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Romeo und Julius

von

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Nächtliches

Kapitel 14 - Nächtliches
 

Den Rest des Heimweges über hatte sich Reno aufgeführt wie ein verliebtes Schulmädchen. Fast schon krampfhaft hatte er sich an Juans Arm geklammert, wodurch man fast meinen könnte, dass er noch fünf Zentimeter kleiner war. Juan war es peinlich, verdammt peinlich, obwohl um diese Uhrzeit niemand mehr auf der Straße war und demnach sie von niemand gesehen werden würden.
 

„Du riechst wirklich irre gut...“, murmelte der Kleinere ein weiteres Mal und erneut verwirrte es Juan. Er verstand einfach nicht, was an seinem Geruch so toll sein sollte. Es gab doch nichts Besonderes daran.
 

„Ganz leicht nach... hm... Sonnenblumen...“

Juan zog die Augenbrauen zusammen. Sonnenblumen? Der Alkohol hatte wohl einige von Renos Gehirnzellen gekillt. Anders konnte es gar nicht sein. Vielleicht war Reno auch kurzum einfach verrückt. Die Idee ließ Juan kurz auflachen, was seine – immer noch recht angeheiterte – Begleitung nicht ganz so glücklich stimmte.
 

„Mach dich nicht über mich lustig!“, zischte der Blonde und löste sich abrupt von dem anderen. Unbeholfen torkelte er einige Schritte nach vorne und blieb dann abrupt stehen, bevor er zusammen sank. Verwirrt sah er sich um, als ob er nicht wüsste, was passiert war. Der andere war stattdessen schon zu ihm geeilt und wollte ihm aufhelfen, Reno zog aber sofort seinen Arm weg.

„Ich kann das alleine“, grummelte er und raffte sich mühsam wieder hoch. Leicht schüttelte er den Kopf, ehe er diesen langsam erneut hin und her wandern ließ.
 

„Sind wir überhaupt noch richtig?“, wollte er schließlich wissen und wandte sich zu Juan um, der auch nur unwissend dreinschaute. So recht hatte keiner von ihnen darauf geachtet, wo sie hinliefen. Juan würde sich ohnehin nicht gut auskennen und im Moment war sich darüber auch Reno nicht sicher. Immer wieder schweifte sein Blick umher, als ob er versuchen würde, dass ihm endlich etwas bekannt vorkam.
 

„Fuck... Wir haben uns verlaufen...“, murmelte er nach einiger Zeit und blickte hilflos zu dem Größeren. In der Dunkelheit – obwohl die Straßenlaternen an waren – wirkte jedes Haus wie das andere. Jede Fassade schien im selben Grauton gestrichen zu sein. Das machte Reno Angst. Schmerzhaft rammte er sich die Fingernägel in die Handflächen, nicht bis es blutete, aber es hinterließ tiefe Abdrücke.
 

„Wir werden schon heim finden“, erwiderte schließlich Juan. Mehr als zu weit gelaufen oder einfach in die falsche Richtung konnten sie nicht, also wäre umdrehen die einfachste Lösung. Doch abrupt klammerte sich Reno wieder an seinen Arm. Er wimmerte.
 

Für Fremde oder Leute, die ihn nicht gut kannten, war es seltsam, wenn Reno plötzlich in der Nacht oder Dunkelheit – vor allem wenn er draußen war – Angst bekam. Auch Juan verstand nicht, was plötzlich los war, etwas besorgt blickte er den anderen nur an.
 

„Ich bring dich heim“, flüsterte er schließlich Reno ins Ohr. Dadurch nahm der Kleinere wieder seinen Geruch war, den er so schön fand. Reno mochte Sonnenblumen. Wenn sie groß genug wurden, waren sie so standfest, um Wind und Wetter aushalten zu können. Er selbst war doch klein und hilflos.
 

Juan fragte nicht, was los war. Löste sich nur schließlich langsam von Reno und nahm ihn an der Hand. Wären sie jünger – um einiges jünger –, würde es ziemlich normal aussehen, aber in ihrem Alter wirkte es... kindisch. Aber es musste sie ja nicht interessieren. Langsam schmiegte sich Reno an den Größeren und begann irgendwann sogar seinen Kopf an dessen dunkler Jacke zu reiben. Juan störte es nicht, nein, er mochte es sogar.
 

Es war noch ein ziemlich langer Fußmarsch, bis sie endlich zu Hause waren. Bis dahin hatte es auch zu regnen angefangen, weswegen sich Reno krampfhaft an seine – eben so wie er selbst – klitschnasse Begleitung klammerte und zitterte.
 

„Soll ich dich noch schnell rüber bringen?“, wollte Juan wissen und erwartete schon alles, nur nicht dass Reno den Kopf schüttelte und ihn abrupt losließ. Irritiert blieb er auf dem Gehweg stehen und sah dem anderen hinterher, bevor er langsam auch zur Haustür trabte. Er musste nicht einmal lange warten, bis ihn seine Mutter nach dem Klingeln die Tür auf machte. Sie hatte sich Sorgen gemacht, da war er sich sicher, auch wenn sie gerade nicht so wirkte.
 

„Ich geh gleich ins Bett...“, meinte er, ohne sie überhaupt richtig begrüßt zu haben, als er sich schon an ihr vorbei zwängte. Langsam stapfte er die Treppe nach oben. In seinem Zimmer angekommen, wollte er nur noch die nassen Klamotten vom Leib. Alles landete achtlos auf dem Boden und schon im nächsten Moment kroch er unter die Bettdecke, wo er sich auch gleich zusammenrollte.
 

Die ganze Zeit hatte er nicht bemerkt wie kalt ihm überhaupt war. Erst jetzt wurde es ihm bewusst, da er wieder im Warmen war. Vielleicht lag es auch daran, dass Reno weg war? Neben ihm wollte er stark sein und vor allem wollte er ihn wärmen. So ein komisches Gefühl in der Magengegend hatte er noch nie bei jemand. Zumindest nicht so intensiv.
 

„Reno...“, murmelte er noch, bevor er einschlief.
 

Währenddessen lang Reno auf seinem Bett und fuhr mit dem Finger immer wieder über sein Schlüsselbein. Wie in Trance starrte er an die Decke und hoffte wohl, dass dieses seltsame Gefühl weggehen würde. Er kannte es zu gut und das erste Mal, dass er es gespürt hatte, brachte es nur Unglück über ihn. Sein Ex-Freund – wenn er ihn überhaupt als einen solchen bezeichnen wollte - hatte es ihm verschafft, weswegen er das gar nicht mehr erleben wollte. Lieber würde er ohne jegliche Liebe leben, als sich noch einmal in so etwas zu verrennen.
 

Seufzend rollte er sich auf die Seite und wollte jetzt eigentlich schlafen. Doch in seinem Kopf schwirrte so viel herum, was ihn wach hielt. Mühsam setzte er sich wieder auf und lauschte einen Moment, nichts war zu hören. Eigentlich hatte er gar nicht darauf geachtet, ob seine Eltern schon zu Hause waren. Es kam nicht mehr oft vor, dass sie einmal alle drei gleichzeitig im Haus waren. Wirklich interessieren tat es ihn auch nicht, ob sie jetzt hier waren oder nicht. Wirklich interessieren taten sie sich doch für ihn auch nicht. Er wäre so oder so allein.
 

Langsam stand Reno auf und tapste ans Fenster. Nur einen Moment später wandte er sich aber wieder ab und marschierte in die andere Richtung. Kurz darauf hockte er vor dem geöffneten Kühlschrank. Hunger hatte er, doch so recht wusste er nicht auf was.
 

„Du bist noch wach?“

Abrupt zuckte Reno zusammen. Zu genau wusste er, wer hinter ihm stand. Sein Vater. Den musste er wirklich nicht gerade jetzt sehen. Er verstand ihn doch noch weniger, als seine Mutter. Wahrscheinlich lebten aber sie auch einfach nur aneinander vorbei. Keiner wollte den anderen wirklich verstehen. Auch Reno konnte das nicht leugnen. Viel zu selten hörten sie sich gegenseitig zu. Sie wussten ja nicht einmal mehr richtig, was sie gegenseitig übereinander dachten.
 

„Hm...“, gab Reno leise von sich und raffte sich schließlich auch wieder hoch. Er warf seinem Vater einen kurzen Blick zu, bevor er die Küche wieder verließ. Zwar immer noch hungrig, aber jetzt war es ihm auch egal, bis morgen früh würde er es auch noch aushalten. Vielleicht wüsste er dann auch überhaupt, was er wollte.
 

Erneut lag er dann in seinem Bett und starrte an die Decke. Der Schlaf wollte ihn einfach nicht übermannen, dabei war es doch schon gegen halb fünf, wie er gerade eben unten auf der Küchenuhr gesehen hatte. Der Marsch nach Hause hätte ihn doch eigentlich müde machen müssen. Eigentlich. Immer wieder rollte er sich hin und her und kam einfach nicht zur Ruhe. Er wollte hier nicht alleine liegen.

Er wollte zu... Juan.
 

Langsam schüttelte er den Kopf. Was dachte er überhaupt? Juan wollte ihn doch sicherlich gar nicht. Niemand wollte ihn. Joe hatte es ihm doch vor zwei Jahren bewiesen, wie wenig er wert war. Er war damals nur ein Spielzeug gewesen, wenn nicht gar noch weniger.
 

Oft dachte er nicht mehr an Joe und wenn, dann nur daran, was er ihm angetan hatte. Es war so, als ob er manchmal völlig vergessen hätte, wie schön es doch mit ihm auch gewesen war. Leider wusste er aber auch zu gut, dass es alles nur Fassade war. Nichts was er ihm gesagt hatte, war je ernst gemeint. Keines der lieben Worte.
 

Abrupt setzte sich Reno auf und drückte die Haut am Nasenbeinansatz zusammen. Er wollte nicht mehr daran denken. Nie mehr. Es zerriss ihn nur innerlich. Auch jetzt spürte er es wieder, wie ihm das Herz wehtat. Damals war es genauso und wenn Sina ihm nicht geholfen hätte, dann wäre er in seinem Schmerz versunken und nie wieder hochgekommen. Wirklich bedankt hatte er sich deswegen bei Sina aber auch noch nicht und so recht hatte sie es auch nicht erwartet. Damals hatte sie es gerne getan, dass sie ihn trösten konnte und durfte. Sonst hatte er niemanden an sich ran gelassen. Bis heute redete er nur mit ihr über seine Probleme, wenn überhaupt.
 

Leise stand er ein weiteres Mal in dieser Nacht auf und verließ erneut sein Zimmer. Ohne groß darauf zu achten, ob man ihn hören könnte, stapfte er die Treppe nach unten und angelte sich das schnurlose Telefon mit dem er sich ins Wohnzimmer verzog. Seufzend machte er sich auf der Couch lang und überlegte. Sina hatte einmal gesagt, er könnte sie jederzeit anrufen, wenn er reden wollte. Ob das wohl auch für diese Uhrzeit galt?
 

Doch bevor er überhaupt dazu kam ihre Nummer zu wählen, schreckte er hoch. Deutlich hörte er wie jemand die Treppe herunter kam. War er also etwas zu laut gewesen? Jetzt auch egal. Er rollte sich auf die Seite und schloss die Augen. Fest drückte er das Telefon an sich.
 

Leise wurde die Wohnzimmertür geöffnet und Reno hörte nur ein Seufzen. Aus irgendeinem Grund zeichnete ihm das ein Lächeln auf die Lippen. Seine Mutter machte sich immer noch um ihn Sorgen, nur wagte sie es nicht, irgendetwas gegen seinen Vater zu sagen. Wenn er ihn schlug, sah sie nur tatenlos zu. Zwar waren es nur Ohrfeigen, aber sie taten weh, als würde er auf ihn einprügeln. Nicht körperlich, aber es schmerzte auf Renos Seele.
 

„Du schläfst doch nicht wirklich...?“

Vorsichtig berührte sie seine Schulter. Er selbst rührte sich nicht, sollte sie doch denken, dass er schlief. Leise seufzte sie schließlich und ließ ihn wieder allein. Kaum dass er hörte, dass sie wieder nach oben ging, setzte er sich auf. Nachdenklich blickte er auf das Telefon, das immer noch in seiner Hand lag. Langsam ließ er es nun zu Boden sinken. Es hätte doch keinen Sinn Sina jetzt zu stören, sicherlich wollte sie schlafen und nicht sein Geheul anhören. Etwas unbeholfen machte er es sich wieder auf dem Sofa bequem und versuchte zu schlafen, was nicht so recht gelang. Jede Nacht fühlte er sich einsam, wenn er alleine in seinem Bett lag, doch heute war es besonders schlimm. Dabei lag er nicht einmal dort oben.
 

Leise seufzte Reno und versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Sein Seufzen ging mit der Zeit in ein Schluchzen über, durch das er sich selbst in den Schlaf wiegte. Keinen wirklich schönen Schlaf.
 

Fröhliches Vogelgezwitscher weckte den Blonden am nächsten Morgen wieder, kaum das er wirklich viel geschlafen hatte. Sein Blick schweifte zu der Wanduhr, die ihm gegenüber hin. Kurz nach neun Uhr. Er rollte sich wieder auf die Seite und wollte weiter schlafen, doch plötzlich klingelte es an der Haustür. Mühsam raffte er sich auf und ging in den Gang hinaus.
 

„Hey du!“, begrüßte ihn ein wieder recht gut gelaunter Juan. Doch seine Freude verflog schnell, als er den fertigen Gesichtsausdruck des anderen sah.

„Geht's dir nicht gut?“

Reno schüttelte zuerst nur langsam den Kopf und meinte dann leise: „Nur etwas wenig geschlafen...“
 

Vorsichtig strich Juan dem anderen über die Wange, der abrupt zusammenzuckte. Noch im selben Moment zog Juan vor Schreck die Hand zurück.

„Tut dir was weh?“

Sofort schüttelte der Kleinere den Kopf, wich aber auch einige Schritte zurück. Seine Knie zitterten. Irgendetwas stimmte gerade eindeutig nicht mit ihm. In seinem Kopf herrschte zu viel Chaos um zu wissen, was es sein könnte.
 

„Brauchst du jemanden zum Reden?“, wollte Juan schließlich wissen und legte leicht den Kopf schief. Dieses Mal nickte Reno. Es wäre das Beste für ihn jetzt einfach mal wieder jemanden alles zu erzählen, was ihm auf dem Herzen lag. Zwar wäre dafür Sina womöglich wirklich besser geeignet, aber gerade war ihm jeder recht.
 

„Kennst du vielleicht auch ein ruhiges Örtchen, wo wir uns unterhalten können?“

Vorsichtig nickte Reno erneut.

„Weit?“

Dieses Mal schüttelte er den Kopf.

„Na dann gehen wir zu Fuß...“

Juan nahm abrupt seine Hand und wollte ihn einfach so hinter sich herziehen – ohne zu wissen, wo er hin musste – doch Reno stemmte sich gegen ihn.
 

„Ich zieh' mir erst mal Schuhe an.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Xai
2009-12-04T11:37:28+00:00 04.12.2009 12:37
hmmm.. sinnvoll sich schuhe anzuziehen
man wird komisch angeguckt, wenn man auf socken/barfuß draußen rumläuft.. eigene erfahrung XD

es geht weier!!! *jubel jubel freu freu*
Von: abgemeldet
2009-12-02T08:04:35+00:00 02.12.2009 09:04
och gottchen Q////Q
Rehno is so eine arme socke er tut mir so leid Q///Q
ich mag ihn voll gern >////<
mach schnel schnell weiter Mummy :3


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