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Time & Chaos

Von den Machern von "ZAP!"
von

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Gegenwart Teil 3: The hope. H-O-P-E. Got it memorized?

Lauter Donner durchbrach den Nachthimmel der Welt die Niemals war. Er erleuchtete kurz das Zimmer in dem Naminé bis gerade noch geschlafen hatte. Sie setzte sich erschrocken auf und sah sich verängstigt um, bis ihr Gehirn die Erinnerung hervorkramte und sie wie eine Karte ausbreitete. Der jungen Hexe fiel wieder ein, dass Axel und sie sich, nachdem Riku sie entkommen ließ, in diesem Hotelzimmer versteckten. Der Pyromane hatte gemeint, dass die Organisation wohl kaum auf die Idee käme hier nach ihnen zu suchen. Es gab zu viele leerstehende Häuser in dieser Welt, als dass Xemnas über alle ein wachsames Auge haben konnte. Wer käme denn auch drauf, dass der Feind sich im eigenen Lager Unterschlupf suchen würde? Das Zimmer war nicht besonders schön. Ein Bett aus kalten Eisenstangen mit einer dünnen Matratze und ein Schreibtisch mit Stuhl, auf dem ihre Zeichenuntensilien lagen, waren die einzigen Möbel im Raum. Das schmale Fenster, dessen Ausblick alles andere als berauschend war, versteckte sich hinter zwei zerrissenen Vorhängen. Die Wände waren in einem kalten grau tapeziert und sorgten für eine deprimierende Stimmung. Ein Spiegel und zwei Türen, die nach draußen und ins Bad, welches man lieber nicht beschreiben sollte, führten unterbrachen die graue Trostlosigkeit der Wände. Eine einzelne Glühbirne versuchte vergebens den Raum mit ihrem schwachen Schein zu erhellen.

Naminé, welche in eine Decke eingehüllt war, sah sich traurig im Zimmer um. Sie war bei ihrer Ankunft halb am schlafen gewesen, da Saix sofort hinter ihnen her gewesen war und Axel sie durch mehrere Welten schleifen musste, um dem Mondanbeter zu entkommen. Am Ende konnte sie nicht mehr selber gehen und Axel hatte sie tragen müssen. Dann war wohl er es gewesen, welcher sie ins Bett gelegt und zugedeckt hatte.

Das hatte sie nicht von ihm erwartet.

Verschlafen stand sie auf und schlüpfte in ihre Schuhe. Die Decke behielt sie wie einen Mantel um, da es doch sehr kühl war. Sie wagte es vorsichtig aus dem Fenster zu schauen. Zwei Wolkenkratzer versperrten die Sicht, doch man konnte noch gerade so die Spitze des Schlosses der Niemande erblicken. Nun da sie ungefähr wusste, wo sie sich befand, schob Naminé wieder den Vorhang vor das Fenster, sie wollte schliesslich nicht entdeckt werden. Sie dachte darüber nach, was sie jetzt tun sollte. Von ihrem Begleiter fehlte jede Spur. Um sicher zu gehen ging sie zur Tür und sah kurz in den Flur, doch dieser war leer. Auch als sie leise gegen die Badezimmertür klopfte, erhielt sie keine Antwort.

„Axel? Bist du da?“ fragte sie flüsternd.

Die Stille antwortete ihr und so setzte sie sich an den Schreibtisch. Sie blätterte gedankenverloren in ihrem Block. Sie hatte Hunger. Ihr Magen verlangte laut nach Essen, doch hier würde sie wohl kaum etwas finden. Auch war es zu gefährlich jetzt loszuziehen und nach etwas zu suchen. Sie brauchte einen Plan. Sie dachte darüber nach, ob es ihr helfen würde, wenn sie etwas malte, dass würde sie vom Hunger ablenken und ihr beim Nachdenken helfen. So suchte sie nach ihren Stiften, bis ihr wieder einfiel, dass sie sie auf der Flucht verloren hatte. Sie wusste nicht wieso, doch ihr war auf einmal danach zu heulen.

Und so kullerte Träne um Träne ihre Wangen hinunter. Was sollte sie jetzt nur tun? Sie schluchzte leise und wischte sich immer wieder ihre Tränen weg, bis ihre Augen rot waren.
 

Das Geräusch von näherkommenden Schritten ließ sie jedoch hochschrecken. Schnell huschte sie unter das Bett und hoffte, dass alles gut werden würde.

Die Tür öffnete sich und ein Paar schwarze Stiefel trat ein, welche eine Wasserspur hinter sich zogen. Überrascht rief eine Stimme ihren Namen. Nachdem Naminé erkannt hatte, dass es Axel war, verriet sie ihr Versteck „Ich bin hier.“ sagte sie mit zitternder Stimme. Der Pyromane kniete sich neben das Bett und sah nach dem Mädchen.

Er hatte schon befürchtet, sie sei allein losgezogen. Doch ihre roten Augen und nassen Wangen machten ihn stutzig.

„Was ist passiert? Hast du dir was getan?“ fragte er und ließ seine Stimme ein klein wenig besorgt klingen.

Naminé schüttelte den Kopf. Der Redhead hielt ihr seine Hand entgegen und forderte sie auf rauszukommen. Mit zittrigen Knien kroch sie unter dem Bett hervor und setzte sich gleich wieder auf die unbequeme Matratze. Axel hatte ein paar Einkaufstüten auf den Schreibtisch abgestellt und suchte nun etwas in ihnen. Er zog zwei Sandwiches in einer Plastikverpackung hervor und öffnete sie. Dann gab er sie an Naminé weiter. Dankend nahm die kleine Hexe sie an und biss herzhaft rein. Sie verschlang sie richtig. Axel staunte nicht schlecht und bot ihr auch eine Coladose an, welche sie gleich hinterher schlürfte. Der Niemand kramte noch mehr Essen aus den Einkaufstüten, welches er dem Mädchen anbot. Dann nahm er sich selber einen Reiskuchen und setzte sich neben sie aufs Bett. Während Naminé verplüfft sah, wie wenig Axel zu sich nahm, fragte sie ihn mit vollem Mund, ob er denn nichts abhaben wollte. Doch der Feuerbändiger schüttelte nur den Kopf und ließ den Rest des Reiskuchens in seinem Mund verschwinden.

„Das ist alles für dich. Ich denke damit kommst du ne Woche mindestens aus.“

Naminé verschluckte sich, als ihr die Bedeutung dieser Worte klar wurde. Sie hustete kurz, ehe sie sich vergewisserte, ob sie Recht hatte.

„H-heißt das, dass du mich hier allein zurücklässt?“

Der Pyromane wandte sich beschämt ab und strich sich durch die feuerroten Haare.

„Axel...was hast du eigentlich vor? Wie willst du Roxas zurückholen?“ fragte sie besorgt.

Der Gefragte seufzte verlegen, ehe er antwortete.

„Zuerst muss ich Kairi wieder zurückholen.“

„Wie 'zurückholen'? Wie meinst du das?“

„Ich hatte sie... sagen wir ich habe sie auf nen Ausflug mitnehmen wollen, doch leider hat Saix sie geschnappt, als ich nicht aufgepasst hab.“

Naminé sah Axel mit einem strafenden Blick an. Er war zu weit gegangen, das wusste er selber nur zu gut. Das hätte er nicht zulassen dürfen.

„Sieh mich nicht so an. Ich werde sie schon retten und dann holen wir Roxas mit ihrer Hilfe wieder.“

Jenes Wort zwischen 'holen' und 'Roxas' ließ sie überrascht aufschauen. Während der Pyromane sich von der alten Matratze erhob wiederholte sie es verwundert.

„Wir?“

Axel sah sie mit einem zufriedenen Grinsen an.

„Ich hab folgenden Vorschlag für dich. Du wartest hier und rührst dich nicht von der Stelle. Ich sorge dafür, dass Roxas wieder von Sora getrennt wird und komme mit ihm hierhin zurück. Und dann hauen wir alle drei gemeinsam ab.“

„Aber um Roxas zurückzuholen muss Sora sein Herz aufgeben. Dann wird er wieder in der Dunkelheit verschwinden. Er kann nicht ohne Roxas existieren.“

„Also wirklich. Er ist der Finsternis schon einmal entkommen und konnte ohne Roxas existieren. Erst durch das Fehlen seiner Erinnerungen war seine Existenz gefährdet und das wird diesmal nicht passieren.“ verteidigte der Pyromane seinen Plan, doch Naminé schüttelte enttäuscht den Kopf.

„Trotzdem wird die Hälfte seiner Kraft an Roxas gehen. Alle werden uns verfolgen. Sora, seine Freunde, die Organisation und auch DiZ. Wir wären nirgends sicher.“

Die Hexe ließ den Kopf verzweifelt hängen. Wie sollte das alles nur enden? Doch der Pyromane war noch nicht fertig. Er ging in die Hocke um in ihre Augen sehen zu können. Seine eigenen grünen Augen funkelten aufgeregt.

„Hier kommst du ins Spiel. Die meisten, Sora eingeschlossen, wissen nichts von Roxas, also werden sie gar nicht verstehen was passiert ist. Die welche von Roxas wissen, sind alle mit Sora verbunden, dass heißt du kannst ihre Erinnerungen manipulieren.“ Langsam hob Naminé wieder ihren Kopf und sah Axel mit großen Augen an. Es kam ihr vor wie ein kleiner Hoffnungsschimmer, den keiner außer ihm gesehen hatte.

„Lass sie Roxas vergessen. Wir können sogar noch etwas warten, bis unsere Feinde sich gegenseitig ausgelöscht haben. Wenn das geschafft ist, können wir hingehen, wohin wir wollen.“

Sprachlos sah die Hexe ihren Partner an und ließ sich alles nochmal durch den Kopf gehen, um mögliche Fehler zu finden. Doch da war kein Hacken. Es war möglich. Der Gedanke ließ sie innerlich vor Aufregung zittern, während Axel weiter von seinen Ideen erzählte.

„Wir könnten erstmal nach Port Royal gehen. Ich hab da einen Freund, der uns sicher helfen kann. Wer weiß, vielleicht finde ich den Weg nach Salma auch wieder. Dort findet uns garantiert keiner und es ist echt schön dort. Es wird euch gefallen. Ich war zwar seit meiner Niemandswerdung nicht mehr da, aber-“

„Das ist es.“ rutsche es Naminé plötzlich raus. Ihr war der Fehler in diesem Plan endlich klar geworden. Axel interpretierte jedoch daraus, dass der Hexe der Plan zusagte und grinste zufrieden. Naminé erwiederte sein Grinsen aber mit einem frustrierten Blick.

„Axel. Wie soll ich es erklären. Wir sind nicht wie Roxas. Wir haben kein Herz. Wir sind nur Schatten. Ich sogar mehr als du. Roxas hat Empfindungen und er muss sich darüber Gedanken machen. Egal wo du ihn hinbringst, er wird immer nach Antworten auf seine Fragen suchen wollen und dann wird er uns, die welche das nicht verstehen können, wieder verlassen. Genau wie er es bereits einmal getan hat.“

Ein wütender Blick traf sie und Axel wandte sich ab. Doch Naminé versuchte weiterhin es ihm klar zu machen.

„Wir werden ihm nie genug sein, denn er wird wieder der der er einst war.“

„Das werden wir sehen.“ gab er knapp als Antwort. Erneut kramte er in den Tüten herum und zog einen bunten Kasten hervor, welchen er der Künstlerin zuwarf. Eine Packung neuer Buntstifte landete neben ihr auf dem Bett. Ungläubig aber auch betrübt nahm sie die Stifte an sich. Sie wollte nichts mehr als frei sein und sie würde es nur zu gern zusammen mit Roxas und Axel sein. Sie wünschte sich im Moment so sehr, dass Axels Plan funktionieren würde, doch eine leise Stimme tief in ihr ermahnte sie immer wieder, dass er es nicht würde, um sie vor einer großen Enttäuschung zu bewahren.

„Es tut mir Leid.“ kam es leise aus ihrer Kehle. Axel seufzte traurig, ehe er sich zum Fenster wandte.

„Muss es nicht. Warte einfach hier auf mich und Roxas.“

„Versprich mir, dass du wiederkommst.“ bat sie den Redhead, ehe er verschwand. Bevor der dunkle Nebel ihn verschlang, sagte er: „Ich versprechs.“
 

In einer anderen Welt fand gerade eine gigantische Schlacht statt. Vor Hollow Bastion kämpfte das Hollow-Bastion-Wiederaufbau-Komitee mit ihren Verbündeten gegen die unzählbare Armee der Herzlosen. Der spektakuläre Kampf wurde derweil von DiZ und seiner Bekanntschaft aus der Finsternis gespannt verfolgt. Natürlich in einer sicheren Entfernung, um genau zu sein, von der Spitze der Hollow Bastion Festung. Der Wächter beobachtete das ganze Schauspiel durch die verdunkelten Gläser seiner Fliegerbrille.

„Ganz schön hell hier.“ nörgelte der Bewohner der Finsternis, während DiZ sich ein Meersalzeis schmecken ließ.

„Das liegt daran, dass du so viel Zeit in der Dunkelheit verbracht hast. Wie lange bist du eigentlich schon da gewesen?“ hackte der Gelehrte nach. Es war nicht so, dass es ihn interesierte, doch gegen eine Unterhaltung hatte er nichts.

„Weiß nicht. Hab vor zwei Jahren aufgehört zu zählen.“ antwortete sein Gesprächspartner, von der Schlacht etwas abgelenkt. DiZ ignorierte den unlogischen Satz. Mit diesem Menschen würde der weise Mann wohl kaum ein interessantes Gespräch führen können. Sein Begleiter sah sich weiter suchend um.

„Wird er wirklich hier auftauchen?“

DiZ ließ seinen Blick kurz über die Unmengen an Herzlosen schweifen, ehe er antwortete.

„Der König will ihn zwar dazu bringen die Schlacht den andern zu überlassen, doch seine Freunde im Stich zu lassen, käme für ihn nicht in Frage.“

Plötzlich schoss eine riesige Wasserfontäne kurz vor den Toren Hollow Bastions in die Höhe. Der Wächter sprang sofort auf und verabschiedete sich von DiZ.

„Ich glaube da unten ist er. Wir sehn uns ach und...“ Er verbeugte sich demütigst vor DiZ. „...Danke.“

Dem Wissenschaftler entglitt ein sanftes Lächeln.

„Du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich möchte dich jedoch bitten die Treppe zu benutzten. Du weißt schon wegen deinem-“

„Fang bloß nicht damit an. Ich hau jetzt ab.“ keifte der Wächter DiZ an und übersah dabei die verschobene Dachziegel, welche dafür sorgte, dass er ins Stolpern kam. Zwar kam der Wächter wieder ins Gleichgewicht, doch er musste ja unbedingt der Ziegel noch die Zunge rausstrecken, als wenn sie ein lebendiges Wesen wäre, dessen Ziel es sei Menschen zum Fallen zu bringen. Hätte er es wenigstens im Stehen und nicht im Gehen getan, dann wäre er nicht in die offene Dachluke getreten. So folgte ein kurzer Schrei und ein lauter Krach, welcher auf eine zerbrochene Leiter schliessen ließ. DiZ sah besorgt zur jener Dachluke, bis er ein schmerzverzerrtes

„Alles klar! Nix passiert.“ hörte. Kopfschüttelnd wandte er seine Aufmerksamkeit mit einem ernsten Blick dem Krieg vor seinen Füßen wieder zu. Im Geheimen dachte er allerdings nicht über die epische Schlacht nach, sondern darüber, wie er denn ohne Leiter hier runter kommen sollte.
 

Soweit musste er nun also schon gehen?

Mit einem verbissen Blick sah Roxas die Stelle an, wo vor wenigen Minuten noch Demyx gestanden hatte. Gut der Wasserspieler hatte ihn angegriffen und sie waren auch nie richtige Freunde gewesen. Doch er fühlte einen Verlust tief in sich. Schliesslich hatten sie oft als Partner Missionen zusammen erledigt. Würde es nun die ganze Zeit so weiter gehen? Müsste er immer wieder dabei zusehen, wie Sora seine ehemaligen Mitkämpfer in die ewige Finsternis schickte? Er würde keinen Halt machen. Auch nicht vor ...

Roxas dachte zu viel nach. Mit einem traurigen Blick sah er zu Sora. Dieser kniete gerade auf dem Boden. Seinen Freund Goofy hatte ein Felsbrocken erwischt. Es sah nicht gut für den Hauptmann aus. Der Auserwählte redete sich immer wieder ein, dass es nicht wahr sein konnte, genau wie der Hofmagier. Nur der König war bereit für seinen Freund weiterzukämpfen. Fest entschlossen stürmte die Maus davon. Sein treuer Hofmagier folgte ihm aufgebracht. Sora zögerte, ehe auch er sich in die Schlacht stürzte. Da Roxas keine Wahl hatte, folgte er Sora in den Kampf. Er hatte nicht bemerkt, dass Axel die ganze Szene beobachtet hatte. Nachdem Saix ihn wiedergefunden hatte, musste Nummer 8 sich erstmal durch eine Menge Welten schlagen, bis der Zufall es wollte, dass er hier in Hollow Bastion landete. Von seiner Neugierde getrieben, hatte er sich zum Schlachtfeld begeben und war nicht überrascht gewesen, als er Sora und seine Gefährten fand. Nun überlegte er, ob er Demyx nicht hätte helfen sollen. Doch was hätte das gebracht? Feuer und Wasser konnten noch nie gut zusammen und ändern konnte er es jetzt eh nicht mehr. Er ließ gedankenverloren seinen Blick schweifen und erschrak innerlich, als er eine ihm sehr bekannte Gestalt entdeckte.

„Sieh mal einer an. Wen haben wir denn da?“

Und schon war der Pyromane wieder verschwunden.
 

Der Wächter sprang gekonnt die Reste des ehemaligen Tores hinunter, welches die Herzlosen vollkommen zerstört hatten. Nun endlich hatte er eine flachere Ebene erreicht. So legte er an Tempo zu, doch etwas lenkte ihn ab. Er bremste plötzlich und starrte, den am Boden liegenden Hauptmann Goofy an. Er wollte weitergehen, doch sein Gewissen ließ sein Bein in der Bewegung erstarren. Dann drehte er sich verärgert um und holte aus seinem Mantel eine Flasche mit dunkelgrüner klitzernder Flüssigkeit hervor.

„Ich bin viel zu tierlieb. Ich verliere nur kostbare Zeit.“ meckerte er herum. Vorsichtig hob er Goofys Kopf an und ließ die Flüssigkeit in seinen offenen Mund tropfen. Nachdem die Hälfte des Trankes nun nicht mehr in der Flasche, sondern in seinem Bauch war, stoppte der Wächter den Fluss der Medizin. Er wartete einen Moment, um sicher zu gehen, dass sein Mitgefühl sich auch auszahlen würde. Doch nichts geschah. Mit einem unsicheren Blick sah der Helfer seinen Patienten an und warf dann einen fragenden Blick auf die Arznei.

„Kann doch nicht sein. Wo steht das Verfallsdatum? Ich bin mir sicher, die läuft erst morgen ab.“

Doch plötzlich rührte Goofy sich. Er schmatzte genüsslich, da ihm noch der Geschmack der leckeren Medizin im Mund lag. Sofort ließ der Wächter erschrocken seinen Kopf fallen und flüchtete hinter den nächstbesten Felsbrocken. Mit einem lauten RUMS schlug Goofys Kopf auf dem Boden auf, doch dass war nur halb so wild für den geübten Chaoten. Er rieb sich verwirrt seine zwei Beulen und sah sich um. Als er feststellte, dass keiner mehr da war, schnappte er sich sein Schild und ging denselben Weg, den auch der König und seine zwei Gefährten gegangen waren.

Der Wächter beobachtete ihn von seinem Versteck aus und war erleichtert, dass er nicht erkannt worden war.

„Moment? Kann mir doch egal sein, ob der Typ mich sieht oder nicht.“ fiel dem Wächter plötzlich ein. Seine Identität war nie ein großes Geheimnis gewesen. Warum also jetzt das Versteckspiel? Verlegen zog der Wächter seine Mütze ins Gesicht.

„Ich bin so blöd! Moment! Er kann mich zu ihm führen! He warte ma-“

Als der Wächter über den Felsbrocken springen wollte, um Goofy zu folgen, blieb ein Teil seines Mantels an einer Eisenstange, die wohl vom zerstörten Tor stammte, hängen und sorgte dafür, dass die Sprungkraft nach vorn in eine Schwerkraft nach unten verwandelt wurde. Und schon lag der Wächter mit dem Gesicht im Dreck. Frustriert atmete er in den Boden hinein.

„Das Ding kommt in die Altkleidersammlung.“
 

Während die einen Leute versuchten ihre Kleider von Eisenstangen zu lösen, hatten andere es bei weitem schwerer. Sora kämpfte sich mit Hilfe seiner Freunde durch die Scharen von Herzlosen, welche nun wirklich nicht in der Unterzahl waren. Es waren so viele, dass Goofy seine Freunde mit Leichtigkeit einholen konnte, da diese immer noch mit Kämpfen an der selben Stelle beschäftigt waren. Durch die Rückkehr ihres Freundes bestärkt, kämpften sie sich nun vor, bis sie den König eingeholt hatten. Doch nicht nur den König trafen sie dort an. Ein Korridor der Finsternis öffnete sich und einer der Niemande trat aus dem Schatten. Er warf die Mütze seiner Kutte nach hinten und gab so seine Identität preis. Sora sah seinen neuen Gegner überrascht an. Er dachte es sei Ansem, welchen er vor einem Jahr besiegt hatte, doch in Wahrheit stand vor ihm der Niemand jenes Herzlosen.

Roxas schluckte schwer, als sein ehemaliger Chef zu ihm sah. Xemnas lächelte überlegen seine Feinde an. Dem blonden Niemand lief es eiskalt den Rücken runter. Ehe er jedoch begreifen konnte, wieso stürmte sein Jemand auf eine Armee von tausend Herzlosen zu.
 

Der Kampf dauerte lange, war aber bei weitem nicht so anstrengend wie gedacht. Als der letzte Herzlose gefallen war, ging es weiter zu Xemnas. Der König hatte ihn bereits erreicht, als seine drei Gefährten zu ihm stießen. Sofort stellte Sora ihn zur Rede.

„Raus damit! Wo sind Kairi und Riku?“

Doch Xemnas tat unwissend.

„Ich weiß nichts von einer Kairi und was diesen Riku betrifft solltest du vielleicht lieber deinen König fragen.“

Ehe Sora weiter nachhacken konnte, öffnete Xemnas einen Korridor und verschwand. Der König war der Einzige, welcher es schaffte Xemnas in die Finsternis zu folgen. Wütend ließ Sora sich zurückfallen und bestrafte den unschuldigen Steinboden, welcher nun wirklich nichts für die langsame Reaktionsgeschwindigkeit des Auserwählten konnte, mit Faustschlägen.

Nun... am besten wäre es, könnte er mal Roxas fragen. Doch diese Möglichkeit fiel aus. So blieb Roxas stumm und beobachtete weiterhin die Situation, bis eine vertraute Stimme erklang.

„Ihr seid ihnen genau in die Falle getappt.“

Überrascht drehte sich die ganze Truppe um und erblickten den rothaarigen Niemand.

Nummer 8 hatte mal wieder gelauscht. Nachdem er Xemnas entdeckt hatte, war ihm klar gewesen, dass alle wichtigen Figuren hierher kommen würden. Er hatte es satt, dass Xemnas Plan ohne Komplikationen verlief und so beschloss er dem Jemand seines besten Freundes alles zu erklären. So würde er auch Zeit gewinnen, um seine eigenen Pläne umsetzen zu können. Lässig stiess er sich von seiner Rückenlehne alias Felswand ab, ging direkt auf Sora zu und verriet den Plan seines früheren Anführers.

„Das Ganze ist ein abgekartetes Spiel der Organisation 13. Xemnas benutzt dich, um die Herzlosen zu vernichten. Das ist sein großer Plan.“

Aber die drei verstanden nicht.

„Xemnas?“ fragte Donald misstrauisch nach.

„Na der Typ gerade. Ihr Anführer. Könnt ihr euch das merken? X-E-M, N-A-S.“

In Sora kam plötzlich ein Gefühl der Vertrautheit auf. Es war wie ein Deja vu für ihn, da er nicht sagen konnte, was genau ihm so bekannt vorkam.

„Die Organisation 13 möchte die Herzlosen loswerden?“ fragte der Hauptmann verwirrt, doch Axel schüttelte den Kopf auf diese Frage.

„Mann, bist du langsam. Vom Schlüsselschwert niedergestreckte Herzlose geben ein gefangenes Herz frei. Und darauf hat es die Organisation abgesehen.“

„Und was hat die Organisation mit den Herzen vor?“ hackte Donald nach. Aber Axel beschloss diese Frage nicht zu beantworten. Es machten ihm einfach zu viel Spaß andere im Dunkeln tappen zu lassen.

„Das sag ich nicht.“

„Sag´s uns!“ Forderte der Gänserich verärgert.

Roxas musste bei diesem Szenario lächeln. Genauso hatte der Pyromane auch ihn oft auf den Arm genommen und da wurde ihm klar, wer Kairi entführt haben musste. Überrascht sah er Axel an.

~Warum tust du das? Was hast du vor Axel?~

Roxas Erkenntnis bahnte sich den Weg zu Soras Bewusstsein und ließ so den Jungen, ohne jegliche Hinweise oder Beweise darauf kommen, dass vor ihm Kairis Entführer stand.

„Du...du bist der Entführer von Kairi!“ platzte es aus ihm heraus.

„Bin ich. Und Axel heiß ich. Kannst du dir das merken?“ Obwohl Axel aüßerlich cool blieb, fragte er sich innerlich, wie dämlich sein Gegenüber sein musste.

~Scheinbar nicht, denn ich hab mich dir jetzt schon zum vierten Mal vorgestellt. Diese ganzen Amnesien von ihm kotzen mich langsam echt an.~

„Wo ist Kairi?“ fragte Sora verzweifelt nach. Der Rothaarige kam aus seinen Gedanken zurück. Das war schlecht. Er hatte nicht damit gerechnet diese Frage beantworten zu müssen. Irgendwie hatte er jetzt ein schlechtes Gewissen. Verlegen kratzte er sich am Kopf, während er über seine nächste Antwort nachdachte und wandte seinen Blick zum Boden.

Sora flehte den Pyromanen an es ihm zu sagen. Dieser wusste wie es war, wenn man nicht wusste, was mit einem Freund los war. Die Erinnerung an Boya tauchte vor seinem inneren Auge auf und eben jene Erinnerung und ein seltsames Gefühl tief in seinem Innern ließ den Niemand etwas tun, was man von einem herzlosen Wesen nicht erwartet hätte.

„Also wegen Kairi... das tut mir leid.“

Axel war selber überrascht. Hatte er sich gerade entschuldigt? Doch ihm blieb keine Zeit, um über dieses seltsame Phänomen nachzudenken, denn kurz nach seiner Entschuldigung tauchte Saix auf. Schnell verschwand Axel mit einem „Oh je!“ in der Finsternis.

~Axel, warte!~ rief Roxas ihm nach und stürmte mit seinem Jemand zu ihm, doch Saix versperrte ihm den Weg. Während Nummer 7 Sora quasi Axels Tod versprach, fragte sich Roxas, was sein Freund vorhatte und was das alles sollte.
 

Ein Berg weiter war der Wächter immer noch dabei sich seinen Weg zu Sora zu suchen. Mühevoll kletterte er nun den letzten Felsen hoch. Oben angekommen konnte er sehen, wie Sora und seine Gefährten von Herzlosen eingekesselt wurden und Saix gerade die Fliege machte. Kurz um beschloss er ihnen zur Hilfe zu eilen und rannte die andere Seite des Berges hinab. Doch eh der Wächter sie erreichen konnte, öffnete sich unter Sora ein Portal zur Finsternis und ließ ihn und seine Begleiter im Boden verschwinden. Überrascht versuchte der Wächter zu bremsen, doch er war zu schnell gewesen und so musste es passieren, dass er über seine eigenen Füße stolperte und burzelbaumschlagend den Rest des Berges runterkullerte, ehe er zum Stehen kam. Nachdenklich musterten ihn die Herzlosen. Auch wenn sie keinen Verstand besaßen so war ihnen doch klar, dass dieser Auftritt äußerst peinlich gewesen sein musste.

Knurrend richtete sich der Wächter auf und sah die Gaffer böse an.

„Was glotzt ihr denn so, hä?“

Sofort verschwanden die Herzlosen, ob nun aus Angst oder Desinteresse wird wohl vorerst ein Rätsel bleiben. Verärgert schlug sich der Wächter den Dreck von seinen Klamotten, bis eine Stimme ihn aufschrecken ließ.

„Sowas. Sie haben scheinbar gar kein Interesse an deinem Herzen.“

Malefitz stand hinter dem Wächter und besah sich das Objekt ihrer Neugierde, wie ein Kunstwerk, das zum Verkauf stand.

„Sag, hast du etwa die Macht über die Finsternis oder bist du gar einer dieser Niemande?“

Der Wächter hatte keine Angst vor der Hexe und so beantwortete er die Frage nur unzureichend.

„Was geht es dich an? Die mögen mich einfach nicht. So und nun entschuldige mich. Ich muss mir ne Mitfahrgelegenheit suchen.“

Malefitz überlegte kurz und machte dem Wächter dann einen Vorschlag.

„Mmmhhhmm erzähl mir mehr von dir und ich werde dich hinbringen wohin du willst.“

Interresiert sah der Wächter seinen neuen Partner an.
 

„108, 109, 110, 111, 112, 113...Es sind immer noch 114 Deckenplatten.“

Genervt ließ Kairi den Kopf hängen. Nun hatte sie schon zum dritten Mal die Deckenplatten ihres Gefängnisses gezählt. Aber ihr blieb nichts anderes übrig. Sie hatte alles versucht, um hier rauszukommen. Natürlich denken jetzt viele Leute, dass sie ja nur die unnütze Freundin von Sora ist und es ja klar ist, dass jemand wie sie aus einem einfachen Gefängnis wie diesem nicht rauskommen würde. Doch entgegen aller Erwartungen hatte unsere rothaarige Freundin sich sehr viel Mühe gegeben hier rauszukommen. Sie hatte es zuallererst mit einem Tunnel versucht. Doch als dieser fertiggestellt war, hatte Xaldin ihn wieder zugebuddelt und sie zurück ins traute Kämmerchen geworfen. Ihr zweiter Plan sich durch die Gitterstäbe zu zwängen schlug fehl, weil Demyx (zu diesem Zeitpunkt noch sehr lebendig) vorbeikam und sie in einen Kerker mit näher aneinander liegenden Gittern verfrachtete. Nachdem sie sich lauthals über ihn beschwert hatte, bat der Wassertänzer ihr zur Versöhnung Kekse an. Überrascht nahm Kairi das Friedensgeschenk an und hatte schon die Hoffnung einen Verbündeten gefunden zu haben.
 

„Oh danke! Die Kekse sind köstlich. Scheinbar bist du doch auf meiner Seite, sonst wärst du nicht so nett zu mir.“

Doch Demyx zerstörte prompt ihre Hoffnung.

„Nein eigentlich hab ich sie dir gegeben, damit du ein paar Kilo zunimmst und nicht mehr durch die Gitter schlüpfen kannst.“

„WAS?! Glaubst du wirklich, dass ich die jetzt noch esse?“ Dann warf sie ihm wütend die restlichen Kekse vor seine Füße. Demyx sah sie mit einer Schmolllippe an und meckerte über ihren gemeinen Umgang mit den Keksen.

„Du bist genau wie Axel. Der isst auch kaum was.“
 

Ihr Plan C „Flirte mit Xigbar, um ihn dazu zu bringen die Tür aufzuschließen“ endete in einem Pistolenfeuerwerk, da sie seine Augenklappe bewunderte. Wer hätte ahnen können, dass dies seine Achillesferse war und er es hasste darüber zu reden?

Nun und so gab sie es vorerst auf auszubrechen. Sehnsüchtig sah sie aus dem Fenster zum Mond hoch. Ob er sie hier finden würde?

Plötzlich hörte sie schnelle Schritte auf sich zukommen. Wie? Konnte es sein? Mann, das ging aber schnell.

„Sora.“ rief sie freudig und rannte zu den Gittern hin.

„Ich wusste du würdest-“

Doch ihre jähe Freude verschwand, als statt Sora jener Niemand vor ihrem Gefängnis stehen blieb, dem sie ihren Aufenthalt hier verdankte. Axel, völlig außer Atem vom davonrennen, bemerkte ihren stinksauren Blick erst gar nicht.

„Du...“ knurrte sie schon fast.

„Hu... hu... hu..was... hu... guckst...hu...du so?“ fragte er immer noch nach Luft schnappend nach.

„Was tust du hier?“ fragte sie im Gegenzug. Axel lehnte sich erschöpft an die Gitterstäbe.

„Ich bin hier um hu hu dich hier rauszuholen. Moment ich brauch noch hu hu kurz hu ne Pause.“

„WIE BITTE?!“ kam es gereizt von Kairi. „Du willst mich hier rausholen? Du bist doch schuld daran, dass ich hier drin sitze! Und tu nicht so, als seist du aus der Puste!“

Axel war bei ihrem Geschrei aufgeschreckt und versuchte nun ihr mit wedelnder Hand und dem Zeigefinger auf seinen Lippen zu verdeutlichen ruhig zu sein.

„Willst du wohl die Klappe halten! Wenn Xemnas rausbekommt, dass ich hier bin hetzt er mir nur Saix wieder auf den Hals. Oh man ich bin so fertig.“

Erschöpft ließ Axel sich zu Boden sinken und atmete schwer.

„Wie gesagt gib mir nen Moment, um mich zu erholen. Ich bin durch 20 Welten gestreift, ehe ich hier ankam und eine davon war „Small World“. Meine Kräfte sind erschöpft, deswegen musste ich den Rest des Weges zu dir auch laufen, anstatt mich her zu teleportieren.“

Die junge Prinzessin hatte das Gefühl, dass er es ehrlich meinte. So kniete sie sich in seiner Nähe hin.

Immer noch atmete der Pyromane schwer und Schweißtropfen liefen an seiner Stirn runter. Er hatte also wirklich nicht gelogen, was seine Erschöpfung anging.

„Willst du mich wirklich retten? Wieso?“

„Weil ich ein schlechtes Gewissen hab.“

Überrascht sah Kairi ihn an. Er gehörte doch zu den Typen, die sie hier eingeschlossen hatten, aber er benahm sich ganz anders als sie.

„Sag mal bist du wirklich einer von diesen Niemanden? Es kommt mir nämlich so vor, als wenn du anders bist als sie.“

Axel grinste nach dieser Frage. Ihm war sein Verhalten nun auch schon aufgefallen. Während er in Hollow Bastion war, hatte er den Verdacht gehabt, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Er war sich sicher, als er dort war, hatte er Gefühle. So etwas ähnliches hatte er auch immer wenn er mit Roxas zusammen oder in Naminés Nähe war. Aber das dort in Hollow Bastion war stärker.

„Nein, das bin ich nicht. Ich hab genauso wenig Herz wie die andern.“ beantwortete er dann die Frage und atmete noch einmal tief ein. Dann stellte er sich wieder hin und besah sich das Schloss des Kerkers.

„Am besten ist es wohl, ich mach einen Korridor auf und hol dich so raus.“

Die junge Prinzessin war allerdings immer noch etwas misstrauisch und so kam ihr der Gedanke, dass sie wieder nur als Köder ausgenutzt werden würde.

„Willst du irgendwas von mir?“

„Hä?“

„Du holst mich doch bestimmt nur hier raus, um dann etwas als Gegenleistung zu verlangen.“

„Bitte?“

„Wenn du mich nur benutzen willst, um Sora etwas antun zu können, dann komm ich nicht mit!“

„Ich will ihm nichts antun, du blauäugige Möchtegernprinzessin! Ich tu das, damit er sich keine Sorgen mehr um dich machen muss!“

„Wie hast du mich genannt? Du...du...du dämlicher Punk!“

„Jetzt reicht es! Halt die Klappe! Ich hol dich jetzt da raus.“

Kairi hatte ihn nun schon so auf die Palme gebracht, dass er sie anschrie und dabei vergass, dass doch keiner seine Anwesenheit mitkriegen sollte.
 

Und so erreichte der Schall, nachdem er sich kurz in den Gängen des Schlosses verirrt hatte, Xemnas Ohren. Es überraschte ihn zwar nicht, dass Axel das Risiko aufnahm hierher zu kommen um die Prinzessin zu retten, aber dass Saix scheinbar zu dämlich war ihn einzufangen. Angepisst öffnete Xemnas einen Korridor und gelangte durch ihn in Sekundenschnelle hinunter zum Kerker, wo er die zickige Prinzessin und ihren vor Wut kochenden Drachen fand.

„Sieh mal einer an. Wen haben wir denn da?“ begrüßte er den Verräter. Dieser ging überrascht ein paar Schritte zur Seite und machte sich bereit für eine schnelle Flucht.

„Keine Sorge, Mansex. Wir verschwinden auch gleich wieder.“

„Irrtum. Nur du wirst verschwinden. Verschwinden in die ewige Finsternis. Es überrascht mich doch sehr Axel. Das ausgerechnet du, der die Verräter auslöscht, nun selber einer bist.“

Der Superior besah sich seinen ehemaligen Untergebenen, als wenn er versuchte durch bloßes Gaffen herauszufinden, was den Pyromanen zu solchen Taten bewegt hatte. Doch er fand nichts.

„Ich verstehe es ehrlich gesagt nicht. Wie kannst du so viel aufs Spiel setzen, für etwas das gar nicht existiert?“

Kairis Blick wanderte von einem Niemand zum andern. Bis Axel wieder das Wort ergriff.

„Weil ich meinen Freund gern noch einmal sehen würde.“

Er hätte Xemnas nicht antworten müssen und trotzdem tat er es. Der Anführer belohnte seine Höflichkeit nur mit einem angewiderten Blick. Die Prinzessin hingegen belohnte ihn mit ihrem Vertrauen.

„Los lass uns gehen.“ forderte sie den Pyromanen auf. Sie war sich jetzt sicher, dass Axel ihr wohlgesonnen war. Der Redhead sah sie erst überrascht an, bevor er seine Chakrams erscheinen ließ und sich Xemnas zuwandte. Sein neuer Plan war es, nun einen Korridor in Kairis Kerker zu öffnen, während er mit Xemnas kämpfte um ihn abzulenken. Doch das hinterhältige Lächeln des Wissenschaftlers ließ Axels Erschaffung eines Korridors stoppen.

„Weißt du eigentlich, wo Sora sich gerade befindet, Axel? Er ist auf dem Weg zum virtuellen Twilight Town, das mein früherer Meister erschaffen hat. Und nun rate mal, welchen Weg er gehen will um hierher zu kommen.“

Axel gefiel Xemnas arrogantes Getue nicht. Es lenkte ihn vom Nachdenken ab, doch dann fiel ihm wieder ein, was er vergessen hatte. An den vor Schreck aufgerissenen Augen des Feuerbändigers erkannte Xemnas, dass es ihm klar war.

„Ganz genau. Er wird durch deinen ewigen Durchgang gehen, den du Trottel vergessen hast zu schließen. Ein Glück hab ich wenigstens daran gedacht den Ausgang zu versiegeln und dem Auserwählten dort ein nettes Willkommensgeschenk zu hinterlassen. Ich denke, dass er mit den Zehntausend Niemanden dort nicht so leicht fertig wird, wie mit den tausend Herzlosen in Hollow Bastion.“

„Was? Zehntausend?“ wiederholte Kairi entsetzt, da sie diese Zahl an Feinden nicht fassen konnte. Axel ließ seine Zähne knirschen. Dies brachte seinen ganzen Plan durcheinander. Was sollte er jetzt tun? Xemnas legte die Fakten offen.

„Der Schlüsselschwertträger mag zwar stark sein, aber auch er kann so viele Gegner nicht besiegen. Er wird fallen. Was also tust du jetzt, Axel? Willst du das Mädchen hier rausholen und gleich wieder in die nächste Gefahr bringen? Oder lässt du sie hier zurück um deinem sogenannten 'Freund' zu helfen? Sei vernünftig und komm wieder zurück zur Organisation.“

„Wie bitte? Du willst, dass ich zurückkehre als wenn nichts gewesen ist?“

„Ich kann dich nun mal gut gebrauchen. Auch wenn du mir in letzter Zeit oft ein Dorn im Auge warst, so hast du mir doch sehr gut gedient. Außerdem wenn die Niemande Soras Herz wieder in die Dunkelheit schicken, wird Roxas zurückkehren. Ich brauche dich um ihn dazu zu bewegen wieder mein Untergebener zu werden. Also wie siehts aus, Nummer 8, tanzende Flamme im Wind?“

Ein Schweigen durchflutete den Gang. Während Xemnas auf die Antwort wartete, dachte Axel über das Angebot nach. Erst Kairi sorgte dafür, dass der Pyromane sich sicher entschied.

„Axel! Lass mich hier! Bitte geh und hilf Sora. Ich bitte dich! Du bist doch anders also bitte hilf ihm.“

Der Feuerbändiger sah sie einen Moment verblüfft an. Da Xemnas das Risiko nicht eingehen wollte, dass Axel sich umentschied, attackierte er den Pyromanen plötzlich, doch bevor er ihn mit seinem Lichtschwert in zwei Hälften teilen konnte, verschwand Nummer 8, ohne ein Wort.
 

„Und weg sind sie.“

Die drei Freunde Hayner, Pence und Olette waren in DiZ Labor zurückgeblieben, als Sora mit seinen Gefährten und dem König das virtuelle Twilight Town betreten hatte. Nun konnten sie nur warten. Welch eine blöde Aktivität. Nachdem sie weitere zwei Minuten regungslos vor dem Scanner standen, beschloss Hayner dass sie sich ein Eis holen sollten und so machte sich die Truppe auf, den Keller zu verlassen. Auf der Treppe nach oben kam ihnen ein alter Bekannter entgegen.

„DU!?“ kam es geschockt von den drei Menschen.

„IHR!?“ gab Axel als Antwort.

Hayner stellte sich protestierend vor Axel und drohte ihm mit der Faust.

„Wenn du denkst, dass wir dich hier einfach so durchlassen, dann hast du dich aber geschnitten.“

„Sag uns, wo du Kairi hingebracht hast!“ forderte Olette den Niemand auf. Dieser sah sie nur gelangweilt an.

„Das geht euch gar nichts an. Sagt ihr mir lieber wo Sora steckt.“

„Das geht dich gar nichts an!“ kam die widerwillige Antwort von allen drei gleichzeitig. So langsam fing Axel an Kinder zu hassen. Gernervt verschwand er in der Dunkelheit, um am Ende der Treppe wieder aufzutauchen. Verwirrt sahen Hayner und Pence zwischen seinem alten Standort und dem neuen hin und her, während Olette ihm nachrannte. Doch Axel war schneller und verschwand durch den Scanner in das andere Twilight Town.
 

Sora und Co. waren indessen schon im 'Jenseits von hier und jetzt' und mussten sich mit den Niemanden rumschlagen. Doch für jeden zerstörten Niemand kam ein neuer nach und Sora wusste nicht mehr weiter. Bis Axel zu ihnen stieß. Als Begrüßungsgeschenk machte er gleich 5 Dusk platt.

„Na habt ihr mich vermisst?“

„Du schon wieder! Warum hilfst du uns?“

Natürlich muss man ja immer erst fragen, warum er das tut, was er tut. Kann man es nicht einfach mal hinnehmen, wenn Hilfe angeboten wird. Nun gut Axel wollte sich nicht weiter darüber aufregen. Schnell rammte er einem Dusk sein Chakram rein, um sich etwas abzureagieren. Dann wandte er sich wieder Sora zu.

„Frag nicht! Lauf lieber!“

Ein anderer Dusk hatte seine Unaufmerksamkeit ausgenutzt und ihn von hinten angegriffen. Seine Kollegen folgten ihm und warfen sich mit auf Axel. Blitzschnell fegte Sora einmal mit dem Schlüsselschwert knapp über Axels Rücken und befreite ihn so.

„Alles in Ordnung?“ fragte Sora besorgt nach. Axel gestand Sora seine Dummheit sofort.

„Ich habe Kairi entführt, aber sie ist mir entwischt. Und danach hat Saix sie sich geschnappt.

Er gehört der Organisation 13 an. Saix – kannst du dir das merken? Dann geh und rette sie!“

Soras Niemand war geschockt. Er wusste, wie gefährlich Saix sein konnte. Doch noch mehr überraschte ihn Axels Handeln. Er ging dieses große Risiko ein und das nur wegen ihrer Freundschaft? Noch mehr überraschte es ihn, dass er plötzlich an Soras Seite kämpfte. Er beobachtete den Kampf der beiden. Es erinnerte ihn an die Zeit, in der er anstelle von Sora mit Axel zusammen kämpfte.

~Es wird nie mehr so sein wie damals. Ich werde nicht zurückkommen. Das müsste doch auch dir klar sein. Warum also...tust du das alles,... Axel?~

Und da war es geschehen. Der Feind hatte beide Kämpfer umzingelt. Rücken an Rücken standen sie nun da und wussten nicht weiter. Axel sah sich mürrisch nach einem Plan B um, doch er fand ihn nicht. Er musste sich geschlagen geben. Sein großer Plan würde nicht funktionieren.

„Mir war es lieber, als sie noch auf meiner Seite waren.“ gab der Pyromane von sich.

„Und bereust du`s etwa bereits?“ fragte Sora nach. Axel war sich in diesem Moment gar nicht mal so sicher, ob es nicht sogar Roxas war, der ihn das fragte. Er gabs auf Roxas zurückholen zu wollen. Es ist nun mal, wie es ist und bestimmt würde er auch Naminé retten. Die Beiden werden schon durchkommen. Aber was war mit ihm selbst?

~Ich habe weder ein Herz noch einen Ort zu dem ich hingehen kann. Was solls also. Ich tus aber nur für die Beiden~

Axel beugt sich hinunter zu Sora und gab ihm nun endlich seine Antwort.

„Unsinn. Ich komme mit denen schon klar. Wirst schon sehen!“

Gesagt, getan. Mit einer schnellen Bewegung sprang der Pyromane in die Mitte des Feindes und ließ seinen Kräften freien Lauf.

Das explodierende Feuer riss alle Niemande in den Tod, nur Sora und seine Freunde blieben unverletzt. Als das grelle Licht der Explosion sich lichtete, konnte der Auserwählte es kaum fassen. Kein einziger Niemand hatte den Angriff überstanden. Auch Roxas war erstaunt. Sowas hatte er auch noch nicht erlebt. Er hatte ja keine Ahnung, dass der Feuerbändiger so viel Macht hatte. Moment was war eigentlich mit Axel?

Schnell drehte sich Sora zu seinem Retter um. Roxas Gesicht wurde blass, denn sein Freund fing an zu verschwinden.

Schnell eilte Sora zu ihm, gefolgt von Roxas. Beide knieten sich neben den Rothaarigen.

„Du... löst dich auf!“

„Das passiert wenn man seine ganze Existenz in einen Angriff legt. Kannst du mir folgen? Nicht, dass Niemande überhaupt existieren würden, was?“ Axel musste über seine Aussage lachen, doch dafür war keine Zeit mehr.

„Aber ich schweife ab. Geh. Such Kairi. Ach. Und was ich ihr angetan hab... es tut mir echt leid.“

Schon wieder. Er hatte sich schon wieder entschuldigt. Und da war auch wieder dieses Gefühl, das Gefühl ein Herz zu haben.

„Wenn wir sie finden, kannst du ihr das selber sagen.“

Sora fand das Axel ihr das schuldig war. Doch der Pyromane lehnte ab.

„Lieber nicht. Das käme nicht von Herzen, verstehst du? Denn ich hab ja keins.“

Diese Ironie. Wieder musste er darüber lachen.

„Axel, was hattest du eigentlich vor?“

„Ich wollte Roxas wiedersehen.“

Überrascht sah Sora ihn an und nicht nur er, auch Roxas war mehr als verwirrt.

„Er war der einzige, den ich mochte. Er gab mir das Gefühl, ein Herz zu haben. Irgendwie schon seltsam. Bei dir ist es genauso.“

Was hatte ihm eigentlich die ganze Arbeit gebracht? Weder Roxas, Boya noch Naminé würde er je wiedersehen. Alles umsonst.

„Kairi ist im Schlosskerker. Geh jetzt.“

Mit letzter Kraft öffnete Axel wieder den Weg zur Welt die Niemals war. Mehr konnte er nicht tun. Traurig sah Roxas zu, wie auch der Rest von Axels Existenz verschwand. Er sagte seinen Namen und schaffte es, dass Sora ihn wiederhallen ließ, damit er ihn hören konnte.

„Axel...“
 

~Ich möchte noch schnell auf Wiedersehn sagen. Ist das okay?~
 

Roxas hatte seine Antwort bekommen, die er gesucht hatte und nun? Er hatte sich in die Tiefen seiner selbst zurückgezogen. Hier war alles wie früher. Er saß oben auf ihrem Lieblingsplatz, doch keiner war bei ihm. Er ließ den Kopf hinter seinen Knien versinken.

„Endlich aufgewacht?“

Überrascht sah er neben sich.

„Axel.“

„Nein wahrscheinlich gehst du jetzt erst schlafen. Bald schon werden wir nicht mehr in der Lage sein, so miteinander zu reden.“

Betrübt wandte Roxas seinen Blick ab und überlegte kurz, wie er seine Lage erklären sollte.

„Ich...ich werde wieder zu dem, der ich war.“

Axel ließ sich geschlagen neben seinem Kumpel nieder.

„Ich habe viel darüber nachgedacht...“ meinte Nummer 8 dazu. „Naminé sagte das gleiche.“

Er wandte sich an seinen Partner.

„Roxas du hast ein Herz oder? Während Naminé und ich... Wir haben nicht wirklich Herzen oder?“

Roxas konnte diese Frage nicht beantworten.

„Ich weiß es auch nicht.“

„Dacht ich mir.“

„Aber ein Herz ist nicht etwas, das du sehen kannst.“ Der blonde Niemand wollte seinen Freund aufmuntern und erzählte ihm von seiner Theorie.

„Ich frage mich, ob man es denn überhaupt fühlen kann. Wenn es so ist, dann...Ach vergiss es.“

Der Pyromane wurde neugierig.

„Hm? Worauf willst du hinaus?“

Roxas fing an zu lächeln.

„Ich bin mir sicher, dass Sora die Antwort findet. Denn er ist Ich.“

„Ja, das stimmt.“

Aus dem Nichts holte Axel zwei Meersalzeis hervor und gab eines davon dem Jüngeren. Doch dieser starrte das Geschenk nur lächend an, während der Ältere anfing sein eigenes zu verputzen.

„Das erinnert mich an früher.“ meinte der Rothaarige beiläufig und fing an in Erinnerungen zu schwelgen.

„Weißt du noch? Wir trafen uns zum ersten Mal an dem Tag, an dem du deinen neuen Namen bekommen hast. Und dann sahen wir uns den Sonnenuntergang von hier aus an.“

Roxas nickte zustimmend.

„Ja. Hier komme ich her. Alle...Hayner, Pence und Olette. Ich hoffe es geht ihnen gut...“

„Du solltest nach ihnen sehen, um die Antwort zu finden.“

„Ja... also muss ich gehen. Sora wartet auf mich.“

Axel konnte nicht anders. Er setzte ein verbittertes Gesicht auf und verschlang den Rest von seinem Eis.

„Ja. Das tut er wohl. Mann, dieses Eis ist wirklich salzig!“

Für einen Moment sahen beide noch ein letztes Mal den Sonnenuntergang an, bevor sich ihre Körper langsam auflösten. Mit einem traurigen Lächeln sah Roxas zu Axel, und Axel zu Roxas.

Das wars.

„Mach´s gut, Axel.“

„Mach´s gut..." eine Träne lief Axels Wange runter "Partner.“
 

Und dann wurde es dunkel.

...

..

.
 


 


 

„Wenn du jetzt abhaust, verzeih ich dir das nie.“

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  MiyaKamiya
2009-10-28T23:06:11+00:00 29.10.2009 00:06
Aaaahh!
...!
;.;
Ich hab dieses blöde Gefühl, gleicfh weinen zu müssen
(hatte ich beim spielen auch...)
Ich find diese FF echt geil..
So schön bildlich geschreiben^^
Vorhin beim Kämpfen war ich so drin, dass diese Kampfmusik in meinem Kopf angefangen hat zu spielen ;P
Auch diese ganzen szenen davor aus dem spiel sind klasse geworden ;)
Wie gesagt, ich muss gleich heulen...
ernsthaft, ich hasse es, das Axel Roxas nicht wieder gesehen hat...
Ich hoffe, es geht schnell weiter^^
(Auch bei Zap!)
:D
Von:  BlackBlue
2009-09-14T11:59:49+00:00 14.09.2009 13:59
Ah! Ich spühre, wie sich Tränen anbahnen! Q__Q Ich muss bei sowas einfach weinen! TT___TT
Sorry, dass ich mich einige Zeit nicht gemeldet habe, aber ich hab viel zu tun und ab morgen hab ich dann auch wieder Schule XP
Ich hoffe hier und bei Zap! geht's bald weiter^^

Lg BBlue


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