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Am Anfang war der Satz

Meine Oneshotsammlung für den Assoziatives-Schreiben-Zirkel
von

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Freakie 2 (Numb3rs, Epilog zu Satz 19)

Also, bevor ich es wieder vergesse: Vielen Dank an Bombadil und Ito-chan für ihre Kommentare zu Kapitel 8. ^^

Außerdem an Schreiberliene für ihren Kommentar zum letzten Kapitel.

Dieses Kapitel ist all jenen gewidmet, die sich während des letzten gefragt haben: Warum hat Dunkin sich überhaupt die ganze Mühe gemacht?
 

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Don war sowohl seelisch als auch körperlich kurz vor einem Zusammenbruch, als er zusehen musste, wie die Sanitäter seinen Bruder in den OP-Saal schoben.

Er lehnte sich an die kalte, grüne Krankenhauswand, doch seine Beine wollten ihn nicht mehr halten, so dass er daran hinunter zu Boden rutschte.

Er wusste nicht, wie lange er in dieser unbequemen Position am Boden hockte, als ihn sein Handy plötzlich aus dem Dämmerzustand riss. Noch vor dem zweiten Klingeln hatte er abgenommen.

„Don Eppes.“

„Guten Tag Mr. Eppes, hier ist der Vodafone-Kundenservice...“

Genervt legte der FBI-Agent einfach auf. Glaubten die wirklich, er wollte ausgerechnet jetzt an einer Kundenbefragung teilnehmen? Charlie schwebte in Lebensgefahr, und die Typen wollten ihn zu seinem Kommunikationsverhalten befragen?

Eine kleine Stimme in ihm wagte es einzuwenden, dass das Callcenter wohl kaum auf dem neuesten Stand war, was die Gesundheit der Mitglieder der Familie Eppes betraf, doch er ließ den Einwand nicht gelten.

Er brauchte ein Ziel für seine Wut irgendetwas, was er verfluchen konnte. Irgendjemanden dem er die Schuld geben konnte. Aber der Einzige, der Schuld trug war – neben den beiden Verbrechern – er selbst.

Dieses Wissen machte ihn fast wahnsinnig. Das Wissen, dass er Charlie hätte retten können, wäre er doch nur an sein Handy gegangen. Charlie hatte das Nummernschild des nicht angemeldeten schwarzen Porsches herausgefunden und auf einem Post-It im Büro hinterlassen.

Hätte er den Anruf nur angenommen... In seinem Kopf ging er immer wieder die Szenarien durch die möglich gewesen wären.

Ein SWAT-Team, welches das Auto zum Stehen brachte und die beiden Geiseln befreite. Charlie wäre unverletzt.

Don selbst, wie er mit Dunkin und seinem Komplizen, einem Kerl der sich Jim Lorris nannte, verhandelte und schließlich gegen eine entsprechende Lösegeldzahlung die beiden Geiseln erhielt. Charlie wäre unverletzt.

Auch die unwahrscheinlichste Möglichkeit konnte er nicht ausschließen, dass er seinen Bruder davon hätte abhalten können überhaupt erst in dieses verdammte Auto zu steigen. Charlie wäre unverletzt.

Aber nichts davon konnte mehr Realität werden, die Chance war vertan, den er war nicht an sein Handy gegangen, hatte nur zehn Minuten Ruhe haben wollen um einfach nur einen Kaffee zu trinken.

Und nun war der beliebte CalSci-Professor alles andere als unverletzt. Don wusste, dass er vermutlich sogar noch dankbar sein sollte.

Dankbar, dass sein Bruder Jennifer aus dem Auto gestoßen hatte, bevor die Entführer sie umbrachten.

Dankbar, dass sich das Mädchen auf Grund der geringen Geschwindigkeit und durch ihre dick gefütterte Kleidung nur ein paar blaue Flecken und einen Kratzer an der Wange geholt hatte.

Dankbar, dass der Krankenwagen bereits in der Nähe gewesen war, um das kleine Mädchen zu versorgen, als panische Anwohner den Unfall des schwarzen Porsches meldeten.

Er konnte es nicht. Nicht, während Charlie hinter den großen Metalltüren um sein Leben kämpfte.

Hypovolämie, Verdacht auf Hämothorax, Polytrauma. Nur einige Begriffe, die man ihm hingeworfen hatte, als er sich nach dem Zustand des Unfallopfers erkundigt hatte. Die Sanitäter hätten genauso gut chinesisch mit ihm sprechen können, denn er hatte keine Ahnung was die Diagnosen bedeuteten.

Es schien ihm denkbar ungerecht, dass die Urheber des ganzen mit einigen gebrochenen Knochen und Gehirnerschütterungen davon gekommen waren. Das war einfach nicht fair.

Wie konnte es sein, dass diese Kindsmörder soviel Glück hatten?

Fünf Kinder hatten sie auf dem Gewissen, keines Älter als zwölf Jahre. Vier Jahre alt war das jüngste Opfer gewesen.

Und alles nur, weil deren Eltern mal mit Charlie und Don in einer Klasse gewesen waren.

Weil deshalb die Chance bestand, dass Don den Fall übernehmen würde.

Weil Don dann eventuell Charlie hinzuziehen würde.

Weil Charlie sich dann vielleicht freiwillig für das jeweilige Entführungsopfer eintauschen würde.

Weil Dunkin dann die Chance gehabt hätte, den Mathematiker zu quälen.

Nachdem sein Bruder ihm per Handy von seiner These bezüglich Dunkin berichtet hatte, hatte er sofort David und Colby auf diesen angesetzt.

Die beiden waren in seiner Wohnung gewesen, hatten diese jedoch leer vorgefunden – jedenfalls war kein Lebewesen dort gewesen. Stattdessen hatten sie Notizen gefunden, teilweise fast einen Meter hoch gestapelt. Und in allen ging es um Charles Edward Eppes. Um Dinge, die Dunkin mit ihm anstellen wollte. David hatte ihm nur eine halbe Seite am Telefon vorgelesen, aber das hatte Don bereits gereicht.

Der Typ war ein absoluter Psychopath.

Wieder klingelte sein Handy und diesmal sah er auf dem Display nach wer anrief. Nachdem er Megans Nummer identifiziert hatte, hob er ab.

„Hey, Don, wie geht es Charlie?“

„Ich weiß es nicht...“ Die Stimme des Special Agents war kaum mehr als ein Flüstern.

„Wir haben in der Wohnung von Moren genügend Beweise gefunden um sowohl ihn als auch Jim Lorris des vierfachen Mordes und noch einiger anderer Dinge anzuklagen.“

Don nickte, bevor ihm einfiel dass seine Kollegin das ja nicht sehen konnte. „Danke Megan. Hast... hast du dir die Notizen angesehen?“

Sie schien sofort zu wissen, um was es ihm ging, denn ihre Stimme nahm einen geschäftsmäßigen Ton an. Ein Ton den auch er immer anwandte, wenn er etwas nicht zu nah an sich heran kommen lassen wollte. „Ja.“

„Warum? Warum Charlie?“

Er konnte ihr tiefes Seufzen hören, dann Stille, da sie anscheinend genau überlegte, was sie ihm sagen wollte. „Ich... bin mir nicht ganz sicher Don, aber Dunkin Moren scheint von Charlie besessen zu sein. Jim Lorris war nur ein Mitläufer, ihm ging es einfach um die Gewalt, aber Dunkin wollte nicht einfach nur morden, er wollte Charlie.

Dies Aufzeichnungen... es sind keine angenehmen Dinge, die er mit deinem Bruder machen wollte. Fesseln, Brandzeichen, rituelle Schnitte, Vergewaltigung... all seine... Fantasien... handelten davon Charlie auf irgendeine Art und Weise in Besitz zu nehmen, ihn als das Seine zu markieren. Ich vermute, er war in ihn verliebt – auf eine sehr krankhafte und perverse Weise.“

Ihm wurde beinahe übel, als er davon hörte. Vergewaltigung? Brandzeichen? Kalter Schweiß lief ihm über den Rücken, als er daran dachte, dass für Charlie sein jetziger Zustand da beinahe besser sein mochte.

Doch auf eine gewisse, absurde und bizarre Weise ergab es sogar einen Sinn. Dunkin war der einzige gewesen, der Charlie immer wieder gemobbt hatte – und das mit einer erstaunlichen Ausdauer.

Dabei wäre Charlie - fünf Jahre jünger als der Rest, zierlich und ein totaler Mathefreak – förmlich das perfekte Opfer für alle möglichen Hänseleien gewesen. Aber bis auf Dunkin, hatte niemand das Mathematikgenie mehr als einmal angegriffen.

Die anderen hatten ihn gemieden, ohne Frage, aber jeder der sich ihm auf aggressive Weise genährt hatte, war am nächsten Tag mit mysteriösen blauen Flecken und Schrammen wiedergekommen – außer Dunkin.

„Aber warum jetzt? Er hat ihn über zehn Jahre nicht gesehen. Und wozu brauchte er die Kinder, warum nicht direkt Charlie?“

„Die Kinder waren da, damit er das Gefühl hätte, dass dein Bruder freiwillig zu ihm kommen würde. Das schien ihm wichtig zu sein. Und warum gerade jetzt... ich weiß es nicht. Ich vermute es gab irgendeinen Auslöser, ein einschneidendes Ereignis, welches die alten... Gefühle... wieder hochkommen ließ. Vielleicht ist eine Beziehung zerbrochen, eine nahestehende Person gestorben. Oder vielleicht hat er Charlie auch nur irgendwo gesehen, irgendwo von ihm gelesen oder ähnliches. Ich weiß es nicht Don. Wie geht es deinem Vater?“

„Larry ist bei ihm. Er wollte herkommen, aber es kann noch Stunden dauern bis sie uns etwas über Charlies Zustand sagen und diese Krankenhausatmosphäre ist alles andere als aufmunternd. Deshalb hielt ich es für besser, dass Larry bei ihm ist, bis ich Bescheid sage, Amita ist auch bei ihnen.“

„Und was ist mit dir?“

„Was soll mit dir sein?“

„Don, dein Bruder schwebt in Lebensgefahr und du willst mir vormachen, dass mit dir alles in Ordnung ist? Weißt du, ich bin nicht Profilerin geworden, weil ich die Gefühle anderer so oft ignoriere. Wir sind in fünf Minuten da.“

Und ohne seine Erwiderung auch nur abzuwarten, hatte sie aufgelegt.
 

Unruhig sah Don zur Uhr. 3 Stunden. Oder 180 Minuten. 10 800 Sekunden. Oder auch 0,125 Tage. Er versuchte im Kopf auch die Wochen, die Monate auszurechnen, aber er war mit so krummen Brüchen noch nie gut zurecht gekommen. Das war immer Charlies Gebiet gewesen.

Und genau der war vor besagten drei Stunden hinter den Metallschiebetüren verschwunden.

Er stand auf, ging zum einen Ende des Ganges, drehte sich um, ging bis zur gegenüberliegenden Wand, drehte sich dort wieder um 180° und begann den Weg von neuem.

Die Augen von Megan, David und Colby folgten ihm, sie sagten jedoch nichts. Trotzdem war er froh über ihre Anwesenheit.

Wie angekündigt waren sie nur fünf Minuten nachdem Megan aufgelegt hatte aufgetaucht.

Zu Beginn hatten sie sich noch ein wenig miteinander unterhalten, doch das Gespräch war im gleichen Maße gestorben, wie die Augen der vier Menschen zunehmend öfter zu den Türen geglitten waren, hinter denen ihr Bruder und Freund lag und um sein Leben kämpfte.

Auch jetzt starrten sie wieder alle vier dorthin, als könnten sie die Platten durch ihren puren Willen dazu bringen sich zu öffnen.

Und wie als Antwort auf dieses sehnsüchtige Starren trat tatsächlich jemand aus der Tür.

Das kleine diskrete Namensschild der kurzhaarigen Brünette wies sie als „Clara Lawcroft, M.D.“ aus.

„Wer von Ihnen gehört zur Familie von Prof. Eppes?“

Sofort stand Don vor ihr. „Ich bin sein Bruder. Wie geht es ihm?“ Fast wäre er über die Worte gestolpert, doch die langjährige Erfahrung als FBI-Agent zeigte Wirkung. Es gelang ihm, seine Gefühle im Zaum zu halten.

„Er schwebt nicht mehr in Lebensgefahr. Wir mussten ihn für die Behandlung in Narkose versetzen, jedoch sollte er in den nächsten 24 Stunden daraus erwachen. Ihr Bruder hat vier gebrochene Rippen, von denen eine die Lunge punktiert hat, wir konnten den Schaden jedoch beheben und haben das Blut abgesaugt. Zwei Schüsse in die rechte Schulter haben seinen Deltamuskel verletzt, er hatte jedoch Glück da keine größeren Nerven oder Gefäße verletzt wurden. Sein rechtes Wadenbein ist gebrochen, sein linker Knöchel ist geprellt. Er hat einen Streifschuss an der Schläfe abbekommen, sowie eine Gehirnerschütterung. Alles in allem hat er vermutlich sogar Glück gehabt, da keines seiner inneren Organe schwere Verletzungen davon getragen hat.“

Es fiel ihm schwer auszudrücken, wie viel ihm diese Worte bedeuteten. Charlie würde Leben! Die nächsten Wochen würden für ihn alles andere als angenehm werden, aber er würde Leben. Im Gegensatz zu Megan bemerkte er die kleine Träne gar nicht, die sich seine Wange hinunterstahl.

Er atmete einmal tief durch und versuchte seine Gefühle über die Rettung seines Bruders in ein einziges Wort zu legen: „Danke.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Bombadil
2009-10-27T13:07:03+00:00 27.10.2009 14:07
Ich schreib einfach mal mein Kommentar hier rein, wa?

Also erstmal: Hätte ich vorher gerafft, dass die Geschichte zu Numb3rs, was auch immer das ist (ne TV-Serie, oder?) ist, dann hätte ich sie nicht gelesen. Aber ich habs ja trotzdem irgendwie verstanden, auch wenn ich die Grundlage nicht kenne. Was ich übrigens auch sehr witzig fand: Die ganze Zeit dachte ich irgendwie: "Hey, das erinnert irgendwie an so eine klassische TV-Krimiserie (oder wie auch immer der Ausdruck dafür ist). Mit Agenten und dem Team und irgendwelchen abgespacten Übertätern. Und allgemein das Verhalten aller Darsteller.

Na ja, ich will gar nicht so viel dazu sagen. Die Geschichte las sich wirklich kurzweilig. Sie war nicht wirklich intellektuell fordernd oder anspruchsvoll aber dafür unterhaltsam. So wie wahrscheinlich auch die Vorlage, oder?


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