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Waterheart (adult)

von

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Jenseits des Bewussten

Am Anfang war es nur die Finsternis; angenehm schwarze Finsternis, in deren unauslotbaren Abgründen Stimmen, Eindrücke und Töne leise durcheinander schwebten.

Dann begann sich aus dem Herzen der Dunkelheit der Schatten eines Mädchen heraus zu schälen.

Sie trug ein rüschenbedecktes, grünes Kleid, hatte braune Haare, riesengroße grüne Augen… und einen dicken Zauberstab mit einem Herz an der Spitze.

Ihr gegenüber erschien wie aus dem Nichts ein mit Muskeln bepackter, grünhäutiger Alien, auf dessen winzigem Kanonenkugelkopf ein wilder Kranz weißer Haare wuchs.

Die zwei Wesen sprachen kurz miteinander, doch ergab, was sie sagten, für einen Außenstehenden nicht sonderlich viel Sinn… in Wirklichkeit schienen sie mit jemand ganz anderem als ihrem Gegenüber zu sprechen.

Doch wie gesagt, es spielte nicht wirklich eine Rolle.

Denn sie begannen zu kämpfen.

Grüne Energiebälle schossen zwischen ihnen hin und her, deren Bahnen im Laufe des Kampfes immer größer und unberechenbarer wurden. Laute Schreie und Rufe wurden abgegeben… und Sätze, die an Merkwürdigkeit kaum zu übertreffen waren.

Schließlich umschwirrten die Lichtkugeln nicht mehr nur die beiden Kämpfer, sondern auch den stillen Beobachter, der am Rande der Dunkelheit saß und versuchte, eine Landschaft aus dem ihn umgebenden Schwarz heraus zu filtern.

Für diese Person war das Alles nicht mehr als das Flimmern von Farbwirbeln, die entstanden, wenn man sich die Augen rieb.

Schon bald füllte das Licht ihr gesamtes Blickfeld aus, und die Kugelwirbel steigerten sich zu einer Entladung gewaltiger Energie, die ganz am Ende explodierte und alles verschluckte…
 

Als die erste Woge der Energie später abflaute, traten aus ihrem Zentrum zwei seltsam gezackte Pflanzenwesen und ein Junge mit einem Pfeil auf der Stirn hervor.

Sie waren vorher noch nicht da gewesen, und man konnte sehen, dass das Licht gleichsam durch sie hindurch und in sie hinein floß, als wären sie Geister. Nachdem sie sich aber erst einmal ihrer eigenen Existenz bewusst geworden waren, verließen sie den Lichtkreis, um in den Kampf einzugreifen.

Und Hay Lin sah ihnen dabei zu, als wäre es für sie im höchsten Maße spannend.

Im Prinzip mochte sie solche sinnlosen, chaotischen Träume nicht sonderlich. Es waren willkürlich durcheinander gewürfelte Gedankengebilde, sie hatten keine erkennbare Handlung, und eine Erkenntnis über das eigene Unterbewusstsein erlangte man daraus auch nicht!

Doch unter den gegebenen Umständen, und in Anbetracht des zurückliegenden Tages, war ihr das nur gerade recht. Sie hatte heute mehr ungewollte Einblicke erhalten, als sie auf einen Schlag verdauen konnte, und im Traum konnte sie gut und gerne darauf verzichten.

Was sie jetzt brauchte, war sinnfreie, amüsante Unterhaltung…

„Du solltest nicht so viele japanische Trickfilme ansehen, mein Kind! Das sind nicht deine Wurzeln.“

Von einem Moment auf den anderen fiel Hay Lins verrückter Traum in sich zusammen, und ihr Unterbewusstsein holte sie wieder ein.

Eiskalte Angst überflutete sie. Nichts hatte sie mehr gefürchtet als diesen Augenblick. Für ihr Verhalten hätte sie jede Bestrafung akzeptiert, die man sich unter der Sonne ausdenken konnte, sogar ein geharnischtes Urteil des hohen Rates von Kandrakar und eine Strafpredigt des Orakels… solange sie dabei nicht ihrer Großmutter gegenüber stehen musste.

Doch nun war sie von selber gekommen: alt, weise und grauhaarig, wie sie immer war… und dennoch im Moment schrecklicher als eine waffenstarrende Heerschar.

„Wovor fürchtest du dich, mein Kind? Du siehst so… rosa aus,“ sagte Yan Lin, das von Falten bedeckte Gesicht ernst und besorgt dreinblickend.

Hay Lin hätte ihr gerne eine beruhigende Antwort gegeben, aber die durchdringende Scham in ihrem Inneren ließ keine Möglichkeit dazu. Sie fühlte sich, als würde jedes ihrer Stimmbänder mit der Breitseite eines Messers eingedrückt, die sie - sollte sie auch nur versuchen zu sprechen - mit der scharfen Kante voran durchschneiden würde. Aufs Äußerste gereizt biss sie sich auf die Lippen und schluckte heftig.

Ihre Großmutter wandte den Blick ab und schickte ihn suchend über den Scherbenhaufen aus Phantasiegestalten, den ihre Enkelin hinterlassen hatte.

Schon bald fand sie ein Bild, dass sie interessieren musste.

Yan Lin beugte sich vorsichtig darüber, strich mit der Hand an der Bruchstelle des Traums entlang und fügte ihn so wieder zu einem Bild zusammen. Die Scherben, getränkt von einem seltsamen Schleim, der sich bei näherem Hinsehen als Brombeermarmelade (!) entpuppte, erschufen ein lebensgroßes Abbild von Irma… einer Irma mit noch weiter ausschwingenden Kurven, als sie sie von Natur aus hatte.

„Ich verstehe,“ murmelte Yan Lin traurig.

Hay Lin hingegen wäre am liebsten schreiend aufgewacht, auch wenn sie dadurch ihre Großmutter allein im Reich der Träume zurück gelassen hätte.

Diese Reue, dieses unverminderte Gefühl der Schuld konnte sie beim besten Willen nicht ertragen.

Allein die Vorstellung, wie sich die Weisen von Kandrakar die Köpfe heiß redeten und lautstark über ihre Uneinigkeit und ihr fragwürdiges Verhalten klagten, oder der Gedanke, dass ihre Oma sich gerade wunderte, was für ein perverses Monster sie da großgezogen hatte…

Urplötzlich fuhr ihre Großmutter herum, die Augen leicht zusammengekniffen. Sie schaute zu ihrer Enkelin hinüber, neigte argwöhnisch den Kopf und nickte langsam. „Damit liegst du gar nicht mal so fern, mein Kind! Die Weisen sind tatsächlich empört! Sie fragen sich allen Ernstes, was mit euch los ist… und um ehrlich zu sein, dass frage ich mich jetzt auch.“

Ihre Worte waren so ruhig vorgetragen wie eh und je, doch Hay Lin fing trotzdem an zu weinen. Nicht mal, weil sie die Worte besonders rührten. Einfach, um irgendwie das Eis zu brechen, dass ihre Zunge eingefroren hatte.

„Es tut mir Leid, Großmutter! Ich schäme mich so dafür!“ stieß sie leise hervor.

„Aber, aber, mein Kind! Die Weisen übertreiben eindeutig, wenn sie sagen, ihr wärt allesamt magersüchtig!“

Die Worte drangen erst mit einiger Verspätung zu Hay Lins Verstand vor, aber trotz der Tränen in ihren Augen schaffte sie es, vollkommen baff zu wirken.

„Sehr gut, du hörst mir also noch zu!“ sagte Yan Lin grinsend und nahm ihre Enkelin in die Arme. „Und jetzt kommen wir zu den wirklichen Problemen… von denen der Rat im Übrigen gar nichts weiß. Manche von ihnen können Homosexualität nicht einmal buchstabieren.“

Nun hatte es Hay Lin vollends die Sprache verschlagen. Sie atmete nur mehr röchelnd ein- und aus, und ihre Augen, vorher noch von Tränen bedeckt, wurden wieder klar und schwarz. „Ihr… also, das Orakel, Endarno und… ihr wisst davon?“

Yan Lin nickte.

„Und ihr verurteilt uns nicht deswegen?“ brachte sie krächzend heraus. „Ich - ich meine, habt ihr denn nicht gesehen…“

„Glaub mir, das Triumvirat hat wesentlich wichtigere Dinge zu tun, als sich in euer Liebesleben einzumischen,“ erklärte die alte Chinesin verschmitzt. „Wir haben nicht mehr gesehen, als uns die Quasare gezeigt haben. Wir konnte ein Ungleichgewicht in der Gruppe erkennen - ein sehr großes Ungleichgewicht zwar, aber dennoch nicht mehr als das! Etwas in eurer Gruppe verändert sich… und wir wissen nicht, ob zum Guten oder zum Schlechten. Aber was es auch wird, ihr dürft nicht zulassen, dass es eure Freundschaft vergiftet! Wenn ihr zum richtigen Zeitpunkt handelt, dürfte es keine Auswirkungen auf euch und eure Kräfte haben!“

Hay Lin schüttelte zerknirscht den Kopf und löste sich aus der Umarmung ihrer Großmutter. „Das hatte es schon! Nimm mich doch als Beispiel!“ Sie wies mit einer schwachen Geste auf die kurvenreiche Traumgestalt von Irma. „Merkst du nicht, was aus mir geworden ist?!“

„Doch, doch ich merke es,“ versicherte Yan Lin. „Aber das ist nichts, weswegen man sich fürchten bräuchte. Du bist ein sehr anhängliches Mädchen, meine Kleine, und dasmacht dich in hohem Maße verletzlich! Du hast Angst, dich von Dingen zu trennen, deshalb klammerst du dich an allem fest, was dir Kraft und Halt geben könnte. So war es einst bei mir… und so ist es jetzt immer noch.“ Sie seufzte. „Man kann nicht gerade sagen, dass deine Freundin Irma ein großes Opfer gebracht hätte, aber sie hat das Alles nur getan, um dir zu helfen… und sie hat es gern getan, auch wenn sie spürte, dass du dich damit auf einem falschen Weg befindest! Aber solche Fehler machen alle Jugendlichen… bis zu einem gewissen Alter!“

Hay Lin hob eine Augenbraue. „Du auch?“

Yan Lin schwieg.

„Oma?“

„Schon gut, schon gut! Es gab da mal diesen süßen, jungen Bauern in Szetschuan… aber davon braucht dein Vater nichts zu wissen!“

Zum ersten Mal seit langer Zeit lächelte Hay Lin wirklich ungequält. Tatsächlich musste sie sich mühsam ein Kichern verkneifen… noch dazu, weil auch Yan Lins Mundwinkel offenkundig zuckten.

„Du meinst also, es ist noch nicht zu spät für mich?“ fragte Hay Lin hoffnungsvoll.

„Natürlich, das hast du doch wohl selber gemerkt, mein Kind,“ entgegnete ihre Großmutter schmunzelnd. Dann jedoch fiel ihr Blick noch einmal auf das Traumbild, und ihr Lächeln schrumpfte in sich zusammen. „Was allerdings Will und Irma angeht…“

„Sie werden damit aufhören, keine Sorge,“ versicherte Hay Lin. „Dieses komische Ungleichgewicht wird bald verschwinden… hoffe ich zumindest!“

Yan Lin nickte langsam, sagte allerdings nichts weiter. Stattdessen sah sie dabei zu, wie die Scherben der Träume - nun, da Hay Lins Geist gereinigt war - in den konturlosen, schwarzen Raum jenseits des Bewusstseins zurückkehrten. Einzig der Junge mit dem Pfeil auf der Stirn blieb zurück und blinzelte Hay Lin auffordernd an.

Diese ertappte sich dabei, wie sie unter seinem Blick errötete und ihn freundlich lächelnd erwiderte.

Yan Lin bemerkte es. „Nun, dann will ich dich mal nicht länger vom Schlafen abhalten!“

Meinte sie das ernst? Na ja, Hay Lin musste zugeben, dass dieser Junge ganz süß aussah… selbst wenn er nur eine Zeichentrickfigur war.

Nicht, dass das ein Hindernis wäre: schon früher hatte sie die komische Angewohnheit gehabt, sich in Zeichentrickfiguren zu verlieben. Sie waren viel interessanter und netter gewesen als echte Jungs… und im Grunde waren sie das auch heute noch.

Dieser Junge hier war (dem ihm angedichteten Alter nach) etwas jünger als sie… aber das störte sie nicht weiter. Im Traum konnte man so alt sein, wie man wollte.

Und gegen einen kleinen Tanz und ein wenig nette Gesellschaft gab es bestimmt nichts einzuwenden…
 

Doch vorher gab es da noch eine Sache, die sie erledigen musste…

Sie hielt ihre Großmutter am Arm fest und zog sie zurück. „Du musst mir etwas erklären! Etwas über Magie!“
 

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Für keine der fünf Wächterinnen war in dieser Nacht an ruhigen Schlaf zu denken.

Zum gleichen Zeitpunkt, als Hay Lin sich die Geschichten ihrer Großmutter anhörte, Irma unter Gewissensbissen wieder ins Bett kroch und Will mit tausend Fragen im Kopf einnickte, lag auch Taranee Cook noch wach.

Und, ebenso wie die Anderen, hatte sie den Verstand voller Sorgen.

Wie es bei ihr üblich war, gehörten auch die Schule und die bevorstehenden Abschlussklausuren dazu.

Bis vor ein paar Minuten hatte sie noch im brütendheißen Licht ihrer Nachttischlampe gesessen, Schulbücher gewälzt und uralte Gedichtzeilen vor sich hingesagt, die die Intentionen eines Autors besonders gut unterstrichen.

Sie war sich durchaus darüber im Klaren, dass es inzwischen auf Mitternacht zuging, aber sie hätte es Cornelia und sich selbst nie verziehen, wenn sie aufgrund dieser elenden Beschattungsoperation das Lernen vergessen hätte.

Außerdem war der Schulstoff eine hervorragende Gelegenheit, sich abzulenken. John Adams oder Jean-Jaques Rousseau hatten sich in ihren Schriften herzlich wenig um die Liebe geschert…

Zu dumm, dass es bei ihr nur zweieinhalb Stunden dauerte, bis sie den ganzen Stoff auswendig hersagen konnte und er damit an Reiz verlor.

Als nächstes versuchte sie, sich dem Rauschen der Wellen hinzugeben, das vom Strand zu ihrem Haus hin schallte. Das war ihre übliche Art der Entspannung – jedoch war sie für diese Situation absolut ungeeignet.

Sofort kamen die üblen Gedanken wieder, und das Bild von Will und Irma, wie sie sich küssten, stieg erneut vor ihrem inneren Auge auf.

Sie hatte es mehrere Male heimlich gedeutet, und sobald sie angefangen hatte, ehrlich mit sich selbst zu sein, war sie zu dem Schluss gekommen, dass das, was sie sah, kein Verbrechen darstellte.

Es war bizarr, unheimlich und für sie kaum logisch nachvollziehbar… aber es schadete niemandem.

Dieser einzelne Fakt wollte Taranees Hirn partout nicht verlassen: es schadete niemanden. Das war der kritische Punkt. Es war vielleicht nicht ganz normal, aber niemand wurde dadurch verletzt.

Warum also, fragte sich Taranee, hasste alle Welt die Homosexuellen so sehr? Was war die Ursache dieses Konfliktes? Für jeden Konflikt gab es Ursachen, meist sogar mehrere, und es lag Taranee fern, hinter diesem nur einen – den Offensichtlichsten – zu vermuten.

Es musste eine logische Erklärung geben… irgendetwas, von dem sich eine Lösung herleiten ließ…
 

…Ein jäher Einfall… eine unvorhergesehene Grille…

Sie schwebte vor ihr in der Luft, heruntergekommen und missachtet.

Aber sie war so außergewöhnlich, dass Taranee sie mit beiden Händen ergriff und in ihre Umarmung zog.

Als sie den Einfall in ihren Schoß sinken ließ, offenbarte er sich als ein Buch - ein Buch über die Tierwelt Afrikas.

Ein unbeabsichtigtes Gähnen unterdrückend klappte sie es auf. Es enthielt viele Fotografien und eine Menge großartiger Artikel, die sie allerdings nicht alle im gleichen Maße gelesen hatte, denn einige Themen ließen sie zurückschrecken.

Nun blätterte sie vorsichtig durch die Hochglanzseiten… und blieb schließlich bei einem Artikel hängen, der sie beim bloßen Anschauen dazu gebracht hatte, das Buch zuzuschlagen.

Während sie las, loderte die Leidenschaft in ihrem Inneren hoch auf, und der Mut, den die Kraft des Feuers ihr schenkte, entflammte wieder.

Sie begann Parallelen zu ziehen, und nach und nach formten sich Wege in dem Dschungel ihrer Gedanken.

Womöglich gab es eine Lösung!
 

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Es war so weit. Nun war sie da - die Schwärze, die sie selbst gewählt hatte.

Sie wusste nicht genau, worauf es hierbei ankam. Sie hatte es sich bisher immer verkniffen, weil sie es als falsch ansah.

Doch irgendwann war es doch passiert… meist mitten im Traum.

„Beginn am Anfang, geh weiter bis zum Ende und bleib dann stehen“ - so stand es in einem ihrer Lieblingsbücher. Ließ sich das auch auf diese Situation anwenden?

Aber wo war der Anfang? Womit hatte es begonnen?

Ja, genau - das Gesicht!

Ein rundes Gesicht mit tiefen, geheimnisvollen Augen, die so blau und grün waren wie eine Meeresflut. Dazu ein breiter Mund mit vollen, runden Lippen, verzogen zu einem zutiefst verbundenen Lächeln, und sympathische Grübchen in den Wangen, die es sorgenfrei und ehrlich erscheinen ließen.

„Na, Will, bist du jetzt wieder gut mit mir?“ fragte der Mund verschmitzt und lehnte sich dichter über das rothaarige Mädchen. Eine kess über das Auge gelegte Locke fiel nach vorne und kitzelte Wills Nase.

Diese nickte grinsend und blickte das Mädchen von unten her mit großen, braunen Augen an. Die fremden Lippen näherten sich ihr, nur leicht gespitzt, und küssten sie hauchzart, während sich eine fremde Haut, ungewohnt in ihrer haarlosen Samtigkeit, über ihren Bauch schob.

Das Mädchen wusste, dass es Will so lieber war. Es wirkte weniger bedrohlich.

Der Oberkörper der Fremden hob sich langsam, und Will, noch verzaubert von dem vorherigen Augenblick, sah gebannt auf die Brüste, die vor ihr im Ausschnitt eines eng anliegenden T-Shirts tanzten.

Sie fragte schüchtern, ob sie durfte, und es wurde ihr gestattet.

Vorsichtig schob sie ihre Hand unter den Stoff...

… und spürte, wie sich in ihrem Inneren ein wildes Feuer ausbreitete. Sie konnte kaum glauben, dass ihre Hand da wie selbstverständlich auf einer weiblichen Brust ruhte und diese Wärme, diese weiche, formbare Masse umfasst hielt. Am Anfang konnte sie vor Angst keinen Muskel rühren, nur ihr Herz schlug, als müsse es entzwei brechen. Dann krümmten sich ihre Finger kaum merklich nach unten und quetschten die Brust mehrmals leicht zusammen.

Das Mädchen reagierte prompt. Warme Finger umschlossen Wills Handgelenk und führten es, ein wenig vor, ein wenig zurück, ein wenig zur Seite, und wieder zurück...

Wills Wangen wurden röter als Kirschen und Johannisbeeren zusammen. „Irma…“ flüsterte sie, „ich kann das nicht! Das ist so… so…“

Die Braunhaarige lächelte wieder. „Überwältigend?“ wisperte sie ihrer Freundin ins Ohr und legte dabei den Zeigefinger auf Wills Nasenspitze.

Im Zeitlupentempo glitt er von dort die Oberlippe herab und drückte sacht auf die Untere.

Will nickte kaum merklich, und Irma lachte.

„Du weißt ja gar nicht, was ich sonst noch zu bieten habe,“ flüsterte sie in ihr Ohr, bevor sie die Unterlippe mit ihrem eigenen Mund in die Mangel nahm und mit der Zunge abstreifte. Sie holte den Rest ihrer Finger wieder hinzu, und schickte sie gemeinsam Wills Kinn hinab, über ihren Hals, den sie zart abschleckte, bis hin zu den zwei Wölbungen, unter denen sie Wills Herz schlagen hörte.

Mit einigen sorgfältig gewählten Handgriffen knöpfte sie Wills Schlafanzughemd auf, so dicht über deren bebender Brust, dass der Stoff ihre aufgestellten Brustwarzen streifte.

Der Körper der Hüterin spannte sich immer weiter an. Ihr Geist raste und war gleichzeitig vollkommen still, angefüllt nur mit der einen Botschaft.

Ihre eigene Hand bewegte sich von selber wieder nach vorn, unter das T-Shirt, und spielte unsicher mit Irmas Vorbau, der ihr noch immer unvorstellbar groß erschien. Bald nahm sie auch noch ihre andere Hand dazu, bearbeitete beide Brüste in einer Weise, die ihr selber Angst machte.

Sie hörte Irma seufzen… keuchen… stöhnen… und dass ließ sie ein wenig wagemutiger werden.

Ihre Bewegungen wurden größer und unverblümt gieriger. Irmas Oberteil spannte sich unter ihren Bemühungen, und die Wächterin des Wassers quittierte dies mit einer Reihe der wildesten Küsse, die sie und Will jemals vollbracht hatten.

Sie waren so animalisch, so stark an Gewicht, dass die Hüterin des Herzens am Ende kaum noch Gegenwehr hineinlegte, sondern nur noch mit vor Lust verschleiertem Geist darniederlag.

Mit ihrer nunmehr freien Hand zwang sie Irma zu ihrem Hals herunter, und die Wächterin, die sich letztendlich als Siegerin entpuppt hatte, kam ihrer Aufforderung mit größtem Vergnügen nach.

Begierig legte Irma ihre Lippen auf Wills Brustwarze und befeuchtete sie mit der Zungenspitze. Gleichzeitig legte sie eine Hand zur Stärkung auf Wills Schulter, während sie mit der anderen Wills Unterkörper entlang fuhr.

Leise kichernd schloss Will die Augen. Von alledem spürte sie am deutlichsten die Lippen auf ihrem Busen, ein ums andere Mal zu neuen liebkosenden Küssen ansetzend, wieder und wieder mit ihrer weichen Oberfläche das nachgiebige Fleisch massierend. Dunkle, unverständliche Laute drangen an ihre Ohren, Laute fast wie unterdrücktes Stöhnen, Töne, die immer kräftiger wurden, immer stärker, immer schöner…

Sie war so dicht an ihr dran… so nah… so nah…

Sie war da… unübersehbar… unumgehbar… unverfehlbar… mit all ihrer Wärme… mit all ihrer Liebe… so nah… so nah…

…und sie würde nie wieder gehen… nie mehr… ja… jaa…

„Will? Bist du schon auf? Wiiilll!“
 

Verwundert riss Will die Augen auf und blinzelte. Helles Tageslicht strömte ihr von rechts über das Gesicht, und sie musste sich wundern, dass sie es nicht bereits vorher gespürt hatte.

Ihre erste Feststellung war, dass sie überall schwitzte: an der Stirn, unter den Achselhöhlen, am Rücken… es gab praktisch keinen Ort, wo sie nicht nass war.

Gedankenverloren schaute Will an sich herab. Ihr ganzer Oberkörper war nackt, das aufgeknüpfte Hemd fast ganz über die Schultern geschoben. Längs über ihrem Brustkorb lag die Steppbettdecke, zu einer einzigen langen Wurst verdreht, von ihren Armen umschlossen und fest in alle Fugen ihres Körpers geschmiegt.

Schwer atmend setzte Will sich auf, wobei die Decke von ihr abfiel und auf dem Teppich landete.

Dann fiel ihr ein, dass sie vorhin schon einmal wach geworden war. Ihre Augen hatten sich kurz geöffnet, und sie hatte erkannt, dass es Tag war. Zu mehr hatte ihr Denkvermögen in diesem Moment nicht ausgereicht.

Sie kannte dieses Phänomen, denn es hatte sie schon so manchem Morgen im Bett gehalten. Ihr Bezug zur Realität war dann gerade so groß, dass sie bestimmte äußere Einflüsse registrieren konnte, doch weil ihre Gedanken noch irgendwo im Reich der Träume weilten, zog sie daraus zuweilen ziemlich absurde Schlüsse.

Zum Beispiel wurde das Rascheln des Kissens unter ihren Ohren zum Marschtritt einer Armee meridianischer Soldaten, und ihr eigenes Haar verwandelte sich in einen Strauch Brennnesseln, der sich an ihren Kopf festgeheftet hatte. Manchmal geriet das kleinste Kribbeln auf ihrem Rücken zu einer Legion von Ameisen, und die Matratze erschien so hart wie die Bohlen einer Streckbank.

Es war eine sehr seltsame Angelegenheit, und Will hätte es nicht zu erklären vermocht…

Möglicherweise war das der Dauerstand ihrer Seele, der in diesen Augenblicken aus dem Unterbewusstsein hervortrat und die Führung übernahm, während ihre anderen Körperfunktionen noch schliefen. Alle Handlungen waren instinktiv, und Entscheidungen wurden rein aus dem Gefühl heraus getroffen, ohne das zur Hilfe zu nehmen, was man im Allgemeinen die ‚Menschliche Intelligenz’ nannte.

Zumindest hatte Will sich diese Theorie zurecht gelegt, als sie diesen Zustand das letzte Mal gespürt hatte… und der heutige Morgen hatte ihr Recht gegeben.

Denn vorhin, im Halbschlaf, hatte Will die Bettdecke für Irmas Körper gehalten.

Und sie hatte gehandelt, wie sie es im richtigen Leben wohl auch gern getan hätte…

„Will? Kann ich reinkommen?“

Mrs. Lair… ihre Stimme kam von hinter der Zimmertür. Offenbar wartete sie da schon eine geraume Zeit lang.

„Warten Sie, Mrs. Lair! Ich bin gleich bei ihnen!“ rief Will, während sie in aller Eile ihr Hemd zuknöpfte und die Bettdecke über der Matratze ausbreitete. Den feuchten Fleck, der sich in ihrem Schritt ausgebreitet hatte, verbarg sie so gut es ging in den Falten zwischen ihren Beinen.

Sie strich gerade ihre völlig verwuschelten Haare glatt, da öffnete sich die Tür und Irmas Mutter kam mit einem gewaltigen Wäschestapel auf den Armen ins Zimmer.

„Entschuldigung, dass ich dich störe, aber hier drin bewahren wir normalerweise das Bettzeug auf, und ich wollte diese Laken noch einräumen, bevor wir wegfahren!“

“Sie stören nicht,“ antwortete Will, bevor sie ein Gähnen überkam. Sie schaute gedankenverloren auf ihren Wecker. „Sie wollen jetzt schon los? Es ist doch erst… fünf vor sieben?!“

„Nein, nein, jetzt noch nicht,“ bekräftigte Irmas Mutter, als sie die Laken in ein freies Regal im Kleiderschrank legte. „Wir wollten eigentlich noch gemeinsam Frühstück machen und dann um 8:00 losfahren. Aber Irma meinte, du kämst so schnell nicht aus dem Bett, und ihr beide würdet dann alleine noch mal frühstücken. Hat sie dir nichts davon gesagt?“

„Nein,“ sagte Will trocken. „Sie hat mir so einiges nicht gesagt!“

Mrs. Lair seufzte. „Ich weiß wirklich nicht, was neuerdings mit dem Mädchen los ist. Mitten in der Nacht so einfach zu verschwinden, dir nicht mal das Gästezimmer zu zeigen - sie ist total durch den Wind! Anscheinend hat sie es auch nicht für nötig gehalten, dich zu wecken, obwohl ich sie bereits vor einer halben Stunde darum gebeten habe!“

Will schaute nachdenklich auf die in aller Eile glatt gestrichene Decke und dachte an ihre erotische Phantasie zurück.

„Ich glaube, ich habe vor fünf Minuten die Türe knarren gehört,“ bemerkte sie verträumt, obwohl sie sich mit dieser Zeit nicht ganz sicher war.

„Nun, ich werde trotzdem noch mal mit ihr reden!“ antwortete Mrs. Lair und stand auf. „Ach ja, sie sagte vorhin, du hättest heute Nacht ziemlich geschwitzt!“ fügte sie mit einem besorgten Seitenblick auf Will und ihren fleckigen Schlafanzug hinzu.

„Ja, ja, ja, das stimmt,“ bestätigte Will hastig.

Wenn sie sich recht erinnerte, hatte Irma das bereits heute Nacht angekündigt, und es war sicher besser, bei ihrer Version der Geschichte zu bleiben.

„Übrigens - hat sie ihnen inzwischen erzählt, wo sie gestern Nacht war?“

Mrs. Lair neigte den Kopf. „Im Haus war sie jedenfalls nicht! Zuerst hat sie behauptet auf dem Klo gewesen zu sein, aber das ist unmöglich, weil das der erste Ort war, an dem ich nachgesehen habe. Es war nicht mal das Licht angeschaltet.“ Sie seufzte wieder und begann automatisch, Wills zerknautschte Bettdecke neu zusammenzulegen. „Am besten, du fragst sie danach! Du bist ihre Freundin. Ich will es nicht beschwören, aber ich glaube, sie hat irgendetwas vor.“

Will nickte. Obwohl es spät in der Nacht passiert war, konnte sie sich noch an jede Einzelheit des Gespräches mit Irma erinnern… an jede ihrer offensichtlichen Lügen, an jeden ihrer Ausflüchte.

Etwas daran war ihr schon gestern fragwürdig vorgekommen:

„ …ich könnte mich nie in dich verlieben und du dich ganz bestimmt nicht in mich…“

Wieso hatte sie nur das Gefühl, das sowohl das Eine wie auch das Andere eine Lüge waren?
 

Nachdem sie sich frische Unterwäsche, neue Anziehsachen und ihre Waschutensilien aus der Tasche geangelt hatte (und nebenbei auch noch den Beruhigungstee ausgetrunken hatte, den sie gestern in ihrer Aufgewühltheit nicht hatte trinken wollen), ging Will mit Anna Lair zusammen auf den Flur hinaus.

„Willst du deinen Schlafanzug noch mit in die Wäsche tun?“ fragte Mrs. Lair gerade. „Eigentlich wollte ich die Waschmaschine gerade anstellen, aber es gibt da einige Sachen, die ich noch einpacken muss!“

Wie zur Bestätigung schallte Gebrüll die Treppe hinauf. „ANNA! WO SIND MEINE GUMMISTIEFEL?“

„Komme schon, Schatz,“ rief sie hinunter, dann wandte sie sich wieder an Will. „Meinst du, du könntest…“

„Kein Problem, ich kann sie auch alleine anstecken,“ antwortete Will lächelnd. „Das mache ich zu Hause öfter.“

Mrs. Lair nickte dankbar und wollte gerade die Treppe hinuntersteigen, als…

„MUM!!! IRMA LÄSST MICH NICHT INS BAD REIN!“

Da war es - dasselbe Gebrüll noch einmal von links. Es wurde begleitet von Christopher, der fast an der Treppe vorbei gerannt wäre, wenn er sich nicht am nächsten senkrechten Gegenstand festgehalten hätte.

In diesem Fall war das Wills Bein, das ob der Wucht des Aufpralls sofort einknickte.

Bei ihrem Sturz begrub sie auch den achtjährigen Schwesternschreck unter sich.

Mrs. Lair hatte für diesen nicht gerade alltäglichen Anblick nicht mehr als ein gefasstes Stöhnen übrig. „Chris, du warst doch vorhin erst im Bad! Jetzt ist Irma dran!“

„Aber meine Baseballmütze ist noch da drin,“ erklärte Chris hinter Wills Rücken hervor. „Ich kann doch nicht ohne meine Baseballmütze spielen!“

„Wenn du sie so unbedingt brauchst, dann hol sie dir nachher, wenn Irma fertig ist!“

„Die braucht doch noch Stunden! Sag ihr, dass sie sie mir rauswerfen soll!“

„Das werde ich nicht, junger Mann. Deiner Schwester geht es heute nicht so gut, also nimm ein bisschen Rücksicht darauf! Außerdem habe ich noch zu tun.“

„Das ist unfair!“ maulte Chris. „Du nimmst sie immer in Schutz!“

„Es bleibt dabei!“ sagte seine Mutter entschieden und ließ ihren Sohn und Will auf dem Treppenabsatz zurück.

„Deine Mutter hat Recht!“ meinte Will, während sie sich von Chris weg schob und aufsetzte. „Du wirst einfach etwas Geduld haben müssen!“

„Aber ich brauche meine Baseballkappe - JETZT!“ bläkte Chris wie ein kleines Baby, das seinen Teddy beim Einschlafen dabei haben wollte.

Es schien ihm wirklich ernst damit zu sein.

Normalerweise hätte Will sich in diese Angelegenheit nicht weiter eingemischt. Doch gerade Mrs. Lairs letzte Bemerkung, Irma ginge es nicht so gut, erregte nun ihre Aufmerksamkeit.

Es lag klar auf der Hand, dass da etwas faul war.

Noch einmal sah sie den kleinen Bruder ihrer Freundin eindringlich an. Hier musste man wie ein Anführer denken.

Chris war schnell - ohne Frage - dazu risikobereit und bestechlich, fast wie ein kleiner, milchgesichtiger Auftragskiller. Und er war mehr als perfekt für das geeignet, was sie vorhatte.

Natürlich gab es ein Risiko, aber wann gab es das nicht?

„Hast du was Schlechtes gegessen, Will? Du guckst so komisch!“

Will grinste schief und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ich glaube, ich kann dir helfen…“



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