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Every day is writing day
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Morgen war die Gegenwart (23.01.09)

Morgen war die Gegenwart. Daniel war sich nicht mehr sicher, warum er sich hatte zum Essen schleifen lassen. Was hatte er überhaupt vorher getan? Gähnend müde lehnte er, den Kopf in den Armen begraben, auf dem Tisch, während Robert für sie beide sprach.

„Zweimal All-you-cat-eat für uns und zwei große Ginger Ale, Lady.“

Daniel grunzte.

„Oh Verzeihung, mein Kumpel Danny nimmt schwarzen Tee, Darjeeling. Muss ihn falsch verstanden haben.“

„Qui.“ Die junge Frau war so eindeutig mit jeder Faser ihres Körpers Französin, wie sie sich grinsend umdrehte und zur Küche stolzierte, dass Daniel fürchtete, er würde anfangen zu sabbern, während er ihr über den Horizont seines Pullovers aus hintersah.

„Seit wann ...“

„Die Tochter des Besitzer. Arbeitet mittwochs und samstags hier. Süß, mh?“ Robert grinste nicht. Er grinste nie an den Stelle, an denen jeder normale Mensch sonst grinsen würde, um seine Aussagen zu unterstreichen.

„Ich wollte wissen, seit wann mexikanische Restaurants von Franzosen betrieben werden.“

„Schonmal ein Sushibar gesehen, die von Japanern geführt wird?“

„Mh.“ Brummend schob sich Daniel in die Senkrechte, nur um sich ebenso kraftlos in die Stuhllehne zu hängen, wie ein T-Shirt, das man über die Wäscheleine warf. Als Französische Tochter wieder zum Tisch kam, um die Getränke, zwei hölzerne Schalen und Löffel abzustellen, wehte er immer noch zum Trocknen im Wind. Zuletzt legte sie die spiegelblanke Schöpfkelle zwischen die beiden Jungen.

„Muchos Appétit, Monseniores.“ Lächelnd paradierte sie zurück Richtung Küche.

„Was zum ...“ Daniel sah ihr ungläubig hinterher, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.

„War sicher nur Spaß und sie tut es, weil sie die Bühnenluft braucht“, entgegnete Robert – erneut ohne dass seine Mundwinkel einer Parabel Ehre machten – und ergriff die Kelle, um sie durch das Fließband zu seiner Linken zu ziehen und seine Schale mit heißem Chilli con Carne zu füllen.

„Und wer macht überhaupt einen All-you-can-eat-Laden auf, bei dem man aus einem Fluss aus Chilli schöpft?“ Argwöhnisch machte er sich daran mit minutiösen Handgriffen den Teebeutel in sein heißes Wasser zu tunken.

„Oh nicht schon wieder, Danny. Wir gehen jetzt seit zwei Jahren hierher und du liebst Chilli. Du hast sogar, bevor der Laden aufgemacht hat mal gesagt: 'Rob, weißt du, womit ich im Leben glücklich wäre? Ein Laden, in dem auf diesen Sushi-Förderbändern Chilli durch die Mitte fließt und man soviel in sich reinschaufelt, wie man will!' Deine Worte, haargenau.“ Robert nippte an seinem Löffel und nahm nach einer kurzen Denkpause einen von diversen bunten Gewürzstreuern von der Mitte des Tisches.

„Ich hab' aber keinen Hunger“, beschwerte der andere sich weiter, als er nach erneuten Sekunden des Einsinkens in das mittlerweile dunkel verfärbte heiße Wasser, den Teebeutel auf die Untertasse klatschte, „warum hab' ich mich überhaupt zum Essen schleifen lassen? Ist Morgen Sonntag?“

„Morgen war die Gegenwart, Danny.“ Jetzt grinste Robert.

„Ha-ha, noch ein sinnfreie Referenz auf historisches Präsenz, Rob, und ich vergesse mich.“ Er griff nach der Kelle und schaufelte sich eine dampfende Schüssel Chilli.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Ito-chan
2009-07-14T21:26:09+00:00 14.07.2009 23:26
So und ich vergesse jetzt mal meine Höflichkeit...
Ich mag Chili, aber wenn dann ordentliches, Con Carne dafr mir wegbleiben ^.~
Wobei... die Idee an sich ist witzig, sollte mal jemand umsetzen, das Gesundheitsamt bekäm nen Rappel.
Ich finde es angenehm, dass sogar du mal eine "alltägliche" Geschichte schreibst. Sonst sind einige Sachen von dir ja wirklich ganz weit im Genre des Cyberpunk zu suchen, aber das hier ist fast gänzlich weg davon nur der Satz: "Morgen war die Gegenwart." erinnert noch daran. Herzlichen Glückwunsch ^^
Mir persönlich gefällt es sehr gut ^^
Von:  Dels
2009-01-27T14:50:27+00:00 27.01.2009 15:50
Förderbänder mit Essen drauf sind sowieso genial. Egal, was nun drauf ist. Wobei ich mir das eher vorstelle, wie eine Furche, kreisrund, indem sich das Chili durch irgendwelche Mechanismen wie von alleine herumzuschieben scheint. Chili im Fluss, sozusagen. Was in gewisser Weise auch etwas eklig ist, weil es mich an bestimmte biologische Vorgänge im Darm erinnern würde.

Französinnen sind doch immer irgendwo niedlich.
Von:  kumquat
2009-01-23T19:29:48+00:00 23.01.2009 20:29
Ich komme nicht umhin, die Formatierung deiner Satzzeichen zu bewundern. Works ist mir persönlich zu lahm, und im Editor gibt es ja keine korrekten Anführungszeichen... Da ist es fast schon verwirrend, so etwas zu Gesicht zu bekommen. Aber dennoch ästhetische Abwechslung.

Ansonsten: Win. Im Prinzip frage ich mich im Stillen so ein bisschen, wie man darauf kommt, Sushi-Förderbänder und Chili con carne zu kombinieren, aber am Ende stelle ich mir das wohl irrwitziger vor, als es ist.
Und die Charaktere waren sowieso sympathisch und luzide, selbst die Französin. Niedlich. Wie die wohl zu ihrem Job gekommen ist..?


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