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Bloodsplashed Memories

von

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Nightmares

Nightmares
 

Weil ihr kein anderer Ort einfiel, hatten ihre Schritte die Blonde an den einzigen Platz geführt, der für sie je Sicherheit bedeutet hatte; selbst jetzt noch, zumindest in Ansätzen.

Rasch schlüpfte sie unter dem Absperrband hindurch und stockte dann. Der Blick der tiefblauen Augen huschte über verkohlten Stein, halb eingestürztes Dachgebälk, verruste, in Trümmern stehende Wände und die durch eine ironische Fügung beinahe unversehrte Treppe. Auch die Möbel, soweit sie sie von hier aus erkannte, waren zufällig mal kaum mehr erkennbar oder fast unberührt. Alles stand an seinem Platz; bisher waren nur die Flammen gelöscht und die Toten geborgen worden.

Schließlich schüttelte sie leicht den Kopf, gab sich einen Ruck und betrat langsam die Brandruine. Ihre Hand streifte dabei zufällig die Überreste des Türrahmens, der selbst jetzt noch eine ganz schwache Wärme ausstrahlte und einen dunklen Kranz aus Ruß auf ihrem Handrücken hinterließ.

Das Mädchen achtete nicht auf das Knacken, das ab und an die Stille durchbrach und damit eine wortlose Warnung aussprach, zu gehen bevor ihr das alles auf den Kopf fallen würde.

Allerdings sprach das Gesetz der Wahrscheinlichkeit gemeinsam mit all dem, was sie in den letzten vierundzwanzig Stunden erlebt hatte, dagegen, dass etwas Derartiges geschehen würde. Irgendwo musste schließlich auch einmal ein Ende sein.

Nicht, dass Heinkel sich solche Überlegungen machte. Sie dachte nicht einmal daran, dass sie jeden Moment von ein paar herunterkommenden Brocken erschlagen werden könnte, oder Ähnliches.

Stattdessen wanderte ihr Blick umher über das, was ihr am Vertrautesten im Leben war und doch am Entfermdetsten. Jeder Schritt wirbelte Staubwolken auf, die an ihr und der dürftigen Kleidung hängen blieben, ohne dass es noch einen Unterschied machte. Einmal jagte auch eine Spinne an ihr vorbei, nachdem sie dadurch aufgeschreckt worden war. Sie schenkte ihr keinerlei Beachtung.

Im Wohnzimmer war die Decke heruntergekommen; es versperrte den Weg in ihr eigenes, ehemaliges Zimmer. Die Überreste der gläsernen Türen der Schrankwand mischten sich ebenso wie das, was vom Fernsehen übrig geblieben war, unter den Staub und knackten laut, als sie darauf trat. Die Hälfte des Couchtisches stand noch, aber egal, wie man es drehte und wendete; nichts war mehr wirklich intakt oder verwendbar. Das war ihr raschen Blickes klar geworden.

Als sie in der Küche nachsehen wollte, krachte ein Stück des darüber gelegendem Flures herunter, für das die geringen Schwingungen der Schritte des Mädchens bereits zuviel waren und machte damit auch das Obergeschoß unbegehbar. Blieb also doch nur das Wohnzimmer.

Erschreckend, wie wenig von ihrem Leben noch übrig geblieben war.

Erst jetzt, als sie langsam wieder in jenes zurück tappste, bemerkte sie die Ausgedörrheit in ihrer Kehle und ihrem Mund. Zudem förderten Staub und Asche den Husten, der sich mit dem Zunehmen des Unwohlseins, der Krankheit mehr und mehr hervordrägte.

Sie machte sich nichts daraus; sie war schon öfter krank gewesen und auch wenn das nicht nett war, ging es doch vorbei.

Was der Blonden dabei nicht bewusst war, war, dass das, was sie da ausbrütete, keine Erkältung war, sondern eine ausgewachsene Lungenentzündung.

Doch wie gesagt, sie wusste es nicht und verschwendete auch keinen Gedanken daran, während sie das halbwegs heile Sofa gegen die am stabilsten wirkende Wand schob, die noch leicht warm war – was ihr schon einen guten Teil der letzten, angeschlagenen Kraftreserven raubte. Dann rollte sie sich darauf zusammen, sich klein machend und an die Wand gedrückt.

Morgen noch. Nur morgen noch.

Wenn es morgen nicht ging, gestand sie sich ein, würde sie wirklich Hilfe brauchen.

Morgen.
 

In dieser Nacht bekam sie zwar Schlaf, aber keine Erholung. Sie war nicht mehr erschöpft genug und stand auch nicht mehr ausreichend unter Schock, um den Träumen zu entgehen, die sie gradewegs aus der Hölle verfolgen zu schienen. Oder vielleicht auch nur aus dem Haus, in dem sie sich befand. Mehr als einmal wachte sie auf, schweißgebadet, schreiend.

Am nächsten Morgen brach sie auf, bevor die Zuständigen kamen, die Trümmer beiseite zu schaffen. Ihr war nicht mehr kalt.

Dafür sorgte die Fieberhitze schon.



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