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Lost Prince

Krieg auf Aira
von

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Frieden kehrt ein

Als der engstirnige Engelsanführer einen Lichtpfeil aus der Armbrust abdrückte, gingen Siri in diesem sehr kurzen Moment zwei Dinge durch den Kopf: Erstens, der türkise Stein um ihren Hals wird sie nicht beschützen – ein Lichtpfeil verflucht nicht, sondern erlöst für normal. Zweitens dachte sie sich, es wäre wohl doch besser gewesen, sich nicht zwischen die rivalisierenden Völker zu stellen…

Avrial konnte nichts tun. In dem Moment, wo er zu ihr lief, befreite sich Furah und verschwand, auf und davon. Lyze stand mit Aira zu weit hinten, um rechtzeitig einen Pfeil hätte aufhalten können – zwar hielten sofort sämtliche Engel ihren wahnsinnigen Anführer fest, doch war es zu spät.

Aus schicksalhaften Gründen aber, traf der Pfeil nicht Siri, sondern ihren Freund Mica, der ihr, schon seitdem sie Destercity verlassen hatte, ungesehen gefolgt war. Im zukunftentscheidenden Moment enthüllte er seine Gestalt und warf sich vor Siri; er war schon seit langem an ihrer Seite gewesen.

Erst als der Pfeil seinen Brustkorb durchbohrte und er zu Boden ging, begriffen alle Anwesenden, was gerade geschehen war: eine Muse aus Azamuth hatte sich, um seine menschliche Freundin mit desteralischen Wurzeln zu retten, vor sie geworfen und sich geopfert.

„Micaaa!“, Siri stieß einen verzweifelten Schrei aus, ging auf die Knie und rüttelte an ihm, als zur selben Zeit der Engelanführer von seinen eigenen Leuten festgenommen wurde: „Ist Ihnen bewusst, dass Sie gerade eine Unschuldige erschießen wollten?!“

Der Anführer lachte, sprach, wie als wäre er im tiefen Wahn: „Seid nicht blind, im Krieg gibt es keine Unschuldigen! Ihr solltet das am Besten wissen! Niemand ist das!“

Es war traurig, dass es soweit kommen musste. Einer seiner Männer übernahm statt ihm das Kommando, sprach zu dem einstigen Anführer, während ihm die Handfesseln angelegt wurden: „Sie haben gegen eine wichtige Regel verstoßen… im Namen unserer Herrin sind Sie hiermit verhaftet und werden vor das Gericht gestellt.“

Zur selben Zeit lag Mica in den Armen von Siri. Ihre Freunde, der Halbengel und der Arcaner kamen herbei. Lyze wollte näher herantreten, doch hielt ihn Avrial für das Erste zurück.

„Mica… Mica, warum?“, sie drückte traurig seine Hand und sagte kaum hörbar ihre Worte. „Wieso hast du das getan?“

Der Brustkorb der Muse hob und senkte sich nur mehr flach. Trotz des tödlichen Pfeils schien er noch einen Hauch von Leben in sich zu tragen. Er drehte den Kopf und öffnete leicht seine grünen Augen, sah dabei ein wenig lächelnd in Siris verzweifeltes Gesicht. „Weil… weil du leben musst.“

Sie verstand nicht ganz, wollte ihm aber nicht unnötig noch mehr Fragen stellen. Nach einer kurzen Pause begann Mica weiter zu sprechen: „…Mein Leben ist seit geraumer Zeit vorüber-“, er zuckte kurz in Schmerzen, was Siri noch mehr besorgt werden ließ, „W-wenn… wenn nicht heute, dann in ein paar Tagen… und wie ich dann gegangen wäre…, ich will nicht wissen, wie ich sterben müsste… Aber- aber du weißt, nach einer sehr schlimmen… Erfahrung, folgt immer eine Gute… merke dir das.“

Seine Stimme wurde mit jedem Satz leiser und leiser. Siri schaute ihm lange in sein Gesicht, nebenbei begann ihr eine Träne nach der anderen über die Wangen zu laufen. Ohne es zu wissen. Sie sah an seinem schwachen Körper hinab, bis hin zum Pfeil, der dabei war sich in einem sanften Licht aufzulösen und Mica langsam mit sich nahm. „Mica…!“, nun geriet sie wieder mehr in Panik, als er sich Stück für Stück im Nichts aufzulösen schien.

„Weißt du, Siri…“, sein Händedruck wurde nebenbei schwächer, doch sein Lächeln blieb ihm bis zum Schluss. „…Ich bin dankbar, bei dir sein… zu dürfen.“

Nun verschwand er fast gänzlich im grellen Licht, als Siri ihn noch schnell fest an sich drückte und seinen Namen zum letzten Mal in die Welt herausschrie. Dann war nichts mehr übrig. Er schien nie existiert zu haben.

Siri saß noch eine ganze Weile sich selbst umklammernd am Boden, ehe sie sich krümmte und begann richtig zu weinen.

Lyze und Avrial knieten sich zu ihr. So gut es ging versuchten sie ihrer Freundin in der schwersten Stunde ihres Lebens beizustehen; Avrial kannte dieses Gefühl nur allzu gut.

Rund um sie hatten die drei rivalisierenden Gruppen alles mit angesehen; und zum ersten Mal in der Geschichte Airas waren es die Dämonen, die zuerst ihre Waffen niederlegten. Tarrence schüttelte nur mehr den Kopf und war der Meinung, dass dieser Tod mehr als nur ein Opfer war: ein Zeichen, dass allen Völkern klarmachte, wie unsinnig Kriege untereinander eigentlich waren.

Nach den Dämonen kamen die Rebellen. Dann legten die Engel ihre Armbrüste zur Seite.
 

Es war kurz nach Mittag, als tief im Wald, vor einem Rebellenversteck, die Friedensabkommen geklärt wurden. Siri saß schwer erschüttert, aber schon weitaus weniger aufgelöst als vorhin im Versteck, auf einem kleinen Fels und ließ ihre Beine baumeln. Ein wenig spürte sie einen leichten Luftzug, als drei Engel mit dem wahnsinnigen Anführer an ihr vorbei schritten und dabei waren, ihn abzuführen. Sie sah kurz auf und suchte ihre Freunde: Lyze stand mit seiner Schwester Aira bei den Rebellen und besprach mit ihnen etwas, aber wo war Avrial?

Er schien nicht mehr da zu sein.

Vielleicht war er absichtlich gegangen, ohne sich zu verabschieden, um den Abschied nicht allzu schwer zu machen; vielleicht hatte er aber auch nur einen kleinen Schatten seines Erzfeines wahrgenommen, der ihm vorhin entwischt war.

Plötzlich fühlte sie eine Hand auf ihrer Schulter: Vilior, der wieder bis zur Nasenspitze in einem Mantel eingehüllt war, stand nun mit Tarrence neben ihr und erklärte die Situation: „Wir haben uns geeinigt. Die Engel lassen uns in Frieden, wenn wir versprechen sie und Desteral in Frieden zu lassen…“, er schmunzelte unter seinem Mantel, „Vielleicht können bald die Grenzen geöffnet werden – dann könnten alle Völker und Dämonen beisammen leben!“

„Das ist toll…“, meinte Siri mit zittern in der Stimme, noch immer wegen vorhin, „Dann kehrt ihr also heim?“

Der Prinz nickte. „Ja. Ich werde den Thron meines Vaters annehmen. Nie wieder soll eine Schlacht wegen sinnlosen Kleinigkeiten beginnen – zumindest das konnte ich lernen.“

„Und ich werde dafür sorgen, dass unser Prinz sein Wort hält.“, Tarrence mischte seinen Satz schmunzelnd hinzu.

Siri antwortete darauf nicht mehr, nickte aber mit einem zufriedenen Lächeln, ehe der Schattenprinz und dessen Ritter zu den restlichen Dämonen abzogen.

Eine kurze Weile starrte sie mit einem großen Seufzer zu den Wolken. Desteral war frei – Siri war frei. Es war für sie eine enorme Erleichterung und trotzdem ein schwerer Stein im Herzen, Mica verloren zu haben. Während sie in den Himmel starrte, bemerkte sie nicht, dass ihr abermals eine einzelne Träne die Wange entlang lief.

„Siri…“, Lyze stand vor ihr, mit seiner Schwester an der Hand. Erst als sie aus ihren Gedanken gerissen zu ihm blickte, begann er zu lächeln und sprach: „Es ist vorbei. Die Engel haben keine Macht mehr über mich; Aira und ich werden nach Hause gehen.“

„Nach Hause…“, Siri wiederholte seine Worte, als sich der Halbengel zu Aira umdrehte, da sie an seiner Hand zog.

Nach Hause. Siri könnte nach Azamuth zurückkehren; höchstwahrscheinlich dürfte sie sogar im Schloss bei Vilior leben, doch… sie war nun mal kein Dämon.

„Lyze?“, sie wartete, bis er fragend zu ihr sah. Nebenbei wischte sie sich die einzelne Träne von der Backe, ehe sie traurig lächelnd sprach: „Kann ich… kann ich mit euch kommen?“, kurz trat Stille ein, „Jetzt wo Mica nicht mehr da ist und so… habe ich in Azamuth eigentlich nichts mehr verloren… und Avrial war so schnell weg, dass ich ihn nicht mehr fragen konnte… na ja, ich- da dachte ich mir, bevor man auf der Straße lebt-“, sie sah überrascht auf: Lyze streckte ihr lächelnd seine zweite Hand entgegen.

Zuerst mit zögern, dann mit einem leichtem Gefühl von Glück kletterte sie vom Fels herab und gab ihm ihre Hand.

Siri links, mittig Lyze, rechts Aira. Zu dritt verließen sie diesen Wald und dessen schrecklichen Erinnerungen.

Es war der Wald gewesen, in dem Siri vor knapp einem Monat noch ohne Bewusstsein aufgewacht war – nun kehrte sie mit einem völlig neuen Leben ihrem Alten den Rücken zu.
 


 

Nicht lange musste die Zeit verstreichen, da beschloss Desteral zum Schutz aller Bürger einen gemeinschaftlichen Vorsitz, bestehend aus den vier Herrschern jedes Volkes, zu gründen. Darunter waren der menschliche Bürgermeister von Destercity, die Herrin der Engel, der älteste und somit weiseste aller Arcaner Desterals und als Vertreter Paloozas, ein Löwenmensch aus einer Königsfamilie des Tiermenschenreiches.

Mit König Vilior brach auch für Azamuth eine ganz neue Zeit an; von nun an würde ein langer Frieden zwischen den Ländern stattfinden.

Und so war es auch, eine lange Ewigkeit.

Doch keiner ahnte zu der Zeit, dass ein längst vergangener und doch neuer gemeinsamer Feind den Frieden Airas stören würde…

Doch dies ist eine gänzlich eigene Geschichte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Azahra
2013-07-16T07:58:45+00:00 16.07.2013 09:58
*schniff* Der arme Mica, die arme Siri....... Du bist wirklich fies :p
Ansonsten war es sehr schönes Ende. Deine Geschichte an sich hat mir wirklich sehr gut gefallen und in den nächsten Wochen werde ich mit dem zweiten Teil beginnen.
Mach weiter so :)
Antwort von:  Ireilas
17.07.2013 00:05
Herzlichen Dank fürs Lesen, kann ich nur immer wieder betonen ^^
Die zwei Bonusgeschichten handeln übrigens nach dem Krieg, einmal um Lyze und einmal um Avrial. So als Anhang. Ist nicht unbedingt relevant für die zweite Geschichte, doch versteht man so ein paar Dinge besser. ^^

Grüße, schönen Abend und gute Nacht. :)
Antwort von:  Azahra
17.07.2013 17:03
Kein Problem :) Mir gefällt deine Geschichte sehr, deswegen werde ich ja auch weiterlesen. Die Bonusgeschichten schau ich mir auch demnächst an :3
Von:  SunnyFlower
2010-04-26T11:31:29+00:00 26.04.2010 13:31
Oh~ Das ist das letzte Kapitel óo

"Zweitens dachte sie sich, es wäre wohl doch besser gewesen, sich nicht zwischen die rivalisierenden Völker zu stellen…"

Das fällt ihr aber früh ein ^^° Siri spring weg! >o<

"In dem Moment, wo er zu ihr lief, befreite sich Furah und lief auf und davon."

Furah ist so ein Feigling, echt! xD° Er ist auch ziemlich selbstsüchtig - hat er denn kein Mitleid mit der "süßen" Siri?^^°

"Aus schicksalhaften Gründen aber, traf der Pfeil nicht Siri, sondern ihren Freund Mica, der [...] unsichtbar gefolgt war."

Oo...Oh nein, nicht Mica ;_____________;

"Der Anführer lachte, sprach, wie als wäre er im tiefen Wahn"

Da ist wohl jemand durch dem Krieg schwachsinnig geworden ^^° Oder die Macht/Verantwortung/nennswieduswillst ist ihm zu Kopf gestiegen |D

"„Sie haben gegen eine wichtige Regel verstoßen…[...]"

...Wenn die Engel keine Unschuldigen töten dürfen, würden sie dann auch keine unschuldigen Dämonen töten?^^ Oder fällt bei denen die Regel sonderbarer Weise weg? xP

"„Weil… weil du leben musst.“"

Das ist gemein, dass Mica auf diese Weise stirbt óo Zwar hat er Recht und es ist in gewisser Weise besser als Däumchen drehend auf sein Ende zu warten, aber trotzdem, er macht doch so Siri nur noch mehr Kummer >< Die Arme tut mir so Leid...*Siri pat*

"Dann war nichts mehr übrig. Er schien nie existiert zu haben."

Awwwwwww~ ;___; Je öfter ich das lese, desto rührender wird es für mich :<

"Ein Zeichen, dass allen Völkern klarmachte, sie unsinnig Kriege untereinander eigentlich waren."

Leider braucht es immer erst so ein Zeichen óo Konnten die Völker nichteinmal ihren Verstand benutzen?! ><

"Vielleicht war er absichtlich gegangen, ohne sich zu verabschieden, um [...] entwischt war."

Wenn er wirklich Furah hinterhergejagt ist, wäre das sehr fies ><° Die beiden können sich auch noch später die Flüche und Sprüche um die Ohren schmeißen - -° Ich würde auch eher darauf tippen, dass er es Siri nicht noch schwerer machen wollte, oder gar sich selber ^^°

"Wir haben uns geeinigt. Die Engel lassen uns in Frieden, wenn wir versprechen sie und Desteral in Frieden zu lassen…"

Ah, das ist ein Abkommen á la "Lasst uns in Ruhe dann lassen wir euch auch in Ruhe xD°" - Manchmal ist die Lösung doch recht simpel^^

"Während sie in den Himmel starrte bemerkte sie nicht, dass ihr abermals eine einzelne Träne die Wange entlang lief."

Awww~ óo Ich will sie im Arm nehmen! >o<

"„Kann ich… kann ich mit euch kommen?“"

Ich mag die Szene - Irgendwie ist es niedlich, wie Siri Lyze versucht zu erklären, dass sie alleine ist, obwohl er das doch weiß! xD° Nunja, ganz allein ist sie ja nicht^^ *schmunzelt* Jetzt kann sie endlich in Ruhe einen Neuanfang starten und weiß, wer sie ist^^

"Nicht lange musste die Zeit verstreichen, da beschloss Desteral zum Schutz aller Bürger einen gemeinschaftlichen Vorsitz."

Cool! :3 Das ist doch mal eine gute Regelung! x3~

"Doch keiner ahnte zu der Zeit, [...]Doch dies ist eine gänzlich eigene Geschichte."

Will lesen! x3 *Autorin umwerf* Los Los, Schreib! xD°
...Ehem. Zu Schade, dass die Geschichte zu Ende ist, es hat echt Spaß gemacht, sie zu lesen^^ x3

Ich ziehe meinen Hut vor dir und deinen Schreibtempo, schließlich ist die Geschichte noch nichteinmal ein Jahr alt und schon (nahezu) fertig (99%?) :3
In diesem Sinne: *Geschenk überreich und Konfetti werf* Herzlichen Glückwunsch zur Abschließung von "Lost Prince" Sirilein!!! x3 Auch wenn das Ende zum Teil sehr traurig war, ist es besser als jedes perfekte Happy-End ^-^

*wegtapsen tu*

Sun^^


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