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Digimon Destiny

season 6
von

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Mehr kann ich euch nicht lehren

Hime saß mit einem Becher Wasser in der Hand auf einer Bank und starrte betrübt zu Boden. Das war ja super gelaufen. Als das D-Hue auf sie zugesteuert hatte, hatte sie die Nerven hingeschmissen und nur noch Angst empfunden und das obwohl es nicht einmal echt gewesen war.

Sie schämte sich so. Sie hatte sich benommen wie ein kleines Kind. Nur wegen ihr hatte auch Shunichi sein Training abbrechen müssen. Doch es hatte sich gut angefühlt so von dem Jungen beschützt zu werden, das hatte sie wenigstens ein bisschen beruhigt. Trotzdem kam sie sich aber jetzt blöd vor.

„Hime“, ertönte plötzlich Idos Stimme, woraufhin das Mädchen aufsah, „Willst du mir erzählen, was genau im Trainingsraum passiert ist?“

Der alte Mann stand vor ihr und gleich dahinter Shunichi, der sie einfach nur schweigend besorgt ansah. Hime wusste nicht genau, was sie sagen sollte, außer dass sie Chris auf keinen Fall erwähnen würde.

„Ich hab das D-Hue schon unheimlich gefunden, als ich es das erste Mal gesehen habe“, fing sie an zaghaft zu erklären und spielte währenddessen nervös mit ihren Fingern, „Mir ist fast das Herz stehen geblieben, als mir das D-Hue vor wenigen Tagen so nahe kam. Ich hab in seine roten Augen gesehen und das reine Böse hat sich in ihnen widergespiegelt. Ich hatte Angst, ich dachte wirklich für eine Sekunde, dass mich das D-Hue jetzt umbringen würde, weil es einfach so überraschend kam. Als Sie uns dann erzähl haben, wie stark sie nicht sind und dass sie uns eigentlich jeder Zeit töten könnten, habe ich ein noch schlechteres Gefühl bekommen.“

„Du willst also nicht kämpfen“, stellte Ido fest.

„Doch, ich will kämpfen und ich will auch um jeden Preis die reale und auch alle andern Welten beschützen!“, widersprach sie und blickte ihn dabei ernst an, „Ich weiß auch nicht, warum ich auf einmal so schrecklich empfindlich bin, aber ich hab einfach Angst vor diesen Wesen. Deswegen hab ich auch im Trainingsraum so schnell die Nerven hingeschmissen.“

„Ich kann verstehen, dass du Angst hast und ich hab so etwas schon geahnt, deswegen hab ich dich auch damit konfrontiert“, entgegnete er ihr einfühlsam, „Doch du darfst diese Angst nicht Oberhand über dich gewinnen lassen. Ich kann dir nicht helfen, da sich das alles nur in deinem Kopf abspielt.“

Ido hatte sich zu ihr hinunter gebeugt und tippte ihr mit dem Finger an die Stirn. Hime war überrascht über diese Geste und blickte ihn verwirrt an.

„Du musst gegen dich selbst ankämpfen, gegen deine zweifelnde Seite“, erklärte er und richtete sich wieder auf, „Ich bin mir sicher, dass du, wenn du das geschafft hast, eine ganz große Kraft freisetzen kannst. So und jetzt werde ich die anderen mal aus den Trainingsräumen holen.“

Mit diesen Worten ging Ido zu der Steuerungsanlage und teilte allen mit, dass das Training nun vorbei war. Shunichi setzte sich währenddessen neben Hime auf die Bank und legte ihr aufmunternd die Hand auf den Oberschenkel.

„Es tut mir leid, dass du extra wegen mir das Training beenden musstest“, meinte Hime schuldbewusst.

„Ach Quatsch, ich hab soundso verstanden, was Ido mir sagen wollte“, gab er zurück und zuckte mit den Schultern, „Auch wenn ich das am Schluss nicht ganz bewiesen habe, aber das bereue ich nicht.“

„Ja, das stimmt wohl.“

„Aber hey, du kannst immer mit mir reden, wenn was los ist“, erklärte er und sah ihr dabei tief in die Augen, „Ich will nicht, dass du irgendetwas in dich hineinfrisst.“

Nach kurzer Zeit erschienen alle Digi-Ritter und Digimon bei Ido und den anderen zweien. Jetzt war Zeit für die Nachbesprechung.
 

Ido führte die Gruppe in einen Raum, der wie ein Besprechungszimmer in einer Firma aussah. In der Mitte befand sich ein großer ovaler Tisch und rund herum gab es für jeden - Digi-Ritter und Digimon – einen Platz. Der alte Mann saß mit verschränkten Armen da und hatte bereits von jedem die Aufmerksamkeit, nachdem er schon jeden einzeln analysiert hatte.

„Ihr habt das Training im Großen und Ganzen gut gemeistert“, begann Ido zufrieden seine Ansprache, „Manche haben das, was ich ihnen gesagt habe, gut umsetzen können, manche weniger, trotzdem seid ihr jetzt alle an einem Punkt angekommen, an dem ich euch nichts mehr lehren kann.“

„Und wir sollen jetzt wirklich alle gleich stark sein?“, fragte Honoka skeptisch nach.

„Ja, wie schnell sich jetzt jeder von euch weiterentwickelt, darauf habe ich keinen Einfluss, aber so wie ihr nun vor mir sitzt, wage ich zu behaupten, dass alle gleich gute Chancen gegen die D-Hue haben.“

„Oder gleich schlechte …“, bemerkte Mantamon pessimistisch.

„Was haben wir gelernt?“, wies Shunichi sein Digimon zurecht.

„Immer optimistisch bleiben“, antwortete es augenverdrehend.

„Naja so wie ich das sehe, haben wir ja wirklich keine Chance, solange wir nicht die Lapidra gefunden haben“, unterstützte Ryan die negative Einstellung, „Wir können also froh sein, wenn uns die D-Hue bis dahin nicht umbringen. Ach ja und dann müssen wir noch zusehen, dass die Viecher uns die Steine nicht wegnehmen.“

„Wie passt du eigentlich auf deinen Lapidra auf, Ryan?“, fragte Honoka neugierig.

„Das muss ich nicht, das erledigt mein D-Maak für mich“, erklärte er, während er mit seinem Feuerzeug spielte, „Nachdem wir mit Ido gesprochen haben, hat er sich einfach in dem Gerät eingenistet.“

„Aber die D-Hue können die Lapidra nicht von den D-Maaks stehlen, oder?“, erkundigte sich Alice etwas nervös.

„Nein, nein, da musst du dir keine Sorgen machen“, erwiderte der alte Mann, „In euren D-Maaks sind die Lapidra sicher. Natürlich können sie euch eure D-Maaks wegnehmen, sodass ihr sie auch nicht mehr verwenden könnt, aber sie können die Steine nicht aus den Geräten holen, dazu bräuchten sie wieder euch. Und um auf Ryans Aussage zurückzukommen: Ja, es wird hart werden, aber ihr dürft nicht aufhören an euch zu glauben. Die Digi-Ritter haben es einmal geschafft, also tun sie es auch ein zweites Mal.“

„Ido hat vollkommen Recht“, fügte Alice hinzu, „Wir sind jetzt stärker als zuvor und wenn wir zusammenhalten und uns anstrengen, finden wir die Lapidra bestimmt. Einen haben wir ja bereits. Außerdem hab ich das Aufspüren auch noch mal trainiert, damit ich ja keinen übersehe und sie schon aus größerer Entfernung spüren kann.“

„Hört sich gut an“, meinte Hime lächelnd.

„Dann seid ihr hiermit entlassen“, erklärte Ido, woraufhin er sich von seinem Stuhl erhob, „Ich wünsche euch nochmal viel Glück.“
 

Entschlossen verließen die Digi-Ritter und ihre Digimon die verlorene Welt. Als sie in der realen Welt wieder zu Bewusstsein kamen, stellten sie fest, dass es schon Abend war und gingen getrennte Wege.

„Nayuta ... kann ich … kann ich noch kurz mit dir reden …“, stotterte Yukiko vor sich hin, woraufhin der Junge sie überrascht ansah.

„Ja, natürlich, was gibt’s?“

„Wollen wir ein Stück gehen?“, erkundigte sie sich, ihren Blick starr zu Boden gerichtet.

„Ja, ich hab nichts dagegen“, willigte er ein und wollte schon losgehen, doch plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter.

„Frag sie“, meinte Rico, der hinter ihm stand, leise.

„Ach lass mich doch in Ruhe“, entgegnete Nayuta gereizt, während er rot anlief.

Nayuta und Yukiko entfernten sich von ihm und Rico blickte ihnen nur mit einem leichten Grinsen im Gesicht hinterher. Morgen war der 31. Dezember, also das Neujahresfest. Rico hatte seinem besten Freund geraten, mit Yukiko hinzugehen, weil sie sich bestimmt darüber freuen würde.

„Was soll Nayuta Yukiko fragen?“, erkundigte sich Honoka, als sie sich an seinen Arm klammerte.

„Ach nichts“, meinte er nur und starrte dann selbst unsicher zur Seite, „Ich … ich wollte dich eigentlich was fragen.“

„Mich?“, fragte sie überrascht, freute sich dann aber sofort, „Dann frag, nur zu, ich beiße nicht.“

Der Junge machte einen tiefen Atemzug. Er fragte sich, ob er das wohl im Nachhinein bereuen würde, aber mindestens das war er ihr schuldig. Das letzte Date war ja eigentlich auch nicht so mies gelaufen, abgesehen davon, wie es ausgegangen war.

„Willst du mich vielleicht morgen … zum Neujahresfest begleiten?“, fragte er dann leise, ohne sie dabei anzusehen.

Honokas Augen weiteten sich und sie konnte nicht anders, als ihn überrumpelt anzusehen. Hatte sie da gerade richtig gehört? Rico wollte mit ihr zum Neujahresfest gehen? Das konnte doch nicht wahr sein, oder?

„Kannst du … kannst du das vielleicht noch einmal wiederholen?“, bat sie mit wackeliger Stimme, woraufhin Rico sie verwirrt ansah, „Ich glaub nämlich, dass ich mich gerade verhört habe und will nicht irgendetwas Komisches sagen, was überhaupt nicht auf deine Frage passt, weil du gar nicht das gefragt hast, was ich denke, das du gefragt hast.“

Rico beobachtete wie Honoka leicht die Tränen in die Augen stiegen und sie ihre Lippen zusammenpresste. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht zu weinen, das sah man ihr an. Was hatte sie denn auf einmal?

„Nein, du hast dich nicht verhört“, gab er zurück und schaute sie nun dabei an, „Ich hab dich gefragt, ob du mit mir auf das Neujahresfest gehen willst.“

Nun war Honoka diejenige, die ihren Blick abwandte. Sie wischte sich mit dem Handrücken ein paar Mal über die Augen und wartete kurz, bis sie sich wieder gefangen hatte. Dann drehte sie wieder ihm den Kopf zu und hatte ein strahlendes Lächeln im Gesicht, wobei ihre Augen aber noch immer leicht wässrig waren.

„Ja, das würde ich wahnsinnig gern“, antwortete sie und schmiegte sich anschließen an seinen Arm.

Das war das erste Mal, dass der Junge nicht abgeneigt von ihrer Nähe war. Er lächelte einfach nur und setzte sich dann gleichzeitig mit Honoka in Bewegung. Sie war doch eigentlich ein ganz liebes Mädchen. Ja, sie war seltsam, sogar sehr, aber nach einer Zeit gewöhnte man sich daran. Vielleicht sollte er dem Ganzen ja doch eine Chance geben.
 

„Also, worüber wolltest du mit mir reden?“, fragte Nayuta, nachdem sie schon ein Stück gegangen waren.

„Über die Digimon und das Kämpfen“, antwortete sie zu seiner Überraschung, „Du musst nicht mit mir darüber reden, wenn du nicht willst, das versteh ich voll und ganz!“

„Nein, ich hab kein Problem damit“, konnte er sie beruhigen und lächelte sie an.

„Gut …“, antwortete sie erleichtert und schien dann nach den richtigen Worten zu suchen, „Was hat dich eigentlich dazu gebracht, dass du dich doch für das Kämpfen entschieden hast?“

„Ido“, erwiderte er schnell, „Er hat mit mir geredet und gemeint, dass ich mich einfach darauf einlassen und das Training auf jeden Fall mitmachen soll. Wenn ich danach noch immer so ein schlechtes Gefühl hätte, würde er es akzeptieren, dass ich nicht will, meinte er.“

„Und du hast jetzt ein besseres Gefühl?“

„Naja, mäßig“, musste er gestehen und sah anschließend zu seinem Partner hinüber, „Aber ich hab verstanden, dass ihr mich braucht. Außerdem hab ich dann gesehen, wie sich Kirbymon in die ganze Sache hineingesteigert hat und ich hab gespürt, dass es diesen Kampf gerne austragen würde. Also vielleicht war Kirbymon auch der ausschlaggebende Punkt, ich weiß es nicht sicher.“

„Ach so“, bemerkte das Mädchen, woraufhin es ihn glücklich anlächelte, „Ich bin froh, dass du wieder dabei bist. Du bist mir die letzten Male echt abgegangen.“

„Ja? Bin ich das?“, erkundigte er sich, überrascht über ihre Offenheit.

Sofort schoss Yukiko die Röte ins Gesicht. Sie wandte schnell ihren Blick ab und starrte zu Boden. Was hatte sie da gerade gesagt? Es war ihr einfach so herausgerutscht. Sie war ja so blöd.

„Um ehrlich zu sein, du bist mir auch abgegangen“, musste er gestehe, woraufhin Yukikos Herz schneller zu schlagen begann, „Also hat das auch den Vorteil, dass ich dich wieder öfter sehe, nicht nur in der Schule.“

Das Mädchen sagte nichts. Sie hielt ihren Kopf einfach weiterhin gesenkt. Diese Worte, wenn es auch nicht viele waren, überwältigten sie. Dass es tatsächlich jemanden gab, der sich über ihre Anwesenheit freute. Nur leider war sie viel zu verlegen, um Nayuta zu zeigen, was das für sie bedeutete.

„Hast du nie Zweifel am Kämpfen gehabt?“, fragte Nayuta dann, da ihm bewusst war, dass Yukiko nicht weiter auf das vorige Thema eingehen würde.

„Nein, eigentlich nicht“, erwiderte sie, woraufhin sie wieder gerade aus schaute, „Das Kämpfen selbst hat mir nie etwas ausgemacht. Ich war und bin sogar jetzt noch glücklich darüber, ein Digi-Ritter sein zu dürfen. Ich fühle mich geehrt, dass ich unter den acht Leuten bin, die dafür geeignet sind und bin entschlossen, diese Aufgabe gut zu meistern. Die einzigen Zweifel die ich habe, sind mir gegenüber … Ich frage mich jede Nacht, ob Ido nicht die Falsche ausgesucht hat und ob ich auch stark genug dafür bin, aber dann denke ich wieder daran, was andere mir zutrauen und das baut mich dann wieder auf und ich habe mehr Vertrauen in mich selbst.“

„Weißt du, ich dachte schon länger, dass ich verstanden habe, wie du denkst und wie du so bist“, erklärte er und lachte kurz, „Aber du überzeugst mich immer wieder vom Gegenteil. Und ja, das ist gut.“

„Danke …“, murmelte sie.

„Es gibt da noch etwas, was ich dich fragen wollte“, meinte der Junge und nun war es er, der zu Boden starrte, „Was machst du heuer zu Neujahr?“

„Ich … ich hab immer mit meiner Mama gefeiert und wir gehen immer zum Neujahresfest, nichts Besonderes eigentlich …“, antwortete sie, fragte sich aber im Hinterkopf, ob er nicht auf etwas Bestimmtes hinaus wollte, „Da sie aber dieses Jahr einen Freund hat, werden wir wohl zu dritt sein. Ich hab aber irgendwie das Gefühl, dass ich sie nur stören werde.“

„Willst du vielleicht mit mir hingehen?“, erkundigte er sich rasch, bevor er es sich wieder anders überlegen würde.

„Ja!“, gab sie erfreut zurück, fuhr dann aber verlegen und leiser fort, „Also ich meinte, ja, ich würde gerne mit dir hingehen.“

„Das freut mich“, meinte er lächelnd, „Ich hol dich dann morgen ab.“
 

Alice hatte Ryan mit sich nach Hause genommen, das erste Mal. Natürlich hatte sie sich zuvor vergewissert, dass auch niemand andres hier war. Ihre Mutter war wieder einmal verschwunden, ohne ihren Kindern Bescheid zu sagen, wohin sie ging. Ihr Vater war noch immer seit Weihnachten weg und Rico hatte gemeint, dass er diesen Abend auch woanders sein würde.

Unter anderen Umständen hätte es sie nicht gestört, wenn jemand da gewesen wäre. Nur da sie nicht gerade stolz auf ihre Eltern war und Rico wahrscheinlich ausgeflippt wäre, wenn er Ryan in der Wohnung gesehen hätte, war es besser so.

Sie sahen sich gerade einen Film an. Ryan schien zwar ein bisschen was anderes erwartet zu haben, aber er machte es sich interessanter indem er seine Freundin hin und wieder an Wange, Hals und Mund küsste. Alice passte auch nicht wirklich auf. Sie fragte sich die ganze Zeit, wie sie ihn am besten auf das Thema onetimegirl ansprechen sollte.

„Sag mal, Ryan …“, fing sie dann einfach einmal an, „Ich bin doch deine Freundin, deine feste Freundin, das stimmt doch oder?“

„Klar, warum fragst du? Das weißt du doch“, antwortete er verwirrt, „Ansonsten würde ich wohl kaum so viel Zeit mit dir verbringen.“

„Ja, du hast Recht“, entgegnete sie lächelnd, „Du hattest doch vor mir viele andere Mädels, siehst du eigentlich noch irgendeine?“

„Nein, also natürlich renn ich hin und wieder einer über den Weg, aber wir beachten uns dann nicht, zumindest ist es meistens so und wenn doch eine her kommt und mich umarmt oder so, bin ich genervt davon. Ich weiß ja nicht einmal mehr wie die meisten heißen“, entgegnete er gelassen.

„Also schreibst du auch mit niemanden?“

„Was soll die Fragerei auf einmal?“, erkundigte er sich nun misstrauisch.

„Es … es interessiert mich einfach …“, erwiderte sie unsicher, da sie ihm auf keinen Fall jetzt schon die Wahrheit sagen wollte.

„Was wenn es so wäre?“, fragte er nach und blickte sie dabei ernst und ein bisschen genervt an, „Würde dich das stören?“

„Also doch?“, stellte sie eine Gegenfrage, woraufhin Ryan leicht die Augen verdrehte und einen tiefen Atemzug machte, „Nein, natürlich würde mich das nicht stören. Kommt natürlich auch auf den Inhalt der Nachrichten an, aber wenn wir mal annehmen, dass es sich um normale Gespräche handelt. Ich würde es nur gerne wissen. Wenn du es mir verheimlichst, dann muss ich ja misstrauisch werden, oder? Aber wenn du es mir sagst, dann mach ich mir eh keine Sorgen.“

„Ich bin hier bei dir, oder?“

„Ja …“, stimmte sie zu, auch wenn sie nicht wusste, worauf er jetzt hinaus wollte.

„Eben. Wenn ich nicht mehr bei dir sein will, dann lass ich es dich wissen, okay? Ich sehe keinen Grund, irgendetwas mit einer anderen Frau zu haben, wenn ich noch mit dir zusammen bin, so viel Anstand hab ich noch.“

Alice war fasziniert von der Ehrlichkeit mit der er sprach. Würde sie es nicht besser wissen, hätte sie es ihm sofort abgekauft. Aber sie wusste es eben besser. Warum sagte er es ihr nicht einfach? Er hätte jetzt die Gelegenheit dazu gehabt.

Aber vielleicht würde er es sich ja noch einmal überlegen und merkte dann, wie blöd es von ihm war, ihr das zu verheimlichen. Vielleicht brauchte er noch ein bisschen Zeit. Gut, die würde sie ihm geben.

„Okay …“, meinte sie dann einfach, um das Thema für jetzt abzuhaken.

„Mach dir nicht so viele Gedanken“, gab er zurück und küsste sie anschließend auf der Schläfe.

„Wir gehen morgen schon aufs Neujahresfest, oder?“, erkundigte sie sich, weil ihr gerade eingefallen war, dass sie noch gar nicht darüber gesprochen hatten.

„Ja, hätte ich angenommen“, antwortete er teilnahmslos.

„Holst du mich von zu Hause ab?“

„Ja, mach ich“

„Ziehst du auch einen Kimono an? Irgendwie kann ich mir dich nur schwer in einem vorstellen“, bemerkte sie grinsend.

„Wirst du dann schon sehen“, entgegnete er und grinste zurück.
 

Hime saß, bereits in ihrem Kimono gekleidet, in ihrem Zimmer vor einem Spiegel und machte sich gerade ihre Haare. Zumindest versuchte sie das, es wollte ihr nicht ganz so gelingen, wie sie das wollte.

Heute Abend musste sie aber hübsch sein. Sie wollte Shunichi beeindrucken. Ihre Familie ging immer mit den Hokirims gemeinsam auf das Neujahresfest und das war dieses Jahr nicht anders. Nur mit dem Unterschied, dass es zwischen Shunichi und ihr jetzt anders war.

Sie waren nicht einfach nur die besten Freunde, die wie Geschwister miteinander umgingen. Seit er mit Yui Schluss gemacht hatte, hatte sie das Gefühl, als würde er sie nun auch als richtige junge Frau ansehen.

Zwar hatte er ihr noch immer nicht auf ihr Geständnis geantwortet, aber das machte nichts, sie konnte warten. Das hieß aber nicht, dass sie bis dahin ihre Gefühle abschalten würde. Er sollte sehen, was er an ihr hatte. Sie durfte ihn nur nicht bedrängen.

Auf einmal klopfte es an ihrer offenen Zimmertür und das Mädchen sah ihm Spiegel, wie ihre Mutter den Raum betrat. Die beiden lächelten sich an und die Frau blieb dann hinter ihrer Tochter stehen und hielt sich mit ihren Händen an dem Stuhl an.

„Na? Kommst du zurecht?“, fragte sie, während sie ihre Haare betrachtete.

„Um ehrlich zu sein, nein“, antwortete sie ihr lachend und entfernte daraufhin alle Nadeln und Bänder, die sich in ihren Haaren befunden hatten.

„Na komm, ich helf dir“, meinte sie und griff sich anschließend eine Bürste, um sich ans Werk zu machen.

„Ich wollte eine schöne Hochsteckfrisur machen“, erklärte sie, während sie auf ein Bild deutete, das auf ihrem Spiegel klebte, „Nur leider hat das nicht ganz so ausgesehen, wie auf diesem Foto.“

„Das bekommen wir schon hin“, gab sie zurück und fuhr dann nach einer kurzen Pause fort, „Letztes Jahr waren dir deine Haare nicht so wichtig.“

„Damals war ich auch noch jünger.“

„Bist du sicher, dass es nur damit etwas zutun hat?“, erkundigte sie sich misstrauisch.

„Willst du auf etwas Bestimmtes hinaus?“, stellte sie eine Gegenfrage und warf ihrer Mutter über den Spiegel einen anschuldigenden Blick zu.

„Naja, es könnte ja auch sein, dass du dich für Shunichi so hübsch machst“, bemerkte sie, woraufhin das Mädchen leicht Rot wurde.

„Ach Quatsch, Shunichi geht doch jedes Jahr mit, warum sollte ich das tun?“, versuchte sie sich nichts anmerken zu lassen, nachdem ihre Wangen wieder abgekühlt waren, was zum Glück recht schnell passiert war.

„Ihr werdet auch älter“, gab sie zurück, wich mit ihren Augen aber nicht von Himes Haaren ab, „Du wirst bald eine hübsche junge Frau sein und er ein attraktiver junger Mann. Ihr werdet bald erkennen, was ihr aneinander habt, falls ihr das nicht schon getan habt.“

„Du redest Blödsinn …“, meinte das Mädchen genervt.

Die restliche Zeit, bis Himes Mutter ihre Haare fertig hatte, verbrachten sie in Schweigen. Das Endergebnis gefiel den beiden sehr gut. Hime schminkte sich noch und war dann bereit aufzubrechen. Sie betrachtete sich noch ein letztes Mal im Spiegel. Ja, so konnte sie Shunichi entgegen treten.

„Ist es mir erlaubt, außerhalb des D-Maaks zu verweilen?“, fragte Fikadamon, das die ganze Zeit über auf dem Bett gesessen hatte, „Ich habe sehr viel Interesse an diesem Fest entwickelt.“

„Ja, natürlich“, erwiderte sie, als sie sich zu ihm umwandte, „Wenn du dich benimmst, aber da muss ich mir ja bei dir keine Sorgen machen.“

„Nein, dafür gibt es keinen Grund. Außerdem werde ich mich mit Mantamon unterhalten, du wirst gar nicht merken, dass wir auch anwesend sind.“

„Na gut“, stimmte sie lächelnd zu und ging zur Tür, „Aber passt auf. Am Neujahresfest ist ein großer Trubel. Komm, wir gehen.“

„Ja, ich komme“, gab es zurück und sprang vom Bett.
 

Mantamons Augen weiteten sich, als es die vielen Lichter und Menschen sah. Viele Geräusche konnte es wahrnehmen. Leise Musik, das Gerede der Menschen und die klappernden Schuhe, mit denen sie herum liefen. Der Himmel war sternenklar und der Schnee von Weihnachten war bereits wieder zergangen.

Das Digimon saß auf Shunichis Kopf und hatte von dort aus einen guten Überblick über das ganze Geschehen. Die Hokirims warteten am ausgemachten Treffpunkt auf die Inoues. Mantamon hatte versprechen müssen, immer in Shunichis Nähe zu bleiben und aufzupassen, weil er Angst hatte, es unter den vielen Leuten zu verlieren.

„Wie geht’s dir, Mum?“, frage der Junge, während er sie besorgt anblickte.

„Mir geht’s gut, Ichi, du kannst noch so oft fragen“, entgegnete sie und kniff ihm in die Wange.

„Wenn sich das ändert, gibst du aber sofort bescheid“, meinte er nicht ganz überzeugt.

„Deine Mutter weiß schon, was sie tut“, bemerkte Herr Hokirim, woraufhin er seine Hand um die Taille seiner Frau legte und sie an sich zog, „Dafür hab ich sie auch geheiratet.“

„Oh, ich liebe dich“, erwiderte sie und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

„Ich liebe dich auch.“

Shunichi verdrehte die Augen und sah sich um, ob er die Inoues nicht schon irgendwo erblicken konnte. Tatsächlich machte er sie in der Ferne ausfindig und streckte seine Hand in die Höhe, um zu winken.

Seine Eltern wurden auf die Gesten des Junges aufmerksam und entdeckten die auf sie zukommende Familie dann auch. Herr Hokirim beließ seinen Arm um seine Frau und sie warteten, bis ihre Freunde endlich da waren.

„Lea!“, begrüßte Frau Inoue sie stürmisch und viel ihr sogleich dramatisch um den Hals, „Du bist auch hier? Ich hatte gedacht, du musst noch im Krankenhaus bleiben.“

„Das müsste sie eigentlich auch …“, bemerkte Herr Hokirim nickend.

„Bist du etwa einfach so gegangen?“, fragte Herr Inoue entsetzt, nachdem er alle begrüßt hatte.

„Nein, nein, ich hab nur ein bisschen mit dem Arzt gestritten“, antwortete sie grinsend und zufrieden mit sich selbst, „Ich hab darauf bestanden, Neujahr mit meiner Familie feiern zu dürfen, weil mir das so wichtig ist. Nach langem hin und her, hat er sich dann überreden lassen.“

„Ja, aber sie soll vorsichtig sein!“, brachte sich Shunichi aufgebracht ein, „Und morgen soll sie dann sofort wieder ins Krankenhaus zur Kontrolle, ob eh alles in Ordnung ist.“

„Und du machst dir natürlich am meisten Sorgen“, meinte Frau Inoue an den Jungen gewandt.

„Ja, viel zu viele, du kennst ihn doch, Rinako“, stimmte ihr Frau Hokirim zu.

„Na dann, lasst uns losgehen“, bemerkte Herr Inoue, „Ich will Amazake trinken gehen!“

„Was denn, jetzt schon?“, fragte seine Frau noch einmal nach.

„Ja, gut Idee, ich komme mit!“, warf Herr Hokirim sofort ein, woraufhin die zwei Männer schon in der Menge verschwanden.

„Beim Hergehen habe ich einen Stand mit wunderschönen Ketten gesehen, den musst du dir ansehen!“, erklärte Frau Inoue an Frau Hokirim gewandt.

„Wirklich? Na da sag ich nicht nein!“, erwiderte die Frau neugierig und hakte sich bei der anderen ein.

Shunichi und Hime starrten ihren Müttern, die sie nun auch verließen, einfach nur überrumpelt hinterher. Und weg waren sie. Eigentlich hatten sie angenommen, dass sie gemeinsam herum gehen würde, wie jedes Jahr, aber anscheinend hatten ihre Eltern mal Lust auf etwas Neues.

„Okay …“, bemerkte Hime nur.

„Na dann, was willst du machen?“, erkundigte sich Shunichi, während er sie anlächelte.

„Gehen wir einfach mal herum und schauen uns alles an“, schlug sie vor und lächelte zurück.

„Okay, machen wir das“, stimmte er zu, woraufhin sie sich langsam in Bewegung setzten, „Du siehst übrigens wunderschön aus.“

„Danke“, gab sie verlegen zurück und starrte zu Boden.

Mantamon hatte inzwischen Shunichis Kopf verlassen und blödelte hinter den zweien mit Fikadamon herum. Dann erinnerten sie sich wieder daran, was ihre Partner ihnen gesagt hatten und konzentrierten sich wieder mehr darauf, was um sie geschah. Der ganze Trubel war sehr interessant.
 

Mal wieder was Kürzeres, wo nicht wirklich was weitergeht =P

Irgendwie vergeht die Zeit in der Geschichte so langsam, jetzt ist erst Neujahr, mir kommt’s so vor als wären das schon mehrere Monate, so kann man sich irren xP

Kiripurin



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2013-10-09T21:14:10+00:00 09.10.2013 23:14
Klasse Kapi^^
Antwort von:  Kiripurin
14.10.2013 10:13
danke für das kommi =D


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