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Twelve lives

Urlaub für den Kazekage!
von

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Day five - Lee

Okay, als erstes muss ich mich bei euch entschuldigen, weil es diesmal nicht nur eine halbe Ewigkeit, sondern nun schon eine ganze gedauert hat, bis ich mit dem Lee-Kapitel fertig war. Die nächsten Kapitel werden aber schneller folgen, versprochen! ^^

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
 


 

Day five - Lee
 


 

Es war die Morgensonne, die mich wieder weckte. Ungehindert fielen die goldenen Strahlen in den großen Raum und tauchten ihn in warme Farben.

Die Kinder schliefen noch alle, wild lagen sie verteilt, teils auf den Matratzen, teils schon ganz wo anders. Kuro hatte sich, anscheinend gewohnheitsmäßig unter der Decke vergraben. Selbst Fuu hatte heute Nacht hier geschlafen, Tenten hatte sie wohl nachdem wir alle eingeschlafen waren dazugeholt. Jetzt lag sie in einem geräumigen Körbchen voller Decken.

Mir tat das von gestern immer noch leid und konnte so meinen Blick nicht von ihr lassen. Leise brabbelte sie irgendetwas vor sich hin. Wie lange es wohl dauern würde, bis sie sprechen konnte? Ich kannte mich bei solchen Dingen eben überhaupt nicht aus…
 

Vielleicht hatte sie mich bemerkt, oder wurde einfach von alleine wach, aber sie begann langsam die Augen zu öffnen und sah mich mit einem verschlafenen Blick an. Ich stellte fest, dass das Körbchen ziemlich nah bei mir stand, ob das wohl einen Grund hatte…?

Auf jeden Fall konnte ich im Sitzen leicht zu ihr hinunter schauen.

Sie schien mich zu erkennen und streckte ihre Fingerchen glucksend in die Höhe. Damit hatte ich jetzt echt nicht gerechnet. Etwas perplex streckte auch ich meine Hand zu ihr und ihre kleinen Finger umschlossen gerade mal einen meiner.

Hatte sie mir etwa schon längst verziehen? Glücklich lächelte ich sie an.

Das wäre wundervoll!

Auch sie begann zu lächeln und irgendwie kam ich dazu sie aus dem Körbchen zu nehmen. Freudig krallte sie sich in meinen Schlafanzug, so als hätte sie nur darauf gewartet das zu tun. Doch jetzt störte mich das nicht mehr, keineswegs.

Ich genoss den Moment der Stille und das Gefühl, eine neue Generation auf meinen Schoß zu haben. Doch die Ruhe währte nicht lange, mein Bauch begann fordernd zu gluckern.

„Chu…“, kommentierte Fuu glucksend und patschte mit ihren winzigen Händchen sanft an meinen Bauch. „Ja, ich glaube, ich habe Hunger…“, sprach ich zu ihr.

Suchend blickte ich mich um, aber Tenten war gar nicht mehr im Raum.

Das war mir ja reichlich früh aufgefallen, kritisierte ich mich innerlich selbst, stand mitsamt Fuu auf und tappte leise durch die Schiebetür.
 

Auch der Gang wirkte im goldenen Licht der Sonne ziemlich unwirklich und das Baby in meinem Arm verstärkte das Gefühl noch mehr. Da ich mir dachte, dass es wohl der wahrscheinlichste Platz wäre, trat ich als erstes in die Küche.

Ich hatte natürlich Recht gehabt, Tenten saß am Küchentisch und hatte sich in eines der unzähligen Zeitschriften und Bücher, die auf dem Tisch lagen vertieft.
 

„Huch, Gaara, du bist ja schon wach!“

Es hatte keine zwei Sekunden gedauert, bis sie mich bemerkt hatte.

„Und du hast Fuu mitgebracht!“

Lächelnd sah sie mich an, und ich war mir sicher, dass sie das mit dem Körbchen eingefädelt hatte. Doch bevor ich sie darauf ansprechen konnte grummelte mein Magen erneut und Tenten reagierte sofort: „Du hast ja schon Hunger! Setz dich doch, dann mach ich dir was!“ Und schon wurde ich auf dem nächstbesten Stuhl platziert.

Fuu schielte neugierig über die Tischkante, da sie auf meinem Schoß nicht sonderlich hoch saß. Ich tat es ihr gleich und warf auch einen Blick auf das, womit sich Tenten gerade beschäftigt hatte. Ich konnte ein Buch über Astrologie erkennen, mehrere Zeitschriften, die auf der Horoskopseite aufgeschlagen waren und auch ein weiteres Buch, dessen Titel ich nicht mehr entziffern konnte.

In Windeseile stapelte die Braunhaarige alles auf einen Arm und verfrachtete es aus meiner Reichweite. Da ich es aber dabei nicht belassen wollte fragte ich vorsichtig nach: „Du interessierst dich für Horoskope?“

Für einen Augenblick schwieg sie noch doch dann bekam ich eine Antwort: „Ja, albern, nicht?“

Ach so, das war es…

„Nein, gar nicht, ist doch interessant“, entgegnete ich.

Sie schien erleichtert zu sein, stellte mir lächelnd ein Brot mit Marmelade und ein Glas voll Orangensaft vor.
 

„Und für wen hast du nachgesehen, für dich?“, fragte ich weiter.

Wieder wartete sie einen Moment, bis sie mit der Antwort herausrückte: „Nein für dich“

„Für mich?!“, nur mühsam konnte ich alle Brotkrumen im Mund behalten. „Ja…reine Neugier“, ihr Lächeln war vielschichtig. Aha. Neugier.

„Und?“

„Wie, „und“?“

„Na, was sagt mein Horoskop?“

Wenn sie sich schon die Mühe machte nachzusehen, dann wollte ich es wenigstens wissen.
 

„Geheimnis…“

Wortlos starrte ich sie an.

„Geheimnis!“, wiederholte sie in einem wichtigen Tonfall.

„Das ist jetzt ein Scherz, oder?“

„Nein, keineswegs. Der Nachteil an Horoskopen ist, dass man blind Entscheidungen danach trifft. Ich finde aber, man sollte selbst und im rechten Augenblick über das, was gerade geschieht nachdenken. Ich möchte, dass du das auch machst und deshalb verrat ich es dir nicht“

„Aber warum interessierst du dich dann bitte für Horoskope, wenn du so darüber denkst?“, warf ich ein.

„Ich sagte doch, als Hobby“, grinsend warf sie mir etwas zu.

Wenn sie wollte, konnte sie auch richtig frech sein…
 

Neugierig warf ich einen Blick auf den Gegenstand. Es war ein Glückskeks. Da Temari diese Dinger auch mochte, kannte ich so etwas. Unter Tentens beobachtenden Blick zerbrach ich den Teig und zog den Zettel hervor. Er war mit der Hand geschrieben, es wirkte aber trotzdem sehr sauber und ordentlich.
 

> Deinen eigenen Weg bestimmst nur du selbst <
 

Nachdenklich starrte ich auf die Zeichen. War das nicht das, was sie mir gerade eben gesagt hatte? Sollte das nun ein Ratschlag von ihr sein? Aber der Glückskeks stammte aus einer ganzen Dose, neben der sie gerade stand, wie war das also möglich?

„Du solltest den Spruch behalten“, schlug sie vor. „Dann bringt er auch Glück…“

Leise flüsterte ich die Zeichen vor mich hin.

„Gut“

Ich beschloss den Zettel in meinen Gürtel meiner Kürbisflasche zu verstauen. Was immer Tenten gemacht oder nicht gemacht hatte, irgendwas sagte mir, dass diese Worte nicht einfach nur leere Buchstaben waren. Noch einmal tätschelte ich Fuu über den Kopf und gab sie dann Tenten.

„Du wirst bald abgeholt werden“

„Ich weiß…“, schnell aß ich ein Marmeladenbrot und machte ich mich auf Richtung Bad.
 


 

Es dauerte auch nicht lange, bis ein energisches Klopfen an der Haupttüre durchs ganze Haus schall. Ich war gerade so fertig geworden und warf nur noch schnell meine Kürbisflasche um und machte mich auch schon auf den Weg zur Türe.

Tenten war einen Augenblick schneller als ich und öffnete für mich. Draußen stand ein nur allzu bekanntes Gesicht.

„Lee…“, murmelte ich. Es war zwar kaum Zeit vergangen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, aber damals hatten wir uns kaum unterhalten oder näher betrachtet, ich selbst war noch viel zu aufgewühlt gewesen um mich um so etwas zu kümmern und auch alle anderen hatten Rücksicht auf mich genommen. Doch nun betrachtete ich ihn umso genauer, er schien sich charakterlich kaum verändert zu haben, auch wenn er um ein ganzes Stück gewachsen war.

Aber trotzdem kam es mir so vor, als müsste ich nicht mehr ganz so hoch nach oben schauen, um ihm ins Gesicht zu blicken, denn auch ich war um einiges größer geworden.
 

Freudig grinste er mich an, als hätte ich ihm nie irgendetwas Schreckliches angetan. Für einen Augenblick senkte ich meinen Blick, ich schämte mich ein bisschen für meine Vergangenheit und doch wusste ich, dass man sie nicht mehr rückgängig machen konnte und dass man nicht allzu sehr an dieser hängen sollte.

Lee war ein guter Beweis dafür, nachtragend schien er ja zum Glück nicht zu sein.

„Hallo Tenten, hallo Gaara!“, begrüßte uns herzlich und trat einen Schritt näher. „Du bist wirklich groß geworden“, bemerkte er lautstark und grinste mich an. „Und woher hast du das blaue Auge?“
 

Mist, er hatte es bemerkt…

Aber wie hätte man es auch übersehen können, so blau-lila wie es war und selbst meine Augenringe übertrumpfte. Katzenauge hatte eben ganze Arbeit geleistet…
 

„Er hat meine Geschwister vor Schlägertypen beschützt!“, warf Tenten ein und guckte ein bisschen stolz zu mir rüber, so als wäre sie jemand, die eine Prophezeiung getätigt hatte und diese eingetroffen wäre.

„Du hast sie mit dem Feuer der Jugend verjagt, stimmt’s!“, bemerkte Lee und seine Augen glänzten dabei auffällig.

„So ungefähr…“, bestätigte ich wage, weil ich immer noch nicht recht wusste, was er eigentlich damit meinte.

„Coooool!“, kommentierte er noch, wurde dann aber einen Tick ernster: „ich bin dein Betreuer für den heutigen Tag, das ist mir eine große Ehre“ Er verbeugte sich vor mir, was mir ein bisschen unangenehm war. „Deswegen würde ich sagen, gehen wir jetzt mal…geht doch, oder Tenten?“ Sie nickte Lee zustimmend zu und lächelte dabei ein bisschen.

Die zwei bildeten ja ein Team fiel mir wieder ein, sie schienen sich deswegen auch recht gut zu kennen. Ein bisschen wehmütig folgte ich Lee, als er sich in Bewegung setzte, die Hand noch einmal zum Gruß anhob und durch das Tor ging, dass er mir natürlich dann auch höflich aufhielt. Ob ich es wohl 24 Stunden lang mit so einer Frohnatur aushalten werde?
 

Kaum dass wir ein paar Schritte gegangen waren, begann er mich auch schon auf mich einzureden: „Und, wie geht’s dir jetzt so? Besser hoffe ich natürlich! Du hast Suna ja ganz allein verteidigt! Du bist sicher wieder viel, viel stärker geworden, stimmt’s?“

Erwartungsvoll sah er mich an.

Ich konnte seinem Blick nicht standhalten und musste einfach meinen Kopf abwenden.

Ich war nicht stärker geworden, nein. Vielleicht war ich es noch vor dem Angriff auf Suna, aber jetzt, jetzt wo Shukaku nicht mehr seine von mir so verhasste, aber eben doch schützende Hand über mir hielt, war es mit meiner ach so berühmten absoluten Verteidigung vorbei. Aber wenn ich ehrlich zu mir war, so war Lee sowieso der erste, der diese durchbrochen hatte, sie hatte also schon weit vorher versagt.

Trotzdem war es ein komisches Gefühl, ich kam mir irgendwie schutzlos vor, so ohne die Sicherheit, dass der Sand mich vor allem beschützte.

Das blaue Auge war wie ein Mahnmal für mich, ein Zeichen, dass ich nun so verletzbar war, wie jeder andere.
 

Lee hatte meinen Stimmungswechsel bemerkt und sah mich ernst an.

„Meine Verteidigung ist schwächer geworden“, murmelte ich leise, weil ich einfach irgendetwas antworten musste. Lee dachte kurz darüber nach und nickte wichtig mit dem Kopf: „ich verstehe“ Einen Augenblick ließ er es sich wohl noch mal durch den Kopf gehen, doch dann bekamen seine Augen wieder dieses seltsame Glänzen und er packte mich fest bei der Hand.

„Komm mit, ich weiß, was wir dagegen machen!“

Dagegen machen?, fragte ich mich noch und wurde im nächsten Moment schon von ihm mitgerissen, als er mit einer Mordsgeschwindigkeit über die Straßen Konohas fegte.
 

Irgendwie konnte ich mir schon vorstellen, was er plante...
 


 

Wir hielten erst weit außerhalb Konohas, nachdem wir lange einem kleinen Trampelpfad gefolgt waren. Vor uns stand eine doch recht große, aber nicht allzu ansehnliche Holzhalle. Das Holz hatte durch das Wetter eine gräuliche Farbe angenommen und knarrte leise, als der Wind auffuhr. Die umliegenden Bäume raschelten leise mit.

„Das ist unsere Trainingshalle!“, verkündete Lee stolz und zog mich näher zu der selbigen. Wahrscheinlich trainierte er dort mit diesem ebenfalls hyperaktiven Lehrer, schlussfolgerte ich und trat nach einem kurzen innehalten auch mit ein.
 

Im Inneren herrschte eine interessante Atmosphäre, ruhig und geheimnisvoll.

An einigen Stellen, an denen die Bretter nicht mehr ganz abschlossen lugte das Morgenlicht herein und brach sich an der etwas staubigen Luft, so dass goldene Strahlen zu Boden flossen. Trotzdem war es nicht zugig, so als ob hier drin eine ganz eigene, kleine Welt wäre. Sie war geräumig, auch wenn sie von außen eher gedrungen wirkte.

„Dann wollen wir mal anfangen!“, durchbrach Lee mit der gewohnt fröhlichen Laune die Stille. Nun doch neugierig geworden sah ich ihn gespannt an.

Aber bevor ich nur ein Wort zu ihm sagen konnte kam auch schon eine mit Bandagen umwickelte Faust auf mich zu, viel zu schnell, als dass ich vollständig hätte ausweichen können. Trotzdem probierte ich es notdürftig und kassierte einen nicht gerade sanften Hieb auf die Backe ein. Ein, zwei Schritte taumelte ich zurück fuhr mir mit dem Handrücken über die getroffene Stelle.
 

„Kannst du mich nicht mal warnen, bevor du aus heiterem Himmel zuschlägst?“, grummelte ich leise.

Aber ich war mir ganz sicher, dass es nicht Lee war, auf den ich gerade sauer geworden war, sondern ich war wütend auf mich selbst, weil ich mich doch eigentlich hätte verteidigen sollen.

„Ich hab doch gesagt dass wir anfangen…“, merkte Lee gutmütig an. „Und der Gegner warnt dich sicher nicht vor…“

„Ist ja gut, ich hab’s kapiert…Aber was hast du jetzt eigentlich genau vor?“, murmelte ich.

„Na ja, ich greife dich so lange an, bis du dich anständig verteidigen kannst!“, sagte er und grinste.
 

Ja, genau so was hatte ich mir schon befürchtet…

Unwillkürlich formten auch meine Lippen ein Grinsen. Na ja, Lee stand da vor mir deshalb hatte ich schon mit irgendwie so was gerechnet.

Zeit zum Widersprechen hatte ich sowieso nicht, so als hätte der Schwarzhaarige einen Signalton gehört den nur er hätte hören können kam erneut eine Faust auf mich zugerast.

Er war damals schon so flink, bei der Chu-nin-Prüfung, aber jetzt, ja jetzt lagen noch viel mehr Geschwindigkeit und Wucht in seinen Hieben.

Da ich nun jedoch auf so was vorbereitet gewesen war konnte ich mehr schlecht als recht mit dem Unterarm blocken. Trotzdem riss es mich von den Beinen und so landete ich mitten auf dem doch recht harten, staubigen Boden.

Na das Training konnte noch was werden, wenn ich jetzt schon daliege…musste ich grimmig feststellen.

Aber – Moment mal…

Mir kam der Kampf von gestern wieder ins Gedächtnis. Die Bedingung hier in dem Raum schienen ideal zu sein, also warum sollte ich diese Technik nicht noch einmal probieren?
 

Doch vorerst musste ich einen ziemlich fiesen Tritt von Lee ausweichen, dem es anscheinend egal war, ob ich am Boden lag oder nicht – er nahm das Training nun mal wirklich sehr ernst. Mit Mühe konnte ich die Rollbewegung meines Ausweichmanövers zum Aufstehen benutzen.

Er war einfach so verflixt schnell!

Unsere Köpfe prallten fast aufeinander, als ich auch schon einen Schlag in den Magen bekam.
 

Verdammt Lee – bring mich nicht um!
 

Hecktisch schnappte ich nach Luft und wich ein paar Schritte zurück.

Wie erwartet ließ er mir keine Pause. Von rechts!

Ich hatte ihn richtig eingeschätzt, sein Ellbogen kam von rechts, gehetzt konnte ich mich gerade noch rechtzeitig ducken und mit einer Drehung aus dem Gefahrenbereich bringen. Wie sollte ich mich denn nur jemals auf dieses Jutsu konzentrieren, wenn mich Lee die ganze Zeit so auf Trab hielt? Er jedenfalls verschwendete keine Sekunde, drehte sich schon wieder um und sprang auf mich zu. Wie könnte ich so einen Gegner nur beschäftigen?

Ich kam mir auf einmal so langsam und schwerfällig vor. Wie könnte ich einen Schlag von oben blocken?

Sand…

Sand – Sand – bis jetzt basierte meine ganze Verteidigung nur auf Sand!

Doch ich wollte einfach nicht darauf zurückgreifen…

Meine Sandflasche – diesmal würde sie zubleiben!

Ich wollte doch besser werden!

Besser!

Also musste es auch ohne Sand gehen!

Energisch zerrte ich an den Verschlüssen der Umhängegürtel und lies meine Kürbisflasche achtlos auf den Boden fallen. Mit einem Hechtsprung rettete ich mich aus seinem Angriffsradius, doch das Abrollen auf dem Boden gelang mir nicht recht und so stieß ich mir ruppig den Kopf.

Ich war einfach viel zu ungeübt in Tajutsu…
 

Grimmig rieb ich mit dem Handrücken über die Stelle, an der sich wahrscheinlich bald eine nette Beule erheben würde. Lee nützte meine Blöße und griff mit einem recht geradlinigen Fausthieb an. Unterschätze er mich etwa? So schnell ich konnte warf ich mich zur Seite und musste freudig feststellen, wie viel schneller ich mich doch ohne meine Flasche bewegen konnte. Ich hatte jetzt sogar Zeit um zurückzuschlagen!

Eilig trat ich nach seinem Rücken, während er ins Leere schoss. Das war wohl mein erster Treffer in diesem Training.

Wenn ich mich weiterhin anstrengte, würde ich sicher noch mehr erzielen! Angespannt beobachtete ich meinen Gegner wie er sich nach den paar Schritten, die er noch gestolpert war, wieder umdrehte.
 

Irgendetwas…stimmte nicht…schoss mir plötzlich durch den Kopf und als ich auf seinen Lippen ein vielschichtiges Grinsen entdeckte war ich mir auch ziemlich sicher.
 

„Stufe zwei“…
 

Mit einer Mordsgeschwindigkeit setzte er sich in Bewegung und raste auf mich zu, wahrscheinlich so schnell wie ein Pfeil der von der Sehne schnellte oder vielleicht noch schneller. Verdammt, er hatte nicht mit voller Kraft…ich musste meinen Gedanken abbrechen um mich zur Seite zu werfen. Atemlos machte ich mich auch schon auf den nächsten Angriff gefasst…doch wo war er?

Hecktisch blickte ich umher, doch fand ihn nirgendwo.

Durch die Drehung hatte ich ihn aus den Augen verloren, was für ein fataler Fehler! Einen kurzen unerträglichen Augenblick kam es mir so vor, als würde die Zeit stillstehen. Eine unheimliche Ruhe lag in dem Raum, aber er musste doch Geräusche machen! Es sei denn…OBEN!

Doch ich hatte ihn viel zu spät durchschaut, noch bevor ich darauf reagieren konnte spürte ich schon seine Füße auf meinem Rücken und wurde mit einer irrsinnigen Wucht niedergemäht. Ich schlug ziemlich brutal mit dem Gesicht voran auf dem Boden auf wobei meine Nase schon wieder ganz verdächtig knirschte und meine Backen über den harten Stein scheuerten. Mühsam stemmte ich mich auf, während mein Rücken vor Schmerzen schrie.
 

Das Training mit Lee war nicht nur anstrengend – es war ja richtiggehend lebensgefährdend!

Trotzdem musste ich plötzlich grinsen – dann werde ich mal vor deinen Augen besser – Lee!

Ein plötzlicher Kampfwillen schoss durch meinen Körper – nicht vor Wut – es war ein ganz anderes Gefühl, wahrscheinlich der Ehrgeiz.

Ohne zu wissen warum, schrie ich: „Komm her!“

Lee grinste nur noch breiter und kam von links auf mich zu. Diesmal wich ich nicht mehr aus, sondern blockte. Links! Rechts! Unten! Hinten! Meine Beine und Arme bewegten sich immer schneller, nie zuvor hatte ich mich so flink bewegt! Drehung!

Unsere Geschwindigkeit und damit der entstehende Wind wirbelten mächtig Staub auf, immer schlechter konnte man den anderen erahnen. Ich musste doch gar nichts vorbereiten…es geschah wie von selbst…

Aufmerksam und so gut es ging beobachtete ich sowohl die Staubaufwirbelung als auch Lee. Dieser kämpfte sicher noch lange nicht mit all seiner Power – bis jetzt konnte ich noch ganz gut mithalten, aber er schien sein Tempo von Minute zu Minute zu steigern. Schließlich traf mich auch schon ein Schlag in die Seite und raubte mir für einen kurzen Moment den Atem.

Jetzt!

Ganz gezielt schickte ich mein Chakra aus und hoffte damit mir den Staub zu Eigen zu machen.

Er schien darauf zu reagieren, aber immer noch viel zu langsam.
 

Verdammt, es war noch immer so wie beim letzten Mal…

Damals hatte mich die Wut entschlossener gemacht, aber ich wollte keinesfalls mehr von meinen Gefühlen dermaßen abhängig sein!

Die nächsten drei Schläge konnte ich mühsam blocken, aber Lee schaffte es mitten in der Bewegung umzulenken und so konnte ich nur noch registrieren, wie er mir das Knie in den Rücken rammte. Unsanft landete ich wieder auf diesem verfluchten Boden und rutschte ein, zwei Meter weit. Lee hielt nicht einmal eine Millisekunde inne, voller Entschlossenheit sprang er los und ich hatte einfach keine Kraft mehr auszuweichen.

Auf das Taijutsu konnte ich mich beim besten Willen nicht mehr verlassen. Es musste diesmal einfach klappen! Meine Hand schloss eine Faust. Du vermaledeiter Staub…Hör auf mich!!!

Wie als hätte ich meinen Sand entfesselt formierte sich der Staub, noch viel besser als erwartet und noch viel dichter, als ich je erhofft hatte. Er legte sich um Lee wie eine zweite Haut.

» Bleib stehen!«

Energisch formte ich diesen Gedanken, schmiedete Chakra, sandte es aus, schmiedete neues…immer wieder.
 

Wie in Zeitlupe kam Lee auf mich zu, ummantelt mit diesem Staub, den man fast nicht wahrnehmen konnte aber unglaublich dicht zu sein schien, ein kurioser Anblick.

Er sah aus wie ein lebendiges Staubmonster, nicht mehr wie ein Mensch.

Stehen…bleib…stehen…

„STOPP!“, brüllte ich los.
 

Einige Augenblicke vergingen. Eine unnatürliche Stille hatte sich breitgemacht.

Es schien, als wäre die Zeit wirklich stehen geblieben.

Er schwebte, einfach so!

Ich spürte, wie viel Chakra ich gerade gebrauchte, Unmengen, aber er schwebte!

Der Staub hatte ihn völlig ummantelt, er konnte sich nicht mehr bewegen, er fiel auch nicht mehr, nichts, wie eine Statue.

Einige Sekunden starrte ich mein Werk ungläubig an. Bis mir einfiel, dass Lee darunter vielleicht wirklich Probleme hatte!

Eilig hob ich das Jutsu auf, der Staub rieselte auf mich herunter, als würde gerade das ganze Gebäude einstürzen. Zu früh, ich hatte es zu früh gelöst ich Dummkopf, denn Lee befand sich ja direkt über mir, dachte ich noch, als dieser auch schon auf mich fiel und mich damit in eine tiefdunkle, samtige Schwärze schickte.
 


 

„Gaara! Gaara!“

Ich spürte, wie sich zwei Hände fest um meine Schultern schlossen und mich durchrüttelten.

Das war…Lee.

Ich war viel zu müde, um darauf zu reagieren.

„Gaara!“

Verflixt, er war so hartnäckig!

Mühsam öffnete ich nun doch die Augen, einen Spaltbreit vielleicht und versuchte die verschwommene Sicht irgendwie klar zu bekommen.

Doch mein Körper war so erschöpft, dass meine Lieder wieder zu fielen und ich schlussendlich gar nichts mehr sah.
 

Dieses verdammte Jutsu hatte mich doch mehr Kraft gekostet, als ich mir hatte eingestehen wollen.

Er hob mich vom Boden auf und trug mich irgendwohin.

Ich konnte jeden Schritt spüren, merkte auch, wie er anfing zu laufen, schneller und schneller, aber diese schwammige Schwärze machte mich so unfähig wie eine tote Puppe. Das Blut rauschte in meinen Ohren und ich konnte nun auch nichts mehr hören.

Ich hatte zu viel Chakra verbraucht, viel zu viel, das war der einzige Gedanke, der mich umkreiste.
 

Viel zu viel…werde ich jetzt sterben?
 


 

Es war eine kleine Ewigkeit vergangen, so musste es einfach sein. Dieses Gefühl hatte sich irgendwie tief in meinem Herzen eingenistet. Ich wusste nicht mehr genau, ab wann ich wirklich NICHTS mehr mitbekommen hatte und ich konnte mich auch nicht mehr erinnern, ab wann ich wieder angefangen hatte etwas wahrzunehmen. Es war ein unangenehm diffuser Zustand, der mich umfing. Wo war ich? War ich vielleicht schon tot?

Aber dann wäre die Leere die mich umgab viel tiefer, unglaublich tief. Nein, tot war ich nicht.

Mühsam versuchte ich meine Augenlieder zu heben, ich wollte mich endlich umsehen. Um mich herum war es so ruhig, und das beunruhigte mich doch ein wenig. Mit ein bisschen Anstrengung gelang es mir endlich die Augen aufzuschlagen.
 

Einen kurzen Moment war ich geblendet, obwohl es im Raum selbst gar nicht so hell war.
 

„Gaara! Du bist aufgewacht!“

Erschreckt zuckte ich wegen Lees freudigem Ausruf zusammen und starrte ihn entsetzt an.
 

Sein Gesicht wirkte ernster als sonst und er hockte voller Anstrengung auf einem Stuhl, obwohl er so aussah, als MÜSSE er einfach irgendetwas machen. Einige Sekunden brauchte ich noch, um festzustellen, wo ich mich befand.

Lee hatte mich ins Krankenhaus geschleppt, welche Überraschung…

Und er war wahrscheinlich die ganze Zeit neben mir gesessen.

Als mir das bewusst wurde, wurden meine Wangen schlagartig rot.

Verdammt, ich hatte schon wieder nur Umstände gemacht…
 

Verärgert über diese erneute Schwäche rollte ich mich zur Seite, damit Lee mir nicht mehr ins Gesicht sehen konnte.

„E…es tut mir leid!“, entfuhr es ihm prompt, aber unter seine lautstarke Ausspruchsweise hatte sich ein besorgter Unterton gemischt.

ER musste sich doch nicht für MEINE Schwäche entschuldigen!

„Schon okay…“, murmelte ich leise: „ich habs übertrieben“

Und das musste ich einem unverbesserlichen Immer-Übertreiber-und-Grenzen-Austester sagen!

Mittlerweile hatte ich mich schon wieder zurückgedreht, weil ich meinen Gesichtsausdruck wieder in den Griff bekommen hatte.

Als er sah, dass ich mich wieder gefangen hatte platze seine Ernsthaftigkeit wie eine Fassade ab.
 

„Das war GENIAL! Du warst richtig flott und dann hast du mich noch mitten im Sprung gestoppt! Wie viele Sekunden war ich da drin? Ich wäre beinahe erstickt, und du hast noch nicht mal deinen Sand ausgepackt!“

Er hatte es während des Redens nicht mehr ausgehalten und war dabei aufgesprungen und erinnerte mich bei seinem Gezappel verdächtig an einen hyperaktiven Gummiball.

Dabei strahlte er mich an und plapperte immer weiter, sodass ich irgendwann damit begann vor mich hin zu lächeln und auch ein kleines bisschen stolz auf mich war.

Ich hatte mein Ziel erreicht – ich hatte meinen Sand überhaupt nicht benutzt!
 

Nun begann mir Lee auch noch lautstarke Tipps zu geben, wo er Schwächen in meiner Verteidigung gesehen hatte, dabei duckte er sich und wich imaginären Feinden aus und zeigte mir auch gleich ein paar Abrolltechniken.

„Und wenn der Gegner genau auf dein Gesicht zielt, dann musst du…“
 

„LEE!“, eine barsche Stimme durchschnitt seine überschwängliche Unterrichtsstunde.

Die Hokage sah sehr bedrohlich aus, wie sie so mit grimmigem Blick im Türrahmen stand und Lee senkte mit schuldbewusster Mine den Kopf.

„Das hier ist ein Krankenhaus“, fuhr sie mit ruhigerer Stimme fort, „du solltest hier nicht so einen Tumult veranstalten“
 

Lee nickte und sein Gesicht wurde wieder ernst.

Ob er sich bei ihr schon oft eine Strafpredigt hatte anhören müssen, und ganz genau wusste, was ihm bei Widerrede blühte?

Hokage konnte ganz schön autoritär wirken!

Mir fiel auf, dass sie ja vielleicht auch sauer sein könnte, weil plötzlich der Kazekage ins Krankenhaus eingeliefert wurde, obwohl sie die Anweisung hatten, auf mich…na ja…genau genommen aufzupassen…
 

Das musste ich unbedingt richtig stellen!
 

„Es tut mir sehr leid, Ihnen Umstände zu machen, ich…es…war meine Schuld, ich habe mich übernommen…“

Auch wenn Lee nicht gerade zimperlich mit mir umgegangen war und mein Körper immer noch so gut wie überall schmerzte, es war doch letztendlich meine Schuld, mein Wille gewesen mich zu verbessern.
 

Für einen Augenblick herrschte Stille.
 

„Meister Kazekage“

Es war als würde sie diese Worte besonders betonen.

„Sie wurden zu uns geschickt, um URLAUB zu machen…nicht um sich UMZUBRINGEN“

Ihre Stimme blieb ruhig, aber ich konnte auch den wütenden Unterton, mit dem sie sprach, nicht überhören.

„Wir sind für Sie verantwortlich…doch wenn Sie sich weiter »übernehmen«, dann kann ich nicht für Ihre Sicherheit garantieren“
 

Die Worte lagen schwer wie ein nasser Sandklumpen im Raum, und ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte.

Mir kam letztendlich nur ein verschämtes „Tut mir leid…“ über die Lippen.
 

Tief zog sie die Luft ein und seufzte laut.

„Hergott, GAARA, versteh doch, du bist doch noch immer nicht gesund! Du hattest fast gar kein Chakra mehr, keine LEBENSENERGIE, was glaubst du, wäre passiert, wenn Lee dich nicht so schnell hier her gebracht hätte?“

Sie seufzte noch einmal laut und legte die Stirn besorgt in Falten. „Du bist fast schlimmer als Naruto, weißt du das?“

In ihren besorgten Blick schlich sich ein leichtes Schmunzeln.
 

Da musste ich auf einmal Grinsen: „ Nein, der ist noch viiiel schlimmer…“
 


 

Ungefähr eine Stunde hatte ich noch liegen bleiben müssen, doch danach durften wir das Krankenhaus schon wieder verlassen, weil ich mich ja nicht verletzt, sondern nur ausgepowert hatte.

Trotzdem wurden wir mit einem sehr ernsten Blick seitens der Hokage entlassen und sie brauchte nichts weiter zu sagen um uns ihre Botschaft klarzumachen: Kommt bloß nicht wieder auf so eine blöde Idee!
 

Draußen schien die Sonne und der Himmel war strahlend blau. Jedoch kam ich mir, als wir aus dem Gebäude heraustraten noch viel matter und ausgelaugter vor.

Es war, als würde die Luft zähflüssig wie Blei werden.

Tsunades vorwurfsvolles Gesicht lag mir schwer im Magen.

Ich hatte schon wieder Probleme gemacht, und dabei hatte ich schon gehofft, dass mir das nun nicht mehr passieren würde. Aber das war anscheinend bloße Illusion gewesen, musste ich mir bitter eingestehen. Verärgert kniff ich die Lippen zusammen und folgte Lee wie ein Schlafwandler, der viel zu sehr in seinen eigenen Gedanken gefangen war.
 

_ _ _
 

Immer wenn ich Gaara gesehen hatte, war er ruhig.

Ich hatte ihn noch nie anders erlebt, wieso auch, er war eben so.

Aber jetzt war er irgendwie ZU ruhig.

Schon ein paar Mal hatte ich mich nach ihm umgedreht, konnte kaum so langsam gehen wie er.

Sein Gesicht wirkte sehr verkniffen und er schien verärgert zu sein.

Ärgerte er sich etwa über sich selbst?

Aber das musste er doch gar nicht!

Noch immer war ich mehr als beeindruckt von seinen Verbesserungen, wie schnell und wendig er doch werden konnte und sogar seine Umgebung hatte er noch mehr mit einbezogen. Mein Gott, er war ja auch KAZEKAGE geworden!

Trotzdem wirkte er jetzt irgendwie klein und zerbrechlich, sein eigener Tod hatte doch viel bei ihm verändert und das ließ sich wahrscheinlich nicht sehr leicht abschütteln.

Ich wusste gar nicht so recht, was ich nun mit so einem Gaara noch unternehmen könnte.

Bis mir plötzlich etwas einfiel.
 

„Gaara?“
 

Es brauchte einige Sekunden bis er überhaupt reagierte, ein wenig ungeduldig wartete ich diese ab.
 

„Gehen wir doch ein bisschen spazieren“
 

„Spazieren…?“, kam verwundert zurück.

„Na ja, das stärkt doch die Kondition!“, behauptete ich und grinste breit.

Er musste kurz schmunzeln, wahrscheinlich über mich, weil ich so berechenbar war, und dann nickte er.
 

„Gut“
 


 

Nun lief er schon eine halbe Ewigkeit stumm hinter mir her. Es war nur das Rascheln des Grases zu hören, wenigstens ein Geräusch und doch hatte diese Stille etwas drückendes, drängendes. So als müsse man jetzt irgendetwas sagen, nur ein Wort um endlich das Schweigen zu brechen. Und obwohl es unerträglich zu sein schien weiterhin ruhig zu bleiben, so fiel einem trotzdem kein passender Satz ein, keine Phrase, nichts was man einfach so hätte einwerfen können.

Ich musste noch einmal an unseren Kampf denken. Gaara hatte sich sehr verbessert.

Ihn mit Taijutsu aus der Reserve zu locken, das wollte ich schon immer mal machen. Ein kurzes Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen.

Es hatte wahnsinnig Spaß gemacht. Aber dass Gaara sich so verausgaben würde, war nicht geplant gewesen.

Sein Stolz wird wohl ziemlich stark angekratzt sein, dachte ich mir im Stillen und warf einen Blick zurück. Er fixierte mich mit seinen Augen, so wie er wohl jeden anzuvisieren schien. Klar und deutlich, abwartend und ein kleines bisschen lauernd.

Fast so als würde man eine Katze ansehen.
 

Meine Lippen formten ein riesiges, strahlendes Grinsen, mein Markenzeichen.

Es war praktisch und man konnte solchen Blicken damit gut ausweichen.

Wenn man jemanden anlächelt, dann fallen meist die Bardieren.

Man kann aufmuntern, ausweichen, Mut machen, bluffen aber auch sich selbst täuschen. So viele Möglichkeiten.

Doch Gaara reagierte nicht darauf, wahrscheinlich hatte er gemerkt, dass ich selbst noch unruhig war.
 

„Wir sind gleich da“, sagte ich laut und durchschnitt endlich dieses grauenvolle Schweigen.

Er nickte leicht, fast unmerklich, aber antwortete nicht.

Frustriert blickte ich wieder nach vorn, ein so stiller Weggefährte war wie Gift für mich. Tenten und Neji wiedersprachen mir wenigstens gelegentlich oder kommentierten irgendetwas.

Trotzdem wollte ich mir die Enttäuschung nicht ansehen lassen und stapfte energisch weiter.
 

Ein paar Minuten lang war es wieder ruhig.

„Wohin gehen wir eigentlich?“, fragte Gaara dann plötzlich.

Freudig drehte ich mich um.

„Ich dachte schon du fragst nie! Das wird dir sicher gefallen! Der Ort ist gigantisch!“, sprudelte es aus mir heraus, so als wäre ein Wasserdamm gebrochen.

Grinsend beobachtete ich ihn.

„Aber das ist keine Antwort auf meine Frage“, bemerkte er trocken. Obwohl seine Stimme noch steif klang, wusste ich dass diese Aussage mich aufziehen sollte.

Anscheinend hatte er sich wieder gefangen, freute ich mich und ging darauf ein.
 

„Wohin es geht verrat ich nicht! Wir sind sowieso gleich da, also sieh es dir selbst an! Du warst sogar schon mal da!“

Ich konnte ihm richtig ansehen, wie er anfing alle Orte geistig abzuklappern um einen zu finden, der der Beschreibung zutraf. Erneut musste ich grinsen. Ich war ja so gespannt, was er zu dem Anblick sagen würde!
 

_ _ _
 


 

Welchen Ort hatte er nur gemeint?

Ich war selten in Konoha gewesen, kaum erwähnenswert und doch sollte ich schon einmal dagewesen sein?

Aber mir blieb keine Zeit weiter nachzudenken, denn wir schienen wirklich schon angekommen zu sein. Mit seinem riesenhaften, strahlenden Grinsen schob er einen Ast beiseite und winkte mir zu. Ich konnte noch nichts erkennen, denn die Sonne stand tief.
 

Mal sehen, was er mir zeigen wollte.

Erwartungsvoll folgte ich ihm auf eine Lichtung.

Kurz musste ich noch blinzeln, geblendet von den letzten Sonnenstrahlen doch dann konnte ich alles erkennen.
 

Es war wirklich gigantisch.

Ein paar Sekunden starrte ich nur vor mich hin. Ich war tatsächlich schon ein Mal hier.

Die Lichtung war voller Sand, ein krasser Kontrast zu dem angrenzenden Wald. Rot und Golden schimmerten die Dünen im Abendlicht und der sanfte Wind wirbelte hier und da ein paar Sandkörner auf die wie goldener Staub ihre Kreise zogen. Aber das war noch nicht alles. Aus dem Sand klafften wie abgebrochene Zahnstocher Knochen heraus, wie bizarre Grashalme bedeckten sie die riesige Fläche.

Ich erinnerte mich an diesen Kampf. Er war hart und gnadenlos gewesen und wir hätten beinahe verloren, wenn das Glück nicht auf unserer Seite gestanden wäre.
 

Es ist inzwischen viel Zeit vergangen, so viel Zeit. Erst jetzt bemerkte ich, dass zwischen den Dünen schon wieder etwas Grün wuchs. Der Wald würde sich diesen Platz schon zurückerobern.

Und doch hatte dieser relativ kurze Kampf die Landschaft grundlegend verändert, eine Wüste erschaffen wo vorher keine war.
 

Mein Blick viel wieder auf die Knochen, die rot im Licht glühten und damit einen noch beunruhigenderen Anblick boten als sie es wohl bei hellem Tageslicht getan hätten. Sie sahen noch aus wie am ersten Tag, glatt und stark, keine Risse, keine Ausbrüche. Sie schienen Wind und Wetter zu trotzen, wie ein Mahnmal das auf etwas Besonderes hinweist.

Das Ganze wirkte eindrucksvoll und unwirklich und hielt mich noch ein paar Augenblicke gefangen. Erst dann richtete ich meinen Blick auf Lee.
 

„Es ist tatsächlich ein interessanter Ort“, pflichtete ich ihm bei.

Energisch nickte er und schien sich zu freuen.

„Ich war damals schon beeindruckt wie sehr du die Landschaft verändern konntest. Und jedes Mal, wenn ich hier vorbei komme sehe ich, dass es wohl noch lange so wie jetzt aussehen wird. Klar, irgendwann steht hier wieder eine Wiese, aber ich meine, sieh dir das an, wir haben eine Mini-Wüste!“

Sein fröhlicher Unterton verbarg nicht das Gewicht seiner Worte.

Er hatte recht.

So wie er es sagte klang es wie eine Belanglosigkeit, etwas Schönes aber unwichtiges. Aber das war es nicht.

Man konnte mit einem Jutsu so viel verändern. Nicht nur den Ausgang eines Kampfes.

Vielleicht sollte man solche Techniken nicht nur für Feindseligkeiten erschaffen, sondern für viel wichtigere Dinge?

Vielleicht wurden sie ja überhaupt erst für etwas ganz anderes erdacht als für den Kampf?

Dieser Gedanke gefiel mir und deswegen nahm ich mir vor, Jutsus zu finden, die für Suna-Gakkure hilfreich sein könnten. Mir kam es vor, als hätte ich heute etwas sehr wichtiges entdeckt, etwas, was ich auf jeden Fall weiter verfolgen sollte und ein zufriedenes Gefühl machte sich in mir breit.
 

Noch einmal betrachtete ich diese unwirkliche Landschaft, lang und ausgiebig.

Dann nickten wir uns beide andächtig zu und machten uns schweigend auf den Heimweg.
 



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