Zum Inhalt der Seite

A dream beyond words

Assoziatives Schreiben
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Assoziation 04 - White

Ohne Sprache gab es kein Denken, erinnerte sie sich, irgendwo gelesen zu haben, und versuchte, in ihrem Gehirn nur weißes Rauschen zuzulassen. Sie wollte vergessen, einfach nur vergessen und endlich in ein unendliche Tiefe des Unwissens eintauchen. Die ungeliebten Erinnerungen sollten einfach nur noch verschwinden, doch sie konnte nicht aufhören zu sprechen, nicht aufhören zu denken.

Es verschwand einfach nicht, das Blut, die Leichen, sie kamen immer wieder und immer wieder. Lana schrie auf vor seelischem Schmerz, schmiss den Stuhl um, auf dem sie saß und kauerte sich in eine Wohnungsecke. Panisch riss sie die Augen auf, zwang sich nicht zu blinzeln, doch sie sah es immer noch vor sich. Ihre tote Mutter, ihrer irren Vater. Er ging mit dem Messer auf sie zu. Mit dem blutüberströmten Messer, mit dem er immer wieder auf ihre Mutter eingestochen hatte. Lana drückte sich noch tiefer in die Ecke, sie wimmerte, sie schrie angstvoll.

Zwar wusste sie, dass es nicht real war, keine Bedrohung mehr war, doch auch mit den Jahren verloren diese Bilder nicht an Farbe und Wirkung.

Jetzt stand er vor ihr, er holte aus, das Messer blitzte im Licht der alten Lampe auf. Sie sah in Zeitlupe, wie die Klinge auf sie zukam. Schützend hob Lana beide Arme hoch, die Tränen liefen ihr über die Wangen.

„Lana!“, hörte sie eine Stimme durch den Nebel ihrer Erinnerung rufen und spürte, wie sie an den Schultern hin und her gerüttelt wurde, „Lana, komm zurück! Bitte!“

Sie schloss die Augen und öffnete sie wieder. Verschwommen sah sie langes blondes Haar und katzengrüne Augen. Heiser flüsterte sie: „Mia… Er war da, hier, das Messer, ich…“

Weinend ließ sie sich nach vorne fallen. Warum konnte sie nur nicht aufhören daran zu denken? Wann würde sie endlich frei sein? Lana spürte die sanfte Hand ihrer Freundin, die ihr beruhigend über den Rücken strich. Sie war so dankbar, dass sie Mia gefunden hatte. Ohne sie hätte sie schon längst aufgegeben und wäre ihre Mutter gefolgt. Schon lange.

„Egal, was ich versuche, er ist immer da. Ich werde niemals meine Ruhe vor ihm haben, niemals meinen Frieden finden. Ich kann nicht mehr…“, völlig erschöpft legte Lana ihren Kopf auf Mias Schoß.

Diese streichelte geistesabwesend über ihr Haar: „Denkst du wirklich daran? Bitte…“

„Ich habe aufgegeben, schon vor langer Zeit. Es gibt nicht mehr viel, das mich noch hier zurückhält.“

„Was ist mit mir? Hast du mich auch aufgegeben?“, fragte Mia leise, kaum hörbar.

„Du bist es, das mich noch am Leben hält. Aber ich kann einfach nicht mehr, Mia, ich bin so erschöpft. Müde, am Ende. Ich möchte nur noch weg von hier, ewig schlafen.“, träumerisch lächelte Lana, mit ihren Gedanken in einer friedlicheren Welt.

„Du darfst mich nicht allein lassen. Ich brauche dich doch.“

„Bitte, lass mich gehen.“

Sanft küsste Mia ihr Haar. Dann lehnte sie sich zurück und sah aus dem Fenster.

„Wenn ich dich gehen lasse, was wird aus mir?“

„Ich weiß es nicht, ehrlich. Du bleibst hier. Findest jemand Neuen…“

„Ich will aber nur dich, Lana, niemanden sonst.“

„Es tut mir Leid, ich liebe dich, aber ich kann nicht mehr so weiterleben.“

„Dann komme ich mit dir.“

„Was?“, erschrocken richtete Lana sich auf.

„Ja, du bist mir das Wichtigste, ohne dich mag ich nicht mehr. Nimm mich mit, lass uns zusammen glücklich sein.“

Sprachlos sah Lana Mia an, die aufgesprungen war und etwas suchte. Nur kurze Zeit später kam sie zurück, viele Tabletten in der Hand.

„Ich habe es schon lange geahnt, also habe ich vorgesorgt.“, mit einem sanften Lächeln sah sie Lana an.

Diese nickte nur schweigend und erwiderte das Lächeln müde.

„Bist du dir sicher?“

„Ich will immer an deiner Seite sein.“, zärtlich strich Mia über ihr Haar.

Lana ergriff die Hand ihrer Geliebten.

„Bald werden alle meine Gedanken zu einem weißen Rauschen. Bald bin ich erlöst.“

„Ja… bald…“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lysette
2009-07-22T13:06:35+00:00 22.07.2009 15:06
es war i-wuie süß.
diesen schritt, dass sie auch sterben will, find ich sehr beeindruckend.
doch wer plant schon mal vor??
aber ok xD
war wirklich super^^

Von:  Kurumizawa
2009-02-01T16:49:55+00:00 01.02.2009 17:49
es wird heir so schön beschrieben wie die 2 menschen sich lieben und würden alles für einander tuen
die geschichte berührt mich sehr

das ist mal wieder ein meisterwerk von deinen federn
Von:  Ito-chan
2008-12-17T20:44:02+00:00 17.12.2008 21:44
Hi...
Also... ich muss sagen... es ist beeindruckend...
Es zeigt Schwächen unserer Gesellschaft und wie man mit solchen umgeht, es zeigt die Schwächen der Menschen und als oftmals letzten Ausweg den Suizid. Schweres Thema gut gelöst.

Alles Liebe Ito


Zurück