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Am Anfang war der Satz

Meine Oneshotsammlung für den Assoziatives-Schreiben-Zirkel
von

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Liebe ist die beste Medizin (Skip Beat, Satz 09)

Als allererstes danke ich Ito-chan, Technomage, Nocturn, DINO2011 und Roryn für ihre Kommentare zum 1. Kapitel. XD

Also: Vielen Dank. *verbeug*

Aber nun genug der Vorrede. Kurz zur Einordnung... nun, die gibt es hier eigentlich nicht. Der OS liegt irgendwann in der Zukunft des aktuellen Standes von Skip Beat! Viel Spaß. :)
 

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„Ihre Eltern vertraten den liberal-europäischen Standpunkt, dass Jugendliche, denen Alkohol schon früh frei zur Verfügung steht, auch entsprechend früh lernen, damit umzugehen."

Sie las diesen Satz jetzt wohl schon zum 10. Mal. Ganz zu schweigen davon, dass sie seit einer geschätzten Viertelstunde auf derselben Seite des Buches festhing. Aber ihre Gedanken wollten sich einfach nicht auf die gedruckten Worte fokussieren.

Das dünne, billige Papier des Taschenbuches war bereits durchnässt von den salzigen Tränen die ihr unaufhaltsam aus den Augen rannen.

Wem machte sie etwas vor? Es war unmöglich sich abzulenken. Nicht, wenn es ihn betraf. Nicht jetzt. Nicht, wenn sie nicht wusste was… was werden würde.

Sie biss auf ihre zur Faust geballte Hand um ein Schluchzen zu unterdrücken.

Immer wieder geisterte ihr die eine Frage durch den Kopf: Warum?

Warum konnte sich der verdammte Fahrer nicht an einem anderen Tag besaufen?

Warum musste er in diesem Wohngebiet so schnell fahren?

Warum hatte er den Jungen auf der Straße nicht gesehen?

Und warum, warum, WARUM war er selbst dann noch mit gleicher Geschwindigkeit weitergefahren, als der Zweiundzwanzigjährige das Kleinkind von der Fahrbahn geschupst hatte?

War er nicht nur volltrunken, sondern auch blind gewesen?

Immer wieder durchlebte sie die Szene.
 

Ihren Schrei, als sie das Kleinkind und das heranrasende Auto sah, ihren lauteren Schrei, als ihr Senpai plötzlich auf die Fahrbahn gesprungen war.

Der gellende, schrille Laut, welcher ihren Mund verließ, als sie das scheppernde Krachen hörte.

Die rote Pfütze, welche sich in viel zu hoher Geschwindigkeit um Ren herum ausbreitete.

Ihre Beine, welche sich anfühlten wie versteinert und sie doch zu ihm brachten.

Der raue Asphalt unter ihren Knien, als sie sich neben ihm niederließ.

Das Gefühl etwas tun zu müssen, ihm helfen zu wollen, und doch nicht zu wissen wie.

Eine Stimme, wie aus weiter Ferne, welche scheinbar den Notarzt rief.

Sirenen die immer näher kamen.

Und in all dem Lärm ihre eigene Hilflosigkeit.

Finger, welche sich um die ihren schlossen.

Braune Augen, sanft in die ihren blickend.

Seine Stimme.

„Hey Kyoko-chan. Seit wann weinst du den so leicht?“

Ein Röcheln, dann ein Husten, welches Blut zu Tage förderte.

Ihre Hand an seiner Wange, Ausdruck ihrer Hilflosigkeit.

Hände, welche sie an ihren Armen von ihm wegzerrten.

Ihr Versuch sich dagegen anzustemmen, bei ihm zu bleiben.

Eine fremde Stimme, welche versuchte beruhigend auf sie einzureden.

Sie hatte versucht die Worte zu verstehen, aber so sehr sie sich auch angestrengt hatte, es war ihr nicht gelungen.

Dann war plötzlich ein Geräusch durch die Kakophonie um sie herum gedrungen, welches sie nicht erwartet hatte.

Das Klicken eines Fotoapparates.

Wutentbrannt hatte sie sich von den Händen an ihren Armen, der fremden Stimme, losgerissen.

Blind, wie in Trance hatte sie sich durch die Menge gedrängt, immer weiter auf das verhasste Geräusch zu.

Sie hatte in den letzten Jahren gelernt es zu verabscheuen. Dieser überall seiende Blitz, welcher einem nicht das kleinste bisschen Frieden ließ. Doch nie hätte sie erwartet ihm dort, an einem solchen Ort, in solch einer Situation zu begegnen.

Jeder Mensch hatte eine Grenze dessen, was er für gut und richtig erachtete. Ein bestimmtes Maß der Dinge.

Schon seit längerem hatte sie das Gefühl gehabt, dass viele Leute dieser Marke empfindlich nahe kamen. Und wer auch immer die Fotos schoss – er hatte Kyokos Grenze weit hinter sich gelassen.

Sie hatte den Schuldigen starr angesehen, wie er herumgesprungen war, den kleinen schwarzen Kasten fest im Griff.

Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte sie dem Mann sein Gerät entrissen und es mit voller Wucht zu Boden geschmissen, wo es in seine Einzelteile zersprungen war.

Erst in jenem Moment schien er sie zu bemerken.

Wutentbrannt hatte er seine kleinen wässrigblauen Augen auf sie gerichtet.

„Total bescheuert, oder was?! Weißt du wie teuer die war?“

„Wie viel ist für Sie ein Mensch wert?“ Ihre Stimme war vollkommen emotionslos gewesen, nüchtern und kalt.

Ein Schauder rann dem Fotografen über den Rücken. Was war das denn für eine?

„Wie viel?“, hatte sie die Frage wiederholt, diesmal mit mehr Nachdruck.

„Was wird das hier? Irgend so ein bescheuertes Psychospiel? Ich mache hier nur meine Arbeit.“

„Die da wäre?“

„Der Welt zu zeigen, was passiert. Ich halte die Menschheit auf dem laufenden, Kleine. Sie hat das Recht informiert zu werden.“

„Woran ist Ihre Großmutter gestorben?“

„Hä? Das geht dich gar nichts an!“

„War es ein Unfall? Oder eine lange Krankheit? Ein langsamer qualvoller Tod? Viele Jahre des Wartens auf das Ende, welches wie eine Erlösung schien? Oder doch eher kurz, schnell, zu schnell um noch Abschied nehmen zu können? Wie war es?“

„Bist du taub? Das geht dich nichts an!“

Ein berechnendes Grinsen war auf ihren Lippen erschienen. Eisig und gnadenlos. „Mich vielleicht nicht. Aber die Menschheit hat das Recht informiert zu werden. Also, sagen Sie es mir?“

Er hatte es nicht getan, sondern stattdessen Reißaus genommen vor dieser Frau, die ihm Schauder der Angst über den Körper jagte.

An mehr erinnerte sie sich nicht.

Denn sie war an Ort und Stelle zusammen gebrochen.
 

Ihre Erinnerung setzte erst in einem Krankenhausbett wieder ein.

Yashiro und Kanae hatten davorgestanden, sie besorgt gemustert.

Ihr erster Gedanke jedoch hatte ihrem Senpai gegolten.

„Ren?“, hatte sie die beiden mit einer Stimme gefragt, welche in ihren eigenen Ohren unnatürlich schwach klang, nicht wie die ihre.

Die beiden hatten sich angesehen, mit einem Blick voller Sorge.

„Jetzt nicht Kyoko. Ruh dich erst einmal aus und komm wieder zu Kräften. Der Schock war zu viel für dich.“ Kanaes versuchte ihrer Stimme einen beruhigenden Klang zu geben, doch Kyoko ließ sich nicht so leicht täuschen. Wozu war sie schließlich Schauspielerin?

Sie hatte aus diesen Worten gelesen, was diese zwei ihr nicht hatten sagen wollen.

Ren Tsuruga ging es alles andere als gut – eventuell war er bereits tot.

„Wie lange?“

„Der… Der Unfall war vor etwa einer Stunde.“

Eine Stunde.

Das hieß es war gerade mal zwei Stunden her, seit er sie gefragt hatte, ob sie gemeinsam essen gehen würden.

Zwei Stunden, seit sie zögernd ob dieses ungewöhnlichen Angebots, aber mit einem seltsam klopfenden Herzen ja gesagt hatte.

Ein und eine dreiviertel Stunde, seit sie in das kleine Café mit dem wunderschönen Blick über den Park gegangen waren.

Ein und eine viertel Stunde, seit er ihr vorgeschlagen hatte, noch ein wenig in eben diesem Park spazieren zu gehen.

Ein und eine viertel Stunde, seit er ihr das „Du“ angeboten hatte.

Ein wenig über einer Stunde, seit er strahlend wie ein kleines Kind an seinem Geburtstag mit ihr unter den alten Kirschbäumen entlanggegangen war.

Seit sie gescherzt und gelacht hatten, er sie aufgezogen hatte, sie so vertraut miteinander umgegangen waren.

Eine Stunde, seit sie beschlossen hatten durch das hübsch anzuschauende Wohngebiet zurück zu gehen.

Wie eine höhnische Chronik, eine paradoxe, unwirklich wirkende Vergangenheit, welche die grausame Gegenwart verlachen wollte, zogen die Bilder vor ihrem inneren Auge vorbei.

Sie sah wie Kanae aufstand, und sich neben ihr aufs Bett setzen wollte, um sie zu trösten.

Mühsam entrang sie sich ein Lächeln.

„Lass nur, Miss Menno. Es geht schon. Wirklich nett von euch, dass ihr hier geblieben seid, aber ich weiß, dass ihr eigentlich noch arbeiten müsst. Macht euch um mich keine Sorgen.“

Misstrauisch musterte die Ältere ihre Freundin.

Kyoko legte ihr gesamtes schauspielerisches Können in das Lächeln – und das war nicht wenig.

Nachdem sie mehrfach nachdrücklich versicherte, dass es ihr gut ging, glaubten die Zwei ihr schließlich und verließen das Krankenhaus. Nicht jedoch ohne ihr eindringlich zuzureden, dass sie sie sofort anrufen solle, sobald sie irgendeine Unterstützung brauche.

Kaum, dass ihre Freundin und der Manager das Zimmer verlassen hatten, war sie aus dem Bett gestiegen.

Wie vermutet, hatte bereits jemand eine Tasche für sie gepackt. Vermutlich die Okami-san und Kanae hatte die Sachen dann hergebracht.

Sie suchte sich normale Klamotten heraus und entledigte sich ihres Krankenhausnachthemdes – das kennzeichnete sie viel zu eindeutig als Patientin mit Bettruhepflicht.

Sobald sie sich umgezogen hatte, öffnete sie die Tür einen Spalt und lugte hindurch.

Niemand war auf dem Gang, die anderen Türen geschlossen.

Leise wie ein Dieb, stahl sie sich aus dem Zimmer und huschte über den Flur. Glücklicherweise musste sie nicht einmal am Schwesternzimmer vorbei, sondern konnte die Station unbemerkt verlassen.

Sie fuhr mit dem Fahrstuhl hinunter und als sie hinaustrat, hätte sie niemand für etwas anderes gehalten, als eine ganz normale Besucherin.

An einem kleinen Kiosk kaufte sie sich ein Taschenbuch, ohne jedoch auf den Titel oder den Inhalt zu achten.

Dann setzte sie sich damit in die Nähe des Empfangstresens, tat so als wenn sie las und lauschte doch zugleich den Gesprächen der Empfangsdame mit dem vorbeikommenden medizinischen Personal.

Und tatsächlich musste sie nicht lange warten.

Ren war nun einmal weitreichend bekannt. Natürlich wurde über ihn getratscht, sobald er in dieses Krankenhaus eingeliefert worden war.

Als sie die gewünschten Informationen erhalten hatte erhob sie sich und begab sich – gerade so langsam, dass es niemanden misstrauisch machte – zur nächsten Toilette. Dort verschloss sie die Tür der Kabine und lehnte sich gegen die Wand.

Dann erst ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Er lebte!

Allerdings war seine Verfassung alles andere als stabil, noch immer lag er im OP. Aber immerhin lebte er noch. Sie hatte es bisher verborgen, aber diese Unsicherheit hatte sie innerlich zerrissen. Nicht zu wissen, ob er noch auf der Welt weilte, ob sie jemals wieder mit ihm lachen und scherzen konnte.

Sie riss sich zusammen und begab sich wieder zurück, lauschte weiterhin dem Klatsch und Tratsch. Wenn sie es richtig verstanden hatte, war er noch immer nicht über den Berg.

Doch sie erfuhr nichts Neues.

Als sich die Dunkelheit herabsenkte und die Uhr langsam gegen sechs strebte, befand sich Ren noch immer im OP. Zunehmend wurde sie unsicher.

Wenn er so lange dort drin blieb… hieß das dann dass es Probleme, Komplikationen gab?

Schließlich hielt se es nicht mehr aus. Und unter den langsam misstrauisch werdenden Blicken der der Empfangsdame, ging sie zum Fahrstuhl und fuhr in das Stockwerk, in welchem auch der Operationssaal lag.

Dort tat sich jedoch ein neues Problem auf. Ein Zahlenschloss und eine Gegensprechanlage. Nun würde sich zeigen, ob sich die Schauspielakademie gelohnt hatte.

Kurz versank sie in Gedanken. Dann öffnete sie vorsichtig ihre Gefühle, welche sie bis eben sorgfältig vor der Außenwelt verborgen hatte.

Ihre Angst um Ren, ihre Sympathie für ihn, der Schock. Ohne, dass sie sich anstrengen musste, begannen ihre Tränen zu fließen.

Dann drückte sie mit zittriger Hand die Klingel. Doch diesmal zitterte ihre Hand nicht vor Unsicherheit, sondern vor Trauer und Angst um Ren.

Knackend reagierte der Lausprecher. „Ja?“

„B…“, Kyokos Worte wurden von einem Schluchzen unterbrochen. „Bitte, könnten Sie die Tür öffnen? Ich muss zu Ren.“

„Entschuldigen Sie, aber der Zutritt zum Operationstrakt ist nur für Angehörige der jeweiligen Patienten erlaubt. Alle anderen müssen draußen warten.“

Sie holte tief Luft. Jetzt kam der schwierige Teil.

„A… Aber ich gehöre doch zur Familie! Ich bin schließlich seine Cousine! Sie… Sie haben mich doch extra angerufen. Ich bin sofort in den Zug gestiegen, aber ich konnte nicht früher hier sein. Und die… die ganze Zeit hab ich gedacht, was wenn… wenn ich zu spät… wenn er…“ Sie brach ab und schluchzte.

Die Tür vor ihr öffnete sich und ein junger Mann, kaum älter als sie selbst, zeigte sich in der entstehenden Öffnung. Von ihrem Weinen überfordert sah er sie leicht hilflos an.

„Es tut mir leid, ich wusste ja nicht… Die vorige Schicht hat nicht gesagt, dass… Ich bin nur Praktikant, wissen Sie… Kommen Sie doch bitte herein.“

Plötzlich äußerst zuvorkommend leitete er sie in einen Gang, an dessen Wand mehrere ausklappbare Sitzgelegenheiten befestigt waren.

„Setzten Sie sich doch. Möchten Sie etwas trinken? Kaffee? Wasser?“

„Wasser wäre nett“, antwortete Kyoko mit leiser Stimme, immer noch weinend. „Aber bitte, sagen Sie mir, wie steht es um ihn?“

Bedauernd sah der junge Mann sie an. „Das tut mir leid, aber das kann ich Ihnen leider auch nicht sagen. Soweit ich weiß sind die lebenswichtigen Funktionen zu mindestens stabilisiert. Allerdings wird die Operation wohl noch eine Weile dauern.“

Dann ließ er sie allein, brachte ihr noch das Wasser und verzog sich dann wieder.
 

Erst hatte sie wie hypnotisiert auf das Schild gesehen, welches aufleuchtete, sobald eine Operation zu Ende war. Doch dieses schien nicht bereit, sie von ihrer Unsicherheit und Verzweiflung zu erlösen.

Immer wieder kreisten ihre Gedanken um die Tatsache, dass sie Ren immer noch verlieren konnte.

Sie hatte versucht sich mit dem Buch davon abzulenken, doch vergeblich. Immer wieder war sie an den Worten, den verschachtelten Sätzen hängen geblieben. In ihrer momentanen Situation hatte sie einfach keinen Sinn für die Ironie, den Sarkasmus.

Das einzige was sie interessierte, war der Mann, welcher hinter der geschlossenen Schiebetür lag, der, um dessen Leben gerade gekämpft wurde.

Wimmernd zog sie die Knie an die Brust, wiegte sich vor und zurück.

Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so geweint zu haben. Nicht um ihre Mutter, nicht um Sho.

Stets war sie in der Lage gewesen zu mindestens einen kleinen Lichtblick zu entdecken, etwas was die Dunkelheit in der sie sich befand erhellte.

Als ihre Mutter sie verlassen hatte, war das Shotaru gewesen, als dieser sie dann verriet, hatte sie sich auf die Rache an ihm stützen können.

Doch nun? Wen hatte sie denn noch, wenn Ren ging? Natürlich Kanae war da und die Wirtsleute des Darumaya. Maria und Yashiro. Takarada und Sawara. Rein vernunftmäßig wusste sie, dass sie selbst ohne Ren nicht allein sein würde.

Aber ihr Herz sagte ihr etwas anderes. Sagte ihr, dass es ohne Ren nie wieder dasselbe wäre. Brach sich eine Bahn. Zu lange hatte es geschwiegen, war zurückgehalten und unterdrückt worden.

Doch nun waren die Gefühle zu schwer, die Trauer zu groß, als dass sie sie weiterhin verstecken konnte. Und mit der Trauer welche einen Durchlass in der Mauer schuf, welche Kyoko zum Schutz vor Verletzungen um ihre Gefühle gelegt hatte, fanden auch andere Emotionen ihren Weg in die Freiheit.

Das Mädchen richtete seinen Blick auf sein Seelenleben, in der Hoffnung etwas zu finden, was sie von Ren ablenken würde. Doch erstaunt musste sie feststellen, dass das nicht der Fall war.

Vorsichtig näherte sie sich den Gefühlen, die sie all die Zeit verborgen hatte. Und bemerkte, dass sie alle sich um eine Person drehten: Ren Tsuruga.

Da war der Ärger, wenn er sie mal wieder aufzog, aber auch die Freude über seine Scherze. Das seltsame Glück, was sie verspürte, wenn sie zusammen waren. Die Trauer, Wut und Enttäuschung, wenn sie sich ernsthaft stritten, das Wohlgefühl, welches die folgende Versöhnung begleitete.

Und all dies schien ein Netz zu bilden, zusammen zu gehören. Und mit leichtem Schrecken, unbändiger Freude und tiefer Trauer musste sie feststellen, dass eben dieses Netz Liebe war.

Nur so ließ sich erklären, warum sie jetzt so stark um ihn trauern konnte, stärker als um irgendjemanden sonst.

Schlagartig wurde ihr bewusst, was das hieß. Sie hatte jemanden gefunden, den sie liebte – und dieser jemand war gerade dabei zu sterben. Sie hatte nicht einmal die Chance gehabt, ihm ihre Gefühle zu beichten (!) – auch wenn sie sich nicht sicher war, ob sie sich das überhaupt trauen würde.

Sie faltete die Hände, betete zu allen Gottheiten die ihr gerade in den Sinn kamen. Egal wer ihren Wunsch erhörte, Hauptsache Ren überlebt!
 

So fand sie der Chefarzt, als er den Operationssaal gegen 22.00 Uhr verließ. Zusammengekauert auf dem harten Plastikschalensitz, die Hände gefaltet und tief im Gebet versunken.

„Wer sind Sie?“

Wie von der Tarantel gestochen sprang sie auf. Anscheinend hatte sie ihn bis jetzt nicht bemerkt. „Wie geht es ihm?“ Stieß sie mit schneller Stimme hervor.

„Wer bitte sind Sie?“

Mit einer unwirschen Handbewegung tat sie seine Frage ab. „Gleich, gleich, aber bitte, bitte sagen Sie mir, wie geht es ihm?“ Ihr Tonfall war flehend, ebenso wie ihr Gesichtsausdruck.

Seufzend gab er nach. Sonst hätte die junge Frau hier vor ihm noch einen hysterischen Anfall – und er brauchte bei Leibe nicht gleich wieder die nächste Patientin.

„Den Umständen entsprechend gut. Er lebt und ist im Prinzip über den Berg. Auf Grund des hohen Blutverlustes und der vielen inneren Verletzungen, mussten wir ihn vorübergehend in ein künstliches Koma versetzen, aber er sollte morgen wieder aufwachen. Und nun sagen Sie mir bitte wer Sie sind.“

Doch sie schien ihn nicht zu hören. Auf ihren Lippen erschien ein Lächeln und die Tränen drangen ihr aus den Augen – es wunderte sie eigentlich, dass sie die überhaupt noch hatte, denn noch vor wenigen Minuten hatte sie das Gefühl gehabt, sämtliche Tränen ihres Lebens geweint zu haben.

„Er lebt.“ Immer wieder murmelt sie diese Worte vor sich hin, als würde sie ihnen durch das stete Wiederholen noch mehr Realität verleihen.

Kopfschüttelnd ließ der Chirurg sie einfach im Gang stehen. Sollten sich doch die anderen um sie kümmern. Er selbst jedenfalls hätte eigentlich schon vor drei Stunden Feierabend gehabt. Und genau den würde er jetzt auch machen.

Was er nicht bedacht hatte war die Tatsache, dass das restliche Personal davon ausging, Kyoko wäre autorisiert hier zu sein, da der Chef sie ja nicht rausgeschmissen hatte. Sie alle hatten Überstunden gemacht, und waren letztendlich auch nur Menschen. So blieb Kyoko schließlich allein im Gang zurück.

Wie in Trance begab sie sich in Richtung des OP-Saals. Natürlich war dieser leer, aber zur rechten Seite zweigte eine Tür ab, über der ein großes Schild „Aufwachräume“ hing.

Immer noch mehr einer Marionette als einem Mädchen gleichend, steuerte sie darauf zu und fand sich auf einem langen Gang wieder, von dem mehrere Türen abzweigten. Sie öffnete sie nacheinander.

Hinter jeder lag ein Mensch, nahezu bis zur Unkenntlichkeit verkabelt, umgeben von piependen und surrenden Apparaten. Doch niemand davon war Ren.

Schließlich fand sie ihn, hinter der fast letzten Tür. Müde zog sie sich einen Stuhl neben sein Bett, ließ sich darauf nieder und sank mit dem Kopf auf das weiße Laken neben einer seiner großen Hände. Dann schlief sie, erschöpft nach diesem Tag, ein.
 

Er hatte einen seltsamen Traum gehabt. Er und Kyoko waren Essen gewesen, danach spazieren gegangen. Er hatte sich endlich dazu überwunden ihr das Weglassen des Suffixes anzubieten und sie hatte sogar angenommen.

Bis dahin war es ein schöner Traum gewesen, von dem er wünschte, dass er wahr wäre.

Doch danach erinnerte er sich nur an ein Chaos aus Lärm, Schmerz, Sirenen, fremden Stimmen. Und dazwischen Kyoko, ihm unendlich hilflos in die Augen blickend.

Langsam hob er die Lider. Dies war nicht sein Zimmer.

Erst jetzt bemerkte er die lärmenden Maschinen, welche um ihn herum drapiert waren. Seltsamerweise schienen sie alle durch irgendwelche Kabel und Schläuche mit ihm verbunden.

War der Unfall etwa… echt? So wie er sich fühlte schon.

Seine Gedanken glitten zu Kyoko. Wie ging es ihr? Wo war sie?

Kurz gab er sich dem Gedanken hin, dass sie sich Sorgen um ihn machte, ihn eventuelle sogar besuchen kam. Nun… warum eigentlich nicht? Auch wenn sie ihn wohl nicht liebte, immerhin waren sie Freunde, oder?

Aber… vielleicht sah sie das ja ganz anders? Vielleicht war er für sie ja höchstens ein guter Bekannter?

Ein plötzliches Seufzen lenkte seinen Blick auf die Bettkante. Da lag sie, sie um die fast alle seine Gedanken kreisten.

Scheinbar hatte sie warten wollen, bis er aufwachte und war dabei eingeschlafen. Sanft streichelte er ihr über den Kopf, den Schmerz der dabei in seinem Arm explodierte ignorierend.

Leise begann sie zu murmeln und er strengte sich an, um die Worte zu verstehen. „..muss Ren noch sagen: Ich liebe dich… nicht vergessen.“

Tief atmete er ein, um seinen Freudenschrei zu unterdrücken und sie nicht zu wecken.

Er würde sich beeilen müssen, um wieder fit zu werden. Schließlich wollte er mit seiner Freundin auch etwas unternehmen. Gemeinsame Spaziergänge, Essen gehen, ins Kino… glücklich grinsend schwelgte er in seinen Plänen.

Doch zuerst musste er gesund werden, sonst war es mit deren Ausführung nicht weit her.

Aber wie heißt es so schön? Liebe ist die beste Medizin.
 

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Hybie-sans: *schleichen auf Zehenspitzen herein*

Hybie-san1: *flüstert* "Wir sind eigentlich gar nicht da."

Hybie-san3: *mit normaler Stimme - also sehr laut* "Bist du krank, Hybie-san1? Fieberdelirium? Natürlich sind wir hier, das sieht man doch."

Hybie-san2: *betet ein Mantra vor sich hin* "Lieber Gott oder meinetwegen auch liebe Götter. Wer auch immer über die Welt gebietet: Bitte mach, dass Dummheit nicht ansteckend ist. Oder zu mindestens die von Hybie-san3 nicht. Ich bin noch nicht einmal ein Jahr alt - zu jung zum Verblöden."

Hybie-san3: "W..."

Hybie-san1: *hält im geistesgegenwärtig den Mund zu* *zischt ihn leise an* "Flüstere gefälligst!"

Hybie-san3: *entwindet sich Hybie-san1, flüstert aber dann doch* "Warum denn so betont leise?"

Hybie-san1: *seufzend* "Also gut, zum 273. Mal. Wir sind für diese Fanfic eigentlich gar nicht vorgesehen. Wir sollten gar nicht auftauchen, verstehst du?"

Hybie-san3: "Und warum tun wir es dann?"

Hybie-san2: "Weil wir es können. Wir als bösartige Wutgeister zeigen endlich unser wahres Gesicht! Wir nutzen die Schwäche der Autorin, verursacht durch Schlafmangel aus und plaudern nun über all jene Dinge, die sie ihren Lesern verschweigt!" *Flamme des Kampfes in den Augen*

Hybie-san3: *gähnt* "Wie langweilig. Wen interssiert es denn schon, dass ursprünglich eine Organspende in diesem Kapitel vorgesehen war, die sich aber einfach nicht schreiben ließ?"

Hybie-san2: *Feuer scheint plötzlich zu erlöschen* "Nun... so gesehen... aber ich werde ihre schrecklichsten Geheimnisse aufspüren und diese dann der Welt offenbaren!" *Kampfgeist wieder erwacht* *macht sich sofort auf die Suche nach den Geheimnissen*

Hybie-san3: "So, und was sollten wir jetzt eigentlich hier?"

Hybie-san1: "Eine berechtigte Frage, eine berechtigte Frage... Wahrscheinlich einfach alle Leser lieb grüßen und um Kommentare bitten."

Hybie-san3: "Darf ich, darf ich, darf ich?" *hoffnungsvolle Glitzeraura*

Hybie-san1: "Na gut. Hybie-san2 scheint ja noch... beschäftigt."

Hybie-san2: *immer noch auf der Suche nach den dunklen Geheimnissen der Autorin*

Hybie-san3: "Also: Die Autorin bedankt sich bei allen, die das Kapitel gelesen haben, und würde sich sehr freuen, wenn einige von euch ein Kommentar da lassen würden. Lob an uns, Kritik an sie. Also, auf Wiedersehen."



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Pokerface
2009-01-25T15:58:31+00:00 25.01.2009 16:58
Hellou :)
Hab jetzt endlich mal die Zeit gefunden, mir deine Kurzgeschichte durchzulesen. Und ich muss sagen, sehr schön, guter und flüssiger Schreibstil. Ich mag es sehr, wie du die verschiedenen Chars in Szene gesetzt hast, sie wirken richtig lebendig.
Die Handlng fand ich auch... gut gewählt, so dass du mehr auf die Chars eingehen konntest und nicht zu sehr zum Handeln... gezwungen warst, oder so xD <- Sprachdurchfall xD
Sou, mehr hab ich irgendwie nicht zu sagen... Ich werd mir auf jeden Fall die anderen Geschichten auch noch durchlesen ^^

Liebe Grüsse,
Poker
Von:  Technomage
2008-11-25T01:02:23+00:00 25.11.2008 02:02
Hao^^,

einleitend ein ganz großes Lob für diese Geschichte.
Weiterführend im Detail: Ich bin von deiner Sprache dieses Mal wirklich sehr beeindruckt. Deine Wortwahl ist sehr lebendig und du hast einen Blick für die kleinen Geste und Bewegungen, die Feinheiten der Welt, die Figuren und Handlung zu einer realen Geschichte zu machen. Sehr gutes Gespür für Worte. Was mir auch stark auffällt einen Sinn für den Aufbau von Gefühlen als Metaphern - gerade im Bezug auf das Netz - den ich sehr angenehm zu lesen finde.
Was es die Glaubwürdigkeit im Bezug auf die Serie angeht: Ich habe eine Weile Skip Beat gelesen, aber es ist schon lange her, jedoch konnte ich Kyoko ihren Gedanken und ihrem Verhalten nach sofort mit der Kyoko identifizieren, die mir in Erinnerung geblieben ist - speziell im Bezug darauf einen Menschen zu finden, den sie liebt. Sehr gut aufgebaut.
Der Handlungsaufbau ist das einzige, was mich stellenweise ein bisschen verwirrt und sich dann gezogen hat, aber eigentlich ist auch der wirklich gut gelungen ... die anderen Kriterien sind nur besser ^^; Mich hat die Anfangsszene sehr irritiert, weil ich erst viel später den Handlungsablauf verstanden habe ... erst war ich überhaupt nicht sicher, wer gerade im Auto sitzt, wer wen stößt ... hat eine Weile gedauert ... aber vielleicht ist auch das gar nicht verkehrt, um die Verwirrung der Situation auszudrücken.
Danach hat mich manchmal der Wechsel zwischen rein beobachtenden und sehr emotionalen Passagen etwas hin und her schwanken lassen, aber auch das ist eigentlich nur ein Detail.

Alles in allem: großartige Geschichte!

grüße,
shu.
Von:  Sheiinja
2008-11-19T18:30:08+00:00 19.11.2008 19:30
Ich finde den OS auch einfach nur schön *Q*
Es is so wunderbar geschrieben, Gefühle perfekt zur Geltung gebracht.
Ich hab grad genau Rens Gesichtsausdruck im Kopf, wenn er Kyokos Memo hört *gg*.
Auf alle ein wirklich schöner OS.
Immer weiter so!

Viel Glück!
Mölle ~
Von: abgemeldet
2008-11-17T21:34:06+00:00 17.11.2008 22:34
Ach hast du mich lange auf die Folter gespannt,aber zum Glück ein happy End...*juchu*.
Klasse Stil beim Schreiben,aber das weißt du ja...*lach*.
Hoffe er wird auch schnell gesund,damit Kyoko nicht ihr Memo an sich selbst vergißt..*grins*
Bis die Tage.
Gruß Angel ^-^

Von:  Ito-chan
2008-11-16T21:37:30+00:00 16.11.2008 22:37
Also...
Erstmal Hi und dann: Hi an deine drei Persönlichkeiten, die mich am Ende sehr unterhalten haben ^^
So und jetzt: Dramaqueen!
Ich bin begeistert, du hast Kyokos Gefühle hervorragend hinbekommen und Ren auch gut beschrieben (so am Ende, wo er dann mal wach war xD).
Ich bin vollauf begeistert und liebe die Stimmung.
Hut ab!
*verbeugt*
Sogar sehr gut gelöst, dass du das Ganze so aufgezogen hast ^^
Von:  Kyoko-Hizuri
2008-11-16T15:53:35+00:00 16.11.2008 16:53
man...^^
das war super ich war mittendrin fast am weinen^^
Rens Letzte Gedanken haben mir am bessten gefallen...*grins*
endlich können sie zusammen sein...*strahl*
weiter so
Kyo-Hizu

Von: abgemeldet
2008-11-16T15:35:37+00:00 16.11.2008 16:35
Wunderschön T//T
Richtig schön geschrieben. Hatte schon Tränen in den Augen. >//<
Einfach schön. Jetzt können beide zusammen glücklich werden.^^
Hoffe, dass du es doch noch schaffst was neues zuschreiben auch wenn es nur ein One-Shot is oder so.^^

MfG Umi-chan
Von:  Lioba
2008-11-16T14:57:32+00:00 16.11.2008 15:57
ich hab immer gedacht Lachen wäre die beste Medizin.
War echt schön, auch wenn es anfangs sehr traurig was.
bis die Tage Lia


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