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Die Liebe ist schon eine verrückte Sache...

xXDaikenXx
von

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Kens Geheimnis

++++Kapitel 18++++

Kens Geheimnis
 

„Mensch, ich werde mich schon nicht verlaufen!“ keifte Daisuke, als er das Wohnzimmer verließ um sich auf den Weg ins Badezimmer zu machen. „Mah, warum muss Tai immer so fies sein?“ grummelte er vor sich hin. Er konnte noch das Kichern des älteren hören, jedoch riss er sich zusammen und verkniff es sich, erneut Kontra zu geben. Verwundert blieb Daisuke stehen. Irrte er sich gerade, oder kam da wirklich Licht aus dem Bad? ‚Die Tür steht auch einen Spalt offen.‘ Interessiert linste er hinein. Im Grunde konnte ja nur einer dort drin sein, aber wieso sollte er dann die Tür offen lassen? ‚Hm?‘ Er hörte wirklich ein Würgen, kaum dass ein weiteres an seine Ohren trat, betrat er das Badezimmer und entdeckte Ken über der Kloschüssel hängend.

Dieser zitterte am ganzen Leib und krallte sich krampfhaft an der Toilette fest.

„Ken?“ fragte er vorsichtig, wollte auf sich aufmerksam machen, damit sich der Schwarzhaarige nicht erschrak, wenn er so plötzlich neben ihm kniete.

Ken wollte zu Daisuke aufsehen, doch musste er erneut würgen.

Besorgt hockte sich der Brünette neben ihn. – Was sollte er nur tun? ‚Am besten Beruhigen.‘ dachte er sich und begann Ken über den Rücken zu streicheln. Nach einer Weile zeigte dies Wirkung, denn Kens Atem wurde wieder langsamer und das Würgen stellte sich ebenfalls langsam ein.

Sichtlich erleichtert löste sich der Dunkelhaarige von der Toilette und lehnte sich an der Badewanne hinter sich an, alle viere von sich gestreckt und den Kopf in den Nacken gelegt.

„Geht’s wieder?“ fragte Daisuke nach und musterte sein Gegenüber dabei.

„Ja…“ hauchte dieser nur erschöpft.

„Was ist denn passiert?“

„Mir wurde schlecht…“ erklärte der Blauäugige mit kratziger Stimme „… ich weiß auch nicht warum…“

Normaler Weise hätte Daisuke jedem darauf ‚Da hast du wohl was falsches gegessen, was?‘ an den Kopf geschmissen, da es aber Ken war und er genau wusste, dass dieser unter Garantie seit Stunden nichts gegessen hatte, klemmte er sich diese Bemerkung. Aber woran sollte das denn sonst liegen? Hatte es etwa was mit Kens ‚mysteriöser’ Krankheit zu tun?

Die Blicke Daisukes wurden Ken langsam unangenehm, weshalb er ihn nun grimmig ansah. „Ist was?“

„Äh, n-nein!“ stotterte er schnell.

„Warum guckst du denn dann so…?“ es war kaum mehr als ein Flüstern gewesen, aber Daisuke hatte dies deutlich gehört.

„Ich weiß, es geht mich nichts an… aber was hast du?“ fragte der Braunäugige und blickte Ken bittend an.

„Da hast du recht. Es geht dich nichts an, aber das hier hat mit meiner „Krankheit“ nichts zu tun.“

Auf Daisuke machte Kens Stimme einen abwesenden Eindruck. Als wäre der Schwarzhaarige weit weg von ihm, unerreichbar weit weg. „Was ist nur los mit dir? Ken, ich mache mir Sorgen um dich, warum willst du mir nicht sagen, was mit dir los ist?“ entschlossen packte er ihn an den Schultern, worauf Ken ihn musternd ansah.

„Dai…suke… Ich, ich kann einfach nicht… Ich weiß noch nicht einmal, ob ich es könnte, wenn wir noch zusammen wären…“ antwortete Ken flüsternd mit brüchiger Stimme.
 

Sich auf die Unterlippe beißend schmiss sich Daisuke auf sein Bett. ‚Was ist verdammt noch mal mit ihm los?! ‘ Wütend schlug er ein paar Mal mit den Fäusten in das unschuldige Kopfkissen. Er musste etwas tun, da war er sich sicher. So stark Ken sich vor den anderen auch gab, vor ihm hatte er sich vorhin von einer völlig anderen Seite gezeigt, eine, die er zuletzt zu Gesicht bekommen hatte, als die Geschichte mit dem Digimonkaiser noch nicht lang her gewesen war. Nur hatte er den damals zwölfjährigen Ken wieder aufheitern können… Seit damals waren nun schon zehn Jahre vergangen, wie also sollte er es denn dieses Mal anstellen, herauszubekommen, was mit Ken nicht stimmte und wie sollte er ihn dann trösten? „Der Ken von damals hatte mir blind vertraut und mir alles erzählt… Doch inzwischen ist das Vertrauen wohl weg. – Arg! Ich muss doch irgendwie herausbekommen können, was mit ihm los ist!“ Fest presse er sein Gesicht ins Kopfkissen.

Nur ganz kurz kam ihm in den Sinn, dass es eventuell möglich wäre, dass Tai und auch Yamato von dieser Seite Kens wussten und ihn deshalb ausgerechnet hier mit allen Mitteln unterbringen wollten, damit er, Daisuke, sich darum kümmern konnte. Aber wenn das die Absicht der beiden war, hätten sie doch wissen müssen, dass zwischen ihm und Ken inzwischen Welten lagen. Kens Vertrauen war schon längst futsch und so leicht würde sich daran nichts ändern können. Ken wollte ihm nicht mehr vertrauen, aus Angst, dass dadurch alles nur noch komplizierter werden könnte – zumindest glaubte Daisuke das.

‚Mal angenommen, ich würde mir sein Vertrauen zurück holen… Was dann? So sehr ich ihn auch liebe, er tut das bestimmt nicht mehr… Meine Liebe könnte seine Familie zerstören, wenn er sie erwidern würde. – Ich weiß, dass er Miyako nicht verlassen würde… Schließlich hat er mich wegen ihr verlassen.‘ Ein Kloß bildete sich in seiner Kehle. Jeder Versuch ihn wieder runterzuschlucken war vergebens. Jeder Gedanken an diese Zeit zerriss ihm das Herz. Er konnte Kens Handeln zwar verstehen, aber er hatte sich damals gewünscht, dass sein Freund sich für einen anderen Weg entschieden hätte, einen, bei dem sie hätten zusammenbleiben können.
 

Zur selben Zeit, wenige Meter entfernt, rückte Ken erneut ein Stück weiter weg von Miyako, die wieder versucht hatte, einen Arm um ihn zu legen. Sie lagen beide im großen Bett im Dunkeln. Eigentlich wollte Ken nur schlafen, aber die Nähe Miyakos regte ihn zu sehr auf.

„Was ist denn los?“ fragte sie ihn beleidigt.

„Frag nicht so blöd. Du kennst die Regeln.“ antwortete er schroff, ihr den Rücken zugewandt.

„Du mit deinen blöden Regeln…“ grummelte sie vor sich hin. Eingeschnappt drehte sie sich auf den Rücken und verschränkte verärgert die Arme vor der Brust.

Nur einen winzigen Augenblick lang glaubte Ken, er hätte endlich seine Ruhe, doch da hatte er sich leider getäuscht.

„Was ist denn so schlimm daran? Hm? Wir leben doch schon seit über drei Jahren zusammen. Wir haben eine Tochter!“

‚Nicht schon wieder!‘ dachte er gereizt.

„Wenn wir verheiratet wären, hätte diese blöde Schnepfe von einer Krankenschwester mir nicht so dreist werden können! Was ist denn so schlimm für dich, wenn wir endlich heiraten würden? Ich verlange ja nicht von dir, dass du mit mir schläfst.“

Stock sauer schnappte sich Ken sein Kopfkissen und stand ruckartig auf.

„Was ist?“ fragte sie verwundert.

„Du weißt ganz genau, dass ich dich nicht heiraten will! Ich warne dich ein letztes Mal, kommst du noch ein einziges Mal mit diesem Thema, wirst du mich nie wieder sehen, kapiert?!“ zischte er sie bedrohlich an und so zog er wütend von dannen. Es kotzte ihn förmlich an, wenn sie so begriffsstutzig war. Was war denn auch so schwer daran zu verstehen, dass er eben nicht heiraten wollte? Er liebte sie nicht! Niemals, schwor er sich, niemals würde er eine Zwecksehe eingehen. Schlimm genug, dass er ihre ganzen Anmachen nicht unterbinden konnte. Wenigstens diese von ihr so gewünschte Ehe würde er zu verhindern wissen.

Wütend ließ er sich auf die Couch im dunklen Wohnzimmer fallen. Er war einfach nur wütend. Wütend auf sie, wütend auf sich selbst. Ja, er liebte seine Tochter über alles, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass ihr Entstehen sein einstiges Glück zerstört hatte. ‚Wenn ich mich damals nur hätte beherrschen können…! – Dann wäre mir dieser verdammte Mist erspart geblieben!‘ Äußerst angesäuert krallte er sich die von ihm so verhasste pinke Decke von der Rückenlehne und deckte sich mit ihr zu. ‚Dann hätte mich dieser Wichser nicht in der Hand!‘ ja, er fluchte. Seit nun schon über einem halben Jahr fluchte er, schmiss mit diversen Schimpfwörtern um sich, die er früher niemals in den Mund genommen hätte, aber auch nur wenn er alleine war. Die schrägen Blicke der Passanten, als es das erste Mal über ihn gekommen ist, hatten ihm schon gereicht.

Wo er gerade schon an diesen ‚Wichser’ dachte, musste er erneut an diese Bilder denken, die ihm widerwillig vor wenigen Stunden in Erinnerung gerufen wurden. Er hasste diesen Menschen, er hasste ihn für all das, was er ihm antat, doch nie hatte Ken es geschafft, sich zur Wehr zu setzen. Immer wieder musste er alles über sich ergehen lassen und das aus gleich zwei Gründen. Der erste war, dass er starr vor Angst wurde, wenn er mit ihm allein unter vier Augen war und der Zweite war dass dieser abscheuliche Mensch ihm drohte, dass wenn er es wagen würde sich zu wehren oder gar jemandem davon zu erzählen würde sein Ruf und seine kleine Familie dran glauben müssen. „Scheiße!“ zischte er. Lange konnte das Ganze nicht mehr gut gehen, das wusste Ken, aber was sollte er dagegen bloß tun? ‚Irgendwann wird er mich sicher umbringen. – Wenn nicht direkt, werde ich sicher an den Folgen krepieren.‘ Das einzig Gute daran war, dass er dann wirklich alles hinter sich hätte. Aber er hatte es doch schon einmal geschafft eine sehr ähnliche Geschichte zu überleben, warum sollte es ihm jetzt nicht auch gelingen? – Ganz einfach, weil sein persönlicher Peiniger unter Garantie keine Schuldgefühle haben würde. Dem war sich Ken bewusst. Damals hatte er so zu sagen Glück im Unglück gehabt, doch heute sah die Sache anders aus. Heute hatte er durchaus etwas zu verlieren, wenn er sich widersetzen würde.

Die Tatsache, dass Daisuke wieder zurück war, erleichterte es nicht gerade. Ken wusste, dass der Brünette nicht lange brauchen würde, um hinter allem zu kommen. Daisuke kannte ihn eben besser als jeder andere, besser als sich Ken selbst kannte. Selbst heute war dem noch so. Daisuke hätte nur noch ein Wenig mehr auf ihn einreden müssen und alles wäre aus dem Schwarzhaarigen herausgebrochen.

‚Hoffentlich fragt er nicht weiter nach…‘ hoffte Ken.

Müde schloss er die Augen. Hoffend, dass ihn wenigstens heute Nacht keine Albträume plagen würden, versuchte er einzuschlafen.
 

Am nächsten Morgen schlenderte Daisuke nur mit einer Shorts und einem schlabbrigen T-Shirt bekleidet durch den Flur um in die Küche zu gelangen. In dieser angekommen, blinzelte er Ken verwundert an.

Dieser saß am Küchentisch und las in einer weitausgebreiteten Zeitung. Es waren deutliche dunkle Schatten unter seinen Augen zu erkennen, die darauf schließen ließen, dass er wohl wenig Schlaf in der vergangenen Nacht gefunden hatte.

„Morgen.“ nuschelte Daisuke, ehe er sich zum Schwarzhaarigen an den Tisch setzte.

Dieser sah auf. „Morgen.“ erwiderte er und beäugte den Brünetten interessiert.

„Was?“ fragte Daisuke als er seinen Kopf mit der Hand abstützte.

„Ach nichts weiter, du siehst nur so aus, als hättest du dich die Nacht über nur rumgewälzt.“ Mit diesen Worten wandte Ken seinen Blick wieder ab und widmete sich erneut der Zeitung.

Darauf zog Daisuke die Augenbrauen zusammen. Sicher, eine Haarbürste hatte er heute noch nicht in die Hand genommen, aber dass er so schlimm aussah, war ihm nicht so ganz bewusst gewesen. „Du siehst aber auch nicht gerade fit aus.“ meinte Daisuke grimmig dazu. Da Ken darauf aber nichts erwiderte, stattdessen in aller Ruhe in seiner Zeitung weiterlas, gab er es auf einen möglichen Streit heraufzubeschwören. „Habt ihr Kaffee?“

„Dank Miyako haben wir den leider nicht mehr im Haus.“

„Wieso das denn?“ fragte Daisuke mit hochgezogener Augenbraue.

Der Blauäugige blätterte in der Zeitung eine Seite weiter. „Vor etwa einem Monat hat sie einen Bericht gelesen, laut dem ein 25-jähriger durch überdurchschnittlichen Kaffeekonsum einen Herzinfarkt erlitten haben soll. Noch am gleichen Tag hat sie alles worin Kaffee auch nur im Ansatz enthalten ist weggeschmissen.“

‚Oh man…‘ dachte sich der Brünette stirnrunzelnd. Nicht einmal er würde wegen so etwas so überreagieren, aber das war ja schließlich Miyako. „Hast du nichts dagegen unternommen?“

„Ich habe sie zusammengeschrien, als ich am folgenden Tag nach dem Kaffee gesucht, aber keinen gefunden hatte.“

„Gebracht hat es aber nichts…?“

„Leider. Sie hat mir stattdessen ihr neues Teesortiment unter die Nase gehalten. – Wäre ich nicht schon so spät dran gewesen, hätte ich ihr mit dem Zeug den Mund gestopft. Sie konnte wirklich von Glück reden, dass mein Kollege schon an der Tür stand um mich abzuholen.“

Das konnte sich Daisuke bildhaft vorstellen. Mit Ken war schon früher nicht zu spaßen gewesen, wenn es um seinen täglichen Morgenkaffee ging. Wenn er ihn nicht bekommen hatte, war der Schwarzhaarige den ganzen Tag über sehr schlecht drauf gewesen. Aber Daisuke konnte es sich nicht vorstellen, dass dem nun durch eine solche Aktion Miyakos nicht mehr war. „Und was trinkst du denn dann, um morgens munter zu werden?“

Schmunzelnd schaute Ken auf. „Ach, ich habe sie gewisser Maßen mit ihren eigenen Waffen geschlagen und sie bemerkt das noch nicht mal.“

Verständnislos glotzte Motomiya ihn an. „Hä?“

„Weißt du, Schwarztee knallt in bestimmten Zusammenstellungen noch besser rein, als es Kaffee schon tut.“

„Echt?“

„Klaro. Anfangs ist der Geschmack zwar gewöhnungsbedürftig aber es wirkt.“

Ein Lächeln zierte nun Daisukes Gesicht. Anscheinend ging es Ken ja doch besser als gestern Abend. Es erleichterte ihn ungemein, dass sie relativ normal wieder miteinander sprechen konnten. ‚Vielleicht wird es doch leichter mir sein Vertrauen zurückzuerobern.‘

Die Zeit verging wie im Flug bis zum Nachmittag. Sie hatten sich einen Film nach dem anderen auf DVD angesehen und sich bei den Komödien wie auch bei den Horrorstreifen nach anfänglichem Unbehagen schiefgelacht.

Daisuke war wirklich erstaunt, dass Ken so unbeschwert lachen konnte. Hin und wieder, wenn der Schwarzhaarige nicht auf ihn achtete, hatte Daisuke ihn glücklich angesehen. – Ja, er war noch in ihn verliebt. Wieso sollten sonst so viele Schmetterlinge in seinem Bauch Radau machen? Allein in Kens Nähe zu sein machte ihn so unbeschreiblich glücklich.

‚Selbst wenn er nicht das Gleiche für mich empfindet, werde ich mich damit zufrieden geben, einfach nur an seiner Seite zu sein. Ich werde einfach für ihn da sein, komme was wolle.‘ schwor sich der Brünette im Stillen, als er Ken beim Gähnen beobachtete. Breit grinste er ihn darauf an. „Du solltest dich besser etwas hinlegen, was?“

Sich müde die Augen reibend drehte Ken seinen Kopf zu Daisuke. Schwach nickte er gehorsam.

Ein flüchtiger Blick auf die Uhr verriet Daisuke, dass es nun Zeit war, Noriko abzuholen. So machte er sich fertig und verließ die Wohnung und ließ den nun schlummernden Ken allein. Im Fahrstuhl stehend kramte er den Zettel aus seiner Hosentasche, auf welchem die Adresse stand, zu der er wollte. „Na hoffentlich verlaufe ich mich nicht… Allein der Straßenname sagt mir nichts. Wenigstens hat die blöde Kuh mir aufgeschrieben, mit welcher Bahn ich fahren muss und großzügiger Weise auch wo ich aussteigen soll.“ Das war wenigstens etwas.
 

„Jetzt warte doch, Noriko-chan!“ rief Daisuke der Kleinen hinterher, als diese lachend aus der Bahn rannte. ‚Sie ist schwieriger zu hüten als ein Sack Flöhe.‘ Hätte ihm jemand vorher gesagt, dass die Kleine noch schlimmer als Miyako ist, hätte er ihn ausgelacht. Doch sie hatte ihm vor wenigen Minuten deutlich bewiesen, dass sie mit ihrer Neugier tausendmal schlimmer sein konnte. Sie hatte wildfremde Leute einfach so über äußerst private Dinge ausgefragt, wofür man ihn böse angesehen hatte und nicht sie. Selbst jetzt, beim Aussteigen, konnte er deutlich die verärgerten Blicke der anderen Fahrgäste auf seinem Rücken spüren.

„Nun komm schon Onkel!“ lachte sie ihn an und blieb endlich stehen.

Etwas erleichtert dass sie wenigstens einmal auf ihn hörte trat er auf sie zu und nahm sie gleich bei der Hand, damit sie ihm nicht noch mal so leicht abhauen konnte.

Empört über diese Aktion blähte Noriko ihre Backen auf und versuchte ihr Hand wieder loszubekommen.

„Lass das, du bleibst jetzt schön brav bei mir.“

Doch sie zappelte weiter rum. „Ich bin kein Baby mehr!“ jammerte Noriko und wollte stehen bleiben, doch Daisuke zog sie einfach weiter.

Er stöhnte genervt. „Diese Aktionen kannst du gerne bei deiner Mutter abziehen, aber bei mir beißt du auf Granit.“

„Granit?“ fragte Noriko interessiert nach und ließ sich weiter mitschleifen. „Was ist Granit?“

„Das ist ein sehr harter Stein.“ erklärte er und hoffte, dass er sich dieses Mal nicht irrte.

„Aber warum sollte ich auf Stein beißen?“ fragte sie mit einem zuckersüßen Unterton nach.

‚Und da meint Tai, dass sie sehr intelligent sein soll…‘ dachte er sich sarkastisch, vergessend dass er es hier mit einem Kind zu tun hatte, das noch nicht einmal in die Vorschule ging. „Das ist eine Redensart… man meint das nicht wortwörtlich.“

„Ahhh, eine Redensart…“ Nun ging sie von allein ordentlich mit Daisuke mit und legte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck auf.

‚Na endlich… jetzt muss ich nur noch die letzten zehn Minuten Fußmarsch mit ihr heil überstehen.‘ Er konnte es wahrlich nicht leugnen, sie kam eindeutig nach Miyako, aber ihre Art über Dinge nachzudenken hatte sie sich wohl von Ken abgeguckt.

Die beiden standen gerade an einer Kreuzung und warteten darauf, dass es für sie grün wurde, als Daisuke neben sich eine rothaarige Frau bemerkte, die ihm unheimlich bekannt vorkam. Als er dann neben Noriko schaute und einen Jungen mit einer PSP spielen sah, wusste er auch gleich wieder woher er diese Frau kannte. ‚Och Menno… Aber vielleicht erkennt die mich ja nicht wieder.‘ Warum musste ausgerechnet er das Pech haben, nach Taichis Aktion im Krankenhaus, auf sie zu stoßen?

Jetzt bemerkte auch Noriko den Jungen neben sich und linste interessiert auf die PSP. Der Junge war zwar einen Kopf größer als sie, aber das schien die Kleine nicht im Geringsten einzuschüchtern, denn schon musste sie wieder ihre besondere Art unter Beweis stellen. „Du spielst aber schlecht.“ meinte sie mit einem sarkastischen Unterton zum Jungen.

Dieser blickte abwertend auf sie hinab. „Kleine Mädchen wie du haben davon doch keine Ahnung.“ knurrte er zurück.

„Willst du damit sagen, dass Mädchen dumm sind?“ fragte sie angriffslustig.

‚Oh-Oh!‘ hallte es durch Daisukes Kopf. ‚Die fängt einen Streit mit dem an!‘ vorsichtig linste er die Frau neben sich wieder an. ‚Na hoffentlich bemerkt die davon nichts… Ihre Handtasche will ich jedenfalls nicht zu spüren bekommen.‘ Angespannt starrte er auf die Ampel. ‚Nun werd schon grün!‘

„Was wäre wenn?“ hakte der Junge interessiert nach.

„Dann solltest du dich besser dafür entschuldigen.“

„Wozu? Bei einer kleinen verwöhnten Göre entschuldige ich mich doch nicht.“ meinte er arrogant. „Außerdem kannst du dich mit mir eh nicht messen.“ Abschätzend besah er sich Daisuke, der noch immer krampfhaft die Ampel anstarrte. „Und der Typ da ist wohl dein Vater, was? – Der sieht aber nicht grade schlau aus.“

„Er ist nicht mein Vater. – Aber du hast recht, schlau ist er sicher nicht.“ erwiderte Noriko emotionslos. „Aber selbst er würde dich in deinem Spiel schlagen können. Selbst der dümmste den ich kenne, würde das können.“ dass sie damit Tai meinte, konnte sich Daisuke denken.

‚Wann wird es endlich grün? Ich muss hier schnell weg mit ihr, sonst gibt’s Kloppe von der Schreckschraube.‘ Dass Noriko ihn eben als dumm bezeichnet hatte, ignorierte er, denn jetzt konnte er schlecht mit einer dreijährigen mitten auf der Straße Diskutieren.

„Damit meinst du deinen Vater, was Kleine?“ lachte der Junge.

„Das nimmst du sofort zurück!“ fauchte Noriko aufgebracht. „Mein Vater ist Polizist und er steckt gemeine Leute wie dich ins Gefängnis!“

Deutlich konnte Daisuke nun die Blicke der Frau auf sich spüren. ‚Ganz ruhig. Es wird sicher gleich grün und dann schnappe ich mir die Kleine und alles ist wieder in Ordnung!‘ Doch leider war das Glück heute nicht auf seiner Seite, denn schon im nächsten Moment lachte der Junge Noriko aus und kassierte dafür einen kräftigen Tritt gegen sein Schienbein von ihr, worauf er sich schmerzend das Bein hielt und auf der Stelle hüpfte.

„Was soll das?!“ fuhr die Frau auch gleich Daisuke an, der sich in diesem Moment wünschte unsichtbar zu sein. „Was ist das denn für eine Erziehung? Sie sind der schlechteste Vater, der mir je begegnet ist!“

„Äh, ich bin nicht ihr Vater.“ verteidigte sich der Brünette kleinlaut.

„Moment, Sie habe ich doch schon mal gesehen… Genau! Dieser Spinner im Krankenhaus! Sie waren bei dem!“ aufgebracht plusterte sie sich auf und stocherte mit ihrem Zeigefinger auf Daisukes Brustbein ein.

„Ich weiß nicht wovon sie reden.“ log er und versuchte der Frau nicht in die Augen zu sehen. ‚Immer schön die Ampel im Auge behalten! Lass dich bloß nicht provozieren. – Scheiße! Werd endlich grün!‘ sprach er sich in Gedanken zu und hoffte, dass seine Gebete sehr bald erhört werden würden.

Derweil fing der Junge an zu heulen und Noriko schielte ihn an. „Ich dachte, ich kann es mit dir nicht aufnehmen… tja, du weinst schlimmer als ein kleines Mädchen.“

Inzwischen waren die vier der Mittelpunkt geworden und die Szene wurde interessiert begafft.

„Verarschen Sie eine andere! Ich erkenne doch Typen wie Sie unter Tausenden wieder!“ fauchte die Frau weiter und bohrte nun schon ihren Finger in Daisukes Brustbein hinein.

„Könnten Sie das bitte lassen? Außerdem tun Sie nicht so, als ob Noriko allein die Schuld trägt. Ihr Sohn hat schließlich mitgemacht.“

Empört blähte die Frau ihre Backen auf. „Was fällt Ihnen ein? Mein Junge hat sich nur verteidigt!“ Wütend ballte sie ihre Hände zu Fäusten.

„Ja klar… Ihr verzogener Bengel hat sich nur verteidigt. – Wer’s glaubt wird selig.“ meinte Daisuke mit verschränkten Armen.

Gerade, als die Frau mit ihrer Handtasche ausholte, schaltete die Fußgängerampel auf grün.

Eilig schnappte Daisuke sich die verdutzte Noriko, duckte sich, wich dabei knapp der Handtasche aus und lief so schnell er konnte mit der Kleinen unterm Arm geklemmt los. „Sorry, aber mir ist heute nicht nach Sado-maso-spielchen!“ rief er der Frau noch grinsend zu während er noch auf die andere Straßenseite rannte. Sicherheitshalber rannte er noch ein ganzes Stück weiter, er wollte sich wirklich nicht weiter mit der Schreckschraube anlegen.

Völlig aus der Puste erreichte Daisuke den Wohnblock und ließ Noriko wieder runter.

„Das war lustig!“ verkündete sie freudig. „Noch mal!“

„Vergiss es… Das hier bleibt übrigens unter uns, klar?“ hechelte er und stützte sich auf seinen Oberschenkeln dabei ab.

„Hast du Angst, dass Mama sonst böse wird?“ fragte sie unschuldig.

„Böse ist bei ihr gar kein Ausdruck.“ antwortete er niedergeschlagen.

„Wieso? Mama und ich machen das häufiger.“

Entsetzt glotzte der Brünette sie an. „Nee jetzt?“

Bejahend nickte Noriko. „Doch. Beim Einkaufen passiert das ganz oft.“

„Weiß dein… Papa davon?“ hakte er mit hochgezogener Augenbraue nach.

Eifrig schüttelte sie den Kopf. „Papa mag das nicht. Mama sagt immer, dass es ihn nur aufregen würde.“

Genervt verdrehte Daisuke die Augen. „Typisch.“ grummelte er. „Komm, lass uns reingehen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
So und wie versprochen habt ihr das neue Kapitel =P
Joah, erst mal für die Skeptiker unter euch: Schwarztee ist echt hart und nicht grad geeignet zum Trinken, wenn man schlafen gehen will xD
Und das mit Noriko hab ich einfach einbauen müssen ^^ Sie muss ja auch irgendwie eine Beziehung zu Dai aufbauen und umgekehrt. - Gibt es dazu noch was zu sagen? xD

Nächstes Wochenende kommt auch schon das nächste Kapitel und das nicht umsonst, denn am Samstag den 14.08. ist diese Fanfic schon ein ganzes Jahr lang online lesbar ^__^
Ich hab anfangs nicht gedacht, dass sie sooooo lang werden würde ... ich dachte es wäre mit drei bis vier Kapitel abgetan, aber irgendwie hat sie ein Eigenleben entwickelt xD


Danke für's Lesen und Kommentieren und hoffentlich bis zum nächsten Mal ^.^b Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  KenIchijoji
2010-08-29T13:44:26+00:00 29.08.2010 15:44
Miyako hat wirklich ne Schraube locker oO
Wenn man mir meinen Kaffee geklaut hätte, ich hätte ihr die Klappe nicht nur mit dem Tee gestopft, ich hätte sie garantiert auch noch um die Ecke gebracht >_< Der arme Ken. Aber Daisuke tut mir auch leid, es ist schlimm, wenn man das Vertrauen eines Menschen verliert, denn man sehr geliebt hat.
Und Noriko ist auch irgendwie sweet xD
Die kleine ist wirklich ne Marke für sich xD
Bis demnächst dann :)

Lg, Ken-chan
Von:  Lugia
2010-08-18T10:57:31+00:00 18.08.2010 12:57
ROFL xDDD
Das Kapitel war einfach Hammer xDDD
Der Schwarztee, einfach geile Aktion xD
Ich hab erst gedacht als Ken beim DVD angucken eingeschlafen ist, das er von Daisuke leicht geknutscht wird >.<
Menno! Nüscht ist! >___<
Dann die olle Schreckschraube an der Ampel xD
ROFL einfach hammer, aber Noriko ist auch ne Marke ^_^;
Mach weiter so ^^
LG Koneko~


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