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Happy ohne Ende?

von

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Waschweiber

Ich bleibe an dieser Stelle standhaft: Keine der in meiner Story vorkommenden Personen gehört mir und alles, was hier zu lesen ist, ist definitiv frei erfunden und entspricht zu keinem Zeitpunkt der Wahrheit.
 


 

Viel zu früh wachte Lena am nächsten Morgen auf. Die Sonne blinzelte noch nicht durch die Gardinen und im ganzen Haus war es noch ungewöhnlich ruhig. So blieb sie ganz ruhig liegen und versuchte sich an die Ereignisse des vergangenen Abends und ihren Traum zu erinnern, doch zuerst kamen nur vereinzelte Bruchstücke in ihr Gedächtnis, von denen sie nicht sicher sagen konnte, ob sie nun Traum oder Wirklichkeit waren. Sie erinnerte sich verschwommen an diese vertraute Wärme, dieses Gefühl von Sicherheit und daran, dass sie jemand geküsst hatte. Das konnte jedoch nur zu ihrem Traum gehört haben, dessen war Lena sich sicher, denn wer sollte ihr schon dieses Gefühl vermittelt und sie auch noch geküsst haben. Da kam keiner in Frage. Der einzige Mann, der gestern Abend bei ihr gewesen war, war Per Mertesacker gewesen, Torstens Kollege und ihre Begegnung vom Flughafen.
 

Einen Augenblick hielt Lena inne und schloss die Augen. Ein Teil der Ereignisse des vergangenen Abends spielte sich vor ihren Augen ab und nun wusste sie wieder, warum Per sie in den Arm genommen hatte: Sie hatte geweint. Viel und lange und absolut unkontrolliert. Und sie hatte ihm von ihrer gescheiterten Beziehung erzählt, zwar ohne Namen zu nennen, aber die Tatsache allein jagte ihr schon genug Angst ein. Wieso hatte sie sich einem fast Fremden anvertraut, aber wenn sie ihren eigenen Bruder gegenüber stand, brachte sie kein Wort heraus? Klar, Per hatte so einfühlsam mit ihr gesprochen und genau die richtigen Fragen gestellt, aber das konnte doch noch nicht alles sein. Andere waren auch einfühlsam und trotzdem warf sie sich ihnen nicht einfach so an den Hals. Sie hatte ihre Prinzipien und die waren ganz klar: Sprich niemals mit einem Fremden über private Dinge, du weißt nie, wo das enden könnte. Diesen Grundsatz hatte sie zwar eher aus Angst vor den neugierigen Journalisten aufgestellt, aber in diesem Fall hätte ihr die Befolgung des Grundsatzes auch nicht schlecht zu Gesichte gestanden, denn ihre Beichte würde hier vermutlich zwar nicht in einer Zeitung landen, dafür hatte sie der vergangene Abend in ein noch größeres Chaos gestürzt, denn sie hatte einem fast Fremden tiefe Einblicke in ihr Seelenleben gegeben und Lena hatte wirklich absolut keine Ahnung, wo das nun enden würde. Schließlich war Per ja immer noch ein Kollege ihres großen Bruder, was, wenn er Torsten nun davon erzählte? Ein Horrorszenario, zumindest für Lena. Warum tat sie sich aber auch so schwer ihren Bruder näher an sich heran zu lassen? Er hatte ihr doch nie einen Grund gegeben an sich zu zweifeln und eigentlich vertraute sie ihm auch grenzenlos, aber irgendwie war die Angst vor seinem Urteil, seinem negativen Urteil, zu groß, als dass Lena bereit war das Risiko jetzt schon einzugehen. Ihr war klar, dass sie nicht ewig würde schweigen können, doch für den Moment musste es noch gehen. Solange wenigstens, bis sie einen Plan hatte, wie sie Torsten sanft die Wahrheit beibringen konnte.
 

Antriebslos stieg Lena aus dem Bett und schlurfte ins Bad um sich einigermaßen frisch zu machen. Die Haare kämmen, ein wenig Wasser ins Gesicht spritzen, Zähne putzen und all diese Kleinigkeiten. Sie wollte ein wenig joggen gehen und auf dem Weg gleich ein kleines Päckchen zur Post bringen, weshalb es sich nicht lohnte jetzt schon zu duschen, also ließ sie es, egal wie gerne sie sich das heiße Wasser über den Körper laufen ließ. Man musste es ja nicht unnötig verschwenden.
 

In ihrem Zimmer zurück durchwühlte Lena ihren Koffer auf der Suche nach ihrem normalen Trainingsoutfit, mit dem sie bereits immer in Barcelona zusammen mit Lionel, Andres und Carles laufen gegangen war. Bequem und unauffällig war es gewesen, genau das richtige im vergleichsweise unerkannt mit drei Weltstars durch die katalanische Metropole zu laufen. Die Turnschuhe waren schnell gefunden, als Oberteil griff sie ohne weiter darüber nachzudenken eines heraus, doch die Hose bereitete ihr Sorgen. Früher war sie immer in ihrer normalen Trainingshose, mit der sie auch am Spielfeldrand gestanden hatte um ihre Jungs anzufeuern, trainieren gegangen, doch auf der prangte, wenn auch dezent, das FC Barcelona Emblem und Lena wusste nicht, in wie weit da vielleicht jemand drauf achten würde und wie tolerant manche Werder Fans waren, die ihr auf dem Weg begegnen könnten. In Barcelona war es tatsächlich immer so eine Sache gewesen, denn mit Barca-Kleidern ging man dort am besten nicht in der Revier von Espanyol und umgekehrt.
 

Da sie jedoch keine Alternative hatte, zog sie das gute, schwarze Stück über und ging leise mit ihrem Löwen-Anhänger in der Hand die Treppe runter in die Küche. Dort suchte sie einen großen, leeren Umschlag und legte ihn schon mal auf den Tisch, während sie sich ihren Kakao fertig machte, ohne den sie morgens nur ein halber Mensch war. Diesmal tat Lena extra viel rein, denn sie wollte gewappnet sein für ihren kleinen Lauf in der frischen Natur aber auch für ihren großen Marathon, der beginnen würde, sobald sie einen Stift in die Hand nahm um den Brief an Lionel zu schreiben. Für ihn hatte sie den kleinen Löwen gekauft, der ihm in der nächsten Zeit Mut und Kraft und Trost spenden sollte, wenn sie nicht da war, auch wenn Lena sich durchaus im Klaren war darüber, dass dieses Stofftier nicht würde ersetzen können, was fehlte. Nicht jetzt und auch nicht irgendwann, aber sie hoffte, dass Lionel die Geste verstehen würde, denn zu mehr war sie einfach noch nicht bereit.
 

Und so begann Lena mit zitternden Händen die ersten Worte zu Papier zu bringen. Es fiel ihr extrem schwer, sie hatte keine Ausdrücke für das, was sie fühlte, was sie ihm unbedingt sagen wollte. Was sie ihm erklären musste, damit er sie nicht hasste.
 

Mi torbellino, Mi Lionel,

Que tal? Espero que tu es bien.

Ich könnte dir jetzt natürlich schreiben, dass es mir hier gut geht und ich glücklich bin, aber das wäre eine Lüge. Und ich will dich nicht anlügen, das musst du mir glauben. Wollte ich nie. Habe ich aber. Und es tut mir Leid, aber ich konnte nicht anders, habe keinen anderen Ausweg mehr gesehen als die endgültige Flucht. Ich weiß, dadurch habe ich dich mit all den Sorgen und Problemen und Gerüchten allein gelassen, aber verzeih mir, ich konnte nicht mehr. Kann immer noch nicht glauben, was sie alles gesagt und geschrieben haben. Manchmal reden sie so schlecht, dass du glaubst was sie sagen. Jeder Tiefschlag trifft und lässt dich immer noch nicht kalt. Wie viele Träume liegen schon da draußen begraben?

Ich habe hier meine beiden kleinen Nichten um mich, die mich ablenken und mich auf andere Gedanken bringen. Für ein paar Stunden kann ich dann all das vergessen, was in der letzten Zeit passiert ist. Unter anderen Umständen wäre ich an deiner Seite, würde deine Hand halten, dir bei deinen Toren begeistert zujubeln, mit dir lachen und mit dir tanzen gehen so wie früher, aber so kann ich es einfach nicht mehr. Ich hoffe du verzeihst.

Als wir telefoniert haben, hast du mich gefragt, ob ich dich vergessen, aus meinem Leben endgültig gestrichen hätte und ich habe dir mit nein geantwortet. Und das habe ich auch ernsthaft so gemeint. Ich denke an dich und ich habe dich nicht vergessen. Werde ich nie. Will ich auch nicht. Und damit du mich nicht vergisst, schicke ich dir diesen kleinen Löwen hier, er soll dir Kraft und Mut und Glück bringen, wenn ich schon selbst nicht da bin. Ich-
 

Eine geschlagene Stunde später war Lena mit ihrem Brief fertig. Sie war nicht zufrieden mit den Worten, die sie gefunden hatte, sie kamen ihr so scheinheilig, so nichts sagend vor, doch sie hatte alles versucht und egal wie lange sie wohl noch überlegen konnte, es würde nichts ändern. Sie konnte noch so oft neu beginnen, noch so oft Worte durchstreichen, es würde einfach nichts ändern. Für manche Dinge gab es eben einfach keine passenden Worte. Wahrscheinlich, weil sie normalerweise besser ungesagt blieben.
 

Noch bevor sonst irgendwer aus dem Hause Frings aufwachte, hatte Lena sich bereits aus dem Haus geschlichen und war, mit dem Päckchen in der Hand, Laufen gegangen. Am ersten Briefkasten hatte sie es eingeworfen und Lena fühlte sich jetzt besser. Das Joggen half ihr dabei einen klaren Kopf zu bekommen, wie es denn nun weitergehen sollte oder überhaupt erstmal weiter gehen konnte. Sie hatte mehrere Möglichkeiten, doch keine erschien ihr besonders ansprechend.
 

Per erwachte an diesem Morgen mit einem Lächeln auf den Lippen. Er fühlte sich so frisch und erholt wie nie, seine gute Laune kannte keine Grenzen. Wie hätte es auch anders sein sollen, schließlich hatte er die ganze Nacht von Lena geträumt. Und nicht nur vor ihr, sondern auch von sich selbst, wie er mit ihr zusammen war, wie sie gemeinsam lachten und wie sie in seinen Armen einschlief, nur diesmal ohne Tränen.
 

In seinem Träumen waren sie gemeinsam an der Schlachte entlang spaziert und hatten Händchen gehalten und über alles Mögliche geredet, während sie sich immer wieder verliebte Blicke zugeworfen hatten. Zumindest stellte der lange Innenverteidiger sich Lenas verliebte Blicke so vor. Die Sonne hatte geschienen und es war einfach nur perfekt gewesen, so wie Träume nun einmal waren. Per war sich natürlich bewusst, wie albern dieser Traum an sich gewesen war und wie teenagerhaft er sich benahm, doch es war ihm ziemlich egal. Er war verliebt, verliebt bis über beide Ohren und er hatte kein Problem damit, wenn es sich in solchen Träumen niederschlug. Diese Träume taten niemandem weh und er musste ja auch keinem davon erzählen, denn sonst hätte er vermutlich ernsthaft um sein Leben fürchten müssen. Vermutlich sollte er sich immer noch fürchten, denn die Sache mit Torsten war noch nicht ausgestanden, doch Per war sich sicher, dass nichts, was der Lutscher tun oder sagen würde, ihn dazu bringen könnte den letzten Abend zu bereuen. Nein, jeder verdammte Augenblick war die Wut des Bremer Vize-Kapitäns wert, keine Frage. Besonders der Kuss würde ihn für die Bälle entschädigen, die ihm der Mittelfeldspieler unter Umständen noch „aus Versehen“ an den Kopf schießen würde. Oder auch jede unangenehme Gretsche vergessen machen, die einfach kommen musste, wenn Torsten bei ihm ähnlich reagierte wie bei Clemens, der dem Lutscher in letzter Zeit freiwillig aus dem Weg ging. Lena war ihm all das definitiv Wert.
 

Blieb nur die quälende Frage, ob es Lena wohl ähnlich ging oder ob sie bei ihrer vergangenen Begegnung an diesem Abend nichts gefühlt hatte. Ob er für sie nichts weiter war als nur ein Freund, ein Kollege ihres Bruders, der sie höflicherweise nach Hause gebracht hatte und mit dem sie dann noch ganz entspannt und ungezwungen etwas getrunken hatte. Mehr aber auch nicht, von ihrem kleinen Gefühlsausbruch einmal abgesehen. Per wusste, dass es ihn hart treffen würde, wenn es so wäre. Er war bereit um sie zu kämpfen, etwas in diese Beziehung zu investieren, sich mehr zu trauen als noch bei jeder anderen Frau zuvor, doch zuerst musste er irgendwie das nächste Training überleben ohne von Torsten den Hals umgedreht zu bekommen.
 

Erleichtert stellte Per, als er die Kabine betrat, fest, dass Torsten sich noch nicht unter den Anwesenden befand. Zwar herrschte bereits reger Trubel in den heiligen Hallen des Weserstadions, doch war vom „Lutscher“ nirgendwo etwas zu sehen. Dafür tollten aber bereits Diego und Markus wie die kleinen Kinder durch die Kabine und brachten alles um sie herum und in ihrer Nähe durcheinander. Wie immer eigentlich. Die beiden schienen tatsächlich zu viel überschüssige Energie zu haben, dass sie sich bereits vor dem Training so verausgabten. Da sich aber bereits alle daran gewöhnt hatten, störte es keinen mehr und sie nahmen die beiden Kinder ganz einfach wie sie waren. Ein Versuch sie zu ändern brachte wahrscheinlich eh nichts. Als Diego jedoch Per erblickte blieb er abrupt stehen und fing wie wild an zu grinsen.
 

„Hey Diego, was ist denn los? Warum grinst du auf einmal so?“
 

Es war Clemens, der den kleinen, quirligen Brasilianer darauf ansprach und sein Grinsen wurde noch ein bisschen breiter und schelmischer. Per schwante Böses und in diesem Augenblick hätte er wohl seinem besten Freund am liebsten den Mund zugehalten, denn er befürchtete, dass das Grinsen ihm gegolten hatte und es konnte einfach nichts Gutes heißen. Zumindest nicht für ihn.
 

„Ach Clemi, Schätzchen, ich freue mich nur so sehr Per so überaus pünktlich hier stehen zu sehen. Du etwa nicht?“
 

Dieses verdammte Grinsen war gar nicht mehr aus Diegos Gesicht wegzuwischen, obgleich keiner der Anwesenden verstand, was der Brasilianer mit seiner Aussage genau meinte. Merte zählte normalerweise immer zu denen, die lieber überpünktlich kamen, daher war seine Anwesenheit für sie kein so großes wunder, wie es augenscheinlich für Diego.
 

„Ähm, Diego, ich weiß ja nicht, ob du in letzter Zeit mal einen Ball vom Fringser vor den Kopf bekommen hast, aber an deiner Stelle würde ich mir Sorgen machen. Du redest nämlich sinnloses Zeug.“
 

„Tue ich das, Clemens? Vielleicht solltest du dir deinen besten Freund mal ein bisschen genauer ansehen und dann reden wir wieder miteinander, nicht wahr, Langer?“
 

Nun begriff auch Naldo, worauf sein Freund hinauswollte. Es war ja auch irgendwie schon ziemlich offensichtlich. Per schien sein Strahlen gar nicht unterdrücken zu können, so glücklich wirkte er, seine Augen leuchteten ja fast und kurz nachdem Diego diese Worte gesagt hatte, hatten sich auch seine Wangen wieder zart rosa gefärbt. Klar konnte es an der ungewollten Aufmerksamkeit liegen, aber das bezweifelte Naldo stark. Nein, sein Kollege war sichtlich verlegen, weil er bereits von Anfang an erkannt hatte, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde: Auf sein gestriges Date!
 

„Per, was meint dieser verrückt Brasilianer damit? Was ist los hier?“
 

Bei Clemens war der Groschen noch immer nicht gefallen, genauso wenig wie bei den anderen anwesenden Werder Spielern, die jetzt aber ausnahmslos interessiert der Konversation der drei lauschten. Vielleicht gab es ja neuen Klatsch und Tratsch, das wollten sie unter gar keinen Umständen verpassen, denn diese Männer waren tief in ihrem herzen kleine Waschweiber, die sich nur zu gern über das Privat- und besonders das Liebesleben ihrer Kollegen ausließen.
 

Auch Frank Baumann hatte von seinen Schuhen aufgesehen und Per intensiv gemustert. Scheinbar war er zum selben Schluss gekommen wie Naldo, nämlich dass Pers „Date“ ein voller Erfolg gewesen sein musste, so wie der ehemalige Hannoveraner aussah. Doch hatte Bremens Kapitän einen entscheidenden Vorteil: Er wusste im Gegensatz zu den anderen mit wem Per sich getroffen hatte und wer ihm dieses Lächelns ins Gesicht gezaubert hatte. Und er war froh, dass er heute Morgen noch nicht dem „Lutscher“ begegnet war, denn dessen Gesichtsausdruck musste logischerweise in die gegensätzliche Richtung gehen, so wie er ihn kannte. Und mit seinen Mundwinkeln auch seine Laune, die an solchen Tagen mit „Schlecht“ noch unzureichend beschrieben war. Irgendwie tat Tim Wiese ihm jetzt schon Leid, denn heute stand Elfmeterschießen auf dem Plan und wenn der Fringser schlechte Laune hatte, schoss er besonders hart und da war es definitiv besser aus dem Weg zu gehen, was Tim in diesem Fall aber eben nicht gestattet war. Ja, das Leben war kein Ponyhof.
 

Bevor Per jedoch auf Clemens Frage hatte antworten können, mischte sich Diego bereits wieder ein, dem das alles viel zu langsam ging.
 

„Das soll heißen, liebster Clemens, dass Per gestern Abend ein Date hatte und ich nicht erwartet hätte, dass er so früh wieder aus den Federn kommt, wenn du verstehst, was ich meine.“
 

Diego hob bedeutend die Augenbrauen und grinste schon wieder. Manchmal konnte es dieser Brasilianer nicht lassen und Per fühlte sich von Minute zu Minute unwohler. Er spürte wie seine Wangen mittlerweile fast feuerrot sein mussten und so machte er sich einfach daran sich umzuziehen und das Geschwätz um sich herum zu verdrängen, was ihm nicht gelang.
 

„Scheinbar habe ich mich getäuscht. Aber so wie der Lange aussieht, ist seine Verabredung zu seiner vollsten Zufriedenheit verlaufen. Gratulation Merte, du wirst ja noch ein richtiger Womanizer!“
 

Merte hatte nicht bemerkt, wie Diego sich an ihn heran „geschlichen“ hat um ihm nun ausgiebig auf die Schulter zu klopfen und weiterhin zu grinsen. Er schien sichtlich zufrieden mit sich und der Art und Weise, wie er diese Bombe hatte platzen lassen, denn jetzt sahen alle anderen Per ungläubig an und manche schüttelten sogar den Kopf.
 

„Wirklich, Merte? Labert Diego keinen Müll? Hattest du gestern tatsächlich ein Date? Wie ist es gelaufen? Wir wollen alle Details! Und glaube bloß nicht, dass du uns mit irgendeiner Ausrede abspeisen kannst. Wir wollen alle schlüpfrigen Informationen und zwar pronto, nicht wahr Jungs?“
 

Der vermutlich neugierigste Schwede auf Erden hatte das Wort ergriffen und bei seiner letzten Frage nickten eigentlich fast alle Spieler begeistert. Zusammen mit Diego war er der Anführer der Bremer Waschweiberfraktion und heute machte er mal wieder einen beeindruckend Job. So unheimlich penetrant.
 

Per war mittlerweile klar geworden, dass er aus dieser Sache nicht so leicht rauskommen würde, also ließ er nur resigniert den Kopf hängen und nickte schicksalsergeben. Je schneller er das hier hinter sich bringen würde, umso schneller konnte er in seine Tagträume von sich und Lena zurückkehren.
 

„Ja Markus, ich hatte gestern tatsächlich so etwas wie ein Date.“
 

„Was ist den bitte „so etwas“ wie ein Date? Entweder man hat eins oder man hat keins, Merte.“
 

So ein Kommentar konnte auch nur von einem der Sebastians kommen, obwohl Per gerade nicht mit Sicherheit sagen konnte ob es nun Prödel oder Boenisch gewesen war, der diese Weisheit kundgetan hatte. Irgendwie war es aber auch eh egal.
 

„Wenn es euch glücklich macht: Ja, ich hatte ein Date und ja, es hat mir sehr gut gefallen. Ich bin glücklich. Und bevor ihr fragt: Ja, ich habe sie nach ihrer Handynummer gefragt, nein, ich weiß nicht mit Sicherheit, ob wir uns wieder sehen oder ob es ihr gefallen hat, aber ich gehe mal davon aus. Und alles andere bleibt eurer Fantasie überlassen, denn ich werde dazu sonst nichts mehr sagen.“
 

Mit diesem Worten hatte Per unheimlich resolut gewirkt und auch fast alle hatten sich wieder ihren Trikot oder ihrem Schuhwerk zugewendet, nur Diego stand noch neben dem langen Innenverteidiger und sah ihn höchst unzufrieden an.
 

„Das soll doch wohl nicht alles sein, oder Per? Komm schon, wir verraten auch nichts weiter, Ehrenwort!“
 

Diego hatte seinen besten Dackelblick aufgesetzt und zupfte mit seiner Hand am Trikotstopf über seinem Herzen herum um einen ehrlichen Schwur anzudeuten, doch für Pers Geschmack stand zu viel Schalk in seinen Augen, als dass er dem brasilianischen Ballkünstler geglaubt hätte.
 

„Vergiss es, Kleiner, ich sage da nichts mehr zu. Wie heißt es doch so schön: Ein Gentleman genießt und schweigt und genauso werde ich es auch machen.“
 

Verständnislos runzelte Diego die Stirn. Sein Deutsch war zwar schon gut und er verstand bei weitem mehr, als er selbst sprechen konnte, aber das hatte er trotzdem nicht so ganz auf die Reihe bekommen. Oder auch bekommen wollen, je nach dem.
 

Per seufzte auf und versuchte es ein weiteres Mal.
 

„Gibt es bei euch in Brasilien nicht das Sprichwort: Don’t kiss and tell?“
 

Überrascht ob der englischen Worte sah Diego auf und nickte stumm. Doch, diese Wendung kannte er durchaus, aber er hatte sie noch nie angewandt. Dafür redete er einfach viel zu gern und quetschte auch die anderen viel zu gern aus, als dass er sich an diese antiquierte Regel halten würde.
 

„Sag mal, Per, hat deine kleine Traumfrau noch Schwestern?“
 

Diese unverschämte Frage kam wieder einmal von einem der Sebastians und schon wieder konnte Per nicht genau heraushören, welcher von beiden es gewesen war. Das brauchte er aber auch gar nicht, denn ein kurzer Blick in Frank Baumanns Gesicht verriet ihm, dass er jetzt wohl eher andere, größere Probleme hatte als einen seiner Mitverteidiger zu rügen. Nein, jetzt ging es scheinbar um sein Leben und als Per sich langsam umdrehte erkannte er das Problem auch sofort: Es trug bereits seine Trainingssachen, hatte lange, leicht gelockte Haare, trug ein Haarband und hatte einen mörderischen Gesichtsausdruck. Innerlich zuckte Per zusammen, doch äußerlich versuchte er cool zu bleiben, obgleich sich seine Beine eher wie Wackelpudding anfühlten.
 

„Klappe Boenisch!“
 

Torsten scharfe Stimme durchschnitt den Raum wie ein Peitschenknall und Per zuckte unwillkürlich zusammen. Er hatte erwartet, dass Torsten ihn anschreien würde, vor versammelter Mannschaft, wäre immerhin nicht das erste Mal, dass der „Lutscher“ in der Kabine laut werden würde, aber seine harsche Worte waren unmissverständlich an Sebastian Bönisch gerichtet und nicht an ihn, Per Mertesacker.
 

„Aber ich wollte doch nur-“
 

Sebastian Bönisch war so unklug oder auch unaufmerksam und erkannte die gefährliche Stimmung seines Vize-Kapitäns nicht, so dass er erst noch zum Widerspruch ansetzte, den Torsten aber nur mit noch kälteren Worten unterband.
 

„Es ist mir scheiß egal, was du wolltest, Bönisch, ihr sollt auf den Platz kommen und zwar sofort! Order von Thomas.“
 

Ohne irgendwelchen weiteren Worte machte sich das Team auf den Weg zum Trainingsplatz und Torsten ließ sich so weit zurückfallen, dass er in Ruhe neben Per herlaufen konnte. Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her und der Fringser merkte, wie sehr es an den Nerven des Jüngeren zerrte hier zu gehen und nichts sagen zu können. Normalerweise war Torsten Frings kein Mensch, der andere gerne ein wenig leiden und zappeln ließ, aber Per hatte sich sein Schweigen heute redlich verdient, immerhin hatte seine Aktion gestern Abend ihn auch mehr als genug Nerven gekostet, da konnte der jüngere jetzt ruhig ein bisschen Angst und Wasser schwitzen.
 

„Du bist dir im Klaren darüber, Per, dass du mit dieser Aktion nicht ungeschoren davon kommst, oder?“
 

Eine Weile sagte wieder keiner etwas und so langsam kam der Trainingsplatz in Sicht. Es blieb ihnen nicht mehr viel zeit und Per wusste immer noch nicht genau, was sein Vize jetzt eigentlich von ihm hören wollte. Von ihm erwartete.
 

„Torsten, das gestern war ein-“
 

„Hör mir zu Per und hör mir gut zu: Ich will nicht wissen, was das da gestern war oder warum du genau getan hast, was du eben getan hast, das interessiert mich nicht. Aber ich sage dir eins. Ich will nicht, dass Lena von diesen Waschweibern da vorne durch den Dreck gezogen wird. Haben wir uns verstanden?“
 

Überrascht sah Per den Fringser an. Mit solchen Worten hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Mit einem Donnerwetter, ja, aber nicht mit so etwas. Daher konnte Per nichts weiter als nur mechanisch zu nicken.
 

„Und noch was: Ich liebe meine kleine Schwester. Ich will sie glücklich sehen. Und brichst du ihr das Herz, breche ich dir das Genick!“
 

Per musste hart schlucken und starrte seinen Vize-Kapitän und langjährigen Freund fassungslos an. Das waren sehr deutliche Worte gewesen.
 

„Klar soweit?“
 

Diesmal ein leicht ängstliches Nicken von Per. Ja, die Botschaft war deutlich gewesen, keine Frage.
 

Zufrieden beschleunigte der „Lutscher“ seine Schritte. Petra konnte stolz auf ihn sein, er hatte Per nicht verletzt und ihn auch nicht eingeschüchtert oder gar den Umgang mit Lena verboten. Zumindest nicht so wirklich. Er hatte nur seine Erwartungen klar formuliert und dem langen Innenverteidiger die Konsequenzen seines Handelns ein wenig veranschaulicht. Mehr nicht. Gut, er hatte vermutlich ein wenig übertrieben und absichtlich einen auf bösen, bösen Drachen gemacht, aber das konnte ja nicht Schaden. Damit Per gar nicht erst auf falsche Gedanken kam, auch wenn Torsten das vom Pattensener eigentlich nicht erwartete. Trotzdem, Vorsicht war besser als Nachsicht. Vor allen Dingen im Bezug auf Lena.
 


 

To be continued
 

Wieder einmal ein längeres Kapitel, ich habe mich eben einfach mal wieder nicht kürzer fassen könne, aber ich nehme jetzt mal an, dass ihr mir das verzeiht… ;)
 

Lenas Gefühle am nächsten Morgen waren mir genauso wichtig wie Pers, deswegen habt ihr sie sozusagen im Quervergleich bekommen… Und im nächsten Kapitel taucht dann auch endlich der Empfänger des Briefes live auf, denn das Kapitel wird in Barcelona direkt spielen…
 

Was sagt ihr zum Auftauchen des „Drachens“? War euch das Furcht einflößend genug?

Und was meint ihr zu unserer herzallerliebsten „Waschweiberfraktion“ die Per da in die Mangel nimmt und all die Details wissen will?
 

Kommentare sind wie immer mehr als erwünscht…^^ Vielleicht könnt ihr euch ja jetzt dazu aufraffen, vertraut mir, es ist für den guten Zweck (nämlicher meiner Motivation ;))



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sunny12
2010-06-11T17:26:21+00:00 11.06.2010 19:26
hey!
echt ein super FF. sie gefällt mir wirklich gut.
auch das kapitel hat mir sehr gefallen. mertesacker tat mir schon ein bisschen leid, als frings in die umkleide gekommen ist. aber er hat ja noch mal glück gehabt...
ich bin ja mal gespannt, wie es mit lena und mertesacker und all den anderen problemen weitergeht.
lg sunny12


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