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Happy ohne Ende?

von

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Against all odds

Ich bleibe an dieser Stelle standhaft: Keine der in meiner Story vorkommenden Personen gehört mir und alles, was hier zu lesen ist, ist definitiv frei erfunden und entspricht zu keinem Zeitpunkt der Wahrheit.
 

Inspiriert zu diesem Kapitel hat mich zum Teil das Lied „Against all odds“ von Phil Collins, wie der Titel wahrscheinlich schon verraten hat, und wenn ihr Lionels Stimmung so ein bisschen mitempfinden wollt, hört das Lied und achtet auf den Text, denn er drückt auch seine Gefühle mit aus.

http://www.youtube.com/watch?v=Us78PENn0m0&feature=related
 

Für das Spanisch im folgenden Teil übernehme ich keine Gewehr, ich habe einen elektronischen Übersetzer machen lassen, weil mein spanisch leider noch nicht ausreicht. Wer diese Sprache kann und Fehler entdeckt, einfach melden, dann ändere ich es.
 

Vielen Dank an: Sunny!
 

Lionel schloss die Augen und zog sich das Trikot über. Er öffnete sie wieder und sein Blick blieb bei seinen Händen hängen, die in seinem Schoß ruhten. Sie Lagen ganz ruhig da, obwohl er nervös und aufgeregt war. Mit der Zeit waren sie von der Sonne dunkler geworden. Nichts ging ohne Spuren am Menschen vorbei und mit einem Mal fragte er sich, was seine Hände wirklich verändert hatte. Was sie alles im Laufe der Zeit berührt hatten. Vielleicht wäre er ja Handwerker geworden, Tischler, und seine Hände hätten sich an das Gefühl von Holz gewöhnt. So aber kannten seine Hände die Beschaffenheit des Balls, das Gefühl der einzelnen Grashalme auf dem Platz, des kalten Aluminiums des Tors, des feuchten Trikotstoff und natürlich Lenas weiche Haut.
 

Doch jetzt war sie so verdammt weit weg von ihm. In Deutschland, genauer gesagt in Bremen. Sagte zumindest der Poststempel und der hatte ja keinen Grund ihn zu belügen. Führte ihm nur mal wieder deutlich vor Augen, dass an seiner Seite ein riesiges Loch klaffte. Dass Lena nicht da war. Nicht in seiner Nähe, nicht in seiner Reichweite, damit er sie umarmen konnte. Endlich wieder ihren unvergleichbar einzigartigen Geruch ganz tief einatmen konnte. Damit er ihre Stimme hören konnte, die ihm sagte, dass alles gut werden würde. Aber sie war nicht da, war nicht bei ihm, sondern irgendwo im Norden Deutschlands bei ihrem großen Bruder und seiner Familie. Wahrscheinlich gab es dort auch einige gut aussehende Männer, die Lena gewiss nicht einfach so in Ruhe lassen würde. Ja, Lionel gab es ehrlich zu, er war eifersüchtig, machte sich Sorgen und hatte Angst um seine Lena. Sein corazón. Sie hatte ein so großes, so weiches Herz, das sich so leicht brechen ließ. Nach außen hin versteckte sie es unter einem harten Panzer, hinter dicken Mauern, ließ keinen so leicht zu nah an sicher heran, aber wenn man einmal bis zu ihrem Herzen durchgedrungen war, erschien es so leicht sie zu verletzen. Sie war doch auch nur ein Mensch, der geliebt werden, der Nähe spüren wollte.
 

Das einzige, was sie gerade irgendwie einander nah brachte, war der Brief, den er immer noch in Händen hielt, obwohl das Spiel in wenigen Minuten bereits beginnen würde. Sie hatte ihm tatsächlich einen Brief geschrieben. Oder wohl doch eher ein kleines Päckchen, denn neben dem Brief hatte sich ein kleiner Löwe befunden. Ein süßer Schlüsselanhänger, der auf ihn aufpassen und ihm Kraft geben sollte, als wenn ein Stofftier Lenas Aufgabe jemals würde übernehmen können. Er brauchte sie an seiner Seite, in seiner unmittelbaren Nähe und er vermisste sie einfach so sehr. Ihr Lachen, ihre Späße, aber vor allen ihre Gespräche und die Stille, die genauso dazu gehörte, aber niemals peinlich war.
 

Mühsam erhob er sich von der Bank und verstaute den Brief. Lionel hatte ihn mit in die Kabine genommen um den anderen von Lenas Worten zu berichten, ihnen zu sagen, dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging und dass sie sich keine Sorgen machen musste. Sinnloses Gewäsch, denn auch ihre Worte beruhigten sie alle nicht. Sie wollten nur ihr Maskottchen, ihre Psychologin und Freundin zurück. Zwar hatte Lena in ihrem Brief für jeden eine Zeile oder auch mehr reserviert, doch war es eben nicht dasselbe, als wenn sie ihr gegenüber saßen, mit ihr sprachen oder ihren Aufmunterungsreden in der Kabine lauschten. Es war nicht mehr so wie früher, sie war jetzt nicht hier um ihnen die Nervosität zu nehmen, ihnen aufmunternd zuzulächeln und Lionel merkte, wie diese kleinen Gesten vor allem Bojan fehlten. Wie ein geprügelter Hund saß der junge Spanier auf der Band und starrte auf seine Füße. Füße, die unter Umständen auf dem Feld den Unterschied ausmachen sollten. Eigentlich hatte er schon häufiger in der Primera Division und sogar der Champions League gespielt, doch da war er nie allein gewesen, da hatte Lena immer lächelnd an seiner Seite gestanden und ihm gut zugeredet. Er war mit seinen 19 Jahren einer der jüngsten Spieler im Profikader der Katalanen und er war Lenas „Baby“ gewesen.
 

Unwillig und immer noch in Gedanken versunken machte Leo sich auf den Weg durch die Katakomben, nahm seine Platz in der Schlange ein, lächelte dem kleinen Mädchen an seiner Hand kurz zu und trabte dann routiniert aufs Spielfeld. Stellte sich auf seine Position und wartete auf den Anstoß. Er hörte die Barca Fans schreien, doch hing sein Blick an den paar tausend Fans des Gegners, die in ihrem Bereich große Plakate und Spruchbänder aufgehängt hatten. Auf ihnen beschimpften sie nicht wie sonst nur den FC Barcelona im Allgemeinen, sondern Leo im Besonderen, auch wenn er sich an so etwas schon lange gewöhnt hatte. Wenn man eine Stütze des Teams, ein herausragender Spieler war, wurde man von den Gegnern und ihren Fans immer härter angegangen als jene, die sie nicht zu fürchten hatten. Als Profi musste man lernen solche Schläge einzustecken, doch die Beleidigungen, die sich gegen Lena richteten, ließen sein Blut kochen. Unbändige Wut stieg in dem kleinen Argentinier auf. Sie hatten diese verlogenen Bilder aus den Zeitungen vergrößert und aufgehängt und Lena dort als „puta“, „guarra“ und „hembra“ bezeichnet. Und auch andere Sätze konnte er auf den Fahnen erkennen: „¿Si compramos a su puta, también conseguimos Messi?“* fragte eines von ihnen und ein anderes „¿Lionel, cómo puede usted estar de pie ser sólo cada milliono para ella?“*. Es war zum verrückt werden. „¿Le hace orgulloso de saber que sus amigos ya la tenían en la cama?“* damit spielten sie natürlich auch auf die Gerüchte an, die scheinbar ganz Spanien zu kennen und ein Großteil sogar zu glauben schien. Dabei kannten sie Lena doch gar nicht wirklich, wussten nicht, was sie für ein wundervoller Mensch war, was für ein großes Herz sie hatte. Sie verurteilten sie auf Grunde der Lügen und Gerüchte, die die Zeitungen über sie in Umlauf gebracht hatten. Wie tief konnten gegnerische Fans nur sinken und warum tat keiner der Ordner etwas gegen diese Schmierereien.
 

Lionel biss die Zähne zusammen und ballte die Hände zur Faust. Innerlich musste er sich ermahnen ruhig zu bleiben und nicht auszurasten, denn genau das war ja ihr Ziel und sie sollten es nicht erreichen, nicht so. Das hatte er Lena versprechen müssen, als die ersten Sprüche gegen sie aufgetaucht waren. Es war ihm unheimlich schwer gefallen einfach nur dazustehen und nichts zu tun. Ihre Ehre nicht verteidigen zu können, nicht verteidigen zu dürfen. Sich all diese wiederwertigen, ekelhaften Dinge anhören zu müssen. Immer wieder hatten ihn seine Gegenspieler mit solchen Fragen und noch schlimmeren Beschimpfungen versucht aus der Reserve zu locken und wahrscheinlich hätten sie es auch ohne Lenas Ermahnungen geschafft, doch ihre Wort klangen immer noch in Lionels Ohr und er würde den Teufel tun und Lena enttäuschen. Nein, sie sollten nicht gewinnen.
 

Die neunzig Minuten waren schneller vergangen als er erwartet hatte und so trottete er wie seine Kollegen auch erleichtert vom Platz ohne noch einmal auf die Ränge zu schauen. Sie hatten gewonnen und es all diesen Schmierenfinken gezeigt. Wenn sie geglaubt hatten ihn damit provozieren, ihn nervlich ausschalten zu können, dann hatten sie sich gewaltig getäuscht. Eher das Gegenteil. Leo hatte aus Wut besser gespielt als die letzten Spiele zusammen und so war es nicht besonders verwunderlich gewesen, dass er an jedem der vier Tore beteiligt gewesen war, den Hattrick hatte er selbst geschossen und einmal hatte er zu guter letzt für seinen guten Freund Carles aufgelegt, der womöglich genauso wütend war wie er selbst.
 

Gedankenversunken saß Lionel Messi wieder in der Kabine des FC Barcelona im Camp Nou. Seine Atemzüge waren regelmäßig und tief, nicht mehr aufgeregt und atemlos wie noch vor einigen Minuten. Von draußen, von den Rängen, konnte er immer noch vereinzelt lautstarke Fangesänge vernehmen. Sie störten seine Ruhe, aber rissen ihn doch nicht aus seiner Starre. Er wusste nicht, ob seine Kollegen bereits gegangen waren oder nicht, aber das interessierte ihn auch herzlich wenig. Irgendwie schien ihm alles herzlich egal. Er saß einfach nur stumm da und versuchte nichts zu fühlen. Auch wenn er sich nicht ganz sicher war, wie man „nichts“ fühlen konnte, er versuchte dieses Ziel trotzdem zu erreichen, denn er ahnte, dass er der Flut der Emotionen sonst nicht gewachsen sein würde. Ob er sich freute, dass sie gewonnen hatten, es diesen Schweinen gezeigt hatten? Vielleicht schon, irgendwie, und doch konnte Leo sich nicht mehr genau daran erinnern wie es anfühlte tatsächlich glücklich zu sein. Sich zu freuen.
 

Oder doch, er konnte sich schon erinnern, es war ein Abend mit Lena gewesen, sie hatten gemeinsam gescherzt, gelacht und manchmal einfach nur geschwiegen. Sie hatten sogar miteinander getanzt, weil er darauf bestanden hatte. Zu irgendeinem Lied, Lionel wusste nicht mehr so ganz genau welches. So wie sie immer miteinander getanzt hatten, auch in der Tanzschule. Irgendwie hatten sie die Welt aussperren können. Sie waren in seiner Wohnung gewesen und irgendwann, sehr spät, was sie dann gegangen. Hatte ihn in den Arm genommen, vielleicht ein kleines bisschen länger als sonst immer, hatte ihm ein Küsschen auf die Wange gedrückt und ihn liebevoll angesehen. Seine Haut hatte dabei gekribbelt und in seinem Magen waren die Schmetterlinge auf und ab geflogen. Dann war sie in ein Taxi gestiegen und weg. Einfach so. Er hatte sich nichts dabei gedacht. Ein Abschied wie vieler, wie jeder zuvor. Erst am nächsten Morgen war ihm klar geworden, dass sie wirklich gegangen war. Nicht nach Hause, sondern einfach weg. In ein anderes Land. Deutschland, wie er jetzt wusste. Wahrscheinlich war sie mit dem Taxi nur noch kurz in ihre Wohnung gefahren, hatte die Koffer geholt und war dann direkt zum Flughafen. Ohne ein Wort des Abschieds hatte Lena ihn allein gelassen und doch konnte er ihr nicht böse sein, verstand sie sogar, aber das linderte den Schmerz nicht.
 

Seinen Kopf hatte er auf die Hände gestützt, während er seine Augen fast schon gewaltsam zusammenpresste. Die Dunkelheit, die ihn umgab, war wohltuend. Da gab es nichts was ihn an die vergangenen Wochen erinnerte. Außer die Schwärze, die ihn seitdem wie einen Schleier umgeben hatte. Vielleicht würde es ja alles besser werden, wenn er das Elend nur nicht mehr direkt vor Augen hatte. Ein törichter Versuch eines jungen Mannes mit einer Situation, mit einer Leere, fertig zu werden, die ihn beinahe den Verstand verlieren ließ. Das wusste er natürlich selbst, doch ihm fiel keine Alternative ein. Zumindest keine, die Wirkung zeigen würde. Außer die eine, die ihm verwehrt bleiben würde.
 

„Hey Leo, die Presse wartet auf dich, willst du nicht langsam mal rauskommen?“
 

Carles Puyol steckte seinen Kopf durch die Tür und sah den kleinen Argentinier erwartungsvoll an. Dieser schaute etwas verschreckt zur Tür, in der er seinen Kapitän stehen sehen konnte. Der hatte sich mittlerweile nicht nur fertig umgezogen, sondern war augenscheinlich sogar schon mit der obligatorischen Pressearbeit fertig, die für jeden Spieler des FC Barcelona anstand, wenn sie ein Liga-Spiel absolviert hatten. Auch er sah nicht so gut aus, wie vielleicht früher Mal. Vor diesem ganzen Theater. Die letzte Zeit hatte ihn geschlaucht, auch wenn man es ihm nicht so sehr ansah wie dem jungen Argentinier. Und jetzt war er also hier um ihn selbst vor die lauernde Meute der Fotografen und Reporter zu schleppen, die doch nichts anderes sagen und fragen würden als sonst auch. Und wenn er antworten würde, wären es dieselben platten Phrasen, die er ihnen schon so oft leise und zurückhaltend ins Mikrophon gehaucht hatte. Nichts Neues, nichts Weltbewegendes. The same procedure as everytime. Hier und da würde ein Blitz aufzucken um ein Bild von ihm für die kommende Ausgabe zu machen und wahrscheinlich würde dann die Frage kommen, die er fürchtete und die er nicht beantworten wollte: Wo war Lena heute? Warum war sie nicht wie sonst an seiner Seite?
 

Keinem anderen außer vielleicht dem Trainer würden sie diese Frage stellen, nur ihm. Das war ihr persönliches Folterwerkzeug für ihn, eine einfache Frage, die so viel Schmerz anrichten konnte. Verblüffend. Und er ließ diesen Schmerz zu, wenn auch nicht öffentlich. „Lass sie nicht sehen, dass sie dich getroffen haben, dass ihre Kränkungen Wirkung zeigen. Halt den Kopf hoch, mi torbellino. Sie müssen nicht sehen, dass du weinst“, hatte Lena einmal zu ihm gesagt, ihm über die Wange gestreichelt und ihm so den Rücken gestärkt. Ihm neue Kraft gegeben.
 

Aber er wollte nicht über sie reden. Nicht jetzt, nicht so. Nicht, wenn Reporter unbarmherzig jedes Wort auf die Goldwaage legen würden, ihm jedes Wort dreimal im Mund umdrehen würden. Ihm ihre Mikros ins Gesicht reckten und zusätzlich noch mit gezückten Stiften begierig jede Äußerung aufsogen. Wollte nicht in ihrer Abwesenheit über Lena sprechen. Vermutlich sogar über ihre Abwesenheit. Das widerstrebte ihm. Es kam ihm nicht richtig vor, nicht anständig. Es gehörte sich einfach nicht. Das war etwas, was ein Freund nicht tun sollte. Freund. Lionel schnaubte bei diesem Wort leicht auf. Es bliebt trotzdem so stehen: Freund.
 

Leo wollte die Fragen nach seinem Wohlbefinden, nach seiner Meinung zu den Geschehnissen, nicht hören. Wie er die Reaktion der gegnerischen Fans beurteilte. Was ging es die lauernde Meute der Presse an, wie es ihm verdammt noch mal ging und was er dachte, wo sie doch mit daran schuld waren, dass Lena letztendlich gegangen war. Zumindest glaubte Lionel das. Dass sie die Hoffnung verloren hatte, dass alles einmal wieder so werden würde wie früher. Gut. Fantastisch.
 

Sie hatten sie vertrieben, hatten eine Hetzjagd auf sie veranstaltet und ihren hübschen Kopf gefordert. Hatten sie beschämt und ihr so viel angetan. Ihnen beiden so viel angetan, was nur schwer zu verkraften war. Die letzten Wochen hatten Spuren hinterlassen, nicht nur äußerliche, nein, vor allen Dingen innerliche. Und jetzt wollten tatsächlich wissen, wie es ihm ging? Das war höhnisch. Sie wollte nichts anderes als sehen, dass sie gewonnen hatten, dass sie ihn tatsächlich am Boden hatten mit ihren gefälschten Bildern, ihren Worten voller Hass und Lüge, mit denen sie so viele gegen sie aufgepeitscht hatten. Die Medien wollten ihren Triumph feiern und aller Welt demonstrieren, dass es nicht gut ausging, wenn man sich ihnen verweigerte. Aber das würde er nicht zulassen, nicht so.
 

An Messis leicht verwirrten und definitiv abweisenden Gesichtsausdruck konnte Puyol erkennen, dass er einen ungünstigen Zeitpunkt erwischt hatte. Obwohl es wahrscheinlich auch keinen günstigeren gegeben hätte, so wie er seinen argentinischen Freund kannte. Wie so oft in letzter Zeit bewies er mal wieder sein miserables Timing, aber womöglich war die Sache noch zu retten, wenn er dem kleinen Wirbelwind der Katalanen jetzt ein freundschaftliches Ohr lieh, damit er über seine Sorgen würde sprechen können. Einfach mal Druck ablassen, so wie sie es früher auch immer in ihren Männerrunden getan hatten. Ganz zwanglos und ehrlich. Denn dass es ihm schlecht ging stand außer Frage, das wusste jeder in Barcelona und sogar ganz Spanien. Man konnte es ihm ansehen. Er litt, litt wie ein Tier und die einzige Person, die ihm würde helfen können, hatten sie aus dem Land vertrieben. Klasse!
 

„Leo, Kopf hoch. Wir gehen jetzt gemeinsam da raus und dann wird das schon. Lass dich von ihnen doch nicht unterkriegen.“
 

Lionel lachte bitter auf und sah seinen Freund und Mannschaftskapitän an. Wie oft hatten sie sich in der letzten Zeit, auch als Lena noch da gewesen war, diese Worte gegenseitig eingehaucht. Hatten daran glauben wollen, dass es wirklich wieder wurde, dass sich alles nur als eine Phase, ein ganz böser Alptraum herausstellen würde. Vergeblich!
 

„Ich soll mich nicht unterkriegen lassen, Carles?“
 

„Genau, das wollen sie doch nur. Lass sie nicht gewinnen. Kämpfe. Für Lena. Für euch.“
 

Ohne genau zu sagen, wer gemeint war, wussten es beide. Innerhalb ihrer Mannschaft war es ein offenes Geheimnis, es sprach nur keiner laut aus, solange es keine wirklichen Beweise gab. Überhaupt sprachen sie wenig innerhalb der Mannschaft, seit Lena nicht mehr da war. Das Klima hatte sich einfach verändert, die Lockerheit fehlte. Da war diese riesige Leere, die nur ihr heiß geliebtes Maskottchen füllen konnte. Für die meistens war Lena nämlich genau das: Maskottchen, Glücksbringer, Therapeutin und ganz nebenbei noch eine Freundin, auf die man sich verlassen konnte.
 

Nur für Lionel nicht. Für ihn war sie mehr, viel mehr als das. Seit sie sich damals vor vier Jahren kennen gelernt hatten, waren seine Gefühle für sie immer weiter gewachsen, hatten sich immer mehr entfaltet und scheinbar mit jeder Berührung, egal wie unbedacht und unbedeutend sie gewesen war, hatte sich ein weiterer Schmetterling zu den anderen in seinem Bauch hinzugesellt. Es war einfach so passiert, ohne ihn um Erlaubnis zu fragen, absolut unvorbereitet hatte Lionel die Erkenntnis getroffen, dass er sich in seine beste Freundin verliebt hatte. Und zwar so richtig, mit all diesem kitschigem, romantischem Drum und Dran, das man sonst nur aus Disney- und Hollywoodfilmen kannte.

In Lena hatte er eine Schulter gefunden, an die er sich anlehnen konnte, einen Menschen mit dem bedingungslosen Glauben in ihn selbst. Ging es ihm schlecht, war sie zur Stelle mit den richtigen Worten und Taten und brachte ihn wieder dazu das Leben von seinen schönen Seiten zu betrachten. Lena war für ihn einfach DIE Frau. Die eine eben. Sein Vermögen, sein Ruhm und alles, was dazu gehörte, verblassten neben der Chance bei ihr zu sein, ihre Hand zu halten und einfach nur gemeinsam jede Minute genießen zu können.

Was hatte seine Großmutter ihm einmal über die große, einmalige Liebe gesagt? „Wenn du spürst wie dein Herz schlägt, denn so schlug es noch nie, dann weißt du, dass es Liebe ist. Und wenn du fühlst, dass du glücklich bist, so glücklich warst du noch nie, dann weißt du, dass es Liebe ist.“ Und ganz genau so fühlte Lionel sich, wenn er in Lenas Nähe war, wenn sie zusammen lachten, sich berührten oder eben einfach nur so nebeneinander saßen. Allein die Gedanken an sie ließen seinen Magen schmerzhaft krampfen, aber nur, weil sie eben gerade nicht da war und er wusste auch ganz genau, wessen Schuld es war.
 

„Ich werde kämpfen Carles, das bin ich ihr schuldig, etwas anderes hat sie nicht verdient, aber ich weiß einfach nicht, wie lange ich das alles hier noch durchstehen kann. Ohne sie. Dir und Andres und Bojan geht es doch nicht viel anders als mir, auch wenn ihr es teilweise besser verstecken könnt, jetzt von unserm Kleinen mal abgesehen.“
 

„Leo, du weißt, dass wir sie vermissen, aber wenn sie diesen Abstand jetzt braucht, dann-“
 

Sanft nickte Leo, er verstand was sein Kapitän sagen wollte, doch das linderte nicht den Schmerz in seiner Brust, der sich dort seit Lenas Abreise eingenistet hatte.
 

„Weißt du Carles, es gibt Momente im Leben, in denen du jemanden so sehr vermisst, dass du ihn aus deinen Träumen entführen möchtest, um ihn wirklich zu umarmen. Und genau so vermisse ich Lena gerade und wenn ich sie aus meinen Träumen holen könnte, glaub mir, ich würde es tun.“
 

* Wenn wir seine Hure kaufen, bekommen wir dann auch Messi?

* Lionel, wie kannst du damit leben nur einer von Millionen für sie zu sein?

* Macht es dich stolz zu wissen, dass deine Freunde bereits mit ihr im Bett waren?
 

To be continued
 

So, nun habt ihr auch mal einen kleinen Einblick in Lionels Seelenleben bekommen, denn schließlich weiß ich ja, dass manche ganz heiß darauf waren. Der arme Kerl muss wirklich ziemlich leiden, aber trotzdem hoffe ich, dass euch die Worte, die ich dafür gefunden habe, gefallen, mir selbst gingen sie nämlich ziemlich nahe, besonders Lionels letzter Satz.

Und gleichzeitig gab es auch einen kleinen Vorgeschmack auf das, was in Barcelona gerade so abgeht. Die Plakate sind gezielt so „niveaulos“ gewählt und vermutlich könnt ihr euch jetzt etwas besser zusammenreimen, was geschehen ist und warum Lena gegangen ist, oder?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sunny12
2010-06-13T18:39:49+00:00 13.06.2010 20:39
Hey!
Wieder ein sehr schönes Kapitel :)
Es lässt sich wirklich gut nachvollziehen, warum Lena eine Auszeit braucht. Aber auch die Gefühle von Messi werden sehr gut von dir beschrieben.
Ich finde es beeindruckend, dass er trotz dieser provozierenden Plakate so ruhig geblieben ist. Da merkt man nochmal, wie viel Lena ihm wirklich bedeuten muss.
Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel,
lg sunny12


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