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I walk alone

von

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- P A S T -

- P A S T -
 

Go tell the world I’m still around

I didn’t fly, I’m coming down

You are the wind, the only sound
 

Noch ein letztes Mal drehte sich Fiona um, schaute zu dem Haus, in dem ihre Eltern lebten, dann wandte sie sich ab und ging entschlossen die Straße lang.

Ihr war bewusst, wie viele Blicke sie auf sich zog, ebenso spürte sie die Verachtung, die Angst und den Ärger über ihre bloße Existenz. Seufzend warf sie ihr langes Haar, das so weiß wie Schnee war, über die Schulter.

„Hexe! Verschwinde von hier, kehr wieder zurück in die Stadt“, schrie ein besonders wagemutiger Passant ihr hinterher.

Fiona sah an sich runter und musste leicht lächeln. Vielleicht bewirkte hier nicht nur ihre außergewöhnliche Haarfarbe oder ihre eisblauen Augen diesen Ruf, sondern auch ihre Kleidung, doch sie liebte nun einmal die bunten Kleider der Zigeunerinnen, die sie unterwegs immer mitnahmen.

„Was hast du hier überhaupt zu suchen? Lass dich nicht wieder hier blicken, ihr Abschaum habt doch die Stadt“, erklang eine weitere unbekannte Stimme, doch Fiona kümmerte sich nicht weiter darum.

Ihre Gedanken schweiften ab, wie immer, wenn sie Illinisus, die Hauptstadt des Landes, verließ und in ihre eigentliche Heimat zurückkehrte, die Stadt. Dieser Ort hatte keinen Namen, zumindest keinen offiziellen. Irrenhaus des Landes, Stadt des Grauens, die Stadt der gefallenen Engel, Versuchsanstalt, Müllhalde, Tierheim, Stadt des Wahnsinns, das war nur ein Bruchteil der Namen, die sich die Bewohner des Landes Lumien heimlich für diesen Ort ausgedacht hatten. Doch genannt wurde er immer nur die Stadt. Fiona hasste den verächtlichen Unterton mit dem diese zwei Worte ausgesprochen wurden, denn immerhin liebte sie ihre Heimat, denn dort war sie nur eine von vielen, fiel durch ihr Erscheinen nicht weiter auf.

Vielleicht war diese Stadt am Ende des Landes wirklich eine Müllhalde für Menschen, die in der normalen Gesellschaft keinen Platz fanden, weil sie anders waren.

Schritt für Schritt näherte Fiona sich dem Stadttor und betrachtete auf ihrem Weg die Leute, die diesen kreuzten. Sie war froh, endlich den Heimweg anzutreten, auch wenn sie ihre Eltern vermissen würde, denn diese waren nach der Definition der Regierung normal. Sie dagegen wurde nach ausgiebigen Untersuchungen und Test für anormal gefunden und schon in ihrer Kindheit aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen.

Nur ungern erinnerte sie sich an diese harte Zeit, als sie das erste Mal die Stadt betrat. Schnee lag auf den Straßen und Dächern, so weiß wie ihr Haar. Ungeheuer liefen herum, beschnupperten sie und ignorierten das zitternde Mädchen dann. Zum Glück fand sie bald jemanden, der sie aufnahm und wie eine Mutter versorgte.

Ein leichtes Lächeln erschien auf Fionas Lippen, als sie an Violetta, ihre Ersatzmutter, dachte. Durch diese lernte sie auch, dass die meisten Lebewesen, die in der Stadt lebten, durchaus gutartig und oft auch sehr gutmütig waren - im Gegensatz zur Regierung.

Lumiens Regierung schottete die andersartigen Menschen vom Rest der Bevölkerung ab. Familien wurden auseinander gerissen, Leute wurden gewalttätig dorthin gebracht, doch das war nicht alles.

Viele Bewohner dieser abgelegenen Region sahen nicht nur anders aus, sondern besaßen auch Fähigkeiten, die sie zu Regierungseigentum machten. Sie gehörten nicht mehr sich selbst, sondern mussten stets für die hohen Tiere und die Versuchsleiter zur Verfügung stehen. Jedes Mal, wenn das schwarze Auto mit den dunkel getönten Fensterscheiben durch die Straßen fuhr, zogen die Besitzer einer Gabe sich zurück, verkrochen sich in ihren kleinen Wohnungen und beteten, dass es sie verschonen würde. Sie warfen Blicke hinter ihren zugezogenen Vorhängen hervor, sahen auf die Straße und kamen erst wieder hervor, wenn ihre Freunde ihnen Entwarnung gaben. Auch Fiona hatten sie oft zu sich geholt, sie musste sich in den zugegebenermaßen sehr geräumigen Kofferraum des Wagens legen und konnte erst nach fast zwei Stunden wieder heraus. All die Dinge, die sie in den Laboren des Militärs mit ihr angestellt hatten, um herauszufinden, woher ihre Kräfte kamen und wie sie diese am Besten nutzen konnten, versuchte sie zu vergessen. Es war grausam und nicht menschenwürdig, doch wahrscheinlich waren sie für diese Leute keine Menschen, sondern nur nützliche Gegenstände, die es zu erkunden und erforschen gab.

Wenn eine dieser Laborratten aus den Fängen des Militärs zurückkam, war die Person verängstigt, verließ tagelang nicht die Wohnung. Alpträume, Panikattacken waren die ständigen Begleiter in den nächsten Wochen, das wusste Fiona aus Erfahrung.

Allein der Gedanke an diese Erfahrungen jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Und obwohl sie schon jahrelang nicht mehr in das Labor musste, zitterte sie am ganzen Leib, sobald sie Instrumente aus Metall sah und wenn es um einen Arztbesuch ging, drückte sie sich immer.

Fiona trug heimlich die Hoffnung in sich, dass das Militär sie und ihre Fähigkeit aufgegeben hatte, weil sie diese schon lange nicht mehr aktivieren konnte. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass dieser Wunsch ihr sicher nicht auf Dauer erfüllt wurde, also genoss sie einfach die Pause, die ihr vergönnt war. Voller Mitleid dachte sie an Xeke, der mitkommen wollte, seine Schwester besuchen, denn ebenso wie Fiona durfte er nur einmal im Jahr die Stadt verlassen und seine Verwandten sehen, doch dieses Mal war es ihm nicht vergönnt. In der Nacht vor ihrem Reisebeginn kam wieder das schwarze Auto und nahm ihn mit.

Während sie das Stadttor passierte, drückte sie ihre kleine braune Reisetasche an sich und tastete kurz nach dem Paket, das Xekes Schwester ihr gegeben hatte. Fiona wusste, dass das kein Trost war, denn jetzt musste er wieder ein Jahr darauf warten seine Schwester zu sehen, doch es war besser als nichts.

Langsam ging sie die lange Straße entlang, der Heimweg bis zur Stadt war lang und beschwerlich, doch den Bewohnern dieser standen keine bequemeren Reisemittel zur Verfügung, sie mussten laufen. Anfangs hatte Fiona das gewundert, konnten die Reisenden doch so einfach fliehen, doch im Laufe der Jahre hatte sie es verstanden. Sie waren anders, sie konnten nirgends hin, ihre einzige Heimat war die Stadt.

Viele versuchten es, doch alle kehrten zurück. Viele hassten ihre Zwangsheimat und nur wenige mochten sie, Fiona war eine von ihnen. Natürlich war es kein schöner Ort, nur über eine Straße erreichbar, die Häuser waren mehr oder weniger billige Schabracken, doch sie liebte den riesigen Wald, der die Stadt umgab. Die dichten Baumkronen dort waren nicht mit den jämmerlichen kleinen Bäumen, die die Straße säumten, zu vergleichen.

Sie lief noch ein paar Schritte, dann blieb Fiona stehen und drehte sich um.

„Warum verfolgst du mich?“, fragte sie den jungen Mann, der direkt vor ihr stand.

„Du interessierst mich, besonders dein Aussehen, deine Haare, ihre Farbe ist faszinierend“, erwiderte dieser zerstreut und betrachtete sie aufmerksam aus goldenen Augen.

„Ah ja.“ Fiona wandte sich ab und wollte weitergehen, sie wusste, was er wollte. Auch wenn die Menschen sie verabscheuten, gab es viele Männer, die Sex mit einer Rarität wie ihr wollten.

„Warte doch mal! Versteh mich bitte nicht falsch, ich bin Arzt und so Symptome, wie du sie aufzeigst, habe ich noch nie gesehen.“ Gestikulierend hatte er sich vor sie gestellt und sah sie bittend an. „Bitte lass mich dich untersuchen, ich reise durch die gesamte Welt, um viele Krankheiten kennenzulernen und Heilmittel zu finden.“

„Danke der Nachfrage, aber ich bin nicht krank“, stellte Fiona etwas genervt fest.

„Ich bin Riley, Riley aus Trinien, freut mich sehr“, stellte der Mann sich vor und verneigte sich galant vor ihr.

„Ja, also, Riley, richtig? Ich bin… weg.“ Sie umrundete ihn und lief ihren Weg weiter, denn sie wollte endlich heim zu Violetta und Xeke.

„Woher kommst du? Aus Illinisus?“, löcherte der Arzt sie jedoch weiter.

„Nein.“

„Dann warst du nur zu Besuch in der Hauptstadt? Oder musstest du etwas Geschäftliches erledigen?“

„Hör zu.“ Leise sprach sie diese Worte aus und sah ihn mit in die Hüfte gestemmten Händen an, bevor sie ihre Stimme erhob. „Du willst nicht wissen, woher ich komme, du willst nicht wissen, wohin ich gehe. Ich bin nicht krank, sondern vollkommen gesund. Weiße Haare bedeuten nicht gleich eine tödliche Krankheit, also lass mich einfach in Ruhe, ja?“

„Aber…“, versuchte er mit ihr zu sprechen, doch Fiona ignorierte ihn einfach und lief weiter, sie hatte noch einen langen Weg vor sich.

„Warte!“, rief er ihr hinterher und hielt sie an ihrem Handgelenk fest.

Die junge Frau drehte sich schnell um und wollte ihn schon angiften, als sie etwas spürte. Mit großen Augen sah sie Riley an und dieser erwiderte ihren Blick erstaunt, ja, schon fast erschrocken.

“Es naht die Zeit, die’s ändern wird.

Aus Stein wird Staub und …“ Mühsam unterbrach Fiona sich selbst und riss sich los.

Dann rannte sie davon. Immer noch sprachlos sah Riley ihr hinterher und folgte ihr.

„Hey, was war das eben? Warum waren deinen Augen plötzlich so schwarz, warte doch bitte! Ich weiß noch nicht einmal deinen Namen!“, schrie er ihr nach, doch Fiona hörte ihn nicht.

Sie rannte einfach nur weiter und immer weiter.
 

Whisper to my heart

When hope is torn apart

And no one can save you
 

Nur wenig später hatte Riley sie aufgeholt, lief neben ihr her.

„Verdammt, was sollte das? Erkläre mir das doch bitte“, bat er sie schon fast verzweifelt darum.

Atemlos blieb Fiona stehen, sah mit tränenblinden Augen zu ihm auf.

„Lass mich doch einfach in Ruhe… bitte…“

„Erst, wenn du mir sagst, was da gerade passiert ist. Das war ja unglaublich.“

Wütend schlug sie auf ihn ein, trommelte mit ihren Fäusten auf seine Brust.

„Kannst du mir nicht einfach meinen Frieden lassen?“, schrie sie an, „Zerstör mir nicht mein Leben!“

„Hey, hey, ganz ruhig. Ich kenne nicht einmal deinen Namen, wie soll ich da dein Leben zerstören?“, stellte er leise seine Frage und hob abwehrend die Hände.

„Scheiß Idiot, du machst alles, einfach alles kaputt. Ich warne dich, ich warne dich nur ein einziges Mal. Hör auf mir zu folgen, sonst wirst du alles verlieren, kapiert? Also, verschwinde!“ Warnend erhob sie ihre Stimme, stellte die Schläge ein und wandte sich ab.

Über die Schulter warf sie ihm einen letzten ernsten und drohenden Blick zu, bevor sie weiter der Straße folgte.

„So leicht wirst du mich nicht los“, murmelte Riley leise und sah ihr hinterher.
 

You don’t have to see

What I turned out to be

No one can help you



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Lysette
2009-09-02T16:46:17+00:00 02.09.2009 18:46
hey^^

man ich lese eindeutig zu viel fantasie xD
i-wie erkenn ich zu viel wieder xD

aber dafür kannst du ja nichts^^
ich find die idee klasse.
der kerl rafft ja mal so gar nichts. ich mag ihn i.wie xD
ich geh weiter lesen^^

hdgggdl
Von:  Dragonaura
2009-07-24T18:06:09+00:00 24.07.2009 20:06
Oh je, das klingt nach einer kaputten Welt!
Das erste Kapitel gefällt mir schon mal sehr gut! Was ist denn da passiert und wie geht es weiter? Was ist die geheime Fähigkeit?
Fragen über Fragen und ich bin schon gespannt, wie es weiter geht!


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