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Rising Sun - Bis(s) das Licht der Sonne erstrahlt

Fortsetzung von Bis(s) zum Ende der Nacht
von

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Forks

Disclaimer:

=> Ich verdiene kein Geld mit meiner Fanfiction.

=> Alle Charaktere gehören Stephenie Meyer mit Ausnahme einiger Schüler und Lehrer, die ich selbst erfunden habe.
 

Weitere Infos zur FF, Trailer, Cover & mehr

http://renesmee-und-jacob.de.vu/
 

Diesmal ohne eine lange Rede.. hier ist Kapitel 14 =)
 

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Kapitel 14:

Forks
 


 

Die Strahlen der aufgehenden Sonne waren am nächsten Morgen der Ersatz für meinen Wecker. Langsam öffnete ich meine Augen erst einen kleinen Spalt, ehe ich sie ganz aufschlug und über mir erstmal nur die Wolken vorbeiziehen sah. Am Rand konnte ich noch einige Äste ausmachen, die in mein Sichtfeld ragten.

Ich fühlte mich, obwohl ich die Nacht auf dem feuchten und nicht ganz weichen Boden am Rand des kleinen Gewässers verbracht hatte, unglaublich wohl und entspannt.

Erst jetzt vernahm ich das Schnarchen zu meiner Rechten und drehte meinen Kopf leicht in die Richtung aus der es kam.

Jake lag ausgestreckt auf dem Rücken und schlief allem Anschein nach noch tief und fest.

Erst jetzt kam mir wieder die Erinnerung daran welcher Tag heute war und in Gedanken an die letzte Nacht schob ich ihn wieder schnell beiseite – wenigstens noch für einige Augenblicke.

Ich rückte ganz nah an seine Seite, legte meinen Kopf an seine Schulter und schloss erneut meine schokoladenbraunen Augen.

Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass er sich gar nicht rühren würde, aber kurz drauf legte er einen Arm um meine Schulter und drückte mich mit dem anderen etwas näher an seinen rostroten Körper.

Er gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. „Guten Morgen, mein Herz.“

Ich hob meinen Blick, sah ihm in die dunklen Augen und lächelte. „Von mir aus könnte die Zeit jetzt stehen bleiben...“, antwortete ich, mein Versuch mein baldiges Vorhaben zu vergessen schlug gänzlich fehl. Keine Chance.

„Oh ja“, sagte er. „Da hätte ich nichts dagegen.“

Dann hob er mein Kinn leicht hoch und legte seine Lippen auf Meine. Wir schlossen Beide die Augen und küssten uns. Nicht wild und stürmisch, sondern eher mit einer intensiven, jedoch ruhigen Leidenschaft. Es verging eine Minute, dann Zwei. Aus Fünf wurden dann bald sicher Zehn. Es kam mir aber trotz allem viel zu kurz vor und als er sich wieder von mir löste war ich fast enttäuscht.

„Wir sollten langsam mal aufstehen“, meinte Jacob. „Wäre nicht besonders toll wenn irgendwer auf die Idee kommen würde hier zu Angeln oder zu Wandern.“

Jetzt erst fiel mir auf, dass ich ja gar nichts an hatte. Ich setzte mich auf und ließ meinen Blick einmal rundherum schweifen. Mein Kleid lag hinter mir in einem Gebüsch, mein Höschen hatte es nicht ganz so weit geschafft. Dafür schwamm Jakes Hose im See, sein Hemd lag etwas links davon so ziemlich am Ufer, seine Schuhe befanden sich einige Zentimeter daneben.

„Mhm..“, murmelte ich.

„Was?“, wollte mein Freund wissen.

„Wo sind deine Shorts abgeblieben?“

Da fing er mit einem Mal lauthals an zu Lachen.

Ich lächelte nur, weil ich den Witz nicht ganz verstanden hatte.

Er stand auf und kramte seine Sachen zusammen, wobei er zuerst die Hose aus dem Wasser fischen musste. Dann legte er sie kurz vor mir auf den Boden. Zuerst die Schuhe, dann die Hose, dann das Hemd und dann... ein etwas undefinierbarer schwarzer Fetzen.

„Das“, sagte er als er das letzte Stück fallen ließ. „Sind.. oder besser waren meine Shorts, meine Liebe.“

„Oh..“, war alles was mir über die Lippen kam.

Dann kam die Erinnerung zurück. Mir fiel ein, dass ich sie ihm ja förmlich vom Leib gerissen hatte.

„Oh Jake, das tut mir Leid, ich-“

„Ach was“, unterbrach er mich. „Wenn ich eine Strichliste für meine zerrissenen Shorts führen würde, wäre die inzwischen sicher kilometerlang.“

Jetzt musste auch ich Lachen, dann zog er sich zügig an, während ich versuchte mein Kleid aus dem Gebüsch zu bekommen ohne es kaputt zu machen, weil es zwischen den Zweigen hing.

Jacob war schon voll bekleidet, als ich gerade meinen BH zugemacht hatte und mich nun daran machte in mein schwarzes Kleid zu schlüpfen.

„Also?“, fragte Jake. „Können wir dann?“

Ich nickte kurz. Plötzlich hob er mich hoch und trug mich durch die Büsche, durch die ich in der letzten Nacht Barfuß durchgelaufen war. An dem Baum neben dem meine schwarzen hohen Schuhe noch immer lagen stellte er mich dann wieder auf meine zwei Füße.

„Danke“, sagte ich etwas verlegen.

„Keine Ursache.. Fliegengewicht.“

Ich drehte mich um und er grinste mich verstohlen an. Aber gut, wo er recht hatte, hatte er eben recht. Für seine Verhältnisse musste ich wirklich so gut wie nichts wiegen.

Und kaum hatte ich meine Schuhe an, lag ich schon wieder in seinen Armen.

„Jake, ich kann auch laufen.“

- „Weiß ich, aber ich kann dich auch tragen.“

Widerstand zwecklos. Und eigentlich fand ich es ganz angenehm. Ich legte meine Arme um seinen Hals und meinen Kopf an seine Brust, dann schloss ich die Augen.

Nun vernahm ich nur noch vereinzelte Geräusche im Wald. Das Zwitschern der Vögel etwa, das Rauschen der Blätter im Wind oder kleinere Säugetiere die sich rasch in Sicherheit bringen wollten. Doch ich konzentrierte mich nur auf ein Geräusch. Seinen Herzschlag, wohlwissend, dass dieses Herz nur für mich schlug.
 

Ich wusste nicht wie lange er mich durch den Wald getragen hatten, aber als wie aus dem Wald hinaus auf die Wiese am Waldrand traten, war es wohl schon Mittag.

Selbst auf der Verandatreppe öffnete ich nicht meine Augen. Ich war durch das kontinuierliche Auf und Ab seiner Schritte schläfrig geworden.

Ihn kümmerte es nicht, er schien auch keine Angst vor der Reaktion meiner Familie zu haben.

Unbekümmert lief er durch die geöffnete Tür in unser großes geräumiges Wohnzimmer.

Erst jetzt öffnete ich leicht meine Augen. Das die Tür offen gestanden hatte war natürlich kein Zufall gewesen, man hatte wohl geahnt, dass wir eintreffen würden.

Zu meiner Überraschung war Niemand zu sehen, dennoch fühlte ich Blicke auf mir. Es wäre auch ungewöhnlich für sie nicht wissen zu wollen wie wir nach dieser gemeinsamen Nacht wohl aussahen. Jacob spürte es mit Sicherheit ebenfalls, ließ sich aber davon nicht irritieren und trug mich die Treppe hinauf und in mein Zimmer, wo er mich vorsichtig aufs Bett legte und mir sogar noch die Schuhe auszog.

Danach setze er sich auf meinen Bettrand, lehnte sich vorsichtig über mich und streichelte meine rechte Wange. Ich sah in sein süßes Lächeln. Er sah nicht nur total verliebt, sondern irgendwie auch unglaublich Stolz aus.

„Ruh dich noch ein bisschen aus“, flüsterte er mir zu, ehe er seine weichen Lippen auf meine legte. Einige Minuten später verließ er dann langsam mein Zimmer, jedoch nicht ohne noch einmal einen Blick zurückzuwerfen und die Zimmertür sanft zu schließen.
 

Diese Nacht war wunderschön gewesen und obwohl ich mich nach dem Aufwachen sehr gut und glücklich gefühlt hatte, war ich alles andere als ausgeschlafen.

Jake hatte keine fünf Minuten das Zimmer verlassen als ich schon einschlief und wäre Alice nicht gewesen hätte ich mit Sicherheit noch einige Stunden geschlafen.

Sie rüttelte mich vorsichtig wach. „Hey, Kleines. Aufstehen, es ist Zeit.“

Mit einem Mal schlug ich die Augen auf und saß sofort aufrecht im Bett.

„Wie?! Was?! Hab ich verschlafen?!!“

Alice kicherte. „Nein, das hab ich zu verhindern gewusst, du bist eigentlich noch gut in der Zeit sofern du jetzt mal deinen hübschen Hintern erhebst und duschen gehst. Du riechst ein wenig streng nach..“, sie rückte näher an mich und schien an mir und vor allem meinen Haaren zu schnuppern.“ „Nach Wald... und Dreck.. und ein bisschen Fisch schwingt auch noch mit, aber vor allem nach Hund.“

„Okay okay, ich hab verstanden.“

„Fein“, antwortete sie freudig, drückte mir einen kleinen zusammengelegten Berg Klamotten in die Hand und lächelte mich an.

Ich wusste nicht was sie mir da gab, lief aber ohne zu murren damit ins Bad und stellte mich erstmal unter die Dusche.

Am besten nachdenken, das konnte ich im Bett oder beim Duschen.

Und so war es auch diesmal so, dass mir nun allerlei Gedanken in den Kopf schossen. Irgendwie war ich mir nun nichtmal mehr sicher ob es eine gute Idee gewesen war diesen Flug zu buchen. Nach der letzten Nacht war es umso schwerer Jake zu verlassen. Was würde er sagen? Wäre es danach immernoch so wie vorher? War dieses Geheimnis wirklich diese Aktion wert und war es notwendig niemandem von meinem Vorhaben zu erzählen?

Jake ganz sicher, er würde mich niemals alleine gehen lassen. Bei den Anderen hielt ich es für möglich, dass sie es zwar nicht unbedingt gut heissen, jedoch akzeptieren würden. Und was war mit meinen Eltern? Bei ihnen war ich mir nicht sicher und im Zweifelsfall war es besser zu schweigen.

In Momenten wie diesen war ich dann ausnahmsweise froh, dass meine Eltern offiziell meine Geschwister waren. Um die Erlaubnis für den Flug zu bekommen lief ich nach dem Haareföhnen zu Carlisle ins Arbeitszimmer.

Er sah von seinem Schreibtisch auf und lächelte mich herzlich an. „Hallo Renesmee.“

„Hallo“, sagte ich und lächelte ein wenig nervös.

Mein Großvater zeigte auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch und bot ihn mir an. „Setz dich ruhig.“

Ich tat wie mir geheißen und legte die Hände in den Schoß.

„Also, was kann ich für dich tun?“

Einen Moment sagte ich gar nichts, ich kramte in meinem Kopf nach den passenden Worten.

„Ja also ich öhm.. ich wollte... ich meine ich...“

Carlisle lächelte immernoch freundlich und warm.

„Nur mit der Ruhe. Ich hab Zeit.“

- „Ich aber nicht“, konterte ich rasch.

Jetzt sah er mich fragend an. „So? Wo möchtest du denn schon wieder hin, wenn ich fragen darf?“

- „Forks.“ Wer brauchte schon ganze Sätze. Schlagworte taten es doch auch.

„Forks?“, hakte er noch einmal nach.

- „Forks.“

„Alles klar und was willst du in Forks?“

- „Antworten.“

„Antworten. Okay.

Und wie kommst du nach Forks?“

Jetzt seufzte ich und atmete einmal kurz durch.

„Deswegen wollte ich mit dir sprechen. Ich hab einen Last-Minute-Flug gebucht und brauche die Erlaubnis eines Erziehungsberechtigten.“

„Verständlich“, sagte er ruhig. „Bist du dir sicher, dass du das alleine machen willst? Ohne Begleitung?“

- „Ja.“

Einen Moment antwortet er nichts mehr, er sah mir tief in die Augen, ich fühlte mich als würde ich gerade von ihm „gescannt“ werden.

„Gut, wenn du dir so sicher bist und es dir wirklich so wichtig ist, dann will ich dir nicht im Weg stehen, aber willst du nicht wenigstens deine Eltern um Erlaubnis fragen?“

- „Nein.“

Wieder ein Seufzer, aber diesmal von ihm. „Also gut, wo muss ich unterschreiben?“

Jetzt war ich überrascht. Ich schob ihm den Zettel zu. „Du lässt mich einfach gehen?“

„Wenn ich dich nicht fliegen lasse wirst du einen anderen Weg finden. Es ist nur natürlich, dass du Antworten suchst.“

Mit einer kurzen eleganten Handbewegung setzte er seine Unterschrift auf das Papier.

„Versprich mir nur, dass du vorsichtig bist und heil wieder zurückkommst.“

„Ich versprech´s“, antwortete ich, nahm den Zettel, beugte mich vor und gab ihm noch einen Kuss auf die Wange. „Danke, Opa.“

Seine Antwort war wieder nur ein herzliches Lächeln und ich verließ mit Selbigem den Raum.

Alice fing mich im Flur ab und schob mich in mein Zimmer.

„Und hast du sie bekommen?“

„Ja“, antwortete ich und präsentierte ihr stolz die Unterschrift auf dem Papier.

„Gut“, sagte sie dann. „Hör zu, ich hab dir deine Sachen schon gepackt, sie sind schon in meinem Auto.“

Beim ersten Teil des Satzes bekam ich Bedenken, aber der hintere Part schwächte diese wieder ab. Wenn Alice packte, dann immer in etwa so als würde ich mindestens einen Monat unterwegs sein. Zwei oder drei Koffer, was war das schon. Ich hatte aber keine extra Gebühren für zusätzliches Gepäck oder dergleichen bezahlt und so war ich froh, dass in ihren Porsche kaum mehr als ein Koffer passen konnte.

„Und wie kommen wir jetzt hier raus?“, wollte ich wissen.

„Na durch die Haustür.“

Sie sagte das mit einem ganz speziellen Ton, so als sei meine Frage absolut dämlich gewesen.

- „Wie? Einfach so?“

„Ja, wieso nicht?

Wenn wir aus dem Fenster hüpfen ist das ZIEMLICH auffällig, Kleines. Ausserdem wird uns niemand aufhalten und es wird auch erstmal keiner Verdacht schöpfen. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir zusammen irgendwohin gehen.“

„Bist du dir da ganz sicher?“, hakte ich nochmal nach. „Siehst du das?“

Sie zuckte mit den Achseln, lächelte aber dabei.

„Du weisst doch, ganz sicher kann ich nie sein, schon gar nicht wenn du in der Sache mit drin hängst.“

- „Ich weiß... aber... das du die Anderen sehen kannst ist ja gut möglich, aber was ist mit Jake?“

Jetzt erhob sie den Zeigefinger. „Gute Frage. Ich seh ihn natürlich nicht, daher müssen wir einfach mal meine Fähigkeiten ausser acht lassen und bedenken, dass er vorhin auf die Jagd gegangen ist und wohl frühestens heute Nacht wieder da sein wird. Bis dahin bist du schon auf und davon.“

Ich überlegte kurz, dann nickte ich. Wieder überkam mich so ein mulmiges Gefühl. Ich hasste es ihn anzulügen, aber ich sah keine andere Möglichkeit.
 

Ich packte also schnell mein Handgepäck und ging mit meiner Tante nach unten.

Ich entschloss mich ein Lächeln aufzusetzen und möglichst niemandem in die Augen zu schaun. Alice schauspielerte bei weitem besser als ich.

„So ich entführ mal eben Nessie. Wir sind in ein paar Stunden wieder da. Ihr braucht nichts zu Essen machen, ich werd sie unterwegs versorgen.“

Sie sagte das so freudig und quirlig wie eh und je und zog mich am Handgelenk hinter sich her. Ich ließ meinen Blick kurz umher schweifen. Lediglich Esme, meine Mutter und Jasper waren hier. Sie schienen nichts zu ahnen. Esme lächelte, der Mund meiner Mutter bildete zwar auch ein zartes Lächeln, jedoch mischte da noch was anderes mit. Ich schob es aber eher auf die letzte Nacht. Nur Jasper sah mich durchdringend an. Einen Moment trafen sich sein und Alice Blick. Nur in diesem kurzen Augenblick war Alice Gesicht ernst.

Na klar, Jasper kannte Alice mehr als jeder Andere auf der Welt und wusste sicher genau das sie log. Aber ich war mir sicher, dass er Alice niemals verraten würde.

„Na dann, lass uns gehen“, sagte meine Tante und ging mit mir zum Auto.

Ich drehte mich nur noch einmal kurz um, dann setzte ich mich in den Porsche und Alice wendete in unserer großen Einfahrt und fuhr den einsamen Weg, der auf die Hauptstraße führte. Ich starrte aus dem Fenster und suchte mit den Augen die Felder und Waldgebiete ab an denen wir vorbei preschten. Doch er war nicht da. Und ich wusste nichtmal ob ich das nun gut oder schlecht fand.
 

***
 

Etwas mehr als zwei Stunden dauerte die Fahrt zum Manchester Boston Regional Airport.

Als wir ankamen war die Sonne schon untergegangen, so dass Alice mich noch bis zum Check-In begleiten konnte. Das war auch gut so, denn von dem ganzen Papierkram verstand ich so gut wie gar nichts, ausserdem hatte Alice im Gegensatz zu mir noch an den Reisepass gedacht.

Selbstverständlich perfekt gefälscht, so wie alle unsere Papiere.

Der Abschied war dann zwar kurz, aber keinesfalls schmerzlos. Als sie mich umarmte, wollte ich sie am liebsten nicht mehr loslassen. Dies war das aller erste Mal in meinem Leben, dass ich wirklich auf mich allein gestellt war. Sieben Jahre lang hatte ich stets eine große Familie um mich herum, die sich um alles kümmerte.

Sie gab mir noch einen Kuss auf die Stirn. „Du schaffst das schon. In deinen Adern fließt das Blut deiner Mutter und ich kann mich nicht erinnern, dass die vor irgendetwas großartig zurückgeschreckt ist. Und deine Cullen-Gene sind natürlich auch nicht zu verachten.

Jetzt musste ich lachen. „Danke Alice, für alles.“

„Alles?“, fragte sie spielerisch. „Du weisst ja noch nichtmal 'alles'.“

- „Wie?“

„Ich hab Charlie angerufen, damit er sich nicht über die hübsche Rothaarige vor seiner Haustür wundert und-“, hier machte sie eine kurze Pause. „Damit du nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihm fahrn musst.“

- „Das heisst, er holt mich ab?“

Sie nickte.

- „Das ist ja klasse, danke Alice.“

„Keine Ursache und nun mach schon, sonst fliegen die noch ohne dich.“

- „Alles klar.. ich meld mich wenn ich angekommen bin.“

„Mach das, Kleines.“

Ich gab ihr noch ein Küsschen auf die Wange dann ging ich durch den Schalter.
 

***
 

Der Flug nach Seattle dauerte gut neuneinhalb Stunden.

In den ersten Minuten verbrachte ich meine Zeit noch damit aus dem kleinen runden Fenster zu schauen und die Wolken ausnahmsweise mal von oben zu sehen, auch wenn sie angesichts der Dunkelheit der Nacht nicht so schön waren wie Tagsüber.

Nach etwa zehn Minuten war die Faszination die davon ausging jedoch schon wieder flöten gegangen. Es sah einfach alles gleich aus und es tat sich auch kein Loch dazwischen auf.

Mein Sitznachbar war ein Mann etwa Mitte oder Ende dreißig. Er trug einen Anzug, verbrachte aber die meiste Zeit mit schlafen. Eigentlich war der Platz am Fenster seiner gewesen, aber kaum das ich mich setzen wollte, hatte er mir den Fenstersitz angeboten und vehement darauf bestanden, dass ich dieses Angebot doch annahm.

Mein Handy hatte ich auf den Flight Modus gestellt. So konnte ich zwar Musik hören, das Mobiltelefon sendete jedoch keine Funkstrahlen und ich blieb vor neugierigen und besorgten Anrufen verschont. Ich fragte mich mit Blick auf die Uhr die schon fünf Uhr morgens anzeigte, was gerade zu Hause los war.

Ich nahm an, dass meine Eltern schon bei Alice Rückkehr, die ich auf kurz nach Mitternacht geschätzt hatte, realisiert haben mussten, dass ich nicht mit ihr Abendessen oder Einkaufen gewesen war. Aber was war mit Jake?

Es kam schon gelegentlich vor, dass er erst morgens um acht nach Hause gekommen war, manchmal sogar erst kurz vor Mittag. Wenn er aber nun schon um zwei oder drei Uhr heim gekommen war? In meinem Kopf ging ich verschiedene Szenarien durch, wie er hätte reagieren können. Die Schlimmste wäre für mich gewesen wenn er total ausgeflippt wäre und das Wohnzimmer zerhackt hätte oder wenn er voller Sorge zu Fuß nach Forks rennen wollte.

Ich konnte nur hoffen, dass Alice, Esme oder meine Mutter ihn irgendwie beruhigen konnten, denn ganz gleich wie er reagieren würde, schön war nichts davon.
 

Kurz nach halb Sieben landete mein Flugzeug dann in Seattle. Mein schläfriger Sitznachbar war mit einem Mal hellwach. Kurz vor dem Landeanflug war er für eine halbe Stunde verschwunden gewesen und als er zurückgekommen war, hatte er sehr ansehnlich und wie ein richtiger Geschäftsmann ausgesehen.

Doch weiter beschäftigte ich mich in Gedanken nicht mit ihm, stattdessen widmete ich nun meine volle Aufmerksamkeit dem Band, dass zig Koffer langsam an mir vorbeitrug, bis ich letztlich meinen nehmen und ihn hinter mir her zum Warteraum rollen konnte.

Dort hatte ich Charlie schnell ausgemacht, er stand mitten im Raum und war eindeutig auf der Suche nach mir. Er hatte mich lange nicht gesehen und befürchtete nun sicherlich, mich nicht erkennen zu können oder mich zu übersehen.

Ich wollte ihn endlich von der Sucherei erlösen, nährte mich ihm bis auf einen halben Meter und tippte ihn dann an der rechten Schulter an, woraufhin er sich umdrehte.

„Guten Morgen, Grandpa“, sagte ich freundlich und lächelte ihn an.

Er musterte mich kurz dann strahlte er. „Renesmee!“

Sofort umarmte er mich herzlich und in mir machte sich sogleich ein vertrautes Gefühl breit.
 

Es war natürlich nicht normal, dass ich, als wir Forks verlassen hatten, gerade einmal drei Jahre alt war und stattdessen eher wie ein sieben oder achtjähriges Mädchen aussah und nun im Alter von sieben Jahren wie Siebzehn aussah, aber Charlie hatte sich längst damit abgefunden, dass die Dinge um ihn herum nicht rational erklärbar waren. Zumindest seit meine Mutter meinen Vater kennen und lieben gelernt hatte.

„Du bist ganz schön groß und vor allem noch hübscher geworden“, war dann auch schon alles was er zu diesem Thema zu sagen hatte.

„Danke“, antwortete ich etwas verlegen und er wechselte sogleich das Thema.

„Und wie geht es Bella?“, fragte er als Nächstes.

„Gut, denke ich“, antwortete ich mit Blick auf das Armaturenbrett. „Wenn man mal davon absieht, dass ich ihr nichts von meiner kleinen Reise erzählt habe.“

Ich sah ihn im Augenwinkel, konnte aber keine Anzeichen von Verwunderung feststellen.

„Haben sie dich schon angerufen?“, wollte ich wissen.

- „Nein, ich denke mal die werden auch wissen, wie lang der Flug dauert.“

„Stimmt..

Aber warum bist du dann nicht überrascht?“

Jetzt sah er kurz zu mir herüber. „Darüber, dass du Bella kein Sterbenswörtchen davon erzählt hast?“

Ich nickte.

„Das hab ich mir schon gedacht. Ich denke, sie hätten dich nicht allein gehen lassen und meine Tochter hat es auch lange Zeit vorgezogen mir nichts von ihren Plänen zu erzählen. Und ihre Mutter weiß bis heute gerade einmal den Bruchteil der Wahrheit.“

Richtig, meine Oma mütterlicherseits wusste nicht einmal von meiner Existenz. Meine Mutter und mein Großvater hatten einige Zeit nach meiner Geburt beschlossen ihr nichts von mir zu erzählen, da sie mit der ganzen Sache bei weitem weniger zurecht gekommen wäre als Charlie es getan hatte. Sie wusste auch nichts von der Existenz von Vampiren oder Werwölfen und irgendwie verstand ich auch, dass man ihr das alles ersparen wollte, andererseits hätte ich meine Oma schon gerne mal kennengelernt, so blieb mir Esme als einzige inoffizielle offizielle Oma, die offiziell offiziell meine Mutter war.

Ich seufzte. Mein Leben war wirklich sehr kompliziert.

Charlie deutete meinen Seufzer jedoch anders.

„Keine Sorge“, sagte er. „Wir sind gleich da.“

Just im Moment fuhren wir am „The City of Forks Welcomes You“-Schild vorbei und wenige Augenblicke später bog das Polizeiauto in die Einfahrt ein.

„Da wären wir“, sagte Charlie.

Ich stieg aus dem Wagen. Es war inzwischen fast elf Uhr morgens und der Mond war längst der morgendlichen Sonne gewichen. Der Gedanke daran wo ich gestern um diese Zeit gewesen war, ließ wieder ein mulmiges Gefühl aufkommen.

Mein Großvater hob meinen Koffer aus dem Kofferraum und trug ihn zur Haustür. Innen hörten wir schon das schrille Klingeln des Telefons.

Charlie stellte sofort den Koffer in einer Ecke des Flurs ab und wollte gerade den Hörer abnehmen als es wieder verstummte.

„Man man man“, nuschelte er beim Blick auf das Display.

„Was?“, wollte ich wissen.

„164 Anrufe in Abwesenheit“, antwortete er und zeigte mir dabei die Zahlen auf dem kleinen Bildschirm. „Da scheint wirklich wer sehr sehr dringend mit dir reden zu wollen.“

Ich schluckte.

Charlie nahm das Telefon mit in die Küche. „Naja, ich nehme mal an den 165. Anruf wird er sich nicht nehmen lassen.“

Er legte es auf den Tisch. „Du hast sicher Durst oder Hunger.“

Ich nickte. „Ähm Ja, aber erstmal reicht mir etwas zu Trinken.“

„Okay.. Saft, Cola, Wasser... Bier?“

Ich sah ihn mit großen Augen an.

„Kleiner Scherz. Was möchtest du denn haben?“

- „Ein Glas Wasser reicht.“

„Okay“, meinte er, holte ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit stillem Wasser aus der Flasche, dann stellte er das Glas und eine Flasche Bier auf den Tisch. „Wer nicht will, der hat schon.“

- „Ist es dafür nicht noch etwas zu früh?“

„Ach was, ein Fläschchen Bier geht doch immer.“

Mit einer kurzen geübten Handbewegung mit dem Flaschenöffner öffnete er die Flasche mit einem Plopp-Geräusch. Er setzte die Flasche gerade an seinen Lippen an, als das Telefon erneut klingelte. Einen Moment starrten wir beide nur auf das leuchtende Display.

„Da Nummer hundertsechsundfünzig“, kommentierte Charlie.

Als ich mich nach dem vierten Klingeln nicht rührte nahm er den Hörer.

„Hier bei Swan?“, sagte er freundlich aber bestimmt. „Ah Hallo Jacob.“

Ich musste nochmal schlucken.

„Jaaa.. die ist hier.

Jap.

Ja.

Alles bestens.

Ja, ich geb sie dir.“

Die Worte kamen sehr schnell und abgehakt. Jacob schien sehr schnell mit Charlie zu reden und ihm keine Zeit für längere Antworten zu lassen, dann reichte mein Großvater mir das Telefon. Mit zittriger Hand setzte ich den Hörer an mein Ohr.

„... Ja?...“, flüsterte ich fast.

„NESSIE!“, brüllte er mir fast ins Ohr. Zuerst dachte ich, er wäre stocksauer und würde mit mir zu streiten anfangen. „Gott sei Dank, es geht dir gut.“

„Ja, es geht mir gut“, bestätigte ich.

- „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht? Warum hast du nichts gesagt? Warum bist du allein gegangen? Ich hätte dich begleitet.“

„Du hast dir alle drei Fragen gerade selbst beantwortet“, sagte ich bestimmt. „Ich habe mir dabei gedacht, dass ich nichts sagen konnte, weil du mich dann hättest begleiten wollen. Du hättest mich nie allein gehen lassen.“

- „Schon“, gab er zu. „Aber warum? Wenn du Charlie besuchen wolltest hätten wir das auch zu zweit machen können.“

Ich überlegte einen Moment, dann sagte ich: „Ich wollte mal etwas alleine unternehmen. Ich kann nicht auf ewig von allen bemuttert werden. Ich bin alt genug.“

- „Allein?“

„Allein.“

- „Das du genug von deinen Eltern hast verstehe ich ja, Nessie, aber was ist mit mir, hast du von mir auch genug?“

Na super. Jetzt war genau das eingetroffen, was ich befürchtet hatte. Ich konnte ihm nicht sagen, dass ich diese Reise in erster Linie wegen ihm gemacht hatte und ohne die Wahrheit würde er denken, ich würde ihn nicht bei mir haben wollen.

- „Nessie?“, fragte er noch einmal, weil ich nichts mehr gesagt hatte. In seiner Stimme schwangen Sorge, Angst und Schmerz mit und es tat mir weh ihn so zu hören.

„Ja?“, sagte ich.

- „Was war das vorletzte Nacht? Der große Showdown vor dem Ende?“

„Was? Nein! Nein, Jake. Denk sowas doch nicht. Ich bin nur eine Weile hier in Forks, mehr nicht.“

- „Eine Weile?“, wollte er wissen und klang dabei schon fast den Tränen nah. Ich traute mich schon gar nicht mehr zu Antworten aus Angst etwas zu sagen was er falsch auffassen konnte.

„Eine Woche, vielleicht auch zwei“

- „Achso“, sagte er und klang dabei kein bisschen erleichtert. Offenbar schien diese Zeitspanne ihm mindestens sechs beziehungsweise 13 Tage zuviel zu sein.

„Keine Sorge, die gehen auch vorbei“, versuchte ich ihn zu beruhigen.

- „Ja..“, sagte er und klang dabei nun müde und ausgelaugt. „Bloß wie...“

In diesem Moment erinnerte ich mich an den Valentinstag, an dem er vor Liebeskummer ziemlich schwer erkrankt gewesen war. Krankheiten wie sie die Menschen bekamen, hatten auf ihn offenbar keine Wirkung, sein Immunsystem war an sich perfekt gewappnet, lediglich auf geistiger Ebene konnte man ihm was anhaben. Nur seine Seele konnte krank werden.

Manchmal kam mir Jake vor wie eine Pflanze und ich war ihr Wasser. Wahrscheinlich das einzige Wasser auf dem Planeten, dass diese Pflanze am Leben erhielt und jetzt wo ich fort war verdorrte die Pflanze wieder.

„Aber Jake..“, wollte ich ansetzen, als ich bemerkte, dass er während meines Gedankengangs wohl das Telefon verlassen hatte. „Jake? Jake?“

Mit jedem Wort stiegen mir die Tränen mehr und mehr in die Augen. „Jacob..“

- „Nessie?“

Am anderen Ende vernahm ich nun die vertraute Stimme meiner Mutter und heulte vollends drauf los. „Mommy...“

- „Ach Nessie. Bitte hör doch auf zu weinen, das wird schon wieder.“

Ich schluchzte. „Mum bitte passt auf, dass er nichts Dummes macht.“

- „Keine Sorge, Schatz. Wir werden schon einige Augenpaare auf ihn werfen.“

„Danke“, sagte ich. „Am liebsten würde ich das Ganze jetzt abbrechen und sofort mit dem nächstmöglichen Flieger zurück fliegen.“

- „Nein Nessie, auf keinen Fall. Du hast es dir vorgenommen und bist hier extra schön ausgebüxt, nun bist du da und ziehst es auch durch. Wenn du jetzt aufgibst hast du ihm zwar für den Moment etwas gutes getan, aber andere Probleme nagen weiter an euch. Und du willst Antworten, du solltest auch mal daran denken was du willst, nicht was für uns oder irgendwen sonst am Besten ist. Im Endeffekt wirst du dann sehen, dass es Jacob gut geht, wenn es dir gut geht und umgekehrt.“

Charlie hatte mir inzwischen ein Papiertaschentuch gereicht mit dem ich mir die Tränen wegwischen konnte. Ich lächelte sogar etwas. „Danke, Mum.“

„Schon okay“, antwortete sie. „Versprich mir einfach, dass du schön vorsichtig bist, auch was deine Identität angeht und dass du regelmäßig anrufst. Wie lang hast du denn vor zu bleiben?“

- „Weiß ich noch nicht. Eine oder zwei Wochen vielleicht. Kommt drauf an.“

„Mhm okay“, murmelte sie. „Und du wohnst die ganze Zeit über bei Charlie?“

- „Denk ich doch.. keine Ahnung“, antwortete ich. Ich hatte darüber noch nicht nachgedacht, geschweige denn hatte ich ihn gefragt.

„Okay, gib mir mal Charlie“, bat sie daraufhin.

- „Mach ich“, meinte ich dann. Ich wollte den Hörer gerade weiter reichen als mir noch etwas einfiel. „Ähm Mum?!?

„Ja, Spatz?“

- „Was ist mit Dad? Ist er böse auf mich?“

„Nein, nur besorgt. Mach dir nicht soviele Gedanken, mein Kind.“

Ich überlegte noch einen Moment, gab den Hörer aber dann doch weiter an Charlie.

Die nächste halbe Stunde schienen die Beiden über mein weiteres Verbleiben, aber auch über die letzten Monate zu reden. Ich nippte in der Zeit nur an meinem Glas, sah mich gelegentlich um und dachte darüber nach was Jake wohl gerade tat oder besser nicht tat.
 

Als Charlie dann die rote Taste zum auflegen gedrückt und das Telefon hingelegt hatte widmete er sich aber sofort wieder mir. „So.. also du bleibst auf jeden Fall hier bei mir während du hier in Forks bist und du kannst gerne solange bleiben wie du magst. Du musst dich nur damit abfinden, dass du auch hier nicht ganz allein bist.“ Den letzten Satz sagte er mit einem Augenzwinkern.

„Macht nichts, ich denke wir Beide kommen ganz gut klar.“

„Oh“, antwortete er. „Ich rede nicht von mir.“

- „Sondern?“

„Sue Clearwater.“

Jetzt musste ich schlucken. „Sie wohnt hier?“

„Mehr oder weniger, ja“, sagte er und wiegte seinen Kopf dabei zunächst leicht einmal je nach links und rechts so als würde er abwägen wie es nun wirklich war. „Offiziell wohnt sie im Reservat, aber sie ist öfter hier als dort, was ihren Kindern vielleicht ganz recht ist, wobei das auch nur für Leah gilt, Seth ist ja auch eher bei seiner Freundin als Zuhaus.“

Ich sah ihn mit großen Augen an. Zuviel Information. „Seth hat eine Freundin?“

Charlie nickte und nahm einen Schluck seines inzwischen sicher nicht mehr wirklich kalten Bieres. „Ja, der Junge ist ja inzwischen auch schon 21.“

Da hatte Charlie allerdings recht. Dadurch das Jake kaum merklich alterte war es mir entgangen, dass er nun eigentlich 23 Jahre alt war. Ich fragte mich, ob Seth inzwischen aufgehört hatte sich zu verwandeln und nun vielleicht sogar älter als Jacob aussah.

„Und was ist mit Leah Clearwater?“

„Ach die“, sagte er und schien kurz zu überlegen. „Hatte inzwischen angeblich ein paar Liebschaften, die aber alle in die Brüche gingen. Sind aber alles nur Gerüchte. Ich will jetzt auch nichts Unwahres sagen. Sie hat auch probiert von Zuhause auszuziehen, als das nicht geklappt hat, kam sie wieder zurück. Armes Mädchen.“

Etwas traurig betrachtete ich nun den Küchenboden. Ich wusste, dass Leah lange vor meiner Geburt mal mit Sam Uley zusammen gewesen war, dieser hatte sie aber für ihre Cousine verlassen. Seitdem hatte sie ein gebrochenes Herz und dieses schien sie daran zu hindern eine neue Beziehung einzugehen. Es musste schlimm sein die große Liebe zu verlieren, aber die Tatsache, dass er sie für ihre eigene Verwandte verließ schmerzte sicher umso mehr.

Das Leah das trotz allem irgendwo akzeptierte, Sam das einfach so durchzog und Leahs Cousine Emily das auch noch mitmachte hatte mich schon immer gewundert.

„Achso“, fügte Charlie nun noch hinzu und riss mich aus meinen Gedanken. „Ich muss nachher wieder zur Arbeit, es kann sein, dass Sue während ihrer Mittagspause nach Hause, also ich meine hierher kommt, und etwas zu Essen macht. Sie arbeitet in einem kleinen Lebensmittelgeschäft einige Straßen weiter.“

„Alles klar“, antwortete ich und trank mein Glas in einem letzten Zug leer.

- „Okay, dann zeig ich dir jetzt mal wo du deine Sachen hin tun und schlafen kannst.“

Er deutete mir an ihm zu folgen, nahm meinen Koffer und ging damit die Treppe rauf in den zweiten Stock. Wie schon erwartet gab er mir das Zimmer meiner Mutter. Es sah immernoch inetwa so aus wie sie es damals verlassen hatte und es war komisch hier für die Tage in denen ich in Forks sein würde zu schlafen. Wie als hätte er meine Gedanken gelesen, meldete sich Charlie mit einem Mal zu Wort. „Ich hab´s mit Bella abgesprochen.“

Ich nickte nur zaghaft und blickte mich dann wieder um.

„Das Bett ist aber frisch bezogen“, teilte er mir dann noch mit.

- „Geht schon klar, Opa.“

„Okay“, während er das Wort lang zog warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. „Ich muss dann auch los, ich komm wohl erst heute Abend wieder. Mach´s dir einfach gemütlich, wenn du Hunger hast, bedien dich. Der Fernseher steht dir auch zur Verfügung und natürlich der PC und das Telefon.“ Wieder nickte ich nur mit einem freundlichen Lächeln.

Charlie tat es mir als Antwort gleich, dann winkte er mir noch kurz zu und begab sich auf den Weg zur Arbeit.

Ich lauschte noch wie er den Wagen startete und dann wie er davon fuhr. Als er schließlich zu weit weg war, war es still um mich herum, bis auf die gewöhnlichen Geräusche. Vögel und dergleichen.
 

Schon jetzt merkte ich, dass die Tage hier in Forks recht langweilig werden könnten, wenn ich nicht vor die Tür kommen würde. Im Haus hatte ich trotz aller noch irgendwo vorhandenen Vertrautheit Hemmungen neben Flur, Bad, dem Zimmer meiner Mum, Wohnzimmer und Küche irgendwas zu betreten und im Fernsehen lief irgendwie auch nur Mist.

Das Fernsehen war für mich generell ein mehr oder weniger überflüssiges Medium. Ich gesellte mich nur ab und an dazu wenn jemand anderes gerade irgendwas schaute.

Ich zappte gerade durch die unzähligen Programme als jemand die Haustür aufschloss und im nächsten Moment sah ich wie Sue Clearwater mit ein paar Einkaufstüten zu mir kam.

„Oh Hallo, du musst Renesmee sein“, sagte sie freudig und reichte mir die Hand. „Charlie hat gesagt, dass du hier sein würdest und ich dachte mir ich zauber uns beiden was Leckeres zu essen. Du musst ja hungrig sein nach dem langen Flug.“

- „Das ist sehr freundlich, dankeschön, Mrs. Clearwater.“

„Ach nenn mich ruhig Sue“, bot sie mir an.

„Okay, dankeschön“, antwortete ich. Mir war das Du schon immer lieber gewesen.

Sue nahm also wieder ihre Einkaufstüten, wobei ich ihr etwas davon abnahm, und begab sich damit in die Küche.

Die nächsten zwanzig Minuten verbrachte ich damit ihr beim Kochen zuzusehen. Soviel Gemüse wie sie in den Topf kippte schien sie einen Eintopf machen zu wollen. Nicht unbedingt mein Lieblingsessen, aber ich wollte ja auch nicht unhöflich sein, also aß ich auch schön brav auf.

„Und du möchtest ein Weilchen bei Charlie sein?“, wollte sie während des Essens wissen.

„Ja“, antwortete ich, nachdem ich einen Löffel der Brühe geschlürft hatte.

- „Schade, dass du allein gekommen bist. Wir hätten uns vor allem über einen Besuch von Jacob gefreut.“

Und wieder ein Schlag ins Gesicht. Am liebsten wollte ich jetzt den Löffel hinlegen, mein Magen hatte sich abermals verkrampft und ich fragte mich wie ich so den Rest runterbekommen sollte.

„Aber“, fügte sie nun hinzu, nachdem sie merkte, dass mir ihre Aussage unangenehm gewesen war. „Wir freuen uns natürlich auch über deinen Besuch. Vielleicht schaust du ja auch mal im Reservat vorbei. Ich denke mal Seth und die Anderen würden dich gern mal wieder sehen.“

Das ich wegen des Besuchs ins Reservat den zehnstündigen Flug auf mich genommen hatte und Charlie zu sehen zwar auch ein Grund, jedoch ein Zweitrangiger, gewesen war behielt ich an dieser Stelle für mich. Ich hielt es auch für besser sie jetzt nicht zu Fragen ob sie mich mal ins Reservat mitnehmen würde. Ich wollte die Illusion aufrecht erhalten, dass ich einzig und allein wegen Charlie hier war.
 

Und so kam es dann auch, dass ich die nächsten Tage nur mit Charlie verbrachte.

Er nahm sich häufig mal ein paar freie Stunden um mit mir Essen zu gehen oder mir die Stadt zu zeigen die für mich fast vollkommen neu war.

Ich war damals zu schnell gewachsen und musste daher immer Zuhause bleiben, von Forks hatte ich nur durch die verdunkelten Autoscheiben etwas gesehen.

Erst als ich mich Äußerlich nicht mehr so stark veränderte, dass es auffiel nahm man mich zu gelegentlichen Shoppingausflügen oder anderen Aktivitäten mit nach draußen. Da war ich aber dann schon fünf oder sechs Jahre alt gewesen.

Sue kam jeden Mittag vorbei, kochte für mich und für sich und unterhielt sich beim Essen freundlich mit mir. Häufig redete sie über Charlie und hatte dabei ein Leuchten in ihren Augen. Sie erzählte mir auch, dass ihr Mann vor sieben Jahren an einem Herzinfarkt starb, weil er es nicht verkraftet hatte, dass sich seine beiden Kinder in Wölfe verwandelten.

Für Seth war es damals noch sehr früh gewesen und von Leah hatte man das schlichtweg nicht erwartet, weil sie weiblich war.
 

Mit meiner Familie telefonierte ich jeden Abend, allerdings nur für einige Minuten.

Mit Jacob zogen sich die Telefonate allerdings so häufig auf mehr als eine Stunde, dass Charlie mich bat doch etwas auf seine Telefonrechnung Rücksicht zu nehmen.
 

An einem wie so häufig regnerischen Abend telefonierte ich dann natürlich wieder mit Jake, nachdem meine Mutter den Hörer an ihn weitergereicht hatte. Ich war inzwischen fast 14 Tage hier und hatte noch keinen Fuß ins Reservat gesetzt. Ich hatte schlichtweg zuviel Angst davor. Ich wusste nicht wie ich anfangen sollte, was ich sagen, was ich fragen sollte. Und so schob ich die eine Sache, die mich überhaupt hier her kommen ließ tagelang vor mir her.

„Kommst du bald wieder?“, fragte Jake am anderen Ende der Leitung. Er sagte das mit einem so süßen, kindlichen Ton, aber es schwang auch viel Trauer mit.

„Ich weiß noch nicht.. ich brauch noch etwas Zeit“, antwortete ich nach kurzem überlegen.

„Aber du bist jetzt schon seit zwei Wochen weg. Ist das nicht schon lang genug?“, hakte er weiter nach.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte.

„Mach es mir doch nicht so schwer, Jake“, bat ich.

„Aber es IST schwer“, klärte er mich dann auf. „Du bist so weit weg und ich darf nicht zu dir und du magst nicht zurück kommen und ich würde dich so gerne wieder in den Arm nehmen und küssen und...

Und ich weiß noch nichtmal warum du fort bist.“

Ich seufzte. „Ich hab es dir doch schon erklärt.“

„Ja, hast du“, sagte er. „Aber ich versteh´s nicht.“

- „Inzwischen versteh ich mich selbst nicht mehr.“

„Was meinst du damit?“, wollte er daraufhin wissen.

„Ich weiß es nicht...

Ich werd nun schlafen gehen. Ich denke an dich. Und stell nichts Dummes an. Ich will dich schließlich auch bald wieder umarmen können. Und vergiss nie, dass ich dich liebe.“

Dann legte ich auf, ohne auf eine Antwort zu warten.

Warum wusste ich selbst nicht so recht.

Vielleicht wollte ich es mir ersparen noch mehr von seiner Traurigkeit zu hören, denn ich spürte, dass er litt und das ich es ebenfalls tat.

Ich legte mich hin, schloss die Augen und nahm mir vor, mein Vorhaben nun rasch durchzuziehen, damit ich schnell wieder zurück nach Acworth zu meinem Jacob konnte.
 

Und das Schicksal hatte sich dazu entschlossen mir zu helfen....
 

- Ende Kapitel 14 -



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  jennalynn
2011-08-16T19:06:18+00:00 16.08.2011 21:06
Armer JAke, der geht gerade durch die Hölle. So weit von seinem Lebensgrund entfernt ist schon hard
Von:  LucyCameronWeasley
2010-03-13T13:02:26+00:00 13.03.2010 14:02
nessie allein in forks ö.ö
dass bella so locker reagiert hätte ich nicht erwartet..andererseits aber auch wieder schon xD
Jake tut mir leid, ganz allein zwischen vampiren ohne Nessie.
Sue und Charlie LoL wie sweet :3

Von:  Jaki
2009-11-21T11:31:28+00:00 21.11.2009 12:31
huhu^^
ein schöönes kappi muss ich sagen!
;D gefällt mir echt
Q_Q armer jaaakeee! ich mags ned wen er leidet *ihn tröst*
Ich fands toll tad Carlisle unterschreiben hat und dan noch der geile bemerkung das er sie eh nicht hindern kann zu fahren/fliegen
:D bei charlie in forks fand ich es suppi xD
haha wie mit bella

weiter so^^
lg
Von: abgemeldet
2009-10-08T12:46:13+00:00 08.10.2009 14:46
SCHREIB WEITER, SCHNELL !!!!!!!!!!!!!!
BITTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTE
glg paddes xD
Von: abgemeldet
2009-09-28T20:29:07+00:00 28.09.2009 22:29
super tolles kapitel, aber jake tut mir echt leid :,-(
also bitte schreib schnell weiter!!
lg
Von:  Sakura-Kiss
2009-09-25T21:59:08+00:00 25.09.2009 23:59
ohhhhhhhhhhh.....*heul*

armer jake ...nessi weiß gar nicht was sie ihm damit antut *jake trösten*

...mal schauen wie sie nun darauf ....^-^
schreib schön schnell weiter und ganz großes lob ...kapi war wie immer supiiiiii....
Von: abgemeldet
2009-09-24T21:44:59+00:00 24.09.2009 23:44
Das war ein echt tolles neues Kapitel.
Sorry, dass ich lange kein Kommi geschrieben habe.
Schreib bitte schnell weiter, ja?
xo franzi303
Von:  Cygni
2009-09-21T19:25:05+00:00 21.09.2009 21:25
jaha!seth! er hat ine freundin, sie soll toll sein, ich mag seth^-^

freu mich auf mehr, glg stellax3
Von: abgemeldet
2009-09-21T08:51:25+00:00 21.09.2009 10:51
wieder mal ein super kapitel !!! freu mich schon aufs nächste...also schnell weiter schreiben ;)
Von:  Twilight-Nicki
2009-09-20T10:04:36+00:00 20.09.2009 12:04
Uiiiiiiiiiii, das war aber aufregend!! Also ich finds gut das Nessie das gemacht hat! Und ich bin schon gespannt wie die im Reservar auf sie reagieren1!
Und Charlie fand ich echt süüüüüss! Kam mir ein bisschen so vor, wie als Bella damals aufkreuzte! :-D
Super Kap, mach schnell weiter!
Grüssle


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