Zum Inhalt der Seite

Apple Core

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Regen

„Ein Kuss ist eine Sache, für die man beide Hände braucht.“
 

Kapitel 22. Regen
 


 

Der gute alte Apfelwein.
 

Er war eigentlich nicht wirklich trinkfest. Und dennoch führte kein Weg daran vorbei, den zwanzig Jahre alten Apfelwein seiner Großvaters aus der Wohnzimmervitrine zu öffnen. Nach dem mehr oder minder angenehmen Trip durch den versteckten Untergrund, der Begegnung mit einem Königsbehemoth und der Konfrontation mit seinem Vater wollte Genesis eigentlich nur noch Ruhe. Vor allem um seine Gedanken zu sortieren und über die Worte seines Vaters nachzudenken, die ihn schon sehr getroffen haben. Draußen wehte ein heftiger Orkan durch die Bäume und Felder, blies durch die undichten Ritzen im Dachboden. Athena hatte manchmal das Gefühl, dass jeden Moment das Dach einstürzte bei dem Wind...
 

...und dem Stromausfall.
 

Ja, die Worte haben Genesis wirklich sehr getroffen. Aber er erwartete auch nichts anderes aus dem unsinnigen Mundwerk seines Alten. Alles was er wollte war diesen Unsinn zu vergessen und einfach abschalten und das klappte am Besten mit ein bisschen Alkohol oder Kaffee, einem guten Buch und gezielter Ablenkung.
 

Athena saß auf dem eingefallenen Sofa, kämmte sich die Haare mit Genesis' Bürste durch und trug ein viel zu großes Banora-Commercial-Shirt. Sie machte sich Sorgen um ihn. Jetzt wo sein Vater Dinge ausgesprochen hatte, mit denen weder sie noch Genesis wirklich etwas anfangen konnten, hatte sie das Gefühl, dass diese Informationen den SOLDIER heftiger trafen als vermutet. Immerhin war der Vormund trotz allem noch immer sein Vater auch wenn normale, liebevolle Eltern niemals beabsichtigen würden, das eigene Kind zu verletzen...
 

Nur Genesis schien den gesamten Unfug gerade mutig zu verdrängen. Vielleicht hatte er gelernt, eine Art Selbstschutz aufzubauen um sich vor all dem Leid und der Angst zu verteidigen, die ihn oftmals hinterlistig überfiel und immer wieder in die Knie zwängte.
 

„Gut, also, vergessen wir die Sache. Meine Alten sind so. Ich...muss damit leben.“ Genesis stellte den Wein auf den Couchtisch und ließ sich mitsamt eines seiner dicken Romane in den geliebten, alten Sessel fallen der von seinem damaligen, nun seit zehn Jahren verstorbenen Kater zerfetzt wurde. Er wollte einfach nur einen ruhigen, entspannenden Abend genießen und darauf warten, dass der Sturm draußen vorbei zog.
 

„Aber es ist nicht in Ordnung, wie sie mit dir umgehen und wie sie mit dir reden.“, erwiderte Athena skeptisch, strich sich über die offenen, weichen, blonden Haare und zuckte kurz zusammen als die Balkontür aufgrund des Windzuges laut zuknallte. Genesis stöhnte gereizt, exte einen Glas Wein und lehnte sich zurück.
 

„Sag bloß, nein, sie sind doch so liebe Eltern. Von denen würde man so ein Verhalten niemals erwarten.“ Mit einem scharfen, sarkastischen Lächeln schenkte Genesis sich zwei weitere Gläschen voll und reichte eines davon seiner hübschen Freundin. Zaghaft nahm sie das Glas entgegen und sah in die hellbraune Brühe hinein bevor sie daran schnupperte und es schließlich wieder angewidert beiseite stellte.
 

„Wie kannst du so ein Zeug trinken? Ist ja eklig.“
 

„...du hast keine Ahnung. Koste einfach anstatt unerfahren über den Wein zu urteilen.“ Hochprozentiges vertrug Genesis eigentlich sehr, sehr gut aber er merkte trotzdem, wie sein Magen leichten Protest einlegte in dem er sich weigerte, den zwanzig Jahre alten Most zu verdauen...
 

Athena musterte den SOLDIER misstrauisch. „Ich habe sehr wohl Ahnung.“, sagte sie mit einem leicht zickigen Unterton und griff wieder nach dem Glas bevor sie mutig daran nippte. Überraschenderweise schmeckte es wirklich nicht so übel wie es roch. Der Geschmack des Wein war zuerst sauer, wurde dann auf der Zunge süßlich und das herrlich frische Aroma des Banora-White-Apfel breitete sich in ihrem Mund aus. Dennoch stellte sie die Weinflasche aus Genesis' Reichweite. „Du spinnst wohl. Willst du dich betrinken oder was?“
 

„Mir ist nur kalt und das Zeug wärmt wirklich perfekt.“
 

„Wäre zum Beispiel ein heißes Bad nicht die bessere Alternative wenn du frierst?“
 

Genesis schwieg. Er stellte das Glas auf den Tisch, sah Athena im flackernden Kerzenlicht an und ließ sich von dem wunderschönen, smaragdgrünen Augenpaar fixieren bevor er den Blick abwandte, sich mit seinem Buch zurück lehnte und die Seite mit dem Lesezeichen aufschlug. Athena seufzte leise und stand auf um sich ein Glas Wasser zu holen. Während sie die Flasche öffnete, sah sie aus dem Dachfenster nach draußen wo es stürmte und regnete. Der Orkan Pandemona zog momentan über das Land hinweg und richtete wohl irreparable Schäden in den Städten und Dörfern an. Jetzt sah sie erst wirklich, dass Banora genau wie andere kleine umliegende Städte nicht verschont wurden von dem südlichen Hurrikan, der das Meer überquerte und nun über den Mideel-Kontinent fegte. Es gab viele Stürme in Banora, vor allem in der Sommerzeit. Die Meisten arteten nur in heftigen Windböen aus mit einem lauten, langen Gewitter und viel Regen...oft kamen dabei einige Schäden zusammen, vor allem an älteren Wohnhäusern oder Scheunen. Der Sturm war eine Laune der Natur, der trotz seiner Zerstörungswut von der Menschheit akzeptiert werden musste. Niemand, auch nicht Shin-Ra könnte so einem Sturm trotzen. Man musste damit leben. Wie Shin-Ra die Menschheit prägte, so tat es auch der Sturm. Shin-Ra, das Ergebnis der menschlichen Intelligenz, war genau wie der unaufhaltsame Orkan, dem sich keiner zu widersetzen vermochte...
 

Athena seufzte leise und lehnte ihren Kopf gegen die Fensterscheibe als es mit einmal blitzte. Der Regen hämmerte laut gegen das Glas. Schon seit geraumer Zeit hatte sie ein sehr unangenehmes Gefühl im Bauch. Vorhin als Genesis' Vater diese Worte seinem Sohne gegenüber aussprach, hatte sie das Gefühl als würden diese auch sie selbst treffen. Es war nicht leicht den Schmerz in Genesis' Gesicht einfach so mit einem Lächeln zu überspielen aber auf ihn einreden wollte sie auch nicht. Es war einfach eine Sache zwischen ihm und seinen Eltern und sie hatte Angst, Dinge zu hören, von denen sie ahnte, dass Genesis' Eltern darüber Bescheid wusste...
 

Vielleicht sehe ich das alles auch einfach nur zu kompliziert und dramatisch...
 

Sie schreckte leicht auf, als sie hinter sich das Knallen der Balkontür vernahm. Die Gardine klemmte im Türrahmen fest...Athena wandte sich vom Fenster ab und sah wie Genesis sich auf dem Balkon niederließ. Verwirrt ging sie zur Balkontür, zog diese wieder auf und blieb im Rahmen stehen. Der scharfe Wind blies ihr in das Gesicht während der Regen den gesamten Balkon beinahe überschwemmte. Ein Blitz nach dem anderen leuchtete in dieser Nacht am schwarzen, dick bewölkten Himmel auf. Draußen regnete es nun wirklich in Strömen, der Donner war schmerzhaft laut.

Aber diese Nacht war der Sturm nicht so intensiv, wie die vielen Male, die Genesis als Kind kannte. Ein starker Sturm folgte dem anderen an den Sommertagen die er in den Ferien mit Angeal verbrachte. Sie saßen bei Genesis zu Hause auf dem Balkon und hatten das Gewitter aufmerksam beobachtet bis gegenüber dem Grundstück ein Blitz in einen der Apfelbäume schlug. Genesis hatte sich so sehr erschrocken, dass er anfing zu weinen...als der Baum brannte, war er die Treppen runter gerannt zu seinen Eltern in das Wohnzimmer um sich von ihnen trösten zu lassen...
 

Der clevere Angeal hatte dem kleinen Genesis vorsichtig erklärt, dass es bei den Gewittern in Banora immer regnete und dass das Feuer sofort gelöscht werden würde, was an dem Abend auch der Fall war. Trotzdem hatte Genesis einige Probleme beim Einschlafen gehabt...
 

So ähnlich war es in dieser Nacht auch. Nur das Genesis Rhapsodos nicht mehr sechs Jahre alt war, sondern in den vielen Jahren zu einem hübschen, jungen Mann heran reifte. So saß er auch an dem Abend auf der großen Holzbank seiner Kindheit und blickte hinaus in die Dunkelheit, lauschte dem rasselnden Regen, der nun die Palmen und Sträucher goss und beobachtete die Blitze, die ab und zu vom Himmel rasten und wartete auf den Donner, der meist kurz danach kam...
 

Nur fühlte er sich nicht wie damals mit Angeal sehr aufgeregt weil die Blitze unheimlich toll und doch furchterregend aussahen, sondern er empfand momentan nichts als Leere...sein ganzer Kopf war leer. Total ausgeräumt, als hätte man alles darin gelöscht in kurzer Zeit. Er konnte lediglich nur an eine Sache denken, nämlich die, die seine Eltern und sich selbst betraf...
 

...du bist nicht unser Sohn, du warst es nie und du wirst es auch niemals sein...
 

Er bemerkte nicht einmal wie Athena in einem seiner großen Banora-Commercial-Shirts den Balkon betrat. Sie öffnete weiter vorsichtig die Tür nach draußen trotz des starken Windes und sah Genesis auf der Bank sitzen...sie fühlte sich nun genau so schrecklich wie er selbst bei diesem Anblick...
 

Das Einzige, was sie nun tun konnte und tun wollte war, ihm einfach nahe zu sein und zu zeigen, dass es Menschen gab, die ihn liebten. Wenn es seine Eltern schon nicht taten, dann würde sie es tun, selbst wenn sie niemals Genesis' Eltern ersetzen könnte...deswegen ging sie einfach lautlos auf nackten Füßen auf ihn zu, schlang vorsichtig ihre Arme um seinen Hals und schmuste sich von hinten an ihn, inhalierte seinen dezenten, männlichen und natürlichen Duft...
 

Der Regen...so beruhigend...
 

Mit leeren Augen blickte Genesis in ihrer Umarmung durch den Regen und seufzte niedergeschlagen. Athena drückte ihn etwas fester an sich und streichelte vorsichtig über seine Oberarme, schenkte ihm Zuneigung, Wärme, hielt ihn fest während sie geduldig wartete, dass er den innerlichen, derben Schmerz überwand...manchmal gab es eben nichts besseres, als zu weinen um die schmerzlichen Gefühle im Inneren loszuwerden...seelischer Schmerz tat ihm immerhin sehr weh...und im jetzigen Moment hätte er gedacht, dass nichts mehr schlimmer kommen könnte...
 

Aber er war sich zu schade um auch nur eine einzelne Träne zu vergießen.
 

Seine Eltern, seine eigenen Eltern hatten ihn also von Anfang an angelogen. Angelogen, hintergangen um ihn am Ende damit zu quälen für das, woran er sein ganzes Leben lang geglaubt hatte, ihm die Würde genommen, verletzt, ihn getäuscht, in Verwirrung zurückgelassen...die Liste war endlos.
 

'Monster' hatte sein Vater ihn so genannt...'Monster'...
 

Er war nur ein adoptiertes Kind, geboren in einem Forschungslabor und aufgewachsen in Banora bei einem kinderlosen Ehepaar, das er lieber nicht hätte kennen gelernt. Dieser Gedanke brachte Genesis fast bis an den Rand des Wahnsinn. In dem Moment wo er daran dachte was sein Vater ihm an den Kopf geworfen hatte, spürte er wie die stabile Säule in ihm zerbrach und er unter seinem eigenen Leid, seiner eigenen Trauer, seiner Wut begraben wurde...
 

Wäre Athena nicht bei ihm gewesen, hätte er auf der Stelle seine Verzweiflung in Wut umgewandelt und womöglich seinen Vater umgebracht...aber Athena hielt ihn davon ab auch nur ansatzweise seinen Zorn an Menschen auszulassen.
 

Sie hatte die Arme noch immer um ihn gelegt um ihm zu zeigen, dass sie da war um ihn davon abzuhalten, das Chaos in ihm die Oberhand gewinnen zu lassen.

Langsam löste sie sich nach ein paar Minuten von ihm um sich neben ihn auf die Bank zu setzen. Genesis sah noch immer hinaus zum Horizont wo die Baumkronen im starken Wind hin und her schwankten. Er versuchte sich zu beruhigen und fing wieder an zu frieren in dem kühlen Regen. Beide blickten sie in Gedanken versunken hinaus auf die Plantage...
 

Keiner von ihnen fand zunächst die Worte wieder. Es war so, als hätten sie sich nichts mehr zu sagen, als würden die gedachten Worte einfach gedacht bleiben. Doch Athena war nicht der Typ Mensch, der sich dazu zwingen ließ, sich tot zu schweigen.

Sie zog das lange Shirt über ihre nackten Knie, die sie mit den Armen umschlang und an sich drückte.

„Keine Sorge. Es ist alles in Ordnung.“
 

Alles in Ordnung. Alles in Ordnung...
 

Genesis sah Athena unsicher von der Seite an, die ihn mit vom Regen nassen Gesicht zu ihm auf lächelte. Sanft strich sie eine feuchte Strähne aus seinem Gesicht und kniff ihm kurz leicht aufmunternd in die Nase. „Lass dich nicht von deinem Vater beirren. Von keinem, hörst du?“
 

Der SOLDIER wandte den Blick wieder geradeaus und seufzte resigniert. Es hörte sich alles immer einfacher an als es war...
 

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche...ist für die Augen unsichtbar.“, sprach die Blondine weiter und lächelte etwas intensiver. „Du erinnerst dich an diese Weisheit?“, fragte sie mit schief gelegtem Kopf und spürte, dass der Regen langsam nachließ.
 

„Der kleine Prinz.“, antwortete Genesis überrascht. „Woher...?“
 

„Ich hab es gelesen.“, gestand Athena kichernd und spielte mit ihren Zehen während sie über ihre Füße strich. „Und das nicht nur einmal.“
 

Diese Antwort brachte Genesis doch ein bisschen das Erstaunen ins Gesicht. „Die literarische Umsetzung des moralischen Denkens und der Welterkenntnis des Autors hat mich...fasziniert. So sehr, dass ich es ganz oft wieder gelesen habe.“ Athena schmunzelte in den nur noch nieselnden Regen. Die Wolkendecke brach auf, der Wind wurde spürbar schwacher...
 

Sie legte vorsichtig den Kopf an die Schulter des SOLDIER.
 

„Alles in Ordnung, Genesis. Mach dir keine Sorgen. Ich bin bei dir.“
 

Ihre Worte ließen Genesis deprimiert seufzen. Er setzte alles daran, ihr zu vertrauen aber eine innere Stimme widersprachen den Worten Athenas. Es war schlicht und einfach schwer sich keine Sorgen zu machen. Dennoch brachte er sich soweit dazu auf, sein Bestes zu geben. Für ihn und für Athena. Er wollte sich nicht von seinen Eltern herab stufen lassen, dafür war ihm das eigene Leben viel zu wertvoll.
 

Angeal...was würdest du jetzt wohl sagen? Was würdest du mir raten wenn du hier wärst? Irgendwie...brauche ich deinen Ratschlag. Athena sagt, ich soll mir keine Sorgen machen, aber...es ist schwer. Mein Vater weiß Dinge über mich, die nicht einmal ich selbst weiß. Vielleicht hätte ich sie nie erfahren wenn ich vorhin dieses Gespräch nicht begonnen hätte. Wieso...wieso hat er mich 'Monster' genannt? Es klang nicht so als würde er es aus dem Bauch heraus sagen aufgrund seiner Wut...nein, er sagte es, als wäre es...die Wahrheit.
 

Als wären SOLDIER...Monster...
 

Athena erhob sich vorsichtig und stellte sich vor den SOLDIER, der sie resigniert betrachtete. Sie nahm seine Hände und zog ihn behutsam zu sich herauf. „Es ist kalt hier draußen. Du erkältest dich noch, wenn du länger hier sitzen bleibst.“

Mit einem sanften Lächeln erhob Genesis sich dann doch und folgte der Blondine wieder hinein in das warme Apartment. Jetzt käme ein heißes Bad sehr gut, nachdem der kalte Regen ihre Körper durchnässt hatte. Aber zu ihrem Pech war aufgrund des Stromausfalls auch die Heizung ausgefallen, somit mussten sie leider auf warmes Wasser verzichten.
 

Im Badezimmer suchte Athena nach einem großen Handtuch welches sie Genesis einfach über den Kopf stülpte. Es gefiel ihr gar nicht, dass er nun nur noch so depressiv förmlich vor sich hin vegetierte. Sie wusste, dass sie irgendwas tun musste. Irgendetwas, das ihn aufheitern würde. Etwas...das ihn vielleicht auch aufwärmte, denn seine kalte Haut brachte den ganzen Körper zum Zittern.
 

Ich merke, dass ich keine Ruhe haben werde, ehe ich nicht weiß, was mein Vater mit den Informationen beabsichtigte. Es gibt viele Dinge, die mir verheimlicht wurde, von denen Angeal und Sephiroth vielleicht auch nichts wissen. 'Monster', 'SOLDIER', 'Projekt G'...was soll das alles?
 

Genesis sah mit einem traurigen Lächeln auf als Athena sich mit ermahnendem Blick vor ihn aufstellte. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und strich ihm mit dem Finger kurz über die Nase. „Jetzt hör schon auf, dir Gedanken über alles zu machen. Ich meine...es tut dir nicht gut, wenn du dir den Kopf darüber zerbrichst.“, murmelte sie mit leichter Besorgnis in der Stimme und zog dem SOLDIER eine Decke über die Schultern. Genesis griff vorsichtig nach ihrem Handgelenk und hielt sie fest, solange bis Athena sich schweigend auf seinem Schoß nieder lies. Behutsam wickelte er die Decke um sie, drückte den Körper des Mädchens an sich.
 

„Ich weiß...es tut mir Leid.“, sagte er mutlos und strich der Blondine über die feuchten, langen Haare. Athena schmiegte sich lächelnd an ihn, lehnte ihre Stirn gegen seine Halsbeuge und betrachtete seinen ausgeprägten Kehlkopf.
 

Ich glaube es ist nicht gut, wenn du zu viel weißt, Genesis. Natürlich kann ich verstehen, dass du Gewissheit möchtest, denn du hast ein Recht darauf. Aber manchmal...gibt es einfach Dinge, die man lieber nicht erfahren sollte. Da bist du nicht der Einzige...bei mir ist es genau so. Manchmal wünsche ich mir, nie gewusst zu haben, dass ich in den Augen des Shinra-Konzerns etwas 'Besonderes' bin. Oder...ist es vielleicht besser, wenn einem die ganze Wahrheit vor Augen geführt wird?
 

„Ich meine es ernst. Mach dir keine Sorgen. Du bist ein SOLDIER, schon vergessen? Du hast deine Ehre, deinen Stolz...das kannst du alles nicht einfach so wegwerfen.“
 

Ja. Vielleicht sind es dieselben Worte, die Angeal jetzt auch an mich gerichtet hätte. Die Ehre ist das Einzige, was mir als SOLDIER bleibt, ganz egal, was passieren wird. Und das darf ich niemals vergessen.
 

Athena kraulte zart seine Brust und fing an sanfte Küsschen an seinem Hals zu verteilen. Er roch so unheimlich gut und jetzt, wo sie ihm so nahe war, packte sie die Neugierde, ihn einfach sinnlich zu berühren...

„Es wird alles gut werden...“, flüsterte sie leise und lächelte zaghaft, strich zärtlich über Genesis' Wange und richtete sich wieder auf um in die beiden Eiskristalle des SOLDIER zu blicken. Er spürte, wie sein Herz in der Brust aufgeregt pochte so als würde es jeden Moment heraus springen...diese Aufregung machte ihn ganz nervös. Er sah ihr in die grünen Augen, befreite ihr feuchtes Gesicht von nassen Haarsträhnen und packte ihre Taille um sie hoch zu heben. Schweigend trug er sie in das hintere, wärmere Zimmer und ließ sie auf dem gemachten Bett wieder runter bevor er die Tür schloss.
 

„Ich sollte...ein bisschen schlafen.“
 

Athena blieb auf dem Bett sitzen und beobachtete Genesis, wie er eine Kerze anzündete um wenigstens ein bisschen was sehen zu können in der Dunkelheit und öffnete danach seinen schwarzen Morgenmantel, diesen auszog und ihn über einen Stuhl legte. Er blieb vor seinem alten Kleiderschrank aus Eichenholz stehen und sah hinein. Es lag alles an kleinen Schätzen noch immer alles haargenau so darin verstaut, als er von hier nach Midgar gegangen war um SOLDIER zu werden...

Athena betrachtete sein breites Kreuz, seinen muskulösen Rücken. Mit einmal merkte sie, dass ihre Blicke recht neugierig waren. Genesis bot ihr einen Anblick, den sie nicht alle Tage sah und vielleicht war sie deswegen so neugierig. Ihr fehlten die richtigen Worte, um diese hübsche Nacktheit vor sich zu beschreiben...Sie konnte einfach nicht wegsehen, auch wenn sie es sich innerlich lieber gewünscht hätte, sie würde es tun...
 

Genesis jedoch, blieb vor dem Schrank stehen ohne sich umzudrehen. Er spürte ihre Blicke in seinem Nacken nur zu gut...aber er fühlte sich gerade sehr ruhelos.
 

Athena spürte wie ihre Hände feucht wurden und anfingen zu zittern vor aufkeimender Nervosität. Sie kniete sich auf das Bett, streifte sich das Shirt über den Kopf. Zaghaft griff sie hinter ihren Rücken, öffnete den Büstenhalter mit zittrigen Fingern. Auch das Unterhöschen fand seinen Weg zu der übrigen Kleidung...
 

Mit einem leisen Keuchen zuckte Genesis leicht zusammen, als er den kühlen Körper des Mädchens an seinem Rücken spürte. Ihre Hände strichen bebend an seinem Bauch hinab bevor sie ihn sanft an sich drückte. Der SOLDIER schluckte schwer und schloss die Augen während ihm ein eiskalter Schauer über den Rücken lief...
 

Seine Gedanken waren mit einmal wie weggeblasen. Alles...alles woran er dachte, war plötzlich verschwunden, vertrieben aus seinen Gehirnwindungen. Als wäre sein Kopf leer und nur noch dazu da, dieses Mädchen hinter sich zu lieben...
 

Sie biss ihm zart in die Ohrmuschel und kicherte frech.
 

Was...was tue ich eigentlich hier? Was ist...mit mir los? Warum...?
 

Schweigend lauschte er ihrem schweren Atem, welcher sein Ohr nun streifte. Warme Lippen zupften an der empfindlichen Haut seines Halses. Genesis presste die Zähne zusammen als ihre Fingernägel für den Bruchteil einer Sekunde sich ein bisschen unsanft in seine Muskeln drückten...
 

Ihre Hände wanderten unterhalb seiner Hüfte, blieben dort still liegen. Athena schmiegte sich an seine Schulterblätter, spürte mit einem Mal die Hitze in ihrem Gesicht...stumm und nicht dazu fähig, irgendetwas jetzt zu sagen, packte sie zu.
 

Genesis umfasste in dem Moment ihre Handgelenke erneut, befreite sich somit aus ihrer Umarmung und wandte sich ihr nun langsam zu. Ihre Augen...ihre Augen leuchteten so unheimlich, dass sie schon wieder schön waren...
 

So schön...so unglaublich schön. Wie die Göttin aus LOVELESS...und noch viel schöner...ich bin dir vollkommen verfallen, ich...ich habe das Gefühl all meine Sorgen, meine Ängste, mein Leid zu vergessen, wenn ich...dich sehe, deine Stimme höre...deinen Worten lausche, egal ob sie für mich verständlich sind, oder nicht...du gibst mir das Gefühl, nicht allein zu sein...und ich merke jeden Tag mehr, wie viel zu mir bedeutest. Mehr als Shin-Ra, mehr als LOVELESS, mehr als den Planeten...Athena, bitte...bitte verlasse mich nicht, ja?
 

Bitte...bleib bei mir. Ich weiß, dass ich dich brauche. Gerade jetzt, gerade in dieser Zeit, wenn ich merke, dass ich innerlich zerbreche...brauche ich deine Unterstützung.
 

Genesis stieß leicht mit seinen Zähnen gegen die des Mädchens, drückte seine Zunge neugierig in ihren warmen Mund. Der anfänglich zaghafte Kuss war keineswegs länger zurückhaltend und vorsichtig sondern entfachte sich als ein leidenschaftliches, beinahe kämpferisch heißes Zungenspiel welches in lodernden Flammen entbrannte und die innerliche Erregung ihrer sensiblen Körper stimulierte...
 

Doch...die Nervosität, diese dauernde Spannung in ihm, übernahm schon bald die Überhand. So sehr er es sich gewünscht hatte, sich beherrschen zu können; sein Verstand war schon lange abgeschaltet.
 

Athena stolperte rückwärts auf das Bett zu, schlag dabei ihre Arme um seine Schultern. Ein blonder Fächer aus langen Haare breitete sich auf der Matratze aus auf der sie lag.
 

Hätte sie es nicht gewollt, dann hätte sie sich mit Händen und Füßen geweigert.
 

Ein sehr kurz anhaltender Schmerz trieb beinahe einen Schrei aus ihrer Kehle.
 

Es war ganz und gar nicht seine feine Art, so mehr oder weniger rücksichtslos über ein Mädchen herzufallen. Genesis würde es bereuen, früher oder später. Aber gerade jetzt hatte er nur noch dieses Mädchen vor Augen, dessen Körper so heiß, weich und süß war wie ein warmer Apfelstrudel...
 

Athena öffnete vorsichtig die vertränten Augen, blinzelte eine kleine Träne nach der anderen hinweg, nachdem der erste Schmerz überwunden war. Wie sie ihn liebte...dieser süße Schmerz, der nun von dem Gewicht des SOLDIER auf ihr vollkommen getilgt wurde...

Sie presste seinen Körper verlangend an sich. Er griff sanft aber kräftig in ihr Haar, berührte das weiche, blonde Haar zwischen seinen Fingern, hielt ihren Kopf fest und ließ sie kurz danach wieder los...

Er wusste, er würde ihr aufgrund der eigenen extremen Anspannung weh tun. Aber die Euphorie trieb ihn dazu, das zu tun, was jeder Mann in seiner Situation getan hätte...und von Zurückhaltung wollte er im Moment wirklich nichts hören, so sehr er sich immer wieder darum bemühte.

Sie schaute gen Decke und hielt sich an Genesis fest, strich ihm über den Rücken und lauschte mit einem glücklichen Lächeln seinem keuchenden, heißen Atem, hob vorsichtig seinen schweren Kopf leicht an, sodass sich ihre Blicke wieder für einen kurzen Moment trafen. In seinem feuchten Gesicht war die Anstrengung, Erregung und Faszination gleichzeitig geschrieben und diese Erkenntnis machte Athena irgendwo sehr, sehr glücklich...

Das raue, tiefe Stöhnen in ihren Ohren zeugte von der ganzen Männlichkeit des SOLDIER. Es klang so schön...so einzigartig und wundervoll. 'Sexy' konnte man vielleicht auch sagen.
 

Es ist wirklich alles in Ordnung, Genesis...
 

„...ich liebe dich...sehr...“, murmelte sie zufrieden, leise, kaum merkbar und lächelte. Genesis erwiderte trotz allem dieses zärtliche Lächeln seiner Schönheit unter ihm und ließ sich dann kraftlos auf dem zierlichen Körper der Blondine nieder. Ja, vielleicht konnte er auch von Glückseligkeit sprechen...
 

Es war wie ein Rausch. Ein langer, ausgiebiger Rausch, der ihn vollkommen verkrampfen ließ und dann doch wieder viel zu kurz und zu schnell war...
 

Liebevoll kraulte Athena sein nun warmes, verwuscheltes Haar, zupfte nachdenklich an den Strähnchen herum und wartete geduldig, bis in dem erhitzten Körper des SOLDIER die endgültige Ruhe eingekehrt war...Ruhe von den Strapazen dieses Tages. Sein Kopf war noch immer leer und es tat ihm außerordentlich gut, sein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Der abklingende Rausch läutete seinen angenehmen Schlaf ein...

Athena küsste die verschwitzte Stirn ihres Freundes und drückte ihn vorsichtig an sich. Sie gönnte ihm die Ruhe, hatte selbst aber große Schwierigkeiten damit, ein zu schlafen.
 

Erst als das kleine Teelicht, welches den Akt der Liebe einzig beobachtete, erlosch, ließ Athena sich von der Müdigkeit in einen süßen Traum leiten...
 

Und es war kuschlig warm. Auch ohne Ofen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück