mich etwas überwinden musste, ihr diese Frage zu stellen.

„Ja, ich hab mit ihr gesprochen, aber ich will das … ein andermal besprechen“, meinte sie nur und ich konnte schwören gehört zu haben, dass ihre Stimme bei den letzten Worten nachgegeben hatte, „Bis dann.“

„Ja, bis dann“, verabschiedete ich mich ebenfalls, aber sie hatte schon abgedrückt.

Was war denn das gerade? Hatte ich mir das nur eingebildet, oder hatte es sich gerade wirklich so angehört, als ob sie weinen würde? Nein, reine Einbildung … Warum hätte sie weinen sollen? Sie hatte doch gesagt, dass alles in Ordnung war. Oder hatte sie einfach gelogen, damit ich mir keine Sorgen machte?
 

Ja, Shunichi … was soll ich dazu noch sagen?

Ich finde das Kapi eigentlich ziemlich gut ^^

Es tut mir zwar etwas leid für ihn, dass ich nichts weiß, was ich schreiben könnte, aber er wird’s schon verkraften XP

Auf auf zum letzten Ich-Kapi!!!

Kiripurin

Alice will alles klären

„Worauf wartest du, Alice?“, fragte mich Naokimon und lugte unschuldig unter dem Sessel, auf dem ich saß, hervor.

„Darauf, dass meine Eltern heim kommen“, entgegnete ich ihm und sah ungeduldig auf die Uhr.

„Und was willst du von deinen Eltern?“

„Mit ihnen reden und ihnen sagen, dass es so nicht weiter gehen kann.“

Ich war bereits seit zwei Stunden alleine, wenn man einmal von meinem Digimon absah und jetzt war es elf Uhr in der Nacht. Ich hatte beschlossen heute einiges zu regeln. Hime die Wahrheit über meine erfundene Geschichte zu erzählen, hatte sich schon geklärt, leider hatte ich Rico noch vor mir. Und außerdem wollte ich meinen Eltern sagen, dass ich ihr Verhalten nicht okay fand, auch wenn das wahrscheinlich nichts ändern würde.

Ryan schwirrte mir noch immer im Kopf herum und wegen ihm war ich nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Meine Gefühle fuhren gerade Achterbahn, weil ich nicht wusste, ob er es jetzt ernst meinte, oder nicht. Hime hatte ich zwar erzählt, dass ich es glaubte, aber jetzt, ein paar Stunden später, war ich mir schon nicht mehr so sicher.

Eigentlich hasste ich mich sogar gerade. Wie hatte ich nur so blöd sein können, mich so schwach vor ihm zu geben? Liebe hin oder her, das war einfach nur dumm und unvorsichtig gewesen! Ich war wie irgendeines seiner verliebten Betthäschen rübergekommen, einfach nur widerlich.

Ich durfte es nie wieder so weit kommen lassen, er würde mich ja doch nur ausnutzen. Was brachte mich dazu, zu glauben, dass er mich anders behandeln würde, als alle anderen Frauen? Wenn er genug mit mir gespielt hatte, würde er mich ja doch nur fallen lassen … und obwohl ich das wusste, bekam ich Herzklopfen in seiner Nähe …

Aber es kam nicht so weiter, dass ich mir noch weiter Gedanken über ihn machte, denn die Eingangstür wurde geöffnet und ich konnte ein lautes Keuchen wahrnehmen, das ganz nach meiner Mutter klang. Schnell erhob ich mich von dem Sessel und marschierte ins Vorzimmer, um meinen Verdacht zu bestätigen.

„Mama“, meinte ich als ich sie erblickte, wurde aber nur aus müden Augen angesehen, als sie sich aufraffte, nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatte.

„Alice, du bist noch wach“, stellte sie fest und wollte einen Schritt auf mich zu machen, doch sie musste sich beim nächsten Kasten abstützen, weil sie das Gleichgewicht fast verloren hatte.

„Ja, ich wollte mit euch reden“, erklärte ich ihr, während ich sie mitleidig anschaute, „Papa kommt doch auch bald nach Hause, oder?“

„Dein Papa? Woher soll ich wissen, was mit deinem Papa ist?“, wollte sie von mir wissen und schaffte es irgendwie sich in die Küche zu begeben, „Ich hab keine Ahnung wo er sich aufhält, oder was er tut und eigentlich ist es mir auch so ziemlich egal.“

„Dann warten wir hier so lange, bis er kommt“, meinte ich und nahm wieder auf dem Stuhl Platz, auf dem ich zuvor gesessen war.

„Da kannst du lange warten, Schätzchen“, gab sie zurück und setzte sich gegenüber von mir hin, „Es ist fraglich, ob er in den nächsten Stunden überhaupt noch nach Hause kommt.“

„Dann warten wir eben so lange“, ließ ich mich nicht unterkriegen und verschränkte dabei meine Arme, um meine Sturheit auszudrücken.

„Ich bin müde, ich würde mich jetzt viel lieber hinlegen und schlafen“, erklärte sie mir und stützte ihren Kopf mit ihren Händen ab.

„Wenn du nicht so viel getrunken hättest, wärst du jetzt bestimmt nicht so müde.“

Sie zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und hatte Mühe noch ihre Augen offen zu halten. Die Minuten vergingen und ich starrte einfach nur die ganze Zeit zur Küchentür. Dann irgendwann, nach einer halben Stunde, hörte ich, wie die Eingangstür geöffnet und wieder zugeschmissen wurde. Kurz darauf trat mein Vater in die Küche.

„Wartet ihr auf irgendetwas?“, wollte er von uns wissen und wirkte ziemlich gereizt.

„Ja, darauf, dass du kommst“, antwortete ich ihm, woraufhin er mich misstrauisch anblickte.

„Wieso? Was wollt ihr von mir?“, fragte er nach und schien sich sogleich angegriffen zu fühlen.

„Unsere Tochter will mit uns reden.“

Jetzt war es wohl so weit, es gab kein Zurück mehr. Ich musste mich meinen Eltern stellen und ihnen die Meinung sagen. Klar hatte ich Angst, große Angst sogar. Was würde wohl danach passieren? Sie würden sicher ausflippen und mich vielleicht sogar schlagen, aber das musste ich in Kauf nehmen. Sie sollten endlich erfahren, wie ich darüber dachte.

„Ja, so kann das nämlich nicht weiter gehen“, fing ich an zu erklären und stand auf, weil ich mir auf dem Sessel so klein vorkam, „Irgendetwas müsst ihr ändern, ansonsten werden wir uns irgendwo Hilfe suchen.“

„Alice, das ist nicht notwendig, wir schaffen das schon“, wollte mir meine Mutter meine Sorge ausreden, klang aber nicht sehr überzeugt.

„Ach ja? Wie lange sollen wir warten? Das geht jetzt schon ein Monat so und ich hab nicht das Gefühl, dass es besser wird, im Gegenteil, ihr redet ja kaum mehr miteinander!“, schrie ich sie an, wobei mich das eine Menge Mut kostete.

„Wie kommst du dazu, in so einem Ton mit uns zu reden?“, ging mich mein Vater plötzlich an und funkelte mich böse an, „Wie oft haben wir euch schon aus der Patsche geholfen? Wir können eben nicht immer die perfekten Eltern sein!“

„Wann habt ihr uns bitte das letzte Mal geholfen? Wir sehen euch nur noch selten und wenn ist es euch doch scheiß egal, wie es uns geht!“, konterte ich, woraufhin er mich aber nur noch wütender ansah.

„Wann wir euch das letzte Mal geholfen haben? Denk einmal an deinen Bruder! Wäre ich nicht gewesen, wäre er schon längst von der Schule geflogen, obwohl er es eigentlich eh verdient hätte!“

„Und wie du ihm geholfen hast, du hast die Leute einfach bestochen, die ihn rausschmeißen wollten, anstatt dass du sie überzeugst, dass er unschuldig ist! Weißt du, wie es ihm in der Schule geht? Nein, du hast keine Ahnung, wie es ihm geht, wie er von allen angesehen wird!“

„Wie hätte ich sie überzeugen sollen, hm? Dieser Idiot hat doch selbst gesagt, dass er es war und hat es nicht abgestritten! Und so arm kann er gar nicht sein, immerhin prügelt er sich oft genug!“

„Jetzt hört auf, über Rico zu diskutieren! Es geht hier nicht nur um ihn!“, befahl sie uns und erhob sich nun ebenfalls von ihrem Stuhl.

„Ja, na klar, jetzt spielst du dich wieder als die gute Mutter auf“, meinte er spöttisch und verschränkte die Arme, „Wer hat denn angefangen, die Familie zu hintergehen? Du mit deiner scheiß Betrügerei!“

Plötzlich wurde es still im Raum und meine Mutter blickte nur beschämt zu Boden. Mein Vater sah triumphierend auf sie hinunter und ich schaute nur verwirrt abwechselnd zwischen ihnen hin und her. Das hatte sich ganz so angehört, als ob sie ihn schon länger mit anderen Männern betrügen würde, nicht erst seit einem Monat.

„Was meint er damit, Mama?“, fragte ich vorsichtig, bekam aber keine Antwort von ihr.

„Ich kann dir sagen, was ich damit meine“, gab er stattdessen zurück und sprach nun etwas leiser als zuvor, „Deine ach so gute und tolle Mutter, betrügt mich schon seit fünf Jahren.“

Diese Worte trafen mich, wie ein Schlag in Gesicht. Fünf Jahren schon? Damals hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass mit meiner Familie irgendetwas nicht stimmte. Ich war immer der festen Annahme gewesen, dass sich die beiden erst die letzten Monate so auseinander gelebt hatten, aber anscheinend hatte ich mich getäuscht.

„Stimmt das?“, wollte ich auch von ihr die Bestätigung haben, da ich das nicht ganz glauben wollte.

„Ja, jetzt ist es auch schon egal, da kannst du es ruhig erfahren. Aber weißt du warum ich das getan habe? Weil ich mich einsam gefühlt habe“, entgegnete sie mir und wandte sich dann meinem Vater zu, „Du hast mich nie so behandelt, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Ich hatte nie das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, wenn ich in deiner Nähe war.“

„Und warum hast du mich dann geheiratet, wenn ich dich sowieso nie glücklich gemacht habe?“

„Ich war einfach von deinem damaligen guten Aussehen und von deinem Geld geblendet. Außerdem hast du dich verändert. Früher warst du noch ganz anders.“

„Da bin ich aber nicht der einzige! Glaubst du ich hätte dich geheiratet, wenn ich gewusst hätte, dass du nur hinter meinem Geld her warst und dass du mich betrügen würdest, nur weil du dir einbildest, dass ich dir nicht genug gebe?“

Die Streiterei ging noch eine Weile so weiter, doch ich stand einfach nur daneben. Ich wollte nicht zuhören, aber meine Beine bewegten sich nicht. Irgendwie hatte das Ganze eine völlig falsche Richtung eingeschlagen. Wenn ich gewusst hätte, dass so etwas dabei rauskommen würde, hätte ich das Thema nicht angesprochen.

„Hört auf zu streiten, bitte“, bat ich sie und spürte, wie meine Augen nass wurden, „Könnt ihr nicht normal mit einander reden? Irgendwie wird sich das ganze doch klären, oder?“

„Fang jetzt nicht zu heulen an“, drohte mir mein Vater und wollte schon auf mich zugehen, doch meine Mutter hielt ihn am Arm fest.

„Dai, lass sie in Ruhe!“, mahnte sie ihn, doch er entriss sich aus ihrem Griff und schubste sie grob von sich weg.

„Was glaubst du denn, was ich vorhabe? Sie zu schlagen?“, erkundigte er sich, wobei ich aber nicht wusste, was genau er damit ausdrücken wollte.

„Ja, das würde ich dir nämlich zutrauen!“

„Ich schlag doch nicht meine Tochter!“

„Nein? Glaubst du ich weiß nicht, dass du es schon einmal gewollt hast? Wenn Rico nicht dazwischen gegangen wäre, hättest du es getan!“

„Ach halt doch die Klappe!“

Er holte zum Schlag aus und ich kniff schnell meine Augen zusammen, weil ich das auf keinen Fall sehen wollte. Ich konnte nicht beschreiben, wie es sich anfühlte zu höre, wie meine eigenen Eltern darüber redeten, ob mich mein Vater nun schon einmal schlagen wollte oder nicht. Es war einfach nur grauenhaft. Ich wartete, bis ich den Aufprall seiner Hand hören würde, doch es kam nichts.

„Was …?“, frage ich verwirrt, während ich langsam meine Augen öffnete.

Rico stand plötzlich neben ihm und hielt seine Hand fest. Sie warfen sich gegenseitig vernichtende Blicke zu, wobei mein Bruder viel ruhiger als mein Vater war. Meine Mutter sackte auf die Knie und starrte nur fassungslos zu den beiden hinauf. Sie wäre wirklich fast von ihrem Mann geschlagen worden.

„Du ...“, meinte mein Vater wütend und riss seinen Arm los.

„Wie oft muss ich dich noch davon abhalten, jemanden zu schlagen?“, fragte Rico, woraufhin meine Mutter zu weinen anfing.

Ich hatte ihn gar nicht kommen hören. War er sofort dazwischen gegangen als er gekommen war oder hatte er vorher gewartet und ein bisschen gelauscht und hatte sich erst eingemischt, als das ganze aus der Kontrolle geraten war? Naja, eigentlich war das auch egal, er war wieder einmal im richtigen Moment da.

„Ich gehe“, erklärte mein Vater, drehte sich zur Tür du marschierte aus der Küche.

Irgendwie war es immer dasselbe. Wenn mein Bruder da war, konnte man sich sicher sein, dass nicht geredet wurde. Er und unser Vater hatten noch nie eine sehr innige Beziehung gehabt und seit dem Vorfall vor einem Jahr, hatten sie sich eigentlich nur noch ignoriert. Wahrscheinlich hatte er Angst vor Rico, auch wenn er das natürlich nie zugeben würde.

„Danke, Rico“, brachte meine Mutter aus ihren Tränen hervor und wollte seine Hand ergreifen, doch er schlug ihre nur weg.

„Du solltest jetzt auch ganz schnell verschwinden“, drohte er ihr und man sah ihm an, dass er versuchte seine Wut zu unterdrücken.

„Hast du es gehört?“, fragte sie ihn, während ihr immer mehr Tränen über die Wangen liefen.

„Ja, hab ich“, antwortete er ihr und ballte seine Hände zu Fäusten, „Also geh mir aus den Augen.“

„Es tut mir so leid!“, jammerte sie und erhob sich anschließend von ihren Knien.

„Geh“, meinte er nur anschaffend, woraufhin sie ebenfalls die Wohnung verließ.

Rico war sauer, eindeutig. Ich konnte es ihm nicht verübeln, immerhin hatte er auch mit angehört, dass unsere Mutter schon seit fünf Jahren mit einem anderen Mann oder mit mehreren anderen Männern schlief. Der heutige Tag dauert nicht mehr lange und ich wollte ja heute eigentlich alles geklärt haben. Das hieß, dass ich mein Geständnis an meinen Bruder auch noch hinter mich bringen musste, auch wenn es eigentlich keinen schlechteren Moment dafür geben konnte.

„Rico, ich muss dir was sagen“, fing ich an zu erklären und starrte dabei auf den Boden, „Ich weiß, dass das gerade ziemlich unangebracht ist und es dich nur noch wütender machen wird, aber besser du erfährst es jetzt und nicht später.“

Er drehte sich zu mir, ging ein paar Schritte auf mich zu und blieb dann wieder stehen. Er bemühte sich, nicht allzu böse drein zu schauen, doch das gelang ihm nur wenig. Eigentlich musste er sich gar nicht so viel Mühe geben, ich hatte ja nichts anderes verdient.

„Was gibt’s?“

„Ich hab dir nicht die Wahrheit gesagt …“, begann ich meine Beichte, woraufhin er wieder seine Hände ballte.

„Worin hast du mir nicht die Wahrheit gesagt?“

„Das mit Ryan … das war alles gelogen“, erklärte ich ihm und blickte ihn dabei traurig an, „Er hat mich nicht belästigt und auch nicht betatscht oder sonst irgendetwas. Er hat mich vielleicht anfangs gegen meinen Willen geküsst, aber ich habe es zugelassen, wenn ich mich wehren hätte wollen, dann hätte ich das auch gekonnt.“

Ich beobachtete seine Gesichtszüge ganz genau. Er presste seine Lippen zusammen und in seinen Augen spiegelte sich nichts als Wut und Enttäuschung wieder. Ich hatte doch nie gewollt, dass es so weit kam. Warum hatte ich verdammt noch mal lügen müssen?

„Sag doch was“, bat ich ihn, da mich das Schweigen am meisten fertig machte.

„Ich soll etwas sagen?“, wiederholte er und versuchte noch immer sich zusammenzureißen, „Weißt du was? Diese Familie kotzt mich an und du bist da keine Ausnahme. Lass mich einfach in Ruhe mit deinen Lügen.“

Mit diesen Worten verließ auch er mich und ich versuchte nicht einmal ihn aufzuhalten. Was würde das schon bringen? Meine Familie war gerade dabei komplett auseinanderzubrechen und ich machte sogar noch alles schlimmer, indem ich irgendeine Geschichte erfand, für die sich Rico sogar für mich prügelte.

Bevor ich mich auf den Weg in mein Zimmer machte, warf ich noch einen Blick unter meinen Sessel. Von dort aus sah mich Naokimon völlig verängstigt an. Das arme Digimon hatte das alles miterleben müssen, wenn ich es in mein D-Maak gesperrt hätte, hätte es die Stimmen wenigsten nicht so laut gehört.

Aber ich wandte mich wieder von ihm ab und ging einfach weiter. Im gewünschten Raum angekommen, schloss ich hinter mir die Tür und zog mir meinen Pyjama an. Ich legte mich in mein Bett, drückte einen Polster dicht an mich und zog mir die Decke bis über die Schultern.

Ich hatte endlich alles geklärt und das innerhalb eines halben Tages. Ich konnte nicht sagen, dass ich das gut gemacht hatte, aber wenigstens waren jetzt alle Missverständnisse und Lügen beiseite geräumt. Ehrlich gesagt hatte ich gedacht, dass ich mich danach viel besser fühlen würde, aber so war es nicht.

Mir stiegen die Tränen in die Augen. Wie oft hatte ich heute eigentlich schon geweint? Ich fühlte mich so schwach und zu nichts zu gebrauchen. Am liebsten würde ich gar nicht mehr aufstehen und einfach hier in meinem Bett versauern.

Als ich den nassen Stoff unter meinem Gesicht fühlte, beschloss ich, meine Tränen nicht zurückzuhalten, sondern einfach einmal alles raus zu lassen. Ich hatte einmal gehört, dass man das so machen sollte und dass es einem, nachdem man genug geweint hatte, gleich besser ging. Hoffentlich war das wirklich so, auch wenn ich meine Zweifel daran hatte.

Würde morgen alles ganz anders aussehen? Würde Rico jemals wieder ein Wort mit mir reden? Würde mich Ryan einfach in Ruhe lassen? Würde Hime so tun, als sei nichts gewesen? Ich hoffte, dass es so sein würde, aber ich glaubte es nicht. Ich hatte einfach alles zerstört und musste jetzt auch mit den Konsequenzen leben.

Ich schloss meine feuchten Augen und versuchte meine Gedanken zu irgendetwas Schönem zu lenken, doch das blieb erfolglos. Immer wieder kehrten sie zu den Problemen zurück, die mir keine Ruhe ließen und hinderten mich somit am Einschlafen. Wie konnte ich nur meinen Kopf frei bekommen?

Ich spürte schon, wie mich die Müdigkeit überfiel und meine Augen ließen sich auch bald nicht mehr öffnen, weil die Lider zu schwer geworden waren, aber trotzdem konnte ich mich nicht dem Schlaf hingeben.

Egal was ich tat, in dieser Nacht war es mir nicht gelungen einzuschlafen.
 

Es ist vollbracht, alle Ich-Kapis sind zu Ende!

Rico hat irgendwie immer solche Heldenauftritte. Er kommt immer aus dem nichts und tut irgendetwas Gutes ^^

Auch wenn Alice ihre Taten bereut, fällt es sicher schwer, Mitleid mit ihr zu haben, ich hoffe, dass ihr trotzdem nicht allzu böse auf sie seid =S

So, ich muss sagen, dass mir die Ich-Perspektive echt Spaß gemacht hat und mich würde interessieren, welches Kapi euch am besten gefallen hat =)

Die Digimon sind im Großen und Ganzen wieder nur sehr selten vorgekommen, nicht einmal alle haben sich blicken lassen, ich hoffe, dass ich sie in nächster Zeit mehr einbringen werde =S

Ab jetzt kommt übrigens wieder nur noch ein Kapi pro Monat =)

Kiripurin

Diskussion im Lehrerzimmer

Nayuta betrat das Klassenzimmer und hielt kurz inne bevor er zu seinem Platz ging. Rico war schon da, wie immer wenn er kam. Bei ihrem gestrigen Treffen waren sie zerstritten auseinander gegangen und er hatte jetzt Bedenken, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte.

Er schluckte einmal und setzte dann seinen Weg fort. Wortlos nahm er auf seinem Stuhl Platz und begann seine Sachen aufzupacken. Er hatte beschlossen seinen besten Freund einfach zu ignorieren.

Der Junge wagte einen kurzen Blick zu ihm hinüber und es sah so aus, als ob er schlafen würde. Rico hatte den Kopf auf seinen Oberarm gelegt und hatte ihn den Fenstern zugewandt, also nicht in Nayutas Richtung. Anscheinend waren sie sich einig, sich keine Beachtung zu schenken.

Nachdem er gestern das Café verlassen hatte, war er noch ein bisschen in der dunklen Stadt herum gegangen. Erst um Mitternacht hatte er sich dann entschlossen heim zu gehen und hatte das dann auch unauffällig getan. Niemand hatte bemerkt, dass er zurück gekommen war und in der Früh war er auch der erste gewesen, der aufgestanden war. Also hatte er sich mit seinem Familien-Problem noch nicht auseinandersetzen müssen.

Aber mit seinem Kumpel wurde er leider jeden Tag in der Schule konfrontiert. Er konnte sich nicht einfach wegsetzen, da nirgends ein anderer Platz frei war, aber das hätte er sowieso nicht getan. Er würde sicher nicht derjenige sein, der ging und nachgab, nein, er würde stark bleiben und einfach so tun, als ob er gar nicht da wäre.
 

Zur selben Zeit im gleichen Raum, erblickte Hime Shunichi bei ihrer Klassentür, der sie zu sich herwinkte. Sie erklärte Alice kurz, dass sie zu ihm ging, stand auf und marschierte zu ihm hin, etwas steif, da ihr unwohl war, mit ihm zu reden.

„Hi, was gibt’s?“, wollte sie von ihm wissen und ging ein Stück zur Seite, von der Tür weg, um den Leuten nicht den Weg zu versperren, die eintreten wollten.

„Du klangst gestern am Telefon irgendwie niedergeschlagen, ist alles okay?“, erkundigte er sich und sah sie besorgt an.

„Ja, mir geht’s gut, mach dir keine Sorgen“, meinte sie und lächelte ihn dabei an.

Dabei stimmte das gar nicht. Als er ihr erzählt hatte, dass er nun weniger Zeit mit ihr verbringen würde, hatte sie nicht verhindern können, dass sie zu weinen begonnen hatte. Deswegen hatte sie auch so schnell aufgelegt, aber anscheinend war das nicht früh genug gewesen.

„Du lügst mich an“, bemerkte er und setzte ein ernstes Gesicht auf.

„Nein, ich lüg dich nicht an, wirklich“, verteidigte sie sich, doch er wollte ihr nicht glauben.

„Hey, ich kann verstehen, dass du das nicht gut heißt, was ich dir gestern gesagt habe, ich finde das auch nicht okay.“

„Shunichi, es ist nichts“, log sie weiter und hoffte, dass er ihr bald glauben würde, denn sie war kein Naturtalent im Lügen, „Du hast jetzt eine Freundin und da ist das ganz normal.“

„Aber gestern …“

„Gestern war nichts“, unterbrach sie ihn und warf nebenbei einen Blick auf die große Uhr, die am Gang hing, um festzustellen, wie spät es war, „Die Stunde fängt gleich an, du solltest zurück in deine Klasse gehen.“

„Oh, du hast Recht“, stimmte er ihr zu, nachdem er es ihr gleich getan hatte, musste aber noch eine Sache loswerden, „Nach der Schule gehen wir gemeinsam nach Hause. Da erzählst du mir dann, was bei dem Gespräch mit Alice rausgekommen ist.“

„Ja, gut“, sagte sie nichts dagegen, da sie wusste, dass es sowieso keinen Sinn machte, ihm zu widersprechen und sie außerdem nicht das Recht dazu hatte.

Er verabschiedete sich von ihr und verschwand dann um die Ecke. Sie ging zurück in ihre Klasse und kurz darauf kam auch schon der Lehrer. Doch sie hörte nicht zu, was er zu sagen hatte. Shunichi schwirrte in ihrem Kopf herum und deswegen konnte sie sich auch nicht auf irgendetwas Schulisches konzentrieren.
 

Nayuta und Rico redeten bis zum Schulende nichts miteinander, nicht einmal ein Wort der Verabschiedung kam ihnen über die Lippen. Beide blieben stur, denn keiner sah ein, wieso er sich bei dem andere entschuldigen sollte.

Nayuta war immer einer der letzten, die die Klasse verließen und normalerweise wartete sein bester Freund auf ihn, doch heute war er schon gegangen. Es regte ihn auf, dass er von Rico ignoriert wurde, mehr als ihm lieb war. Er war eben nicht der Mensch, zu dessen Fähigkeiten das Gemeinsein zählte. Aber man musste Prioritäten setzen und seine waren, dass man in einer Freundschaft nicht alles durchgehen lassen durfte.

Rico sah das hingegen etwas anders. Ihm ging gerade die ganze Welt am Arsch vorbei und wenn sein bester Freund meinte, dass er zu der ganzen Welt dazu gehören wollte, war das seine Sache. Er brauchte sowieso niemanden, er kam auch ganz gut alleine zurecht.

Plötzlich wurde er, als er gerade einmal ein paar Schritte aus dem Gebäude getan hatte, angerempelt. Das passierte nicht selten, da immer viele Schüler gleichzeitig das Schulhaus verlassen wollten. Für gewöhnlich ignorierte er das einfach, doch heute war er so schlecht drauf, dass er sich umdrehte und den Typen, wie er feststellte, wütend ansah.

„Pass gefälligst auf, ja?“, drohte er ihm und ballte seine Hände zu Fäusten.

„Drohst du mir?“, fragte der Kerl und stellte sich so nahe vor ihm hin, dass ihre Köpfe nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt waren, um zu zeigen, dass er keine Angst vor ihm hatte.

„Hör zu, ich hab heute einen schlechten Tag“, erklärte er ihm und ließ sich auf die Provokation ein, „Also verschwinde einfach.“

„Yota, lass gut sein, leg dich nicht mit ihm an“, meinte einer seiner Freunde, die daneben standen und zu hoffen schienen, dass das hier bald geklärt sein würde.

„Wieso? Glaubt ihr etwa, dass ich vor Rico Angst habe?“, wollte er wissen, ließ mit seinem Blick aber nicht von seinem Gegenüber ab.

„Du hörst besser auf deine Freunde“, riet er ihm, da er selbst spürte, wie gereizt er war.

„Das werde ich nicht tun“, bemerkte Yota, legte seine Hände auf Ricos Schultern und schubste ihn anschließend, „Zeig mir was du drauf hast, na komm.“

Das ließ er sich natürlich nicht gefallen und auch nicht zweimal sagen. Sofort stürmte er nach vorne und schlug dem Typen ins Gesicht. Er taumelte nach hinten, doch der Digi-Ritter setzte gleich zum nächsten Schlag an. Da konnte er sehen, was es hieß, sich mit ihm anzulegen, noch dazu, an einem Tag wie diesen.
 

Honoka und Yukiko kamen gerade bei der Menschenmasse, die sich wieder einmal um die Prügelei gebildet hatte, vorbei. Da die Rosahaarige kein Mädchen war, das so etwas einfach ignorierte und weiter ging, drängten sich die zwei durch die angehäuften Schüler und konnten schon bald erkennen, wer an der Aufregung beteiligt war.

„Hey, das ist ja Rico!“, meinte Honoka verwundert und sah ihre Freundin dabei entgeistert und besorgt an, „Wir müssen was tun!“

„Was willst du denn machen?“, wollte sie wissen und blickte mitleidig zu dem Angesprochenen hinüber.

„Na dazwischen gehen!“

„Meinst du, dass er sich von dir aufhalten lassen wird?“

„Keine Ahnung, aber ich werde es auf jeden Fall versuchen!“, erklärte sie und marschierte schon los, bevor Yukiko noch irgendetwas sagen konnte.

Das Mädchen wurde von allen seltsam angestarrt, als sie in den gebildeten Kreis stieg, aber das war ihr egal. Sie konnte an Ricos Blick erkennen, dass es ihm nicht gut ging und dass er sehr aufgebracht war. Solche Augen machten ihr Angst und besonders in seinem Gesicht, sah sie die nicht gerne, weil die Wut, die sie widerspiegelten, eine Seite an ihm zeigte, vor der sie sich sehr fürchtete.

Also entweder der Typ, mit dem er sich prügelte, beziehungsweise den er verprügelte, hatte etwas getan, was ihm sehr nahe gegangen war oder Rico hatte noch gestern oder heute in der Schule etwas sehr Schreckliches erlebt und war jetzt so gereizt, dass er sich einfach abreagieren musste. Egal was es war, das hier musste schnell beendet werden.

„Rico, hör auf!“, forderte sie ihn auf und trat noch einen Schritt weiter in den Kreis hinein, „Rico!“

„Wow, sieh mal, da gibt es ja einen Menschen, der sich um dich schert“, bemerkte Yota und setzte dabei ein selbstsicheres Grinsen auf.

Doch Rico ließ sich davon nicht irritieren und schlug weiter auf ihn ein. Erst als sich Honoka hinter ihn stellte und sich an seinen Oberkörper klammerte, hörte er nach einer Weile auf und blickte keuchend auf sein am Boden liegendes Opfer herab.

„Yota! Alles in Ordnung?“, fragte ihn einer seiner Kumpels, der sich zu ihm hinunter gebeugt hatte und legte ihm eine Hand auf die Schulter, doch der Junge wollte seine Hilfe nicht.

„Ich wurde gerade verprügelt, wie kann da alles in Ordnung sein?“, wollte er von ihm wissen und schüttelte genervt seine Hand ab.

Ricos Herzschlag verlangsamte sich wieder und in ihm kehrte langsam wieder Ruhe ein. Seine Pupillen wurden wieder größer, seine Gesichtszüge weniger angespannt und er wurde sich bewusst, was er gerade getan hatte. War es falsch gewesen? Nein, das wurde ihm schlagartig bewusst, er bereute nichts und deswegen drehte er sich entschlossen um, schüttelte Honoka von sich ab und marschierte durch die Menge, die ihm natürlich aus Angst den Weg freigemacht hatte.

Honoka ließ sich aber nicht so schnell abwimmeln. Kaum hatte sie bemerkt, dass er sich fortbewegte, hatte sie schon wieder sein Handgelenk ergriffen und folgte ihm. Jetzt würde sie ihn auf keinen Fall alleine lassen.

Als ihre beste Freundin sah, dass die beiden verschwanden, beschloss sie ihnen hinterherzugehen, aber natürlich nicht Mitten durch den noch immer gebildeten Kreis, sondern außen herum. Immerhin musste ja nicht jeder mitbekommen, dass sie auch anwesend war …
 

Herr Takakaze beobachtete das ganze Geschehen vom Fenster des Lehrerzimmers aus. Er hatte erst mittbekommen, dass dort eine Prügelei stattgefunden hatte, als sie schon fast zu Ende war und deswegen war er auch oben geblieben und hatte sich diesmal herausgehalten.

Komischerweise war er der einzige Lehrer gewesen, der dem Ereignis Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Die anderen ließen sich nicht von ihrer Arbeit ablenken. Irgendetwas lief hier an dieser Schule schief.

„Rico hat sich schon wieder geprügelt“, bemerkte er und drehte sich zu seinen Kollegen um, von denen aber keinerlei Reaktion kam, „Sollten wir nicht irgendetwas dagegen unternehmen?“

„Nein, lassen Sie ihn, wir können da nichts tun“, erklärte ihm Herr Ogawa ohne aufzusehen.

„Wieso nicht?“, verstand er nicht und lehnte sich gegen das Fensterbrett.

„Wissen Sie denn nicht, dass Dai Yurioka sein Vater ist?“, erkundigte sich nun Frau Yamaguchi, die ihren Stift zur Seite legte und Herr Takakaze nun anblickte.

„Doch, sicher weiß ich das, Dai Yurioka ist schließlich einer der brillantesten Politiker ganz Japans, der sich sehr für spezifische Schulbildung einsetzt.“

„Und was tut er für unsere Schule?“, fragte sie weiter, woraufhin nun auch andere Lehrer unauffällig mit lauschten.

„Er sponsert doch immer unsere schulischen Veranstaltungen.“

„Und noch dazu wirft er ein gutes Licht auf unsere Schule. Seine Kinder werden schließlich hier unterrichtet“, brachte sich nun wieder Herr Ogawa ein, konzentrierte sich aber weiterhin auf seine zu verbessernden Hausaufgabenhefte.

„Ja, das weiß ich alles, aber ich kann Ihnen leider nicht ganz folgen, fürchte ich“, musste Herr Takakaze gestehen und kratzte sich verlegen am Kopf.

„Stellen Sie sich einmal vor, was passieren würde, wenn wir versuchen, Rico zu von der Schule zu werfen“, meinte Frau Fukazawa, die nun aufstand, um sich einen Kaffee zu holen, „Sollten wir Erfolg damit haben, ist ja alles schön und gut, aber glauben Sie, dass Dai Yurioka das so einfach zulassen würde? Er würde alles daran setzen, dass Rico auf dieser Schule bleibt, immerhin macht es sich nicht gut in seinem Lebenslauf, wenn dort steht, dass er von der Schule geflogen ist. Sollte er seine Meinung durchbringen, würde das nur wieder unnötige Kosten für die Schule aufbringen, ohne das wir irgendetwas damit erreicht hätten. Und sollten wir es doch schaffen, Rico von der Schule zu schmeißen, würden wir uns damit nur den Hass von seinem Vater zuziehen und dann wird er nicht mehr alles sponsern und vielleicht sogar unserer Schule schlechte Kritik geben.“

„Aber er hat doch auch noch eine Tochter, Alice Yurioka, die mit Rico in dieselbe Klasse geht, wenn ich mich nicht täusche. Wenn er unsere Schule sabotieren will, würde das doch auch sie betreffen“, diskutierte er weiter, woraufhin Herr Ogawa ein Seufzen entfuhr.

„Er würde sie doch ebenfalls von der Schule nehmen und wissen Sie was das dann noch dazu bedeuten würde?“

„Dass keine Schüler hochangesehener Leute mehr auf unsere Schule gehen und dann sind wir nur noch eine Schule wie jede andere“, beantwortete Frau Yamaguchi für Herr Takakaze seine Frage.

„Eigentlich habe ich gar nicht an einen Rausschmiss gedacht, sondern eher nur an eine Suspendierung“, erklärte er und verschränkte nur die Arme, „Außerdem sollten wir auf jeden Fall einmal mit einem Erziehungsberechtigten sprechen, vielleicht ist ja zu Hause bei den Yuriokas etwas vorgefallen, weswegen er so ist.“

„Die Mühe können Sie sich sparen“, erklärte Herr Ogawa, während er gerade ein Heft schloss und sich das nächste zur Hand nahm, „Glauben Sie denn tatsächlich, dass das noch keiner versucht hätte? Herr Mitzuki schätzt Dai Yurioka sehr, die beiden sind befreundet und Sie kennen doch unseren Schulleiter. Er versucht jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen.“

„Und was soll man sonst tun?“

„Nichts, davon sprechen wir ja die ganze Zeit“, antwortete ihm Frau Fukazawa, die mittlerweile wieder zu ihrem Platz zurückgekehrt war, „Wir können nur hoffen, dass sich Rico irgendwann ändert.“

„Hören Sie …“, begann nun Frau Yamaguchi und sah ihn eindringlich an, „Sie sind neu an dieser Schule und deswegen verstehe ich auch, dass Sie nicht ganz einsehen, was hier vor sich geht, aber …“

„Ich werde trotzdem zu ihm gehen“, meinte er und machte sich schon auf den Weg zu Tür, „Nur weil Rico der Sohn seines Freundes ist, darf man ihn nicht anders behandeln als alle anderen Schüler.“

Die Lehrer entgegneten ihm nichts mehr und ließen ihn einfach gehen, auch wenn jeder einzelne von ihnen genau wusste, dass das nur Zeitverschwendung war. Aber was wollte man so einem jungen dickköpfigen Lehrer schon einreden?
 

„Rico, warte doch, nicht so schnell!“, bat Honoka, die Mühe hatte, bei Ricos Tempo nachzukommen.

„Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“, fragte er, während er sich zu ihr umdrehte, stehen blieb und ihre Hand abschüttelte.

„Warum bist du denn so grob?“, wollte sie etwas verängstigt von ihm wissen und umgriff mit der einen Hand das Handgelenk der anderen.

„So bin ich immer, verstehst du das endlich? Ich prügle mich mit Menschen, die mich schief ansehen! Es gibt keinen Grund mich zu mögen und meine Nähe zu suchen!“, schrie er und sah sie böse an, „Halt dich einfach von mir fern!“

„Aber … aber Rico …“, stotterte sie nur herum und blickte dann unsicher zu Boden, „Nein, ich weiß, dass du nicht so bist.“

„Doch, sieh es endlich ein!“, widersprach er ihr und wandte ihr den Rücken zu.

Honoka wusste nicht, was sie sagen sollte, also sah sie ihm einfach hinterher, wie er sich immer weiter von ihr entfernte. Nein, sie konnte und wollte das nicht einsehen. Auch wenn sie gekränkt von seinen Worten war, würde sie nicht aufgeben. Sie würde ihn nie aufgeben.

Ricos zu Fäusten verkrampften Hände lockerten sich wieder nach ein paar Metern, die er gegangen war. Sein wütender und ernster Blick wandelte sich zu einem traurigen nachdenklich um. Dieses Mal bereute er es nicht, dass er sie angeschrien hatte. Sie hatte es nicht verdient, aber das musste sein.

„Mach es dir doch nicht so schwer …“, murmelte er leise in sich hinein, sodass sie es auf keinen Fall mehr hören konnte.
 

Yukiko, die bei der Hälfte des Gesprächs bei den zweien angekommen war, war etwas entfernt von ihnen stehen geblieben, um sie nicht zu stören. Jetzt ging sie auf ihre beste Freundin zu und blieb direkt neben ihr stehen.

Das rosahaarige Mädchen zeigte aber keinerlei Reaktion auf ihre Anwesenheit. Sie starrte einfach nur Rico nach, mit einem niedergeschlagenen Gesichtsausdruck. Yukiko überlegte, ob sie irgendetwas sagen sollte, aber ihr fiel nichts ein, egal wie lange sie darüber nachdachte.

Honoka hatte ihr heute am Morgen von ihrem gestrigen Date berichtet und nach ihren Erzählungen nach, war Rico ganz nett und freundlich gewesen. Bis auf den Kuss, den sie, wie sie gesagt hatte, bereute, war alles gut gelaufen. Wieso war er dann jetzt so gemein zu ihr?

Sie würde alles dafür geben, für ihre Freundin irgendwelche aufbauenden Worte zu haben, sie trösten zu können oder sie irgendwie von Rico abzulenken, aber das war nicht gerade ihre Stärke. Sie hasste sich dafür, dass sie nie wusste, was sie sagen sollte …
 

Herr Takakaze klopfte an das Büro des Schulleiters und wartete, bis er hineingebeten wurde. Entschlossen öffnete er die Tür, schloss sie wieder hinter sich und ging auf Herr Mitzuki, der ihn etwas verwirrt ansah, zu.

„Was gibt es, Herr Takakaze?“, erkundigte er sich und richtete nervös seine Krawatte.

Ihm war nicht entgangen, dass der normalerweise coole und gelassene Herr Takakaze sehr ernst wirkte. Er selbst hasste es, irgendwelche Probleme zu diskutieren und das hier sah ihm ganz danach aus. Er versuchte zwar, sich nichts anmerken zu lassen, doch das gelang ihm nicht gut.

„Es tut mir leid, wenn ich einfach so herein platze“, begann er zu erklären, als er vor seinem Schreibtisch stehen geblieben war, „Aber ich muss mit Ihnen reden, über Rico Yurioka.“

„So weit ich weiß, unterrichten Sie ihn in keinem Schulfach, was also veranlasst Sie dazu, mit mir über ihn sprechen zu wollen?“, fragte er und hoffte, dass es nichts Negatives sein würde, was er sich aber leider nur schwer vorstellen konnte.

„Der Junge prügelt sich ständig und wo er sich aufhält, gibt es nur Ärger. Alle haben Angst vor ihm und gehen ihm aus dem Weg. Ich kenne seine Geschichte von damals seit kurzem und eigentlich wollte ich ihm eine Chance geben, aber seitdem enttäuscht er mich nur. Ich habe mir gedacht, dass wir vielleicht …“

„Jeder hat mal eine schlechte Fase“, unterbrach Herr Mitzuki ihn und spielte mit seinem Kugelschreiber, „Er wird sich schon wieder beruhigen und was den Vorfall vor einem Jahr betrifft, hat es nicht den Anschein, als ob es sich wiederholen würde.“

„Das sagen Sie doch nur, weil Sie Dai Yurioka schätzen und ihn nicht verärgern wollen!“, wurde er etwas lauter und gestikulierte dabei heftig mit seinen Händen, „Bei jedem anderen Schüler wären Sie doch nicht so nachsichtig, dabei sollten Sie das als Schuldirektor doch sein, Gleichberechtigung für alle!“

„Ich verbiete Ihnen, in so einem Ton mit mir zu reden!“, ließ er sich das nicht gefallen und blickte ihn böse an, „Denken Sie nach, bevor Sie mir hier irgendwelche Sachen vorwerfen, ansonsten sind Sie ihren Job schneller los, als sie denken! Sie sind noch in der Probe-Phase und es gibt genügen andere Lehrer, die sich um ihren Platz reißen!“

„Aber wir könne doch nicht …“

„Nichts aber! Dieses Thema haben wir vor ihrer Anwesenheit schon oft genug durchgekaut und ich habe keine Lust, mich wieder damit zu beschäftigen, wenn sich schlussendlich eh nichts ändert!“, erklärte er ihm, woraufhin Herr Takakaze schwieg, da er nicht riskieren wollte, dass der Schulleiter seine Drohung wahrmachen würde, „Und jetzt verlassen sie mein Büro, ich hab noch genügend wichtige Dinge auf meinem Schreibtisch liegen, um die ich mich kümmern muss.“

„Hab verstanden …“, entgegnete er ihm nur und wandte sich zur Tür, um das Büro zu verlassen, „Auf Wiedersehen.“

„Auf Wiedersehen“, verabschiedete er sich ebenfalls und sah ihm nach, bis die Tür wieder geschlossen war.

Er seufzte und lehnte sich erschöpft bei seinem Sessel zurück. Er konnte sich nur gut erinnern, was für einen Trubel es damals gegeben hatte und das wollte er jetzt auf keinen Fall noch einmal durchmachen. Vor allem hatte er auch Angst, was Dai dann zu ihm sagen würde, immerhin war er ja ein Freund und Freunden fiel man nicht einfach so in den Rücken.
 

Wie angekündigt traten Hime und Shunichi gemeinsam den Heimweg an. Das Mädchen ging die ganze Zeit mit gesenktem Kopf neben ihm her. Sie schämte sich noch immer, weil sie ihm misstraut hatte und jetzt war eine Entschuldigung angebracht, aber sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte …

„Hime, bitte rede mit mir, ich halt das nicht aus, einfach schweigend neben dir her zu trotten“, erklärte Shunichi, woraufhin sie ihren Kopf hob und ihn anblickte.

Sie war überrascht, als sie in sein besorgtes Gesicht blickte. Was hatte er denn? Er hatte doch Yui … Warum machte er sich dann so viele Gedanken, wie es ihr ging? Weil es eben Shunichi war und er immer mit anderen Mensch mitfühlte, wen es ihnen schlecht ging.

„Es tut mir leid, in letzter Zeit bin ich total neben der Spur …“, entschuldigte sie sich, wobei es heute aber bestimmt nicht nur bei einer Entschuldigung blieb, „Und du machst dir solche Sorgen um mich, obwohl ich so gemein zu dir war …“

„Hey, Hime, du bist meine beste Freundin, natürlich mach ich mir Sorgen um dich, wenn du so schweigsam bist und ich nicht weiß, warum“, entgegnete er ihr und umgriff sanft ihre Hand, doch sie zog ihre schnell wieder weg.

„Das solltest du doch bleiben lassen, oder?“, wies sie ihn zurecht, setzte aber ein krampfhaftes Lächeln auf, „Nicht dass deine Freundin wieder böse wird.“

„Du hast Recht …“, stimmte er ihr zu und blickte betrübt zu Boden.

„Du hast übrigens letztens richtig gelegen und ich falsch …“, fing sie nun an zu erklären, damit sie es so schnell wie möglich hinter sich brachte, „Alice hat wirklich gelogen, Ryan war nicht schuld.“

„Das tut mir leid, ich kann verstehen, dass dir das zu schaffen macht“, meinte er und schaute sie nun wieder mitleidig an, „Ich sollte mich zwar jetzt eigentlich freuen, weil ich schließlich nicht von meinem besten Freund belogen wurde, aber wenn es dir dadurch schlecht geht, kann ich das echt nicht.“

„Du sollst kein Mitleid mit mir haben, du sollst böse auf mich sein, immerhin habe ich dir misstraut. Wenn ich daran denke, wie ich dich angegangen bin … es tut mir so leid.“

„Ich kann nicht böse auf dich sein und jetzt hör endlich auf, so einen Blödsinn zu reden!“, entgegnete er ihr etwas gereizt, woraufhin sie ihn unsicher ansah, „Was ist los mit dir in letzter Zeit? Wo ist die aufgeweckte, immer gut gelaunte Hime hin?“

Hime wandte nur wieder ihren Blick ab und sah zur Seite. Sie konnte ihm ja wohl schlecht sagen, dass sie eifersüchtig auf Yui war und dass sie sehr wohl etwas dagegen hatte, dass er jetzt weniger Zeit mit ihr verbringen würde. Dann würde er doch gleich merken, dass sie mehr als nur freundschaftliche Gefühle für ihn hegte.

„Du musst einsehen, dass du jetzt eine Freundin hast und die mehr Aufmerksamkeit von dir verdient als ich.“

„Das beantwortet nicht meine Frage.“

„Diese Hime gibt es noch, keine Sorge und sie wird auch bald wieder da sein, das verspreche ich dir“, meinte sie und lächelte ihn nun an.

„Dann ist ja gut“, gab er sich mit dieser Antwort zufrieden und rempelte sie anschließend leicht mit der Schulter an.

„Hey!“, regte sie sich spaßhalber auf, doch er grinste sie nur an.

Das Mädchen ließ das aber nicht einfach auf sich sitzen. Sie holte Schwung mit ihrer Schultasche und landete einen gezielten Treffer auf seinem Oberschenkel. Shunichi war aber nicht gewillt, es dabei zu lassen und so brach noch ein Kampf der Schultaschen aus.

Sie lachten viel und Hime verdrängte Yui ganz aus ihren Gedanken. Wenn sie doch nur wieder kleine Kinder sein konnten … Damals war alles so einfach gewesen, es gab nur sie und ihn und von Liebe war gar nicht die Rede gewesen. Sie fragte sich, ob wohl irgendetwas anders wäre, wenn sie ihn nicht lieben würde. Wahrscheinlich aber schon.
 

Nayuta öffnete leise die Tür seines Hauses und sah langsam nach links und rechts, bevor er eintrat. Was genau veranlasste ihn eigentlich dazu, sich in sein eigenes Haus einzuschleichen? Er konnte schließlich nicht ewig weglaufen, irgendwann würde er wieder mit seinem Vater reden müssen, aber jetzt war es auf jeden Fall noch zu früh dafür.

Also holte er einmal tief Luft, richtete sich gerade auf und marschierte in das Gebäude. Zielstrebig ging er auf die Treppen zu, die zu seinem Zimmer führten, doch plötzlich konnte er ein Geräusch aus der Küche wahrnehmen. Schnell aber leise huschte er die Stiegen hinauf, noch bevor ihn irgendjemand zu Gesicht bekam.

In seinem Zimmer angelangt, griff er sofort unter sein Bett und holte eine große Tasche hervor. Er stopfte sie mit Dingen voll, die er so zum Leben brauchte, bis sie voll war und verließ dann wieder den Raum.

Gestern in der Nacht hatte er nämlich noch einen Entschluss gefasst: Er musste ein paar Tage wo anders hin. Er konnte jetzt nicht einfach wieder zu Hause leben, ohne dass sich irgendetwas änderte. Also hatte er heute in der Schule Ayato gefragt, ob er vielleicht ein zwei Nächte bei ihm übernachten konnte und der hatte mit Freude zugestimmt.

Rico hatte er natürlich nicht fragen können, immerhin waren sie ja gerade zerstritten. Warum genau hatten sie sich eigentlich einen so ungünstigen Zeitpunkt dafür ausgesucht? Aber egal, er musste sich damit abfinden. Wie das Ganze weiter gehen würde, wusste er nicht, er war völlig ratlos. Der Junge hoffte nur, dass sich alles irgendwann wieder einrenken würde.
 

„Naokimon, was meinst du?“, fragte Alice seinen Digimon-Partner, der neben ihr auf dem Bett lag, „Mag mich Ryan wirklich? Oder bin ich einfach nur ein Spielzeug für ihn, wie alle anderen Mädchen auch?“

„Ich will dir keine falschen Hoffnungen machen, Alice“, entgegnete es ihr und sah sie nachdenklich an, „Versprich mir, dass du vorsichtig bist, ich traue diesem Kerl irgendwie nicht.“

„Also meinst du, ich sollte mich von ihm fern halten und ihn einfach vergessen?“

„Ja, ich will nicht, dass du traurig bist und er macht dich traurig.“

„Ich will das ja eigentlich auch nicht und ich weiß besser als jede andere, dass er ein Arsch ist, aber trotzdem … als er mich geküsst hat, hab ich mich so zu ihm hingezogen gefühlt, dass ich ihn am liebsten gar nicht mehr losgelassen hätte …“

„Ach Alice, ich würde dir ja gerne helfen, aber ich bin ein Digimon und kenne mich nicht wirklich mit solchen Dingen aus“, erklärte es ihr und lies traurig seine Ohren hängen.

„Schon gut, das erwarte ich ja auch gar nicht von dir“, meinte sie und streichelte ihm sanft über den Kopf.

„Bekomme ich Leckerlies? Ich hab schon so lange keine bekommen …“, bat es und blickte sie treuherzig an.

„Ja, na klar“, lachte sie und erhob sich kurz darauf vom Bett.

„Juhu!“, freute es sich und düste schnell in die Küche.

Naokimon hatte wahrscheinlich Recht. Das Beste würde sein, wenn sie sich einfach von ihm fern hielt, dann konnte ihr nichts passieren. Und Hime hatte schließlich auch gesagt, dass sie nicht glaubte, dass er ehrlich zu ihr gewesen war. Aber nichts desto trotz konnte sie nichts gegen die Gefühle tun, die in ihr immer stärker wurden, jedes Mal wenn sie ihn sah.
 

Ryan und Shunichi saßen gerade beim Café um d‘ Ecken. Es war bereits später Nachmittag und Shunichi hatte seinem besten Freund alles bezüglich Alice‘ Lügengeschichte erzählt und gemeint, dass er sich jetzt keine Sorgen mehr darum machen musste.

„Und was willst du jetzt tun?“, fragte ihn der Schwarzhaarige, woraufhin er von seinem Gegenüber aber nur verwirrt angesehen wurde, „Na mit Alice meine ich.“

„Was soll ich schon tun? Erwartest du irgendetwas Bestimmtes von mir?“

„Naja, lässt du sie jetzt in Ruhe, oder machst du einfach weiter, oder ist dir irgendeine andere glorreiche Idee gekommen?“, erklärte er ihm, woraufhin Ryan nicht lange nachdenken musste.

„Ich lass sie in Ruhe, jetzt, wo ich weiß, dass sie genauso ist, wie alle anderen auch, hab ich kein Interesse mehr an ihr“, antwortete er ihm und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.

„Also hast du doch nur mit ihr gespielt und es war Eigennutz …“, stellte er fest und sah ihn finster an.

„Ach komm schon, was dachtest du denn? Dass ich mich jetzt unsterblich in Alice verliebt hätte?“, fragte er, um ihm zu verdeutlichen, wie absurd das klang, „Sie hasste mich und das hat mich gereizt es einmal bei ihr zu versuchen. Aber sie hat nachgegeben und deswegen ist sie nicht besser als alle anderen Mädchen.“

„Ich kann zwar nicht gutheißen, was du tust, aber sobald du damit bei ihr aufhörst, misch ich mich da auch nicht weiter ein“, gab er sich damit zufrieden und erhob sich von der Bank, „Ich muss mal wohin.“

„Jaja, lass dir ruhig Zeit.“

Ryan beobachtete, wie sein bester Freund aufstand und Richtung Toiletten verschwand. Als er ihn nicht mehr sehen konnte, griff er in seine Hosentasche und holte sein Handy hervor, das zuvor während ihres Gespräches vibriert hatte.

Als er auf den Display blickte, stellte er fest, dass er eine SMS von onetimegirl bekommen hatte.

„Hey, wie geht’s dir denn so? Hast du deine Probleme mit dem einen Mädchen schon geklärt?“, schrieb sie, woraufhin er sofort antwortete.

„Ja, alle sind gelöst, zumindest denke ich, dass es so ist …“

Ryan schickte die SMS sofort ab und hoffte, dass sie ihm etwas zurück schreiben würde, bevor Shunichi wieder kam. Er hatte gerade Lust mit ihr zu schreiben, aber falls sein bester Freund zurück kommen sollte, würde er sicher fragen, mit wem er da schrieb und anlügen wollte er ihn nicht, also musste er sein Handy wegpacken, wenn er wieder kommen sollte.

„Und was hast du jetzt schlussendlich gemacht?“, entgegnete sie ihm glücklicherweise bald und ein Lächeln umspielte seine Lippen.

„Nichts … ich werde sie einfach in Ruhe lassen …“

„Du läufst weg, ist dir das klar?“

„Ich laufe nicht weg! Ich habe es schließlich mit ihr versucht, was sollte ich denn sonst noch tun?“

„Wenn du meinst … Ich glaube aber, dass du es nach einer Zeit bereuen wirst.“

„Du bist gemein, weißt du das?“

„Wieso? Ich sage doch nur die Wahrheit.“

Als Ryans Blick durch das Café schweifte, entdeckte er Shunichi, der auf dem Weg zu ihm war. Er wirkte irgendwie nachdenklich. Schnell ließ der Weißhaarige sein Handy wieder in seiner Hosentasche verschwinden und widmete sich seinem besten Freund, der bereits wieder Platz genommen hatte.

„Du hast jetzt aber ziemlich lange gebraucht.“

„Ein Klo war verstopft und es waren einige Leute angestellt“, erklärte er und trank den letzten Schluck aus seinem Becher, „Gehen wir dann?“

„Ja. Hey, zahlst du und ich gehe inzwischen eine rauchen?“, schlug er vor und streckte ihm das Geld für seinen eigenen Kaffee entgegen.

Shunichi hieß es nicht wirklich gut, dass er rauchte, eigentlich hatte er sogar ziemlich viel dagegen. Also war ihm bewusst, dass wenn er ihm vorschlagen würde, nicht während seiner Anwesenheit zu rauchen, er zustimmen würde. Außerdem konnte er so ungestört mit onertimegirl schreiben.

„Ist gut“, meinte er, klang aber nicht wirklich glücklich und irgendwie bekümmert.

Das aber ignorierend, drückte Ryan ihm das Geld in die Hand und verließ anschließend das Gebäude. Draußen angekommen zündete er sich eine Zigarette an und wandte sich dann wieder seinem Handy zu.

„Kannst du nicht einfach ein Mensch sein, der ganz in meiner Nähe ist?“

„Worauf willst du hinaus?“

„Du bist so klug und hast immer einen guten Rat auf Lager, außerdem verstehst du mich und das können nicht viele Menschen von sich behaupten. Am liebsten hätte ich dich einfach hier bei mir, dann müsste ich mir über andere Mädchen nicht so viele Gedanken machen …“

„Du magst mich so sehr, obwohl du mich noch nie in deinem Leben gesehen hast. Findest du das nicht ein bisschen naiv?“

„Naiv? Mag sein … aber egal wie du aussiehst oder was für ein Mensch du wirklich bist, wenn du mir solche Sachen schreibst, muss mindestens ein kleiner Teil von dir der sein, den ich schon immer gesucht habe“, gab er ein, hielt aber inne, bevor er die Nachricht sendete.

Hatte er das gerade wirklich eingegeben? Waren sie hier in einem Kitsch-Film oder was? Schnell löschte er den Satz wieder und ersetzte ihn durch ein anderen. Schon alleine bei dem Gedanke daran, dass er im Stande war, so etwas zu schreiben, wurde ihm übel.

„Naiv? Mag sein … aber egal wie du wirklich im wahren Leben bist, dass was du mir schreibst, bedeutet mir was, auch wenn du es nicht ernst meinen solltest.“

„So, ich bin da“, erklärte Shunichi und richtete sich noch einmal seinen Schal, „Du bist aber noch nicht weit mit der Zigarette.“

Ryan warf einen fragenden Blick auf die angesprochene Zigarette, die er in der Hand hielt. Hatte er jetzt wirklich so lange mit dieser SMS herum geschissen, dass Shunichi währenddessen schon gezahlt hatte und er ganz aufs Rauchen vergessen hatte?

„Oh, sorry, ich werf sie eh weg …“, entgegnete er ihm, warf sie zu Boden und trat anschließend darauf.

„Danke“, meinte er und war etwas überrascht darüber, dass sein Freund so nett war, „Hör zu, ich …“

Plötzlich piepste ihr D-Maak, was ihn somit vom Reden abhielt und beide nahmen es gleichzeitig aus ihren Hosentaschen und blickten auf den Display. Anschließend sahen sie sich skeptisch an.

„Wer ist dran?“, fragte Ryan und wurde anschließend von ihm mit hochgezogenen Augenbrauen angesehen.

„Rate einmal“, antwortete er ihm nur, woraufhin der Weißhaarige genervt seufzte.

„Na gut, dann gehen wir’s an ...“, bemerkte er und setzte sich in Bewegung, „Warum müssen wir eigentlich immer die nervigen Digimon haben?“
 

War jetzt eine kleine Umstellung, nicht mehr aus der Ich-Ansicht zu schreiben, aber ich glaube, ich bin wieder halbwegs gut drinnen ^^

Ich hoffe, dass die Szene im Lehrerzimmer nicht allzu verwirrend war, ein paar Informationen über die Lehrer zum besseren Verständnis kann man dann aus der Personenliste entnehmen =)

Das Kapi ist wieder ein bisschen länger, konnte mich aber nicht zurück halten XP

Kiripurin

Eine gute Entscheidung?

„Bis wir dort sind, wird das Digimon schon einen enormen Schaden angerichtet haben“, meinte Shunichi und schaute bekümmert auf das vor ihnen Liegende.

Er, Ryan und Mantamon ritten auf Bakutamons Rücken zu dem Ort, an dem sich das bösartige Digimon aufhalten sollte. Sie waren sofort gestartet, als sich das D-Maak gemeldet hatte, doch es war noch ein weiter Weg bis zum Ziel, auch wenn sie die schnellste Fortbewegungsmöglichkeit gewählt hatten.

„Leider geht’s nicht schneller“, entgegnete ihm Ryan, der vorne saß.

„Tut mir leid, Sire, ich tue mein Bestes …“, entschuldigte sich sein Partner, woraufhin sich der Weißhaarige etwas vorlehnte, um ihm einen leichten Klaps auf den Hals zu geben.

„Das weiß ich doch, sollte keine Beleidung sein, entschuldige, wenn es so geklungen hat.“

„Sag mal, Ryan“, machte Shunichi auf sich aufmerksam und der Angesprochene drehte anschießend seinen Kopf nach hinten, „Gibt’s dort nicht einen Vulkan?“

„Keine Ahnung, woher soll ich das wissen?“

„Einen Vulkan?“, brachte sich nun auch Mantamon ein, dass unter Shunichis Arm festgehalten wurde und wurde etwas unruhig, „Was ist, wenn es das Digimon auf den Vulkan abgesehen hat? Stellt euch vor, er bricht aus, wenn wir in der Nähe sind, was machen wir dann? Wir werden alle verkohlen!“

„Ach, red‘ keinen Quatsch“, wies Ryan es zurecht und verdrehte die Augen, „Niemand verkohlt hier und auch wenn wir kurz davor sein sollten, wird uns nichts passieren, immerhin haben wir ja dich und du wirst ja in der Lage sein, mit deinen Wasser-Attacken etwas dagegen zu unternehmen.“

„Und was ist wenn ich das nicht schaffe?“, hinterfragte es, vom Pessimismus gepackt, seine Theorie, „Wenn ihr euch auf mich verlässt und ich euch dann hängen lasse?“

„Kann mal jemand dieses schwarzseherische Digimon abstellen?“, wollte Ryan wissen und wandte sich wieder nach vorne.

„Wir wissen ja noch gar nicht, ob dort wirklich der Vulkan ist, wir werden sehen, wird schon alles gut gehen“, versuchte Shunichi seinem Partner etwas mehr Mut zu machen und tätschelte seinen Kopf, setzte aber nach kurzer Zeit wieder ein nachdenkliches Gesicht auf.
 

Zaghaft führte Nayuta seine Hand zur Klingel des Wohngebäudes, in dem Ayato wohnte. Er kam sich vor wie ein kleiner Parasit. Als er ihn gefragt hatte, ob er bei ihm bleiben könnte, hatte er gar nicht daran gedacht, wie egoistisch es eigentlich von ihm gewesen war, ihm so eine Frage gestellt zu haben.

Aber er hatte es nun einmal getan, er musste sich irgendetwas überlegen, mit dem er sich erkenntlich zeigen konnte, früher oder später würde ihm schon etwas einfallen. Er atmete noch einmal tief ein und aus und betätigte dann die Klingel.

„Ja? Wer ist da?“, ertönte Ayatos Stimme nach einer Weile über die Freisprechanlage.

„Nayuta … Ich … ich hab meine Sachen mitgenommen“, erklärte er, woraufhin ihm sofort die Tür aufgedrückt wurde.

Der Junge betrat das Gebäude und marschierte die Treppen hoch. Laut Plan, der bei der Eingangstür hing, sollten die Rikuotas, also Ayatos Familie, im dritten Stock wohnen. Es wirkte eigentlich alles ganz nett, er war schon gespannt, wie es im Inneren der Wohnung aussah.

Im richtigen Stockwerk angekommen, wollte er schon an die Tür klopften, doch als er merkte, dass die Tür bereits einen kleinen Spalt geöffnet war, ließ er es bleiben und trat nach kurzem Überlegen einfach so ein. Vorsichtig sah er nach links und nach rechts, konnte aber keinen Menschen entdecken.

„Hallo?“, kündigte er seine Anwesenheit an und erkundigte sich sogleich nach der der anderen.

„Hey, Nayuta, da bist du ja endlich!“, wurde er von Ayato, der soeben um die Ecke gebogen kam, begrüßt.

„Hi, ja … ich bin da“, entgegnete er ihm etwas überfordert und kratzte sich verlegen am Kopf.

„Zieh deine Schuhe aus, komm mit, ich zeig dir, wo du schlafen kannst“, forderte er ihn auf und deutete ihm mitzukommen.

Nayuta folgte seinen Anweisungen, entledigte sich seiner Schuhe und seines Mantels und ging dem Jungen nach. Die beiden marschierten durch die ganze Wohnung und Nayuta zog den Entschluss, da es so leise war, dass sonst niemand von den Rikuotas daheim war.

„Das ist das Zimmer meiner Schwester“, erklärte ihm Ayato und öffnete die Tür, „Da sie schon ausgezogen ist, steht es eh meistens frei.“

Nayuta betrat das Zimmer und sah sich ein wenig darin um. Es war nicht sehr groß, sah aber ziemlich gemütlich aus. Ein Bett, ein Schreibtisch, dazu ein Sessel, ein Kasten, ein Fernseher, … eigentlich war alles da, was man brauchte. Außerdem hatte er erwartet, dass er die Wohnzimmercouch zur Verfügung gestellt bekam, also war er ziemlich zufrieden mit dem, was er sah.

„Und? Meinst du das du die nächsten Tage damit auskommst?“, fragte Ayato, da er auf seine vorige Meldung keine Reaktion von ihm vernommen hatte, „Es ist ein wenig klein, aber …“

„Nein, nein, es ist überhaupt nicht klein!“, widersprach er schnell, um ja nicht unfreundlich zu wirken und drehte sich wieder zu ihm um, „Ich dachte, dass ich eure Wohnzimmerbank bekomme und dafür wäre ich sogar dankbar gewesen.“

„Ach Quatsch, ich lass dich doch nicht auf der Bank schlafen!“, meinte er und klopfte ihm auf die Schulter, „Ach ja übrigens, meine Eltern sind eine Woche weg, also sind wir ein paar Tage alleine.“

„Wissen sie, dass ich hier bin?“, erkundigte er sich und befürchtete schon, dass Ayatos Eltern gar nichts von seinen Übernachtungsplänen wussten.

„Ne, aber die sehen das ziemlich locker, wenn sie da sind, sag ich’s ihnen schon, mach dir keine Sorgen“, antwortete er ihm und grinste ihn dabei an.

„Na wenn du es sagst …“, bemerkte er nur, woraufhin er seine Tasche aufs Bett schmiss und die beiden anschließend das Zimmer verließen, „Ich dachte mir, dass ich so zwei Tage bei dir bleibe, wenn das klar geht …“

„Natürlich geht das klar, du kannst sogar noch länger bleiben! Bis du deine Probleme zu Hause und mit Rico geklärt hast, kannst du hier raus und rein gehen, wann du willst, ich geb dir sogar ‘nen Schlüssel.“

„Das musst du doch nicht, ehrlich, ich komm mir komisch vor, wenn ich alleine in deiner Wohnung sein sollte …“, war Nayuta noch immer skeptisch und blickte etwas beschämt zu Boden.

„Red‘ keinen Quatsch, ich vertrau dir schon, dass du hier nichts anstellst“, meinte er und ließ sich auf die Wohnzimmercouch fallen.

Nayuta beobachtete zuerst, wie Ayato die Fernbedienung in die Hand nahm und den Fernseher aufdrehte, dann nahm er ebenfalls Platz. Er konnte echt von Glück sprechen, dass er so eine gute Bleibe gefunden hatte, aber er konnte nicht ewig hier bleiben. Wenn er Ayato nicht ewig auf die Nerven gehen wollte, sollte er möglichst schnell eine Lösung für seine Probleme finden …
 

„Stopp, Bakutamon!“, forderte Ryan seinen Partner auf, der sich kurz darauf ein bremste und stehen blieb, „Lass uns hier runter!“

„Geht in Ordnung, Sire“, entgegnete es ihm und duckte sich, damit seine Passagiere leichter absteigen konnten.

Wieder festen Boden unter den Füßen habend, sahen sich die zwei Digi-Ritter um und mussten feststellen, dass hier bereits ein ziemliches Chaos entstanden war. Shunichis Verdacht, dass hier in der Nähe ein Vulkan stand, hatte sich schon vor einer Weile bestätigt, da man den Berg bereits von weiter Entfernung sehen hatte können.

„Mantamon, bist du bereit?“, fragte Shunichi sein Digimon und streckte ihm sein D-Maak entgegen.

„Naja … ich hab ja keine andere Wahl, oder?“, antwortete es ihm nur und machte sich etwas widerwillig für die Digitation bereit, „Mantamon digitiert zu … Aalomon!“

„Kannst du das Digimon spüren?“, erkundigte sich Ryan inzwischen bei seinem Partner, der angestrengt Richtung Vulkan blickte.

„Spüren kann ich es schon eine ganze Zeit, aber zu schwach, als das ich genau sagen könnte, wo genau es sich befindet.“

Plötzlich konnten die vier beobachten, wie eine kleine Explosion beim Vulkan riesige Felsbrocken zum Rollen brachte, die beim Aufprall auf den Erdboden auseinanderbrachen und wieder weiterrollten oder irgendwelche Bäume umrissen. Staub wurde aufgewirbelt und Ryan und Shunichi mussten sich die Hände vor halten, um nicht schmerzende Augen zu bekommen.

„Dort, ich seh was! Wo die Explosion war, fliegt ein Digimon!“, schrie Aalomon plötzlich und alle fixierten den angegebenen Punkt.

„Na endlich“, meinte Ryan erleichtert und holte sein D-Maak heraus, „Garudamon, Level: Ultra, Flug-Digimon, Typus: Serum, Attacke: Flügelklinge. Tja, Shunichi, ich würde sagen, wir haben ein Problem.“

„Das letzte Mal, waren wir völlig aufgeschmissen, als wir mit einem Ultra-Digimon zu tun hatten“, bemerkte er und blickte besorgt zu Aalomon, „Zu zweit haben sie doch keine Chance.“

„Am besten wir sagen gleich den anderen Bescheid, dass wir Hilfe brauchen, bis die kommen, dauert’s dann eh eine Weile“, erklärte Ryan und sendete mit seinem D-Maak ein SOS-Signal an alle Digi-Ritter, „Ich schreib dazu, dass sie wirklich alle kommen sollen, immerhin haben wir es hier mit einem Ultra-Digimon zu tun.“

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Shunichi und wirkte etwas nervös und mit der Situation überfordert, „Sollen wir abwarten, bis die anderen kommen oder das böse Digimon inzwischen in Schach halten und riskieren, dass unsere Digimon dabei stark verletzt werden?“

Aalomon schaute seinen Partner traurig an. Normalerweise war es selbst derjenige, der leicht in Stress geriet und Angst hatte, dass alles schief laufen würde. Nur war es dank den gegebenen Umständen heute anders. Es hatte versprochen, nichts zu sagen, also würde es sich auch daran halten. Wenn Shunichi wollte, würde er schon erklären, wieso er so neben der Spur war.

„Du bist doch der Vernünftige von uns zwei, entscheide du“, blockte er die Frage von sich ab und zündete sich eine Zigarette an.

Noch bevor der Schwarzhaarige irgendetwas sagen konnte, wurden er und sein bester Freund von einer weiteren Explosion abgelenkt. Nun umkreiste Garudamon den Vulkan und es hatte den Eindruck, als sei es etwas verwirrt.

„Ich sage, wir riskieren es und greifen es an, wer weiß was passiert, wenn wir nichts unternehmen“, entschied er und sah nun halbwegs entschlossen dem bösartigen Digimon hinterher.

„Dafür wäre ich auch gewesen“, bemerkte Ryan, während ein Lächeln seine Lippen umspielte, „Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht schaffen würden, immerhin sind unsere Digimon seit dem letzten Kampf gegen ein Ultra-Digimon stärker geworden.“

Mit einem Nicken deutete er Bakutamon anschließend, dass es zum Kampf ausrücken konnte, was es dann auch tat. Schnell rannte es den Vulkan hinauf, was dank seiner großen Pranken kein Problem für es war. Da sah es bei Aalomon ganz anders aus.

Es hatte ja schon Probleme sich überhaupt an Land zu bewegen und jetzt sollte es auch noch einen Berg erklimmen? Das würde es nicht schaffen … es war ein Fisch mit Flossen und hatte keine Krallen, mit denen es sich irgendwo festklammern konnte.

„Shunichi, es tut mir leid dir das sagen zu müssen, aber ich komm da nicht rauf“, erklärte es ihm seine verzwickte Lage und setzte einen betrübten Blick auf.

„Das hab ich ja ganz vergessen!“, kam es ihm erst jetzt wieder, dass es schon immer Probleme mit der Fortbewegung gehabt hatte, „Und ich verlange so etwas von dir, tut mir leid Aalomon.“

„Hey ihr zwei“, machte Ryan auf sich aufmerksam, woraufhin die beiden ihre Köpfe zu ihm wandten, „Daraus schließe ich, dass Bakutamon jetzt ganz alleine da oben gegen Garudamon kämpfen muss, oder habt ihr irgendeinen Plan, wie wir Aalomon da rauf befördern könnten?“

„Nein …“, musste sein bester Freund gestehen, auch wenn er angestrengt über eine Lösung des Problems nachdachte.

„Bakutamon, komm zurück!“, schrie Ryan seinem Partner nach, während er immer weiter auf den Vulkan zu rannte, doch es schien ihn nicht zu hören, „Das schaffst du nicht alleine, wir lassen uns etwas anderes einfallen!“

„Ryan, bleib hier!“, wies Shunichi ihn zurecht und hielt ihn an der Schulter zurück, „Du kannst nicht so nahe gehen, das ist zu gefährlich.“

„Scheiße“, meinte er nur und ballte seine Hände zu Fäusten, „Bakutamon!“

Er konnte seinen Namen so oft rufen, wie er wollte, das Digimon konnte ihn nicht hören, der Krach der Explosionen, der Mittlerweile zu einem Dauerton geworden war, übertönte ihn mit Leichtigkeit. Bakutamon rannte immer weiter, bis es ganz oben an der Spitze angekommen war. Dort schaute er sich um, konnte aber durch die dichten Nebelschwaden kein Garudamon erblicken.

„Hier bin ich“, ertönte plötzlich die Stimme des bösartigen Digimons hinter ihm, woraufhin es nur noch dazu kam, seinen Kopf nach hinten zu drehen.

Mit einem Schlag stieß das Vogeldigimon es den Vulkan hinunter und das mit so einer Wucht, dass Bakutamon nicht mehr dazu in der Lage war sich irgendwo festzukrallen geschweige denn sich dagegen zu wehren.

Ryan, Shunichi und Aalomon, die als letztes nur noch gesehen hatten, wie Bakutamon im Dampf der Lava verschwunden war, konnten jetzt beobachten, wie Ryans Partner den Berg hinunter rollte und ihm Garudamon wie ein Pfeil hinterher schoss.

„Bakutamon!“, schrie Ryan noch einmal und nun wurde er sogar von seinem Partner gehört …
 

Alice spürte eine kalte Nase gegen ihren Unterarm stupsen und erwachte somit aus ihrem Schlaf. Müde öffnete sie die Augen und erblickte sofort Naokimon, das sie geweckt hatte. War sie wirklich mitten am helllichten Tag eingeschlafen? Naja, kein Wunder, letzte Nacht hatte sie kein Auge zugetan …

Noch bevor ihr Digimon ihr erklären konnte, warum es sie aufgeweckt hatte, konnte sie schon das nervende Piepsen ihres D-Maaks wahrnehmen, das wenn es ein SOS-Signal empfangen hatte, immer lauter wurde. Wortlos und nur mit einem tiefen Seufzen, wühlte sie in ihrer Tasche herum und suchte den alarmschlagenden Gegenstand. Bevor sie nachschaute, ob eine Nachricht angehängt war, rieb sie sich noch einmal über die Augen.

„Bewegt alle euren Arsch hierher, sofort, wir haben‘s hier mit einem Ultra-Digimon zu tun“, las sie leise vor und legte anschließend das D-Maak aus der Hand, „Verschickt von Ryan …“

Das war eine Botschaft an alle Digi-Ritter, nicht an sie persönlich und wahrscheinlich hatte er, als er sie abgeschickt hatte, keinen einzigen Gedanken an sie verschwendet. Warum sollte er auch? Er konnte ja nicht ahnen, dass sie so blöd war und nur noch an ihn dachte …

„Was ist los, Alice?“, erkundigte sich Naokimon und ließ seine Ohren hängen, da sein Partner so traurig wirkte, „Geht’s dir nicht gut?“

„Doch, alles okay“, entgegnete sie ihm, nachdem sie geistig wieder in der Realität angekommen war und lächelte es an, „Lass und gehen.“

Auf dem Weg nach draußen, versendete sie eine Nachricht von ihrem D-Maak an Hime, Rico, Honoka und Yukiko. Sie schrieb ihnen, dass sie zum Spielplatz kommen sollten, dorthin, wo alle achte Digi-Ritter das erste Mal gemeinsam miteinander geredet hatten. Es war schlauer, wenn sie sich auf den Digimon fortbewegten, immerhin war es eine weite Strecke bis zum Ort des Geschehens, doch leider waren nicht alle von ihnen so schnell wie Hutezamon, also ging es am schnellsten, wenn sie einfach jemanden von ihrer Gruppe mitnehmen würde.
 

Wieder einmal war Honoka die letzte, die beim Spielplatz eintraf. Alle warteten bereits auf sie und vor allem Alice wirkte ziemlich genervt. Als sie sich in der Runde umsah und ihre Blicke dann bei Rico hängen blieben, sah sie ihn entschlossen an, er drehte aber nur seinen Kopf weg.

„So, ich bin da, wir können los“, meinte Honoka und war noch immer etwas außer Atem.

„Wir sind fünf Leute und haben drei Digimon zur Verfügung“, stellte Hime fest und blickte anschließend zu Flymon, das bereits aufs Champion-Level digitiert war, „Flymon, Hutezamon und Metaltakomon.“

Yukiko hob leicht ihre Hand, um zu verdeutlichen, dass sie etwas sagen wollte. Auch wenn es wahrscheinlich nicht nötig gewesen wäre, das zu tun, machte sie es, schon allein aus dem Grund, dass sie erst dann sprechen wollte, wenn ihr auch wirklich jemand zuhörte.

„Was gibt’s, Yukiko?“, wollte Hime von ihr wissen, woraufhin alle ihre Köpfe zu ihr drehten.

„Ehm … Ich wollte nur sagen, dass ich nicht glaube, dass Takomon einen Menschen auf seinen Rücken lässt …“, erklärte sie leise und starrte verlegen zu Boden, „Schon gar nicht mich.“

„Da hast du Recht“, stimmte ihr Partner zu und streckte seinen Kopf überheblich in die Höhe, „Ich helfe euch zwar, aber so tief bin ich noch nicht gesunken.“

„Ich komm mit dir mit, Hime“, bemerkte Rico, Takomon nicht weiter Beachtung schenkend und erhob sich von der Bank, auf der er zuvor gesessen war.

„Ich auch!“, äußerte sich Honoka schnell und ging ebenfalls zu Hime.

Nicht nur wegen Rico wollte sie lieber mit Flymon fliegen, sondern auch, weil sie Alice nicht mochte und somit nicht unbedingt so nahe bei ihr sein wollte, wenn es sich vermeiden ließ. Warum Rico und Alice schon wieder zerstritten waren, wusste sie nicht, aber das war ja nicht so wichtig.

„Na gut“, meinte Alice nur leise und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie etwas geknickt war, dass keiner sie wollte, „Yukiko, kommst du mit mir oder hast du ebenfalls etwas gegen mich?“

„Nein, ich komm mit dir!“

Yukiko hatte zwar etwas Angst davor, dass die Reise sehr schweigsam werden würde, aber dass Alice ganz alleine war, wollte sie auch nicht, dafür war sie ein viel zu gutherziger Mensch. Also nahmen Hime, Rico, Honoka, Acimon und Gissimon auf Flymon Platz, das dann kurz darauf in die Lüfte abhob und Alice, Yukiko und Takomon setzten sich auf Hutezamon, dass sich auch nach kurzer Zeit in Bewegung setzte.
 

Bakutamon rollte den Vulkan hinunter und hatte dabei das Gefühl, dass es noch einige Kilometer so weiter gehen würde. Es kam einfach nicht dazu, seine Krallen irgendwo ins Gestein zu rammen, also musste es hoffen, dass es bald an einer ebenen Stelle ankommen würde. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn Garudamon packte es schon mit seinen Krallen.

„Hab dich“, bemerkte es nur in einem belustigenden Tonfall und zerrte es mit sich hinauf in die Höhe.

Das Partner-Digimon strampelte mit seinen Pfoten und bekam leicht die Panik. Es befand sich viel lieber auf und sogar unter dem Erdboden, als in der Luft zu schweben. Aus Reflex schloss es einfach einmal seine Augen, um nicht nach unten und somit die weite Entfernung vom Boden sehen zu müssen.

„Scheiße, was kann ich tun?“, fragte Ryan eher an sich selbst gerichtet und umschloss das D-Maak mit der Hand, in der er es hielt, noch fester.

„Aalomon, fällt dir nicht irgendetwas ein?“, wollte Shunichi von seinem Partner wissen und blickte verzweifelt in seine Richtung.

„Nein, tut mir leid, ich sagte ja, dass ich gegen so ein Digimon und noch dazu in so einer Umgebung machtlos bin“, antwortete es ihm und ließ seinen Kopf sinken.

Nachdem Garudamon etwa hundert Meter in die Höh gestiegen war, hielt es inne und lockerte seinen Griff um Bakutamon. Das bösartige Digimon ließ seine Last fallen und beobachtete amüsiert, wie es erfolglos versuchte, sich so zu drehen, dass seine Füße nach unten zeigten.

Irgendwann krachte es dann mit voller Geschwindigkeit, die es erreicht hatte, da es ja ziemlich viel Gewicht hatte, in den Erdboden und wirbelte dabei so viel Staub auf, dass man nicht sagen konnte, ob es ihm nun gut ging oder nicht.

„Bakutamon!“, schrie Ryan abermals und rannte nun zu seinem Partner hin.

Auf dem Weg zu ihm, sah er hinter der Staubwolke etwas braun aufblitzen und beeilte sich nun noch mehr. Das konnte nur heißen, dass es bereits so geschafft war, dass es aufs Rookie-Level zurück digitiert war. So konnte es sich noch weniger verteidigen, also musste er zusehen, dass er sein Digimon so schnell wie möglich aus Garudamons Visier brachte.
 

„Aalomon, ich hab was!“, kam es Shunichi plötzlich ein paar Meter entfernt, als er zu Garudamon hinaufblickte, das so aussah, als ob es schon wieder den nächsten Angriff starten wollte, „Setz deine Nebelschwaden ein, damit uns Garudamon nicht mehr sehen kann und wir uns verstecken können!“

„Und du meinst, dass es sich davon beirren lässt?“

„Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert, also frag jetzt nicht länger, sondern mach endlich!“, forderte er es etwas gereizt auf, da es schließlich um die Sicherheit seiner Freunde ging.

„Jaja, schon gut“, ließ es sich doch überreden und bereitete seine Attacke vor, „Nebelschwaden!“

Kurz darauf begann sich überall im Umkreis von einem Kilometer dichter Nebel zu bilden. Garudamon, das wirklich gerade vorgehabt hatte, erneut anzugreifen, machte halt und sah sich verwirrt um. Als es wieder nach unten blickte und sein Opfer anvisieren wollte, gelang ihm das nicht, da er es nicht mehr fand.

„Digitiere zurück!“, befahl Shunichi seinem Partner, der ihn aber nur verwirrt ansah, „Unser Plan ist aufgegangen. Du musst das Champion-Level jetzt nicht halten, wenn wir uns zurückziehen.“

Nach kurzem Überlegen gehorchte es und dort wo Aalomon zuvor gestanden hatte, befand sich nun, nach einem blauen Lichtblitzen, wieder Mantamon. Es setzte sich auf Shunichis Kopf, um ihn in dem Nebel nicht zu verlieren. Auch wenn es eigentlich ziemlich gut sah, da es den Nebel schließlich geschaffen hatte, konnte man ja nicht vorsichtig genug sein.

„Wir müssen Ryan und Bakutamon noch aufgabeln, dann können wir verschwinden“, erklärte der Schwarzhaarige, der leider so gut wie überhaupt nichts sah, „Siehst du sie irgendwo?“

„Hm …“, überlegte es und sah sich einmal in der Runde um, „Ja, da hinten sind sie!“

Also machten sie sich zu den beiden auf und suchten anschließend gemeinsam irgendwo einen Ort, an dem sie sich vorübergehend zurückziehen konnten. Zu ihrem Glück hatte Garudamon sie nicht bemerkt, sodass sie sich darum keine Sorgen machen mussten.
 

Ayato war gerade in der Küche, um Chips zu holen. Diese Gelegenheit nützte Nayuta, um einen Blick auf sein D-Maak zu werfen. Das Piepsen war ihm natürlich nicht entgangen und dass das schon eine ganze Weile so ging auch nicht.

Als er den Display betrachtete, stellte er aber fest, dass sich dort nur ein roter Punkt befand. Irgendetwas stimmte dort nicht … Wenn nur ein Digimon in Aktion war, musste das das böse sein, wieso sollte eines der Digi-Ritter alleine kämpfen? Aber weiter kam er nicht mit dem Denken, da er von Ayato, der wieder auf der Wohnzimmerbank Platz genommen hatte, aus den Gedanken gerissen wurde.

„Was hast du da?“, erkundigte er sich, woraufhin Nayuta das Gerät schnell in seiner Hosentasche verschwinden ließ.

„Ach, ehm … gar nichts …“, stotterte er herum, da er nicht wusste, als was er sein D-Maak ausgeben konnte.

„Na gut, wenn du’s mir nicht sagen willst“, nahm er es gelassen und konzentrierte sich wieder auf den Fernseher.

Nayuta machte kaum merklich einen erleichterten Atemzug, da er nicht gedacht hatte, dass er so schnell aus der Sache heraus kommen würde. Jeder andere wäre schon neugierig geworden, aber Ayato nicht. Er hörte auf zu fragen, wenn er merkte, dass sein Gegenüber ihm keine ehrliche Antwort geben konnte und genau das mochte er so an ihm.

Während des Films ging ihm das Piepsen des D-Maaks nicht mehr aus dem Kopf, logisch, es hörte ja auch nicht einfach so auf. Er hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache und vor allem in solchen Situation überkamen ihn immer die Schuldgefühle. Aber was sollte er schon tun? Er würde mit seiner Unentschlossenheit eh nur allen im Weg stehen …
 

Shunichi lugte hinter einem Baum hervor und beobachtete, wie Garudamon den Vulkan attackierte. Seufzend drehte er sich um und wandte sich wieder den anderen zu, die wie er am Boden saßen und warteten, bis endlich Hilfe eintrudelte. Baluamon lehnte geschafft neben ihm gegen den Baum und wirkte nicht so, als ob es in nächster Zeit noch kämpfen könnte.

„Mann, wo bleiben die anderen denn?“, fragte Ryan genervt und blickte sich anschließend um, doch es waren weit und breit keine verbündeten Digimon zu sehen.

„Es tut mir leid, dass ich gesagt habe, dass wir es zu zweit versuchen sollen, wenn ich mich gleich für Zurückziehen entschieden hätte, wäre Baluamon jetzt bestimmt nicht verletzt …“, machte sich Shunichi Vorwürfe und zog seine Knie an, „Normalerweise bin ich doch der Vernünftige …“

„Das ist doch nicht deine Schuld“, widersprach ihm Ryan und machte seine Zigarette im Boden aus, „Wär hätte schon ahnen können, dass es so kommen würde? Und außerdem, wer weiß schon, was passiert wäre, wenn wir nicht eingegriffen hätten? Wir haben es ein bisschen in Schach gehalten und das war auch gut so. Baluamon war schon von Anfang an im Nachteil, es war klar, dass es nicht große Chancen hatte.“

„Und außerdem bist du doch total neben der Spur, weil deine Mutter schon wieder im Krankenhaus ist!“, brachte Mantamon plötzlich ein, woraufhin es einen leichten Schlag auf den Kopf kassierte.

„Das solltest du doch nicht sagen!“, wies Shunichi seinen Partner zurecht, der sich nur seinen Kopf rieb und wegschaute.

„Was? Deine Mum ist schon wieder im Krankenhaus?“, wiederholte Ryan noch einmal, aber mit ruhiger Stimme, doch Shunichi blickte nur betrübt zu Boden, „Warum bist du dann mitgekommen? Wenn du was gesagt hättest, hätte ich mir jemand anderen gesucht, der mit mir kommt.“

„Ich kann nicht jedes Mal, wenn’s meiner Ma schlecht geht, vom Kämpfen wegbleiben …“, erklärte er traurig und wurde mitfühlend von Mantamon angesehen, „Außerdem ist sie eh schon wieder aufgewacht und sie hat gesagt, dass ich mich ruhig mit dir treffen kann …“

„Also ist sie nachdem du von der Schule heimgekommen bist umgekippt?“

„Ja, ich bin bei der Tür herein gekommen und mein Dad hat gesagt, dass ich den Krankenwagen rufen soll …“

„Das ist echt scheiße …“

„Ja, ist es, aber zum Glück ist sie eh relativ bald wieder aufgewacht, also konnte ich eben noch zu unserer Verabredung kommen, auch wenn ich ein bisschen Verspätung gehabt habe … Ich wollte es dir eigentlich erzählen, als wir aus dem Café gegangen sind, weil ich mir dachte, dass ich das zu dem Zeitpunkt schon ein bisschen besser verarbeitet hätte, aber dann ist ja das Digimon aufgetaucht und ich hab eben versucht es zu verdrängen, hat aber nicht so gut funktioniert …“

„Du musst dich doch nicht rechtfertigen“, meinte Ryan nur, woraufhin sein bester Freund etwas verwundert aufsah, „Nur solltest du beim nächsten Mal nicht mitkommen, mit Kummer im Herzen lässt sich’s nur schwer kämpfen.“

„Ja, ist gut, ich werd beim nächsten Mal dran denken“, entgegnete er ihm und lächelte sogar ein bisschen.

Auf einmal konnten sie einen lauten Krach von Richtung Vulkan wahrnehmen, der nicht so wie die lauten Explosionen zuvor klang, sondern der sich eher so anhörte, als ob irgendetwas aus dem Boden herausbrechen würde. Sofort drehten sich alle vier um und stellten fest, dass die anderen bereits eingetroffen waren und es sich bei dem Geräusch um Latreemons Wurzelstock-Attacke gehandelt hatte.

„Na endlich, da sind sie ja“, freute sich Shunichi und sprang schnell auf.

„Wurde ja auch Zeit“, bemerkte Ryan und erhob sich ebenfalls.

„Okay, Mantamon, bereit zum erneuten Digitieren?“, fragte er seinen Partner und nahm sein D-Maak entschlossen in die Hand, „Diesmal bin ich mehr bei der Sache.“

„Wenn du das sagst, hoffe ich einmal, dass alles gut geht“, antwortete es ihm nur, woraufhin sie sich auf den Weg zum Vulkan machten, „Mantamon digitiert zu … Aalomon!“
 

Viel ist von der Handlung her nicht weiter gegangen, ich frag mich, was in den ganzen Seiten eigentlich passiert ist =S

Und wegen Shunichi: im letzten Kapi war er manchmal etwas still und abwesend, falls ihr euch da noch irgendwie schwach erinnern könnt, das war eben, wie jetzt beschrieben, wegen seiner Mutter.

Freu mich auf Kommis =)

Kiripurin

Das geheimnisvolle Wesen

„Hey, seht mal, da sind sie ja!“, meinte Hime, als sie Ryan und Shunichi, die auf sie zu rannten, erblickte.

Alle anderen drehten sich ebenfalls in die Richtung der beiden Jungs und warteten, bis sie endlich bei ihnen ankamen. Die Digimon wurden bereits in den Kampf geschickt, nur das verletzte Baluamon lag in Ryans Armen.

„Ist es verletzt?“, fragte Honoka schnell und hielt sich geschockt die Hand vor den Mund.

„Ja, aber es ist nicht so tragisch“, antwortete ihr Ryan und blickte anschließend auf seinen Partner hinunter.

„Aalomon hat leider nichts gegen Garudamon ausrichten können“, erklärte Shunichi, woraufhin alle aufmerksam zuhörten, „Wir sind echt erleichtert, dass ihr jetzt alle da seid.“

„Na logo, gemeinsam schaffen wir das schon!“, entgegnete ihm Honoka nun zuversichtlich und streckte ihm den Daumen entgegen.

„Es hat es auf den Vulkan abgesehen“, setzte Ryan den Lagebericht fort, „Am besten ihr lockt es von ihm weg.“

Alice hatte sich vorgenommen, sich in Ryans Gegenwart ganz normal zu verhalten. Sie hatte es wirklich versucht, doch kaum hatte er zu sprechen begonnen und somit ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen, konnte sie ihren Blick nicht mehr von ihm abwenden.

Ihre Gedanken drehten sich sofort wieder darum, was wohl in seinem Kopf vor sich ging. Mochte er sie? Spielte er nur mit ihr? Warum konnte er ihr nicht ein klares Zeichen setzen? So wie er jetzt da stand und Baluamon in seinen Armen hielt, wirkte er wie ein fürsorglicher netter Junge, der nichts Böses im Sinn hatte, doch sie wusste, dass er leider überhaupt nicht so war.

Plötzlich sah er sie aus dem Augenwinkel an und sie drehte schnell ihren Kopf weg. Wenige Sekunden später wagte sie wieder einen Blick zu ihm hinüber und konnte feststellten, dass er bereits wieder mit Shunichi redete. Er hatte nichts gemerkt, zum Glück. Ansonsten hätte er sie blöd angegrinst und nicht so getan, als wäre nichts gewesen.
 

„Ihr stört, verschwindet!“, meinte Garudamon und fegte alle sechs Digimon mit einer Attacke weg.

Zum Glück der Digimon, die nicht fliegen konnten, kämpften sie gerade auf einer halbwegs ebenen Fläche weit unten beim Vulkan. Die Digi-Ritter standen hingegen etwas weiter weg, um ihre Sicherheit nicht zu gefährden.

„Es ist viel zu stark“, keuchte Hutezamon, da sie schon eine Weile gekämpft hatten, „Nicht einmal, zu sechst können wir es besiegen.“

„Das wird schon werden, uns wird schon noch was einfallen“, bemerkte Latreemon optimistisch, während es sich wieder aufrappelte.

„Und was? Bis dahin ist es schon zu spät …“, jammerte Aalomon und blickte betrübt zu Boden, „Und außerdem kann ich mich nicht gut bewegen, immer wenn ich meine Attacke starten will, ist es schon längst wo anders.“

„Dann müssen wir dir bei der Fortbewegung eben helfen“, äußerte sich Flymon und packte es sanft mit seinen Krallen.

„Hey, was hast du vor?“, fragte es irritiert und zappelte nervös herum.

„Ich trage dich, dann kannst auch du uns mit deinen Attacken dienen“, antwortete es ihm und stieg weiter in die Lüfte auf.

„Ich denke nicht, dass das so eine gute Idee ist …“, meinte es unsicher und blickte hinab in die Tiefe.

„Doch, vertrau mir, ich werde darauf achten, dass dir nichts geschieht.“

Als Garudamon die beiden erblickte, tat es erst gar nichts und wartete einfach einmal ab. Aalomon startete seine Attacke und das böse Digimon konnte wieder problemlos ausweichen.

„Was war das denn?“, wollte es spöttisch wissen und drehte sich zu den zweien um, „Glaubt ihr ernsthaft, dass ihr so eine Chance habt?“

Im selben Moment, als es seinen Satz beendet hatte, wurde es von Flymons Sturzfeger getroffen. Es konnte noch rechtzeitig seine Hände schützend vor sich halten, kam aber trotzdem hart am Boden auf.

Den Moment seiner Hilflosigkeit nutze Flymon um Aalomon wieder aufzugabeln, das gerade im Sturzflug zu Boden prallen drohte. Das Vogel-Digimon hatte es loslassen müssen, da das andere Digimon es selbst während seiner Attacke behindert hätte. Aalomon war zwar nicht sehr begeistert davon gewesen, aber es hatte versprochen es wieder rechtzeitig aufzufangen.

„Ich habe dich!“, meinte Flymon, als es Aalomons Körper knapp bevor es den Untergrund berührt hatte, wieder mit seinen Krallen umgriffen hatte.

„Ich hätte schon gedacht ich sterbe! Beeil dich beim nächsten Mal ein bisschen mit deiner Attacke!“

„Du stirbst nicht so leicht, Aalomon, es war ja ausreichend Zeit.“
 

Während Flymon seine Rettungsaktion gestartet hatte und somit Garudamon außer Augen gelassen hatte, kümmerten sich die anderen Partner-Digimon um es. Metalltakomon hatte es, bevor es wieder aufgestanden war, mit einem Megaspeed erwischt und die restlichen Digimon hatten sich nur um es versammelt, denn mehr Attacken ließ es nicht über sich ergehen.

„Egal was ihr tut, ihr könnt mich nicht besiegen!“, knurrte es wütend und wich Latreemons Kugelgeschoss und anschließend Icemons Eisgewitter aus, „Mit solchen läppischen Attacken, habt ihr keine Chance.“

„Pass lieber besser auf, was von hinten kommt!“, warnte Hutezamon es vor, während es mit seinen Feuerschwingen im Sprung auf es zu kam.

Das bösartige Digimon konnte dem Angriff noch in letzter Sekunde ausweichen, war aber überrascht, dass ihm Hutezamon so nahe gekommen war. Doch ihm blieb nicht lange Zeit, sich wieder zurecht zu finden, denn schon spürte es, dass es von hinten gerammt wurde und krachte wieder mit voller Wucht in den Boden.

„Toll gemacht, Metalltakomon!“, freute sich Latreemon, da Yukikos Partner der erfolgreiche Angreifer war.

„Das kannst du dir sparen, ich brauche keine Anerkennung von dir“, entgegnete es ihm abweisend und funkelte es böse an.

„Ich wollte ja nur nett sein …“, entgegnete es ihm und sah auf einmal Garudamon hinter seinem Gesprächspartner auftauchen, kam aber nicht mehr dazu, ihn rechtzeitig zu warnen, „Vorsicht!“

„Kuckuck“, machte Garudamon auf sich aufmerksam, bildete mit seinen Händen über Metalltakomon eine Faust und schlug es in den Erdboden.

Wenige Sekunden später stand es schon hinter Icemon und stieß es mit einem heftigen Schlag gegen den Vulkan, sodass es sogar einen tiefen Abdruck im Gestein hinterließ. Das nahm ihm dann alle Kräfte und es digitierte wieder zu Acimon zurück. Bewusstlos blieb es im Loch, das sein zuvor großer Körper gebildet hatte, liegen.

Flymon mit Aalomon im Schlepptau kam nun auch wieder angeflogen und setzte seinen Passagier neben Latreemon ab. Doch den beiden wurde eigentlich nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, denn alle beobachteten, wie langsam immer mehr Felsbrocken den steilen Hang des Vulkanes herunterrollten und die Explosionen nun wieder etwas stärker wurden.

„Zerstören!“, rief Garudamon und flog in Richtung Vulkanöffnung.

„Bleib gefälligst hier“, meinte Metalltakomon wütend, rappelte sich auf und eilte ihm hinterher.

„Warte, Metalltakomon!“, befahl Flymon ihm, doch es machte keine Anstalten stehenzubleiben, „Kommt, wir dürfen nicht zulassen, dass es alleine den Kampf mit ihm aufnimmt!“

Also packte das Vogel-Digimon Aalomon wieder mit seinen Krallen und flog den anderen beiden hinterher. Auch Hutezamon und Latreemon, das etwas langsamer voran kam, kamen mit, um ihre Freunde zu unterstützen.

Etwas weiter vorne, hatte Metalltakomon Garudamon schon fast eingeholt. Von hinten, wollte es das böse Digimon mit seinem Megaspeed angreifen, doch sein Gegner war aufmerksam genug gewesen, um dieser Attacke auszuweichen. Mit einem gezielten Schlag in den Bauch machte es Metalltakomon dann kampfunfähig, sodass es, wie Icemon zuvor, auf sein Rookie-Level zurück digitierte.

Schon spürte Garudamon wieder eine Attacke auf sich zukommen, konnte aber auch bei der vermeiden getroffen zu werden. Also kam Hutezamon vor ihm auf dem Boden an und knurrte es feindselig an. Kurz darauf wurde das bösartige Digimon von oben von Aalomons Wasserpeitsche getroffen und wurde somit in die Knie gezwungen.

Hutezamon nutzte diese Schwäche, um sich auf es zu stürzen, doch es hatte noch immer genügend Kraft, um das hundeartige Digimon von sich wegzustoßen. Zum Glück konnte es sich vor dem harten Aufprall noch rechtzeitig abrollen, um die Schmerzen zu verringern.

„Ihr schon wieder“, meinte Garudamon genervt und Blicke in Flymons und Aalomons Richtung.

„Wir lassen uns weder von deinem Erscheinungsbild, noch von deiner uns überlegenen Kraft einschüchtern!“, entgegnete ihm Flymon und kam in schnellem Tempo auf es zugeflogen.

„Flügelklinge!“, ignorierte es aber seine Aussage und war trotz später gestarteter Attacke das Digimon, das zuerst traf.

Anschließend drehte sich das bösartige Digimon um und griff dann auch noch die restlichen zwei stehenden Digimon an. Latreemon landete so ungünstig, dass es den Vulkan hinunterrollte und nicht in der Lage war zu bremsen, bevor es unsanft ganz unten bei den Digi-Rittern ankam.

„Oh, nein, Latreemon!“, schrie Honoka und rannte auf ihren Partner, der gerade dabei war zurück zu digitieren, zu, um es in die Arme zu nehmen.

„Es sieht schlecht für unsere Digimon aus“, bemerkte Shunichi und beobachtete, wie Garudamon auf Hutezamon zuschritt, „Wir müssen irgendetwas tun!“

„Aber wir können doch nichts machen“, entgegnete ihm Honoka, die Gissimon sanft über den Kopf streichelte, „Wir sind doch nur die Digi-Ritter, wir können ja nicht selber kämpfen.“

„Komm schon, Hutezamon, steh wieder auf!“, wollte Alice es bewegen sich zu erheben, was es dann auch langsam tat.

Garudamon kam immer weiter auf es zu und blieb kurz vor ihm stehen. Als Hutezamon, das sich langsam wieder aufgerappelt hatte und ihm in die Augen blickte, wurde ihm bewusst, dass es keine Gnade walten lassen würde. Jetzt würde es aus mit ihm sein, es konnte sich ja nur knapp auf den Beinen halten, doch es wurde sicher nicht vor ihm auf die Knie gehen und um Nachsichtigkeit winseln. Das Digimon stellte sich darauf ein, bald, genauso wie viele andere auch schon, zurück zu digitieren, da es keine Kräfte mehr hatte.

Garudamon holte zur letzten Attacke aus, stoppte aber plötzlich in der Bewegung. Die Augen weit aufgerissen, stand es einfach nur da und rührte sich keinen Zentimeter mehr.

Verwirrt sah Hutezamon seinen Gegenüber an und fragte sich, was es wohl haben mochte, doch als sein Blick auf seinen Bauch fiel, durch den sich eine Hand durchgebohrt hatte, wurde es ihm klar. Garudamon würde nicht mehr angreifen, nein, dazu war es jetzt sicher nicht mehr im Stande.

Wenige Sekunden später kippte das böse Digimon nach vorne und so konnte Alice‘ Partner auch endlich denjenigen sehen, der ihn gerettet hatte. Das Wesen wirkte sehr menschlich, war aber ganz bestimmt keiner, da es spitze Krallen an den Fingern hatte und noch andere tierische Merkmale aufwies.

Aber lange blieb ihm nicht Zeit es zu betrachten, denn so schnell wie es aufgetaucht war, war das Wesen schon wieder verschwunden. Noch immer überwältigt von dem Ereignis, das sich da gerade vor ihm vorgetragen hatte, stand Hutezamon da und starrte auf das vor ihm liegende Garudamon, das sich nicht mehr rührte.
 

Wenige Zeit später befanden sich alle Digimon und Digi-Ritter an einer sicheren Stelle, nicht weit entfernt vom Vulkan. Hutezamon, Flymon und Latreemon hatten mit ihrer letzten Kraft noch alle sich auf dem Berg befindenden Digimon aufgesammelt und hinunter gebracht. Mittlerweile waren aber alle wieder auf ihr Rookie-Level zurück digitiert.

„Plötzlich war es da, das seltsame Wesen“, erklärte Naokimon nachdenklich, was sich vor ein paar Minuten zugetragen hatte, „Es hat Garudamon einfach mit einem Schlag besiegt … Ja, es war bereits geschwächt von unseren Attacken, aber weder Garudamon noch ich haben die Anwesenheit von der Kreatur gespürt …“

„Und danach ist es einfach verschwunden?“, fragte Hime skeptisch und verschränkte die Arme.

„Ja, so schnell wie es aufgetaucht ist, war es auch wieder weg …“

„Aber wenn es erstens in der Lage war, das böse Digimon zu sehen und zweitens die Kraft dazu hatte, es zu besiegen, kann es doch nur ein Digimon sein, oder?“, brachte Honoka ein, woran Ryan aber sofort etwas auszusetzen wusste.

„Nein, eigentlich kann es das nicht, was ist mit unserem D-Maak? Normalerweise zeigt es alle Digimon an, die in der realen Welt auftauchen, warum sollte es bei diesem eine Ausnahme machen?“

„Hm … da hast du auch wieder Recht …“, musste sie zugeben und kratzte sich verlegen am Kopf.

„Aber dafür kann es doch auch eine andere Antwort geben“, meinte Gissimon, um seinen Partner zu unterstützen, „Vielleicht hat es so ein hohes Level, dass es nicht vom D-Maak angezeigt wird, oder es war zu kurz hier, um geortet zu werden, immerhin haben wir Digimon es auch nicht gespürt.“

„Diese Theorie deckt aber wieder neue Fragen auf“, entgegnete ihm Fikadamon, auf dem nun die ganze Aufmerksamkeit lag, „Weshalb hat dieses Wesen uns geholfen? Aus welchem Grund ist es so schnell wieder verschwunden? Und eigentlich die wichtigste Frage: Ist es ein Verbündeter, oder haben wir einfach nur denselben Feind?“

„Es macht keinen Sinn jetzt zu grübeln, was es mit dieser Kreatur auf sich hat“, gab Shunichi zurück, blickte dabei aber etwas nervös zu Boden, „Viel wichtiger ist, wie wir uns vorstellen, wie das hier weiter gehen soll. Fakt ist, dass Garudamon alle unsere Digimon besiegt hätte, wenn dieses Wesen nicht aufgetaucht wäre. Was machen wir beim nächsten Mal? Wieder hoffen, dass es uns zur Hilfe kommt?“

„Aber wir hatten hier auch einen Umgebungsnachteil, zumindest die meisten von uns“, mischte sich jetzt auch noch Baluamon ein, das nicht mehr von Ryan getragen wurde, sondern neben seinem Partner stand.

„Das kann schon sein, aber wir müssen damit rechnen, dass es öfter so sein wird, wir können das Digimon dann nicht einfach fragen ‚hey, wollen wir nicht wo anders hingehen?‘“, setzte der Schwarzhaarige die Liste seiner Bedenken fort.

„Aber was war dann mit SkullMeramon?“, erkundigte sich nun Honoka, die versuchte ihre positive Einstellung auch auf die anderen abfärben zu lassen, „Es war zwar knapp, aber trotzdem haben wir es besiegt und damals waren unsere Digimon noch schwächer, es hatten nicht einmal alle das Champion-Level erreicht.“

„Aber da war doch der Kleine auch dabei“, brachte sich Ryan ein, während er sich eine Zigarette anzündete.

„Stimmt, vielleicht geht es nur, wenn wir zu acht kämpfen …“, stimmte Gissimon ihm zu, woraufhin alle kaum merklich einen kurzen Blick zu Rico wagten, der bis jetzt stillschweigend daneben gestanden war, nun aber auch keine Regung zeigte.

„Aber wir können Nayuta nicht zwingen“, schützte Hime ihn, da sie nachvollziehen konnte, warum Nayuta nicht kämpfen wollte, „Es muss auch ohne ihn gehen, wenn er nicht mit vollster Überzeugung dahinter steht, bringt es sich sowieso nichts.“

„Dann gibt es nur eine Möglichkeit“, fasste Shunichi zusammen und sah sich ernst in der Runde um, „Wir müssen herausfinden, wie die Digimon aufs Ultra-Level digitieren können.“

„Wir wissen ja nicht einmal, ob das überhaupt möglich ist“, erhob nun auch Alice ihre Stimme, versuchte dabei aber nicht in Ryans Richtung zu schauen.

„Naja, wenn unsere Aufgabe als Digi-Ritter es ist, die Welt zu beschützen, wäre es doch seltsam, wenn unsere Digimon nicht so stark werden könnten, wie unsere Gegner, oder?“, hielt Hime zu ihrem besten Freund, woraufhin Shunichi sie anlächelte

„Okay, wisst ihr was?“, meinte Shunichi, der sich Mittlerweile als Leiter des Gesprächs entwickelt hatte, „Ich werde die ganze Sache einmal in die Hand nehmen. Ich bin der Meinung, dass der alte Mann, der Ryan, Hime, Alice und mir damals, als wir unseren Partnern begegneten, erschienen ist, der Schlüssel zu allem ist und dass wir ihn durch das D-Maak erreichen können, also werde ich mich in nächster Zeit damit beschäftigen.“

„Okay, gut, gib uns dann bescheid, wenn du irgendetwas herausgefunden hast“, war Hime mit seinem Plan einverstanden und auch die anderen hatten nichts einzuwenden.

„Na dann, machen wir uns einmal auf den Heimweg“, schlug Honoka vor, merkte aber erst später, dass das nicht so leicht war, wie es sich anhörte, „Ehm … wie kommen wir eigentlich nach Hause?“

Die anderen brauchten alle ein wenig, bis ihnen ein Licht aufging. Ihre Digimon waren alle geschwächt und konnten wahrscheinlich erst wieder in ein paar Stunden digitieren, also würde der Weg nach Hause zu einem Problem werden.

„Uns wird nichts anderes übrig bleiben, als zu Fuß zu gehen und zu hoffen, dass hier in der Nähe ein Bahnhof ist“, antwortete ihr Ryan, schmiss die Zigarette am Boden und trat anschließend darauf.

„Können wir uns nicht von irgendjemanden abholen lassen?“, erkundigte sich Hime, da sie keine Lust hatte zu gehen, wenn sie nicht einmal wusste, wie lange es überhaupt dauern würde.

„Wie erklären wir bitte, wie wir hierher gekommen sind und was wir hier tun?“, brachte Alice ein, woraufhin wieder alle nachdachten, „Immerhin weiß niemand über die Existenz der Digimon Bescheid und das sollte auch so bleiben.“

„Naja, es gibt eine Person, die über uns Bescheid weiß“, entgegnete ihr Shunichi, wurde aber nur fragend von den anderen angesehen, „Herr Sato, der Hausmeister unserer Schule.“

„Ach ja, stimmt! Das hätte ich beinahe wieder vergessen!“, fiel es der Rosahaarigen nun wieder ein und auch den anderen schien ein Licht aufzugehen, „Aber hast du denn seine Nummer?“

„Ja, klar, er hat ja gesagt, dass er uns helfen will und jetzt wäre ein guter Zeitpunkt dafür“, antwortete er ihr und holte sein Handy aus der Hosentasche, „Ist zwar schon wieder eine Weile her, dass er das gesagt hat, aber ja, versuchen kann man es ja einmal.“

Alle sahen Shunichi aufmerksam zu, wie er Herr Satos Nummer wählte und anschließend wartete, bis er abhob. Es dauerte zwar eine Weile, aber dann begann endlich jemand an der anderen Leitung zu sprechen und die restlichen Digi-Ritter lauschten aufmerksam.

„Hallo, Herr Sato“, begrüßte Shunichi seinen Gesprächspartner und wollte eigentlich gleich auf den Punkt kommen, „Sie haben doch einmal gesagt, dass Sie uns unterstützen wollten, steht das Angebot noch? … Nein, nein! Nichts dergleichen … Ja, also wir sind hier ziemlich weit entfernt von der Stadt und wissen nicht wirklich, wie wir wieder heimkommen sollen … Mit unseren Digimon, die sind aber jetzt so geschwächt, dass sie nicht mehr digitieren können, könnten Sie uns vielleicht abholen? … Ja? Das ist klasse!“

Als die anderen sechs das hörten, nahmen sie das als Zusage und freuten sich schon einmal, sich um das Problem keine Gedanken mehr machen zu müssen. Erleichtert legte Shunichi nach ein paar Minuten auf, nachdem er Herr Sato noch ihren derzeitigen Aufenthaltsort genannt hatte und bestätigte den anderen noch einmal, dass alles passen würde.

„Jippi, wir haben einen Chauffeur!“, freute sich Honoka und umarmte Yukiko vor Freude.

„Und was machen wir bis er da ist?“, erkundigte sich Hime bei den anderen, sah aber eigentlich nur Shunichi an, der ihr dann auch antwortete.

„Ich würde sagen, uns bleibt eigentlich keine andere Wahl, als uns in den Wald zu setzen und zu warten, bis Herr Sato da ist. Wenn wir irgendwo anders hingehen, sind vielleicht nicht alle da, wenn er kommt und wenn wir dann warten müssten, wäre das ziemlich mühsam.“

Alle waren damit einverstanden und so machten sie sich eben auf den Weg in den Wald, wo es wenigstens einige Baumstämme zum Sitzen gab. Yukiko marschierte am Schluss von der Truppe, blieb aber nach ein paar Metern stehen und drehte sich noch einmal um. Sie hatte das Gefühl, als ob sie irgendetwas vergessen hätten …

„Hey, Honoka!“, rief sie ihr leise nach und rannte ihr hinterher.

„Was gibt’s?“, erkundigte sie sich verwundert und wandte sich zu ihrer besten Freundin um, blieb aber nicht stehen.

„Wir haben ganz vergessen Garudamon in die Digi-Welt zurück zu befördern“, erklärte sie ihr, woraufhin Honoka geschockt die Augen aufriss.

„Wie konnten wir nur so nachlässig sein?“, fragte sie eher sich als Yukiko, aber noch in so einer Lautstärke, dass die anderen nicht auf sie aufmerksam wurden, „Los, sag es ihnen!“

„Nein … willst du nicht?“, widersprach sie und verknotete nervös ihre Finger mit einander.

„Aber es war doch dein Einfall!“

„Ja, schon, aber du kannst die anderen sicher besser dazu bringen, dir zuzuhören und wenn ich anfange zu erklären, was wir vergessen haben, stottere ich sicher wieder nur herum …“

„Ach, Yukiko …“, seufzte sie, ließ sich dann aber darauf ein, da sie wusste, dass es sowieso keinen Sinn hatte, „Hey, Leute, wir haben vor lauter Aufregung über dieses mysteriöse Wesen vergessen Garudamon wegzuschicken.“

„Dann kannst du das ja gleich übernehmen“, entgegnete ihr Ryan wenig beeindruckt, nachdem er wie die anderen Digi-Ritter auch, stehen geblieben war.

„Okay, wir sehen uns!“, meinte sie und blickte dann zu ihrem Partner hinunter, „Gissimon, kommst du mit?“

„Klar, wenn sich das böse Digimon doch noch bewegen sollte, brauchst du ja jemanden, der dich beschützt!“, meinte es und streckte entschlossen seine Pfote in die Höhe.

„Ich begleite dich auch“, brachte Yukiko plötzlich ein, da sie später nicht schweigend neben den anderen sitzen wollte.

„Gut, dann lasst uns gehen!“, meinte das rosahaarige Mädchen und ging anschließend mit Yukiko und Gissimon Richtung Berg.
 

Eine Weile später saßen dann die restlichen Gruppenmitglieder im Wald beisammen und jeder beschäftigte sich irgendwie für sich. Rico lehnte schweigend gegen einen Baum und ließ sich von Acimon zu texten, Shunichi erzählte Hime von seiner Mutter, während sich Mantamon, Fikadamon und Baluamon daneben ausruhten. Alice saß auf einem Baumstumpf und streichelte Naokimon in den Schlaf und Ryan saß neben Shunichi und überlegte, was er tun sollte.

„Ich geh mir mal ein bisschen die Beine vertreten“, erklärte Ryan, während er aufstand und wurde dabei von Shunichis Augen verfolgt.

„Ja, mach das, aber bleib nicht zu lange weg“, entgegnete der ihm und sah anschließend, genau wie alle anderen, überrascht zu Alice hinüber, als diese Naokimon beiseiteschob und sich ebenfalls erhob.

„Ich komme mit“, meinte sie, die Blicke der anderen ignorierend und ging auf Ryan zu.

Der Weißhaarige konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie an ihm vorbei ging. Er atmete ihren Duft genussvoll ein, was sie aber ignorierte oder nicht mitbekam, da sie einfach schnurstracks weiter spazierte. Bevor Ryan ihr folgte, sah er noch kurz zu Shunichi, der ihn vorwurfsvoll und drohend anblickte.

Er wusste, was er ihm damit sagen wollte. Sein bester Freund forderte ihn auf, sich zurückzuhalten und ja nichts Falsches zu tun. Auch wenn Alice diejenige war, die eine Lügengeschichte erfunden hatte, war Ryan nicht ganz unschuldig, wenigstens die Mädchen von ihrer Digi-Ritter Truppe sollte er in Ruhe lassen.

Doch der Junge kümmerte sich nicht weiter darum und verschwand dann nach einer Weile aus dem Blickfeld der anderen. Er konnte nicht versprechen, sie in Ruhe zu lassen, es kam ganz darauf an, was sie von ihm wollte und ganz offensichtlich ging es um etwas, da sie sonst nicht mit ihm alleine sein wollen würde.
 

„Was gibt’s denn?“, fragte Ryan ganz unschuldig seine Begleiterin, nachdem sie sicher aus der Hörweite der andern waren und gerade über eine sehr verwurzelte Stelle gingen.

„Warum denkst du, dass ich dir etwas zu sagen habe?“, fragte sie ohne ihm zu antworten, woraufhin er sie überrascht ansah.

„Nicht? Ich dachte nur, weil du mitgekommen bist …“, äußerte er sich und kramte schon wieder in seiner Jackentasche herum, um eine Zigarettenschachtel hervorzuholen.

„Nein, du hast schon Recht“, entgegnete sie ihm, was ihn nur noch mehr verwirrte.

„Du bist irgendwie komisch“, stellte er fest und zündete sich eine Zigarette an, „Normalerweise redest du nicht so normal mit mir.“

„Du hast mir gestern voll ins Gesicht gelogen, stimmt’s?“, wollte sie ihren Verdacht bestätigt haben, woraufhin er sich ein kurzes Auflachen nicht verkneifen konnte.

„Wow, wie bist du denn darauf gekommen?“, fragte er sarkastisch und mit einem breiten Grinsen im Gesicht, „Ich hätte schwören können, dass ich sehr überzeugend war … nur deinem Geheule nach zu urteil.“

„Frag mich nicht, was mich da geritten hat, so bescheuert zu sein“, meinte sie, konzentrierte sich aber immer noch auf den vor ihr liegenden Weg, „Wenn ich die Möglichkeit hätte, einen Teil von meinem Leben zu löschen, dann wäre es mit Sicherheit unser gestriges Gespräch.“

„Gut zu wissen, warte kurz, ich werde es mir aufschreiben, dass ich es nicht vergesse.“

„Ich hatte schon fast wieder vergessen, wie sinnlos es ist, mit dir ein ernstes Gespräch führen zu wollen.“

„Was verlangst du denn von mir? Es fällt mir sehr schwer, dich nach all dem was vorgefallen ist, noch ernst zu nehmen“, erklärte er ihr und hatte keine Bedenken, dass diese Worte zu hart für sie wären, „Als du mich zurückgewiesen hast, da hatte ich Respekt vor dir. Ich dachte mir ‚die ist anders als die anderen‘, aber tut mir leid, da habe ich zu viel von dir erwartet.“

„Warum machst du das alles eigentlich?“, erkundigte sie sich und wandte nun ihren Kopf zu ihm.

„Was?“

„So vielen Mädchen vorzugaukeln, dass du sie magst und sie dann zu verletzen, wenn sie herausfinden, dass sie nur eine von vielen sind“, erklärte sie ausführlich und blickte ihn dabei vorwurfsvoll an, „Was bringt dir das? Siehst du gerne zu, wie sie leiden und wegen dir weinen?“

„Warum sollte ich mich mit einer zufrieden geben, wenn ich so viele haben kann? Jeder Mensch will Abwechslung in seinem Leben, du rennst doch auch nicht die ganze Zeit mit dem gleichen Gewand herum“, antwortete er ihr gelassen und verschränkte die Arme hinterm Kopf, „Und irgendwann kommen diese Mädchen schon über mich hinweg, außerdem sollten sie sowieso nicht so leichtsinnig auf Kerle eingehen, dann lernen sie’s wenigstens. Ich bin mir sicher, dass du jetzt vorsichtiger sein wirst.“

„Jetzt soll ich dir auch noch dankbar sein, oder was?“

„Naja, nur die Harten kommen durch“, gab er zurück und machte anschließend eine kurze Pause bevor er fortfuhr, „Sag mal, warum genau hast du dich eigentlich auf mich eingelassen? Du hasst mich doch so sehr, also was hat dich dazu gebracht, irgendwann nachzugeben?“

„Am Anfang hab ich mich das auch gefragt. Ich weiß nicht woran es liegt, aber du hast irgendeine Anziehungskraft, dass wenn du anfängst ein Mädchen zu küssen, sie nicht mehr von dir loskommt“, entgegnete sie ihm und versuchte genau das wiederzugeben, was sie gefühlt hatte, als sie sich ganz nahe waren, „Deine Küsse haben irgendwie etwas süchtig machendes und auch wenn man versucht, dagegen anzukämpfen funktioniert es nicht. Der Körper hört auf sich zu wehren, auch wenn man weiß, dass du ein Idiot bist. Es ist irgendwie ähnlich, wie wenn man eine Diät machen will und man ein Stück Schokolade vor sich hat. Kaum hat man eines gegessen, greift man nach dem nächsten, obwohl man Schuldgefühle dabei hat und weiß, dass es falsch ist.“

Ryan war überrascht darüber, dass sie ihm das einfach so erzählte. Was bezweckte sie damit? Was brachte es ihr, dass er wusste, wie sie sich fühlte? Glaubte sie, dass ihm das irgendwie die Augen öffnen würde? Nein, das konnte es nicht sein, so bescheuert war sie nicht … Aber trotzdem wusste er nicht wirklich, was er jetzt darauf sagen sollte.

„Tolle Metapher“, entschied er sich für eine ironische Antwort und machte einen tiefen Zug von seiner Zigarette, „Das ich anziehend bin, war mir schon vorher klar, also du erzählst mir ja eigentlich nichts Neues … Moment mal.“

„Was?“, fragte sie und blieb stehen, da er auch angehalten hatte.

„Das heißt ja eigentlich, wenn ich dich jetzt küssen würde, würdest du den Kuss wieder erwidern“, stellte er fest und grinste sie dabei an.

„Nein, ich würde es nämlich nicht so weit kommen lassen“, entgegnete sie ihm und schaute ihn ernst an.

„Das hast du doch bei den anderen Malen auch versucht …“, meinte er und trat näher an sie heran, „… und es hat nicht funktioniert.“

„Da war ich nicht darauf vorbereitet“, gab sie entschlossen zurück und sah ihm tief in die Augen, „Jetzt verpasse ich dir eine, wenn du mich berührst.“

„Berühren, ja?“, fragte er leise und nahm seine Zigarette aus dem Mund.

Ryan wandte seinen Blick von ihren Augen ab und blinzelte auf ihren Hals, der halb von ihrem Schal bedeckt war. Er konzentrierte sich auf eine nackte Stelle und war nun mit seinem Kopf nur noch ein paar Zentimeter von ihrer Haut entfernt.

Reflexartig beugte Alice ihren Kopf etwas zur Seite, sodass der Schal nicht mehr viel von ihrem Hals bedeckte. Sie konnte seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren, es war ein angenehmes Gefühl und sie sehnte schon die Berührung seiner Lippen herbei …

Zum Glück konnte sie sich aber rechtzeitig aus ihrer Trance befreien und wurde sich früh genug bewusst, was für einen Fehler sie beinahe wieder begangen hätte. Dieser verdammte Ryan!

Schnell stieß sie ihn von sich weg und funkelte ihn böse an. Der nahm noch einen letzten tiefen Zug von seiner Zigarette, warf diese dann zu Boden und trat mit seinem Schuh auf den Stummel.

„Ich hab dich nicht berührt, ich weiß nicht, was du hast“, bemerkte er und setzte wieder ein selbstsicheres Grinsen auf, „Du wärst mir fast schon wieder verfallen.“

„Wäre ich nicht, ich hatte alles unter Kontrolle“, widersprach sie und setzte sich wieder in Bewegung, „Gehen wir zurück.“

„Das hab ich gemerkt“, murmelte er leise und folgte ihr langsam.
 

Als Herr Sato endlich mit seinem Mini-Bus angefahren kam, freuten sich die sieben und ihre Digimon riesig. Alle quetschten sich irgendwie in das Fahrzeug hinein, nur Shunichi hatte Platz, da er vorne auf dem Beifahrersitz saß.

„Danke nochmal, Herr Sato“, meinte Shunichi, während der Hausmeister bereits wieder den Motor startete, „Wir schulden Ihnen was.“

„Gut, ich werd’s mir merken“, entgegnete er ihm und fuhr los, „In der Schule gibt’s sowieso immer viel zu tun.“

Als Herr Sato in den Rückspiegel blickte, bemerkte er, dass die meisten hinten auf den Sitzen bereits eingeschlafen waren und der Rest dabei war, es ebenfalls zu tun. Er wollte den schwarzhaarigen Jungen schon darauf ansprechen, doch der schlief, wie er feststellen musste, auch bereits. Das musste wohl ein anstrengender Tag gewesen sein …
 

Endlich ist der Kampf beendet … Manchmal sind die Kampf-Szenen so verwirrend geschrieben, dass man sich nur schwer auskennt, ich hoffe, es geht aber trotzdem so halbwegs =S

Was hat es wohl mit dem mysteriösen Wesen auf sich? o.O

Das wird sich noch heraus stellen XP

Kiripurin

Es ist gut, den Hausmeister zu kennen

Rico und Alice gingen wortlos die Stiegen zu ihrer Wohnung hoch. Herr Sato hatte die beiden netterweise vor ihrem Wohngebäude abgesetzt. Das Mädchen wusste, dass es falsch gewesen war, was sie getan hatte und dass Rico wegen ihr in eine Schlägerei mit Ryan verwickelt wurde, aber trotzdem fand sie es nicht fair von ihm, dass er ihr jetzt aus dem Weg ging und nichts mehr mit ihr redete.

Aber so war ihr Bruder nun mal. Ehrlichkeit stand bei ihm an oberster Stelle und da sie es nicht so mit dieser Eigenschaft hatte, kamen sie wohl nicht auf den selber Nenner. Das musste sie von ihren Eltern haben … Warum erbte man eigentlich immer die schlechten Charakterzüge?

Oben vor der Haustür angelangt, holte Rico den Schlüssel aus der Hosentasche und steckte ihn ins Schlüsselloch. Er wollte schon Aufsperren, doch zu seiner Verwunderung funktionierte es nicht, da die Tür schon offen war.

„Was ist los?“, wollte Alice von ihm wissen, da sie sein verwundertes Gesicht gesehen hatte, doch er antwortete ihr nicht, was sie eigentlich nicht überraschte.

Der Junge öffnete einfach die Tür und sie ging ihm hinterher. Kaum hatten sie einen Fuß in den Vorraum gesetzt, kam ihnen schon der Gestank von Alkohol und Rauch entgegen. Ganz klar: ihre Mutter war zu Hause, was die Schuhe und der Mantel, die mitten am Gang lagen, bestätigten.

Rico ging schnurstracks in sein Zimmer und schmiss die Tür hinter sich zu, was Alice nur mit einem Seufzen kommentierte. Sie wollte nicht einfach so in ihrem Zimmer verschwinden, sie wollte sehen, wie es ihrer Mutter ging. Bereits nach kurzem Umsehen erblickte sie sie schon auf der Wohnzimmercouch und setzte sich auf den Sessel, der daneben stand.

Sie betrachtete sie erst eine Weile, bevor sie zu sprechen begann. Ihre Mutter lag auf dem Rücken und hatte ihren Kopf auf der Armlehne liegen. Die eine Hand lag über ihren Kopf und verdeckte somit ihr Gesicht, die andere hing einfach auf der Seite bei der Bank hinunter. Sie sah total kaputt aus und schien Alice noch nicht bemerkt zu haben.

„Mama …“, machte sie auf sich aufmerksam und berührte sie sanft auf der Schulter.

Sofort zuckte die Frau unter dieser Berührung zusammen und setzte sich schnell auf. Schwer atmend und mit großen Augen blickte Frau Yurioka ihre Tochter an, als ob sie einem Geist gegenüber stehen würde, bis sie merkte, dass es nur Alice war.

„Ach Alice, du bist es …“, meinte sie und wirkte ziemlich erleichtert.

„Wer dachtest du denn, dass ich bin?“, erkundigte sie sich und blickte sie fragend an.

„Ein Einbrecher, ein Mörder, dein Vater … ich weiß nicht, du hast mich gerade nur erschreckt …“, antwortete sie ihr und fuhr sich mit ihrer Hand durch ihre Haare.

„Du siehst nicht gut aus“, bemerkt sie und spielte auf ihre tiefen Augenringe und auf ihren matten Gesichtsausdruck an.

„Danke, dass hört man gern“, entgegnete sie ihr und nahm einen Schluck von dem Wasserglas, das auf dem Wohnzimmertisch stand, „Bist du denn gar nicht sauer auf mich?“

„Doch, natürlich bin ich sauer“, gab sie zurück und sah sie kritisch an, „Immerhin muss man dadurch die Situation aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten. Papa hatte ja allen Grund dazu, sauer auf dich zu sein.“

„Ja, ich weiß, ich hab’s nicht anders verdient …“, wehrte sie sich nicht gegen die Anschuldigungen und legte sich wieder hin, „Diese Familie war schon nach wenigen Jahren zum Scheitern verurteilt …“

„Warum?“

„Warum, fragst du? Sieh uns doch einmal an. Dein Vater ist ein einflussreicher Politiker und ich bin eine erfolgreiche Richterin, meinst du, dass wenn beide Partner so einen guten Job haben, da so viel Zeit für die Liebe bleibt?“, erklärte sie ihr und legte nun auch wieder ihre Hand auf ihren Kopf, „Ich weiß ja gar nicht, ob ich deinen Vater jemals wirklich geliebt habe … Wir haben schon immer mehr nebeneinander als miteinander gelebt …“

Alice senkte ihren Kopf und blickte betrübt zu Boden. Eigentlich war ihr das Ganze schon vorher klar gewesen, aber es jetzt aus dem Mund ihrer Mutter zu hören, war etwas anderes. Sie hoffte inständig, nie so zu enden, wie ihre Eltern, mit einem Partner Kinder zu haben, den sie gar nicht wirklich liebte.

„Wieso habt ihr euch dann nicht einfach schon früher getrennt? Bevor die Situation so eskalierte und ihr mit der ganzen Betrügerei angefangen habt?“, fragte sie mit trauriger Stimme und schaute sie nun wieder an, „Es wäre doch viel einfacher gewesen, wenn ihr friedlich auseinandergegangen wärt.“

„Tja … anscheinend gab es einen Teil in mir, der hoffte, dass irgendwann alles gut werden würde. Als ihr beide auf der Welt wart, haben wir uns geschworen, dass wir uns zusammenreißen, damit ihr in einem guten Umfeld aufwachst“, meinte sie und setzte ein selbstgefälliges Lächeln auf, „Aber wie’s aussieht, hat das nicht wirklich funktioniert … Wir waren schon von Anfang an schlechte Eltern. Ja, wir haben alles dafür getan, dass ihr alles Materielle hattet, das ihr brauchtet, aber das Wichtigste haben wir euch nicht gegeben.“

„Ja, ihr habt uns nie wirklich geliebt …“, sprach Alice leise aus, auf das ihre Mutter hinaus wollte und verknotete ihre Finger miteinander.

„Genau, irgendwie haben wir nicht verstanden, was ein Kind wirklich braucht … oder wir wollten es nicht verstehen … oder es war uns egal …“

„Tut es dir leid?“, fragte sie nach einer kurzen Pause, woraufhin ihre Mutter lange brauchte, um zu antworten und zuerst tief seufzte.

„Ich weiß nicht, ob ich etwas anders machen würde, wenn ich könnte …“, entgegnete sie ihr, was Alice dazu brachte, sich vor Enttäuschung die Fingernägel in ihre Handrücken zu bohren, „Ich weiß, dass du jetzt gerne gehört hättest, dass ich euch viel mehr Aufmerksamkeit hätte schenken sollen, aber wenn ich daran denke, dass ich dann nie in der Position wäre, in der ich jetzt bin, sage ich das nicht, weil ich dich nicht anlügen will. Es gibt eben Menschen, die für ihre Familie leben und welche, die es für ihren Job tun. Du hast Ehrlichkeit verdient und ich traue dir zu, dass du damit fertig wirst.“

„Trink nicht so viel, Mama, das ganze Haus riecht nach Alkohol“, bemerkte Alice nur, ohne auf irgendeine Aussage ihrer Mutter einzugehen, erhob sich von ihrem Sessel und ging weg.

„Du verstehst das schon irgendwann …“, ignorierte ihre Mutter ihre zusammenhanglose Bemerkung und sagte nichts weiter.

Alice marschierte in ihr Zimmer und schloss die Tür ganz leise hinter sich. Die Türschnalle noch immer in der Hand, lehnte sie sich langsam mit ihrer Stirn gegen die Tür und starrte ins Nichts.

Ihre Familie war keine Familie mehr, eigentlich war sie nie eine gewesen … Sie hatte immer schon ohne ihre Eltern auskommen müssen, also was war jetzt anders als sonst? Früher hatte sie noch den Glauben daran gehabt, dass es sich irgendwann bessern würde, das war der Unterschied. Nun wusste sie, dass es aus war. Ihr wäre lieber gewesen, wenn ihre Mutter nicht so offen mit ihr gesprochen hätte, dann hätte sie wenigsten noch ein klein wenig hoffen können …

Alice ließ ihre Augen nach links wandern, ohne ihren Kopf dabei zu bewegen. Ihr Blick blieb bei dem kleinen Durchgang hängen, der ihr Zimmer mit Ricos verband. Wann hatte sie den nur das letzte Mal benutzt? Das war schon ewig her. Wenn sie nicht so blöd gewesen wäre, hätte sie jetzt mit Rico reden können, aber er war so sauer auf sie, wie sie auf ihre Eltern.

Warum machte sie in letzter Zeit nur alles falsch? Konnte nicht einmal einfach alles gut gehen?
 

Shunichi saß auf einem Sessel neben dem Krankenbett seiner Mutter und hatte sein D-Maak in der Hand. Der Junge hatte Herrn Sato gebeten, ihn beim Krankenhaus abzusetzen, wenn es keine zu großen Umstände machte und er hatte zugestimmt. Er hatte wissen wollen, wie es ihr ging, aber als er in ihr Zimmer gekommen war, hatte sie bereits geschlafen.

Da er sie nicht aufwecken und auch nicht einfach wieder gehen hatte wollen, hatte er sich einfach einen Sessel geschnappt und sich mit seinem D-Maak beschäftigt. Er nutzte die Wartezeit um nachzuforschen, was das Ding alles drauf hatte.

Bis jetzt hatte er zwar schon viele Dinge herausgefunden, beispielsweise wie man den Tastenton um- und ausstellte, wie man es als gewöhnliches Telefon benutzen konnte, oder den Hintergrund änderte, aber wichtige Dinge, wie, wie man den alten Mann erreichte, wusste er noch immer nicht. Seufzend lehnte er sich beim Sessel zurück und ließ den Kopf nach hinten fallen.

Es war doch alles sinnlos. Es hatte ja schon einmal lange gebraucht, bis Ryan und er herausgefunden hatten, wie man ein SOS-Signal sendete und das war, verglichen mit manch anderen Funktionen des D-Maaks, ziemlich einfach. Warum gab es zu dem Gerät eigentlich keine Bedienungsanleitung? Das würde einiges erleichtern …

„Shunichi?“, hörte er plötzlich die leise Stimme seiner Mutter, woraufhin er sich schnell aufsetzte und sein D-Maak in die Hosentasche packte.

„Ma, du bist wach“, stellte er fest und sofort huschte ein Lächeln über seine Lippen, „Hab ich dich eh nicht aufgeweckt?“

„Nein, das ist eigentlich ziemlich unmöglich“, erklärte sie und lächelte schwach, „Bei all den Medikamenten, die ich intus habe, ist es eigentlich ein Wunder, dass ich jetzt schon wach bin.“

„Wie geht’s dir denn?“, erkundigte er sich besorgt und umfasste ihre Hand mit seinen Händen.

„Mir geht’s blendend“, meinte sie, als sei das das normalste auf der Welt und langsam merkte man ihr nicht mehr an, dass sie gerade geschlafen hatte, „Ich spüre fast nichts mehr. Ich finde es nur irgendwie seltsam, dass sie mir so viele Schmerzmittel geben, obwohl sie nicht einmal wissen, was ich habe.“

„Ich finde es gut, dass du dich von deiner Krankheit nicht herunterziehen lässt, Ma, aber ich finde das absolut nicht komisch“, entgegnete er ihr nur und blickte sie ernst an, „Die Abstände zwischen deinen Ohnmachtsanfällen, werden immer kürzer, mir macht das Sorgen.“

„Ach, Shunichi, was würde eine Mutter nur dafür tun, um so einen Sohn zu haben“, bemerkte sie nur und griff nun mit ihrer Hand, auf Shunichis Hände, die ihre noch immer umgriffen hatten, „Du bist schon so groß, aber ich kann mich noch ganz genau erinnern, wie ich dich vor einigen Jahren im Arm gehalten habe.“

„Ja, vielleicht bin ich schon groß, aber das ändert nichts daran, dass ich dich noch immer brauche“, erklärte er und sah sie nun aus traurigen Augen an, „Also werde ganz schnell wieder gesund, ja?“

„Ja, versprochen.“

Shunichi entgegnete dem nichts mehr und streichelte nur weiter ihre Hände. Er würde ihr gerne glauben, aber er wusste, dass es nahezu unmöglich war, dass sie jemals wieder ganz gesund werden würde, geschweige denn ihren alten Job bei der Polizei wieder aufnehmen konnte. Er wünschte es sich, wie nichts anderes auf der Welt, aber leider war Wünschen sehr oft zu wenig …
 

„Mit wem warst du denn so lange weg?“, wurde Hime von ihrer Mutter gefragt, als sie gerade gemeinsam im Keller ihres Hauses Wäsche aufhängten.

„Mit Shunichi, Alice und noch ein paar Freunden“, erklärte sie ihr, konzentrierte sich aber weiterhin auf die Kleidungsstückte, „Wir haben zusammen gelernt.“

„Ach so“, meinte sie nur und ergriff anschließend den vollen Wäschekorb, der am Boden gestanden hatte, „Gut, der Rest kommt nach oben.“

Also folgte Hime ihrer Mutter ins Erdgeschoss, blickte dabei aber betrübt zu Boden. Ihr war unwohl dabei, ihre Eltern anlügen zu müssen, auch wenn sie dabei versuchte, so gut wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben oder eben Dinge nur zu verheimlichen, aber das war eben nicht immer möglich …

Einen Stock höher angelangt, stellte Frau Inoue den Korb im Wohnzimmer ab und verschwand anschließend in einer Kammer, wo das Bügelbrett und das Bügeleisen gelagert waren. Hime setzte sich auf die Couch, neben ihren Vater, der sich gerade die Nachrichten ansah.

„Lea ist wieder im Krankenhaus“, erklärte er seiner Tochter und wandte seinen Kopf zu ihr.

„Ich weiß, Shunichi hat es mir schon erzählt.“

„Hätte ich mir denken können, wenn du mit ihm unterwegs warst“, gab er zurück und setzte ein Lächeln auf, das aber schon bald wieder verschwand, „Ich verstehe nicht, wieso gerade sie mit so einer Krankheit bestraft wird, sie war immer so ein aufgeschlossener, liebenswerter und lebensfreudiger Mensch, das ist sie immer noch. Roy ist am Boden zerstört …“

„Shunichi geht’s auch nicht besser. Er will ihr helfen, kann es aber nicht, das macht ihn fertig.“

„Jaja, Shunichi war schon immer so fürsorglich …“, entgegnete er ihr, wandte sich aber plötzlich von ihr ab und nahm die Fernbedienung in die Hand, um den Ton lauter zu drehen, „Hey, sie berichten schon über den Vulkan!“

Anfangs war Hime etwas verwirrt, doch dann begriff sie, dass ihr Vater den Digimon-Angriff von heute Nachmittag meinte. Interessiert daran, was die Menschen vom Fernsehen dazu zu sagen hatten, blickte sie nun ebenfalls zum Fernsehgerät. Ihre Mutter war bereits wieder mit Bügelbrett und Bügeleisen zurück gekommen und blieb hinter der Bank stehen, um auch gut sehen zu können.

„Heute Nachmittag hat sich ein unerwarteter Ausbruch des Aiama-Vulkans zugetragen“, begann der Nachrichtensprecher seinen Text herunterzuratschen, als im Hintergrund Bilder des Gesagten ausgestrahlt wurden, „Niemand hatte dieses Ereignis hervor sehen können. Man kann von Glück sprechen, dass nichts weiter Schlimmes passiert ist. Eigentlich hatte man angenommen, dass der Aiama-Vulkan nicht mehr aktive wäre, doch anscheinend haben die Spezialisten da etwas übersehen …“

Nun wurde das Wort an einen so eben genannten Spezialisten weitergegeben, der versuchte zu erklären, was die Gründe für diesen Ausbruch sein hätten können. Hime konnte bei diesem Versuch nur schmunzelnd zusehen, auch wenn das eigentlich überhaupt nicht lustig war, wenn man bedachte, dass solche Dinge ziemlich gefährlich waren.

„Hast du den Vulkanausbruch mitbekommen, als du mit deinen Freunden gelernt hast?“, erkundigte sich ihre Mutter bei Hime, woraufhin sie ihren Kopf zu ihr nach hinten wandte.

„Ja, hab ich, wir haben uns voll geschreckte, als wir die Explosionen gehört haben.“

„Was hier wohl vor sich geht …“, dachte Herr Inoue laut nach und strich sich grüblerisch übers Kinn, „In letzter Zeit passieren echt seltsame Dinge …“

„Wir werden es nie erfahren“, meinte Hime einfach und erhob sich anschließend von der Bank, „Ich geh in mein Zimmer.“
 

Als Nayuta zwei Tage später gemeinsam mit Ayato das Klassenzimmer betrat, fiel ihm gleich einmal auf, dass Rico nicht auf seinem Sitzplatz saß. Er fragte sich, ob er wohl krank oder nur auf der Toilette war, beschloss dann aber nicht weiter darüber nachzudenken, weil es ihm eigentlich egal sein konnte.

Der Junge verabschiedete sich von Ayato, der seinen Platz in der letzten Reihe hatte und wollte schon zu seinem vor gehen, doch als er hörte, dass jemand seinen Namen rief, drehte er sich um. Er stellte fest, dass es Hime war, die ihn gerufen hatte und die ihn nun zu sich deutete. Sie lehnte gegen ihren Tisch.

„Hi, was gibt’s?“, begrüßte er sie, als er bei ihr angekommen war.

„Seit wann kommst du mit Ayato gleichzeitig in die Schule?“, wollte sie wissen und hatte kurz zu der angesprochenen Person hinüber gesehen, „War ja gestern auch schon so.“

„Ich bin bei ihm untergekommen“, erklärte er ihr, da er keine Bedenken hatte, Hime nicht die Wahrheit zu sagen, „Bei mir zu Hause läuft’s gerade nicht so gut, also hat er mir angeboten, eine Weile bei ihm zu wohnen, deswegen kommen wir jetzt gemeinsam in die Schule.“

„Oh, verstehe … Was ist eigentlich mit Rico?“

„Darüber sollte doch Alice besser Bescheid wissen als ich, oder?“, stellte er eine Gegenfrage und blickte zu dem Mädchen, das auf ihren Sessel saß.

„Nein, keine Ahnung“, meinte Alice und versuchte ihre Stimme möglichst gleichgültig klingen zu lassen, „Rico redet kein Wort mehr mit mir, also weiß ich auch nicht, wieso er gestern und heute nicht in der Schule war.“

„Ich bin gerade auch nicht der perfekte Ansprechpartner, wenn es um Rico geht“, antwortete er nun auf Himes Frage, „Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit, seitdem ist Funkstille.“

„Das ihr nicht miteinander redet, ist mir vor zwei Tagen aufgefallen, aber ich dachte, dass sich das schnell wieder legen würde“, bemerkte Hime und verschränkte nachdenklich die Arme, „Was genau ist denn passiert?“

„Eigentlich nichts Großes, aber ich sehe nicht ein, wieso ich immer zu ihm rennen muss, vor allem wenn ich noch dazu eindeutig Recht habe“, gab er zurück und sah anschließend unauffällig auf die Uhr, die über der Tür hing, „Naja, die Stunde fängt gleich an, wir sehen uns.“

„Ja, bis dann“, verabschiedete sie sich und Alice tat es ihr kurz darauf gleich, „Hast du davon gewusst?“

„Nein, ich hatte keine Ahnung.“

„Was ist nur los mit Rico? Er schirmt sich ja von allen ab“, stellte Hime fest und begab sich auch langsam zu ihrem Sessel, „Dass er auf dich sauer ist, verstehe ich ja, aber du hast dich ja bei ihm entschuldigt und man sieht, dass es dir leid tut. Er hat sich echt verändert in letzter Zeit …“

„Er kann’s nicht ausstehen, wenn er angelogen wird und leider wurde er das in den vergangenen Tagen oft …“, erklärte sie ihr und starrte gedankenverloren auf den Tisch.

„Ja? Ist etwas mit deinen Eltern?“

„Nein, nein, alles okay“, log sie schon wieder und winkte mit ihrer Hand ab, „Hast du die Mathe Hausübung? Irgendwie hab ich das letzte Beispiel nicht wirklich verstanden.“

„Ja, ich denke schon, warte einmal …“, meinte sie und kramte anschließend in ihrer Schultasche herum.

Alice seufzte leise und versetzte sich selbst, während Hime abgelenkt war, einen Tritt auf ihren Fuß. Sie hatte es schon wieder getan … Aber was sollte sie denn machen? Das mit ihren Eltern war etwas anderes als die Sache mit Ryan oder sonst irgendetwas. Irgendwann würde sie es ihr schon sagen … irgendwann, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war.
 

Die 10-D hatte gerade Japanisch und Honoka lümmelte gelangweilt auf ihrem Tisch. Jede Minute warf sie einen Blick auf die Uhr, doch die Zeit schien nicht vergehen zu wollen. Hin und wieder sah sie auch zu Yukiko hinüber, die gebannt auf ihren Japanisch-Zettel starrte, aber nicht, weil sie so aufmerksam den Text las, sondern weil sie etwas darauf herum kritzelte.

Dem rosahaarigen Mädchen entfuhr ein leiser Seufzer und musste kurz darauf auch noch gähnen. Sie wollte nur für einen kurzen Moment die Augen schließen … nur ein paar Sekunden …. doch schon nach kurzer Zeit, spürte sie, wie sie sie nicht mehr aufbekam und beschloss es einfach zu lassen.

Aber plötzlich drang ein leises Piepsen zu ihren Ohren, das immer lauter zu werden schien. Anfangs wollte sie es einfach ignorieren, doch als realisierte, welches Gerät dieses Geräusch auslöste, riss sie ihre Augen auf und war wieder hell wach. Sofort drehte sie ihren Kopf zu ihrer Sitznachbarin, um zu sehen, ob sie es auch schon mitbekommen hatte.

„Hörst du das auch?“, fragte sie in Flüsterton und lehnte sich ganz nahe zu ihr hinüber, damit sie sie besser verstehen konnte.

„Ja, na klar“, entgegnete ihr Yukiko in gleicher Lautstärke und legte ihren Kugelschreiber bei Seite, „Ist ja nicht zu überhören.“

„Was machen wir jetzt? Wir können ja nicht einfach aus dem Unterricht verschwinden, aber wir sind heute dran.“

„Keine Ahnung, wir müssen uns etwas einfallen lassen“, antwortet sie ihr und warf hin und wieder einen Blick zu ihrem Japanisch-Lehrer, ob der eh noch nicht mitbekommen hatte, dass sie tratschten.

„Die Stunde geht noch immer zwanzig Minuten …“, bemerkte sie, nachdem sie auf die Uhr gesehen hatte, „Wir müssen wohl Herrn Sato um Hilfe bitten.“

„Was? Der hat uns doch schon gestern geholfen, wir können ihn nicht schon wieder belästigen.“

„Doch, können wir. Er hat doch gesagt, dass wir uns immer bei ihm melden können, das wird schon kein Problem sein“, meinte Honoka und kramte anschließend in ihrer Schultasche herum, um ihr Handy zu suchen.

„Und was machst du jetzt?“

„Ihm eine SMS schreiben, anrufen kann ich ihn ja schlecht.“

Unauffällig und den Lehrer nicht aus den Augen lassend, legte Honoka ihr Handy hinter ihre Federschachtel und begann die SMS an Herrn Sato zu schreiben. Sie versuchte sich kurz zu halten und schickte die Nachricht mit dem einfachen Text „Hilfe, Digimon! Wir müssen aus der Klasse!“ ab.

„So, bin gespannt, wie schnell er da ist“, sagte sie eher zu sich selbst und packte ihr Handy anschließend wieder in ihre Tasche.

„Was erwartest du? Dass er in zwei Minuten hier ist?“, wollte Yukiko wissen und beobachtete jede ihrer Bewegungen genau.

„Honoka, Yukiko“, ermahnte der Lehrer die beiden plötzlich mit wütender Stimme und blickte sie dabei mit verschränkten Armen an.

„Entschuldigung …“, meinten die zwei nur leise und blickten verlegen zu Seite.

Plötzlich wurde die Klassenzimmertür aufgerissen, ohne dass vorher angeklopft wurde und die ganze Aufmerksamkeit lag auf der Person, die den Raum betreten hatte. Herr Sato stand mit einem Wischmopp, die Türschnalle noch immer fest umgriffen, da und blickte den Lehrer ernst an.

„Ich brauche Schüler, die mir helfen!“, erklärte er und fragte nicht einmal, ob das eh keine Umstände machte.

„Ehm … okay“, entgegnete ihm der Lehrer und wirkte etwas überfordert, „Wie viele brauchen Sie denn?“

„Zwei“, antwortete er und sah sich einmal in der Runde um, deutete dann aber schon nach kurzer Zeit auf Yukiko und Honoka, „Da, die zwei will ich.“

„Aber … das können Sie doch nicht einfach so bestimmen“, schien der Lehrer nicht wirklich mit seiner Entscheidung einverstanden zu sein.

„Und ob ich das kann. Mädels, steht auf, kommt mit“, forderte er die beiden auf und verließ anschließend wieder das Klassenzimmer.

Yukiko und Honoka folgten artig und erhob sich von ihren Plätzen. Ungläubig starrte der Lehrer Herrn Sato und dann die zwei Mädchen an. Er war eindeutig überrumpelt worden.

„Auf Wiedersehen, Herr Fumi“, verabschiedete sich Honoka mit einem zuckersüßen Lächeln und huschte anschließend aus der Klasse.

„Wiedersehen“, meinte auch Yukiko und schloss hinter sich die Tür.
 

„Danke für ihre Hilfe“, bedankte sich Honoka, als sie gemeinsam mit Herrn Sato den Flur entlang gingen.

„Nachdem ihr das böse Digimon beseitigt habt, könnt ihr euch erkenntlich zeigen und meine Hausmeisterkammer aufräumen“, meinte er mit neutraler Stimme, woraufhin das Mädchen die Miene verzog.

„Das wollen Sie solch zwei lieben Mädchen, wie wir es sind, antun?“, fragte sie, da sie nicht wirklich Lust dazu hatte, nachher noch zu arbeiten.

„Ach komm schon, Honoka, das ist doch das Mindeste, was wir tun können“, brachte sich nun Yukiko ein und wurde daraufhin ungläubig von Honoka angestarrt.

„Auf welcher Seite stehst du denn?“

„Auf keiner, ich finde es nur fair, dass wir auch etwas dafür tun, dass Herr Sato uns immer hilft“, verteidigte sie sich und blickte etwas beschämt zu Boden.

„Wenigstens eine von euch ist vernünftig“, bemerkte er und blieb vor der Hausmeisterkammer, an der sie gerade vorbeikamen, stehen, „Also, wenn ihr das böse Digimon beseitigt habt, kommt einfach her, ja? Aber wehe ihr trödelt, dann helf ich euch zwei nämlich nicht mehr aus der Patsche, verstanden?“

„Ja, verstanden“, antwortete Yukiko und versetzte ihrer besten Freundin anschließend einen kleinen Stoß, da sie nichts gesagt hatte.

„Ja, ist gut“, meinte nun auch sie etwas genervt und die beiden machten sich auf den Weg Richtung Ausgang.
 

„Wo ist das Digimon eigentlich?“, fragte Yukiko, als sie das Gebäude bereits verlassen hatten und nun auf das Tor des Schulgeländes zugingen.

„Im Kazumi-Wald“, antwortete ihr Honoka, die ihr D-Maak in der Hand hielt, „Wie kommen wir dort am besten hin?“

„Zu Fuß wird’s ne Weile dauern …“, bemerkte sie und überlegte, wie sie sich am besten fortbewegen konnten, wurde aber von einem plötzlichen Aufschrei Honokas dabei unterbrochen, „Was ist los?“

„Gissimon!“, gab sie mit lauter Stimme zurück und sah sie panisch an, „Ich hab es zu Hause vergessen!“

„Was? Wie ist denn das passiert?“

„Ich dachte, ich hätte es ins D-Maak gesperrt, aber ich war heute in der Früh so in Hektik, weil ich schon wieder so spät aufgestanden bin, dass ich das ganz vergessen hab!“, erklärte sie und zerraufte sich ihre Haare, „Es hat in meinem Bett geschlafen und ich wollte es erst aufwecken, wenn ich fertig bin!“

„Beruhig dich, das kann schon mal passieren, so schlimm ist es nicht … Im Gegenteil, das bringt mich sogar auf eine Idee“, entgegnete sie ihr, woraufhin Honoka ein verwirrtes Gesicht aufsetzte, „Wenn du schon nach Hause musst, kannst du doch gleich dein Rad holen, ich werde das auch tun. Wir fahren mit den Rädern, dann sind wir schneller dort.“

„Klasse Idee!“, war sie begeistert und packte ihr D-Maak weg, „Okay, dann treffen wir uns dann beim Stadtpark und fahren dann in den Wald.“

„Gut, bis dann“, verabschiedete sie sich und schlug einen anderen Weg als Honoka ein, „Und beeil dich, ja?“

„Ja, sicher, wir sehen uns!“

Yukiko blickte ihrer Freundin noch eine Weile hinterher, bis sie um die Ecke verschwand, dann lief sie in die Richtung, in die sie musste. Ob es schneller ging, wenn sie nach Hause gingen und ihre Räder holten, anstatt gleich zu Fuß zu gehen, wusste sie zwar nicht, aber wenn Honoka Gissimon noch holen musste, war das auf jeden Fall die bessere Entscheidung.

„Hey, wo rennst du denn hin?“, fragte sie plötzlich eine Stimme von oben, woraufhin sie verwirrt aufsah und Takomon erblickte, „Das Digimon ist doch in einer ganz anderen Richtung!“

„Honoka muss noch nach Hause, weil sie Gissimon vergessen hat, also haben wir beschlossen, gleich mit den Rädern hinzufahren“, erklärte sie ihm und war irgendwie froh, weil es überhaupt mit ihr sprach.

„Wie kann man nur so blöd sein?“, bemerkte es kopfschüttelnd in einem abwertenden Tonfall, „Naja, egal, ich mach mich auf jeden Fall schon einmal auf den Weg, lass mich digitieren!“

„Nein, das werde ich nicht tun!“, widersprach sie und blieb zur Sicherheit stehen, bevor sie noch irgendwo anrannte, „Du kannst nicht einfach voraus fliegen, wir sind Partner.“

„Das wäre mir aber neu“, lachte es verächtlich, sah sie kurz darauf aber wieder mit scharfem Blick an, „Lass mich digitieren!“

„Nein, dir könnte etwas zustoßen, wenn du alleine dort bist, das will ich nicht“, erklärte sie, warum sie solche Bedenken hatte, was es aber nicht nachvollziehen konnte.

„Ich werde nicht so leicht besiegt“, gab es bissig zurück und flog dann in Richtung Wald davon, „Naja, dann werde ich eben so kämpfen, das schaff ich auch alleine!“

„Nein, Takomon, warte!“, rief sie ihm hinterher und streckte ihre Hand nach dem Digimon aus, doch es hörte nicht.

Na ganz toll hatte sie das wieder hinbekommen. Jetzt wollte sie einmal nicht nachgeben und dann kam so etwas heraus. Sie hatte Sorgen, dass ihm etwas zustoßen könnte. Wenn es auf dem Champion-Level wäre, hätte es viel mehr Chancen alleine das böse Digimon zu bekämpfen … Aber es war doch unsinnig alleine zu kämpfen, warum sah es das nicht ein? Irgendwie hatte sie das Gefühl, als würde sie als Digi-Ritter nur versagen …
 

„Gissimon, aufstehen!“, rief Honoka, als sie ihre Zimmertür geöffnet hatte und blickte in das verschlafene Gesicht ihres Digimon-Partners.

„Was ist denn los, Honoka? Was schreist du denn so?“, fragte es verwirrt und rieb sich seine Augen, da es bis jetzt geschlafen hatte.

„Ein Digimon ist aufgetaucht und wir sind dran!“, erklärte sie laut und ging auf ihr Bett zu, „Los, aufstehen, wir müssen kämpfen!“

„Warum taucht das Digimon denn schon so früh auf?“ erkundigte es sich, während Honoka es an der Pfote packte und mit sich zog, „Ah! Haben wir’s so eilig?“

„Ja, es ist schon Nachmittag, ich hab dich zu Hause vergessen, eigentlich sollten wir schon längst auf dem Weg sein!“, entgegnete sie ihm und rannte den Gang entlang, zu den nach unten führenden Treppen.

„Wie, es ist schon Nachmittag?“, war das arme Digimon etwas überfordert und rieb sich den Kopf.

„Ich erklär es dir später, wenn wir unterwegs sind“, meinte sie und wollte schon die Stiegen hinunterlaufen, als plötzlich ihr Vater mit einem Wäschekorb in der Hand aus dem Schlafzimmer kam und sie deswegen anhielt.

„Honoka, was machst du denn schon hier?“, fragte er verwirrt, da er sie erst zwei Stunden später erwartet hatte.

„Ehm … mir ging’s nicht so gut, also hab ich gesagt, dass ich heim gehe“, log sie und kratzte sich dabei verlegen am Kopf.

„Du siehst aber ziemlich fit aus“, bemerkte er, nachdem er sie von oben bis unten gemustert hatte.

„Ja, mir geht’s jetzt auch schon wieder viel besser, ein Glück, nicht?“, versuchte sie sich herauszureden und setzte ein gezwungenes Lachen auf.

„Mit wem hast du da vorher eigentlich geredet?“

„Ehm … mit Yukiko, ja, ich hab mit ihr telefoniert.“

„Aber du hast doch gar kein Handy in …“

„Ja, also ich muss dann auch schon los, ich treff mich nämlich mit ihr“, unterbrach sie ihn und war schon etwas genervt davon, dass er sie nicht einfach in Ruhe ließ.

„Ich dachte, du bist früher gegangen? Sollte sie dann nicht noch in der Schule sitzen?“

„Nein, ihr ging’s nämlich plötzlich genau so schlecht wie mir, also sind wir gemeinsam gegangen. Sie hat mir in der Pause ein Stück von ihrem Schulbrot gegeben, vielleicht hat das etwas gehabt, witzig, oder?“, plapperte sie einfach weiter, damit ihr Vater ja wenig zu Wort kam und ging schon ganz unauffällig rückwärts die Treppe hinunter.

„Aber wenn es euch eh beiden nicht gut geht, warum trefft ihr euch dann?“, ließ er nicht locker und sah sie skeptisch an.

„Wie gesagt, mir geht’s schon besser und Yukiko auch, also haben wir beschlossen die freie Zeit zu nutzen, um eine Runde mit den Rädern zu fahren.“

„Aber es ist doch …“

„Ja, also wir werden wohl eine Weile weg bleiben, mach dir keine Sorgen, hab dich lieb, tschüss!“, redete sie ihm schon wieder drein, drehte sich um und rannte nun ganz die Treppen hinunter.

„Dein Vater tut mir leid …“, äußerte sich Gissimon, als sich Honoka wieder ihre Schuhe anzog.

„Ich kann ihm ja nur schwer erzählen, dass ich früher von der Schule weggegangen bin, weil ich gegen ein böses Digimon kämpfen muss“, gab sie in Flüsterton zurück, da sie nicht wollte, dass ihr Vater sie für noch bescheuerter hielt.

Anschließend zog das Mädchen noch ihre Jacke an, verließ das Haus und schnappte sich das Fahrrad, das in der Garage stand. Gissimon durfte im vorderen Korb Platz nehmen und während der Fahrt erklärte Honoka ihrem Partner alles, was es wissen musste und verpasst hatte, als es zu Hause geschlafen hatte.
 

Ich hab in letzter Zeit viel Spaß daran DD zu schreiben, ich hoffe, man merkt ws ^^

Viel ist wieder nicht passiert, aber das wird jetzt leider immer so sein, irgendwie schreibe ich die Szenen jetzt viel ausführlicher als früher =S

Kiripurin

Übermut tut selten gut

Honoka hatte ihr D-Maak in der Hand, das anzeigte, wo sich das bösartige Digimon befand. Sie marschierte gemeinsam mit Yukiko schon ein paar Minuten durch den Wald, doch das Digimon hatte sich noch nicht blicken lassen. Laut der Anzeige am D-Maak bewegte es sich immer, was es nicht gerade einfach machte, es zu finden.

„Jetzt zeigt der Pfeil schon wieder wo anders hin!“, beschwerte sich Honoka und blieb anschließend stehen, „Ich krieg noch die Krise!“

„Was ist, wenn wir einfach warten, bis es auftaucht?“, schlug Yukiko vor und hielt ebenfalls an, „Bis jetzt wurden wir doch immer von den Digimon angegriffen, also wird es schon kommen.“

„Du hast Recht, warten wir einfach hier“, war sie einverstanden und ließ ihre Hand, die das Gerät festhielt, sinken, „Spürst du es eigentlich, Gissimon?“

„Ich?“, fragte es aus den Gedanken gerissen und blickte zu seinem Partner hoch.

„Ja, oder siehst du hier noch irgendwo ein Digimon?“

„Nein“, antwortete es und kratzte sich verlegen am Kopf, „Also ich spüre etwas, ja, aber nicht sehr stark.“

„Ich mach mir Sorgen um Takomon“, bemerkte Yukiko plötzlich, woraufhin Honoka und Gissimon ihr aufmerksam zuhörten, „Es ist voraus geflogen und wie ich es kenne, hat es schon zu kämpfen begonnen … aber sollte es dann nicht vom D-Maak angezeigt werden?“

„Vielleicht hat es das böse Digimon genau wie wir noch gar nicht gefunden“, entgegnete ihr das Mädchen und lächelte dabei, um überzeigender zu wirken.

„Ja, vielleicht …“, gab sie wenig überzeugt zurück und sah betrübt zu Boden.

Plötzlich krachte irgendetwas neben ihnen in den Boden, das Staub aufwirbelte, sodass die drei sich automatisch ihre Arme vors Gesicht hielten. Als kurz drauf die Sicht wieder frei war, blickten sie in die Richtung, aus der der vermutete Angriff gekommen war.

Sofort entdeckten sie ein Digimon, das auf einem Ast stand und sich über sie lustig zu machen schien. Es hatte eine kleine Ähnlichkeit mit einem Storch, mit etwas anderem ließ es sich nur schwer vergleichen. Während Yukiko und Gissimon den Gegner wütend anschauten, überprüfte Honoka seine Daten.

„Kiwimon, Level: Champion, Urvogel-Digimon, Typus: Datei, Attacke: Kleiner Picker, zweite Attacke: Hochkick“, las sie vor und wandte ihren Kopf anschließend zu ihrem Partner, „Na gut, Gissimon, bist du bereit diesem Möchtegern-Komiker eine Lektion zu erteilen?“

„Aber sowas von!“, meinte es überzeugt, woraufhin es auf den Baum zulief, auf dem Kiwimon saß, „Gissimon digitiert zu … Latreemon!“

Vor dem Baum machte Latreemon halt und beugte sich leicht nach vorne. Es richtete seine „Stammoberseite“ auf Kiwimon und startete anschließend seine Kugelgeschoss-Attacke. Doch das bösartige Digimon konnte dem Angriff ausweichen, indem es vom Baum herunter sprang.

„Los, Latreemon, mach es fertig!“, feuerte Honoka es an und steigerte sich wieder einmal voll hinein.

„Wurzelstock!“, ging es gleich zur nächsten Attacke über und steckte seine Arme in den Boden.

Wurzeln erhoben sich überall vor ihm aus der Erde und schossen zielsicher auf Kiwimon zu. Es war aber so flink, dass es schon wieder nicht getroffen wurde und fand das im Gegensatz zu den Digi-Rittern und Latreemon sehr erheiternd. Kurz darauf hüpfte es zweimal in die Höh und rannte anschließend weg.

„Hey, stehen bleiben!“, schrie ihm das Partner-Digimon hinterher und lief ihm nach.

„Warte, Latreemon!“, forderte Honoka es auf und tat es ihm gleich, da es nicht auf sie hörte.

Yukiko wollte auch schon losstarten, doch plötzlich überkam sie ein seltsames Gefühl, das sie dazu verleitete, nach links zu sehen. Irgendetwas spürte sie in dieser Richtung, doch sie konnte es nicht wirklich zuordnen. War das vielleicht Takomon?

Hin und her gerissen, sah sie abwechselnd nach links und geradeaus. Es wäre sicher schlauer, jetzt einfach Honoka zu folgen, doch sie machte sich solche Sorgen um Takomon, dass sie es jetzt am liebsten suchen würde. Außerdem brachte sie sich eh nicht viel ohne Digimon …

„Honoka!“, rief sie ihrer besten Freundin hinterher, die schon ein gutes Stück entfernt war, sie aber trotzdem hörte und sich zu ihr umwandte, „Ich glaub, ich weiß, wo Takomon ist, ich geh es suchen, ist das okay?“

„Ja, aber pass auf dich auf!“, gab sie zurück und rannte kurz darauf gleich weiter, um die zwei Digimon, denen sie hinterherlief, nicht zu verlieren.

Also machte sich nun auch Yukiko entschlossen auf den Weg in eine andere Richtung. Sie hoffte nur, dass ihr Gefühl sie nicht täuschte und sie wirklich Takomon entgegen rannte. Wenn nicht, würde sie ein Problem haben, wie sie sich ganz alleine im Wald ohne Ziel zurecht finden würde …
 

Yukiko war jetzt schon ein paar Minuten durch den Wald gestapft, hatte Takomon aber noch nicht gefunden. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht? Das Gebiet hier war riesig und außerdem sah alles gleich aus, wie sollte sie ihren Partner nur finden?

Aber das Gefühl von vorhin war noch immer da. War es möglich, das Digi-Ritter und Digimon fühlen konnten, wo sich der andere befand? Immerhin fand Takomon doch auch immer zu ihr, egal wo sie sich gerade aufhielt. Aber wahrscheinlich bildete sie sich das alles nur ein …

Das Mädchen verlangsamte ihr Tempo etwas und schweifte nur noch mit ihrem Blick über den Boden und die Bäume, anstatt genau hinzusehen. Sie hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, als sie das gesuchte Digimon auf einmal einige Meter entfernt auf einem Erdhaufen liegen sah.

Sofort rannte sie zu ihm hin und kniete sich neben es auf den Boden. Sie wollte schon ihre Arme nach ihm ausstrecken und es hochnehmen, doch noch bevor sie Takomon berührte, hielt sie in ihrer Bewegung inne. Es würde es sicher nicht gutheißen, wenn sie es einfach so an sich drücken wollte und da es sowieso schon wütend auf sie war, ließ sie es lieber bleiben.

„Takomon“, meinte sie und strich ihm stattdessen nur leicht über den Kopf, „Geht es dir gut?“

Eigentlich war diese Frage ziemlich überflüssig, denn erstens, sah sie, wie ramponiert und zerfledert es aussah und zweitens würde Takomon es nie zugeben, wenn es ihm schlecht ging. Aber ihr war sonst nichts anderes eingefallen, was sie sagen hätte können.

„Lass mich in Ruhe …“, brachte es nur leise hervor, nachdem es einen Spalt die Augen geöffnet hatte.

„Ich hätte dich nicht gehen lassen dürfen, es tut mir leid“, ignorierte sie das gesagte einfach und entfernte die Blätter, die sich in seinen Flügeln verfangen hatten.

„Dir sollte eher leid tun, dass du mich nicht digitieren hast lassen“, beschwerte es sich und presste anschließend vor Schmerz seinen Schnabel zusammen, „Pass doch auf!“

„Weißt du was? Ich nehm es zurück, mit tut es doch nicht leid“, gab sie zurück und blickte es wütend an, „Du hättest auf uns warten sollen, dann wärst du jetzt nicht so verletzt. Ich hoffe, dass ist dir eine Lehre.“

„Ich wünschte, ich könnte ohne dich digitieren …“, bemerkte es und sah beleidigt zur Seite.

Yukiko hörte auf, es von den Blättern zu befreien und ließ ihre Hand sinken. Traurig starrte sie auf den Boden, wobei sie auch angefressen auf sich selbst war. Was hatte sie nur falsch gemacht, dass ihr Digimon-Partner sie nicht akzeptierte?

Bei den anderen sah das immer so einfach aus. Irgendwie wirkte es so, als ob die sich gleich von Anfang an super verstanden hätten, warum konnte es bei ihr nicht auch so einfach sein? Am Anfang hatte sie sich noch gedacht, dass das nur Anlaufschwierigkeiten waren, doch mittlerweile hatte sie das Gefühl, als ob es sich nie bessern würde …

„Das geht aber nicht, das solltest du akzeptieren“, entgegnete sie ihm, machte wieder da weiter, wo sie aufgehört hatte und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie verletzt sie war, „Kannst du fliegen?“

Yukiko hatte nun seine Flügel von allen Blättern und Ästen befreit und war ein kleines Stück zurück gewichen. Takomon versuchte langsam seine Flügel zu bewegen, doch schon nach dem ersten kleinen Flügelschlag, verzog es das Gesicht vor Schmerzen. Yukiko beobachtete es aufmerksam dabei und hatte etwas Mitleid mit ihm, auch wenn es so gemein zu ihr war.

„Schau mich nicht so an“, meinte es wütend und blickte sie böse an.

„Entschuldige …“, entgegnete sie ihm und blickte beschämt zu Boden.

Trotz der Schmerzen wollte das Digimon einen Flugversuch starten. Wäre doch gelacht, wenn es nicht fliegen konnte, es hielt schließlich viel aus und von so ein paar Kratzern ließ es sich nicht unterkriegen. Also nahm es zwei Meter Anlauf und legte dann all seine Kräfte in seine geschwächten Flügel und schlug mit ihnen, auch noch nachdem es vom Boden abgehoben hatte.

Das Mädchen wandte sich zu ihrem Partner und sah zu, wie es wackelig etwa zwei Meter in die Lüfte aufstieg. Kurz darauf verlor es aber wieder an Höhe und krachte dann in den Boden. Schnell rannte sie zu ihm hin, um zu sehen, ob es sich eh nichts getan hatte.

„Hast du dich verletzt?“

„Nein“, maulte es nur und rappelte sich langsam wieder auf.

„Wir setzen uns einfach wohin und warten, bis Honoka und Latreemon das Digimon besiegt haben, so stark hat es eh nicht ausgesehen, das schaffen die zwei schon“, schlug sie vor und musterte es anschließend von oben bis unten, „Du kannst ja sowieso nicht mehr kämpfen, ruh dich ein wenig aus.“

„Willst du mich wieder in das D-Maak sperren?“, fragte es abwertend, blickte sie dabei aber nicht an.

„Nein, das hatte ich eigentlich nicht vor“, konnte sie es beruhigen und hob es dann vom Boden auf, „Diesmal trage ich dich.“

„Fass mich nicht an!“, zischte es und versuchte sich von ihren Händen zu befreien, doch Yukiko gab nicht nach.

„Hör auf dich zu wehren, du kannst dich ja kaum fortbewegen“, entgegnete sie ihm und setzte sich in Bewegung.

Eine Weile versuchte das Digimon noch zu flüchten, doch dann gab es auf, weil es begriff, dass es sowieso keinen Sinn machte und da es langsam die Kräfte verließen. Außerdem sagte es kein Wort mehr und starrte nur beleidigt gerade aus.
 

„Kugelgeschoss!“, schrie Latreemon und feuerte seine Attacke Richtung Kiwimon ab.

Das bösartige Digimon schaffte es aber auszuweichen, wie auch die duzenden Male davor. Selbst hatte es kaum versucht anzugreifen, es rannte immer nur weg und kicherte wenn Latreemons Attacke daneben ging.

„Ich kann nicht mehr, Latreemon!“, meinte Honoka geschafft, blieb stehen und stützte sich auf ihren Knien ab.

„Aber Honoka, wir müssen doch das Digimon verfolgen!“, entgegnete ihr ihr Partner, hielt ebenfalls an und wandte sich zu ihr um.

„Ich bin aber schon am Ende …“, keuchte sie und sah Latreemon geschafft an, „Ich hab nicht so viel Ausdauer wie ein Digimon.“

„Und was soll ich jetzt tun? Es weiter verfolgen oder auf dich warten?“, erkundigte es sich und sah daraufhin wieder kurz zu Kiwimon, dass fünfzehn Meter entfernt stehen geblieben war.

Als das bösartige Digimon aber bemerkte, dass es von Latreemon angesehen wurde, sprang es ein paar Mal in die Höhe und rannte dann weiter. Hatte es etwa nachgesehen, ob eh jemand hinter ihm her rannte? Das war schon ein komischer Vogel …

„Bleib hier, ich will nicht, dass du mich alleine lässt“, erklärte das Mädchen, woraufhin sich Latreemon wieder zu ihr drehte.

„Na gut, wenn du meinst“, sagte es nichts dagegen und marschierte zurück zu Honoka, „Es tut mir leid, wenn ich schneller wäre, hätten wir das Digimon sicher schon besiegt …“

„Nein, kein Problem“, gab sie zurück und machte eine wegwerfende Handbewegung, „Mach dir keine Sorgen, wir kriegen das Vieh schon, wir müssen uns nur etwas einfallen lassen.“

„Was ist eigentlich mit Yukiko?“, fragte es und sah sich suchend um, „Seit wann ist sie nicht mehr da?“

„Schon eine ganze Weile“, antwortete sie ihm, nachdem sie sich wieder ganz aufgerichtet hatte, „Sie hat gesagt, dass sie glaubt zu wissen, wo Takomon ist, ich hoffe nur, dass sie es auch wirklich gefunden hat und jetzt nicht irgendwo im Wald herum irrt.“

„Das hoffe ich auch für sie.“
 

Nayuta stand gerade in Ayatos Küche und räumte den Geschirrspüler aus, als das Handy in seiner Hosentasche vibrierte. Solche Kleinigkeiten im Haushalt zu erledigen war das Mindeste, was er tun konnte, auch wenn Ayato meinte, dass das nicht nötig wäre. Der Junge legte also das Geschirrtuch auf einer Küchentheke ab und holte das Gerät hervor.

Er wurde wieder einmal von seinem Vater angerufen. In den letzten drei Tagen hatte er ständig versucht den Jungen zu erreichen, doch Nayuta hatte keine Lust mit ihm zu reden. Er würde ihn ja sowieso nur anschreien und meinen, dass er nach Hause kommen sollte.

Seufzend drückte er den Anrufer weg und ließ das Handy wieder in seiner Tasche verschwinden. Er griff sich wieder das Tuch, drehte sich aber zum Küchentisch, anstatt weiter das Geschirr auszuräumen. Dort saß nämlich Kirbymon, das ihn aufmerksam beobachtete.

„Was meinst du, sollte ich mal ran gehen?“, fragte er das Digimon, das ihm aber keine Antwort gab, sondern ihn nur weiterhin ansah, „Ich hab schon irgendwie ein schlechtes Gewissen, aber ich will nicht, dass es dann einfach so weiter geht wie früher.“

Da noch immer nichts von Kirbymon kam, setzte er einfach wieder seine Arbeit fort. Nayuta fragte sich oft, ob er wohl gegen Kirbymons Natur eingriff, wenn er es hinderte zu kämpfen. Es wirkte nicht wirklich so, als ob es gerne gegen böse Digimon antrat, aber wozu sonst war es dann hier? Hatte es einen Sinn, dass es noch in der realen Welt war, wenn es nicht kämpfte?

Außerdem würde es ihn interessieren, ob man irgendwie als Digi-Ritter zurücktreten und seinen Posten an irgendjemand anderen weitergeben konnte. Es gab bestimmt jemanden, der mehr mit dem D-Maak und Kirbymon anfangen konnte als er, die Welt beschützen zum Bespiel … Ob Kirbymon wohl auch hin und wieder solche Gedanken hatte?

„Würdest du eigentlich gerne kämpfen, Kirbymon?“, fragte er, woraufhin sein Partner den Kopf schüttelte, „Würdest du gerne wieder zurück in die Digi-Welt gehen, wenn du könntest? Zu deinen Freunden und deiner Familie?“

Das kleine orangene Digimon schien kurz zu überlegen schüttelte dann aber wieder den Kopf. Der Junge sah es etwas überrascht über diese Antwort an, da er eigentlich mit einem „Ja“ gerechnet hatte.

„Warum das? Was gefällt dir hier so?“, erkundigte er sich, woraufhin sein Partner endlich ein paar Piepser von sich gab, „Wie? Du hast keine Familie dort?“

Kirbymon gab wieder ein paar Geräusche von sich, während Nayuta es interessiert anblickte. Es erzählte ihm gerade, dass es in der Digi-Welt eigentlich nie eine Familie oder Freunde gehabt hatte und eigentlich gar nicht viel von der Digi-Welt wusste, da es kurz nachdem es aus dem Ei geschlüpft war, sofort in die reale Welt gekommen war.

„Wie bist du eigentlich in die reale Welt gekommen?“, wollte er von ihm wissen, doch es meinte nur, dass es sich nicht mehr daran erinnern konnte.

Nayuta hatte Mitleid mit dem kleinen Racker. Es hatte nicht einmal Zeit gehabt, sich dort Freunde zu suchen, bevor es hierher gerufen wurde. Und jetzt durfte es seine Aufgabe nicht einmal erfüllen, weil er selbst nicht kämpfen wollte. Die Partner-Digimon waren schon arm, sie waren gar nicht gefragt worden, ob sie das überhaupt machen wollten, zumindest hatte es auf ihn den Eindruck.

„Sag mal, Kirbymon, woher hast du eigentlich gewusst, dass ich …“, setzte er zu seiner nächsten Frage an, stockte aber, als plötzlich Ayato in der Küchentür stand.

„Mit wem redest du denn da?“, fragte er mit gerunzelter Stirn, als er den Raum betrat.

„Ich? Mit niemanden“, redete er sich heraus und spürte, wie sich sein ganzer Körper verkrampfte, vor Angst, dass Ayato weiter nachfragen würde, „Ich … ich hab nur mit mir selbst geredet, weißt du, dass mach ich nämlich hin und wieder.“

„Aha, ist mir noch gar nicht aufgefallen“, entgegnete er ihm und öffnete den Kühlschrank, um sich etwas zu trinken einzuschenken, „Lass den Geschirrspüler doch, komm fernsehen.“

„Ich bin eh gleich fertig, dann komm ich.“

„Okay“, ließ er sich abwimmeln und marschierte daraufhin wieder ins Wohnzimmer.

Nayuta stieß einen lauten Seufzer aus, als Ayato weg war. Wie hatte er nur so unvorsichtig sein können? Er konnte doch nicht einfach bei offener Tür so laut mit Kirbymon reden, was musste sich Ayato jetzt denken? Es würde ihn nicht wundern, wenn er ihn jetzt rausschmeißen würde, wer wollte schon einen verrückten bei sich wohnen haben …
 

Yukiko hatte ein Plätzchen gesucht, wo sich Takomon ausruhen konnte und auch eines gefunden. Mittlerweile dämmerte es schon. Sie hatte große Blätter zusammengetragen und ihren Partner dann darauf platziert. Es hatte sich zwar gewehrt, war aber zu schwach gewesen, als dass es sich gegen sie durchsetzen hätte können.

Sie selbst hatte sich auf einen umgefallenen Baumstamm gesetzt und sah nun zu dem Digimon hinüber. Es schlief nicht, auch wenn das Mädchen ihm gesagt hatte, dass es sich ausruhen und ein wenig schlafen sollte. Doch wunderte sie das? Wann tat es schon das, was sie ihm sagte? Stattdessen starrte es einfach nur irgendwohin und machte dabei ein ernstes Gesicht.

Yukiko wollte irgendetwas sagen, weil sie dieses Schweigen hasste, doch ihr fiel nichts ein. Was konnte sie schon sagen, ohne das Takomon genervt von ihr war? Aber sie ertrug es nicht, einfach dazusitzen und nichts zu tun, obwohl jemand anderer da war.

„Warum machst du das alles für mich?“, fragte es plötzlich, woraufhin sie überrascht den Kopf zu ihm drehte.

Hatte es gerade tatsächlich von sich aus ein Gespräch angefangen? Es sah sie zwar nicht an, doch es hatte eindeutig mit ihr geredet, sonst war ja niemand hier. Sie freute sich darüber. Das war ein Zeichen, dass sie nicht nur Luft für es war. Doch vor lauter Verwunderung und Freude vergaß sie ganz zu antworten.

„Ignorierst du mich jetzt, oder was?“, wollte es wissen, nachdem nichts von ihr gekommen war.

„Nein, ich ignorier dich nicht!“ widersprach sie schnell und setzte sich ganz gerade auf, „Ich verstehe nur nicht ganz was du meinst …“

„Was ist denn daran so schwer zu verstehen? Ich will wissen wieso du mich nicht einfach in Ruhe lässt und dich um mich kümmerst, obwohl ich dich zurückgewiesen habe.“

„Naja, du bist doch mein Partner, sicher muss ich mich um dich kümmern“, entgegnete sie ihm, ohne vorher lange nachzudenken.

„Das ist doch kein Grund, du könntest mich doch genauso gut einfach sein lassen und mir lediglich beim Digitieren helfen, so wie ich es will. Niemand sagt, dass sich Digimon und Digi-Ritter gut verstehen und befreundet sein müssen.“

„Ich könnte, ja, aber ich will nicht“ erklärte sie ihm und sah nun vor sich auf den Boden, da es ihr etwas unangenehm war, darüber zu sprechen, „Weißt du … Ich finde nicht so einfach neue Freunde. Ich gehe von mir aus nie auf Leute zu, ich warte immer, bis andere mich ansprechen, weil ich Angst habe, dass sie mich nicht mögen könnten oder dass ich sie nerve. Bei dir weiß ich, dass du mich nicht magst, aber ich will nicht schon wieder einfach nachgeben. Vor allem geht es hier um mehrere Dinge und nicht nur um mich. Du würdest dir doch auch sicher leichter tun beim Kämpfen, wenn wir uns besser verstehen würden.“

„Ach ja? Was macht ihr Menschen schon, beim Kämpfen?“, hinterfragte es ihre Erklärung, klang aber nicht so anschuldigend und aggressiv wie sonst, wahrscheinlich weil es ziemlich fertig war, „Wir machen doch die ganze Arbeit, ihr seid lediglich dazu da, um uns beim Digitieren zu helfen.“

Yukiko sah es einfach nur eine Weile an, anstatt zu antworten. Sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte, denn immerhin hatte es ja irgendwie Recht. Die Digi-Ritter hielten sich nur im Hintergrund und taten im Grunde gar nichts. Doch warum funktionierte es dann bei den anderen? Warum lehnten sich die Partner ihrer Kollegen nicht gegen sie?

Lag es vielleicht an dem Band zwischen Digimon und Digi-Ritter von dem Ryan und Shunichi ihnen ganz am Anfang einmal erzählt hatten? Man musste sich konzentrieren während eines Kampfes, ansonsten spürten das die Digimon und wurden schwächer, das hatte sie schon einmal miterlebt. Auch dass man keinen Zweifel im Herzen tragen durfte, war bestätigt, schließlich hatten ihre Partner nicht ordentlich kämpfen können, wie die Sache mit dem Sato-Krankenhaus war. Deswegen war ja Nayuta ausgestiegen, weil er nicht mit dem Druck klar gekommen war und es so keinen Sinn gemacht hätte.

Und selbst hatte sie es ja schließlich auch schon einmal erlebt. Sie hatte Takomon schon einmal verletzt gefunden, weil sie es gesucht hatte, weil sie gespürt hatte, dass es in der Nähe war. Jetzt war es ja auch nicht anders gewesen. Wäre sie nicht Takomons Partner, hätte sie es nie in diesem großen Wald gefunden. Also irgendetwas musste es mit dieser Verbindung zwischen Digi-Ritter und Digimon auf sich haben.

„Wir kämpfen vielleicht nicht, aber wir können euch helfen“, brachte sie ein, da sie nicht gewillt war, sich von Takomon unterkriegen zu lassen, „Spürst du keine Verbindung zu mir, wenn du kämpfst? Es gibt doch ein Band zwischen den Partnern, damit man sich gegenseitig unterstützen kann.“

„Ja, vielleicht gibt es so ein Band, aber das ist mir eigentlich ziemlich gleich, ob es wirklich existiert oder nicht. Ich versuche mich während des Kämpfens immer nur auf mich zu konzentrieren und alles was von dir kommt abzuschirmen, ich brauch das nicht. Ich bin auch so stark genug.“

„Ich weiß, dass du ein starkes Digimon bist, aber du willst doch immer stärker werden und der Beste sein und wenn du dich auf mich einlassen würdest, würdest du bestimmt noch besser kämpfen“, entgegnete sie ihm, wurde aber langsam unsicher, weil sie merkte, dass ihr die guten Argumente ausgingen.

„Ich will mich aber nicht auf einen Menschen verlassen …“, erklärte es leise und wirkte dabei etwas niedergeschlagen.

„Wieso? Was haben dir die Menschen getan?“

Lange kam keine Antwort. Hatte sie übertrieben? War sie zu neugierig gewesen? Sie hatte schon froh sein sollen, dass es überhaupt normal mit ihr geredet hatte und jetzt hatte sie eine ziemlich persönliche Frage gestellt. Sie würde sich jetzt treten, wenn Takomon es nicht mitkriegen würde, was aber sehr unwahrscheinlich wäre.

„Ich mag sie einfach nicht“, antwortete es ihr dann aber doch, was Yukiko dazu brachte leicht zu lächeln, „Menschen haben Digimon erschaffen, deswegen denken sie, dass sie über uns stehen. Es sind einfach überhebliche und egoistische Kreaturen, die aber viel schwächer sind, als sie denken. Die Digimon die in die reale Welt kommen, könnten die ganze Welt zerstören, gäbe es keine Digi-Ritter. Deswegen lasse ich mir von dir sicher nichts befehlen.“

„Es sind sicher einige Menschen so, aber bestimmt nicht alle. Außerdem verlange ich ja auch nicht von dir, dass du dir etwas von mir befehlen lässt, sondern einfach nur, dass du Ratschläge von mir annimmst und mich nicht wegstößt“, meinte sie und streckte ihm anschließend die Hand entgegen, „Versuch’s doch einmal, bitte. Ich hintergehe dich bestimmt nicht und ich werde dir auch ganz bestimmt nichts anschaffen.“

Takomon blickte auf die ausgestreckte Hand und dann in ihr Gesicht. Sie war hartnäckiger als sonst und das nervte. Konnte sie es nicht einfach in Ruhe lassen? Es wollte so wenig wie möglich mit ihr zu tun haben, warum wollte sie das nicht verstehen?

„Nein, ich kämpfe lieber alleine“, lehnte es ab und drehte seinen Kopf von ihr weg.

Traurig nahm das Mädchen seine Hand wieder zurück und blickte das Digimon noch eine Weile an. Es schien, als ob es jetzt schlafen wollen würde. Sie wusste nicht, was sie noch tun sollte. Alles was sie tat, war vergebens. Takomon würde sie nie akzeptieren, wenn sie es nicht vom Gegenteil seiner Standpunkte überzeugen konnte und das würde sie wohl nie schaffen …
 

„Wurzelstock!“, versuchte Latreemon seine nächste Attacke, als es seine Arme in den Boden gerammt hatte.

Kiwimon schaffte es jedoch wieder auszuweichen, indem es nun auf einen Baum sprang. Latreemon warf ihm einen wütenden Blick zu, weil es schon langsam die Geduld mit diesem Digimon verlor, dass ihn schon wieder auslachte.

„Kugelgeschoss!“, machte es einfach weiter, was dazu führte, dass das Vogel-Digimon vom Baum herunter sprang.

„Nimm das, du Kiwi-Vogel!“, ertönte plötzlich Honokas Stimme hinter Kiwimon, das sich daraufhin umwandte.

Da es nicht damit gerechnet hatte, kam es nur noch dazu die Augen vor Schreck aufzureißen und nicht mehr davonzulaufen, als das Mädchen mit einem Stock bewaffnet auf seinen Schädel schlug. Kiwimon war von ihrer Aktion nicht sehr begeistert und wütend darüber, dass Honoka es geschlagen hatte.

Verängstig wich die Rosahaarige einen Schritt zurück und hielt dem Digimon den Stock entgegen, um sich im Notfall zu verteidigen, doch es schnappte mit seinem Schnabel nur nach dem Ast, riss ihn ihr aus der Hand und warf ihn zu Boden. Nun fühlte sich das Mädchen noch unsicherer und fing an, sich langsam rückwärts zu bewegen. Doch Kiwimon kam nicht mehr dazu, sie anzugreifen, denn es wurde von Latreemons Kugelgeschoss überrascht und ging daraufhin zu Boden.

„Yeah, unser Plan ist aufgegangen!“, freute sie sich und sprang glücklich in die Höhe.
 

Yukiko holte überrascht ihr D-Maak aus der Tasche. Es hatte zum Piepsen aufgehört und die zwei roten Punkte waren auch verschwunden, wie sie gerade feststellte. Hatte Latreemon gesiegt? Wahrscheinlich, ansonsten wären kaum beide Punkte auf einmal verschwunden.

Das Mädchen sah zum Himmel hinauf und stellte fest, dass es schon ziemlich dunkel war. Anschließend warf sie einen Blick zu Takomon, das noch immer schlief und sich von ihr abgewandt hatte. Jetzt konnten sie ja nach Hause gehen.

„Ist es besiegt?“, ertönte plötzlich Takomons Stimme von unten und Yukiko schaute völlig überrascht zu ihm hinüber.

„Ja, ich nehme es an“, entgegnete sie ihm, fühlte sich dabei aber sehr unwohl wegen der unangenehmen Situation zuvor.

„Wenn es kein böses Digimon mehr gibt, kann ich ja hier verschwinden“, meinte es und rappelte sich langsam und mühsam auf.

„Kannst du das?“, hinterfragte sie seine Aussage, da sie nicht glaubte, dass es dazu in der Lage war.

„Ja und du wirst mich nicht aufhalten“, gab es zurück und machte ein paar Schritte von ihr weg.

„Deinen Flügeln geht’s wieder gut?“

„Sei still, ich brauch deine Besorgnis nicht“, entgegnete es ihr und fing an mit den Flügeln zu schlagen.

Schmerzen durchliefen seinen ganzen Körper, doch es versuchte trotzdem vom Boden abzuheben. Ein paar Zentimeter kam es in die Höhe, doch dann knackste etwas in seinem Flügel und es stürzte ab. Wütend knurrend lag es auf dem Boden und sah auf, als es auf einmal jemanden über sich wahrnahm.

„Meinst du nicht, dass es schlauer wäre, wenn du heute Nacht bei mir bleiben würdest?“, fragte Yukiko und schaute es dabei besorgt an.

„Nein, wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich alleine zurecht komme?“, meinte es abweisend und drehte wieder seinen Kopf weg.

„Ja, das sehe ich“, bemerkte sie sarkastisch und hob es vom Boden auf.

„Jetzt willst du mich schon wieder durch die Gegend tragen?“

„Ja und wenn wir hier heraus gefunden haben, nehm ich dich mit zu mir“, erklärte sie ihm und setzte sich anschließend in Bewegung.

Yukiko steuerte einfach einmal irgendeine Richtung an. Wo genau sie waren, wusste sie nicht und sie hatte genauso wenig Ahnung davon, wie sie aus diesem Wald herausfinden sollte. Sie musste zugeben, dass ihr Orientierungssinn ziemlich scheiße war, also nahm sie einfach den Weg ab durch die Mitte.
 

Shunichi saß wieder auf einem Stuhl, beim Krankenbett seiner Mutter. Die Ärzte hatten gemeint, dass sie nach drei Tagen wieder heraus durfte, natürlich nur, wenn es ihr bis dahin nicht schlechter ging. Der Junge besuchte sie mindestens zweimal am Tag, einerseits um zu sehen, wie es ihr ging, andererseits um ihr Gesellschaft zu leisten, damit sie nicht so alleine war.

Gerade jetzt schlief sie, doch er störte sich nicht daran. Er musste nicht mit seiner Mutter reden, es reichte, wenn er einfach nur sehen konnte, dass alles okay war. Immerhin wusste er sich ja anders zu beschäftigen. Das D-Maak wollte ihn nicht in Ruhe lassen, also tat er die letzten Tage, wenn er nichts zu tun hatte, nichts anderes, als sich mit seinen Funktionen zu beschäftigen.

Nun saß er aber schon eine halbe Stunde hier und hatte noch immer nicht das gefunden, was er gesucht hatte. Langsam gab er die Hoffnung auf, dass sich der alte Mann mit diesem Gerät kontaktieren ließ … Aber die anderen vertrauten auf ihn, dass er nichts unversucht lassen würde, also konnte er nicht aufgeben, bevor er nicht wirklich das ganze Gerät durchsucht hatte.

„Ich hab irgendwie nicht das Gefühl, dass das etwas wird“, bemerkte Mantamon und platzierte sich auf Shunichis Kopf, um einen Blick auf den Display werfen zu können.

„Danke für deine Zuversicht“, entgegnete er ihm und sah zu ihm hoch, „Kannst du nicht einmal etwas Aufbauendes sagen?“

„Ich will dich ja nicht anlügen“, meinte es, woraufhin sich Shunichi wieder dem D-Maak widmete, „Ich hätte an deiner Stelle schon aufgegeben.“

„Zum Glück sind wir in diesem Punkt verschieden“, gab er nach einer Weile zurück und ein Grinsen huschte über seine Lippen.

Das Digimon setzte ein verwirrtes Gesicht auf und bemerkte erst jetzt das Lächeln in Shunichis Gesicht. Es verstand noch immer nicht, doch es war sich sicher, dass es sein Partner bald aufklären würde.
 

Und das war’s auch schon wieder =S

Viele Personen haben sich in dem Kapi gar nicht blicken lassen, hoffe, ihr habt kein allzu großes Problem damit XP

Was hat Shunichi wohl entdeckt? Wir werden es sehen ^^

Kiripurin

Shunichis Entdeckung

Ryan lehnte gegen eine Wand im ersten Stock des Schulgebäudes und warf einen Blick auf seine Uhr. Eigentlich sollte sie schon da sein, wo war sie nur? Er schaute sich suchend um, doch er konnte sie nirgends entdecken.

Eine Weile wartete er einfach und auf einmal konnte er schon einen orangenen Haarschopf ausfindig machen. Alice kam auf ihn zu, schien ihn aber noch nicht entdeckt zu haben. Die Zeit, die sie noch zu ihm brauchte, nutzte er, um sie eindringlich zu mustern und dabei überkam ihn ein Verlangen, das sich immer weiter in ihm ausbreitete und immer größer wurde.

Kaum war das Mädchen in Reichweite, packte er sie bei der Hand und drehte sich anschließend so, dass Alice mit dem Rücken zur Wand stand. Mit erschrockenem Gesichtsausdruck blickte sie ihn an, während er nun auch ihre zweite Hand ergriff, um zu verhindern, dass sie fliehen konnte.

Nun erwiderte Ryan ihren Blick und empfand es für kurze Zeit befriedigend, ihr einfach nur in ihre blauen Augen zu sehen. Er liebte diese Augen. Sie strahlten in so einem hellen Blau, dass sie ihn an einen wolkenlosen Himmel erinnerten, zu dem er den ganzen Tag emporschauen konnte.

Doch dieses Gefühl, war nicht von langer Dauer, denn es reichte ihm nicht, sie einfach nur anzusehen. Also hauchte er ihr einen sanften Kuss auf die Lippen und ließ dann wieder von ihr ab, um ihre Reaktion abzuwarten.

Anders als erwartet, wehrte sie sich nicht und versuchte nicht einmal ihn von sich wegzudrücken. Im Gegenteil, sie packte seinen Hemdkragen, zog ihn zu sich her und presste nun von sich aus ihre Lippen gegen seine.

Die Leute um sie herum, schienen zu verschwinden und Ryan hatte das Gefühl, dass er nur noch alleine mit Alice hier war. Es war ihm ausnahmsweise einmal egal, was die anderen dachten, das hier war es auf jeden Fall wert.

Während sie sich küssten, verfielen, die zwei in eine innige Umarmung. Ryan führte eine Hand zu ihrem Rücken und ließ sie unter ihre Bluse gleiten. Er konnte spüren, wie sie bei dieser Berührung ein Schauer überkam, doch es schien ihr zu gefallen, denn sie drückte ihn nur noch näher an sich …
 

Schwer atmend setzte sich Ryan in seinem Bett auf, da er auf einmal husten musste. Als er sich wieder beruhigt hatte, wurde auch sein Herzschlag wieder langsamer und erst jetzt realisierte er, dass es nur ein Traum gewesen war.

„Hast du schlecht geträumt, Sire?“, fragte Baluamon, das nun aufs Bett hinaufkletterte.

„Ja“, antwortete er ihm knapp und fuhr sich durch seine Harre, „Kann man so sagen …“

Er konnte nicht fassen, dass er von Alice geträumt hatte. Noch nie zuvor, hatte ihn ein Mädchen bis in seine Träume verfolgt, warum ausgerechnet sie? Und warum hatte es so ein Traum sein müssen? Hieß das etwa, dass er noch nicht fertig mit ihr war?

Nein, Blödsinn, so ein bescheuerter Traum, sagte doch gar nichts. Träumen konnte man doch viel, nur weil man im Traum fliegen konnte, hieß das ja auch nicht, dass man es in Wirklichkeit konnte. Er sollte sich nicht so viele Gedanken darüber machen …

Noch etwas müde, blickte er zum Fenster und stellte fest, dass es bereits dunkel war. Als er eingeschlafen war, war es noch hell gewesen. Warum schlief er eigentlich am helllichten Tag? Er war doch kein alter Mann, dass er so etwas brauchte!

Wütend auf sich selbst griff er zu seinem Nachtkästchen und holte sich Feuerzeug und Zigarettenschachtel. Er nahm sich eine heraus und schmiss das Päckchen anschließend auf den Boden. Schnell zündete er eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.

Wenn Shunichi jetzt da gewesen wäre, hätte er wieder herum genervt. Noch vor wenigen Minuten hatte er gehustet und jetzt rauchte er schon wieder. Ja, zum Glück war sein bester Freund nicht anwesend.

Doch eigentlich war es ihm egal, was andere davon hielten, dass er rauchte. Ryan empfand es als beruhigend, einen tiefen Atemzug von seiner Zigarette zu machen und weder seine Eltern, noch Shunichi konnten ihn dazu bringen aufzuhören. Er rauchte wann und wo er wollte, auch wenn er immer von seiner Mutter zusammengeschrien wurde, wenn er es in seinem Zimmer tat.
 

Völlig planlos irrte Yukiko im Wald herum. Da es mittlerweile auch schon dunkel geworden war, hatte sie eigentlich keine große Hoffnung mehr, jemals herauszufinden. Auf ihrem Handy hatte sie zwar eine Taschenlampe, doch das brachte ihr nicht sonderlich viel, da hier alles gleich aussah …

„Hier waren wir schon einmal“, bemerkte Takomon, dass sich inzwischen damit abgefunden hatte, dass es nicht fliegen konnte und es am besten war, wenn es von Yukiko getragen wurde.

„Ja, das kann gut sein …“, antwortete sie ihm und ging nun langsamer weiter, „Du siehst doch besser als ich, warum sagst du mir eigentlich nicht, wo ich lang gehen soll?“

„Glaubst du ich finde aus einem Wald, wenn ich auf Bodenhöhe bin?“ fragte es mit abwertendem Unterton, „Im Normalfall fliege ich über den Baumkronen.“

„Jaja, schon gut, hab schon verstanden“, gab sie sich geschlagen, war aber wütend auf sich, dass ihr kein Gegenargument mehr eingefallen war.

Da kein Digimon mehr aktiv war, hatte sie nicht einmal einen Anhaltspunkt, wo sich Honoka aufhielt. Zuvor hätten sie dorthin gehen können, wo der rote Punkt war, aber da es den nicht mehr gab und sie sich auch nicht gemerkt hatte, wo er gewesen war, hatte sie jetzt mächtige Probleme.

Anrufen konnte sie auch niemanden, weil sie hier im Wald keinen Empfang hatte, was ihr eigentlich wenig gebracht hätte, weil sie ja keine Ahnung hatte, wo sie sich aufhielt. Aber durch das Wissen, mit jemanden anderen telefonieren zu können, hätte sie sich sicherer gefühlt …

Eine Möglichkeit hatte sie theoretisch noch. Sie könnte ein SOS-Signal mit dem D-Maak aussenden. So würden die anderen wissen, wo sie war und dass sie Hilfe brauchte, nur war die Frage, ob sie wollte, dass das jemand wusste … Irgendwie war es ihr peinlich, immer Hilfe zu benötigen, auch wenn sie das SOS-Signal nur an Honoka schicken würde.

Sie musste doch im Stande sein, etwas alleine hin zu bekommen! Sie konnte sich nicht immer auf andere verlassen. Das erwarteten doch alle von ihr, das sie nie etwas alleine schaffte und sich nichts traute … Wenn sie hier alleine raus fand, wäre das wenigstens eine Bestätigung für sie, dass sie doch nicht so dumm war …

Also, was sollte sie tun? Sie wusste es nicht, wahrscheinlich würde sie noch ein bisschen darüber nachdenken, bevor sie eine Entscheidung traf. Vielleicht würde ja doch noch etwas Wundersames geschehen, das ihr weiter half.
 

„Yukiko, wo bist du?“, rief Honoka durch den Wald, doch es kam keine Antwort.

Schon eine ganze Weile suchten das Mädchen und sein Digimon-Partner, das wieder aufs Rookie-Level zurückdigitiert war, nach Yukiko und Takomon. Bisher hatten sie aber noch keinen Erflog gehabt. Honoka hatte dank Gissimon, das eine besondere Verbindung zur Natur hatte, keine Probleme aus dem Wald raus zu finden, doch sie würde nicht ohne ihre beste Freundin gehen.

Plötzlich konnte sie das Piepsen ihres D-Maaks wahrnehmen und sie holte es schnell aus ihrer Tasche, da sie fest glaubte, dass es irgendeine Nachricht von Yukiko sei. Gissimon sah zu seinem Digi-Ritter auf und wartete, bis er ihm Auskunft darüber gab, was es Neues gab.

Als Honoka sah, dass es lediglich eine Nachricht von Shunichi war, war sie etwas enttäuscht. Trotzdem öffnete sie sie, um zu erfahren, was der Junge wollte. Als sie den Text las huschte ein Lächeln über ihre Lippen, das war ja einmal eine gute Nachricht.

„Was denn? Ich will es auch wissen!“, machte Gissimon auf sich aufmerksam und hüpfte beleidigt auf und ab.

„Shunichi hat herausgefunden, wie man den alten Mann erreichen kann“, erklärte sie ihm, während sie eine leere Nachricht öffnete, um ihm zu antworten, „Er meint, dass wir uns irgendwo alle gemeinsam treffen sollen, wo wir ungestört sein können und ich werde ihm jetzt vorschlagen, dass wir das bei mir zu Hause machen können.“

„Das hört man ja gerne“, bemerkte es erfreut und beobachtete sie, wie sie die Mitteilung schrieb, „Glaubst du, Yukiko und Takomon sind beisammen?“

„Ich hoffe es doch, wenn Yukiko ganz alleine wäre, würden wir sie bestimmt nicht mehr finden“, antwortet sie ihm und blickte es besorgt an, nachdem sie das D-Maak weggepackt hatte.
 

Zur gleichen Zeit las Yukiko ebenfalls Shunichis Nachricht. Sie freute sich darüber, dass sie nun endlich erfahren würden, was es mit diesem alten Mann auf sich hatte, andererseits war sie jedoch etwas deprimiert, weil sie das als Zeichen auffasste. Als Zeichen dafür, dass sie Honoka endlich kontaktieren sollte, um nach Hause zu kommen.

Takomon hatte sich wenig interessiert gegeben, als Yukikos D-Maak gepiepst hatte. Es fragte nicht einmal nach, was es Neues gab und da sein Partner der Ansicht war, dass es das eh nicht wissen wollte, sagte er es ihm auch nicht.

Also sendete das Mädchen eine Mitteilung an ihre beste Freundin, dass sie sich gegenseitig ein SOS-Signal schicken sollten, damit sie wussten, wo sich der jeweils andere aufhielt, um aufeinander zu gehen zu können. Wenige Minuten später schrieb Honoka auch schon zurück, dass sie einverstanden war und kurz darauf erschien schon ihr SOS-Signal auf dem Display des D-Maaks. Yukiko tat es ihr gleich und machte sich auf in diese Richtung.
 

Als sich die zwei Mädchen endlich wiedersahen, fiel Honoka ihrer besten Freundin gleich um den Hals. Sie freute sich, dass ihr nichts passiert war und neckte Yukiko, da sie nicht alleine aus dem Wald rausgefunden hatte. Das Mädchen wusste aber, dass sie es nicht böse meinte, außerdem fand sie ihren Orientierungssinn ja selbst lächerlich.

Es war nun beschlossene Sache, dass sich alle sieben morgen nach der Schule bei Honoka treffen würden, um einen Versuch zu starten, den mysteriösen alten Mann zu rufen. Shunichi hatte zwar gemeint, dass sie sich noch keine allzu großen Hoffnungen machen sollten, weil es schließlich noch nicht zu hundert Prozent sicher war, ob es auch wirklich funktionieren würde, doch die meisten blickten dem Ganzen optimistisch entgegen.
 

Am nächsten Tag trafen sich alle wie vereinbart bei Honoka zu Hause. Da ihre Eltern und ihre Geschwister Einkaufen waren, hatten die Digi-Ritter das Haus für sich alleine. Trotzdem quetschten sich alle in Honokas Zimmer, das noch dazu zur Sicherheit zugesperrt war, falls doch irgendjemand das Verlangen hatte, plötzlich herein zu stürmen.

Honoka und Yukiko saßen mit ihren Partnern auf dem Bett und Rico lehnte mit verschränkten Armen gegen die Wand neben der Tür. Acimon saß neben ihm auf dem Boden. Ryan saß auf Honokas Schreibtisch mit Baluamon auf dem Schoß und sein bester Freund saß auf dem dazugehörigen Sessel mit Mantamon auf dem Kopf. Alice, Hime und ihre Digimon hatten auf einer kleinen aufblasbaren Bank Platz genommen. Nun war die Aufmerksamkeit auf Shunichi gerichtet, der sein D-Maak bereits in der Hand hatte.

„Ich hab mich eine Weile mit dem D-Maak herum gespielt und bin dann endlich auf etwas Brauchbares gestoßen. Das war gar nicht so einfach, weil dieses Ding echt kompliziert aufgebaut ist“, erklärte der Schwarzhaarige und blickte sich dabei in der Runde um, „Auf jeden Fall gibt es hier eine Funktion, die sich ‚Ido erreichen‘ nennt und ich denke, dass das das ist, was wir gesucht haben.“

„Und wie kommt man dahin?“, fragte Honoka neugierig nach, die nun ihr D-Maak ebenfalls heraus geholt hatte.

„Eigentlich wollte ich euch das später erklären, aber wenn ihr es alle so dringend wissen wollte, erkläre ich es euch eben jetzt.“

Shunichi forderte alle auf, ihre D-Maaks zur Hand zu nehmen und gab ihnen dann genaue Anweisungen, wie sie zu der gesuchten Stelle finden konnten. Es dauerte eine Weile, bis alle so weit waren, aber schlussendlich hatten es dann alle geschafft.

„Was bedeute ‚Ido‘? Ist das der Name des alten Mannes?“, fragte Ryan und griff anschließend in seine Hosentasche, um seine Zigarettenschachtel hervor zu holen.

„Nein, Ryan! Pack die sofort wieder weg!“, ermahnte ihn Honoka, die ihn dabei böse anblickte, „Du rauchst sicher nicht in meinem Zimmer oder sonst irgendwo hier in meinem Haus! Wenn meine Eltern den Rauch riechen, bekomm ich Hausarrest!“

„Jaja“, gab er schnell nach, verdrehte dabei die Augen und steckte die Schachtel wieder ein.

„Ich nehme es an“, antwortete nun Shunichi auf Ryans Frage, woraufhin sich wieder alle auf ihn konzentrierten, „Ich hab gestern versucht, ihn zu erreichen, es hat aber nicht geklappt. Was ich aber feststellen konnte war, dass mein D-Maak geleuchtet hat, bevor eine Fehlermeldung aufgetreten ist. Und auf dem Display ist ein kleiner Strich erschienen.“

„Und wie genau bringt uns das jetzt weiter?“, erkundigte sich Honoka, die etwas enttäuscht von Shunichis Entdeckung war.

„Ich war doch gerade dabei es zu erklären“, entgegnete er ihr, woraufhin sich Alice auch einmischte.

„Frag nicht immer so viel, das nervt, wenn du ein bisschen abwarten würdest, würdest du deine Antwort eh bekommen.“

„Ich frage, was ich will“, gab sie gereizt zurück, doch Alice würdigte sie nicht einmal eines Blickes, „Wenn dich das stört, kannst du gerne gehen.“

„Wie wäre es, wenn du gehen würdest?“, erwiderte sie und verschränkte dabei ihre Arme.

„Hört auf zu streiten!“, ermahnte sie Hime, woraufhin sie Alice leicht anrempelte, „Wir sind hier, um uns anzuhören, was Shunichi zu sagen hat und nicht um uns die Köpfe abzureißen.“

„Ja, schon klar …“, gab Alice nun Ruhe und drehte sich auf die Seite.

„Hab schon verstanden“, bemerkte Honoka und drehte sich von Alice weg.

„Du kannst fortfahren, Shunichi“, erklärte Hime, woraufhin sich der Junge räusperte.

„Also, diese Striche haben mich auf eine Idee gebracht. Ich denke, dass mehrere D-Maaks notwendig sind, um den alten Mann, also Ido, falls er wirklich so heißt, zu rufen.“

„Und das willst du jetzt ausprobieren“, stellte Alice fest, was Shunichi mit einem Nicken bejahte.

„Genau so ist es“, gab er zurück, drehte sein D-Maak so, dass der Display zu den anderen zeigte und deutete dabei auf ein Symbol, „Wenn wir alle gleichzeitig, dieses Zeichen aktivieren, sollte es laut meiner Theorie funktionieren.“

„Na dann, versuchen wir es“, meinte Ryan, woraufhin sich alle bereit machten, „Eins, zwei, drei und los geht’s.“

Gleichzeitig drücken alle auf das Symbol und jeder einzelne, auch die Digimon, waren gespannt, was jetzt passieren würde. Bereits nach kurzer Zeit, fing Ryans D-Maak zu leuchten an und das Licht zog alle Aufmerksamkeit auf sich. Auf dem Display jedes Geräts erschien ein brauner Strich und schon erhellte sich auch Shunichis D-Maak.

„Es funktioniert“, freute sich Shunichi und beobachtete, wie sich neben dem braunen Strich ein blauer auftat.

Nach der Reihe zeigten Ricos, Alice‘, Himes, Honokas und Yukikos D-Maak dieselbe Wirkung und strahlten in ihren Farben. Alle waren fasziniert von dem Ereignis und starrten wie gebannt auf ihren jeweiligen Display.

Doch plötzlich erschien eine Fehlermeldung. Die Strahlen der D-Maaks verblassten wieder und die Striche verschwanden auch. Nun zeichnete sich Entsetzen auf allen Gesichtern ab und es folgte eine Weile Schweigen, weil alle so geschockt waren, dass es nicht funktioniert hatte.

„Hey, was ist denn nun?“, fragte Honoka enttäuscht, erwartete aber nicht, dass jemand eine Antwort darauf hatte.

„Ich kann euch sagen, warum es nicht funktioniert hat“, entgegnete ihr aber Ryan überraschenderweise, dessen Stimme wütend und anschuldigend klang, „Weil der kleine Knirps nicht da ist, deswegen funktioniert es nicht! Wir hatten es ja schon fast, nur müssen alle D-Maaks vorhanden sein, ist doch logisch!“

„Dann haben wir wohl ein Problem“, bemerkte Shunichi, der am meisten enttäuscht zu sein schien, da er sich schließlich sicher gewesen war, dass es funktionieren würde.

„Nein, es muss ihn nur jemand anrufen und herschicken, dann hat sich die Sache erledigt, ist doch nicht so schwer“, gab wieder sein bester Freund zurück, doch es schien keiner so richtig begeistert von seiner Idee zu sein, „Könntet ihr mir vielleicht sagen, wo das Problem liegt?“

„Nayuta wollte nichts mehr mit den Digimon-Kämpfen zu tun haben, das sollten wir akzeptieren, also dürfen wir nicht von ihm erwarten, dass er jetzt auf der Stelle mit seinem D-Maak antanzt“ erklärte ihm Hime ihre Bedenken, was Ryan aber nicht nachvollziehen konnte.

„Es erwartet ja auch keiner von ihm, dass er kämpft, er soll lediglich sein D-Maak zur Verfügung stellen. Er muss nur einen Knopf drücken und dann kann er wieder gehen.“

„Nein, Nayuta wird deswegen nicht hergeholt“, brachte sich nun auch Rico ein und warf Ryan einen bösen Blick zu.

„Uh, der Schlägertyp hat auch mal was zu sagen“, machte er sich nur über ihn lustig, doch Rico ließ sich nicht provozieren, „Und wenn er einmal etwas zu sagen hat, dann gilt das, oder was?“

„Können wir das Thema auch besprechen, ohne dass ihr aufeinander losgeht?“, erkundigte sich Shunichi leicht genervt, woraufhin die beiden ruhig waren, „Danke. Wieso fragen wir ihn nicht einfach? Wenn er will, dann kommt er und wenn nicht, dann eben nicht, zwingen können wir ihn ja schlecht.“

„Nayuta würde doch niemals ‚Nein‘ sagen, auch wenn er es nicht wollen würde“, entgegnete ihm Hime.

„Was ist dir wichtiger? Das sich der Kleine wohl fühlt oder dass wir endlich mehr über den ganzen Digi-Ritter-Quatsch erfahren?“, fragte Ryan, der nicht von seinem Standpunkt abließ.

„Das es Nayuta gut geht, Ryan. Es gibt sicher auch irgendeinen anderen Weg.“

„Aus jetzt, hört alle auf zu streiten!“, forderte Honoka sie mit lauter Stimme auf, woraufhin es ruhig war.

„Honoka hat Recht, das hat doch keinen Sinn. Schlafen wir erst einmal eine Nacht darüber und schauen dann weiter“, schlug Shunichi vor, was dann alle, manche weniger einverstanden als andere, gutheißen konnten.

Also traten alle den Nachhauseweg an. Als Ryan gerade bei Honokas Zimmertür hinausgehen wollte, hatte Alice dieselbe Idee. Beide wichen zurück, noch bevor sie sich berühren konnten und sahen anschließend einander an.

Als der Junge in ihre hellen Augen blickte, musste er sofort wieder an seinen Traum denken und ein komisches Gefühl kam in ihm hoch. Diesmal war er es, der seinen Blick zuerst abwandte. Schnell ging er bei der Tür hinaus und Baluamon folgte ihm unauffällig.

Was war das denn gerade gewesen? Hatte er jetzt etwa Angst vor Alice? Er? Es sollte doch eigentlich umgekehrt sein. Und warum machte er sich schon wieder so viele unnötige Gedanken darüber? Diese Mädchen sollte einfach aus seinem Kopf verschwinden …

„Hey, Ryan“, hörte er plötzlich Shunichis Stimme hinter sich und wandte sich anschließend um, „Warum bist du denn so schnell hinaus gestürmt?“

„Ich brauch eine Zigarette“, erklärte er nur knapp, was nicht einmal gelogen war, weil er gerade wirklich eine vertragen konnte.
 

Es war bereits Abend, als Nayuta vor seiner Haustür stand und die Türschnalle fest umgriffen hatte. Er musste hinein, das war ihm klar, nur hatte er Angst, dass ihn Ran oder sein Vater entdecken würde und was dann kam, konnte er sich schon ausmalen …

Nayuta benötigte nämlich neue Unterwäsche. Jetzt war er schon vier Tage bei Ayato und eigentlich hatte er vorgehabt, nur ein, zwei Nächte zu bleiben. Demnach war ihm eben das Gewand ausgegangen und er musste Nachschub holen. Er kam sich eh schon so schlecht vor, weil er schon so lange bei Ayato herum hing, aber er fühlte sich noch nicht bereit, heim zu gehen.

Also drückte er endlich die Schnalle hinunter, aber langsam und leise, sodass niemand mitbekommen konnte, dass die Tür geöffnet wurde. Vorsichtig lugte er in den Vorraum und konnte Licht vom Wohnzimmer aus ausmachen, sonst war es dunkel. Das war die perfekte Chance, um sich einzuschleichen.

Genauso wie er sie geöffnet hatte, schloss er wieder die Tür und machte sich auf Zehenspitzen auf den Weg zu den Treppen, die in den oberen Stock führten. Kaum hatte er einen Fuß auf die erste Stiege gesetzt, raschelte etwas unter seinem Schuh und er hob ihn überrascht auf, um zu sehen, wo er drauf getreten war. Er stellte fest, dass es sich um eine Zeitung handelte und als er sich etwas umsah, konnte er sehr viele Dinge auf den Stufen ausmachen.

Kopfschüttelnd darüber, wie unordentlich es hier war, wenn er nicht da war, wollte er schon weitergehen, doch vorher blickte er noch Richtung Wohnzimmer. Erleichterung kam in ihm auf, als er sich sicher war, dass sich dort nichts bewegte und er drehte seinen Kopf wieder gerade aus.

„Nayuta!“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm, woraufhin er aufschrak und die Augen vor Schock aufriss.

Langsam wandte er sich um und entdeckte seinen Vater am unteren Ende der Treppe. Er wirkte aufgebracht und nicht wütend, wie er gedacht hatte. Doch der Junge stellte sich auf das Schlimmste ein, er rechnete mit allem. Anstatt aber ängstlich zurückzuweichen, blickte er den Mann mit entschlossenem Gesicht an und drehte sich nun mit seinem ganzen Körper zu ihm.

„Ich komm nicht wieder zurück“, erklärte der Kleine und hielt sich nun mit einer Hand am Treppengeländer an, „Du kannst mir soviel vorwerfen, wie du willst, aber sobald sich hier nichts ändert, geh ich wieder zu Ayato zurück.“

Nayuta hatte gedacht, dass er auf jede Situation gefasst gewesen wäre, doch mit dem was jetzt kam, hatte er nicht gerechnet. Sein Vater kam die Stufen hoch, blieb eine vor der stehen, auf der sich der Junge befand und drückte ihn fest an sich. Wie versteinert stand Nayuta einfach nur mit geweiteten Augen da und ließ die Umarmung über sich ergehen.

„Nayuta, endlich bist du wieder da!“, meinte er aber nur, ohne auf irgendeine seiner vorigen Aussagen einzugehen und kämpfte mit den Tränen.

„Papa …“, entgegnete er ihm nur, da er nicht wirklich wusste, was er sagen sollte.

„Es tut mir leid, hörst du? Es tut mir so schrecklich leid …“, entschuldigte er sich und legte nun seine Hand auf den Hinterkopf seines Sohnes, um ihn an seine Schulter zu drücken, „Ich kann nicht noch einen Menschen aus meiner Familie verlieren, den ich so sehr liebe.“

„Schon gut, Papa“, gab er leise zurück und erwiderte nun die Umarmung, „Du wirst mich nicht so schnell verlieren.“

„Ich hab einen Job gefunden, er ist zwar nicht so gut bezahlt, aber es ist immerhin ein bisschen Geld“, erklärte er ihm und fing nun wirklich an zu weinen, „Ich kann mich ändern, das verspreche ich dir, aber bitte verlass mich nicht wieder!“

„Das werde ich nicht, Papa“, bemerkte er und lächelte kaum merklich.

So etwas hatte er jetzt wirklich nicht erwartet. Dass sein Vater ihn so vermissen würde … Aber eigentlich hätte er sich das denken können. Nach dem Tod seiner Mutter hatte sich sein Vater sehr um ihn gekümmert, nur war er eben ein bisschen auf die schiefe Bahn geraten.
 

Wenige Zeit später hatten sich die drei im Wohnzimmer zusammengesetzt und darüber geredet, was nun anders sein würde als früher. Nayuta wurde etwas Hausarbeit abgenommen und Ran musste sich einen Job besorgen. Ihr Vater sollte weniger trinken und regelmäßig in die Arbeit gehen. Und das wichtigste war: Das was Nayuta im Haus tat, sollte respektiert werden.

Da diese neuen Bedingungen zu Nayutas Vorteil waren, konnte er entspannt und zufrieden in sein altes Zimmer hoch gehen. Jetzt musste er nur noch Ayato anrufen, dass er doch nicht mehr zurückkommen würde.

„Hi, Ayato“, begrüßte er ihn am Telefon und ging während des Gespräches im Zimmer auf und ab.

„Hi, Nayuta, wo bleibst du denn? Du bist schon so lange weg“, stellte er fest, klang aber kein bisschen besorgt.

Lang und ausführlich erzählte der Kleine, was vorgefallen war, vom Versuch, unbemerkt ins Haus zu kommen, bis zu den neuen Regeln, die sie aufgestellt hatten. Er kam sich nur so schlecht vor, weil er ohne etwas zu sagen, einfach nicht mehr zu Ayato zurückkam, doch der beseitigte seine Schuldgefühle schnell.

„Hey, das ist ja super!“, freute er sich, woraufhin Nayuta ein Stein vom Herzen fiel, weil es so ehrlich klang, „Das freut mich für dich!“

„Danke, aber es tut mir leid, dass ich jetzt einfach so spontan wieder von dir wegziehe …“

„Kein Problem, sobald du aus einem positiven Grund nicht mehr kommst, soll mir das recht sein.“

„Danke, Ayato, dass du mich bei dir wohnen hast lassen, das werde ich dir nie vergessen, wenn du irgendetwas brauchst, sag einfach bescheid.“

„Hey, keine Ursache, das hab ich doch gerne gemacht und dasselbe gilt auch für dich, du bist jederzeit wieder Willkommen!“

„Danke“, meinte Nayuta, woraufhin ein Lächeln über seine Lippen huschte, „Naja, wir sehen uns dann morgen in der Schule.“

„Ja, noch einen schönen Abend, tschüss!“

„Danke, dir auch, tschau!“

Nayuta steckte sein Handy wieder ein und sah dann zu Kirbymon hinüber, das auf seinem Bett saß und ihn während des Gesprächs die ganze Zeit beobachtet hatte. Sein armes Digimon hatte auch nichts davon gewusst, dass er jetzt wieder zu Hause wohnen würde.

„Tut mir leid, dass du darauf eingestellt warst, dass wir wieder zu Ayato gehen würden, es jetzt aber doch nicht tun“, meinte er und nahm neben seinem Partner Platz, „Das war alles so überraschend, dass ich es jetzt noch gar nicht glauben kann.“

Doch zu seiner Verwunderung erklärte ihm Kirbymon, dass es ihm nichts ausmachte, es freute sich sogar, dass mit seiner Familie jetzt alles wieder in Ordnung war.

Nayuta kam es vor, als ob sich sein Digimon verändert hätte. Früher hätte es sich nicht von ihm streicheln lassen und auch so überstürzte Handlungen hätten es total überfordert. Lag es daran, dass es so viel Zeit mit ihm verbrachte? Nein, wahrscheinlich nicht. Was hatte er denn schon getan?
 

Ryan lehnte gegen die Hausmauer des Restaurants seiner Eltern und rauchte eine Zigarette. Er befand sich aber hinter dem Gebäude, da er keine Lust hatte, von irgendwelchen Stammgästen angesprochen zu werden.

Der Junge war nach dem Digi-Ritter-Treffen nicht sofort nach Hause gegangen. Eigentlich hatte er vorgehabt, mit Shunichi noch ein wenig Billardspielen zu gehen, doch der hatte gemeint, dass er sich mit Yui treffen würde. Also war er eben alleine gegangen, wobei er nicht lange alleine geblieben war, da sich schnell ein paar Mädchen zu ihm gesellt hatten.

Doch er hatte alle in Ruhe gelassen. Keine von ihnen hatte er angerührt. Aus irgendeinem Grund hatte er nicht das Verlangen danach gehabt. Er war dann einfach nach ein paar Stunden heim gegangen und stand nun hier mit Baluamon an seiner Seite, um etwas zu entspannen, was ihm aber nicht gelingen wollte.

Alice … Sie schwirrte noch immer in seinen Gedanken herum. Kaum schloss er für einen kurzen Moment die Augen, sah er sie vor sich. Nicht einmal der Rauch, den er inhalierte, konnte daran etwas ändern, seinen Kopf frei machen.

Warum sie? Warum jetzt? Was hatte sie getan oder an sich, dass er immerzu an sie denken musste? Natürlich, sie war ein hübsches Mädchen mit strahlend blauen Augen, aber mit viel Oberweite war sie nicht gerade bestückt. Ihre Bewegungen waren auch nicht so elegant und verführerisch, das sie ihm im Gedächtnis bleiben würden und sie zog sich auch nicht so an, wie er es an Frauen liebte.

Was also hatte sie, das sie von anderen Mädchen unterschied? Seufzend über seine Unwissenheit richtete er seinen Kopf nach oben und blickte zu den Sternen, die man am klaren Himmel heute gut erkennen konnte. Sie war doch wie alle anderen, genauso dumm und unzurechnungsfähig …

Plötzlich kam ihm ein Gedanke und er holte sein Handy aus der Hosentasche. Es gab keinen Menschen, den er kannte, mit dem er über so etwas reden würde, aber es gab jemanden, den er nicht kannte, mit dem er über alles reden konnte. Onetimegirl kannte ihn ja sowieso nicht, also persönlich, also konnte es ihm auch egal sein, was sie von ihm hielt.
 

Sorry, dass das Kapi so spät kommt =S

Dass die Funktion im D-Maak „Ido erreichen“ heißt, finde ich etwas seltsam und uneinfallsreich, aber mir ist nichts Besseres eingefallen XP

Kiripurin

Das Date

„Hey, Yukiko!“, hörte das Mädchen plötzlich jemanden ihren Namen rufen, woraufhin sie sich umdrehte.

Nayuta kam auf sie zu und sie und Honoka hielten an, damit er sie einholen konnte. Die Schule war gerade aus und deswegen waren jetzt so ziemlich alle Schlüer auf dem Heimweg.

„Nayuta“, meinte die purpurhaarige nur etwas überrascht, da ihr kein Grund einfiel, weswegen er mit ihr reden hätte sollen.

„Kann ich kurz mit dir reden?“

„Natürlich kannst du das“, antwortete Honoka statt ihrer besten Freundin und klopfte ihr dabei auf die Schulter, „Ich warte dort vorne auf dich, bis dann.“

Mit diesen Worten verschwand sie und die beiden Zurückgelassenen sahen ihr eine Weile hinterher. Yukiko spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann, weil sie ja jetzt mit Nayuta alleine sprechen würde. Bei einem Gespräch zu zweit fühlte sie sich zwar wohler, aber da sie keine Ahnung hatte, was er von ihr wollte, war sie ziemlich aufgeregt.

„Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich wieder zu meinem Vater und meinem Bruder gezogen bin“, erklärte er ihr und starrte verlegen zu Boden, „Eigentlich hatte ich es nicht vor, aber als ich zu Hause war, um ein paar Sachen zu holen, hat mich mein Vater erwischt und sich bei mir entschuldigt. Er hat gemeint, dass er sich ändern würde und ja … ich hoffe, dass das auch wirklich der Fall sein wird.“

„Das freut mich“, entgegnete sie ihm und lächelte ihn an.

„Tut mir leid, ich weiß gar nicht, wieso ich dir das unbedingt erzählen wollte …“, bemerkte er, während er sich am Kopf kratzte, „Wahrscheinlich interessiert dich das gar nicht und ich verschwende nur deine Zeit …“

„Nein, überhaupt nicht!“, widersprach sie schnell, bevor er noch glaubte, dass es wirklich so wäre, „Ich hab’s dir doch schon mal gesagt, ich freu mich, wenn du mir so etwas erzählst.“

Nayuta hob seinen Kopf und lächelte sie an. Kaum hatten sich ihre Blicke eine Sekunde getroffen, spürte Yukiko, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und drehte ihren Kopf weg, um ihn nicht ansehen zu müssen. Sie mochte seine braunen Augen, sogar sehr, aber sie war nicht Imstande, sie lange anzusehen, ohne rot zu werden.

„Naja, wenn ich ehrlich bin, ist das nicht der einzige Grund gewesen, warum ich mit dir reden wollte“, fing er nach einer kurzen Pause wieder an zu reden, „Ich wollte dich fragen, ob du vielleicht Lust hast, heute mit mir etwas zu machen. Ins Kino gehen, etwas Trinken gehen oder so …“

Yukikos Herz raste nun noch schneller und sie hatte echt Angst, dass er das hören könnte. Natürlich wollte sie, das war etwas, wovon sie schon lange geträumt hatte. Jetzt musste sie das nur noch so in Worte fassen, dass es sich nicht komisch anhörte.

„Ja, können wir machen“, gab sie zurück, schaffte es aber nicht ihn dabei anzusehen.

„Ja? Okay, was ist dir denn lieber?“

Darüber musste sie erst nachdenken. Im Kino kamen sie nicht dazu, viel zu sprechen, nur vorm und nach dem Film, also war die Möglichkeit, dass eine peinliche Stille auftrat, weil ihr kein Gesprächsthema einfiel, nicht so hoch. Wogegen wenn sie etwas Trinken gingen, mussten sie eigentlich die ganze Zeit reden, was ziemlich schwierig sein könnte. Kino wäre eindeutig die bessere Entscheidung.

„Gehen wir ins Kino“, antwortete sie ihm dann endlich, in der Hoffnung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

„Gut, was willst du dir anschauen?“

„Such du einen Film aus, ich schaue mir fast alles an.“

„Okay, ich geb dir dann am Nachmittag bescheid, freu mich schon. Also dann, wir sehen uns“, verabschiedete er sich und ging dann weg, nachdem Yukiko es auch getan hatte.

Das Mädchen blieb noch eine Weile dort stehen, bevor sie sich auf den Weg zu ihrer besten Freundin machte. Nayuta hatte sie doch tatsächlich um ein Date gebeten. Das war doch gerade real gewesen, oder?
 

„Hey, na, was wollte Nayuta von dir?“, fragte Honoka sofort, als ihre Freundin bei ihr angelangt war und legte einen Arm um ihre Schulter.

„Er hat mir gesagt, dass in seiner Familie jetzt wieder alles gut ist“, antwortet sie ihr, wirkte aber so, als wäre sie mit den Gedanken wo ganz anders.

„Oh, wie süß, nur um dir das zu sagen, hält er dich nach der Schule auf“, schwärmte die Rosahaarige, als sie sich wieder in Bewegung setzten.

„Er wollte noch etwas von mir …“, gab sie zurück und starrte unsicher zu Boden.

„Und was? Sag schon!“

„Naja, ehm …“, wollte sie schon anfangen zu antworten, doch irgendwie wusste sie nicht, wie sie es formulieren sollte, also dauerte es eine Weile, bis sie die richtigen Worte fand, „Er hat mich gefragt, ob ich Lust habe, heute etwas mit ihm zu unternehmen.“

„Was?“, schrie das Mädchen laut und blickte sie mit großen Augen an.

„Nicht so laut!“, flüsterte Yukiko, als sie beim Umsehen merkte, dass ein paar Leute auf sie aufmerksam geworden waren.

„Hey, das ist ja super!“, freute sie sich, während sie ihre beste Freundin von der Seite umarmte, „Und was macht ihr?“

„Kino, ich hab gesagt, dass er einen Film aussuchen soll. Ich bin jetzt schon total nervös, wenn ich daran denke, dass wir uns heute am Abend treffen …“

„Ach komm schon, das schaffst du schon. Außerdem ist es Nayuta, egal was du tust, er wird es mögen.“

„Das stimmt ja gar nicht, was wenn …“

„Nein, denk nicht darüber nach!“, unterbracht sie sie und verschränkte dabei die Hände hinterm Kopf, „Es wird toll werden, das weiß ich, du musst nur reden, dann entwickelt sich alles von selbst.“

„Nur reden … das ist ja das Problem …“

„Sag einfach, was du denkst, das ist doch nicht so schwer.“

„Ja, für dich vielleicht, aber bei mir ist alles kompliziert …“

Yukiko senkte traurig den Kopf. Es hatte schon viele Situationen gegeben, in denen sie einfach reden hätte müssen, aber die Überwindung es zu tun, hatte sie bis jetzt sehr selten geschafft. Sie dachte immer viel zu lange darüber nach, was sie sagen sollte, sie hasste es, aber irgendwie bekam sie das nicht weg …
 

Nayuta war mit Ohrstöpsel in den Ohren auf dem Nachhauseweg. Normalweise hörte er zu dieser Zeit nie Musik, aber seit er sich mit Rico zerstritten hatte, tat er es immer, damit ihm der Weg nicht so lang erschien.

Die Hände in den Hosentaschen ging er den Fußgängerweg entlang. Es war kalt, deswegen hatte er auch einen etwas schnelleren Gang eingelegt, als sonst. Plötzlich sah er ein paar Meter vor ihm einen Menschen stehen, der keine Anstalten machte, sich wegzubewegen. Als er näher kam, erkannte er auch, um welche Person es sich handelte. Es war Ryan.

Circa einen Meter von ihm entfernt blieb er stehen, während er ihn etwas verwirrt ansah und seine Ohrstöpsel heraus nahm. Ryan hatte die Arme verschränkt und eine Zigarette im Mund. Er schien etwas von ihm zu wollen. Was konnte das nur sein? Seit er das Digi-Ritter-Dasein an den Nagel gehängt hatte, hatte er kaum mit ihm geredet, falls er es überhaupt getan hatte.

„Willst du etwas?“, fragte Nayuta, da Ryan nicht von sich aus etwas sagte.

„Ja, aber keine Sorge, ich mach’s kurz“, erklärte er ihm und nahm einen Zug von seiner Zigarette, „Es geht um die Digimon, oder besser gesagt um dich als Digi-Ritter, wir brauchen dich nämlich.“

„Ihr habt doch gesagt, dass ich frei entscheiden kann, ob ich weiter machen will oder nicht.“

„Wir wollen ja nicht von dir, dass du kämpfst, wir brauchen nur dein D-Maak.“

„Gut, okay, ihr könnt es haben“, gab er zurück und griff sogleich in seine Hosentasche, um Ryan das Gerät kurz darauf entgegenzustrecken, „Hier, nimm es.“

„So geht das nicht, ich kann nichts mit deinem D-Maak anfangen, genauso wie die anderen Digi-Ritter auch“, erklärte er ihm, woraufhin Nayuta verwirrt die Stirn runzelte, „Du bist der einzige, der dein D-Maak verwenden kann, bei den anderen funktioniert es nicht.“

„Könntest du mir vielleicht einmal erklären, was genau los ist?“, wollte er wissen und packte das Gerät wieder weg.

„Es gibt da jemanden, der Shunichi, Hime, Alice und mir begegnet ist, als wir unsere Digimon das erste Mal getroffen haben, der uns alles Notwendige erklärt hat. Jetzt haben wir herausgefunden, wie man Kontakt mit ihm aufnehmen kann und dafür brauchen wir alle acht D-Maaks.“

„Und du willst mich jetzt dazu bringen, dass ich auch zu so einem Gruppentreffen komme, damit ihr Erfolg habt“, fasste der Kleine zusammen, woraufhin er ihn skeptisch anblickte.

„Ja, das bringt’s so ziemlich auf den Punkt.“

„Gut, ich werd’s mir überlegen“, bemerkte er und wollte an Ryan vorbei gehen, doch der streckte einen Arm zur Seite, sodass er das nicht tun konnte, „Was willst du denn noch?“

„Lass dir aber nicht zu viel Zeit, das ist ziemlich dringend, wir wollen nämlich stärker werden und ohne den Typen wird das nicht funktionieren.“

„Jaja, schon klar“, gab er zurück und wartete sogleich darauf, dass er nun weitergehen konnte, doch der Weg war noch immer versperrt.

„Was ist eigentlich zwischen dir und Rico?“, fragte der Weißhaarige, woraufhin Nayuta ihn verwirrt ansah.

„Seit wann interessiert dich das?“

„Hast Recht, vergiss es“, antwortete er ihm nur und setzte sich nun selbst in Bewegung, „Lass von dir hören, das hat Eile.“

„Ja, mach ich“, entgegnete er ihm, als er ihm noch hinterher sah.

Was war das denn gerade gewesen? Hatte er sich verhört, oder hatte Ryan ihm gerade wirklich eine Frage zu seinem Privatleben gestellt? Naja, er wollte sich eigentlich nicht länger Gedanken darüber machen. Also steckte er sich wieder seine Ohrstöpsel in die Ohren und setzte seinen Weg fort.
 

Alice war gerade auf dem Weg in die Stadt. Gleich nach der Schule war sie losgegangen. Da Hime nur ungern das Mittagessen mit ihrer Familie verpasste, war sie alleine unterwegs, aber das störte sie nicht. Sobald sie nicht von irgendwelchen komischen Typen angequatscht wurde, war alles okay.

In ihr Handy vertieft ging sie am Trottoir entlang und achtet nicht wirklich auf ihre Umgebung. Doch plötzlich überkam sie ein seltsames Gefühl, das sie nur schwer deuten konnte und sie zum Stehenbleiben zwang. Verwirrt sah sie auf, um zu sehen, woher es kommen könnte, doch sie konnte nichts entdecken. Nur zu ihrer Rechten befand sich eine dunkle Gasse und irgendwie fühlte sie sich von ihr angezogen.

Sie hätte jetzt genauso gut einfach weitergehen und dieses Gefühl ignorieren können, doch das tat sie nicht. Sie bildete sich das nicht nur ein, dafür war es viel zu stark. Irgendetwas musste dort sein.

Also beschloss sie, sich in der Seitengasse einmal umzublicken. Einen kurzen Blick hineinzuwerfen konnte ja nicht schaden und außerdem war sie nicht in Eile. Schritt für Schritt tauchte sie tiefer in die Dunkelheit der Häuserschatten ein und spürte dabei, wie das Gefühl immer intensiver wurde. Doch plötzlich stand sie vor einer Mauer. Eine Sackgasse.

Alice legte eine Hand auf die kalte Wand und verharrte eine Weile in dieser Position. Das anziehende Gefühl war nun ganz stark und es fühlte sich an, als ob etwas nach ihr rufen würde, doch hier war nichts. Warum war hier nichts?

Etwas enttäuscht ließ sie ihren Arm wieder sinken. War sie nun verrückt? Sie sollte sich keine Gedanken mehr darüber machen und es einfach ignorieren.

Also drehte sie sich um und war kurze Zeit später wieder auf dem normalen Fußgängerweg. Das Mädchen ging einfach weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen. Und als sie auch weit genug von der Sackgasse entfernt war, verschwand auch das seltsame Gefühl.
 

„Unsere Klasse macht heuer wieder eine Weihnachtsparty“, meinte Yui, als sie in Shunichis Armen in ihrem Bett lag, „Letztes Jahr war das ziemlich lustig, da sollten wir hin gehen.“

„Weihnachtsparty?“, fragte Shunichi etwas verwundert und brauchte eine Weile, bis er ihr antwortete.

Ach ja, ihre Klasse veranstaltete ja immer eine Party zu Weihnachten, nur war er noch nie auf einer gewesen, da er immer mit seiner Familie und den Inoues feierte. Eigentlich hatte er sich noch gar keine Gedanken darüber gemacht, was dieses Jahr zu Weihnachten sein würde, er hatte angenommen, dass es einfach sein würde wie immer. An Yui hatte er da gar nicht gedacht.

„Weißt du, meine Familie und die von Hime feiern immer gemeinsam“, erklärte er vorsichtig, um sie nicht zu verärgern, „Also tut mir leid, aber ich hab schon was vor.“

„Du bist zu Weihnachten lieber mit Hime zusammen als mit mir?“, fragte sie empört nach und setzte sich auf, um ihn ansehen zu können, „Shunichi, ich bin deine Freundin, Weihnachten ist das Fest der Liebe, das man mit seiner Geliebten verbringt. Außerdem hab ich dir doch gesagt, dass ich nicht will, dass du so viel Zeit mir ihr verbringst.“

„Ich treff mich ja nicht nur mit Hime, sondern mit ihrer ganzen Familie“, rechtfertigte er sich, auch wenn er meinte, dass er keinen Grund dazu hatte, „Das war schon immer so, wäre komisch, wenn ich auf einmal nicht dabei wäre.“

„Sie werden es überleben, wenn du nicht da bist, schließlich hast du ja auch einen guten Grund dafür: Mich“, entgegnete sie ihm gereizt und blickte ihn dabei wütend an.

Da war sich Shunichi nicht so sicher. Bei ihm stand Familie an oberster Stelle und seinen Eltern waren diese Treffen immer sehr wichtig. Er war auch immer sehr gerne dabei, sie hatten es immer lustig. Er wollte von sich aus ja nicht einmal mit Yui feiern, aber wie sollte er ihr das nur beibringen?

„Hör zu, Yui“, begann er, während er sanft über ihre Hand streichelte, „Ich würde lieber zu Weihnachten mit meiner Familie feiern, du kannst ja zu dieser Weihnachtsfeier von unserer Klasse gehen, wir feiern dann einfach am nächsten Tag gemeinsam.“

Schnell schüttelte Yui seine Hand wieder ab, sie war eindeutig nicht damit einverstanden. Wütend erhob sie sich vom Bett und wollte schon Richtung Tür marschieren, doch Shunichi konnte noch rechtzeitig ihren Arm erfassen, um sie zurückzuhalten.

„Yui warte, lass uns das jetzt bereden, geh nicht einfach weg, bitte.“

Eine Weile blickten sie sich einfach nur an, doch dann entwendete das Mädchen sich aus seinem Griff und stapfte angefressen aus dem Zimmer. Shunichi ließ sich ins Bett fallen und starrte seufzend zu Tür. Das hatte er ja toll hinbekommen.
 

Centarumon war in der Nähe von der Shoji-High aufgetaucht und Hime und Alice waren es, die ihm den Gar aus machten. Eigentlich hätte sich Rico auch am Kampf beteiligen sollen, doch er war nicht aufgetaucht. Er hatte nur Hime eine SMS geschrieben, dass er nicht kommen würde.

„Rico ist in letzter Zeit nicht gut drauf“, bemerkte Hime, als sie Centarumon gerade mit ihrem D-Maak in die Digi-Welt zurück beförderte.

„Ja, er ist noch immer sauer …“, antwortete Alice und beobachtete sie dabei aufmerksam, „Zu Hause sehe ich ihn auch kaum.“

„Aber er kann doch nicht einfach von einem Kampf wegbleiben“, bemerkte Fikadamon, „Es zählt zu seiner Verantwortung zu erscheinen, immerhin habt ihr euch das so ausgemacht.“

„Ja, aber wir haben das böse Digimon auch ohne ihn besiegt“, entgegnete ihm Naokimon und man merkte ihm an, dass es stolz darauf war.

„Gut, das war ein Champion-Digimon, mit denen haben wir ja auch keine Probleme“, gab Alice zurück, woraufhin alle den Kopf senkten.

„Denkst du, dass das mysteriöse Wesen wieder auftaucht, wenn ein Ultra erscheint?“, erkundigte sich Hime besorgt.

„Möglich wäre es, auf jeden Fall werden wir es nicht vorher zu Gesicht bekommen.“

„Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache … Es war viel zu stark, wenn es gegen uns ist, haben wir ein mächtiges Problem.“

„Dann hoffen wir einmal, dass das Gegenteil der Fall ist.“
 

Als Yukiko am Abend beim Kino ankam, war von Nayuta noch keine Spur. Als sie einen Blick auf ihre Handyuhr warf, stellte sie fest, dass es zehn Minuten vor acht, also vor ihrer vereinbarten Zeit, war. Beruhigt blieb sie vorm Eingang stehen, um zu warten.

Sie sah sich etwas um. Ein paar Menschen standen vor dem Gebäude. Sie beschloss in der Wartezeit mit ihrem Handy zu spielen, da sie nicht einfach nur so herum stehen wollte. Alle paar Sekunden sah sie aber auf, um zu sehen, ob Nayuta schon in der Nähe war.

Kurz vor acht war es dann endlich so weit, sie erblickte ihn auf der anderen Straßenseite. Sofort begann ihr Herz zu rasen und sie packte ihr Handy weg und umklammerte nun den Griff ihrer Tasche. Sie konnte ein Lächeln auf seinem Gesicht ausmachen, doch lange konnte sie ihn nicht ansehen, also starrte sie zu Boden.

„Hi“, begrüßte er sie, als er bei ihr angelangt war.

„Hi …“, erwiderte sie und versuchte ihn hin und wieder anzuschauen.

„Wollen wir rein gehen?“, fragte er und deutete auf die Tür.

„Ja“, antwortete sie knapp und folgte ihm nach drinnen.

Die beiden stellten sich bei der Schlange an, die zum Glück nicht so lang war. Nayuta holte seine Geldbörse aus der Hosentasche und als das Mädchen das sah, wollte sie es ihm gleich tun, doch er hielt sie gleich auf.

„Nein, nein, ich lad dich ein“, meinte er und lächelte sie wieder an.

„Okay, danke …“, entgegnete sie ihm und machte ihre Tasche wieder zu.

Nayuta kaufte die Karten und danach auch noch Popcorn und etwas zu trinken. Anschließend suchten sie den richtigen Kinosaal und setzten sich dann zu einem Tisch, weil erst in ein paar Minuten Einlass war.

Yukiko saß zusammengekauert auf ihrem Sessel und griff immer wieder ins Popcorn. Sie überlegte krampfhaft, was sie sagen könnte, doch ihr fiel nichts ein. Langsam bahnte sich schon ein peinliches Schweigen an, das war nicht gut.

„Du siehst hübsch aus heute“, bemerkte Nayuta plötzlich, woraufhin Yukiko die Röte ins Gesicht schoss.

Es war auch ihr Ziel gewesen, dass Nayuta das fand. Sie hatte sehr lange überlegt, was sie anziehen sollte und sie hatte sich sogar etwas geschminkt. Yukiko wollte schön für ihn sein, zumindest so, wie es ihr eben möglich war. Sie hatte sich gewünscht, dass er das sagen würde, aber trotzdem verkraftete sie das Kompliment nicht ohne rot zu werden.

„Danke …“, gab sie nur leise zurück und senkte ihren Kopf nun noch mehr.

„Und was hast du gemacht, nach der Schule bis jetzt?“, versuchte er ein Gespräch anzufangen.

„Nicht viel“, antwortete sie, während sie zur Kinosaaltür starrte, „Ich war nur zu Hause, hab gegessen, ein bisschen Fern gesehen, mich fertig gemacht ... ja, das war’s eigentlich. Und du?“

„Ich hab zu Hause zusammengeräumt, du kannst dir nicht vorstellen, wie es ausgesehen hat, als ich weg war“, meinte er, woraufhin sie kurz leise lachte.

„Und du musst jetzt schon wieder alles alleine machen?“

„Nein, mein Papa und mein Bruder haben auch schon ein bisschen was gemacht, sie halten sich an das, was sie versprochen haben, zumindest inzwischen noch.“

„Das freut mich.“

Nayuta hatte ihr eine Frage gestellt, jetzt war sie an der Reihe. Also, was könnte sie ihn fragen? Oder worüber könnten sie reden? Das war echt zum Haare raufen! Wie konnte man nur so blöd sein und gar kein Gesprächsthema wissen? Außerdem sollte sie aufhören so viel Popcorn zu essen, sie war nämlich die einzige die sich gerade bediente und sie hatte nicht einmal etwas dafür gezahlt …

„Und wie geht’s dir so mit Rico?“, erkundigte sie sich nach einer Weile, weil ihr wirklich nichts Besseres eingefallen war.

„Naja, wir haben noch immer nichts miteinander geredet und da er ja die letzten paar Tage auch nicht in der Schule war, hab ich ihn schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen“, erklärte er und versuchte es aussehen zu lassen, als ob es ihn nicht kümmern würde, doch Yukiko merkte, dass es das sehr wohl tat.

„Das wird schon wieder werden.“

„Wenn er sich bei mir entschuldigt, dann schon, ich hab das nämlich nicht vor“, erwiderte er fast trotzig und aß anschließend ein paar Popcorn.

Das war kein gutes Thema gewesen. Warum hatte sie nur unbedingt von Rico anfangen müssen? Unter normalen Umständen wäre das ja okay gewesen, aber sie waren hier auf einem Date und da redete man doch normalerweise nicht über seine größten Probleme … Sie hatte zwar keine Ahnung von so etwas, aber bezüglich der Gesprächsthemawahl war sie sich sicher.

Wieder trat eine peinliche Stille zwischen ihnen ein. Warum sagte Nayuta denn nichts? Nicht dass sie nicht auch überlegen würde, über was sie reden konnten, aber eigentlich war er jetzt wieder an der Reihe.

Bis die Tür zu ihrem Kinosaal aufgemacht wurde, redeten die zwei nichts miteinander. Wortlos ließen sie ihre Karten abreißen und marschierten dann die paar Stufen hinauf.

„Wo sitzen wir nochmal?“, fragte Yukiko, da sie sich nicht mehr sicher war und Nayuta die Karten in der Hand hatte.

„Reihe 15, Plätze 21 und 22“, gab er zurück und übernahm anschließend die Führung zu ihren Plätzen.

Als sie saßen konzentrierte sich Yukiko nur darauf, welche Menschen noch so hier waren und gerade den Raum betraten. Falls Nayuta reden wollte, konnte er das ruhig machen, aber wenigstens hatte sie so eine Beschäftigung und sie kam sich nicht ganz so blöd vor.

„Und du hast wirklich nichts dagegen, dass wir uns diesen Film ansehen?“, fragte Nayuta dann und lehnte sich etwas zu ihr hinüber.

„Nein, ich hab doch gesagt, dass ich mir fast alles anschaue“, erwiderte sie, ohne ihn dabei anzusehen, „Außerdem wäre es jetzt sowieso schon zu spät, immerhin sitzen wir schon und haben schon bezahlt.“

„Ja, da hast du Recht“, lachte er, woraufhin es schon langsam dunkel im Raum wurde, „Es geht los.“

Der Vorspann begann und Yukikos Herz begann auf einmal schneller zu schlagen. Was wohl passieren würde? Würde überhaupt irgendetwas passieren? Würden sich vielleicht ihre Hände berühren, wenn sie gleichzeitig in den Popcornkübel griffen? Oder würden sie sich anschweigen und einfach den Film ansehen?

Sie hoffte auf jeden Fall dass das letzte nicht passieren würde. Wenn sie mit Honoka im Kino war, ließ einer von ihnen immer ein Kommentar zu etwas Lächerlichen oder Traurigen aus. Sie musste sich also nur vornehmen, sich so zu verhalten, wie wenn sie mit ihrer besten Freundin hier sitzen würde. Das konnte doch nicht so schwer sein, oder?

Aber was war, wenn Nayuta der Typ Mensch war, der während eines Films nichts redete und er es für nervig empfand, wenn sie ihn anquatschte, weil er sich auf den Film konzentrieren wollte? Warum musste es eigentlich immer so viele Möglichkeiten geben?
 

Shunichi hatte bei den Inoues angeläutet, um mit Hime zu sprechen. Er musste mit ihr über das Weihnachtsthema reden, weil es ihm keine Ruhe ließ. Himes Mutter hatte ihm aufgemacht und ihm erklärt, dass sich ihre Tochter oben in ihrem Zimmer befand, also hatte er sich mit Mantamon auf den Weg dorthin gemacht.

„Shunichi, hi“, begrüßte sie ihn und legte das Buch zur Seite, das sie gerade in ihrem Bett gelesen hatte.

„Hi, kann ich kurz mit dir reden?“, fragte er, während er gegen den Türrahmen lehnte.

„Ja, na klar, komm her“, entgegnete sie ihm und deutete neben sich auf das Bett.

Shunichi folgte ihren Anweisungen und setzte sich neben sie hin. Er wusste nicht recht, wie er anfangen sollte, also starrte er mit gesenktem Kopf auf die Bettdecke und spielte mit dem Socken, den er auf dem rechten Fuß trug. Mantamon beschäftige sich inzwischen mit Fikadamon am Fußboden.

„Was ist denn los?“, erkundigte sich Hime besorgt, da das eigentlich nicht seine Art war.

„Ich hatte wieder eine Diskussion mit Yui.“

Das war gar nicht gut. Wenn es um seine Freundin ging, war sie echt nicht die beste Person, mit der er darüber sprechen sollte. auch wenn er das vielleicht dachte. Im Normalfall wäre sie das schon, aber unter den gegebenen Umständen, dass sie in ihn verliebt war, konnte sie das Thema nicht sachlich beurteilen. Wenn es nach ihr ginge, würde sie ihm gerne sagen, dass er sich einfach von ihr trennen sollte, aber das konnte sie nicht tun.

„Worüber denn?“, fragte sie einmal nach und versuchte sich zusammenzureißen und sich ihre Unsicherheit nicht anmerken zu lassen.

„Über Weihnachten …“, fing er an zu erklären, woraufhin sie sich schon denken konnte, worum es ging, „Sie hat angenommen, dass wir zusammen feiern, weil wir ja ein Paar sind.“

„Oh und als du ihr dann gesagt hast, wie du normalerweise Weihnachten verbringst, ist sie ausgetickt …“, schlussfolgerte sie daraus, was Shunichi nur mit einem Schweigen kommentierte, „Aber du kannst ja auch mit ihr feiern, wir verstehen das schon, du hast jetzt eine Freundin, ist doch klar, dass sich da was ändert.“

„Und was ist, wenn ich das gar nicht will?“, wollte er wissen und hob nun seinen Kopf, um sie ansehen zu können, „Wenn ich viel lieber mit dir und unseren Familien feiern will? Ist das seltsam?“

„Naja, so bist du es eben gewohnt, ich weiß auch nicht … aber vielleicht solltest du es einmal versuchen, wie es ist mit ihr zu feiern.“

Warum genau tat sie das eigentlich? Sie könnte doch einfach sagen, dass er sie vergessen sollte und bei ihrem traditionellen Feiern bleiben sollte und es wäre nicht komisch gewesen. Aber irgendwie versetzte sie sich gerade in Yuis Lage. Wenn sie selbst Shunichis Freundin wäre, würde sie auch mit ihm feiern wollen.

„Irgendwie klingt das so, als ob du mich loswerden wolltest“, meinte er plötzlich mit einem Grinsen im Gesicht.

„Nein, gar nicht“, widersprach sie, überrascht über seinen schnellen Stimmungswandel.

„Nein? Und das soll ich dir glauben?“, fragte er und fing auf einmal an, sie am Bauch zu kitzeln, „Natürlich nutzt du die Gelegenheit sofort, um nicht mit mir feiern zu müssen.“

„Shunichi, hör auf!“, lachte sie und versuchte, seine Hände wegzudrücken, „So ist das doch gar nicht!“

„Ich glaub aber schon“, ließ er sich nichts einreden und hielt nun ihre beiden Hände mit einer von seinen fest, um sie mit der anderen gescheit weiter kitzeln zu können.

Hime versuchte sich zu wehren, doch es gelang ihr nicht. Also gab sie auf und ließ sich mit dem Rücken voran in ihr Bett zurück fallen. Shunichi saß nun rittlings auf ihr und ließ nicht von ihr ab.

Der Junge genoss ihr Lachen. Er liebte es, seine beste Freundin zu ärgern, irgendwie fühlte sich das immer gut an und danach war er viel entspannter und besser drauf. Mit Yui konnte er das nicht machen und irgendwie hatte er auch noch nie das Bedürfnis dazu gehabt.
 

Als der Film zu Ende war, begaben sich Yukiko und Nayuta aus dem Kino. Während des Films hatten die beiden fast nichts mit einander geredet. Yukiko hatte ein Kommentar abgelassen, woraufhin Nayuta ihr nur zugestimmt hatte. Also ihre Konversation hatte sich eigentlich auf diese paar Sekunden beschränkt.

„Du hast aber nicht viele Popcorn gegessen“, bemerkte Yukiko, als sie den Kübel mit den restlichen Popcorn in den Mistkübel warf.

„Ja, ich kann nicht so viel Popcorn auf einmal essen“, entgegnete er ihr nur, woraufhin wieder Schweigen zwischen ihnen herrschte.

Yukiko hatte mindestens doppelt so viel Popcorn gegessen wie er. Wie verfressen sie sich jetzt vorkam … aber wenn sie einmal anfing, konnte sie nie aufhören, außerdem war es ja schade, wenn es weggeschmissen wurde.

Als Nayuta ihr die Tür nach draußen aufhielt, bedankte sie sich und ging hindurch. Dann blieben sie vorm Kino stehen und Yukiko wusste nicht recht, was sie jetzt tun sollte. Wieder war diese peinliche Stille da, wie sehr sie es hasste! Nur was konnte sie dagegen tun? Er könnte doch auch einmal etwas sagen, wieso musste sie reden?

Was sie jetzt wohl noch machen würden? Ob sie überhaupt noch etwas machen würden? Wenn es nach ihr ginge, könnten sie noch spazieren gehen oder so, aber sie traute sich echt nicht, ihn zu fragen, sie war viel zu feige dafür, falls sie eine Abfuhr kassieren würde.

„Naja dann, wir sehen uns morgen in der Schule“, meinte er nach einer Weile, doch Yukiko schaffte es nicht ihn anzusehen, da ihr die Situation gerade irgendwie unangenehm war.

„Ja, wahrscheinlich“, gab sie zurück und umklammerte wieder den Griff ihrer Tasche.

„Also bis morgen“, verabschiedete er sich und wartete noch kurz, bevor er sich umdrehte und ging.

„Ja, bis morgen“, tat sie es ihm gleich und marschierte ebenfalls davon, nur in eine andere Richtung.

Yukiko wagte es nicht stehenzubleiben oder sich umzudrehen, um zu sehen, ob er wirklich einfach so wegging. Was sollte er denn sonst tun? Er würde ihr ja wohl kaum nachrennen und sich dann entschuldigen, dass er einfach so gegangen war, das würde ihr definitiv nicht passieren.

Bis sie um eine Ecke bog, hatte sie ein ziemlich schnelles Tempo drauf, dann ging sie nur noch ganz langsam weiter. Deprimiert starrte sie zu Boden. Was war denn heute nur schief gelaufen? Das war ja wohl sowas von ein Reinfall gewesen, dass sie jetzt Angst davor hatte, ihn morgen wiederzusehen.

Wieso hatten sie nur nichts miteinander geredet? Nicht einmal über den Film hatten sie nachher gesprochen, sie wusste nicht einmal, ob er ihm gefallen hatte oder nicht! Und dass sie dann einfach so getrennte Wege gehen würde, hatte sie eigentlich auch nicht gedacht …

Aber sie hätte gegen all das etwas unternehmen können. Warum hatte sie ihn nicht einfach gefragt, wie der Film war? Wieso hatte sie nicht vorgeschlagen, dass sie noch spazieren gehen könnten? Warum mussten immer die anderen etwas tun, wieso war sie nur so verdammt schüchtern?

Sie hasste sich in diesem Moment so sehr, wie schon lange nicht mehr. Sie war echt so blöd. Dieses Date war eine Katastrophe geworden, wie konnte sie Nayuta nur wieder unter die Augen treten?

Ob er sich wohl so etwas Ähnliches dachte wie sie? Dass er sich mehr erwartet hatte, war klar, aber ob er sich wohl auch fragte, was er falsch gemacht hatte? Wahrscheinlich nicht, er dachte sich gerade sicher nur, dass er so etwas Langweiliges noch nie gemacht hatte und sich nicht mehr mit ihr treffen würde. Ja, etwas anderes hatte sie ja auch nicht verdient.
 

Wenige Zeit nach Shunichis Kitzel-Attacke, als er sich wieder beruhigt hatte, lag Hime gerade ziemlich am Rand ihres Bettes und er lag mit dem Kopf auf ihren Bauch quer auf ihr. Beide starrten auf die weißte Zimmerdecke.

„Weißt du, manchmal frag ich mich, warum ich eigentlich mit Yui zusammen bin“, meinte er plötzlich, woraufhin Hime überrascht die Ohren spitzte, „Ich dachte, dass sich nach der Zeit die Gefühle für sie schon entwickeln werden, aber irgendwie tun sie das nicht. Also natürlich mag ich sie, aber wenn sie weg wäre, würde ich sie glaube ich nicht sonderlich vermissen.“

Auf einmal suchte Shunichs Hand ihre und als sie sie gefunden hatte, spielte er mit ihren Fingern. Dann verknoteten sich ihre Finger miteinander und Hime schloss ihre Augen und spürte, wie ihr Herz schneller zu Schlagen begann. Nein, das machten sie doch immer, sie durfte sich jetzt auf keinen Fall anmerken lassen, wie gut sich diese Berührung anfühlte.

„Da ist das mit dir ganz anders“, setzte er fort und streichelte nun mit seinem Daumen über ihre Handfläche, „Ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn du nicht mehr da wärst, das würde ich nicht verkraften. Und ich denke mir, bevor ich so etwas nicht bei einem Mädchen sagen kann, ist sie auch nicht die Richtige.“

Er sollte aufhören so etwas zu sagen. Er wusste ja nicht, wie viel ihr das bedeutete. Und eigentlich sollte sie sich auch gegen solche Berührungen wehren, aber sie konnte nicht. Sie fühlte sich dabei einfach zu glücklich, als das sie etwas dagegen sagen konnte.

„Wow, ich bin eine Messlatte, da kann ich ja stolz auf mich sein“, bemerkte sie lächelnd, da ihr nichts Ernsthaftes eingefallen war.

„Obwohl, das kann ich wohl vergessen, es gibt sicher kein Mädchen, das an dich heranreicht. Du bist klug, hübsch und witzig und mit dir kann man über alles reden.“

Hime schwieg, da sie nicht wusste, was sie darauf entgegnen sollte. Da war kein Spaß in seiner Stimme gewesen, das hatte er ernst gemeint und trotzdem empfand er nicht dasselbe für sie, wie sie für ihn. Das tat weh, aber dennoch freute sie sich über sein Kompliment.

„Du solltest so etwas nicht sagen, oder willst du noch, dass ich mir etwas einbilde?“, erwiderte sie, woraufhin er seinen Kopf zu ihr drehte und sie ansah.

„Du darfst dir ruhig etwas einbilden.“

„Ach Shunichi, hör doch auf damit“, beschwerte sie sich, löste ihre Hand von seiner und drückte ihn weg, sodass er nun auf der Seite lag.

„Warum denn? Ich finde, dass du das ruhig öfters hören solltest und da du ja keinen Freund hast, muss ich das eben machen“, rechtfertigte er sich und setzte sich nun auf.

Der Junge beugte sich über sie, blieb aber auf der Seite sitzen. Ihre Köpfe waren nur wenige Zentimeter von einander entfernt und ein Lächeln umspielte Shunichis Lippen, wogegen Hime ihn nur etwas überrumpelt anblickte.

Ihr Herz schlug nun wie wild und sie stellte sich vor, was wohl passieren würde, wenn sich ihre Lippen jetzt berühren würden. Irgendwie hatte sie Angst davor, dass das passieren würde, aber irgendwie sehnte sie es auch herbei. Doch sie sollte aufhören, so etwas zu denken, es würde sowieso nie passieren.

Sie schubste ihn leicht weg, sodass er nun am Rücken im Bett lag. Dann fing sie an ihn zu kitzeln, was er aber nicht so toll fand und sich mit Händen und Füßen wehrte. So entwich sie in letzter Zeit all solchen Situationen.

„Hör auf!“, lachte er, „Es ist viel lustiger, wenn ich dich kitzle.“

„Nein, finde ich gar nicht“, entgegnete sie ihm mit einem Grinsen im Gesicht und machte einfach weiter.
 

In letzter Zeit hab ich irgendwie eine Schreibblockade, das ist echt zum Kotzen =S

Es geht alles sehr langsam voran, das tut mir echt leid, ich hoffe, dass sich das nach der Zeit wieder legt …

Ich finde Hime und Shunichi voll süß, ich kann mir nicht helfen >.<

Kiripurin

Was ist mit Rico los?

Yukiko öffnete leise die Haustür ihrer Wohnung und sperrte sie zu, nachdem sie eingetreten war. Sie drehte kein Licht auf, weil sie ihre Mutter nicht aufwecken wollte. Schnell schlüpfte sie aus ihren Schuhen und auch ihre Jacke legte sie ab. Auf Zehenspitzen wollte sie einfach in ihr Zimmer schleichen, doch als sie in Richtung Wohnzimmer blickte, konnte sie sehen, dass der Fernseher noch rannte.

War ihre Mutter etwa noch wach? Normalerweise schlief sie um diese Zeit immer, aber sie beschloss nachzusehen. Sie sah sich um, doch sie konnte ihre Mutter nirgends entdecken. Im Fernsehen lief irgendein Anime-Film.

Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter und sie drehte sich ruckartig um. Erschrocken blickte sie in das Gesicht ihrer Mutter und schloss dann die Augen für einen kurzen Augenblick, um sich von dem kleinen Schock zu erholen.

„Yukiko, du bist schon zurück?“, fragte sie und nahm ihre Hand wieder weg.

„Mama … du hast mich erschreckt …“, bemerkte sie und sah sie vorwurfsvoll an.

„Oh, entschuldige … Wie war der Film?“, wollte sie wissen und setzte sich anschließend auf die Bank.

„Der Film war okay“, antwortete sie ihr und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie enttäuscht sie war.

„Und danach habt ihr nichts mehr gemacht?“

Yukiko war gerade etwas genervt davon, dass ihre Mutter so neugierig war. Sie war eigentlich selbst Schuld, immerhin hatte sie ihr gesagt, dass sie mit Nayuta ins Kino gehen würde, weil sie sie grundsätzlich nicht anlog, logisch fragte sie da nach. Nur wollte sie jetzt eigentlich schnell ins Bett und einfach noch ein bisschen Nachdenken.

„Nein, ansonsten wäre ich ja wohl jetzt noch nicht zu Hause“, entgegnete sie ihr etwas genervt, fuhr dann aber wieder in nettem Tonfall fort, „Warum bist du eigentlich noch wach?“

„Na hör mal, meine Tochter ist das erste Mal mit einem Jungen fort, da warte ich schon, bis sie wieder zu Hause ist. Außerdem hab ich so einen netten Anime-Film gefunden, dass ich noch gar nicht schlafen gehen wollte“, rechtfertige sie sich und klopfte anschließend neben sich auf die Couch, „Komm her, schau doch mit.“

„Nein, ich fange nicht gerne einen Film von der Hälfte zu schauen an und außerdem bin ich schon müde“, lehnte sie ab und gab ihrer Mutter anschließend einen Gutenachtkuss auf die Wange, „Gute Nacht, Mama, schlaf dann noch gut.“

„Na gut, dann eben nicht … danke, du auch.“

Das Mädchen marschierte in ihr Zimmer und legte ihre Tasche auf dem Schreibtisch ab. Danach ging sie schnell duschen und machte sich fürs Schlafengehen fertig. Sie ließ sich in ihr Bett fallen und blieb einfach so liegen, wie sie aufgekommen war. Gedankenverloren starrte sie die weiße Zimmerdecke an.

Warum war sie jetzt so traurig und enttäuscht? Was hatte sie denn erwartet? Das das jetzt das perfekte Date sein würde, sie nachher noch spazieren gegangen wären und sich dann im Mondlicht geküsst hätten? Naja, so etwas in Art hatte sie sich eben gewünscht …

„Was schaust du so?“, fragte sie plötzlich eine Stimme, die sie aus den Gedanken riss und dazu brache, zum offenen Fenster zu sehen.

„Ich schaue gar nicht, ich schlafe schon fast“, entgegnete sie ihm ein wenig beleidigt, weil sie jetzt eigentlich keine Lust hatte mit Takomon zu reden.

„Das sehe ich“, gab es zurück, war aber etwas überrascht über diese Antwort von ihr.

„Wie geht’s deinem Flügel?“, erkundigte sie sich, da sie nicht unfreundlich sein wollte.

„Ganz gut …“, meinte es und blickte beschämt zur Seite.

„Das freut mich“, bemerkte sie und lächelte es schwach an.

„Also sag schon, warum schaust du betrübt.“

Yukiko sagte eine Weile nichts, da sie zu überrascht war, dass Takomon an ihrem Befinden interessiert war. Hatte das Gespräch zwischen ihnen vielleicht doch etwas bewirkt? Aber sie durfte jetzt nicht lange nachdenken, ansonsten würde Takomon wieder genervt sein und wegfliegen.

„Ich hab zu viel erwartet, darum bin ich jetzt enttäuscht, obwohl es eigentlich klar war, dass das passiert“, erwiderte sie und seufzte anschließend über ihre eigene Dummheit.

„Tja, mir kann das nicht passieren, wenn ich mir vornehme, dass etwas so werden soll, dann wird es auch so“, erklärte Takomon mit selbstbewusster Stimme und Haltung.

„Kannst du mir nicht ein bisschen was von deinem Selbstbewusstsein abgeben?“

„Nein, vergiss es, dass ist hart erarbeitet, davon geb ich keinem was ab“, antwortete es und drehte seinen Kopf weg.

„Hab mir gedacht, dass so etwas kommt.“

„Warum fragst du dann?“

„Fragen kostet ja nichts …“, meinte sie und starrte nun wieder nach oben.
 

Seufzend legte sich Yukiko mit ihrem Oberkörper auf den Tisch und ihren Kopf auf ihre verschränkten Arme. Gestern hatte es sehr lange gedauert, bis sie eingeschlafen war, deswegen war sie jetzt so müde, dass sie auf der Stelle, hier auf ihrem Platz im Klassenzimmer, einschlafen könnte. Das schiefgegangene Date hatte ihr keine Ruhe mehr gelassen …

„Morgen, Yukiko!“, wurde sie von Honoka begrüßt, woraufhin das Mädchen ihren Kopf hob und zu ihrer besten Freundin drehte.

Yukiko musterte ihre Freundin aus kleinen verschlafenen Augen. Sie wirkte sehr fröhlich, noch fröhlicher als sonst. Außerdem grinste sie und sah irgendwie erwartungsvoll aus. Wahrscheinliche erwartete sie jetzt ausführliche Berichterstattung, positive Berichterstattung.

„Morgen …“

„Und wie ist es gelaufen?“, fragte sie sofort, als sie aber keine Antwort bekam, sondern nur verzweifelt von Yukiko angesehen wurde, wusste sie bescheid, „Oh nein, was ist passiert?!“

„Es war eine Katastrophe … aber lass uns später darüber reden, nicht hier in der Schule …“, antwortete sie ihr und setzte sich nun wieder auf.

„Ach komm schon, ich will es aber jetzt wissen!“, beschwerte sich die Rosahaarige und setzte dabei einen Schmollmund auf, „Wir können ja auf die Toilette gehen oder so.“

„Nein, Honoka, ich bin nicht scharf darauf, dass das irgendwer mitkriegt …“, blieb sie standhaft, woraufhin sich Honoka einmal hinsetzte.

„Na gut, ich lass dich ja schon in Ruhe …“, gab sie sich geschlagen, während sie ihre Schulsachen auspackte, „Aber lauf jetzt nicht den ganzen Tag so depri durch die Gegend, das halt ich nicht aus.“

„Ich werd mich zusammenreißen …“
 

„Ich bin wieder zu Hause“, verkündete Shunichi seine Rückkehr, als er bei seiner Haustür eingetreten war.

„Hallo, Shunichi“, entgegnete ihm die Stimme seine Mutter, die von Richtung Wohnzimmer kam.

Der Junge folgte ihr und erschrak, als er sah, was seine Mutter tat. Sie stand auf einer Leiter und wischte das große Bücherregal ab, dabei sollte sie sich doch schonen! Erst gestern war sie aus dem Krankenhaus entlassen worden, das was sie da tat, war doch viel zu gefährlich.

„Ma, komm da runter, du sollst dich doch nicht überanstrengen“, wies er sie zurecht und platzierte seine Schultasche auf der Wohnzimmercouch.

„Ich wische das Bücherregal ab und renne keinen Marathon, was soll da schon passieren?“, wollte sie wissen, hörte aber mit ihrer Aktivität auf.

„Was passieren kann? Was wenn du wieder ohnmächtig wirst? Dann fällst du von der Leiter und stößt dir den Kopf irgendwo an oder brichst dir etwas!“, gab er zurück und blickte sie dabei ernst an.

„Ich werde schon nicht so schnell wieder ohnmächtig, aber wenn es dir dann besser geht, komm ich eben runter.“

Mit diesen Worten begann sie die Stufen der Leiter hinunterzusteigen. Doch plötzlich verfehlte sie eine und Shunichi rannte schnell zu ihr hin. Frau Hokirim konnte aber die nächste noch rechtzeitig ertasten, sodass nichts passierte.

„Siehst du, jetzt wärst du fast heruntergefallen!“, meinte der Junge und half seiner Mutter bei der letzten Stufe hinunter.

„Mir geht es gut, ich hab nur eine Stufe verfehlt“, erklärte sie und entfernte Shunichis Hände von sich.

„Ma, bitte, sei doch nicht so leichtsinnig.“

„Ja, ich pass schon besser auf …“, erwiderte sie, wirkte aber so, als ob sie es nicht ernst meinen würde, „Was machst du eigentlich zu Weihnachten, feierst du mit Yui?“

„Nein, eigentlich wollte ich ganz normal mit euch und den Inoues feiern“, erklärte er, senkte dabei aber seinen Kopf.

„Aber Weihnachten wollen doch alle Jugendlichen mit ihrem Partner verbringen, oder hat sich das etwa nach all den Jahren verändert?“, fragte sie und nahm anschließend auf der Bank Platz.

„Naja, normale Pärchen wollen das schon, aber wir feiern doch immer in der Familie …“, entgegnete er ihr und tat es ihr gleich.

„Wegen uns musst du doch nicht darauf verzichten, mit Yui Weihnachten zu feiern. Dein Vater wäre zwar ein bisschen beleidigt, aber der kommt schon darüber hinweg.“

„Ich mach das ja, weil ich das will.“

„Haben sich deine Gefühle zu ihr noch immer nicht geändert?“

„Nein, nicht wirklich …“

„Dann musst du es ihr sagen“, riet sie ihm und legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel, „Wenn du sie noch immer nicht liebst, dann ist sie wahrscheinlich nicht die Richtige für dich.“

„Aber vielleicht entwickelt sich das ja noch …“

„Wie lange willst du denn warten? Umso länger du es aufschiebst, ihr zu sagen, dass du eigentlich gar nicht mit ihr zusammen sein willst, umso schwieriger ist es für sie, versetz dich doch einmal in ihre Lage. Sie verliebt sich vielleicht mit jedem Tag mehr in dich, da musst du schnell handeln.“

„Ja, da hast du wahrscheinlich Recht …“, sah er es endlich ein und seufzte anschließend, „Wann hast du denn gemerkt, dass Papa derjenige ist, mit dem du bis ans Ende deines Lebens zusammen sein willst?“

„Eigentlich schon kurz nachdem ich ihn kannte“, antwortete sie ihm und musste beim Gedanken an die Vergangenheit lächeln, „Er hat mich immer zum Lachen gebracht, schon bevor wir zusammen waren und ich hab mich immer auf den Tag gefreut, als ich ihn wiedersah. Als wir uns dann das erste Mal geküsst haben, hat sich das so gut angefühlt, dass ich glaubte, im siebenten Himmel zu schweben und dieses Gefühl ist bis jetzt eigentlich nicht vergangen. Dein Vater hat mir einfach das Gefühl gegeben, dass ich etwas Besonderes bin, das tut er noch immer, deswegen könnte ich mir keinen besseren Ehemann vorstellen als ihn.“

„Also du meinst, wenn die Richtige vor mir steht, dann merke ich das auch?“

„Nein, Schatz, so einfach ist es auch wieder nicht“, lachte sie und zerwuschelte seine Haare, „Du wirst schon noch das Mädchen finden, dass dich glücklich macht, wer weiß, vielleicht kennst du sie ja schon.“

„Ja, vielleicht …“, gab er zurück und entfernte die Hand seiner Mutter von seinem Kopf, „Ich bin sechzehn und hole mir Liebestipps von meiner Mutter, das ist doch irgendwie erbärmlich, oder?“

„Ja, Shunichi, du bist ein erbärmlicher kleiner Junge“, zog sie ihn auf, woraufhin beide zu lachen begannen.

Eigentlich war es Shunichi egal, dass er so eine enge Beziehung zu seinen Eltern hatte. Es war ihm nicht peinlich. Wenn er Rat brauchte, waren sie immer für ihn da und das war etwas, das eine Familie auch ausmachen sollte.
 

Nach der Schule waren Honoka und Yukiko zu dem rosahaarigen Mädchen nach Hause gegangen. Als sie in ihrem Zimmer angelangt waren, konnte sich Yukiko nicht mehr davor drücken, ihrer besten Freundin alles zu erzählen. Die hörte ihr gespannt zu und als sie am Ende der Geschichte angelangt war, machte Honoka ein trauriges Gesicht.

„Ihr seid einfach so heim gegangen ohne euch noch über irgendetwas zu unterhalten?“

„Ja, hab ich doch gerade gesagt …“, antwortete Yukiko ihr deprimiert und starrte zu Boden.

„Okay, das Date ist wirklich scheiße gelaufen …“, teilte Honoka ihre Ansicht und setzte anschließend ein nachdenkliches Gesicht auf, „Aber vielleicht war Nayuta einfach so schüchtern wie du und hat sich einfach nicht getraut irgendetwas zu machen, weil er Angst hatte, dass du vielleicht nicht willst.“

„Nein, er war sicher genervt von mir und war froh, als der Film vorbei war, weil er endlich weg von mir konnte …“

„Yukiko, nein, rede dir so etwas nicht ein. Hast du Nayuta heute eigentlich gesehen?“, fragte sie, woraufhin das Mädchen nur den Kopf schüttelte, „Du musst auf jeden Fall mit ihm reden, nicht dass noch irgendein Missverständnis aufkommt, das euch alles ruiniert.“

„Da gibt’s kein Missverständnis, ich hab’s sowieso schon ruiniert und außerdem hab ich Angst mit ihm zu reden, ich geh ihm einfach aus dem Weg.“

„Das wirst du nicht tun, ich werde das mit euch zwei schon wieder hin bekommen, ich arrangiere das schon, das ihr zwei ungestört miteinander reden könnt!“

„Nein, Honoka, lass es einfach, ja?“, bat sie und blickte sie nun an, „Bitte, das kommt doch so rüber als ob ich nichts alleine hin bekommen würde.“

Honoka seufzte und setzte einen mitleidigen Blick auf. Sie fragte sich, wie man nur so wenig Selbstvertrauen haben konnte. Yukiko liebte Nayuta, schon die ganze Zeit über und sie war sich sicher, dass Nayuta dasselbe für sie empfand. Nur waren die beiden so ungeschickt, dass es nicht so einfach war, dass beide das wussten. Irgendetwas musste sie sich also einfallen lassen, auch wenn Yukiko das nicht wollte. Manche Leute musste man eben zu ihrem Glück zwingen.
 

„Hey, Hime“, begrüßte Nayuta das Mädchen am Telefon, als sie gerade mit Fikadamon Schach spielte.

„Hi, Nayuta, was gibt’s denn?“, fragte sie und war etwas verwundert über diesen Anruf.

„Ich wollte dir nur sagen, dass ich dabei bin“, meinte er, während Hime angestrengt ihren nächsten Zug plante.

„Was meinst du?“

„Na die Sache mit den D-Maaks und dem alten Mann, wenn ihr mich braucht, dann mach ich mit, ist ja nur ein Treffen“, erklärte er ihr, woraufhin das Mädchen verwirrt die Augenbrauen zusammenzog.

„Woher weißt du davon? Wer hat dich darauf angesprochen?“

„Ryan, er hat mich gestern nach der Schule aufgehalten, eigentlich hätte ich ihm ja auch geantwortet, aber ich hab seine Nummer nicht und über’s D-Maak wollte ich nicht schreiben, also dachte ich mir, dass ich dich am besten anrufe und dir bescheid gebe.“

„Nayuta du musst das nicht tun“, meinte sie, während Fikadamon gerade einen ihrer Bauer schmiss, „Du hast dich entschieden, dass du nichts mehr mit der Sache zu tun haben willst und das sollten wir auch akzeptieren. Nur weil Ryan bei dir war, heißt das nicht, dass du mitmachen musst.“

„Nein, ist schon in Ordnung, mir macht das nichts. Wenn es euch hilft, dann mach ich das gerne.“

„Bist du dir auch ganz sicher?“

„Ja, bin ich, also kannst du das übernehmen, dass wir einen Termin finden, an dem alle Zeit haben?“

„Ja, ich mach das schon, ich melde mich dann bei dir.“

„Okay, passt, wo genau habt ihr eigentlich vor, dass zu machen? Immerhin ist das nicht gerade unauffällig was mir da tun …“

„Bei Honoka, dort haben wir auch unsere ersten Versuch gestartet, der gescheitert ist. Also wenn es geht, dann machen wir es wieder bei ihr, würde ich sagen, mal sehen, was sie dazu zu sagen hat.“

„Gut, dann bis später.“

„Ja, wir hören uns.“

Mit diesen Worten verabschiedeten sich die zwei von einander und Hime legte ihr Handy zur Seite. Na toll, jetzt musste sie einen Tag finden, an dem alle Zeit hatten, das konnte bei acht Personen ziemlich schwer werden. Wie Shunichi das wohl geschafft hatte? Zuerst würde sie Honoka anrufen, da es am wichtigsten war, jetzt herauszufinden, wo das ganze stattfinden würde. Dann konnte die Telefoniererei ja losgehen.

„Du hast dir wieder einmal keine leichte Aufgabe zugemutet.“, meinte Fikadamon, wich mit seinem Blick aber nicht vom Schachfeld ab.

„Ich weiß, aber irgendwie werde ich das schon hinbekommen“, entgegnete sie ihm und kratzte sich anschließend am Kopf, „Nach dem Spiel fange ich dann einmal an, die einzelnen Leute unserer Gruppe anzurufen. Wird wahrscheinlich eh nicht mehr lange dauern, bis ich schachmatt bin.“
 

Nachdem Hime von Fikadamon erbarmungslos geschlagen wurde, machte sie sich also daran herauszufinden, wann die Digi-Ritter Zeit hatten. Eigentlich lief auch alles ganz gut, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie versuchte, Rico zu erreichen. Sie schrieb ihm einige SMS in denen stand, dass er sie zurückrufen sollte und sie rief ihn ein paar Mal an, doch er meldete sich nicht.

Rico war der einzige, den sie nicht erreichte, also beschloss sie es einfach am nächsten Tag noch einmal zu versuchen. Was war nur los mit ihm? Sie hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen, denn in der Schule hatte er sich auch schon seit einiger Zeit nicht mehr blicken lassen und Alice konnte ihr da auch nicht weiter helfen.

Hime verstand ja, dass er sauer auf Alice war, weil sie ihn angelogen hatte und dass es gerade zwischen ihm und Nayuta kriselte, aber das war doch noch lange kein Grund, sich total zurückzuziehen, sodass niemand wusste, wo er war, oder? Seine Eltern mussten sich doch auch sorgen um ihn machen … Irgendetwas musste Rico noch bedrücken.
 

Ryan und Shunichi waren auf Bakutamons Rücken auf dem Weg zu einem alten Kraftwerk, das schon lange nicht mehr in Betrieb war. Das Gebäude lag außerhalb der Stadt, also hatte es eine Weile gedauert, bis sie angekommen waren. Als sie das Kraftwerk sehen konnten, gab es gleich eine kleine Explosion.

„Das Digimon hat ja schon ohne uns angefangen“, bemerkte Ryan und sprang von Bakutamons Rücken.

„Los, Mantamon!“, meinte Shunichi inzwischen und hatte schon sein D-Maak in der Hand.

„Mantamon digitiert zu … Aalomon!“, schrie sein Partner, während es sich auf das Gebäude zubewegt.

Bakutamon rannte ebenfalls los und als die zwei vorm Eingang des Kraftwerks standen, zeigte sich schon der Gegner. Es handelte sich um ein kleines rundes Wesen, das Bakutamon und Aalomon frech angrinste. Bakutamon versuchte es mit seiner Pranke zu erwischen, doch es wich aus.

„Giromon, Level: Ultra, Maschinen-Digimon, Typus: Virus, Attacke: Riesenknall“, las Shunichi vom D-Maak ab und packte es anschließend weg, „Ein Ultra? So stark schaut es gar nicht aus …“

„Sehe ich auch so, das schaffen wir bestimmt auch alleine“, entgegnete ihm Ryan selbstsicher.

„Sollen wir nicht zur Sicherheit wenigstens zweien Bescheid geben, dass sie kommen sollen?“, fragte er, da er nicht so ein großes Vertrauen auf das Äußere setzte.

„Na gut, von mir aus, auch wenn sie dann wahrscheinlich um sonst da sind …“

„Gut, dann sag ich Hime und Alice bescheid, dass sie kommen sollen“, meinte Shunichi und nahm wieder sein D-Maak zur Hand.

„Nein, ruf lieber die anderen zwei Mädchen“, widersprach er, woraufhin er mit hochgezogenen Augenbrauen von seinem Freund angesehen wurde, „Die brauchen sowieso mehr Kampferfahrung.“

„Kann es sein, dass du Alice aus dem Weg gehst?“, erkundigte er sich und blickte Ryan dabei noch immer mit diesem seltsamen Gesichtsausdruck an.

„Nein, ich geh ihr nicht aus dem Weg“, antwortete er ihm genervt, „Was schaust du so komisch? Sag den zweien einfach Bescheid und die Sache hat sich.“

„Jaja, war ja nur eine Frage …“, gab er zurück und schrieb Honoka und Yukiko via D-Maak eine Nachricht, „Das ist das erste Mal, dass dir ein Mädchen so in den Gedanken herum schwirrt, stimmt’s?“

„Jetzt fängst du schon wieder an? Sie schwirrt mir nicht in den Gedanken herum, in denke an Alice nicht mehr als an irgendein anderes Mädchen“, stellte er klar und musste daraufhin anfangen zu husten.

„Das kommt vom Rauchen“, bemerkte Shunichi und blickte ihn dabei besorgt an, „Du solltest einmal zum Arzt gehen.“

„Ich brauch keinen Arzt, mit geht’s blendend“, widersprach der Weißhaarige und konzentrierte sich anschließend wieder auf den Kampf.

Shunichi seufzte über die Sturheit seines Kumpels. Die Sache mit Alice sah er ja ein, aber was seine Gesundheit betraf, machte er sich zu Recht Sorgen. Ja, er war ein bisschen übervorsorglich, doch Ryan rauchte so viele Zigaretten am Tag, dass er allen Grund dazu hatte. Er verlangte ja nicht von ihm, dass er aufhörte, nur dass er sich einmal kontrollieren ließ, ob er alles in Ordnung war.
 

„Riesenknall!“, schrie Giromon und feuerte anschießend seine Attacke auf Bakutamon und Aalomon ab.

Ryans Partner war schnell genug, um auszuweichen und sprang geschickt zur Seite, doch das andere Digimon wurde von dem Angriff getroffen. Bakutamon versuchte sogleich den Gegner mit einem Hornstoß zu treffen, doch es schlüpfte geschickt unter ihm durch und verschwand daraufhin im Kraftwerk.

„Alles okay, Aalomon?“, fragte Bakutamon und stupste das am Boden liegende Digimon mit seinem Kopf an.

„Ja, geht schon“, entgegnete es ihm und rappelte sich langsam wieder auf, „Also da hinein gehe ich sicher nicht, da wäre ich Giromon nur ausgeliefert.“

„Sire, wir brauchen Verstärkung!“, meinte Bakutamon, als es sich zu Ryan umdrehte.

„Wir haben eh schon Honoka und Yukiko bescheid gegeben“, erklärte Shunichi, während die zwei Digi-Ritter auf ihre Partner zukamen.

„Das reicht nicht, alle sollen kommen“, widersprachen es und machte anschließend mit seiner Megarolle ein Loch in die Wand des Kraftwerkes, um hinein gelangen zu können, „Ich sehe inzwischen, was ich machen kann.“

„Hilf ihm, Aalomon“, forderte Shunichi es auf, woraufhin es ihn aber nur mitleidig anblickte.

„Aber dort drinnen kann ich doch mit meinem Tempo überhaupt nicht ausweichen!“

„Willst du Bakutamon alleine gegen Giromon kämpfen lassen?“

„Nein, aber …“

„Na eben, also los!“

Etwas widerwillig hüpfte Aalomon auch durch das Loch, dass Bakutamon in die Wand geschlagen hatte. Dann nahm Shunichi sein D-Maak zur Hand, um den anderen zu sagen, dass sie auch kommen sollten.

„Ich schätze einmal, du hast Alice, Hime und Rico noch nicht kontaktiert …“, bemerkte Shunichi, wandte seinen Blick aber nicht von dem Gerät ab.

„Nein, das überlass ich lieber dir“, gab der Weißhaarige zurück und zündete sich inzwischen eine Zigarette an.

Kurze Zeit später hatten die zwei vier Okays: von Honoka, Yukiko, Hime und Alice. Rico meldete sich überhaupt nicht, was Ryan wieder einmal einen Grund gab, sich über ihn aufzuregen.

„Ist der Idiot vom Erdboden verschluckt worden, oder was?“, beschwerte er sich und trat wütend auf die Zigarette, die er schon fertig geraucht hatte, „Jetzt hätten wir Nayuta, um den alten Mann zu rufen, aber Herr Oberwichtig ist unauffindbar, er hält es nicht einmal für nötig seinen Arsch zu einem Kampf zu bewegen!“

„Beruhig dich, Ryan, er hat bestimmt einen Grund für sein Verhalten.“

„Ist mir scheiß egal, was er für Gründe hat, der Trottel soll gefälligst seinen Pflichten nach gehen. Glaubst du ich hab immer Bock auf die Digimon-Kämpfe?“, regte er sich weiter auf, woraufhin er wieder husten musste.

„Ryan, du …“

„Lass stecken, Shunichi“, fiel Ryan ihm ins Wort, was Shunichi nur mit einem Kopfschütteln erwidern konnte.
 

Es dauerte eine Weile, bis alle Digi-Ritter, abgesehen von Rico und Nayuta, am Ort des Geschehens angekommen waren. Inzwischen hatte das Kraftwerk schon einige Angriffe erleiden müssen und der Kampf trug sich nun auf dem Gebäude aus und nicht mehr darin. Als sich die vier gerade angekommenen Digimon in den Kampf einmischten, gingen Bakutamon und Aalomon schon zu Boden und digitierten zurück.

„Ihr habt gut durchgehalten“, meinte Shunichi, als er Mantamon in die Arme nahm.

„Seht mal, da oben passiert etwas!“, bemerkte Honoka plötzlich und zeigte auf die Digimon.

Alle blickten in diese Richtung und wussten sofort, was das Mädchen meinte. Giromon wurde angegriffen, aber nicht von einem ihrer Partner-Digimon, sondern von einem unbekannten Wesen, das auf einmal aufgetaucht war.

„Wie bei Garudamon!“, meinte Baluamon.

Die mysteriöse Kreatur packte Giromon nach seiner Attacke und schleuderte es gegen das Kraftwerk, woraufhin sich das Ultra-Digimon nicht mehr bewegt. Fassungslos starrten die restlichen Digimon das Wesen an. Kurz darauf verschwand es so schnell, wie es aufgetaucht war.
 

Die Digimon digitierten alle auf das Rookie-Level zurück und machten sich auf den Weg zu ihren Partnern. Die Digi-Ritter sahen alle noch ziemlich überrascht über das gerade Geschehene aus.

„Was ist das für ein Wesen?“, fragte Hime, auch wenn ihr klar war, dass die anderen auch keine Antwort darauf wussten, „Es hat uns schon wieder geholfen, steht es also auf unserer Seite?“

„Diesmal hätten wir es aber auch ohne es geschafft“, bemerkte Alice und verschränkte dabei ihre Arme.

„Komische Kreatur hin oder der, das ist mir eigentlich gerade egal“, meinte Ryan und stieg auf die so eben gerauchte Zigarette, „Ich bin mir sicher, dass uns der alte Mann auch darüber etwas erzählen könnte. Nur was ist das Problem? Wir sind ja nicht einmal im Stande, alle von uns gleichzeitig an einen Ort zu bringen! Jetzt haben wir endlich den Kleinen so weit, jetzt fehlt wieder Rico. Hat denn keiner eine Ahnung, wo sich der Kerl aufhält?“

„Alice, was ist denn mit dir, siehst du ihn bei euch zu Hause gar nicht?“, fragte Shunichi, im Gegensatz zu Ryan, mit ruhiger Stimme.

„Nein, er war schon lange nicht mehr daheim …“, antwortete sie ihm und senkte betrübt ihren Kopf.

„Machen sich eure Eltern denn gar keine Sorgen?“, erkundigte er sich weiter, woraufhin Alice ihre Hände in die Jackentaschen steckte, damit sie nicht nervös mit ihren Fingern spielen konnte.

„Die sind zur Zeit nicht zu Hause, also nein …“, log sie, woraufhin Hime sie skeptisch anblickte.

„Naja dann können wir ja gehen“, meinte Ryan und marschierte weg, „Der letzte befördert Giromon zurück in die Digi-Welt.“

Kurz darauf waren nur noch Alice und Hime übrig und Hime übernahm den Transport des bösen Digimons zurück in die Digi-Welt. Alice war seit vorhin ziemlich still und wirkte sehr nachdenklich.

„Du hast mir gar nicht erzählt, dass deine Eltern weg sind“, meinte Hime, während sie ihr D-Maak wegpackte.

„Sorry, hab ich vergessen …“

„Was ist los? Du schaust so nachdenklich“, bemerkte Hime und sah ihre Freundin besorgt an.

„Nichts, ich mach mir nur Sorgen um Rico …“
 

Es war schon Abend und Yukiko war gerade auf dem Weg zu ihrer Wohnung. Sie hatte noch schnell bei einem Konbini vorbei geschaut, da sie überhaupt keine Milch mehr zu Hause gehabt hatten. Ihr Weg führte beim Spielplatz vorbei, wo sie kurz stehen blieb.

Hier hatten sich alle acht Digi-Ritter das erste Mal getroffen, das war vor ungefähr einem Monat gewesen. Viel hatte sich seit dem noch nicht verändert, eine richtige Gruppe waren sie noch immer nicht … Das einzige, was sich gut entwickelt hatte, war ihre Beziehung zu Takomon, wenn auch nur ein wenig und darüber war sie sehr froh.

Plötzlich vernahm sie eine Stimme und kurz darauf auch noch eine andere. Die Geräusche führten sie etwas in einen kleinen Wald hinein, aber ihre Neugier war zu groß, als das sie das davon abgehalten hätte. Nach einer Weile wurden die Stimmen dann klarer und sie konnte verstehen, was sie sagten. Außerdem konnte sie sie nun auch zuordnen. Es waren Rico und Acimon.

Yukiko versteckte sich leise hinter einem Baum, damit sie nicht bemerkt wurde. Was die beiden da wohl trieben? Acimon sah ziemlich erschöpft aus und sie erkannte, dass am Boden einige Dosen und Warnhüte aufgestellt waren.

„Das war schon besser, du wirst schneller“, bemerkte Rico und beugte sich zu Acimon hinunter, um seinen Kopf zu tätscheln.

„Ich bin kaputt, können wir nicht für heute aufhören?“, fragte es und blickte seinen Partner dabei mitleidig an.

„Wir haben doch gerade erst angefangen“, meinte er und richtete sich wieder auf, „Du wolltest doch stärker werden, oder?“

„Ja, ich will nicht immer so schnell k.o. sein, wenn wir gegen böse Digimon kämpfen …“

„Gut, dann gleich nochmal“, entgegnetet ihm Rico, woraufhin sich Acimon bereit machte und auf Ricos Startzeichen losrannte und dabei über die Hütchen sprang und den Dosen auswich.

Yukiko wandte ihren Blick von den beiden ab und lehnte sich nun gegen den Baum, hinter dem sie stand. Trainierten die zwei etwa heimlich? Aber warum? Sie hatte eigentlich nie das Gefühl gehabt, dass Acimon schwächer wäre als die anderen. Klar, Baluamon, Mantamon, Naokimon und Fikadamon hatten schon etwas mehr Erfahrung und hatten deswegen mehr Ausdauer und waren vielleicht ein bisschen stärker, aber das machte doch nichts, oder?

Yukiko fragte sich, was wohl in Ricos Kopf vor sich ging. Sollte sie sagen, dass sie hier war und ihn einfach fragen, warum sie heimlich trainierten? Nein, sie würde sich sowieso nicht trauen, ihn anzusprechen, sie würde ihn ja doch nur nerven, er wollte sicher in Ruhe alleine mit Acimon sein …

Also ging sie einfach wieder. Einmal drehte sie sich noch zu ihnen um und sah, wie Acimon gerade über eines der Hütchen sprang, dann konzentrierte sie sich auf das vor ihr Liegende. Ob sie Honoka davon erzählen sollte? Wahrscheinlich wäre das keine so gute Idee, sie würde sicher morgen um diese Zeit hier stehen und auf ihn warten …

Jeder andere wäre zu ihm hingegangen und hätte ihn gefragt, warum er nicht zurück rief. Immerhin wäre jetzt auch Nayuta dabei und es fehlte eben nur noch Rico. Aber er hatte bestimmt seine Gründe, wieso er das tat, auch wenn sie diese wahrscheinlich nicht verstehen würde …
 

Das mysteriöse Wesen ist erneut aufgetaucht o.O

Wann die Digi-Ritter wohl heraus finden, was es damit auf sich hat?

Das steht noch in den Sternen XP

Was mir aufgefallen ist, ist, dass die Charaktere die Geschichte langsam selbst in die Hand nehmen und ich mich nach ihnen richten muss, ja, endlich entwickeln sie sich zu richtigen Persönlichkeiten, hat ja auch lange genug gedauert ^^

Kiripurin

Das war so nicht geplant

In letzter Zeit war Yukiko Nayuta erfolgreich aus dem Weg gegangen. Sie hatte Angst mit ihm zu sprechen und ihm in die Augen zu sehen, sie wollte einfach nur vergessen, was vor vier Tagen passiert war, auch wenn ihr klar war, dass das was sie tat, idiotisch war.

Vorgestern hatte sie aus Neugier auch wieder am Abend beim Spielplatz vorbei geschaut und zwar mit Erfolg, wie auch gestern. Rico war dort gewesen, zusammen mit Acimon und es hatte wieder so ausgesehen, als ob sie trainieren würden. Etwas in ihr drängte sie, es den anderen zu sagen, oder zumindest Honoka, aber sie wollte Rico auch nicht verraten …

Natürlich könnte sie auch einfach zu ihm hingehen und alleine mit ihm reden. Vielleicht hatte er gar keinen so guten Grund alle zu ignorieren und sie machte sich um sonst so einen Kopf. Doch das traute sie sich nicht, was sollte sie schon sagen?

Heute war der letzte Schultag, bevor die Weihnachtsferien begannen und Yukiko fand es schade, dass die Digi-Ritter gerade zu so einer Zeit, in der man eigentlich fröhlich sein sollte, solche Probleme hatten. Was sie zu Weihnachten machen würde? Wenn sie ehrlich war, hatte sie bis vor kurzem noch davon geträumt mit Nayuta zu feiern … Aber sie gab sich auch damit zufrieden mit Honoka abzuhängen, wie jedes Jahr.

„Hallo, Yukiko, ich rede mit dir“, wurde sie von Honoka aus den Gedanken gerissen und schüttelte leicht den Kopf um wieder klar in der Realität zu sein.

„Was?“, fragte sie verwirrt und man sah ihr auch an, dass sie gerade nicht zugehört hatte.

Es war gerade Mittagspause und die beiden standen in der Mensa und hatten eigentlich gerade überlegt, was sie machen wollten. Irgendwie war Yukiko mit ihren Gedanken abgeschweift, sehr abgeschweift und über das eigentliche Thema hatte sie gar nicht nachgedacht.

„Hast du etwas zum Essen oder musst du dir noch etwas kaufen?“, wiederholte Honoka ihre Frage.

„Ich hab …“, wollte sie schon anfangen zu erklären, dass sie nichts brauchte, hielt aber plötzlich inne.

Das Mädchen konnte ein paar Meter hinter ihrer besten Freundin Nayuta ausmachen und es hatte den Anschein, als ob er zu ihnen wollte. Sie spürte, wie ihr Herz auf einmal schneller zu schlagen begann und wie sie nervös wurde. Gut, das hieß dann wohl Planänderung, sie brauchte doch etwas zu essen.

„Ich meine, ich muss mir noch etwas kaufen!“, erklärte sie hastig und suchte ihre Geldbörse in ihrem Rucksack, „Brauchst du auch etwas? Nein, oder? Also ich stell mich dann mal an, ich bin weg!“

„Hey, was …?“, wollte sie ihr noch entgegnen, doch Yukiko war schon weg und im Getümmel der Schüler verschwunden.

Verwirrt über das seltsame Verhalten ihrer Freundin, starrte sie ihr noch eine Weile hinterher. Was war das denn gerade gewesen? Als sie hörte, dass sie jemand bei ihrem Namen rief, drehte sie sich um und erblickte Nayuta. Ach so, deswegen war Yukiko so schnell weg gewesen.

„Hi, sag mal gibt es etwas Neues? Wegen Rico mein ich“, erkundigte er sich, woraufhin Honoka nur betrübt zur Seite blickte.

„Nein, leider, er ist noch immer spurlos verschwunden ….“

„In meiner Klasse fangen sie schon an zu lästern, das trauen sie sich eh nur, wenn er nicht da ist …“, erklärte er und wirkte so, als ob ihn das kränken würde, „Nicht dass es mich interessieren würde, was die anderen sagen, kann mir doch egal sein! Ist doch Ricos Sache!“

Honoka musste leicht schmunzeln. Natürlich machte ihm das etwas aus. Er war einfach nicht der Typ Mensch, der seinen besten Freund einfach so abhaken konnte. Und außerdem machte sie sich schließlich auch Sorgen um Rico.

„Aber was ich noch von dir wollte … Yukiko geht mir aus dem Weg, stimmt’s?“, wollte er wissen und kratzte sich dabei unsicher am Kopf.

„Wer? Yukiko? Nein, wie kommst du denn darauf?“, log sie spontan, da sie nicht wusste, ob ihre Freundin das gutheißen würde, wenn sie das jetzt so hinaus posaunte.

„Naja das merke ich doch“, gab er zurück und sah traurig zu Boden, „Immer wenn ich mich ihr nähere, rennt sie weg, seitdem wir im Kino waren, haben wir nicht mehr mit einander gesprochen …“

Armer Nayuta. Sie hatte es doch gewusst, er machte sich deswegen genauso fertig wie Yukiko. Nur hatte sie das Recht sich da einzumischen? Nein, Yukiko hatte es ihr ausdrücklich verboten und diesmal würde sie sich auch daran halten.

„Weißt du, es ist besser wenn ihr das unter euch klärt, ich misch mich da nicht ein!“, redete sie sich heraus und hob abwehrend die Hände hoch, „Aber sag mal, was machst du heuer zu Weihnachten?“

„Wahrscheinlich mit meiner Familie feiern, auch wenn das ein bisschen seltsam ist, weil wir das noch nie so richtig gemacht haben …“, antwortete er ihr und setzte einen skeptischen Blick auf, als er darüber nachdachte.

Nayuta hatte noch keine fixen Pläne für Weihnachten? Das traf sich doch perfekt! Sie hatte zwar versprochen, sich nicht einzumischen, aber wenn so eine Gelegenheit kam, musste man sie doch ergreifen!

„Hey, wie wäre es, wenn du mit mir und Yukiko feierst?“, fragte sie gerade heraus und hatte keinerlei Bedenken.

„Hast du nicht gerade gesagt, dass du dich nicht einmischen willst?“, erkundigte er sich misstrauisch, woraufhin sie aber nur grinste.

„Ach was, ich misch mich doch nicht ein! Ich bin nur nett, also was sagst du?“

„Ehm, ja, okay.“

Honoka machte innerlich Luftsprünge und freute sich über den guten Verlauf der Dinge. Mit Nayuta Weihnachten feiern, das war doch Yukikos großer Traum, wie konnte sie ihr da böse sein? Glücklich legte sie ihre Hände auf Nayutas Schultern, mit einem dicken Grinsen im Gesicht.

„Perfekt, ich geb dir später noch genau Bescheid“, meinte sie und verschwand daraufhin.
 

Zur selben Zeit war Shunichi gerade auf der Suche nach Yui. Seit ihrem letzten Streit wegen Weihnachten, hatte er oft versucht sie zu erreichen, doch sie ignorierte ihn und in der Schule ging sie ihm auch aus dem Weg. Er musste aber mit ihr reden, er wollte endlich einige Dinge klar stellen, auch wenn es ihn Überwindung kosten würde, ihr das beizubringen.

Yui kaufte sich fast immer etwas in der Mittagspause, also sah er in der Kantine nach. Er hatte Glück, sie war wirklich hier. Gerade war sie an der Reihe und bezahlte ihr Essen. Er wartete, bis sie fertig war und hatte dann vor, zu ihr zu gehen. Als es so weit war, blickte sie zufällig in seine Richtung, tat dann aber so, als ob sie ihn nicht bemerkt hätte und machte sich schnell auf den Weg zu ihren Freundinnen, die ebenfalls in ihre Klasse gingen.

Doch so einfach gab der Junge nicht auf. Schnell eilte er zu ihr, damit sie nicht irgendwo in der Menge verschwand. Er merkte, dass sie schneller wurde, als sie mitbekam, dass er zu ihr wollte, doch trotzdem holte er sie noch ein. Er versuchte ihren Arm zu fassen zu bekommen und schaffte es auch, woraufhin Yui anhalten musste und sich zu ihm umdrehte.

„Yui“, meinte er und wanderte mit seinem Griff langsam hinunter zu ihrer Hand, „Lass uns reden, bitte. Es macht doch keinen Sinn wenn du mir aus dem Weg gehst und mich ignorierst.“

„Doch, finde ich schon“, entgegnete sie ihm und blickte unsicher zur Seite.

„Bitte“, gab er zurück und drückte ihre Hand etwas, aber nicht so, dass es ihr weh tat, sondern viel mehr so, dass sie sich sicher fühlte.

„Okay, gut …“, gab sie nach, als sie in sein verzweifeltes Gesicht blickte, „Aber nicht hier, nach der Schule, wo wir ungestört sind.“

„Ja, natürlich“, stimmte er ihr zu und gab ihr anschließend einen sanften Kuss auf die Wange, „Okay, wir sehen uns, bis dann.“

Shunichi verließ seine Freundin und machte sich auf den Weg zu Ryan. Er hatte es hinbekommen, dass Yui ihm zuhörte, jetzt musste er nur noch schaffen, die richtigen Worte zu finden. Das Wichtigste war, dass er jetzt keinen Rückzieher mehr machte.
 

„Hi, Alice“, meinte Ryan, als er sich auf ihrem Nachhauseweg von der Schule einfach zu ihr gesellte.

„Was willst du, Ryan?“, fragte sie genervt, ohne ihn anzublicken, „Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“

„Nein, kann ich nicht“, antwortete er ihr und ergriff ihre Hand, um sie zu seinem Mund zu führen und sie zu küssen, „Ich wollte mich bei dir entschuldigen.“

„Fass mich nicht an“, drohte sie abweisend und riss sofort ihre Hand los, während sie ihn nun böse ansah „Es interessiert mich nicht was du zu sagen hast.“

Alice steckte ihre Hände in ihre Jackentaschen und wandte ihren Blick wieder ab. Doch, natürlich war sie neugierig, warum er sich auf einmal bei ihr entschuldigen wollte und es ärgerte sie, dass sie schon wieder so nervös war und Angst hatte, etwas Falsches zu tun, aber zugeben würde sie das nie.

„Ich hab gesagt, ich will mich bei dir entschuldigen, hör dir doch wenigstens einmal an, was ich zu sagen habe“, entgegnete er ihr und wirkte dabei ungewöhnlich ernst.

„Gut, dann rede“, ließ sie nach einer Weile doch locker, hielt ihren Kopf aber stur von ihm weggedrehte.

„Ich hätte dich nicht so ärgern und dich in Ruhe lassen sollen. Vielleicht hab ich ein bisschen übertrieben“, erklärte er ihr, konnte sich dann aber eine kleine Bemerkung nicht verkneifen, „auch wenn es dir ja auch irgendwie gefallen hat …“

„Es hat mir nicht gefallen“, widersprach sie, was er erwartete hatte.

„Können wir das Ganze nicht einfach vergessen und von vorne anfangen?“, erkundigte er sich, woraufhin sich Alice‘ Augen etwas weiteten, „Ich dachte mir, wir könnten vielleicht zu Weihnachten etwas zusammen machen, wenn du noch nichts vor hast. Hime feiert ja schließlich wie jedes Jahr mit Shunichi.“

Was sollte das denn jetzt schon wieder? Sie hätte gedacht, dass sie ihn jetzt endlich los wäre, vor allem, weil er sich die letzten paar Tage so distanziert verhalten hatte. Oder hatte er das nur getan, damit sie sich in Sicherheit wog und er in Ruhe einen neuen Plan aushecken konnte?

Und warum verhielt er sich plötzlich so komisch? Er redete anders als sonst, so ernst und ehrlich … Nicht dass sie deswegen auf ihn hereinfallen würde, aber es irritierte sie. Dachte er etwa wirklich, dass sie einfach alles vergessen konnte? Seine weichen Lippen auf ihrer Haut und das wohlwonnige Gefühl, das sie dabei durchfahren hatte? Okay, ihre Gedanken gingen definitiv in die falsche Richtung …

„Meine Antwort lautet ‚Nein‘, ich hab keine Lust als Ersatz einer deiner Nutten zu fungieren“, antwortete sie ihm barsch und nicht gewillt, ihre Meinung zu ändern, „Es gibt tausend Dinge, die ich zu Weihnachten lieber tun würde.“

„Ach ja, ist das so?“

Plötzlich ging schon wieder alles so schnell, dass Alice keine Zeit hatte, sich dagegen zu wehren. Sie stand mit dem Rücken gegen eine Mauer und Ryan drückte ihre Oberarme dagegen. Sein Gesicht war ganz nahe bei ihrem und sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren. Wieder einmal.

„Warum wehrst du dich denn so dagegen, Alice?“, fragte er leise und blickte ihr dabei tief in die Augen, „Ich weiß, dass es dir gefallen hat und auch jetzt musst du dich zusammenreißen, dein Verlangen nach mir zu zügeln.“

Ja, er hatte Recht, verdammt! Immer wenn er ihr so nahe kam, war er so unheimlich attraktiv und anziehend, dass es ihr schwer fiel, sich gegen ihn zu wehren. Aber Ryan war ein Arsch, das hatte er doch schon mehr als einmal bewiesen. Er würde sich doch nie ändern.

Er kam mit seinem Kopf so nahe, dass ihre Lippen nur noch einen Zentimeter von einander entfernt waren. Alice war wie gebannt von seinen Augen und war wieder einmal nicht in der Lage, sich zu bewegen, um ihn wegzustoßen. Er würde sie küssen und sie konnte es nicht verhindern. Doch auf einmal schaffte sie es ihre Hand zu bewegen und wie von selbst landete sie mit einem lauten Klatscher auf seiner Wange.

Ryan ließ ihre Arme los und entfernte sich etwas von ihr. Mit einer Hand griff er auf die geohrfeigte Stelle, die noch immer nachbrannte. Als er Alice anblickte, konnte er die Wut und den Hass in ihren Augen gut nachvollziehen. Er war wieder einmal zu weit gegangen.

„Du bist so ein Mistkerl!“, schimpfte sie und löste sich von der Mauer, „Lass mich endlich in Ruhe! Du findest das Ganze bestimmt urkomisch, aber weißt du was? Das ist es nicht! Und deine Entschuldigung kannst du dir auch sonst wohin stecken, ich weiß nämlich, dass du das nicht ernst meinst!“

Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging schnellen Schrittes von ihm weg. Nachdem sie außer Sichtweite war, stützte er sich mit seinem Unterarm gegen die Mauer und lehnte seine Stirn dagegen. Er war so ein Idiot. Warum konnte er es nicht einfach lassen ihr Angst zu machen, indem er ihr immer so nahe kam? Der Anfang war doch gar nicht so schlecht gewesen, wo er einfach nur mit ihr geredet hatte.

Gestern hatte er eine ziemlich ausführliche Unterhaltung mit onetimegirl gehabt. Das Thema war Alice gewesen. Er hatte sie gefragt, was er tun sollte, weil sie ihm nicht mehr aus dem Kopf ging und sie hatte ihm geraten, seine Frauenheld-Seite beiseite zu lassen und sich ihr normal zu nähern. Dieses Mal hatte er ausnahmsweise auf sie gehört, zumindest hatte er das vorgehabt.

Irgendwie war das nämlich schwerer, als es sich anhörte. So war er es nicht gewohnt mit Mädchen zu reden, so vorsichtig und ohne körperliche Berührungen und Annäherungsversuchen. Dann würde er Weinachten eben wieder auf irgendeiner Party mit irgendeinem Mädchen verbringen.
 

Shunichi und Yui gingen jetzt schon eine Weile schweigend nebeneinander her. Er hatte gemeint, dass er sie bis nach Hause begleiten würde, während sie miteinander sprachen. Doch er wusste nicht, wie er anfangen sollte, er hatte Angst ihr wehzutun. Aber er durfte nicht schon wieder kneifen.

„Es tut mir leid, dass ich angenommen habe, dass ich Weihnachten wie jedes andere Jahr feiern kann, obwohl ich jetzt eine Freundin habe, ich hätte das in Ruhe schon vorher mit dir besprechen sollen“, fing er an, als er endlich den Mut fassen konnte, seinen Mund aufzumachen.

„Schon gut, ich hab wohl ein bisschen überreagiert …“, entgegnete sie zu seiner Verwunderung, während sie zu Boden blickte.

„Nein, nichts ist gut“, widersprach er und wartete, bis sie ihn auch anblickte, doch das tat sie nicht, „Es sollte doch so sein. Normalerweise sollten Paare Weihnachten miteinander feiern wollen. Da stimmt also was nicht und ich weiß das das meine Schuld ist, aber ich kann’s nun mal nicht ändern. Als du mich gefragt hast, ob ich dein Freund sein will, hab ich ‚Ja‘ gesagt, weil ich dachte, dass sich meine Gefühle für dich erst entwickeln müssten, aber jetzt wird mir klar, dass …“

„Shunichi, ich weiß, dass ich viel falsch gemacht habe!“, unterbrach sie ihn und blieb nun stehen.

Sie drehte sich mit ihrem ganzen Körper zu ihm und ergriff seine Hände. Yui blickte ihn erst an, wirkte aber auch etwas verzweifelt. Gerade hatte er es fast geschafft und jetzt fiel sie ihm einfach so ins Wort. Was sollte denn das? Hatte sie etwa geahnt, was er vorhatte?

„Ich bedränge dich immer so und raste ziemlich schnell aus, aber bitte lass uns das einfach vergessen. Ich liebe dich und ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn du nicht mehr da wärst, ich kann mich ändern wenn du das willst, du musst es mir nur sagen!“

Shunichi starrte sie völlig überrumpelt an. Hatte er da gerade richtig gehört? Yui gestand, dass sie Fehler gemacht hatte? Aber warum kam das jetzt? Warum musste sie ihm noch einmal sagen, wie wichtig er ihr war? Das machte es ihm nur noch schwerer mit ihr Schluss zu machen.

„Yui, ich denke nicht …“, wollte er wieder beginnen, doch sie redete ihm erneut dazwischen,

„Weißt du, ich habe echt nicht geglaubt, dass ich mich so sehr in dich verlieben würde und mit jedem Tag werden meine Gefühle für dich stärker. Ich hasse es, wenn wir uns streiten, auch wenn es vielleicht nie danach aussieht, aber es geht mir immer völlig beschissen danach. Am liebsten würde ich dann gleich wieder zu dir zurück rennen, aber ich habe immer Angst, dass du böse auf mich bist …“

„Ich bin nie böse auf dich, du musst doch keine Angst haben, ich würde dich doch nie anschreien oder sonst irgendetwas tun.“

„Weil du viel zu gutmütig dafür bist“, meinte sie und umklammerte nun seinen Oberkörper, „Deswegen weiß ich auch, dass du mir nie etwas vormachen würdest, das liebe ich auch so an dir. Ich weiß, woran ich bei dir bin. Du würdest mich nie einfach so aus heiterem Himmel verlassen, so bist du nicht. Mir ist zwar klar, dass du mich nicht so sehr liebst, wie ich dich, aber das macht mir nichts, das wird alles noch kommen, wir müssen dem Ganzen nur Zeit geben. Ich brauche dich Shunichi, wenn du nicht mehr da wärst, würde ich unglücklich sein.“

Beim letzten Satz konnte der Junge hören, wie ihre Stimme versagte. Sie weinte. Nun erwiderte er ihre Umarmung, indem er auch seine Hände um sie legte und ihren Kopf gegen seinen Oberkörper drückte. Er konnte es ihr nicht sagen. Nicht jetzt.

„Ich bin ja da“, entgegnete er ihr nur und streichelte sanft über ihren Kopf.
 

Yukiko und Honoka saßen im Zimmer der Rosahaarigen und spielten PlayStation. Die Zimmertür war offen und Honokas kleine Schwestern rannten gerade laut kreischend an dem Raum vorbei, woraufhin das Mädchen einen genervten Laut ausstieß.

„Kaya, Nanami! Leiser!“, rief sie, doch schon rannten die zwei erneut lachend bei ihrem Zimmer vorbei.

„Du kannst uns nichts anschaffen“, meinte Kaya, die ältere der beiden, als sie kurz bei der Tür stehen blieb und anschließend einen Polster nach ihrer großen Schwester warf.

„Kaya!“, schrie sie, warf den Controller zur Seite, sprang auf und rannte Kaya, die bereits wieder davon gelaufen war, nach.

Yukiko betätigte inzwischen die Pause-Taste und legte die Steuerung dann ebenfalls weg. Etwas eingeschüchtert sah sie ihrer Freundin nach. Sie war nur froh, dass sie nicht zwei kleine nervige Schwestern hatte. Ihr würde es gar nicht gelingen, sich gegen sie durchzusetzen. Obwohl, vielleicht hätte sie es dadurch wenigstens gelernt.
 

Honoka folgte den zwei kleinen Quälgeistern die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, wo ihre Eltern fernsahen. Keuchend stand sie nun da und wurde von ihrem Vater und ihrer Mutter angesehen.

„Du sollst doch nicht so schreien, Honoka“, wies Frau Karazu sie zu Recht und blickte sie mit strengem Blick an.

„Aber Kaya und Nanami lassen uns schon wieder nicht in Ruhe!“, beschwerte sie sich und zeigte auf die angesprochenen Personen.

„Ihr sollt doch eure große Schwester in Frieden lassen, vor allem wenn sie eine Freundin da hat“, bemerkte Herr Karazu an die Kleinen gewandt, die daraufhin beschämt zu Boden blickten.

„Aber wir haben doch gar nichts gemacht“, log Kaya, woraufhin Honoka wütend zu ihr stapfte.

„Nein? Und was ist mit den Polstern, die ihr nach uns geworfen habt?“, fragte sie und beugte sich, die Hände in die Hüften stemmend, zu ihr nach unten.

„Welche Polster?“, stellte sich Nanami dumm, was Honoka nur mit einem zornigen Schnauben kommentierte.

„Ich weiß nicht, wer von euch beiden Recht hat, aber einer von euch lügt und das hab ich überhaupt nicht gern“, mischte sich Honokas Mutter wieder ein, „Honoka, geh einfach wieder rauf in dein Zimmer und ihr beiden bleibt hier unten bei uns.“

„Aber Mama!“, wollte Kaya protestieren, doch sie ließ sie nicht ausreden.

„Nichts aber, ihr könnt doch auch hier im Wohnzimmer spielen.“

„Aber oben ist es viel lustiger!“

Honoka schlich sich, während die zwei noch weiter diskutierten, wieder nach oben. Als sie in ihrem Zimmer angelangt war, setzte sie sich neben Yukiko seufzend auf den Boden und nahm ihren Controller wieder in die Hand.

„Sei du froh, dass du keine kleinen Schwestern hast, beziehungsweise gar keine Geschwister, Ai ist ja auch so anstrengend“, jammerte sie und nahm das Spiel wieder auf.

„Bin ich auch, glaub’s mir“, gab sie zurück und konzentrierte sich nun auch wieder auf den Bildschirm, „Sag mal zu Weihnachten … hast du schon etwas Bestimmtes geplant oder spielen wir Spiele und singen Lieder unterm Weihnachtsbaum wie jedes Jahr?“

„Nayuta kommt“, antwortete sie ihr, als ob das etwas ganz Natürliches wäre, woraufhin sich Yukikos Augen weiteten.

„Was?“, fragte sie noch einmal nach, in der Hoffnung sich verhört zu haben.

„Ja, Nayuta kommt.“

„Wieso? Und warum weiß ich davon nichts?“, erkundigte sie sich aufgebracht und brachte das Spiel zum Stillstand.

„Jetzt weißt du es ja und ich dachte mir, dass du dir das doch schon immer erträumt hast, Weihnachten mit Nayuta feiern meine ich“, erklärte sie ihr und blieb ganz gelassen.

„Ja, aber nicht jetzt! Du weißt doch ganz genau, dass ich ihm gerade aus dem Weg gehe!“, beschwerte sie sich und drehte sich mit ihrem ganzen Körper zu ihrer besten Freundin, „Du hast versprochen, dass du dich nicht einmischt!“

„Das hab ich ihm auch gesagt, wirklich, nur als er sagte, dass er noch nichts zu Weihnachten macht, weil Rico ja irgendwie verschwunden ist und er mit ihm zerstritten ist, war das die Gelegenheit deinen Traum endlich war werden zu lassen. Ich konnte gar nicht anders, als ihn zu fragen.“

„Was hat Nayuta denn gesagt, dass du darauf geantwortet hast, dass du dich nicht einmischt?“

„Ich hätte gedacht, dass interessiert dich nicht …“, gab sie zurück, während sie ihre Fingernägel untersuchte.

„Natürlich interessiert mich das, sag schon!“

„Er hat gefragt, ob ich weiß, warum du ihm, seit ihr im Kino wart, aus dem Weg gehst und er klang ziemlich traurig.

„Du meinst, er macht sich auch fertig deswegen?“, fragte sie und blickte sie hoffnungsvoll an.

„Das versuche ich dir ja schon die ganze Zeit klar zu machen. Natürlich, es ist Nayuta! Wenn du mit ihm geredet hättest, anstatt ihm aus dem Weg zu gehen, hättet ihr die ganze Sache schon längst geklärt!“

„Ich glaube trotzdem noch immer, dass er mir nur sagen will, dass wir es lieber bleiben lassen sollen …“

„Ich will jetzt nichts mehr davon hören!“, gab Honoka zurück und nahm das Spiel wieder auf.

„Aber …“

„Nein, Schluss jetzt! Du wirst dich zu Weihnachten mit ihm aussprechen und danach ist alles gut, glaub mir einfach.“

„Ich bin leider nicht so optimistisch wie du …“, war sie noch immer nicht ganz überzeugt, ließ jetzt aber das Thema auf sich beruhen.
 

Zuerst war Alice noch schnellen Schrittes in die Richtung ihrer Wohnung gegangen, doch dann wurde sie immer langsamer und starrte betrübt zu Boden. Eigentlich war das Angebot von Ryan gar nicht so schlecht gewesen. Sie war ja sowieso an Weihnachten alleine …

Es war schon lange her, dass sie glücklich im Kreise der Familie gefeiert hatten. Sie konnte sich gar nicht mehr richtig daran erinnern, wie sich das angefühlt hatte. Ihre Eltern hatten bis jetzt zwar immer Geschenke für sie gehabt, aber sie hatten diese nie persönlich überreicht.

Die letzten paar Jahre war es also so gewesen, dass sie auf der Weihnachtsparty ihrer Klasse oder zu Hause war, je nachdem, wozu sie in Stimmung war. War sie daheim, hatte sie sich immer Zeit genommen, um den Baum zu schmücken, alles weihnachtlich herzurichten, vielleicht noch eine Kleinigkeit zu kochen und zu warten, bis Rico kam. Der feierte nämlich immer zuerst mi Nayuta und danach mit ihr.

Meistens war es dann schon ziemlich spät, aber das machte nichts, viel vor hatten sie ja eh nie. Sie genossen immer die Ruhe und auch wenn sie kaum mit einander redeten, war es angenehm einfach nur da zu sitzen und alles auf sich wirken zu lassen. Doch so würde es dieses Jahr nicht sein und ihr war bewusst, dass das ihre Schuld war.

Warum hatte sie gelogen? Rico hatte es ja erst gar nicht erfahren sollen, aber es war nun mal passiert und es war klar, dass er ausrasten würde. Aber genau genommen hatte sie alles Ryan zu verdanken. Hätte er sie in Ruhe gelassen, hätte sie doch gar keinen Grund zum Lügen gehabt. Aber was dachte sie denn da? Sie sollte aufhören anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben …

Also, was würde sie dieses Jahr zu Weihnachten tun? Auf eine Party ihrer Klasse hatte sie eigentlich überhaupt keine Lust und auf Ryans Angebot einzugehen, war auch ausgeschlossen. Naja, irgendetwas würde ihr ja wohl noch einfallen. Wenn nicht würde sie eben mit Naokimon zu Hause bleiben, auch wenn das traurig war.
 

Als Alice zu Hause ankam, legte sie Ricos und ihr Zeugnis auf den Wohnzimmertisch. Herr Mazusuke hatte ihr das Zeugnis ihres Bruders mitgegeben, weil er heute wieder einmal nicht in der Schule war. Er hatte sie gefragt, was mit ihm los sei und sie hatte geantwortet, dass er krank wäre. Es musste ja nicht in der Schule bekannt werden, dass er verschwunden war.

„Du, Alice?“, machte Naokimon auf sich aufmerksam und legte seine Vordertatzen auf den Wohnzimmertisch, um das Stück Papier zu begutachten, „Was ist das für ein Zettel?“

„Das ist ein Zeugnis“, erklärte sie, während sie das angesprochene Blatt anstarrte.

„Was ist ein Zeugnis?“

„Da stehen Schulnoten oben“, antwortete sie ihm und hockelte sich neben es, um seinen Kopf zu streicheln, „Wir gehen in die Schule, schreiben Tests, machen Hausaufgaben, müssen im Unterricht mitarbeiten und am Ende eines Schulsemesters, also bevor lange Ferien kommen, bekommen wir eben einen Zettel, auf dem steht, wie wir in den einzelnen Fächern nach unserer Leistung benotet wurden.“

„Wurdest du gut benotet?“, wollte es neugierig wissen und blickte nun das Mädchen an.

„Ja, eigentlich schon“, entgegnete sie ihm mit einem Lächeln, das kurz darauf aber wieder verschwand, „Aber ich denke nicht, dass es gut genug ist …“
 

Etwa fünf Stunden nachdem Ryan mit Alice gesprochen hatte und abgeblitzt war, kam er zu Hause, beim Restaurant seiner Eltern, an. Er war noch in eine Bar gegangen und hatte ein bisschen was getrunken. Ein bisschen was? Naja, auf jeden Fall soviel, dass er jetzt leicht betrunken war. Der Junge hatte versucht sich zu amüsieren, immerhin war heute der letzte Schultag gewesen, da durfte man das ja, aber es hatte nicht so recht klappen wollen. Er bekam seinen Kopf einfach nicht frei.

Noch dazu war er ein klein wenig gekränkt, weil er von Alice eine Abfuhr kassiert hatte. Nicht dass er erwartet hätte, dass sie ihm mit Freude zusagen würde, aber dass er sich eine Ohrfeige einfing, damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Naja, es war nun einmal so und er konnte es nicht ändern.

Als er bei der Tür des Restaurants hineinging, kniff er die Augen zusammen, weil ihm das Licht so entgegen schien. Draußen war es schon dunkel und wenn er ehrlich war, war ihm die Dunkelheit im Moment um einiges lieber. Eigentlich wollte er wie jedes Mal, einfach nur nach oben verschwinden, doch seine Mutter hatte ihn schon erblickt.

„Ryan, da bist du ja endlich“, meinte sie und stellte sich ihm in den Weg, damit er nicht abhauen konnte, „Warum bist du erst so spät nach Hause gekommen?“

„Ich war noch weg“, meinte er und wollte schon an ihr vorbei gehen, doch sie streckte den Arm aus, sodass er es nicht tun konnte.

„Hast du etwas getrunken?“, fragte sie, aufgrund seines nach Alkohol riechenden Atems.

„Ja, hab ich. Und? Es ist der letzte Schultag, da darf ich mir ja wohl was gönnen.“

„Wir reden am Abend weiter, wenn die Gäste weg sind“, meinte sie und nahm nun ihren Arm herunter.

„Ja, Mum“, gab er augenverdrehend zurück und marschierte nach oben.

Eigentlich hatte er vorgehabt gleich in sein Zimmer zu gehen, doch als er beim Kinderzimmer vorbei ging und Jimi ihn aus dem Gitterbett aus ansah, blieb er stehen. Er war schon lange nicht mehr im Zimmer seines kleinen Bruders gewesen, er versuchte es so gut es ging zu vermeiden. Er mochte Jimi nicht, wieso sollte er so tun, als ob es anders wäre?

Aber heute spürte er irgendwie nicht so eine große Abneigung gegen ihn, wie sonst immer. Also ging er auf das Gitterbett zu und hockelte sich davor. Seine Arme stützte er verschränkt am Gitter ab und blickte Jimi an.

„Was ist mit dir, Kleiner?“, fragte er, doch der Kleine blickte ihn nur stumm und mit großen Augen an, „Ich kann dich nicht leiden, also schau mich nicht so an. Erwarte ja nicht von mir, dass ich dich hoch nehme oder so ‘nen Scheiß.“

„Sire“, meinte Baluamon und zupfte ihm am Hemd, um auf sich aufmerksam zu machen, „Du warst schon wieder so unfreundlich zu deiner Mutter.“

„Was soll ich denn machen?“, fragte er, ohne es anzublicken und stützte nur sein Kinn auf seinen Händen ab, sodass es etwas unverständlich wurde, was er sagte, „Warum sollte ich nett zu ihr sein, wenn sie sich einen Dreck um mich schert?“

„Ich bin mir sicher, dass sie das nicht tut.“

„Sie hat ja nicht einmal nach meinem Zeugnis gefragt …“, bemerkte er und widmete sich dann wieder Jimi, „Das passiert dir sicher nicht. Du wirst sicher der brave Sohn, den sich die zwei immer gewünscht haben.“

„Wirst du sentimental, Sire?“, fragte Baluamon, woraufhin Ryan kurz lachte, „Sieht wohl so aus.“
 

Rico war schon wieder nicht da 0.o

Langsam geht er mir schon ab, aber eigentlich ist es nur fair den anderen gegenüber, weil er vorher so oft präsent war XP

Was Shunichi tut ist echt nicht nett, aber ich er muss eben auch ein paar nicht so gute Seiten haben ^^

Kiripurin

Auf zum Eislaufplatz

Honoka stieß einen lauten Schrei aus, als sie sah, wie sich der Boden vor ihr hob und wandte sich dann schnell um, um wegzurennen. Als sie kurz einen Blick neben sich erhaschen konnte, bemerkte sie, dass sich ihre beste Freundin ganz in ihrer Nähe befand und ebenfalls versuchte, so schnell wie es eben ging zu laufen.

Doch die beiden Mädchen waren zu langsam und spürten, wie sich die Straße unter ihnen auflöste und sie somit keinen Halt mehr hatten. Sie drohten hinabzustürzen, aber zum Glück wurden sie noch Rechtzeitig von einem wurzelartigen Geflecht aufgefangen und auf einer sicheren Stelle auf der Straße abgesetzt.

„Puh, danke, Latreemon“, meinte Honoka und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Ihr dürft keine Zeit verschwenden, die Straße wird immer mehr zerstört!“, wies Yukiko die zwei Partner-Digimon darauf hin, die sich anschließend wieder Digmon widmeten.

Wenige Zeit später war das bösartige Digimon besiegt und Yukiko beförderte es wieder zurück in seine Welt. Latreemon und Metalltakomon digitierten auf ihr Rookie-Level zurück.

„Wir müssen schnell von hier verschwinden, nicht dass es noch auffällig ist, dass wir hier herum stehen“, erklärte Yukiko, woraufhin die anderen nickten und sie sich langsam und möglichst unauffällig auf den Weg nach Hause machten.
 

„Wenn so ein bescheuertes Digimon morgen zu Weihnachten auftaucht! Ich sag’s dir, ich zuck aus!“, äußerte sich Honoka etwas laut, woraufhin schon ein paar Leute die Köpfe zu ihnen drehten.

„Honoka, doch nicht so laut!“, flüsterte Yukiko, was ihre Freundin aber mit einem Schulterzucken abtat.

„Was denn? So genau hören die eh nicht hin“, erklärte sie gelassen und verschränkte die Hände hinterm Kopf.

„Ich will nur nicht, dass wir irgendwie in Verbindung mit dem gerade Geschehenen gebracht werden, wenn wir von Digimon quatschen.“

„Das glaubt uns doch eh niemand.“

„Naja, dass sich der Boden auf einmal hebt, ist schon ziemlich seltsam.“

„Yukiko, sei nicht immer so pessimistisch!“, wies Honoka das Mädchen zurecht, woraufhin Gissimon zustimmend nickte, „Die ganzen anderen ‚Naturkatastrophen‘ sind genauso komisch, die Typen werden doch nie auf Digimon kommen.“

„Ja, vermutlich hast du Recht … Aber wegen Weihnachten, falls wirklich ein Digimon auftauchen sollte, müssen wir uns eh nicht darum kümmern. Das ist dann Alice, Hime und … Ricos Aufgabe.“

Als Yukiko Rico erwähnte, wurde ihre Stimme plötzlich leiser und sie blickte nachdenklich zu Boden. Sie überlegt schon die ganze Zeit, ob sie jemanden sagen sollte, dass sie wusste, wo Rico war, zumindest immer in der Nacht, aber schlussendlich ließ sie es doch bleiben. Vielleicht sollte sie einfach einmal versuchen, selbst mit ihm zu reden.

„Ja, aber auch nur, wenn es kein Ultra-Digimon ist“, gab Honoka zurück und bemerkte Yukikos grüblerisches Gesicht nicht.

„Wird schon nicht passieren, wenn sich heute eh ein Digimon in unsere Welt verirrt hat, wird es ja morgen dann keines tun.“

„Weißt du was? Ich lad dich heute noch zum Eislaufen ein“, meinte sie und legte ihren Arm auf Yukikos Schulter, „Damit wir an deinem Geburtstag was spaßiges machen, wenn du schon keine Party willst.“

„Na da sag ich nicht ‚Nein‘“, erwiderte Yukiko und lächelte sie anschließend an.
 

Alice stand im Supermarkt vor der Obstabteilung und überlege, welche Äpfel sie nehmen sollte. Sie war gerade dabei alles einzukaufen, was sie für Weihnachten brauchten. Das Mädchen hatte beschlossen ganz normal wie immer, für zwei Personen Essen zu machen, vielleicht würde Rico ja doch auftauche.

„Nimm die Fine-Äpfel, die sind die besten“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihr, die sie aufschrecken ließ, „Oder die Grapies-Äpfel, die sind auch nicht schlecht.“

Das war jetzt nicht wahr, oder? Folgte dieser Idiot ihr etwa überall hin? Am liebsten würde sie ihn einfach ignorieren, doch sie hatte ehrlich gesagt Angst davor, was er dann tun würde, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, auch wenn sie hier unter vielen Menschen waren.

„Danke, Ryan, dann weiß ich ja jetzt, welche ich definitiv nicht nehme“, entgegnete sie ihm und räumt die Äpfel in ihren Einkaufskorb, die er nicht genannt hatte.

„Wie leicht es doch ist, dich zu durchschauen“, meinte Ryan, woraufhin Alice ihn verwirrt anblickte, „Wusste ich’s doch, dass du die nicht nimmst, die ich dir empfehle, aber keine Sorge, jetzt hast du die Besten eingepackt.“

Ryan setzte ein Lächeln auf. Kein freches widerliches Grinsen, sondern einfach ein nettes zufriedenes Lächeln. Doch Alice ließ sich nicht davon beirren, schnaubte und ging einfach wütend weiter. Natürlich rannte Ryan ihr hinterher.

„Der letzte Weihnachts-Einkauf?“, fragte er, als er in ihren Korb blickte, als er neben ihr herging.

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, erwiderte sie mürrisch und blickte starr nach vorne.

„Hör zu, Alice“, fing er an und seufzte dann, „Ich entschuldige mich für das, was ich gestern getan habe, ja? Die Situation ist nicht ganz so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe. Ich wollte dich nicht so bedrängen, das war scheiße von mir.“

„Ja, das war es“, kommentierte sie knapp und fuhr in monotonem Tonfall fort, „Und was hast du jetzt schon wieder für einen Grund, mir sogar in einem Supermarkt aufzulauern?“

„Ich fühle mich aus irgendeinem Grund zu dir hingezogen, deswegen hab ich beschlossen, dass ich mit dir auf ein Date gehen will. Ich weiß nicht genau was es ist, dass dich in meinen Augen so einzigartig macht, oder ob es einfach wieder verschwindet, aber deswegen will ich mit dir ausgehen“, erklärte er und meinte auch jedes Wort so, wie er es sagte.

„Verarschen kann ich mich auch selbst.“

„Ich verarsch dich nicht, ich mein das ernst. Geh einmal mit mir aus, am besten gleich morgen, zu Weihnachten und ich lass dich für immer und ewig in Ruhe, wenn du das willst, das verspreche ich.“

„Das hört sich zwar sehr verlockend an, aber ich lass mir garantiert nicht von dir Weihnachten versauen“, gab sie kühl zurück, schmiss das letzte Lebensmittel, das sie benötigte in ihren Korb und machte sich dann auf den Weg zur Kassa, „Und außerdem, was gibt mir die Sicherheit, dass du das hältst, was du versprichst?“

„Wenn du willst kann ich Shunichi in alles einweihen, wenn er Wind davon bekommt, dass ich etwas breche, das ich dir versprochen habe, wird er schon zu sehen, dass ich dich in Ruhe lasse, vor allem nach den Dingen die schon vorgefallen sind.“

Alice war etwas überrascht, dass er auch darauf so schnell eine Antwort gefunden hatte und er brachte sie doch tatsächlich dazu, über seinen Vorschlag nachzudenken. Was hielt sie denn schon davon ab, einfach zuzustimmen? Zu Hause hielt sie nichts und dann wäre sie, wenn alles gut ging, Ryan wirklich los. Aber kam es nicht verzweifel und erbärmlich rüber, wenn sie das Angebot annehmen würde? Und außerdem müsste sie dann erst einmal das Date mit ihm durchstehen …

Was sie noch immer nicht ganz verstand war, was er eigentlich von ihr wollte. Sie glaubte nicht ganz an das, was er ihr vorhin erzählt hatte. Welchen Grund sollte er schon haben, sie zu mögen? Er wollte sie bestimmt einfach wieder für dumm verkaufen, so wie das letzte Mal auch, etwas anderes konnte sie sich einfach nicht vorstellen.

„Vergiss es, Ryan, ich fall nicht schon wieder auf einen deiner Tricks rein“, blieb sie bei ihrer Meinung und räumte ihren Einkaufskorb aus, um alles auf das Förderband der Kassa zu legen „Lass mich einfach in Ruhe, oder ich sag’s einfach Shunichi. Oder warte einmal, wie wäre es, wenn ich’s gleich deinen Eltern erzähle?“

Beim letzten Satz hatte Alice ihren Kopf zu im gewandt und ihn dabei siegessicher angesehen. Sie konnte beobachten, wie sich etwas in seinem gleichgültigen Gesicht regte. Er zog leicht die Augenbrauen zusammen und wirkte etwas sprachlos.

„Sind wir im Kindergarten oder was?“, fragte er leicht gereizt, woraufhin sich Alice wieder dem Ausräumen widmete.

„Ich hab manchmal das Gefühl, dass es so ist, ja.“

Ryan steckte seine Hände in die Hosentaschen und blickte in irgendeine Ecke des Gebäudes. Wie war sie denn jetzt darauf gekommen? Das war doch kindisch, wenn man so etwas nicht untereinander ausmachen konnte. Aber sollte sie doch mit seinen Eltern reden, war ihm doch egal, er tat sowieso nie das, was sie ihm sagten. Außerdem würde sie das sowieso nicht durchziehen.

„Schlaf doch einfach einmal eine Nacht darüber, vielleicht denkst du morgen ja anders“, meinte er und drängelte sich anschließend bei den anstehenden Kunden vorbei, um aus dem Geschäft zu gelangen.

„Da muss ich nicht drüber nachdenken“, meinte sie leise, eher mehr zu sich selbst.
 

Shunichi hatte Yui versprechen müssen, dass er den heutigen Tag mit ihr verbringen würde, wenn sie schon nicht Weihnachten miteinander feierten. Außerdem nutzten sie die Gelegenheit gleich, um ihre Geschenke auszutauschen. Shunichi hatte lange überlegt, was er seiner Freundin kaufen sollte.

Da die Beziehung zwischen ihnen grade etwas kompliziert war, beziehungsweise eigentlich nur er nicht wirklich wusste, wo sie gerade standen, war ihm die Entscheidung nicht wirklich leicht gefallen. Er hatte ja eigentlich mit ihr Schluss machen wollen, war es dann falsch, wenn er so tat, als ob alles gut wäre und er ihr einfach Schmuck schenkte? Schlussendlich hatte er sich für ein Armband entschieden.

Er wusste, dass es nicht okay war, was er da tat, aber nachdem was sie zu ihm gesagt hatte, brachte er es nicht übers Herz sich von ihr zu trennen. Am besten würde er wieder jemanden um Rat fragen, bevor er noch mehr Blödsinn anstellte. Warum musste das mit der Liebe eigentlich so verdammt kompliziert sein? Konnten sich nicht einfach zwei Menschen auf die gleiche Weise mögen? Es half nichts zu jammern, so war eben das Leben.

Yui hatte sich auf jeden Fall sehr über das Geschenk gefreut. Er hatte von ihr einen selbstgemachten Schal und eine Mütze bekommen. Ihr zu liebe hatte er die Sachen gleich anprobiert, da es ziemlich kalt draußen war und sie gerade auf dem Weg zum Eislaufplatz waren, hatte sich ihr Geschenk gleich ausgezahlt.

„Tut mir echt leid, wenn ich dich nerve!“, meinte Yui und klammerte sich an Shunichis Arm.

„Du nervst mich doch nicht“, widersprach er und lächelte sie dabei an.

„Aber du bist schon die ganze Zeit so eigenartig heute“, widersprach sie und blickte ihn besorgt an, „und dann musst du dich noch damit abmühen, mir Eislaufen beizubringen.“

„Ach was, das bildest du dir nur ein“, versicherte er ihr, auch wenn er sich dafür ohrfeigen könnte, dass er sie gerade so anlog, „Ich zeig dir gerne, wie das geht. Ich bin früher im Winter dauernd mit meinen Eltern und … also wir sind so gut wie jeden Tag auf dem Eislaufplatz gewesen.“

Ja, Shunichi hatte das Eislaufen schon mit fünf Jahren gelernt, zusammen mit Hime. Da er ein Jahr älter war als sie, hatte er schneller begriffen wie es ging und dann hatte er ihr ein bisschen geholfen und sie getröstet, wenn sie hingefallen war. Eigentlich gingen sie jetzt noch oft zusammen Eislaufen und sie hatten heute noch genauso viel Spaß wie früher. Aber das wollte er Yui jetzt nicht unbedingt auf die Nase binden.

„Ich bin mir sicher, dass ich es schnell lerne, wenn du es mir beibringst“, bemerkte sie und schmiegte sich mit ihrem Kopf an seinen Arm.
 

„Hey schau mal, Yukiko!“, meinte Honoka, als die beiden bereits auf dem Eis standen und schon eine Weile herum gefahren waren, „Dort ist Shunichi mit seiner Freundin!“

„Stimmt, du hast Recht“, entgegnete Yukiko, als sie die zwei ausgemacht hatte.

Die beiden beobachteten, wie Shunichi rückwärtsfuhr und Yui an den Händen hielt. Das Mädchen stand ziemlich wackelig auf den Beinen und blickte die ganze Zeit auf den Boden, weil sie wahrscheinlich Angst hatte, umzufallen.

„Ach wie süß“, bemerkte das rosahaarige Mädchen und grinste Yukiko an, „Er lernt ihr Eislaufen. Es muss toll sein, so einen Freund wie Shunichi zu haben.“

Yukiko blickte Honoka komisch an. Wollte sie nicht etwas von Rico? Naja, so redete sie eben immer von Jungs. Sie brauchte definitiv einen Freund.

„Was ist? Du weißt doch, wie ich das meine“, erklärte sie und schubste Yukiko leicht, aber stark genug, sodass sie fast das Gleichgewicht verlor.

„Ach Honoka!“, maulte sie und stützte sich nun bei einer Bande ab.

„Ups, sorry“, entschuldigte sie sich, obwohl das nicht wirklich glaubhaft rüber kam, „Komm, wir gehen Shunichi ‚Hallo‘ sagen.“

„Nein, nerv die beiden nicht, die wollen sicher alleine sein“, widersprach sie, als sie das Pärchen wieder beobachtete.

„Ach komm schon, wir sagen ja nur ‚Hallo‘“, ließ sie nicht locker und nahm Yukiko an der Hand, „Ich grüß im Gegensatz zu dir alle Leute, die ich kenne.“

„Nein, warte!“, wollte sie schon wieder dagegen sprechen, doch Honoka hatte schon an ihrer Hand angezogen und fuhr los, sodass sie ihre beste Freundin hinter sich her zog.
 

„Hallo, Shunichi!“, begrüßte ihn Honoka, die nun neben ihm und Yui stehen geblieben war.

„Hallo“, meinte auch Yukiko leise, die etwas hinter ihrer besten Freundin stand.

„Hi, ihr zwei“, gab er lächelnd zurück und ließ nun die Hände seiner Freundin los, „So ein Zufall, dass wir uns hier treffen.“

„Ja, finde ich auch“, entgegnete ihm Honoka.

Yukiko warf einen Blick zu Yui, deren Miene etwas verzogen war. Sie schien nicht sehr glücklich darüber zu sein, dass sie beide ihre kleine Lehrstunde unterbrochen hatten. Konnte sie irgendwie nachvollziehen.

„Wer sind denn die zwei?“, wollte Yui in freundlichem Tonfall von Shunichi wissen und zupfte leicht an seinem Ärmel.

„Oh, entschuldige, du kennst die beiden ja gar nicht“, bemerkte er und legte nun einen Arm um seine Freundin, „Das sind Honoka und Yukiko, sie gehen auch in unsere Schule, nur eine Klasse unter uns.“

„Jetzt wo du’s sagst, ein bisschen bekannt vorgekommen sind sie mir“, gab sie zurück, als sie die beiden musterte, „Und woher kennt ihr euch?“

„Von der Schule, sie gehören halt zu der Gruppe, mit der ich hin und wieder etwas unternehme“, erklärte Shunichi und hoffte, dass sie nicht weiter nachfragen würde.

„Kein Grund eifersüchtig zu sein, wir sind wirklich nur befreundet“, erklärte Honoka, woraufhin Yukiko sie mit einem Blick ansah, der aussagte, dass sie das jetzt lieber nicht hätte sagen sollte.

„Ich bin nicht eifersüchtig“, verteidigte sie sich schnell und küsste Shunichi daraufhin auf die Wange, „Ich hab ja keinen Grund dazu, stimmt’s Shunichi? Dir kann ich ja vertrauen.“

„Ja, natürlich“, gab er etwas zaghaft zurück, was die anderen aber nicht weiter kommentierten.

„Und wie stellt sich Shunichi so an als Lehrer?“, fragte Honoka Yui, die etwas überrascht zu sein schien, dass sie angesprochen wurde.

„Gut, ich hab das Gefühl, dass das heute noch was wird“, antwortete sie ihr freundlich.

„Hätte mich auch gewundert, wenn es anders wäre, er kann schließlich gut erklären“, meinte Honoka und redete einfach weiter mit den beiden.

Yukiko beobachtete nur alle und hörte zu. Sie bewunderte es, dass Honoka einfach so mit Leuten reden konnte, die sie nicht kannte. Sie kam sich etwas blöd vor, weil sie einfach stumm daneben stand, aber was sollte sie denn schon tun? Sie hatte doch sowieso keine Ahnung, was sie sagen sollte …

Nach einer Weile ließ Honoka das Pärchen dann in Ruhe. Die zwei Mädchen verabschiedeten sich also und wünschten ihnen noch gutes Gelingen. Als sie weg waren machten Shunichi und Yui wieder da weiter, wo sie aufgehört hatten.

„Das Mädchen ist nett“, bemerkte sie, hielt ihren Blick aber starr auf ihre Füße gerichtet.

„Ja, das ist sie“, erwiderte er und ließ plötzlich von ihren Händen ab.

„Ah, was tust du denn?“, fragte sie panisch und blieb stehen.

„Fahr zu mir, na komm“, forderte er sie auf, als er einen Meter entfernt vor ihr stehen blieb.

„Nein, das trau ich mich noch nicht, dann falle ich aufs kalte Eis“, widersprach sie und sah ihn schmollend an, „Ohne deine Hände, fühl ich mich nicht sicher.“

„Aber bei der nächsten Runde“, gab er nach und kam wieder auf sie zu, um sie bei den Händen zu nehmen.
 

„Ich hab mir Yui anders vorgestellt“, erklärte Honoka, als die zwei wieder nebeneinander her fuhren.

„Wie denn?“, fragte Yukiko und sah wieder zu den zweien hinüber.

„Nicht so nett, ich dachte, dass sie nervig ist.“

„Naja, so kann man sich täuschen, wenn man sich nur auf den ersten Eindruck verlässt.“

„Ich halte eigentlich viel vom ersten Eindruck.“

„Ich nicht, ich finde, man muss einen Menschen erst näher kennen lernen, um über ihn urteilen zu können.“

„Das sagst du doch nur, weil du beim ersten Mal fast nie gut rüber kommst“, lachte Honoka und rempelte Yukiko wieder leicht an.

„Na und? Hast du ein Problem damit?“, wollte sie wissen und rempelte zurück.

„Nein, nein, ich mein ja nur“, antwortete sie und grinste sie an.
 

Alice lag neben Naokimon in ihrem Bett und blätterte eine Zeitschrift durch. Es war bereits Abend und das Mädchen hatte sich bereits geduscht und trug schon ihren Pyjama. Sie hatte sich heute noch mit Hime getroffen und ihre Freundin hatte ihr erzählt, wie sehr sie sich dieses Jahr auf Weihnachten freute.

Sie meinte, dass sich Shunichi von Yui trennen würde. Wenn Alice an das dachte, was Shunichi ihrer besten Freundin letztens über seine Gefühle gesagt hatte, war sie derselben Meinung. Hime hatte ihr auch erzählt, dass sie es zu Weihnachten wagen wollte. Sie wollte herausfinden, was Shunichi alles zulassen würde, wenn sie sich ihm näherte.

Alice war froh darüber, dass Hime so glücklich war. Trotzdem hatte sie Angst, dass das alles schief gehen könnte. Sie selbst hatte Hime dazu ermutig, Shunichi ihre Gefühle zu gestehen, doch Mittlerweile war sie sich nicht mehr so sicher, ob das so schlau war.

Nicht dass sie nicht wollen würde, dass die zwei zusammenkamen, im Gegenteil. Sie fand, dass sie ein süßes Paar abgeben würden und perfekt zusammen passten, doch leider wusste sie nicht, ob Shunichi dazu in der Lage war, so zu fühlen wie Hime …

Über ihr Treffen heute mit Ryan, hatte sie nichts erzählt. Sie wollte Hime nicht mit ihren Problemen belasten. Sie musste alleine damit fertig werden. Leider hatte Ryan sie dazu gebracht, wirklich über sein Angebot nachzudenken. Ein Date, was war das schon? Und er würde sie dann für alle Zeit in Ruhe lassen …

Doch was sie am meisten davon abhielt war eigentlich ihre Selbstbeherrschung. Wäre sie sich sicher, dass sie den ganzen Tag vollste Kontrolle über sich hätte, wäre das ganze ja überhaupt kein Problem. Sie befürchtete jedoch, dass sie bei einer Annäherung wieder nachgeben würde und das war das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte …

Plötzlich wurde sie von einer Tür, die mit voller Wucht zugeschlagen wurde, aus den Gedanken gerissen. Das konnte nur eines heißen, ihre Eltern waren da. Alice biss sich auf die Unterlippe und ihre Hände verkrampften sich um die Zeitschriftseiten. Naokimon blickte sie besorgt an, doch sie starrte nur gerade aus.

„Wie kannst du dir nur schon wieder ein neues Auto kaufen?“, hörte sie ihre Mutter schreien und ins Wohnzimmer trampeln.

„Was regst du dich auf?“, fragte ihr Vater ebenfalls mit lauter Stimme, „Ich kann doch mein Geld für die Dinge ausgeben, die ich will!“

„Aber du musst es doch nicht so beim Fenster raus schmeißen! Wenn du es für etwas im Haus investiert hättest, einen neuen Boden im Wohnzimmer zum Beispiel, wäre das viel nützlicher gewesen.“

„Das kannst du gerne mit deinem Geld machen. Aber ich fahre heute noch nach Yokohama und wenn ich dort ankomme, will ich Eindruck machen! Da schert sich niemand, ob ich zu Hause einen neuen Wohnzimmerboden habe, da geht’s um seriöses Auftreten!“

„Dann sie zu, dass du bei deinem seriösen Auftreten nicht vergisst auch nüchtern zu sein.“

„Da redete ja gerade die Richtige! Wer …“, weiter hörte Alice ihren Vater nicht.

Das Mädchen hatte die Zeitschrift weggelegt und hielt sich nun die Ohren zu. Naokimon hatte sich an sie gekuschelt und blickte sie noch immer besorgt an. Doch sie wollte nicht mit ihm reden. Sie wollte mit niemanden reden. Weder Naokimon noch Hime oder sonst wer, konnte ihr helfen oder würde sie verstehen.

Wer brauchte schon einen neuen Wohnzimmerboden? Oder ein teures neues Auto? Das waren doch alles unnötige Dinge! Die beiden sollten das Geld lieber in eine Eheberatung stecken. Oder sich zwei neue Häuser kaufen, wo sie ganz weit weg von einander wären …

Wie sehr konnte man als Eltern eigentlich versagen? Hier war das perfekte Beispiel für die Spitze. Die zwei hatten ja noch nicht einmal bemerkt, dass Rico schon seit ein paar Tagen nicht nach Hause gekommen war. Sie scherten sich nur um sich selbst und kümmerten sich einen Dreck um ihre Kinder...

Alice wünschte sich, dass ihr Bruder jetzt da wäre. Sie würde sich viel sicherer fühlen. Die Angst, dass die Tür jeden Moment aufgehen würde und ihr Vater oder ihre Mutter hereinkommen würden, war groß. Diesmal hätte sie keinen Rico, der sie beschützen konnte. Und daran war sie selbst schuld.

„Alice!“, hörte sie plötzlich lauter als vorher, da ihre Mutter ihre Zimmertür geöffnet hatte und nun in der Türschwelle stand.

„Ja?“, fragte sie so ruhig wie möglich, als sie ihre Hände von ihren Ohren entfernt hatte.

„Wir haben dein Zeugnis gesehen“, erklärte sie und machte keine Anstalten in den Raum einzutreten, „Was ist denn in Englisch passiert?“

„Das liegt mir halt nicht so …“,

„Dann streng dich das nächste Mal mehr an, eine Drei ist nicht notwendig. Oder soll ich einen Nachhilfelehrer einstellen?“, erwiderte sie streng und wollte schon wieder gehen, doch es schien ihr plötzlich not etwas eingefallen zu sein, „Weißt du wo Rico ist? Mit ihm muss ich auch über seine Noten reden.“

„Weg“, meinte sie knapp und wandte ihren Blick ab.

„Was meinst du mit ‚weg‘?“

„Ich hab keine Ahnung wo er ist, ich hab ihn seit Tagen nicht gesehen.“

„Du meinst, er ist abgehauen?“, fragte sie verstört nach und blickte ihre Tochter entsetzt an.

„Wahrscheinlich“, entgegnete sie ihr und drehte ihren Kopf nun wieder zu ihr, weil sie gespannt war, wie sie mit dieser Neuigkeit umgehen würde.

„Und du hast uns nichts gesagt?“

„Sollte euch das nicht selbst auffallen, dass ihr euren Sohn schon einige Tage nicht gesehen habt?“, stellte sie eine Gegenfrage, woraufhin Frau Yurioka Alice eine Weile einfach nur anstarrte, „Er kommt wieder, keine Sorge, er ist nur gerade angepisst von seiner Familie.“

„Bist du dir sicher?“

„Ja, ihr müsst keine Polizei einschalten, das würde es nur noch schlimmer machen. Er ist nicht alleine, es geht ihm gut.“

„Wenn du das sagst. Aber deinem Vater werde ich etwas anderes erzählen, er würde ausflippen“, meinte sie und machte schon wieder Anstalten zu gehen, doch ihr kam noch etwas in den Sinn, „Ach ja, ihr … oder du wirst zu Weihnachten wieder alleine sein. Dein Vater fährt heute noch nach Yokohama und ich bin auch weg, ab morgen Mittag.“

„Feierst du wieder mit deinen ‚Kollegen‘?“, fragte Alice, das letzte Wort komisch betonend.

„Ja“, gab sie zurück, während sie einen verwirrten Blick aufsetzte, „Also dann, gute Nacht.“

„Gute Nacht.“

Nun war sie wirklich weg. Ihre Mutter hatte eine Weile gebraucht, bis sie verstanden hatte, worauf sie hinauswollte, als sie von ihren Kollegen sprach. Sie verbrachte Weihnachten mit ihrem Liebhaber, wie letztes Jahr und das davor wahrscheinlich auch schon. Früher hatte sie nicht daran gedacht, aber jetzt, da sie wusste, dass ihre Mutter schon lange fremd ging, erklärte das ihr seltsames Verhalten, dass sie schon oft an den Tag gelegt hatte.
 

„Jungs, was hält ihr davon, wenn wir dieses Jahr Weihnachten in der Familie feiern?“, fragte Herr Sakuragi seine Söhne, als sich diese im Wohnzimmer befanden, „Ich habe mir gedacht, dass wir das nutzen können, um uns ein bisschen näher zu kommen, damit wir auch in Zukunft fest zusammenhalten.“

„Vergiss es, ich treff mich schon mit meiner Freundin“, entgegnete ihm Ran und ließ sich nicht davon abhalten, in den Fernseher zu starren.

„Und ich bin eigentlich auch schon wo eingeladen worden“, meinte Nayuta, wandte sich aber, im Gegensatz zu seinem Bruder, seinem Vater zu.

„Oh wie schade …“, bemerkte er und ließ traurig den Kopf hängen.

„Ich feiere Weihnachten doch nicht mit meinem Vater, der seit kurzem beschlossen hat, nichts mehr zu trinken und mit meinem zwergigen Bruder, der sowieso noch nie Alkohol getrunken hat“, maulte Ran weiter, woraufhin Nayuta ihn böse ansah, „Wie langweilig ist das denn?“

„Man kann auch Spaß haben ohne etwas zu trinken“, gab der Kleine zurück, „Du solltest dir ein Beispiel an Papa nehmen. Er hat aufgehört zu trinken und hat auch schon eine Arbeit gefunden!“

„Pah! Welche Arbeit denn?“, wollte sein Bruder wissen und fing an zu lachen.

„Na er hat doch kurz bevor ich wieder nach Hause zurück gekommen bin eine Arbeit gefunden“, erwiderte Nayuta, blickte dann aber wieder zu seinem Vater, der nur betrübt zu Boden starrte, „Was ist, Papa?“

„Eigentlich bin ich seit gestern wieder arbeitslos …“, musste er gestehen und seufzte anschließend.

„Warum das?“, erkundigte er sich verwirrt und war etwas wütend, dass sein Vater ihm nichts davon erzählt hatte.

„Weil doch ein anderer geeigneter war als ich …“

„Und warum hast du mir nichts davon gesagt?“

„Weil ich nicht wollte, dass du enttäuscht von mir bist, nachdem du dich so gefreut hast.“

„Ich bin doch nicht enttäuscht!“, widersprach er und kam auf seinen Vater zu, „Naja, vielleicht schon, aber nur weil du mir nichts davon gesagt hast.“

„Es tut mir leid, Nayuta …“

„Wenn du gefeuert worden bist, dann ist es eben so. Du findest schon einen neuen Job“, redete er gut auf ihn ein und legte ihm die Hand auf die Schulter.

„Danke“, entgegnete ihm Herr Sakuragi, woraufhin Ran nur den Kopf schütteln konnte.
 

Als sich Yukiko am Abend ins Bett legte, war sie nachdenklich, wie fast jeden Tag. Ihr Geburtstag war toll und lustig gewesen, dafür hatte Honoka gesorgt. Sie war nur etwas enttäuscht, dass ihr keiner der Digi-Ritter, außer Nayuta und Hime, eine Geburtstags-SMS geschrieben hatte. Obwohl sie sich schon am Anfang des Tages eingeredet hatte, dass sie eigentlich gar keine erwarten durfte.

Warum fühlte sie dann so? Vielleicht weil sie sich einfach gewünscht hatte, dass sie acht so zusammenwachsen würden, dass sie alle gute Freunde werden würden. Welch naiver Gedanke das doch war … Sie fragte sich, ob die anderen wohl auch solche Gedanken hatten, aber sie dachte wohl eher nicht.

Das Mädchen fürchtete sich etwas vor morgen. Warum hatte Honoka Nayuta einladen müssen? Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich in seiner Gegenwart verhalten sollte. Naja, ganz normal eben. Besser gesagt, sie war sich sicher, dass sie sich in seiner Gegenwart nicht normal verhalten konnte, so sehr sie sie es auch versuchen würde.

Als sie gelesen hatte, dass der Junge ihr heute eine SMS geschrieben und ihr alles Gute zum Geburtstag gewünscht hatte, hatte ihr Herz laut zu pochen begonnen. Sie hatte sich darüber gefreut, war sich aber unsicher gewesen, was sie zurückschreiben sollte. Ob sie überhaupt zurückschreiben sollte. Doch es wäre unhöflich gewesen, wenn sie es einfach ignoriert hätte, also hatte sie sich einfach dafür bedankt.
 

Und schon wieder ist ein Kapi fertig ^^

Irgendwie werden das immer mehr, jetzt sind es schon fast 40, bin gespannt, wie viele es noch werden, hätte auf jeden Fall nicht damit gerechnet, dass ich noch so lange bis zu einem Ende schreiben muss XP

Rico bleibt leider verschollen, ich verspreche aber, dass er uns bald wieder mit seiner Anwesenheit beglücken wird =P

Kiripurin

Weihnachten Teil 1

Nayuta stand vor Honokas Haustür und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Es war bereits Nachmittag. In der Hand hielt er ein Sackerl, in dem er Päckchen transportierte, die die Weihnachtsgeschenkte für die Mädchen und Honokas Eltern waren. Irgendwie musste er sich ja erkenntlich zeigen, wenn er schon mit ihnen Weihnachten feiern durfte.

Kirbymon saß auf seinem Kopf und blickte verwirrt auf seinen Partner hinunter. Es fragte sich, warum er wohl nicht rein ging.

Der Junge war noch nicht oft bei einem Mädchen zu Hause gewesen und jetzt noch dazu zu Weihnachten. Aber das war nicht der Hauptgrund, warum er so angespannt war. Yukiko war heute auch da und diesmal konnte sie ihm nicht aus dem Weg gehen. Er musste unbedingt mit ihr reden, nur hatte er Angst, dass sie sich dabei unwohl fühlen würde und er dadurch alles nur noch schlimmer machte … Doch wenn er es nicht versuchte, würde er es nie herausfinden.

Also betätigte er die Klingel und schon wenige Zeit später wurde ihm die Tür von Honoka geöffnet. Ein breites Grinsen lag auf ihrem Gesicht und sie sah ihn eine Weile einfach nur glücklich und zufrieden an.

„Ehm … Hallo, frohe Weihnachten“, begrüßte er sie und hob seine freie Hand.

„Hallo, Nayuta, hallo Kirbymon, freut mich, dass ihr endlich da seid, dir auch frohe Weihnachten“, entgegnete sie ihm und öffnete die Tür anschließend ganz, sodass der Junge eintreten konnte, „Komm doch rein.“

Im Haus angekommen, blickte sich Nayuta einmal genau um. Ein riesiger Weihnachtsbaum ragte aus dem Wohnzimmer und die Wände waren weihnachtlich geschmückt. Außerdem roch es nach Keksen und Lebkuchen. Er war noch nie bei Honoka gewesen. Warum hätte er auch sollen?

„Meine Familie und Yukiko sind in der Küche“, erklärte sie, nahm den Jungen an der Hand und zog ihn hinter sich her.

Beim Türrahmen blieben sie stehen und Nayuta musterte die Leute, die sich in der Küche befanden, genau. Honokas Mutter stand beim Herd und kochte, ihr Vater und zwei kleine Mädchen waren gerade dabei Plätzchen schön auf einer Platte aufzulegen. Vielleicht waren die beiden ja ihre Schwestern. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie wenig er eigentlich über Honoka wusste und trotzdem war er heute hier.

Am Schluss fiel sein Blick auf Yukiko, die ein Teller abtrocknete. Es dauerte etwas, bis sie merkte, dass er sie anstarrte, aber als sie es merkte, ließ sie vor Schreck fast das Geschirr fallen. Er lächelte sie an und hob die Hand. Sie tat es ihm gleich, nur dass ihr Lächeln etwas gezwungen aussah.

„Nayuta ist da“, erklärte Honoka, woraufhin alle zu ihm blickten.

„Hi, frohe Weihnachten“, meinte er und Honokas Familie wünschte es ihm auch.

„Komm, Yukiko“, forderte die Rosahaarige ihre beste Freundin auf und deutete ihr, dass sie her kommen sollte.

„Aber das Geschirr …“, gab sie zurück, woraufhin Honoka die Arme verschränkte und sie böse anblickte.

Sofort legte Yukiko alles weg und kam zu den zweien. Honoka wusste genau, dass sie alles tun würde, um Nayuta heute aus dem Weg zu gehen, nur würde sie das nie zulassen. Sie hatte Angst vor peinlichen Momenten und genau diese Angst führte aber zu so etwas.
 

In der Zwischenzeit war Alice gerade dabei ihre Wohnung weihnachtlich zu schmücken. Naokimon stand ihr dabei so gut es ging zur Seite. Das Mädchen hatte die Hoffnung, dass Rico heute doch noch nach Hause kommen würde, nicht aufgegeben. Wenn es passierte, war sie auf jeden Fall darauf vorbereitet.

Doch plötzlich hörte sie ein Geräusch, bei dem sie sich inständig gewünscht hatte, es heute nicht hören zu müssen. Sie griff in ihre Hosentasche und schaute anschließend auf den Display ihres D-Maaks. Ein Digimon, was sonst.

Das blöde war, dass Hime, Rico und sie heute an der Reihe waren. Eigentlich hatte sie ja eh nicht wirklich etwas Besseres zu tun, als die Welt von Digimon zu befreien, aber bei Hime sah das schon ganz anders aus. Die hatte sich schon auf Weihnachten gefreut, darauf, es wieder mit Shunichi zu verbringen. Da war es doch blöd, wenn die weihnachtliche Stimmung, die sicher schon bei ihnen aufgekommen war, zerstört wurde.

Sie wollte nicht, dass sich ihre Freundin heute mit solchen Dingen herum schlagen musste. Das Problem war nur, dass sie nicht ganz alleine gegen ein Digimon kämpfen konnte, Rico würde wohl kaum aufkreuzen, um ihr zur Seite zu stehen … Also, was sollte sie tun? Sie musste schnell überlegen, nicht dass Hime sich inzwischen bereits auf den Weg machte.

Plötzlich kam ihr ein Gedanke und sie schrieb schnell an Hime, dass sie die Sache schon regeln würde und sie sich einfach auf Weihnachten konzentrieren sollte. Zuerst wollte sie nicht so recht damit einverstanden sein, doch nach ein paar ausgetauschten SMS und dem Versprechen, dass sich Alice melden würde, wenn sie Probleme hatte, ließ sie sich dazu überreden, dem Kampf fern zu bleiben.

„Denkst du wirklich, dass wir das alleine schaffen?“, fragte Naokimon, als Alice gerade dabei war, eine SMS an einen neuen Empfänger zu verschicken.

„Nein, deswegen werde ich uns jetzt auch Hilfe besorgen“, erklärte sie und machte sich auf den Weg ins Vorzimmer.

Auch wenn sie sich sicher war, dass sie es bereuen würde, hatte sie Ryan gefragt, ob er heute statt Hime einspringen konnte. Er war der einzige von den Digi-Rittern, bei dem sie sich sicher war, dass er nichts Besseres vor hatte und bei dem es ihr nichts ausmachte, ihn wegen so etwas zu nerven.

„Nenne mir einen Grund, wieso ich das tun sollte“, antwortete Ryan ihn seiner SMS, woraufhin Alice nur seufzen konnte, da es klar war, dass so etwas zurückkam.

„Weil du der einzige bist, dem Weihnachten egal ist und der nichts Wichtiges vor hat“, schrieb sie zurück und zog sich daraufhin ihre Schuhe an.

„Was bekomme ich dafür, wenn ich dir helfe?“

„Erwarte jetzt nicht von mir, dass ich dich frage, was du willst.“

„Schade, darauf habe ich schon gewartet. Wie wär’s wenn du dann einfach mein Angebot annimmst?“

Alice lehnte sich genervt gegen eine Mauer. Auch diese Antwort war hervor zusehen. Doch hatte sie denn eine andere Wahl? Es war doch nur eine Verabredung. Wenn sie die paar Stunden nicht durchhalten würde, wäre das ja gelacht.

„Aber nur wenn du auch das versprichst, was ich will, dass du mich nachher in Ruhe lässt“, stellte sie eine Gegenforderung, als sie geradewegs zur Tür hinausmarschierte.

„Gut, wir werden sehen, wie lange du das noch willst“, willigte er ein, woraufhin sie das Gerät wegpackte.

„Wer hilft uns jetzt?“, erkundigte sich Naokimon, während sie die Treppen hinunter gingen.

„Ryan und Baluamon“, antwortete Alice monoton.
 

Als Nayuta Honokas Zimmer betrat, fühlte er sich ein bisschen unwohl. Er hatte noch nicht so oft Mädchenzimmer zu Gesicht bekommen. An den Wänden hingen viele Poster und auf dem Bett lagen eine rosa Bettwäsche und viele Stofftiere. Irgendwie hatte er sich Honokas Zimmer so in etwa vorgestellt.

„Na komm schon, Nayuta, was stehst du denn da so rum!“, meinte Honoka, die schon am Boden im Kreis neben Yukiko und Fikadamon saß.

„I-Ich komm ja schon“, erwiderte er überrumpelt, schloss die Tür hinter sich und setzte sich gemeinsam mit Kirbymon dazu.

Nayuta nahm neben Fikadamon Platz und stellte sein Geschenksackerl hinter sich. Auf seiner anderen Seite war Kirbymon. Dann folgte Yukiko, dann Honoka und dann kam wieder Fikadamon. In der Mitte lagen einige Spiele und es folgte ein Moment des Schweigens.

„So … Ich erkläre dir einmal, wie Weihnachten so bei uns abläuft“, fing Honoka an zu reden und schaltete mit einer Fernbedienung die Stereoanlage ein, woraufhin daraus Weihnachtsmusik ertönte, „Zuerst Spielen wir Spiele, dann ruft meine Mama, dass wir runter kommen sollen. Wir singen Lieder, packen Geschenke aus und essen anschließend und wir drei sind dann sozusagen entlassen und können wieder rauf gehen, weiter Spiele spielen, Film schauen, was auch immer. Ach ja und meine zwei kleinen Schwestern glauben noch an den Weihnachtsmann, also sei vorsichtig was du sagst. Alles verstanden?“

„Ja, ich glaub schon“, antwortete Nayuta etwas verunsichert, woraufhin Honoka ihn angrinste.

„Gut, kennst du das Spiel ‚Wer wagt, gewinnt‘?“, fragte sie und bekam nur ein Kopfschütteln als Antwort, „Dann werden wir dir einmal erklären, wie das geht.“
 

Als Ryan zum Ort des Geschehens kam, war Alice bereits da und Naokimon digitiert. Das bösartige Digimon war in der Nähe eines Sees aufgetaucht, der momentan zugefroren war. Es war kalt, aber Schnee gab es keinen.

„Ich bin da“, erklärte der Junge, als er von Bakutamons Rücken sprang.

„Ich seh’s“, antwortete sie ihm desinteressiert und hielt ihren Blick starr auf Hutezamon gerichtet.

„Was für eine freundlich Begrüßung …“, bemerkte er sarkastisch und holte eine Zigarettenschachtel heraus, „Was ist das für ein Digimon?“

„Moyamon, es ist auf dem Champion-Level und hat Eis-Attacken drauf, das heißt eigentlich hätte Hutezamon das eh alleine geschafft“, gab sie zurück und folgte nun mit ihren Augen Ryans Hand, die die Packung gerade aufmachen wollte, „Wenn du wirklich willst, dass wir heute gemeinsam noch was machen, dann pack die Zigaretten weg.“

„Ach komm schon, ist das dein Ernst?“, fragte er enttäuscht, woraufhin sie nur ernst nickte, „Okay, von mir aus, wenn das unbedingt sein muss …“

„Ja, muss es.“

Also packte er die Schachtel eben wieder weg und steckte die Hände in die Hosentaschen. Gelangweilt sah er sich in der Gegend um, konzentrierte sich dann aber ebenfalls auf den Digimon-Kampf.

Bakutamon hatte sich natürlich inzwischen ins Geschehen gestürzt. Moyamon wurde derzeit von Hutezamons Feuerschwingen attackiert und hatte bereits einige Verletzungen davon getragen.

Gerade wollte das bösartige Digimon zu einem Gegenangriff ausholen und da Hutezamon gerade erst seinen Angriff beendet hatte, konnte es nicht mehr ausweichen. Doch zum Glück konnte Bakutamon den Feind mit seiner Megarolle rammen und seinen Freund somit retten.

„Danke, Bakutamon“, meinte Hutezamon, noch ein bisschen außer Atem vom Kämpfen.

„Keine Ursache.“

Gemeinsam gingen sie dann wieder auf Moyamon los und kurz darauf ging dieses endgültig zu Boden. Die zwei Partner-Digimon freuten sich und digitierten zurück. Glücklich rannten sie zurück zu den Digi-Rittern.

„Gut gemacht“, meinte Alice und tätschelte Naokimon am Kopf, „Auch wenn ich denke, dass du das auch alleine hinbekommen hättest.“

„Es ist nie schlecht zu zweit zu kämpfen“, erwiderte es und war äußerst erfreut über diese Streicheleinheit.

Alice blickte hinüber zu Ryan, der sie mit komischem Blick ansah. Irgendwie schien es, als ob er genervt wäre von dem, was sie soeben gesagt hatte, aber es wirkte auch so, als ob er sich zusammenreißen würde so gleichgültig wie möglich auszusehen.

„Gut gekämpft, Baluamon“, lobte er es und streichelte ebenfalls seinen Kopf.

„Danke, Sire.“

„Erledigst du das mit dem Digimon?“, fragte Ryan an Alice gewandt.

„Ja“, antwortete die gefühlskalt, woraufhin sie sich auf den Weg machte.

„Was hast du eigentlich schon wieder?“, rief er ihr hinterher, doch sie ignorierte ihn.

Er beobachtete, wie sie das Digimon zurück in seine Welt schickte und dann wieder zu ihm zurück kam. Gegenüber von ihm blieb sie stehen und blickte ihn starr an.

„Was soll ich haben?“

„Na du bist schon wieder so komisch, obwohl ich jetzt gar nichts gemacht habe“, erklärte er ihr und zuckte mit den Schultern.

„Ich bin gar nicht komisch, ich bin nur genervt davon, dass ich dir etwas versprochen habe …“

„Tja, das hättest du dir vorher überlegen müssen.“

„Den Tag steh ich schon durch, wenn du mich dafür den Rest meines Lebens in Ruhe lässt, ist es das Wert“, erwiderte sie mürrisch und verschränkte die Arme.

„Schon mal in Erwägung gezogen, dass es gar nicht so schlimm wird, wie du vielleicht denkst?“, fragte er sie anlächelnd und streckte ihr die Hand entgegen.

Alice sah zwischen ihm und der Hand hin und her. Da war es schon wieder, dieses ehrliche Lächeln. Dieses Lächeln, das so ganz und gar nicht zu ihm passte. Wieso war das wieder so eine Sache, die sie ihn mögen ließ? Dieses Lächeln war nicht echt, es war nur gestellt. Aber egal, wie er sie jetzt ansah, sie kam nicht drum herum sich vor ihrem Versprechen zu drücken, außerdem hatte es ja auch einen Vorteil für sie.

„Du musst mir aber noch eins versprechen“, bemerkte sie, woraufhin er die Augenbrauen anhob, „Du rauchst nicht, wenn du es doch tust, bin ich weg und du lässt mich trotzdem in Ruhe.“

„Warte einmal. Ich hab dir jetzt mit dem Digimon geholfen, werde dich nach dem heutigen Tag in Ruhe lassen und rauche den ganzen Tag nicht und das alles nur dafür, dass du dich dafür einlässt, heute mit mir zusammen zu sein? Meinst du nicht, dass das ein bisschen unfair ist?“

„Nein, ich finde das ziemlich fair.“

„Wenn du mir auch noch eine Sache versprichst, haben wir ‘nen Deal.“

„Und was willst du?“, erkundigte sie sich, die Augen verdrehend.

„Mach nicht so ein Gesicht“, meinte er, woraufhin sie ihn verwundert anblickte, „Ich will, dass du mehr lächelst oder zumindest nicht die ganze Zeit so genervt schaust, das ist alles.“

„Ich … ich glaube, das bekomme ich hin“, gab sie etwas überrumpelt zurück und nahm seine Hand.

Ryan lächelte nun noch mehr und fing an sich in eine Richtung zu bewegen. Alice trottete mit gesenktem Kopf neben ihm her. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr die Röte ins Gesicht gestiegen wäre.

Baluamon wurde von Ryan in sein D-Maak gesperrt und auch Alice tat das gleiche mit Naokimon. Zwar bekamen die Digimon dort auch mit, was die beiden so trieben, aber so kamen sie sich nicht ganz so beobachtet vor.
 

„Alice hat das Digimon zurück in die Digi-Welt geschickt“, erklärte Hime Shunichi, als sie beiden gerade auf der Wohnzimmercouch saßen.

Das Mädchen hatte eine SMS von ihrer besten Freundin erhalten und das beruhigte sie. Vorhin war sie angespannt gewesen, weil sie Schuldgefühle gehabt hatte, weil sie Alice das alleine machen hatte lassen, doch es war ja noch einmal alles gut geworden, wer auch immer ihr dabei geholfen hatte.

„Dann gibt es ja nichts mehr, worum du dir Sorgen machen musst“, entgegnete er ihr und streichelte ihre Schulte mit der Hand, die er um sie gelegt hatte.

„Na ihr zwei? Seid ihr bereit den Weihnachtsbaum anzuzünden?“, fragte Herr Hokirim, als er zu ihnen ins Wohnzimmer trat.

„Man zündet die Kerzen an, nicht den Baum, Schatz“, wurde er von seiner Frau korrigiert, die sich neben ihn stellte.“

„Das ist mir schon klar, Lea“, entgegnete er ihr und legte einen Arm um sie, um sie an sich zu drücken.

„Ja, wir sind bereit“, antwortete Hime nun auf seine Frage, woraufhin sich auf Himes Eltern zu ihnen gesellten.

„Ihr seht noch süßer zusammen aus, als letztes Jahr“, meinte Frau Inoue und schoss daraufhin ein Foto von Hime und Shunichi.

„Ach, Mama“, beschwerte sich das Mädchen und verdrehte dabei die Augen.

Fikadamon und Mantamon saßen neben dem Weihnachtsbaum und beobachteten das Geschehen. Es war ihr erstes Weihnachten, also waren sie sehr aufgeregt und gespannt, was heute so alles passieren würde. Leise tuschelten sie miteinander, auch wenn das eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, weil Himes und Shunichis Eltern sie sowieso nicht hören konnten.
 

Honoka, Nayuta und Yukiko spielten jetzt schon ungefähr eine Stunde lang Spiele, doch es wollte nicht so recht eine weihnachtliche und fröhliche Stimmung aufkommen. Yukiko machte sich dafür verantwortlich. Immerhin war sie es ja, die versuchte zu vermeiden, mit Nayuta zu reden.

„Und Nayuta? Was macht deine Familie heute so?“, fragte Honoka, als sie gerade eine Karte aus seinem Blatt zog.

„Mein Bruder ist mit seiner Freundin unterwegs und mein Papa …“, fing er an zu erklären, als er dasselbe bei Yukiko tat, „Ja, ich weiß nicht so recht … Er hat gesagt, dass er zu Hause bleibt, aber das glaub ich nicht ganz.“

„Wieso das?“

„Naja, es ist doch langweilig alleine zu Hause. Ich hab mir gedacht, dass er sich mit ein paar Freunden treffen wird, aber er meinte, nein, das würde ihn nur dazu verleiten, etwas zu trinken und das will er nicht.“

„Du wirst es dann sehen, wenn du heim kommst.“

„Ja, vermutlich.“

Und wieder folgte eine Zeit lang Stille. Honoka blickte skeptisch zwischen Yukiko und Nayuta hin und her. Warum machten sie es ihr so schwer? Immer wenn sie versuchte, ein Gespräch anzufangen, endete es kurz darauf, weil niemand reden wollte.

„Und was macht deine Mutter so, Yukiko?“, gab sie nicht auf und grinste sie dabei an.

„Sie feiert mit Karumi“, antwortete sie ihr ohne aufzusehen.

„Die beiden sind schon ziemlich lange zusammen. Denkst du, dass er vielleicht dein neuer Papa werden könnte?“

„Nein, wohl eher nicht …“

Gissimon und Kirbymon sahen sich kopfschüttelnd an. Gissimon verstand nicht, wieso die drei so komisch waren. Honoka versuchte alles, um ein bisschen Stimmung zu verbreiten, doch Nayuta und Yukiko schienen daran nicht sehr interessiert zu sein. Ihm wurde zwar erzählt, was zwischen den beiden vorgefallen war, doch warum sie sich so komisch verhielten, konnte es einfach nicht nachvollziehen.

„Honoka! Kommt runter!“, hörten die drei plötzlich Honokas Mutter nach oben schreien, woraufhin ihre Tochter sofort aufsprang.

„Los, gehen wir!“, meinte sie und war glücklich, dass sie von dieser seltsamen Situation vorrübergehend erlöst wurde.

Yukiko und Nayuta standen wortlos auf und folgten dem Mädchen zur Tür. Sie ließen einfach alles stehen und liegen, weil sie sowieso gleich weiter spielen würden. Die Digimon blieben sitzen, da sie nicht wussten, ob sie auch mitkommen durften, oder nicht.

„Ihr könnt von den Treppen aus zuschauen“, erklärte Honoka an die Digimon gewandt, während sie sie anlächelte.

„Ja!“, freuten sie sich und stürmten bei der Tür hinaus.
 

Ryan hatte Alice direkt vom Schauplatz in die Stadt geführt. Er hatte weder dumme Bemerkungen gemacht, noch sie in irgendeiner Weise berührt. Im Gegenteil, er redete fast gar nichts und hielt sich sehr distanziert. Er hatte ihr nicht einmal erklärt, was er alles geplant hatte.

„Und was haben wir heute noch vor?“, fragte sie wenig interessiert und starrte zu den Weihnachtsdekorationen, die die Gebäude schmückten.

„Gibt’s irgendetwas, das du tun willst?“, stellte er eine Gegenfrage und blieb stehen.

„Außer Nachhause gehen, fällt mir gerade nichts ein“, entgegnete sie ihm genervt und steckte ihre Hände in die Jackentaschen.

„Du kannst gerne gehen, ich zwinge dich zu nichts, nur ist unsere Vereinbarung dann überfällig.“

„Na sicher zwingst du mich …“, murmelte sie in ihren Schal hinein, sodass er sie nicht gut verstehen konnte.

„Was?“

„Nichts.“

„Setzten wir uns in ein Café und trinken einmal was“, schlug er vor und deutete auf ein Café, „Du siehst aus, als ob dir kalt wäre, das wird dir sicher gut tun.“

„Okay …“, stimmte sie zu, woraufhin sie ihm folgte.

Alice ging schräg hinter Ryan, sodass sie seinen Rücken anstarren konnte. Dann blickte sie unwohl zu Boden. Was war das für ein angenehmes Gefühl, das sie da schon wieder beschlich? Sie konnte nicht leugnen, dass sie sich gerade wohl in seiner Nähe fühlte, doch das durfte nicht sein.

Vielleicht lag es ja auch nur an der besinnlichen Stimmung, die hier in der Stadt herrschte. Überall hangen Weihnachtsbeleuchtungen, es roch nach Punsch und Keksen und egal wo man hinging drang einem Weihnachtsmusik ins Ohr. Ja, das musste es sein. Egal wer da jetzt vor ihr gehen würde, jetzt gerade würde sie sich wahrscheinlich bei jedem wohl fühlen.
 

Im Hause Karazu standen nun alle um den Weihnachtsbaum, um ihn zu betrachten. Gissimon und Kirbymon beobachteten alles von den Stiegen aus und waren wohl noch aufgeregter als die kleine Nanami, die schon ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat.

Yukiko hatte Takomon bemerkt, das sich auf dem Fensterbrett niedergelassen hatte und ebenfalls zusah. Hätte sie seine Anwesenheit nicht gespürt, hätte sie wahrscheinlich nicht mitbekommen, dass es da war. Sie war jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie gut dieses Band zwischen ihnen funktionierte. Es freute sie, dass ihr Digimon-Partner in der Nähe war, auch wenn es sich ihr nicht zeigte.

„Was lächelst du denn so?“, wurde sie leise von Honoka gefragt, nachdem sie gerade ein Lied fertig gesungen hatten.

„Ach nichts“, erwiderte sie nur, lächelte aber noch immer.

„Kann ich jetzt meine Geschenke auspacken?“, fragte Nanami aufgebracht, während sie am Ärmel ihrer Mutter zupfte.

„Noch nicht, Schätzchen“, gab sie zurück und streichelte ihr über den Kopf, „Ein Lied singen wir noch.“

Gesagt getan. Ein Lied wurde also noch geträllert. Es war üblich bei den Karazus, dass sie zuerst Lieder sangen, dann Geschenke auspackten und dann erst aßen. Nayuta mochte diesen Brauch. Zu Hause bei ihnen gab es so etwas nicht. Er konnte sich nur vage daran erinnern, wie es war, als seine Mutter noch gelebt hatte. Auf jeden Fall hatte er sich immer aufs Essen gefreut, das wusste er noch.

„Jetzt?“, fragte Nanami wieder, nachdem sie das Lied zu Ende gesungen hatten.

„Ja, jetzt dürft ihr“, entgegnete sie ihr, woraufhin sich Nanami und Kaya sofort auf die Geschenke stürzten.

Alle tauschten ihre Päckchen aus. Am Boden lagen schon einige Bänder und zerrissenes Geschenkpapier. Yukiko hatte nicht nur etwas für Honoka, sondern auch für ihre Eltern, als Dankeschön, heute hier sein zu dürfen. Ja und für Nayuta hatte sie auch etwas … nur für alle Fälle.

Sie gab es ihm noch nicht gleich, sie wusste nicht einmal, ob sie es ihm überhaupt geben würde. Natürlich wollte sie ihm etwas schenken, sie hatte ihm schon immer etwas schenken wollen, doch dank der angespannten Stimmung, die gerade zwischen ihnen herrschte, traute sie sich nicht, ihm das Geschenk zu überreichen. Wenn er ihr etwas geben würde, würde sie es auch tun. Doch das würde mit ziemlicher Sicherheit nicht passieren.

Doch plötzlich stand Nayuta vor ihr und sie blickte ihm kurz zaghaft in die Augen. Sie schaffte es nicht, den Augenkontakt lange aufrecht zu erhalten, also starrte sie einfach wieder zu Boden. Wahrscheinlich wollte er ihr nur frohe Weihnachten wünschen. Aber warum schlug ihr Herz schon wieder so schnell?

„Yukiko …“, fing Nayuta an und holte etwas aus seinem Sackerl hervor, „Ich hab hier eine Kleinigkeit für dich, frohe Weihnachten.“

Die Augen des Mädchens weiteten sich und sie hatte das Gefühl, als würde ihr Herz gleich aus ihrem Brustkorb springen. Echt jetzt? Träumte sie etwa? Das konnte doch nicht war sein. Sie ignorierte ihn und ging ihm aus dem Weg und er hatte tatsächlich ein Geschenk für sie? Für sie? Nach dem verpatzten Date?

„Du … du schenkst mir was?“, stotterte sie sprachlos und nahm, es nicht aus den Augen lassend, das Geschenk entgegen, „Danke, ich hab auch etwas für dich.“

Schnell rannte sie zu ihrem Sackerl, in dem sich mittlerweile nur noch Nayutas Päckchen befand und kehrte anschließend damit wieder zu ihm zurück. Sie schaffte es nicht, ihm bei der Übergabe in die Augen zu sehen und sie hasste sich dafür. Als sie ihn nach einer Zeit doch ansah, blickte er sie auch noch immer an und lächelte dabei. Yukiko wurde rot und senkte ihren Kopf schnell. Dann machte sie sich ans Auspacken.

Ein kleines Schächtchen kam zum Vorschein, das sie zögernd öffnete. Ein Armkettchen war darin enthalten und sie starrte es eine Weile einfach nur an. Es war wunderschön, noch nie zuvor hatte ein Junge ihr etwas geschenkt und dann gleich so etwas. Sie war überglücklich. Womit hatte sie denn das überhaupt verdient? Warum schenkte Nayuta ihr etwas?

Anscheinend war er über ihr verpatztes Date hinweg. Entweder hatte er es schon wieder vergessen, oder er beschloss, einfach von vorne anzufangen. Was es auch immer war, sie war froh darüber. Warum konnte sie das nicht einfach auch? Sie war doch diejenige, die alles kaputt machte, indem sie so stur war und ihm aus dem Weg ging. Schon alleine den anderen zu liebe, sollte sie sich zusammenreißen, lockerer sein und nicht andauernd an bereits Geschehendes denken.

„Danke, es ist wunderschön“, meinte sie lächelnd und blickte ihn nun glücklich an.

„Soll ich es dir rauf geben?“, erkundigte er sich, woraufhin sie ihm das Schmuckstück in die Hand legte.

„Wäre nett.“

Also machte Nayuta es auch und Yukiko sah sich noch genau an, wie es an ihrer Hand wirkte. Sie hatte schon immer davon geträumt, Schmuck geschenkt zu bekommen, den sie dann immer tragen konnte. Noch dazu kam er von Nayuta, besser ging es ja gar nicht mehr. Eins wusste sie, dieses Armband würde sie nur noch ablegen, wenn es notwendig war.
 

Honoka beobachtete das Ganze von ein paar Meter Entfernung. Sie Grinste über beide Ohren, als sie sah, dass die zwei endlich wieder normal miteinander redeten und dass Yukiko es über’s Herz gebracht hatte, Nayuta ihr Geschenk zu geben, auch wenn sie es höchstwahrscheinlich nicht getan hätte, wenn Nayuta es nicht zuerst getan hätte.

Darauf hatte sie eigentlich schon den ganzen Abend gewartet. Deswegen hatte sie Nayuta ja auch eigentlich eingeladen. Die zwei mussten einfach nur miteinander reden, das war alles. Es tat gut, ihre beste Freundin wieder glücklich zu sehen. Eine gute Tat an Weihnachten vollbringen: erledigt.

Nachdem alle die Geschenke fertig ausgepackt hatten, setzten sie sich zu Tisch, um zu essen. Danach durften die drei Digi-Ritter wieder nach oben gehen und ihre Digimon folgten ihnen natürlich.
 

„Was hättest du gemacht, wenn du jetzt nicht hier mit mir sitzen würdest?“, fragte Ryan Alice, als sie beide vor ihrem Kaffee saßen.

„Ich wüsste nicht …“, wollte sie ihm schon entgegnen, hielt aber inne, bevor sie ihren Satz beendet hatte.

Warum war sie eigentlich so abweisend zu ihm? Ryan war bis jetzt eigentlich ziemlich nett gewesen und hatte nichts getan, was sie nicht gewollt hätte. Wenn er sich so bemühte, konnte sie das doch auch tun. So würde das ganze schließlich auch erträglicher für sie sein.

„Ich ehm … Ich wäre auf die Weihnachtsparty meiner Klasse gegangen“, antwortete sie ihm nun ehrlich, sah ihn dabei aber nicht an, sonder starrte auf ihren Kaffee.

„Ich glaube meine Klasse macht auch jedes Jahr so eine Feier“, bemerkte er, während er nachdenklich zur Seite starrte, „Aber ich war erst einmal dort, hat mich nicht so umgehauen …“

„Geschmackssache …“, gab sie zurück und rührte nun mit einem Löffel in ihrem Getränk herum, „Kommt bestimmt auch darauf an, wer die Feier organisiert.“

„Ja, wahrscheinlich … In letzter Zeit war ich zu Weihnachten immer irgendwo, nirgends Bestimmtes. Manchmal bin ich von Bar zu Bar gezogen, manchmal war ich auf irgendwelchen andren Partys …“

„Da kommt ja nicht sehr viel Weihnachtsstimmung auf.“

„Nein, aber das stört mich nicht. Weinachten hat mich eigentlich noch nie wirklich interessiert. Es ist wie jeder andere Tag, nur dass einsame Frauen teilweise noch williger sind, weil sie deprimiert sind und niemanden haben, mit dem sie das Fest der Liebe verbringen können.“

Alice hatte Ryan ab dem letzten Satz angesehen. Als er fertig mit Reden war, blickte der Junge auch sie an, sodass sich ihre Blicke trafen. Er schaute nicht weg, Alice war diejenige, die den Blickkontakt dann abbrach und ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Kaffee schenkte.

„Du bist nervös, hab ich Recht?“, fragte Ryan nach einer Weile und grinste sie dabei an.

„Ich bin nicht nervös …“, stritt sie es ab und tippte mit ihren Fingerspitzen auf der Kaffeetasse herum, die sie mit beiden Händen umschlossen hatte.

„Du musst nicht nervös sein, oder hab ich dir bis jetzt irgendetwas getan?“, erkundigte er sich mit beruhigender Stimme, woraufhin sie beim Fenster hinaus blickte, „Ich will einfach, dass das für uns beide ein angenehmer Nachmittag wird.“

Alice antwortete nichts, sondern starrte einfach durch die Fensterscheibe. Plötzlich sah sie, wie ein kleiner weißer Punkt langsam draußen auf den Gehsteig fiel. Hatte sie jetzt schon Wahnvorstellungen? Sie blickte nun genauer hin und sah schon wieder so einen weisen Tupfen. Und dann noch einen und noch einen. Es schneite!

Sofort breitete sich ein breites Lächeln auf ihrem nun strahlenden Gesicht aus. Das Mädchen sprang auf, wich mit ihrem Blick aber nicht von den Schneeflocken ab. Ryan sah sie nur verwirrt an.

„Was ist?“, fragte er überrascht und schaute nun ebenfalls nach draußen, um erkennen zu können, woran sie sich gerade so erfreute, konnte aber nichts Besonderes sehen.

„Es schneit!“

Ryan wandte sich nun wieder Alice zu, die ihn noch immer strahlend anblickte. Dann rannte sie nach draußen. Durchs Fenster konnte er sehen, wie sie nun vor dem Café stand und zum Himmel hinauf schaute, immer noch mit großen Augen. Jetzt erst konnte er die Schneeflocken auch sehen.

So fröhlich hatte er Alice noch nie erlebt. Und das alles wegen ein bisschen Schnee? Gerade wenn er dachte, sie durchschaut zu haben, überraschte sie ihn aufs Neue. Aber er musste gestehen, dass ihr dieses Gesicht ziemlich gut stand und es sie sehr hübsch machte.

Er beschloss ebenfalls nach draußen zu gehen. Vorher winkte er aber noch die Kellnerin herbei, die sowieso schon auf sie aufmerksam geworden war, weil Alice vorhin so schnell hinaus gestürmt war, um die zwei Café zu bezahlen. Nicht dass sie noch dachte, sie wären Zechpreller.

„Magst du Schnee?“, fragte er Alice dann, als er sich neben sie gestellt hatte und ebenfalls nach oben sah.

„Mögen? Ich liebe ihn!“, antwortete sie ihm, woraufhin auch ein Grinsen über sein Gesicht huschte.

Immer mehr Schneeflocken fielen vom Himmel und nicht nur Alice war wie gebannt von den kleinen Kügelchen. Auch andere Leute waren begeistert und starrten nach oben. Kein Wunder, immerhin war es schon lange her gewesen, dass zu Weihnachten Schnee gefallen war.
 

Honoka, Nayuta und Yukiko machten da weiter wo sie aufgehört hatten, nämlich beim Spiele spielen, aber die Atmosphäre war ganz anders. Yukiko und Nayuta waren viel lockerer drauf und das Mädchen lachte sogar mit den anderen zweien mit. Sie hatte das Gefühl, sich so natürlich geben zu können, wie sie es immer bei Honoka und auch früher bei Nayuta getan hatte.

Der Junge freute sich sehr darüber, Yukiko endlich wieder lachen zu sehen. Zwar lachte sie nicht laut, sondern immer in sich hinein, aber es war wenigstens schon mal ein Anfang. Das war die Yukiko, die er so sehr mochte.

„Ich geh einmal Getränke nachholen“, meinte Honoka, nachdem sie gerade ein Spiel zu Ende gespielt hatten und erhob sich von ihrem Platz, „Und meine Mutter verdonnert mich dann bestimmt zum Geschirrabtrocknen, also werde ich eine Weile weg sein.“

Yukiko starrte ihre Freundin entsetzt an. Sie wollte weggehen? Sie hatte bestimmt einen Hintergedanken und zwar, dass sie sich mit Nayuta aussprach! Aber dafür war sie noch nicht bereit. Sie hatte Angst davor, von ihm zu hören, dass er nicht mehr als Freundschaft von ihr wollte. Sie wusste, dass es so war, aber trotzdem konnte sie in ihrer kleinen Fantasiewelt leben, solange er es nicht ausgesprochen hatte …

„Sollen wir dir nicht helfen?“, bot Nayuta seine Unterstützung an, woraufhin sie aber nur den Kopf schüttelte.

„Nein, nein, ihr seid doch die Gäste“, lehnte sie aber und öffnete die Tür, „Aber ihr Digimon könnt auch mit kommen, ich muss euch noch etwas zeigen.“

„Etwas zeigen? Was denn?“, forschte Gissimon verwirrt nach.

„Das werdet ihr dann schon sehen“, erklärte sie mit einem genervten Nachdruck in der Stimme, „Kommt einfach mit.“

„Na gut“, stimmte Gissimon zu, woraufhin es gemeinsam mit Kirbymon aufstand und anschließend mit Honoka aus dem Raum verschwand.
 

„Was willst du uns zeigen?“, fragte Gissimon noch einmal, als die drei vor Honokas Zimmertür standen.

„Psst! Gar nichts, das war nur ein Vorwand, damit ihr auch verschwindet“, flüsterte sie und legte ein Ohr an die Tür.

„Was? Es gibt gar nichts, dass du uns zeigen willst?“, erkundigte es sich enttäuscht und ließ sich auf den Boden plumpsen, „Aber wieso ist das so wichtig?“

„Leise habe ich gesagt!“, wies Honoka es zurecht, „Die beiden müssen sich noch aussprechen und da würdet ihr nur stören.“

„Wenn du aber extra gehst, dann ist es doch nicht fair, wenn du sie jetzt belauscht“, gab ihr Digimon-Partner nun leise zurück und stemmte seine Pfoten in die Hüften.

„Ach sei doch still, das darf ich, ich bin schließlich Yukikos beste Freundin“, rechtfertigte sie sich und konzentrierte sich wieder auf das, was die zwei in ihrem Zimmer redeten.
 

„Warum freust du dich so, wenn es schneit?“, erkundigte sich Ryan bei Alice eine Weile später, als sie wieder durch die Stadt spazierten.

„Ist doch nicht ungewöhnlich, oder?“, fragte sie, nun besser gelaunt als am Anfang ihres Dates, zurück.

„Naja so sehr wie du freuen sich eigentlich nur kleine Kinder“, bemerkte er mit einem neckischen Grinsen im Gesicht und rempelte sie dann leicht mit der Schulter an, „Erzähl schon, ich lach auch bestimmt nicht.“

Ryan fiel erst jetzt auf, dass das das erste Mal war, dass er sie heute berührt hatte. Eigentlich hatte er ihr ja versprochen sie nicht anzufassen und er wartete schon darauf, dass sie sich jetzt deswegen beschwerte, doch als er sie so betrachtete, schien es nicht so, als ob sie etwas dagegen haben würde.

„Als ich noch klein war, hat es oft geschneit und vor allem zu Weihnachten war immer alles voller Schnee. In letzter Zeit ist es aber nicht so, also freue ich mich immer, wenn es schneit, weil mich das an früher erinnert“, begann sie mit einem schwachen Lächeln im Gesicht und zu Boden blickend zu erzählen und schien ganz in der Geschichte zu versinken, „Ich hab immer zusammen mit meinen Eltern und Rico Schneemänner gebaut. Es gab einen Papa, eine Mama, eine Tochter und einen Sohn. Mein Vater hat mir jedes Mal beim Schneekugelrollen helfen müssen, weil ich viel größere Schneemänner haben wollte, als ich groß war. Und aufeinanderstapeln konnte ich die Kugeln auch nicht. Als ich einmal versucht habe mit Rico alleine eine Kugel auf die andere zu setzen, ist sie auseinandergebrochen und ich hab schrecklich zu weinen angefangen. Meine Mutter hat mich dann getröstet und wir haben die Schneekugel noch einmal gebaut …“

Alice lächelte noch immer und wollte schon fast wieder weiter erzählen, bis ihr einfiel, dass das eigentlich bescheuert war. Sie sah Ryan an, der ebenfalls lächelte, wandte dann aber ihren Blick wieder ab und spürte, wie sie Rot wurde. Wie kam sie dazu Ryan eine Kindheitsgeschichte zu erzählen und so offen zu ihm zu sein?

„Ja, also Schnee weckt bei mir eben einige Kindheitserinnerungen, sonst nichts …“, beendete sie schnell das Thema, um nicht noch mehr von sich Preis geben zu müssen.

„Du kannst ruhig weiter erzählen, was du früher so gemacht hast“, versuchte er sie zum Weitererzählen zu ermutigen.

„Nein, das reicht, so viel musst du auch wieder nicht von mir wissen …“, entgegnete sie ihm aber und merkte dann, dass sie von ihm angestarrt wurde, „Was starrst du mich so an?“

„Als du jetzt so von früher erzählt hast und auch schon vorher als du den Schnee gesehen hast, hast du so hübsch ausgesehen, da kann ich gar nicht anders, als dich anzustarren.“

„Hör auf so etwas zu sagen.“

„Wieso? Ich sag doch nur, dass du hübsch bist.“

„Lass es einfach, ja?“, bat sie, woraufhin eine kurze Zeit des Schweigens folgte.

„Gehen wir noch eine Kleinigkeit Essen.“

„Okay.“
 

„Das reicht, Acimon, mach eine Pause“, meinte Rico, woraufhin sich Acimon erledigt auf den Boden fallen ließ.

„Uff, endlich“, erwiderte es erledigt und atmete tief aus.

Das Digimon sah zu seinem Partner, der sich vor einen Baum setzte. Langsam robbte es sich zu ihm vor und setzte sich neben ihm auf. Es lehnte sich ebenfalls gegen den Stamm und seufzte

„Hier“, bemerkte Rico und reichte ihm eine Cola-Dose.

„Cola!“, kommentierte es nur mit funkelnden Augen und schnappte sich sofort das Getränk.

„Ich bin stolz auf dich“, erklärte er und stützte einen Ellbogen auf seinem Knie ab, „Du machst Fortschritte und das obwohl du überhaupt keine Attacken einsetzt.“

„Ja, ich übertreffe die anderen mittlerweile bestimmt mit links!“, gab es zuversichtlich zurück, als es schon die Hälfte des Inhaltes ausgetrunken hatte, „Du, kann ich dich mal was fragen?“

„Hm?“

„Heute ist doch Weihnachten, wieso feierst du nicht?“, fragte es mit trauriger Stimme und blickte anschließend seinen Partner an, „Ich hab viel darüber im Fernsehen gesehen und auch von anderen Menschen gehört. Du hast mir nur einmal erklärt, dass es ein Fest ist, das man mit Menschen feiert, die man mag. Aber ich verstehe nicht, warum du das nicht tust. Auf mich wirkt das, wie das größte Fest des Jahres und ich finde das, was ich darüber weiß, toll.“

„Momentan gibt es leider niemanden, mit dem ich es feiern wollen würde …“, erklärte er ihm genickt und starrte betrübt zu Boden, „Ich hab niemanden mehr, außer dich.“

„Was ist mit Alice? Oder Nayuta?“

„Alice hat mich die ganze Zeit über angelogen, genau wie meine Eltern und Nayuta … naja ich weiß nicht, irgendwie habe ich das Gefühl, dass er mich nicht versteht“, antwortete er ihm und lehnte seinen Kopf anschließend gegen den Baumstamm, „Meinst du, ich bin zu hart zu ihm?“

„Ja, Nayuta ist dein bester Freund, klar versteht er dich“, entgegnete ihm Acimon und zerdrückte anschließend die leer Dose, „Nur gibst du ihm keine Chance, dich zu verstehen. Du erzählst ihm ja nie etwas. Wärst du offener zu ihm, könnte er dir bestimmt helfen.“

„Denkst du das wirklich?“

„Ja, voll auch noch! Verschließ dich nicht so. Nayuta war einer deiner einzigen Menschen, die dich akzeptiert haben, wie du bist. Es wäre dumm von dir, ihn einfach gehen zu lassen.“

„Aber mittlerweile ist es eh schon zu spät … Nayuta hasst mich bestimmt schon. Es würde mich wundern, wenn er noch mit mir reden würde.“

„Es ist nie zu spät, das ist nur eine lahme Ausrede!“, meinte es überzeugt, woraufhin Rico seinen Kopf zu ihm drehte, „Streng dich an, damit eure Freundschaft nicht verschwindet! Lass Nayuta nicht so einfach aus deinem Leben treten! Entschuldige dich bei ihm.“

„Ich hab mich noch nie bei jemanden entschuldigt. Normalerweise mache ich keine Dinge, die ich anschließend bereue.“

„Dann ist es jetzt eben einmal passiert. Na und? Keiner ist perfekt, kein Mensch und kein Digimon und bestimmt auch kein anderes Lebewesen, das irgendwo dort draußen existiert!“

„Nein, ich will mich nicht bei ihm entschuldigen …“, meinte Rico und blickte wieder zu Boden.

„Du Sturschädel …“, bemerkte Acimon kopfschüttelnd und starrte anschließend in den Himmel.

Plötzlich sah es weiße Kügelchen herunter fallen. Verwirrt rieb es sich seine Augen, um sicherzustellen, dass es sich eh nicht verschaut hatte. Nein, diese Kügelchen waren wirklich da und sie sahen wunderschön aus. Erstaunt stand es auf, mit dem Kopf noch immer nach oben gerichtet.

„Wow, sie mal, Rico, da fallen weiße Punkte vom Himmel!“

„Das ist Schnee“, erklärte er und sah nun ebenfalls nach oben.

„Schnee ist wunderschön“, bemerkte es überwältigt und beobachtete, wie die Flocken immer mehr wurden.
 

Yeah, Rico is back!!!

Das war der erste Teil von Weihnachten und er kommt sogar zum richtigen Zeitpunkt XP

Ich wollte Rico unbedingt noch im ersten Teil auftauchen lassen, auch wenn sein Aufritt nur sehr kurz war, aber ich wollte ihn euch endlich zurück geben >.<

Hätte nicht gedacht, dass sich das Kapi wirklich zeitlich so perfekt ausgeht ^^

Ich hoffe es verbreitet schöne Weihnachtsstimmung!

Kiripurin

Weihnachten Teil 2

Nayuta und Yukiko saßen eine Zeit lang einfach nur da und starrten irgendwo hin. Das Mädchen hasste Honoka dafür, dass sie sie in so eine peinliche Situation gebracht hatte, auch wenn sie wusste, dass sie das irgendwann einmal hinter sich bringen musste … Aber sie würde nicht anfangen zu reden, soviel stand fest. Sie hatte nämlich keine Ahnung, was sie sagen könnte.

„Kann ich dich mal was fragen?“, begann er zum Glück das Gespräch, woraufhin sie vor Erleichterung kaum merklich die Luft ausblies.

„Du fragst doch schon“, antwortet sie ihm, während sie ihn anlächelte.

„Ja, da hast du Recht“, meinte er und lachte kurz, „Warum hast du mich gemieden die letzten Tage? Eigentlich seitdem wir gemeinsam im Kino waren.“

Yukiko hatte gewusst, dass die Frage jetzt kommen würde. Sie war so nervös, wie sie es schon lange nicht mehr gewesen war. Immer wenn es darum ging, ernste Dinge zu besprächen, erhöhte sich ihr Herzschlag und ihre Stimme wurde wackelig. So auch jetzt. Also atmete sie einmal tief ein und aus, bevor sie antwortete, um wenigstens ein bisschen herunter zu kommen.

„Ich hatte Angst mit dir zu reden“, erklärte sie ihm dann endlich, starrte dabei aber zu Boden.

„Wieso?“

„Naja, weil … das Date ist nicht wirklich gut gelaufen, ich hatte Angst, dass du mir dann sagen würdest, dass du lieber nicht mehr mit mir befreundet sein willst …“

„Wieso sollte ich so etwas sagen?“, fragte er entsetzt, woraufhin Yukiko einen kurzen Blick in sein Gesicht wagte, „Hast du es wirklich so schlimm gefunden?“

Yukiko war dieses Gespräch äußerst unangenehm. Mit Nayuta über ihre Gefühle zu sprechen, war echt hart. Wenn sie Honoka alles erzählte, war das etwas ganz anderes, sie wusste schließlich, wie sie wirklich war. Nur, Nayuta wusste das nicht und sie hatte Angst, dass wenn er es wissen würde, er sie nicht mehr mögen würde.

Aber was hatte sie denn schon zu verlieren? Na gut, vielleicht würde er dann überhaupt nichts mehr mit ihr reden, schlimmer konnte es immerhin immer werden … Doch lügen brachte sich nichts. Sie sollte ehrlich sein. Entweder Nayuta konnte sie so akzeptieren, wie sie wirklich war, oder er war sowieso nicht der Richtige für sie. Sie könnte es zwar nicht ertragen, wenn er sie überhaupt nicht mehr ansehen würde, doch das musste sie riskieren. Irgendwann würde sie darüber hinweg kommen.

„Es war einfach nicht das, was ich mir erwartet hatte, weißt du …“, fing sie an zu erklären und fuhr mit ihren Fingern die Naht ihrer Jeans am Beinende entlang, „Das war das erste Mal, dass ich mit einem Jungen etwas unternommen habe und irgendwie habe ich gedacht, dass wir nachher auch noch etwas unternehmen und nicht nur den Film anschauen. Das ist jetzt nichts gegen dich, ich bin schließlich selbst Schuld. Ich hätte einfach nur meinen Mund aufmachen und sagen müssen, dass ich noch etwas mit dir machen will. Es war nicht schlimm, ich würde jeder Zeit gerne wieder etwas mit dir machen. Ich bin mir nur immer so dumm vorgekommen, weil ich nichts gesagt habe und deswegen war ich der festen Überzeugung, dass ich dich mit meiner Art nerve und du danach nichts mehr mit mir zu tun haben willst.“

„Ich glaube so viel auf einmal, hab ich dich noch nie reden hören“, bemerkte er nur und lächelte sie an.

Yukiko sah verblüfft auf und wusste nicht was sie darauf entgegnen sollte. Das war alles, was ihm dazu einfiel? Aber warum lächelte er? Er würde doch nicht lächeln, wenn er ihr sagen würde, dass er sie nicht mehr in seiner Nähe haben wollte, oder? Der Nayuta, in den sie sich verliebt hatte, würde so etwas nicht tun. Aber wahrscheinlich erwartete sie schon wieder zu viel.

„Wenn du denkst, dass ich nicht nervös war, als wir im Kino waren, dann liegst du falsch“, meinte er und hatte noch immer ein Lächeln im Gesicht, „Ich hatte genau wie du, Angst etwas Falsches zu sagen, obwohl das normalerweise nicht so ist. Sonst hab ich immer völlig normal mit dir reden können, aber wahrscheinlich lag es daran, dass es doch eine andere Situation war und wir das viel zu ernst genommen haben.“

„Warst du enttäuscht von dem Date?“

„Nein, enttäuscht nicht wirklich, nur vielleicht von mir selbst, dass ich so wenig geredet hab“, gab er zurück und nun war er es, der auf den Boden starrte, „Als wir dann vorm Kino gestanden sind, hab ich mir gedacht, dass du es schon sagen würdest, wenn du noch wohin gehen wollen würdest. Aber da nichts von dir kam, hab ich angenommen, dass du sowieso schon heim wolltest.“

„Also haben wir beiden wohl fast dasselbe gedacht …“

„Ja, sieht so aus und beide das Falsche …“

„Und was heißt das jetzt?“, fragte Yukiko, auch wenn sie etwas Angst vor der Antwort hatte.

„Gute Frage …“, erwiderte Nayuta nur, woraufhin beide eine Weile schwiegen.

Wieder starrten die zwei irgendwo hin, nur nicht sich gegenseitig an. Yukiko wusste nicht, was sie sagen sollte, aber sie wollte es nicht so enden lassen. Sie wollte Klarheit, über alles. Nicht wieder irgendetwas annehmen, das sie nur deprimierte, aber eigentlich gar nicht stimmte. Also musste sie reden.

„Also ich sag’s jetzt einfach mal gerade heraus“, erklärte Yukiko und richtete sich selbstbewusst auf, woraufhin Nayuta sie verwirrt anblickte, „Du bist mir wichtig, sehr wichtig. Du bist der einzige Junge, mit dem ich normalerweise normal reden kann und bei dem ich das Gefühl habe, dass er mich halbwegs leiden kann. Ich will nicht, dass es wieder irgendwelche Missverständnisse gibt, also sag mir bitte, wie du willst, dass es jetzt weiter geht. Nimm keine Rücksicht auf meine Gefühle, ich halt das schon aus, aber bitte sag mir einfach, was du denkst.“

„Es fasziniert mich schon wieder, dass du so viel redest“, bemerkte er, woraufhin sie wieder Rot wurde, „Aber wenn du das willst, gut, dann sag ich es dir einfach. Du bist mir auch total wichtig und ich hab versucht, es dir so oft es ging zu zeigen. Da du aber nie von dir aus mit mir redest, dachte ich dass du vielleicht genervt von mir bist. Als du dann für mich da warst, als ich mich mit Rico gestritten haben, habe ich mir gedacht, vielleicht mag sie mich ja doch und hab dich deswegen nach einer Verabredung gefragt. Ich war überglücklich, als du zugesagt hast. Yukiko, du bedeutest mir etwas und du bist etwas Besonderes. Ich bin mir sicher, dass das auch andere sehen würden, wenn sie dich näher kennen lernen würden. Ich würde es schade finden, wenn wir wegen dem verpatzten Date einfach alles hinschmeißen, ich will dich noch besser kennen lernen, das ist es, was ich denke.“

Das Mädchen starrte ihn einfach nur fassungslos an. So etwas Nettes hatte noch nie jemand zu ihr gesagt und es ausgerechnet von Nayuta zu hören, war definitiv einer der schönsten Momente in ihrem Leben. Sie wartete noch immer, bis sie jemand von diesem wunderschönen Traum aufwecken würde, doch es schien nicht zu passieren.

„So etwas hat noch nie jemand zu mir gesagt …“, meinte sie leise und ein bisschen verlegen.

„Puh, bin ich froh, dass wir jetzt so offen miteinander geredet haben“, war Nayuta erleichtert und stützte sich mit seinen Händen hinter sich am Boden ab.
 

„Es hat geklappt!“, freute sich Honoka leise und nahm Gissimon anschließend in den Arm, „Sie haben sie doch tatsächlich ausgesprochen!“

„Du solltest noch Getränke holen“, meinte das Digimon, damit Honoka es endlich losließ.

„Stimmt, du hast Recht, deswegen bin ich ja ‚eigentlich‘ hinausgegangen.“

Sie ließ ihren Partner runter und wollte schon die Treppen hinunter schleichen, damit die zwei in ihrem Zimmer, ja nicht hörten, dass sie jetzt erst in die Küche ging, doch der Weg wurde von ihrer Hausmaus versperrt. Wie immer hatte das Tier einen finsteren Blick aufgesetzt.

„Geh aus dem Weg, Mushiazui!“, forderte Honoka es in Flüsterton auf, doch es bewegte sich keinen Zentimeter.

Das Mädchen versuchte bei der Maus vorbeizugehen, doch es platzierte sich immer so, dass sie nicht durch konnte. Genervt stemmte Honoka die Hände in die Hüften und kickte das Tier anschließend die Treppen hinunter.

„Honoka!“, ertönte kurz darauf die Stimme ihrer Mutter von unten.

Sie seufzte und verdrehte die Augen, huschte dann aber schnell und leise ins Erdgeschoß. Dort wartet ihre Mutter schon mit verschränkten Armen auf sie.

„Was sollte das eben?“, fragte sie in strengem Ton.

„Das blöde Vieh hat mich nicht durchgelassen …“, antwortete sie leise, während sie unbeteiligt zur Seite blickte.

„Du kannst gleich in der Küche helfen!“

„Aber, Mama! Ich hab Freunde da!“

„Das ist mir egal!“, gab sie zurück und marschierte in die Küche.

„Gott, ich hasse dieses Tier …“
 

Als Ryan Alice zum Eingang ihres Wohngebäudes brachte, dämmerte es schon. Es schneite noch immer und die zuvor kleinen Flocken waren nun um einiges dicker geworden, sodass sie aussahen wie weiche Wattebauschen. Alice war dagegen gewesen, dass Ryan sie bis nach Hause begleitete, doch er hatte darauf bestanden.

„Danke fürs Nachhause bringen“, meinte das Mädchen als sie sich gegenüber standen, „auch wenn ich dich nicht darum gebeten habe.“

„Ich kann dich ja nicht alleine gehen lassen, wer weiß welche besoffenen Typen zu der Zeit herum rennen“, entgegnete er ihr, steckte seine Hände in die Jackentaschen und musste kurz husten, „So, du hast den Tag also bestanden, ab jetzt werde ich dich in Ruhe lassen … War’s zum Aushalten?“

„Raucherhusten?“, fragte sie auf sein Husten bezogen und ignorierte einmal seine Frage.

„Nein.“

„Naja, ich hab’s überlebt wie du siehst.“

„Ja, scheint so … Normalerweise sag ich das zu niemanden, aber frohe Weihnachten“, wünschte er ihr und kam mit seinem Kopf ihrem ganz nahe.

Alice Herz begann schneller zu schlagen. Sie war so perplex, dass sie sich kaum bewegen konnte. Er hatte ihr doch versprochen, sie nicht anzufassen, zählte da Küssen etwa nicht dazu? Ihre Augen wurden ganz klein und sie konzentrierte sich auf seine Lippen, die immer näher kamen. Als sie schon dachte, dass es soweit sein würde, spürte sie einen Kuss auf ihrer Wange. Ryan hatte ihre Wange geküsst, nicht ihre Lippen.

„Ich wünsch dir noch einen restlichen schönen Abend und schlaf gut.“

Ryan wandte sich von ihr ab, kehrte ihr den Rücken zu und entfernte sich immer weiter von ihr. Alice starrte ihm hinterher und griff sich mit ihrer Hand unbewusst auf ihre Wange. Sie war noch immer aufgeregt und nicht dazu in der Lage, sich zu bewegen. Sie hatte sich gerade tatsächlich gewünscht, dass Ryan ihre Lippen küssen würde.
 

„Weißt du Nayuta, da gibt es noch etwas, dass ich dir sagen muss“, meinte Yukiko, woraufhin er sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah.

Das Mädchen hatte beschlossen, ihm von Rico zu erzählen. Einer musste wissen, wo er war, jemand, der auch mit ihm reden würde. Außerdem hatte Nayuta das gute Recht es zu erfahren, immerhin ging es ja um seinen besten Freund.

„Was denn?“

„Es geht um Rico … Ich weiß, wo er ist“, antwortete sie ihm und sah ihn dabei ernst an.

Nayuta setzte ein überraschtes Gesicht auf. Woher wusste sie so etwas? Aber eigentlich sollte es ihm doch egal sein. Er hatte doch beschlossen, nicht zu ihm zu gehen, bevor sich Rico nicht bei ihm entschuldigt hatte.

„Warum weißt du das?“, fragte er einmal nach, versuchte aber so unbeteiligt wie möglich zu wirken.

„Ich hab ihn zufällig gesehen, als ich einmal abends beim Spielplatz vorbei ging“, erklärte sie ihm und sah dann wieder traurig zu Boden, „Er trainiert dort mit Acimon und das war nicht nur an dem Tag so. Als ich die nächsten Tage auch hingeschaut habe, war er auch wieder dort.“

„Er trainiert mit Acimon?“, erkundigte er sich verwirrt, weil er keinen Sinn darin sah, „Wieso sollte er das tun? Und sollte das D-Maak Acimon dann nicht eigentlich wahrnehmen?“

„Das hab ich mich auch schon gefragt, aber sie machen glaube ich nur Lauf- und Reaktionstraining, also es setzt nicht seine Attacken ein, oder digitiert.“

„Soll er doch heimlich trainieren … was geht mich das an“, meinte er stur und blickte beleidigt zur Seite.

„Er kann dir doch nicht völlig egal geworden sein.“

„Wieso nicht?“

„Na weil …“, begann sie schon enthusiastisch, stockte dann aber, weil ihr so schnell keine Begründung einfiel, „… weil eine Freundschaft doch nicht einfach so vergeht … Vor allem weil ich gedacht habe, dass du nicht so ein Mensch bist, der Freundschaften einfach so enden lässt.“

„Tu ich ja auch nicht, nur bin ich es Leid, das Rico mir immer etwas verheimlicht und nicht einsieht, dass das nicht okay ist!“, meinte er mit lauter Stimme, aber ohne sie anzuschreien, „Ich bin immer derjenige, der nachgibt, so lernt er nie etwas. Aber anscheinend ist ihm unsere Freundschaft nicht so wichtig, wenn er nicht von sich aus Kontakt mit mir aufnimmt und sie einfach enden lässt, wenn ich nicht wieder bei ihm angekrochen komme …“

„Ich versteh dich schon …“, erwiderte sie leise und sah ihn dabei mitleidig an, „Ich hab keine Ahnung wie sich das anfühlt, zumindest habe ich das noch nie erlebt, aber ich kann mir vorstellen, dass dich das verletzt. Das klingt jetzt vielleicht hart, aber es geht nicht nur um eure Freundschaft. Rico wendet sich ja nicht nur von dir ab, sondern auch von allen anderen. Niemand weiß wo er ist und langsam machen Honoka und ich uns schon Sorgen. Ich weiß es zwar nicht, aber ich bin mir sicher, dass Alice, Hime und Shunichi auch schon Angst haben, dass etwas passiert sein könnte.“

„Und warum sagst du es nicht einen von ihnen, damit sie mit ihm reden? Oder warum redest du nicht gleich selbst mit ihm?“

Yukiko wollte etwas sagen, doch ihr viel nichts ein. War Nayuta jetzt böse auf sie? War sie zu weit gegangen? Was erlaubte sie sich eigentlich, als eine Person, die nichts mit dem Ganzen zu tun hatte, sich so einzumischen? Aber sie mochte Rico irgendwie. Er tat ihr leid, dass er von allen so missverstanden wurde und sie konnte sich auch ein bisschen selbst in ihm wiederfinden. Vielleicht war sie deshalb so besorgt um ihn.

„Ich traue mich nicht mit ihm reden. Ich finde nie die richtigen Worte und auf mich würde er schon gar nicht hören und auf die anderen denke ich auch nicht“, erklärte sie ihm dann etwas niedergeschlagen, „Ich kann dich nicht zu etwas zwingen, dass du nicht willst, tut mir leid …“

„Du hast schon irgendwie Recht“, gab er zu ihrer Verwunderung zurück, „Irgendwer sollte sich um Rico kümmern, jetzt, wo wir wissen, wo er steckt. Aber ich kann das nicht, wirklich. Was hältst du davon, wenn ich Alice sage, wo er ist? Es schaut zwar meistens nicht so aus, aber die zwei sind sich gegenseitig wirklich wichtig. Ich denke schon, dass sie etwas bewirken könnte.“

„Ach ja, stimmt, Alice gibt es ja auch noch“, kam es Yukiko jetzt erst in den Sinn.

„Also ist es in Ordnung, wenn ich ihr eine SMS schreibe?“

„Ja, natürlich, mach!“

„Okay, aber dafür denken wir den Rest des Abends nicht mehr an Rico oder an sonst irgendwelche Dinge, die uns die Stimmung vermiesen.“

„Ist gut.“

Yukiko war irgendwie erleichtert, dass sie es jetzt endlich jemanden erzählt hatte. Jetzt hatte sie eigentlich alles getan, was sie konnte. Nun lag es in Alice Händen, wie es mit Rico weiter gehen würde.
 

Alice trat in ihre Wohnung und war noch immer völlig in Gedanken. Warum hatte Ryan sie nicht richtig geküsst? Das war so untypisch für ihn. Sie war ja schon überrascht gewesen, dass er sie während ihres Dates überhaupt nicht berührt hatte, da hätte sie wenigstens am Schluss von ihm erwartet, dass er es nicht länger aushalten würde, aber da hatte sie ihm anscheinend zu wenig zugetraut.

Grundsätzlich Ryans Verhalten heute war sehr seltsam gewesen. Sie hatte sich normal mit ihm unterhalten können und sie musste zugeben, dass sie teilweise auch Spaß gehabt und über seine sarkastischen Witze gelacht hatte. Es war wirklich nicht schlimm gewesen und genau das irritierte sie.

Das war das erste Mal gewesen, dass er so nett war. Wahrscheinlich hatte er sich nur für das eine Mal zusammen gerissen, um bei ihr zu punkten, obwohl sie noch immer nicht verstehen konnte, was er sich davon versprach.

Plötzlich fing das D-Maak in ihrer Tasche an zu leuchten und sie nahm das Gerät in die Hand. Nach einem roten Lichtstrahl saß Naokimon vor ihr auf dem Boden und sah nicht gerade glücklich aus.

„Lass mich nicht so lange im D-Maak eingesperrt“, maulte es und blickte sie trotzig an.

„Entschuldige, dafür gibt’s auch Hundefutter“, meinte sie und beugte sich zu ihm hinunter, um seinen Kopf zu streicheln.

„Hundefutter!“, freute es sich und rannte schon mal vor in die Küche.

Alice lächelte und folgte ihrem Digimon. Sie hatte gestern extra noch Spezialfutter gekauft, dass Naokimon auch etwas von Weihnachten hatte. Dieses gab sie ihm jetzt und es stürzte sich sofort darauf.

„Schmeckt’s?“

„Ja, lecker!“, gab es mit vollem Mund zurück und fraß sofort weiter.

„Ich hab noch etwas für dich“, erklärte Alice, woraufhin Naokimon verwundert aufsah.

Alice holte eine kleine Papiertüte von der Küchentheke und hockelte sich dann neben dem Digimon auf den Boden. Sie holte ein rotes Halsband mit Tuch und Glöckchen heraus und präsentierte es vor ihm.

„Ich weiß nicht, ob du es tragen willst, vielleicht ist es dir ja unangenehm, aber mir hat es so gut gefallen.“

„Ist das dein Weihnachtsgeschenk für mich?“, fragte es und schaute Alice mit großen Augen an.

„Ja, fröhliche Weihnachten“, wünschte sie ihm und lächelte wieder, „Also, willst du es tragen?“

„Ja“, antwortete es ihr, woraufhin ihm das Mädchen das Halsband anlegte, „Sieht das gut aus?“

„Ja, noch süßer als vorher“, erwiderte sie und umarmte Naokimon anschließend.

„Danke, Alice, aber ich hab gar nichts für dich …“, meinte es etwa niedergeschlagen und ließ die Ohren hängen.

„Doch, du gibst mir schon die ganze Zeit etwas, du bist immer für mich da, das ist mehr als genug.“

„Oh, ich fang gleich an zu weinen.“

„Friss weiter, ich fang inzwischen an zu kochen.“

Alice holte alles was sie brauchte aus dem Kühlschrank und fing einmal an, das Gemüse zu waschen. Sie kochte einfach so wie sonst auch immer. Sie hatte noch immer nicht die Hoffnung aufgegeben, dass Rico heute heim kommen würde und sie würde bis zur letzten Sekunde daran glauben.

Am Vormittag hatte sie ihm auf die Mailbox gesprochen und ihm einige SMS geschrieben, dass er doch vorbei schauen sollte. Dass sie ein paar Stunden nicht zu Hause sein würde, hatte sie ihm auch geschrieben, damit er nicht dann kommen würde, wenn sie mit Ryan unterwegs war.
 

Der Abend bei Honoka wurde dann doch noch sehr schön. Alle waren gut gelaunt und Yukiko hatte keinen Grund mehr, sich zu verstellen. Honoka war stolz auf sich, wenn sie daran dachte, wie sie das alles wieder eingefädelt hatte. Nayuta und Yukiko gaben schon ein süßes Pärchen ab.

Aber wenn sie die beiden so glücklich sah, wurde ihr bewusst, wie mies es gerade in ihrem Liebesleben aussah. Die zwei waren so nahe davor, eine Beziehung anzufangen und sie war von Rico gerade so weit weg, wie noch nie.

Er hasste sie. Seitdem sie ihn unabsichtlich geküsst hatte, ging er ihr nur aus dem Weg und jetzt wusste er nicht einmal, wo er überhaupt steckte. Warum musste sie sich eigentlich immer in unerreichbare Kerle verlieben? Die Welt war echt nicht fair …

Aber aufgeben würde sie bestimmt nicht. Es musste schon ein dritter Weltkrieg anfangen, dass sie anfangen würde, Rico zu vergessen. Es war noch nicht alles vorbei. Irgendetwas würde ihr schon einfallen.

Nachdem sie noch einen Film geschaut hatten, ging Nayuta dann mit Kirbymon nach Hause. Honoka hatte ihm angeboten, hier zu übernachten, doch als sie gesehen hatte, wie Yukiko und Nayuta auf diesen Vorschlag reagiert hatten, nämlich mit einem erschrockenen Blick, hatte sie gemeint, dass es nur Spaß gewesen wäre, obwohl es eigentlich ihr voller Ernst gewesen war.

Yukiko und Honoka lagen nun in ihren Betten und redeten noch ein bisschen miteinander. Gissimon schlief bereits bei Honokas Füßen. Yukiko konnte nicht mehr aufhören zu lächeln, wenn sie daran dachte, wie gut es heute mit Nayuta gelaufen war.

„Jetzt bist du nicht mehr böse auf mich, dass ich ihn eingeladen habe, oder?“, fragte Honoka neckisch, nur um Bestätigung zu bekommen.

„Ich finde es noch immer nicht gut, dass du es gemacht hast, obwohl ich dir verboten habe, dich einzumischen“, antwortete sie und blickte dabei ihre Freundin mit anschuldigendem Blick an, „Aber ausnahmsweise ist es ja mal gut gegangen.“

„Gut gegangen? Es ist perfekt gelaufen!“, besserte sie sie überglücklich aus, „Am Anfang habe ich zwar befürchtet, dass ihr es doch nicht hinbekommen würdet, wie ihr euch nur angeschwiegen habt, aber ihr habt doch noch die Kurve gekriegt, ich bin stolz auf dich.“

„Hast du uns etwa belauscht?“, erkundigte sich Yukiko entsetzt.

„Ja, was dachtest du denn? Dass ich mir das einfach entgehen lasse?“

„Nein, war irgendwie hervor zu sehen …“

Auf einmal kam Yukiko etwas in den Sinn. Wenn Honoka sie belauscht hatte, hatte sie dann auch das mit Rico mitbekommen? Wenn ja, wäre das nicht so gut, immerhin wusste sie ja, dass Honoka dann morgen am Abend beim Spielplatz sein würde. Und damit hätte sie Rico alles andere als einen Gefallen getan.

„Sag mal … wann bist du dann eigentlich Getränke holen gegangen?“, fragte sie dann ganz vorsichtig.

„Naja, nachdem ihr das geklärt habt, ich konnte ja nicht einfach so ohne Getränke wiederkommen.“

„Und danach bist du gleich zu uns ins Zimmer gekommen?“

„Ja, was soll die Fragerei?“, erkundigte sie sich verwirrt.

„Ach nichts, ich hab mich nur gefragt, wann du die Getränke geholt hast“, redete sie sich heraus, was ja nicht einmal eine Lüge war, „Ich wette, du hättest sie fast vergessen.“

„Du bist blöd“, meinte sie und boxte ihr leicht gegen den Oberarm, „Aber ja, Gissimon hat mich daran erinnert.“

„Hab ich’s doch gewusst.“

Yukiko war erleichtert, dass Honoka die Unterhaltung über Rico nicht auch mitbekommen hatte. Anlügen würde ihre Freundin sie nicht, das wusste sie. Vor allem, weil sie sowieso darüber geredet und sich beschwert hätte, warum sie es ihr verheimlicht hatte. Sie hoffte nur, dass Alice Rico wirklich zur Vernunft bringen konnte.
 

Alice war gerade mitten im Kochen und ein angenehmer Duft lag bereits in der Küche. Sie rührte gerade im Topf um, als auf einmal ihr Handy läutete. Das Mädchen trocknete ihre Hände ab und sah anschließend nach, wer etwas von ihr wollte.

Nayuta hatte ihr eine Nachricht geschrieben, was sie wunderte. Was wollte er an Weihnachten von ihr? Ohne Erwartungen öffnete sie einfach die SMS.

„Rico trainiert heimlich mit Acimon in der Nähe vom Spielplatz. Vielleicht kannst du ihn ja zur Vernunft bringen. Sag ihm nicht, dass du das von mir weißt“, schrieb er.

Alice starrte lange auf den Text und blieb wie starr stehen. Wahrscheinlich sagte Nayuta es ihr, weil er gerade mit ihrem Bruder zerstritten war und deswegen nicht selbst mit ihm reden wollte. Aber konnte sie diese Aufgabe einfach so übernehmen? Würde sich Rico nicht weigern, mit ihr zu reden?

Ohne länger über irgendetwas nachzudenken, steckte sie ihr Handy wieder ein und drehte die Flamme am Herd ab. Sie kontrollierte noch einmal alles, ob sie es eh so stehen lassen konnte und marschierte dann Richtung Vorraum. Egal, sie würde schon sehen, was passieren würde. Auf jeden Fall musste sie es versuchen. Das war die Chance, sich noch einmal bei ihm zu entschuldigen.

„Alice! Wo willst du hin?“, fragte Naokimon verwirrt, da sie so plötzlich aus der Küche gestürmt war.

„Zu Rico“, antwortete sie ihm, als sie sich gerade eine Jacke anzog.

„Was? Zu Rico?“, fragte es verwirrt, doch Alice gab ihm keine Antwort, „Warte auf mich, ich komm mit!“
 

Die Inoues und Hokirims hatten bereits gegessen, was alle gemeinsam aufgetischt hatten und die Geschenkte ausgepackt. Es wurden viele Spiele gespielt und ein Film angesehen. Shunichi und Hime wurden dann nach oben geschickt. Himes Mutter hatte gemeint, dass die zwei einmal für sich sein sollten und nicht nur mit ihren alten Eltern feiern sollten, die andern drei hatten ihr zugestimmt.

Also waren die zwei eben nach oben in Himes Zimmer gegangen. Eigentlich waren sie schon ziemlich fertig und hatten auch keine Lust irgendetwas zu tun. Deswegen legten sie sich einfach in Himes Bett und redeten noch eine Weile. Die Matratze auf der Shunichi schlafen würde lag eigentlich daneben, doch er hatte gemeint, er würde so lange bei ihr oben liegen bleiben, bis sie einschlief. Mantamon und Fikadamon schliefen bereits auf ihrem eigenen Schlafplatz.

Hime lag in Shunichis Armen. Sie fühlte sich sehr wohl und geborgen, eigentlich wie immer, wenn sie in seiner Nähe war, doch heute war es anders. Sie würde sich nicht zurück halten und einfach ihrem Herzen folgen. Jetzt wo es Yui nicht mehr gab, war für sie frei Bahn und sie war zuversichtlich, dass sich zwischen Shunichi und ihr nichts ändern würde, egal ob er ihre Gefühle nun erwidern würde oder nicht.

„Egal wie oft wir miteinander Weihnachten feiern, es wird nie langweilig“, meinte Hime und kuschelte sich näher an ihn.

„Da hast du Recht, ich hoffe, dass es auch noch länger so bleiben wird“, entgegnete er ihr und streichelte mit einem Daumen ihre Schulter, „Du bist mir wichtig Hime, ich hoffe, dass weißt du.“

„Ja, das tue ich und du bist mir auch wichtig“, gab sie zurück und lächelte dabei.

„Meinst du, wir wären auch so gut befreundet, wenn unsere Väter nicht miteinander arbeiten würden? Und dass wir uns schon vor der ganzen Digi-Ritter-Sache kennengelernt hätten?“

„Ja, ich denke schon. Ich wüsste zwar nicht wie, aber irgendwie hätten wie sicher zueinander gefunden und uns auf Anhieb verstanden“, war sie sich sicher und spielte mit einer Hand mit seinen Fingern.

„Da bist du aber zuversichtlich“, erwiderte er neckisch und drückte sie kurz ganz nahe zu sich.

„Natürlich, ich wäre doch blöd gewesen, wenn ich nicht sofort erkannt hätte, was für ein toller Mensch du bist. Ich kann mir ein Leben ohne dich gar nicht mehr vorstellen.“

Shunichi entwendete seine Hand aus ihrer und schob Himes Stirnfransen zur Seite, sodass er sie auf ihre Stirn küssen konnte. Das Mädchen spürte, wie ihr Herz pochte und ließ seine Tat unkommentiert. Eine Weile herrschte Stille, eine angenehme Stille.

Shunichi legte seine Hand an ihren ursprünglichen Platz und kurz darauf verknotete Hime schon ihre Finger mit seinen. Sie spürte keinen Widerstand. Nichts. Shunichi blieb so entspannt wie sonst auch. Das Mädchen schloss zufrieden seine Augen und richtete seinen Kopf etwas nach oben, um tief einzuatmen.

„Du riechst gut“, bemerkte sie, die Augen noch immer geschlossen, während sie mit ihrer Nasenspitze, ihrer Wange und ihren Lippen sanft seinen Hals streifte.

„War das Weihnachtsgeschenk von meiner Ma“, erklärte er und inhalierte nun auch ihren Duft, „Du riechst auch gut. Du riechst immer gut.“

Hime entspannte sich und ruhte ihren Kopf nun einfach auf seiner Schulter aus. Sie verharrten eine Weile in dieser Position und sie merkte, dass sie schon langsam schläfrig wurde. Er hatte nichts abgelehnt, war nicht einmal überrascht zurück gezuckt. War jetzt der richtige Zeitpunkt, um es ihm zu sagen? Irgendwie fühlte es sich so an.

„Am liebsten würde ich jetzt eine Ewigkeit so liegen bleiben“, meinte Shunichi und Hime spürte, dass er sie ansah, „Wenn ich mit dir zusammen bin, scheint alles so einfach. Es wäre schön, wenn es immer so sein könnte.“

„Das kann es doch“, gab sie zurück, während sie gedankenverloren mit einem Finger eine Falte auf Shunichis T-Shirt nachfuhr, „Wenn es mit mir einfach ist, dann bleib doch für immer bei mir.“

„Aber irgendwann werden auch wieder andere Mädchen in mein und andere Jungs in dein Leben treten. Und dann verlieben wir uns in jemanden und dann … ja, vielleicht verlieren wir uns dann aus den Augen.“

„So muss es doch nicht sein“, entgegnete sie ihm und spürte, dass sich ihr Körper vor Aufregung schon verkrampfte.

„Du hast Recht, wir verlieren uns nicht so leicht aus den Augen.“

„Das meine ich nicht … Vielleicht brauchen wir gar keine anderen Mädchen oder andere Jungs. Immerhin haben wir ja uns. Wer weiß, möglicherweise kann ich dir das geben, was du brauchst, auch wenn du es vielleicht nicht glaubst.“

Es kam keine Antwort von Shunichi, das war kein gutes Zeichen. Hime kniff die Augen zusammen und war froh, ihm jetzt nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Aber sie musste es jetzt durchziehen. Sie hatte sich überwunden anzufangen, jetzt konnte sie es auch richtig beenden. Er konnte bestimmt eh schon ahnen, was sie ihm damit sagen wollte.

„Du bedeutest mir so viel“, setzte sie fort und blickte ihn nun an, „Mehr als ein Freund, mehr als ein Bruder. Und wenn du mir so viel bedeutest, warum können wir dann nicht einen Schritt weiter gehen?“

„Einen Schritt weiter?“

„Ja“, antwortete sie ihm und kam seinem Kopf immer näher, „Über die Freundschaft hinaus.“

Hime machte ihre Augen ganz klein und wich mit ihrem Blick von seinen Augen zu seinen Lippen ab. Langsam lagen nur noch ein paar Zentimeter zwischen ihnen. Mittlerweile konnte sie seinen Atem schon auf ihrer Haut spüren und sie fragte sich, was jetzt wohl geschehen würde. Würde er es zulassen? Würde er sie wegstoßen? Aber so wusste sie wenigsten, woran sie bei ihm war und würde es nicht bereuen, es nie versucht zu haben.

„Ich habe lange gewartet, bis du dich endlich von Yui getrennt hast“, flüsterte sie und schloss ihre Augen nun ganz.

Hime wollte es nun endlich vollenden und beugte sich noch ein Stück weiter zu ihm, doch sie spürte einen Widerstand. Als sie ihre Augen öffnete, sah sie in Shunichis ernstes aber auch trauriges Gesicht und realisierte sofort, dass ihre Köpfe nun wieder weiter von einander entfernt waren und er seine Hände auf ihren Schultern platziert hatte.

„Hime … ich bin noch mit Yui zusammen“, erklärte er, schaffte es aber nicht, ihr dabei die ganze Zeit in die Augen zu sehen, „Ich hab noch nicht mit ihr Schluss gemacht.“

Hime starrte ihn fassungslos und enttäuscht an. Was redete er denn da? Er hatte doch gesagt, dass er sich von ihr trennen würde, wieso auf einmal doch nicht? Hätte er ihr das nicht früher sagen können? Bevor sie versucht hatte, ihn zu küssen? Dann hätte er ihr wenigstens diese Peinlichkeit erspart.

„Und das hast du mir nicht früher sagen können?“, fragte sie anschuldigend und sah ihn dabei vorwurfsvoll an.

„Es tut mir leid, ich hab es nicht übers Herz gebracht. Ich habe ja nicht gewusst, dass du …“

„Was? Dass ich vorhabe, dir zu sagen, dass ich dich liebe?“, fiel sie ihm ins Wort, während sie seine Hände abschüttelte, „Natürlich hattest du das nicht ahnen können, aber vielleicht wärst du schon früher damit herausgerückt, als du gemerkt hast, welche Andeutungen ich mache!“

Hime schwieg augenblicklich, als sie merkte, wie laut sie geworden war und starrte beschämt auf die Bettdecke. Was mochten nur ihre Eltern denken, wenn sie das gerade eben gehört hatten? Wie kam sie eigentlich dazu, Shunichi so anzugehen?

„Es tut mir leid, ich wollte nicht so laut werden …“, entschuldigte sie sich, woraufhin sie aber wieder verwirrt aufblickte, weil Shunichi ihre Hände ergriffen hatte.

„Du darfst dich aufregen, deine Wut ist berechtigt“, meinte er und drückte ihre Hände fest, aber nicht so, dass es ihr weh tat.

„Aber wenn du es eh weißt, warum hast du es dann nicht getan?“

„Sie hat so liebe Dinge gesagt, dass sie mich braucht und dass sie nicht ohne mich leben könnte, da hab ich es nicht übers Herz gebracht, ihr zu sagen, dass ich mich von ihr trennen will“, erklärte er und ließ deprimiert den Kopf hängen.

„Du bist ein Idiot, Shunichi“, gab sie ernst zurück, „Und ein Feigling noch dazu. Ich habe immer gedacht, dass du ein Junge bist, der sich in seine Freundin hineinversetzen kann und immer ehrlich zu ihr ist, aber anscheinend, hab ich dich da mit anderen Augen gesehen. Ist dir klar, dass du sie dadurch noch mehr verletzt, wenn du ihr dann irgendwann einmal sagst, dass es keinen Sinn macht? Je länger du es aufschiebst, desto schlimmer wir es für sie.“

„Das weiß ich doch … Und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schlecht ich mich fühle, weil du jetzt so von mir enttäuscht bist …“

„Wenn ich mir vorstelle, dass ich an Yuis Stelle wäre und herausfinden würde, dass du mir falsche Hoffnungen machen würdest, dann …“, begann sie, wusste aber nicht, wie sie den Satz beenden sollte.

„Was dann?“, fragte er und blickte sie nun wieder traurig an, „Würdest du mich hassen? Wenn du daran denkst, was ich Yui antue, bist du gleich nicht mehr in mich verliebt, oder?“

„Nein, ich liebe dich immer noch und das werde ich auch noch eine Weile tun“, erwiderte sie zu seiner Überraschung, „Ich frage mich nur gerade, ob du nur zu Yui so bist, oder ob du dich bei anderen Mädchen auch so verhalten wirst.“

„Bei anderen Mädchen und bei dir?“

„Keine Ahnung, immerhin hast du noch immer nichts zu meinem Geständnis gesagt …“

„Weil ich nicht so recht weiß, was ich sagen soll …“, meinte er und streichelte nun mit seinen Daumen über ihre Handrücken, „Es ist nicht so, dass ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht hätte, das hab ich nämlich. Ich frage mich oft, wann es wohl so weit sein wird, bis sich irgendwer von uns in den anderen verliebt und wer es sein wird, der es zuerst ausspricht. Ich dachte nur nicht, dass es so früh passieren würde.“

„Das heißt, du kannst meine Gefühle nicht erwidern …“, fasste sie niedergeschlagen zusammen.

Plötzlich wurde sie von Shunichi umarmt und sie fragte sich, was das jetzt sollte. Ihr Herz fing wieder schneller zu schlagen an und eine angenehme Wärme breitete sich in ihrem Körper aus, auch wenn sie versuchte, das zu verhinder. Nur, wie sollte man so etwas verhindern? Also beschloss sie, die Umarmung einfach zu genießen.

„Bitte, gib mir etwas Zeit“, bat er mit sanfter Stimme, „Ich werde noch vor dem neuen Jahr die Beziehung mit Yui beenden, das verspreche ich dir und ich werde dir eine Antwort geben, aber bitte verlange nicht von mir, dir jetzt schon zu antworten. Ich will nicht unsere Freundschaft riskieren, nur weil ich irgendwelche unüberlegten Dinge sage, die ich eigentlich gar nicht so meine.“

„Gut, okay … Was bleibt mir denn andres übrig?“

„Danke, Hime, ich hab dich gar nicht verdient.“

„Ja, vielleicht …“, bemerkte sie und entfernte seine Arme von ihrem Rücken, „Wir sollten jetzt schlafen gehen.“

„Ja, du hast Recht“, stimmte er ihr zu und streichelte noch einmal über ihre Wange, „Gute Nacht, Hime.“

„Gute Nacht.“

Shunichi begab sich hinunter auf seine Matratze und wickelte sich sofort in seine Decke ein. Hime versuchte ebenfalls zu schlafen, doch es wollte ihr nicht gelingen. Zu viele Gedanken schwirrten in ihrem Kopf herum und es waren nicht gerade welche, die sie glücklich machten …
 

Als Alice beim Spielplatz ankam, blieb sie erst einmal stehen und sah sich um. Sie konnte Rico nirgends ausfindig machen. Hinter ihr lagen nur ihre und Naokimons Fußspuren im Schnee. Die Schaukel, die Rutsche, das Klettergerüst, alles war voller Schnee, obwohl es mittlerweile aufgehört hatte, zu schneien.

Alice schloss die Augen, um sich voll und ganz auf ihr Gehör zu konzentrieren, ob sie nicht irgendwo Ricos Stimme hören konnte. Sie konzentrierte sich, doch da war nichts. Hatte Nayuta ihr etwa eine falsche Information gegeben.

„Alice“, meinte Naokimon plötzlich, woraufhin sie ihre Augen öffnete und es mit hochgezogenen Augenbrauen ansah, „Ich rieche Acimon und Rico auch ganz leicht.“

„Bist du dir sicher?“

„Ja, komm mit!“, forderte Naokimon sie auf und lief in Richtung Wald.

„Warte!“, schrie sie ihm hinterher und rannte ihm nach.
 

„Ich bin erledigt Rico, ich kann nicht mehr“, äußerte sich Acimon und ließ sich dabei auf sein Hinterteil fallen.

„Dann hören wir auf für heute“, erwiderte Rico, mit den Händen in den Hosentaschen.

„Hier steckst du also“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter Rico, woraufhin er sich überrascht umdrehte.

Der Junge blickte überrumpelt in das Gesicht seiner Schwester. Sie hatte ihre Hände in ihren Jackentaschen vergraben und war dick eingepackt. Naokimon stand neben ihr, lief aber auf Acimon zu, als es das Digimon erblickte und teilte ihm mit, wie sehr es sich freute, es zu sehen. Sein Digimon-Partner schien ebenfalls sehr glücklich zu sein.

„Wie hast du mich gefunden?“, fragte er leise, als er seine Aufmerksamkeit wieder ganz ihr widmete.

„Nayuta hat mir gesagt, wo du bist“, antwortete sie ihm, während sie ihr Gesicht bis zur Nase unterm Schal vergrub.

„Nayuta?“

„Ja, ich weiß zwar nicht, woher er es weiß, aber er hat mir gesagt, dass ich zu dir gehen soll. Er macht sich nämlich Sorgen um dich, genau wie ich.“

„Warum ist er nicht selbst gekommen?“

„Das kannst du dir doch denken, oder?“

Rico sah zu Boden. Natürlich wusste er das. Nayuta war noch immer sauer auf ihn und er konnte es auch verstehen. Wahrscheinlich dachte er sich, dass er nicht schon wieder nachgeben sollte und würde nun wirklich warten, bis Rico zu ihm kam. Aber was würde sich das schon bringen? Er konnte nicht die Wahrheit sagen, er wollte nicht, dass sich sein Freund Sorgen machen musste.

„Mach du mir keine Vorwürfe, du bist die letzte, die mir was sagen kann, was Lügen und Verheimlichen angeht.“

„Ja, da hast du leider Recht …“, musste sie gestehen und trat näher an ihren Bruder heran, sodass nur noch ein Meter zwischen ihnen lag, „Aber ich will dir eigentlich nur sagen, dass es totaler Blödsinn ist, dass du dich von allen abschirmst. Nayuta war dein einziger Freund und du lässt ihn so einfach gehen. Wird es nicht langsam Zeit, dass du ihm zeigst, wie wichtig dir eure Freundschaft ist? Oder ist sie dir gar nicht wichtig?“

„Doch, natürlich ist sie das …“

„Na also! Was hält dich dann davon ab, dich bei ihm zu entschuldigen? Er ist doch ganz klar im Recht, ich würde mich auch aufregen, wenn mein bester Freund mir nichts erzählt.“

„Und was ist mit Hime?“, fragte er, woraufhin sie leicht zurück wich, „Als ob du ihr von unseren Eltern erzählt hättest.“

„Ja, stimmt, ich hab es ihr nicht erzählt, aber es geht nicht nur um die Sache mit unseren Eltern. Ein bester Freund ist dazu da, dass er einen unterstützt, wenn man Hilfe braucht und dass ist bei Hime und mir so. Wenn ich ein Problem hab, sag ich ihr das auch und sie erzählt mir auch alles von ihrem Leben. Nayuta tut das doch auch, nur du eben nicht. Kannst du dir nicht vorstellen, wie sich Nayuta dann fühlt? Das kommt so rüber, als ob du ihn nicht brauchen würdest und genauso gut ohne ihn zurecht kommen würdest, das verletzt ihn.“

„Was gibt dir eigentlich das Recht, dich da einzumischen?“

„Wenn ihr das nicht von alleine regeln könnt, muss eben jemand eingreifen. Ich werde nicht zusehen, wie du einfach eure Freundschaft kaputt machst. Vergiss doch mal deinen beschissenen Stolz und werde wieder so wie früher!“

Rico war etwas überrascht über ihr Argument. Genau dasselbe hatte Nayuta auch zu ihm gesagt und genau wie damals, wusste er, dass es stimmte. Er wusste, dass er zu Nayuta gehen sollte. Er wusste, dass er sich entschuldigen sollte und er wusste auch, dass er an allem Schuld war.

Vielleicht brachte es ja wirklich etwas, mit seinem besten Freund zu reden, ihm einfach alles zu beichten, was ihm auf der Seele lag. Bis jetzt hatte Nayuta noch nie etwas getan, das Rico geschadet hätte, oder dass er nicht gewollt hätte. Er konnte ihm vertrauen, warum war er nicht schon früher darauf gekommen?

„So werden wie früher … kannst du mir sagen, wie das geht?“, fragte er leise und mit ruhiger Stimme, „Mich hat das Geschehene eben verändert, dagegen kann ich jetzt nichts mehr machen. Ich hab es zugelassen und bin deswegen selbst schuld.“

„Du hättest dir gleich von Anfang an helfen lassen sollen“, meinte sie und blickte in mitleidig an, „Aber du kannst dich wieder ändern. Nayuta wird dich unterstützen und wenn du willst und es zulässt, dann … dann kann ich das auch. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich so enttäuscht habe und du dich wegen meinen Lügen mit Ryan geprügelt hast. Ich weiß, dass ich das nie machen hätte sollen, aber ich hatte Angst. Angst, mir einzugestehen, dass ich selbst dafür verantwortlich bin, was mit Ryan passiert ist. Ich wollte die Schuld jemand anderen in die Schuhe schieben, nur weil ich zu feige war. Und du und Hime und Ryan, ihr habt darunter leiden müssen. Bitte vergib mir, Rico. Ich brauche meinen Bruder, ich schaff das nicht alleine in dieser riesigen Wohnung.“

Rico schwieg und sie schauten sich eine Weile einfach nur an. Der Junge sah, dass sich Alice auf die Unterlippe bis, um zu verhindern, dass sie weinte, doch es gelang ihr nicht wirklich.

Ja, Alice hatte einen Fehler gemacht und das eben genau zur falschen Zeit. Wäre es einige Zeit vor dem Geständnis ihrer Eltern passiert, oder danach, hätte er nicht so aggressiv reagiert. Man musste auch verzeihen können, vor allem in schwierigen Zeiten.

Rico streckte seiner Schwester eine Hand entgegen und deutete ihr, dass sie herkommen sollte. Alice bewegte sich anfangs nicht, nahm dann aber das Angebot an und umarmte ihren Bruder. Nun konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurück halten und weinte sich an seiner Jacke aus.

„Danke, Rico“, meinte sie unter Tränen und drückte ihn ganz fest, „Ich verspreche dir, dass ich dich nie wieder so enttäuschen werde.“

Acimon und Naokimon hatten alles genau beobachtet und konnte den guten Verlauf der Dinge nur belächeln. Sie umarmten sich ebenfalls und waren glücklich, dass sich ihre Partner endlich wieder verstanden.
 

Die Geschwister gingen gemeinsam mit ihren Digimon nach Hause. Alice hatte noch so viele Fragen an Rico. Wo er die ganze Zeit über gewesen war, was sich das ganze Training bringen sollte und noch einige andere Dinge, doch sie wollte ihn jetzt nicht damit nerven. Wenn er wollte, würde er es ihr schon erzählen, aber sie wollte eigentlich nur noch mit ihm einen schönen Abend verbringen.

In der Wohnung angekommen, machte sich Alice gleich daran, weiter zu kochen. Rico deckte den Tisch und als das Essen dann endlich fertig war, aßen sie gemeinsam mit ihren Digimon.

Anschließend setzten sie sich zum Weihnachtsbaum und betrachteten die flackernden Kerzen. Rico spielte ein paar besinnliche Melodien auf der Gitarre und Alice, Acimon und Naokimon genossen die Musik. Sie redeten zwar nicht viel, aber trotzdem lag eine angenehme Stimmung in der Luft. Sie genossen einfach die Stille und verbrachten noch ein schönes Weihnachtsfest.
 

Ryan lag spät in der Nacht noch immer wach in seinem Bett. Baluamon schlief bereits bei seinen Füßen, doch er konnte nicht einschlafen. Völlig in Gedanken versunken starrte er auf die Decke.

Er hatte onetimegirl in Kurzfassung geschrieben, was heute passiert war. Immerhin war sie auch diejenige gewesen, die ihn dazu ermutigt hatte, sich auf ein Date mit Alice einzulassen und die ihm Tipps gegeben hatte, wie er sich verhalten sollte, um sie nicht zu verschrecken. Und anscheinend hatte es funktioniert.

Ja, er hatte sich ordentlich zusammenreißen müssen, dass er so auf Abstand blieb, aber wie es aussah, war das bei Alice echt gut angekommen. Sicher war er sich immer noch nicht, was sich das Ganze eigentlich brachte. Aber onetimegirl hatte ihn dazu überredet, einmal nicht den Arsch zu spielen und zu sehen, was passieren würde.
 

Die zwei Weihnachts-Kapis sind länger geworden, als ich gedacht hätte XP

Eigentlich war nicht so viel Text geplant, da hätte ich auch drei Kapis draus machen können, doch das wollte ich dann doch nicht, das hätte sich dann zu sehr in die Länge gezogen, es sollte ja auch was weiter gehen ^^

Kiripurin

Zeit der Vergebung

Über Nacht hatte es wieder geschneit. Nun lag eine dünne Schneedecke auf den Dächern, Wiesen und Straßen, die in den Strahlen der Sonne glitzerte. Nayuta war gerade auf dem Weg zum Spielplatz. Kirbymon war natürlich bei ihm.

Es war noch ziemlich früh, der Junge sah nur hier und da ein paar Leute auf den Wegen. Warum er bereits unterwegs war? Rico hatte ihm eine SMS geschrieben, dass er reden wollte. Daraus hatte er geschlussfolgert, dass Alice gestern erfolgreich gewesen war. Und wenn Rico reden wollte, dann hatte er nichts dagegen sich anzuhören, was er zu sagen hatte.

Bereits von zehn Meter Entfernung konnte er seinen ehemals besten Freund ausmachen. Er lehnte gegen das Klettergerüst und redete mit Acimon. Als er ihn ebenfalls entdeckte, verstummte er und blickte ihn an, bis Nayuta bei ihm angelangt war.

Eine Weile sahen sie sich einfach nur an, ohne etwas zu sagen. Nayuta wurde langsam kalt vom Herumstehen und tappte nervös von einem Fuß auf den anderen. Was war denn nun?

„Hi“, fing Rico endlich an zu reden.

„Hi“, begrüßte er ihn ebenfalls, auch wenn er eigentlich schon seit einer halben Minute da war.

„Dass du sogar einverstanden warst, dich mit mir zu treffen.“

„Ich hab noch immer Hoffnung, dass du dich entschuldigst“, sagte er es klipp und klar um zu verdeutlichen, dass er sich mit nichts anderem zufrieden gab.

„Hab ich mir fast gedacht.“

„Und? Hast du es auch vor?“

Rico antwortete nicht sondern drehte sich zur Seite und blickte hinauf ihn den Himmel. Nayuta setzte ein verwirrtes Gesicht auf. Was sollte das denn jetzt? Manchmal war Rico echt seltsam.

„Ich hab vor, dir alles zu erzählen“, entgegnete er ihm, während er seine Aufmerksamkeit wieder Nayuta widmete.

„Was ‚alles‘?“

„Einfach alles. Alles, was ich dir je verschwiegen hab.“

Nayuta war überrascht. Meinte er das ernst? Hatte er sich da gerade verhört? Rico wollte keine Geheimnisse mehr vor ihm haben? Na da war er aber gespannt …

„Na dann, ich höre.“

„Wo fang ich am besten an?“, sprach er seine Gedanken laut aus und wartete einen Moment, bevor er fortfuhr.

„Wo du willst, muss in keiner chronologischen Reihenfolge sein.“

„Okay …“, meinte er, woraufhin er einmal tief ein und aus atmete, „Ich hab Ryan verprügelt, weil mir Hime erzählt hat, dass er Alice belästigt hat. Ich hab erst später von meiner Schwester selbst erfahren, dass das Blödsinn war, weil sie sich nämlich selbst darauf eingelassen hat. Ich wollte es dir nicht erzählen, weil ich damals noch nicht wusste, dass das eine Lüge war und ich Alice beschützen wollte.“

„Beschützen vor mir? Hast du geglaubt, dass ich es irgendwem weiter erzähle?“

„Nein, das nicht, aber ich hätte es eigentlich auch nicht wissen dürfen, deswegen hättest es du nicht auch noch erfahren müssen. Aber jetzt ist eh schon klar, dass es gar nicht stimmt, also kannst du es wissen.“

„Gut okay, das verstehe ich … Aber weißt du auch, warum ich so sauer war?“

„Ja, du hast es mir schließlich laut und deutlich gesagt und deswegen will ich dir jetzt auch noch mehr erzählen.“

„Nur zu.“

„Diesmal geht es um meine Eltern“, begann er und blickte dabei zu Boden, „Meine Familie ist längst nicht so, wie es scheint …“

Nayuta zog die Augenbrauen zusammen. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Wobei, hätte er es sich nicht eigentlich denken können? Er war fast noch nie bei Rico zu Hause gewesen und wenn er es einmal war, waren seine Eltern nicht da gewesen.

Außerdem hatte Rico nie von seiner Familie gesprochen, da hätte ihm doch ein Licht aufgehen müssen. Hin und wieder hatte er schon mit dem Gedanken gespielt, dass da etwas nicht stimmte, aber er hatte es aufgrund Ricos abweisender Art zu dem Thema wieder verdrängt.

Rico erzählte ihm alles, was es zu seiner Familie zu wissen gab, was keiner wusste. Er erzählte ihm, dass sich seine Eltern eigentlich schon immer so verhalten hatten und davon, was sie ihm und Alice alles angetan beziehungsweise nicht getan hatten. Er berichtete von den Streitereien und davon, dass sie oft betrunken nach Hause kamen und sie schon lange nicht mehr treu geblieben waren. Er erzählte ihm einfach alles, was ihm einfiel und er sich vorher überlegt hatte.

„Warum hast du mir das nicht erzählt?“, konnte Nayuta nicht verstehen und blickte ihn vorwurfsvoll an, „Ich bin dein bester Freund. Vielleicht hätte ich dir nicht helfen können, aber wenigstens unterstützen! Du hättest dich bestimmt besser gefühlt, wenn du mit jemanden darüber gesprochen hättest.“

„Du hast sowieso schon genug Probleme gehabt, ich wollte dich nicht auch noch damit belasten …“

„Aber du belastest mich doch nicht! Ich bin immer für dich da, nur hast du mir noch nie wirklich Gelegenheit dazu gegeben, es dir zu beweisen!“

„Ich weiß, es tut mir leid …“, entschuldigte er sich, woraufhin Nayuta einen mitleidigen Blick aufsetzte, „Ich weiß, dass ich dir viel mehr erzählen hätte sollen. Du warst der einzige, der immer zu mir gestanden hat, aber ich hab dir nie gezeigt, dass ich das schätze. Vielleicht habe ich es früher sogar gar nicht getan … Ich brauchte nur ein paar Tritte in den Hintern, um es zu kapieren. Von dir, von Alice und Acimon.“

„Und was wirst du tun wegen deinen Eltern? Habt ihr es schon jemanden erzählt?“

„Nein, noch nicht, ich weiß nicht, was wir tun sollen …“

„Aber ihr müsst das doch melden! Das kann doch nicht ewig so weiter gehen! Oder willst du das etwa?“

„Nein, das will ich nicht, aber das Problem ist, dass wir nicht wissen, wo wir sonst hin sollen“, erklärte Rico mit trauriger Stimme, „Unsere Verwandten sind nicht viel besser als sie, ins Jugendheim wollen wir schon gar nicht und alleine leben können wir noch nicht, dazu sind wir zu jung.“

„Jetzt erzählst du mir einmal alles und ich hab keine Ahnung wie ich dir helfen kann“, meinte Nayuta, während er seufzend über seine Überflüssigkeit den Kopf schüttelte.

Rico streckte seinen Arm nach seinem Freund aus und legte ihn um seine Schulter, um ihn an sich zu drücken. Nayuta weitete seine Augen, da er so eine Geste gar nicht gewohnt war.

„Nein, Nayuta, du musst dir keine Vorwürfe machen“, entgegnete er und ließ seine Stirn auf seine Schulter sinken, „Das müssen Alice und ich schon alleine regeln, aber wenn ich Rat brauche, dann werde ich zu dir kommen und ich werde dich auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.“

„Okay, damit bin ich einverstanden“, gab er zurück und lächelte kurz.

„Aber eine Sache gibt es noch, die ich dir erzählen muss“, bemerkte Rico, nachdem er von ihm abgelassen hatte.

„Noch etwas?“, fragte er und sah ihn verwundert an.
 

Shunichi öffnete mit Mantamon auf dem Kopf die Tür zum Restaurant von Ryans Eltern. Es waren überhaupt keine Gäste da, kein Wunder, es war ja auch gerade erst mal zehn Uhr Vormittag. Er erblickte sofort den Vater seines besten Freundes, der Reserviert-Schilder auf die Tische verteilte.

„Guten Morgen, Herr Sanoof“, begrüßte er ihn und bobachtete ihn.

„Guten Morgen, Shunichi“, entgegnete er ihm lächelnd und hielt in seiner Bewegung inne.

„Heute viele Reservierungen?“

„Ja, sieht so aus“, gab er zurück und machte wieder weiter, „Ryan schläft noch, denke ich.“

„Ja? Na gut, dann geh ich ihn mal aufwecken.“

Shunichi marschierte die Treppen nach oben und blieb, bevor er zu Ryan ging, bei Jimis Zimmer stehen. Das Kind war schon wach und es schien sich über den Besuch zu freuen. Nachdem Shunichi kurz mit ihm gespielt hatte, schaute er zu Ryan.

„Ryan?“, fragte er und trat in den Raum ein.

Baluamon, das auf Ryans Bett geschlafen hatte, sah nun auf und strahlte sofort, als es Mantamon erblickte. Ryan selbst saß auf dem Boden mit seinem Laptop auf der Schoß und einem Aschenbecher neben sich, in dem sich bereits eine ausgerauchte Zigarette befand.

„Hey“, meinte der weißhaarige Junge und stellte den Laptop zur Seite, während Mantamon aufs Bett sprang und mit Baluamon herum tollte.

„Hey, was hast du gestern so gemacht?“, erkundigte sich Shunichi, woraufhin er sich verkehrt auf den Schreibtischsessel setzte und sich mit seinen Armen auf der Rückenlehne abstützte.

„Ach ich hab nur ein Digimon bekämpft und bin mit Alice unterwegs gewesen“, erklärte er ihm, als ob das nichts Besonderes wäre.

„Warte mal, Digimon? Du meinst, Alice hat dich gefragt, ob du ihr helfen kannst?“, fragte er verblüfft.

„Ja, sieht ganz danach aus“, erwiderte er und griff nach der Zigarettenschachtel, die neben ihm lag.

„Bloß nicht!“, machte ihm Shunichi einen Strich durch die Rechnung und schmiss einen Stift nach ihm, der am Schreibtisch gelegen hatte, „Was hast du jetzt schon wieder getan?“

„Gar nichts“, verteidigte er sich und legte das Päckchen eben wieder hin, „Ich hab ihr lediglich gesagt, dass wenn sie einmal mit mir ausgeht, ich sie in Ruhe lassen werde, mehr nicht.“

„Kannst du sie nicht einfach so in Ruhe lassen?“

„Mach ich ja jetzt eh … Es sei denn, sie kann doch nicht genug von mir haben.“

„Wie meinst du das?“

„Ich denke, dass ihr der Nachmittag gestern recht gut gefallen hat. Deswegen kann es gut sein, dass sie sich von sich aus nochmal mit mir treffen will“, erklärte er und hob unschuldig seine Hände, „Ich mache auf jeden Fall nichts mehr.“

„Na gut, ich nehm das mal so hin“, bemerkte er, war aber noch immer skeptisch.

„Warum bist du eigentlich hier?“

Shunichi erzählte Ryan alles, was es über Yui und Hime zu wissen gab. Ryan hatte zwar keine Freundin und war nicht wirklich nett zu den Mädchen, aber wenn er sich mit etwas auskannte, dann war es das weibliche Geschlecht. Warum sonst rannten ihm alle Mädchen hinterher?

„Eigentlich wollte ich es ja vermeiden, dich um Beziehungs-Rat zu bitten, aber ich weiß echt nicht, wie ich das alles auf die Reihe kriegen soll“, beendete Shunichi seine Geschichte und starrte betrübt zu Boden.

„Hm … Das hätte ich echt nicht von dir erwartet“, kommentierte Ryan nur mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ich ja auch nicht von mir.“

„Ich weiß echt nicht, warum du so herum trödelst. Trenn dich doch einfach von Yui. Niemand hat etwas davon, wenn du bei ihr bleibst. Klar, Yui jetzt, aber später ist sie diejenige, die die Arschkarte hat.“

„Das weiß ich doch schon alles.“

„Was willst du dann von mir?“

„Ich will wissen, wie ich mit Yui schlussmachen soll. Dir fällt bestimmt etwas ein, oder?“

„Sag ihr einfach alles“, meinte er schulterzuckend, „Dass du weißt, dass du sie nie lieben wirst, dass du es schon länger weißt, aber dich nicht getraut hast, es ihr zu sagen. Kurz gesagt: Dass du Hime willst und nicht sie.“

„Hime … Ich weiß ja noch nicht mal, ob ich sie will oder nicht.“

„Sag mal, hast du sie noch alle?“, fragte er, woraufhin er von seinem besten Freund verwirrt angeblickt wurde, „Jetzt sagt dir deine beste Freundin, die dir alles bedeutet, dass sie dich liebt und du weißt nicht, ob du sie willst?“

„Denkst du, dass das so einfach ist? Immerhin riskieren wir damit dann …“

„Nein, komm mir jetzt nicht damit, dass ihr dadurch eure Freundschaft zerstört“, viel Ryan ihm ins Wort und warf Shunichi den Stift zu, mit dem er zuvor abgeschossen worden war, „Es wird sowieso nicht so sein wie früher. Hime liebt dich und wenn ihr einfach so weiterhin befreundet seid, wird sie dass nur noch mehr tun. Mann, sei doch kein Idiot! Hime ist das Beste, was dir passieren kann, warum siehst du das denn nicht? Du magst sie doch, oder?“

„Ja, natürlich mag ich sie.“

„Na siehst du, worauf wartest du dann noch?“

„Ich weiß aber nicht, ob ich sie über Freundschaft hinaus auch mag …“

„Soll ich dir mal was sagen? Das einzige, das sich ändern wird ist, dass das Küssen und Rummachen dazu kommt. Sonst macht ihr eigentlich eh schon alles, was normale Pärchen auch machen.“

„Vielleicht hast du Recht …“

„Nicht nur vielleicht, ich hab Recht. Also sie zu, dass du mit Yui redest und dann ab zu Hime!“
 

Nayuta saß auf der Wohnzimmercouch und sah sich genau in Ricos Wohnung um. Es war lange her, als er das letzte Mal hier gewesen war und irgendwie hatte er sie kleiner in Erinnerung.

Er hatte von Rico erfahren, was vor einmal Jahr wirklich passiert war. Nicht dass er jemals geglaubt hätte, dass er Ashley das wirklich angetan hatte, aber zu wissen, was tatsächlich passiert war, erleichterte ihn sehr. Zwar konnte er nicht nachvollziehen, warum er die Schuld auf sich genommen hatte, aber er hatte das nicht lang und breit diskutieren wollen. Diese Geschichte gehörte der Vergangenheit an und langsam wuchs eh schon Gras darüber.

Rico war der Meinung gewesen, dass wenn er jetzt keine Geheimnisse mehr vor ihm hatte, Nayuta auch ruhig zu ihm nach Hause kommen konnte. Seine Eltern waren sowieso noch ein paar Tage fort.

„Ich muss dann noch etwas erledigen“, meinte Rico, als er neben Nayuta Platz nahm und zwei Gläser auf den Wohnzimmerrisch stellte.

„Was denn?“, fragte Nayuta neugierig, woraufhin aber keine Antwort kam, „Rico, jetzt fang nicht schon wieder an!“

„Jaja, schon gut …“, gab er etwas genervt zurück und lehnte sich an der Banklehne zurück, „Ich muss noch mit Honoka reden.“

„Mit Honoka? Wieso das denn?“, erkundigte er sich und nahm anschließend einen Schluck von seinem Getränk.

„Ich war in letzter Zeit nicht sehr nett zu ihr“, erklärte er und starrte auf die Glasplatte des Tisches, „Und da sie sich anscheinend viel aus mir macht, finde ich es nicht fair von mir, so mit ihr umzugehen.“

„Das ist eine Untertreibung“, bemerkte Nayuta, woraufhin er ihn angrinste, „Honoka ist total in dich verschossen.“

„Ach Quatsch, du übertreibst doch …“, widersprach Rico und drehte sein leicht rot gewordenes Gesicht von Nayuta weg.

„Und was war mit dem, was ihm Park passiert ist?!“, brachte sich auf einmal Acimon ein, während es aufgeregt auf und ab sprang.

„Was ist im Park passiert?“, wollte Nayuta sofort wissen, was Rico aber nur mit einem Seufzen und Augenverdrehen kommentierte, „Beim Date? Komm schon, erzähl!“

„Sie haben sich geküsst!“, schrie Acimon durch die Wohnung.

„Was? Ist das war?“, fragte er wieder, woraufhin er ihn ungläubig aber auch erwartungsvoll anblickte.

„Nein, Honoka hat mich geküsst, das macht einen großen Unterschied“, korrigierte er es und verschränkte stur seine Arme.

„Ach deswegen bist du ihr dann aus dem Weg gegangen.“

„Woher weißt du das eigentlich? Wir haben doch seitdem nichts mehr miteinander gesprochen.“

„Ich muss nicht mit dir reden, dass ich weiß, was abgeht“, erklärte er wissend und hatte noch immer ein Grinsen im Gesicht, „Ich hab dich so lange beobachtet, bis du abgehauen bist, versteht sich.“

„Ach ja …“

„Also? Magst du sie?“

„Auf jeden Fall nicht so, wie sie mich mag …“, antwortete er und drehte seinen Kopf wieder leicht beschämt weg.

„Vielleicht kommt das ja noch.“

„Da kommt gar nichts, sie kann echt nervig sein, mit solchen Leuten komm ich nicht klar.“

„Na wenn du meinst … aber trotzdem denke ich nicht, dass sie sich so einfach abwimmeln lässt.“

„Vielleicht, wir werden sehen.“
 

Hime war gerade dabei, Alice alles zu erzählen, was gestern vorgefallen war. Die beiden Mädchen hatten beschlossen ein bisschen Spazieren zu gehen und die winterliche Landschaft zu genießen, während sie über die gestrigen Ereignisse redeten.

„Und er sagt mir beinhart ins Gesicht, dass er sich noch nicht von Yui getrennt hat, als ich ihn gerade küssen wollte!“, regte sich Hime leise auf, „Ich meine, hätte ihm das nicht schon vorher einfallen können? Er hat alles zugelassen, egal was ich gemacht habe und als es am peinlichsten wird, rückt er mit der Wahrheit heraus.“

Alice wusste, dass sie ihrer besten Freundin zuhören sollte, war aber selber so in Gedanken versunken, dass sie es nicht tat. Sie dachte an Ryan, denn gestern war nach ihrem Date noch etwas passiert, das ihr keine Ruhe ließ.

„Dann hab ich ihm einige unschöne Sachen an den Kopf geworfen, aber er hat es verdient“, erzählte sie weiter, blickte dabei aber traurig zu Boden, „Ich dachte echt nicht, dass Shunichi so ein Kerl ist. Liebe macht anscheinend wirklich blind, ich sehe in ihm etwas, das er gar nicht ist …“

Hime starrte dann eine Weile einfach nur nach unten und wartete, bis ihr Alice etwas entgegnen würde, doch es kam nichts. Verwirrt blickte sie neben sich und stellte fest, dass Alice nicht mehr an ihrer Seite ging. Das Mädchen blieb stehen und drehte sich um, um zu schauen, wo sie blieb und erblickte Alice gleich, wie sie vor einer Seitengasse stand und hinein starrte.

„Alice?“, fragte Hime noch immer überrascht.

Ein seltsames Gefühl durchlief Alice‘ Körper. Es war nicht das erste Mal, dass sie diese seltsame Anziehungskraft spürte. Es war ihr nicht gleich eingefallen, aber nun konnte sie es zuordnen. Das letzte Mal, als sie hier vorbeigekommen war, hatte sie dasselbe empfunden.

Sie suchte irgendeinen Anhaltspunkt in der Dunkelheit der Seitengasse, sah aber weder irgendetwas leuchten, noch dass sich irgendetwas bewegte. Aber dort musste etwas sein. Was würde sie sonst so sehr anziehen, dass sie sich bemühen musste, nicht hineinzugehen?

„Alice?“, drang Himes Stimme plötzlich zu ihr durch.

Das Mädchen wandte sich zur Seite und blickte in das besorgte Gesicht ihrer besten Freundin. Sie hatte die Hand auf ihre Schulter gelegt. Alice schüttelte leicht ihren Kopf, weil sie gerade echt entgeistert ausgesehen haben musste.

„Ich hab dich jetzt schon zweimal was gefragt“, meinte sie, während sie sie noch immer besorgt anschaute, „Was ist los?“

„Spürst du nichts?“, fragte sie und starrte wieder in die Gasse.

„Was soll ich spüren?“, wollte sie wissen, nahm ihre Hand weg und folgte ihrem Blick.

„Na dort … dort ist irgendetwas“, erklärte sie, woraufhin die beiden schweigend in die Dunkelheit blickten.

„Nein, tut mir leid, ich spüre nichts“, antwortete Hime dann und trat einen Schritt von Alice weg, „Was genau spürst du denn?“

„Es ist fast so, als würde mich irgendetwas von dort anziehen“, erwiderte sie, wandte dann aber ihren Blick ab und ging weiter, „Ach egal, ich bilde mir sicher nur etwas ein.“

„Meinst du?“, erkundigte sie sich, während sie ihr hinterher eilte, „Also seit ich Fikadamon kenne, würde ich solche Dinge nicht unterschätzen. Wer weiß was alles möglich ist. Vielleicht hat das ja irgendetwas mit den Digimon zu tun.“

„Ach Quatsch, da ist bestimmt nichts, ansonsten würden Naokimon und Fikadamon doch auch etwas spüren“, tat Alice es ab und widmete sich dann wieder dem vorigen Thema, „Was hast du vorhin gesagt? Es tut mir leid, irgendwie war ich völlig in Gedanken.“

„Schon gut. Ich hab dich nur gefragt, ob du meinst, dass Shunichi das hält, was er versprochen hat, nämlich dass er sich von Yui noch vor dem neuen Jahr trennt.“

„Ja, ich denke schon“, gab sie zurück und lächelte sie an, „Wenn er es nicht tun würde, hätte er dir nicht solche Hoffnungen gemacht. Vor allem jetzt wo er weiß, dass du in ihn verliebt bist, sollte er vorsichtig mit seinen Versprechen sein.“

„Ich hab nur Angst, was dann ist“, erklärte Hime und blickte dabei traurig zu Boden, „Wenn er nachdem er nachgedacht hat darauf kommt, dass er mich wirklich nur als gute Freundin sieht. Er wird mich nicht so behandeln wie früher, da bin ich mir sicher.“

„Jetzt warte einmal ab“, riet Alice ihr und rempelte sie leicht an, „Es wird schon alles gut werden, eure Freundschaft ist viel zu tief, als dass sie einfach so aufhören könnte.“

„Ja, vielleicht hast du ja Recht …“, meinte sie und lächelte nun ebenfalls, „Aber sag mal, wem hast du dir gestern eigentlich zur Hilfe geholt?“

„Ryan“, antwortete sie ihr monoton, „Ryan hat mir geholfen.“

„Ist das dein ernst?“, fragte sie ungläubig, „Ich hätte gedacht, du willst ihn meiden.“

„Wollte ich auch, aber dann hat eines zum anderen geführt …“

Alice erzählte Hime die ganze Geschichte ab dem Vorfall im Supermarkt. Als sie sich daran zurück erinnerte, wie schön es zu Weihnachten gewesen war, musste sie leicht schmunzeln. Hime konnte nicht ganz verstehen, wie sie das so gelassen sehen konnte.

„Denkst du wirklich, dass er dich in Ruhe lassen wird?“

„Ja, das denke ich“, entgegnete sie ihr überzeugt, „Aber ich glaube, dass ich das gar nicht will. Ryan hat mir eine Seite von sich gezeigt, die anders ist, die mich zum Lachen bringt und bei der ich mich wohl fühle. Wenn er sich wirklich bemüht, dann kann er echt nett sein.“

„Ich denke nicht, dass das so eine gute Idee ist“, bemerkte sie, während sie sie skeptisch anblickte, „Aber ich weiß, dass ich dir das sowieso nicht ausreden kann, also werde ich es nicht einmal versuchen. Denk nur daran, was du über Ryan weißt. Er ist ein Frauenheld und das wird er auch immer bleiben. Sei vorsichtig, ja?“

„Ja, keine Sorge, ich weiß schon, was ich tue.“

Ganz sicher war sie sich dabei nicht. Es war ein hohes Risiko, das war ihr klar, aber das würde sie schon durchstehen. Ihr war seit Weihnachten klar geworden, dass es eine Seite an Ryan gab, die sie mochte und die sie nicht nur anziehend fand. Und außerdem glaubte sie, Ryan jetzt etwas beeinflussen zu können, was er aber nie mitkriegen würde.
 

„Was war heute zwischen Hime und dir los?“, fragte Shunichis Mutter ihren Sohn, der gegenüber von ihr beim Esstisch saß, besorgt, als sie gerade eine Hose flickte.

„Nichts, es ist alles okay“, log er, während er gedankenverloren das Fernsehprogramm durchblätterte.

„Ichi, du weißt, dass ich alles heraus finde?“, bemerkte sie grinsend, ohne ihn anzusehen.

„Ja, leider … Ich bin ein Dummkopf, deswegen war sie sauer.“

„Warum das?“

„Weil ich mich noch immer nicht von Yui getrennt hab“, antwortete er ihr, woraufhin sofort Schuldgefühle in ihm aufkamen.

„Ich verstehe.“

„Was verstehst du?“, erkundigte sich der Junge verwirrt.

„Alles.“

„Ach komm schon, Ma“, meinte er etwas beleidigt, dass sie so geheimtuerisch redete und verschränkte dabei die Arme.

„Hat Hime es dir schon gesagt?“, fragte sie einfach weiter, woraufhin er nur noch mehr verwundert drein schaute.

„Woher, weißt du …?“

„Das ist doch offensichtlich“, viel sie ihm ins Wort, „Man muss Hime nur eine Weile beobachten, wie sie sich verhält und wie glücklich sie ist, wenn ihr zusammen seid. Ich kann echt verstehen, dass sie traurig darüber ist, dass du noch nicht Schluss gemacht hast, obwohl du es gesagt hast … oder eher viel mehr enttäuscht.“

„Enttäuscht, ja, das war sie definitiv …“, erwiderte er traurig und starrte betrübt auf die Tischplatte.

„Ich würde dir gerne helfen, Ichi, aber ich hab schon alles getan, was ich tun kann“, meinte sie, legte die Hose zur Seite und stand auf, „Du weißt, was du zu tun hast, du musst es nur noch umsetzen. Das spielt sich alles nur in deinem Kopf ab.“

„Ich weiß …“

„Die Gefühle eines Mädchens kann man sehr leicht verletzen, sei vorsichtig“, erklärte sie ihm, während sie sich auf den Weg ins Wohnzimmer machte.

„Meinst du jetzt Hime oder Yui?“, fragte er, woraufhin aber keine Antwort kam, Ma?“

Als Shunichi aufsah, konnte er seine Mutter nicht mehr sehen. Besorgt blickte er sich um, doch er konnte sie nirgends ausfindig machen. Warum antwortete sie ihm nicht mehr? Der Junge stand auf, um im Wohnzimmer nachzusehen. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er seine Mutter am Boden liegen sah.

„Ma!“, schrie er besorgt und setzte sich sofort neben sie auf den Boden, um ihr Befinden zu kontrollieren.

Sie lebte noch, soviel war sicher. Einen Herzschlag konnte er noch spüren. Er nahm sie in die Arme und versuchte sie aufzuwecken, doch sie bewegte sich nicht. Sie war vollkommen weggetreten.

„Pa!“, rief er, den Tränen nahe, woraufhin er vom oberen Stock die Stiegen herunter kam.

„Was ist denn los, Shunichi?“, erkundigte er sich verwirrt, erkannte dann aber gleich, warum sein Sohn so traurig klang, „Lea!“
 

Rico saß an einem Tisch im Café um d’Eckn und tippte ungeduldig mit seinen Fingern auf der Tischplatte herum. Er blickte auf seine Uhr und stellte fest, dass es bereits viertel vier war. Um drei war der eigentliche Treffpunkt und da er fünf Minuten zu früh da gewesen war, wartete er nun schon ziemlich lange.

Plötzlich hörte er, wie die Eingangstür aufgemacht wurde und blickte neugierig in die Richtung. Sie war schon oft geöffnet worden und hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, doch diesmal war es wirklich Honoka, die das Café betreten hatte. Im schnellen Schritt eilte sie zu seinem Tisch, da sie ihn sofort erblickt hatte.

„Hi, tut mir leid, dass ich zu spät bin“, entschuldigte sie sich und setzte sich ihm gegenüber, „Ich hab’s nicht so mit Pünktlichkeit.“

„Hi, schon okay“, meinte er, obwohl es ihn schon etwas nervte.

„Ich hab mich gefreut, als du mir geschrieben hast“, erklärte sie, während sie beschämt auf ihre Hände starrte, die sich vor Nervosität miteinander verknoteten, „Immerhin hab ich schon ziemlich lange nichts von dir gehört.“

„Willst du nicht erst einmal etwas zu trinken bestellen?“, erkundigte er sich und winkte schon die Kellnerin her, ohne eine Antwort von ihr abzuwarten.

Also warteten sie, bis Honoka ihr Getränk bestellt hatte und es kam. Die Wartezeit vertrieben sie sich nicht mit Reden, sondern mit gegenseitigem Anschweigen. Das Mädchen wollte nur zu gern etwas sagen, doch sie hatte Angst, dass das Rico nicht gefallen würde und sie wollte ihn nicht jetzt schon auf die Palme bringen.

„Wo warst du denn?“, brach sie dann doch das Schweigen, wagte es aber kaum ihn anzuschauen.

„Ich hab einfach ein bisschen Abstand von allem gebraucht“, erklärte er ihr, während er sein Glas hin und her drehte.

„Ach so …“

„Und wie geht’s dir so?“, erkundigte er sich, woraufhin sie ihn überrascht ansah.

„Wie’s mir geht?“, wiederholte sie überrumpelt, „Gut … mir geht’s gut.“

„Ich hätte nicht so mies mit dir umgehen dürfen“, gab er zurück, konnte ihr dabei aber nicht in die Augen sehen, „Ich hätte mit dir reden und dich nicht einfach ignorieren sollen … nach dem Kuss …“

Honoka hätte nicht gedacht, dass er das Thema noch einmal ansprechen würde. Sie hatte schon befürchtet, dass er es einfach verdrängt hatte, aber wie es aussah, beschäftigte es ihn noch immer. Irgendwie freute sie sich darüber.

„Ja, da hast du Recht …“, stimmte sie ihm zu, da sie keinen Grund wusste, ihre Gefühle zu verstecken, „Das war wirklich nicht sehr nett.“

„Deswegen will ich jetzt mit dir reden“, fuhr er fort, „Ich will, dass du weißt, dass ich nicht dasselbe für dich empfinde, wie du es für mich tust.“

„Das weißt ich.“

„Was willst du dann noch von mir?“

„Glaubst du, dass ich einfach aufhöre, dich zu mögen, nur weil du mir das sagst?“, fragte sie und lächelte in an, „So einfach geb ich nicht auf, das hab ich dir doch schon einmal gesagt. Vielleicht magst du mich jetzt noch nicht, aber irgendwann vielleicht und solange werde ich warten.“

Rico war verwirrt. Was fand sie an ihm? Warum konnte sie sich nicht irgendwem anderen suchen? Es gab so viele Menschen auf der Welt, warum ausgerechnet er, der ihre Gefühle nie erwidern würde?

„Du bist komisch“, bemerkte er nur, während er zur Seite blickte.

„Ja, ich weiß“, entgegnete sie ihm mit einem Grinsen im Gesicht, „Aber du bist auch nicht ganz normal, oder?“

„Wie meinst du das?“

„Naja, du bist so still und unnahbar, aber wer ist schon normal? Wir sind doch alle irgendwie verkorkst“, antwortete sie ihm, woraufhin Rico aber schwieg, „Mich freut es, dass du mit mir geredet hast, aber du bist mich nicht los.“

„Das hab ich schon verstanden.“

„Du hast doch eh keine Freundin, oder?“

„Nein, keine Sorge …“, meinte er etwas beschämt.
 

Als Alice Ryan entgegen kam, konnte sie schon ein Grinsen auf seinem Gesicht ausmachen. Das Mädchen seufzte, ob das wirklich so eine gute Idee gewesen war?

Sie war sich bewusst, dass Ryan genau das bekam, was er gewollt hatte, aber sie musste einfach wissen, ob er heute noch einmal so nett sein würde, oder ob das gestern nur eine einmalige Ausnahme gewesen war.

Aber sie war zuversichtlich, dass es sich zum Positiven wenden würde. Seitdem sie etwas herausgefunden hatte, sah sie Ryan mit ganz anderen Augen. Er würde schon alles richtig machen, genauso wie sie es wollte.

„Was grinst du so?“, fragte Alice, als sie bei ihm angelangt war.

„Versprichst du mir, dass wenn ich es dir sage, du nicht weggehst?“

„Raus damit.“

„Ich hab ja gesagt, dass du mich wieder sehen willst“, antwortete er nun und hielt schon einen Arm abwehrend vor sich, doch Alice ging einfach an ihm vorbei.

„Was du nicht sagst.“

Etwas verwirrt, dass Alice seine Aussage einfach so akzeptierte, folgte er ihr hinein in die Bowlinghalle. Er konnte noch immer nicht ganz glauben, dass sie ihn so schnell wiedersehen wollte. Er hatte damit gerechnet, dass sie in ein paar Tagen angekrochen kam, aber nicht jetzt schon. Anscheinend hatte er gestern gute Arbeit geleistet.

Zuvor hatte er noch onetimegirl um Rat gefragt, was sie meinte, wie er sich heute verhalten sollte. Ihrer Meinung nach, konnte er diesmal ruhig mehr wagen. Wenn Alice das wollte, würde er das schon merken, hatte sie gemeint. Und da ihre Ratschläge bis jetzt immer gute Wirkung gezeigt hatten, beschloss er, sich auch heute an sie zu halten.
 

„Kannst du bowlen?“, fragte er sie, als er gerade alle Einstellungen für ihr kommendes Spiel vornahm.

„Ein bisschen“, gab sie zurück und beobachtete ihn dabei aufmerksam, „Ansonsten hätte ich wohl kaum vorgeschlagen, dass wir Bowlen gehen, oder? Ich bin nicht scharf darauf, dass du es mir beibringst, nur dass du es gleich weißt.“

„Okay, okay, schon klar“, meinte er und kam anschließend auf sie zu.

Sie sahen sich in die Augen und keiner wandte seinen Blick ab. Als Ryan langsam seinen Oberkörper vorbeugte, fing Alice‘ Herz an schneller zu schlagen. Er griff aber bloß nach einer Bowlingkugel, die neben ihr platziert war.

„Na dann, willst du anfangen?“, erkundigte er sich und hielt ihr die Kugel hin.

„Gerne“, entgegnete sie ihm und ergriff sie.
 

Wenige Zeit später war Ryan klar in Führung. Alice nervte das etwas, sie war keine gute Verliererin, doch sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Sie konnte es sich nicht nehmen, ihn jedesmal anzustarren, wenn er die Kugel warf. Gutaussehend war er, dass konnte sie nicht leugnen, über alles andere ließ sich streiten.

„Hier, Prinzessin“, meinte er grinsend, als er ihr die nächste Bowlingkugel in die Hand drückte.

„Ich ignorier das jetzt einmal“, bemerkte sie nur und brachte sich in Position.

„Weißt du, was du falsch machst?“, fragte er, während er sich hinter sie stellte.

Der Junge legte eine Hand auf ihre Schulter und mit der anderen ergriff er ihre Hand, die die Kugel hielt. Er führte ihren Arm so, wie er es immer beim Wurf machte. Alice spürte wie sich ihre Körper berührten, auch wenn er versuchte auf Abstand zu gehen.

„Da, so geht’s besser und jetzt schieß“, erklärte er und übte mit Alice gemeinsam ihren nächsten Wurf aus, woraufhin sieben Kegel umfielen, „Na, gar nicht mal so schlecht. Gut gemacht, Prinzessin.“

„Warum nennst du mich ‚Prinzessin‘?“, fragte sie skeptisch.

„Wärst du nicht gerne eine?“, erkundigte er sich neckisch, woraufhin er sich auf seinen nächsten Zug konzentrierte.

Alice wurde rot und war froh, dass es Ryan nicht sehen konnte, weil er ihr gerade den Rücken zuwandte. Normalerweise mochte sie es nicht, wenn ihr jemand Spitznamen gab, vor allem ‚Prinzessin‘, doch irgendwie fand sie gerade Gefallen daran.

Das Mädchen blickte sich um. Es war ruhiger geworden, die anderen Leute schienen gerade alle zu gehen. Ein Schauer überkam sie bei dem Gedanken, hier mit Ryan alleine zu sein.

„Wollen wir dann auch gehen?“, fragte sie unsicher.

„Was? Jetzt schon?“

„Ja, irgendwie freut es mich nicht mehr.“

„Na gut, wenn du willst.“

Ryan ging bei ihr vorbei, um den Strom für die Bahnen abzuschalten und streifte dabei ihre Hand. Alice fragte sich, ob er das mit Absicht getan hatte. Sie beobachtete, wie der Junge alle Lichter abschaltete.

Auf der Liste standen keine weiteren Namen und das hieß, dass sie die letzten für die nächste Zeit waren. Hier galt die Regelung, dass man in so einem Fall alles ausschalten musste, wenn man ging. Da sich die Bowlingbahnen im Keller befanden, gab es auch keine Fenster, durch die Licht herein scheinen konnte. Nur noch eine matte Lampe beim Eingang war eingeschalten.

„Gehen wir“, meinte Ryan und ließ Alice den Vortritt.

Sie nahm das Angebot an. Während sie ging, schlug ihr Herz immer schneller. Diese Dunkelheit war ungut. Sie hatte das Gefühl so ungeschützt zu sein. Plötzlich hatte sie Angst. Angst davor, dass etwas völlig Unerwartetes passieren würde.

Plötzlich spürte sie, wie sie das Gleichgewicht verlor. Sie war über eine Stufe gestolpert. Völlig in ihre Gedanken vertieft, hatte sie nicht mitbekommen, dass schon jetzt die zehn Stufen nach oben kamen. Doch sie wurde aufgefangen. Ryan hatte sie noch rechtzeitig festhalten können.

Alice stützte sich mit einem Knie auf den Treppen ab und wandte sich zu ihrem Retter um. Sie blickten sich eine Weile in die Augen. Langsam ließ Ryan sie auf die Stiegen nieder, während sie sich so drehte, dass sie sich nun direkt gegenüber waren. Ohne mit ihren Blicken von einander abzulassen, kam er zu ihr nach unten, sich mit den Knien links und rechts von ihr auf einer Stufe abzustützend. Er beugte sich vor und hielt wenige Zentimeter vor ihrem Kopf inne.

„Ich kann dir nicht versprechen, dass ich mich beherrschen kann“, bemerkte er und streichelte sanft über ihre Wange, „Wenn du das nicht willst, dann schubs mich weg.“

„Tu’s einfach“, flüsterte sie, während sie in aus kleinen Augen anblickte.

Ryan hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen und Alice vergaß alles, was er ihr bis jetzt angetan hatte.
 

Das Kapi ist wieder länger geworden, als ich gedacht hatte, aber naja was soll man machen?

Wo Rico die ganze Zeit abgeblieben ist, weiß man immer noch nicht, aber das kann ja noch kommen ;)

Kiripurin

Eine Überraschung nach der nächsten

„Na, wie geht’s dir?“, fragte Shunichi, als er ans Krankenbett seiner Mutter trat.

„Schon besser“, entgegnete sie ihm, wirkte aber nicht so, als ob es ihr wirklich gut gehen würde.

„Kannst du dich noch an alles erinnern, was geschehen ist, bevor du ohnmächtig geworden bist?“

„Ja, Ichi.“

„Erzähl.“

„Muss das denn sein, ich weiß wirklich noch …“

„Ja, Ma. Bitte“, unterbrach er sie und blickte sie dabei traurig an.

„Na gut …“, seufzte sie und dachte kurz nach, „Ich hab gerade eine Hose geflickt und du bist bei mir am Tisch gesessen und hast das Fernsehprogramm durchgeblättert, dann bin ich aufgestanden, um ins Wohnzimmer zu gehen und plötzlich wurde mir schwarz vor Augen.“

„Da bin ich ja erleichtert …“, meinte der Junge und schloss kurz die Augen, „Ich hatte schon befürchtet, dass du schon wieder einen Tag vergessen hast.“

„Wie lange hab ich denn geschlafen?“

„Fünfzehn Stunden, es ist acht Uhr morgens.“

„So lange …“

„Lea!“, rief plötzlich Shunichis Vater, als er in das Zimmer stürmte, „Du bist wach!“

„Ja, bin ich, Schatz“, gab sie zurück und wurde anschließend von ihrem Ehemann umarmt.

„Und wie fühlst du dich?“

„Mir geht’s gut, kommt doch einfach das nächste Mal gleichzeitig herein, dann muss ich nicht alle Fragen doppelt beantworten“, scherzte sie, wobei die anderen zwei das aber nicht witzig fanden, „Ihr dürft ruhig lachen. Nur weil ich im Krankenhaus liege, heißt das nicht, dass ihr schlecht drauf sein müsst.“

„Ich werde Akio morgen absagen, ich will nicht, dass du dich dadurch stresst“, erklärte er und wurde kurz darauf verwirrt von seiner Frau angesehen.

„Was ist denn, Ma?“

„Wer ist Akio?“, erkundigte sie sich und sah die beiden an, als ob Shunichis Vater den Menschen gerade erfunden hätte.

„Aiko, mein Arbeitskollege. Er kommt doch morgen gemeinsam mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter.“

„Wann hast du denn das ausgemacht?“, wollte sie wissen und lachte, „Du hast mir doch noch nie etwas von einem Akio erzählt.“

Shunichi und sein Vater blickten sich entsetzt an und schwiegen. Sie waren beide verblüfft. War das jetzt ihr ernst? Konnte sie sich wirklich nicht an Akio erinnern.

„Lea, Akio ist schon seit einem Jahr in meiner Abteilung und du hast gemeint, dass ich ihn mal zu uns nach Hause einladen soll, weil ich mich so gut mit ihm verstehe und du ihn auch kennen lernen willst“, entgegnete Herr Hokirim ihr entgeistert, „Davon reden wir schon seit zwei Wochen.“

„Akio?“, wiederholte sie noch einmal und griff sich mit ihrer Hand an ihren Kopf, „Tut mir leid, ich kann mich beim besten Willen nicht an einen Akio erinnern.“

„Ich hol den Arzt“, bemerkte Herr Hokirim sofort und rannte aus dem Zimmer.

„Roy, warte!“, wollte sie ihn zurück halten, doch er hörte nicht.

Shunichi starrte seine Mutter noch immer an. Geschockt und mitleidig. Hatte das etwa auch etwas mit ihrer Krankheit zu tun? War diese schon so weit fortgeschritten, dass sie nun auch Personen vergaß? Würde sie etwa auch ihn und seinen Vater vergessen? Wie lange würde es denn noch dauern, bis man endlich ein Gegenmittel finden würde?
 

Ryan saß an der Bar im Restaurant seiner Eltern und trank seinen täglichen Morgenkaffee. Mit dem Oberkörper auf der Barfläche liegend, tippte er etwas in seinem Handy herum.

Baluamon saß auf einem Barhocker neben ihm mit einer Tasse Tee. Da seine Eltern Einkäufe erledigten und sie heute sowieso erst ab Mittag offen hatten, konnte Baluamon das in aller Öffentlichkeit tun, ohne dass sich irgendwer über eine schwebende Tasse wundern musste.

„Wie war’s gestern mit Alice?“, fragte das Digimon, woraufhin es genüsslich von seinem Getränk schlürfte.

„Du hast doch eh alles mitbekommen, oder?“, stellte sein Partner eine Gegenfrage, ohne es dabei anzusehen.

„Naja … dass ihr auf der Treppe geknutscht habt schon, aber was in dir so vorgeht, Sire, interessiert mich.“

„Warum interessiert dich das?“, erkundigte er sich wieder, ohne ihm zu antworten und drehte nun seinen Kopf zu ihm.

„Wir haben doch schon mal über Liebe gesprochen und du hast gesagt, dass das Schwachsinn ist. Aber du hast auch gesagt, dass mit Alice irgendetwas anders ist. Also ist das jetzt Liebe oder nicht?“

„Nein, Liebe ist das keine“, antwortete er ihm nun endlich, „Ich denke nicht, dass ich jemals ein Mädchen liebe werde … aber du hast Recht, ich fühl mich zu Alice hingezogen.“

„Aber soweit wart ihr doch schon mal und dann hast du sie zum Weinen gebracht.“

„Ich weiß, aber ich hab nicht vor, das noch einmal zu tun.“

„Woher der Sinneswandel, Sire?“, wollte es verwirrt wissen und trank den letzten Schluck aus seiner Tasse aus.

„Ich weiß nicht, vielleicht hat sich ja einmal mein gutes Gewissen gemeldet und ich hab ausnahmsweise beschlossen, auf es zu hören“, erklärte er ihm und widmete sich dann wieder seinem Handy.

„Verstehe einer die Menschen …“, bemerkte Baluamon und spielte daraufhin mit einem Gummiband, das es auf der Barfläche gefunden hatte.

Ryan hatte keine Lust mit Baluamon über Alice reden. Es war ein Digimon, es hatte doch keine Ahnung von solchen Dingen. Viel lieber erzählte er onetimegirl, was gestern passiert war.

„Wir waren Bowlen und es ist darauf hinausgelaufen, dass wir knutschend auf einer Treppe gelegen sind“, schrieb er ihr und musste anschließend husten.

„Du hustest in letzter Zeit ziemlich oft, Sire“, meinte Baluamon und blickte ihn traurig an.

„Fängst du jetzt auch schon an?“, fragte Ryan, woraufhin er sich sofort eine Zigarette anzündete.

„Ich mein ja nur …“, bemerkte es niedergeschlagen und ließ die Ohren hängen.

„Ja? Und sie hat es einfach zugelassen?“, kam schon die Antwort von onetimegirl zurück.

„Ja, ich hab sie sogar noch gewarnt, dass ich mich wahrscheinlich nicht beherrschen kann, aber sie wollte es so“, schrieb er zurück und lächelte, obwohl ihm das selbst, gar nicht auffiel.

„Und hast du dich beherrschen können?“

„So ziemlich, die Klamotten hab ich ihr nicht vom Leib gerissen, aber es war schon ein ziemlich heftiges Geknutsche. Nach einer Weile ist dann ein Mann herein gekommen, der nachgesehen hat, ob noch wer in der Bowlinghalle ist. Da ist sie schnell aufgesprungen, ich denke, es war ihr etwas peinlich. Ich fand es nur belustigend. Verabschiedet haben wir uns dann mit einem Kuss auf die Wange, also ich hab ihr einen Kuss auf die Wange gegeben.“

„Hört sich ja ganz gut an. Denkst du, ihr hat der Abend gefallen?“

„Ich glaub schon, hat auf jeden Fall so ausgesehen.“

„Nach deinen Erzählungen würde ich auch sagen, dass es ihr gefallen hat. Und wie ging’s dir dabei?“

„Hm … schwer zu sagen. Irgendwie ein seltsames Gefühl, mit demselben Mädchen zweimal auszugehen und nicht mit ihr zu schlafen.“

„Du musst dich einfach nur darauf einlassen, bemüh dich und sei nett zu ihr. Bring sie zum Lachen und zieh sie ein bisschen auf, so ziemlich alle Mädchen mögen das. Triff dich einfach wieder mit ihr, so lange, bis du dir sicher bist, was du für sie empfindest. Und wenn du es weißt, sag es ihr gleich.“

„Ich sollte dir vertrauen, immerhin sind deine Ratschläge bis jetzt immer gut gegangen. Wie auch immer du das machst, obwohl du sie überhaupt nichts kennst …“

„Ich rate nur und versuche mich in ihre Lage zu versetzen.“

„Dann machst du das ziemlich gut.“
 

Da Rico nun wieder da war und auch Nayuta eingewilligt hatte, beschlossen die Digi-Ritter ihr Treffen heute am Nachmittag nachzuholen, um endlich den geheimnisvollen Mann zu rufen, oder es zumindest zu versuchen. Wieder stellte Honoka ihr Zuhause als Treffpunkt zur Verfügung, doch kurz vor vereinbartem Termin, tauchte ein Digimon auf.

Da bereits alle auf dem Weg waren, beschlossen sie, dass sich ausnahmsweise alle am Kampf beteiligen sollten. Sogar Nayuta kam mit, auch wenn er nicht vor hatte zu kämpfen. Weil sich das bösartige Monster entschieden hatte, mitten in der Stadt aufzutauchen, konnten die acht sich nicht auf ihren Digimon fortbewegen. Also rannten sie eben.

„Takomon!“, rief Acimon erfreut, als es das Vogel-Digimon erblickte und winkte zu ihm hinauf, „Lange nicht mehr gesehen, freut mich, dass es dir gut geht!“

Takomon ignorierte das Digimon und flog zielsicher weiter. Die anderen digitalen Wesen freuten sich auch, endlich wieder unter ihres gleichen zu sein und nutzten die kleine Laufstrecke zum Tratschen.

„Was hast du denn da um den Hals?“, fragte Mantamon Naokimon neugierig.

„Das hat mir Alice zu Weihnachten geschenkt“, protzte es und streckte anmutig seine Brust hinaus.

„Ja?“, mischte sich nun auch Gissimon ein, „Das sieht ja schön aus.“
 

Als sie endlich am Ort des Geschehens angekommen waren, hielten sie erst einmal verblüfft an, denn sie konnten kein Digimon ausfindig machen. Suchend sahen sich die Digi-Ritter um, doch hier war weit und breit nichts Unnatürliches zu sehen.

„Ich nehm das Digimon wahr“, bemerkte Takomon, das nun auf Kopfhöhe der Menschen auf einer Stelle schwebte.

„Ich sehe aber nichts“, meinte Ryan und verschränkte gelangweilt die Arme hinterm Kopf.

„Doch, es ist hier“, widersprach Baluamon konzentriert und tastete mit seinen Pfoten den Boden ab, „Ich kann es fühlen.“

Genau in diesem Moment begann die Erde zu beben, woraufhin sich alle bemühen mussten, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Kurz darauf schoss etwas aus dem Erdboden heraus und landete dann genau vor ihnen. Das gesuchte Digimon.

„Gigasmon, Felsendigimon“, begann Honoka vom D-Maak vorzulesen, „Typus: Virus, Attacke: Erdbeben, zweite Attacke: Wirbelwind-Bombe.“

„Die Ultra-Digimon sind wieder da!“, bemerkte Ryan mit sarkastischer Freude und zündete sich gleich einmal eine Zigarette an, „Gut dass wir bereits alle da sind.“

„Hallöchen“, meinte Gigasmon und kicherte.

„Irgendwie hab ich mich noch immer nicht mit dem Gedanken angefreundet, dass die bösen Ultra-Digimon sprechen“, kommentierte Honoka nur etwas abgeneigt.

„Ich werde es zuerst finden, nur das das klar ist, ihr kommt mir nicht in die Quere!“, erklärte das böse Digimon und lief auf die Truppe zu.

„Digitiert!“, riefen die Digi-Ritter im Chor, ihr D-Maak schon parat haltend.
 

Nayuta stand mit Kirbymon in den Armen einfach neben Rico und sah zu, wie sich die Partner-Digimon in den Kampf stürzten. Er konnte das Kämpfen noch immer nicht gutheißen, aber wenn es wirklich nicht anders gehen würde, würde er seinem Partner ebenfalls in den Kampf schicken.

„Habt ihr eine Ahnung, was Gigasmon gemeint haben könnte?“, erkundigte sich Hime, während sie alle nach der Reihe nachdenklich anblickte.

„Was meinst du?“, fragte Honoka.

„Hast du nicht zugehört? Es hat gesagt, dass es etwas vor uns finden wird und wir ihm nicht in die Quere kommen sollen“, wiederholte sie seine Worte, „Was sucht es denn?“

„Spätestens wenn es das gefunden hat, was es sucht, werden wir es sehen“, entgegnete ihr Shunichi ebenfalls etwas besorgt, „Nur ist die Frage, ob dieses Etwas auch wichtig für uns ist und wir es nur nicht wissen.“

Alice hörte gar nicht zu, was die anderen gerade redeten. Sie war viel zu gebannt von dem seltsamen Gefühl, dass sie überkommen hatte, seit sie sich diesem Ort hier genähert hatten. Das war dieselbe Stelle, wo sie auch gestern eine übertrieben starke Anziehungskraft wahrgenommen hatte, als sie mit Hime hier vorbei gegangen war.

„Hey, Yukiko, weißt du noch, was hier passiert ist?“, fragte Honoka ihre beste Freundin, woraufhin Alice hellhörig wurde.

„Hm …“, gab sie zurück uns sah sich um, „Sollte ich?“

„Hier haben wir Gissimon und Takomon kennen gelernt!“, erklärte die Rosahaarige erfreut und deutete anschließend in die Sackgasse hinein, die sich neben ihnen befand, „Ein Sniemon hat uns dort in die Sackgasse getrieben und dann haben uns Aalomon und Bakutamon gerettet.“

„Stimmt, jetzt wo du’s sagst.“

„Das ist das erste Mal, dass ein Digimon am gleichen Ort noch einmal auftaucht, oder?“, wollte Honoka nun von der Allgemeinheit wissen.

„Ich denke schon“, antwortete Rico zu ihrer Überraschung, woraufhin sich sofort ein dickes Grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete.
 

In der Zwischenzeit lieferten sich die Partner-Digimon einen erbitterten Kampf mit Gigasmon. Trotz überlegener Zahl, hatten es die sieben nicht einfach. Gigasmon vergrub sich immer wieder im Boden und tauchte dann wieder unerwartet irgendwo auf. Außerdem ließ es keine Chance aus, in die Sackgasse zu laufen und dort ein Loch zu buddeln.

„Wo ist es?“, fragte sich das bösartige Digimon selbst, als es gerade eine Wand umnietete.

„Konzentrier dich auf deine Gegner, nicht auf eine Wand!“, meinte Bakutamon, als es mit einer Megarolle auf es zu kam und es nieder walzte.

Gigasmon war sehr verärgert über den Angriff beziehungsweise darüber, dass es dadurch leichte Verletzungen erlitten hatte. Wütend schleuderte es seinen Gegner zur Seite und auch nacheinander alle anderen Digimon, die sich auf es stürzten.

Während der nächsten Minuten digitierten Latreemon und Metalltakomon zurück aufs Rookie-Level, da sie keine Kraft mehr hatten.

Die Digi-Ritter sammelten ihre Partner auf und auch Alice setzte sich in Bewegung. Sie marschierte in die Sackgasse, genau da, wo der Kampf statt fand. Sie konnte der Anziehungskraft nicht länger wiederstehen.

Dort war etwas. Ganz sicher. Es war nicht normal, dass sie jetzt schon zum dritten Mal, etwas Komisches fühlte und vielleicht war das genau das, was Gigasmon auch suchte.

„Alice! Was tust du denn?“, fragte Hime aufgebracht, als sie ihr hinterher blickte.

„Ich weiß schon, was ich tue!“, entgegnete sie ihr, ohne sich zu ihr umzuwenden und fügte dann noch etwas kaum verständlich hinzu, „Oder auch nicht.“
 

Gigasmon war gerade dabei, wieder in der Erde zu verschwinden, als Alice bei ihm ankam. Die fünf restlichen Digimon richteten ihre Aufmerksamkeit alle auf den angekommenen Digi-Ritter und blickten ihn verwirrt an.

„Alice, was tust du hier?”, erkundigte sich Hutezamon besorgt.

„Das tut jetzt nichts zur Sache, aber sagt mal, spürt irgendwer von euch noch irgendetwas, außer Gigasmon?“, redete sie nicht lange drum rum.

„Was sollten wir spüren?“, wollte ihr Partner wissen.

„Ich weiß nicht, wie ich es genau beschreiben soll. Eine Anziehungskraft, seltsam Schwingungen …“, versuchte sie zu erklären, die digitalen Wesen schienen aber noch immer nicht zu verstehen.

„Ja, Alice“, meinte plötzlich Bakutamon, „Ich fühle auch etwas. Zwar ganz leicht und kaum wahrnehmbar, aber seit Gigasmon die Mauer nieder gerissen hat, hab ich irgendein seltsames Gefühl.“

„Ja? Wirklich?“, war Alice verblüfft, woraufhin aber wieder der Boden unter ihren Füßen bebte.

„Ich folg ihm unter die Erde, die Gänge, die er geschaufelt hat, sind locker groß genug für mich“, bemerkte Hutezamon und verschwand anschließend dort, wo auch Gigasmon zuletzt gesehen wurde.

„Wenn das böse Digimon wieder auftaucht, werden wir es dir vom Hals halten“, erklärte Aalomon und auch Flymon hatte etwas zu sagen.

„Dem stimme ich zu. Wenn du denkst, dass dich dein Gefühl nicht täuscht, solltest du nach Begründungen suchen, an Bakutamons Seite.“

„Danke“, meinte Alice, woraufhin sie Ryans Partner einen ernsten Blich zuwarf, „Fangen wir an.“

„Ich weiß zwar nicht, was genau, aber ja“, gab es zurück und die zwei stürzten sich in die Trümmer der vorher dagewesenen Mauer.

„Und wir halten die Umgebung im Auge“, meinte Aalomon an Icemon und Flymon gewandt.

„Ja!“, stimmten die beiden im Chor zu.
 

„Was macht Alice denn?“, fragte Ryan verwirrt und hatte dabei einen skeptischen Blick aufgesetzt.

„Ich weiß nicht, sie ist einfach losgestürmt“, erklärte Hime besorgt.

„So ein leichtsinniges Mädchen“, murmelte der Junge und rannte ebenfalls zum Schauplatz.

Verwirrte sah Hime ihm nach und auch die anderen konnten nicht ganz glauben, was sie da gerade gesehen hatten. Machte sich Ryan etwa Sorgen um Alice? Hime zog die Augenbrauen zusammen. Alice hatte ihr zwar erzählt, dass sich Ryan geändert hatte, aber ganz glauben konnte sie es noch immer nicht.
 

Aalomon, Flymon und Icemon beobachteten genau ihre Umgebung. Unter ihnen rumpelte es in der Erde und sie machten sich alle Sorgen um Hutezamon. Doch es wäre nur von Nachteil, wenn einer von ihnen ihm gefolgt wäre, dafür waren Gigasmons Spuren nicht groß genug.

Ryan kam gerade angerannt, als Hutezamon plötzlich aus einem Loch vom Erdboden herausgeschossen kam. Es war offensichtlich, dass es keine Macht mehr darüber hatte, was es tat. Sein Fell war schon ganz zerfledert und kurz nach ihm, kam das böse Digimon zum Vorschein und griff das Hunde-Digimon mit einer Wirbelwind-Bombe an.

Hutezamon ging zu Boden und war unfähig, sich zu bewegen. Wenige Sekunden später digitierte es zurück. Gigasmon, das neben ihm aufgekommen war und seine Zurück-Entwicklung beobachtet hatte, verpasste ihm mit dem Fuß noch einen Tritt, sodass es ein paar Meter flog.

„Armselige Partner-Digimon“, bemerkte es nur kopfschüttelnd und drehte sich dann in die Richtung der anderen, „Na, wer von euch Champion-Feiglingen will als nächster?“

„Ich mach dich kalt!“, antwortete ihm Icemon, das sofort lostürmte.

„Was macht es denn?“, fragte Aalomon und wich ein Stück zurück, „Es ist doch aussichtslos, wir können diesmal nicht gewinnen.“

„Ich wünsche mir ein bisschen mehr Vertrauen in unsere Kräfte“, gab Flymon zurück, „Wir sind nicht nur irgendwelche Champion-Digimon. Wir haben Partner, die uns beistehen und die an uns glauben.“

Ricos Partner attackierte das böse Monster mit einem Eisgewitter. Schützend hielt Gigasmon die Arme vor sein Gesicht, da es es nicht für nötig hielt, von dieser lächerlichen Attacke auszuweichen. Doch Icemons Angriff war stärker als erwartet. Es wurde ein paar Meter zurück geschleudert, rappelte sich dann aber wieder schnell auf.

„Was … Warum ist deine Attacke so stark?“, fragte es verblüfft und auch Flymon und Aalomon staunten nicht schlecht über die Kraft ihres Kollegen.

„Das war das Training mit Rico“, erklärte es und startete schon seine nächste Attacke, „Uns kriegst du nicht so leicht unter!“

„Komm, Aalomon!“, forderte Flymon es auf und flog auf die zwei Kämpfenden zu.

„Ja …“, meinte es wenig überzeugt und versuchte nachzukommen, „Ich komm ja schon …“

Ryan beobachtete den Kampf noch eine Weile, bis er in den Trümmern nach Alice suchte. Bakutamon konnte er auch nirgends sehen, ob er wohl bei Alice war?

„Alice! Bakutamon!“

„Sire, hier sind wir!“, hörte er seinen Partner zurück rufen und konnte ihn wenige Zeit später auch sehen.

„Was macht ihr verdammt noch mal hier?“, fragte er etwas wütend, woraufhin auch Alice in sein Blickfeld trat, „Und wie kommst du dazu, einfach mitten in den Kampf zu laufen?“

„Machst du dir etwa Sorgen um mich?“, erkundigte sie sich, konnte sich dabei ein Grinsen aber nicht verkneifen.

„Ja, das tue ich“, antwortete er zu ihrer Überraschung und kam auf sie zu, „Stell dir vor Gigasmon geht auf dich los, dann lebst du nicht mehr lange.“

„Jaja, ich denk das nächste Mal nach, bevor ich einfach losrenne“, versuchte sie ihn zu beruhigend, widmete sich dann aber wieder dem eigentlichen Thema, „Wir wissen nicht genau, was wir suchen, aber wir werden es finden.“

„Weißt du wie unlogisch das klingt?“, wollte er von ihr wissen und wandte sich dann Bakutamon zu, „Und warum hilfst du ihr bei so einem bescheuerten Plan?“

„Weil ich irgendwie neben ihr der einzige bin, der etwas fühlt.“

„Kommt euch zwei das nicht komisch vor?“, wollte er wissen und schaute die beiden skeptisch an.

„Doch, aber trotzdem. Gigasmon sucht doch auch etwas und bevor er es findet, wollen wir es finden“, erklärte sein Partner, auch wenn er sich bewusst war, dass das für Ryan noch immer keine gute Erklärung war.

„Na gut, dann helf ich euch eben suchen“, meinte er, woraufhin Bakutamon und Alice ihn verwundert anblickten, „Was? Wenn ich schon mal hier bin, kann ich doch gleich helfen auch, oder?“

Ryan machte ein paar Schritte weiter in die Trümmerhaufen hinein, als sich plötzlich zwei Meter von ihm entfernt etwas unter Brocken bewegte. Alle drei starrten gespannt auf die Stelle, aus der sich kurz darauf ein violetter, aber seltsamerweise braun leuchtender kleiner Stein erhob.

Ohne zu zögern bewegte er sich auf Ryan zu. Als er vor ihm halt machte, streckte der Junge seine Arme aus und legte seine Hände in einander, sodass der Stein dort landen konnte, was er auch tat. Kaum hatte er seine Handflächen berührt, hörte er auf zu leuchten und auch sich zu bewegen.

„Was war das denn?“, fragte Alice verwirrt, doch auch die anderen zwei wussten keine Antwort.

Bakutamon sah auf, als es auf einmal ein Geräusch im Gerümpel wahrgenommen hatte. Zwei Augen blitzten auf, die aber genauso schnell wieder verschwanden, wie sie aufgetaucht waren. Wurden sie beobachtet? Oder bildete es sich nur etwas ein?
 

Gigasmon wehrte Icemons Attacke ab und schlug mit einer Wirbelwind-Bombe zurück. Flymon nutze die Zeit der Unachtsamkeit aus und flog bereits mit einem Himmelssturz auf das böse Digimon zu. Es war nur noch einen kurzen Augenblick von der Kollision entfernt, als es wie aus dem Nichts von der Seite angegriffen wurde.

Aalomon, das gerade eben nur zugesehen hatte, beobachtete verdutzt das Geschehen. Auch Gigasmon wandte sich überrascht um, da es erwartete hatte, ein Angriff abzubekommen.

Da war es wieder, das mysteriöse Wesen. Kaum hatten die Digi-Ritter mitbekommen, dass etwas nicht stimmte, näherten sie sich dem Kampf und auch Alice, Ryan und Bakutamon sahen von einer anderen Stelle aus zu.

Ryan hielt den violetten Stein noch immer in der Hand, hatte ihn aber fest umgriffen, dass er ihn ja nicht verlieren konnte. Der Junge hatte Angst, dass wenn er ihn einsteckte, er ihn vielleicht doch irgendwie verlieren würde. Er fühlte sich sicherer, wenn er ihn selbst in seinen Händen spürte.

Alle beobachteten den Kampf zwischen dem neu aufgetauchten Wesen und Gigasmon, das wesentlich mehr Wiederstand leistete, als die bösen Digimon zuvor. Doch schlussendlich unterlag es ebenfalls und ging regungslos zu Boden.

Anders als sonst, verschwand das mysteriöse Wesen nicht so schnell, wie es aufgetaucht war. Es blieb eine Weile neben Gigasmon stehen, während es sich in der Runde umsah und in die verschreckten Gesichter der Digi-Ritter blickte, die es zum ersten Mal genau betrachten konnten.

„Bist du auf unserer Seite?“, fragte Hime plötzlich, da sie sich diese Frage nicht länger verkneifen konnte.

Eine Weile stand das Monster einfach nur da und rührte sich nicht. Ohne dem Mädchen eine Antwort zu geben, flog es einfach mit einer Höllengeschwindigkeit auf sie zu. Flymon versuchte hinterher zu kommen, da es Angst um seinen Partner hatte, doch es war viel zu langsam und bereits geschwächt.

Himes Herz klopfte schnell in ihrer Brust. Sie riss die Augen auf und hielt ihren Atem an, als das Wesen, mit seinem Kopf nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt, schwebend abstoppte. Unfähig sich zu bewegen, blickte sie in seine roten Augen, die Leere und Gefahr widerspiegelten.

Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit, als es merkte, wie sich Angst in ihr ausbreitete. Es hob eine Hand mit den langen Krallen und damit Himes Kinn an, woraufhin sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten.

Kaum war Flymon bei seinem Partner angekommen und bereit, das mysteriöse Wesen wegzustoßen, ließ es von Hime ab und stieg auf in die Lüfte, nur um kurz darauf zu verschwinden. Das Mädchen ließ sich auf seine Knie fallen und wagte es nun wieder zu atmen.

„Hast du jetzt eine Antwort auf deine Frage?“, fragte eine ihr bekannte Stimme, die sah aber schon lange nicht mehr gehört hatte, woraufhin sie überrascht aufsah.

Ein alter Mann, kaum größer als sie selbst und mit brauen, zu einem Pferdeschwanz zurückgebundenen Haaren näherte sich ihr. Er trug seltsame Kleidung und bewegte sich langsam, mit Hilfe eines Gehstocks fort.

Hime kannte diesen Mann, sie hatte ihn schon einmal gesehen. Auch Alice, Shunichi und Ryan konnten sich an ihn erinnern. Honoka, Yukiko und Nayuta kannten sich überhaupt nicht mehr aus, da ihnen diese Person fremd erschien. Rico hingegen blieb ruhig. Da alle ihre Aufmerksamkeit auf Hime gerichtet gehabt hatten, hatten sie nicht bemerkt, wie und wann er aufgetaucht war.

„Sie?“, fragte das Mädchen, ohne auf seine Frage zu antworten.

„Ich bin Ido“, erklärte er, woraufhin er stehen blieb, „Ich nehme an, mein Name sagt euch etwas.“

„Ja, Sie sind der D-Maak-Typ!“, meinte Honoka, ohne lange nachzudenken.

„Nennt mich bitte Ido“, bemerkte er, peinlich berührt über diese Bezeichnung und räusperte sich.

„Was ist das für ein Wesen?“, fragte Shunichi sofort.

„Was sind Sie eigentlich?“, erkundigte sich auch Honoka.

„Was ist das für ein Stein?“, fiel Ryan auch noch eine Frage ein, als er ihm den Stein entgegenstreckte.

„Hört auf mit der Fragerei. Ich mag es nicht, wenn man mir so viele Fragen auf einmal stellt und mir nicht einmal Zeit gibt, auf sie zu antworten“, gab er nur etwas gereizt zurück und wandte sich dann Rico zu, „Rico weiß das bereits.“

Nun kannten sich die anderen gar nicht mehr aus. Zuerst tauchte ein seltsamer Typ auf, dann hielt Ryan einen Stein hoch, den noch nie jemand zuvor gesehen hatte und jetzt erfuhren sie, dass Rico Ido bereits kannte, obwohl er nicht zu den anfänglichen Digi-Rittern gehörte? Was würde noch alles kommen?
 

Ido ist da! Wird ja auch schon langsam Zeit XP

Macht euch schon mal gefasst auf ein bisschen Digimon-Geschichte =P

Kiripurin

Ido

Verblüfft blickten die Digi-Ritter und Digimon zwischen Rico und Ido hin und her. Die beiden kannten sich bereits? Wann war denn das geschehen? Bei ihrem letzten Gruppentreffen, hatte der Junge noch nicht so gewirkt, als ob er irgendetwas über den alten Mann wissen würde. Entweder er hatte sich damals nur dumm gestellt, oder …

„Warst du etwa bei ihm, als du so lange weg warst?“, fragte Alice verwirrt, was auch den anderen in den Sinn gekommen war.

„Ja, war ich“, antwortete er, woraufhin alle verdutzt die Augenbrauen hoben.

„Bevor noch weitere Fragen aufkommen, wollen wir das nicht an einem anderen Ort besprechen?“, schlug Ido vor und wandte sich dann Honoka zu, „Bei dir zum Beispiel wieder, Honoka?“

„Woher wissen Sie …?“, setzte sie ihre Frage an, doch der alte Mann viel ihr ins Wort.

„Ich beobachte euch, aber wie gesagt, ich werde euch alles erzählen und versuchen, jeder eurer Fragen zu beantworten. Nur nicht hier, das würde nur zu viel Aufmerksamkeit erregen.“

„Okay“, stimmte Honoka etwas zaghaft zu, fand dann aber zu ihrer Motivation zurück, „Ja, lasst uns alle zu mir gehen!“

„Dann los, je länger wir hier bleiben, umso gefährlicher wird es, dass ihr mit diesem Ereignis in Verbindung gebracht werdet“, meinte Ido und wollte sich schon auf den Weg machen, doch Shunichi hatte noch einen Einwand.

„Wir müssen noch das Digimon in die Digi-Welt befördern.“

„Das wird nicht nötig sein“, widersprach Ido, als er stehen geblieben war, sich aber nicht umdrehte.

Verwirrt richteten alle ihre Aufmerksamkeit auf das am Boden liegende Gigasmon. Zuerst verstanden sie nicht, wovon der Mann sprach, doch dann sahen sie, wie das böse Digimon plötzlich anfing, sich aufzulösen.

„Was passiert mit ihm?“, fragte Honoka panisch und umklammerte dann Yukikos Arm, „Warum löst es sich auf?“

„Es ist tot“, erklärte der alte Mann monoton, bevor sich die Digi-Ritter irgendwelche Theorien ausdenken konnten.

„Wie ‚es ist tot‘?“, fragte Hime, die das nicht glauben wollte, „Hat das mysteriöse Wesen es etwa wirklich getötet? Aber wieso? Das hat es doch bis jetzt auch nicht getan!“

„Doch hat es“, widersprach er, nachdem er sich endlich zu ihnen umgewandt hatte, „Nur habt ihr es nicht bemerkt, weil es die bösen Digimon so verletzt hat, dass sie noch ein paar Minuten zu leben haben und leiden müssen. Sie haben sich dann erst in der Digi-Welt beziehungsweise beim Transport dorthin aufgelöst, wie es alle Digimon tun, wenn sie sterben. Eure Digimon haben das übrigens mitbekommen, nur haben sie nichts gesagt.“

Entsetzt schauten die Digi-Ritter ihre Partner an, die schuldig zu Boden blickten. Sie konnten es nicht fassen, dass ihre Digimon ihnen so etwas verheimlicht hatten.

„Haben wir die Digimon etwa auch getötet?“, erkundigte sich Honoka fassungslos.

„Nein, habt ihr nicht, aber los jetzt“, bemerkte er und setzte sich wieder in Bewegung.

Schweigend digitierten die Digimon zurück und alle folgten Ido zu Honokas Haus. Nayuta wagte noch einen Blick dorthin zurück, wo zuvor noch Gigasmon gelegen hatte. Wütend biss er sich auf die Unterlippe und ballte seine Hände zu Fäusten. Genau davor hatte er Angst gehabt, dass Digimon starben.

„Nayuta“, meinte Rico, der dem Kleinen eine Hand auf die Schulter gelegt hatte, „Komm.“

„Ja …“, entgegnete er ihm, als er wieder entspannte und blickte traurig zu Boden.
 

„Sie bleiben nicht lange, nur für eine Stunde oder so, dann sind sie wieder weg“, versuchte Honoka ihren Eltern zu erklären, wieso plötzlich so viele Leute, in ihrem Haus waren.

Skeptisch und mit verschränkten Armen beobachteten die beiden, wie die Digi-Ritter hinter ihrer Tochter die Treppen hochgingen. Die Digimon waren natürlich auch dabei, aber die konnten die zwei ja nicht sehen, genauso wie Ido, wie sich heraus gestellt hatte.

„Wir machen ein klassenübergreifendes Projekt und da wir einen Platz zum besprechen brauchen, hab ich eben unser Haus angeboten“, meinte das Mädchen, während sie ihre Eltern flehend anblickte, „Das ist doch kein Problem, oder? Bitte, ich kann sie jetzt nicht wieder alle heimschicken!“

„Na gut, aber das nächste Mal, gibst du uns vorher Bescheid, wenn so viele Leute kommen“, gaben ihre Mutter nach, woraufhin Honoka ihr um den Hals fiel.

„Danke, Mama!“, bemerkte sie und rannte schon die Treppen hoch, „Ich hab euch lieb!“
 

Etwas zusammengequetscht saß die Gruppe nun in Honokas Zimmer. Ido hatte mit einer aufrechten Haltung und verschränkten Armen auf dem Schreibtischsessel Platz genommen und wurde nun von allen angestarrt.

„Ich bin jetzt bereit, eure Fragen zu beantworten“, erklärte er, woraufhin Honoka schon ihre Stimme erheben wollte, doch er redete noch weiter, „Aber zuerst will ich euch erklären wer und was ich bin, für diejenigen, die mich heute das erste Mal sehen.“

„Na dann los, wir sind gespannt“, meinte Honoka ruhig.

„Ich, Ido, bin einer derjenigen, die die Digimon erschaffen haben.“

Sofort trat Erstaunen auf die Gesichter der Digi-Ritter und alle ließen einen Laut der Verwunderung aus. Bis jetzt wussten sie noch nicht viel und waren schon baff. Wenn das so weiter gehen würde, könnten sie diese Informationen nicht alle auf einmal bearbeiten.

Auch Alice, Hime, Ryan und Shunichi war diese Mitteilung neu. Als sie ihren Partnern das erste Mal begegnet waren, war Ido zwar aufgetaucht, hatte ihnen aber nur das Nötigste erklärt und war dann wieder abgerauscht. Er hatte sich ja nicht einmal bei ihnen vorgestellt. Also wussten sie so gut wie nichts, was die anderen nicht auch wussten.

„Seit wann existieren Digimon denn schon?“, wollte Hime wissen.

„Schon seit ziemlich genau 32 Jahren“, antwortet er ihr, „Ich war einmal ein Mensch, bin jedoch durch die Leichtsinnigkeit und Überheblichkeit von meinen Kollegen und mir schon ziemlich lang keiner mehr.“

„Was ist denn passiert?“, forschte Alice nach und beugte sich dabei gespannt nach vorne.

„Wir versuchten, irgendwie in die Digi-Welt zu gelangen, was aber vollkommen gescheitert war, aber dazu später“, entgegnete er ihr, woraufhin er sich räusperte, „Ich bin weder lebendig, noch bin ich ein digitales Wesen, meine Existenz liegt irgendwo dazwischen.“

„Kling gruselig“, kommentierte Honoka, während sie Yukiko anblickte, die ihr ebenfalls einen etwas skeptischen Blick zu warf.

„Ich gebe euch jetzt die Erlaubnis, Fragen zu stellen“, erklärte er, was er mit einer einladenden Handbewegung unterstrich.

„Ich will endlich wissen, warum Sie Rico kennen“, kam Alice Honoka, die schon den Mund geöffnet hatte, zuvor.

„Ich kenn euch alle, Alice, ich beobachte euch die ganze Zeit.“

„Sie beobachten uns? Wieso haben sie uns dann nicht eher geholfen?“, erkundigte sich Ryan anschuldigend.

„Weil ihr das ohne meine Hilfe schaffen müsst, ihr solltet eigentlich selbst auf alle Dinge kommen, ohne mich, dadurch entwickelt ihr euch auch weiter, jedoch hat die Geschichte einen anderen Verlauf genommen, als ich ihn erwartet hatte“, erklärte er ausführlich und monoton.

„Könnte ich vielleicht auch eine Antwort auf meine Frage haben?“, brachte sich Alice, die Ido ungeduldig anblickte, wieder ein.

„Ich hätte dir schon früh genug geantwortet“, gab er zurück und richtete seine Aufmerksamkeit dann auf Rico, der gegen die Wand bei der Tür lehnte, „Aber ich denk, Rico kann euch das besser erzählen als ich, ich muss jetzt soundso noch lange reden, da tut mir eine kleine Pause gut.“

Nun wandten sich alle Rico zu, der zu Boden starrte und einen tiefen Atemzug machte. Na ganz toll, jetzt musste er die ganze Geschichte erzählen, dabei hasste er es doch so viel zu reden und das noch dazu vor so vielen Leuten. Nicht dass er Angst hätte oder irgendetwas in der Art, er konnte es nur nicht ausstehen, wenn jemand zu viele Fragen stellte.

„Ich kann mich ja soundso nicht davor drücken“, maulte Rico seufzend, „Na gut, also das Ganze ist so abgelaufen. Als ich erfahren habe, dass Alice mich angelogen hat, bin ich gemeinsam mit Acimon durch die Stadt gegangen. Es war schon Nacht und ich war wütend und wollte mich abreagieren …“
 

„Nicht so schnell, Rico!“, rief Acimon seinem Partner hinter, der Mühe hatte, ihm zu folgen.

„Warum sind alle in letzter Zeit so scheiße drauf?“, fragte er, ohne eine Antwort zu erwarten, „Sei froh, dass du ein Digimon bist, Acimon, ihr lügt bestimmt nicht so viel, wie die Menschen.“

„Hm … ich weißt nicht, so viele Digimon kenne ich nicht“, antwortete es etwas geknickt, „Ich wünschte, ich würde mehr kennen, aber ich bin erst vor kurzem aus dem Ei geschlüpft gewesen, als du mich gerufen hast.“

„Das ist doch alles zum Kotzen“, fluchte er, mit den Händen in den Hosentaschen und kickte einen Stein, der am Boden lag, ein paar Meter weit weg.

„Na na, Rico“, ertönte plötzlich eine ihm unbekannte Stimme, woraufhin er sich verwirrt umsah.

Auch Acimon blickte sich suchend um, doch die zwei konnten nirgendwo eine Person ausfindig machen. Erst nach einiger Zeit erschien plötzlich ein Mann hinter ihm, der ziemlich seltsam gekleidet war.

„Wer bist du? Woher weißt du, wie ich heiße?“, fragte der Digi-Ritter aufgebracht.

„Gehen wir ein Stück und ich werde dir alles erklären“, meinte die fremde Person, woraufhin er ihm den Weg anbot, „Acimon ist natürlich auch willkommen.“

Schweigend sahen sich die zwei an, unsicher, ob sie das Angebot annehmen sollten. Rico nahm dann aber eine selbstsichere Haltung ein und wandte dem Alten den Rücken zu und fing an, sich fortzubewegen.

„Ich bin gespannt“, meinte er, woraufhin Ido lächelte.
 

„Ich weiß alles über dich, über euch Digi-Ritter und eure Partner“, erklärte der alte Mann, nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander her getrottet waren, „Ich beobachte euch, schon die ganze Zeit, nur hab ich mich entschieden, jetzt einzugreifen.“

„Und wieso das?“, fragte Rico und versuchte, so wenig interessiert wie möglich zu klingen.

„Weil ihr euch in die falsche Richtung weiter entwickelt“, gab er zurück und schüttelte leicht enttäuscht den Kopf, „Ihr werdet stärker, dass kann ich nicht abstreiten, aber euer Zusammenhalt ist eine Katastrophe. Ich dacht mir, dass sich Nayuta wieder einkriegen würde und ihr euch alle wieder zusammen rauft, aber dem Anschein nach, schafft ihr das nicht mehr ohne mich.“

„Wieso ist das so wichtig? Wir können doch auch jeder für sich selbst kämpfen.“

„Muss ich dir jetzt wirklich eine Antwort auf diese Frage geben?“, wollte er wissen, als er Rico ansah, der aber seinen Blick abwandte, „Je stärker ihr zusammen haltet, desto mächtiger werden eure Digimon werden. Würdet ihr mehr zusammen kämpfen, wären die Ultra-Digimon kein so großes Problem für euch.“

„Das denke ich nicht“, widersprach Rico, der seine Hände lässig in die Hosentaschen steckte, „Als ob das so einen großen Unterschied machen würde.“

„Doch das tut es, ich kenne mich aus mit Digimon, immerhin bin ich derjenige, der sie erschaffen hat.“

Der Junge blieb stehen und starrte den alten Mann fassungslos an. Auch Acimon war überrascht. Es hätte nicht gedacht, dass es jemals mit demjenigen reden könnte, der es und seine Spezies erschaffen hatte. Alle Digimon wussten, dass sie künstliche Wesen waren und die Menschen ihre Schöpfer, deswegen hegten auch manche digitalen Wesen einen Groll ihnen gegenüber.

„Glaubst du mir?“, fragte Ido gefühlslos, woraufhin Rico wieder weiter ging.

„Ja, ich glaube dir.“

„Gut, mir ist bewusst, dass es sich leichter anhört als es ist, zusammen zu halten und als Team zu kämpfen, ich bin auch nicht nur hier, um dir das zu sagen.“

„Weswegen dann?“

„Wärst du an einem Spezialtraining interessiert?“, erkundigte er sich, was Rico erneut verblüffte.

„Warum gerade ich?“, stellte er skeptisch eine Gegenfrage, woraufhin Ido ihn anlächelte.

„Du wärst doch am liebsten gerade weit weg von dem allen hier, oder?“, fragte er, was Rico mit einem Nicken bestätigte, „Komm mit mir, ich trainiere dich und du bekommst einen Platz zum Schlafen.“
 

„… Ich hab eingewilligt, auch wenn ich anfangs etwas misstrauisch ihm gegenüber war“, erzählte Rico die Geschichte zu Ende, während ihm alle noch gespannt zuhörten, „Aber das Training hat sich gelohnt, Acimon und ich sind jetzt stärker als vorher.“

„Tse, so stark war Icemon aber auch wieder nicht“, bemerkte Ryan, dem das ganz und gar nicht gefiel, dass Rico bereits mehr wusste, als alle anderen.

„Das Ziel war ja auch nicht, dass Icemon so stark wird, dass es alle anderen Partner-Digimon übertrifft, es sollte lediglich so stark werden, wie Baluamon, Fikadamon, Mantamon und Naokimon“, erklärte Ido, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, „Die vier haben schon mehr Erfahrung, da sie schon länger in der realen Welt sind und das wollte ich ausgleichen. Mir ist es nicht möglich, euch so viel beizubringen, dass ihr alle plötzlich stärker werdet. Champion-Digimon können nur begrenzt stark werden.“

„Und was ist dann mit uns?“, fragte Honoka aufgebracht, „Das ist doch unfair, wenn Sie Rico stärker machen, aber uns drei nicht!“

„Das ist einer der Gründe, wieso ich hier bin, ich hab nicht vor, Nayuta, Yukiko und dich auf eurem derzeitigen Level zu lassen“, meinte er, woraufhin er Nayuta anblickte, der etwas aufschreckte, „Ja und auch dir will ich helfen, du bekommst ein extra spezielles Training und ich werde versuchen dir die Angst vom Kämpfen zu nehmen. Leider erfordert die derzeitige Situation nämlich die Kraft von euch allen. Ich wünschte, ich hätte dir das ersparen können, aber das ist leider keine Option.“

Nayuta wandte den Blick ab und starrte zu Boden. Es war zu erwarten gewesen, dass er nicht ums Kämpfen herum kommen würde. Er war ein Digi-Ritter, einer von wenigen. Auch wenn er es bis jetzt geschafft hatte, sich davor zu drücken, schien es jetzt keinen Ausweg mehr zu geben.

„Herr D-Maak-Typ, wo leben sie eigentlich?“, fragte Honoka, was Ido mit einem Schnauben kommentierte.

„Ich heiße Ido, merk dir das Mädchen“, antwortete er leicht gereizt, woraufhin Honoka schuldbewusst die Zunge rausstreckte, „Ihr müsst wissen, dass es neben der realen Welt und der Digi-Welt noch unzählige andere Welten gibt und in einer dieser Welten lebe ich.“

„Und Sie haben Rico mit in diese Welt genommen“, schlussfolgerte Shunichi sachlich daraus.

„Das ist korrekt“, bestätigte er und nickte, „Ich besitze dort ein Haus und eigentlich sieht sie dieser Welt ziemlich ähnlich, nur dass dort manches existiert, was es hier nicht gibt. Außerdem kommen dort alle Wesen von allen Welten zusammen, die auf irgendeine Weise verloren sind. Deswegen wird sie die verlorene Welt genannt.“

„Das heißt in diesen anderen Welten, die noch existieren, gibt es auch Lebewesen?“, wollte Shunichi wieder wissen, den das Thema sehr interessierte.

„In manchen ja, in manchen nein, so genau weiß ich das leider selbst nicht. Alle Welten sind mir nicht bekannt.“

„Und die anderen Wesen können in anderen Welten einfach so existieren?“, fragte der schwarzhaarige Junge weiter, „Dass das Digimon in unserer Welt können, sieht man ja und Ihnen ist das anscheinend auch möglich, aber ist das so einfach? Nimmt man dann einfach die Form an, in der man in der beliebigen Welt existieren kann? Aber warum haben Sie dann nicht in die Digi-Welt gelangen können?“

„Mir wird das langsam zu hoch, wollen wir nicht über etwas anderes reden?“, brachte sich Honoka ein, die sich geschafft bei der Bank, auf der sie saß, zurück lehnte.

„Wenn Shunichi das wissen will, dann werde ich versuchen es ihm zu erklären“, gab Ido zurück, daraufhin seufzte Honoka genervt, „Du liegst richtig, geht man in eine andere Welt, nimmt man die dortige Form an. Digimon sind in der Digi-Welt Daten, in der realen Welt jedoch aus Fleisch und Blut. Ich bin in der verlorenen Welt eine Art Geist, hier jedoch kann ich wie ein Mensch existieren. Im Gegensatz dazu würden Menschen in der Digi-Welt zu Daten werden. Es ist nicht vorgesehen, dass die Wesen einfach so zwischen den Welten hin und her gehen können, ansonsten würden hier zum Beispiel alle Menschen wissen, dass auch andere Welten existieren. Man könnte es wie ein Verbot ansehen, wenn man versucht, in eine andere Welt zu gelangen. Vor 30 Jahren noch wurde man dafür bestraft, wenn man dieses Verbot gebrochen hat, deswegen bin ich in die verlorene Welt gekommen, ohne je einen Fuß in die Digi-Welt gesetzt zu haben. Im Laufe der Jahre sind die Grenzen der Welten jedoch hin und wieder abgeschwächt.“

„Wie kann das so einfach passieren?“, erkundigte sich Alice, die ebenfalls die Neugierde gepackt hatte.

„Bevor ich euch das erklären kann, muss ich euch noch über eine andere Welt informieren.“

„Dürfte ich vorher noch etwas fragen?“, meldete sich Yukiko, während sie die Hand leicht hoch hob.

„Nur zu“, entgegnete ihr Ido.

„Wenn Rico die ganze Zeit bei Ihnen war, wie kommt es dann, dass er am Abend immer im Park trainiert hat?“

Nun starrten alle, bis auf Nayuta, der als einziger wusste, dass es eigentlich Yukiko war, die das heraus gefunden hatte, das Mädchen an. Auch Rico war überrascht darüber, er hatte gedacht, dass er von Nayuta gesehen wurde, aber anscheinend war das alles nur ein Vorwand gewesen, weil sich Yukiko eigentlich nicht einmischen wollte. Als das Mädchen merkte, dass es sehr unüberlegt von ihr gewesen war, diese Frage zu stellen, starrte sie rot geworden zu Boden.

„Man kann nicht einfach so durchgehend in einer anderen Welt bestehen, dann besteht Gefahr, dass man nicht mehr zurück kann und man fühlt sich nach einiger Zeit schwach, das hängt natürlich auch von der eigenen Stärke ab“, antwortete ihr Rico zu ihrer Überraschung überhaupt nicht wütend, „Also bin ich immer am Abend in die reale Welt zurück gekehrt und hab dort mit Acimon weiter trainiert. Zum Schlafen hat mich Ido dann wieder geholt.“

„Dürfte man auch erfahren, wie Sie das machen, einfach so mit Rico zwischen den Welten herum zu hopsen?“, fragte Ryan mit wenig Respekt, „Wir können das doch auch nicht so einfach.“

„Seit ich in der verlorenen Welt gefangen bin, habe ich mich damit beschäftigt, wie man sich zwischen den einzelnen Welten bewegen kann, jedoch nur mit wenig Erfolg. Seit die Grenzen aber geschwächt sind, ist es mir gelungen. Es gibt in jeder Welt einen Riss in der Atmosphäre, der dies ermöglicht, das heißt aber nicht, dass jeder einfach so durch diesen Riss gehen kann.“

„Und auf der Erde gibt es so etwas auch?“, fragte Hime verwundert.

„Ja, nur sind diese Tore zu den anderen Welten versteckt, sodass sie niemand so leicht finden kann.“

„Aber wenn Sie wissen wo dieses Tor in der verlorenen Welt ist, dann könnten sie doch auch endlich in die Digi-Welt gehen, oder?“, bemerkte Honoka, die etwas überfordert mit den ganzen Informationen war.

„Das Problem ist, dass es mehrere Tore zu den einzelnen Welten gibt. Das heißt, dass man nicht durch ein Tor geht und sich dann aussuchen kann, wo man hin will, sondern das es ein Tor zur Digi-Welt, ein Tor zur realen Welt und eben noch weitere gibt. Ich habe in der verlorenen Welt bis jetzt nur das zur realen Welt gefunden.“

„Sie haben uns doch, als wir uns das erste Mal getroffen haben, erklärt, dass manche Digimon nicht absichtlich in die reale Welt kommen, sondern sich nur hier her verirrt haben, wie kann denn das passieren?“, fragte Shunichi, woraufhin Honoka den Kopf hängen ließ, weil er wieder so eine komplizierte Frage gestellt hatte.

„Wilde Champion Digimon sind nicht immer sehr intelligent. Manche merken es nicht einmal, wenn sie so ein Tor passieren und kommen dann eben nur durch Zufall in die reale Welt. Es ist nur verständlich, dass sie verwirrt sind und dann irgendeinen Schaden anrichten, aber auch wenn sie eigentlich nichts Böses im Sinn haben, müsst ihr gegen sie kämpfen. Sie wehren sich, wenn sie angegriffen werden, weil es ihre natürliche Art ist.“, erklärte er lang und ausführlich, woraufhin kurz niemand etwas sagte, „Jetzt werde ich euch erzählen, was derzeit das eigentlich Problem ist.“

„Na endlich wird’s mal spannend“, bemerkte Ryan gelangweilt, während er sich streckte.

„Es gibt eine Spezies neben den Menschen, den Digimon und den verlorenen Wesen, die mir noch bekannt ist und das sind die Digital Human, kurz gesagt D-Hue. Sie wurden ebenfalls aus Menschenhand erschaffen, existieren aber noch nicht so lange, wie die Digimon. Vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren, damals war ich also bereits seit fünf Jahren in der verlorenen Welt, hatten meine noch vorhandenen Kollegen die Idee, die Digimon weiterzuentwickeln. Sie wollten die Digimon nur als Vorlage verwenden, die dann stärker und intelligenter machen und an ihrem Äußeren auch noch herum basteln.“

„Ihre noch vorhandenen Kollegen?“, fragte Alice verwirrt, „Wie viele waren Sie denn?“

„Wir waren eine Gruppe von acht Leuten, die die Digimon erschaffen haben. Von diesen acht sind vor 30 Jahren drei verschwunden, nämlich ich und noch zwei andere, als wir versuchten, in die Digi-Welt zu gelangen.“

„Und leben Sie jetzt gemeinsam mit ihren Kollegen in der verlorenen Welt?“, erkundigte sich Hime, woraufhin Ido traurig zu Boden blickte und somit das erste Mal Emotionen zeigte.

„Nein, leider habe ich meine Freunde danach nie wieder gesehen … Anfangs habe ich sie gesucht, doch nach einem Jahr hab ich die Suche dann aufgegeben. Aber das tut jetzt nichts zur Sache“, gab er zurück und sprach dann wieder gefühlslos weiter, „Auf jeden Fall waren diese D-Hue ein voller Erflog, zunächst einmal. Meine Kollegen waren stolz solche Wesen erschaffen zu haben und auch ich, der das alles von meiner Welt beobachtet hatte, hatte zuerst keine Bedenken, was die D-Hue betraf. Sie existierten einfach neben den Digimon in der Digi-Welt, doch bereits nach wenigen Tagen mussten sie feststellen, dass etwas nicht stimmte. Die D-Hue und die Digi-Welt passten nicht zusammen, da die Form der D-Hue doch sehr stark von der der Digimon abwich. Doch anstatt dass die D-Hue Schaden davon nahmen, war es die Digi-Welt, die darunter litt. Sie veränderte sich langsam und passte sich den D-Hue an, sodass die Digimon Probleme hatten weiter zu existieren und sich mit der Zeit einfach auflösten.“

„Das klingt ja schrecklich“, bemerkte Baluamon, dem, genauso wie den anderen Digimon, ein Schauer über den Rücken lief, „Da kann ich ja froh sein, dass ich damals noch nicht gelebt habe.“

„Da hast du Recht. Ihr könnt euch vorstellen, dass die Digimon alles andere als erfreut über diese Eindringlinge waren“, fuhr der alte Mann fort, „Sie haben versucht die D-Hue zu bekämpfen, scheiterten aber, da ihre Gegner unheimlich stark und intelligent waren, sie hatten keine Chance.“

„Und Ihre Kollegen haben da einfach so zugesehen?“, fragte Alice fassungslos, während sie Naokimon fester an sich drückte.

„Anfangs ja, weil sie gehofft hatten, dass sich das Problem von alleine lösen würde und die Digimon in der Lager wären, den Kampf zu gewinnen, doch zum Glück haben sie schon bald eingesehen, dass die Digi-Welt ohne ihre Hilfe dem Ende geweiht sein würde. Also hatten sie die Idee eine neue Welt für die D-Hue zu schaffen und es gelang ihnen auch, sie dort einzusperren. Sie haben ein Tor in der Digi-Welt geschaffen, dass die D-Hue in die andere Welt gezogen hat.“

„Was geschah dann mit der Digi-Welt?“, erkundigte sich Fikadamon, dem die Geschichte auch ziemlich nahe ging.

„Meine Kollegen haben alles daran gesetzt sie wieder zu rekonstruieren. Nach wenigen Tagen sah sie Digi-Welt wieder wie früher aus und auch die Digimon konnten wieder friedlich leben. Eine Weile beobachteten sie dann die D-Hue, was sie so in ihrer Welt, die sie ‚Dicycle‘ nannten, trieben. Sie verhielten sich ruhig, also vergaßen meine Kollegen schnell ihre Existenz.“

„Lass mich raten, sie sind ausgebrochen, weil sie sie nicht länger beobachtet haben“, bemerkte Ryan, während er die Hände hinterm Kopf verschränkte.

„Das stimmt, ja“, bestätigte Ido seine Annahme, ließ sich von Ryans respektlosem Tonfall aber nicht aus der Fassung bringen, „Die D-Hue waren wütend auf die Menschen genauso wie auf die Digimon. Sie griffen die Digi-Welt an und die reale Welt über das Internet.“

„Moment mal, haben Sie nicht vorhin noch gesagt, dass es ein Verbot ist, wenn man versucht, in eine andere Welt zu gelangen?“, hinterfragte Alice misstrauisch seine Geschichte.

„Das ist korrekt, nur waren zu diesem Zeitpunkt die Grenzen geschwächt und das lag daran, dass die Menschen eine Verbindung zwischen der Digi-Welt und dem Dicycle geschaffen hatten, als sie die D-Hue verbannt haben. Sie waren der Überzeugung gewesen, dass sie das Tor wieder vollkommen geschlossen hatten, doch dem war nicht so. Die D-Hue waren so stark, dass sie es schafften, den Riss in der Atmosphäre zur Digi-Welt noch zu vergrößern und ein Tor zum Internet zu schaffen.“

„Ist das Internet etwa auch eine eigene Welt?“, fragte Honoka und kratzte sich verwirrt am Kopf.

„Ja, ist es nur liegt das Internet auf der einen Seite sehr nahe mit der realen Welt zusammen und auf der anderen sehr nahe mit der Digi-Welt. Das heißt, über das Internet hat man leichten Zugang zu beiden Welten.“

„Warum haben Sie dann nicht gleicht versucht über das Internet in die Digi-Welt zu gelangen?“, erkundigte sich Hime.

„Weil damals, als ich es versuchte, das Internet noch nicht so fortgeschritten war“, entgegnete er knapp, „Niemand von uns hätte ahnen können, dass es eine Verbindungsstelle zwischen den zwei Welten war, das haben uns erst die D-Hue gezeigt. Meine Kollegen wussten, dass sie sich etwas einfallen lassen mussten, damit die D-Hue nicht auch noch in die reale Welt kommen. Also beschlossen sie, die Digimon um Hilfe zu bitten, um gemeinsam mit ihnen zu kämpfen. Und das waren die ersten Digi-Ritter.“

„Die ersten Digi-Ritter? Diese alte Menschen?“, fragte Honoka ungläubig.

„Wer sagt denn, dass sie damals alt waren?“

„Naja, wenn ich mir sie so anschaue und ihre Kollegen ungefähr so alt waren wie sie, dann waren sie ja vor fünfundzwanzig Jahren so um die fünfzig“, erklärte sie ihren Gedankengang.

„Geh nicht nach dem Äußeren, Honoka“, gab Ido zurück, „Die Reise in die verlorene Welt hat mich mitgenommen und außerdem altert man dort viel schneller, als in der realen Welt. Wenn ich nach menschlichen Jahren gehe, wäre ich jetzt 52. Also waren die ersten Digi-Ritter alle so um die fünfundzwanzig.“

„Ach so, na da bin ich ja erleichtert“, meinte Honoka grinsend.

„Meine fünf Kollegen haben in ihrem Verwandtschafts- und Bekanntenkreis gefragt, wer ihnen helfen würde, da sie mehr Leute brauchten. Das war das erste Mal, dass sie irgendwem erzählten, wie real die Sache mit den Digimon war. Natürlich haben ihnen nicht alle geglaubt, sogar nur ziemlich wenige und von denen haben sich dann vier dazu bereit erklärt, ihnen zu helfen. Sie haben dann Kontakt zu den Digimon aufgenommen und gefragt, ob sie bereit dazu wären, mit ihnen gemeinsam zu kämpfen. Von allen Digimon waren nur acht einverstanden und mit den D-Maaks, die die Menschen entwickelt hatten, haben sie diese acht Digimon in die reale Welt geholt.“

„Aber sie waren doch dann neun, wenn ich mich jetzt nicht verzählt habe, was war mit dem, der kein Digimon hatte?“, fragte Shunichi verwirrt.

„Der hat sich um alles Technische gekümmert und die Digi-Ritter unterstützt, wo es nur ging. Das war Kamehisa Igoni, einer der Leute, die die Digimon erschaffen hatten und der einzige, der von all den Leuten, von denen ich euch gerade erzählt habe, noch lebt.“

Der Schock stand allen Digi-Rittern ins Gesicht geschrieben. Schon dass Ido und zwei seiner Kollegen gestorben waren, war schlimm, aber dass bis auf eine Person keiner mehr lebte, verstreckte die acht sehr. Keiner von ihnen hatte sich je Gedanken darüber gemacht, dass sie in diesem Kampf ihr Leben verlieren könnten, nun hatten sie Angst davor.

„W-Wie ist das denn passiert?“, fragte Honoka, als sie ihre Stimme wieder gefunden hatte.

„Sie haben sich geopfert, sie sind nicht umsonst gestorben, jeder von ihnen hat eine wichtige Rolle gespielt“, erklärte er, auch wenn das die Digi-Ritter nur wenig beruhigte, „Nachdem die Digimon in die reale Welt gekommen sind, stießen sie aber erneut auf ein Problem: die acht digitale Wesen wurden immer schwächer und es ging ihnen ganz und gar nicht gut. Das war der Zeitpunkt, als sie herausfanden, dass man nur eine bestimmte Zeit in einer anderen Welt, in die man eigentlich nicht gehörte, bestehen konnte, also ließen sie sich etwas einfallen. Jeder übertrug einem Digimon ein Stück von seiner Seele und die Digimon taten dasselbe bei dem jeweiligen Menschen. Dadurch waren sie durch ein besonderes Band verbunden und das ermöglichte den Digimon ohne weiteres in der realen Welt existieren zu können.“

„Ist das auch zwischen uns und unseren Partnern so?“, fragte Hime, woraufhin sie Fikadamon anblickte, „Also könnten wir acht Digi-Ritter eigentlich auch in der Digi-Welt leben?“

„Ja, das ist beides korrekt. Jeder trägt ein Stück Seele des Partners in sich, was euch das theoretisch ermöglicht“, stimmte Ido zu, „Nachdem sie dieses Ritual abgeschlossen hatten, bereitete Kamehisa Igoni alles für die Digimon vor, um sie ebenfalls ins Internet zu transportieren, wo sie dann gegen die D-Hue kämpften. Ihnen war bewusst, dass sie die D-Hue nicht vernichten konnten, also war ihr Ziel, sie wieder in das Dicycle einzusperren. Noch bevor sie ihre Seelen miteinander verbunden hatten, hatten sie acht Steine entwickelt, mit denen sie eine Art Schild um diese Welt errichten wollten, damit die D-Hue nicht mehr entkommen konnten. Zuerst schienen die Digimon den D-Hue sehr unterlegen, doch sie fanden wieder Kraft in der Energie, die ihnen die Menschen unbewusst übertrugen. Sie schafften es zu digitieren und somit die D-Hue in ihre Welt zurück zu drängen.“

„Und wie genau hat das jetzt mit diesen Steinen funktioniert?“, fragte Ryan, während er seinen erst kürzlich gefundenen Stein in seinen Händen herum drehte.

„Die Digimon haben sich an den Grenzen des Dicycles positioniert und Kamehisa Igoni hat einen Stein jeweils bei einem Digimon materialisiert. Er hatte den Steinen den Namen Lapidra gegeben. Die Digimon übertrugen ihre gesamte Kraft also auf die Lapidra, doch sie merkten schnell, dass sie trotz Digitation nicht mehr genug Kraft dafür hatten, um ein so mächtiges Schild zu errichten, dass die D-Hue nie mehr entfliehen können. Also beschlossen die Menschen, ihren Digimon mit ihren ganzen Kräften zu helfen. Kamehisa hat versucht, ihnen diese Idee auszureden, weil es Wahnsinn gewesen wäre, weil sie somit ihr Leben riskierten, doch sie blieben alle samt bei ihrer Meinung. Mit der Hilfe ihrer D-Maaks übertrugen sie nun ihre Energie, woraufhin sie kurz darauf verschwanden. Kamehisa konnte sie kurz darauf bei ihren Digimon ausmachen, auch wenn er nicht ganz verstanden hatte, wie sie das geschafft hatten. Er musste zusehen, wie die Grenzen durch seine Freunde und ihre Digimon abgesichert wurden und konnte rein gar nichts mehr unternehmen. Nachdem das Schild stand, hatte er keinen von ihnen jemals wieder gesehen.“

„Was genau ist denn mit ihnen passiert?“, erkundigte sich Honoka eingeschüchtert, „Sind sie jetzt auch in der verlorenen Welt?“

„Nein“, gab Ido kopfschüttelnd zurück, „Sie leben jetzt in den Lapidra weiter.“

Ryans Griff um seinen Stein verfestigte sich unbewusst. Warum hatte er so ein schlechtes Gefühl, dass das einer dieser Steine war? Aber was würde er denn in so einem Steinhaufen verloren haben? Sollte der nicht irgendwo im Dicycle sein?

„Na dann ist ja alles wieder schön und gut, oder?“, riss Hime Ryan aus seinen Gedanken, „Was genau hat das Ganze jetzt mit der Gegenwart zu tun?“

„Nein, Stopp!“, schrie Honoka auf einmal und presste ihre Hände gegen ihren Schädel, „Das ist zu viel Information auf einmal, mein Gehirn kann das alles nicht so schnell verarbeiten, ich brauch eine Pause!“

„Ich stimme dir da vollkommen zu“, meinte Ido, woraufhin er sich von seinem Sessel erhob, „Geht mal raus an die frische Luft und verarbeitet das, was ich euch gerade erzählt habe. In zwanzig Minuten werde ich euch die Geschichte weiter erzählen.“

„Gut, dann geh ich einmal eine rauchen“, bemerkte Ryan und war kurz darauf aus dem Zimmer verschwunden.

Die anderen verließen ebenfalls den Raum, bis am Ende nur noch Honoka, Yukiko, Nayuta, ihre Partner und Ido übrig blieben. Keiner der drei Digi-Ritter traute sich etwas zu sagen, da der alte Mann so ernst im Zimmer auf und ab ging.

„Gut dass ihr hiergeblieben seid, ich muss soundso noch etwas mit euch besprechen“, erklärte Ido, woraufhin die drei gespannt die Augenbrauen hoch zogen.

„Geht es um das Training?“, fragte Honoka sofort und strahlte übers ganze Gesicht.

„Korrekt, ihr werdet gleich nach unserer Besprechung mit mir kommen, die Zeit drängt“, entgegnete er und wandte sich dann Nayuta zu, „Nayuta, keine Sorge, wir bekommen das schon hin.“

„Warum gerade ich?“, wollte er mit einem verzweifelten Ausdruck in den Augen wissen, „Es gibt doch unzählige andere, die Digi-Ritter werden hätten können, oder? Wieso hat es ausgerechnet mich getroffen?“

„Das hat einen Grund. Jetzt macht einmal Pause“, meinte er und verließ anschließend den Raum.
 

Oh yeah, ein bisschen Digimon-Geschichte =P

Ich hoffe, ihr findet es nicht allzu langweilig und falls mir irgendwo ein Inhaltsfehler unterlaufen ist, bitte ich um Meldung!

Aber da so etwas Geschichtliches eigentlich in jeder Digimon-Story passiert und ich mir über so etwas gerne Gedanken mache, hab ich mir gedacht, ich klär mal ein bisschen Vergangenheit auf ^^

Wem’s stört: sry, aber da muss man eben durch =P

Kiripurin

Eure Bestimmung

Ryan lehnte draußen gegen die Mauer neben der Eingangstür und nahm gerade einen Zug von seiner Zigarette, als die Tür geöffnet wurde und Alice an seine Seite trat. Das Mädchen stellte sich neben ihn und redete seine Weile nichts.

„Denkst du, dass dieser Stein einer der Lapidra ist?“, fragte sie dann doch.

„Ja, auch wenn es beruhigender wäre, wenn es nicht so wäre“, antwortete er ihr und betrachtete das Objekt, als er es gegen die Sonne hielt, die mit Mühe und Not versuchte, durch die Wolken zu dringen.

„Kann ich mal sehen?“, bat sie, woraufhin er ihr den Stein in die Hand legte und sie ihn ebenfalls genau studierte, „Sieht eigentlich aus, wie ein ganz normaler Edelstein.“

„Hat dich die Geschichte eingeschüchtert?“ erkundigte sich Ryan mit ruhiger Stimme.

„Ein wenig vielleicht, ich dachte nicht, dass es wirklich so ernst mit der ganzen Sache ist“, entgegnete sie, als sie ihm den Stein zurück gab, „Ich muss zugeben, dass ich etwas … Angst habe.“

Ryan nahm nicht nur den Stein, sondern umfasste ihre gesamte Hand. Alice blickte ihn überrascht an, während er mit seinem Daumen sanft über ihren Handrücken streichelte.

„Muss du nicht“, meinte er nur, woraufhin das Mädchen ihn anlächelte und dann verlegen zu Boden sah.
 

Hime beobachtete die zwei vom Wohnzimmerfenster aus. Sie sah skeptisch aus und fuhr etwas zusammen, als Shunichis Stimme plötzlich hinter ihr ertönte.

„Weißt du, seit wann das schon geht?“

„Nein“, antwortete sie knapp, drehte sich aber nicht zu ihm um, „Dürfte aber noch nicht so lange sein.“

„Ich hab ihm gesagt, dass er sie in Ruhe lassen soll, aber er hört ja nicht auf mich“, erklärte der Junge, als er ebenfalls aus dem Fenster lugte, „Er weiß aber, dass ich ganz schön sauer sein würde, wenn er nur Spielchen mit ihr spielt.“

„Ich wollte es Alice auch ausreden, aber mit wenig Erfolg“, bemerkte sie und wandte sich nun vom Fenster ab.

Das Mädchen stand jetzt direkt vor Shunichi und blickte ihm die Augen. Es war schwer, sich nicht so zu verhalten, wie sonst auch, aber sie schaffte es, den Blickkontakt abzubrechen und wollte an ihm vorbei gehen. Shunichi legte ihr aber die Hände auf die Oberarme, sodass sie sich nicht wegbewegen konnte.

„Hime, ich …“

„Hast du schon mit Yui geredet?“, fragte sie monoton, ohne ihn anzusehen, weil sie wusste, dass wenn sie seinen traurigen Blick sehen würde, sie sicher nicht so abweisend mit ihm reden könnte.

„Nein, aber …“

„Hab ich mir gedacht.“

„Meine Ma ist wieder im Krankenhaus …“, erklärte er, woraufhin sie dann aber doch aufsah, „Und es geht ihr schlechter als letztes Mal. Diesmal hatte sie den vorigen Tag zwar noch immer Kopf, jedoch konnte sie sich nicht mehr an Akio erinnern, den Arbeitskollegen meines Vaters. Es war als hätte sie noch nie zuvor seinen Namen gehört“

„Shunichi …“, meinte sie mitfühlend und klammerte sich dann doch an seinen Oberkörper, „Das tut mir so leid.“

„Ich sollte dich eigentlich nicht damit belasten, immerhin bist du ja gerade sauer auf mich“, gab er zurück und erwiderte die Umarmung.

„Das kannst du doch nicht vergleichen, natürlich will ich für dich da sein, wenn du mich brauchst“, gab sie zurück und drückte ihn ganz fest.

„Danke, Hime.“
 

„Lass uns rein gehen, es wird Zeit“, meinte Ryan, nachdem er auf seine Handy-Uhr gesehen hatte.

„Ja“, stimmte sie zu, woraufhin sie zum Eingang marschierten.

Der Junge hielt Alice die Tür auf, als sie bei ihr angelangt waren. Etwas verwirrt passierte das Mädchen den Türrahmen und trat ins Haus ein. Sie hatte nie erwartet, dass Ryan ein Gentleman sein konnte, er schaffte es wirklich, sie immer wieder zu überraschen.

Als sie die Treppen hochgehen wollte, musste sie feststellen, dass ihr von etwas der Weg versperrt wurde. Ein kleines, dickes, rundes Tier stand vor ihr und blickte sie mit großen Augen an. Sie hatte dieses Wesen noch nie zuvor gesehen, es erinnerte sie aber irgendwie an eine Maus.

Das Tier setzte sich in Bewegung und kam auf sie zu. Bei ihr angekommen, kuschelte es sich an ihren Fuß. Es wirkte so, als ob es gestreichelt werden wollen würde.

„Na, wer bist du denn?“, erkundigte sie sich mit verstellter Stimme, nachdem sie sich zu ihm hinunter gebeugt hatte.

„Ein fettes hässliches Vieh, lass uns gehen“, antwortet Ryan stattdessen und ging an ihr vorbei die Stiegen hoch.

„Ich werde es mitnehmen“, meinte sie aber, hob es hoch und grinste es an, woraufhin es zurück grinste.
 

Nach ziemlich genau zwanzig Minuten versammelten sich alle wieder in Honokas Zimmer. Ryan und Alice waren die letzten, die kamen. Das Mädchen wurde von allen beobachtet, weil sie plötzlich Mushiazui im Arm hielt und viele noch keine Bekanntschaft mit dem Tier gemacht hatten.

„Was machst du denn mit Mushiazui?“, fragte Honoka empört und blickte beleidigt zu Alice hinüber.

„Mushi was?“, fragte sie arrogant.

„Mushiazui! Unsere Hausmaus!“, wiederholte sie sich und verschränkte beleidigt die Arme.

„Komischer Name, aber gut“, entgegnete sie, während sie das Tier streichelte, „Es hat sich an mein Bein gekuschelt, also hab ich mir gedacht, dass ich es mitnehme. Ich denke nicht, dass es deinen Eltern irgendetwas verraten wird.“

Honoka gefiel nicht, was sie da sah. Es ging nicht darum, dass sie nicht wollte, dass irgendjemand Mushiazui anrührte, im Gegenteil, eigentlich war ihr dieses Vieh ziemlich egal. Es nervte sie nur, dass es sich so gegenüber Alice verhielt und alle anderen, bis auf ihre große Schwester und ihre Mutter, biss und blöd anging.

„Ach behalt es doch“, ließ das Mädchen es doch bleiben.
 

„Jetzt wo wir alles geklärt haben, kann ich ja wieder mit meiner Geschichte fortfahren, oder hat irgendjemand irgendwelche Einwände?“, fragte er, woraufhin sich aber niemand meldete und er somit annahm, dass er fortsetzen konnte, „Wir waren bei den Lapidra stehen geblieben, dass die Digi-Ritter nun in ihnen gefangen sind und die D-Hue nicht aus dem Dicycle ausbrechen können. Wie ihr euch schon denken könnt, blieb der Frieden nicht, ansonsten hätte ich euch die Geschichte schließlich nicht erzählt. Was genau Kamehisa dann getrieben hat, weiß ich leider nicht, ich hab ihn aus den Augen verloren. Ich kann mir nur vorstellen, dass er ziemlich fertig war, schließlich hat er sich nun um alles alleine kümmern müssen …“

„Armer Kamehisa …“, bemerkte Honoka, die sehr getroffen von dieser Geschichte zu sein schien.

„Aber uns können sie doch auch beobachten, warum dann ihn nicht?“, wollte Hime verwirrt wissen.

„Er hat eine Art Schutzschild um sich errichtet, damit ihn niemand aufspüren kann, weder ich, noch Digimon, noch D-Hue“, erklärte er etwas unglücklich darüber, „Ich nehme an, er wollte so wenig wie es ging mit den digitalen Wesen zu tun haben.“

„Okay, aber wir haben den Zusammenhang zur Gegenwart immer noch nicht“, brachte sich Ryan besserwisserisch ein.

„Jaja, ich mach ja schon weiter“, konnte er ihn beruhigen, „Ich habe die D-Hue aber weiterhin beobachtet, weil ich Angst hatte, dass sie es doch irgendwann schaffen würden, auszubrechen. Es passierte aber nichts, gar nichts. Also setzte ich die Beobachtung nach ein paar Jahren herunter. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft haben, aber sie sind stärker geworden, ohne dass ich es bemerkt habe. Bewusst wurde mir das leider erst vor kurzem, aber da war es schon zu spät. Sie haben einen Weg gefunden, auszubrechen.“

„Dieses mysteriöse Wesen ist ein D-Hue, oder?“, erkundigte sich Shunichi ruhig, woraufhin ihn die anderen anstarrten.

„Das hast du gut beobachtet“, gab Ido zurück.

„Aber wie kann das sein?“, verstand Alice nicht, die Mushiazui fest umarmte, „Die Digi-Ritter haben durch diese Steine doch genau das verhindern wollen, oder? Das hätte doch nicht passieren dürfen!“

„Wir … oder besser gesagt ich, habe die Intelligenz dieser Wesen unterschätzt“, gab der alte Mann mit eingestandener Schuld zu, „Als ich bemerkt hatte, dass die D-Hue versuchten, sich zu befreien, indem sie die Steine an sich nahmen, blieben mir nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich würde darauf hoffen, dass die Steine der immensen Kraft der D-Hue Stand hielten, was sehr unwahrscheinlich war und riskierte somit, dass sie durch die Macht der alten Digi-Ritter noch stärker wurden, oder ich nahm die Steine an mich, bevor sie das schafften und gewährte ihnen somit die Freiheit.“

„Und Sie haben ernsthaft die Steine weggenommen?“, fragte Ryan verblüfft, „Sie haben doch mitbekommen, welche Mühe ihre Kollegen damit gehabt haben, die D-Hue einzusperren. Hätten Sie sich nicht irgendetwas anderes einfallen lassen können, um den Schutzschild zu stärken?“

„Die Zeit war knapp“, rechtfertigte er sich nur, „Bevor ich aber die Steine an mich genommen habe, habe ich mir überlegt, was alles noch vorher zu tun war. Die Steine alleine in meinen Besitz zu bringen, brachte mir aber nicht viel. Mir war bewusst, dass die Grenzen zwischen den Welten dadurch wieder abgeschwächt werden würde, was bedeutete, dass die D-Hue mich aufgespürt und mir die Lapidra wieder weggenommen hätten. Also beschloss ich, sie auf der Erde zu verstecken, alle einzeln, damit es ihnen nicht so leicht gelingen würde, alle zu finden. Dadurch alleine war es aber nicht getan, denn schließlich brauchte ich jemanden, der sich den D-Hue entgegen stellte. Da ich fasziniert von der Stärke der ersten Digi-Ritter war, war ich davon überzeugt, dass sie es wieder schaffen würden. Deswegen habe ich gemeinsam mit anderen verlorenen Wesen neue D-Maaks erschaffen, um die neue Digi-Ritter-Gruppe dann damit ausstatten zu können und da kommt ihr ins Spiel.“

Nun wurden alle, auch die, die zuvor die Geschichte noch nicht so interessant gefunden hatten, hellhörig. Sie waren bei dem Punkt angelangt, an dem sie ins Spiel kamen, daran hatte dann doch jeder Interessen. Die Frage, die jeden am meisten beschäftigte: War es Zufall, dass gerade sie acht die Position der neuen Digi-Ritter einnahmen, oder steckte doch mehr dahinter?

„Dann erklären Sie uns doch mal, was genau Sie sich dabei gedacht haben“, forderte Ryan ihn, noch immer skeptisch, auf.

„Das mache ich gerne“, entgegnete Ido und räusperte sich noch einmal, bevor er fort fuhr, „Wir hatten nicht viel Zeit, so viel stand fest, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die D-Hue es schaffen würden, die Lapidra an sich zu nehmen. Wir fragten uns lange, nach welcher Methode wir die acht neuen Digi-Ritter auswählen sollten, kamen aber dann zu dem Entschluss, dass wir einfach alle Kinder zwischen vierzehn und achtzehn Jahren aus der Stadt, von der auch die alten Digi-Ritter stammten, einen halben Tag lang beobachten würden. Wir vermerkten diejenigen, die uns besonders positiv auffielen oder bei denen wir das Gefühl hatten, dass sie die nötigen Eigenschaften eines Digi-Ritters aufwiesen oder sie großes Potenzial dazu hatten. Am wichtigsten war natürlich die Bereitschaft, an Digimon zu glauben. Ich muss zugeben, dass wir bei den ersten achtbesten geblieben sind und uns danach nicht länger umgeschaut haben.“

„Also sind wir doch etwas Besonderes!“, freute sich Honoka und umarmte die neben ihr sitzende Yukiko.

„Ach Quatsch, gar nicht“, widersprach Ryan und lachte kurz verächtlich, „Es war doch purer Zufall, sonst nichts. Es könnten jetzt genauso gut irgendwelche anderen Teenager hier sitzen, wenn die wo anders angefangen hätten zu suchen. Das ist doch alles Kinderkake.“

„Das ist nicht ganz richtig“, brachte sich nun wieder Ido ein, „Die alten Digi-Ritter waren mit unserer Entscheidung zufrieden, wären sie gegen einen von euch gewesen, hätten wir jemand anderen suchen müssen.“

„Ach ja? Und wie habt ihr das bitte gemacht?“, wollte der Weißhaarige wissen, „Habt ihr mit den Steinen geredet, oder was?“

„Nein, das nicht, aber als sie für kurze Zeit in unserem Besitz waren, haben wir sie neben die D-Maaks gelegt, die bereits mit einem von euch verbunden waren und jeder von ihnen ist kurzfristig in ein D-Maak geschlüpft. Jeder von den alten Digi-Rittern hat einen von euch gefunden, in dem er sich wieder fand und als sie das Gerät wieder verließen, teilten sie sich in unterschiedliche Richtungen auf und haben sich selbst irgendwo versteckt.“

„Okay, gut, also waren wir zu dem Zeitpunkt Digi-Ritter“, meinte Shunichi, „Aber was war mit unseren Digimon?“

„Die haben wir anschließend gesucht. Da die Grenzen zu den anderen Welten wieder abgeschwächt waren, weil wir durch das entfernen der Steine, alles wieder aus dem Gleichgewicht gebracht haben, konnten wir problemlos nach Digimon suchen, die vom Typ her denen der alten Digi-Ritter glichen, von der verlorenen Welt aus natürlich. Es gelang uns möglichst bald vier Partner zu finden, nämlich Baluamon, Fikadamon, Mantamon und Naokimon.“

„Wie haben sie das alles von der verlorenen Welt aus geschafft?“, erkundigte sich Alice, während Mushiazui auf ihrem Schoß schon am einschlafen war.

„Ich sagte doch, dass die verlorene Welt der realen Welt sehr ähnelt. Dort gibt es ebenfalls ähnliche Dinge wie Computer und da ich schließlich dabei war, wie die Digimon erschaffen wurden, war es kein Problem für mich.“

„Gut, dann haben Sie die Digimon gefunden und was dann?“, fragte Hime weiter, „Und was war dann mit den restlichen vier?“

„Mir war es wichtig, dass wenigstens einmal ein paar Digi-Ritter bereit waren zu kämpfen. Also sagte ich den vieren, dass in der realen Welt ein Partner auf sie warten würde und wie diese hießen und dann fragte ich sie noch, ob sie sich bereit fühlten, sich einer sehr anspruchsvollen Aufgabe zu stellen.“

„Und ohne irgendetwas zu wissen, habt ihr einfach so zugestimmt?“, fragte Shunichi verwundert an Mantamon gerichtet.

„Naja, so ganz ohne Wissen waren wir ja nicht“, gab es zurück und suchte anschließend kurz nach den passenden Worten, „Die alten Partner-Digimon sind in der Digi-Welt eine Legende, weil sie sich für alle aufopferten. Nur gehen die Meinungen auseinander, wenn es um die Menschen geht. Manche denken, dass sie nur ihr Leben lassen mussten, weil die Menschen zu unfähig waren und sie die Digimon bloß ausgenutzt haben und manche sehen aber Menschen und Digimon als Helden an, die nur gemeinsam im Stande waren, eine so große Macht zu entfalten.“

„Wir gehören alle zu der Sorte, die nichts gegen Menschen haben“, setzte Naokimon fort, „Wir, oder zumindest war es bei mir so, war begeistert, als ich hörte, dass ich einer der neuen Partner-Digimon sein durfte.“

„Ich empfand ähnlich“, bestätigte Fikadamon, „Die Pflicht, die ganze Digi-Welt repräsentieren zu müssen, lastet zwar nun auf unseren Schultern, aber es ist auch eine Ehre.“

„Ich dachte mir, dass wenn ich schon die Möglichkeit habe, zu helfen, dass ich das auch tun werde“, erklärte auch Baluamon seine damaligen Gedanken.

„Nachdem sie eingewilligt haben, habe ich ihnen sofort erklärte, wo sich das Tor zur realen Welt befindet“, setzte Ido seine Geschichte fort, „woraufhin sie dann wenige Zeit später ihre Partner getroffen haben und kurze Zeit später erschien auch schon das erste Digimon in der realen Welt.“

„Haben die bösen Digimon eigentlich irgendein Ziel, außer die reale Welt zu zerstören und sich an den Menschen zu rächen?“, fragte Alice nachdenklich, „Vielleicht das Ziel … irgendetwas zu finden?“

„Das hast du gut beobachtet“, gab er zurück, woraufhin die anderen, die nichts von dem gefundenen Stein wussten, ziemlich verwirrt aussahen, „Nicht alle Digimon wissen darüber Bescheid, dass die Lapidra nun in der realen Welt versteckt sind. Manche, die über dieses Wissen verfügen, kommen also in die reale Welt, um sie zu finden und sich ihre Stärke anzueignen.“

„Verstehe, also das heißt, dass die D-Hue und die Digimon hinter den Steinen her sind“, meinte Ryan und griff sich anschließend nachdenklich zum Kinn, „Aber was genau ist unsere Aufgabe bezüglich diesen Lapidra? Sollen wir sie nur vor den Bösen beschützen?“

„Nicht ganz“, antwortete Ido, während er ihn anlächelte, „Jeder Lapidra gehört bereits einem von euch und sobald ihr einen gefunden habt, wird der demjenigen, zu dem er gehört, die Kraft verleihen, sein Digimon auf das Ultra-Level digitieren zu lassen. Du hast bereits deinen gefunden. Zeig ihn doch einmal den anderen, die ihn noch nicht gesehen haben.“

Etwas skeptisch griff Ryan in seine Hosentasche, führte ihn dann aber mit ausgestrecktem Arm einmal in der Runde vor. Die Digi-Ritter staunten nicht schlecht, als sie den Stein begutachten durften.

„Hast du den etwa heute gefunden?“, fragte Shunichi, der etwas verwundert war, dass er noch nichts davon wusste.

„Ja, wobei … Alice und Baluamon haben ihn gefunden“, musste er gestehen und packte den Lapidra anschließend wieder weg, „Sie haben ihn irgendwie gespürt, ich nicht. Erst als er wenige Meter von mir weg lag, hat er sich dann aus den Trümmern erhoben und ist zu mir geflogen.“

„Du sprichst da ein ganz wichtiges Thema an“, bemerkte Ido, woraufhin die Aufmerksamkeit wieder bei ihm lag, „Ihr Digi-Ritter seid nicht in der Lage, die Lapidra aufzuspüren. Wie Ryan gesagt hat, werdet ihr seine Präsenz erst wahrnehmen, wenn ihr ihn seht. Eure Partner jedoch, können ihn aus naher Distanz spüren, weil sie eine gewisse digitale Energie ausstrahlen, deswegen können auch böse Digimon sie spüren.“

„Aber du hast den Stein auch gespürt?“, fragte Hime ihre beste Freundin verwirrt.

„Ja, komischerweise schon“, entgegnete sie und starrte nachdenklich zu Boden, „Schon die Tage davor, als ich bei der Sackgasse vorbei gekommen bin, hatte ich so ein komisches Gefühl und spürte irgendwie eine ganz starke Anziehungskraft. Es war irgendwie so, als ob der Stein … mich gerufen hätte …“

„Das liegt daran, dass du die einzige bist, die die Lapidra aufspüren kann“, brachte Ido Licht in die Sache, woraufhin er von allen mit erhobenen Augenbrauen angeblickt wurde, „Als ich euch acht Digi-Ritter gefunden hatte, musste ich jemanden aussuchen, dem ich die Kraft gab, die Steine finden zu können und das intensiver, als die Digimon es können. Ich hab dir mit deinem D-Maak zusätzlich diese Gabe geschickt. Du fragst dich bestimmt, warum gerade du und nicht jemand anderes, aber darauf gibt es ebenfalls eine Antwort: Als ich in deine Seele geblickt habe, habe ich etwas entdeckt. Du hast von allen hier am meisten die Bereitschaft dazu, dich auf die digitale Energie einzulassen. Ich kann es nicht genau beschreiben, aber ich wusste einfach, dass du die Richtige für diesen Job bist.“

Alice starrte wieder zu Boden. Ihr war bewusst, dass es eigentlich etwas Gutes war, wenn sie hörte, dass sie etwas hatte, das die anderen nicht hatten, aber irgendwie war ihr das auch unangenehm. Es fühlte sich an, als ob jetzt mehr Druck auf ihr lasten würde.

„Und warum hab ich dann nicht schon seit die Digimon da sind, diese digitale Energie gespürt?“, erkundigte sich Alice, „Immerhin bin ich bei dieser Sackgasse früher schon öfters vorbei gekommen, ohne dass ich etwas gespürt habe.“

„Das liegt daran, dass sich deine Gabe verbessert, je mehr du in Kontakt mit digitaler Energie kommst. Deine Kraft hat sich eben erst jetzt richtig entfaltet.“

„Wieso haben Sie nicht mehreren oder gleich jedem diese Kraft gegeben?“, wollte Honoka etwas eifersüchtig wissen, „Wäre doch viel praktischer.“

„Das schon, aber du musst verstehen, dass es nicht so einfach war, diese Kraft zu erschaffen. Sie besteht aus einem winzig kleinen Teil der acht Lapidra und aus meiner Kraft. Hätte ich noch mehr von euch mit dieser Gabe belegt, wären die Lapidra nicht mehr so stark, um euch die Ultra-Digitation zu ermöglichen und ich wäre so schwach, dass ich jetzt nicht mit euch reden könnte.“

„Ach so …“, gab sie sich wenig begeister mit der Antwort zufrieden.

„Sagen Sie mal …“, begann Ryan wieder, „Heißt das dann, dass Baluamon beim nächsten Kampf einfach so aufs Ultra-Level digitieren kann?“

„Nein, so einfach geht es dann doch nicht. Du musst zuerst in der Lage sein, über dich selbst zu siegen, dann bist du auch stark genug, mit dieser Kraft umgehen zu können.“

„Mich selbst besiegen?“, fragte er misstrauisch, „Wie soll ich denn das machen?“

„Du musst über deinen eigenen Schatten springen, erst dann wird sich die Kraft entfalten können. Beweise den alten Digi-Ritter, dass du ein ehrenwürdiger Nachfolger bist. Das gilt natürlich auch für die anderen.“

„Okay, so weit so gut, Sie haben gesagt, dass die bösen Digimon dort auftauchen, wo digitale Energie vorhanden ist“, brachte sich Shunichi ein, „Dann müsste doch überall, wo die Digimon auftauchen, ein Stein sein, das wären dann aber viel zu viele.“

„Ich erklär euch das noch einmal genau: geht ein Digimon durch das Tor in der Digi-Welt, kommt es irgendwo in der Stadt, in der sich das Tor von der realen Welt zur Digi-Welt befindet hinaus. An diesen Stellen sind höhere digitale Energien zu finden, das heißt aber nicht, dass dort die Lapidra sein müssen. Erstens strahlen die Partner-Digimon ebenfalls digitale Energie aus und zweitens gibt es auch einfach Orte hier, an denen es hohe digitale Energie gibt. Wie genau es dazu gekommen ist, kann ich euch jedoch leider nicht sagen. Interessant ist, dass die D-Hue diese digitale Energie nicht wahrnehmen können. Deswegen müssen sie sich auf euch verlassen, dass ihr die Steine findet, damit sie sich dann in dem Moment, in dem der Lapidra auftaucht, aber noch nicht bei seinem Digi-Ritter ist, ihn schnappen können. Das ist auch der Grund, wieso sie euch noch nicht angegriffen haben. Sie brauchen euch, ansonsten würden sie nie zu den Lapidra gelangen.“

„Aber ich dachte, die D-Hue sind sowieso schon so stark“, warf Hime ein, „Wozu brauchen sie dann die Kraft der Steine?“

„Die D-Hue sind stark, ja, aber noch nicht unbesiegbar. Theoretisch bräuchten sie die Lapidra nicht, aber da sie Perfektionisten sind, wollen sie alles tun, was nur möglich ist, um wirklich die stärksten Wesen des Universums zu werden.“

„Aber wieso helfen uns die D-Hue die Digimon zu besiegen?“, fragte Shunichi zweifelnd nach.

„Die D-Hue hassen die Digimon zwar nicht so sehr, wie sie die Menschen hassen, aber trotzdem wollen sie die Digi-Welt vernichten, weil sie sich am Anfang gegen sie gestellt haben. Derzeit wüten die D-Hue in der Digi-Welt und quälen dort die Digimon, die vor ihnen fliehen und sich dann hin und wieder in die reale Welt verirren. Manche Digimon werden auch von den D-Hue selbst hierher getrieben. Sie wollen euch ihre Macht demonstrieren, wie einfach es ihnen fällt, die Ultra-Digimon zu besiegen. Sie wollen euch provozieren, indem sie mit euch spielen.“

„Was soll sich das Ganze dann überhaupt bringen?“, wollte Ryan wissen, „Es ist offensichtlich dass die D-Hue stärker als wir sind, dann können sie sich doch auch ganz einfach die Steine schnappen, immerhin bemerken wir ihre Anwesenheit nicht einmal, das D-Maak zeigt sie nicht an und auch die Digimon können sie nicht spüren. Außerdem ist es doch gar nicht sicher, dass wenn unsere Partner das Ultra-Level erreichen sollten, sie die D-Hue bekämpfen können. Wir können von Glück reden, dass die D-Hue uns brauchen, ansonsten wären wir schon lange tot. Also wenn ihr mich fragt, sind das keine guten Aussichten.“

Die restlichen Digi-Ritter blickten nun alle nachdenklich zu Boden. Ryan hatte Recht, es war aussichtslos. Es lag an ihnen, die Welten vor den D-Hue zu retten und wenn sie versagten, würden alle sterben.

„Was ist denn los mit euch?“, fragte Acimon plötzlich, woraufhin es aufsprang und sich in die Mitte des Zimmers stellte, „Gebt doch nicht so schnell auf! Wir wissen doch nicht, welche Kraft uns die Lapidra verleihen. Wir sind mit ihnen bestimmt so stark, dass die D-Hue ein Klacks für uns sind!“

„Acimon hat Recht“, stimmte ihm auch Baluamon zu, das zu ihm trat, „Wir müssen alles, was in unserer Macht steht tun, um die Welten zu retten! Wenn wir jetzt schon aufgeben, schaffen wir es nicht, das ist klar, aber wenn wir daran glauben, können wir das!“

Gissimon, Naokimon und Fikadamon gesellten sich dann auch zu den anderen Digimon dazu. Sogar Kirbymon machte mit, was Nayuta sehr wunderte. Nun sahen die sechs Digimon zu Mantamon, das versuchte, sich in Shunichis Haaren zu verstecken.

„Na komm, Mantamon!“, forderte Naokimon es auf, „Leg deinen Pessimismus zur Seite!“

„Ich denke aber nicht, dass wir …“, meinte es, wurde aber von Acimon unterbrochen.

„Doch, das tust du! Wenn nicht einmal wir glauben, dass wir es schaffen können, wie sollen wir dann unsere Partner davon überzeugen?“

Unsicher blickte Mantamon zwischen den Digimon und Shunichi hin und her. Etwas zögernd flog es dann aber doch zu seinen Artgenossen.

„Ausnahmsweise muss ich euch da Recht geben“, brachte sich Takomon heute zum ersten Mal ein, „So stark können die D-Hue doch gar nicht sein. Die machen wir fertig.“

„Genau, also ich bin auf jeden Fall dabei!“, äußerte sich Honoka, während sie motiviert aufsprang.

„Ich auch“, meinte Shunichi, als er sich erhob, woraufhin Yukiko ebenfalls schweigend aufstand.

Alice gesellte sich, nachdem sie Mushiazui zur Seite gelegt hatte, zu den anderen, während sie Ryan einen auffordernden Blick zuwarf, der daraufhin seufzte und es ihr gleich tat. Hime war auch dabei. Nun saß nur noch Nayuta, der unsicher zu Boden blickte. Rico stand sowieso schon die ganze Zeit, hatte sich aber auch noch nicht zu dem Thema geäußert.

„Rico?“, fragte Alice vorsichtig.

„Mich musst du nicht fragen“, antwortete er ruhig, als wäre die Frage unnötig, „Ich hab meine Entscheidung schon vor wenigen Tagen getroffen.

„Was ist mit dir Nayuta?“, wollte Honoka von ihm wissen, der aber nur nervös seine Finger miteinander verknotete.

„Ich … ich weißt nicht …“, gab er unsicher zurück, woraufhin Ido aufstand und zu ihm ging.

„Nayuta“, fing der alte Mann vorsichtig an und legte ihm eine Hand auf die Schulter, woraufhin der Kleine aufsah, „Ich weiß, dass es schwer ist, sich auf so eine Verantwortung einzulassen und es ist auch nicht gut, wenn du etwas tust, was du nicht willst. Ich bitte dich lediglich darum, das Training mitzumachen und dir anzuhören, was ich noch zu sagen habe. Wenn du danach immer noch der Meinung bist, dass du das nicht schaffst, dann bist du von der Pflicht befreit.“

Nayuta zögerte einen Moment. Er kam sich so schwach vor, wenn er der einzige war, der sich der Sache nicht sicher war. Alle anderen waren dazu bereit, sogar Yukiko hatte keine Bedenken. Wenn Ido ihm schon so entgegen ging, wäre es unmenschlich das Angebot abzulehnen. Was sollte denn schon passieren? War doch nur Training.

„Okay, gut“, stimmte er schließlich zu, woraufhin Ido seine Hand von ihm wegnahm und sich der Junge ebenfalls erhob.

„Das freut mich zu hören“, bemerkte Ido und wandte sich dann wieder allen zu, „Eure Aufgabe ist es jetzt, alle acht Steine zu finden und sie euch anzueignen, bevor es die D-Hue machen. Sie können euch leicht aufspüren, also seid vorsichtig. Die Digimon bisher waren nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. Wenn ihr eure Aufgabe erledigt habt, dürft ihr in euer altes Leben zurückkehren, aber vorher müsst ihr die D-Hue vernichten und das Gleichgewicht aller Welten wiederherstellen. Ich verlasse mich auf euch, aber ich weiß, dass ihr es schaffen könnt.“

„Wie sollen wir das ganze jetzt eigentlich angehen?“, fragte Honoka etwas überfordert, „Ich meine, sollen wir so wie vorher einfach warten bis ein Digimon auftaucht und wenn Alice einen Lapidra spürt, den suchen, oder sollen wir einfach auf Stein-Suche gehen?“

„Es reicht, wenn ihr wartet, bis ein Digimon auftaucht“, erklärte er, „Nur wichtig ist, dass ihr alle immer gemeinsam geht und nicht in Gruppen, wie ihr es bis jetzt gemacht hat. Wenn Alice einen Lapidra wahrnimmt, kann es schließlich der von jedem sein. Solltet ihr alle Zeit haben, könnt ihr auf Lapidra-Suche gehen und am besten sucht ihr die Orte ab, an denen schon früher einmal Digimon aufgetaucht sind.“

„Okay, verstanden, das bekommen wir hin“, gab Hime zuversichtlich zurück.

„Ich weiß euren Enthusiasmus zu schätzen“, entgegnete Ido und marschierte langsam zur Tür, „Honoka, Nayuta, Yukiko, seid ihr bereit für euer Training?“

„Klar sind wir das!“, gab Honoka freudig zurück, während Yukiko und Nayuta nur schweigend nickten.

„Dann folgt mir, wir werden jetzt gleich anfangen“, meinte er und legte schon eine Hand auf die Türklinke, drehte sich dann aber doch noch einmal um, „Ach ja, jetzt hab ich ganz vergessen einen Anführer zu verkünden. Alice, würdest du dieses Amt übernehmen?“

„Ich?“, fragte sie etwas verwundert, setzte dann aber einen ernsten Blick auf, „Ja, natürlich. Ich werde sie nicht enttäuschen.“

„Versteht das jetzt nicht falsch“, bemerkte er noch, „ich will nicht, dass Alice jetzt alle Entscheidungen alleine trifft, aber wenn sie etwas zu sagen hat, dann hört auf sie, das gleiche wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt. Hat irgendjemand Einwände?“

Alle blickten sich gegenseitig an und vor allem Alice war gespannt, ob jemand seine Stimme erheben würde. Honoka spielte mit dem Gedanken etwas zu sagen, ließ es dann aber doch bleiben. Ido würde schon wissen, warum gerade Alice die Anführerin sein sollte, auch wenn sie das nicht verstand.

„Gut, dann hätten wir ja jetzt alles geklärt“, meinte der alte Mann und nahm das Schweigen als Zustimmung auf, „Eins noch: Viel Glück, ich glaube an euch. Wenn etwas sein sollte, wisst ihr ja, wie ihr mich erreichen könnt. Aber ich werde euch soundso weiterhin beobachten, falls es gefährlich werden sollte. Wir werden uns auf jeden Fall wieder sehen.“

Mit diesen Worten verließ er den Raum und die drei erwähnten Digi-Ritter und ihre Partner folgten ihm schnell. Die anderen gingen natürlich auch gleich, immerhin hätte sie ja nicht einfach so in Honokas Zimmer bleiben können, ohne dass das Mädchen noch da war.
 

Wenige Zeit später waren Ido, Honoka, Nayuta und Yukiko aufgebrochen und die anderen blieben noch kurz vor dem Haus der Karazus stehen.

„Ich würde vorschlagen, dass wir eine Liste anfertigen, auf die wir alle Orte schreiben, an denen je ein Digimon aufgetaucht ist“, schlug Alice vor, woraufhin Hime gleich zustimmend nickte.

„Gute Idee, dann können wir die Orte einmal abklappern, wenn wir Zeit haben“, antwortete ihr Shunichi.

„Okay, dann mach ich mich mal auf den Heimweg“, meinte Hime und hob die Hand zum Abschied, „Ich hab zu Hause noch etwas zu tun, bis dann.“

„Ich begleite dich“, meinte Shunichi, zögerte aber noch, bevor er an ihre Seite trat, „Wenn … das okay ist.“

„Ja, natürlich, immerhin haben wir denselben Weg“, entgegnete sie ihm, woraufhin die zwei losgingen.

„Na gut, dann tschüss, Ryan“, verabschiedete sich Alice von ihm, doch Ryan wollte sie nicht so einfach gehen lassen.

Der Junge legte eine Hand um ihre Taille, um sie an sich zu ziehen. Etwas überrascht blickte Alice ihn an, doch als er sie küsste, entspannte sie sich völlig. Ryan ließ dann wieder von ihr ab und blickte zu Rico hinüber, der ihm einen vernichtenden Blick zu warf. Er wusste aber damit umzugehen und grinste triumphierend zurück.

„Jetzt kannst du gehen“, meinte Ryan nur, als er seine Aufmerksamkeit wieder Alice zuwandte.

„Okay“, meinte sie nur lächelnd und wandte ihm dann den Rücken zu, um gemeinsam mit Rico zu gehen.

„Daran musste du dich jetzt wohl gewöhnen“, bemerkte Alice, nachdem die zwei schon so weit von Ryan entfernt waren, dass er sie nicht mehr hören konnte.

„Das werde ich aber nicht können“, gab er wenig begeistert zurück und steckte seine Hände in die Jackentaschen, „Ich hasse den Typen und das wird auch so bleiben, egal wie sehr er sich deiner Meinung nach verändert.“

„Na gut“, seufzte sie, da sie keine andere Reaktion von ihrem Bruder erwartet hatte.
 

„Wow, das ist also das Tor zur verlorenen Welt“, meinte Honoka, als sie neben den anderen davor stand.

Sie waren einige Zeit gegangen, in irgendeinen Stadtteil, wo sie selbst noch nie gewesen war. Müsste sie hierher noch einmal alleine finden, würde sie das wahrscheinlich nicht können, weil es sehr versteckt in irgendeinem Untergrund lag. Das Tor sah wirklich aus, wie ein riesiger Riss in der Luft und es funkelte in den verschiedensten Farben, was das Mädchen faszinierte.

„Dann gehen wir“, bemerkte Ido und streckte Nayuta, der neben ihm stand, die Hand entgegen, „Es ist wichtig, dass ihr euch die ganze Zeit fest haltet, bis wir in der verlorenen Welt angelangt sind, ansonsten kommen wir nicht an derselben Stelle an.“

Nayuta ergriff also Idos Hand und streckte Yukiko seine hin. Das Mädchen wurde auf einmal nervös, als sie Nayutas ausgestreckte Hand sah und starrte sie erst eine Weile an, bevor sie sie ergriff.

Als sie seine warme Hand ihn ihrer spürte, bekam sie plötzlich Herzklopfen. Sie wusste jedoch nicht, ob es wegen Nayuta war, oder weil sie gleich in eine andere Welt gehen würden. Wahrscheinlich ein bisschen was von beidem.

Honoka nahm die Hand von ihrer besten Freundin von sich aus, da sie vor Aufregung vergessen hatte, sie ihr anzubieten. Yukiko blickte sie entschuldigend an, doch das rosahaarige Mädchen grinste nur, da sie schon ahnen konnte, warum sie fast auf sie vergessen hätte.

„Alle bereit?“, fragte Ido noch einmal und blickte nach hinten.

„Ja!“, antworteten ihm alle auf einmal, woraufhin Ido sich in Bewegung setzte.
 

Es ist etwas anstrengend, das zu lesen, das gebe ich zu.

Man muss mitdenken und erst mal alle neuen Infos zusammensetzen, aber wenn’s wirklich schlimm ist, kann man’s ja noch mal lesen ^^‘

Aber wenigstens hab ich das Gefühl, dass jetzt was weiter geht!

Kiripurin

Die verlorene Welt

Als Nayuta wieder zu Bewusstsein kam, spürte er einen harten kalten Untergrund unter sich. Er öffnete langsam seine Augen und versuchte anschließend aufgrund seiner Umgebung auszumachen, wo er sich befand, jedoch sah es hier etwas einödig aus, sodass er es nicht genau sagen konnte.

Schwermütig rollte er sich auf seinen Rücken, woraufhin er in den Himmel starrte. Draußen war er auf jeden Fall, so viel stand schon einmal fest. Aber was er hier sah, hatte nicht viel Ähnlichkeit mit dem, was er gewohnt war. Alles war in eine graue Farbe getaucht und er konnte schwören, dass der Himmel flimmerte, ähnlich wie alte Filme.

Skeptisch kniff er die Augen zu kleinen Spalten zusammen, als würde sich dadurch seine Sicht verbessern, doch das Rauschen dort oben blieb. Ach ja, sie waren ja in die verlorene Welt gereist, um zu trainieren. Kurz hatte er ein Blackout gehabt, doch nun kamen alle Erinnerungen wieder zurück. Nur musste er Ido widersprechen, diese Welt sah anders aus, als die reale Welt. Diese Welt sah wirklich irgendwie verloren aus …

Plötzlich nahm er ein Gepiepe neben sich war, das sich ganz nach Kirbymon anhörte. Er wandte seinen Kopf zur Seite und stellte fest, dass sein Partner wirklich neben ihm am Boden saß, als es fragte, ob es ihm eh gut ging.

Der Junge öffnete seinen Mund, um seine Frage zu bejahen. Seine Lippen bewegten sich, doch es kam zu seinem Entsetzen kein Ton heraus. Als er das nach zwei versuchten Wörtern merkte, ließ er es bleiben.

„Nayuta, alles okay?“, fragte nun Ido, woraufhin er seinen Kopf in seine, also in die andere Richtung wandte.

„Ich …“, setzte er an, stoppte dann aber, aufgrund der Überraschung, dass das Sprechen jetzt funktionierte, „Ich kann mich nur schwer bewegen und meine Stimme war weg.“

Nayuta gelang es zwar zu sprechen, aber schwer fiel es ihm noch immer. Es kostete ihn viel Anstrengung und er hatte das Gefühl, als würde er sich leise und zerbrechlich anhören.

Langsam rappelte er sich auf, sodass er nun saß und sich mit seinen Armen auf dem Boden abstützen konnte. Der Junge hielt nach Honoka und Yukiko Ausschau, die ein paar Meter von ihm entfernt bereits standen. War er etwa der einzige, dem es so erging?

„Keine Sorge, den Mädchen ging es nicht viel besser als dir“, erklärte der alte Mann, als er einen Schritt auf ihn zu machte und ihm dann die Hand, die nicht den Gehstock in der Hand hielt, entgegenstreckte, „Zwar haben sie sich etwas schneller erholt, aber nicht dass du jetzt denkst, dass wir schon seit Stunden warten, bis du aufwachst.“

Nayuta trug diese Nachricht mit Fassung und ergriff die ihm angebotene Hand. Mit Idos Hilfe schaffte er es, beim dritten Versuch, aufzustehen. Seine Beine taten ihm weh und sie zitterten, doch das legte sich nach einer Weile.

„Warum geht es mir so schlecht?“, fragte er dann doch nach.

„Das liegt daran, dass dein Körper eine andere Form angenommen hat. Du bestehst jetzt nicht mehr aus Fleisch und Blut, sondern hast dich an die verlorene Welt angepasst“, antwortete Ido und wandte sich dann in die Richtung von den Mädchen, „Honoka und Yukiko haben aufgrund der Digimon-Kampfe, die sie bereits bestritten haben, mehr Kraft, könnte man sagen, sie sind auf einem höheren Level. Die restlichen Digi-Ritter hätten sich noch schneller erholt, als ihr alle. Du hast noch nicht so eine Stärke entwickelt, aber deswegen bist du ja hier.“

„Ach so …“, gab er etwas deprimiert zurück, woraufhin er seine Beine ausschüttelte, „Und was ist mit den Digimon?“

„Bei ihnen herrscht dasselbe Prinzip, nur haben digitale Wesen bei so etwas grundsätzlich bessere Veranlagungen, als Lebewesen aus Fleisch und Blut.“

„Mach dir doch nicht so einen Kopf darüber“, bemerkte Honoka, während sie die Arme hinterm Kopf verschränkte, „Ist doch egal, Hauptsache, wir sind heil hier angekommen.“

„Ja, du hast Recht“, erwiderte er und kratzte sich verlegen am Kopf.

„So, also, wo geht’s jetzt hin, alter Mann?“, fragte Honoka motivierte, mit einem großen Grinsen im Gesicht.“

„Nenn mich nicht alter Mann, ich hab dir bereits erklärt, dass ich einfach nur Ido bevorzuge“, korrigierte er sie, drehte sich dann von ihnen weg und zeigte mit seinem Stock in eine Richtung, „Unser Weg wird uns zuerst zu mir nach Hause führen, wo sich auch die meisten Trainingsanlagen befinden.“

„Anlagen? Wie viele gibt es denn hier?“, erkundigte sie sich etwas verblüfft, „Brauchen wir nicht nur eine?“

„Viele und nein, ihr braucht mehrere“, antwortete er und setzte sich dann in Bewegung, „Folgt mir.“

Honoka und Yukiko wechselten ein paar verwirrte Blicke, doch die rosahaarige zuckte einfach mit den Schultern und ging anschließend Ido hinterher. Als es Yukiko ihrer besten Freundin gleich machen wollte, erhaschte sie einen kurzen Blick zu Nayuta, der sie gerade anblickte und anlächelte. Sie lächelte ebenfalls, schaute dann aber schnell wieder gerade aus.

Ihre Digimon kamen auch nach. Gissimon tastete bei jedem Schritt den Boden unter seinen Füßen. Da war kein Leben, alles fühlte sich kalt und starr an. Es wusste nicht einmal mehr, wie sich das in der Digi-Welt angefühlt hatte, aber verglichen zu der realen Welt, ließ ihm das hier einen kalten Schauer über den Rücken laufen.

Nach ein paar Metern, gab es das intensive Fühlen dann auf und eilte schnell, der von ihm entfernenden Gruppe, hinterher. Als es aufgeholt hatte, beobachtete es Takomon. Auch das Vogel-Digimon schien so seine Probleme zu haben. Zwar flog es im selben Tempo, wie die anderen gingen, doch es wirkte sehr angestrengt.
 

Shunichi half Alice gerade, eine Liste, mit Orten, an denen bereits Digimon aufgetaucht waren, anzufertigen. Zwar würden ihnen bestimmt einige Punkte fehlen, doch sie hatten beschlossen, einmal anzufangen. Die zwei verständigten sich per Videochat miteinander.

„Also bis jetzt haben wir siebzehn“, bemerkte Shunichi und lehnte sich bei seinem Schreibtischsessel zurück, „Ist doch gar nicht mal schlecht für den Anfang.“

„Nur kann ich mich leider nicht mehr so genau daran erinnern, wo die bösen Digimon zu meiner Anfangszeit als Digi-Ritter aufgetaucht sind“, entgegnete ihm Alice, die sich mit einem Kugelschreiber an der Schläfe kratzte.

„Ist schon lange her, was?“, fragte der Junge grinsend.

„Ja das stimmt, mittlerweile machen wir das schon über zwei Monate“, erwiderte sie, woraufhin Naokimon ins Bild sprang.

„Mir kommt es aber vor als ob ich dich schon eine Ewigkeit kenne würde“, bemerkte es, woraufhin es aber nur von dem Mädchen zur Seite geschoben wurde.

„Ich hab dich auch lieb, Naokimon, aber schau, du stehst im Bild“, erklärte sie ihm, als sie auf die Kamera auf ihrem Laptop deutete.

Während die zwei über den Videochat diskutierten, bekam Shunichi eine Nachricht auf sein Handy. Gemütlich zog er es aus seiner Hosentasche, las die Mittteilung aber aufmerksam, als er sah, dass Yui ihm zurückgeschrieben hatte.

Vor einer halben Stunde hatte er ihr geschrieben, dass er sich möglichst bald mit ihr treffen wollte. Dass er ein ernstes Gespräch mit ihr führen musste, hatte er nicht erwähnt. Nein, er kniff nicht, er wollte lediglich nicht dass sie sich unnötig Kummer machte und sich bedrängt fühlte.

Wie es aussah, war heute für sie okay und anscheinend freute sie sich schon auf ihr Treffen. Wenn sie erst einmal verstand, was er wirklich von ihr wollte, würde sie das nicht mehr so sehen.

„Shunichi?“, wurde er von Alice aus den Gedanken gerissen und setzte sich schnell auf.

„Sorry, hab gerade mit Yui geschrieben“, erklärte er, was Alice mit einem skeptischen Gesicht kommentierte, „Ich weiß, ich weiß, wir treffen uns heute, um endlich zu reden.“

„Gut so, kneif nicht wieder.“

„Werd ich nicht. Sie will mir ihre Neujahrespläne erklären, davor werde ich es ja wohl noch hinkriegen, ihr meinen Standpunkt klarzumachen.“

„Manchmal hören sich solche Dinge leichter an, als sie es tatsächlich sind“, bemerkte Alice verständnisvoll, „Aber wirklich, du kannst das Hime nicht länger antun.“

Shunichi seufzte. Das wusste er doch, nur wusste er leider noch immer nicht, wie er ihre Gefühle erwidern sollte. Sie war ihm wichtig, natürlich, aber lieben? Ihre Freundschaft ging eben schon einige Jahre zurück, sie war wie eine Schwester für ihn, sie als Freundin zu haben, würde sicher alles ändern.

Aber darüber musste er sich eigentlich noch keine Gedanken machen. Wichtig war jetzt, dass er das mit Yui beendete, dem sollte er jetzt seine ganze Aufmerksamkeit schenken.

„Also gut, die Liste haben wir“, meinte Alice, als sie eine Weile Shunichis nachdenkliches Gesicht betrachtet hatte, „Viel Glück mit Yui.“

„Danke, wir sehen uns“, entgegnete er ihr, woraufhin sie sich ebenfalls verabschiedete und den Anruf beendete.
 

„Das ist aber ein großes Haus“, bemerkte Honoka, als die vier bei Idos Anwesen angelangt waren.

Es war mindestens doppelt so groß, wie das Haus der Karazus. Das Mädchen fragte sich, was der alte Mann in so einem riesigen Gebäude wohl machte. Obwohl, sie konnte sich vorstellen, dass es in der verlorenen Welt nicht gerade spannend war, da bot so ein Haus sicher viel an Unterhaltung.

„Leben Sie da etwa ganz alleine?“, fragte Nayuta überrascht.

„Ja, mit wem sollte ich mir denn ein Haus teilen?“, erwiderte Ido, als er sein Anwesen ebenfalls beäugte, „Zwar leben hier auch andere verlorene Wesen, die mich bei euch Digi-Rittern und den D-Hue unterstützen, doch ist unsere Beziehung zueinander etwas … oberflächlich und nur auf die Arbeit bezogen.“

„Ich hab noch gar keine anderen Wesen gesehen“, bemerkte die Rosahaarige, während sie sich suchend umblickte, „Oder habe ich sie etwa übersehen? Sind die etwa transparent wie Geister?“

„Nein, sie verstecken sich lediglich“, erklärte der alte Mann ruhig, „Sie werden euch erst eine Weile beobachten, bevor sie sich euch zeigen werden. Ihr habt zwar jetzt eine geisterähnliche Form angenommen, jedoch merkt man euch an, dass das nicht eure Natur ist. Wie die Digimon in der realen Welt digitale Energie ausstrahlen, strahlt ihr hier leicht menschliche Energie aus.“

„Warum bekomm ich eigentlich immer auf einfache Fragen so komplizierte Antworten“, beschwerte sie sich und ließ den Kopf hängen.

„Na gut, dann lasst uns eintreten“, meinte Ido, woraufhin sich eine riesige Tür vor ihm öffnete, „Ich werde euch jetzt euren Trainingsbereich zeigen.“
 

Die Tür der Wohnung der Yuriokas wurde geöffnet, woraufhin Alice sofort die Ohren spitzte. Rico war in seinem Zimmer, das musste dann wohl heißen, dass ihre Mutter oder ihr Vater heim kam. Eigentlich war sie nicht sehr erfreut über diese Tatsache, es war so still gewesen die letzten Tage …

„Alice!“, hörte sie plötzlich die Stimme ihrer Mutter, woraufhin das Mädchen seufzte.

„Ich bin hier, Mama!“, schrie sie zurück, doch es kam keine Antwort.

Genervt stand sie auf, um aus ihrem Zimmer zu treten. Es war doch immer wieder dasselbe. Anstatt selbst zu kommen und ihre Tochter zu begrüßen, schrie sie durch die ganze Wohnung und erwartete von ihr, zu ihr zu gehen.

„Ich bin hier, Mama“, wiederholte sie sich, nachdem sie die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte.

„Gut, ist dein Bruder auch da?“, fragte die Frau, als sie gerade ihre Jacke auszog.

„Ja“, antwortete sie knapp, enttäuscht über diese distanzierte Begrüßung.

„Wurde ja auch schon Zeit, ich muss mit ihm über sein Zeugnis reden“, erklärte sie und marschierte mit ihrer Tasche geradewegs in die Küche.

„Wie war Weihnachten?“, wollte Alice monoton wissen, als sie sich mit verschränkten Armen gegen die Wand lehnte und ihre Mutter beobachtete, „Hattest du Spaß?“

„Ja, es war sehr … unterhaltsam“, gab sie zurück, während sie sich etwas zu trinken holte.

„Das glaub ich dir“, erwiderte Alice herablassend, „Dein ‚Kollege‘ hat sicher sehr zu deiner Unterhaltung beigetragen.“

„Unterstellst du mir was?“, erkundigte sie sich und wandte sich zu ihr.

„Nein, es hört sich nur so an.“

„Glaubst du denn, dass sich dein Vater anders verhält?“

„Nein, aber das gibt dir noch lange nicht den Grund, dich so zu verhalten wie er“, konterte sie und blickte sie anschuldigend an, „Außerdem warst du doch diejenige, die angefangen hat.“

„Rede nicht in dem Ton mit mir!“, warnte sie sie leicht gereizt.

Plötzlich ging die Zimmertür von Rico auf, was die Aufmerksamkeit beider auf sich zog. Der Junge kam aus dem Raum getreten und schlenderte auf die zwei zu. Als er neben Alice angelange war, machte er halt.

„Ich bin da“, erklärte er, während er seine Mutter vernichtend ansah.

„Dann kannst du ja gleich einmal anfangen, dich zu rechtfertigen“, entgegnete sie ihm und ließ sich von ihm nicht einschüchtern, „Glaubst du denn, dass dich eine seriöse Schule aufnimmt, wenn du solche Noten schreibst?“

„Es wird sich schon eine finden.“

„Da bist du ja sehr zuversichtlich, wenn dein Vater das sieht, kannst du dich auf was gefasst machen“, bemerkte sie und man merkte, dass sie etwas nervös wurde.

„Das lass mal meine Sorge sein, ich kann mich schon verteidigen, dafür brauche ich deine Hilfe nicht“, erwiderte er kühl, „Und bei anderen Dingen genauso wenig.“

„Wenn ihr soundso gut alleine klar kommt, warum beschwert ihr euch denn?“, fragte sie aufgebracht.

„Weil man eben gerne Liebe und Zuneigung haben möchte, wie es sich in einer Familie gehört“, erklärte Alice leise.

„Ist seid schon groß genug und in ein paar Jahren werdet ihr ausziehen, bis dahin werdet ihr es auch noch aushalten“, bemerkte sie und marschierte an ihren Kindern vorbei ins Wohnzimmer, „Beschwert euch nicht so viel und jetzt lasst mich in Ruhe, der Heimweg war anstrengend.“
 

Ido führte die Digi-Ritter und ihre Digimon durch sein Haus zum Trainingsplatz. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie hier angekommen waren. Sie waren viele Treppen hinauf und dann wieder ein paar hinunter gegangen. Durch eine riesige Fensterscheibe schauten sie jetzt auf einen langen Hindernisparcours hinab.

„Bevor wir mit dem praktischen Teil anfangen, muss ich euch noch etwas erklären“, meinte der alte Mann, woraufhin ihn die drei nun anblickten, „Das Training wird von Digi-Ritter und Digimon absolviert. Ihr dürft nie vergessen, dass ihr gemeinsam kämpft. Mein Ziel ist es vor allem, euch Digi-Ritter das Nötigste beizubringen. Seid ihr bereit dazu?“

„Na klar!“, antwortete ihm Honoka, während die anderen zwei nur zustimmend nickten, „Auch wenn ich noch immer nicht ganz verstehe, was sich das bringt, wenn wir Menschen trainieren.“

„Das hat was mit dem Band zu tun, das zwischen Digi-Ritter und Digimon besteht, hab ich Recht?“, brachte sich Yukiko ein, woraufhin sie mit hochgezogenen Augenbrauen von ihrer besten Freundin angesehen wurde.

„Das stimmt, ja“, entgegnete ihr Ido, „Ihr habt bestimmt schon mitbekommen, dass ihr euch während des Kämpfens auch konzentrieren müsst, weil sonst eure Digimon darunter leiden. Seid ihr unsicher oder habt gerade andere Dinge im Kopf, wirkt sich das negativ auf die Stärke eures Partners aus.“

„Dass heißt, wir können genauso etwas dazu beitragen, dass unsere Digimon stärker werden und darauf zielt Ihr Training ab“, schlussfolgerte Nayuta.

„Genau, aber lasst uns jetzt anfangen, gibt es einen Freiwilligen, der es zuerst wagen möchte?“

Yukiko schüttelte sofort den Kopf und auch Nayuta machte keine Anstalten, beginnen zu wollen. Als Honoka das mitbekam, konnte sie nicht anders und musste seufzen.

„Warum seid ihr denn so ängstlich?“, fragte sie, da es ihr ganz anders erging, „Also ich fang gern freiwillig an. Gissimon, das machen wir, oder?“

„Ja, na klar!“, stimmte ihr Partner motiviert zu.

„Wie kommen wir da rein?“, erkundigte sich das Mädchen und sah sich anschließend suchend um.

„Nur Geduld, dir ist doch noch gar nicht bekannt, was eure Aufgabe ist“, erwiderte Ido und klopfte Honoka anschließend leicht mit seinem Gehstock auf den Kopf, „Du bist immer viel zu stürmisch. Ich kann mir bereits gut vorstellen, wann sich dein Lapidra erst aktivieren wird, wenn ihr ihn erst einmal gefunden habt.“

„Ach ja? Wann denn?“, fragte sie, während sie ihre Hände schützend auf ihren Kopf legte, damit er sie nicht noch einmal schlagen konnte.

„Nicht so wichtig, so offensichtlich es auch ist, das wirst du dann schon sehen“, blockte er ab und klopfte dann viermal mit dem Stockende auf den Boden, „Das einzige, dass du jetzt im Kopf haben musst, ist, so weit wie möglich im Parcours zu kommen. Sei nicht enttäuscht, wenn du es nicht schaffst, ihn komplett zu meistern, das erwarte ich gar nicht von dir.“

Plötzlich erschien neben Honoka ein leuchtender Fleck am Boden, der sich nach wenigen Sekunden zu einem Kreis mit einem Radius von einem halben Meter ausbreitete. Er strahlte in einem intensiven Hellblau.

„Gissimon und du, ihr müsst gemeinsam die Aufgabe lösen“, fuhr er fort, „Es bringt sich nichts, wenn dein Digimon fünf Meter vor dir ist. Ihr sollt euch helfen, Teamarbeit ist das was zählt. Und da wo ihr jetzt alle so fasziniert hinschaut, ist der Weg zum Parcours. Stellt euch auf den Kreis und ihr werdet dort hin projiziert.“

„Komm, Gissimon“, forderte Honoka ihren Partner mit offenen Armen auf, woraufhin es hochsprang, um getragen zu werden.

Honoka beäugte den hellblauen Fleck noch einmal, ging dann aber auf ihn zu und blieb in der Mitte stehen. Sie blickte auf den Boden und war gespannt, was passieren würde. Wenige Augenblickte später, kam ein Lichtstrahl aus dem Kreis geschossen und als er weg war, waren auch Honoka und Gissimon verschwunden.

Sofort wandten sich Yukiko und Nayuta der Scheibe zu und konnten feststellen, dass die zwei nun dort unten standen. Honoka winkte ihnen vergnügt und setzte Gissimon dann ab.

„Kannst du mich hören, Honoka?“, fragte der alte Mann, als er einen Knopf an der Wand gedrückt hielt.

„Jap, laut und deutlich“, gab sie entschlossen zurück.

„Siehst du eine Uhr?“, erkundigte er sich anschließend.

Das Mädchen blickte sich suchend um, konnte aber nichts sehen. Erst nachdem sie ihre Umgebung das dritte Mal gemustert hatte, entdeckte sie Zahlen, die einfach in der Luft zu schweben schienen.

„Ja“, entgegnete sie und zog die Augenbrauchen zusammen, „Wozu ist das?“

„Die Uhr wird laufen und erst dann stehen bleiben, wenn du am Ziel bist“, hörte sie seine Stimme weiterhin durch den Lautsprecher, „Sie ist jetzt noch nicht relevant für dich, wichtig ist für dich erst einmal, so weit zu kommen, wie es geht.“

„Hat Rico das auch nicht geschafft?“

„Was?“

„Na den Parcours gleich beim ersten Mal durchlaufen.“

„Das erzähle ich dir, am Ende des Tages“, antwortete er, während er grinste, was sie jedoch nicht sehen konnte.

„Gemeinheit“, gab sie beleidigt zurück und verschränkte die Arme.

„Honoka, ich glaube, es geht los“, bemerkte Gissimon, als es sie am Rockzipfel zog.

Das Mädchen sah automisch zur Uhr, weil sie schon von der Helligkeit bemerkt hatte, dass sich dort etwas verändert haben musste. Ein Countdown von 10 runter begann und die Zahlen leuchteten, so dass sie unübersehbar waren.

„Wie du siehst, geht es gleich los“, kommentierte Ido, „Bist du bereit? Wir werden dir von hier aus zu schauen.“

„Aber so was von!“, erwiderte sie entschlossen und brachte sich gemeinsam mit Gissimon in Startposition.

Die Uhr zeigte nun Null an und zusätzlich ertönte ein Startsignal von irgendwo her. Die zwei rannten also los, geradewegs auf eine niedrige Wand zu. Honoka hatte keine Probleme, diese zu passieren. Mit ihren Händen voran stützte sie sich auf der Mauer ab und schmiss dann den Rest ihres Körpers auf die andere Seite, wie sie es bei den Kästen im Sportunterricht in der Schule immer machen sollten. Nur war sie jetzt motiviert, was sie in der Schule nie war.

Gissimon machte es sich einfach und richtete seine Samenkanone gegen den Boden, sodass es in die Luft katapultiert wurde. Da es nicht gerade der größte Springer war, musste es sich eben so aushelfen.

Jetzt kamen sie zu einem ziemlich niedrig gespannten Netz, wo ein Pfeil anzeigte, dass sie unten durch kraxeln sollten. Auch diesem Hindernis traten die beiden zuversichtlich entgegen und schmissen sich also auf den Boden, um weiterzukommen. Erst jetzt bemerkte Honoka, dass der Untergrund aus Kunstrasen bestand. Gut so, dann machte sie sich wenigstens ihr Gewand nicht dreckig.
 

Shunichi stand vor Yuis Wohnungstür und hatte die Hand auf der Klingel liegen, betätigte sie aber nicht. Mit der Stirn gegen die Wand gelehnt stand er da und legte sich noch immer die richtigen Worte zurecht. Plötzlich entfielen ihm alle Sätze, die er sich zuvor ausgedacht hatte.

Es war echt nicht einfach, mit jemanden Schluss zu machen. Aber auch wenn man wusste, dass es den anderen verletzen würde, war das noch immer besser, als eine heile Beziehung vorzugaukeln, die gar nicht existierte.

Also nahm der Junge all seinen Mut zusammen und drückte den Kopf. Er kniff die Augen zusammen, weil er Angst hatte, ihre fröhliche Stimme zu hören. Insgeheim betete er, dass sie nicht aufmachen würde, auch wenn das total bescheuert war.

„Ja?“, hörte er Yui durch den Lautsprecher sagen, woraufhin es eine Weile dauerte, bis er seine Stimme fand, „Hallo?“

„Ja, ich bin’s, Shunichi.“

„Ich bin gleich bei dir“, gab sie zurück, woraufhin die Verbindung unterbrochen wurde.

Shunichi rappelte sich wieder auf und wartete, bis sich seine Freundin zeigte. Sie würde soundso sofort merken, dass etwas nicht stimmte. Wie er sich verhielt, war das nicht schwer zu erkennen. Er seufzte und schlug sich anschließend mit einer Faust leicht gegen den Kopf.

Auf einmal wurde die Eingangstür geöffnet. Bevor er sich zu ihr wenden konnte, wurden ihm von hinten die Augen zugehalten, woraufhin er leicht zusammenschreckte. Ihre Hände waren noch angenehm warm, im Gegensatz zu seinem Gesicht, das bereits die Temperatur von draußen angenommen hatte.

„Hallo, Yui“, begrüßte er sie, woraufhin sie ihre Hände wieder wegnahm und sich vor ihn stellte.

„Hi“, entgegnete sie und küsste ihn zur Begrüßung, „Wollen wir?“

Er nickte zustimmend und das Mädchen hakte sich bei ihm ein. Sie setzten sich in Bewegung und Yui begann schon loszuplappern.

„Ich freu mich schon so auf Silvester“, schwärmte sie und schmiegte sich an ihn, „Wir können auf das Neujahresfest gehen, wie alle verliebten. Weihnachten haben wir ja ausgelassen, aber das hab ich dir schon verziehen, mach dir keine Sorgen. Ich versteh das schon, wenn ihr nach Tradition feiern wollt, aber nächstes Jahr bin ich dann dabei.“

Shunichi hörte seiner Freundin gar nicht richtig zu, er war mit seinen Gedanken ganz wo anders. Wie sollte er es anfangen? Sollte er sie einfach unterbrechen, oder auf den richtigen Moment warten, der sowieso nie kommen würde.

„Aber ich versprech dir, dass ich bis dahin eine ganz nette Freundin sein werde. Das Jahr wird schnell vergehen, du wirst schon sehen. Das ist doch immer so, wenn es schön …“

Shunichi war stehengeblieben, was auch das Mädchen zwang, halt zu machen. Verwirrt sah sie zu ihm hinauf, doch er hatte seinen Kopf so weit gesenkt, dass sein Gesicht fast ganz im Schal vergruben war.

„Shunichi?“, fragte sie vorsichtig, während sie seinen Arm etwas fester umklammerte.

„Yui, ich muss mit dir reden.“

„Wir reden doch eh gerade“, erwiderte sie unsicher.

„Aber über die falschen Dinge“, gab er zurück, woraufhin er sie traurig anblickte, „Ich hätte das schon viel früher machen müssen und es tut mir so schrecklich leid, dass ich es nicht getan habe. Ich kann nicht mehr länger mit dir zusammen sein, Yui. Ich wollte abwarten, ob ich mich nicht vielleicht doch in dich verlieben kann, aber wenn es jetzt noch nicht passiert ist, dann wird es das nie, befürchte ich.“

Das Mädchen hatte ihn während er gesprochen hatte ungläubig angesehen, senkte jetzt aber ihren Kopf, sodass er ihr ihre Gefühle nicht mehr von den Augen ablesen konnte. Sie ließ seinen Arm, bei dem sie noch immer eingeharkt war, los und sagte eine Weile nichts. Shunichi schaute sie nur bekümmert an.

„Ich hab mich schon gefragt, wann du es mir endlich sagst“, erwiderte sie endlich mit wackeliger Stimme, „Es ist nicht so, als ob ich es nicht schon geahnt hätte, dass etwas nicht stimmt. Du wolltest es mir schon einmal sagen, stimmt’s? Nur hab ich dich unterbrochen, dass du es dann bleiben hast lassen.“

„Du hast es schon geahnt?“, wiederholte er überrascht.

„Ja, es war ja nicht so schwer zu merken, du hast dich nie verhalten, als wärst du in mich verliebt“, gab sie zurück und blickte ihn nun aus verweinten Augen an, „Ich habe getan was ich konnte, ich hab sogar versucht, dich von Hime fern zu halten, denn ich war die ganze Zeit über wirklich in dich verliebt und bin es jetzt noch. Aber wenn das nicht reicht, dann kann ich auch nicht mehr machen, dann muss ich es akzeptieren, dass wir nicht zusammen gehören.“

„Ich bin mir sicher, dass es jemanden gibt, der dich glücklicher machen kann, als ich“, erklärte er und strich ihr mit dem Daumen eine Träne von der Wange weg, „Ich kann leider nicht mehr tun, als mich zu entschuldigen. Vielleicht bin ich einfach auch noch nicht bereit dazu, mich in jemanden zu verlieben.“

„So ein Blödsinn“, entgegnete sie und lachte kurz, „Jetzt wo du mich los hast, mach wenigstens Hime glücklich. Sie liebt dich mindestens genauso sehr, wie ich dich liebe. Und ich meine, dass sie bessere Chancen bei dir hat, als ich.“

Shunichi war überrascht, dass Yui so über Hime sprach. Sogar sie wusste es und war dafür, dass er aus ihrer Freundschaft mehr machen sollte. War er der einzige, der sich noch nicht sicher war?

„Hime hat mit uns doch gar nichts zutun. Auch wenn es sie nicht geben würde, könnte ich deine Gefühle nicht erwidern.“

„Ich weiß, aber lass mir doch die Ausrede“, meinte sie, woraufhin sie von ihm in den Arm genommen wurde.

„Falls du irgendwas brauchst, bin ich für dich da“, versprach er und drückte sich fest an sich, „Nur Liebe kann ich dir keine geben.“

Das Mädchen entgegnete nichts mehr und weinte sich nur an seiner Brust aus. Shunichi war froh, dass er es endlich übers Herz gebracht hatte, ihr die Wahrheit zu sagen, auch wenn es ihn fertig machte, zu wissen, dass sie wegen ihm so traurig war.

Trotzdem hatte sie es besser aufgenommen, als er gedacht hatte. Er hatte erwartet, dass sie ihm Vorwürfe machen und ihn anschreien würde, aber da sah man, dass er sie doch nicht so gut kannte. Sie war besser ohne ihn. Er war sich sicher, dass sie wem finden würde, mit dem sie glücklich werden konnte. Das einzige was er noch machen konnte, war, sie zu trösten.
 

Honoka saß am Boden und lehnte gegen die Wand. Sie war völlig ausgepowert und Gissimon, das neben ihr saß, ging es nicht anders. Den Parcours hatten sie nicht bewältigen können, wie Ido es voraus gesagt hatte. Sie war nicht mehr in der Lage gewesen, ein Seil hinaufzuklettern. Ihr Partner hatte zwar versucht, ihr zu helfen, doch sie war einfach schon am Ende gewesen.

Aber sie war trotzdem zufrieden mit sich selbst. Hätte sie so einen Parcours in der Schule machen müssen, hätte sie schon nach kurzer Zeit aufgegeben. Aber heute war sie motiviert und sie sah auch ein, dass sich das etwas brachte. Nur fühlte sie sich jetzt elend und nicht dazu in der Lage, aufzustehen.

„Ihr müsst zusammenarbeiten!“, hörte sie Ido zu Nayuta sagen, der als nächster den Parcours machte.

„Das mit dem Zusammenarbeiten ist nicht so einfach“, bemerkte Honoka, woraufhin der alte Mann zu ihr hinunter blickte, „Gissimon hatte ja schon Mühe, die Hindernisse alleine zu überwinden und dann sollte es mir noch helfen?“

„Ihr denkt schon mal ganz falsch“, erklärte er ihr, „Bei jedem Problem, das es zu bewältigen gibt, müsst ihr überlegen, wie schaffen wir das gemeinsam? Nicht der eine zuerst und dann hilft er dem anderen, ihr müsst gleich darauf achten, dass ihr so wenig Energie wie möglich verschwendet, damit ihr für später noch mehr habt.“

„Ich versteh das nicht, das ist doch dasselbe!“, beschwerte sie sich, während sie ihren Kopf gegen die Wand lehnte.

„Nein, es gibt einen Unterschied“, versuchte er es noch einmal, „Vielleicht kannst du es dir besser vorstellen, wenn ich es dir anhand eines Beispiels erkläre. Nehmen wir einmal das Seil her, an dem ihr gescheitert seid.“

„Ich bin gescheitert, Gissimon hat es doch geschafft“, korrigierte Honoka ihn, woraufhin er ihr mit seinem Gehstock einen leichten Schlag auf den Kopf gab, „Aua, das tut doch weh, wann verstehen Sie das endlich?“

„Wie oft soll ich es dir denn noch erklären? Gissimon hat zu dem Misserfolg genauso viel beizutragen wie du. Wärt ihr das Hindernis schon von Anfang an anders angegangen, hättet ihr beide es geschafft.“

„Okay, okay, ich hab’s ja schon verstanden, erklären Sie das Beispiel“, gab sie etwas beleidigt nach und verschränkte dabei ihre Arme.

„Gut, ich versuche es noch einmal. Gissimon hat sich mit seiner Rankenpeitsche hinaufgezogen, auch wenn es für es anstrengend war, weil es vorhin schon so viele Attacken eingesetzt hat. Dann bist du am Seil gehangen, weil du nicht mehr weiter konntest und Gissimon wollte dir mit seiner Rankenpeitsche helfen, das hat aber nicht geklappt, weil es keine Kraft mehr hatte, dein ganzes Gewicht zu tragen.“

„Ich fühle mich beleidigt …“, bemerkte das Mädchen, was Ido aber ignorierte.

„Das Geheimnis liegt darin, dass ihr nicht nur mit der Stärker eures Körpers arbeiten müsst sondern auch mit der eures Geistes. Ich bin mir sicher, dass du ebenfalls das Seil hinaufgekommen wärst, wenn Gissimon dich mit seinen Ranken umklammert und dich hinaufgezogen hätte, während du ebenfalls versucht hättest, dich mit deinen Armen hinaufzuziehen. Gissimon hatte noch mehr Kraft, also hätte es dir so etwas von seiner übertragen können. Ihr hättet euch nur beide darauf konzentrieren müssen, dass du das Seil hinaufkommst, das ist der ganze Streich.“

„Hört sich irgendwie ziemlich verwirrend an, aber ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen …“, erwiderte Honoka nachdenklich.

„Ich verstehe es auch!“, gab das Digimon freudig zurück.

„Warum haben sie uns das nicht schon gesagt, bevor wir den Parcours gemacht haben?“, wollte Honoka wissen.

„Weil ich wollte, dass ihr den Unterschied merkt, wenn ihr es morgen so macht, wie ich es euch jetzt gesagt habe. Und vielleicht wäre der eine oder andere auch von alleine drauf gekommen und hätte es soundso so gemacht, wie es richtig ist, auch wenn ich es nicht von euch erwarte.

„Aber da Sie nur uns das beibringen, heißt das, dass Ryan, Shunichi, Hime und Alice von alleine draufgekommen sind?“

„Ja, aber du musst bedenken, dass sie ein Monat mehr dafür Zeit gehabt haben, als ihr. Ich weiß nicht, ob sie sich dessen bewusst sind, aber sie kämpfen alle so, wie es sich gehört.“

„Na gut …“, meinte Honoka und wandte sich dann ihrem Partner zu, „Wir schaffen das auch, nicht?“

„Natürlich, morgen zeigen wir’s allen!“, antwortete es motiviert.

„Wie tut sich Nayuta so?“, fragte Yukiko, als sie an Idos Seite trat.

„Naja, da es Kirbymon untersagt ist zu fliegen, wenn die Füße vom Boden abheben, tun sich die zwei etwas schwerer“, entgegnete er ihr und konzentrierte sich wieder auf den Jungen und Kirbymon.

„Wo warst du eigentlich?“, fragte Honoka verwirrt.

„Ich hab mich nur ein bisschen umgesehen“, antwortete sie ihr, ließ mit ihrem Blick aber nicht von Nayuta ab, „Hast du schon irgendwelche Tipps bekommen?“

„Ja, aber die verrate ich dir nicht“, erwiderte sie und streckte frech die Zunge hinaus.
 

Ryans Handy klingelte, als er gerade an einer Bar in einem Club saß, um etwas zu trinken. Shunichi hatte ihm bereits erzählt, dass er sich von Yui getrennt hatte, also wollte er ihn nicht fragen, ob er ihn begleitete. Alice hatte gemeint, dass es ihr nicht so gut ging und sie lieber zu Hause blieb. Also war er eben alleine hier, mit Baluamon in seinem D-Maak.

„Wie geht’s mit eurer Beziehung voran?“, las er die Nachricht von onetimegirl.

Der Junge starrte den Text eine Weile einfach nur an. Er hätte sein Verhältnis mit Alice noch nicht als „Beziehung“ bezeichnet, er wusste nicht einmal, ob er es überhaupt irgendwann tun würde. Es hörte sich so an viele Pflichten gebunden an und das war eigentlich etwas, worauf er überhaupt keine Lust hatte.

„Beziehung? Ich weiß nicht, ob man es schon so nennen kann“, schrieb er zurück.

„Aber du magst sie doch und sie ist deine Freundin, also ist es doch eine, oder nicht?“

„Ich weiß nicht, ich hätte soundso nie gedacht, dass ich so bald so etwas wie eine Freundin habe. Irgendwie sträube ich mich noch immer gegen das Gebundensein.“

„Vielleicht nur Gewohnheitssache, ich bin mir sicher, dass sie sich freuen würde, wenn du ihr demonstrierst, dass es dir wirklich ernst ist.“

Ryan setzte einen skeptischen Blick auf und legte sein Handy kurz zur Seite. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass onetimegirl sich seit ein paar Tagen anders verhielt. Ihm kam es vor, als wäre sie nicht mehr so distanziert. Sie gab ihm immer die richtigen Ratschläge, bis jetzt hatte sie nie falsch gelegen.

„Du kommst mir so verändert vor“, tippte er.

„Ja? Inwiefern?“

„Als wüsstest du mehr als ich.“
 

Das Mädchen griff nach ihrem Handy, das neben ihr auf dem Bett lag und öffnete die Nachricht von blackunfaithfulangel. „Als wüsstest du mehr als ich“, schrieb er. Ihr Griff um das Gerät verfestigte sich und sie biss sich auf ihre Unterlippe.

Ahnte er es etwa? Hatte er es im Gefühl, dass sie über seine wirkliche Identität Bescheid wusste? Hatte sie sich verraten, ohne das sie es gemerkt hatte?

Sie atmete einmal tief ein und aus und entspannte sich dann wieder. Nein, das war unmöglich. Sie hatte ja extra aufgepasst. Er wusste es nicht. Er hatte keine Ahnung. Sie musste nur vorsichtiger sein, das war alles.

„Ich weiß nicht mehr als du, glaub mir, es ist besser, wenn wir nicht wissen, wer wir sind“, schrieb sie zurück.

Sie legte das Handy wieder weg und widmete sich wieder dem Buch, das sie gerade dabei war zu lesen. Das Mädchen starrte auf die Seite, aber ihre Gedanken waren ganz wo anders.

Alice wusste, dass wenn er erfahren würde, dass sie ihn dazu gebracht hatte, sich auf sie einzulassen, er mehr als sauer sein würde. Deswegen musste das ein Geheimnis bleiben.
 

Uh, endlich ist das Geheimnis um onetimegirl gelüftet!

Als ob man es nicht eh schon geahnt hätte … aber jetzt wissen wir mehr als Ryan ;)

Ich hoffe, man kann sich in etwa ein Bild von der verlorenen Welt machen, sie wird in nächster Zeit eine große Rolle spielen ^^

Ja und Shunichi hat es endlich über’s Herz gebracht mit Yui Schluss zu machen! Ich hoffe ihr könnt, ihr Verhalten nachvollziehen und denkt nicht, dass ich das nur so friedlich ausgehen hab lassen, damit ich mich nicht weiter darum kümmern muss =S Aber ich hab mir eben gedacht, dass sie eben doch irgendwie verständnisvoll und vernünftig ist, weil ihr Shunichi so viel bedeutet …

Kiripurin

Die richtige Einstellung

Honoka, Nayuta und Yukiko befanden sich bereits wieder in Idos Haus. Gestern waren sie nach dem ersten Durchgang des Hindernisparcours und der nachfolgenden Besprechung wieder nach Hause gegangen.

Ido hatte gemeint, dass sie dann einfach am nächsten Vormittag wieder kommen sollten, doch die Digi-Ritter hatten um eine persönliche Abholung gebeten. Einerseits weil sie nicht wussten, ob sie den Weg zum Tor auch alleine gefunden hätten, andererseits weil sie noch etwas Angst davor hatten, das Tor alleine zu passieren.

Die drei hatten festgestellt, dass sie in der verlorenen Welt nicht in der Lage waren, Schmerzen zu empfinden. Ihre beanspruchten Muskeln hatten sie erst gespürt, als sie wieder in der realen Welt angelangt waren.

Auf dem heutigen Programm stand, das gestrige Gelernte, umzusetzen. Ido hatte nicht nur Honoka das Geheimnis verraten, sondern den anderen zweien auch, nachdem auch sie gescheitert waren. Yukiko hatte es jedoch von allen am weitesten gebracht.

„Also ich bin bereit!“, verkündete Honoka motiviert und auch Gissimon wirkte startklar.

„Willst du wieder den Anfang machen?“, fragte Ido nach, obwohl es eh eindeutig schien.

„Na klar!“, gab sie entschlossen zurück und machte sich schon auf den Weg zum Transporter, hielt dann aber doch noch einmal an und drehte sich um, „Ach ja, Sie schulden uns noch eine Antwort.“

„Tue ich das?“, erkundigte er sich mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ja, Sie haben uns noch immer nicht verraten, wie weit Rico beim ersten Mal gekommen ist“, erklärte sie ernst.

„Stimmt, das hab ich euch noch verschwiegen“, gestand er und zupfte nachdenklich an seinem Bart, „Rico hat es, soweit ich mich erinnern kann, fast bis ans Ziel geschafft.“

„Ja?“, fragte das Mädchen überrascht und auch Yukiko und Nayuta waren verwundert.

„Ja, du kannst mir glauben“, entgegnete der alte Mann leicht lächelnd, „Rico ist aber in einer körperlich besseren Verfassung als ihr es seid, dass muss man schon dazu sagen. Als ich ihm dann den Trick dahinter verraten habe, hat er den Parcours mit Leichtigkeit geschafft.“

„Das schaff ich auch!“, bemerkte Honoka zuversichtlich und blickte dann zu Gissimon hinunter, „Ehm … ich meinte, das schaffen wir auch!“

Honoka empfand Ricos gute Leistung nicht als deprimierend, sondern als Ansporn. Wieso sollte sie das nicht auch schaffen? Sie würde beweisen, dass sie das auch drauf hatte. Sich selbst, Ido und Rico. Wenn sie sich anstrengte konnte sie alles schaffen! Für Rico!

Motiviert eilte sie also mit Gissimon zum Transporter und wartete bereits wenige Augenblicke später, bis der Countdown das Startsignal gab. Das Mädchen versuchte sich während des Durchlaufens des Parcours an alles zu erinnern, was Ido ihnen gesagt hatte. Sie hatte das Gefühl, dass ihr manches entfallen war … doch sie würde es auch so schaffen.
 

„Ma?“, fragte Shunichi, als er vorsichtig die Tür zum Krankenzimmer seiner Mutter öffnete, „Bist du wach?“

Er wartete ab, ob ihm etwas entgegnet wurde, doch es blieb still. Trotzdem trat er ein und schloss die Tür leise hinter sich. Der Junge ging auf das Bett zu, um zu sehen, ob sie wirklich schlief. Zu seiner Überraschung drehte sie sich aber genau ihn dem Moment, als er bei ihr angelangt war mit geöffneten Augen auf seine Seite.

„Hallo, Ichi“, begrüßte sie ihn, während sie ihn anlächelte, „Schön dich zu sehen.“

„Hi, wie geht’s dir?“, erkundigte er sich und schnappte sich gleich einen Stuhl, um sich hinzusetzen.

„Mir geht’s gut“, erwiderte sie und streckte sich, „Ich hab gut geschlafen.“

„Ich hab dir was mitgebracht“, erklärte er und holte aus einer Tragetasche eine Plastikbox hervor, „Hime hat deine Lieblingskekse gebacken und mich gebeten, sie dir zu überreichen. Sie wäre ja selbst gekommen, aber sie hat heute keine Zeit. Sie haben die neuen Wohnzimmermöbel bekommen und da sind alle ganz eifrig beim Aufbauen. Du kennst sie ja.“

„Das ist aber nett von ihr, danke“, gab sie zurück, woraufhin der Junge die Box auf ihrem Nachtkästchen abstellte.

„Ich hab mich von Yui getrennt.“

„Ja?“, fragte sie etwas verwundert und mit erhobenen Augenbrauen, „Wie hat sie reagiert?“

„Besser als ich angenommen hatte“, antwortete er, wirkte aber etwas geknickt, „Sie hat gemeint, dass sie es soundso schon geahnt hat, aber geweint hat sie trotzdem. Sie hat mir so leid getan.“

„Aber du hast das Richtige gemacht“, redete sie ihm gut zu und legte ihm eine Hand auf den Oberschenkel, „Ich kann mir vorstellen, dass das nicht leicht für dich war, aber so ist es auch für sie besser.“

„Ich weiß …“

„Weiß Hime es schon?“

„Nein, das ist das nächste Problem“, gab er zurück und spielte nervös mit seinen Fingern, „Ich hab nicht Angst davor, es ihr zu sagen, aber davor, was sie dann von mir erwartet. Ich fühl mich immer noch nicht bereit auf ihr Geständnis zu antworten …“

„Das ist doch selbstverständlich, immerhin sollte man nicht gleich von einer Beziehung in die nächste springen. Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst, nur nimm auch Rücksicht auf Hime und sag ihr hin und wieder, dass du dich noch immer nicht entschieden hast.“

„Du hast Recht, wenn ich die Dinge übereile, hat niemand etwas davon“, sah er es ein und erhob sich dann von seinem Sessel, „Fühlst du dich gut genug für einen Spaziergang durch den Wintergarten?“

„Soll das ein Scherz sein?“, fragte sie empört, während sie sich aufsetzte, „Alles ist besser, als in diesem deprimierenden Bett zu liegen.“

„Weißt du schon irgendetwas Neues vom Arzt?“, wollte er wissen, als sich seine Mutter gerade ihre Schuhe anzog.

„Nein, er hat nur gemeint, dass meine Symptome alle nicht zusammen passen, oder irgendetwas in der Art, was weiß ich …“, erwiderte sie und stand auf.

„Das hört sich aber nicht gut an“, bemerkte der Junge, woraufhin er sie sofort besorgt anblickte.

„Das hört sich nach gar nichts an“, widersprach sie und harkte sich bei ihm ein, nachdem sie ihren Mantel angezogen hatte, „Na los, gehen wir.“

„Okay …“
 

Nayuta stand nervös am Anfang des Parcours und blickte hin und wieder zu Kirbymon hinunter. Sport war noch nie seine Stärke gewesen. Es war nicht so, dass er sich nicht bemühte – er gab jedes Mal sein Bestes – aber irgendwie wurde es trotzdem nicht besser.

Der Junge zweifelte daran, dass er jetzt weiter kommen würde, als beim letzten Mal. Honoka hatte es zwar viel weiter geschafft als gestern, aber irgendwie glaubte er nicht, dass es bei ihm genauso gut funktionieren würde. An Rico wollte er schon gar nicht denken, sich mit ihm zu messen, wäre soundso nur deprimierend.

Plötzlich nahm er Kirbymons Gepiepe und kurz darauf auch schon Idos Stimme wahr. Beide forderten ihn auf sich in Gang zu setzen und sich zu konzentrieren. Erst jetzt bemerkte Nayuta, dass der Countdown schon bei Null angelangt war und sein Partner bereits zwei Meter losgeschwebt war. Noch immer etwas neben der Spur, setzte sich der Junge dann in Bewegung.

Warum machte er das eigentlich? Ido hatte doch gesagt, dass er nur das Training mitmachen sollte und er dann entscheiden konnte, ob er die anderen unterstützen wollte, oder nicht. Ja, er war hier, mehr war doch nicht erforderlich. Er wusste soundso schon, dass das nichts für ihn war. An seiner Einstellung hatte sich schließlich nichts geändert.

Wieder wurde er von Kirbymon aus den Gedanken gerissen, der ihn ermahnte, sich auf den Parcours zu konzentrieren. Nayuta entschuldigte sich nur, machte es aber nachher nicht viel besser. Er konnte nicht nachvollziehen, wieso sein Digimon so motiviert war. Es hatte doch genauso wenig wie er kämpfen wollen. Hatte es sich etwa von Idos Ansprache beeindrucken lassen?

Nayuta war klar, dass es ursprünglich acht Digi-Ritter waren und auch jetzt wieder dieselbe Anzahl zu kämpfen hatte, doch er glaubte nicht, dass es so einen großen Unterschied machte, wenn er mithalf. Was konnte er schon ausrichten? Kirbymon war doch im Gegensatz zu den anderen Digimon viel zu schwach, weil es so lange nicht gekämpft hatte und er war nicht der Richtiger „Trainer“ für so etwas.

Außerdem konnte er die ganze Kämpferei grundsätzlich nicht gutheißen … Was gestern passiert war, hatte ihn noch mehr abgeschreckt, als er soundso schon war. Das D-Hue hatte das arme Digimon einfach getötet und das konnte er nicht noch einmal mit ansehen. Vor allem wenn er daran dachte, dass das auch Kirbymon zustoßen könnte …

Plötzlich spürte er wie seine Beine unter ihm nachgaben und er kurz darauf am Boden lag. Kirbymon hatte angehalten und ließ sich nun neben ihm nieder. Es fragte, ob eh alles okay war und stupste ihn dabei am Rücken an, was wohl sein Versuch war, ihm aufzuhelfen, was aber natürlich nicht viel Wirksamkeit zeigte.

„Nein, tut mir leid“, meinte der Junge keuchend, „Ich kann nicht mehr.“

Als er versuchte, seine Arme zu bewegen, regten sie sich kaum. Was war nur los? Der Parcours war ja gestern noch besser gegangen … Anscheinend war er mit dem Kopf heute wirklich völlig wo anders. Er wollte nicht mehr. Am liebsten würde er jetzt einfach hier liegen bleiben und ihm Erdboden versinken.

„Nayuta“, ertönte auf einmal wieder die Stimme von Ido, „Du bist gleich wieder bei uns.“

Kurz darauf fing unter ihm schon der Boden an hellblau zu leuchten und wenige Augenblickte später, lag er auf dem kalten Parkett, wo sich auch Ido, die zwei Mädchen und ihre Digimon befanden, nur stehend.

„Okay, Yukiko, Takomon, ihr seid an der Reihe“, erklärte der alte Mann, ohne den Jungen weiter zu beachten.

„Kann los gehen“, gab sie zurück, warf aber noch einen Blick zu Nayuta hinüber.

Er tat ihr leid, wie er da so am Boden lag. Am liebsten würde sie zu ihm hingehen und ihn trösten, aber erstens, musste sie jetzt den Parcours machen und zweitens, wusste sie, dass sie das soundso nie machen würde, weil sie zu feige war und nicht wusste, was genau sie sagen sollte. Aber es machte sie traurig, ihn so zu sehen …

Dann wechselte auch sie den Ort und fand sich von einer Sekunde auf die andere beim Trainingsparcours wieder. Sofort warf sie die deprimierenden Gedanken ab und war entschlossen, jedes Hindernis zu meistern. Sie musste sich nur konzentrieren und dieses Band mit Takomon herstellen.
 

Nayuta lag noch immer am Boden und starrte deprimiert zur Decke hinauf, als ihm plötzlich eine Hand hingestreckt wurde. Der Junge verfolgte den Arm und stellte fest, dass sie Ido gehörte, der ihn anlächelte. Nayuta hatte eigentlich gedacht, dass er jetzt böse auf ihn sein würde, doch anscheinend fand er es halb so wild.

Er konnte sich dazu aufrappeln, seinen Arm hochzunehmen und Idos Hand zu ergreifen. Mit seiner Hilfe stand er dann wenige Zeit später wieder auf den Beinen. Ohne etwas zu sagen trat der alte Mann zur Glasscheibe, durch die er Yukiko beobachten konnte und winkte dann Nayuta zu sich her.

Der Junge folgte brav und trat neben ihn. Nun beobachtete auch er das Mädchen, während sie die Hindernisse des Parcours überwand. Sie wirkte sehr konzentriert und entschlossen, so auch Takomon. Er dachte daran zurück, welche Probleme die beiden anfangs gehabt hatten und wie harmonisch sie jetzt aussahen. Irgendwie war er stolz auf sie.

„Du siehst, was ich meine?“, fragte Ido, woraufhin Nayuta Ido nur überrascht ansah, „Die beiden machen das sehr gut. Sie konzentrieren sich auf jedes Hindernis und sind komplett bei der Sache. Ich würde ihnen zutrauen, dass sie den Parcours sogar jetzt schon schaffen. Und das obwohl Takomon nicht leicht zu verstehen ist.“

„Ja, die zwei sind toll“, bemerkte er, als er sich ihnen wieder zugewandt hatte.

„Komm mit, Nayuta“, forderte Ido ihn auf einmal auf, nachdem er sich von der Scheibe weggedreht und sich in Bewegung gesetzt hatte, „Lass uns einen kleinen Spaziergang machen.“

„Was? Wollen Sie ihr nicht weiter zusehen?“, fragte der Junge verwundert und blickte ihm hinterher.

„Das schaffen sie schon alleine“, gab er nur zurück, ohne sich umzudrehen.

Nayuta zögerte und sah noch einmal zu Yukiko hinunter. War es nicht unfair ihr gegenüber, wenn Ido nicht da war? Außerdem wollte er ihr eigentlich zuschauen … Aber was sollte er denn tun? Ido hatte bestimmt einen guten Grund, wenn er ihn bat, mitzukommen.

„Warten Sie!“, rief er ihm nach, als er schon um eine Ecke gebogen war.

Er fing an ihm hinterherzulaufen und auch Kirbymon hängte sich an seinen Partner. Honoka die von dem Gespräch nicht viel mitbekommen hatte, blickte den dreien nur verwirrt hinterher, tat es aber schulterzuckend ab und machte sich keine weiteren Gedanken darüber.
 

Ryan kam bei der Eingangstür seines Restaurants herein und machte sich gleich auf den Weg in sein Zimmer. Er war mit Alice auf einem Date gewesen. Wäre es nach ihm gegangen, hätten sie die Nacht heute gemeinsam verbracht, doch sie hatte gemeint, dass sie schon müde wäre.

Sonst lief es eigentlich ziemlich gut. Es hatte den Anschein, als ob er nie etwas tun würde, dass sie verärgern würde. Aber wahrscheinlich lag das daran, dass er immer Tipps von onetimegirl bekam. Zwar war ihm das etwas unheimlich, dass sich seine Chatpartnerin so gut ihn Alice hinein versetzen konnte, doch das lag mit ziemlicher Sicherheit eh nur daran, dass sie auch ein Mädchen war, die tickten doch soundso alle gleich.

In seinem Zimmer angekommen, ließ er Baluamon aus seinem D-Maak und legte sich anschließend in sein Bett. Er schnappte sich die Fernbedienung und drehte den Fernseher auf. Nirgends spielte es etwas Interessantes, trotzdem ließ er irgendeine Realityshow laufen, von der wenigstens sein Digimon fasziniert war.

Ein paar Minuten konzentrierte er sich auf den Fernseher, doch schon bald war er mit seinen Gedanken wo anders. Ihm wurde immer mehr bewusst, wie sehr er sich eigentlich verändert hatte. Nicht erst, seit er Alice im Auge hatte, schon davor, hatte sich an seiner Einstellung etwas geändert. Das hatte er onetimegirl zu verdanken.

Er hatte das Gefühl, als ob sie aus ihm einen besseren Menschen gemacht hätte. Nicht dass er sich darüber freuen würde, aber böse war er deswegen auch nicht auf sie. Es war eben passiert. Manche Menschen veränderten sich eben.

Eigentlich war onetimegirl die einzige, die ihn je verstanden hatte. Er hatte nie Bedenken gehabt, ihr etwas zu erzählen. Vielleicht lag es auch daran, dass sie keine Vorurteile ihm gegenüber gehabt hatte und ihn nur durchs Schreiben kannte.

Sie war etwas Besonderes, daran zweifelte er nicht. Sie war für ihn etwas Besonderes, ganz anders als jedes andere Mädchen. Wenn sie echt wäre, wenn sie wirklich eines Tages vor ihm stehen würde, wäre er sogar vielleicht in der Lage, so etwas wie Liebe für sie zu empfinden, zumindest war sie die einzige, bei der er sich das vorstellen konnte.

Er war mit Alice zusammen, aber irgendwie fühlte er sich noch nicht so gebunden an sie, wie er es eigentlich tun sollte. Sie besaß schon einen gewissen Reiz, aber es war nicht dasselbe wie bei onetimegirl.

Klar, es war nicht fair gegenüber Alice, so zu denken, doch was sollte er tun? Er hatte sie weder jemals als Freundin bezeichnet, noch hatte er ihr gesagt, dass er sie liebte oder dergleichen. Natürlich würde es ihm etwas ausmachen, wenn sie jetzt plötzlich nicht mehr da wäre, aber er würde es überleben. Wobei es bei onetimegirl anders aussah.
 

„Wie fühlst du dich?“, fragte Ido, als er neben Nayuta und seinem Digimon durch eine Parkanlage marschierte.

Der Junge war noch immer fasziniert davon, wie hier alles aussah. Die Anlage schloss gleich an das Haus an, also hatten sie es nicht verlassen müssen, um hierher zu gelangen. Die Pflanzen waren denen in der realen Welt ähnlich, aber trotzdem merkte man, dass sie anders waren. Diese graue Farbe, in die hier alles getaucht schien, deprimierte ihn irgendwie …

„Geht so …“, antwortete er, während er betrübt zu Boden sah.

„Ich mach kein Geheimnis daraus, was ich mit dir besprechen will, du weißt es ja ohnehin schon“, bemerkte der alte Mann lächelnd.

„Ja, so in etwa“, gab er zurück und steckte die Hände in seine Hosentaschen, „Es tut mir leid, Sie werden nie einen echten Digi-Ritter aus mir machen können.“

„Ich muss keinen aus dir machen, du bist schon längst einer“, erklärte der alte Mann, woraufhin Nayuta aufsah, „Du wirst überrascht sein, aber auch bei den ersten Digi-Rittern hat es jemanden gegeben, der sehr stark an sich gezweifelt hat und bei dem große Überredenskünste notwendig waren, um ihn davon zu überzeugen, dass er besser geeignet ist, als er anfangs dachte.“

„Wirklich?“, erkundigte er sich verwundert, gab sich dann aber wieder weniger beeindruckt, „Naja, dann wissen wir ja, wessen Nachfolger ich bin …“

„Ja, das hab ich mir gleich gedacht“, lachte er.

Nayuta wunderte sich etwas über Idos Verhalten. Als er ihn das erste Mal gesehen hatte und auch als er die Geschichte der alten Digi-Ritter erzählt hatte, hatte er auf ihn einen ernsten und humorlosen Eindruck gemacht. Doch jetzt wo er so unter vier – oder besser gesagt sechs, wenn man Kirbymons auch mitrechnete - Augen mit ihm sprach, wirkte er viel empathischer. Wie ein fürsorglicher Vater.

„Ich kannte Yukihiro zwar nicht persönlich, weil ich zu der Zeit, wie du ja weißt, bereits in der verlorenen Welt war“, begann er, woraufhin Nayuta nun aufmerksam zuhörte, „aber was ich so mitbekommen habe, war er ein sehr netter junger Mann. Er hatte nicht viele Freunde, aber dafür gute und er konnte es einfach nicht ertragen, jemanden leiden zu sehen, egal welcher Spezies dieses Wesen auch angehörte. So ähnlich wie du also.“

„Hört sich fast so an“, musste er gestehen und lächelte sogar etwas dabei, „Ist das bei den anderen auch so? Dass sie den alten Digi-Rittern so ähneln, meine ich.“

„Manche mehr, manche weniger“, erklärte er und man merkte richtig, dass er stolz auf seinen Fund der neuen Acht war, „Ryan und Honoka zum Beispiel sind wie Nachkommen ihrer Vorgänger. Aber Rico und Yukiko wiederum gleichen ihren nur in wenigen Merkmalen. Du siehst also, dass es doch gute Gründe gibt, wieso ich gerade euch acht gewählt habe.“

„Klingt einleuchtend, ja“, erwiderte er und senkte anschließend wieder seinen Kopf, „Trotzdem hilft mir das nicht viel weiter, auch wenn es jemanden gab, der ähnlich wie ich war, heißt das nicht, dass ich mich genauso wie er entwickle.“

„Das ist ein gutes Argument. Du hast Recht, ihr seid nicht genau wie die alten Digi-Ritter und das sollt ihr auch nicht sein. Ihr seid einfach nur ihr. Ich glaube nicht, dass ich dich überzeugen kann, weil die anderen es bei Yukihiro auch geschafft haben. Ich glaube, dass ich dich überzeugen kann, weil ich schon einmal tief in dein Herz gesehen habe.“

„Und was haben sie da so Großartiges gesehen?“

„Lass mich dir eine Frage stellen, Nayuta“, ignorierte er seine Frage einfach, „Was würdest du tun, wenn Kirbymon bei einem Kampf verletzt am Boden liegt, aber trotzdem noch weiter angegriffen werden würde?“

„Ich … ich würde ihm helfen wollen …“, antwortete er unsicher, „Aber vielleicht hätte ich auch so Angst, dass sich meine Füße nicht bewegen würden und davor fürchte ich mich. Ich bin zu schwach und ängstlich für so etwas, körperlich genauso wie mental. Natürlich würde ich es um jeden Preis beschützen wollen, aber ob ich das auch schaffe, weiß ich nicht. Ich hasse das Kämpfen, mir tun die bösen Digimon auch irgendwie leid. Und deswegen denke ich nicht, dass ich ein guter Digi-Ritter wäre.“

„Du bist eben unsicher, das ist eine ganz gewöhnliche menschliche Eigenschaft. Aber schau dir mal Yukiko an. Glaubst du denn, dass es bei ihr anders ist? Oder glaubst du, dass es den anderen Spaß macht, zu kämpfen und die Digimon so zu verletzen? Es ist für keinen einfach, vor allem jetzt wo sie wissen, was auf dem Spiel steht.“

„Das kann schon sein, aber trotzdem hilft mir das wenig bei meinem Problem weiter.“

„Ich weiß, dass ist alles leichter gesagt, als getan. Aber ich bitte dich nur, dich auf das Training einzulassen. Bemüh dich, dann wird es auch funktionieren“, bat er, woraufhin Nayuta ihn nachdenklich ansah, „Wenn du dich schon von Anfang an dagegen sträubst, kann es ja nichts werden. Wenn ich dich nicht davon überzeugen kann, dass du es schaffen kannst, dann hat es soundso keinen Sinn, zwingen kann ich dich schließlich nicht.“

„Ohne mich geht es ja nicht, also bin ich schon irgendwie gezwungen“, widersprach er, immer noch nicht überzeugt.

„Wenn jemand eine Sache machen will, muss man ihn nicht zwingen und ich will dich dazu bringen, dass du es machen willst“, redete er sich hinaus und blieb dann stehen, „Also? Tust du mir den Gefallen?“

Nayuta blieb ebenfalls stehen und die beiden standen sich nun gegenüber. Ja, er konnte es versuchen, dagegen sprach ja nichts. Aber das änderte trotzdem nichts an der Tatsache, dass er das Kämpfen hasste. Er wusste ja, was es ausmachen würde, wenn er sich weigerte, ein Digi-Ritter zu sein. Wäre es nicht so, hätte er ja keine Schuldgefühle.

„Ja, mir bleibt ja eh nichts andres übrig“, erwiderte er schulterzuckend.

„Und Kirbymon?“, fragte Ido, woraufhin es ein Pipsen von sich gab.

„Es ist auch einverstanden“, übersetzte Nayuta automatisch.

„Danke, aber ich verstehe schon, was es sagt“, lachte er heute schon zum zweiten Mal und blickte dann auf eine große Uhr, die mitten in der Anlange zu stehen schien, „Yukiko sollte bald fertig sein, gehen wir zurück.“
 

Yukiko saß, völlig aus der Puste, am Boden und lehnte sich gegen eine Wand. Der Parcours war echt nicht ohne und auch Takomon hatte neben ihr Platz genommen, weil das Fliegen für es zu anstrengend war. Aber die Mühe war es wert gewesen.

Ido beobachtete sie zufrieden durch die Glasscheibe und Nayuta und Honoka waren verblüfft über die Leistung des Mädchens. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Sie hatte das Ziel beim zweiten Versuch erreicht.
 

Die Inoues saßen noch immer am Boden im Wohnzimmer, beim Versuch, die neuen Möbel richtig zusammen zu bauen. Bereits am Vormittag hatten sie angefangen und jetzt war es schon später Nachmittag, sodass es draußen schon zu dämmern begann.

Es läutete an der Tür. Alle sahen auf und Herr Inoue wollte schon aufstehen, um den Gast zu empfangen, doch Hime kam ihm zuvor.

„Ich mach schon“, erklärte sie und marschierte anschließend zur Tür.

Das Mädchen erwartete eigentlich niemanden und war deswegen umso überraschter, Shunichi auf der Türschwelle vorzufinden. Zuerst hatte er noch zu Boden geschaut, doch jetzt blickte er ihr direkt in die Augen.

„Hi“, begrüßte sie ihn, wobei sie aber die Türklinke nicht losließ, damit die Tür nicht weiter aufgehen konnte, da soundso schon genug kalte Luft ins Haus drang, „Wie geht’s deiner Mum? Hat sie sich über die Kekse gefreut?“

„Alles okay, ja hat sie“, antwortete er, während er seine Hände in der Jackentasche vergrub, „Kann ich kurz mit dir reden?“

„Ja, natürlich, komm doch rein“, meinte sie und wollte schon zur Seite treten, doch der Junge hatte noch etwas hinzuzufügen.

„Nein, unter vier Augen, wenn’s geht. Es dauert nicht lange, ich bin gleich wieder weg.“

„Okay?“, erwiderte sie nur verwirrt, „Ich hol nur meine Jacke.“

Das Mädchen verschwand kurz aus Shunichis Sichtfeld und kam wenige Augenblicke später mit einer Jacke bekleidet zurück. Sie schloss hinter sich die Tür und wartete dann ab, was er ihr zu sagen hatte.

„Ich hab es gestern getan“, fing er an zu erklären und Hime verstand sofort, wovon er sprach, „Ich hab mich von Yui getrennt.“

Viele Gefühle kamen auf einmal in dem Mädchen hoch. Er hatte das, was zwischen ihnen gestanden hatte, endlich hinter sich gelassen. Natürlich freute sie sich darüber, doch das hieß noch lange nicht, dass er auch schon bereit für sie war.

„Und wie geht’s dir jetzt?“, erkundigte sie sich einfühlsam und ließ sich ihre Freude dabei nicht allzu anmerken.

„Gut, es ist okay, immerhin hab ich sie ja nicht geliebt“, erklärte er, sprach aber trotzdem mit trauriger Stimme.

„Und wie hat sie reagiert?“

„Besser als ich dachte. Sie ist nicht ausgerastet, hat nur geweint und gemeint, dass sie es versteht.“

Hime war überrascht das zu hören. Sie hatte erwartet, dass sie austicken und über sie schimpfen würde. Und vor allem, dass sie Shunichi nicht so leicht gehen lassen würde. Aber das zeigte nur, dass sie Yui eigentlich gar nicht kannte. Ihr Bild von ihr, wurde durch ihre Gefühle für Shunichi nur vermiest. Dabei war sie bestimmt netter, als sie annahm.

„Hast du sie eh brav getröstet?“, fragte sie.

„Ja, natürlich, ich bin so lange bei ihr geblieben, bis sie aufgehört hat zu weinen“, gab er zurück und blickte ihr dann entschlossen in die Augen, „Aber ich wollte dir nur sagen, dass ich leider noch keine Antwort auf deine Frage habe.“

Natürlich hatte er das nicht und das hatte sie auch nicht von ihm erwartet. Sie lächelte schwach, um ihm mitzuteilen, dass es schon okay war. Aber sie war froh, dass er es wenigstens noch nicht abgelehnt hatte.

„Ich hab schon viel darüber nachgedacht. Dabei hab ich mich daran erinnert, als ich dich gefragt habe, in wen du verliebt bist“, fuhr er fort, „Ich konnte ja nicht ahnen, dass du mich meintest. Das musste sicher schwer für dich gewesen sein, einfach so zu tun, als wären wir nur befreundet, obwohl du eigentlich in mich verliebt warst. Aber jetzt musst du nicht mehr so tun, jetzt weiß ich es ja … Aber wie gesagt, ich brauch noch Zeit. Ich will nichts überstürzen. Ich muss mich erst einmal wieder darauf einstellen, nicht mehr mit Yui zusammen zu sein, erst dann kann ich dir eine Antwort geben.“

„Ist schon okay“, meinte sie und lächelte wieder, „Lass dir nur Zeit, ich kann warten.“

„Okay, dann werde ich wieder gehen. Lass deine Eltern schön von mir grüßen.“

„Mach ich.“

Shunichi beugte sich zu Hime vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Doch dieser Kuss fühlte sich anders an als sonst. Das Mädchen hatte das Gefühl, als würde er sie jetzt nicht mehr als Schwester sehen, sondern endlich als eine junge Frau, deren Gefühle er respektierte. Und das freute sie.

„Darf ich dich nur fragen, wie lange du schon in mich verliebt bist?“, erkundigte er sich, nachdem er sich wieder von ihr entfernt hatte.

„Noch nicht so lange“, antwortete sie ihm und blickte verlegen zur Seite, „Ungefähr eineinhalb Monate erst.“

„Okay, danke“, entgegnete er und setzte sich dann in Bewegung, „Wir sehen uns.“

„Ja, bis dann.“

Das Mädchen blickte ihm noch so lange hinterher, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte. Gedankenverloren, blieb sie noch eine Weile draußen stehen, bis sie dann wieder ins Haus ging. Sie musste sich noch eine Ausrede für ihre Eltern einfallen lassen, was Shunichi gewollt hatte. Die mussten ja nicht wissen, was derzeit zwischen ihnen lief.
 

Es wird viel trainiert! Auch wenn ich das jetzt und auch später dann nicht so viel beschreibe, weil es bestimmt nicht so interessant zu lesen ist, es sollte von der Handlung her auch was weiter gehen =P

Kiripurin

Die Lebensretterin

„Ja, sehr gut Nayuta“, lobte Ido den Digi-Ritter, der sich gerade erschöpft auf seine Knie fallen ließ.

Heute war der dritte Trainingstag, der bereits dem Ende zuging. Nayuta war mit Kirbymon mittlerweile alleine hier. Honoka und Yukiko waren mit ihren Digimon bereits vor ein paar Stunden gegangen. Da der Junge jede Menge nachzuholen hatte, hatte er gestern und heute eine Nachtschicht eingelegt und anscheinend war Ido sehr zufrieden mit ihm.

Den Parcours hatten die drei so oft machen müssen, bis sie ihn geschafft hatten, danach waren sie zu anderen Trainingseinheiten übergegangen. Dazu zählten: Reaktionstraining, die innere Ruhe finden, den Partner verstehen lernen und Kampfsimulationen, woran sich Nayuta und Kirbymon gerade versuchten.

„Ja?“, fragte er keuchend nach, „War das okay?“

„Ja, mehr als okay“, entgegnete ihm der alte Mann zufrieden, „Man merkt, dass du jetzt bereit dafür bist, vielleicht merkst du es gar nicht selbst, aber deine Verhaltensweise in den einzelnen Trainingssituationen ist jetzt ganz anders als am Anfang.“

„Ein bisschen …“, gab er zurück, während Ido ihm wieder auf die Beine half.

„Na gut, dann beenden wir das Training für heute, Kirbymon ist auch schon erledigt“, bemerkte der Mann, als er zu dem Digimon hinüberblickte.

„Okay“, stimmte Nayuta zu und deutete seinem Partner, ihm zu folgen, „Komm mit, Kirbymon.“

„Warte noch einen Moment“, meinte Ido, woraufhin sich der Junge umdrehte, „Ich bin stolz auf dich, Nayuta.“

Der Digi-Ritter setzte einen überraschten Blick auf und wusste gar nicht, was er sagen sollte. Er war so perplex, dass er schaute, als hätte er einen Geist gesehen. Er konnte sich nicht daran erinnern, diese Worte schon jemals von jemanden gehört zu haben, seit seine Mutter tot war. Deswegen war er jetzt so sprachlos.

„Ehm … ich …“, stotterte er herum, schaffte es dann aber sich wieder zu fangen, „Danke.“

Mit diesen Worten wandte er sich wieder dem Ausgang zu und setzte seinen Weg fort. Ido lächelte dem Jungen nur hinter. Ja, er war stolz auf ihn. Vielleicht auch, weil Nayuta ihn an seinen kleinen Bruder erinnerte.
 

Es war wieder einmal so weit. Ein Digimon war in der realen Welt aufgetaucht und zwar wieder bei der großen Veranstaltungshalle in der Stadt, wo auch der Talentewettbewerb stattgefunden hatte. Dort war schon mal ein böses Digimon erschienen, was sie dank der vervollständigten Liste, die die Digi-Ritter angelegt hatten, kontrollieren hatten können.

Der unerwünschte Eindringling war Pumpkinmon. Es wirkte sehr wütend, noch schlechter gelaunt als die anderen bösen Digimon. Die D-Hue mussten schon viel Chaos in der Digi-Welt angerichtet haben. Die Digi-Ritter waren gespannt, ob sich heute wieder eines der D-Hue zeigen würde und Honoka, Nayuta und Yukiko freuten sich schon, ihre neu erlernten Fähigkeiten präsentieren zu können.

Alice hatte sich bereits beim Nähern an die Veranstaltungshalle darauf konzentriert, ob sie irgendetwas Ungewöhnliches spürte. Eine Anziehungskraft, ein mulmiges Gefühl, Geräusche, die nur sie hören konnte … doch nichts dieser Dinge empfand sie. Und da auch keines der Digimon etwas sagte, hieß das dann wohl, dass sie diesen Ort von der Liste, wo sich die Lapidra befinden konnten, streichen konnten.

„Gleich habt ihr es!“, feuerte Honoka die Digimon an, während diese das Pumpkinmon in die Enge trieben.

Latreemon feuerte sein Kugelgeschoss auf das böse Wesen ab, was ihm aber nicht viel auszumachen schien. Honoka versuchte währenddessen sich so sehr zu konzentrieren und sich in ihren Partner hineinzuversetzen, wie sie es beim Training gemacht hatte. Bei jeder einzelnen Bewegung Latreemons war sie in Gedanken dabei, als würde sie selbst kämpfen.

Und es half wirklich. Das Digimon setzte seine Wurzelstock-Attacke ein, um Pumpkinmon festzuhalten. Metalltakomon kam schon mit seinen zerfleischenden Krallen angerast und attackierte das böse Digimon. Anschließend feuerte Mastimon eine Aufladungs-Attacke ab, woraufhin Pumpkinmon in die Knie ging.

Latreemon ließ von ihm ab und ließ noch eine Ladung Kugelgeschoss auf es ab. Den finalen Stoß vollzog dann Metalltakomon mit seinem Megaspeed.

Die restlichen Partner-Digimon beobachteten den Kampf mehr, als das sie selbst kämpften. Sie ließen den anderen absichtlich den Vortritt, da auch sie gespannt gewesen waren, wie weit sie sich schon entwickelt hatten und sie waren genauso wie die Digi-Ritter überrascht über die großen Fortschritte. Auch wenn Pumpkinmon verglichen zu den anderen Ultra-Digimon eher schwächer war, hatten die drei hervorragende Leistung gezeigt.

Als das böse Wesen regungslos am Boden lag, warteten die Digi-Ritter noch eine Weile, bis sie es wieder in die Digi-Welt beförderten. Das D-Hue war nicht aufgetaucht. Alle sahen sich beunruhigt um, doch es regte sich nirgends etwas Auffälliges. In der Annahme, dass sich das auch nicht ändern würde, marschierte Alice zu dem Digimon und richtete ihr D-Maak auf es. Kurze Zeit später war es verschwunden.

„Das ist ja fantastisch gelaufen!“, freute sich Honoka und fiel anschließend Latreemon um den Hals, das daraufhin zurückdigitierte.

„Ja, das stimmt, wir haben das Digimon zur Schnecke gemacht!“, stimmte Gissimon freudig mit ein.

„Es ist echt erstaunlich, welche Fortschritte ihr schon gemacht habt“, bemerkte Baluamon, „Ich hab das Gefühl, dass ihr uns jetzt schon eingeholt habt.“

„Natürlich haben wir das“, entgegnete ihm Takomon selbstbewusst, „Zumindest gilt das für mich auf alle Fälle.“

Yukiko beobachtete wie glücklich Nayuta mit Kirbymon sprach und konnte dabei ein Lächeln nicht unterdrücken. So sah sie ihn am liebsten, zufrieden und wenn auch nur ein bisschen stolz auf sich selbst. Sie hätte ihn den ganzen Tag so anstarren können, hätte der Junge nicht zu ihr hinüber gesehen, woraufhin sie schnell ihren Blick abwandte und beschämt zu Boden blickte.

„Ich hätte wirklich gedacht, dass das D-Hue heute auch auftauchen würde“, meinte Shunichi, während er sich nachdenklich ans Kinn griff.

„Ich auch, aber anscheinend greift es nur ein, wenn wir am verlieren sind“, fügte Ryan hinzu.

Hime spürte, wie ihr plötzlich ein kalter Schauer über den Rücken lief, als sie angefangen hatten, über die D-Hue zu reden. Seit das eine ihr das letzte Mal so nahe gewesen war, bekam sie bei der Erwähnung der Wesen immer ein komisches Gefühl in der Magengegend. Außerdem begannen ihre Beine und Füße zu zittern.

Sie hatte keine Ahnung, was mit ihr los war. Hatte sie das etwa so eingeschüchtert, dass sie auf einmal Angst vor den D-Hue hatte? Sie konnte sich noch genau an die Boshaftigkeit erinnern, die diese roten Augen ausgestrahlt hatten, als würde sie dem Tod gegenüberstehen … Blödsinn, wieso sollte sie Angst haben? Bis jetzt hatten sie ihnen nichts getan, das würde auch so bleiben.

„Es führt uns nur an der Nase herum“, brachte sich auch Rico ein, der seine Hände zu Fäusten ballte, „Es will uns das Gefühl geben, als ob wir es brauchen würden und dass sie soundso viel besser sind als wir, damit wir ihnen freiwillig die Lapidra überlassen.“

„Einmal redest du etwas und dann ist es so negatives Zeugs“, maulte Honoka, die sich an seinen Arm klammerte, ihn dann aber angrinste, „Macht euch nicht so viele Gedanken, wir schaffen das schon. Wir müssen nur an uns glauben.“

„Also ob das so einfach wäre“, widersprach Alice sofort, armeverschränkend, „Die Welt ist lange nicht mehr so klein und fröhlich, wie du es gerne hättest.“

„Wer redet denn von klein und fröhlich?“, ging das rosahaarige Mädchen sofort auf den Streit ein, ohne von Rico abzulassen „Ich bin nur optimistisch, weil wir nur so etwas erreichen können!“

„Optimistisch … du nimmst das alles doch überhaupt nicht ernst!“, gab Alice zurück, „Ich glaube, dir ist noch gar nicht bewusst, was alles auf dem Spiel steht!“

„Sicher ist mir das bewusst! Deswegen gebe ich auch nicht auf!“

„Du bist doch nur ein kleines …“, setzte Alice schon wieder zur nächsten Beleidigung an, doch plötzlich legte ihr jemand die Hand auf die Schulter.

Überrascht drehte sich das Mädchen um und blickte in Ryans Gesicht. Er schüttelte den Kopf, was Alice als „Lass es gut sein“ deutete. Sie machte einen tiefen Atemzug, um sich wieder zu beruhigen. Sie musste runter kommen, sie war die Anführerin. Ihre Aufgabe war es einen kühlen Kopf zu bewahren und das hatte sie gerade eben definitiv nicht.

„Alice, du solltest dich auf so etwas nicht einlassen“, meinte Ryan arrogant, als er seine Hand um ihre Taille legte, woraufhin Rico schon leicht zu zucken begann, „Du bist schließlich die Anführerin, dein Wort gilt.“

„Na hör mal! Ich …!“, wollte Honoka schon wieder gegen argumentieren, doch zu jedermanns Überraschung, erhob Rico seine Stimme.

„Halt du dich da gefälligst raus, dass ist eine Sache zwischen den Mädchen. Sobald du nicht versuchst, sie zu beruhigen, sondern dich auf eine Seite schlägst, halt deine verdammte Klappe.“

„Ja, genau!“, stimmte Honoka ihm zu und umklammerte seinen Arm nun noch fester.

„Tse, so eine Kinderkake …“, murmelte der Weißhaarige und holte einhändig eine Zigarette aus der Schachtel, um sie sich in den Mund zu stecken, „Das Digimon ist besiegt, ich geh jetzt.“

Mit diesen Worten wandte sich der Junge um und ließ Alice gar keine andere Wahl, als mit ihm zu gehen, da er noch immer seinen Arm um ihre Taille liegen hatte. Das Mädchen fühlte sich etwas schlecht, weil das irgendwie darauf hinausgelaufen war, dass sie sich gegen Rico gestellt hatte. Wobei sie ihn vor gar nicht allzu langer Zeit erst dazu gebracht hatte, ihr wieder zu vertrauen.

Nichtsdestotrotz zog sie einfach mit Ryan von dannen und auch die anderen traten anschließend den Heimweg an. Rico hatte bereits Honokas Arm abgeschüttelt, doch das war auch schon das einzige, das er erreicht hatte. Sie wich nicht von seiner Seite, auch wenn er meinte, dass das eigentlich nicht ihre Richtung war.

„Danke, dass du mich verteidigt hast“, bemerkte das Mädchen dankbar nach ein paar Schritten.

„Ich hab nur meine Meinung gesagt, sonst nichts“, rechtfertige er sich mit starrem Blick nach vorne.

„Trotzdem, das war nett von dir“, entgegnete sie grinsend, „Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.“

„Auf einem guten Weg?“, wiederholte Rico verwirrt.

„Ja, mit unserer Freundschaft“, antwortete sie zufrieden und klammerte sich wieder an seinen Arm, „Oder was auch immer daraus wird.“

Der Junge entgegnete nichts mehr und ließ diese Berührung einfach über sich ergehen. Er verzog zwar etwas das Gesicht, aber es brachte sich ja doch nichts, sich aus ihren Fängen zu befreien, wenige Minuten später hätte er sie wieder am Hals.

Die beiden gingen gerade beim Veranstaltungsgebäude entlang. Acimon und Gissimon marschierten natürlich neben ihnen her, waren aber viel zu sehr mit Reden über den Kampf beschäftigt, als dass sie auf die zwei achten würden.

Plötzlich hörte Honoka ein seltsames Geräusch und wandte ihren Kopf nach oben, von wo es her kam. Ihre Augen weiteten sich, als sie sah, wie sich ein großer Brocken von der Wand löste und auf sie zu fallen drohte.

Das Veranstaltungsgebäude war noch vom letzten Digimon-Angriff beschädigt. Bauerarbeiter hatten sich dem Gebäude zwar schon angenommen, aber der Schaden waren einfach zu groß gewesen, als dass sie es bis jetzt schon fertig gebracht hätten. Während des heutigen Kampfes war wieder einiges in Mitleidenschaft gezogen worden, deswegen war es nicht verwunderlich, dass sich einzelne Teile lösten.

„Rico, pass auf!“, schrie sie ohne nachzudenken und schubsten ihn so stark sie nur konnte weg.

Da der Junge auf diese Aktion überhaupt nicht vorbereitet gewesen war, taumelte er sogar ein paar Schritte zur Seite und auch die Digimon sprangen verwundert weg. Zuerst war Rico verwirrt darüber, was das auf einmal sollte, doch als er den riesigen Brocken wahrnahm, riss er seine Augen ebenfalls geschockt auf.

Doch er konnte nichts mehr machen, es war schon zu spät. Er hatte noch versucht, ihre Hand zu ergreifen, aber er hatte keine Chance mehr gehabt. Hilflos musste er zusehen, wie Honoka unter dem Brocken zu Boden ging.

Die ersten Sekunden stand er nur geschockt da, unfähig sich zu bewegen. Was war das gerade gewesen? Honoka hatte ihn weggestoßen, damit er nicht von dem Brocken getroffen wurde. Aber warum hatte sie das getan? Es war doch klar, dass sie sich damit selbst gefährden würde, das war doch verrückt.

„Honoka!“, rief Gissimon besorgt, während es zu seinem Partner eilte und riss Rico somit aus seinen Gedanken.

Auch er und Acimon begaben sich schnell zu ihr. Die gesamte linke Seite ihres Körpers war unter dem Brocken begraben und das erste was Rico tat, war zu versuchen, den Brocken aufzuheben, doch er war viel zu schwer für ihn.

Honoka atmete schwer. Sie war noch bei Bewusstsein und blinzelte unter kleinen Augen hervor. Schmerz breitete sich von ihrer linken Körperhälfte in ihrem ganzen Körper aus. Es war unerträglich, er sollte jemand machen, dass es aufhörte!

Helft mir!“, hörte sie Ricos Stimme in dumpfen Ton, woraufhin sich ober ihr etwas zu bewegen schien.

Rico. Ihm schien es gut zu gehen, das war gut. Das Mädchen versuchte, ihren Kopf zu bewegen, um nach oben zu blicken, doch es bewegte sich nichts. Es war, als ob ihr Körper nicht mehr auf sie hören würde, doch Hauptsache höllische Schmerzen brachte er ihr.

Auch ihr Kopf tat weh, als würde er jeden Moment explodieren. Auch wenn sie nicht viel sah, drehte sich alles und langsam spürte sie, wie sie das Bewusstsein verlor. Ihr wurde schwarz vor Augen und dann spürte sie auch die Schmerzen nicht mehr.
 

Alice und Ryan waren noch Spazieren gegangen, bevor der Junge sie nach Hause gebracht hatte. Sie hatten sich eigentlich ziemlich gut unterhalten, was das Mädchen sehr überrascht hatte. Nun saß sie in ihrem Wohnzimmer auf der Couch und hörte sich als onetimegirl Ryans Sorgen an.

„Ich hab mich auf ihre Seite gestellt, ich glaube das hat ihr gefallen“, schrieb er, woraufhin sie sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

„Bestimmt“, antwortete sie, fügte dann aber noch schnell etwas dazu, „Alle Mädchen mögen das. Worum ist es denn gegangen?“

„Ach, nichts Wichtiges, war nur ein kleiner Streit unter Mädels“, kam seine SMS zurück, woraufhin sogleich eine zweite folgte, „Früher hätte ich das nicht gemacht.“

„Was?“

„Mich so auf ihre Seite zu schlagen, normalerweise lasse ich Mädchen immer streiten, weil es eigentlich ziemlich amüsant ist.“

„Du hast dich halt zum positiven geändert“, antwortete Alice mit einem Lächeln.

„Ja, wegen dir.“

Als das Mädchen die Nachricht gelesen hatte, legte sie ihr Handy kurz zur Seite. Ryan hatte Recht. Eigentlich war er erträglicher, seit sie sich im Internet bei diesem Chat kennen gelernt hatten, den sie mal nebenbei gesagt nur als Langerweile besucht hatte. Was Ryan dort gesucht hatte, wusste sie bis jetzt noch nicht, aber sie nahm an, dass er einfach seinen Spaß haben wollte, indem er Mädchen anmachte.

„Kann sein, ich kann dich nur beurteilen von dem Tag an, an dem wir uns kennen gelernt haben“, schrieb sie zurück.

„Glaub mir einfach, du hast einen guten Einfluss auf mich. Ich weiß zwar immer noch nicht, ob ich das wirklich so toll finde, dass du aus mir einen besseren Menschen machst, aber ich glaube, ich sollte dir dankbar sein.“

„Das hör ich gerne. Ich finde es zwar noch immer eigenartig, dass wir uns nur durchs Schreiben kennen, aber ich denke, wenn wir uns auf normale Art kennen gelernt hätten, wären wir nicht so offen zu einander.“

„Ich weiß nicht. Ich glaube sogar, dass wir zu einander gefunden hätten, wenn wir uns persönlich kennen würden.“

„Wieso?“

„Ist so ein Gefühl. Zwischen uns stimmt es einfach. Nur wären wir dann wahrscheinlich mehr als nur Freunde, dafür hätte ich schon gesorgt. So ein Mädchen wie dich, würde ich nie gehen lassen.“

Alice musste wieder lächeln. Was Ryan ihr da offenbarte, klang so gar nicht nach ihm, aber es gefiel ihr. Er mochte sie, er mochte sie wirklich. Und das Ganze hörte sich an, als ob er es ernst meinen würde … Aber Moment mal.

Diese Worte waren an onetimegirl gerichtet, nicht an sie. Er war so überwältigt von onetimegirl, nicht von seiner Freundin Alice. Sofort verwandelte sich ihr Lächeln in ein ernstes Gesicht und der Griff um ihr Handy wurde auch fester.

Was dachte er sich eigentlich? Er konnte doch nicht einfach so von onetimegirl schwärmen, wenn er eine Freundin hatte! Das konnte er ihr doch nicht einfach verheimlichen!

Okay, Alice hatte Ryan auch noch nicht erzählt, dass sie einen Chatpartner hatte, aber er war doch derjenige, der sie als blackunfaithfulangel anbaggerte, sie schrieb als onetimegirl nichts Schlimmes, was sie zu verheimlichen hätte. Das machte doch einen gewaltigen Unterschied!

Nun war es so weit, sie war stinksauer. Gerade hatte sie gedacht, dass Ryan vielleicht doch nicht so ein Arsch war, aber anscheinend konnte er es einfach nicht bei einem Mädchen belassen. Sie hätte es besser wissen müssen …

Aber sie wollte ihm auf jeden Fall noch eine Chance geben. Sie würde ihn einfach indirekt darauf ansprechen und wenn er es nicht leugnete und zugab, dass er eine Chatpartnerin hatte, die ihm sehr viel bedeutete, würde sie noch mal ein Auge zudrücken. Immerhin handelte es sich hier ja um sie selbst …

„Wer weiß, vielleicht bin ich im echten Leben ganz anders. Es ist besser so wie es ist. Besser wir finden nie heraus, wer wir wirklich sind“, antwortete sie ihm dann.

„Ja, kann sein, aber das glaube ich nicht, immerhin ‚kenne‘ ich dich jetzt schon mehrere Monate. Irgendwann wird es dazu kommen.“

„Muss es nicht“, schrieb sie zurück und legte anschließend das Handy weg.

Alice legte sich seitlich auf die Couch und blieb einfach so liegen. Es war doch gerade so gut gelaufen, warum musste Ryan alles kaputt machen? Ihr hätte eigentlich klar sein müssen, dass irgendwann etwas sein würde. Immerhin war es Ryan. Sie konnte noch immer nicht ganz glauben, dass sie beide ein Paar waren, obwohl sie ihn vor gar nicht allzu langer Zeit gehasst hatte.
 

Honoka öffnete langsam ihre Augen. Grelles Licht blendete sie, sodass sie sie sogleich wieder zukniff. Ihr Kopf tat weh und sie fühlte sich sehr müde, obwohl sie gerade geschlafen hatte. Am liebsten würde sie sich wieder auf die Seite rollen und weiterschlafen, doch plötzlich nahm sie eine Stimme war, die ihren Namen sagte.

Sie konnte sie nicht hundertprozentig jemanden zuordnen. Irgendwie war sie total verwirrt. Doch trotzdem raffte sie sich dazu auf, ihre Augen noch einmal zu öffnen und ihren Kopf auf die Seite zu drehen, von wo die Stimme gekommen war. Als sie Rico auf einem Hocker sitzen sah, war sie plötzlich hell wach.

„Hey, wie geht’s dir?“, fragte der Junge mit sanfter Stimme, wie sie sie noch nie bei ihm gehört hatte.

Das Mädchen war überrascht und überwältigt zugleich. Wenn sie ihn so reden hörte, konnte man meinen, dass er keiner Fliege etwas zu leide tun würde. Rico schien sich wirklich Sorgen um sie zu machen. Aber warum? Sie hatte keine Ahnung, was passiert war, aber egal was es war, sie dankte diesem Ereignis!

„Es dreht sich alles und mein Kopf tut weh“, antwortete sie ihm leise, das Sprechen war anstrengend, „Ich hab keine Ahnung was passiert ist ...“

„Kein Wunder, du hast auch eine leichte Gehirnerschütterung“, erklärte er ihr und legte ihr anschließend seine Hand auf die Stirn, „Und Fieber auch noch ein wenig.“

Honoka spürte wie ihre auf einmal das Blut in die Wangen schoss. Solche Gesten war sie von Rico ja gar nicht gewohnt. Aber sie hatte absolut nichts dagegen. Im Gegenteil, seine kühle Hand war angenehm und es breitete sich ein wohlwonniges Gefühl in ihre aus. Als er die Hand wieder wegnahm, war sie sogar etwas enttäuscht.

„Weißt du wirklich gar nichts mehr?“, wollte er ungläubig wissen, woraufhin sie den Kopf schüttelte, „Du hast mir das Leben gerettet. Nach dem Digimon-Kampf wurde ich fast von einem Brocken erschlagen, der von der Veranstaltungshalle abgebröckelt war, doch du hast mich weggeschubst. Deswegen hat es dann dich getroffen.“

Dunkel erinnerte sie sich wieder … An den Kampf, dass sie sich an Rico geklammert hatte und einen Brocken … ja und die höllischen Schmerzen. Doch komischerweise spürte sie jetzt überhaupt nichts.

„Ich wurde wirklich unter dem Brocken begraben?“

„Ja, deswegen hast du jetzt auch einen gebrochenen Arm und viele Kratzer“, gab er zurück und sah sie dabei mitleidig an.

Geschockt sah Honoka an sich hinunter. Tatsächlich, ihr linker Arm war eingegipst. Das hatte sie von ihren waghalsigen Aktionen … Aber ihr war es lieber so, als wenn Rico etwas passiert wäre. Das würde schon wieder heilen, war ja nur ein gebrochener Arm.

„Haha, das hab ich bis jetzt gar nicht mitbekommen, ich spür noch gar nichts“, tat sie es lachend ab.

„Du bist ein Dummerchen“, meinte er, woraufhin sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah, „Wie kannst du so etwas tun? Anstatt mich wegzustoßen, hättest du einfach ausweichen können. Das war leichtsinnig von dir.“

Rico war nicht sauer, er sagte diese Worte mit so einer Besorgnis, dass sie einfach nur gerührt davon war. Verständlicherweise konnte er ihre Aktion nicht nachvollziehen. Er wusste nicht, was man alles für einen Menschen tat, der einem so wichtig war. Aber das war okay für sie, sie erwartete keine Gegenleistung.

„Ich weiß“, stimmte sie ihm zu und lächelte, „Aber das war eben mein erster Gedanke, ich wollte nicht, dass dir etwas passiert.“

„Ich bin dir was schuldig“, meinte er seufzend, „Ich weiß gar nicht, wie ich mich dafür erkenntlich zeigen soll …“

„Nein, ich will keine Gegenleistung!“, demonstrierte sie, während sie ihn ernst anblickte, „Ich hab das nur getan, weil ich dich gern hab und von Menschen die man gerne hat, braucht man nichts zurück. Fühl dich jetzt zu nichts verpflichtet! Behandel mich einfach so, wie du es immer getan hast!“

„Du bist echt ein seltsames Mädchen, weißt du das?“, fragte er mit einem Lächeln im Gesicht.

„Ja na klar, das hör ich oft“, antwortete sie grinsend.

Plötzlich wurde die Tür geöffnet, woraufhin Rico aufsah. Honoka versuchte es auch, schaffte es aber nicht, sich umzudrehen. Yukiko stand im Türrahmen.

„Hi“, meinte sie zaghaft, „Stör ich?“

„Nein, komm her, Yukiko!“, forderte Honoka sie auf, woraufhin das purpurhaarige Mädchen grinste und gehorchte.

„Wie geht’s dir?“, erkundigte sie sich gleich, nachdem sie ihre beste Freundin umarmt hatte.

„Es geht so, ich spür inzwischen nur meinen Kopf, sonst nichts“, scherzte sie, woraufhin auf einmal weitere Leute bei der Tür herein stürmten.

„Honoka!“, meinte Frau Karazu besorgt, als sie mitsamt der ganzen Familie und Mushiazui das Bett umkreiste, „Wie fühlst du dich?“

„Hättet ihr nicht alle auf einmal kommen können? Ich muss jetzt schon zum dritten Mal diese Frage beantworten“, bemerkte das Mädchen nur lachend.

Rico war aufgestanden und beobachtete nun die Leute von Distanz aus. Honokas Familie war sofort gekommen, nachdem die Krankenschwester bei ihr angerufen hatte. Yukiko hatte er selbst informiert. Er hatte ausgesagt, dass er mit Honoka spazieren gewesen war und plötzlich ein Brocken herunter gerollt gekommen war. Dass sie vorher einen Digimon-Kampf bestritten hatten, musste ja keiner wissen.

Der Junge konnte noch immer nicht fassen, was sie für ihn getan hatte. Sie hatte ihm das Leben gerettet und dafür ihres aufs Spiel gesetzt … hätte er dasselbe getan? Wahrscheinlich schon, aber sicher war er sich da nicht. Irgendwie war es auch etwas anderes, ob ein Mädchen einen Jungen rettete oder ein Junge ein Mädchen. Ersteres war nicht so selbstverständlich.

Auch wenn Honoka ihm versichert hatte, dass er nicht in ihrer Schuld stand, konnte er das nicht einfach vergessen. Wer wusste schon, was mit ihm jetzt wäre, wenn sie nichts unternommen hätte … Er musste auf jeden Fall netter zu ihr sein, das war das Mindeste, was er tun konnte. Vielleicht würden sich ja irgendwann Situationen ergeben, wo er sich revanchieren konnte.
 

Überrascht sah Hime auf, als es an der Tür läutete. Ihre Eltern waren gerade auf einen Abendspaziergang gegangen, also war sie mit Fikadamon alleine zu Hause. Das Mädchen stellte ihr Abendessen, das sie so eben zubereitete hatte, zur Seite und marschierte ins Vorzimmer.

Sie öffnete die Eingangstür und blickte die Person, die vor ihr stand mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Sie hatte diesen jungen Mann noch nie zuvor gesehen.

Etwas in ihr drängte sie, die Tür einfach wieder zuzumachen und nichts mit dieser Person zu reden. Doch wiederrum sträubte sie sich dagegen, weil sie nicht aufhören konnte, ihn anzustarren. Nicht nur wegen seines guten Aussehens, sondern auch wegen seinen Augen. Er sah sie so eindringlich an, dass ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief.

„Guten Abend, schöne Dame“, begrüßte er sie, woraufhin er ihre Hand ergriff und ihr einen Handkuss gab.

Hime war so perplex, dass sie einfach nur da stand und den jungen Mann noch immer ungläubig anstarrte. Was war das denn für ein Typ? Sie sollte ihn wieder fortschicken. Jetzt .Schnell. Sie hatte ein ungutes Gefühl.

„Guten Abend“, gab sie so freundlich wie möglich zurück, zog aber ihre Hand weg, „Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Oh, ich denke nicht, dass du mir helfen kannst“, antwortet er und kam ihrem Gesicht anschließend mit rot funkelnden Augen sehr nahe, „Ich will nur meinen Spaß.“

Schnell wich das Mädchen zurück und wollte die Tür zuschmeißen, doch der Typ stellte seinen Fuß dazwischen. Vor Aufregung keuchend drückte sie die Tür so fest es ging zu, doch es half alles nichts. Sie kniff die Augen zusammen und spürte wie die Angst in ihr hoch kam. Nein, das konnte nicht sein.

„Hime, was ist passiert?!“, fragte Fikadamon geschockt, als es seinen Partner so sah.

„Streng dich nicht unnötig an“, lachte der junge Mann von draußen, „Ich komm soundso rein.“

„Hime!“, meinte das Digimon erneut, da es noch keine Antwort bekommen hatte.

„Er soll wieder gehen“, erwiderte das Mädchen verzweifelt und mit wackeliger Stimme.

„Aber wer ist denn da draußen?“, fragte Fikadamon.

Plötzlich wurde so ein Druck auf die Tür ausgeübt, dass Hime zurück wich, weil sie ansonsten wahrscheinlich gegen die Mauer geklatscht wäre. Sie stellte sich sofort an eine Mauer, in der Nähe ihres Digimons und beobachtete wie eine Kreatur ihr Haus betrat.

Sie hatte gewaltige Flügel, Hörner auf dem Kopf und unheimlich rote Augen. Es sah dem D-Hue, dem sie schon dreimal begegnet waren, sehr ähnlich, nur dass dieses eindeutig von der männlichen Sorte war.

„Hime, Hime“, meinte es, als es langsam auf sie zu ging und sich währenddessen wieder in den gutaussehenden jungen Mann zurück verwandelte, „Warum bist du denn so nervös?“

Fikadamon hatte sich sofort kampfbereit gemacht und war bereit, Hime um jeden Preis zu beschützen. Es schoss einen Harpunenpfeil auf das D-Hue ab, doch es zuckte nicht einmal und blieb dann einen halben Meter vor dem Mädchen stehen, sich mit einer Hand an der Mauer hinter ihr abstützend. Sie presste sich so stark gegen sie, wie es nur ging.

„Wehe du tust ihr etwas!“, drohte Fikadamon.

Es sprang das D-Hue an, doch es wehrte es mit einer Handbewegung, als wäre es eine lästige Fliege, einfach ab. Das Digimon flog gegen eine Mauer und landete dann am Boden. Nach wenigen Sekunden rappelte es sich aber schon wieder auf.

„Lass mich digitieren, Hime!“, forderte es das Mädchen auf.

Hime griff nach ihrem D-Maak, doch als ihre Tasche mit ihrer Hand durchsuchte, fand sie es nicht. Plötzlich wurde ihr das Gerät vors Gesicht gehalten. Das D-Hue ließ es von seinem Finger baumeln.

„Na, na, na“, bemerkte es grinsend, „Du suchst nicht zufälligerweise das hier?“

„Gib es wieder her!“, entgegnete Hime und wollte sich ihr D-Maak wieder zurück holen, doch das D-Hue streckte seine Hand zur Seite, sodass sie es nicht erwischen konnte.

„Ohne dem könnt ihr nicht digitieren, das stimmt also wirklich“, ignorierte es sie und steckte das Gerät anschließend in seine Hosentasche, „Wie armseelig.“

„Lass deine dreckigen Finger von Hime!“, meinte Fikadamon und wollte schon wieder angreifen.

„Nein, lass es“, bemerkte Hime aber, woraufhin es inne hielt, „Auf dem Rookie-Level kannst du nichts ausrichten, du wirst nur verletzt.“

„Schlaues Mädchen“, kommentierte der Typ, „Aber keine Angst, ich hab nicht vor, dir etwas zu tun, es sei denn, du zickst zu viel herum.“

„Warum bist du dann hier?“, fragte sie, als sie ihn nun wieder anblickte.

„Ach weißt du, ich will mich nur ein bisschen mit dir unterhalten und meine Gegner auskundschaften. Es schadet nie, seine Feinde zu kennen“, antwortete er, als wäre das kein ernstes Thema.

„Du siehst aus wie ein ganz normaler Mensch, ich hab erst erkannt, dass du ein D-Hue bist, als ich deine Augen rot funkeln hab sehen“, erwiderte das Mädchen, während sie versuchte, die Ruhe zu bewahren.

„Tja, das ist einer der vielen Dinge, die D-Hue können. So fallen wir weniger auf in der realen Welt, findest du nicht?“, fragte er, bekam aber keine Antwort von ihr, „Ich bin übrigens Chris, Chris Araiwa und du musst Hime Inoue sein, wenn mich nicht alles täuscht.“

„Ja, die bin ich.“

„Sehr gesprächig bist du ja nicht gerade“, bemerkte er etwas traurig und hob mit seiner Hand ihr Kinn ein wenig an, „Hast du etwa Angst? Ja, natürlich hast du Angst. Ich kann es hören, dein Herz, wie schnell es schlägt, deine unregelmäßige und schnelle Atmung. Du verströmst einen Geruch von Angst.“

Dieser Chris hatte Recht. Sie hatte Angst. Warum mussten immer ihr die D-Hue so nahe kommen? Auch wenn er jetzt aussah, wie ein ganz normaler Mensch, hatte sie doch das Bild von seiner wahren Gestalt vor Augen.

„Ich erzähl dir jetzt einmal was“, erklärte das D-Hue, während es ihrem Gesicht näher kam, „Wir brauchen euch eigentlich nicht. Wir brauchen nicht einmal die Steine. Wir könnten euch einfach so zertrampeln, dazu sind wir stark genug. Es ist nur so, dass unser lieber Herr Anführer ein Perfektionist ist. Er will die ultimative Macht. Nur deswegen seid ihr noch am Leben.“

Hime schauderte, als sie diese Worte hörte. Ido hatte ihnen zwar erzählt, dass die D-Hue stark genug waren, um sie alle zu töten, aber es von einem selbst zu hören, machte es so real …

„Ihr habt einen Anführer?“, fragte sie dann, um von dem grusligen Thema abzulenken.

„Na sicher haben wir das. Jede gute Truppe hat doch einen Anführer, oder?“, meinte er, woraufhin er überraschenderweise von ihr abließ und die Hände in die Hosentasche steckte.

Von einer holte er das D-Maak heraus und warf es dem Mädchen anschließend zu. Hime fing es, wobei es ihr aber fast hinunter gefallen war. Sie hielt es nun fest in beiden Händen und stand noch immer fest an die Mauer gedrängt.

„Ich will, dass du kein Sterbenswörtchen darüber verlierst, dass ich da war, okay?“, stellte Chris klar.

„Was wenn doch?“

„Dann werde ich mich vielleicht einmal gegen die Anweisungen meines Chefs stellen und deine kleinen Freunde töten, oder auch dich, je nach dem, wie ich Lust dazu habe“, erklärte er und marschierte zu Tür, die noch immer offen stand, „Wir sehen uns, Hime.“
 

Und schon wieder gab es einen Lebensrettungsaktion XP

Falls ihr euch dunkel erinnern könnt, Alice hat Ryan auch schon einmal vor dem Tod bewahrt, damals am Bahnsteig … das ganze ist nicht sehr einfallsreich, ich weiß, tut mir leid ^^‘

Ob Alice sich da nicht wieder irgendwo hineinreitet? Die Sache mit der Wahrheit ist anscheinend nicht so einfach …

Kiripurin

Training für alle

Hime sank an der Wand zum Boden hinunter. Das Mädchen ließ einen erleichterten Seufzer aus und wagte es nun wieder lange ruhige Atemzüge zu machen, dabei schloss sie ihre Augen. Sie musste sich beruhigen. Das D-Hue war weg.

„Hime!“, meinte Fikadamon besorgt, während es zu ihr hinflog, „Wie ist dein Wohlbefinden?“

„Alles okay, es … er hat mir nichts getan“, antwortete sie, woraufhin sie gleich aufstehen wollte.

Ihre Beine zitterten, was dazu führte, dass sie beim ersten Versuch sofort wieder auf ihren Hintern fiel. Kopfschüttelnd strich sie mit ihren Händen ein paar Mal über ihre Beine und probierte es ein zweites Mal, jetzt erfolgreich. Ihr Gang war noch immer wackelig, aber immerhin schaffte sie es jetzt zur Tür, um diese zu schließen.

„Dein Erscheinungsbild sagt mir aber etwas anderes“, warf das Digimon ein, als es beobachtete, wie sein Partner zurück in die Küche ging.

„Das ist nur der Schock, mach dir keine Sorgen“, wollte sie es beruhigen, nahm sich ihr fertiges Abendessen und setzte sich anschließend an den Esstisch, „Ich frag mich nur, ob mehr hinter dieser Aktion steckt, oder ob er das wirklich nur aus Langerweile gemacht hat. Ich meine, was bringt sich das, wenn er mir droht und sagt, wie mächtig sie nicht sind, wenn ich es keinem erzählen darf?“

„Ich kann dir leider mit keinem Rat helfen“, gab Fikadamon, das inzwischen auf einem Sessel gegenüber von Hime Platz genommen hatte, traurig zurück, „Mir erscheint das alles auch sehr mysteriös … Wirst du es den anderen sagen?“

„Nein, dafür habe ich viel zu viel Angst, dass er seine Drohung wahr machen wird. Wir können froh sein, dass wir überhaupt noch leben, da will ich nicht so ein Risiko eingehen.“

„Das kann ich gut nachvollziehen. Dann bleibt das ein Geheimnis zwischen uns.“

„Ja, da hast du Recht“, entgegnete sie mit einem Lächeln und streckte dem Digimon die Hand entgegen.

Fragend blickte es abwechselnd Hime und ihre Hand an. Es schien nicht wirklich zu verstehen, was das Mädchen damit bezwecken wollte. Also wartete es einfach auf eine Erklärung.

„Wir geben uns die Hand … und die Flosse darauf“, erklärte sie, woraufhin ihr Partner aber noch immer nicht viel schlauer war, „Als Versprechen.“

„Ach so, gut …“, war es einverstanden und streckte nun auch seine Flosse aus.
 

Am nächsten Morgen wurde Honoka bereits vom Krankenhaus entlassen. Ihr Vater war gekommen, um sie abzuholen und trug ihre Tasche, mit den wenigen Sachen, die ihre Familie gestern noch gebracht hatte, als sie durch den Ausgang des Gebäudes marschierten.

Das Mädchen betrachtete ihren Gipsarm, was dazu führte, dass sie an Rico denken musste. Das würde wohl auch noch so lange sein, bis sie ihren Arm wieder normal bewegen konnte. Nicht dass sie nicht schon oft genug an den Jungen denken musste, jetzt kam das auch noch dazu …

„Honoka!“, hörte sie plötzlich Rico ihren Namen rufen, woraufhin sie stehen blieb und sich überrascht umdrehte.

Rico kam mit Nayuta auf sie zu. Sie und ihr Vater waren nur noch wenige Meter vom Auto entfernt. Der Mann war noch ein paar Schritte gegangen, hatte dann aber angehalten, als er gemerkt hatte, dass seine Tochter nicht nachkam.

„Ich komm gleich“, erklärte sie Herrn Karazu, als sie sich ihm zuwandte und grinste, „Du kannst dich ja inzwischen ins Auto setzen.“

Ihr Vater sah nicht begeistert aus und schien Rico und Nayuta noch einmal zu mustern, ging dann aber ohne ein Wort. Das Mädchen ging den zwei Jungs entgegen und fragte sich, was sie wohl von ihr wollten.

„Hey, was macht ihr denn hier?“, erkundigte sie sich neugierig.

„Rico wollte dich noch unbedingt im Krankenhaus besuchen, weil er sich so schlecht fühlt wegen gestern“, erklärte der Kleine und ignorierte den bösen Blick, den er von seinem besten Freund zugeworfen bekam, „Schicker Gipsarm übrigens.“

„Danke, ihr dürft, nein ihr müsst dann alle unterschreiben“, gab sie munter und heiter zurück.

„Tuts denn gar nicht weh?“, fragte Nayuta.

„Nein, ich hab ein paar Schmerzmittel intus, aber das kommt bestimmt noch“, lachte sie, während sie sich mit der gesunden Hand am Kopf kratzte, „Aber das halt ich schon aus, immerhin war es das wert.“

„Naja, es wäre auch anders gegangen“, bemerkte Rico so nebenbei, ohne sie dabei anzusehen.

„Darüber wollen wir nicht mehr diskutieren, haben wir doch schon gestern.“

Honoka fand es niedlich, dass Rico ein schlechtes Gewissen hatte. Er musste zwar keines haben, aber trotzdem freute sie sich darüber, dass er um sie besorgt war. Vielleicht hatten sie nur etwas gebraucht, um die Mauer zwischen sich niederzureißen. Vielleicht würde er jetzt offen dafür sein, sie näher kennen zu lernen.

„Wir haben heute unseren letzten Trainingstag“, erklärte Rico, vom Thema ablenkend.

„Ach ja stimmt, das wird sicher lustig mit dem Gipsarm“, erwiderte sie, während sie versuchte ihn zu bewegen, was aber erfolglos blieb, doch dann wandte sie sich wieder Rico zu, „Aber Moment mal, warum wir? Du hast dein Training doch schon hinter dir.“

„Das ist der andere Grund, warum wir hier sind“, meinte Nayuta, „Ido hat mir gesagt, dass er am letzten Tag gerne alle da haben möchte, damit wir wirklich alle auf demselben Level sind. Und ja, es geht bereits am Vormittag los, also in ein paar Stunden.“

„Hat er mitbekommen, dass ich eingeschränkt bin?“, erkundigte sie sich mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Ja, hat er, aber das macht nichts, er findet schon etwas für dich, zumindest war er der Meinung“, antwortete er, schien da aber auch seine Zweifel zu haben.

„Naja wir werden sehen“, meinte das Mädchen, woraufhin ein Autohupen ertönet, „Ich glaube, ich sollte dann gehen. Oder gibt’s noch was?“

„Nein, das war alles“, gab Rico zurück, woraufhin sich Honoka verabschiedete und zu ihrem Vater ging.

„Das war nicht deine Schuld, Rico“, bemerkte auch Nayuta noch einmal, als er sah, wie der Junge ihr hinterher schaute.

„Jaja, ich weißt“, entgegnete er, auch wenn er es nicht so meinte.
 

Honoka, Nayuta und Yukiko hatten das Tor die letzten Male bereits alleine passieren müssen. Sie und Rico kannten sich also schon aus, deswegen führten sie die restlichen vier zu der richtigen Stelle.

„Mir ist irgendwie unwohl bei dem Gedanken, mich in einen Geist zu verwandeln“, bemerkte Shunichi, als sie vor dem Tor standen.

„So schlimm ist es nicht“, meinte Honoka aufmunternd, „Wir drei hatten zwar am Anfang Probleme, aber ihr solltet das aushalten und man gewöhnt sich daran.“

„Okay“, erwiderte er, noch nicht ganz überzeugt.

„Na ich bin gespannt, ob uns der alte Mann noch was beibringen kann“, bemerkte Ryan, während er seine Zigarette austrat.

„Bestimmt, wenn es auch nur Kleinigkeiten sind“, war sich Hime sicher.

„Wir müssen uns alle an den Händen halten und dürfen nicht los lassen, damit wir alle an derselben Stelle landen“, erklärte Nayuta, woraufhin er gleich Yukikos Hand ergriff, die neben ihm stand.

„Händchenhalten? Ist das dein Ernst?“, erkundigte sich Ryan skeptisch, kam aber nicht drum rum, da Alice schon seine Hand hielt, zum Glück hatte er auf der anderen Seite keinen Nachbarn.

„Ja, mein voller Ernst, seid ihr alle bereit?“, fragte Nayuta nochmal nach.

„Jap, kann los gehen“, antwortete Alice und auch die anderen schienen nichts dagegen zu haben.

Also wagten sie den Sprung in die verlorene Welt, Nayuta voraus. Obwohl die vier schon viele Weltensprünge hinter sich hatten, fühlte es sich noch immer irgendwie seltsam an …
 

Shunichi öffnete langsam seine Augen. Kaum war er zu Bewusstsein gekommen, durchwanderte ein komisches Gefühl seinen Körper. Er wollte seine Hände bewegen, was er auch schaffte, doch lief alles um ein paar Sekunden langsamer ab als gewöhnlich. Als wäre er ein altes Gerät, dass schon jahrelang nicht mehr benutzt worden war. Bereits nach kurzer Zeit ließ die Steifheit jedoch nach, was er gleich ausnutzte, um sich auf den Rücken zu rollen.

„Scheiße, ich fühl mich wie ein Übergewichtiger, der versucht seine Muskeln unter dem ganzen Fett zu bewegen“, hörte er Ryan auf einmal fluchen, woraufhin Shunichi erleichtert seufzte.

„Ich hätte mich zwar mit etwas anderem verglichen, aber ja, ich glaub ich kann das nachvollziehen“, entgegnete der Junge, als er sich aufsetzte.

„Erstaunlich, dass wir alle schon wach sind“, bemerkte Honoka, die schon voll motiviert und mit den Händen in die Hüften gestemmt da stand, „Und dass ihr Neulinge schon wach seid, auch. Aber das zeigt gut, dass wir mittlerweile alle circa auf dem gleich Level sind. Übrigens ist das cool, wenn ihr mal die Neulinge seid und wir, die noch nicht so langen Digi-Ritter, die, die sich auskennen.“

„Jaja, ganz toll“, gab Ryan zurück, als er sich mühsam aufrappelte.

Nach wenigen Minuten hatten sich alle wieder gefangen. Ihnen war aufgefallen, dass sich die Digimon, die sich bei der Reise in die andere Welt in ihren D-Maaks befunden hatten, ebenfalls neben ihnen befanden. Anscheinend befreiten sie sich automatisch aus den Geräten. Das war bis jetzt nicht einmal Honoka, Nayuta und Yukiko aufgefallen, weil ihre Partner beim passieren des Tores immer außerhalb des D-Maaks waren.

„Da seid ihr ja endlich“, meinte Ido, als er zu der Gruppe stieß, „Ich hab schon auf euch gewartet.“

Nach einem kurzen Gespräch machten sie sich dann auf zu Idos Haus. Diejenigen, die es noch nicht gesehen hatten, staunten nicht schlecht, doch der alte Mann nahm sich keine Zeit für eine Hausführung, sondern lotste die Truppe gleich zu den Trainingsplätzen.

„Ihr seid alle informiert, warum alle heute hier sind?“, fragte Ido, nachdem er sich allen zugewandt hatte.

„Ja, das hat uns Nayuta schon erklärt“, antwortete Hime.

„Sehr gut. Ich will nämlich auf die Schwächen jedes einzelnen eingehen. Das heißt wir werden wohl alle Trainingsanlagen gleichzeitig nutzen.“

„Und was soll ich inzwischen machen?“, erkundigte sich Honoka, als sie ihren Gipsarm in die Höhe streckte.

„Keine Sorge, für dich hab ich auch etwas“, meinte er zuversichtlich.

„Dann zeigen Sie uns bestimmt auch, was wir tun können, damit unsere Partner mit Hilfe der Lapidra das Ultra-Level erreichen können“, bemerkte Ryan herausfordernd und mit verschränkten Armen.

„Ich hab euch doch bereits gesagt, dass ihr euch nur selbst besiegen müsste, das ist der ganze Zauber“, ließ er sich von dem Jungen nicht provozieren.

„Mich selbst besiegen … da muss doch noch irgendetwas anderes dahinter stecken, Sie verraten es uns nur nicht“, glaubte es der Weißhaarigen nicht ganz.

„Sei doch nicht so misstrauisch“, mischte sich Rico ruhig ein, „Wenn Ido mehr wissen würde, würde er es uns sagen, immerhin geht es hier um mehr, als die reale Welt vor ein paar Digimon zu beschützen. Es geht um die Existenz aller Welten. Er hilft uns schon so gut er kann.“

„Rico hat Recht. Außerdem sollten wir uns ohnehin nicht so viel auf Ido verlassen. Wir müssen eigentlich stark genug sein, um uns selbst zurecht zu finden“, bemerkte nun sogar Alice, woraufhin sie sich an den alten Mann wandte, „Also, fangen wir an, bevor sich hier noch jemand die Köpfe einschlägt.“

„Du nimmst deine Rolle als Anführerin wohl ziemlich ernst“, entgegnete ihr dieser mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln im Gesicht.

„Auch, aber … Das hat nichts damit zu tun“, gab sie verlegen zurück und starre dabei zu Boden, „Ich will nur helfen.“

„Okay, als erstes, werde ich euch alle auf einmal beim Kämpfen gegen ein simuliertes D-Hue beobachten. So werden mir am besten eure Schwächen bekannt.“

„Ist das gefährlich?“, fragte Hime unsicher, „Ich meine … kann uns und unseren Partnern etwas passieren?“

„Wenn ihr unvorsichtig seid, dann schon“, antwortete Ido, „Aber ich habe die Kontrolle über das D-Hue, das heißt, bevor es gefährlich wird, schalte ich es ab, ich passe schon auf euch auf. Ihr empfindet hier übrigens keine Schmerzen, ihr könnt nur vor Erschöpfung zusammenbrechen.“

Ryan legte seine Hand auf Alice‘ Taille und zog sie an sich ran. Das Mädchen musste an die gestrige Unterhaltung denken. Sie war sauer auf ihn, aber das durfte sie sich nicht anmerken lassen. Trotzdem fühlte es sich komisch an. Sie fragte sich, wie oft er wohl an onetimegirl dachte.

„Das war aber nicht nett“, flüsterte er ihr leise ins Ohr.

„Ich hab nur gesagt, was ich für richtig halte“, erwiderte sie unbeeindruckt.

„Schon okay, du musst ja nicht immer meiner Meinung sein“, meinte er und küsste sie anschließend auf die Wange.
 

Die acht Digi-Ritter und ihre Digimon standen nun in einem riesigen hohen weißen Raum. Die Umgebung war sehr irritierend, immerhin hatten sie bis jetzt immer nur an alltäglichen Schauplätzen gekämpft. Diejenigen, die mit dem Teleportieren und den Simulationen noch keine Erfahrungen hatten, waren etwas aufgeregt, wie das Ganze wohl ablaufen würde.

Es dauerte nicht lange, bis das D-Hue erschien. Es sah etwas anders aus, als das, das ihnen schon so oft begegnet war und auch anders als das, das Hime gestern besucht hatte. Aber es war definitiv weiblich.

Kaum hatte das Wesen die Digi-Ritter bemerkt, kam es schon auf sie zugeflogen. Schnell digitierten die Digimon aufs Champion-Level und stellten sich dem D-Hue entgegen.

Das Ganze lief ab, wie ein normaler Kampf und der Gegner war auch so stark, wie ein echter. Deswegen schafften es die Digimon nicht, ihn zu besiegen, auch wenn sie ihr Bestes gaben.

Als dann schon alle geschlagen am Boden lagen, verschwand das D-Hue plötzlich. Für eine Sekunde waren alle überrascht, doch dann erinnerten sie sich, dass Ido ja gesagt hatte, dass er es abschalten würde, falls sie unterliegen sollten. Sie waren nicht einmal in der Lage, ein simuliertes D-Hue zu besiegen, auch wenn sie schon nahe dran gewesen waren …
 

Ryan sah Rico, der ein paar Meter neben ihm stand, herablassend aus dem Augenwinkel aus an. Der Junge war genervt. Von Rico, von Ido, von dem Ganzen hier. Warum musste er unbedingt mit diesem Typen trainieren?

Ido hatte gemeint, dass Rico und Ryan mit ihren Partnern die stärksten Teams bilden würden. Körperliches Training wäre bei ihnen nicht nötig, nur das Teamwork wäre verbesserungswürdig. Und da beide dasselbe Problem hatten, hatte der alte Mann sie in einen Trainingsraum gesteckt, indem sie gemeinsam gegen ein simuliertes Digimon kämpfen mussten.

Ido hatte ihnen aber zuvor noch etwas erklärt, nämlich dass es besonders wichtig war, sich auf den Kampf zu konzentrieren, um seinem Partner Kraft zu geben. Bei jeder Bewegung sollte man im Geiste bei seinem Digimon sein. Anscheinend machten das die Erfahreneren schon automatisch, Ryan hatte nämlich keine Probleme damit.

„Ryan! Konzentrier dich!“, ertönte plötzlich Idos Stimme von irgendwo her.

„Jaja, keinen Stress“, entgegnete er nur, woraufhin er sich wieder dem Kampf widmete.

Plötzlich wurde ihr Gegner von hinten von einem anderen Digimon attackiert. Metalltakomon. Ach ja, die beiden waren ja auch hier. Das hatte er fast vergessen. Aber unbedingt besser machte das das Ganze auch nicht.

Yukiko und ihr Partner waren hier, weil Takomon ein Problem mit dem Zusammenarbeiten hatte. Außerdem hatte Ido zuvor erklärt, dass das Mädchen mehr aus sich heraus kommen sollte. Er war sich sicher, dass sie gute Pläne während des Kämpfens im Kopf hatte, nur sollte sie diese auch in die Tat umsetzen und nicht immer nur auf die anderen schauen, was die gerade machten.

Yukiko war überhaupt nicht überzeugt von dieser Idee. Sie agierte lieber im Hintergrund, ohne viel aufzufallen, das war auch bei den Kämpfen so. Sie führte lieber Befehle aus, als selbst welche zu geben, so blöd das auch klingen mochte. Sie wollte nicht die Verantwortung tragen, dass der Plan auch gelang. Natürlich wäre es keine große Sache, wenn das nicht der Fall wäre, aber das war nicht sehr förderlich für ihr Selbstwertgefühl.

Wie dem auch sein, hinzu kam auch noch, dass Ido ausgerechnet Rico und Ryan mit ihr in einen Raum gesteckt hatte. Ryan konnte sie nicht leiden, dass wusste sie und vor Rico hatte sie einfach viel zu viel Respekt. Sie mochte ihn ja, aber sie hatte einfach zu viel Angst, sich vor ihm zu blamieren. Dasselbe galt auch für den anderen Jungen.

Sie hasste sich für diese Gedanken, wirklich. Es war eben nicht so einfach für sie, über ihren eigenen Schatten zu springen, auch bei so kleinen Dingen. Aber Ido enttäuschen wollte sie auch nicht … Sie würde ja nicht nur ihn enttäuschen, sondern auch sich selbst. Warum musste sie eigentlich alles so kompliziert machen?

Nein, sie durfte nicht so viel unnötiges Zeugs denken. Sie musste sich wieder auf den Kampf konzentrieren, sonst würde sich das schlecht auf Metalltakomon auswirken und das wollte sie nicht. Vor allem weil Ido sie deswegen sogar gelobt hatte. Dass sie immer so schön bei der Sache war und das Band zwischen ihr und ihrem Partner bereits so groß war.

Bakutamon und Icemon stürmten gerade gleichzeitig auf den Gegner zu, doch das war nicht abgesprochen, dass erkannte sie sofort. Wenn das böse Digimon ausweichen würde, würden die zwei zusammenkrachen, das sah sie schon kommen.

Aber was konnte sie tun? Blöde Frage, sie aufhalten natürlich! Und Metalltakomon würde ihr dabei helfen.

„Metalltakomon!“, rief sie ihr Digimon, das ihr seine Aufmerksamkeit schenkte, „Halte sie auf!“

„Ich lass mir nicht gerne von dir Befehle erteilen“, meinte es, flog aber trotzdem auf die drei Kämpfenden zu, „Von keinem, merk dir das endlich.“

Metalltakomon schnitt Bakutamon und Icemon mit seinem Megaspeed den Weg ab, sodass beide anhielten. Etwas überrascht über diese Aktion standen nun beide da und blickten sich verwirrt an. Ryan und Rico kannten sich auf nicht aus.

„Was sollte das?“, fragte Bakutamon verwirrt.

„Habt ihr es nicht mitgekriegt?“, fragte Yukiko, die so eben zu den zwei Digi-Rittern gerannt kam und noch etwas außer Atem war, „Das Digimon wäre bestimmt ausgewichen. Gleichzeitig einen Frontangriff zu wagen, ist sehr riskant. Bakutamon und Icemon wären noch zusammengekracht. Ich hab Metalltakomon nur gesagt, dass es euch aufhalten soll.“

„Wer sagt, dass sie zusammengekracht wären?“, erkundigte sich Ryan skeptisch.

„Das hat man doch ahnen können“, entgegnete sie leise und blickte sich, unwohl fühlend, zu Boden, „Außerdem sollten wir doch eigentlich alle zusammenarbeiten und uns absprechen. Bis jetzt hat das aber noch keiner von uns getan.“

„Das du überhaupt mal redest“, bemerkte Ryan verwundert, klang aber eher genervt.

„Du hast Recht“, meinte Rico, woraufhin Yukiko die Hände zu Fäusten kniff, weil sie es schon bereute, etwas gesagt zu haben, „Yukiko.“

Überrascht sah das Mädchen auf. Hatte ihr Rico gerade wirklich zugestimmt? Hatte das was sie gesagt hatte, überhaupt einen Sinn ergeben? Anscheinend schon. Während die Digi-Ritter miteinander redeten, kämpften ihre Digimon weiter.

„Ich bin zwar angepisst, dass ausgerechnet Ryan hier ist, aber ich kann’s nicht ändern“, fuhr der Junge fort, „Ich will nicht als einziger bei Idos Aufgaben versagen. Das Ganze hat ja schließlich auch einen Sinn.“

„Mann … ihr nervt mich alle, wisst ihr das?“, fragte Ryan nur und verschränkte die Arme hinterm Kopf, „Dann lasst uns eben als ‚Team‘ kämpfen.“

Yukiko lächelte zufrieden. Wer hätte gedacht, dass es so einfach sein würde? Sie jedenfalls nicht. Man musste sich eben nur trauen. Die Überwindung war immer das Schwerste.
 

In einem ähnlichen Trainingsraum befanden sich Shunichi und Hime. Ido hatte ihnen nicht verraten, welche Schwächen er bei ihnen entdeckt hatte. Er hatte nur gemeint, dass sie kämpfen sollten und er sie auf ihre Fehler aufmerksam machen würde, wenn es soweit wäre.

„Shunichi, ich hab kein gutes Gefühl bei der Sache“, bemerkte Aalomon, als es sich suchend nach einem Gegner umsah.

„Wir haben noch nicht einmal angefangen, du weißt doch noch gar nicht, was wir machen müssen“, erwiderte der Junge, ließ seine Umgebung aber auch nicht unbeobachtet.

„Denkst du, dass wir beide aus dem gleichen Grund hier sind?“, erkundigte sich Hime, während sie ihn ansah.

„Möglich wär’s, immerhin hat er Rico und Ryan auch zusammen gesteckt“, entgegnete er und lächelte sie an.

Das Mädchen lächelte zurück und wandte sich dann ihrem Umfeld zu. Sie dachte schon die ganze Zeit darüber nach, was ihre Schwächen waren, oder waren Fikadamon und sie einfach nicht stark oder schnell genug?

Außerdem fragte sie sich, ob Ido wohl wusste, dass sie Besuch von einem D-Hue bekommen hatte. Der alte Mann hatte zwar gemeint, dass er sie beobachtete, doch das mussten ihre Feinde doch wissen. Entweder Chris hatte darauf vergessen, oder er hatte irgendetwas gemacht, dass Ido es nicht mitbekommen hatte …

„Es geht los“, bemerkte Flymon plötzlich, was Himes Konzentration aufs Wesentliche zurückbrachte.

Einige Meter vor ihnen materialisierte sich schon ihr Gegner und das war nichts anderes als ein D-Hue. Sofort durchlief ein Schauer den Körper des Mädchens. Was hatte sie nur?

Schnell stürmte das D-Hue auf sie zu und Flymon und Aalomon machten sich kampfbereit. Während die zwei die Angriffe parierten, löste sich die kurze Starre, in die Hime gefallen war, wieder. Sie musste sich konzentrieren. Sie durfte keine Angst haben, sonst würde Flymon das spüren und das würde sich nur negativ auf den Kampf auswirken.

„Hime, alles okay?“, fragte Shunichi besorgt nach.

„Ja, natürlich“, winkte sie nur lächelnd ab, „Achte lieber auf Aalomon, als auf mich.“

„Oh nein, Aalomon!“, schrie der Junge geschockt, während sein Digimon gerade zu Boden geprügelt wurde.

Shunichi wollte schon zu ihm laufen, weil es sich nicht mehr bewegte, doch plötzlich ertönte Idos Stimme, was ihn inne halten ließ.

„Shunichi, was tust du?“, fragte er, woraufhin sich der Junge verwirrt umblickte.

„Wieso? Aalomon bewegt sich nicht mehr!“, entgegnete er aufgebracht.

„Warte doch einmal ab“, forderte er ihn auf.

Shunichi gehorchte und richtete seinen Blick wieder auf Aalomon. Es dauerte nicht lange, bis es sich wieder rührte und aufrichtete. Ihm ging es gut, was für ein Glück.

„Warum ist das passiert?“, erkundigte sich der alte Mann, während sich das Partner-Digimon wieder in den Kampf stürzte.

„Warum?“, fragte er und antwortete, ohne groß darüber nachdenken zu müssen, „Weil ich unkonzentriert war.“

„Und warum warst du unkonzentriert?“

„Weil ich mit Hime gesprochen habe?“, erwiderte er, wusste aber nicht ganz, worauf er hinaus wollte.

„Nein, weil du besorgt um sie warst“, erklärte er, was der Junge aber nicht ganz zu verstehen schien, „Sorgen vernebeln deine Konzentration. Dasselbe bei Aalomon, solche Gedanken haben im Kampf nichts verloren. Was hab ich euch vorher gesagt? Du bist mit deinem Partner-Digimon im Geiste verbunden. Also wenn Aalomon das nächste Mal am Boden liegt, dann renn nicht besorgt zu ihm hin, sondern glaub daran, dass es wieder aufsteht, so hilfst du ihm am meisten.“

„Aber was wenn ihm wirklich etwas Schlimmeres passiert?“, fragte Shunichi, noch nicht ganz überzeugt.

„Das spürst du. Hast du noch nie mitbekommen, dass wenn Aalomon zurückdigitiert, du auch leichte Schmerzen verspürst?“

„Nein … zumindest nicht bewusst …“, musste er gestehen und beobachtete Aalomon beim Kämpfen.

„Konzentrier dich darauf. Versetze dich in Aalomon. Spüre jeden Treffer, den er abbekommt.“

Shunichi versuchte, seinen Anweisungen Folge zu leisten. Er sollte sich in ihn hinein versetzen? Schön, nichts leichter als das, das schaffte er. Völlig konzentriert hielt er seinen Blick starr auf sein Digimon gerichtet. Er beobachtete, wie er mehrmals getroffen wurde. Sie waren verbunden. Er musste es auch spüren.

Plötzlich empfand der Junge Schmerzen an den Rippen, genau da, wo Aalomon zuvor getroffen wurde. Willkürlich griff er sich mit der Hand an die Stelle. Es war nur ein leichtes Stechen, nichts Ärgeres. Aber trotzdem. Das war doch das, was Ido von ihm verlangt hatte, oder nicht?

„Und? Du hast es gespürt, nicht war?“, suchte Ido Bestätigung, woraufhin Shunichi zustimmend nickte.

„Ja, es war nur leicht, aber ich hab es gespürt“, erklärte er verblüfft, „Aber was hilft mir das? Schmerzen will ich doch nicht haben.“

„Dir hilft es nicht, aber deinem Digimon schon“, antwortete er, „Du kannst ihm einen Teil seiner Schmerzen abnehmen, wenn du das willst. Auf dem Champion-Level geht das nur bedingt, aber auf dem Ultra-Level kannst du dann beweisen, wie stark und widerstandsfähig du bist, dann seid ihr nämlich viel stärker miteinander verbunden.“

„Verstehe“, bemerkte der Junge und konzentrierte sich wieder auf den Kampf.

Die zwei Digimon kämpften eine Weile gegen das D-Hue, dabei fiel allen Anwesenden auf, dass es um einiges schwächer war, als das, gegen das sie zuvor zu acht gekämpft hatten. Trotzdem hatten Aalomon und Flymon ihre Probleme mit dem Wesen.

Gerade warf das böse Monster die beiden Partner-Digimon zu Boden. Hime zuckte leicht zusammen, als Flymon so hart auf dem Untergrund aufkam. Als sie zum D-Hue schaute, spürte sie seine Blicke auf sich. Es war nicht echt, es würde ihr nichts tun. Ido würde es vorher verschwinden lassen. Aber warum sah es sie plötzlich so an? Mit diesen roten Augen … das war unheimlich.

Gerade wurden Aalomon und Flymon zu Boden geschmissen und das D-Hue schwebte auf einer Stelle, das Mädchen noch immer ansehend. Hime schluckte nervös. Wieso griff es ihre Partner nicht weiter an?

Auf einmal setzte es sich in Bewegung. Aber es steuerte nicht auf die Digimon zu, sondern auf Hime. Ihr Herz schlug schneller. Doppelt so schnell. Viermal so schnell. Völlig erstarrt stand sie einfach nur da und blickte dem Feind entsetzt entgegen.

Es würde doch anhalten, oder? Sie durfte sich davon nicht beirren lassen. Sie musste geistig bei Flymon sein. Vielleicht konnte sie ihm helfen, wieder aufzustehen. Aber sie konnte sich nicht konzentrieren. Alles woran sie denken konnte war, dass sie Angst hatte. Sie hatte Angst vor diesen roten Augen. Sie hatte Angst, dass es ihr etwas antun würde.

„Hime!“, rief Shunichi, in der Hoffnung, sie aus dieser Starre lösen zu können, „Hime, beweg dich!“

Der Junge hatte mitbekommen, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Ihr Blick spiegelte reine Angst wieder, aber warum? Sie war doch sonst nicht so ängstlich. Außerdem war das D-Hue doch gar nicht echt. Aber was wenn es außer Kontrolle geraten war und Ido es nicht mehr stoppen konnte, oder er gerade anders beschäftig war und sich einfach nicht darum kümmerte? Er musste etwas tun.

„Shunichi!“, wurde er sofort von Ido ermahnt, als er einen Schritt in Himes Richtung machen wollte, „Was hab ich dir vorher gesagt? Bleib weg von ihr, konzentrier dich auf Aalomon!“

„Aber …“

„Nichts aber“, unterbrach er ihn und hörte sich sogar schon etwas wütend an.

Also stand der Junge da und wusste nicht was tun sollte. Ido verstand das nicht. Dieser Gesichtsausdruck … den hatte er zuvor noch nie an Hime gesehen. Wovor genau hatte sie solche Angst? Er konnte nicht einfach nur dastehen und zusehen. Er musste etwas unternehmen.

„Bleib stehen, Shunichi!“, ermahnte ihn der alte Mann, doch er wollte nicht hören.

Er rannte entschlossen zu seiner besten Freundin. Da er nicht weit weg von ihr war, war er auch vor dem D-Hue bei ihr. Ohne lange nachzudenken, nahm er sie ihn den Arm und schmiss sich dann auf den Boden, sodass er kniete. Dabei hielt er das Mädchen noch immer fest. Bevor das D-Hue sie angreifen konnte, löste es sich in der Luft auf.

Shunichi spürte, dass Hime am ganzen Körper zitterte. Aber wollte sie jetzt nicht darauf ansprechen. Er drückte sie einfach nur fest an sich und streichelte fürsorglich über den Kopf, damit sie sich wieder beruhigte.
 

Honoka atmete tief ein und aus. Ihr ganzer Körper entspannte sich, während sie die Augen geschlossen hatte und in Gedanken bei ihrer inneren Ruhe war. Ihre Umgebung rund um sie verschwand. Sie hörte Gissimon, mit dem sie Rücken an Rücken am Boden saß, nicht mehr atmen. Das Mädchen nahm nur noch ihre eigenen Atemzüge wahr.

„Hast du dich entspannt?“, fragte Ido plötzlich, was Honoka völlig aus dem Konzept brachte.

„Ich war für ein paar Sekunden entspannt, bis Sie zu reden begonnen haben“, erwiderte sie genervt, weil ihr das nicht leicht gefallen war.

„Das darf dich nicht stören“, gab er zurück, „Ich geb dir jetzt noch zwei Minuten Zeit, dann werde ich anfangen, verschiedene Störfaktoren einzubauen. Deine Aufgabe ist es, währenddessen nachzudenken, welche weißen Objekte sich in deinem Haus befinden.“

„Was genau soll mir das bei einem Kampf helfen?“, fragte das Mädchen skeptisch.

„Du bist immer viel zu aufgedreht und kannst dich nicht auf eine Sache konzentrieren, das ist aber besonders wichtig, während eines Kampfes, das haben wir ja bereits gelernt.“

„Ja, schon klar, ich konzentriere mich.“

Also fing das Mädchen eben wieder von vorne an. Mit den langen Atemzügen, der völligen Entspannung und den leeren Gedanken.

Wie viel Zeit wohl schon vergangen war? Diese zwei Minuten sollten doch eigentlich schnell vergehen, oder? Aber sie konnte eigentlich schon anfangen, die weißen Dinge in ihrem Haus durchzugehen. Da waren die Wohnzimmermöbel, die Waschmaschine, die Mikrowelle, ein Blumentopf in ihrem Zimmer …

Musste sie Ido später eigentlich sagen, was ihr alles eingefallen war? Eigentlich schon, sonst wäre das ja unnötig … Dann wäre es sinnvoller, wenn sie alle Zimmer durchging, dann konnte sie sich später besser daran erinnern.

Also noch einmal. Das Wohnzimmer. Die Möbel waren weiß. Ein weißes Buch hatten sie, soweit sie sich erinnern konnte, auch. Dann war da noch ein Bilderrahmen …

Auf einmal hörte das Mädchen ein Gerumpel. Sie war kurz davor, die Augen aufzureißen und sich in die Richtung des Geräusches zu drehen, doch dann erinnerte sie sich wieder daran, dass sie konzentriert bleiben musste. Nur nicht ablenken lassen.

Gut, was war noch weiß? In der Küche die Mikrowelle und der Kühlschrank … Schritte … Was? Nein, Schritte waren nicht weiß, aber sie kamen auf sie zu. Was da wohl kommen mochte? Die Neugier kam in ihr hoch. Nicht zu wissen, was um sie herum geschah, machte sie fertig.

Aber sie durfte sich nicht ablenken lassen. Zurück zu ihrem Haus. Die Uhr ober der Küchentür war weiß … Oh Gott, wie sollte sie das nur durchstehen?
 

Eine völlig andere Aufgabe hatten Nayuta und Kirbymon. Für Ruhe hatten die beiden gerade keine Zeit. Da sie trotz intensivstem Training immer noch ein bisschen hinterher hinkten, hatte Ido eine anstrengende Aufgabe für sie.

Die zwei waren in einen Trainingsraum transportiert worden, der aussah wie ein Wald. Ziel war es, ans andere Ende zu gelangen und dabei so viele Champion-Digimon wie möglich zu besiegen, wobei diese aber nicht besonders stark waren. Noch dazu gab es keine vorgefertigten Wege, sondern alles war einfach wild verwachsen, wie es die Natur gewollt hatte. Oder wie diese Pflanzen hier auch immer zustande gekommen waren …

Also bahnte sich das Team ihren eigenen Weg durch das Gestrüpp. Kirbymon war schon zu Mastimon digitiert und half hin und wieder mit seiner Aufladungs-Attacke, die Hindernisse zu beseitigen, doch die meiste Kraft musste es sich für die anderen Digimon aufheben.

Als das Partner-Digimon gerade einen Feind besiegt hatte, hielt Nayuta plötzlich an. Der Junge stützte sich mit seinen Händen auf den Knien ab und keuchte vor Erschöpfung. Er konnte nicht mehr. Er brauchte eine Pause.

„Nur eine Minute“, meinte er, woraufhin Mastimon ein zurechtweisendes Piepsen von sich gab, „Jaja ich weiß, dass wir weiter müssen, trotzdem. Es ist ja nur kurz.“

Nayuta bewunderte seinen Digimon-Partner. Wenn er an den ersten Tag zurückdachte, an dem sie sich kennen gelernt hatten, war Kirbymon derjenige, der am meisten Fortschritte gemacht hatte. Es wollte anfangs gar nicht kämpfen und hatte bei jedem kleinen Geräusch Angst bekommen. Nicht einmal von Nayuta hatte es sich angreifen lassen. Und jetzt? Jetzt musste es ihn ermahnen, weil er nicht weitermachte.

Ein wenig motivierte ihn das schon. Also richtete er sich wieder auf und atmete einmal tief ein und aus, während Kirbymon das nächste böse Digimon besiegte. Nayuta war sich sicher, dass er weniger als eine Minute gerastet hatte und das war ja schon einmal ein guter Anfang.

Dann ging es also weiter. Der Junge sprang über einen umgefallenen Baumstamm und sein Partner hinterher. Mit den Armen schützend vors Gesicht haltend, rannte er zwischen den Bäumen durch, um sich vor den spitzen Ästen zu schützen. Als ihm ein größerer Ast in den Weg kam, hielt er ihn zur Seite, bis Mastimon vorbei war.

Da es rein körperlich nicht in der Lage war, sich gegen solche Dinge zu wehren, übernahm Nayuta das für ihn. Davon hatte Ido doch die ganze Zeit gesprochen. Sich gegenseitig bei den Schwächen helfen. Der Junge glaubte, dass er es jetzt endlich verstanden hatte.
 

„Für dich hab ich eine ganz spezielle Aufgabe, Alice“, erklärte Ido ihr, als er sich zu ihr wandte.

Das Mädchen war etwas verwirrt. Alle befanden sich in Trainingsräumen, nur sie und Naokimon nicht. Sie standen hier mit dem alten Mann und beobachteten, wie sich die anderen so machten.

„Und die wäre?“

„Du hast die Kraft, die Lapidra aufzuspüren und das werden wir jetzt trainieren“, entgegnete er ihr und schnippte daraufhin mit den Fingern, „Ich habe die Energie, die ein Lapidra aussendet, so gut es geht nachempfunden. Irgendwo hier in meinem Haus hat sich nun diese Energie niedergelassen. Du sollst ihn finden.“

„Aber ich spüre die Steine auf die große Entfernung noch nicht“, bemerkte sie unsicher.

„Deswegen trainieren wir das ja“, erwiderte er lächelnd, „Sobald du den ersten gefunden hast, kannst du dich schon auf den Weg machen, den zweiten zu finden.“

„Na gut“, gab sie nun entschlossen zurück, „Naokimon komm.“

Mit diesen Worten machten sie sich auf den Weg. Idos Haus war riesig, das hatten sie bereits von außen festgestellt. Also liefen die beiden das Gebäude ab, ansonsten würden sie ewig brauchen. Auch wenn es schwer war, sich währenddessen zu konzentrieren.

Bei jedem kleinsten seltsamen Gefühl, hielten sie an, doch Alice merkte immer schnell, ob sie sich nur etwas eingebildet hatte, was bis jetzt der Fall gewesen war. Sie würde es schon spüren, wenn ein nachgemachter Lapidra in der Nähe war. Wenn dieser ihr dasselbe Gefühl gab, wie ein echter, dann war die Anziehungskraft nicht zu übergehen.
 

So das Training ist nun beendet ^^

War echt nicht so leicht für jeden eine passende Schwäche beim Kämpfen zu finden, aber naja, ich glaube, es ist okay geworden =P

Kiripurin

Mehr kann ich euch nicht lehren

Hime saß mit einem Becher Wasser in der Hand auf einer Bank und starrte betrübt zu Boden. Das war ja super gelaufen. Als das D-Hue auf sie zugesteuert hatte, hatte sie die Nerven hingeschmissen und nur noch Angst empfunden und das obwohl es nicht einmal echt gewesen war.

Sie schämte sich so. Sie hatte sich benommen wie ein kleines Kind. Nur wegen ihr hatte auch Shunichi sein Training abbrechen müssen. Doch es hatte sich gut angefühlt so von dem Jungen beschützt zu werden, das hatte sie wenigstens ein bisschen beruhigt. Trotzdem kam sie sich aber jetzt blöd vor.

„Hime“, ertönte plötzlich Idos Stimme, woraufhin das Mädchen aufsah, „Willst du mir erzählen, was genau im Trainingsraum passiert ist?“

Der alte Mann stand vor ihr und gleich dahinter Shunichi, der sie einfach nur schweigend besorgt ansah. Hime wusste nicht genau, was sie sagen sollte, außer dass sie Chris auf keinen Fall erwähnen würde.

„Ich hab das D-Hue schon unheimlich gefunden, als ich es das erste Mal gesehen habe“, fing sie an zaghaft zu erklären und spielte währenddessen nervös mit ihren Fingern, „Mir ist fast das Herz stehen geblieben, als mir das D-Hue vor wenigen Tagen so nahe kam. Ich hab in seine roten Augen gesehen und das reine Böse hat sich in ihnen widergespiegelt. Ich hatte Angst, ich dachte wirklich für eine Sekunde, dass mich das D-Hue jetzt umbringen würde, weil es einfach so überraschend kam. Als Sie uns dann erzähl haben, wie stark sie nicht sind und dass sie uns eigentlich jeder Zeit töten könnten, habe ich ein noch schlechteres Gefühl bekommen.“

„Du willst also nicht kämpfen“, stellte Ido fest.

„Doch, ich will kämpfen und ich will auch um jeden Preis die reale und auch alle andern Welten beschützen!“, widersprach sie und blickte ihn dabei ernst an, „Ich weiß auch nicht, warum ich auf einmal so schrecklich empfindlich bin, aber ich hab einfach Angst vor diesen Wesen. Deswegen hab ich auch im Trainingsraum so schnell die Nerven hingeschmissen.“

„Ich kann verstehen, dass du Angst hast und ich hab so etwas schon geahnt, deswegen hab ich dich auch damit konfrontiert“, entgegnete er ihr einfühlsam, „Doch du darfst diese Angst nicht Oberhand über dich gewinnen lassen. Ich kann dir nicht helfen, da sich das alles nur in deinem Kopf abspielt.“

Ido hatte sich zu ihr hinunter gebeugt und tippte ihr mit dem Finger an die Stirn. Hime war überrascht über diese Geste und blickte ihn verwirrt an.

„Du musst gegen dich selbst ankämpfen, gegen deine zweifelnde Seite“, erklärte er und richtete sich wieder auf, „Ich bin mir sicher, dass du, wenn du das geschafft hast, eine ganz große Kraft freisetzen kannst. So und jetzt werde ich die anderen mal aus den Trainingsräumen holen.“

Mit diesen Worten ging Ido zu der Steuerungsanlage und teilte allen mit, dass das Training nun vorbei war. Shunichi setzte sich währenddessen neben Hime auf die Bank und legte ihr aufmunternd die Hand auf den Oberschenkel.

„Es tut mir leid, dass du extra wegen mir das Training beenden musstest“, meinte Hime schuldbewusst.

„Ach Quatsch, ich hab soundso verstanden, was Ido mir sagen wollte“, gab er zurück und zuckte mit den Schultern, „Auch wenn ich das am Schluss nicht ganz bewiesen habe, aber das bereue ich nicht.“

„Ja, das stimmt wohl.“

„Aber hey, du kannst immer mit mir reden, wenn was los ist“, erklärte er und sah ihr dabei tief in die Augen, „Ich will nicht, dass du irgendetwas in dich hineinfrisst.“

Nach kurzer Zeit erschienen alle Digi-Ritter und Digimon bei Ido und den anderen zweien. Jetzt war Zeit für die Nachbesprechung.
 

Ido führte die Gruppe in einen Raum, der wie ein Besprechungszimmer in einer Firma aussah. In der Mitte befand sich ein großer ovaler Tisch und rund herum gab es für jeden - Digi-Ritter und Digimon – einen Platz. Der alte Mann saß mit verschränkten Armen da und hatte bereits von jedem die Aufmerksamkeit, nachdem er schon jeden einzeln analysiert hatte.

„Ihr habt das Training im Großen und Ganzen gut gemeistert“, begann Ido zufrieden seine Ansprache, „Manche haben das, was ich ihnen gesagt habe, gut umsetzen können, manche weniger, trotzdem seid ihr jetzt alle an einem Punkt angekommen, an dem ich euch nichts mehr lehren kann.“

„Und wir sollen jetzt wirklich alle gleich stark sein?“, fragte Honoka skeptisch nach.

„Ja, wie schnell sich jetzt jeder von euch weiterentwickelt, darauf habe ich keinen Einfluss, aber so wie ihr nun vor mir sitzt, wage ich zu behaupten, dass alle gleich gute Chancen gegen die D-Hue haben.“

„Oder gleich schlechte …“, bemerkte Mantamon pessimistisch.

„Was haben wir gelernt?“, wies Shunichi sein Digimon zurecht.

„Immer optimistisch bleiben“, antwortete es augenverdrehend.

„Naja so wie ich das sehe, haben wir ja wirklich keine Chance, solange wir nicht die Lapidra gefunden haben“, unterstützte Ryan die negative Einstellung, „Wir können also froh sein, wenn uns die D-Hue bis dahin nicht umbringen. Ach ja und dann müssen wir noch zusehen, dass die Viecher uns die Steine nicht wegnehmen.“

„Wie passt du eigentlich auf deinen Lapidra auf, Ryan?“, fragte Honoka neugierig.

„Das muss ich nicht, das erledigt mein D-Maak für mich“, erklärte er, während er mit seinem Feuerzeug spielte, „Nachdem wir mit Ido gesprochen haben, hat er sich einfach in dem Gerät eingenistet.“

„Aber die D-Hue können die Lapidra nicht von den D-Maaks stehlen, oder?“, erkundigte sich Alice etwas nervös.

„Nein, nein, da musst du dir keine Sorgen machen“, erwiderte der alte Mann, „In euren D-Maaks sind die Lapidra sicher. Natürlich können sie euch eure D-Maaks wegnehmen, sodass ihr sie auch nicht mehr verwenden könnt, aber sie können die Steine nicht aus den Geräten holen, dazu bräuchten sie wieder euch. Und um auf Ryans Aussage zurückzukommen: Ja, es wird hart werden, aber ihr dürft nicht aufhören an euch zu glauben. Die Digi-Ritter haben es einmal geschafft, also tun sie es auch ein zweites Mal.“

„Ido hat vollkommen Recht“, fügte Alice hinzu, „Wir sind jetzt stärker als zuvor und wenn wir zusammenhalten und uns anstrengen, finden wir die Lapidra bestimmt. Einen haben wir ja bereits. Außerdem hab ich das Aufspüren auch noch mal trainiert, damit ich ja keinen übersehe und sie schon aus größerer Entfernung spüren kann.“

„Hört sich gut an“, meinte Hime lächelnd.

„Dann seid ihr hiermit entlassen“, erklärte Ido, woraufhin er sich von seinem Stuhl erhob, „Ich wünsche euch nochmal viel Glück.“
 

Entschlossen verließen die Digi-Ritter und ihre Digimon die verlorene Welt. Als sie in der realen Welt wieder zu Bewusstsein kamen, stellten sie fest, dass es schon Abend war und gingen getrennte Wege.

„Nayuta ... kann ich … kann ich noch kurz mit dir reden …“, stotterte Yukiko vor sich hin, woraufhin der Junge sie überrascht ansah.

„Ja, natürlich, was gibt’s?“

„Wollen wir ein Stück gehen?“, erkundigte sie sich, ihren Blick starr zu Boden gerichtet.

„Ja, ich hab nichts dagegen“, willigte er ein und wollte schon losgehen, doch plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter.

„Frag sie“, meinte Rico, der hinter ihm stand, leise.

„Ach lass mich doch in Ruhe“, entgegnete Nayuta gereizt, während er rot anlief.

Nayuta und Yukiko entfernten sich von ihm und Rico blickte ihnen nur mit einem leichten Grinsen im Gesicht hinterher. Morgen war der 31. Dezember, also das Neujahresfest. Rico hatte seinem besten Freund geraten, mit Yukiko hinzugehen, weil sie sich bestimmt darüber freuen würde.

„Was soll Nayuta Yukiko fragen?“, erkundigte sich Honoka, als sie sich an seinen Arm klammerte.

„Ach nichts“, meinte er nur und starrte dann selbst unsicher zur Seite, „Ich … ich wollte dich eigentlich was fragen.“

„Mich?“, fragte sie überrascht, freute sich dann aber sofort, „Dann frag, nur zu, ich beiße nicht.“

Der Junge machte einen tiefen Atemzug. Er fragte sich, ob er das wohl im Nachhinein bereuen würde, aber mindestens das war er ihr schuldig. Das letzte Date war ja eigentlich auch nicht so mies gelaufen, abgesehen davon, wie es ausgegangen war.

„Willst du mich vielleicht morgen … zum Neujahresfest begleiten?“, fragte er dann leise, ohne sie dabei anzusehen.

Honokas Augen weiteten sich und sie konnte nicht anders, als ihn überrumpelt anzusehen. Hatte sie da gerade richtig gehört? Rico wollte mit ihr zum Neujahresfest gehen? Das konnte doch nicht wahr sein, oder?

„Kannst du … kannst du das vielleicht noch einmal wiederholen?“, bat sie mit wackeliger Stimme, woraufhin Rico sie verwirrt ansah, „Ich glaub nämlich, dass ich mich gerade verhört habe und will nicht irgendetwas Komisches sagen, was überhaupt nicht auf deine Frage passt, weil du gar nicht das gefragt hast, was ich denke, das du gefragt hast.“

Rico beobachtete wie Honoka leicht die Tränen in die Augen stiegen und sie ihre Lippen zusammenpresste. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht zu weinen, das sah man ihr an. Was hatte sie denn auf einmal?

„Nein, du hast dich nicht verhört“, gab er zurück und schaute sie nun dabei an, „Ich hab dich gefragt, ob du mit mir auf das Neujahresfest gehen willst.“

Nun war Honoka diejenige, die ihren Blick abwandte. Sie wischte sich mit dem Handrücken ein paar Mal über die Augen und wartete kurz, bis sie sich wieder gefangen hatte. Dann drehte sie wieder ihm den Kopf zu und hatte ein strahlendes Lächeln im Gesicht, wobei ihre Augen aber noch immer leicht wässrig waren.

„Ja, das würde ich wahnsinnig gern“, antwortete sie und schmiegte sich anschließen an seinen Arm.

Das war das erste Mal, dass der Junge nicht abgeneigt von ihrer Nähe war. Er lächelte einfach nur und setzte sich dann gleichzeitig mit Honoka in Bewegung. Sie war doch eigentlich ein ganz liebes Mädchen. Ja, sie war seltsam, sogar sehr, aber nach einer Zeit gewöhnte man sich daran. Vielleicht sollte er dem Ganzen ja doch eine Chance geben.
 

„Also, worüber wolltest du mit mir reden?“, fragte Nayuta, nachdem sie schon ein Stück gegangen waren.

„Über die Digimon und das Kämpfen“, antwortete sie zu seiner Überraschung, „Du musst nicht mit mir darüber reden, wenn du nicht willst, das versteh ich voll und ganz!“

„Nein, ich hab kein Problem damit“, konnte er sie beruhigen und lächelte sie an.

„Gut …“, antwortete sie erleichtert und schien dann nach den richtigen Worten zu suchen, „Was hat dich eigentlich dazu gebracht, dass du dich doch für das Kämpfen entschieden hast?“

„Ido“, erwiderte er schnell, „Er hat mit mir geredet und gemeint, dass ich mich einfach darauf einlassen und das Training auf jeden Fall mitmachen soll. Wenn ich danach noch immer so ein schlechtes Gefühl hätte, würde er es akzeptieren, dass ich nicht will, meinte er.“

„Und du hast jetzt ein besseres Gefühl?“

„Naja, mäßig“, musste er gestehen und sah anschließend zu seinem Partner hinüber, „Aber ich hab verstanden, dass ihr mich braucht. Außerdem hab ich dann gesehen, wie sich Kirbymon in die ganze Sache hineingesteigert hat und ich hab gespürt, dass es diesen Kampf gerne austragen würde. Also vielleicht war Kirbymon auch der ausschlaggebende Punkt, ich weiß es nicht sicher.“

„Ach so“, bemerkte das Mädchen, woraufhin es ihn glücklich anlächelte, „Ich bin froh, dass du wieder dabei bist. Du bist mir die letzten Male echt abgegangen.“

„Ja? Bin ich das?“, erkundigte er sich, überrascht über ihre Offenheit.

Sofort schoss Yukiko die Röte ins Gesicht. Sie wandte schnell ihren Blick ab und starrte zu Boden. Was hatte sie da gerade gesagt? Es war ihr einfach so herausgerutscht. Sie war ja so blöd.

„Um ehrlich zu sein, du bist mir auch abgegangen“, musste er gestehe, woraufhin Yukikos Herz schneller zu schlagen begann, „Also hat das auch den Vorteil, dass ich dich wieder öfter sehe, nicht nur in der Schule.“

Das Mädchen sagte nichts. Sie hielt ihren Kopf einfach weiterhin gesenkt. Diese Worte, wenn es auch nicht viele waren, überwältigten sie. Dass es tatsächlich jemanden gab, der sich über ihre Anwesenheit freute. Nur leider war sie viel zu verlegen, um Nayuta zu zeigen, was das für sie bedeutete.

„Hast du nie Zweifel am Kämpfen gehabt?“, fragte Nayuta dann, da ihm bewusst war, dass Yukiko nicht weiter auf das vorige Thema eingehen würde.

„Nein, eigentlich nicht“, erwiderte sie, woraufhin sie wieder gerade aus schaute, „Das Kämpfen selbst hat mir nie etwas ausgemacht. Ich war und bin sogar jetzt noch glücklich darüber, ein Digi-Ritter sein zu dürfen. Ich fühle mich geehrt, dass ich unter den acht Leuten bin, die dafür geeignet sind und bin entschlossen, diese Aufgabe gut zu meistern. Die einzigen Zweifel die ich habe, sind mir gegenüber … Ich frage mich jede Nacht, ob Ido nicht die Falsche ausgesucht hat und ob ich auch stark genug dafür bin, aber dann denke ich wieder daran, was andere mir zutrauen und das baut mich dann wieder auf und ich habe mehr Vertrauen in mich selbst.“

„Weißt du, ich dachte schon länger, dass ich verstanden habe, wie du denkst und wie du so bist“, erklärte er und lachte kurz, „Aber du überzeugst mich immer wieder vom Gegenteil. Und ja, das ist gut.“

„Danke …“, murmelte sie.

„Es gibt da noch etwas, was ich dich fragen wollte“, meinte der Junge und nun war es er, der zu Boden starrte, „Was machst du heuer zu Neujahr?“

„Ich … ich hab immer mit meiner Mama gefeiert und wir gehen immer zum Neujahresfest, nichts Besonderes eigentlich …“, antwortete sie, fragte sich aber im Hinterkopf, ob er nicht auf etwas Bestimmtes hinaus wollte, „Da sie aber dieses Jahr einen Freund hat, werden wir wohl zu dritt sein. Ich hab aber irgendwie das Gefühl, dass ich sie nur stören werde.“

„Willst du vielleicht mit mir hingehen?“, erkundigte er sich rasch, bevor er es sich wieder anders überlegen würde.

„Ja!“, gab sie erfreut zurück, fuhr dann aber verlegen und leiser fort, „Also ich meinte, ja, ich würde gerne mit dir hingehen.“

„Das freut mich“, meinte er lächelnd, „Ich hol dich dann morgen ab.“
 

Alice hatte Ryan mit sich nach Hause genommen, das erste Mal. Natürlich hatte sie sich zuvor vergewissert, dass auch niemand andres hier war. Ihre Mutter war wieder einmal verschwunden, ohne ihren Kindern Bescheid zu sagen, wohin sie ging. Ihr Vater war noch immer seit Weihnachten weg und Rico hatte gemeint, dass er diesen Abend auch woanders sein würde.

Unter anderen Umständen hätte es sie nicht gestört, wenn jemand da gewesen wäre. Nur da sie nicht gerade stolz auf ihre Eltern war und Rico wahrscheinlich ausgeflippt wäre, wenn er Ryan in der Wohnung gesehen hätte, war es besser so.

Sie sahen sich gerade einen Film an. Ryan schien zwar ein bisschen was anderes erwartet zu haben, aber er machte es sich interessanter indem er seine Freundin hin und wieder an Wange, Hals und Mund küsste. Alice passte auch nicht wirklich auf. Sie fragte sich die ganze Zeit, wie sie ihn am besten auf das Thema onetimegirl ansprechen sollte.

„Sag mal, Ryan …“, fing sie dann einfach einmal an, „Ich bin doch deine Freundin, deine feste Freundin, das stimmt doch oder?“

„Klar, warum fragst du? Das weißt du doch“, antwortete er verwirrt, „Ansonsten würde ich wohl kaum so viel Zeit mit dir verbringen.“

„Ja, du hast Recht“, entgegnete sie lächelnd, „Du hattest doch vor mir viele andere Mädels, siehst du eigentlich noch irgendeine?“

„Nein, also natürlich renn ich hin und wieder einer über den Weg, aber wir beachten uns dann nicht, zumindest ist es meistens so und wenn doch eine her kommt und mich umarmt oder so, bin ich genervt davon. Ich weiß ja nicht einmal mehr wie die meisten heißen“, entgegnete er gelassen.

„Also schreibst du auch mit niemanden?“

„Was soll die Fragerei auf einmal?“, erkundigte er sich nun misstrauisch.

„Es … es interessiert mich einfach …“, erwiderte sie unsicher, da sie ihm auf keinen Fall jetzt schon die Wahrheit sagen wollte.

„Was wenn es so wäre?“, fragte er nach und blickte sie dabei ernst und ein bisschen genervt an, „Würde dich das stören?“

„Also doch?“, stellte sie eine Gegenfrage, woraufhin Ryan leicht die Augen verdrehte und einen tiefen Atemzug machte, „Nein, natürlich würde mich das nicht stören. Kommt natürlich auch auf den Inhalt der Nachrichten an, aber wenn wir mal annehmen, dass es sich um normale Gespräche handelt. Ich würde es nur gerne wissen. Wenn du es mir verheimlichst, dann muss ich ja misstrauisch werden, oder? Aber wenn du es mir sagst, dann mach ich mir eh keine Sorgen.“

„Ich bin hier bei dir, oder?“

„Ja …“, stimmte sie zu, auch wenn sie nicht wusste, worauf er jetzt hinaus wollte.

„Eben. Wenn ich nicht mehr bei dir sein will, dann lass ich es dich wissen, okay? Ich sehe keinen Grund, irgendetwas mit einer anderen Frau zu haben, wenn ich noch mit dir zusammen bin, so viel Anstand hab ich noch.“

Alice war fasziniert von der Ehrlichkeit mit der er sprach. Würde sie es nicht besser wissen, hätte sie es ihm sofort abgekauft. Aber sie wusste es eben besser. Warum sagte er es ihr nicht einfach? Er hätte jetzt die Gelegenheit dazu gehabt.

Aber vielleicht würde er es sich ja noch einmal überlegen und merkte dann, wie blöd es von ihm war, ihr das zu verheimlichen. Vielleicht brauchte er noch ein bisschen Zeit. Gut, die würde sie ihm geben.

„Okay …“, meinte sie dann einfach, um das Thema für jetzt abzuhaken.

„Mach dir nicht so viele Gedanken“, gab er zurück und küsste sie anschließend auf der Schläfe.

„Wir gehen morgen schon aufs Neujahresfest, oder?“, erkundigte sie sich, weil ihr gerade eingefallen war, dass sie noch gar nicht darüber gesprochen hatten.

„Ja, hätte ich angenommen“, antwortete er teilnahmslos.

„Holst du mich von zu Hause ab?“

„Ja, mach ich“

„Ziehst du auch einen Kimono an? Irgendwie kann ich mir dich nur schwer in einem vorstellen“, bemerkte sie grinsend.

„Wirst du dann schon sehen“, entgegnete er und grinste zurück.
 

Hime saß, bereits in ihrem Kimono gekleidet, in ihrem Zimmer vor einem Spiegel und machte sich gerade ihre Haare. Zumindest versuchte sie das, es wollte ihr nicht ganz so gelingen, wie sie das wollte.

Heute Abend musste sie aber hübsch sein. Sie wollte Shunichi beeindrucken. Ihre Familie ging immer mit den Hokirims gemeinsam auf das Neujahresfest und das war dieses Jahr nicht anders. Nur mit dem Unterschied, dass es zwischen Shunichi und ihr jetzt anders war.

Sie waren nicht einfach nur die besten Freunde, die wie Geschwister miteinander umgingen. Seit er mit Yui Schluss gemacht hatte, hatte sie das Gefühl, als würde er sie nun auch als richtige junge Frau ansehen.

Zwar hatte er ihr noch immer nicht auf ihr Geständnis geantwortet, aber das machte nichts, sie konnte warten. Das hieß aber nicht, dass sie bis dahin ihre Gefühle abschalten würde. Er sollte sehen, was er an ihr hatte. Sie durfte ihn nur nicht bedrängen.

Auf einmal klopfte es an ihrer offenen Zimmertür und das Mädchen sah ihm Spiegel, wie ihre Mutter den Raum betrat. Die beiden lächelten sich an und die Frau blieb dann hinter ihrer Tochter stehen und hielt sich mit ihren Händen an dem Stuhl an.

„Na? Kommst du zurecht?“, fragte sie, während sie ihre Haare betrachtete.

„Um ehrlich zu sein, nein“, antwortete sie ihr lachend und entfernte daraufhin alle Nadeln und Bänder, die sich in ihren Haaren befunden hatten.

„Na komm, ich helf dir“, meinte sie und griff sich anschließend eine Bürste, um sich ans Werk zu machen.

„Ich wollte eine schöne Hochsteckfrisur machen“, erklärte sie, während sie auf ein Bild deutete, das auf ihrem Spiegel klebte, „Nur leider hat das nicht ganz so ausgesehen, wie auf diesem Foto.“

„Das bekommen wir schon hin“, gab sie zurück und fuhr dann nach einer kurzen Pause fort, „Letztes Jahr waren dir deine Haare nicht so wichtig.“

„Damals war ich auch noch jünger.“

„Bist du sicher, dass es nur damit etwas zutun hat?“, erkundigte sie sich misstrauisch.

„Willst du auf etwas Bestimmtes hinaus?“, stellte sie eine Gegenfrage und warf ihrer Mutter über den Spiegel einen anschuldigenden Blick zu.

„Naja, es könnte ja auch sein, dass du dich für Shunichi so hübsch machst“, bemerkte sie, woraufhin das Mädchen leicht Rot wurde.

„Ach Quatsch, Shunichi geht doch jedes Jahr mit, warum sollte ich das tun?“, versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen, nachdem ihre Wangen wieder abgekühlt waren, was zum Glück recht schnell passiert war.

„Ihr werdet auch älter“, gab sie zurück, wich mit ihren Augen aber nicht von Himes Haaren ab, „Du wirst bald eine hübsche junge Frau sein und er ein attraktiver junger Mann. Ihr werdet bald erkennen, was ihr aneinander habt, falls ihr das nicht schon getan habt.“

„Du redest Blödsinn …“, meinte das Mädchen genervt.

Die restliche Zeit, bis Himes Mutter ihre Haare fertig hatte, verbrachten sie in Schweigen. Das Endergebnis gefiel den beiden sehr gut. Hime schminkte sich noch und war dann bereit aufzubrechen. Sie betrachtete sich noch ein letztes Mal im Spiegel. Ja, so konnte sie Shunichi entgegen treten.

„Ist es mir erlaubt, außerhalb des D-Maaks zu verweilen?“, fragte Fikadamon, das die ganze Zeit über auf dem Bett gesessen hatte, „Ich habe sehr viel Interesse an diesem Fest entwickelt.“

„Ja, natürlich“, erwiderte sie, als sie sich zu ihm umwandte, „Wenn du dich benimmst, aber da muss ich mir ja bei dir keine Sorgen machen.“

„Nein, dafür gibt es keinen Grund. Außerdem werde ich mich mit Mantamon unterhalten, du wirst gar nicht merken, dass wir auch anwesend sind.“

„Na gut“, stimmte sie lächelnd zu und ging zur Tür, „Aber passt auf. Am Neujahresfest ist ein großer Trubel. Komm, wir gehen.“

„Ja, ich komme“, gab es zurück und sprang vom Bett.
 

Mantamons Augen weiteten sich, als es die vielen Lichter und Menschen sah. Viele Geräusche konnte es wahrnehmen. Leise Musik, das Gerede der Menschen und die klappernden Schuhe, mit denen sie herum liefen. Der Himmel war sternenklar und der Schnee von Weihnachten war bereits wieder zergangen.

Das Digimon saß auf Shunichis Kopf und hatte von dort aus einen guten Überblick über das ganze Geschehen. Die Hokirims warteten am ausgemachten Treffpunkt auf die Inoues. Mantamon hatte versprechen müssen, immer in Shunichis Nähe zu bleiben und aufzupassen, weil er Angst hatte, es unter den vielen Leuten zu verlieren.

„Wie geht’s dir, Mum?“, frage der Junge, während er sie besorgt anblickte.

„Mir geht’s gut, Ichi, du kannst noch so oft fragen“, entgegnete sie und kniff ihm in die Wange.

„Wenn sich das ändert, gibst du aber sofort bescheid“, meinte er nicht ganz überzeugt.

„Deine Mutter weiß schon, was sie tut“, bemerkte Herr Hokirim, woraufhin er seine Hand um die Taille seiner Frau legte und sie an sich zog, „Dafür hab ich sie auch geheiratet.“

„Oh, ich liebe dich“, erwiderte sie und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Ich liebe dich auch.“

Shunichi verdrehte die Augen und sah sich um, ob er die Inoues nicht schon irgendwo erblicken konnte. Tatsächlich machte er sie in der Ferne ausfindig und streckte seine Hand in die Höhe, um zu winken.

Seine Eltern wurden auf die Gesten des Junges aufmerksam und entdeckten die auf sie zukommende Familie dann auch. Herr Hokirim beließ seinen Arm um seine Frau und sie warteten, bis ihre Freunde endlich da waren.

„Lea!“, begrüßte Frau Inoue sie stürmisch und viel ihr sogleich dramatisch um den Hals, „Du bist auch hier? Ich hatte gedacht, du musst noch im Krankenhaus bleiben.“

„Das müsste sie eigentlich auch …“, bemerkte Herr Hokirim nickend.

„Bist du etwa einfach so gegangen?“, fragte Herr Inoue entsetzt, nachdem er alle begrüßt hatte.

„Nein, nein, ich hab nur ein bisschen mit dem Arzt gestritten“, antwortete sie grinsend und zufrieden mit sich selbst, „Ich hab darauf bestanden, Neujahr mit meiner Familie feiern zu dürfen, weil mir das so wichtig ist. Nach langem hin und her, hat er sich dann überreden lassen.“

„Ja, aber sie soll vorsichtig sein!“, brachte sich Shunichi aufgebracht ein, „Und morgen soll sie dann sofort wieder ins Krankenhaus zur Kontrolle, ob eh alles in Ordnung ist.“

„Und du machst dir natürlich am meisten Sorgen“, meinte Frau Inoue an den Jungen gewandt.

„Ja, viel zu viele, du kennst ihn doch, Rinako“, stimmte ihr Frau Hokirim zu.

„Na dann, lasst uns losgehen“, bemerkte Herr Inoue, „Ich will Amazake trinken gehen!“

„Was denn, jetzt schon?“, fragte seine Frau noch einmal nach.

„Ja, gut Idee, ich komme mit!“, warf Herr Hokirim sofort ein, woraufhin die zwei Männer schon in der Menge verschwanden.

„Beim Hergehen habe ich einen Stand mit wunderschönen Ketten gesehen, den musst du dir ansehen!“, erklärte Frau Inoue an Frau Hokirim gewandt.

„Wirklich? Na da sag ich nicht nein!“, erwiderte die Frau neugierig und hakte sich bei der anderen ein.

Shunichi und Hime starrten ihren Müttern, die sie nun auch verließen, einfach nur überrumpelt hinterher. Und weg waren sie. Eigentlich hatten sie angenommen, dass sie gemeinsam herum gehen würde, wie jedes Jahr, aber anscheinend hatten ihre Eltern mal Lust auf etwas Neues.

„Okay …“, bemerkte Hime nur.

„Na dann, was willst du machen?“, erkundigte sich Shunichi, während er sie anlächelte.

„Gehen wir einfach mal herum und schauen uns alles an“, schlug sie vor und lächelte zurück.

„Okay, machen wir das“, stimmte er zu, woraufhin sie sich langsam in Bewegung setzten, „Du siehst übrigens wunderschön aus.“

„Danke“, gab sie verlegen zurück und starrte zu Boden.

Mantamon hatte inzwischen Shunichis Kopf verlassen und blödelte hinter den zweien mit Fikadamon herum. Dann erinnerten sie sich wieder daran, was ihre Partner ihnen gesagt hatten und konzentrierten sich wieder mehr darauf, was um sie geschah. Der ganze Trubel war sehr interessant.
 

Mal wieder was Kürzeres, wo nicht wirklich was weitergeht =P

Irgendwie vergeht die Zeit in der Geschichte so langsam, jetzt ist erst Neujahr, mir kommt’s so vor als wären das schon mehrere Monate, so kann man sich irren xP

Kiripurin

Neujahr

„Rico?“, rief Honoka laut nach ihrer Begleitung, doch ihre Stimme verdumpfte im Lärm der Menge.

„Du musstest ja auch unbedingt bei diesem komischen Zaubertrick zusehen“, bemerkte Gissimon, das dicht neben ihr ging, um sie nicht zu verlieren.

Das Mädchen war vor ungefähr einer Stunde gemeinsam mit Rico zum Fest gekommen. Sie war zu Hause eine halbe Ewigkeit im Bad gestanden, um sich fertig zu machen und war dann, was für ein Wunder, zu spät fertig gewesen, sodass der Junge lange warten hatte müssen, als er sie abgeholt hatte.

Als sie hier angekommen waren, hatte es jedoch nicht lange gedauert, bis sie sich verloren hatten. Der Zauberer mit dem hohen Zauberhut – sie konnte schwören, dass er über einen Meter hoch gewesen war – hatte für eine Minute ihre volle Aufmerksamkeit gehabt und als sie wieder in die Realität zurück kam, war Rico plötzlich nicht mehr an ihrer Seite.

Jetzt suchte sie bestimmt schon zwanzig Minuten nach ihm. Das Mädchen hatte aber nicht allzu große Hoffnungen, ihn wiederzufinden, immerhin waren hier fast alle Leute der Stadt versammelt.

„Ich hab nicht bei dem Zaubertrick zugesehen, ich war fasziniert von seinem Hut“, widersprach Honoka, während sie sich suchend umblickte.

„Jetzt wo du’s sagst, der war wirklich hoch …“

„Gissimon …!“, jammerte sie und sah ihren Partner aus wässrigen Augen aus an, „Ich heul gleich, ich will zu Rico. Diese Nacht darf auf keinen Fall so für uns enden! Es wäre perfekt gewesen, aber ich muss wie immer alles ruinieren!“

„Honoka, beruhig dich doch“, versuchte das Digimon sie zu trösten, „Wir finden ihn und Acimon schon noch.“

„Ach ja? Woher willst du das wissen?“, ließ sie sich nicht umstimmen, „Wahrscheinlich sucht und vermisst er mich gar nicht. Er feiert bestimmt schon mit jemand anders und ist froh, dass ich weg bin.“

„Ehm … Honoka“, meinte Gissimon, woraufhin sie sich etwas beruhigte.

„Was?“, erkundigte sie sich jammernd.

Plötzlich spürte sie, wie jemand von hinten ihre Hand ergriff. Verwirrt drehte sie sich um und sah Rico auf einmal vor sich stehen und neben ihm Acimon. Mit geweiteten Augen blickte sie ihn an, als sei er ein Geist.

„Da bist du ja“, bemerkte er und ließ jetzt erst ihre Hand los, „Ich hab dich schon überall gesucht.“

„Rico“, entgegnete sie nur verwundert, woraufhin sie sich ihre feuchten Augen trocknete, „Du hast mich gesucht?“

„Na klar, du bist einfach in der Menge verschwunden, als ich einmal nicht geschaut habe, ob du eh noch da bist.“

„Du bist ja so lieb!“, freute sie sich und fiel dem Jungen plötzlich um den Hals, natürlich auf ihren Gipsarm achtgebend.

„Hey, übertreib doch nicht so“, erwiderte er, woraufhin sie wieder von ihm abließ.

„Tut mir leid, ich bin einfach nur froh, dass du da bist und ich das neue Jahr doch nicht alleine feiern muss“, gab sie, sich am Kopf kratzend, zurück.

„Na komm, lass uns gehen“, meinte er, nachdem er sich umgedreht hatte, weil er sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen konnten.

„Okay“, willigte sie sofort ein und klammerte sich anschließend an seinen Arm, „Ich will Goldfische fischen gehen!“

„Ich glaube, das lässt sich machen.“
 

„Was willst du machen?“, fragte Nayuta Yukiko, als sie sie beim Neujahresfest angekommen waren.

„Ich weiß nicht ...“, entgegnete sie nur unsicher, woraufhin beide schwiegen.

Das Mädchen starrte auf den Boden. Am liebsten würde sie sich für diese nichts aussagende Antwort selbst ohrfeigen. Wenn sie sich nicht zusammenriss, würde das enden, wie ihr gemeinsamer Kinobesuch vor einiger Zeit und das wollte sie ganz bestimmt nicht.

Das Problem war nur, dass sie wirklich nicht wusste, was sie machen wollte. Die vorigen Jahre, die sie mit ihrer Mutter gefeiert hatte, hatte sie immer zu Hause verbracht. Sie waren nur jedes Mal für circa eine Stunde am Fest gewesen, meistens um den Schrein zu besuchen. Daher hatten sie eigentlich keine Ahnung, was man alles so machen konnte … Aber wieso dachte sie sich das eigentlich, anstatt es zu sagen?

„Ehm … um ehrlich zu sein, war ich noch nie wirklich lange auf einem Neujahresfest“, erklärte sie, hielt ihren Blick aber starr nach unten gerichtet, „Also ich würde mich freuen, wenn du mich ein bisschen herum führen könntest.“

„Ja, na klar, das mach ich gerne“, gab er lächelnd zurück.

Also sahen sich die beiden einmal um. Noch bevor Nayuta außer Haus gegangen war, hatte er Kirbymon gefragt, ob es mit ihm kommen wollen würden. Das Digimon hatte zugestimmt, hatte seine Meinung aber sofort geändert, als es mitbekommen hatte, was für ein Trubel hier war. Also hatte es sich freiwillig in sein D-Maak zurückgezogen.

Takomon hingegen hockte gerade auf irgendeinem Dach und beobachtete das Geschehen. Yukiko konnte es zwar nicht sehen, aber sie spürte dass es hier war. Zu Hause hatte sie ihren Partner ebenfalls gefragt, ob es sie begleiten wollte, es hatte aber nur gemeint, dass ihn das nicht interessierte. Das Mädchen hatte aber schon geahnt, dass es trotzdem kommen würde.
 

Ryan und Alice gingen schweigend nebeneinander her. Das Mädchen starrte die ganze Zeit gedankenverloren auf den Boden und fragte sich, ob sich diese angespannte Stimmung wohl heute noch legen würde. Ryan war wahrscheinlich noch immer ein bisschen genervt wegen gestern und sie selbst … sie konnte an nichts anderes mehr denken, als onetimegirl.

Naokimon und Baluamon waren nicht in ihren D-Maaks, bei ihren Partnern aber auch nicht. Sie hatten gebeten, sich alleine umsehen zu dürfen und da Naokimon keine Probleme damit hatte, Alice nach ihrem Geruch aufzuspüren, hatten es ihnen die zwei sogar erlaubt. In zwei Stunden würden sie sich beim Schrein wieder treffen.

Alice war ohnehin froh, dass sie die Digimon nicht an den Versen kleben hatte. Obwohl sie sauer auf Ryan war, wovon er natürlich nichts wusste, konnte sie nicht leugnen, wie gut er heute aussah. Der Junge hatte tatsächlich einen Kimono angezogen. Das hatte sie echt nicht erwartet. Sogar seine Mütze, die er sonst immer trug, hatte er abgelegt.

Er machte es ihr einfach. Sie durfte sich ohnehin nicht anmerken lassen, dass sie wütend war, da kam ihr seine Unwiderstehlichkeit gerade recht. Das einzige was sie störte war, dass er sich bis jetzt ziemlich distanziert verhalten hatte.

„Was ist los?“, fragte sie einfach einmal, um die Stimmung etwas aufzulockern.

„Was soll los sein?“, stellte er eine Gegenfrage und zog die Augenbrauen hoch.

„Du bist so ruhig“, bemerkte sie, während sie ihn musterte, „Du hast mich heute fast noch gar nicht berührt.“

„Geht dir das schon ab?“, erkundigte er sich grinsend, seine Augen wirkten aber weiterhin teilnahmslos, „Ich wusste gar nicht, dass du so scharf darauf bist.“

„Bin ich auch nicht, ich mein ja nur, das bin ich nicht von dir gewohnt, dass du so brav bist“, erklärte sie und ergriff anschließend seine Hand, „Es würde mich freuen, wenn wir den Abend einfach mal wie ein ganz normales Pärchen verbringen könnten.“

„Also Händchenhalten und Wahrsagungslose kaufen und den ganzen Kitsch?“

„Ja, ich bin ein Mädchen. Wenn ich schon mit meinem Freund hier bin, möchte ich das auch ausnutzen.“

„Na von mir aus“, stimmte er zu und drückte ihre Hand nun auch von sich aus, „Willst du Amakaze trinken gehen?“

„Ja“, antwortete sie lächelnd, woraufhin sie sich auf den Weg zum nächsten Stand machten.
 

Zur selben Zeit hatten sich Shunichi und Hime bei einer Brücke niedergelassen, die über einen kleinen Bach gebaut wurde. Etwas entfernt vom ganzen Trubel war es hier leiser aber auch ein bisschen kälter. Mantamon und Fikadamon spielten neben der Brücke auf einer Wiese.

Mit den Ellbogen lehnten sie gegen das Holzgeländer und beobachteten die Wellen, die durch den leichten Wind entstanden. Der Halbmond spiegelte sich im Wasser wieder und hatte Himes volle Aufmerksamkeit.

„Ich bin froh, dass ich mit dir hier bin“, meinte er plötzlich, woraufhin Hime ihn anlächelte.

„Wir gehen doch jedes Jahr gemeinsam her.“

„Ja, das schon, aber heuer ist es irgendwie anders … Findest du nicht?“

Was war das denn für eine blöde Frage? Natürlich war es anders. Shunichi konnte sich ja gar nicht vorstellen, was sich gerade alles in ihr abspielte, welche Szenarien sie sich schon in ihrem Kopf ausmalte und wie schnell ihr Herz klopfte. Die romantische Umgebung half nicht gerade, sich davon abzulenken.

„Spinner“, meinte sie nur kopfschüttelnd, „Das weißt du doch ganz genau.“

„Ich weiß gar nichts“, meinte er unschuldig, woraufhin sie ihn in den Arm boxte, „Außer dass ich hier neben einem wunderschönen Mädchen stehe und um ehrlich zu sein etwas nervös bin.“

„Nervös? Du?“, fragte sie verwundert.

„Ja, lass mich mal was ausprobieren.“

Kaum hatte Shunichi das gesagt, ergriff er ihre Hand und verflochtete seine Finger mit ihren. Sofort schoss Hime die Röte ins Gesicht. Was hatte er auf einmal? Wieso machte er das? Und was wollte er ausprobieren?

„Deine Hände sind ja ganz kalt …“, stellte er fest und begann nun ihre Handfläche mit seinem Daumen zu streicheln.

Hime sagte nichts und ließ die Berührung einfach über sich ergehen. Während sie die Hände anstarrte, breitete sich ein angenehmes Gefühl in ihr aus. Am liebsten hätte sie gar nicht mehr von seiner Hand abgelassen. Als sie ihren Blick abwandte und in sein Gesicht sah, blickte sie direkt in seine Augen.

„Was denkst du gerade?“, fragte er.

„Ich bin mir nicht sicher, ob du das wissen willst“, gab sie leise zurück.

„Ich schon, ansonsten hätte ich nicht gefragt.“

Das Mädchen antwortete aber nicht. Sie fragte sich, wie es sich wohl anfühlen würde, seine Lippen auf ihren zu spüren. Doch laut aussprechen konnte sie das nicht.

Shunichi bohrte aber auch nicht weiter nach. Er umfing ihre Hand nun auch mit seiner zweiten und rieb sie, sodass wenigstens ihre Hand warm wurde. Dann küsste er ihren Handrücken und ließ anschließend ganz von ihr ab. Er stieß sich vom Geländer ab und ging an Hime vorbei.

„Lass uns zurück gehen.“

„Ja …“, erwiderte sie, noch immer etwas verwirrt und sah ihm nach.

Bevor sie ihm hinterherging, wollte sie aber noch einen letzten Blick auf die schöne Mondspiegelung wagen. Ohne darauf gefasst zu sein, was jetzt kam, wandte sie sich von Shunichi ab und hatte anstatt des Wassers ein D-Hue vor sich. Nicht nur irgendein D-Hue, es war Chris, von dem sie das letzte Mal Besuch bekommen hatte und er hatte ein selbstgefälliges Grinsen im Gesicht.

Sofort wich sie ein paar Schritte zurück und hielt sich die Hände vor den Mund, damit ihr kein Laut entfahren konnte. Es fühlte sich an, als ob ihr Herz ein paar Sätze aufgehört hatte zu schlagen, so geschockt war sie.

„Hime, was ist los“, fragte Fikadamon besorgt, dem Himes Schock Zustand sofort aufgefallen war.

Das Mädchen nahm ihre Hände runter und versuchte sich, so schnell es ging, zu lockern und zu beruhigen. Shunichi hatte sich, als er das Digimon das fragen hatte hören, gleich umgedreht, daher hätte sie auch vor ihm ihren Zustand nicht verbergen können.

„Ich … Ich hab noch einmal ins Wasser gesehen und …“, begann sie, stockte dann aber, da sie nicht wusste, was sie sagen sollte, „… irgendetwas hat mich erschreckt. Wahrscheinlich war es nur irgendein Tier oder so.“

Shunichi stellte sich zum Brückengeländer und sah hinunter ins Wasser. Da war nichts. Alles sah so aus wie vorher. Verwirrt wandte er sich Hime zu und blickte sie ernst an.

„Ein Tier?“, fragte er ungläubig, „Hime, wenn was los ist, dann sag’s mir.“

„Nein, es ist alles okay, wirklich. Ich hab mich bloß erschrocken, mehr nicht“, redete sie sich heraus, „Lass uns gehen.“

Das Mädchen setzte sich in Bewegung und Shunichi ging ihr hinterher. Fikadamon war noch weniger davon überzeugt was Hime gesagt hatte, als es der Junge war.
 

„Du fragst mich was los ist und selbst bist du aber auch komisch drauf“, bemerkte Ryan, als sie bereits beide einen Becher Amazake geleert hatten.

„Ich bin nicht komisch drauf“, gab sie zurück, wusste aber nicht recht, wie sie ihn ansehen sollte.

„Doch, schon seit ein paar Tagen“, ergänzte er, während er den Rauch seiner Zigarette ausblies.

Ryan wusste genau, dass Alice es nicht ausstehen konnte, wenn er rauchte. Trotzdem würde er es sich nicht abgewöhnen, da konnten alle sagen, was sie wollten. Shunichi nervte ihn ja auch schon ewig damit. Aber er war wenigstens so nett und achtete darauf, dass er den Rauch nicht in ihre Richtung blies.

„Das bildest du dir nur ein“, erwiderte sie und verzog die Nase, weil sie den Gestank der Zigarette trotzdem riechen konnte.

„Meinst du?“, ließ er nicht locker und setzte ein selbstsicheres Grinsen auf, „Du wirkst so angespannt.“

„Ja, glaub’s mir doch.“

„Ich glaube, wir sollten dich ein bisschen auflockern“, erwiderte er und ergriff schon ihre Hand.

„Auflockern?“, erkundigte sie sich verwirrt, konnte aber nicht mehr viel machen, da sie von ihrem Freund mitgezogen wurde.
 

Als Ryan stehen blieb, fand sich Alice hinter einem der vielen Stände wieder, bei einer Holzwand, um genau zu sein. Auf dieser Seite befanden sich keine Menschen, hier waren also nur Ryan und sie. Da sie sich nicht mehr in der großen Masse befanden, war es hier auch dementsprechend kälter.

„Ryan, was …“, wollte sie schon fragen, doch der Junge schnitt ihr das Wort ab, indem er sie gegen die Wand drängte und anfing ihren Hals zu küssen.

„Nicht reden, entspann dich einfach“, meinte er, als er mit seiner Hand über ihren noch vom Kimono bedeckten Rücken streichelte

„Wie soll ich mich denn da entspannen?“

„Versuch’s doch mal.“

Ryans Lippen waren kalt, aber kaum hatte er eine Stelle ihrer Haut mit Küssen versehen, breitete sich von dort aus ein warmes Gefühl aus. Alice schlang ihre Arme um ihn und kurz darauf spürte sie schon keinen Boden mehr unter ihren Füßen. Ryan hatte sie an den Oberschenkeln gepackt und hochgehoben.

Durch die Position, die sie nun eingenommen hatte, wurden ihre Füße etwas frei. Sie erschauerte, als eine leichte Brise vorbeizog, sich an ihre Beine schmiegte und zügig weiter hinauf wanderte. Hinzu kam, dass Ryan nun mit seiner kalten Hand unter ihren Kimono fuhr, woraufhin ihre noch ein Schauer über den Rücken lief.

Mittlerweile hatten seine Lippen ihre gefunden und Alice gab sich seinen Küssen, ohne irgendwelche weiteren Anstalten zu machen, hin. Ryan hatte Recht, sie war wirklich entspannt. Die Sache mit onetimegirl rückte immer weiter in ihr Unterbewusstsein.
 

„Wenn ich mit meiner Familie hier wäre, müsste ich mir bestimmt das Gejammere meiner kleinen Schwestern anhören“, bemerkte Honoka, die bei Rico eingehakt war, während sie mit ihrer vergipsten Hand mit dem Plastikbeutel spielte, in dem sich ihre zwei gewonnenen Goldfische befanden, „Die eine würde dort hin wollen, die andere wo anders und da sie aber ihre Mama und ihren Papa bei sich haben wollen ist immer eine unzufrieden. Da wird gemault und geweint und getreten, mein Papa weiß nicht was er machen soll und meine Mama wird wütend.“

Das Mädchen erzählte ihm schon seit ungefähr einer viertel Stunde alles über ihre bisherigen Neujahreserlebnisse, ohne dass sie Rico zu Wort kommen ließ. Dabei wären schon fast ihre Goldfische zu Boden gefallen, weil sie sich so in ihre Geschichten hineinsteigerte.

„Oh ich hab’s schon wieder getan“, meinte sie plötzlich mitten im Erzählen mit Entsetzen, „Es tut mir so leid! Ich rede immer so viel und nerv dich mit meinen uninteressanten Geschichten.“

„Nein, das tust du nicht“, entgegnete Rico lächelnd.

Und das war nicht einmal gelogen. Er hätte nie gedacht, dass er einmal so denken würde, aber er hörte ihr gerne zu. Früher war er genervt, als sie ihn zugetextet hatte, weil er es einfach nur als nervig und laut empfunden hatte. Aber jetzt, wo er sie völlig anders sah, war das okay für ihn.

Der Junge war sogar viel besser drauf, als er gedacht hatte. Die paar Stunden, die sie schon hier waren, waren sehr unterhaltsam gewesen und irgendwie … ja irgendwie war er gerade glücklich.

„Wirklich?“, konnte sie es gar nicht fassen.

„Ja, wirklich. Es sei denn du fragst noch öfter, dann überleg ich’s mir vielleicht anders.“

„Ich bin schon still!“, erwiderte sie salutierend.

„Willst du noch irgendetwas Bestimmtes machen, bevor das alte Jahr zu Ende ist? Sind nur noch ein paar Minuten.“

„Ehm, lass mich mal überlegen …“, bat sie und tippte sich mit ihrem Finger ans Kinn, während sie nachdenklich nach oben starrte, „Haha, naja schon, aber egal. Ich glaub nicht, dass du das hören willst.“

„Du hast auch geglaubt, dass ich genervt von dir bin und das war ich nicht“, widersprach er, woraufhin sie ihn verwundert ansah, „Also sag schon, was willst du?“

„Ja, da hast du schon Recht, aber das ist doch was anderes und … ich weiß, dass du nicht einverstanden damit wärst“, erklärte sie ihm lachend.

„Tja schade, ich wäre bereit gewesen, dir einen Wunsch zu erfüllen“, entgegnete er und sah unbeteiligt zur Seite.

„Waaas?!“, fragte sie entsetzt nach und klammerte sich nun noch fester an seinen Arm, „Okay, dann sag ich’s dir doch.“

Rico lachte. Honoka blickte ihn verdutzt an und auch Rico war überrascht. Er hatte noch nie in ihrer Gegenwart laut gelacht, höchstens geschmunzelt. Das Mädchen konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Ich will einen Kuss.“
 

Nayuta und Yukiko saßen beim Lagerfeuer mit einem Becher Amakaze. Yukiko hatte gemeint, dass sie heute zum ersten Mal Amakaze getrunken hatte, was der Junge gar nicht fassen hatte können. Nayuta hatte seine Begleitung überall herumgeführt und nun waren es nur noch wenige Minuten bis Mitternacht.

Zwar hatten sie heute schon viel mehr miteinander geredet als bei ihrem ersten Date, jedoch hatte er das Gefühl, als würde Yukiko das hier nicht wirklich Spaß machen. Lag es etwa an ihm?

„Na, schmeckt’s?“, fragte er nach einer Weile, woraufhin Yukiko in anlächelte.

„Naja, es ist okay“, meinte sie, während sie sich ihre Hände an dem warmen Becher wärmte.

„Du musst es nicht trinken, wenn du nicht willst!“, erwiderte er schuldbewusst.

„Nein, nein, ich trink das schon“, gab sie abwinkend zurück, „Ich bin nur etwas pingelig wenn es um Essen und Trinken geht. Ist ganz schön nervig, ich weiß.“

„Nein, ist es gar nicht, jeder ist doch bei etwas kleinlich“, entgegnete er ihr, „Manche sind es bei der Kleidung, oder bei der Hygiene … du bist es eben beim Essen, ist doch ganz normal.“

„Weißt du noch, wie lang es noch bis Mitternacht ist?“, erkundigte sich das Mädchen.

„Es dürfte nicht mehr lange dauern“, antwortete er, woraufhin kurz Schweigen herrschte, „Sag mal … hat es dir bis jetzt überhaupt gefallen?“

„Ja, sogar sehr“, gab sie mit einem Lächeln zurück, „Tut mir leid, ich kann meine Freude nur nicht so gut ausdrücken und vielleicht liegt es auch daran, dass ich so fasziniert von all dem hier bin.“

„Puh, da bin ich ja erleichtert …“

„Was? Sag nicht, du hättest geglaubt, dass ich mich langweile.“

„Ich hab es in Erwägung gezogen …“, musste er gestehen, woraufhin beide lachten.

„Ich möchte nur auf jeden Fall noch den Schrein besuchen.“

„Dann stellen wir uns am besten jetzt schon an, bevor der große Ansturm kommt“, schlug Nayuta vor, als er aufstand und Yukiko die Hand entgegenstreckte.

„Okay“, gab sie zurück und ergriff seine Hand.
 

„Hey, Takomon!“, schrie Acimon zu dem Digimon, das auf einem Ast saß, von dem aus es einen guten Überblick hatte, aber kein Ohr rührte, „Hier unten.“

„Ich sehe dich“, meinte es nur knapp.

„Du beobachtest Yukiko, stimmt’s?“, fragte es, als es seine Pfoten hinter dem Kopf verschränkte.

„Ich überwache“, korrigierte es, seinen Blick immer noch starr auf die Menschenmasse gerichtet, „Falls ein Digimon auftauchen sollte, bin ich gewappnet.“

„Du kannst es nicht leugnen, ich weiß es doch“, erwiderte es grinsend.

„Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du unerträglich nervig bist?“

„Ja, das hör ich oft …“, entgegnete es gelassen, „Um Mitternacht gibt’s angeblich ein Feuerwerk, wollen wir uns das gemeinsam ansehen?“

„Tu was du nicht lassen kannst.“

Acimon nahm das einmal als „ja“. Also wandte es sich dem Baum zu und betrachtete kritisch den Weg, den es zurücklegen musste, um zu Takomon zu gelangen. Es war nicht gerade der beste Kletterer, aber egal, irgendwie würde es da schon hinaufkommen.

Das Digimon ging ein paar Schritte zurück, um Anlauf zu nehmen. Dann sprintete es auf den Baum zu und sprang so hoch es konnte. Es klammerte sich an den Stamm fest und verharrte eine Weile in dieser Position. Es dauerte nicht lange bis es hinunter rutschte und auf seinem Hinterteil landete.

Aber aufgeben war keine Option. Sofort startete es einen zweiten Versuch, der ebenfalls misslang. Der dritte aber war erfolgreich. Mit all seiner Kraft zog es sich den Baum hinauf, bis es tollpatschig aber doch den Ast, auf dem Takomon saß, erreichte. Es platzierte sich also neben dem Digimon und machte es sich dort bequem.

„Ach, tolle Aussicht von hier oben“, meinte es, als es in den Sternenhimmel sah, „Muss echt toll sein, wenn man fliegen kann, das erleichtert einem einiges. Ich wünschte, ich könnte auch fliegen … Feuerspeien wäre aber auch ziemlich cool …“

„Halt die Klappe“, unterbracht Takomon ihn.

„Okay …“, gab es nach und genoss weiterhin die Aussicht.
 

Honoka und Rico starrten sich gegenseitig an, das Mädchen immer noch bei seinem Arm eingehängt. Der Junge machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch ein Typ, der aus der Menge schrie, unterbrach ihn.

„Der Countdown fängt an!“

Sofort verstummten die Leute und begannen kurz darauf von zehn runter zu zählen. Honoka und Rico blickten sich um, sahen dann aber wieder einander an, dabei zählten sie aber eifrig mit.

Das Mädchen lächelte ihn an. Glücklicher als jetzt hätte sie gar nicht sein können. Mit Rico ins neue Jahr zu starten war das Beste für sie überhaupt. Und auch wenn sie keinen Kuss mehr in diesem Jahr bekam, mit dem er auch einverstanden war, war dieses Jahr toll verlaufen. Im nächsten dann aber.

Als der Countdown bei „Fünf“ angelangt war, schloss sie ihre Augen, noch immer ein breites Grinsen im Gesicht habend. Natürlich hatte es auch weniger erfreuliche Seiten gegeben, die sich bis jetzt noch nicht geklärt hatten, beziehungsweise die im nächsten Jahr erst richtig los gingen, aber darauf würden die vorbereitet sein, ganz sicher.

Sie hörte wie die Menschen laut die Zahl „Drei“ grölten. Honoka kuschelte sich an Ricos Arm und versank in Gedanken. Plötzlich spürte sie eine Hand an ihrer Wange, die ganz warm war und kurz darauf auch schon Ricos Atem an ihrer Stirn, gefolgt von einem Kuss an genau derselben Stelle, der stattfand, als es nur noch eine Minute bis Mitternacht war.

Der Countdown war zu Ende und lauter Jubel und Neujahresglückwünsche waren von allen Seiten zu hören. Honoka hatte ihre Augen noch immer geschlossen, weil sie nicht wollte, dass dieser Moment vorbei ging. So nahe neben Rico zu stehen und seine Lippen an ihrer Stirn – das reichte ihr übrigens vollkommen – zu spüren, war einfach nur himmlisch.

„Frohes neues Jahr“, flüsterte er ihr kaum verständlich, weil es um sie herum so laut war, ins Ohr.

„Froher neues Jahr“, erwiderte sie zufrieden und lächelnd.
 

Ungefähr zehn Minuten nach Mitternacht kamen Shunichi und Hime beim Schrein an die Reihe. Sie hatten sich bereits einige Zeit vorm neuen Jahr angestellt, um ja früh dran zu kommen, die paar Minuten, die sie warten hatten müssen, waren gar nichts gewesen.

„Hime, wir sind dran“, meinte Shunichi, woraufhin sie die drei niedrigen Stufen hochgingen.

„Jetzt sind wir sogar ohne unsere Eltern hier“, lachte sie, weil ihr bewusst war, dass das ihr Ziel gewesen war.

„Tja, kann man nichts machen“, gab er schulterzuckend zurück und holte daraufhin Geldmünzen aus seiner Tasche.

Hime tat es ihm gleich und die beiden warfen sie in einen eigens dafür aufgestellten Behälter. Somit sollten die Götter für dieses Jahr gnädig gestimmt sein. Anschließend läuteten sie die Glocke und beteten, wie es sich richtig gehörte mit verbeugen und klatschen.

Hime faltete ihre Hände und schloss ihre Augen. Sie dankte für das Jahr, dafür dass es ihr, ihren Freunden und ihrer Familie gut ging und sie bat, dass es auch im nächsten Jahr so bleiben würde und dass die Sache mit den D-Hue gut ausging, damit sie wieder in Frieden – zumindest in Hinsicht auf die digitale Welt – leben konnten. Ach ja und falls Shunichi drauf kommen würde, dass er ebenfalls in sie verliebt war, hätte sie auf keinen Fall etwas dagegen.

Als das Mädchen ihr Gebet beendete und ihre Augen wieder aufmachte, stellte sie fest, dass Shunichi schon fertig war und sie ansah. Sie wurde Rot bei dem Gedanken, dass er ihr beim Beten zugesehen hatte.

„Können wir?“, fragte er mit sanfter Stimme und streckte ihr die Hand entgegen.

„Ja“, antwortete sie, während sie das Angebot annahm.

Kaum hatten sie sich einen Schritt von ihrem Platz entfernt, stürmten schon die nächsten Leute hin. Der Ansturm war gewaltig und die Drängerei etwas unangenehm, aber man war es gewohnt. Hier versammelten sich echt fast alle Einwohner der Stadt.

„Was hast du dir fürs nächste Jahr gewünscht?“, erkundigte sich der Junge, als sie sich vom Schrein entfernten und ihre Hände losgelassen hatten.

„Einen großen rosa Plüschhasen“, gab sie grinsend zurück.

„Ach was, wirklich?“, fragte er misstrauisch.

„Nein, aber ich sag’s dir bestimmt nicht“, meinte sie und streckte die Zunge hinaus, „Ansonsten geht es ja nicht in Erfüllung.“

„Da hast du Recht“, stimmte er zu und verschränkte die Hände hinterm Kopf, „Aber den rosa Plüschhasen bekommst du jetzt bestimmt nicht.“

„Blödmann“, meinte sie, woraufhin sie ihn leicht in die Schulter boxte, konnte sich ein Lachen aber nicht verkneifen.
 

„Sieh dir das an, nur wegen dir, stehen jetzt schon so viele Leute an“, beschwerte sich Alice, als sie sich mit Ryan bei der Schlange anstellte.

„Wegen mir? Du hättest mich ja auch wegstoßen können“, verteidigte er sich gleichgültig, „Außerdem hast du gesagt, ich soll nicht aufhören.“

„Ich hatte ja auch keine Ahnung, wie spät es ist …“, maulte sie und verschränkte beleidigt die Arme.

„Ist doch nicht so tragisch“, meinte er, woraufhin er einen Arm um sie legte, „Deine Gebete werden auch noch später erhört werden.“

„Nein, dann sind die Götter bestimmt schon genervt von all den Gebeten.“

„Glaub ich nicht“, widersprach er und streichelte sanft ihren Oberarm, „Ich werde denen schon sagen, dass sie dir ja zuhören sollen und sollte das nicht der Fall sein, ich ihnen nächstes Jahr in den Arsch treten werde.“

Alice bemühte sich noch immer beleidigt zu sein, konnte sich ein Lächeln aber nicht verkneifen. Der Gedanke, dass Ryan den Göttern in den Allerwertesten trat, war schon ziemlich belustigend. Wenn man mal davon absah, wie er es ausgedrückt hatte, konnte er ja doch lieb sein. Hin und wieder, wenn auch sehr selten, kam diese Seite zum Vorschein.
 

„Hast du schon einmal Wahrsagungslose gezogen?“, fragte Nayuta, als er seines aufrollte.

„Nein, das ist das erste Mal“, erklärte sie, während sie es ihm gleich tat.

„Kennst du das Prinzip?“, erkundigte er sich, woraufhin das Mädchen mit dem Kopf schüttelte, „Es gibt ‚großen Segen‘, ‚kleinen Segen‘ und ‚Fluch‘. Und ein kleiner Text steht auch noch auf dem Zettel.“

Yukiko schloss noch kurz die Augen, bevor sie las, was sie gezogen hatte. Sie wollte es ja nicht übertreiben mit dem Wünschen, aber ein klein wenig Hoffnung hatte sie doch, dass sie wenigstens ein „kleiner Segen“ erwarten würde.

Als sie ihre Augen öffnete und las, konnte sie sich ein ironisches Auflachen nicht verkneifen. Sie hatte „Fluch“ gezogen, was hatte sie denn erwartet? Das hatte man davon, wenn man zu viel erbat.

„Ich hab einen kleinen Segen“, erklärte Nayuta, woraufhin er stolz den Text auf seinem Los vorlas, „Lassen Sie sich nicht von anderen unterkriegen. Vertreten Sie Ihre Meinung, dann wird Ihnen auch einiges gelingen. Sie sind zu Großem bestimmt. Geld: seien sie sparsam. Liebe: Manchmal ist viel mehr als man glaubt.“

Als Yukiko hörte, was Nayuta bei „Liebe“ stehen hatte, konnte sie nicht anders, als an ihn und sich zu denken. Sie spürte wie ihre Wangen warm wurden, schüttelte dann aber ihren Kopf, um wieder zu Sinnen zu kommen. Das erste was dem Jungen in Gedanken kam war aber auch Yukiko.

„Was hast du?“, fragte er neugierig.

„Fluch“, antwortete sie, schwach lachend, während sie ihm ihr Los zeigte, „War mir irgendwie schon klar.“

„Warum das?“

„Naja, ich hab eigentlich nie besonders viel Glück.“

„Weißt du, man sagt, dass ‚Fluch’ eigentlich für ‚Glück‘ steht“, erklärte er, während er sie zuversichtlich anlächelte, „Weil es so selten vorkommt.“

„Wirklich?“, erkundigte sie sich überrascht.

„Ja, ich schwindle dich nicht an, das wissen aber nur wenige“, versicherte er ihr, „Was hast du sonst noch oben stehen?“

„Ehm … warte …“, meinte sie, woraufhin sie das Los wieder in ihre Richtung drehte, „Nehmen Sie sich ein bisschen zurück und verlangen Sie nicht zu viel, das ist zum Scheitern verurteilt. Weniger ist manchmal mehr. Geld: seien sie auf alles vorbereitet. Liebe: Das Leben hält viel Unerwartetes für sie bereit.“

„Zurücknehmen ist gut“, lachte Nayuta, „Komm, jetzt musst du das Los auf einen Baum binden.“

„Und du?“

„Ich nicht, das macht man nur mit Unglück verheißenden Losen.“

Also tat Yukiko wie ihr befohlen. Sie rollte das Wahrsagungslos wieder zusammen und band es anschließend an einen Ast, an dem auch schon ein paar andere Zettel angebracht waren.

„Das was da oben steht, muss ja nicht immer stimmen“, bemerkte er, nachdem sie fertig war, „Nur das mit dem Glück ist bestimmt wahr.“

„Wenn du das sagst“, entgegnete sie und schenkte ihm sogar ein bisschen Glauben.
 

„Das war echt schön“, meinte Honoka, als sie mit Rico und den zwei Digimon bereits auf dem Heimweg war, „Nächstes Jahr feiern wir wieder zusammen.“

„Das klingt ja schon ziemlich sicher“, bemerkte er, woraufhin sie aber nur grinste.

„Ich bin mir ja auch sicher.“

„Na dann.“

„Was denn? Sag bloß du willst nicht“, erwiderte sie gespielt übertrieben beleidigt, „Du musst zugeben, dass es echt lustig mit mir war … und das obwohl ich einen vergipsten Arm habe.“

„Das kann ich wohl nicht abstreiten“, entgegnete er lächelnd.

„Im Ernst?“

„Ja.“

„Du hattest Spaß?“

„Ja, ich hatte ein wenig Spaß.“

„Ooooh!“, gab sie gerührt zurück und klammerte sich erneut an seinen Arm, „Du weißt ja gar nicht, wie glücklich mich das macht.“

„Oh doch, ich glaub, ich kann’s mir ungefähr vorstellen.“

„Und schöner hätte ich mir die letzten Sekunden des alten Jahres gar nicht erträumen können“, schwärmte sie, woraufhin sie ihn mit einem frechen Grinsen ansah, „Ich hätte echt nicht gedacht, dass ich den Kuss bekommen.“

„Tja, Wunder geschehen.“

„Ja, das tun sie und sie sollen nicht damit aufhören.“
 

Und so ging das alte Jahr zu Ende. Zwei ganze und ein halbes Monat waren vier der Digi-Ritter bereits in ihrem Amt, die anderen ein Monat weniger. In dieser kurzen Zeit war viel passiert. Manche Dinge waren erfreulich, manche weniger, aber trotzdem bereute es nun keiner, gemeinsam mit den Digimon für das Weiterbestehen der Erde zu kämpfen.
 

Das neue Jahr … da bin ich wohl ein Monat zu früh dran, aber egal xP

Ich hab viel recherchiert wie das Neujahrsfest in Japan so abläuft und hoffe, dass ich es ungefähr getroffen habe, wie es tatsächlich ist.

Die meisten Informationen hab ich aber aus dem Manga „Nah bei dir“ von Karuho Shiina, wo das Ganze ziemlich gut beschrieben ist.

Eventuell hab ich ein bisschen viel davon abgeschaut, aber ich wollte es eben sehr realitätsnahe schreiben ^^

Kiripurin

Kuppler-Eltern

„Ich freu mich schon wieder auf die nächste Neujahrsfeier!“, meinte Baluamon, als es neben Ryan bei der Bar im Restaurant seiner Eltern saß.

Der Junge hielt sein Handy an sein Ohr, damit sich niemand etwas dachte, wenn er plötzlich Selbstgespräche führte. Er saß bei seinem Morgenkaffee, obwohl man dazu sagen musste, dass es schon fast Mittag war.

„Hat’s dir so gut gefallen?“

„Ja, es war unglaublich! Die vielen Menschen und die bunten Lichter und das Feuerwerk!“, schwärmte das Digimon.

„Bei euch in der Digi-Welt gibt es keine Feste, oder?“

„Nein, nicht wirklich …“, entgegnete es etwas traurig, „Naja, ich werd dann schon mal nach oben gehen.“

„Okay, mach das“, stimmte er zu, woraufhin Baluamon vom Sessel sprang und die Treppen raufmarschierte.

Ryan nahm also sein Handy vom Ohr weg und machte einen großen Schluck von seinem Kaffee. Er beschloss onetimegirl zu schreiben.

„Ich hab ihr bis jetzt noch nichts von dir erzählt.“

Er wartete eine Weile, auf eine Rückmeldung. Er wusste nicht, warum er ihr das jetzt erzählte und warum er onetimegirl vor Alice verheimlicht hatte, auch nicht. Irgendetwas drängte ihn dazu, vielleicht war seine gute Seite dafür verantwortlich?

„Hat sie dich schon einmal auf etwas Ähnliches angesprochen?“, schrieb sie zurück.

„Möglicherweise …“

„Warum hast du sie angelogen?“

„Ich hab sie nicht angelogen … ich hab ihr lediglich etwas verschwiegen …“

„So viel besser ist das nicht. Also sag schon, wieso hast du ihr es nicht einfach erzählt?“

„Ich weiß es nicht.“

„Hast du Angst, dass sie sauer sein und dir verbieten könnte, dass du mit mir schreibst?“

„Vielleicht.“

„Was würdest du dann tun?“

Ryan wartete kurz, bevor er antwortete. Überraschenderweise kamen in ihm langsam die Schuldgefühle hoch. Onetimegirl machte ihm ein schlechtes Gewissen, zu Recht. Wenn er einfach nur mit ihr schreiben würde, wäre es ja kein Problem, aber sie bedeutete ihm eben so viel, dass es unfair gegenüber Alice war, es ihr nicht zu sagen.

„Ach keine Ahnung, das überlege ich, wenn es soweit ist.“

Genervt packte der Junge sein Handy weg und trank anschließend seine Tasse aus. Er machte sich auf den Weg zu Baluamon, das bestimmt schon ganz ungeduldig auf ihn wartete.
 

Hime saß auf der Wohnzimmerbank vorm Fernseher. In eine Decke eingewickelt und mit den Beinen auf der Couch sah sie sich einen Spielfilm an. Fikadamon saß neben ihr und betrachtete aufmerksam, was sich in dem Gerät so tat.

Plötzlich tauchte Frau Inoue auf und machte hecktisch Anstalten, sich auf die Bank zu setzen. Schnell sprang das Digimon hinunter, um nicht zerquetscht zu werden und schon hatte die Frau Platz genommen.

„Na, Hime“, meinte sie, nachdem sie sich in ihre Richtung gedreht hatte.

„Was gibt’s?“, fragte das Mädchen wenig interessiert.

„Ihr habt Neujahr ja noch schön verbracht, Shunichi und du“, bemerkte sie mit einem zweideutigen Grinsen im Gesicht.

„Ja, es war ganz nett“, entgegnete sie und drehte die Lautstärke des Fernsehers hinunter, um sich besser unterhalten zu können, „Wir haben uns nur gefragt, wo ihr hin verschwunden seid. Normalerweise feiern wir ja immer gemeinsam.“

„Ach, wir waren hier und dort … Vielleicht wollten wir euch einfach mal ein bisschen alleine lassen.“

„Also war das Absicht“, stellte das Mädchen vorwurfsvoll fest.

„Bei dir klingt das ja, als hätten wir euch durch das Tor der Hölle geschickt! Du hast doch gesagt, dass es dir gefallen hat“, verteidigte sich Frau Inoue.

„Ja, natürlich, warum hätte es mir nicht gefallen sollen? Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht mit Shunichi verstehen würde.“

„Du kannst es mir ruhig sagen.“

„Was?“

„Dass ihr euch in einander verliebt habt.“

Hime lief sofort rot an und wandte sich wieder dem Film zu. Das war nicht das erste Mal, dass sie so etwas von ihren Eltern hörte. Das Problem war nur, dass das mittlerweile zur Hälfte der Wahrheit entsprach. Es war nur wichtig, dass sie sich nichts anmerken ließ, dass wollte sie Shunichi nicht antun.

„Was redest du denn da schon wieder? Wie oft soll man euch noch sagen, dass wir nur Freunde sind und dass sich daran nichts ändern wird?“, meinte Hime, nachdem ihre Wangen wieder eine normale Farbe angenommen hatten.

„Oh, ich bleibe davon überzeugt, dass es doch noch passieren wird“, ließ sie nicht locker und erhob sich anschließend wieder.
 

„Hey, Ma“, begrüßte Shunichi seine Mutter, die bereits wieder brav im Krankenbett lag.

„Ichi, du bist jetzt schon da?“, fragte sie verwundert und klappte das Buch zu, das sie so eben gelesen hatte, „Ich hab dich erst in ein paar Stunden erwartet.“

„Ja … irgendwie hatte ich jetzt schon Lust zu kommen“, erklärte er und kratzte sich dabei am Kopf, „Stör ich eh nicht?“

„Ist das dein ernst?“, erkundigte sie sich mit hochgezogenen Augenbrauen, „Wie kannst du mich hier stören? Ich bin froh, wenn ich Besuch habe, vor allem von dir.“

„Das sagst du jetzt bestimmt nur so“, gab er grinsend zurück, während er sich einen Stuhl schnappte, „In Wirklichkeit bist du froh, wenn ich wieder weg bin.“

„Komm näher“, erwiderte Frau Hokirim und deutete dazu mit ihrem Finger.

Etwas verwirrt lehnte sich der Junge zu ihr nach vorne. Er verfolgte die Hand seiner Mutter mit seinen Augen, die seinem Kopf immer näher kam. Die Frau schnippte ihn auf die Stirn, woraufhin er sofort überrascht zurückwich.

„Aua, wofür war das denn?“, fragte er, sich seine Stirn reibend.

„Dafür dass du gesagt hast, dass ich froh wäre, wenn du wieder weg bist“, erklärte sie mit einem frechen Lächeln.

„Ich hab’s ja schon verstanden“, meinte der Junge, woraufhin eine kurze Zeit Schweigen herrschte.

„Du willst mir bestimmt etwas erzählen“, bemerkte die Frau dann.

„Warum denkst du das?“

„Das sehe ich dir doch an.“

„Ja, vielleicht hast du Recht …“, stimmte er zu, sank dabei aber seinen Kopf.

„Na dann, ich bin ganz Ohr, was ist gestern passiert?“

„Manchmal ist es echt erschreckend, dass du mir alles ansiehst.“

„Ich bin deine Mutter, das gehört dazu.“

„Na gut …“, entgegnete er ihr seufzend und begann dann zu erzählen, „Der Abend mit Hime gestern war echt schön … War das eigentlich so geplant, dass ihr euch von uns trennt?“

„Das sag ich nicht, das ist ein Geheimnis. Aber lenk nicht vom Thema ab.“

„Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich dir erzählen will, es ist eigentlich gar nichts Besonderes passiert. Wir haben eben die typischen Dinge gemacht und ich hab für einen kurzen Augenblick ihre Hand gehalten.“

„Du hast ihre Hand gehalten? Das musst du jetzt aber genauer erklären“, bemerkte sie neugierig.

„Wir standen auf einer Brücke, etwas abgeschieden von all dem Trubel und irgendwie hat es mich da überkommen. Ich weiß auch nicht, wieso genau ich das gemacht hab. Ich hatte einfach gerade das Bedürfnis gehabt und es hat gut gepasst.“

„Wie hat Hime reagiert?“

„Sie hat sich darauf eingelassen, ich denke nicht, dass sie etwas dagegen gehabt hat.“

„Und wie war es für dich? Ich meine, Händchenhalten ist jetzt nicht wirklich gewöhnlich für Freunde.“

„Das ist eben das Problem, dass ich hab. Es war mehr als sonst und ich hab versucht in Hime das zu sehen, was ich sehen sollte, nämlich ein Mädchen, in das ich mich verlieben könnte, aber das hat nur wenig funktioniert. Das Bild von ihr als Schwester will sich nicht vertreiben lassen, egal wie sehr ich es versuche.“

„Du hast bestimmt auch Angst davor, was wäre, wenn ihr dann nicht mehr zusammen seid, stimmt’s?“

„Unter anderem, ja … Aber so weit denke ich jetzt noch gar nicht“, erklärte Shunichi und rieb sich seine Schläfen, „Ich will Hime nicht verletzen. Ich meine, was ist, wenn ich mich nicht in sie verlieben kann? Das muss doch komisch für sie sein, wenn wir beide wissen, was sie für mich empfindet, ich das aber nicht erwidern kann. Mir fällt es ja jetzt schon schwer, sie so zu behandeln wie früher.“

„Egal was jetzt passiert und wie du dich entscheidest, das wird bestimmt keinen dauerhaften negativen Einfluss auf später haben. Ihr werdet sicher in der Lage sein, dass später zu vergessen, euch neu zu verlieben. Ihr seid noch so jung und habt euer ganzes Leben vor euch. Ich bin mir sicher, dass ihr irgendwann darüber lachen könnt, dass du dir so lange über das Thema den Kopf zerbrochen hast. Hime war so mutig, dir zu sagen, was sie empfindet, jetzt ist es deine Aufgabe mutig zu sein.“

„Okay, ich glaub, ich versteh, was du meinst.“

„Ladet doch die Inoues heute zum Essen ein, sie freuen sich sicher und du kannst mit Hime reden … oder was auch immer.“

„Ich will gar nicht wissen, woran du denkst“, meinte der Junge abgeneigt.

„An nichts Schlimmes“, lachte sie und zerraufte anschließend seine Haare.
 

Da gestern mit Rico und Honoka alles so gut geklappt hatte, hatte das Mädchen gefragt, ob er heute mit ihr ins Kino gehen wollte, unter dem Vorwand, dass der Film nicht mehr lange laufen würde und sie keinen hatte, der sie sonst begleitete. Zweites stimmte zwar nicht ganz, aber das musste er ja nicht wissen.

Zu ihrer Überraschung hatte er wieder nichts dagegen gehabt. Honoka war dankbar dafür, dass ein Stein Rico fast erschlagen hatte. Dass sie sich ihren Arm gebrochen hatte, war zwar weniger schön, aber das war es wert gewesen. Das hatte sie irgendwie näher zusammengebracht. Anscheinend hatte ihm das gezeigt, was sie wirklich für ihn empfand und das hatte ihm zu denken gegeben.

Vergangenheit war Vergangenheit. Das Hier und Jetzt zählte und darauf sollte sie sich auch konzentrieren.

Das Kino war bereits vorbei. Honoka hatte viel gelacht und sie glaubte, dass Rico auch Gefallen an dem Film gefunden hatte. Er hatte zwar gemeint, dass das der Fall gewesen war, jedoch musste das ja nicht heißen, dass das auch stimmte.

Das Mädchen hatte sich angewöhnt, sich immer bei Ricos Arm einzuhaken, wenn sie neben ihm her ging. Da er nichts dagegen sagte oder tat, nahm sie an, dass es okay für ihn war. Er gab nur hin und wieder einen genervten Laut von sich, aber das überhörte sie absichtlich.

„Ich muss gestehen, ich hab etwas Angst in der Dunkelheit“, bemerkte sie, was nicht einmal gelogen war und drängte sich näher an ihn.

„Musst du nicht, ich pass schon auf dich auf“, gab er zurück, klang aber nicht sehr überzeugend.

„Also viel sicherer fühle ich mich jetzt nicht“, meinte sie etwas enttäuscht, „Ein bisschen mehr Enthusiasmus hättest du schon rein bringen können.“

„Du kannst mir vertrauen“, entgegnete er ihr und blickte sie nun an.

Honoka sah in seine Augen und darin spiegelte sich der pure Ernst wieder. Ricos Augen sagten mehr als tausend Worte, das sollte sie schon langsam wissen.

Plötzlich konnten die zwei eine klagende Frauenstimme wahrnehmen, die sie aufschauen ließ. Sie blickten sich eine Weile verwirrt um, bis sie die Richtung ausmachen konnten, woher die Geräusche kamen. Es handelte sich um eine schmale Gasse.

Da es sehr dunkel war, konnten sie nichts Genaueres erkennen. Ohne zu zögern setzte Rico seinen Weg in diese Richtung fort. Honoka, der jetzt schon ein Schauer über den Rücken lief, gelang es noch rechtzeitig seine Hand zu schnappen und ihm zu folgen.

Das Mädchen bemerkte sofort, dass Rico auf stille Bewegungen bedacht war und sie versuchte ihm da keinen Strich durch die Rechnung zu machen, so schwer ihr das auch bei der Dunkelheit fiel. Zwar wurde es jetzt schon heller, da sie sich einer Straßenlaterne näherten, trotzdem war es nicht einfach.

Als der Junge stehen blieb, machte auch Honoka ruckartig Stopp. Sie spitzelte über seine Schulter und erblickte eine Frau und drei Männer. Ihr fiel sofort auf, dass sie ziemlich hübsch war, im Gegensatz zu den anderen Personen, die von seltsamer Gestalt waren und vor denen sie Angst hatte.

Zwei Autos befanden sich ebenfalls in ihrer Nähe. Es sah so aus, als ob der Wagen der Männer, dem der Frau den Weg versperren wollte, er stand nämlich waagrecht auf der Straße, was sich gerade noch in der schmalen Gasse ausging.

Die Männer waren der Frau unheimlich nahe und betatschten sie immer an den Armen. Gerade jetzt wich sie so weit zurück, bis eine Mauer hinter ihr war und sie nicht mehr weg konnte. Die Angst war ihr ins Gesicht geschrieben.

Honoka merkte, wie sich Rico nach vor bewegen wollte und sie legte ihm reflexartig die nicht vergipste Hand auf die Schulter, um ihn zurückzuhalten. Er drehte seinen Kopf nach hinten und hatte einen entschlossenen Blick aufgesetzt. Wollte er sich da wirklich einmischen?

„Lass uns wieder gehen und die Polizei rufen“, flüsterte sie leise, während ihr Herz schnell schlug, „Das sind drei Typen, gegen die kommst du nicht an!“

„Das werden wir ja sehen“, erwiderte er nur und schüttelte ihre Hand ab.

„Nein, Rico! Nicht!“, entgegnete sie leise, als er sich immer weiter von ihr entfernte, „Scheiße!“

„Hey“, meinte Rico, als er ins Licht der Straßenlaterne trat und nur noch wenige Meter von den vier Personen entfernt war.

Die drei Männer drehten sich sofort um und sahen nicht glücklich aus, als sie den Jungen erblickten. Selbstbewusst gingen zwei von ihnen auf ihn zu, der dritte blieb bei der Frau und passte auf, dass sie nicht weglief.

„Was willst du, Kleiner?“, fragte einer mit Glatze.

„Lasst die Frau in Ruhe“, forderte Rico sie auf, woraufhin die drei Typen aber nur lachten.

„Und du glaubst, nur weil du das sagst, machen wir das?“, antwortete ein anderer Blonder, der definitiv betrunken war.

„Ihr solltet es besser tun.“

„Du drohst uns?“, lachte die Glatzkopf und packte Rico am Kragen.

„Ja“, gab er zurück und blickte ihn herausfordernd an.

Sofort holte der Mann mit der Glatze zum Schlag aus, Rico konnte sich aber noch rechtzeitig aus seinem Griff befreien und sich ducken. Wütend ging nun der Betrunkene auf den Jungen los und schaffte es, ihm einen Schlag in die Magengrube zu versetzen.

Honoka, die das alles noch immer vom Schatten aus betrachtete, hielt sich vor Entsetzen die Hand vor den Mund. Sie hatte bereits die Polizei alarmiert, wusste aber nicht, was sie nun tun sollte. Sollte sie ihm helfen? Würde sie denn eine Hilfe sein? Sie hatte Angst, dass ihr ebenfalls wehgetan werden könnte, aber Rico wollte sie auf keinen Fall im Stich lassen.

Inzwischen hatte sich Rico auf einen Faustkampf mit Glatzkopf und dem Betrunkenen eingelassen. Er ging nun in die Offensive und es wirkte so, als wäre es ihm egal, wenn er Schläge einstecken musste.

Der Junge wurde gerade vom glatzköpfigen Mann festgehalten, damit der andere zuschlagen konnte. Dieser wurde aber plötzlich mit einer Flasche in den Rücken getroffen. Der betrunkene Typ drehte sich um, um zu sehen, wer es wagte, ihn aus dem Hinterhalt anzugreifen.

Honoka war nun ebenfalls aus dem Schatten herausgetreten und stand nun mit zittrigen Beinen und mit großzügigem Sicherheitsabstand weit von ihnen weg. Eigentlich hatte sie auf den Kopf gezielt. Naja, was konnte sie sagen? Sport war noch nie ihres gewesen.

„Was willst du, Schlampe?“, fragte der Getroffene.

„Hey, schimpf mich nicht!“, beschwerte sie sich und stemmte die Hände in die Hüften.

Wütend ging der Betrunkene auf sie zu. Das Mädchen bekam schon die Panik und wich ein paar Schritte zurück, soweit hatte sie nicht gedacht. Rico schaffte es aber, den Glatzkopf wegzuschubsen und stürzte sich auf den anderen.

Beide gingen zu Boden und Rico saß nun rittlings auf dem Typen oben. Er verpasste ihm eine ins Gesicht. Darauf folgte eine weitere und darauf wieder eine.

Zuerst hatte sich Honoka gefreut, dass Rico ihr zur Hilfe gekommen war und es geschafft hatte, den betrunkenen Mann zu Boden zu schmeißen, aber das war zu viel für sie. Je öfter er zuschlug, umso entschlossener wurde sein Blick. Der Geschlagene blutete bereits aus dem Mund, weshalb Rico die rote Flüssigkeit auch auf seiner Faust kleben hatte.

„Rico, hör auf!“, rief sie verzweifelt, als sie sich aus ihrem Schock-Zustand befreit hatte.

Noch bevor Rico inne halten konnte – ob er es getan hätte, war nicht wirklich klar – wurde er vom Glatzkopf am Hals gepackt und von seinem Kumpel weggezerrt. Nun mischte sich auch der dritte Typ ein und sie gingen zu zweit auf Rico los.

Die hübsche Frau starrte eine Zeit lang einfach nur geschockt den Kampf an. Erst als Honoka ihr zurief, dass sie ihre Beine in die Hände nehmen sollte, holte sie das wieder in die Realität zurück. Leider wurde der Glatzkopf aber ebenfalls aufmerksam. Er schaffte es noch die Frau an der Hand festzuhalten und zog sie grob zu sich.

„Hey!“, ertönte plötzlich eine unbekannte Stimme aus dem Schatten.

Alle drehten sich in die Richtung des Neuankömmlings, der kurzerhand neben Honoka auftauchte. Es handelte sich um einen jungen schwarzhaarigen Mann, der schon zum Kampf eilte.

Den Gesichtern der Rowdys nach, war es kein Verbündeter von ihnen. Honoka war dieser Person auch noch nie über den Weg gelaufen und es wirkte auch nicht so, als ob Rico ihn kennen würde. Vielleicht war es einfach nur ein Passant, der wie die zwei Digi-Ritter von den seltsamen Geräuschen angelockt wurde.

Sofort war klar, dass der Unbekannte andere Gedanken hatte als Rico. Anstatt sich zu prügeln und mit seinen Fäusten zu kämpfen, wich er nur aus und versuchte bei Gelegenheit den Betrunkenen zu Boden zu zwingen, um ihn dann festzuhalten.

Nun stand nur noch Glatzkopf, der die Frau noch immer grob am Arm festhielt, aber schon in Panik zu geraten schien. Da ertönten auch schon die Polizeisirenen. Jetzt war der Zeitpunkt da, an dem Glatzkopf der Schweiß auf der Stirn stand.

Schnell ließ er von der Frau ab und wollte weglaufen, doch die Polizeibeamten kamen ihm schon entgegen.

Er suchte nach Hilfe, seine Kumpels lagen aber beide am Boden und konnten ihm somit nur schwer helfen. Glatzkopf wurde festgenommen und dann widmeten sich die Polizisten den anderen.

„Der hier ist ohnmächtig“, bemerkte einer von den Beamten, „Und er ist ziemlich zugerichtet.“

„Der braunhaarige Junge und der schwarzhaarige junge Mann haben mir geholfen!“, stellte die hübsche Frau sofort klar, damit ja keine Missverständnisse aufkamen.

„Was haben die drei Männer gemacht?“, fragte sofort ein Polizist.

„Ich wollte mit meinem Auto durch diese Gasse fahren, weil ich sie als gute Abkürzung kenne“, fing sie an zu erklären, „Dann haben mir diese Typen aber mit ihrem Wagen den Weg versperrt und ich bin ausgestiegen, weil ich wissen wollte, was das sollte. Sie kamen grinsend immer weiter auf mich zu und wollten mich angreifen, ich bin aber ihren Berührungen ausgewichen. Zum Glück kamen dann schon der Junge und das Mädchen vorbei. Ich wüsste nicht, was die drei sonst mit mir gemacht hätten.“

„Sie haben Ihnen aber noch nichts getan“, bohrte der Beamte nach.

„Nein, theoretisch nicht …“, gab sie zurück, „Aber sie waren kurz davor.“

„Und was ist mit Ihnen?“, fragte er nun an Rico gewandt, „Sie haben diesem Mann wahrscheinlich die Nase oder sonst was gebrochen, ohne sich vorher zu erkundigen, was wirklich geschehen ist. Schlägertypen wie Sie sehen wir gar nicht gern. Sollte dem Mann wegen Ihnen etwas Gröberes widerfahren sein, können sie dafür ins Gefängnis kommen, ist Ihnen das klar?“

„Ich hab nur der Frau geholfen, das ist alles“, antwortete Rico wenig beeindruckt, woraufhin er sich mit seinem Ärmel Blut von der Nase wischte.

„Sie sind doch der Sohn von Dai Yurioka“, mischte sich plötzlich ein anderer großer, schmaler Polizist ein, darauf bekam er aber keine Antwort, „Die Journalisten werden sich freuen, wenn sie erfahren, dass sein Sohn sich nicht beherrschen kann.“

„Was haben Sie für ein Problem?“, brachte sich nun auch Honoka entsetzt ein, „Rico hat der Frau geholfen! Was hätte er denn sonst machen sollen? Abwarten, bis Sie endlich aufkreuzen? Bist dahin wäre der Frau bestimmt schon etwas passiert!“

„Mit welcher Sicherheit kannst du das sagen, Mädchen?“, erkundigte sich nun wieder der andere Polizist.

„Ehm … naja …“, stammelte sie unsicher und blickte anschließend zu Boden.

„Eben. Und was ist mit Ihnen?“, fragte er nun an den jungen Mann gewandt, „Wann sind Sie dazu gestoßen?“

„Erst kurz vor Ihnen“, erwiderte er knapp.

Eine Weile diskutierten sie noch. Als die Polizeibeamte Rico und Honoka erlaubten zu gehen, weil es schon sehr spät war, hatte es der Junge eilig, von diesem Ort wegzukommen. Er hatte sich nicht einmal bei dem jungen Mann bedankt, der ihm zur Hilfe gekommen war. Und das „Danke“, das ihm die junge Frau nachrief, schien er auch zu ignorieren.
 

„Was hast du dir dabei gedacht?“, fragte Honoka, nachdem sie die enge Gasse verlassen hatten, „Du hättest dir schlimme Verletzungen zuziehen können, du siehst ja jetzt schon so arg aus. Es war doch klar, dass du keine Chance gegen drei Erwachsene hast, so groß du auch sein magst.“

„Wie gesagt, ich wollte nur der Frau helfen“, verteidigte er sich monoton.

„Ich hab mir große Sorgen um dich gemacht“, erklärte sie traurig und umklammerte wieder fest seinen Arm, „Das war viel zu leichtsinnig von dir. Du kanntest sie ja nicht einmal.“

„Und nur weil sie fremd für mich ist, soll ich sie einfach im Stich lassen?“, fragte er, ohne sie dabei anzusehen.

„Nein, das nicht … aber du hättest dir wenigstens vorher überlegen können, was genau du vor hast. Du bist einfach ohne Nachzudenken hin gestürmt. Hätte ich nicht die Polizei gerufen, hättet ihr den Kampf vielleicht nicht gewonnen.“

„Aber es ist gut ausgegangen“, ignorierte er einfach ihre Vorwürfe.

„Ja, aber beim nächsten Mal, wird es das vielleicht nicht mehr!“, widersprach sie aufgebracht, „Du kannst nicht einfach so leichtsinnig mit deinem Leben umgehen!“

„So wie du“, bemerkte er, woraufhin sie kurz inne hielt.

„Das ist was anderes“, entgegnete sie und blickte anschließend auf ihren Gipsarm, „Da hab ich schnell handeln müssen.“

„Hab ich jetzt auch.“

„Aber du hättest wenigstens nicht so brutal sein müssen …“, meinte sie eingeschüchtert, „Ich hab dich gar nicht wiedererkannt.“

„Hattest du wegen mir Angst?“

„Ein bisschen …“, gestand sie leise.

„Tut mir leid, das wollte ich nicht“, entschuldigte er sich, woraufhin sie verwundert aufsah.

„Denk das nächste Mal einfach daran …“, entgegnete sie nur, weil sie etwas sprachlos war, woraufhin sie ihren Weg schweigend fortsetzten.
 

Shunichi war dem Ratschlag seiner Mutter nachgegangen und hatte die Inoues zum Abendessen eingeladen. Sein Vater hatte köstliche Speisen zubereitet, auf welche sich Herr Inoue, laut Angaben seiner Frau, bereits seit dem Telefonat sehr freute.

„Es ist schade, dass Lea nicht hier ist …“, bemerkte Frau Inoue, als sie den Hauptgang beendet und ihr Besteck zur Seite gelegt hatte.

„Ja, es fehlt wirklich etwas, wenn sie nicht hier ist …“, stimmt ihr Mann zu.

„Weiß man denn schon was Neues?“, fragte Hime.

„Nein, nur dass die Ärzte sie nicht so früh gehen lassen wollen, wie geplant“, antwortete Shunichi mit traurigem Blick.

„Aber ihr kennt sie ja“, brachte sich Herr Hokirim ein, als er aufstand, um die Teller abzuservieren, „Sie kann alles sicher so drehen und wenden, dass sie doch früher rauskommt.“

„Ja, da hast du Recht“, gab Herr Inoue lachend zurück, „Wenn Lea sagt, sie geht, dann geht sie.“

„Wenn sich eine durchsetzen kann, dann Lea“, fügte Frau Inoue hinzu und beugte sich etwas zur Seite, damit ihr Teller weggenommen werden konnte, „Aber sprechen wir doch über etwas anderes. Shunichi, wie hat dir Neujahr gefallen, so ganz alleine mit Hime? Also was ich mitbekommen habe, war sie ganz hin und weg von der Nacht.“

„Mama …“, bemerkte das Mädchen nur augenverdrehend, „Du übertreibst mal wieder maßlos.“

„Ach was, glaubst du ich hab nicht bemerkt, wie glücklich du nach Hause gekommen bist?“

„Shunichi war auch besonders gut drauf“, meinte Herr Hokirim, als er wieder, mit der Nachspeise in der Hand, zum Tisch trat.

„Tja, ihr wisst ja nicht, was wir getrieben haben“, entgegnete ihnen Shunichi und legte seinen Arm um Hime, die neben ihm saß.

Alle setzten einen überraschten Blick auf. Mit so einer Antwort hatte jetzt keine gerechnet. Normalerweise verneinten die zwei immer alles, was ihre Eltern im Zusammenhang mit dem Thema sagten. Vor allem Hime war verwundert und wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Mitspielen oder abweisend reagieren?

„Wir sind ganz Ohr“, gab Himes Mutter zurück und beugte sich gespannt über den Tisch.

„Nachdem ihr verschwunden seid, haben wir uns schon bald damit abgefunden, Neujahr alleine zu verbringen“, erklärte der Junge, seinen Arm noch immer um Hime gelegt, „Wir haben die ganzen Stände abgeklappert, gegessen, einen Abstechen zu einer etwas abgelegenen Brücke gemacht.“

„Und dann?“, erkundigte sich sein Vater.

„Dann haben wir uns gegen das Geländer gelehnt und ein bisschen die Sterne und den Mond beobachtet“, erzählte er weiter.

„Was dann?“, wollte Frau Inoue wissen.

„Der Abstand zwischen uns wurde immer kleiner, weil es kalt war und dann ...“, fuhr er fort, während ihm die drei aufmerksam und gespannt zuhörten, „… haben wir uns wieder unter die Leute gemischt.“

„Ach komm“, beschwerte sich Herr Inoue, „Dass kann doch nicht alles gewesen sein!“

„Tja, so war’s aber“, erwiderte Hime, die nun Shunichis Arm von sich entfernte, „Nicht mehr und nicht weniger.“

„Man wird ja noch träumen dürfen …“, meinte Frau Inoue etwas niedergeschlagen, „Aber irgendwann wird es so weit sein, ihr werdet schon sehen.“

Damit war das Thema beendet und alle widmeten sich dem Essen der Nachspeise. Hime bestand darauf, den Abwasch zu machen und Shunichi meldete sich sofort, dass er ihr helfen wollte. Ihre Eltern setzten sich inzwischen zum Fernseher und fieberten beim Sport mit.
 

„Bist du sauer?“, fragte Shunichi, nachdem er das Spülbecken mit Wasser gefüllt und bereits das erste Teller abgewaschen hatte.

„Wieso?“, stellte Hime eine Gegenfrage, als sie das saubere Geschirr abtrocknete.

„Du bist so ruhig“, erklärte er, „Hätte ich das vorhin nicht sagen sollen?“

„Ich weiß nicht …“, entgegnete sie leise, ihren Blick starr auf das Teller gerichtet, „Du hast mich damit überrumpelt, das ist wahrscheinlich alles.“

„Also stört es dich nicht, wenn ich das wieder mache?“, fragte er, während er weiterarbeitete.

„Ich muss erst darüber nachdenken“, erwiderte sie, woraufhin es kurz still war, „Weißt du, es ist einfach nicht schön, wenn du mir einen Eindruck vermittelst, dass ich mir Hoffnungen machen kann. Und mittlerweile komm ich mir blöd vor, weil ich das Gefühl hab, dass du das nicht ganz ernst nimmst.“

„Ich nehm das ernst“, widersprach er und wandte seinen Kopf zu ihr, „Ich will nicht, dass du dich unwohl fühlst, wenn wir zusammen sind, deswegen hab ich dich ja auch gefragt.“

„Ich fühl mich ja nicht unwohl, ich komme mir blöd vor, das sind zwei verschiedene Dinge“, korrigierte sie ihn, sah ihn aber nicht an.

„Das will ich ja auch nicht“, gab er zurück und wusch wieder weiter ab.

„Es ist manchmal nicht so leicht, wie es aussieht“, erklärte sie mit bedrückter Stimme.

„Ich glaub dir, dass das nicht leicht ist, für mich ist es das aber auch nicht … Als ich über unsere Situation nachgedacht habe, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es vielleicht gar nicht so schlecht wäre, wenn ich einfach versuche, mich dir zu nähern“, meinte er, an das Gespräch mit seiner Mutter denkend, „Ich weiß, dass das für dich bestimmt keine perfekte Lösung ist und es hart sein wird, wenn ich dich enttäuschen muss, aber das wird es für mich auch. Meiner Meinung nach führt das aber am schnellsten zum Ziel … Also, was hältst du davon?“

„Also entweder lange ein bisschen leider oder für kurze Zeit alles auf eine Karte setzen“, fasste Hime seinen Gedankengang zusammen.

„Genau, du kannst natürlich auch ablehnen, das würde ich voll und ganz verstehen.“

„Okay, versuchen wir’s“, entgegnete sie, woraufhin er verwundert den Kopf hob.

„Wirklich?“

„Ja, so hab ich’s wenigstens schnell hinter mir und weiß, dass ich nicht um sonst warte.“

„Aber wenn dir irgendetwas nicht passt, dann musst du das sofort sagen!“

„Ja, na sicher“, antwortete sie, als ob es nicht ohnehin selbstverständlich wäre, „Wehren kann ich mich noch, das kannst du mir schon zutrauen. Und dass ich nichts zulasse, was mir nicht gefällt, auch.“

„Ich wollte nur sicher gehen“, meinte er mit einem schwachen Lächeln im Gesicht, „Ich bin ja jetzt schon der Grund, warum es dir schlecht geht, ich möchte das auf keinen Fall vertiefen.“

„Du sorgst dich schon wieder zu sehr“, bemerkte sie nur.

„Jetzt solltest du es eh schon gewohnt sein.“

Anschließend widmeten sich die zwei wieder dem Abwasch. Hime wusste nicht, ob es so schlau gewesen war, sich darauf einzulassen. Sie hatte auf ihr Bauchgefühl gehört, ohne lange darüber nachzudenken, was normalerweise nicht ihre Art war. Man würde sehen, wohin das führen würde …
 

Tut mir echt leid für die Verspätung …

Nayuta und Yukiko gehen in letzter Zeit etwas unter, es ist echt schwer, alle gleich zu behandeln, aber ich geb mein Bestes ^^

Kiripurin

Schluss mit den Lügen

Alice hatte beschlossen, dass sie das mit Ryan und onetimegirl endlichen regeln musste. Nachdem sie gestern bis Mittag geschlafen hatte, hatte sie sich den Rest des Tages Zeit genommen um nachzudenken. Ihr Freund hatte sie zwar gefragt, ob sie etwas mit ihm machen wollte, sie hatte aber abgelehnt.

Einerseits weil sie wusste, worauf genau er Lust gehabt hatte, andererseits weil sie wirklich Nachdenken hatte müssen und da wäre es nicht sehr sinnvoll gewesen, wenn Ryan bei ihr gewesen wäre. Außerdem sollte er nicht mitbekommen, dass sie wütend auf ihn war, zumindest gestern noch nicht.

Heute sah alles anders aus. Damit er ihr nicht ausweichen und davonlaufen konnte, wollte sie sich mit ihm bei sich zu Hause treffen. Rico war bei Nayuta, wo sich ihre Mutter befand wusste sie nicht und ihr Vater war soundso seit Weihnachten noch nicht heim gekommen. Wenn sie so darüber nachdachte, stand die Wohnung eigentlich ziemlich oft leer …

Das Mädchen hatte die Konversation mit Ryan schon hundertmal im Kopf durchgespielt und all seine möglichen Antworten in Betracht gezogen. Genau genommen war es gar nicht möglich, dass er sie mit seinen Worten überraschte. Sie hatte alles durchdacht, vom Anfang bis zum Schluss, wobei sie festgestellt hatte, dass der Start das schwierigste war.

Das war ihr einziges Problem … Sie hatte sich noch nicht für den perfekten Beginn entscheiden können, aber sie würde dann schon sehen, wie sich das Thema am besten anschneiden ließ, wenn es soweit war.

Naokimon hatte sie schon in ihr D-Maak gesperrt, welches auf ihrem Bett lag. Von dort aus bekam es die Diskussion von ihnen nicht so sehr mit, denn das wollte sie dem Digimon auf jeden Fall ersparen.

Dann läutete es auch schon an der Tür. Alice erschrak etwas, als sie das schrille Geräusch der Glocke hörte. Es war so leise gewesen, dass sie das für gewöhnlich nicht störende Klingeln als besonders laut empfand.

Sie atmete einmal tief ein und aus und sprach sich anschließend gut zu. Schnell huschte sie zur Tür, um ihrem Gast aufzumachen. Zu ihrer Überraschung war Ryan sogar überpünktlich.

„Du bist schon da?“, fragte sie überrascht, woraufhin er ihr gleich einen Kuss auf die Wange als Begrüßung gab.

„Ja, ich hatte nichts zu tun“, antwortete er ihr und trat in die Wohnung ein.

Er entledigte sich seiner Jacke und seiner Schuhe und marschierte anschließend gleich ins Wohnzimmer. Alice ging ihm nach, hatte aber irgendwie das Gefühl, dass etwas an seinem Verhalten heute komisch war.

Langsam setzte sich das Mädchen auf einen Wohnzimmersessel, da Ryan auf der Couch Platz genommen hatte und sie beim Besprechen dieses Themas nicht neben ihm sitzen wollte. Eine Weile schwiegen beide, bis sie plötzlich gleichzeitig zum Reden anfangen wollten.

„Ich wollte mit dir über etwas Wichtiges reden“, meinte Alice, noch bevor Ryan neu ansetzen konnte.

„Ich ironischer weise auch mit dir“, entgegnete er ihr, woraufhin er verwirrt von dem Mädchen angesehen wurde, „Darf ich zuerst?“

Alice überlegte kurz. Was musste er ihr wohl so Dringendes sagen, das es nicht warten konnte? Sie konnte nicht leugnen, dass er sie neugierig gemacht hatte.

„Nur zu“, erwiderte sie also, während ihr Herz auf einmal schneller zur schlagen begann.

„Ich red nicht lang drum rum, ich bring’s gleich auf den Punkt“, erklärte er und blickte sie dabei ernst an, „Ich hab mich vor einiger Zeit bei so eine Chat angemeldet, rein spaßhalber. Ich dachte es wäre unterhaltsam mit einigen Mädchen zu schreiben und auch ein paar von ihnen zu veraschen.“

Gespannt lauschte Alice seinen Worten. Sie war durcheinander, weil er auf einmal anfing, das Thema von sich aus anzusprechen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Aber sie würde ja sehen, wohin das führte und wie weit er von onetimegirl erzählen würde.

„Irgendwann lernte ich aber onetimegirl kennen. Anfangs wollte ich auch bei ihr ausprobieren, wie lange es dauern würde, bis ich sie um den Finger gewickelt habe, doch zu meiner Verwunderung war sie anders als die anderen. Ich kann’s nicht genau erklären, was genau es an ihr war, dass mich reizte, immerhin schrieben wir nur miteinander, aber sie schien mich zu verstehen.“

„Okay, du schreibst mit einem anderen Mädchen, find ich jetzt zwar nicht so toll, aber davon geht die Welt nicht unter“, stellte sie sich unwissend.

„Die Geschichte geht ja auch noch weiter“, bemerkte er ohne viel Emotion, „Ich schreibe schon seit ein paar Monaten mit ihr und es hat sich irgendwie angeboten, dass ich ihr alles erzähle, was ich sonst niemanden oder nur sehr wenigen Personen erzählen würde. Egal was war, nachdem ich mit onetimegirl geschrieben hatte, ging es mir immer besser. Es tut mir leid, dass ich nicht schon früher von ihr erzählt habe, aber ich wusste, dass du dich aufregen würdest und das wollte ich uns beiden eigentlich ersparen.“

„Dann hör auf mit ihr zu schreiben und die Sache hat sich erledigt“, machte Alice ihren Standpunkt klar.

„Nein, das mach ich nicht“, gab er ohne darüber nachzudenken zurück.

„Bitte?“

„Sie ist mir viel zu wichtig, als dass ich sie einfach so aufgeben würde, ich mag sie viel zu sehr.“

„Aber sie ist nicht einmal real, woher willst du wissen, dass sie dich nicht auch verarscht?“, fragte sie geschockt.

„Ich glaube nicht, dass sie das tut. Und wenn doch, bin ich selbst Schuld, aber ich weiß, dass ich das mit ihr nicht einfach so beenden werde. Wenn dir das nicht passt, ist das dein Problem und nicht meins.“

Alice konnte nicht glauben, was er da gerade von sich gab. War das wirklich sein Ernst? War ihm diese SMS-Beziehung ernsthaft wichtiger als seine echte? Der konnte etwas erleben.

„Hörst du dir eigentlich selber zu?“, erkundigte sie sich noch immer überrumpelt von dem Verlauf des Gesprächs, „Pass ja auf was du sagst! Wenn du so weiter machst, verlierst du nämlich uns beide!“

Ryan stand die Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Einen Moment war es ganz ruhig im Raum und Alice merkte erst jetzt, was sie da eigentlich gesagt hatte. Scheiße, das war ihr einfach so rausgerutscht.

„Was meinst du mit ‚ich verliere beide‘?“

Toll hatte sie das gemacht, echt, das war ja mal wieder eine Glanzleistung von ihr. Wie konnte sie nur so blöd sein? Es war wahr, was sie gesagt hatte, aber es war definitiv zu früh zum Vorschein gekommen. Ihr würde jetzt aber nichts mehr anderes übrig bleiben, als ihm die Wahrheit zu sagen, er würde nicht locker lassen.

„Ich bin onetimegirl“, erklärte sie ruhig, woraufhin Ryan kurz auflachte.

„Willst du mich jetzt verarschen, oder was?“

„Nein, das ist mein Ernst.“

Als Ryan merkte, wie ernst es ihr war, war er verblüfft. Es dauerte aber nicht lange, bis sich eine brennende Wut in ihm aufbaute. Jetzt verstand er. Jetzt war ihm alles klar. Warum war er eigentlich nicht schon früher darauf gekommen? Er war so ein Idiot.

„Und ich hab mich noch gefragt, warum onetimegirl Alice so gut versteht und mir immer die richtigen Ratschläge gibt“, bemerkte er, woraufhin ihm ein kurzer anmaßender Lacher entfuhr, „Seit wann spielst du schon dieses Spielchen, hm? Etwa schon die ganze Zeit über?“

„Nein, ich hab’s erst vor kurzem herausgefunden …“, entgegnete sie, während in ihr Schuldgefühle aufkamen.

„Ah, ich weiß schon. Ich hab eh einmal gemerkt, dass onetimegirl irgendwie seltsam ist, das war so um die Weihnachtszeit, hab ich Recht?“, fragte er noch immer mit diesem seltsamen ironischen Ton in seiner Stimme.

„Ja, zu der Zeit hab ich es herausgefunden, eigentlich ziemlich genau zu Weihnachten.“

„Ich fasse es nicht … Du hast das ernsthaft einfach ausgenutzt. Und dann beharrt onetimegirl … beharrst du, ach, was weiß ich, darauf, dass wir unsere wirklichen Identitäten nie kennen sollten.“

„Ich weiß, ich hätte was sagen müssen.“

„Und du regst dich auch noch auf, dass ich mit onetimegirl schreibe, obwohl du dasselbe machst.“

„Ich war ja nicht so verknallt in blackunfaithfulangel“, verteidigte sie sich, aber mit leiser Stimme.

„Und du glaubst ernsthaft, dass mich das jetzt kümmert?“, erkundigte er sich entsetzt, „Ich bin echt … nein, weißt du was? Herzlichen Glückwunsch, du hast es echt geschafft, dich noch mehr daneben zu benehmen, als es ich immer tue und das will mal was heißen. Ich hab dir, nein ich hab onetimegirl wirklich vertraut und du nutzt das einfach so aus. Gott, was ich ihr alles erzählt habe … Ich hab mich zwar auch immer aufgeführt wie ein Arsch, aber so hintergangen hab ich nie jemanden.“

„Ryan, ich …“

„Nein, vergiss es, ich will nichts mehr von deinen Lügen hören“, unterbrach er sie und erhob sich anschließend von der Couch, „Du bist zu weit gegangen, Alice.“

„Ganz ehrlich, Ryan“, erwiderte sie und stand ebenfalls auf, „Hättest du es mir gesagt, wenn du zuerst herausgefunden hättest, dass ich onetimegirl bin? Glaubst du das wirklich?“

„Ja, das hätte ich und weißt du auch wieso?“

„Sag’s mir“, gab sie herausfordernd zurück, weil sie nicht erwartete, dass er eine passende Antwort hatte.

„Weil ich echt froh gewesen wäre, wenn ich gewusst hätte, dass onetimegirl wirklich eine Person in meiner Nähe ist. Aber jetzt muss ich verstehen, dass onetimegirl gar nicht existiert.“

„Aber ich bin doch sie! Alles, was sie dir geschrieben hat, war ich!“

„Nein, du bist Alice, du hast dich nur hinter onetimegirl versteckt und dich als eine Person ausgegeben, die du nicht bist“, erklärte er und machte sich auf den Weg zur Eingangstür.

„Wer sagt, dass ich nicht in Wirklichkeit so bin?“, fragte sie, während sie ihm nachging.

„Das merkt man doch“, gab er nur knapp zurück.

Alice blieb drei Meter weg von ihm stehen und wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. Sie sah ihm einfach dabei zu, wie er hastig in seine Schuhe schlüpfte uns sich seinen Mantel anzog. Dann verschwand er wortlos aus der Wohnung.
 

„Yurioka, kommen Sie“, meinte ein Polizeibeamter, der Ricos Gefängnistür öffnete.

Der Junge sah auf und erhob sich anschließend von der unbequemen Bank, auf der er gesessen hatte. Er steckte die Hände in die Hosentasche und schlenderte ohne Hast aus der Zelle raus.

„Ihr Vater hat die Kaution bezahlt“, fügte der Polizist hinzu, während er die Tür hinter Rico wieder schloss.

„Mein Vater?“, fragte er skeptisch, aber eher an sich gerichtet, „Ist er also wieder hier …“

„Ich bin als Vertretung ihres Vaters hier“, meldete sich plötzlich ein Mann zu Wort, dessen Stimme er schon oft genug gehört hatte.

Es handelte sich um Saburo Koi, der Anwalt von Ricos Vater. Als ihn der Junge erblickte, ging er aber nur ohne zu grüßen an ihm vorbei. Ja, er kannte ihn gut, dass war nicht das erste Mal, dass er von ihm aus dem Gefängnis geholt wurde.

„Hätte mich gewundert, wenn er sich selbst die Finger schmutzig gemacht hätte“, bemerkte Rico, woraufhin ihm Herr Koi hinterherlief.

„Sie müssen Ihren Vater entschuldigen, er ist erst vor kurzem wieder in der Stadt eingetroffen“, verteidigte er ihn aufgebracht, „Als er erfahren hat, dass Sie aufgrund körperlicher Gewalt im Gefängnis sitzen, hat er mich sofort verständigt, um mich um die Angelegenheit zu kümmern.“

„Das glaub ich Ihnen, es wäre ja inakzeptabel gewesen, wenn irgendwer herausgefunden hätte, dass ich hier bin.“

„Jetzt vor den Wahlen sieht Herr Yurioka das gar nicht gerne.“

„Ich wünschte ich könnte sagen, ich hätte absichtlich eine Schlägerei angezettelt“, murmelte der Junge.

„Wie bitte?“

„Ach nichts“, gab er nur zurück und schwieg dann die restliche Zeit.
 

Hime saß in ihrem Zimmer. Sie hatte viel über ihr Gespräch mit Shunichi nachgedacht, jedoch trug das nicht dazu bei, dass sie sich mehr mit seiner Idee anfreunden konnte. Ihr war klar, dass es keine perfekte Lösung gab und dass sie dem bereits zugestimmt hatte, jedoch hatte sie immer noch ihre Zweifel.

Würde sie Shunichi nicht so gut kennen und mögen, wäre ihr das viel zu riskant gewesen. Aber sie vertraute ihm nun mal, dass er ihr nicht das Herz brechen würde. Hoffentlich mutete sie ihm da nicht zu viel zu.

„Na, in Gedanken?“

Das Mädchen schreckte auf und wandte sich sofort zum Fenster, von wo die tiefe Stimme her kam. Chris war da. Ihr Herz schlug vor Aufregung viel zu schnell und sie wich unbemerkt zurück.

Er lehnte lässig gegen das Fensterbrett, wobei seine Flügel fast keinen Platz hatten. Sie ragten fast ganz hinauf bis zur Zimmerdecke. Das D-Hue hatte ein freches Grinsen im Gesicht und die Arme verschränkt. Fikadamon stellte sich sofort schützend vor Hime.

„Oh tut mir leid, dir fällt es sicher einfacher, in meiner anderen Gestalt mit mir zu reden“, meinte er, woraufhin er seine menschliche Form annahm.

In der Tat fiel es dem Mädchen wirklich leichter, wenn sie einen Menschen vor sich hatte und nicht eine unheimliche Gestalt mit monströsen schwarzen Flügeln. Sie machte einen tiefen Atemzug und sie spürte, wie sich ihr Herz langsam wieder beruhigte.

„Zumindest ein bisschen“, entgegnete sie nach einer Weile.

„Ach komm schon, ich hab dir doch gesagt, dass ich dir nichts tun werde, ich will mich heute nur mit dir unterhalten“, erklärte er locker.

„Worüber willst du dich unterhalten?“, fragte sie leise.

„Hm … weiß nicht, über dies und das …“, gab er zurück, während er mit den Blättern von Himes Topfpflanze spielte, „Mir war langweilig und ich dachte mir, du unterhältst mich sicher gerne.“

„Mir bleibt ja nichts anderes übrig.“

„Da hast du auch wieder Recht“, stimmte er ihr zu.

Plötzlich verschwand Chris und Hime brauchte eine Weile, bis sie ihn neben der Tür wiederfand. Zuerst fragte sie sich, was er hatte, dann hörte sie aber ihre Mutter an die Tür klopfen.

„Mit wem unterhältst du dich denn da, Hime?“, erkundigte sie sich verwirrt.

Hime wollte schon ansetzen, um etwas zu sagen, doch dann beobachtete sie, wie sich Chris‘ Hand zurück in die D-Hue-Gestalt, also mit langen spitzen Krallen, transformierte. Er würde sie umbringen, wenn sie hereinkommen würde oder Hime irgendetwas Falsches sagen würde.

„Ich telefoniere mit Shunichi!“, entgegnete sie laut und deutlich, kniff dabei aber die Augen zusammen, aus Angst, sie würde ihr nicht glauben, „Über Freisprecher.“

„Warum gehst du nicht einfach zu ihm hinüber, wenn du etwas von ihm brauchst?“, ließ ihre Mutter nicht locker.

„Du hast Recht, mach ich beim nächsten Mal.“

Kurz darauf hörte sie schon wieder Schritte, aber diesmal bewegten sie sich zum Glück von ihrem Zimmer weg. Ihre Mutter ging nach unten.

„Da hast du ja noch mal Glück gehabt“, bemerkte Chris grinsend, woraufhin seine Hand wieder menschlich wurde.

„Hättest du sie etwa umgebracht?“, erkundigte sich Hime ruhig.

„Hm … wahrscheinlich“, antwortete er ihr lächelnd, „Sag mal, das mit dir und deinem Sandkastenfreund, was ist das?“

„Warum fragst du mich sowas?“

„Ich will mich mit dir unterhalten, vergessen?“, gab er zurück und platzierte sich anschließend neben sie aufs Bett.

„Ich weiß nicht, was da ist.“

„Hör ich da Traurigkeit mitschwingen?“

„Nein, ich bin nicht traurig.“

„Ach komm schon, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, ich will mehr wissen“, meinte er, woraufhin ihn Hime eine Zeit lang nur ansah.
 

Rico ging nach seinem Gefängnisaufenthalt gleich nach Hause. Es war bereits Abend, er hatte aber keine Ahnung, wie lange er im Knast gesessen hatte. Er war sich ziemlich sicher, was beziehungsweise wer ihn in der Wohnung begegnen würde, aber er wollte ohnehin mit seinem Vater reden.

Als er die Eingangstür öffnete, kam ihm sofort ein Essensgeruch entgegen. Das konnte nur heißen, dass er mit seinem Vater nicht alleine sein würde. Also schraubte er seine Wut etwas hinunter und machte noch einmal einen tiefen Atemzug bevor er ins Esszimmer trat.

„Rico, da bist du ja“, meinte seine Mutter mit gestellter Freundlichkeit, als sie ihn erblickte, „Rechtzeitig zum Abendessen.“

Der Junge betrachtete die aufgetischten Speisen. Obwohl seine Mutter gerade einen Topf in die Mitte des Tisches stellte, war er sich sicher, dass nicht sie allein gekocht hatte, sondern dass Alice für das meiste hier verantwortlich war. Die saß nur ruhig auf ihrem Sessel und starrte angespannt auf ihr Glas Wasser.

„Dein Vater ist auch endlich wieder hier“, sprach sie dann weiter, woraufhin sie sich ebenfalls auf einen Sessel gesetzt hatte.

Ricos Blick wanderte nun zu seinem Vater, welcher ihn mit ausdrucksloser Miene und verschränkten Armen ansah. Verlangten sie tatsächlich, dass er sich an diesen Tisch setzen und mit ihnen essen würde, als wäre nichts passiert? Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er hatte Mühe, dass er nicht auf irgendetwas einschlug.

„Ist das euer Ernst?“, fragte er mit wütendem Blick, „Ich komm gerade aus dem Gefängnis und ihr tut so, als wäre nichts gewesen?“

„Rico, das besprechen wir ein andermal“, gab sein Vater zurück, ließ sich von Ricos aufgebrachter Art aber nicht aus der Ruhe bringen.

„Was?“, erkundigte sich Alice verwirrt, „Wieso Gefängnis?“

„Hätte mich ja gewundert, wenn sie es dir erzählt hätten“, erwiderte Rico, als er sich gegen die Lehne des freien Sessels stemmte.

„Rico, setz dich hin“, wurde er von seinem Vater aufgefordert.

„Wozu? Damit ich so tue, als ob ich euch alle mögen würde, obwohl ich eigentlich kotzen könnte? Euer Getue geht mich schon so an.“

„Setz dich auf den verdammten Stuhl!“, wiederholte sein Vater seine Aufforderung nun etwas lauter.

Der Junge starrte den Mann ein paar Sekunden wütend an, zog dann aber den Sessel nach hinten, um Platz nehmen zu können. Währenddessen hatte er seinen Vater aber nicht aus den Augen gelassen. Nun saß auch er mit verschränkten Armen da.

„Jetzt hör mal zu, Rico“, begann sein Vater wieder zu sprechen, während Frau Yurioka und Alice still und sichtlich unwohl einfach nur daneben saßen, „Du kannst dich glücklich schätzen, dass du einen Vater hast, der dich aus jedem Mist, den du baust, rausholt. Glaub mir, andere würden dich im Gefängnis oder sonst wo versauern lassen. Ich erwarte mir also ein bisschen Dankbarkeit deinerseits.“

„Warum holst du mich denn immer wieder raus? Ich glaube nicht, dass du das tust, weil dir so viel an mir liegt“, gab Rico zurück, „Das muss alles schnell und unscheinbar ablaufen, damit ja niemand mitbekommt, dass dein Sohn schon wieder etwas angestellt hat. Das würde ja nur deinem Ruf schaden und das kannst du vor allem jetzt nicht gebrauchen.“

„Pass auf was du sagst“, drohte ihm sein Vater und stützte sich nun mit seinen Händen an den Armlehnen ab, „Wirf mir weiterhin so viele Dinge an den Kopf und ich hol dich das nächste Mal nicht mehr heraus, ist es das was du willst?“

„Ja, okay, ich kann damit leben“, entgegnete Rico schulternzuckend und erhob sich anschließend wieder von seinem Sessel.

„Bleib ja sitzen, Junge, wir sind noch nicht fertig!“

„Ach ja? Ich finde schon.“

Rico wollte sich schon umdrehen und gehen, doch zur gleichen Zeit erhob sich auch sein Vater und rammte währenddessen das Fleischmesser in den Tisch. Das brachte den Jungen dazu, stillzustehen und sich nicht weiter vom Tisch wegzubewegen. Alice und ihre Mutter zuckten zusammen, sagten aber weiterhin kein Wort.

„Was ist mit deinen Noten?“, fragte der Mann gereizt, „Glaubst du etwa wirklich, dass mir entgangen ist, wie schlecht dein Zeugnis für dieses Trimester aussieht?“

Rico sagte nichts, er blickte ihn nur finster an. Was wollte er mit den beschissenen Noten? Glaubte er ernsthaft, dass das jetzt irgendwen interessierte?

„Wie wär’s wenn du dich mal mehr anstrengen würdest, anstatt dich bei mir zu beschweren? Ich glaube, du weißt das überhaupt nicht zu schätzen, was ich alles für euch getan habe“, fuhr er fort, nahm sein Glas in die Hand und schmiss es achtlos zu Boden, „Du brauchst mehr Aufgaben, damit du nicht soviel Blödsinn anstellen kannst.“

„Dai, lass es gut sein“, mischte sich nun seine Mutter ein, ohne aufzusehen.

„Nein, ich lass nichts gut sein, bevor ich nicht meinen unfähigen Kindern eine Lektion erteilt habe“, erklärte er, woraufhin er sich nun auch an Alice wandte, „Und ja, du hast richtig gehört, du bist kein Deut besser.“

„Beruhig dich doch“, versuchte es seine Frau weiterhin, sah ihn jetzt aber an.

„Ich schreie, wann ich will und von dir lass ich mir schon gar nichts sagen. Das ist mein Haus, ich kann machen was ich will!“, erwiderte er und wischte mit seinem Arm einmal über den Tisch, sodass das ganze Geschirr in Reichweite zu Boden fiel und teilweise zerbrach.

Als seine Frau die Unordnung von Scherben und Essensresten am Boden sah, konnte sie nicht anders als sich hinzuknien, um mit einem Fetzen, der in greifbarer Nähe lag, alles auf einen Haufen zu wischen. Herr Yurioka betrachtete sie nur mit abwertendem Blick.

Noch bevor er irgendetwas machen konnte, stand Rico vor ihm, welcher ihn mit einem Schlag in die Magengrube zu Boden gehen lassen wollte. Doch der Mann schaffte es noch rechtzeitig den Angriff abzuwehren und griff sich gleich das Messer, das er zuvor in den Tisch gerammt hatte.

Er fuchtelte wild um sich und Rico wich einen Schritt zurück, weil er Angst hatte, getroffen zu werden. Einmal traf er ihn aber, sodass er ihn eine Schnittwunde an der Wange verpassen konnte.

„Stopp jetzt“, schrie plötzlich Alice, woraufhin alle inne hielten und den Kopf zu ihr drehten.

Das Mädchen hatte ein Handy in der Hand und streckte es ihrem Vater entgegen. Auf dem Display konnte man die Nummer der Polizei erkennen.

„Wenn ihr euch jetzt nicht bald zusammenreißt, ruf ich die Polizei!“, drohte sie und führte das Gerät langsam zu ihrem Ohr.

„Das traust du dich nicht“, entgegnete ihr Vater, ließ aber den Arm mit dem Messer sinken.

„Denkst du, ja?“, fragte sie während sie irgendetwas drückte und das Handy nun an ihrem Ohr lag, „Alles ist besser als das hier.“

„Nein, Alice, halt!“, meinte Herr Yurioka plötzlich aufgebracht, woraufhin sie das Gerät wieder wegnahm, „Ich hör ja schon auf.“

„Dann verschwinde“, forderte sie ihn aus traurigen Augen aus auf.

Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Der Mann stapfte schnell ins Vorzimmer, zog sich seine Sachen an und verschwand kurz darauf ohne noch ein Wort zu sagen durch die Tür.

Kaum war er aus der Wohnung verschwunden, lief Alice zu ihrem Bruder und umarmte ihn von hinten. Ihre Mutter machte einfach wieder weiter, wo sie aufgehört hatte.
 

Ein paar Stunden später - es war also schon spät in der Nacht – tauchte dann ein Digimon auf, wieder einmal beim Fernsehturm. Doch diesmal erschienen nicht alle Digi-Ritter zum Kampf. Ryan ließ sich entschuldigen und Rico und Alice ebenso.

„Hoffentlich haben wir Glück und wir haben’s nur mit einem Champion-Digimon zu tun“, bemerkte Shunichi, während er sich suchend nach dem Feind umsah.

„Ja und kein D-Hue … aber weißt du, was jetzt blöd ist?“, entgegnete ihm Hime und tat es ihm gleich, „Wenn Alice nicht hier ist, wissen wir nicht, ob hier ein Lapidra ist oder nicht.“

„Hat sie dir irgendetwas gesagt, was mit ihr ist?“

„Nein, sie hat nur gemeint, dass es ihr wirklich leid tut.“

„Egal, dann müssen wir hier eben noch einmal hin“, bemerkte Honoka, die aber auch traurig darüber war, dass Rico nicht hier war.

„Ich spüre es“, meinte plötzlich Metalltakomon, woraufhin eine kleine Explosion am Boden des Fernsehturms folgte.

Aus der Rauchwolke kam ein Digimon auf sie zugeschossen. Nayuta holte sofort sein D-Maak heraus, um seine Daten zu scannen. Die Partner-Digimon, die bereits alle aufs Champion-Level digitiert waren, stürmten inzwischen dem Gegner entgegen.

„Wir haben Glück“, bemerkte der Junge dann erleichtert, „Togemon ist nur auf dem Champion-Level.“

Auf einmal spürte Nayuta, wie ihm jemand auf die Schulter tippte. Verwirrt sah er zuerst auf, da sich alle Digi-Ritter und Digimon in seinem Blickfeld befanden. Wer oder was war das bloß? Sein Gesicht wurde ganz weiß und er schluckte, wagte es aber, seinen Kopf zur Seite zu drehen, um nach hinten zu sehen.

Er sah in das Gesicht eines hübschen weiblichen Digimons, welches ihn niedlich anlächelte. Sein D-Maak registrierte das zweite fremde digitale Wesen ebenfalls und zeigte schon die neuen Daten an. Der Junge war aber zu perplex, als das er sich bewegt hätte.

Zum Glück kam ihm aber Mastimon mit seiner Aufladungs-Attacke zur Hilfe, sodass sich das böse Digimon von dem Digi-Ritter entfernen musste. Das nutzte er gleich, um auch die nächsten Informationen zu lesen.

„Das zweite Digimon heißt Kazemon und ist ebenfalls nur auf dem Champion-Level!“

„Wir haben’s ja schon lange nicht mehr mit zwei Digimon gleichzeitig zu tun gehabt“, bemerkte Hime etwas besorgt.

„Hast du vergessen, dass wir trainiert haben?“, erkundigte sich Honoka, während sie ihre Handknöchel knacksen ließ, „Das schaffen wir schon.“
 

Ryan und Alice sind endlich aneinander gekracht!

Mal schauen wie sich ihre Beziehung weiter entwickeln wird =P

Und jetzt kommt mal wieder ein Digimon-Kampf ^^

Kiripurin

Ein Stein weniger

„Das letzte Mal, waren hier auch zwei Digimon auf einmal“, bemerkte Shunichi nachdenklich, „Die Chancen stehen gut, dass hier wirklich irgendwo ein Lapidra ist.“

„Kann gut sein, aber ohne Alice werden wir das heute nicht herausfinden können“, antwortete ihm Hime, die mit ihren Augen aber den Kampf zwischen Flymon und Kazemon verfolgte.

Die Digimon hatten sich aufgeteilt. Da es für die nicht fliegenden Digimon etwas schwer war, gegen Kazemon zu kämpfen, übernahmen eben Flymon und Metalltakomon dieses Digimon.

„Ihr redet gerade über mich?“, fragte Alice plötzlich.

Das Mädchen war auf Hutezamon her geritten und sprang nun von ihrem Partner ab. Allen war die Verwirrung sichtlich ins Gesicht geschrieben, immerhin hatte sie ja behauptet, heute nicht zu kommen.

„Was machst du denn hier?“, erkundigte sich ihre Freundin.

„Es ist sich doch noch ausgegangen“, erwiderte sie, während sich Hutezamon schon in den Kampf stürzte, „Und außerdem müssen wir doch die Lapidra finden.“

„Ist auch wirklich alles in Ordnung?“, ließ Hime nicht locker und sah sie besorgt an.

„Ja, mach dir keine Sorgen, ansonsten wäre ich nicht hier“, gab sie lächelnd zurück.

Kaum sah Hime von Alice weg und wieder dem Kampf zu, verflog Alice‘ Lächeln wieder. Natürlich war nicht alles in Ordnung. Zuerst hatte sie noch gedacht, dass sie sich beim Kämpfen nicht zusammenreißen könnte, wegen Ryan und ihrem Vater, aber als sie dann in ihrem Zimmer gesessen hatte und von Stille umgeben war, hatten sich unzählige Gedanken in ihr breit gemacht.

Sie hatte sich verschiedene Szenarien in ihrem Kopf ausgemalt, die alles andere als schön waren. Wie Ryan sie jetzt behandeln würde, wie viel mehr Angst sie jetzt vor ihrem Vater hatte. Dann hatte sie es einfach nicht mehr ausgehalten. Hier war sie eindeutig nützlicher als zu Hause jammernd in ihrem Zimmer.

„Alice, wir glauben stark, dass hier irgendwo ein Lapidra ist“, erklärte Shunichi noch einmal.

„Bis jetzt hab ich noch nichts gespürt“, meinte sie, „Aber ich werde das noch einmal überprüfen.“

Das Mädchen schloss ihre Augen, um sich zu konzentrieren. Sie versuchte alle Geräusche um sie herum auszublenden und nur an die digitale Energie zu denken, die der Lapidra aussendete.

„Vielleicht spürst du ihn nicht, weil er zu weit weg ist“, brachte sich plötzlich Honoka ein und deutete in den Himmel, „Wenn er ganz oben am Fernsehturm ist, kann es doch sein, dass du erst näher ran musst. Und außerdem entfernt sich Kazemon so wenig wie möglich von der Spitze.“

„Das ist eine gute Überlegung“, bemerkte Nayuta und auch die anderen schienen darüber nachzudenken.

„War Yukikos Idee“, fügte das Mädchen noch hinzu, während sie ihre beste Freundin zu sich her zog.

„Und wie sollen wir da alle hoch kommen?“, erkundigte sich Nayuta, „Wir können da nicht einfach hinein marschieren, da sind schließlich noch Leute drinnen, die eine Nachtschicht schieben“

„Stimmt, von denen schauen ja jetzt schon ein paar aus den Fenstern“, antwortete Shunichi, „Ein Glück dass es so dunkel ist, sonst hätten die uns sicher schon gesehen.“

„Ich flieg einfach auf einem der Digimon hinauf“, schlug Alice vor, „Und wenn ich was spüre, machen wir zuerst die bösen Digimon fertig und dann probieren wir jeden von euch durch.“

„Ja, genau so machen wir’s“, stimmte Hime zu, „Du kannst auf Flymon fliegen.

Also rief das Mädchen ihren Partner zu sich, welcher kurz darauf auch schon erschien. Sie erklärte ihm die Situation und schon saß Alice auf seinem Rücken. Die zwei machten sich auf zur Spitze des Turms und einstweilen wurde Togemon besiegt.

„Ich schicke es sofort zurück, bevor es sich wieder erholt“, meinte Nayuta und rannte anschließend gleich zu dem bewusstlosen Digimon.
 

Alice klammerte sich an Flymons Hals fest. Einerseits weil sie nicht runter fallen wollte, anderseits weil es immer kälter wurde, je höher sie kamen. Aber sie musste sich konzentrieren.

„Alles in Ordnung, Alice?“, fragte das Digimon besorgt.

„Jaja, alles klar, es ist nur nicht so leicht sich hier zu konzentrieren“, antwortete sie und schloss dann wieder die Augen.

Ein paar Meter mussten sie noch höher fliegen, bis sie endlich etwas fühlen konnte, aber dann wurde es immer eindeutiger. Da oben war ein Lapidra, es konnte gar nicht anders sein.

„Ja, da ist einer!“, meinte Alice dann erfreut, um auch Flymon an ihrem Wissen teilhaben zu lassen.

„Das höre ich gerne. Können wir dann wieder hinab zu den anderen fliegen, oder soll ich dich noch weiter in die Höhen tragen?“, erkundigte es sich.

„Noch etwas weiter rauf“, gab sie zurück, den Blick starr nach oben gerichtet.

„Wie du willst“, erwiderte das Digimon, woraufhin auf einmal neben ihnen ein dunkler Schatten hinunter fiel.

„Was war das?“, fragte Alice erschrocken.

„Kazemon. Es ist besiegt.“
 

Kazemon landete mit einem lauten Knall genau vor den Digi-Rittern auf dem Boden. Kurz darauf kam auch Metalltakomon stolz bei ihnen an.

„Toll, ihr habt alle beide fertig gemacht!“, freute sich Honoka.

Das zweite böse digitale Wesen wurde ebenfalls von Nayuta in die Digi-Welt befördert und dann warteten sie, bis Alice und Flymon wieder zurückkamen, was auch kurz darauf passierte.

„Hime, komm hoch“, meinte das Mädchen ohne abzusteigen und streckte ihrer besten Freundin die Hand entgegen, „Da oben ist ein Lapidra und es ist deiner.“

„Wirklich?“, fragte sie überrascht.

„Ja, ich habe seine Präsenz ebenfalls gespürt“, antwortete ihr Partner.

„Das ist ja toll!“, meinte Hime, woraufhin sie sich von Alice rauf helfen ließ.

„Wir warten inzwischen“, bemerkte Nayuta, „Ich bin gespannt, wie dein Stein aussieht.“

Also stieg Flymon wieder auf in die Lüfte und war schon kurz darauf nicht mehr zu sehen.
 

„Wow, ich kann es gar nicht erwarten, ihn in meinen Händen zu halten“, meinte Hime, als sie ungefähr die Hälfte der Strecke geschafft hatten.

„Du bist ja ganz aus dem Häuschen deswegen“, bemerkte das andere Mädchen grinsend.

„Wundert’s dich? Dann kann Flymon aufs Ultra-Level digitieren“, antwortete sie noch immer begeistert, „Ich bin schon gespannt, wie es dann aussieht und wie stark es dann ist.“

„Vergiss nicht, davor musst du es noch schaffen, über deinen Schatten zu springen“, brachte sich auch Flymon ein.

„Das schaff ich schon, so schwer kann das ja nicht sein.“

„Ryan hat es noch nicht geschafft“, bemerkte Alice.

„Ja, da hast du Recht …“

„Tut mir leid, ich wollte dich jetzt nicht entmutigen, du kannst das bestimmt schneller als Ryan!“, korrigierte sie sich schnell.

„Schon gut, wir werden alles sehen.“

„Ich kann es abermals fühlen“, meinte Flymon.

Es dauerte nicht lange, bis sie fast ganz an der Spitze angekommen waren. Hime sah sich erwartungsvoll um, doch es passierte nichts.

„Vielleicht musst du näher zum Turm“, schlug Alice vor, als sie sich zu Hime umdrehte, „Lass uns die Plätze tauschen.“

Gesagt getan. Nun saß Hime vorne und Flymon flog so nahe an den Turm, dass es ihn fast streifte. Dann begann es langsam hinunterzufliegen, während das Mädchen einen Arm zum Turm ausgestreckt hatte.

„Stopp, Flymon!“, meinte Hime plötzlich, woraufhin ihr Partner Folge leistete. Alice spickte neugierig über die Schulter des Mädchens und konnte schon ein helles lila Leuchten erkennen, dass einfach aus dem Turm kam. Hime streckte nun auch ihren zweiten Arm aus, sodass der Lapidra keinen großen Weg zurücklegen musste um zu ihr zu gelangen. Ihre Augen weiteten sich vor Freude und sie formte mit ihren Händen eine Schale, um den rosa Stein willkommen zu heißen.

Doch auf einmal huschte ein schwarzer Schatten vorbei. Das Leuchten war nicht mehr da und so auch der Lapidra. Entsetzt starrte Hime ihre leeren Hände an und dann in die Richtung, wo der Unbekannte sein musste. Aufgrund der Dunkelheit konnte sie zuerst nur die Umrisse ausmachen, doch als sie genauer hinsah, erkannte sie, dass es ein D-Hue war. Was denn sonst?

„Seht mal, was ich hier habe“, meinte eine Frauenstimme, woraufhin das Monster näher zu ihnen flog und ihnen den Stein vor die Nase hielt, „Euren Lapidra und wisst ihr was? Ihr werdet ihn nicht wieder bekommen.“

„Gib ihn mir zurück!“, forderte Hime es auf, während sie mit ihrer Hand nach dem Stein schnappte.

„Na, na, na, er gehört jetzt mir“, gab es zurück und ließ ihn daraufhin vor ihren Augen verschwinden.

„Haltet euch fest“, forderte Flymon seine Reiter plötzlich auf.

Zuerst verstanden die zwei nicht ganz wozu, doch als Flymon anfing, sich in Bewegung zu setzen, war klar, dass es zu einer Himmelssturz-Attacke ausholte. Dem D-Hue gelange es aber lachend auszuweichen.

„Was? Nennst du das etwa einen Angriff?“, fragte das bösartige Monster erheitert und erschien plötzlich über Flymon, „Ich zeig dir, wie man das richtig macht.“

Flymon konnte nicht so schnell reagieren und starrte das D-Hue nur entsetzt an. Als es dann von seinem Schlag am Kopf getroffen wurde, stürzte es mit erhöhtem Tempo hinab. Alice und Hime hielten sich schreiend so gut es ging an Flymons Körper fest.
 

„Die beiden brauchen schon ganz schön lange“, bemerkte Yukiko, als sie hinauf in die Dunkelheit blickte.

„Meinst du, dass ihnen etwas passiert ist?“, fragte Shunichi besorgt.

Die vier hatten sich inzwischen am Boden neben einer Hausmauer niedergelassen. Es war zwar kalt, aber wenigstens lag kein Schnee mehr. Ihre Partner waren bereits zurückdigitiert und alberten in der Zwischenzeit herum.

„Seht mal“, meinte Nayuta, als er nach oben deutete, „Was ist das? Noch ein Digimon?“

Verwunderte schauten nun alle nach oben und konnten ebenfalls etwas Herabfallendes ausmachen. Plötzlich hörten sie auch noch etwas schreien, was allen einen Schauer über den Rücken laufen ließ.

„Das sind Hime und Alice!“, rief Shunichi besorgt und rannte sofort in ihre Richtung.

„Takomon, hast du noch genug Kraft, um noch einmal zu digitieren?“, fragte Yukiko, während die anderen schon alle losgelaufen waren.

„Ich kann es ja versuchen“, entgegnete es, woraufhin sein Partner das D-Maak auspackte, „Takomon digitiert zu ... Metalltakomon!“

Mit seinem Megaspeed beschleunigt flog das Digimon an allen anderen vorbei und schaffte es noch rechtzeitig zu den Herabstürzenden. Es flog unter Flymon und dann nach oben, ihm entgegen, sodass es auf es drauf fiel. Metalltakomon wurde von der Wucht nach untern gedrückt, kämpfte aber so gut es konnte dagegen an. Kurz vor dem Boden kamen sie dann zum Stillstand.

Metalltakomon streckte seine Beine aus, um zum Stehen zu kommen und ließ die drei anschließend sanft von sich hinunter rutschen. Dann digitierte es wieder zurück, da es seine Kraftreserven aufgebraucht hatte.

„Hime, ist alles in Ordnung?“, fragte Shunichi, nachdem er sie in den Arm genommen hatte.

„Nein …“, entgegnete sie ihm mit wackliger Stimme, während ihr die Tränen in die Augen stiegen, „Sie haben mir meinen Lapidra geklaut.“
 

Das erste, was den Digi-Rittern einfiel, war Ido zu kontaktieren. Es war zwar schon fast Mitternacht, aber er würde es ihnen wohl nicht übel nehmen. Um ihn zu rufen, benötigten sie alle D-Maaks, also mussten Ryan und Rico ebenfalls her.

Treffpunkt war um Mitternacht beim Spielplatz. Alice hatte ihrem Bruder Bescheid gesagt und Shunichi übernahm Ryan. Er fragte nicht nach, als Alice ihn gebeten hatte, mit seinen besten Freund zu sprechen.

Mit fünf Minuten Verspätung trafen alle am ausgemachten Ort ein. Die zwei Neuankömmlinge wurden noch nicht informiert, was los war.

„Also, was gibt es so Dringendes, dass wir Ido nach zwölf kontaktieren müssen?“, fragte Ryan etwas genervt, Alice Anwesenheit einfach ignorierend.

„Wir haben den zweiten Lapidra gefunden“, erklärte Shunichi monoton.

„Und?“

„Es war Himes“, fuhr er fort, „Aber ein D-Hue hat ihn ihr weggenommen, bevor er in ihren Händen war.“

„Na das sind ja Neuigkeiten …“, maulte Ryan nur und zündete sich eine Zigarette an, „Kaum ist man einmal nicht da, rennt schon alles schief.“

„Sie konnte nichts dafür, wer konnte denn ahnen, dass das D-Hue so plötzlich auftauchen würde?“, erwiderte sein bester Freund, „Wir haben es vorher noch nicht gesehen.“

„Okay, lasst uns das später diskutieren, rufen wir jetzt Ido“, unterbrach Alice die zwei, woraufhin alle ihre D-Maaks heraus holten.

Das war das erste Mal, dass sie Ido zu sich riefen und es auch klappen könnte. Der erste Versuch war schließlich gescheitert, weil Nayuta nicht da gewesen war, aber jetzt sollte es theoretisch funktionieren. Alle wählten die richtigen Einstellungen auf den Geräten und sahen dann gespannt auf den Display.

Wie auch beim letzten Mal fing Ryans D-Maak zuerst an zu leuchten, während zeitgleich ein brauner Strich auftauchte. Darauf folgte Shunichi, dann Rico und dann, Nayuta, welcher das Geschehen faszinierter betrachtete als die anderen, da er es noch nie miterlebt hatte. Alice‘, Himes, Honokas und Yukikos D-Maaks folgten und jetzt kam der Augenblick, an dem alle anfingen zu beten, dass es diesmal funktionieren würde.

Tatsächlich erhellte sich die Mitte des Kreises, den sie gebildet hatten, anstatt dass wieder eine Fehlermeldung auftauchte. Alle hielten sich die Hände vor, um das Licht, das in krassem Kontrast zur Dunkelheit leuchtete, abzuschirmen. Als die Helligkeit wieder verflog stand plötzlich Ido vor ihnen.

„Ich habe bemerkt, dass ihr einen zweiten Lapidra gefunden habt“, begann er zu reden, ohne die Digi-Ritter zu begrüßen, „Aber er ist nicht in eurem Besitz. Hättet ihr mich nicht gerufen, wäre ich zu euch gekommen.“

„Woher wissen Sie das denn schon wieder?“, fragte Honoka leicht genervt.

„Ich beobachte euch, habt ihr das schon vergessen?“, gab er zurück, während er sich aus dem Kreis bewegte und eine Bank ansteuerte, „Zwar nicht die ganze Zeit, aber doch eine lange. Und sollte ein Lapidra auftauchen, werde ich sofort darüber informiert und ob er dann im entsprechenden D-Maak gespeichert ist, auch.“

„Das heißt, Sie wissen eh schon alles und wir müssen gar nicht mehr erklären, was passiert ist …“, schlussfolgerte Hime noch immer deprimiert.

„Nein, ich hab das Geschehen erst seit eurem Absturz verfolgt“, erwiderte er monoton.

„Ein D-Hue ist aufgetaucht“, fing Hime gleich an zu erklären, da sie sich soundso nicht davor drücken können würde, „Ich hab meine Arme nach dem Lapidra ausgestreckt und er ist zu mit geschwebt. Bevor er aber noch in meinen Händen landen konnte, zischte das D-Hue so schnell vorbei, dass ich gar nichts machen konnte. Wir haben überhaupt nicht bemerkt, dass es überhaupt hier war. Flymon hat es dann zwar angegriffen, aber das ging nach hinten los.“

„Hab ich euch nicht gesagt, dass ihr aufpassen sollt?“, fragte Ido kopfschüttelnd als er auf der Parkbank Platz nahm.

„Doch, aber …“, setzte Hime zu einer Erklärung an, doch der alte Mann ließ sie nicht ausreden.

„Nichts aber, ich glaube mich zu erinnern, dass ich euch ausdrücklich gesagt habe, dass die D-Hue versuchen werden, euch die Lapidra wergzunehmen und dass es nicht so einfach sein wird, wie ihr vielleicht denkt!“

„Reden Sie nicht so mit ihr“, verteidigte Shunichi sie, „Ja, Sie haben uns gewarnt, aber sie hat ja nicht ahnen können, dass das D-Hue da ist, wenn es sich vorher nicht gezeigt hat.“

„Ich habe meine Worte nicht nur an Hime gerichtet, sondern an euch alle“, widersprach er in strengem Tonfall, „Was glaubt ihr denn, was das hier ist? Ein Spiel? Ist euch nicht bewusst, dass das das Ende aller Welten bedeuten kann, wenn ihr euch nicht zusammenreißt?“

„Natürlich ist uns das klar!“, meinte Alice furchtlos, „Das haben Sie uns immerhin damals gut genug erklärt. Niemand ist perfekt, wir machen auch Fehler, aber das wird uns jetzt nicht mehr passieren!“

„Alice hat Recht“, unterstützte Nayuta ihre Meinung, „Wir werden jetzt viel vorsichtiger sein und immer Ausschau nach einem D-Hue halten.“

„Ich hoffe sehr, dass ihr das tun werdet“, antwortete Ido nun ruhiger, „Ich versuche nur, euch zu helfen so gut es geht, aber ihr müsst lernen, euch gegenseitig zu unterstützen, eigentlich würdet ihr mich gar nicht brauchen.“
 

Weit weg von den Digi-Rittern, in einer anderen Welt, genannt Dicycle, haben sich die D-Hue niedergelassen und ihre Festung errichtet. Zwar war es ihnen möglich, sich problemlos zwischen den Welten fortzubewegen, doch sie fühlten sich trotz anfänglicher Wehr von diesem Ort angezogen und geborgen.

Das anmutige Gebäude aus Stein erstreckte sich über mehrere Kilometer und erinnerte an ein altes finsteres Schloss. Gleich auf den ersten Blick konnte man erkennen, dass hier keine angenehmen Gestalten hausten.

„Kannst du mir sagen, was das sollte?“, fragte ein männliches D-Hue mit braunen Haaren, als es gerade bei einer Tür hereinstürmte.

„Freut mich auch, dich zu sehen, Kaiichi“, entgegnete das angesprochene weibliche D-Hue.

Sie saß entspannt mit einem Fuß über der Armlehne auf einem Sessel und legte ein Buch zur Seite, das sie gerade gelesen hatte. Stattdessen spielte sie mit ihren langen blonden Haaren und folgte Kaiichi mit ihren Augen, der aufgebracht im Zimmer auf und ab tigerte.

„Was, wenn ihr etwas passiert wäre?“, erkundigte er sich wütend, als er vor ihr stehen blieb.

„Ach komm schon, was sollte ich denn machen?“, gab sie augenverdrehend zurück, „Dieses unfähige Digimon hat es gewagt, mich anzugreifen, ich musste ihm eine Lehre erteilen und außerdem hab ich ja einen Lapidra mitgebracht, also reg dich ab. Dem Mädchen geht’s ja gut, aber ein paar Schrammen hätten ihr auch nicht geschadet.“

„Hakai würde dich umbringen, wenn er erfahren würde, dass du so leichtsinnig mit ihrem Leben umgehst“, ließ er sich nicht beruhigen und stützte sich nun auf die Armlehne, auf der der Fuß des weiblichen D-Hue lag.

„Vielleicht, aber er wird es nie erfahren“, entgegnete sie ihm und packte sein Tank Top, um ihn nahe zu sich zu ziehen, „Es sei denn, du sagst es ihm.“

„Dieses Mal werde ich schweigen“, erklärte er mit unbeeindruckter Miene, „Sei beim nächsten Mal vorsichtiger, Sayuri. Du weißt, wir brauchen sie.“

„Wir brauchen niemanden außer uns“, flüsterte sie leise in sein Ohr und strich mit ihrer freien Hand über sein Gesicht, „Wir bräuchten theoretisch nicht einmal die Lapidra, es gibt keinen in diesem Universum, der uns das Wasser reichen könnte.“

„Sag das Hakai“, erwiderte er, woraufhin sie ihn so nahe zu sich zog, dass sich ihre Lippen fast berührten, „Er will die ultimative Macht und das weißt du auch.“

„Jaja, das musst du mir nicht sagen“, meinte sie und hauchte ihm anschließend einen sanften Kuss auf die Lippen, „Ich mein ja nur. Ich muss mich damit eh nicht mehr abquälen, ich hab meine Aufgabe schon erfüllt, als einzige. Er ist bestimmt stolz auf mich.“

„Das hast du gut gemacht, das will ich nicht leugnen.“

„Siehst du, ich bin die Beste.“

„Du bist gut, aber der Beste bin noch immer ich“, meinte er, richtete sich wieder auf und strich Sayuri währenddessen über ihr Bein.

Dann wandte er ihr den Rücken zu und verließ den Raum. Das weibliche D-Hue sah ihm beleidigt nach, verschränkte die Arme und warf ihre Haare zurück.

„Irgendwann wirst du schon sehen, was du an mir hast.“
 

In der Zwischenzeit, wieder in der realen Welt, war Ido bereits verschwunden. Viele mehr Tipps hatte er ihnen zwar nicht mehr gegeben, aber nachdem die Digi-Ritter mit dem alten Mann gesprochen hatten, fühlten sie sich immer zuversichtlicher als vorher, wenn auch nur ein bisschen.

„Oh mein Gott, bin ich müde“, äußerte sich Honoka nach einem langen Gähner, „Haben wir noch irgendetwas zu besprechen oder können wir dann gehen?“

„Ich glaube unsere Arbeit ist erst einmal getan“, antwortete ihr Shunichi, nachdem er sich umgesehen hatte, „Oder nein, wartet noch kurz. Was machen wir jetzt wegen der Suche nach den Lapidra? Alice und ich haben die Liste fertig, wo die Digimon bis jetzt aufgetaucht sind, also können wir die Orte abklappern.“

„Machen wir das gleich morgen?“, schlug Nayuta vor, woraufhin niemand etwas dagegen sagte.

„Okay, dann treffen wir uns eben morgen am Nachmittag um zwei hier am Spielplatz“, meinte Alice.

„Geht in Ordnung, dann bis morgen, Leute“, verabschiedete sich Shunichi und die anderen taten es ihm gleich.

Honoka wartete, bis sich die meisten verzogen hatten und rannte Rico dann hinterher. Sie zog an seinem Ärmel, damit er sich umdrehte und sie fragend anblickte.

„Begleitest du mich noch nach Hause?“, bat sie mit zusammengefalteten Händen, „Ich weiß, dass ist ein Umweg für dich, aber ich hab Angst im Dunkeln.“

„Ich würde dich ja begleiten, aber Alice …“

„Geh nur“, unterbracht ihn seine Schwester, „Von hier aus ist es ja eh nicht so weit bis zu uns nach Hause, das überleb ich schon. Außerdem scheiß ich mich nicht an, nur weil es dunkel ist.“

Das rosahaarige Mädchen machte schon den Mund auf, um sich zu verteidigen – das wollte sie sich nicht so einfach gefallen lassen – doch Rico legte ihr einen Arm um die Schulter und drehte sich mit ihr weg, in die Richtung, die sie nun einschlugen. Ausnahmsweise kam Alice diesmal einfach so davon.

Nachdem sie ein Stück gegangen waren, hatte Rico seinen Arm wieder zurückgezogen. Um den Jungen wieder bei sich zu haben, ergriff Honoka langsamen und vorsichtig seine Hand. Rico ließ es zwar über sich ergehen, das Mädchen spürte aber keinen Gegendruck seinerseits.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Honoka, um die unangenehme Stille zu durchbrechen.

„Ja“, antwortete er nur knapp.

„Warum warst du heute nicht beim Kampf dabei?“, bohrte sie weiter nach, was sie auch so lange machen würde, bis er redete.

„Es ist etwas dazwischen gekommen.“

„Und was?“

„Familiäres“, gab er zurück, woraufhin Honoka nur seufzen konnte.

„Ich seh dir doch an, dass was nicht stimmt“, ließ sie nicht locker, doch Rico schwieg einfach nur, „Lass mich dir helfen, wenn man über seine Probleme redet, geht es einem gleich viel besser.“

„Ich möchte aber nicht darüber reden, verstehst du das nicht?“, erwiderte er etwas lauter, während er nun den Griff um ihre Hand verfestigte.

Honoka schüttelte sofort seine Hand ab, da er so fest zugedrückt hatte, dass es ihr wehgetan hatte. Sie wusste, dass es keine Absicht gewesen war und eigentlich wollte sie ja keine Angst mehr vor Rico haben, egal wie er drauf war, doch jetzt war sie trotzdem etwas verängstigt. Sie streichelte über ihre Hand und blickte, sich unwohl fühlend, zur Seite.

„Tut mir leid“, entschuldigte er sich leise und blieb plötzlich stehen.

Das Mädchen tat es ihm nach kurzer Zeit gleich und drehte sich anschließend um, um sich zu erkundigen, weshalb er angehalten hatte. Trotz der fahlen Straßenbeleuchtung konnte sie seinen vorwurfsvollen Blick erkennen. Jedoch galt der Blick nicht ihr, sonder ihm selbst.

„Ich wollte dir nicht weh tun.“

„Es hat fast gar nicht wehgetan“, meinte sie, während sie langsam auf ihn zu kam, „Ich war nur überrascht, das ist alles.“

„Warum machst du das?“, fragte er ruhig.

„Warum mach ich was?“, erkundigte sie sich verwirrt, als sie knapp vor ihm stehen blieb und zu ihm aufsah.

„Lügen, nur damit ich mich besser fühle.“

„Ich lüge nicht“, entgegnete sie ihm und ergriff anschließend seine Hände, ohne mit ihrem Blick abzuweichen, „Ich mag dich, das ist alles.“

„Wieso auch immer.“

„Einer muss es ja tun, oder?“, meinte sie und stellte sich anschließend auf die Zehenspitzen, um ihn auf die Wange zu küssen, „Also, erzählst du mir jetzt, was passiert ist?“

„Du lässt ohnehin nicht locker, oder?“

„Nein, ich nerv dich solange, bis du’s mir erzählst“, antwortete sie lächelnd.

„Also gut“, gab er seufzend nach, „Aber lass uns dabei weiter gehen, sonst wird es zu kalt, du zitterst ja eh schon.“

Das wurde dem Mädchen erst bewusst, als Rico es ansprach. Ja, ihr war arschkalt, aber sie hatte es irgendwie gar nicht mitbekommen. Also nickte sie, ließ seine Hände los und die beiden setzten sich wieder in Bewegung. Diesmal war es Rico, der ihre Hand ergriff, woraufhin sich in ihr sofort ein warmes Gefühl der Zufriedenheit ausbreitete.

„Du kannst dich sicher noch an die Typen erinnern, die ich zusammengeschlagen habe“, fing er an, woraufhin sie zustimmte, „Bei einen hab ich’s vielleicht ein bisschen übertrieben und deswegen musste ich ins Gefängnis.“

„Waaas?“, fragte sie entsetzt, „Sind die nicht mehr ganz dicht? Du hast die Frau beschützt!“

„Das war denen egal, also bin ich wegen Körperverletzung gesessen. Aber ich war nicht lange drinnen, weil mich mein Vater kurz darauf wieder rausgeholt hat, oder besser gesagt sein Anwalt.“

Rico erzählte dem Mädchen die ganze Geschichte, ließ aber ein paar Stellen aus und verschönerte ein paar Situationen. Er wollte nicht, dass sie sich zu viele Sorgen machte, oder dass sie den Drang hatte, sich einzumischen. Warum er so ehrlich zu ihr war, wusste er selbst nicht. Irgendwie tat es gut jemanden etwas zu erzählen, wenn derjenige wirklich interessiert war.
 

Obwohl es schon sehr spät war, als sich Ryan in sein Bett legte, konnte er nicht schlafen. Baluamon hingegen hatte nur ein paar Minuten gebraucht, um ins Land der Träume zu entschwinden.

Die Gedanken des Jungen waren viel zu sehr mit Alice beschäftigt. Er hatte seit langem wieder einem Menschen vertraut – oder zwei, wenn man onetimegirl und Alice auseinander rechnete - und als Dank dafür wurde er nur enttäuscht. Warum wunderten sich eigentlich alle, dass er so war, wie er eben war?

Er sollte lernen, dass er sich auf niemanden verlassen konnte, außer auf Shunichi. Anstatt zu versuchen irgendwelche engeren Beziehungen zu Mädchen aufzubauen, sollte er lieber die Freundschaft zu seinem besten Freund hegen.

Warum konnte er sie nicht einfach vergessen? Sie hatte ihn rücksichtslos hintergangen, so eine brauchte er doch nicht. Das Problem war, dass ein Teil von Alice eben auch onetimegirl war und sie ihm mittlerweile so viel bedeutet hatte, dass er ihr alles anvertraut hatte.

Das Schlimme war ja, dass ihn das früher überhaupt nichts ausgemacht hätte. Er hätte die Situation einfach hingenommen und sich eine andere gesucht, aber er hatte sich nun mal verändert. Hauptsächlich war onetimegirl der Grund, aber auch ein bisschen Alice, wobei das ja eigentlich dieselbe Person war …

Würde er es schaffen, wieder der alte Ryan zu werden? So schwer konnte das doch theoretisch nicht sein. Er musste einfach seine Scheiß-Drauf-Einstellung wieder hervor holen und die Sache war erledigt. War nur die Frage, ob er das überhaupt wollte.

Natürlich hatte er als alter Ryan viel Spaß gehabt und den Augenblick gelebt, aber auf Dauer gesehen, konnte das zu nichts Sinnvollem führen. Irgendwann würde er sich zusammenreißen müssen, spätestens nach dem Abschluss der Schule. Und wer weiß, vielleicht würde er es dann nicht mehr schaffen, wieder seine vernünftige Seite herauszuholen, wenn er sie erst einmal begraben hatte.

Scheiße, warum musste das eigentlich alles so verdammt kompliziert sein? Das war ihm früher noch nie so aufgefallen … Am besten würde er eine zweite Meinung zu dem Thema einholen. Nur dass die Person, der er alles erzählen würde Shunichi war und nicht onetimegirl. Wenn er so darüber nachdachte, hatte er seinen Kumpel in letzter Zeit ganz schön vernachlässigt. Er war doch ein Idiot, Freunde gingen immer vor Mädchen, wie konnte er das nur vergessen?

Das hieß dann aber auch, dass er ihm von dem Chat, onetimegirl und dem ganzen Drama erzählen musste, was sich in den letzten Wochen abgespielt hatte. Oh Mann, er hatte echt lange nicht mehr mit Shunichi über ernsthafte Dinge geredet. Warum war er eigentlich mit so einem Arsch wie ihm befreundet? Egal, am besten einfach nicht zu viel darüber nachdenken, er hatte einfach Glück.

Er legte sich auf seine andere Seite, um vielleicht so eher einschlafen zu können, das half aber auch nicht. Stattdessen überkam ihn ein Hustanfall, von dem er sich aufsetzen musste. Er griff nach dem Wasserglas, das er neben sich am Nachtkästchen stehen hatte und trank ein paar Schlucke.

Dann legte er sich wieder hin und starrte die dunkle Decke an. Er war gespannt ob er heute noch Schlaf bekommen würde.
 

Es geht ja wieder mal was weiter!

Im Gegensatz zum letzten Kapi hab ich das wie nichts runter geschrieben, ich hoffe, das merkt man auch ^^

Ach ja und die D-Hue haben ihre erste eigenständige Szene bekommen =D

Anfangs wollte ich alle D-Hue unter „es“ anführen, zum besseren Verständnis hab ich dann aber doch „sie“ und „er“ getrennt.

Kiripurin



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Kommentare zu dieser Fanfic (58)
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Von:  fahnm
2014-02-09T20:54:32+00:00 09.02.2014 21:54
Hammer Kapi^^
Von:  fahnm
2014-01-06T22:32:50+00:00 06.01.2014 23:32
Klasse Kapi^^
Von:  fahnm
2013-12-29T22:37:34+00:00 29.12.2013 23:37
Klasse Kapi^^
Von:  fahnm
2013-11-13T21:59:21+00:00 13.11.2013 22:59
Hammer Kapi^^

Von:  fahnm
2013-10-09T21:14:10+00:00 09.10.2013 23:14
Klasse Kapi^^
Antwort von:  Kiripurin
14.10.2013 10:13
danke für das kommi =D
Von:  fahnm
2013-09-09T19:40:26+00:00 09.09.2013 21:40
Hammer Kapi^^
Von:  WuerfelWild
2013-08-14T13:40:06+00:00 14.08.2013 15:40
Meine Frage von vor zwei Kapiteln hat sich damit dann wohl erledigt xD
"Soundso" ist ein neues Lieblingswort von dir, oder? :D Meistens würde an den Stellen aber ein "sowieso" oder "ohnehin" auch ganz gut passen, um mal Alternativen zu nennen. Es fällt vor allem in diesem Kapitel ziemlich auf... o___O
Am besten gefällt mir momentan Nayutas Entwicklung, also die Frage, ob er wirklich über seinen Schatten springen kann. Ich glaube, er könnte ne Menge Potential haben, wenn er sich nicht im Kopf immer alles verbaut >.<

Von:  WuerfelWild
2013-08-14T13:02:56+00:00 14.08.2013 15:02
Also... ehrlich mal... ja, es war klar, wer onetimegirl ist xD
Zumindest die meiste Zeit, nur zwischendurch war ich mir nicht mehr so sicher, weil... warum sollte Alice ihn überreden, sich auf sie einzulassen, wenn sie ihn eigentlich nicht mag? Gibts da noch Gründe hinter? Oo
S. 9: "Er nickte zustimmend und das Mädchen harkte sich bei ihm ein." Stell ich mir seltsam vor... harken, kommt schließlich von "Harke" und das ist ein Gartengerät... ohne "r" wärs logischer xDD
Yui ist ein sehr selbstloser Mensch, wenn sie ihm einfach vorschlägt, er soll doch Hime statt ihr nehmen. Das hätte garantiert nicht jeder gemacht, verständnisvoller Abgang hin oder her o___O
Das Kapitel war nach den letzten ziemlich... kurzlebig xD Liegt daran, dass die Szenen öfter gewechselt haben, glaub ich. Auf jeden Fall hab ich mich gewundert, als das Kapitel plötzlich schon zuende war. Dabei ist es auch nicht viel kürzer als alle vorherigen Oo
Von:  WuerfelWild
2013-08-14T12:17:58+00:00 14.08.2013 14:17
Super, der Kerl... "Ihr dürft gerne euer normales Leben zurück haben. Aber vorher müsst ihr mal eben die Welt retten." xD
Das war jetzt wirklich zwei Kapitel lang reichlich schwere Kost. Ich bin froh, dass ich die direkt hintereinander gelesen habe, sonst wär ich garantiert völlig durcheinander gekommen. Oo
Aber ich denke, ich hab die Story verstanden und die Geschichte geht jetzt in eine bestimmt Richtung. Ich bin gespannt, was noch alles kommt :D
Mir gefällt die Idee mit den D-Hue, das ist durchaus eine realistische Sache, auf die Forscher so kommen könnten...
Nur die Beziehung zwischen Alice und Ryan wundert mich. Sind die jetzt zusammen? Das Ende klingt danach, aber das hab ich jetzt irgendwie noch gar nicht erwartet xDD
Und was sagen eigentlich die Eltern von Honoka, Yukiko und Nayuta dazu, dass ihre Kinder mal eben in einer anderen Welt trainieren? Oder bleiben die Kinder nicht lange weg? (Rico war ja schon ein paar Tage weg, aber dessen Eltern ist das ja egal...)

PS: S. 1: "mit wenig Erflog" Er... was? xD

Von:  WuerfelWild
2013-08-14T10:53:49+00:00 14.08.2013 12:53
S. 2: "bis man endliche ein Gegenmittel finden würde?" Endliche? Oo

Hallo, da bin ich wieder xD
Außer dem Fehler da oben waren evtl. noch mehr Fehler im Text. Evtl. auch nicht. Ich hab, um ehrlich zu sein, nicht sonderlich drauf geachtet, weil... es so spannend war o___O
Eine interessante Wendung, die du da aufgebaut hast. Jetzt will ich wissen, was es mit diesem Stein auf sich hat, als werd ich gleich mal brav weiter lesen xD
Ryans Innenleben ist übrigens eine faszinierende Sache. Er sollte Tagebuch schreiben ö.ö



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