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Lost Prince

Krieg auf Aira
von

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Arcan, das gespaltene Land

Der Nachmittag in Ikana verging zügig. Nachdem Avrial Siri über Ikanas Geschichte aufgeklärt hatte, half sie seinen drei Bediensteten bei der „Hauspflege“. Zwar sah es der Magier nicht gern, wenn ein Gast den Besen schwang, doch Siri entfernte freiwillig die Spinnweben in den Ecken – es ging ihr auf die Nerven, dass wann immer sie sich entspannen wollte, eine Spinne ihr von oben zugrinste.

Keine Stunde später wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und blickte zufrieden in ihre Lieblingsräume, die nun frei von jeglicher Art Kabbeltieren waren. Nun aber konnte sie Avrial nicht mehr finden. Die junge Frau sah in allen Wohnzimmern nach, suchte in der Küche und im Speisesaal nach ihm. Selbst in seinem Zimmer war er nicht aufzufinden.

Schließlich entschloss Siri sich, ihre Suche auszuweiten und ging im Erdgeschoss, im linken Flügel, einen langen Flur entlang, den sie noch nicht erkundet hatte. An den Wänden hingen kostbare, alte Gemälde – von Fürsten, Rittern und künstlerische Darstellungen der Insel Ikana.

Sie erreichte die Tür am Ende des Ganges und stellte fest, dass dort Licht brannte. So stieß sie diese vorsichtig auf und blickte anschließend im großen Raum umher: Bücher, Bücher jeder erdenklichen Art in hohen Regalen. Bevor Siri mit dem Schauen richtig fertig war, erblickte sie vor sich einen langen Holztisch mit vielen Stühlen. Sie ging darauf zu und setzte sich, als Avrial, mit einem Buch in der Hand, um die Ecke auftauchte.

„Oh.“, gab der Magier von sich, als er Siri entdeckte und nun schmunzelte. „Willkommen in meiner Bibliothek.“

„Wow, so viele Bücher… hast du die etwa alle gelesen?“

„Die meisten, ja.“, er stellte das Buch zurück ins Regal, „Es hat sich einiges im Laufe der Jahre angesammelt.“

„Das ist beeindruckend… so viel Wissen, das in diesem Raum stecken muss!“

Avrial nickte darauf: „Allerdings. Es war mein Zeitvertreib, möglichst viel Wissen zusammen zu tragen.“

„Hast du auch Bücher aus deiner Heimat hier?“

„Meiner Heimat…?“

„Na aus Arcan!“

„Ach so ist das gemeint.“, er setzte sich zu ihr, „Nun Siri, Ikana ist meine Heimat. Ich bin in Desteral aufgewachsen.“

„Oh. Entschuldige…“

„Das konntest du doch nicht wissen… Bücher aus Arcan habe ich aber gesammelt, ja. Das Wissen seines Volkes sollte man sich immer bewahren.“

„Oh toll! Darf ich eines lesen?“

Der Magier musste lachen. „Es tut mir Leid, aber du wirst sie nicht lesen können; die Bücher sind in arcanisch geschrieben.“

„Oh…“, Siri seufzte, „Schade.“

„Nun – soll ich dir etwas über Arcan erzählen?“

„Das wäre toll! Ich meine, sehr gerne.“

Avrial schmunzelte, ehe er überlegte. „Wo fange ich am Besten an… hm.“

„Bei der Sprache – fang gleich bei der Sprache an.“

„In Ordnung… Nun, es gab zu Beginn eine gemeinsame Sprache in Arcan, genannt arcanisch. Als sich das Land entzwei teilte, veränderte sich diese Sprache. Es gibt noch heute einige alte Schriften, Aufzeichnungen und wertvolle Magiesprüche, die in der alten Sprache geschrieben wurden. Man nannte sie fortan altarcanisch. Die Worte von damals klingen dem neuen arcanisch ähnlich und doch gibt es Unterschiede. Es ist wichtig, beide Sprachen zu können, auch wenn altarcanisch nicht mehr gesprochen wird.

„Wieso wird es nicht mehr gesprochen? Was ist denn passiert, dass sich Arcan entzwei teilte?“

„Ganz genau kenne ich die Hintergründe nicht; ich bin am Ende der letzten Ära geboren und habe von dem Ereignis kaum Kenntnis genommen. Aber es wird erzählt, dass sich das Land, als sich zum ersten Mal die dunkle Magie ausbreitete, in zwei Teile spaltete. Die dunkle Magie übernahm den gesamten Osten, weshalb dieser verlorene Teil Altarcan genannt wurde. Arcan selbst existierte danach noch ein halbes Jahrhundert, ehe die dunkle Magie voran schritt und die Arcaner zum Krieg innerhalb des eigenen Volkes zwang. Das Resultat aus diesem Krieg war, dass die verbliebenen Bewohner flüchteten und ein sehr dünn besiedeltes Land zurück ließen. Mittlerweile sind auch die dunklen Magier sehr selten geworden… es steht nichts über sie geschrieben, aber ich persönlich gehe davon aus, dass sie sich gegenseitig dezimiert haben, als es nichts mehr zum Zerstören gab.“

„Du meine Güte… klingt, als wäre die dunkle Magie eine Seuche gewesen.“

„Hm… damit habe ich sie noch gar nicht verglichen – aber der Gedanke gefällt mir.“

„Und… was liegt hinter Altarcan? Ich meine, der Kontinent hört doch nicht bei Arcan auf, oder?“

Siri brachte den Magier zum lachen; er musste kurz den Kopf schütteln, ehe er sprach: „Natürlich hört der Kontinent nicht bei Arcan auf… Azamuth und Desteral liegen am linken Ende; hinter Arcan liegt ein weiteres, von Menschen besiedeltes Land. Es ist sehr spannend darüber zu lesen, da die Sprachen, Gewohnheiten und Gerätschaften völlig anders funktionieren als in Desteral – sie arbeiten viel mit Edelsteinen und Metallen, ich glaube, dass das Land darum im Volksmund auch „Mondland“ genannt wird. Vielleicht kommt der Name aber auch von den dort lebenden Mondengel.“

„Mondengel?“

„Ja, das sind-“, Avrial suchte nach Worten, „Mondengel sind Verwandte der Engel, die in Desteral leben. Im Gegensatz zu den hier lebenden, haben diese Engel keine weißen oder gelben Flügel, sondern graue oder blaue. Legenden besagen, dass die Engel vom Mond herabstiegen…“, er schmunzelte, „Aufgrund meines Wissens kann ich dir aber sagen, dass das nicht stimmen kann.“

„Wieso nicht?“

„Weil es auf dem Mond kein Leben gibt.“, nun stand Avrial auf, „Keine Atmosphäre, die Mondengel zum Atmen hätten. Es wäre ziemlich kalt dort oben.“

„Aw. Manchmal kann Wissen einem die schönen Vorstellungen entzaubern.“

„Haha, das tut mir Leid… ich weiß was du meinst, vieles möchte man gar nicht wissen.“

Siri nickte darauf, als Avrial lächelnd zur Tür ging. „Ich glaube… das war genug Unterricht für einen Tag. Hast du Lust auf einen Tee?“

„Und wie!“, so Siri, die ihm sogleich folgte, „Meinen bitte mit viel Zucker!“

Auch wenn es die junge Frau nicht so sehr merkte – Avrial freute sich, endlich einen Gesprächspartner gefunden zu haben. Man könnte sogar meinen, dass er in den einem Tag, den Siri im Schloss verbrachte, mehr gelächelt hatte, als im vergangen halben Jahrhundert der Einsamkeit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Azahra
2012-10-12T09:15:38+00:00 12.10.2012 11:15
Zu diesem Kapitel gibt es heute von meiner Seite aus nicht viel zu sagen.

Es ist schön kurz und informativ gehalten :)

cucu
Azahra


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