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Eine definitiv überraschende Weiterführung.
von

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Erste Störung: Aufklärung.

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Interferenz – Eine definitiv überraschende Weiterführung.

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Erste Störung: Aufklärung.

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Die Charaktere gehören mir nicht, sie gehören Rumiko Takahashi. Da ich weder weiblich noch kleinwüchsig bin, schließe ich, dass sie mir auch nie gehören werden. Die Welt ist ebenfalls nicht die meine. Sie ist dem Ideenreichtum von Warner Bros. und Columbia Pictures zu verdanken.

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Zum komfortablen Lesen empfehle ich Html-Ansicht einzustellen.

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////// 2017 //////
 

Der Mann atmete tief ein und aus. Routinemäßig sondierte er das Gelände, auf dem Ruinen aus Trümmerfeldern hervorsprossen wie Kornblumen. Wenn man den Anblick der zerstörten Stadt mit dem des Himmels verglich, so fand sich kein nennenswerter Unterschied.

Beide waren grau und genauso tot.

Die Sonne, das Licht des Lebens war ausgeknipst. Seit Jahren schon war kein einziger ungefilterter Lichtstrahl auf die Erde herabgefallen. Dicke Wolkendecken übertünchten den Blick nach oben mit einem bedrückenden Schiefergrau.

Der Mann rückte die Kevlarweste zurecht, er war Soldat. Sein Outfit war in grauschwarzen Farbtönen gehalten, wodurch er kaum Aufmerksamkeit auf sich zog. Das war wichtig. Tarnung war immerhin gleichbedeutend mit Überleben.

Den Rest besorgte der AK-74-Karabiner über seiner Schulter.

Behutsam zog er die Waffe ab und drückte die Schulterstütze in die Armbeuge. Das verringerte die Möglichkeit bei einem wichtigen Schuss zu verwackeln und das Ziel zu verfehlen.

Er blinzelte rechtsäugig durchs Visier. Augenblicklich war er sechsmal näher an der Stadt dran. Autowracks, die ineinander verkeilt waren, vor Jahren zerschlagene Fensterscheiben und eingeretene Türen zeichneten ein düsteres Bild. Der Maler war der Mensch selbst gewesen. Elektrizität suchte man hier vergebens.

Der Soldat seufzte erleichtert.

Es sah ganz so aus, als bliebe ihm die Anwendung der Waffe heute erspart. Auf den ersten Blick war die Luft rein. Er war dennoch nicht dumm genug ohne Weiteres auf die Stadt zuzulaufen. Noch immer konnten stationäre Geschütze oder die eine oder andere Patrouille unterwegs sein.

Er begab sich in eine gebückte Haltung und rückte vor.

Sand dämpfte die Schritte, als er nahezu lautlos den Felskamm herabeilte. Ausgedörte Baumleichen stachen vor ihm aus dem Boden. Er verdrängte den Anblick. Die letzten Überreste der Vegetation fanden sich ausschließlich in toten Bäumen. Wovon sich die wenigen Tiere ernährten, konnte und wollte er sich nicht erklären.

In dreihundert Metern begann Nerima.

Den ersten Häusern, die sich auch als solche erkennen lassen, würde er erst in siebenhundert Metern begegnen, bis dahin passierte er fast nur zerschossene, angekokelte Ruinen. Die Häuser, die hinter ihm lagen, waren in sogar noch schlimmerem Zustand.

In manchen Fällen gab es sie nicht einmal mehr.

Alles war pulverisiert worden, als der Reaktor in Tôkai von einem Megatonnen-Sprengkopf der Russen getroffen wurde. Ironischerweise sollte der Reaktor 2011 deaktiviert werden. Das Schicksal hatte eigene Pläne. Die Viertel Naka, Hitachinaka, Higashiibaraki, Kasama, kurzum die ganze Ibaraki-Präfektur war im Epizentrum des Angriffs vom Angesicht der Erde getilgt worden. Hierbei endete das Ausmaß der Explosion noch lange nicht.

Gerade mal 120 Kilometer Luftweg entfernt lag Nerima. Die Kraft der Explosion trug 46 Kilometer weit, gefolgt von einer massiven Hitzewelle, die sich über weitere 80 Kilometer erstreckte. Damit hatte Nerima Glück im Unglück. Zwar überlebten die meisten Bewohner die Explosion, sowie die nachfolgende Hitzewelle. In den folgenden Tagen starben trotzdem 45% der Bevölkerung.

Der radioaktive Fallout ließ sich nicht umgehen. Und während sich die Wolken überkopf zusammenzogen, regnete tödliche Asche herab und die Menschen in ihrer Verzweiflung und Angst starben.

Der Mann rieb sich die Schläfe und begutachtete die Ruinen.

Der Großteil der Häuser hatte die immanenten Effekte heil überstanden. Manche Häuser waren selbst heute noch so eingerichtet wie sie es vor zehn Jahren gewesen waren. Es wären noch viele weitere Wohnungen intakt, wäre da nicht der Aufruhr gewesen.

Die Menschen gerieten damals in Panik und machten die Straße unsicher, sie plünderten und töteten. Man war seines Lebens nicht sicher, als sich die Leute zusammenrotteten und ihr Heil in Raub und Bedrohung suchten. Diese Zeiten waren grausam. Er musste es wissen, er war schließlich dabei gewesen. Hier in Nerima hatte sein altes Leben geendet und sein neues begonnen.

Hätten sie alle geahnt was ihnen noch bevorstand, die Selbstmordrate wäre in die Höhe geschnellt. Doch mit dem was ein Jahr später folgen sollte, rechnete niemand. Damit konnte einfach niemand rechnen.
 

Ranma Saotome durchquerte die Straße, das Maschinengewehr im Anschlag.

Vor einem halben Leben, so kam es ihm heute vor, hatte er zu einem alten Bekannten gesagt, dass nur der Feigling zur Waffe greift. Heute wusste er es besser. Die AK-74 aus alten chinesischen Beständen hatte ihm schon mehr als einmal die Haut gerettet. Witzigerweise war es ebenjener alte Bekannte gewesen, der ihm die Waffe in die Hand gedrückt hatte.

Er warf einen vorsichtigen Blick in eines der verlassenen Häuser. Die Tür zum Haus war lange schon aus den Angeln getreten worden. Es war unwahrscheinlich, dass er hier etwas fand. Doch häufig hatte ihn der Versuch nicht nur klug gemacht, sondern zusätzlich vor dem Hungertod bewahrt.

Sanft setzte er einen Fuß voran und lugte um die Ecke. Der Korridor stand völlig leer, ebenso das erste Zimmer rechts, das zur Straße hinaussah. Nicht ohne Neugier betrat er es, mit dem Lauf der Waffe voran.

Zwei Schränke hingen links an der Wand auf Brusthöhe, darunter befand sich eine demolierte Theke samt eingelassenem Waschbecken. Probeweise drehte Ranma am Hahn. Es gurgelte nicht mal. Außerdem war die Emaile in schrecklichem Zustand.

Der Soldat fasste nach der Feldflasche, die er in der Oberschenkeltasche seiner gefütterten Hose trug. Die AK hing er sich über die Schulter, drehte am Schraubverschluss der Flasche und trank einen Schluck.

In der Etage über ihm polterte etwas und vor seinen Füßen rieselte Staub herab.

Noch während sich seine Augen weiteten und die Feldflasche aus der Hand rutschte, stürzte er bereits zurück. Die Decke brach durch und vor ihm fiel eine Patrouille zu Boden. Langsam reckte sie sich empor und hob den Schädel. Ihr unentwegtes Grinsen funkelte ihn an. Das montierte Gatling-Geschütz ruckte, verfiel kurz in Schweigen und sprang kreischend an.

Ranma stürzte bereits einen Augenblick zuvor aus der Küche, sprang gegen die gegenüberliegende Wand und stieß sich von da mit einem Tritt ab, wohlbehalten landete er draußen. Hinter ihm perforierte die Einheit die Korridorwand, ließ Gipskarton und Holz platzen und trat unterm mechanischen Jaulen von Servomotoren aus dem Zimmer in den Gang. Der Schädel drehte sich grinsend zu ihm, die sechsläufige Minigun folgte.

Schon war Saotome erneut auf der Flucht.

Hinter ihm zerplügten die Salven Asphalt und hämmerten sich in die Außenmauern der Häuser, an denen er vorüberhetzte. Mörtel regnete auf ihn herab und der Soldat duckte sich, um einer ungewohnt gezielten Minigunsalve auszuweichen.

Im Lauf federte er und stürzte vorwärts, schlitterte über Asphalt und rollte geschickt ab. Einige hundert Kugeln schlugen in die Fahrerkabine des umgestürzten Daihatsu Hijet, hinter dem Ranma Zuflucht gesucht hatte. Kreischend protestierte das Dach des Autos unter den Einschlägen.

Ranmas geschulter Blick schweifte umher.

Vor ihm lagen eingerissene Bauten, die kaum das Ungeziefer versteckten konnten, das sich dort eingenistet hatte. Der hohe Klang des Aluminiumdachs bedrängte den Soldaten, der die AK-74 von der Schulter rutschen ließ und eilig, aber gewissenhaft das Magazin prüfte. Die 5,45x39 mm Munition, die er vor einer Woche geladen hatte, belief sich auf 42 Kugeln.

Er hatte nur drei Schüsse in letzter Zeit abfeuern müssen. Heute sah es jedoch ganz danach aus, als würde dieses eine Magazin nicht ausreichen. Glücklicherweise führte er noch drei weitere Magazine mit sich, allesamt vollgeladen und einsatzbereit.

Unvermittelt brach der Beschuss ab.

Das Geräusch der Servomotoren drang bis zu ihm herüber, als sich die Patrouille seiner Stellung näherte. Ranma lehnte den Nacken ans kühle Metall des durchgerosteten Unterbodens. Es glich einem kleinen Wunder, dass der Hijet standgehalten hatte. Maschinen waren eben hart im nehmen.

Das wiederum war eine Erkenntnis, auf die er nur zu gerne verzichtet hätte.

Schwere Schritte näherten sich, das Rasseln des Gatling-Geschützes hallte zu ihm herüber. Die Waffe war noch aktiv.

„Kluges Bürschchen.“

In einem schier unmenschlichen Kraftakt katapultierte Ranma sich über die Deckung des umgekippten Kleinlasters. Die unbewegte Visage seines Gegners starrte ihn unüberrascht an; und eröffnete das Feuer aus allen Rohren.

Kugeln sausten um Ranmas Ohren, als er mit einem Salto über den Verfolger hinweg- und in dessen blindem Punkt, dem Rücken, aufsetzte. Blitzschnell visierte Saotome das Ziel an, betätigte den Abzug, hielt drauf. Sechs Patronenhülsen flogen nach rechts weg, während sechs Kugeln sich in den Nacken und damit in das Belüftungssystem des T-600 bohrten.

Linkisch taumelte die Maschine voran und warf sich dann wuchtig herum, indes die montierte Gatling Häuser, Straße und Autowracks gleichermaßen aufriss. Noch immer probierte die Einheit den Soldaten auszuschalten, der sich schon längst andernorts befand. Er stand nämlich genau hinter dem T-600 und er tat etwas, dass für einen Menschen seiner Größe und seines Körpergewichts unmöglich sein müsste.

Er sprang ab, zog die Knie an und rammte beide Füße mit solcher Kraft gegen den Hinterkopf der Patrouille, das diese ungelenk zu Boden polterte. Ihrem Versuch sich aufzurichten, begegnete der Mann damit, dass er ihr kraftvoll auf den Kopf stampfte und den Rest des Magazins in den entblößten Nacken entleerte.

Das Kreischen der Maschine klang dabei nur zu menschlich.
 

Ranma schulterte die AK. Schweißgebadet beäugte er das Ergebnis seiner Mühen und versetzte dem Terminator einen Tritt, auf den dieser natürlich nicht reagierte. Der Generator musste völlig überlastet sein. Schließlich arbeitete die Maschine unter Hochdruck und enormen Energieaufwand und insofern der Luftaustausch fehlte, überhitzte die Mechanik konsequent.

Man musste kein Genie sein, um das zu verstehen. Erfahrung genügte.

Es ratschte kurz und Ranma förderte eine Funkgerät aus dem Inneren der Jacke. Das Modell war klobig, wog vier Kilo und wäre unter normalen Umständen viel zu unhandlich. Ranma Saotome entsprach keinen normalen Umständen, außerdem eignete sich das Gerät perfekt für die Missionen, die ihm zugewiesen wurden.

Seit acht Jahren nunmehr diente er im Corps der Résistance und er erfüllte seine Pflicht.

Er war einer der erfahrensten Späher, die die Zentrale Nordtokyos in Hokkaidô an der Hand hatte. Er besaß erhebliche Ortskenntnisse, war überdurchschnittlich trainiert und äußerst lernfähig. Nicht mehr länger war er Kampfsportler, jetzt war er Soldat.

Ein unwirsches Surren stieg vom Terminator am Boden auf. Stur zuckelte die skelettierte Hand aus Titanium auf seinen Stiefel zu. Ranma ließ die Einheit auf fünf Zentimeter Reichweite heran, dann hob er den Fuß und trat ihm ins Genick, dass die Funken nur so stoben.

Verächtlich kickte Ranma gegen den breiten Schädel und verfolgte das Erlöschen der rotglühenden Augen.

Das Funkgerät erwachte knackend zum Leben. Ranma starrte in den grauen Himmel und presste den Knopf, der das Rauschen unterdrückte und den Sprechkanal freigab.

„Mission erfüllt. Lieutenant Saotome, over and out.“
 

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Einer muss ja den Anfang machen, früher oder später wäre so eine Geschichte eh aufgekommen.^^

Ranma-1/2 ist ein Manga/Anime, der auffallend gerne in Crossovern verwendet wird. Ich schiebe diese Tatsache darauf, dass die Charaktere etwas besonderes sind. In ihrer schieren Vielfalt bieten sie einen Orientierungspunkt für jeden Leser. So kann sich jeder mit einem von ihnen identifizieren, sei es mit Mousse, Akane, Happosai oder Soun.
 

Vielleicht ist es auch nur meine Faulheit, die mich dazu bewegt, diese Geschichte zu einem Crossover zu machen. Auf jeden Fall kann ich behaupten, dass ich die Idee nicht ganz ohne Witz finde. Deswegen recherchierte ich auch einige Fakten, die ich ins erste Kapitel einfließen ließ.
 

Ich will allerdings ganz ehrlich sein.
 

Das hier ist ein verrücktes Hirngespinst, das ich so einfach festhalten musste. Ich weiß selbst nicht recht, was ich hiervon halten soll. Ganz ehrlich nicht.

Daher fände ich es cool, wenn einige der Leute, die diese Fanfiktion überfliegen, sie eventuell sogar ganz lesen, einen Kommentar und damit ihren Eindruck hinterlassen. Davon mache ich's abhängig, ob die Geschichte ein Ausrutscher bleibt oder ein wenig weiterschlingert.
 

Schöne Grüße,
 

euer Deepdream

Zweite Störung: Zusammentreffen.

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Interferenz – Eine definitiv überraschende Weiterführung.

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Zweite Störung: Zusammentreffen.

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Die Charaktere gehören mir nicht, sie gehören Rumiko Takahashi. Da ich weder weiblich noch kleinwüchsig bin, schließe ich, dass sie mir auch nie gehören werden.

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////// 2017 //////
 

Es herrschte tiefste Nacht vor.

Ein Geflecht aus Dunkelheit verschluckte alles zu Himmel wie zu Erde. Der Eindruck wurde durchs Fehlen des Mondes und der Gestirne auf bedrückende Weise verstärkt. Seit dem Tag des Jüngsten Gerichts lagen die Himmelskörper hinter einer unnachgiebigen Wolkenwand verborgen.

Das Licht, das tagsüber durch die Wolken fiel, warf einen düsteren Grauschimmer auf die Welt darunter. Nachts dagegen war es stockdunkel und die eigene Hand kaum zu erkennen.

Ranma entfachte dennoch kein Feuer.

Nichts zog Blicke so gezielt auf die eigene Position wie ein Feuer in einer menschenleeren Stadt. Man musste die Gefahr nicht noch einladen. Sie schaute auch so schon häufig genug vorbei.

Nach der nuklearen Katastrophe, dem sogenannten Tag des Jüngsten Gerichts, sank die Population unter den Stand von 1800. Damit lebten unter einer Milliarde Menschen auf der Erde, darunter in Ostchina, Südrussland, dem Norden Japans, den skandinavischen Staaten und dem Westen Südamerikas. Weitere Ballungszentren fanden sich im Norden und Osten Afrikas. Was hierauf folgte war der totale Krieg.

Lange Jahre schien es, als würde der Mensch kurzen Prozess mit der eigenen Rasse machen und sich effektiv den Todesstoß versetzen.

Es kam nie dazu.

Die Maschinen, ohne es zu ahnen, verhinderten den fortwährenden Brüdermord. Es ist Ironie des Schicksals, dass sie die Arbeit dort aufnahmen, wo der Mensch sie liegen ließ. Die Dezimierung der verbliebenen Population wurde im Eiltempo von mobilen Geschützen und ferngesteuerten Jägern vorangetrieben.

Die Völker, die sich zuvor an der Gurgel hatten, mussten einsehen, dass es gefährlichere Dinge als Bürger anderer Nationen gab. Zudem diese Nationen ohnehin längst in Staub und Schutt lagen. Also legten sie alle nach Auftauchen der neuen Bedrohung innerhalb weniger Monaten ihre Scharmützel bei.

Der Überlebensinstinkt der Menschheit griff. Unmittelbar vor der völligen Vernichtung sprang die Vernunft ein und bewahrte den Kahn vorm Kentern. Allianzen bildeten sich, woraus später die Résistance entstand.

Saotome klammerte die AK an sich. Im Nacken spürte er die Kälte der Mauer. Er genoss das Gefühl und lauschte der Stille der Nacht. Manchmal dachte er nach, wenn er alleine war. Viele Fragen gingen ihm dabei durch den Kopf. Die Antworten fand er nur selten.

Er fragte sich, ob der Kampf einen Sinn hatte. Er fragte sich, wann er wohl sterben und wie das passieren würde. Wäre es ein friedlicher oder gewaltsamer Tod, dem er zum Opfer fiele? Er wusste es nicht.

In ganz besonders dunklen Stunden drängte sich ihm eine weitere Frage auf, die er im Licht des Tages stur von sich wies. Er fragte sich nämlich, ob der Mensch in seiner blinden Zerstörungsgewalt den Maschinen nicht vielleicht ähnlicher war, als er begriff. Wer hatte die Maschinen denn eingangs programmiert?

Ranma schüttelte den Kopf.

Es hatte keinen Zweck so zu denken. Das untergrub die Moral.

Außerdem waren es nicht die Menschen, die den Krieg begonnen hatten. Es waren die Maschinen, die die Erde schwarz färbten. Sie trugen die Schuld daran, dass er nicht herabsehen wollte, wenn etwas unterm Stiefel knackte.

Wer weiß, was er vorfinden könnte?

Aus diesem Grund kämpfte er gegen Skynet. Der Hauptcomputer der Maschinen stand ganz oben auf der Abschussliste der Resistance.

Hier in Japan, als Teil der ostasiatischen Streitkräfte, hörte man lediglich vom ominösen Superrechner, der alle Terminatoren auf der Welt seinem Willen unterwarf. Noch keiner von ihnen hatte das Gehirn der Kriegsgeräte je zu Gesicht bekommen. Viele verspürten auch gar nicht das Bedürfnis dazu.

Lieutenant Saotome spähte durchs Visier nach draußen.

Er hatte es sich in einer der leerstehenden Bauten bequem gemacht. Dort fand er ein Bett vor, ein unerwarteter Glücksfall! Dieses war zwar staubig und roch nach Mottenfraß, doch immerhin lag eine Matratze obenauf. Mehr brauchte er nicht.

Durch den Restlichtverstärker des Zielfernrohrs kundschaftete er den Straßenzug aus. Ein liegengebliebenes Taxi saß auf dem Bordstein, die meisten Türen der gegenüberliegenden Einfamilienhäuser standen offen. Es war ein einsamer Anblick, der einen Nerv in ihm traf. Was wunderte er sich?

Er hatte hier Jahre seines Lebens verbracht.

Ranma setzte das Maschinengewehr ab und rieb sich die Augen. Allmählich spürte er die Müdigkeit herannahen und die Glieder wurden ihm schwer. Es musste einfach die Müdigkeit sein. Schließlich lagen schon so viele Jahre zwischen seiner Zeit hier und der Gegenwart. Er musste irgendwann darüber hinwegkommen. Trauer hemmte nur den Überlebenswillen.

Hoffentlich kam bald die leichte Infanterie und sicherte das Gebiet. Als allererstes würde er sich eine Mütze voll Schlaf gönnen. Wer schlief, schonte Kopf und Nerven.

Man konnte schließlich nie wissen, wann man das eine oder andere verlor..
 

Keine halbe Stunde später traf die Unterstützung in einem Jeep, einem Subaru Bighorn, ein. Das ungeschlachtete Äußere tat dem Auto keine Rechnung. Es war eines der wenigen Automobile, das die EMP-Entladung insoweit überstand, als dass man es wieder herrichten konnte. Zudem warfen die montierten Arbeitsscheinwerfer mit einer Kraft von je 110W drei 48 Meter lange Lichtkegel ins Dunkel.

Aus der Fahrerkabine stiegen mehrere Soldaten aus, Waffen im Anschlag und den Blick geschärft. Jeder der Männer war vom Krieg gezeichnet und hielt sich dementsprechend. Sie alle waren Soldaten wie er.

„Die Luft ist rein. Kein weiterer Feindkontakt!“, rief er ihnen zu und trat aus seinem Unterschlupf hervor. Die verhärmten Gesichter erhellten sich für einen Augenblick. Einer nach dem anderen näherte sich die Truppe dem Haus. Ihr Umfeld vergaßen sie dabei nie. Umsichtig ließ jeder Soldat die Augen schweifen.

Ranma hatte sie gut ausgebildet.

Seit er der Résistance beigetreten war, unterrichtete er Rekruten im Nahkampf. Hierbei war er ein strenger und fordernder Lehrer. Seine Schüler dankten es ihm später, wenn sie die ersten Monate auf freiem Feld lebend überstanden. Bedauerlicherweise war das nicht oft der Fall.

Lächelnd begrüßte er die Männer, klopfte ihnen kameradschaftlich auf die Schulter und prüfte ihr Equipment. Alles war in tadellosem Zustand, denn das musste es sein. Der kleinste Fehler konnte im Ernstfall zum Tod führen.

Ranma führte die Männer ins Innere der Behausung.

Einige von ihnen kannte er besser, einige weniger gut. Sie alle waren von ihm gedrillt worden bis sie Rotz und Wasser heulten. Mit drei von ihnen hatte er bereits gemeinsame Missionen bestritten. Einer von den dreien war Mishitsu, der sich durch eine stämmige Statur und die prägnante Halbglatze auszeichnete. Vor der Katastrophe studierte der Mann noch Jura in Kyôto.

Heute lag Kyôto in Asche, Mishitsu trug eine Hornbrille und schon vor Jahren war ihm die Arroganz abhanden gekommen, die er als junger Erwachsener an den Tag legte. Kein Wunder, der Mann war immerhin 35 Jahre alt.

Damit war er vier Jahre jünger als Ranma und sah doch zehn Jahre älter aus. Ein zweites Gesicht, das er kannte, war das von Hiroshi. Hiroshi war sogar ein alter Bekannter aus Schultagen, mit dem er früher herumgehangen und gescherzt hatte. Die jugendliche Schlaksigkeit war diesem inzwischen abhanden gekommen und an ihre Stelle war militärischer Kaltblütigkeit getreten.

Sie nickten sich knapp zu.

Ingesamt waren sie zu acht und bildeten die D-006, eine mobile Eingriffstruppe unter Lieutenant Saotomes Führung.

Ihr aktueller Auftrag war es, versteckte Untergrundkämpfer ausfindig zu machen und zum Hauptquartier zu geleiten. Ihr vorgegebenes Gebiet war die Kantô-Region. Dasselbe Gebiet, in dem auch Ranma gelebt hatte und in dessen Süden Nerima lag.

Vor neun Tagen waren sie dazu mit einem Transportschiff von Hokkaido übergesetzt und im Subaru durch die zerfallenen Städte der Präfekturen Aomoris, Akitas und Yamagatas gefahren. Dreimal setzten sie sich zur Rast und vermeldeten keinerlei Feindkontakt.

Es war geradezu unnatürlich ruhig.

Nach einer sechsstündigen Nachtruhe brachen sie am dritten Tag gen Fukushima auf, zu der flächenmäßig viertgrößten Präfektur Tôhokus. Diese erstreckte sich südlich der Stadt Ibarakis und schloss damit an die Kantô-Region an – also an das vorgegebene Operationsgebiet der D-006.

Lieutenant Saotome erhoffte sich keine großen Chancen.

Nachdenklich sah er in die müden Gesichter der Männer, die es sich an den Zimmerwänden bequem gemacht hatten. Nach einiger Zeit gewöhnten sich die Augen selbst an alle noch so geringen Lichtverhältnisse.

Pflichtbewusst nahm Ranma die AK zur Inspektion von der Schulter, überprüfte das neue Magazin, die Sicherung und den Verschleiß der Mündung. Was die Augen nicht sahen, ertasteten die Finger.

Es war alles in bestem Zustand. In vier Stunden würde die Suchaktion weitergehen.
 

Die Truppe mäanderte durch die Straßen, vorbei an umgestürzten Kleinwagen und Schutt, der den Weg blockierte. Es roch nach Qualm.

Vierhundert Meter von ihrem aktuellen Standpunkt entfernt stieg Rauch auf. Im morgendlichen Grau ließ sich dieser kaum erkennen. Sie verdankten es den Fernstechern, die zwei von ihnen mit sich führten, dass sie überhaupt drauf aufmerksam geworden waren.

Eine Maschine erkannte allerdings weit mehr.

Dementsprechend mussten sie hoffen, dass sie nicht schon zu spät waren. Lieutenant Saotome machte sich auf alles gefasst. Er hatte schon viele Dinge brennen sehen. Darunter manche Dinge, die niemals brennen sollten.

Ranma umgriff das Karabiner fester, über die Schulter schielte er zu seinen Kameraden. Sein Hintermann, Toriyama, nickte und deutete wortlos nach vorne, deutete dabei mit zwei Fingern auf die Augen.

Ranma erwiderte das Nicken.

Während die Truppe zurückblieb, eilte Saotome voran. In schnellen Schritten überwand er die Entfernung und wich dabei spielerisch Hindernissen aus. Ohne sichtliche Mühe sprang er über drei ineinanderhängende Autos, die vor einem guten Jahrzehnt zusammengerast sein mussten.

Das Auge sah dabei konsequent durchs Visier.

Hundert Meter entfernt von der Feuerstelle verharrte er und kauerte sich hin.

Er vergrößerte den Zoom aufs Sechsfache und hielt den Atem an. Zwischen ihm stand zwar ein Haus, doch prangte ein klaffendes Loch in der Außenmauer, das ihn zur Besichtigung einlud. Ranma ließ sich das nicht zweimal sagen.

In bedächtigen, kleinen Schritten näherte er sich dem Loch und trat hindurch. Mit der Waffe unternahm er einen schnellen Schwenk nach rechts und links, wobei er nichts vorfand. Fürs Erste drohte keine Gefahr. Er schlich durch den Flur und wich dabei einer umgestürzten Vitrine und den darum verteilten Scherben aus.

Den Raum neben sich bedachte er ausschließlich mit einem Schwenk der AK, gefolgt von einem Blick durchs Visier. Statt zu verweilen, betrat er das Zimmer, das vor ihm lag und direkt zur Feuerstelle hinaussah. Von hier aus würde er die Geschehnisse beobachten und Bericht erstatten.

Während er den Kopf einzog, legte er die letzten fünf Meter zum Fenster gebückt zurück. Den Inhalt des Raums, in dem er sich befand, ignorierte er bestmöglich. Er setzte behutsam einen Schritt über die haarlose Kinderpuppe, die ihn augenlos anstierte.

Aus der Hocke, dicht an die Wand geschmiegt schaute er durchs Fenster.

Sein Herz raste.
 

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Ersteinmal – Dankeschön an alle diejenigen, die so lieb waren, einen Kommentar zu hinterlassen. Es scheint ja glattweg so, als würde man der Idee 'ne Chance geben. Also dachte ich mir, schreib doch einfach ein zweites Kapitel.

Hier habt ihr's und wer weiß, vielleicht habt ihr ja auch ein wenig Spaß dabei.^^
 

Schöne Grüße,
 

Deepdream

Dritte Störung: Rettung.

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Interferenz – Eine definitiv überraschende Weiterführung.

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Dritte Störung: Rettung.

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Die Charaktere gehören mir nicht, sie gehören Rumiko Takahashi. Da ich weder weiblich noch kleinwüchsig bin, schließe ich, dass sie mir auch nie gehören werden.

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////// 2017 //////
 

Der Himmel zog wie ein grauer Schleier vorbei, als Ranma durchs gesprungene Fensterglas blinzelte.

Es war schon seltsam, dachte er bei sich.

Vor der Katastrophe hat er den Himmel kaum eines zweiten Blicks gewürdigt. Heutzutage war das Firmament verhangen und er konnte sich an keinen Tag erinnern, an dem er nicht hinaufspähte. Die Sonne sah er nie und für die nächsten Jahre würde das so bleiben.

Heute war ihm ebenfalls kein Sonnenschein vergönnt. Hatte er Pech, dann würde er die Sonne mit Sicherheit nie wieder sehen. Er würde gar nichts mehr zu Gesicht bekommen, nicht mal diese graue Brühe von Wolken.

Ranma brüllte vor Schmerz, als ein Ruck durch den Subaru ging.

Durchdringend schepperten die Wände der Fahrerkabine, die zwar aus gestärktem Blech bestanden, aber einem Frontalcrash nichts entgegenzusetzen hätten. Überhaupt waren die Autos, die sie verwendeten, vornehmlich darauf ausgelegt, schnell von A nach B zu kommen. Flucht war oft das einzige Mittel. Konfrontation war nur eine andre Art des Selbstmords.

Der Motor röchelte kränklich.

Leutnant Saotome spürte die Dunkelheit herannahen und kämpfte dagegen an.

„Schneller! Drück drauf!“

„Fahr halt selber. Schneller ist nicht!“

Ranma versuchte die Lippen voneinander zu lösen. Er wollte die Soldaten zurechtweisen, sie für ihre Disziplinlosigkeit tadeln und miteinander aussöhnen. Erschrocken stellte er fest, dass er nicht mal den Mund aufbekam. Die Lippen klebten fest aufeinander und mit der Zunge schmeckte er Kupfer in der Mundhölle.

Verdammt!

„Press’ auf den Druckverband! Hiroshi, die Mullbinden!“

„Klar, warte“, sprach sein alter Schulkamerad und polterte außerhalb von Saotomes Sichtbereich. Mit einem Schnappen wurde etwas geöffnet, das wie eine Plastikbox klang und Hiroshi reichte Toriyama irgendetwas. Es war wahrscheinlich Verbandszeug. Das Gesicht des Unterfeldwebels tauchte über Ranma auf.

„Keine Sorge Chef, wir pflastern dich zusammen.“

Der Leutnant versuchte zu lächeln.

Er schaffte es nicht.
 

Ranma wollte einen Blick auf die Feuerstelle erhaschen. Das gestaltete sich schwerer als im Vornherein angenommen, da diese hinter einem umgekippten Van verborgen lag. An unzähligen Stellen spross der Rost wie Unkraut am Auto hinauf und wucherte über die Verkleidung. Behände stieg der Soldat aus dem Fenster hinaus auf die Straße, sicherte das Gebiet und pirschte sich an. Der Karabiner wippte voller Vorfreude, bereit todbringendes Blei zu spucken.

Der Soldat trat ums Autowrack herum. Die Waffe schwenkte im Halbkreis, kam zum Stillstand und durchs Visier starrte er auf ein brennendes Auto in zwanzig Metern Entfernung. Wild leckten die Flammen entlang der Motorhaube. Wieso aber brannte ein Auto inmitten einer verlassenen Stadt? Ein Menschenleben war zweifelsohne etwas Heiliges, doch das roch nach einer Falle.

Saotome stutzte.

„Hilfe! Ich komm’ nicht raus, bitte. Ist da jemand? Hilfe!“

Das war eindeutig eine Menschenstimme! Jede Vorsicht vergessend, eilte Ranma herbei. Es handelte sich bei dem Auto um einen alten Toyota Corolla Si, der bereits vorm Brand im Motorraum in keinem guten Zustand gewesen war. Qualm versperrte die Sicht in die Fahrerkabine.

„Ich komme. Bewegen Sie sich nicht!“, befahl er und schulterte die AK. „Weichen Sie zurück vom Fenster. Schützen Sie Ihr Gesicht!“

Ranma nahm drei Schritte Anlauf und trat dann aus der Hüfte gegen die Tür. Aluminium kreischte auf, als er einen zweiten Tritt nachsetzte. Ein dritter Kick bog die Tür insoweit ein, als dass sich eine Ritze zwischen Tür und Rahmen bildete. Ohne Zögern griff der Soldat hinein, packte zu und zerrte aus Leibeskräften.

Das heiße Metall protestierte und sengte ihm die Finger an.

Stück für Stück verbreiterte er den Spalt, bis er die Tür unvermittelt aufriss und den Sperrbolzen abbrach. Im nächsten Augenblick strömte ihm Rauch ins Gesicht, wogegen er sich notdürftig mit einer Hand abschirmte. Mit der anderen tastete er im Qualm – und schrie markerschütternd auf.

Mühelos wurde er hineingezogen und entdeckte ein Paar rot aufleuchtender Photorezeptoren. Unlängst katapultierte es ihn aus der Fahrerkabine, wobei er sich den Kopf hart am Türrahmen anschlug und ihm der Atem für weitere Schreie stockte. Seine Schlitterfahrt über den Asphalt endete am umgekippten Kleinlaster, den er zuvor umschlichen hatte.

Benommen schüttelte er den Kopf und sog scharf Luft ein. Ihm tat jeder Muskel weh und er wollte sich gar nicht ausmalen, welche Folgen seine Leichtsinnigkeit haben mochte. Was ihn weit stärker beunruhigte, war das fehlende Gefühl im linken Arm.

Jeder Gedanke daran war verblasst, als das brennende Auto quietschte und sich eine mechanische Hand aus dem Rauch löste. Ein grinsender Metallschädel schob sich nach, die Augen stur auf den Soldaten fixiert.

Die Hydraulik jaulte jetzt unentwegt. Mit den Fingern zog sich die Einheit ins Freie und fiel auf die Straße, wo sie keine Sekunde verweilte. Sofort drückte sie sich ab und erhob sich zur vollen Größe. Ranmas analytischer Verstand sog jedes Detail auf.

Das war kein T-600, nie im Leben!

Er war schon vielen Exemplaren begegnet und dieses hier gehörte nicht dazu. War der T-600 grobschlächtig und ungelenk, so waren die Bewegungen dieses Monsters völlig anders. Es bewegte sich geschmeidig und zielstrebig auf ihn zu. Falls es denn möglich war, so schien selbst das Totenkopfgrinsen perfektioniert worden zu sein.

Sein Körper jammerte, als er sich die AK-74 von der Schulter rutschen ließ. Mit der gesunden Hand sicherte er die Waffe notdürftig im Stand und stützte sie auf der Straße. Sein Zeigefinger fand den Abzug, die AK ratterte los.

30 Kugeln bewegten sich in 2,77 Sekunden mit 900 m/s auf ihr Ziel zu. Davon trafen 19 das unbekannte Modell, das vom Drall zurücktorkelte und zu Boden ging. Ein dumpfer Knall schallte weithin durch die Straßen; vielleicht sogar zu weit, doch das war Ranma im Augenblick gänzlich egal.

Hatte er das Mistding durch einen Glückstreffer lahmgelegt? Das wäre zu gut um wahr zu sein. Das war es tatsächlich, denn ohne erkennbaren Aufwand rappelte sich die Maschine auf. Ihr Grinsen wich keine Sekunde, denn wie sollte es das auch?

Diesmal bewegte sich sein Verderben bedeutend schneller auf ihn zu und Ranma legte das zweite Magazin ein, hyperventilierte und drückte ab.
 

„Defibrillator, volle Stufe!“

„360 Watt? Das könnte ihn umbringen!“

„Volle Stufe sage ich!“

„Ich - “

„Volle Stufe!“

„Bereit.“

Ein Schock tanzte durch den Körper auf der Gusseisenpritsche und die Muskeln zogen sich sichtlich zusammen, wobei sich die dicke Schicht aus Mullbinden bedenklich rot färbte. Weitere Reaktionen blieben aus. Das Grau des Himmels wohnte dem Schauspiel unbeeindruckt bei.

„Nochmal!“

„Bereit.“

Die zweite Entladung von 360 Watt peitschte durch den Soldaten. Die flimmernde Herzkammer stockte für einen ungemütlichen Moment. Die Männer an der Pritsche warfen sich bestürzte Blicke zu, als das Lebenszeichen ausblieb.

Als der grüne Punkt wieder zu hüpfen begann, konnte man die Erleichterung der Männer förmlich spüren. Es glich einem Ding der Unmöglichkeit, doch Leutnant Saotome war dem Tod von der Schippe gesprungen. Ihre Augen glitten zum Arm des Mannes und rasch wendeten sie sich ab.

Bedauerlicherweise würde er nie wieder eine Mission anführen.
 

Ranma hielt brüllend drauf. Patronen hüpften in die Luft, drehten sich und zogen kräuselnde Rauchfähnchen hinterher, anschließend prallten sie neben ihm auf den Asphalt. Den Terminator störte das nicht länger. Stur stakste die zwei Meter hohe Gestalt auf ihn zu, die Stirn stur gegen den Bleiregen erhoben.

Ranma dachte nicht ans Weglaufen. Er verschwendete keinen Gedanken mehr daran. Es war ihm tausendmal von seinen Vorgesetzten eingetrichtert worden und größtenteils war es ihnen gelungen ihm den Männlichkeitskomplex auszutreiben. Rennen, überleben – nichts ist wichtiger als ein Menschenleben! Ehre hat hinten anzustehen!

In dieser Leben-oder-Sterben-Situation traten jedoch die Lehren seines Vaters an die Oberfläche. Sei ein Mann! Kämpfe und sei stolz! Du bist der Beste! Du kannst alles!

Der Soldat grinste, zeigte Zähne und erhob sich geschwächt vom Blutverlust.

Er würde nicht im Liegen verenden wie ein Greis. Sein Vater war damals auch nicht fortgelaufen und hatte in seiner heldenhaftesten Stunde den Tod gefunden. Ein letztes Mal war es Ranma vergönnt gewesen zu seinem Vater aufzusehen. Das erste Mal war ihm klar geworden, wer dieser Mann eigentlich war. Sein Vater war vieles, darunter ein Dieb, ein Lügner und ein Mistkerl. Außerdem war Genma Saotome einer der fähigsten Kämpfer aller Zeiten gewesen und in den Erinnerungen seines Sohnes war er zur Legende geworden.

An diesem Tag hatte Ranma geschworen, seinem Vater um nichts nachzustehen.

Unterm Kreischen der Hydraulik stieß sich die T-Einheit ab, knallte zwei Meter vor ihm auf und reckte sich schwungvoll empor. Beeindruckend und furchterregend zugleich starrte Skynets neueste Todesmaschine auf den Menschen herab. Die AK klickte frenetisch. Sie war leer. Das nächste Magazin einzulegen, würde bei Ranmas geübten Händen 1,03 Sekunden dauern.

Es würde zu lange dauern.

Stattdessen warf er die AK-74 zur Seite und spannte die Muskeln im rechten Arm, hielt den Blick geschärft und lauschte dem Blut, das durch die Ohren pumpte. Die Maschine rammte die Faust vor und der Soldat neigte den Kopf weg. In einem flinken Vorstoß tauchte er in die Deckung des Terminators, rutschte in eine Hocke und sprang ab. Sein Handballen prallte gegen die Kinnpartie des Schädels und die 500 Kilogramm massiven Titaniums hoben für den Bruchteil einer Sekunde ab.

Stolz reckte Leutnant Saotome das Kinn, verfolgte mit wie sich der strauchelnde Cyborg fing und die Photorezeptoren aufflammten. Der silbergraue Arm holte aus und schoss voran.

Jeder starb mal.

Die mechanische Faust traf ihn. Der Hieb weckte Erinnerungen an seinen alten Kumpel Ryoga, mit dem er einen Großteil seiner Jugend streitend und kämpfend zugebracht hatte. Wie häufig hatte er den armen Kerl gehänselt? Es ließe sich nicht an fünf Händen abzählen. Es waren schöne Zeiten gewesen und jetzt waren sie Vergangenheit.

Ranma knallte frontal gegen das Autowrack, das unter dem Drall des Einschlags über den schroffen Untergrund schrammte. Das Auto protestierte nicht halb so effektvoll wie sein Körper. Alle Alarmglocken schlugen an und schrillten im Kopf. Er lächelte trotzdem, als er die Gestalt auf sich zustiefeln sah.

„Ich – Ich krieg’ dich n-noch, früher - oder später.“

„Später“, echote die Maschine in Ranmas Stimme und trat auf ihn zu.
 

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Das dritte Kapitel ist erfolgreich abgeschlossen. Ich muss sagen, dass es mir mal wieder Spaß gemacht hat, hieran weiterzuschreiben. Meine beiden Leser – ich denke, ihr wisst, wenn ich meine ;-) – scheinen ja ganz zufrieden mit dieser Fanfiktion zu sein, daher hoffe ich, dass ich euch damit eine kleine Freude mache. Eigentlich sollte ich mich ja auf die Zwischenprüfung vorbereiten, aber… ach, was soll’s?^^
 

Schöne Grüße,
 

euer Deepdream

Vierte Störung: Entschlüsse.

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Interferenz – Eine definitiv überraschende Weiterführung.

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Vierte Störung: Entschlüsse.

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Die Charaktere gehören mir nicht, sie gehören Rumiko Takahashi. Da ich weder weiblich noch kleinwüchsig bin, schließe ich, dass sie mir auch nie gehören werden.

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////// 2017 //////
 

Es war früher Nachmittag als er erwachte. Das maß er nicht am Lichteinfall, der durch das kleine Fenster in die Kammer fiel. So wie vieles andere war sogar der Himmel selbst unzuverlässig geworden. Im Verlauf der Jahre hatte er gelernt die Tageszeit nach Bauchgefühl zu bestimmen, wenn keine Uhr zugegen war. Der Himmel war nicht länger ein geeigneter Orientierungspunkt, da weder Sonne noch Sterne konkret auszumachen waren.

Der Tag unterschied sich nur noch dahingehend von der Nacht, dass es einmal heller und einmal dunkler war.

In seinen Ohren rauschte Blut. Seine Kehle war trocken, seine Lippen wund und ein fader Geschmack hatte sich an seine Zunge gekrallt. Zu gerne hätte er etwas getrunken.

Mühsam drehte er den Kopf zur Seite. Da war ein grüner Punkt, der piepend auf einem Display auf- und abhüpfte. Der Herzschlagindikator war ein bauchiger, grauer Kasten, beinahe fünfmal so breit wie hoch und gab ein sonores Summen von sich, das erst wirklich dann auffiel, wenn man bewusst darauf Acht gab. Es handelte sich dabei um ein Modell älterer Fertigung, wahrscheinlich aus den Neunzigern und abgegriffen aus der Ruine einer Klinik oder eines kleinen Spitals in den Vororten. Die größeren Krankenhäuser hatten sich damals neuere Technik leisten können, die Kleinen hingegen mussten mit solchen Maschinen vorlieb nehmen.

Sein Blick kroch zum linken Oberarm, in dem drei Kanülen steckten, die jemand achtsam mit Pflastern fixiert und Mullbinde umwickelt hatte. Dünne Plastikschläuche versorgten seinen Stoffwechsel mit einem konstanten Zufluss an Kochsalzlösung. Die dazugehörigen Kunststoffbeutel hingen von einem Edelstahlgehänge neben seinem Bett.

Probeweise fühlte er seinen Körper. Die rechte Hand erwies sich als arg hartnäckig. Mehrfach versuchte er sich daran die Finger zu krümmen, doch sie wollten sich seinem Willen nicht beugen. Er verbrachte einige weitere erfolglose Minuten damit zu, ehe er frustriert aufstöhnte.

„Was ist das nur gewesen?“, hauchte es ihm über die Lippen und für einen Moment erkannte er seine eigene Stimme kaum. Sie war rau und klang kraftlos wie die eines alten, sterbenden Mannes. Seine Lippen bildeten einen dünnen Strich, als er erneut die rechte Hand zur Faust zu ballen versuchte.

Diesmal gelang es ihm.

Es war nur eine schwache Rührung. Für einen Außenstehenden mochte das Zucken des Zeigefingers kaum sichtbar sein, aber Ranma spürte es und eine Welle der Erleichterung überkam ihn. Der Geruch nach Sedativa und Reinigungsmitteln war sogleich erträglicher geworden. Immerhin wusste er nun, dass er in Zukunft nicht völlig nutzlos sein würde.

„Immerhin das“, raunte er. Und starrte ziellos an die Zimmerdecke.
 

„Captain Ranma Saotome, erstes Regiment unter Majorin Yuka Hanemodo, Sir!“

Der Soldat nahm Haltung an, das Karabiner über die rechte Schulter gelegt und salutierte. Sein Kinn blieb pflichtbewusst gehoben, die Augen starr, selbst als Ranma an ihm vorbei den Raum betrat, den der untersetzte Mann unschätzbaren Alters bewachte.

Drei Fünftel des Zimmers waren von einem viereckigen Tisch aus makellosem Edelstahl eingenommen. Zwölf Stühle standen um diesen, immer drei an jeder Seite und selbst so gab es für jeden der Anwesenden noch genügend Freiraum zu seinem Nebenmann.

An jedem der belegten Sitzplätze fand sich ein ockerfarbenes Dossier, das mit derselben schwarzen Kennziffer vermerkt worden war. Der hagere Mann an der Stirnseite des Tisches hatte außerdem noch einen aufgeschlagenen schwarzen Aktenordner vor sich liegen und stützte das Kinn auf die gefalteten Hände.

In dem Raum war es kalt. Man konnte das Rumpeln der Belüftung hören.

„Captain Saotome, schön Sie bei uns begrüßen zu dürfen“, leitete der ehrfurchtsgebietende Fünfziger am anderen Ende des Tisches ein und hob das Kinn. Seine Augen begegneten denen Ranmas. Sie waren von geradezu gnadenloser Schwärze. Das ebenfalls schwarze Haar war im Bürstenschnitt geschorren und an den Schläfen zeichneten sich feine graue Strähnchen ab.

„Captain Saotome meldet sich zurück zum Dienst, Sir!“, gab er prompt zur Antwort und salutierte. Seine Miene war so ausdruckslos wie die der Beisitzer. Sie alle trugen ernste Mienen, die man nicht zu durchschauen vermochte. Jeder von ihnen, egal ob Mann oder Frau, alt oder jung – ein jeder von ihnen war ein hoch dekorierter Veteran und verdiente es in diesem Raum zu sitzen.

Ihn selbst mit eingeschlossen.

„Gut zu hören Soldat. Setzen Sie sich.“

Ranma fröstelte, als er sich auf den Edelstahlstuhl setzte, der sich dem Mann gegenüber befand. Ein schmuckloses Kissen nahm dem Metall etwas die Kälte. An der Härte änderte es nichts. Für Komfort gab es keinen Platz in der Resistance.

„Wir haben Ihren Bericht über den Vorfall C/422/A zur Kenntnis genommen.“
 

Einen Tag, nachdem er erwacht war, waren sie zu ihm in die Krankenzelle gekommen. Colonal Akio Daiwato und Majorin Yuka Hanemodo hatten neben seiner Bettstätte Platz genommen und das Dossier gefüllt, das nun vor ihm auf dem Tisch lag.

Der Colonal war ein ernster, hagerer Mann. Vor dem Tag des Jüngsten Gerichts war er Mitglied der JSDF, die Japan nach dem zweiten Weltkrieg ins Leben rief. Ganz im Geist der Japanese Self Defense Force unternahmen die Streitkräfte unter seinem Kommando Einsätze, die vom Geleitschutz über das Ausheben von Senkgruben bis zur Erkundung neuer Siedlungsplätze reichten. Humanitäre Hilfe und Schutzaufgaben standen im Mittelpunkt.

Dann war da noch Majorin Yuka Hanemodo, die als eine von fünf Frauen im Stab saß. Das Haar trug sie in einem geflochtenen, hellbraunen Pferdeschwanz und das Lächeln, das sie insbesondere den jungen Rekruten zeigte, erinnerte ihn manchmal fast schmerzlich an eine alte Bekannte. Sie war eine von Daiwatos engsten Vertrauten und bislang die Vorgesetzte Saotomes gewesen.

Daran würde sich auch in Zukunft nichts ändern. Der einzige Unterschied war, dass er ihre Befehle von nun an direkt von ihr entgegennehmen würde. Sie zwei trennte nämlich nur noch ein Rang in der Befehlshierarchie voneinander.

An dem Tag, der inzwischen eine Woche zurücklag, hatte man ihm viele Fragen gestellt und das so lange bis ihm der Kopf schmerzte. Bestmöglich hatte er Antworten geliefert, manchmal auf Fragen, auf die er die Antwort kaum erahnen konnte.

Im Anschluss daran hatten sie ihn über seine besondere Situation aufgeklärt und Ranma, so wie man es von einem Lieutenant erwartet, hatte die Nachricht gefasst entgegengenommen. Selten war ihm etwas im Leben schwerer gefallen. In Anbetracht seiner prekären Lage hatte man daher das getan, was längst fällig gewesen war. Aber irgendwie erforderte es stets erst ein gewaltiges Opfer von einem Soldaten, damit es in den Augen der Ranghöheren gerechtfertigt ist.

Man hatte ihn in den nächsthöchsten militärischen Rang berufen. Er war vom First Lieutenant zum Captain befördert worden.
 

Die Dossiers wurden reihum aufgeschlagen. Auf dem ersten Blatt fand sich eine skizzenhafte Abbildung von etwas, das Ranma in den letzten Nächten häufiger aus dem Schlaf hatte fahren lassen, als er sich eingestehen wollte.

Das massive Kinn, die trapezförmige Einkerbung an der Stirn, darunter die tief in den Höhlen liegenden kreisrunden Wölbungen der Photorezeptoren, die auf diese Weise vor Oberflächenschaden geschützt waren – sie hatten alles bedacht, was er ihnen geschildert hatte. Jedes noch so feine Detail war verewigt worden. Es war zwar nur eine schemenhafte Zeichnung, doch kam sie der Realität auf eine beängstigende Weise nahe.

Über den Rand des Dossiers begegnete Captain Saotome dem Blick des Colonals, der ihn unentwegt musterte und völlig ruhig dasaß in seiner Militärgarderobe und mit der Heckler & Koch P30 im Holster am Gürtel.

„Meine Damen und Herren, Majors und Captains, hier haben wir den Feind.“

Die Anwesenden nickten bedächtig. Ein jeder von ihnen hatte schon mindestens einmal im Leben einen Terminator gesehen, ansonsten würden sie hier nicht sitzen.

„Was wir hier allerdings noch haben, ist eine neue Art von Feind. Der Feind hat ein neues Gesicht. Er ist schneller, er ist wendiger, er ist stärker und widerstandsfähiger“, er wartete ab und ließ die Feststellung einsinken, ehe er weiter ausführte. „Dies ist eine T-Einheit, der uns bekannten Variante des T-600 ähnlich, aber doch in jeder Hinsicht anders. Viel mögen wir nicht über sie wissen. Eines wissen wir jedoch!“

„Sie ist ungleich tödlicher.“ Ranma ertappte sich zu spät dabei, als er diese Worte auch schon aussprach. Der Colonal allerdings nickte nur zustimmend und wiederholte die Worte selbst nochmals, wobei er bei jedem dieser auf den Tisch klopfte.

„Sie - ist - ungleich - tödlicher.“

Inzwischen saß Daiwato nicht länger, sondern hatte sich erhoben und die Hände auf den Tisch gestützt, über den hinweg er jetzt jeden Mann und jede Frau seines Befehlsstabes der Reihe nach fixierte.

„Meine Damen und Herren, Skynet ist ein Feind, der improvisiert. Skynet denkt. Skynet plant. Skynet handelt. Vor zehn Jahren begann der Überlebenskampf, den wir noch heute gegen die Maschinen ausfechten. Und der Feind, meine Damen und Herren, hat einen neuen Spieler ins Feld geschickt.“

Majorin Hanemodo übernahm auf ein kurzes Nicken seitens Daiwatos hin und tippte auf das Dossier, das ein jeder von ihnen aufgeschlagen hielt. Mit einem sanften Aufwärtszug um die Mundwinkel begann sie sich an den Stab zu wenden.

„Der Colonal hat es bereits gesagt. Ich möchte es jedoch strengstens wiederholen. Dieses Modell lässt sich mit keinem Terminator vergleichen, den wir je bekämpft haben. Das Modell imitierte die Stimme eines Menschen. Sie tat dies derart perfekt, dass selbst Captain Saotome davon getäuscht wurde und dem vermeintlich Verletzten zur Hilfe kam. Wie sie alle dem beigefügten Bericht entnehmen können, ist die Konfrontation unter einem Fehlschlag zu verbuchen.

Keiner der hier Anwesenden stellt Captain Saotomes herausragende Fähigkeiten im Feldeinsatz in Frage. Mehrfach durften wir Zeuge außergewöhnlicher Manöver werden, mit denen es dem Captain gelang mehrere Modelle der T-600er Reihe außer Gefecht zu setzen.“

Zustimmendes Nicken und Brummen folgte und der Blick der Veteranen streifte Ranma, der sich alle Mühe gab die Disziplin zu wahren. Bei jeder Erwähnung dieser Höllenmaschine durchlief ihn ein Schauder und er war selbst überrascht von der Heftigkeit der Angst, die er bei der Vorstellung empfand, diesem Wesen ein weiteres Mal zu begegnen.

„Diese unbekannte Einheit bezwang den Captain in einem Zeitraum von weniger als einer Minute. Und wäre nicht seine Einheit zu eben diesem Zeitpunkt aus der Deckung gebrochen, hätte das Fluchtfahrzeug gestreikt, wäre die Maschine unter dem Beschuss in ihren Verfolgungsbemühungen nicht verlangsamt worden – kurz gesagt, hätte auch nur ein Parameter anders stattgefunden, so säßen wir hier und heute nicht beisammen. Wir würden den Tod einiger guter Männer betrauern und wir hätten nicht die geringste Ahnung davon, dass der Feind in den letzten Jahren sehr fleißig war. Diesem Fleiß müssen wir alsbald Einhalt gebieten.“

Selbst die gestählten Männer und Frauen des Stabes konnten angesichts solcher Neuigkeiten nicht vollkommen gefasst bleiben. Ein stämmiger Major, mit dem Ranma bisher nicht viel zu tun gehabt hatte, fummelte eine Zigarre hervor, die er mit zitternden Fingern ansteckte. Ein Captain, der danebensaß, nahm die Brille ab, bevor er sich mit der linken Hand die Augen rieb.

„Was also schlagt ihr als geeignete Vorgehensweise vor?“, unterbrach eine vergleichsweise junge Frau am Tisch, die ihren Zopf lose über der Schulter und eine Weste in Tarnfarben und darauf das Abzeichen eines Captains trug.

Der Colonal und die Majorin tauschten einen Blick, ehe der Colonal erneut das Wort aufgriff, die Seite mit der Skizze im Dossier aufschlug und mit dem Indexfinger darauf deutete.

„Wir werden den Bericht weiterleiten. Wir wenden uns damit direkt ans HQ in Hokkaido. Von dort aus können die Streitkräfte der Resistance in Afrika, China und Europa über das Vorkommen des neuen Typs in Kenntnis gesetzt werden.“

Dieselbe junge Frau biss sich auf die Unterlippe. Sie schien mit sich zu ringen, soviel konnte man ihr ansehen, ehe sie aussprach, was jeder hier im Raum dachte.

„Und wer soll die Reise zum Hauptquartier unternehmen? Wir sind nur für Kurzstreckeneinsätze gerüstet. Bestensfalls 200 Meilen. Für längere Expeditionen fehlt es uns a) an Benzin und b) an der benötigten Logistik. Wir sind hier in der Präfektur Ibaraki, Mito. Allein bis nach Aomori im Norden der Insel sind es 390 Meilen“, die Frau atmete durch, bevor sie weitersprach. „Und Hokkaido selbst liegt, mit Verlaub, auf einer eigenen Insel, die wir nur mit der Fähre erreichen. Die Gefahr dabei von HKs aufgespürt zu werden...“

Majorin Hanemodo nickte dazu knapp und schenkte der jungen Frau ein kleines Lächeln.

„Ganz recht, Captain Ono hat völlig recht und die Gefahr, die von den Hunter Killern ausgeht ist nicht zu unterschätzen. Diese Mission ist eine äußert waghalsige. Wohlmöglich handelt es sich dabei sogar um die riskanteste Mission, die bisher von unserer Abteilung angestrebt wurde.

Sie ist jedoch notwendig.

Diese Informationen könnten bei einer Transmission verfälscht oder wohlmöglich vom Feind abgefangen werden. Das darf nicht geschehen. Deshalb müssen die gesammelten Erkenntnisse über die neue Einheit auf dem Landweg transportiert werden.

Wir werden somit ausschließlich Freiwillige für diesen Auftrag einsetzen.“

Die junge Frau lauschte diesen Worten mit ernster Miene und verschränkte gedankenversunken die Arme.

Ranma beobachtete sie aus dem Augenwinkel und schüttelte sacht den Kopf. Was auch immer Kasumi und Doktor Tofu für ihr kleines Mädchen einst vorgesehen hatten, nichts davon war in Erfüllung gegangen.

Die kleine Sachiko war in der Schule ein Rebell, ganz so wie er zu seinen schlimmsten Zeiten, und von der Haushaltsführung wollte sie schon mal gar nichts wissen. Aus ihr wäre in einer normalen Welt keine zufriedene Ärztin und auch keine glückliche Hausfrau geworden. In diesem postapokalyptischen Alptraum hingegen war sie das jüngste Mitglied des militärischen Beraterstabes um Colonal Akio Daiwato.

„Haben Sie noch irgendetwas hinzuzufügen, Captain?“

Es dauerte eine Weile bis Ranma begriff, dass Majorin Hanemodo ihn anschaute und nicht etwa Captain Ono, die ihm ebenfalls einen Blick zuwarf.

Bisher hatte er mit der Tochter seiner alten Freunde nicht viel zu tun gehabt. Was er über sie wusste, wusste er noch aus den Erzählungen ihrer Eltern. Im Lager war das Mädchen sehr auf ihre Selbstständigkeit bedacht. Als er von ihren Anwesenheit erfuhr, hatte er vorgehabt sie unter seine Fittiche zu nehmen. Den Gedanken hatte sie ihm recht schnell aus dem Kopf geschlagen. Sie war eigensinnig und stolz und ihr Talent gab ihr recht.

Sie war ganz so wie er es einst gewesen war.

Von daher würde sie die Expedition leiten wollen, da war er sich völlig sicher. Die Vorstellung, dass dieses Mädchen auf die Mordmaschine treffen könnte, der er begegnet war, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er musste sich regelrecht zur Ruhe zwingen.

„Sofern dies in Ordnung geht, möchte ich die Leitung für diese Operation gern selbst übernehmen.“

Der Colonal musterte ihn eingehend.

„Sind Sie sich der Tragweite Ihrer Entscheidung im Klaren? Sie sind gerade erst genesen und noch immer nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte, zudem beeinträchtigt Ihre Behinderung Ihre Effizienz nicht unerheblich.“

„Sir, ja Sir“, stimmte Ranma an und ballte die Hand zur Faust.

Raunen ging durch die Tischrunde, ehe sich Sachiko zu Wort meldete und dem Colonal zuwendete.

„Sir, erbitte Erlaubnis einen Vorschlag einbringen zu dürfen, Sir.“

„Erlaubnis gestattet, sprechen Sie frei heraus, Captain.“

„Da Captain Saotome im Moment sich in keinem Zustand befindet, in dem er eine derart heikle und wichtige Mission zufriedenstellend durchführen könnte, melde ich mich freiwillig zur Übernahme der Operation.“

Abermals wechselten der Colonal und die Majorin einen Blick, ehe Letztere Captain Sachiko ins Auge fasste.

„Einverstanden. Captain Sachiko Ono wird die Leitung für den Transfer der Informationen übertragen. Ihre Erfahrung als Captain rechtfertigt eine solche Wahl. An ihre Seite wird allerdings Captain Saotome in beratender Funktion und in sekundärer Führungsrolle gestellt.“

Das beginnende Grinsen der jungen Frau erlosch jäh. Zuerst fixierte sie die Majorin, sodann den Colonel und schließlich selbst Ranma. Für einen vagen Augenblick schien es als würde sie ihre Meinung lautstark kundtun wollen. In einem Akt unmenschlicher Selbstbeherrschung kehrte ihre Miene zu einer ausdruckslosen Maske der Ernsthaftigkeit zurück.

„Gibt es irgendwelche Beanstandungen zu der getroffenen Wahl, Captains?“

„Sir, nein Sir“, antworten die zwei Soldaten im Gleichtakt.

„Dann ist die Versammlung hiermit aufgelöst. Der Zeitpunkt des Einsatzes wird Ihnen im Verlauf des heutigen Tages noch mitgeteilt. Ruhen Sie sich aus und machen Sie sich abreisefertig.“
 

Ranma saß auf seiner Pritsche in der Unterkunft und stierte auf die breite, grün lackierte Truhe zu seinen Füßen. Besagte Unterkunft war zweifelsohne ein Luxus und stand nur verdienten Soldaten zu. Sie maß 3 x 4 Meter und war damit regelrecht geräumig im Vergleich zu den Kammern, in denen in zweistöckigen Betten die Privates untergebracht wurden. Er selbst hatte ebenfalls einmal mit dem niedrigsten Rang in der Resistance begonnen und in den Baracken schlafen müssen.

Er rappelte sich auf, stieß einen Seufzer aus und kniete sich vor die grüne Truhe, die alle seine Habseligkeiten beherbergte.

Diese reichten von zwei Stapeln Ersatzkleidung über ein weiteres Paar festes Schuhwerk zu einer Vielzahl Kleinigkeiten, die ihn an sein früheres Leben erinnerten und die er in einer Extraschachtel aufbewahrte. Er hob den Deckel und seine Finger verharrten zögernd über dem Inhalt, ehe er sich letztlich einen Ruck gab und hineingriff.

Ein hohles Donnern erreichte ihn aus Richtung der Tür, als jemand auf der anderen Seite vehement dagegenklopfte.

Rasch schloss Saotome das Kästchen und brachte es abermals in der Truhe unter, die er sodann schloss. Routiniert fuhr er sich durchs Haar, atmete durch und trat dann zur Tür.

Als er sie öffnete, lehnte Captain Ono im Türrahmen und spähte schief zu ihm auf.

„Ich wollte diesen Auftrag alleine erledigen.“

Ranma feixte und winkte das Mädchen herein. Er zog ihre brüske Art der Schleimerei vor, der ihm schon bei manchem Rekruten untergekommen war. Wollte man Respekt, so musst man ihn sich verdienen. Bisher machte die Kleine also soweit alles richtig. Der Mann ließ sich auf der Pritsche nieder und die Soldatin tat es ihm unverblümt nach. Ihr Selbstbewusstsein war durchaus bemerkenswert, das musste er ihr zugestehen.

„Hör mal“, begann er und suchte nach geeigneten Worten, ehe er fortfuhr. „Die Sache sieht so aus. Ich mache das hier nicht, weil es mir Spaß macht. Aber es bringt nichts, wenn ich davor davonlaufe. Ich bin dem Ding begegnet. Glaube mir, du willst dem Ding nicht ins Auge sehen.“

Eindringlich linste er zu dem Mädchen, das sich davon unbeeindruckt zeigte.

„Sieh es so: Du kannst meinetwegen das Kommando haben. Erlaubst du dir keine Schnitzer, kannst du gerne die Einheit leiten. Ich passe derweil einfach auf. Außerdem dürfte ein Augenzeugenreport einen größeren Eindruck auf die Typen im HQ haben, als die Schilderung aus dritter Hand, oder?“

Das Mädchen betrachtete ihn eine ganze Weile lang, ehe sie sich vom Bett erhob.

„Einverstanden. Ich verlasse mich drauf.“

Jetzt rappelte sich auch Ranma auf, allerdings – wie er merkte – mit bedeutenden Schwierigkeiten. Er war tatsächlich noch nicht wieder ganz auf dem Posten. Aber es musste einfach gehen.

Plötzlich wurde ihm eine Hand unter die Nase geschoben. Auf seinen verständnislosen Blick hin, seufzte das Mädchen.

„Eine Abmachung besiegelt man mit einem Handschlag. Ich weiß ja nicht wie man das bisher in deinem Regiment gemacht hat, aber bei uns läuft's so.“

Wieso eigentlich nicht?

Ranma griff fest zu und stellte amüsiert fest, dass sich die Frau nicht lumpen ließ und ebenfalls einen kräftigen Händedruck an den Tag legte. Vielleicht konnte er die Unterstützung bei dieser Mission wirklich brauchen. Die Tage, in denen er solche Missionen mit Links löste, waren Vergangenheit. Doch wer weiß, möglicherweise würde dieses Mädchen ja seinen fehlenden linken Arm ersetzen können.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Daifudo
2009-07-07T14:17:45+00:00 07.07.2009 16:17
jo Arbeit geht vor ich hab Gesellenprüfung btw^^. Schönes kappi freu mich wens weiter geht.
Von: abgemeldet
2009-07-06T17:05:40+00:00 06.07.2009 19:05
von deiner arbeit wollen wir dich aber nicht abhalten ^^. nice chapter by the way

illutrious
Von:  Daifudo
2009-06-14T18:53:01+00:00 14.06.2009 20:53
Ich kann mich nur anschließen es macht riesen spaß die story zu lesen,
bin mal gespant auf wehn er trifft
Von: abgemeldet
2009-06-13T22:01:19+00:00 14.06.2009 00:01
man hat als leser spass wenn man merkt das auch der autor selber spass an der geschichte hat. und wenn man das zweite kapitel nimmt, bekommt man den eindruck das du mit der story bei dir selber einen nerv getroffen hast.....sonst würdest du dir wohl auch kaum die mühe mit den geographischen gegebenheiten japans machen ^^.
solche crossovers mit filmen oder games gibt es eigentlich nur auf englisch und davon sind die meisten mist. aber die guten kann man einfach immer wieder lesen und da du ein guter autor bist freu ich mich das ich mal so eine fic ohne langes austesten meiner englischfähigkeiten lesen kann *g*

greetz illustrious
Von:  Daifudo
2009-06-13T06:35:46+00:00 13.06.2009 08:35
Jo is mal was neues, mach weiter hört sich interesant an
Von: abgemeldet
2009-06-09T14:18:28+00:00 09.06.2009 16:18
zuerst hätte ich auf fallout 3 getipt aber ranma und terminator zu crossen is mal was neues.

mach weiter, greetz illustrious


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