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The Mask

True Love never dies
von

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13. Kapitel

13. Kapitel
 

Endlich Pause. Endlich kann ich mal eine Zeit mit Chrissy reden. Ich habe tierisches Lampenfieber. Das ist mein erster Auftritt auf einer öffentlichen Bühne. Meiner erste Rolle in einer Oper. Chrissy hat ihre Sache bisher echt gut gemacht und dieser andere unbekannte Opernsänger – Mr. Butler – WOW! Er hat eine wahnsinnige Stimme...

Da ist sie ja.

„Chrissy!“, ich renn auf sie zu, aber sie starrt in die Leere.

„Hey, Nicky“, sagt sie tonlos.

„Chrissy?! Was ist los?!“, ich starre sie entsetzt an.

„Mr. Butler-...“

„Er hat eine umwerfende Stimme. Findest du nicht auch? Wie sieht er a-...“, unterbreche ich sie, dann unterbricht sie mich.

„Nicky! Hör zu! Dieser Butler ist unser Erik! ERIK! Verstehst du?!“

Ich stehe wie erstarrt da. Ich kann mich nicht bewegen. Erik? Mein Erik? Das kann nicht sein! Er ist doch in Paris, oder? Erik... Ich fange wieder an zu weinen.

„Wo...wo...wo ist...er?“, ich bekomme die Worte vor lauter Schluchzen kaum heraus.

„Ich weiß nicht, Süße. Er ist sofort von der Bühne abgehauen und war weg“, sie nimmt mich in den Arm und ich stehe immer noch erstarrt rum.

„Ich..ähm...ich muss ihn finden“, sage ich tonlos. Ich kann kaum noch richtig denken. Erik...der einzige Gedanke in meinem Kopf. Ich winde mich aus ihrer Umarmung und laufe wie eine Verrückte hinter der Bühne umher. Ich kenne mich hier nun so gut aus, dass ich weiß wo er sich verstecken könnte.
 

Nirgends ist er zu finden. Nirgends! In keinem Zwischenraum oder sonst irgendwo. Also muss ich wohl doch bis zu meinem Auftritt warten. Hoffentlich kriege ich überhaupt einen Ton raus, wenn ich ihn sehe. Vielleicht erkennt er mich ja gar nicht. Er weiß bestimmt gar nicht, dass ich hier bin. Er kennt ja meinen Nachnamen nicht, woher soll er also wissen, dass ich Miss Hastings bin!? Außerdem sehe ich in diesem Kleid und mit der Perücke ganz anders aus.
 

„Nichts. Ich hab ihn nirgends gefunden. Muss ich wohl noch was warten“, ich stehe wieder vor Chrissy. Sie scheint sich gefangen zu haben und wirkt wieder ganz ruhig.

„Eben. Gleich siehst du ihn ja. Weißt du was ich glaube? Jetzt wo Erik ja auch hier ist... Bestimmt hat er diese Oper geschrieben. Ich mein es ist fast wie seine Geschichte, oder?“

„Chrissy? Wie hat Erik reagiert als er dich gesehen hat?“

„Er kam kurz auf mich zu und flüsterte mir zu: 'Das Tier ist tot', was wahrscheinlich so viel heißen sollte, wie : 'Ich habe mich nun unter Kontrolle'.“

„Meinst du er erkennt mich wieder? Meinst du er interessiert sich noch für mich, nach allem was ich ihm angetan hab?!“

„Bestimmt, Süße, bestimmt.“
 

Die Pause ist vorbei und Chrissy hat noch ein paar Nummern zu singen bevor ich auf die Bühne muss. Diesmal stelle ich mich an die Seite der Bühne und sehe den Dreien zu. Eigentlich beobachte ich nur Erik. Ich erkenne auch von weitem, dass er es ist. Die schwarzen Haare mit den abstehenden Strähnen, die weiße Maske, der schwarze Mantel, das weiße Hemd mit der schwarzen Krawatte und die schwarze Hose. Er sieht aus wie immer. Aber er spielt sich ja auch einfach selber. Es ist irgendwie komisch ihn singen zu hören ohne das dabei das Gefühl rüber kommt, das immer bei den Liedern die er für mich gesungen hat rübergekommen ist. Es ist ein bisschen traurig, dass andere Menschen niemals dieses wunderbare Gefühl erleben werden. Irgendwie ist es aber auch schön, dass er das nur für mich getan hat.
 

Ich weiß jetzt genau, dass ich ihn immer noch liebe.
 

Ich muss jetzt gleich auf die Bühne. Christine singt gerade ihre letzte Nummer, dann muss Erik noch ein Lied singen und dann bin ich dran. Oh mein Gott, ob ich es schaffe? Mein Herz flattert wie verrückt. Ich kann so nicht singen. Ah, da kommt Christine.

„Wie ist es?“, frage ich sie aufgeregt.

„Es ist alles gut, Süße. Er scheint wirklich gut drauf zu sein. Sing einfach deine Nummer. Du packst das“, sie legt mir ermutigend eine Hand auf die Schulter. Ich fühle mich gleich ein wenig besser. Chrissy kann mich immer ermutigen.

Ich atme ein paar mal tief durch und schaue wieder zur Bühne, damit ich meinen Einsatz nicht verpasse. Erik singt gerade die letzte Strophe und führt langsam die Pistole an seine Schläfe. Ich weiß das sie nicht echt ist, aber seine Verzweiflung sieht so echt aus, dass ich wieder das Gefühl bekomme ihn beschützen zu müssen. Wie an dem Abend als ich ihn zum ersten mal gesehen habe.

Ich gehe langsam auf die Bühne. 'Sieh ihn nicht an, sieh ihn nicht an', muss ich mir immer wieder sagen, denn ich soll es nicht sofort bemerken, dass er dort sitzt. Ich drehe mich zu ihm um, genau in dem Moment als er den Song beendet. Ich sehe ihn „erschrocken“ an und renne auf ihn zu. So haben wir es geprobt, ohne Erik. Als ich vor ihm stehe, zittern meine Hände wie verrückt, doch ich schlage ihm die Waffe aus der Hand.
 

Wir spielen und singen eine Szene – aus unserer gemeinsamen Zeit – nach und ich werde immer lockerer und glücklicher. Es ist ein überwältigendes Gefühl nach einem Monat wieder hier mit ihm zu stehen, zu singen, Applaus zu bekommen und alles was wir erlebt haben nochmal zu durchleben. Eigentlich lächele ich ihn die ganze Zeit über an und er lächelt zurück, aber scheint mich nicht erkannt zu haben. In einer de Pausen in denen wir nicht singen, sondern uns nur ansehen, flüstert er mir leise zu:

„Sie singen wunderschön, Mademoiselle.“

„Danke, Erik“, antworte ich und er sieht mich kurz verdutzt an und setzt wieder seine Maskerade auf – also, er „spielt“ wieder seine Rolle.

Langsam bewegen wir uns auf die Schlußszene zu und die endet mit einem Kuss. Doch vor dem Kuss singen wir noch unser Duett. Wie ich dieses Lied liebe. Diesmal beginnt er den Song:

„Nun bist du geborgen

Die Nacht erreicht dich nicht

Denn ich will dich bewahren

Vor Ängsten und Gefahren

Folg mir in den Morgen

Ich geh mit dir ins Licht

Und ich will für dich da sein

Für alle Zeit dir nah sein.“

Ich lächele Erik an und er lächelt zurück, aber ich merke das sein Lächeln nicht mir sondern meiner Rolle gilt. Er hat mich wirklich nicht erkannt. Naja, ich sehe auch total anders aus als sonst und meine Gesangsstimme ist auch ganz anders als meine Sprechstimme, aber vielleicht erkennt er ja trotzdem meinen Gesang. Voller Vorfreude auf die Erkenntnis die er jetzt vielleicht bekommen könnte, beginne ich nun zu singen:

„Lehr mich, wieder ohne Angst zu leben

Rette mich aus meiner Einsamkeit

Gib mir Wärme, um mir Mut zu geben

Und versprich, dass ich dich nie verlier'

Mehr will ich nicht von dir“

Ich kann ein leichtes Grinsen einfach nicht unterdrücken. Es ist einfach so wunderschön ihn endlich wieder singen zu hören und jetzt wo ich weiß, dass die Oper wahrscheinlich von ihm stammt, kommt es mir so vor als würde er für mich singen, auch wenn er mich nicht erkannt hat. Er hat unsere Geschichte zum Happy End seiner Oper gemacht. Das muss doch was bedeuten.

Er beginnt wieder mit seiner wunderschönen Stimme zu singen:

„Lass was war vorbei sein

Schenk mir dein Vertrau'n

Dann wird niemand dich finden

Die Träume werden schwinden“

Er nimmt mich bei der Hand und führt mich zu einer der Kulissen, die eine Art geflügeltes, steinernes Pferd dastellen soll, denn die Szene in der wir uns befinden spielt auf dem Dach der Pariser Oper und dort stehen exakt diese Figuren. Während er mich führt singe ich:

„Lass mich wieder frei sein

Beschütz mich vor dem Grauen

Nur du kannst mich bewahren

Vor Ängsten und Gefahren“

In dem Moment wo wir an der Statue ankommen nimmt Erik mich in den Arm und wir drehen uns in Richtung Publikum. Mein Herz rast wie verrückt und ich kann kaum mehr atmen. Er scheint das nicht zu merken und fährt fort:

„Ich will dir helfen, ohne Angst zu leben

Ich führ dich aus deiner Einsamkeit

Meine Liebe wird dir Wärme geben

Geh von heut' an jeden Weg mit mir

Mehr nicht

Mehr will ich nicht von dir“

Ich drehe mich aus seiner Umarmung und sehe ihn an. Ich muss ein wenig hoch gucken, denn er ist ungefähr einen Kopf größer als ich. Ich stehe so nah vor ihm, dass ich den Kopf richtig in den Nacken legen muss um ihm in die Augen zu sehen. Er bemerkt das und kniet sich vor mich. Das war eigentlich nicht abgesprochen, aber ich finde es sehr süß von ihm. So kann ich auch wieder singen:

„Gib mir Liebe, um mir Kraft zu geben

Wenn es dunkel wird, bleib' hier bei mir“

Nun stellt er sich wieder hin, geht aber ein wenig in die Hocke um nicht ganz so groß zu sein. Jetzt stimmt er in meinen Part ein und den Rest singen wir gemeinsam:

„Gib mir Liebe

Teil mein ganzes Leben

Bleib für immer (Nicky)

Ich bleib bei dir (Erik)

Lieb mich, mehr will ich nicht von dir

Geh von heut' an jeden Weg mit mir

Lieb mich, mehr will ich nicht von dir“

Wieder beginnt mein Herz zu rasen. Diesmal schneller und heftiger als zuvor. Ich kann kaum atmen und fürchte in Ohnmacht zu fallen, aber ich will diesen Moment, auch wenn er nur gespielt ist, nicht ruinieren.

Er nimmt mich wieder in seine Arme, hebt mich hoch und küsst mich. Der Kuss ist anders als alle anderen vor einem Jahr, nicht so leidenschaftlich. Eher schüchtern und zurückhaltend, ja, vielleicht sogar abweisend. Er hat mich wirklich nicht erkannt. Er wirbelt mit mir um die eigene Achse und setzt mich nach drei, schwindelerregender Runden ab und beendet den Kuss.

Der Vorhang fällt zu und ich lächele ihn mit hochrotem Kopf an. Er grinst zurück.

„Vielen Dank, Mademoiselle. Es war wunderbar mit ihnen zu singen.“

„Danke, Erik. Danke für alles.“

Wieder sieht er mich verdutzt an und öffnet den Mund um etwas zu sagen, da geht der Vorhang schon wieder hoch. Er schließt den Mund wieder, packt mich bei der Hand und zieht mich vor zum Bühnenrand. Das erinnert mich irgendwie an den Abend wo er mich aus der Garderobe geholt hat. Damals wirkte er auch wie ein kleiner Junge der seiner besten Freundin irgendetwas cooles zeigen will, das er gefunden hat.

Wir stehen vorne, verbeugen uns und winken. Aufeinmal macht er einen Schritt zu Seite und lässt mich verdattert stehen. Ich verstehe nicht was das soll, bis er die Hände hebt und auf mich weist. 'Ach so...Er will mich nur...wie sagt man...“vorstellen“?!'

Es bricht ein riesen Beifall aus. Kein Wunder, ich hatte neben Erik die größte Rolle, auch wenn ich nicht von Anfang an dabei war, aber der zweite Akt sehr viel länger als der erste. Außerdem habe ich meine Rolle wahrscheinlich extrem gut „gespielt“. Ich verbeuge mich kurz und weise dann auf Erik. Ein noch größerer Beifall. Ich freue mich so für ihn. Wie er strahlt. Das erste mal seit einem Jahr, dass ich ihn so glücklich sehe.



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