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Oscar Francois Von Fersen

von

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Die neue Oscar

Genau 3 Jahre nach der Hochzeit von Oscar und Von Fersen war es endlich soweit: Weihnachten sollten sie in Paris bei Oscars Eltern verbringen. Aus Vorfreude darüber wusste Oscar nicht was sie tun sollte, damit die Zeit schneller verging und sie endlich in ihre geliebte Heimat zurückkehren konnte. Die vergangen Jahre in Schweden hatte sie so gut es angenehm gestaltet. Nach außen hin wirkte sie glücklich, doch innerlich fühlte sie sich einsam und verlassen. Ihr Ehemann war die meiste Zeit nicht zu Hause und daher war sie tagsüber meistens alleine. Immer mehr wurde ihr klar, dass sie ihr abenteuerliches und abwechslungsreiches Leben gegen ein langweiliges und glanzloses ausgetauscht hatte. Auch wenn sie ihr Leben mit dem Mann teilte, den sie liebte, so war sie mit ihrem Leben dennoch nicht zufrieden. Es fehlte ihr ein geregelter Ablauf. Hin und wieder hatte sie versucht beruflich Fuß zu fassen, doch es gelang ihr nicht. Bei der schwedischen Armee waren weibliche Offiziere nicht gern gesehen, aber auch der Graf war dagegen. Um sich abzulenken übernahm sie daher die Arbeit im Garten und im Haushalt. Wenn es ihr zu langweilig wurde, stieg sie auf den Rücken ihres Pferdes und ritt ziellos durch die Gegend. Was auch immer sie unternahm, alles erinnerte sie in irgendeiner Art und Weise an Andre. Oscar gestand es sich nicht gern ein, aber sie vermisste ihn unendlich. Die Sehnsucht nach ihm bestimmte ihren ganzen Tag. Wann immer Andre sie berührt hatte, fing alles in ihr an zu kribbeln. Er schaffte es, dass ihre Gefühle außer Kontrolle gerieten und sie ihren Verstand verlor.// Wieso bringt mich schon alleine der Gedanke an ihn um den Verstand? Warum nur? // Diese Fragen beschäftigten sie immer und immer wieder.

Der Graf wurde zwar ihr Mann, aber ihren besten Freund, den konnte er ihr nicht ersetzen.

Die Verzweiflung über ihre Ehe raubten ihr neben Andre in vielen Nächten den Schlaf. Obwohl der Graf abends immer neben ihr lag und sich mit ihr befasste, fühlte sie sich verlassen und allein.

Aus diesem Grunde hatte Oscar den Grafen regelrecht angefleht sich mit ihr auf die lange Reise nach Paris zu machen, um ihre Eltern zu besuchen. Sein Einverständnis hatte sie unendlich froh gemacht und sie überlegte, wann sie sich das letzte Mal so gut gefühlt hatte. Mit der Freude kam auch die Nervosität, alle nach so langer Zeit endlich wieder in die Armen schließen zu können. Die Ausnahme blieb auch hier aus und Oscar dachte vor allem an das Wiedersehen mit Andre. // Wie er sich wohl verändert hat? // Jedes mal wenn sie an ihn dachte, sah sie sein Gesicht, als er sich von ihr verabschiedet hatte. In diesem Moment hatte sie erst begriffen, gegen was sie sich entschieden hatte. Er versprühte eine solche Wärme und seine Augen spiegelten sein aufrichtiges und liebes Wesen wider. Je mehr Tage sie von ihm getrennt lebte, desto mehr verstand sie den Sinn des Satzes, dass eine wahre Freundschaft das wichtigste war. Ja, sie liebte von Fersen, aber mit Andre verband sie soviel. Alle schönen Erinnerungen hingen irgendwie mit ihm zusammen. Ob sie wollte oder nicht, sie dachte viel häufiger an ihn als an den Grafen. Dabei hallten die Worte der Königin immer wieder in ihrem Gedächtnis. Mit jeder Faser ihres Körpers wehrte sie sich dagegen, sich ernsthaft damit zu beschäftigen, ob sie Andre liebte. //Der Schein trügt//, dachte sie. Nach außen hin konnte es vielleicht sein, dass es so aussah, dass sie ihn liebte, aber sie wusste es besser. //Von Fersen ist der Mann, den ich liebe. Schluss, aus, basta! Hör auf darüber nachzudenken Oscar, du machst dich nur verrückt, nur weil du zurzeit nicht sehr zufrieden bist mit deinem Leben. Das wird schon wieder//. Diese Worte „Ich liebe den Grafen und nicht Andre“ hatte sie sich so oft eingeredet, bis sie davon überzeugt war.
 

Andre kümmerte sich wie immer um die Pferde. Gerade war er damit beschäftigt, Oscars Schimmel zu striegeln. Seine Gedanken hatten sich in den vergangenen 3 Jahren immer nur um Oscar gedreht, wie bereits sein ganzes Leben. Noch immer quälte ihn der Gedanken an Oscar, aber was auch immer er tat, er konnte sie nicht vergessen. Der Tag fing mit einem Gedanken an Oscar an und endete mit einem Gedanken an sie. Wein half da auch nicht wirklich weiter, deswegen hatte er die Flasche irgendwann endgültig zur Seite geschoben. Die einzigen die ihm in dieser schweren Zeit Trost spendeten waren seine geliebten Pferde, die ihm immer zuhörten und anschließend mit ihm weinten. Daher war es auch nicht verwunderlich, dass er die Nacht oft im Stall verbrachte. Als Kind hatte er das schon so gern getan, damals tat er das oft mit Oscar zusammen. Sophie hatte Andre hinterher immer dafür bestraft, während Oscar sich vor Lachen krümmte. Die Erinnerung an ihre glückliche Kindheit hatte beiden immer sehr gut getan, denn das war etwas, dass ihnen niemand nehmen konnte.

Ganz verträumt pflegte er die Pferde und hatte deshalb auch Sophie nicht bemerkt, die sich hinter ihn gestellt hatte und ihn am Ärmel rüttelte.

„ Andre?“ sprach ihn die alte Frau an. „Träumst du schon wieder?“ ,fuhr sie ihn wütend an. „Ach Ihr seid es Großmutter, verzeiht, aber ich war wohl etwas in meinen Gedanken versunken“, antwortete Andre lächelnd. „Das kommt aber oft bei dir vor mein Junge, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Ich bin zu dir gekommen, um die eine gute Nachricht zu überbringen. Stell dir vor, Oscar wird zu Weihnachten für einige Wochen hierhin kommen. Ist das nicht toll? Nun sag schon Andre.“

Andre stockte der Atem. Er war zu verwirrt um ihr zu antworten, daher blickte er nur mit ausdruckslosen Augen an die Wand. Seine Amme verstand was gerade in ihm vorgehen mochte und sie verließ den Stall ohne ein Wort.

Die Nachricht von ihrer Rückkehr beschäftigte ihn von nun an Tag und Nacht. Er war hin und her gerissen. //Ob sie sich verändert hat?//. Ohne dass er es merkte, lächelte er ständig vor sich hin. Noch nie in seinem Leben hatte irgendwas oder irgendwen dermaßen vermisst. Nachts fand er keinen Schlaf und am Tag bekam er keinen Bissen runter. Alles in ihm verzehrte sich nach ihr. Es war ihm gleichgültig, ob durch das Wiedersehen mit ihr alles wieder hochkam. Das Leiden und die Qual, die er wegen ihr erlitt, hatte schon vor langen Jahren die Grenze überschritten. Die Hoffnung, noch einmal in seinem Leben mit ihr über die schönsten Wiesen Frankreichs zu galoppieren, ließ sein Herz vor Freude hüpfen.
 

Mit jedem Tag der verging, rückte das langersehnte Wiedersehen näher und verursachte in ihr beider Herzen Freude wie auch Aufregung.
 

Am ersten Tag im Dezember 1788 sollte der große Tag des Wiedersehens sein. Das ganze Haus der Jarjayes war in einem chaotischen Zustand. Die Nervosität über das Wiedersehen hatte jeden gepackt. Die Dienstmädchen liefen hektisch hin und her. Man wollte ihnen einen großartigen Empfang bereiten. Dafür bereitete man ein 3 Gänge Menü vor. Die Leitung hatte natürlich die Erfahrenste übernommen und zwar Sophie. Oscars Eltern schmückten das Haus währenddessen weihnachtlich. Andre hatte man aufgegeben, das große Gästezimmer im ersten Stock schön her zurichten. Ihm war es zwar nicht recht, aber er konnte es nicht verweigern. // Ausgerechnet heute habe ich Dienstfrei//, dachte er und ging sich dabei mit der Hand durch die Haare.

Das Gästezimmer war sehr groß und noch dazu schön und romantisch. Minutenlang schaute er sich nur im Zimmer um, ohne auch nur ein Finger krumm zu machen. Sein Herz wehrte sich dagegen, dass Zimmer für Oscar mit einem anderen Mann vorzubereiten. Doch er hatte keine Wahl, daher begab er sich an die Arbeit. Als erstes ersetzte er die dunkeln Gardinen durch durchsichtige orangefarbende Vorhänge, da er wusste, dass Oscar dunkle Räume nicht mochte. Sie liebte es, wenn ihr morgens die warme Sonne ins Gesicht strahle. Danach hing er ein großes Gemälde mit einem Schimmel auf, der durch einen Wald galoppiert. Oscar liebte Pferde genau so wie er, daher hatte er sich dafür entschieden und er war sich sicher, dass sie es mögen würde. Auf dem Bett legte er riesige, weiche weiße Kissen und warme kuschelige Decken. Er wusste nur zu gut, dass Oscar schnell fror, außerdem liebte sie übergroße Kissen und Decken. Gegenüber dem Bett stand noch ein alter Schreibtisch mit einem Stuhl. Erleichert stellte er fest, dass sie aus Fichte gefertigt wurde. Ihm war noch gut in Erinnerung geblieben, dass Oscar ein mal ein großes Theater veranstaltet hatte, weil man dunkle Möbel in ihr Zimmer gestellt hatte. Ihre Liebe galt hellen Gegenständen, die einem zulachten und ein wohliges Gefühl verbreiteten. Zur Begrüßung stellte er noch ein paar rote und weiße Rosen auf den Tisch. Eigentlich mochte sie keine Blumen, da sie ihrer Meinung nach kitschig und zu weiblich wirkten. Die Rosen allerdings waren da eine Ausnahme. Ihm gegenüber hatte sie oft bekundet, dass sie Rosen liebte, weil sie stolz und würdevoll wirkten. Als er glaubte fertig zu sein und sich sein Werk nochmal betrachtete, fiel ihm auf, dass er eine wichtige Sache vergessen hatte. // Das Klavier!//.

Es stellte eine große Hürde da, das Klavier aus Oscars altem Zimmer ins Gästezimmer zu transportieren. Außer dem General und Andre halfen auch noch einige Dienstmädchen dabei. Mit viel Mühe hatten sie es letztendlich geschafft. Andre war mit dem Zimmer zufrieden und der General auch. Stolz und glücklich begab er sich auf sein Zimmer und bereitete sich mental auf das große Wiedersehen mit ihr vor. Sein Herz schlug schnell und sein Körper zitterte.
 

Oscar, die Paris bereits erreicht hatte, fühlte sich ebenso wie Andre. In ihren Augen hatten sich schon einige Tränen gesammelt. Als sie endlich das Haus ihrer Eltern erblickte, flossen die Tränen unaufhaltsam aus ihren Augen, während sie sich Ihre Hände schützend vor ihren Mund hielt.

Die Kutsche kam nach 3 Jahren vor dem Anwesen der Jarjayes zum stehen. Ohne auf Graf von Fersen zu warten, sprang Oscar aus der Kutsche und rannte lachend auf die Eingangstür zu.
 

Mit einem Ruck wurde die Tür geöffnet.
 

„ Oscar?“ kam es vorsichtig vom General.

„ Ja Vater, ich bin es, deine Tochter Oscar.“ ,entgegnete Oscar fröhlich und umarmte ihren Vater.

Hinzu kamen dann noch Oscars Mutter, Sophie und die Dienstmädchen, um sie zu begrüßen. Freudig fielen sie sich in die Arme und küssten sich auf die Wange. Der Graf befand sich inzwischen auch schon im Haus. Auch er wurde herzlich empfangen.

Oscar hatte sofort bemerkt, dass Andre nicht da war.
 

„Sophie, wo ist denn Andre?“

„Das frage ich mich auch. Dieser Junge macht nur Ärger.“

„Ach Sophie, seid nicht böse mit ihm. Ich bin sicher, er hat es nur vergessen.“

„Na dann werde ich ihn mal holen. Am besten begebt ihr Euch ins Wohnzimmer, ich werde Euch einen Tee bringen lassen.“
 

Noch bevor sich die anderen in Bewegung gesetzt hatten, um ins Wohnzimmer zu gehen, tauchte Andre oben am Treppengeländer auf. Seine Augen weiteten sich vor Schreck, als er Oscar erblickte.

In ihren Augen konnte man nur pure Freude erkennen. Andre ging langsam die Treppen runter und

die Augen Oscars folgten gebannt jeden seiner Bewegungen. Sobald Andre unten angekommen war, ging Oscar auf ihn zu und blieb mit etwas Abstand stehen. Einen Augenblick sahen sie sich nur an.

Andre konnte es nicht glauben, dass tatsächlich Oscar vor ihm stand. Ihr ganzes Auftreten und ihr Aussehen hatten sich so sehr verändert, dass Andre sie im ersten Moment nicht erkannt hatte. Es tat ihm in der Seele weh zu sehen, dass sie sich dermaßen für einen Mann verändert hatte. Alles was sie vorher nicht gemocht hatte, zeigte sich jetzt in und an ihr.
 

„Herzlich Willkommen zu Hause Oscar“ ,begrüßte Andre Oscar mit einem warmen Lächeln.

„Danke Andre. Ich freu mich dich wiederzusehen.“
 

Andre wandte sich auch kurz zu Von Fersen und begrüßte ihn mit „Schön Euch zu sehen Graf.“
 

Mit diesen Worten gingen sie gemeinsam ins Wohnzimmer und tranken eine Tasse Tee zusammen. Währenddessen erzählten sie sich unentwegt Geschichten und lachten laut.

Der Abend war für alle der schönste seit langem und sie genossen es.

Selbst wenn Oscar etwas erzählte, dachte sie zur selben Zeit an Andre. Seine Gegenwart verwirrte sie so sehr, dass sie manchmal irgendetwas Zusammenhangloses daher redete und sie daraufhin alle nur mit einem großen Fragezeichen im Gesicht ansahen. Es war ihr unangenehm, aber wie sehr sie auch versuchte sich zu konzentrieren, es gelang ihr nicht.
 

Der Abend endete für alle sehr spät. Oscar war schon ganz müde, daher ging sie gemeinsam mit dem Grafen in ihr vorbereitetes Schlafgemach. Die Augen Oscars wanderten durch das Zimmer und in ihren Augen kamen Tränen. Das Schlafzimmer entsprach genau der Vorstellung Oscars von einem gemütlichen und schönen Zimmer. Ihr wurde sofort klar, dass das Zimmer nur Andres Werk sein konnte, denn niemand wusste von all den Kleinigkeiten wie den hellen Vorhängen oder den Rosen.

Endlich fühlte sie sich wieder wohl. Drei Jahrelang hatte sie in einem Zimmer geschlafen, das ihr sehr missfiel. Für die kommenden Wochen sollte dies jedoch anders sein und das brachte sie zum Lächeln.

Todmüde fielen an diesem Abend alle ins Bett. Doch selbst die Müdigkeit konnte Andre und Oscar nicht von ihren Gedanken befreien. Lange lagen beide im Bett wach und dachten aneinander.

Oscar war sehr gespannt darauf gewesen, wie sich Andre verändert hatte. Überrascht hatte sie festgestellt, dass er sich nicht sonderlich verändert hatte. Durch die harte Arbeit, war sein Körper muskulöser geworden und die Jahre hatten sein Gesicht kantiger werden lassen. Das gefiel ihr besonders gut, denn dadurch wirkte er noch männlicher und strahlte eine gewisse Härte aus. Die Haare die ihm ins Gesicht fielen, zeigten seine weiche Seite. Er hatte seine Haare etwas geschnitten, sodass sie ihm bis knapp unter dem Kinn reichten.

//Wie kommt das nur, dass ich all diese Sachen nicht schon vorher an ihm wahrgenommen habe. War ich zu sehr mit mir selbstbeschäftigt oder wollte ich es nicht sehen?//.

Kurz drehte sich Oscar zu dem Mann neben ihr um, der schon längst schlief.

In ihn hatte sie sich verliebt und sich dazu entschlossen, seine Frau zu werden.

Diese Entscheidung hatte sie bereut, auch wenn sie es sich nicht eingestehen konnte, denn es war nicht rückgängig zu machen. Sie hatte sich mehr von ihrer Ehe erhofft. Schon nach einige Monaten hatte sie festgestellt, dass sie nur in den Grafen verliebt war, ihn aber nicht für die Ewigkeit lieben konnte wie … Wann immer sie an diesen Punkt angelangt war, verstummte sie. //Mag ja sein, dass ich meine Gefühle für Hans Axel überschätzt habe, aber ich liebe Andre nicht als Mann sondern als Bruder//. Oscar konnte es nicht aussprechen, dass sie Andre liebte, auch wenn sie es tief in ihrem Herzen schon immer gewusst hatte. Mit aller Macht hatte sie sich gegen diese Liebe gewehrt, weil sie wusste, dass sie ihn nicht lieben durfte. Warum also hätte sie sich auf diese Liebe einlassen sollen?

Wie immer kreisten ihre Gedanken in dieser Nacht um diese Fragen und noch mehr.
 

Am nächsten Morgen als sie aufwachte, war der Graf wie immer bereits wach. Er war Frühaufsteher im Gegensatz zu Oscar, die gerne länger schlief und hinterher auch noch ein paar Minuten wach liegen blieb. So kam es, dass sie nie zusammen aufwachten. Auch die lange Reise nach Paris hatte seine Müdigkeit morgens nicht gesteigert und daher war auch dieser Morgen keine Ausnahme.

Sie genoss es in ihrem alten zu Hause aufzuwachen. Dann fiel ihr ein, dass sie ihrem Schimmel noch nicht begrüßt hatte. Sofort sprang sie aus ihrem Bett, wusch sich, zog sich an und richtete ihre Haare.

So schnell es ging begab sie sich in den Stall, wo zur ihrer großen Überraschung auch Andre war. Natürlich wusste sie, dass er morgens noch vor dem Frühstück nach den Pferden schaute und sie fütterte. Sie konnte es nicht verhindern zu lächeln.
 

„Guten Morgen Oscar, so früh schon auf den Beinen? “

„Guten Morgen. Ich weiß auch nicht, aber ich war einfach nicht mehr müde.“
 

Ganz nebenbei streichelte sie die Pferde. Ihr Schimmel stand noch immer in derselben Box.

Er hatte etwas zugelegt und sie freute sich schon darauf, endlich wieder zu reiten und noch dazu auf dem Pferd, dass sie soviele Jahre begleitet hatte, dass er schon sowas wie ein Freund war.

Oscar näherte sich dem Schimmel und erwartete, dass er gleich freudig wiehern würde, so wie er es früher getan hatte. Doch ihr Pferd zeigte keine Reaktion. Erschrocken wendete sie sich an Andre.

„Andre, kannst du dir erklären, warum er nicht auf meinem Besuch reagiert? Es sind doch erst drei Jahre her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben?“

„Vielleicht , weil er deine Stimme schon so lange nicht mehr gehört hat. Pferde haben ein gutes Gedächtnis, aber drei Jahre sind eine lange Zeit. Geh zu ihm und berühre ihn. Vielleicht wird er dich durch die Körpernähe wiedererkennen. Pferde können durch Verhaltensweisen das Gefühl ihres Gegenübers wahrnehmen und reagieren oft darauf.“

Oscar tat was Andre ihr gesagt hatte und ihr Pferd reagierte darauf. Es bereitete ihr große Freude und sie beschloss, noch vor dem Frühstück etwas auszureiten.
 

„He Andre, hast du Lust mit mir ein Stück auszureiten?“

„Tut mir leid Oscar, aber ich habe noch so einiges zu erledigen, bevor das Frühstück fertig ist.“
 

Oscar war enttäuscht, aber so schnell würde sie es nicht aufgeben. Sie schritt auf ihn zu, nahm seine Hand in ihre Hände und schaute ihm tief in die Augen.
 

„Und wenn es mir nun sehr wichtig ist, dass du mich begleitest? Außerdem ist es zu gefährlich für eine Frau so ganz alleine in dieser Dunkelheit.“
 

Andre konnte nicht anders, als ihr ein „Ja“ zu geben. Oscar rannte schnell ins Haus um sich umzuziehen. Nach nur 10 Minuten war sie zurück und sie ritten los. Die Dunkelheit versperrte ihnen die Sicht, daher waren sie gezwungen, nur in Schrittgeschwindigkeit zu reiten. Das jedoch brachte ihnen die Möglichkeit, sich ein wenig zu unterhalten.
 

„Sag mal Andre, wie geht es der Königin? Hat sie sich sehr verändert?“

„Das ist schwer zu sagen. Seit dem du verheiratet bist, sehe ich keinen Anlass dazu nach Versailles zu reiten. Ich bin nur ein gewöhnlicher Bürger Frankreichs. Ich weiß nur, dass das Volk die Königin mit jedem Tag der vergeht, mehr hasst. Sie wird für alles verantwortlich gemacht, weil sie die Steuern für Kleider und Bälle vergeudet. Das Volk hungert und in Versailles isst man von goldenen Tellern. Das Königspaar geht nicht auf das Leid des Volkes ein. Alles Mögliche wird versucht, um den alten Glanz in Versailles beizubehalten, auch wenn das Land stark verschuldet ist. Es sind die Menschen bürgerlicher Herkunft, die das finanzieren müssen. Lange werden sie sich das nicht mehr gefallen lassen.“

Oscar hatte ihm aufmerksam zugehört, aber kein Wort dazu gesagt. Sie hatte der Königin gegenüber immer noch ein sehr schlechtes Gewissen und sie war sich sicher, dass das Verhalten der Königin mit Von Fersen zusammen hing. Durch die Bälle und den Kauf von zahlreichen Kleidern wollte sie ihre Einsamkeit verdrängen.

Den gesamten Ritt über schwiegen sie. Oscar war Andre fremd geworden und so verhielt er sich auch. Er hatte das Gefühl, dass es nicht Oscar war, mit der er gerade ausritt. Normalerweise, wenn er etwas über Marie Antoinette gesagt oder ihr ihre Verschwendungssucht vorgeworfen hatte, wurde Oscar wütend und ermahnte ihn dazu, je wieder so von der Königin zu reden. Aber die neue Oscar reagierte nicht.
 

Als sie das Anwesen der Jarjayes erreichten, waren alle anderen bereits am frühstücken.

Oscar kleidete sich wieder um und ging zum Frühstückstisch.
 

„Guten Morgen allerseits.“

„Guten Morgen Liebste, komm setze dich zu mir.“
 

Andre hatte noch nie zuvor gehört, wie Von Fersen „Liebste“ sagte. Nach außen hin ließ Andre alle glauben, dass er den Grafen mochte, doch in Wirklichkeit verabscheute er ihn. Wie konnte er ihn denn noch mögen, nach allem was er mit Oscar gemacht hatte? Alle anderen schienen es nicht zu bemerken, aber ihm entging es nicht. Früher oder später würde er den Grafen auch darauf ansprechen. Hätte er vor 3 Jahren gehört, wie Von Fersen „Meine Liebste“ zu Oscar sagt, dann wäre er wahrscheinlich vor Eifersucht krank geworden, aber jetzt, störte es ihn nicht im Geringsten.

Denn er war sich sicher, dass das Paar das vor ihm stand, vielleicht nach außen wie eins wirkte, aber ihre Herzen waren zu weit voneinander entfernt, als das sie hätten das liebende Herz von Andre täuschen können. Sie machten sich und auch allen anderen was vor, wenn sie vorgaben, glücklich zu sein.
 

Die Tage vergingen schnell und Weihnachten stand vor der Tür. Passend dazu schneite es ununterbrochen. Der Anblick der verschneiten Bäume und die geschmückten Häuser brachten alle im Hause Jarjayes in Weihnachtsstimmung. Fleißig wurden Geschenke für die Liebsten gekauft und liebevoll eingepackt. Es stellte sich als Herausforderung dar, für jeden ein passendes Geschenk zu finden. So wurden die Tage vor Weihnachten größtenteils in der Innenstadt in Paris verbracht.
 

Der Morgen des 24.12.1788 begann schon sehr früh. Da die Dienstmädchen für die Feiertage frei hatten, halfen Oscar und ihre Mutter Sophie beim Frühstück machen. An diesem besonderen Tag wurde mit viel Mühe ein großes Frühstück vorbereitet.

Zu dem Käse, Marmelade und Aufschnitt, wurde noch frisches Brot gereicht, Crêpes gemacht und es gab auch noch reichlich Rührei. Oscars Eltern waren überrascht wie viel „ Frau“ Oscar nun war. Sie selber hatte das Brot gebacken und zu ihrer Überraschung schmeckte es hervorragend. Sie waren unendlich stolz auf ihr kleines Töchterchen. Alle aßen zusammen bis kein Bissen mehr in sie passte.

Der General hatte gescherzt und gesagt, dass das ganze Essen doch die tiefere Bedeutung von Weihnachten war. Alle lachten.
 

Nach dem Frühstück hatten die Männer nochmal die Gelegenheit nicht fertig gestellte Geschenke zu vollenden. Die Frauen hingegen räumten den Tisch ab und dachten schon an die Vorbereitung für das Weihnachtsessen. Dafür benötigten sie viel Zeit, daher beschlossen sie, direkt nach dem Frühstück damit zu beginnen. Gemeinsam hatten sie sich darauf geeinigt, dass es einen Truthahn mit Kastanienfüllung geben sollte. Zusätzlich sollten Austern, Schnecken und eine Käseplatte gereicht werden. Beim Dessert hatten sie sich auf Buche de Noel festgelegt. Dieser Baumkuchen, der mit Buttercreme gefüllt war, war der Lieblingsnachtisch vom General. Jedes Jahr freute er sich am meisten auf den Kuchen und daher war das schon Tradition bei den Jarjayes.

Andre ging nochmal auf sein Zimmer und schaute sich das verpackte Geschenk für Oscar an und er fragte sich, ob sie sich wohl freuen würde.// Früher hätte sie sich bestimmt darüber gefreut aber jetzt?//. Sie hatte sich so verändert. Alles an ihr war anders. Da er sowieso keine Möglichkeit hatte, ein neues Geschenk zu besorgen, beließ er es dabei und hoffte, es möge ihre Zustimmung finden.

Dann verließ er das Zimmer, um wie immer für die kalten Tage Holz zu hacken. Draußen waren es Minus Grade und Andre versuchte sich mit einem Mantel dagegen zu schützen.

Von Fersen verbrachte die freie Zeit mit dem General, welcher ihm seine Pistolen zeigte und ihm zu jeder etwas erzählte. Wann immer sich ihm die Gelegenheit dazu bot, jemanden seine Pistolen zu zeigen, nahm er diese Chance wahr. Der General war nämlich sehr stolz auf seine Sammlung.

So vergingen die Stunden.

Um Punkt 16 Uhr wurden die Herren zu Tisch gebeten. Ihre Blicke verrieten, dass es gelungen war. Sie zogen den Duft des Truthahns tief ein und nahmen anschließen Platz. Am Tischende nahm der Familienoberhaupt Reynier de Jarjayes Platz. Zur seiner Linken saß seine Frau Emilie und zur seiner rechten Graf von Fersen. Neben dem Grafen saß Oscar. Andre saß etwas weiter hinten neben seiner Großmutter, die sich neben Madame Jarjayes gesetzt hatte. Alle genossen das wunderbare Essen, das die drei Frauen zubereitet hatten. Normalerweise schickte es sich nicht für adlige Familien zusammen mit dem Personal zu dinieren, aber Sophie und Andre waren längst mehr als das. Sie waren sowas wie Familienmitglieder geworden. Sophie hatte größtenteils die Kinder des Hauses großgezogen und Oscar hatte sie immer ganz besonders geliebt.

Gelegentlich entwickelten sich kleine Unterhaltungen. Immer wieder warf Oscar Andre ein paar Blicke rüber, doch er war zu sehr in Gedanken versunken, als das er das mitbekommen hätte.

In den Wochen, die sie schon in Paris verbracht hatte, kam es nicht einmal zur einer alten vertrauten Situation mit ihm. Sie verstand nicht woran das lag. Soweit sie das beurteilen konnte, hatte Andre sich nicht verändert. //Aber woran liegt es dann?//.

Oscar verstand nicht, dass es an ihr lag. Sie hatte sich verändert.
 

Nachdem Essen räumten die Frauen den Tisch wieder ab. Andre half ihnen dabei, während der General und Von Fersen eine Zigarre vor dem Kamin rauchten und sich über die politische Lage in Frankreich und Schweden unterhielten.

So gut es ging, versuchte Andre dem Grafen aus dem Weg zu gehen. Er fürchtete, dass es dann eventuell zu einer Situation kommen könnte, wo er die Kontrolle über sich verliert. Das aber, durfte er sich als Bürgerlicher nicht leisten. Nicht auszudenken, was dann mit ihm geschehen würde.
 

Gegen 19 Uhr reichten die Damen den Baumkuchen zusammen mit einem Kaffee ein.

Gierig schlang der General es runter und verlangte gleich zweimal Nachschlag. Auch den anderen schmeckte es hervorragend. So saßen sie einige Stunden zusammen vor dem warmen Kamin und unterhielten sich über vergangene Zeiten. Von Fersen berichtete den neugieren Eltern Oscars von ihrem gemeinsame Leben in Schweden. Oscar musste zugeben, dass er so erzählte, dass man den Eindruck hatte, es gäbe niemanden auf der Welt, der auch nur annähernd so glücklich war wie sie.

Still saß sie da und lauschten den Worten ihres Mannes. Sie erwischte sich immer wieder dabei, wie sich sehnsuchtsvoll zu Andre rüber sah, der die ganze Zeit ins Feuer blickte und total abwesend wirkte. An diesem Tag, dem Tag der Liebe, war ihr so richtig bewusst geworden, wie sehr sie ihn vermisste. Er hatte sie seit sie angekommen war nicht einmal in den Arm genommen. Je mehr sie darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass er das auch damals nie getan hatte. Auch wenn sie noch so gut befreundet waren, es kam ihres Wissens nach nie zu einer innigen Umarmung. // Aber wieso nicht? Das ist doch nicht selten, dass beste Freunde sich umarmen?//

Lange dachte sie darüber nach, während sie sich am Kamin erwärmte.

Andre hätte ihr die Antwort sofort geben können. Ganz gleich wie oft er in seinem Leben das Bedürfnis gehabt hatte, sie in seine Arme zu nehmen, hatte er es nicht gewagt. Oscar war solche Gesten der Liebe stets zuwider gewesen. Es passte nicht zu ihrer Persönlichkeit. Sie war ein weiblicher Offizier gewesen und vermied jegliches weibliches Verhalten. Dazu gehörte auch definitiv die Nähe zu einem Mann.
 

Wie kleine Kinder freuten sich alle auf das Auspacken der Geschenke. Nur Andre rührte sich nicht von der Stelle, sondern sah allen unscheinbar über die Schultern.
 

Abgesehen vom Grafen hatten alle Sophie Kerzen geschenkt. Sie liebte dekorative Kerzen und stellte sie alle in ihr Zimmer. Vom Grafen hatte sie einen Hut bekommen, den sie als etwas zu kitschig empfand, aber sie zeigte sich freudig über sein Geschenk. Der General und seine Frau Emilie freuten sich ebenfalls über ihre Geschenke, unter denen sich eine Pfeife und ein paar schöne Schuhe befanden. Oscar hatte ihrem Mann eine neue Reitkleidung geschenkt, die sie in Paris gekauft hatte. Von ihrem Vater hatte er, wie nicht anders anzunehmen, eine vergoldete Pistole bekommen und von seiner Frau ein neues Hemd mit dem dazugehörigen Gehrock. Als vorletztes war Andre dran, der nicht wirklich Lust dazu hatte, aber er konnte es schlecht verweigern. Gelangweilt machte er sich daran, die Geschenke auszupacken. Seine Großmutter hatte sein Geschenk sehr sorgfältig eingepackt. In der großen Schachtel befanden insgesamt 5 Bücher. Allein vier davon waren Biographien und eins davon war ein Roman. Seine Großmutter wusste, dass er den Tag sehr gerne mit einem guten Buch ausklingen ließ. Dafür bedankte er sich mit einem Wangenkuss bei ihr. Als nächstes packte er das Geschenk von Oscars Eltern aus. Er war überrascht darin Puder, Bürsten und alles was man noch dazu brauchte, um sich wie ein Adliger zurecht zu machen, zu sehen. Dabei hätten sie wissen müssen, dass er nicht der Typ dafür war, um sich die Haare und das Gesicht zu pudern. Der Höflichkeit wegen, umarmte er die beide. //Was der Graf mir wohl schenkt?// Er nahm ungern ein Geschenk vom Grafen, weil er sich bei ihm bedanken musste und das fiel ihm schwer. In der kleinen Schachtel befand sich eine goldene Kette mit einem „ A“. Kaum hörbar sagte er „ Danke“ und wandte sich schnell dem letzten Paket zu. Der Graf war irritiert, ließ es sich aber nicht anmerken. Nur beim letzten Paket war er nervös, denn es kam von Oscar. Auf dem Geschenkpapier waren Pferde, da sie wusste wie sehr er Pferde liebte. In dem großen Paket befand sich ein etwa 40cm hohes und 60cm breites geschnitztes Pferd. Er begutachtete es sehr sorgfältig und hob seinen Kopf und sah sie an. Er war ihr sehr dankbar, weil er sehen konnte, dass dieses Geschenk von Herzen kam. Diejenige, die ihm dieses Geschenk gemacht hatte, war die Oscar, die er liebte. In ihren Augen konnte er seine Oscar erkennen. Wie sehr hatte er sie vermisst. Unsicherheit machte sich in ihm breit.// Wie soll ich ihn nur danken? Sie umarmen vor den Augen ihres Mannes, der weiß, wie sehr ich Oscar liebe? Ach…ihr Ehemann ist mir gleichgültig.// Nun stand er auf und drückte sie an sich. Um nicht die Kontrolle über ihre Gefühle in Anwesenheit der anderen Zu verlieren, befreiten sie sich schnell aus der Umarmung.

Danach war Oscar dran. Als erstes öffnete sie das Geschenk ihrer Eltern, in welchen sich ein großes Portrait von ihnen befand. Augenblicklich ging sie auf sie zu und umarmte ihre Eltern für dieses wunderschöne Geschenk. Sophie hatte ihr, wie sie bereits angenommen hatte, ein paar schöne Kerzen geschenkt. Danach nahm sie das Geschenk ihres Mannes in die Hände. So wie sie es erblickt hatte, lächelte sie ihm zu und küsste ihn. Obwohl sie lächelte, konnte sie Andre nicht täuschen. Ihr Lächeln reichte nicht bis zu den Augen. Ihr Mann hatte ihr ein Kleid geschenkt, welches die Farben weiß-lila-rosa trug und mit Blumen und Schleifen verziert war. Andre erinnerte es stark an das Lieblingskleid der Königin. Er musste sich sehr zurückhalten, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Er biss sich auf die Lippen.

Das letzte Geschenk des Abends war das Geschenk von Andre an Oscar. Ehe sie es öffnete, blickte sie ihn einmal kurz an und strich einmal über das längliche Paket. Sie war besonders gespannt auf sein Geschenk gewesen. Als sie es öffnete, war sie kurz davor zu weinen. Andre hatte ihr zwei wunderschöne Degen geschenkt. Sie nahm eins behutsam in die Hand .Wie lange hatte sie keinen Degen mehr in ihrer Hand gehalten? Gegen ihre Tränen gab sie sich geschlagen und ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Langsam drehte sie ihren Kopf zu Andre und sprang ihm plötzlich in die Arme. Nun weinte sie lauter, während sie ihm immer wieder ins Ohr flüsterte „ Ich danke dir mein Andre“.

Nach so langer Zeit fühlte sie sich wieder lebendig. Andre war nicht entgangen, dass es dem Grafen etwas ausmachte, dass er ihr Degen geschenkt hatte.

Nachdem die Geschenke allesamt ausgepackt worden waren, saßen sie noch bis Mitternacht zusammen vorm Kamin. Oscar und Andre waren körperlich anwesend, bekamen jedoch sowie gar nichts mit vom Gespräch. Zufrieden gingen sie ins Bett. Der Graf war wie immer sehr schnell eingeschlafen, Oscar jedoch konnte nicht einschlafen. Das Geschenk von Andre beschäftigte sie noch immer. Leise stieg sie aus dem Bett und nahm eins der Degen in die Hand. Als sie geheiratet hatte, hatte sie es für den Grafen aufgegeben, weil dieser sie als „vollkommene“ Frau haben wollte. Fechten war nun mal eine Männersportart. Daher hatte sie es schweren Herzens aufgegeben.

Über das Geschenk hatte sie sich so gefreut, dass sie überlegte ,nochmal schnell zu Andre rüber zu gehen und ihm nochmals zu sagen, wie viel ihr sein Geschenk bedeutete. Unschlüssig ging sie im Zimmer auf und ab. //Vielleicht schläft er schon? Aber eigentlich liest er meistens noch ein bis zwei Stunden, ehe er sich schlafen legt.// Während sie überlegte, zog sie sich an und machte sich auf dem Weg zu seinem Zimmer. Vor seinem Zimmer stehend, atmete sie noch einmal tief ein und aus und klopfte dann leise dreimal. Andre wunderte sich wer so spät noch zu ihm kam. Ihm kam sofort in den Sinn, dass es bestimmt noch Ärger geben würde, weil er Oscar Degen geschenkt hatte. Doch sie so glücklich gemacht zu haben und den alten Glanz in ihren Augen gesehen zu haben, war ihm das wert. Mit einem knappen „ ja“ gestattete er dem nächtlichen Besucher das Eintreten in sein Reich.

Er war verblüfft, ausgerechnet Oscar zu sehen.
 

„ Oscar?!“

„ Entschuldige bitte Andre, dass ich dich so spät noch überfalle.“

„ Mach dir keine Gedanken. Was führt dich zu mir?“

„ Ich wollte mich nochmal herzlichst bei dir für dein Geschenk bedanken, ich habe mich wirklich riesig gefreut.“

„ Es freut mich, dir eine Freude bereitet zu haben. Dein Geschenk hat mir ebenso gut gefallen.“

„ Das ist schön“, lächelte Oscar.

„ Nun, ich werde dann mal wieder zurück in mein Zimmer gehen.“

„ Halt, warte bitte.“

„ Was gibt es denn noch Andre?“

„ Bist du glücklich Oscar?“, kam es sehr direkt von Andre.

„ Natürlich bin ich das!“, gab sie etwas unsicher zurück.

„ Du lügst.“
 

Oscar war außer sich vor Wut.
 

„ Wie kannst du es wagen mich einer Lüge zu bezichtigen?“ ,schrie sie ihn an.

„ Ich sage die Wahrheit und das weißt du genauso gut wie ich Oscar“, antwortete er sehr ruhig und bestimmend.

„ Du hast den Verstand verloren. Wie kommst du nur darauf, dass ich unglücklich bin. Hast du mich irgendwann vor Traurigkeit oder Verzweiflung weinen sehen? Nun sag schon, ich warte! Hast du?“
 

Mit seinen Armen packte er sie und zerrte sie vor den Spiegel. Wie schon vor ein paar Jahren, versuchte sie sich gegen ihn zu wehren, aber gegen seine Stärke konnte sie erneut nichts ausrichten.

Sie war gezwungen sich im Spiegel zu betrachten, wie er es verlangt hatte.
 

„ Das ist nicht Oscar, sondern eine billige Kopie der Königin von Frankreich!“
 

Oscar schloss ihre Augen und versuchte ihm nicht zuzuhören.
 

„Öffne deine Augen Oscar oder hast du Angst vor dem, was du siehst?“
 

Plötzlich öffnete sie ihre Augen und begutachtete sich.

Ihre geliebten Hosen und Hemden, hatte sie gegen Kleider getauscht.

Ihr Kleid sah aus wie die Kleider der adligen Frauen in Versailles. Durch die Verzierungen mit Schmetterlingen, Blümchen und Schleifen wirkte es kitschig. Ihre Haare, die sie früher immer so gern offen getragen hatte, waren nun streng nach hinten gebunden und fielen gelockt nach unten. Den Pony hatte sie mit einer Haarklammer nach hinten gesteckt, so dass man ihre gesamte Stirn sehen konnte. An den Händen trug sie viele Reifen und Ringe und am Hals eine große goldene Kette.

Über ihren eigenen Anblick erschrocken, wandte sie sich weg und fing bitterlich an zu weinen.

„Was ist nur aus mir geworden Andre?“
 

Nachdem Oscar Andres Schlafgemach verlassen hatte, kehrte sie unendlich traurig in ihre Gemächer zurück. Einsam legte sie sich neben ihren Mann, den sie nun anstarrte. Kaum hörbar sprach sie traurig den schlafenden Graf an „Was hast du nur aus mir gemacht Von Fersen? War es von Anfang an dein Ziel mich zur zweiten Marie Antoinette zu machen? Deswegen die Bitte teure Kleider und viel Schmuck zu tragen? Mein Gefühl hat mir damals gesagt, dass du nicht die Wahrheit sagst, als du behauptet hattest, mich zu lieben und nicht die Königin. Vielleicht wollte ich es glauben, weil ich die Wahrheit nicht ertragen hätte. Ich habe dich trotzallem sehr gern, aber eins habe ich begriffen: Du warst es nicht wert, dass ich meine tiefe Freundschaft zu Andre geopfert habe. Im Gegensatz zu dir, hatte er immer die Frau in mir gesehen, auch wenn ich eine Uniform trug. Es war nicht nötig, dass ich Kleider trage, um in seinen Augen weiblich zu erscheinen. Für Andre war es immer das wichtigste, das ich glücklich bin. Bei dir hatte ich immer das Gefühl, dass es vor allem um dich ging. Gleich nach unserer ersten gemeinsamen Nacht hast du mir gesagt, dass ich von nun an weiblicher zu erscheinen habe, schließlich bin ich deine Frau und kein Offizier mehr. Deinetwegen habe ich vergessen wer ich war, wer ich bin! Wieso hast du das getan?“

Während sie sprach, schluchzte sie und legte immer wieder Pausen ein, um durch zu atmen.

Diese Nacht hatte ihr endgültig die Augen geöffnet, Andre hatte ihr die Augen geöffnet. Die Wahrheit hatte sie ihrem Herzen stets verborgen. Es war eine Tatsache, dass sie bereits eine Entscheidung getroffen hatte. Hans Axel von Fersen war ihr Mann, ob sie das nun bereute oder nicht, es war nicht mehr rückgängig zu machen. Eine solche Schande wie die der Scheidung wegen eines Mannes vom 3. Stand konnte sie ihrer Familie nicht zumuten. Wenn sie sich nicht so verändert hätte, hätte sie sich ohne zu zögern ihren Gefühlen gestellt und Andre zum Mann genommen. Nun war sie aber die Ehefrau Oscar. All die männliche Härte, der starke Willen und ihr grenzenloser Temperament hatte sie mit der Heirat mit Von Fersen verloren. Sie war nun nichts mehr als eine Marionette von dem Grafen. Ihr Spiegelbild war ihr vollkommen fremd geworden.

Es dauerte sehr lange, bis sie in dieser Nacht einschlief. Ihre Gedanken kreisten um ihren Mann, um Andre und um sie selbst.
 

An dem letzten Tag im Jahr, Silvester, wollte der Graf von Fersen mit seiner Frau Versailles besuchen. Oscar hatte nicht wirklich Lust nach Versailles zu reiten und der Königin unter die Augen zu treten.

Doch der Graf hatte nicht locker gelassen und daher hatte sie schließlich eingewilligt.

Außerdem hatte er ihr unmissverständlich klar gemacht, dass er wünscht, dass sie das Kleid trägt, welches sie zum Weihnachten von ihm bekommen hatte. Ob sie wollte oder nicht, sie schaffte es nicht sich gegen seinen Willen zu stellen. Andre hatte alles mitgehört und wunderte sich nicht, dass Oscar so reagiert hatte. Die Person, die sie momentan repräsentierte, war nicht im Stande sich so zu verhalten wie der Kommandant Oscar. Das schlimmste war jedoch, dass er ihr nicht helfen konnte. Oscar musste selbst erkennen, dass sie sich und den anderen etwas vormachte.
 

Der Tag an dem das Geschehen sollte, war nicht mehr weit.
 

Silvester stand vor der Tür und brachte die Fröhlichkeit in den Menschen wieder hervor.

Ihre Hoffnung bestand vor allem darin, dass sie im nächsten Jahr nicht mehr so hungern mussten.

Aus diesem Grund wurde in allen Straßen und Kneipen ordentlich gefeiert.

Die Aristokraten feierten den letzten Tag im Silvester in Versailles.

Im Hause der Jarjayes wurde zu diesem besonderen Anlass zum Essen gefüllte Hummel und Gänseleber serviert. Wieder wurde das Essen von den drei Frauen im Haus zubereitet: Sophie, Emilie und Oscar. Nach dem Essen zogen sich alle bis auf Sophie um, um mit der Kutsche nach Versailles zu fahren. Andre hatte nicht besonders viel Lust mit den Adligen Silvester zu verbringen. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er diesen besonderen Tag mit seiner geliebten Großmutter zu Hause verbracht. Aus irgendeinem Grund bat Madame Jarjayes diesen sie zu begleiten. Daher hatte er schweren Herzens seine Zustimmung gegeben. Ihm war aufgefallen, dass der Graf besonders viel Zeit brauchte, um sich zurecht zu machen. Selbst Oscar hatte sich vor ihm fertig gemacht, auch wenn es noch so aufwendig war, das Geschenk ihres Mannes anzuziehen und ihre Haare zu richten. Andre konnte sich denken, warum er einen solchen Aufstand wegen seines Äußeren gestaltet hatte // Er will der Königin imponieren. Welchen Beweis brauchst du noch Oscar, bis du die Wahrheit endlich glaubst. Er liebt Marie Antoinette und nicht dich. Das hat er nie getan!//. Schon wieder verursachte dieser Gedanke eine aufbrausende Wut in ihm, die er nur schwer unter Kontrolle halten konnte, denn er hatte kein Recht dazu, sich in ihre Angelegenheiten zu mischen.

Als Andre Oscar in diesem Kleid sah, fühlte er nichts außer Wut und Traurigkeit. Das Aussehen Oscars rief in ihm jene Erinnerung wach, an dem er Oscar zum ersten Mal in einem Kleid erblickt hatte. Damals hat er vor Entzückung nicht seinen Blick abwenden können und er hatte sich zutiefst darüber gefreut, dass sie endlich gewillt war zu zeigen, dass sie eine Frau war. Doch jetzt schmerzte ihn ihr Anblick, denn er konnte sehen, dass sie in dieses Kleid gezwängt worden war, genauso wie sie in dieses Leben der neuen Oscar gezwängt wurde. Immer wieder fragte sich Andre, ob er denn der einzige war der sah, dass Oscar ihre Seele mit dieser Heirat verloren hatte und tief in ihrem Inneren nach Freiheit schrie. Was auch immer sie tat, was auch immer sie sagte, niemals konnte sie Andre täuschen. Jede Bewegung und jeder Blick Oscars konnte er deuten wie kein Zweiter. Mit den Jahren hatte er sich alles eingeprägt: wie sie sprach, wie sie lief und wie sie fühlte. Das Leben Andres hatte sich immer nur um sie gedreht: Oscar!
 

Alle waren bereit um nach Versailles zu fahren, außer Graf Von Fersen, der sich noch immer im Spiegel betrachtete. Diese Tatsache war auch Oscar aufgefallen und in ihr stieg ein Gefühl der Demütigung auf. Vor ihren Augen tat er alles, um einer anderen Frau zu gefallen. Aber was sollte sie schon dagegen tun? // Wenn ich ihn darauf anspreche, wird er alles abstreiten und dann streiten wir uns. Es würde uns also nur schaden. Ich werde abwarten was passiert, vielleicht sehe ich auch nur Gespenster und er will sich bloß schön machen, weil heute Silvester ist//.

Nach einer gefühlten Ewigkeit trat Von Fersen zu den anderen. Für die Königin hatte er die Uniform der schwedischen Armee angezogen. Alle waren sich einig darüber, dass er darin blendend aussah und sicher ein paar Frauen das Herz brechen würde. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht ging er mit den anderen in die Kutsche, die Andre fuhr. Die gesamte Fahrt über überlegte Andre, wie der Abend wohl verlaufen würde. Etwas lag in der Luft, das konnte er spüren, aber er konnte es nicht deuten.
 

Oscars Körper zitterte, als sie aus der Kutsche stieg. Sie hatte überlegt, wie die Königin wohl reagieren würde, wenn sie sie jetzt sah. //Ob sie mir die Hochzeit mit Von Fersen immer noch nachträgt?// Die Königin war ihr mit den Jahren sehr ans Herz gewachsen und sie wünschte sich, dass sie ihr verzeihen möge.

Oscar hatte sich bei dem Grafen eingehackt. Selbst wenn sie keiner erkannt hätte in diesem Kleid, sie würden gleich beim Eintritt angekündigt werden würden. Ihr wurde schon schlecht bei dem Gedanken, dass sie gleich jeder abwertend angucken würde. Wenn sie keine Uniform trug, fühlte sie sich schwach und angreifbar. Das Kleid bot ihr nicht den Schutz, den sie in diesem Moment gebraucht hätte. Kurz bevor sie das Schloss betraten, schaute sie einmal zurück. Es tat ihr gut zu sehen, dass Andre bei ihr war. Seine bloße Anwesenheit gab ihr die nötige Kraft, um diesen Abend zu überstehen. Es war lange her, dass sie sich unter sovielen Menschen hatte blicken lassen. Das Gefühl im Mittelpunkt zu stehen hatte ihr noch nie besonders gut gefallen, aber sie hatte es sich nicht anmerken lassen. Doch dieses Kleid hinderte sie daran, sich unantastbar zu zeigen, wie es früher nicht nur zeigte, sondern auch war. Stolz zeigte sich in ihrem Gesicht, wenn sie sich daran zurück erinnerte, wie sie früher war. Ob Mann oder Frau, Adeliger oder Bürgerlicher, alle hatten sie für ihren Mut, ihren Stolz und ihren starken Willen bewundert. Das gehörte aber längst der Vergangenheit an und das stimmte sie traurig. Etwas schien sie davon abzuhalten, sich so zu verhalten wie sie wirklich war. Es fühlte sich für Oscar so an, als ob sie Dornen umgeben würde und je mehr sie versuchte sich von ihnen zu befreien, desto mehr Schmerz empfand sie. Sie schien machtlos dagegen.
 

„ Graf Hans Axel von Fersen und Gräfin Oscar Francois von Fersen“

Als sie angekündigt worden, wandten alle ihre Blicke zu ihnen.

Die Königin ließ aus lauter Schreck ihren Fecher fallen, den ihr eine Hofdame wieder in die Hände gab. Mit gemischten Gefühlen betrachtete sie das Ehepaar Von Fersen. Wären sie nicht angekündigt worden, hätte die Königin Oscar nie und nimmer erkannt. Früher hatte Marie Antoinette sich immer gewünscht Oscar in einem Kleid zu sehen, aber jetzt interessierte es sie nicht mehr. Dafür hatte ihr Oscar zu viel Leid zugefügt. Sie hatte Oscar in ihrem Herzen zwar verziehen, aber sie konnte diesen Freundschaftsbruch nicht vergessen. Frankreichs Königin raste vor Eifersucht, als sie das Liebespaar erblickte. Auf der anderen Seite war sie froh, sie endlich wieder gesehen zu haben. In den vergangenen drei Jahren, hatte sie oft an sie denken müssen. Entschlossen und stolz ging sie auf Von Fersen und Oscar zu.
 

„ Schön Euch nach so vielen Jahren wieder zu sehen.“

„ Die Freude ist ganz auf unserer Seite Majestät“ ,kam es freudig vom Grafen.

„ Wie geht es Euch?“, richtete sich Marie Antoinette an Von Fersen.

„ Danke Majestät, es geht uns gut und wie ich sehe Euch auch.“

„ Das seht Ihr richtig.“

Kurz schaute sie zu Oscar rüber. Oscar konnte nichts aus ihren Augen lesen und wagte es auch nicht, das Wort an sie zu richten. Sie hoffte es würde sich später eine Gelegenheit dazu bieten.
 

Freudig stellte Marie Antoinette fest, dass der Graf sie noch immer liebte. Ds spürte sie und sah es in seinen Augen, die vor Liebe sprühten. Jetzt wurde ihr klar, dass er Oscar geheiratet hatte, weil es ihm mit ihr vergönnt geblieben war. Auf der einen Seite war sie froh, dass er trotzallem sie liebte, aber auf der anderen Seite, hatte sie Mitleid mit Oscar. Hin und her gerissen zwischen ihren Gefühlen, entschied sie sich dazu, sich etwas in ihrem Schlafgemach auszuruhen.

Auch Oscar hatte die Liebe in den Augen des Grafen gesehen. Tief traurig senkte sie den Kopf und kämpfte mit den Tränen. Früher wäre ihr nie in den Sinn gekommen, ihr Haupt zu senken, doch nun konnte sie nicht anders. Die Erniedrigung brachte sie sich damit selbst bei.

Zusammen mit den restlichen Familienmitgliedern setzte sich Oscar an einen Tisch. Ihnen wurde Wein serviert und hin und wieder kamen Bekannte zu ihnen, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, darunter Girodel, Kommandant des königlichen Garderegimentes. Oscar war sehr erfreut darüber ihn zu sehen und sie unterhielten sich eine Weile. Andre hielt sich wie immer wie eine Katze im Hintergrund und beobachtete alles. So sah er auch, wie der Graf lächelte, als die Königin den Saal wieder betrat. Augenblicklich erhob dieser sich und bewegte sich auf die Königin zu. Oscar beobachtete jeden seiner Schritte genau. Bei der Königin blieb er stehen, ging in die Knie und bat sie, mit ihm zu tanzen. Freude zeigte sich im Antlitz von Marie Antoinette und sie legte ihre zitternde Hand in die seine. Geschmeidig bewegten sie sich zu der Musik, während sie sich sehnsuchtsvoll in die Augen blickten. Beide verspürten immer noch die Liebe und Begierde, die sie für einander hegten. Oscar bemerkte nicht einmal wie sich Tränen in ihren Augen sammelten,

sich anschließend aus ihren Augen befreiten und ihre Wange hinunter rollten. Ohne jegliche Regung ruhten ihre Augen auf Von Fersen und Marie Antoinette, dennoch schienen ihre Augen in die Leere zu sehen. In ihrem Kopf gingen ihr die Bilder ihrer Vergangenheit durch den Kopf, wie sie durch Wälder ritt und Feinde mit dem Degen bekämpfte. Dann spielte sich ihr momentanes Leben vor ihrem Auge ab und sie sah nur noch eine Oscar, die kocht und Unkraut jäht.

Plötzlich stand sie auf und rannte mit gebeugtem Kopf aus dem Saal. Andre erhob sich ebenfalls von seinem Stuhl und folgte ihr so schnell er konnte. Durch die Dunkelheit fiel es ihm schwer sie zu finden. Er rannte immer weiter durch den nahegelegen Wald, während er ununterbrochen ihre Namen rief. // Wo kannst du nur sein Oscar?... Ah, ich glaub ich weiß wo du bist//.

Mit schnellen Schritten rannte er zum kleinen See, an dem sie oft als Kinder geschwommen hatten. Dieser See war immer einer ihrer Lieblingsorte gewesen und er war sich sicher, sie dort anzutreffen. Und er irrte sich nicht.
 

Oscar saß auf dem Sand und blickte den See an. Andre war ein paar Schritte hinter ihr zum stehen gekommen und schwieg.
 

„ Andre? “, flüsterte Oscar.

„ Ja Oscar?“, kam es eben so leise von ihm.
 

Oscar schien zu überlegen und sagte deshalb ein paar Augenblicke nichts und Andre ließ ihr die Zeit, die sie brauchte.

Vorsichtig näherte sich ihr Andre, setzte sich neben sie in den kalten, nassen Sand und legte behutsam seine Hand auf ihre Schulter, um ihr zu zeigen, dass er für sie da war.

„ Ich danke dir Andre, danke für alles“, sagte Oscar mit einem warmen Lächeln.

Nach einer Minute des Schweigens, fing Oscar an zu schluchzen.
 

„ Aber Oscar, was hast du denn plötzlich?“, fragte Andre sie mit besorgter Mine.

„ Ach Andre…“
 

Nun legte er seinen Arm um sie und drehte ihren Kopf zu sich.
 

„ Oscar … du brauchst nichts zu sagen, wenn du nicht willst. Ich weiß was dich so quält.“

Überrascht sah sie ihn an und wusste, dass er die Wahrheit sprach.

„ Ich möchte mich bei dir entschuldigen.“

Nun war es Andre, der er überrascht war.

„ Dich bei mir entschuldigen? Aber Oscar, warum denn ?“

„ Dafür, dass du meinetwegen so viel Leid erfahren hast. Ich war egoistisch und habe meine Freundschaft zu dir, wegen einem Mann und meinem eigenen Glück, aufgegeben. Du hast mich stets begleitet und wann immer ich dich gebraucht habe, warst du zur Stelle und hast mir beigestanden. Und die Lorbeeren dafür hat der Graf geerntet. Versteh mich bitte Andre.

Diese Gefühle der Zuneigung, die ich für den Grafen empfunden habe, waren neu für mich. Ich habe sie falsch gedeutet und sie für eine wahre und große Liebe gehalten - für Die große Liebe! Heute kann ich mit Sicherheit sagen, dass meine Gefühle für den Grafen, meinem Mann, nichts weiter als eine Zuneigung war, eine Schwärmerei. Schon nach einigen Wochen empfand ich nichts mehr als ich für einen Freund wie Girodel empfinde. Das hat sich mir besonders deutlich gezeigt, wenn wir uns körperlich nahe kamen. Ich konnte ihn nicht begehren. Seine Berührungen lösten nichts in mir aus und ich musste dann erschrocken feststellen, dass ich mit dieser Heirat einen Fehler gemacht habe.

Ich habe mich ihm gegenüber schuldig gefühlt und irgendwo auch gemacht, denn ich hatte ihm versprochen ihn immer zu lieben, doch das konnte ich nicht einhalten. Wegen meinem schlechten Gewissen habe ich dann alles getan, was er wollte, damit er glücklich sein konnte. Auf diese Weise wollte ich ein Teil meiner Schuld tilgen, die ich ihm gegenüber hatte. Ich habe seinetwegen meine Arbeit endgültig aufgegeben, ich habe Kleider getragen und ich habe gelernt eine Hausfrau zu sein. All das, damit er glücklich sein konnte, auch wenn ich ihn nicht liebte. Und heute sehe ich, dass er mich die ganze Zeit über auch nicht geliebt hat, sondern die Königin.“
 

Tränen liefen erneut ihre Wange herunter. Mit seinem Finger wischte er die Tränen fort.
 

„ Weine bitte nicht Oscar, ich kann es nicht ertragen, dich unglücklich zu sehen.“

„ Ach Andre, mein Andre…“

„ Ist ja gut Oscar, beruhige dich. Es ist alles in Ordnung.“

„ Womit habe ich dich verdient Andre? Warum sitzt du jetzt hier neben mir und tröstest mich, obwohl ich dich sooft weggestoßen habe? Mein Herz habe ich einem anderen geschenkt, obwohl ich die ganze Zeit über gewusst habe, was du für mich empfindest. Und das kannst du mir verzeihen?“

„ Ich habe keine andere Wahl Oscar, denn ich liebe dich über alles. Das habe ich mein ganzes Leben lang getan und das wird sich auch nie ändern.“
 

Erneut fing sie an zu weinen. Diesmal jedoch aus Freude. Sie legte ihre Hand an die Wange Andres und schaute ihn in seine wunderschönen grünen Augen, die sie schon als Kind fasziniert hatten, was sie jedoch nie zugegeben hatte. Wann immer sie ihm in die Augen geschaut hatte, hatte sie das Gefühl, dass die Welt zum stehen gekommen war. Sie hatte nie verstanden, warum das so war. Viele Menschen, die sie kannte, hatten ebenfalls grüne Augen, aber Andres waren sonderbar. Sie strahlten eine solche Wärme aus, der man sich nicht entziehen konnte.
 

„ Woran denkst du Oscar?“ ,fragte Andre sie und riss Oscar aus ihren Gedanken.

„ An dich Andre!“, antwortete sie ihm aufrichtig.

Hatte er das eben wirklich gehört? Oder war das ein Werk seiner Fantasie?

„ Was ?“

„ Ich denke an dich Andre, so wie ich in den letzten drei Jahren nur an dich gedacht habe.“

„ Aber Oscar, was willst du mir damit sagen?“

„ Ach Andre, du weißt doch sonst immer was ich sagen will, was ich meine oder was ich fühle“, antwortete Oscar lächelnd.

Um Andre war es in diesem Moment geschehen. //Endlich ist sie wieder die Oscar, die sie war und die sie wirklich ist.// Andre ließ ihre Fragen offen und hoffte, sie würde von sich aus weiter sprechen und so kam es auch.

„ Andre?“

„ ja?“

Einen Momentlang schloss sie die Augen und nahm dann all ihren Mut zusammen.

„ Es hat mich ein Leben lang gekostet, zu erkennen und dir zu sagen, dass ich dich über alles liebe. Ich liebe dich so sehr, dass ich nachts aus Sehnsucht nicht schlafen kann und tagsüber nur dein Bild vor mir sehe. Ich möchte mich endlich dieser Liebe stellen und mein Leben an deiner Seite verbringen, so wie ich es im Grunde immer getan habe. Wenn ich nicht so ignorant gegenüber meinem Gefühlen, meinem Herz, gewesen wäre, dann wärst du jetzt mein Mann und ich wäre glücklich und stolz deine Frau zu sein.“
 

Andre konnte sich nicht rühren. Der Tag, auf den er sein Leben lang gewartet hatte, war endlich gekommen. Während er noch Starr vor Freude in ihre Augen blickte, legte sie ihre Hand auf seinen Nacken und zog ihn zu ihr Gesicht, um ihn zu küssen. Dieser Kuss zeigte ihr, dass sie Andre nicht nur liebte, sondern auch begehrte. Allein dieser Kuss erregte sie und sie drückte sein Gesicht stärker an ihres, um ihn mehr zu spüren. Andre, der noch immer nicht verstand, was da gerade mit ihm geschah, ließ Oscar nur all zu gern gewähren. Es machte ihn nervös, als Oscar plötzlich an seinem Hemd rüttelte, um es zu öffnen. Ihre zitternden Hände und ihr bebender Körper erschwerten dies sehr. Letztendlich schaffte sie es und zog ihm zu erst den Mantel aus, ehe sie sein Hemd herunter streifte. Trotz eisiger Temperaturen, war ihnen nicht kalt. Die Begierde ließ sie innerlich glühen und nicht einmal der eisige Wind, der an ihnen vorüber zog, kühlte sie ab.

Nachdem Andre sich etwas gefangen hatte, berührte er Oscar überall. Er umfasste ihre Hals mit seinen Händen und küsste sie immer wieder. Immer wieder lösten sich ihre Lippen voneinander, um durchzuatmen. Das Atmen fiel ihnen sehr schwer. Oscar küsste seinen Oberkörper, während sie mit ihren Händen ihren Lippen folgte. Andre hatte seine Hände auf ihre Taille gelegt. Ihr Kleid hinderte ihn daran, ihre Haut zu spüren. Daher machte er sich daran, ihr Kleid zu öffnen, was sich als eine Herausforderung herausstellte. Seine Begierde stieg immer mehr an und er amtete immer schwerer, während er immer mehr daran rüttelte. Er konnte es nicht mehr lange ertragen, ihre Haut nicht zu spüren. Oscar ging es nicht anders. Deswegen löste sie sich von seinem Oberkörper und half ihm beim Ausziehen ihres Kleides. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie es hinten geöffnet hatten. Ihre Geduld hatte sich dem Ende geneigt. Hätten sie es im letzten Moment nicht geöffnet bekommen, hätte Andre wahrscheinlich seinen Degen heraus geholt und es durchschnitten.

Oscar zog das Kleid rasch aus und fiel ihrem Liebhaber um den Hals. Der Wind blies auf ihre nackte Haut und steigerte nur ihre Erregung. Sie keuchten, während sie sich küssten und berührten. Oscar hatte im Gegensatz zu Andre Erfahrung, aber sie fand, dass man ihm nicht anmerkte, dass er unerfahren war. Zu ihrer Überraschung war er ein hervorragender Liebhaber, der sie dazu brachte, dass ihr Körper vor Verlangen bebte und um Erlösung flehte. Das hatte der Graf nie geschafft. Obwohl er ihr wohlgesonnen war und sie am Anfang in ihn verliebt gewesen war, hatte er nie solche Gefühle in ihr wachgerufen. Er hatte nicht gewusst, wie er mit ihr umzugehen hatte, wenn sie intim wurden. Daher hatte sie auch nie ein Verlangen nach ihm. Von Andre aber, hatte sie sich schon immer angezogen gefühlt. Selbst als er in ihren Augen nur ein guter Freund gewesen war. Wann immer er ihr zu nahe kam, kribbelte es in ihrem Körper und sie hatte stets verlangen nach mehr gehabt, aber sie hatte es sich nicht eingestanden.

Oscar bewegte ihre Hand langsam unter seinen Bauchnabel. Sie wollte ihn nicht überfordern, weil das alles neu für ihn war. Sie war positiv überrascht, als Andre seine Hand auf die ihre legte und sie nach unter bewegte. Er ließ seinen Kopf in seinen Nacken fallen, schloss die Augen und genoss ihre Berührungen, während er immer schwerer atmete, bis er das Gefühl hatte an seiner Begierde zu ersticken. Oscar genoss es ihn in diese Lage gebracht zu haben. Ein Schmunzeln konnte sie sich nicht verkneifen. Nachdem sie ihn etwas verwöhnt hatte, zog sie ihm die Hose aus. Nackt wie Gott sie erschaffen hatte, lagen sie im Sand, küsste und berührten sich. Nun war es an Andre, Oscar zum Vergnügen zu verhelfen. Dafür küsste er ihren Hals und spielte mit seinen Fingern an ihren Brüsten. Immer wieder umfasste er ihren Busen und massierte sie. Hin und wieder bewegte sich seine Hand auf ihren Hintern hoch und runter. An den Lauten, die sie von sich gab, konnte er sehen, dass es ihr gefiel. Jetzt konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Während er an ihren Brüsten knabberte, legte er seine Hand oben an die innen Seite ihres Oberschenkels und bewegte sie auf und abwärts, wobei er ihrer empfindlichsten Stelle gefährlich nah kam. Oscar hatte das Gefühl, dass sie es nicht mehr ertrug. Mit ihren Fingern hatte sie sich in seinem Rücken festgekrallt. Kurz schob sie ihn von sich, um einmal durch atmen zu können.

„ Wozu hast du mich nur gebracht Andre“, stöhnte sie, wobei sie ihn ansah.

Oscar gab ihn ein Schubs, sodass er nach hinten viel. Sie setzte sich auf seinen Unterleib und beugte sich nach unten, um seinen Oberkörper zu küssen. Sie stellte fest, dass sie in einer guten Stellung waren. Daher setzte sie sich etwas weiter nach hinten und zeigte Andre die andere Seite des Liebesglücks. Andre fühlte sich gut wie nie in seinem Leben. Dieses Gefühl fühlte sich so schön an, dass er es mit Worten nicht beschreiben konnte. Es war schließlich Oscar, die er gerade liebte. Immer schneller bewegte sie sich auf und ab. In dieser Position erlebten sie beide ein wunderschönes Gefühl. Da Oscar seit 3 Jahren nicht mehr als Offizier fungierte, hatte ihre Kondition stark nach gelassen. Daher wechselte sie die Position und überließ Andre die Führung.

Und so liebten sie sich mehr als eine Stunde, ehe sie das erreichten, wonach sie gestrebt hatten.

Zufrieden und überglücklich lagen sie noch einige Minuten im Sand. Oscar hatte ihren Kopf auf seine Brust gelegt und sie ruhten sich aus.
 

„ Andre, weißt du was?“

„ Was denn Oscar?“

„ Ich habe mich dazu entschlossen, mich von dem Grafen zu trennen.“

Erschrocken erhob sich Andre und schaute sie an. Oscar lächelte über beide Ohren.

„ Aber Oscar…“

„ Es gibt keinen Grund, weshalb wir zusammen bleiben sollten. Ich liebe ihn nicht, genauso wenig wie er mich liebt. Warum sollten wir dann unser Leben miteinander teilen? Ich will bei dir sein, so wie früher. Nichts und niemand wird sich zwischen uns stellen können.“

„ Glaub mir Oscar, ich kann mir nichts Schöneres auf der Welt vorstellen als mit dir mein Leben zu verbringen. Aber denke doch bitte an eure Familienehre. Du kannst dich nicht von einem Grafen trennen, um mit einem Stallburschen zusammen zu leben. Dein Vater würde dich verstoßen, ist dir das bewusst Oscar?“
 

Nun setzte sich Oscar aufrecht hin und griff nach ihrem Kleid. Während sie ihr Kleid anzog, begann sie weiter zu sprechen.
 

„ Ich weiß, dass es nicht einfach wird. Aber das Leben ist zu kurz, um es wegen der Ehre unglücklich zu verbringen. Soll ich mein ganzes Leben unter der Sehnsucht zu dir leiden, damit die Ehre unserer Familie nicht beschmutzt wird? Es ist doch lächerlich Menschen in Klassen zu unterteilen. Zur Hölle mit dem verfaulten Adel“, schrie sie beinahe.
 

//Wie hatte ich ihr Temperament und ihren Sinn für Gerechtigkeit vermisst// ,dachte sich Andre.
 

Andre wusste nicht wie er reagieren sollte, daher schwieg er und zog sich seine Kleidung wieder an.

„ Kannst du bitte mein Kleid wieder zu machen Andre?“

„ Ungern, aber ich werde es trotzdem tun“, flirtete er mit ihr.

„ Das wird hoffentlich das letzte Mal in meinem Leben sein, dass ich ein Kleid anhabe. Ich kann es kaum erwarten nach Hause zu reiten, um endlich wieder meine geliebten Hosen anzuziehen.“

„ Du meinst es ernst, nicht wahr Oscar?“

„ So ernst wie nie Liebster.“

„ Was auch immer du tust, ich werde dir beistehen.“

„ Ich weiß Andre und dafür danke ich dir aus tiefstem Herzen.“

Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn leidenschaftlich. Beide waren so vertieft in den Kuss und ihren Gedanken, dass sie nicht bemerkten, dass sie jemand beobachtete.
 

„ Oscar?“

Schlagartig drehten sich Oscar und Andre um und sahen in das wütende Gesicht des Grafen.

„ Was ist hier los?“ ,fragte er sie so laut, dass es auch Oscars Eltern, die sie ebenfalls gesucht hatten, herbei eilten. Auch ihre Augen weitenden sich und sie sahen Oscar und Andre, die sich noch immer in den Armen lagen, erschrocken an.

Oscar stand auf und strahlte trotz des Kleides den Mut und den Stolz eines Soldaten aus.

Im lauten, bestimmten und stolzem Ton verkündete sie:

„ Was hier los ist Graf? Ich werde es Euch gerne sagen. Zusammen mit meinem Liebsten habe ich Arm in Arm auf den See hinaus geschaut. Habt Ihr ein Problem damit?“

„ Bist du von Sinnen Oscar? Du bist verheiratet. Außerdem ist Andre ein Stallbursche und Bürger des dritten Standes“, mischte sich nun auch der General ein. Zorn zeigte sich in seinem grauen Gesicht.

Jetzt erhob sich auch Andre und stellte sich neben Oscar, um ihr den Rücken zu stärken. Doch er wusste, dass sie wieder die alte war und sie deshalb alleine zurecht kam.

Ohne auf die Worte ihres Vaters zu reagieren, wandte sie sich wieder zornig dem Grafen zu.

„ Ihr wundert Euch, dass ich mich in die Arme eines anderen fallen lasse?! Hättet Ihr mich von Anfang an so akzeptiert wie ich war, hätte ich Euch wahrscheinlich trotz der Tatsache, dass ich Andre liebe, nie verlassen.“

Oscar bekam nicht mal mit, dass sie weinte. Ganze drei Jahre lang hatte sie geschwiegen und nun platzte alle Wut, Verzweiflung und Enttäuschung aus ihr raus.

„ Ihr habt aus mir ein Püppchen gemacht, dass weder Persönlichkeit noch Wille hatte.

Ich habe alles still hingenommen, weil ich mich schuldig gefühlt habe. Und heute habe ich gesehen, dass Ihr mich die ganze Zeit auch nicht geliebt habt. Hätte ich von Anfang an gewusst, dass Ihr doch die Königin liebt, wäre es niemals zur einen Verbindung zwischen uns gekommen. Ich bin wegen einer Lüge durch die Hölle gegangen. Tag für Tag habe ich ein Leben gelebt, das nicht meins war.“

Sie atmete einmal tief ein und aus und sprach dann in einem ruhigen Ton weiter.

„ Gerne würde ich sagen, dass ich Euch hasse, aber das kann ich nicht. Ihr seid mir trotzallem wichtig. Ich weiß Ihr seid ein Ehrenmann, daher bitte ich Euch höflich, mich frei zu geben.“

Von Fersen konnte seinen Ohren nicht trauen. Eine solche Schande konnte er nicht über sich ergehen lassen. Seine Frau hatte ihn betrogen mit einem Mann bürgerlicher Herkunft, mit einem Stallburschen, einem Nichts! Und nun wollte sie sich auch noch von ihm trennen. //Auf keinen Fall, dass kann ich nicht tun, die Ehre steht über alles. Nicht umsonst bin ich 7 Jahre in Amerika gewesen. Jetzt wo meine Ehre wieder hergestellt ist, werde ich sie nie wieder verlieren//.
 

Oscars Augen waren auf den Grafen gerichtet und sie wartete auf seine Reaktion, die nicht lange auf sich warten ließ. Mit einer schnellen Bewegung zog er sein Degen raus, welches am Bund seiner Hose hing und richtete es auf Andre.

„ Verteidige dich Andre, wenn du ein Fünkchen Ehre im Leib hast. Solltest du diesen Kampf gewinnen, so werde ich Oscar für dich frei geben.“

Entschlossen und selbstbewusst zog Andre seinen Säbel und brachte sich in Position. Der General und Emilie sahen allem schweigend zu. Das war zwar untypisch für den General, aber er hatte Vertrauen in den Grafen. Die Dunkelheit erschwerte den Kampf erheblich. Die Konkurrenten konnten nicht einmal den Gesichtsausdruck ihres Gegenübers erkennen.

Noch ehe der Kampf begann, stellte sich Oscar zwischen sie. Als erstes drehte sie sich zu Andre und nahm ohne ein Wort den Degen aus seiner Hand. Dann wandte sie sich zu Von Fersen und richtete die Degenspitze ganz nah an sein Gesicht, so wie damals, als sie ihn wegen des Liebesbriefes an der Königin angesprochen hatte.

„ Das ist eine Angelegenheit zwischen Euch und mir. Haltet Andre da raus. Wenn hier jemand seine Ehre verteidigen muss, dann seid Ihr das Graf.“

„ Ich bitte Euch Oscar, gegen mich habt Ihr keine Chance. Die Zeiten haben sich geändert. Seit 3 Jahren habt Ihr keinen Degen mehr in den Händen gehalten, während ich ihn Tag für Tag geführt habe. Abgesehen davon, trägt Ihr ein hinderliches Kleid.“

„Macht Euch darüber keine Sorgen. Ich werde mich schon zu verteidigen wissen.“

„ Aber Oscar…“, mischte sich nun Andre ein.

„ Mach dir keine Sorgen Andre, du weißt, dass Von Fersen mich nicht bezwingen kann.“

„ Oscar, ich bitte dich, lass mich gegen ihn antreten “, flehte er Oscar an.

„ Andre, mein Liebster, das ist eine Sache zwischen Von Fersen und mir. Außerdem könnte ich es mir nie verzeihen, wenn du wegen mir in diesem Kampf sterben solltest.“

„ Ich bin schon mal wegen dir gestorben Oscar, warum sollte ich das nicht auch ein zweites Mal?“

Oscar war bewusst, dass er das nicht als Vorwurf meinte. Er wollte ihr demonstrieren, dass er jeder Zeit bereit war, sein Leben für sie zu riskieren. Innerlich dankte sie ihm für seine Liebe.

Und dennoch ….

„ Trete zurück Andre, jetzt kämpfe ich für unsere gemeinsame Zukunft.“

„ Du hast es anscheinend nicht anders gewollt geliebte Gemahlin. Wohl an, der Kampf kann beginnen.“

So brachten sich beide in Stellung. Für Oscar fühlte es sich komisch an, nach so langer Zeit wieder zu fechten und dann noch um ihre Freiheit. Das Gefühl sich zu duellieren war etwas, dass sie nun nicht mehr missen wollte.
 

Der Kampf begann.
 

Von Fersen wurde von Oscars Schnelligkeit und Leichtfüßigkeit überrumpelt. Ihr erster Angriff hätte ihr beinahe schon den Sieg gebracht, doch in letzter Sekunde hatte der Graf ausweichen konnte. Von früher kannten sie beide die Stärken und Schwächen des anderen, was sie nun ausnutzen wollten. Es war beinahe unmöglich sich in dieser Dunkelheit zu duellieren und die Zuschauer machten sich Sorgen um die Duellanten, doch keiner wagte es dazwischen zu gehen, denn sie kamen nicht drum herum sich zu duellieren. Das Kleid hinderte Oscar stark daran, sich auf den Kampf zu konzentrieren. Immer wieder griff der Graf ein und sie hatte alle Mühe mit dem Kleid auszuweichen. Der Säbel Von Fersens hatte das Kleid bereits zerfetzt. Es hingen nur noch Stofffetzen runter, was Oscar recht war. Dadurch hatte sie mehr Bewegungsspielraum und konnte besser zum Angriff übergehen. Am Anfang verpufften ihre Angriffe im Nichts aber nach und nach kehrte die Übung, die sie im Fechten hatte, wieder. Trotz ihrer schwachen Kondition konnte sie mit Hans Axel mithalten. Ihr Ziel trieb sie vorwärts, denn sie kämpfte um ihre Freiheit und ihre Liebe. Das machte letztendlich auch den Unterschied. Oscars Wille den Kampf zu gewinnen, war viel stärker als die des Grafen. So kam es wie es kommen musste: Oscar drängte ihn immer mehr in Abwehrposition. Trotz der Dunkelheit konnte man sicher sagen, dass Oscar die Überhand übernommen hatte. Mit einem schnellen Angriff von Links streifte sie seine Schulter, die anfing zu bluten. Ein Schrei entwich seinem Mund.

Aber Oscar erinnerte sich an die wichtigste Regel eines Offiziers: „Ein Offizier folgt nie seinen Gefühlen“. Zwar hatte sie Mitleid mit ihm, aber sie konnte den Kampf nicht abrechen, solange er nicht gewonnen war. Daher griff sie erbarmungslos weiter an. Der Graf war vom ganzen Ausweichen schon so erschöpft, dass er nur noch torkelte wie ein Betrunkener. Es dauerte nicht lange und er fiel in den See. Gekränkt und gedemütigt gab er sich geschlagen und ließ seinen Säbel fallen. Oscar hatte keine Mine verzogen und ging nur auf Andre zu und küsste ihn vor den Augen ihrer Eltern und ihres Mannes. Doch sie hatte nicht mir ihrem Vater gerechnet.
 

„ Was fällt dir ein Oscar? Du wirst unsere Ehre nicht mit einer Liebelei zu einem Stallburschen beschmutzen, hast du mich verstanden?“

Der General holte zum Schlag aus, doch Andre stellte sich schützend vor sie.

„ Geh mir aus dem Weg du Nichtsnutz.“

„ Nein, nur wenn Ihr mir versprecht, dass Ihr Oscar nichts antut.“

„ Ich sag es dir zum letzten Mal, verschwinde.“

„ Nein. Wenn Ihr Oscar etwas antun wollt, dann müsst Ihr zuerst an mir vorbei.“

„ Liebst du sie denn so sehr?“

„ Ja, ich liebe sie aus tiefstem Herzen!“

„ Du bist ein Dummkopf! Glaubst du, dass dadurch euer Standesunterschied aufgehoben wird?“

„ Ich verstehe Euch nicht. Welcher Standesunterschied? Ich dachte alle Menschen sind gleich.“

„ Weißt du denn nicht, dass Adlige, wenn sie heiraten wollen, den König um Erlaubnis bitten müssen.“

„ Doch, das weiß ich. Aber das ist ungerecht. Oder muss der König auch jemanden um Erlaubnis bitten, wenn er jemanden liebt?“

„ Untersteh dich.“

Nun wollte der General Andre schlagen, doch der Graf mischte sich ein.
 

„ Lasst nur General. Ich habe versprochen, dass ich Oscar frei gebe, sollte ich diesen Kampf verlieren. Und ich habe ihn verloren. Ich werde alleine nach Schweden zurück kehren. Bitte verzeiht mir General de Jarjayes.
 

Fassungslos schauten alle dem Grafen hinterher, der zurück zum Schloss ging.
 

Bereits am nächsten Tag entschied sich der Graf dazu, Frankreich für immer zu verlassen.

Seiner Meinung nach war das die einzige Möglichkeit der Königin zu entkommen. Er war bereit dazu noch einmal zu heiraten. Es tat ihm leid, dass er Oscar unbewusst zu einem Ersatz für Marie Antoinette gemacht hatte. Ehre hin, Ehre her, er würde sie frei geben, damit sie glücklich werden konnte mit dem Mann, den sie liebte. Das hatte sie sich verdient.
 

Die Stimmung am Morgen des 01.01.1789 im Anwesen der Jarjayes war mehr als angespannt. Keiner am Frühstückstisch sprach auch nur ein einziges Wort. Zu groß war die Furcht einer Eskalation.

Oscar hatte sich auf eine Standpauke gefasst gemacht, aber nichts der gleichen geschah. Der General würdigte sie und Andre keines einzigen Blickes. Stur starrte er lediglich sein Teller an und aß sein mit Käse belegtes Baguette. Unbehagen und Unruhe breitete sich in Oscars Körper aus, weil sie ihren Vater nur zu gut kannte. Normalerweise konnte er sich mit seinem unbändigen Zorn nicht beherrschen und nun strahlte er eine innere Ruhe aus. Was es damit auf sich hatte, sollte Oscar noch am selben Tag erfahren.
 


 

„ Majestät, ich muss Euch in einer dringenden Angelegenheit sprechen.“

„ Was gibt es denn so dringendes General de Jarjayes?“

„ Ich möchte Euch um ein lettre de cachet bitten“

„ Ein lettre de cachet? Aber für wen General?“

„ Für meine Tochter Oscar Francois!“

„ Für Lady Oscar? Aber was hat sie denn getan?“

„ Sie hat sich auf eine Liebelei mit einem Bürgerlichen eigelassen!“

„ Aber Oscar ist eine langjährige Freundin meiner Gemahlin und außerdem Eure Tochter.“

„ Diese Freundschaft gibt es seit der Hochzeit von Oscar nicht mehr.

Darf ich Eure Hoheit daran erinnern, dass Oscar Hochverrat begangen hat? Sie hat sich nicht Euer Einverständnis eingeholt. Die Familie de Jarjayes ist seit Generationen der königlichen Familie treu ergeben und ich werde es nicht zu lassen, dass Oscar unsere Ehre wegen eines Stallburschen beschmutzt. Es ist für unsere Familie und auch für Oscar das Beste, wenn Ihr, mein König, sie in die Bastille abführen lässt. Dort wird sie genügend Zeit haben, um über alles nachzudenken. Sie wird schon feststellen, dass ich recht habe.“

„ Gerade in diesen unruhigen Zeiten brauchen wir unbedingt den Adel auf unserer Seite. Könnt Ihr mir versichern, dass Oscar danach wieder zur Vernunft kommt?“

„ Ganz gewiss wird sie das Majestät. Habt tausend Dank für Eure Hilfe.“
 

Einige Stunden später führte die Polizei Oscar ab. Andre war zu dem Zeitpunkt in der Kaserne und wusste dementsprechend nicht wo Oscar war.

„ Großmutter, wo ist Oscar?“

Seine Großmutter weinte und antwortete leise vor sich hin

„ Die Polizei hat sie abgeführt!“

„ Aber wohin? “, fragte sie Andre in einem erschrockenen und hektischen Ton.

„ Ich weiß es nicht mein Junge, sie haben sie ohne ein Wort mitgenommen.“

Andre drehte sich blitzschnell um und wollte soeben aus der Tür raus, um Oscar zu suchen.

Plötzlich stand jedoch der General im Eingang. Die Augen Andres weitenden sich. Seit er ein Kind war, hatte er den General gefürchtet. In diesem Augenblick, wo er solche Angst hatte Oscar zu verlieren, entwickelte er den Mut und den Stolz eines Tigers.

„ Wo habt ihr Oscar hinbringen lassen? “, starrte er zornig in das Gesicht des Generals.

Mit einem Schadenfrohen Lächeln sagte der General „ Sie ist an einem Ort, wo du sie nie finden wirst.“ Der Ernst und die Wut kehrten in sein Gesicht zurück und er fügte noch hinzu „ Pack deine Sachen und verschwinde aus meinem Haus! Du hast nur Unglück über meine Familie gebracht.“

Ohne jegliches Gefühl in den Augen, schob er den General beiseite und lief schnellstens in den Stall, wo er sein Pferd hinausführte und davon ritt.
 

Andre wusste nicht so recht, wo er nach Oscar suchen sollte. //Oscar, wo bist du nur Liebste?//.

Keinen einzigen Anhaltspunkt hatte, wie sollte er sie dann finden. Fieberhaft überlegte er, was er tun konnte, während er in Schrittgeschwindigkeit Richtung Seine ritt. Die einzigen, von denen er Hilfe erwarten konnte, waren Rosalie und Bernard. Er spornte sein Pferd an und galoppierte in das Wohnviertel, wo sie lebten. Bernard Châtelet kannten in Paris so gut wie alle, daher war es nicht schwer für Andre, seine Wohnung ausfindig zu machen. Als er vor der Tür stand, klopfte er laut dreimal und Rosalie öffnete ihm die Tür.
 

Überrascht ließ Rosalie das Tuch in ihrer Hand zu Boden fallen.

„ Andre? Es freut mich dich zu sehen. Trete doch bitte ein.“

„ Danke Rosalie, auch mich freut es dich nach so langer Zeit wieder zu sehen.“

Bevor er die Wohnung betrat, trat er mit den Füßen auf der Stelle, um den Schnee abzuklopfen.

„ Ist Bernard nicht da? Ich muss ihn sprechen.“

„ Doch, das ist er. Er steht gerade unter der Dusche. Ich werde ihm Bescheid sagen, dass du da bist, dann wird er sich beeilen.“

„ Danke Rosalie, mach das.“
 

Ein paar Minuten später kehrte Rosalie mit einem Tablett, auf dem sich Tee und zwei Tassen befanden, dicht gefolgt von Bernard, zurück.

Bernard reichte Andre die Hand, die Andre lächelnd entgegen nahm.

„ Andre, mein Freund, es freut mich dich zu sehen.“

„ Auch mich freut unser Wiedersehen Bernard.“

„ Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb du mich aufgesucht hast?“

„ Den gibt es tatsächlich Bernard… Oscar wurde heute von Polizisten abgeführt. Ich weiß nicht, wo sie ist. Siehst du eine Möglichkeit herauszufinden, wo man sie hingebracht hat?“

Ehe er antwortete, nahm er einen Schluck von dem Tee, den Rosalie zubereitet hatte.

„ Erzähl mir doch erstmal alles, dann werde ich sehen, was ich für dich tun kann.“
 

So erzählte ihm Andre von der Liebe zwischen Oscar und ihm und die damit verbundene Trennung von Von Fersen. Er erwähnte auch, dass der General mit Oscars Abführung zu tun hatte.
 

„ Ich verstehe. Eins müsste ich noch wissen und zwar: Hat die Polizei erwähnt, weshalb sie festgenommen wurde oder ähnliches?“

„ Soweit ich weiß nicht. Meine Großmutter erzählte mir, dass sie Oscar einfach mitgenommen haben. Man hatte ihr nicht einmal gesagt, wohin sie gebracht werden würde.“

Bernard umschloss sein Kinn mit seinem Zeigefinger und Daumen und versuchte nach zu denken.

Schließlich hob er seinen Blick und schaute Andre an, der ungeduldig auf seine Schlussfolgerung wartete.
 

„ Ich glaube, ich weiß was hier los ist.“

Andres Augen wurden groß und er lauschte gespannt Bernards Worten.

„ Ich bin sehr sicher, dass sie im Auftrag des Königs abgeführt wurde. Ich gehe davon aus, dass der General ein lettre de cachet bei seiner Hoheit dem König beantragt hat.“

„ Ein lettre de cachet? Aber was bedeutet das Bernard?“

„ Der lettre de cachet ist ein Schreiben, welches durch den Namen oder den Auftrag des Königs auf Papier gebracht wird und anschließend mit dem königlichen Siegel verschlossen wird. Damit entledigt man sich Menschen, die z.B. eine Gefahr für die Monarchie darstellen. Das sind in der Regel Journalisten, Schriftsteller oder Freiheitskämpfer. Sie werden durch dieses Schreiben ohne ein gerichtliches Verfahren oder Verurteilung weggesperrt oder verbannt. Dafür ist vor allem, wie du sicherlich schon mal gehört hast, die Bastille vorgesehen. Und ich nehme an, dass sie in der Bastille ist. Das ist die einzige logische Erklärung. Wenn es tatsächlich so ist, wovon ich schwer ausgehe, dann hast du keine Chance sie rauszubekommen. Die Bastille ist eine Festung. Da gibt es kein Entkommen.“

Trauer spiegelte sich in Andres Augen wieder. Er kehrte Bernard den Rücken und schaute mit gekreuzten Armen aus dem Fenster. Oscars Bild erschien ihm immer wieder vor seinem Auge.

//Ich muss sie da raus holen, koste es, was es wolle.//
 

So vergingen Tage, Wochen und Monate ohne dass Andre es auch nur geschafft hatte, Oscar in der Bastille zu sehen. Ihm wurde von den Wächtern mitgeteilt, dass sie strikte Anweisung hätten, niemand zu der Gefangenen zulassen. Innerlich fing er an zu sterben. Tag und Nacht dachte er nur an sie und überlegte immer und immer wieder wie er sie daraus bekommen könnte. Auch Bernard, bei dem er während dieser Monate lebte, wusste keine Lösung.
 

In diesen Monaten verbrachte Oscar die schlimmste Zeit ihres Lebens. Das Verlies, in welches man sie geführt hatte, war nur 6 m² groß. Die Wache schob ihr das Essen durch den Spalt in der Tür durch. Manchmal vergingen Wochen, ohne das sie auch nur einen einzigen Menschen zu Gesicht bekam. An manchen Tagen kam ihr Vater zu Besuch, um sich zu erkundigen, ob Oscar Vernunft angenommen hatte oder immer noch darauf bestand, ihr Leben mit Andre zu verbringen. Auf diese Frage gab ihm Oscar immer dieselbe Antwort: „Ganz gleich wie oft Ihr herkommt, das wird nichts an meinen Gefühlen für Andre ändern.“ Darauf antwortete er auch immer mit: „ Du wirst deine Meinung schon noch ändern, wenn du erstmal lang genug hier drinnen bist.“

Die Zeit verging und Oscar hatte das Gefühl, sie hätte ihren Verstand verloren. Die Wände erdrückten sie und die stickige Luft in dem fensterlosen Verlies verursachte bei ihr Tag für Tag starke Kopfschmerzen. Nachts fand sie keinen Schlaf. Mit der Zeit hatte sie endgültig ihr Zeitgefühl verloren und konnte nicht einschätzen, wie lange sie schon dort verharrte unter diesen bestialischen Bedingungen. In einem war sie sich dennoch sicher: Niemals würde sie sich der Forderung ihres Vaters beugen. Das würde sie in ihrem wiedergefunden Stolz kränken und nie wieder würde sie sich demütigen lassen. Abgesehen davon, wie könnte sie Andre unter die Augen treten, nachdem sie ihre Chance auf ein gemeinsames Leben geopfert hatte, um unter angemessen Lebensbedingungen zu leben? Sie hatte sich entschieden und sie würde dazu stehen, selbst, wenn sie den Rest ihres Lebens in dem Verlies verbringen müsste. Das war ihr die Sache wert. Denn es ging nicht nur um sie und Andre, es ging um Gerechtigkeit. Und gegen Oscars Sinn für Gerechtigkeit vermochte nichts und niemand etwas auszurichten. Das sollte auch der General noch bemerken.
 

Nach einer weiteren schlaflosen Nacht, stieg Andre schweißgebadet von dem Sofa auf und holte sich aus der Küche ein Glas Wasser. Während er vor sich hin gedöst hatte, kam ihm eine Idee.

Diese Idee schien ihm als einzige Lösung für die Befreiung von Oscar. In seinem Kopf drehte sich alles. Tausend Gedanken überschlugen sich und suchten nach einer genauen Strategie. Seine Aufregung ließ ihn die ganze Zeit in der kleinen Wohnung der Chateles auf und ab gehen. Als er davon überzeugt war, dass das als einzige Lösung in Betracht kam, schlich er sich zum Schlafzimmer von Bernard und Rosalie. So leise wie möglich öffnete er die Tür zu ihrem Schlafzimmer und beugte sich über den schlafenden Bernard. Seine linke Hand legte er sanft auf seine Schulter und rüttelte ihn leicht „ Bernard, wach auf“, flüsterte Andre. Bernard rieb sich die Augen und öffnete sie langsam. Im ersten Augenblick konnte er nichts erkennen, weil seine Augen sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er erkannte lediglich die Umrisse eines Körpers und fragte leise „ Andre?“.

Andre packte ihn am Arm und zog ihn hoch „ Komm bitte Bernard, ich muss dringend mit dir sprechen.“ Bernard war sehr überrascht, befolgte aber seine Bitte.
 

„ Was gibt es denn so dringendes Andre, dass du damit nicht mal bis morgenfrüh warten konntest?“

„ Es tut mir leid Bernard, aber ich konnte nicht anders. Ich bin viel zu aufgeregt gewesen, um bis morgen zu warten.“

„ Ist schon gut Andre. Was gibt es denn? Sicher hat das was mit Oscar zu tun, nicht wahr?“

„ In der Tat, ich habe eine Lösung gefunden, mit der wir Oscar befreien könnten!“

Bernards noch müde Augen weiteten sich plötzlich und er setzte sich aufrecht hin. Erst jetzt war er richtig wach geworden.

„ Du hast eine Lösung gefunden?“, fragte Bernard ungläubig.

„ Ich denke schon!“

„ Jetzt spann mich nicht auf die Folter. Erzähl schon.“

„ Gut. Also, ich habe mir gedacht, dass wir den immer stärker werdenden Aufstand der Pariser Bevölkerung zu unseren Vorteil nutzen könnten. Der Druck, den sie auf die königliche Familie haben, ist sehr groß.“

„ Ich verstehe nicht ganz was du damit sagen willst. Du kannst doch nicht im Ernst die Menschen für deine eigenen Ziele benutzen.“

„ Wieso nicht? Für Oscar würde ich alles tun, verstehst du? Alles!“

Ein Seufzen verließ Bernards Mund und er schaute kurz nach unten. Nach einer Weile hob er den Kopf und sah Andre direkt in seine entschlossen Augen. In diesem Moment fiel ihm ein, dass Andre durch ihn sein Auge verloren hatte und das er es ihm zu verdanken hatte, dass er nicht verhaftet wurde. Daher entschloss er sich dazu, Andre wenigstens seine Idee zu Ende erklären zu lassen.
 

„ Wie genau stellst du dir das vor Andre?“

„ Ich habe mir gedacht, du könntest die Pariser Bevölkerung davon überzeugen, die Bastille zu stürmen.“

Erschrocken blickte Bernard Andre an und antwortete laut „ Du willst die Bastille stürmen lassen? Bist du von Sinnen?“

Sehr sachlich und unberührt sagte Andre „ Nein, ich war noch nie so bei Verstand wie in diesem Augenblick. Der Sturm auf die Bastille wäre auch für Eure Organisation von Nutzen. Es ist ein Staatsgefängnis des alten Regimes. Durch ihre Einnahme wäre der König gezwungen zu handeln.

Es kann nur besser werden Bernard. Die Leute sterben vor Hunger. Es muss endlich was Auffälliges geschehen, damit die königliche Familie endlich versteht, das es nicht mehr das alte Frankreich ist und das auch die Franzosen sich mit der Veränderung der alten Werte verändert haben. Die Revolution ist bereits im Gange. Versteh mich doch bitte Bernard, es gibt keine andere Möglichkeit, nicht für Oscar und auch nicht für Frankreich.“

Bernard hatte schweigend den Worten Andres Gehör geschenkt und dachte nun ernsthaft darüber nach, Andre zu helfen, diesen Plan durchzusetzen. Je mehr er darüber in dieser Nacht nachdachte, umso klarer wurde ihm, dass Andre recht hatte. Die große Revolution ließ sich nicht mehr abwenden, denn der König dachte nicht daran, abzudanken. Also musste er gestürzt werden.
 

Am nächsten Morgen beim Frühstück, gab Bernard Andre bekannt, dass er alles in seiner Macht stehende tun würde, um seinen Plan umzusetzen. Überglücklich war Andre ihm in die Arme gefallen. Es war der 01.07.1789.

Ab diesem Tag traf sich Bernard immer wieder mit seiner Organisation und sie planten die Einnahme der Bastille. Währenddessen suchte Andre Hilfe bei seinen Kameraden in der Söldnertruppe. Wie nicht anders erwartet von ihm, waren alle bereit, mit ihm in diesen Kampf zu gehen. Sie würden nicht nur für Oscar mit ihm kämpfen, sondern vor allem für die Freiheit. Tag ein, Tag aus, bereiteten sie sich auf den großen Kampf vor. Da der Nachfolger von Oscar ein Adliger gewesen war, war er nach einigen Wochen freiwillig zurückgetreten. Da noch kein Ersatz eingestellt worden war, hatte die Söldnertruppe sich darauf geeinigt unter der Führung Andres und Alains in den Kampf zu ziehen.
 

Der Tag, an dem die große Revolution begann, war der 14. Juli 1789.
 

Bernard hatte sich auf eine große Kiste aus Holz gestellt und sprach zu der versammelten Menschenmenge. Andre und seine Kameraden befanden sich ebenfalls unter den Zuhörern.

Die Rede Bernards war ergreifend und gab allen den nötigen Mut, um die Bastille zu stürmen.

So kam es, dass mehrere Tausend bewaffneter Menschen zur Bastille marschierten. Unter ihnen befanden sich sowohl Frauen als auch Kinder. All der Hunger, der Zorn und die Hoffnung brauten sich den Körper der Menschen auf und todesmutig stellten sie sich gegen die Armee des Königs. Viele Menschen verloren ihr Leben schon, bevor sie überhaupt die Bastille erreicht hatten, doch sie hatten sich dazu entschieden, ihr Leben der gerechten Sache wegen zu opfern.

Als sie die Bastille erreichten, flogen aus allen Richtungen Kugeln und zerfetzten die Körper der Revolutionäre. In der oberen Hälfte des Staatsgefängnisses hatten sich die Soldaten positioniert und schossen auf die Masse. Das einfache Volk kam nicht gegen die ausgebildeten Soldaten an, obwohl es nur 140 waren. Die Bastille schütze die Soldaten und mit Hilfe ihrer Kanonen, schaffte sie es mehrere Tausend Menschen zu töten. Bernard schrie in die Menschenmenge „ Was ist los? Warum schießt ihr nicht zurück? Wir haben 12 Kanonen und keiner antwortet auf das Feuer der Soldaten.“ Daraufhin wurde ihm geantwortet, dass niemand sich mit den Kanonen auskennt, da sie Söhne von Bauern oder Handwerker sind. So kam es, dass Andre und seine Kameraden sich um die Kanonen kümmerten. Andre stellte sich dazu zwischen die Kanonen und übernahm die Führung. Seine Anweisungen wurden so gut es ging von seinen Kameraden ausgeführt.
 

Oscar schreckte auf, als sie all die Schreie und Gewehre hörte. Sie wusste nicht was draußen passierte. Mit all ihrer Kraft schlug sie gegen die Tür und schrie nach den Wachen. Durch den kleinen Spalt in der Tür, konnte sie niemanden ausfindig machen. Es wurde alles immer lauter. Zum Schutz hielt sich Oscar die Ohren mit ihren Händen zu. Doch auch das nütze nichts. Ihr Kopf schmerzte ganz fürchterlich und sie krümmte sich auf dem Boden, während sie sich den Kopf festhielt und schrie.
 

Als das Volk allmählich die Überhand gewann, wandte sich Andre einigen Revolutionären zu und bat sie, in die Bastille zu gehen und ihre Brüder und Schwestern zu befreien. Voller Tatendrang bewegten sich ca. 30 Menschen unauffällig in die Bastille.
 

Oscar hörte plötzlich wie das Schloss in der Tür sich drehte. Schnell stand sie auf und blickte auf die Tür. Eine Frau und zwei Männer packten sie freudig am Arm und verkündeten ihr, dass sie befreit worden war. Oscar konnte es noch nicht fassen und folgte ihnen apathisch. Durch die lange Zeit in der Bastille war sie verwirrt, ängstlich und verschlossen. Sie musste sich erst einmal wieder an alles gewöhnen: an das Tageslicht, an die Nähe zu Menschen und an den Lärm.

Oscar verließ mit vier Urkundenfälscher, zwei Geisteskranken und einem Schriftsteller die Bastille. Ihr Körper zitterte extrem, als sie sich den Klang der Gewehre näherte. Die Sonne zwang sie dazu ihre Augen etwas zu schließen, da sie seit mehr als 7 Monaten kein Tageslicht mehr gesehen hatte. Sie blieb einen Moment stehen und sah dann, dass die Menschenmenge eine Gasse für sie und die anderen Gefangenen gebildet hatte. Sie klatschten in die Hände, während die anderen Tausend noch immer die Bastille beschossen. Der ganze Rauch der Gewehre erschwerter ihr zusätzlich zu der Sonne die Sicht. Sie näherte sich unbewusst immer mehr Andre. Zufällig drehten sich beide in derselben Sekunde in dieselbe Richtung. Ihre Blicke trafen sich und verharrten wie in einem Standbild aufeinander. Keiner von beiden regte sich, keiner sagte ein Wort. Selbst den Atem hielten beide sekundenlang an. Es war, als ob die Welt um sie herum zum stehen gekommen war. All die toten Körper lagen nicht mehr um sie herum, kein Blut und kein Rauch war zu sehen, keine Gewehre und keine Schreie zu hören. Absolute Stille breitete sich aus. Plötzlich fielen beide aus ihrer Starrheit. Oscar lief so schnell sie konnte auf die Arme Andres zu, die sie herzlichst einluden. Ein breites Lächeln voller Glück und Sehnsucht zeigte sich in ihren Gesichtern. Ihre Augen strahlten und ihre Körper zogen sich magisch an. Alles schien wie in Zeitlupe abzulaufen. Nur noch einige Zentimeter trennten sie von ihrem Glück. Oscar hatte Andre schon mit ihren Fingerspitzen berührt, als plötzlich …
 

„ Andre, mein Gott!“
 

Schmerzverzerrt ließ Andre seine geöffneten Arme sinken und fiel auf seine Knie. Mit seiner rechten Hand griff er nach seinem Herz. Der Schmerz schien ihn von innen heraus zu zerfressen. Oscar warf sich sofort zu ihm, nahm sein Gesicht in die Hände und sprach zu ihm.

„ Andre, um Gotteswillen. Was ist mir dir Liebster?“

Andre brachte nur ein stockendes „Oscar“ zustande. Sein durchlöchertes Herz raubte ihm die Luft zum atmen. Mit Mühe konnte er sich auf seinen Knie halten. Oscar stand blitzschnell auf und rief verzweifelt um Hilfe.

„ Das ist doch Oscars Stimme.“ Bernard schaute sich um und entdeckte Oscar dank ihrer goldenen Haare sofort. Augenblicklich lief er zu ihr rüber und sah auch sofort den verwundeten Andre.

„ Bitte Bernard, Ihr müsst Andre retten. Ich flehe Euch an, rettet sein Leben“, richtete sich Oscar flehend an Bernard. Ohne zu zögern wandte er sich von Andre ab, nahm ihn auf seinen Rücken und lief gemeinsam mit Oscar in eine ruhige Gasse. Bernard legte ihn ab und sah sofort, dass jede Hilfe zu spät kommen würde. Dennoch wollte er Oscar zu liebe einen Arzt holen und rannte auch sofort los. Oscar hielt seine Hand und versuchte ihn zu beruhigen.

„ Andre, mein Liebster, halte durch, Du wirst wieder gesund, hörst du? Bernard ist einen Arzt holen gegangen.“

„ Liebste, warum …. weinst du?“

„ Aber ich weine doch gar nicht.“

„ Bedeutet das, dass ich… sterben werde?“

„ Sag nicht sowas, du wirst wieder gesund.“

„ Weißt du Oscar, selbst wenn ich… heute sterben sollte, so bin ich doch der glücklichste ….Mensch auf der Welt und weißt du… auch wieso?“

„ Wieso Andre?“

„ Weil ich jetzt weiß, dass du lebst und das es dir gut geht.

Ich will nur, …dass du glücklich bist, Liebste.“

„ Und ich kann nur dann glücklich sein, wenn ich mit dir zusammen bin. Ab heute werde ich endgültig die Frau an deiner Seite sein. Und wenn etwas Ruhe eingekehrt ist, werde ich dich heiraten. Nur für dich werde ich von nun an leben, denn für mich kann es nur ein Leben an deiner Seite geben. Die Liebe zur dir bestimmt mein ganzes Leben, mein ganzes Sein. Nach unserer Hochzeit werden wir dann nach Arras ziehen, da, wo wir so viele schöne Erinnerungen haben. Dort werden wir bis an unser Lebensende glücklich als Mann und Frau leben und niemand wird sich jemals zwischen uns stellen. Vielleicht werden wir eines Tages Kinder bekommen. Ihnen werden wir unsere Geschichte erzählen. Unsere Familie wird glücklich sein und wir werden immer zusammenhalten. Ich bin mir sicher, dass du der beste Vater dieser Welt sein wirst. Und wie du es dir gewünscht hast, werde ich eines Tages auf ein glückliches Leben voller schöner Momente zurückdenken- mit DIR an meiner Seite. Nicht wahr Geliebter, nicht wahr?“

Oscar öffnete langsam ihre verheulten Augen und sah Andre an, ob er ihr auch noch zuhörte. Sein Blick zeigte ihr, dass jegliches Leben aus ihm gewichen war. Doch ihr Herz wollte es nicht wahr haben. Sie rüttelte ihn so stark wie sie konnte „ Andre, hörst du mich?“ .Als er sich nicht regte, ließ sie ihn geschockt los und betrachtete für einige Sekunden sein Gesicht. Der Wind blies Andres Pony nach oben und gab die Sicht auf sein erblindetes Auge frei. Bernard kam völlig aus der Puste mit einem Arzt zurück. Was er sah, bestätigte ihm seine Vermutung, dass für Andre jede Hilfe zu spät kommen würde.

Oscar balltete ihre Hand zur Faust und schrie so laut wie sie konnte:

„ Andre, komm zurück, hörst du? Lass mich nicht allein!“

Während sie aus Trauer und innerem Schmerz nach Andre schrie, rollte eine Träne ihre Wange hinunter und fiel auf Andres verwundetes Herz und versiegte dort.
 

Ende
 

Vielen lieben Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meine Fanfic zu lesen und für eure lieben Kommentare …. Hat mich sehr gefreut:-)



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  LadyRose
2011-10-22T20:54:35+00:00 22.10.2011 22:54
Hi,
deine FF ist herzzerreißend. Die Idee mit Fersen war phantastisch. Das Ende war sehr unerwartet und vor allem sehr traurig. Aber super geschrieben.
Mich hätte noch interessiert, was nach dem Tod Andres mit Lady Oscar geschehen wäre?!
Trotzdem einfach super!!!
LG
LadyRose
Von: abgemeldet
2011-07-05T17:25:24+00:00 05.07.2011 19:25
Hey,
wahnsinn, deine ff. Die ganze Idee, dass Oscar mit von Fersen geht und erst dadurch ihre Gefühle zu André entdeckt. Hervorragend.

Das Ende ist wahnsinnig tragisch und wunderbar geschrieben. Es wirkt nicht kitschig, finde ich. Und vor Allem ist es eine unerwartete Wendung (ich habe gedacht, sie kommt frei, die beiden freuen sich und gehen fort ;-)) )

Vielen Dank, dass du so eine tolle Geschichte geschrieben hast!
LG Kokeshima
Von:  dorisbuffy
2009-09-03T00:27:18+00:00 03.09.2009 02:27
also die geschichte ist sehr gut fand es spannend wie von fersen und oscar zusamm leben aber mann hat gemerkt das da keine liebe und geborgenheit war und es war schön wie andre un doscer sich nohc bekomm haben. aber ich fande es traurig das du andre sterben gelassen hast es wäre ein happy end schöner gewesen.

trotz allem sehr perfekt.
hoffe du schreibst bald eine neue fanfic.

lieben gruß dorisbuffy
Von:  chrizzly
2009-08-30T21:32:44+00:00 30.08.2009 23:32
super....hast du echt prima gemacht.
Aber das Ende ist soooooooo traurig. Ich hätte fast geweint. Trotzdem echt spitze!!!! Mach weiter so :-))))

Liebste Grüße
Chrizzly
Von:  stefanie22
2009-08-30T17:02:24+00:00 30.08.2009 19:02
ich fand deine geschichte sehr schon aber am ende auch sehr sehr traurig

lg stefanie22


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