Zum Inhalt der Seite

Wüstentochter

Der Weg einer Sklavin
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Buch III - Teil 4

Hallo, ja ich lebe noch! :D Also ich dahcte mir es hat jetzt lang genug gedauert und es wird endlich Zeit für ein neues Kapitel!

Ich hoffe ihr habt noch Interesse an der Geschichte :)

Nun denn genug der Vorrede und viel Spaß beim Lesen!!! :)

.

.

.

.

BUCH III - Teil 4

Zara sattelte Canaan mit kräftigeren Bewegungen, als normal. Doch sie war enttäuscht und ein wenig wütend darüber, dass sowohl Jarl, als auch Shaina versuchten sie von ihrem Entschluss nach Nutik zu gehen abbringen wollten. Zum einen verstand sie ihre Sorgen ja.

Vielleicht würde sie nicht besonders positiv in der Gesellschaft am Hofe aufgenommen werden, wo Intrigen und falsches Lächeln die Tagesordnung waren.

Und ja, sie würde unglaublich enttäuscht sein, wenn ihr Onkel nicht da war. Oder schlimmer - er sie gar nicht erkannte.

Aber sie wollte sich nicht später vorwerfen müssen, dass sie es nicht versucht hatte.

Doch anscheinend wollte Shaina vor allem das nicht verstehen. Immer wieder hatte sie gesagt, sie wolle sie beschützen. Zara glaubte es ihr auch und war dankbar dafür, doch auf der anderen Seite war sie inzwischen erwachsen und musste ihre eigenen Entscheidungen treffen können. Seufzend schob sie Canaan die Trense ins Maul.

Neben sich hörte sie Hufgetrappel auf dem Kies. Mäßig interessiert sah sie auf. Sie erkannte Aidaan, der auf Sheitan zu ihr geritten kam. Da lächelte sie zu ihm hinauf, als der große Rappe neben ihr zum stehen kam.
 

„Möchtest du ausreiten?“, fragte Aidaan und lächelte ebenfalls. Zara nickte. „Ja. Ich brauche das jetzt.“
 

Aidaan nickte, ging jedoch nicht weiter darauf ein. Er dachte sich schon, dass sie wieder mit Shaina und Jarl eine Diskussion gehabt hatte. Er verstand nicht wirklich, warum die beiden sich so extrem dagegen sträubten, dass Zara für den Sommer nach Nutik ging. Immerhin war sie ja nicht alleine. Sie konnte in seinem Haus wohnen und er würde für sie da sein.
 

Doch vielleicht war auch genau das das Problem. Er wusste es nicht. Doch er war überzeugt, dass die beiden ihre Gründe hatten für ihr Verhalten. Doch darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Er würde später nochmal mit ihnen darüber sprechen.

Nun wollte er gerne die freie Zeit genießen, die ihm blieb. Schon morgen musste er nach Nutik zurück und dort warteten viele Geschäfte auf ihn.

„Ist Begleitung erlaubt? Ich wollte auch gerade losreiten“, sagte er so unvermittelt zu Zara. Sie sah ihn überrascht an. Doch dann nickte sie. „Ähm, ja. Natürlich. Ich brauche nur noch einen Moment.“ Sie zog den Sattelgurt nach und schwang sich dann gekonnt in den Sattel der Stute.

Lächelnd sah sie zu ihm. „Fertig.“

Langsam ritten sie nebeneinander an den Ställen und dann an den Koppeln vorbei. Hier und da wurden sie von Knechten gegrüßt und ab und an wieherte ein Pferd, wenn sie vorbeiritten.

Schließlich erreichten sie den Wald, der sich hinter dem Herrenhaus befand. Unter den Bäumen herrschte trübes Licht, an das sich die Augen erst gewöhnen musste nach dem grellen Sonnenschein. Dafür war es angenehm kühl unter dem dichten grünen Dach.

„Soll ich mal versuchen mit Shaina und Jarl über deinen Aufenthalt in Nutik zu sprechen?“

Zara war von Aidaan Direktheit überrascht, doch sein Vorschlag gefiel ihr. Einen Fürsprecher konnte sie tatsächlich gebrauchen. Also nickte sie zustimmend. „Ja, sehr gerne. Ich weiß gar nicht, warum sie so dagegen sind. Ich verstehe es nicht.“

„Sie haben Angst, dass du verletzt wirst“, bemerkte Aidaan vorsichtig.

Zara zog missmutig die Stirn kraus. „Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen. Und das Risiko abwägen. Ich bin kein Kind mehr!“

„Nein, dass bist du wahrlich nicht mehr.“ Aidaan fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Nein, ein Kind war sie nicht mehr. Das wusste er ja schon seit einiger Zeit. Doch das sie es selber sagte machte das Ganze schwieriger. Er hatte sich schon gestern zurückhalten müssen sie nicht zu küssen, jetzt hatte er rein gar nichts mehr dagegen aufzubieten.

„Wenigstens einer, der das auch so sieht. Wenn ich Shaina und Jarl so höre, dann denke ich sie halten mich immer noch für 14 oder 15.“ Zara schob die Lippen vor. „Ich bin froh, dass sie sich um mich sorgen, aber ich muss wissen, was mit meinem Vater passiert ist.“

Aidaan nickte. „Vergiss es für jetzt. Wir reden nachher nochmal mit ihnen. Es wird sich alles klären.“

„Ich hoffe es“, sagte Zara leise, doch dann lächelte sie. Ja, er hatte Recht. Für den Moment wollte sie den Ärger vergessen. Darum war sie ja überhaupt zu den Ställen gegangen. Also lenkte sie Canaan aus dem Wald hinaus auf die frisch geernteten Stoppelfelder. Sie gab der Stute die Fersen und sofort sprengte die Stute über das Feld.

Zara genoss den Wind auf ihrem Gesicht und lehnte sich vor, damit die Stute noch schneller lief.

Neben ihr tauchte der mächtige, schwarze Kopf von Sheitan auf. Sie sah zu Aidaan und der grinste. Dann trieb er den Hengst weiter an, sodass er mit Leichtigkeit an der kleinen Stute vorbeizog. Zara lachte, als sie Sekunden später neben Aidaan am anderen Ende des Feldes zum stehen kam.

Es war eigentlich gar nicht so schlecht mit jemandem zusammen auszureiten. Das brachte Abwechslung, stellte Zara fest. Sie sah zu Aidaan, als sie langsam weiterritten.

Er sah nachdenklich aus. Eine Miene, die er oft zu Schau trug, überlegte Zara. Sein Leben am Hof, als Berater des Königs hatte ihn schnell erwachsen und ernst werden lassen. Schon damals, als sie ihn in Ascard House kennengelernt hatte, war er so gewesen. Damals hatte er auch viel älter gewirkt, als er war. Doch an diesem Tag wirkte er einmal nicht älter, als seine tatsächlichen 25 Sommer. Er sah entspannter aus, als Zara ihn je gesehen hatte.

„Was ist?“ Aidaan sah sie fragend an. Zara wurde etwas rot, um die Ohren. Sie musste ihn angestarrt haben, ohne, dass sie es gemerkt hätte. Doch nun schuldete sie ihm eine Erklärung. „Ich habe nur gedacht, dass du heute nicht so ernst wirkst wie sonst.“

„Tatsächlich? Nun, dass muss an dem Ausritt liegen. Ich bin früher gerne geritten, doch in den letzten Jahren hatte ich dazu keine Zeit. Alane brauchte mich, jemand dem er vertraute. Ich war damit voll eingespannt. Wir mussten beide früh den Ernst des Lebens erkennen. Seine Stellung an der Spitze des Landes hat uns das gelehrt. Er war noch sehr jung, als sein Vater starb und er König wurde. Darum hatte er auch viele Gegner, bevor er sich bewiesen hatte.“ Aidaan sah Zara offen an.

Die nickte. Sie kannte die Geschichte des Königs von Jarl, doch noch nie hatte sie Aidaan über ihn reden hören. Über den König, Alane, seinen Freund. Sie wusste, dass beide sich nah standen und zusammen auf der Akademie waren, doch sie hatte nicht geahnt, dass sie Freundschaft der Beiden so tief reichte.

„Wir hatten beide nur sehr wenig Zeit für uns selber. Aber das ist in Ordnung. Ich bin heute froh, wenn ich zurückblicke, dass ich Alane damals zur Seite stand. Er ist ein guter König für Lyras“, fuhr Aidaan fort und offenbarte Zara seine Gedanken. „Er wird auch die Arsghan und Nairi für sich gewinnen und damit diesen Krieg für sich entscheiden. Lyras wird nicht mit ihm untergehen.“

„Ist die Bedrohung wirklich so schlimm?“, fragte Zara, die bisher nicht gedacht hatte, dass das Ausmaß so verheerend sein würde, falls der Krieg nicht zu Lyras Gunsten ausfiel.

Aidaan nickte. „Sollten wir verlieren wird Lyras nicht mehr so existieren, wie wir es kennen. Seit 80 Jahren warten die Nyx darauf sich an unserem Königshaus zu rächen. So wird es jedenfalls erzählt, seit die einzige Tochter des Königs von Nyx einen Prinzen von Lyras heiratete und dann einfach spurlos verschwand nachdem sie einen Sohn zur Welt gebracht hat. Was aus ihr geworden ist weiß bis heute keiner. Ihr Vater jedenfalls schwor Rache, doch Leor, der inzwischen König war, lachte nur über seine Drohungen. Er schickte seine Soldaten und Nyx wurde vernichtend geschlagen. Er überließ sie sich selber und heute sind die Nyx wieder zu einem starken Volk geworden. Doch die Schmach, dass sie in nur zwei Schlachten von Leor besiegt worden waren, sitzt bis heute in den Gedanken der Menschen fest.“ Mit einem bedeutungsvollen Blick sah Aidaan Zara an. „Leor war Alanes Großvater.“

„Wie kann man denn Alane etwas nachtragen, was vor 80 Jahren passiert ist, als er nicht mal auf der Welt war?“ Zara runzelte die Stirn. „Das wäre so als...“ Sie brach ab und sah Aidaan an. Auffordernd sagte er: „Als ob was?“

„Als ob ich dich für etwas, dass dein Großvater getan hat verurteilen würde“, flüsterte sie und sah ihn an.

Aidaan schwieg eine Weile. „Und das tust du nicht?“

Zara schüttelte heftig den Kopf. „Wie könnte ich das?“

„Es geht. Ich habe es oft genug erlebt, dass ganze Familien für die Tat eines Einzelnen verurteilt wurden“, sagte er langsam und sah Zara eindringlich an. „Ich bin froh, dass du es nicht tust. Das würde ich nicht ertragen.“

Zara nickte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Dieser Blick mit dem Aidaan sie bedachte – sie konnte ihn nicht recht deuten. Er war intensiv und eindringlich. Warm und begehrlich. Sie hatte das Gefühl er könnte bis in ihre Seele sehen und sie wärmen. Doch auf der anderen Seite hatte er sie noch nie mit diesem Blick angesehen, der Begehren ausdrückte.

Sie wollte nicht darüber nachdenken. Es war das was sie fürchtete. Begehren. Bisher hatte es ihr nur Unglück gebracht, wenn ein Mann sie wollte. Sie wollte nicht, dass es mit Aidaan auch so war. Denn es gab einen Unterschied: für ihn empfand sie etwas. Sie konnte nicht zulassen, dass ihre Angst alles zerstörte.

Sie brauchte Abstand. Und doch wollte sie ihm nah sein. Der Ausritt sollte nicht so schnell enden. Sie wollte ihn noch etwas für sich allein.

Kurz schlich sich eine Stimme in ihren Kopf. „Wenn er dich auch benutzt?“

Doch Zara schüttelte den Kopf. Nein. Er hatte schon bewiesen, dass er nicht so war. Er hätte hunderte von Gelegenheiten gehabt sich ihr auf diese Weise zu nähern, doch das hatte er nie. Sie vertraute ihm.

Bedingungslos. Die Erkenntnis erstaunte sie, doch sie war auch beruhigend.

Sie sah sich um. Sie waren in einem großen Bogen zurück zum Wald geritten. Neben ihnen plätscherte der Bach, der über das Anwesen lief. Es war eine ihrer Lieblingsorte auf den Ländereien von High Hilll. Sie hatte schon stundenlang am Bach gesessen und ihren Gedanken nachgehangen.

Unvermittelt sagte sie: „Wollen wir nicht unsere Pferde etwas trinken und grasen lassen?“

„Warum nicht?“ Aidaan folgte Zara hinunter zum Bach. Zielstrebig lenkte sie Canaan auf den Bach zu. Die Stute kannte die Stelle und ging willig ins Wasser. Sie wateten ein Stück den Bauchlauf entlang bis eine Stelle am Ufer kam, an der sie die Böschung wieder hoch konnten. Sie standen nun auf der anderen Seite des Bachs auf einer blühenden Wiese. Wildblumen und Gräser wuchsen hier kniehoch. Zara stieg ab und knotete Canaans Zügel am Sattelhorn zusammen. Aidaan tat es ihr nach und sie ließen die Pferde laufen

„Gehen wir ein Stück?“, fragte Aidaan und Zara nickte. Sie raffte ihre Röcke und ging neben ihm über die Wiese. Zara war schweigsam und Aidaan fragte schließlich: „Warum so still?“

„Ich weiß nicht“, wich Zara aus. Sie wollte ihm kaum erzählen, dass sich ihre Gedanken, um ihn drehten.

Aidaan beließ es jedoch nicht bei ihrer Antwort. Er blieb stehen und nahm sie vorsichtig an den Schultern.

„Ist es, weil wir auf meinen Großvater zusprechen gekommen sind? Auf das was er dir angetan hat? Oder ist es wegen gestern? Weil Raiden dir das auch antun wollte?“

„Woher weißt du, was er getan hat?“, flüsterte Zara und sah Aidaan mit großen Augen an. Sie hatte es nie jemandem erzählt, was in Ascard House passiert war. Sie hatte sich immer dafür geschämt. Und Aidaan war der Letzte der es erfahren sollte. „Warum weißt du es?“

„Shaina hat es mir vor langer Zeit einmal erzählt. Es war auf dem Schiff nach Foryn“, sagte Aidaan langsam. Er merkte, dass es ihr nicht gefiel, dass er Bescheid wusste. Doch er wollte ihr die Wahrheit auch nicht verschweigen.

Zara selber fühlte sich mehr als unwohl. Sie hatte gedacht, dass niemand es wusste außer Shaina. Sie kam sich schutzlos vor. Aidaan kannte ihr schrecklichstes Geheimnis.

Aidaan sah ihren inneren Konflikt und hob ihr Kinn an, damit er sie ansehen konnte. „Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht in diese Situation bringen. Ich war nur besorgt, um dich. Shaina hat recht. Du bist ein besonderer Mensch und ich habe dich gern, Zara.“

Er wunderte sich, wie leicht ihm dieses Geständnis plötzlich über die Lippen kam, als er ihr Ungemach sah. Er strich ihr eine verirrte Strähne hinters Ohr und fuhr mit seinen Fingern von dort zu ihren Lippen. Das Verlangen sie zu küssen wurde übermächtig und schließlich neigte er sich ihr langsam zu. Zara stand da und sah ihn an mit einem Ausdruck in den Augen, den er nur als erwartungsvoll bezeichnen konnte.

Als er sie küsste, schloss Zara die Augen. Seine Lippen waren warm und weich. Sie hatte das Gefühl ihre Beine würden jeden Moment wegknicken, so fühlten sie sich an. Darum hielt sie sich an Aidaans Hemd fest und erwiderte seinen Kuss. Sie war sich sicher, dass sie jeden Moment fliegen konnte, so wunderbar fühlte es sich in seinen Armen an. Alle Angst und Scham war fort. Sie konnte nur noch an dieses wunderbare Gefühl denken, dass er ihr gab. An die Wärme und Zuneigung, die er vermittelte.

Als er sich von ihr löste, lächelte Zara Aidaan an.

Doch dann fühlte sie sich so schutzlos, wie zuvor. Leise sagte sie: „Wie kannst du mich gern haben und wollen, nach alldem?“

„Wie kann ich dich nicht gern haben? Es ist kein Makel, was dir passiert ist. Es ist nicht deine Schuld. Du bist immer noch eine wunderbare Frau“, flüsterte er und nahm sie in den Arm. „Und von nun an werde ich dich beschützen.“

Zara versuchte ihm zu glauben. Sie hielt sich an seinen Worten fest, doch es war nicht leicht. Noch immer schlichen die Zweifel in ihr umher.

Es würde lange dauern, bis die Wunden verheilt waren. Und die Narben würden für immer da sein, wurde ihr klar, als er sie in seinen Armen hielt.

Sie wusste nicht mehr, wie lange sie so gestanden hatten bis Aidaan sie ein Stück von sich schob. „Wir sollten zurückreiten. Es wird spät.“

Zustimmend nickte Zara und sie machten sich auf den Weg zum Haus. Dort angekommen wurden sie bereits erwartet. Wren stand vor Sheitans Stall und pfiff vor sich hin.

Als er sie zusammen sah, verdunkelten sich seine Augen und ein schmerzlicher Ausdruck trat in sein Gesicht. Doch er fing sich schnell wieder und verneigte sich vor seinem Herrn.

„Bayan, die Herrin hat mich geschickt, um euch zu sagen, dass das Abendessen bald soweit ist. Zara und ihr sollt euch doch bitte beeilen“, sagte er pflichtbewusst. Sein Blick streifte Zara einen Moment länger, als nötig, doch dann nahm er beide Pferde am Zügel. „Ich kümmere mich um die Pferde.“

„Danke, Wren. Nimm dir den Abend frei und geh ins Dorf. Ich brauche deine Dienste heute nicht mehr“, sagte Aidaan. Er hatte Wrens Blick gesehen. Noch immer schien er Gefühle für Zara zu haben. Er musste sehr enttäuscht sein. Ein Abend mit seinen Freunden im Dorf würde ihm gut tun.

Wren lächelte kurz und verneigte sich dann noch einmal. „Danke, Bayan.“ Dann führte er die Pferde weg.

Aidaan reichte Zara seinen Arm und sie gingen ins Haus. Sofort eilte Miram herbei. Eilig knickste sie vor Aidaan, bevor sie Zara mit sich zog. „Biya, komm. Dein Bad ist schon eingelassen.“

Zara folgte ihr. „Was ist denn los? Warum die Eile?“

„Du kennst doch die Herrin. Sie möchte, dass du pünktlich beim Abendessen bist. Es scheint etwas zu geben, dass der Bayan und sie zu sagen haben, denke ich“, sagte Miram und schloss die Tür zum Bad hinter ihnen. Sie holte neue Kleider, während Zara sich schon in die Wanne begab und sich ordentlich wusch. Nachdenklich spülte sie den Schaum aus ihren Haaren. Was hatte Shaina und Jarl zu sagen, dass so wichtig war?

Das letzte Mal, dass sie so von Miram im Foyer erwartet worden war hatten sie ihr mitgeteilt, dass Shaina ihr zweites Kind erwartete. „Gott Gütiger. Das wird es doch wohl nicht sein.“ Sie dachte an Kitanas Geburt.

Eigentlich hatte sie gehofft, dass das nicht mehr in naher Zukunft passieren würde. Dann musste sie sich keine Sorgen, um Shaina machen. Doch sie und Jarl wollten eine große Familie...darum war es gar nicht so unwahrscheinlich, das sie tatsächlich wieder guter Hoffnung war.

Als Zara den Speiseraum betrat, waren sowohl Shaina, Jarl, als auch Aidaan bereits dort. Sie setzte sich an ihren Platz und sah fragend in die Runde. Doch Shaina schien es nicht eilig zu haben die Neuigkeiten mitzuteilen, denn sie ließ in Ruhe das Essen auf tragen. Sie fragte Jarl nach seinem Tag, Zara nach dem Ausritt, Aidaan nach seinen Plänen für die nächste Zeit. Als der Nachtisch serviert wurde hatte Zara genug.

„Shaina, was ist los? Immer, wenn du mich derart schnell am Esstisch sehen willst hast du etwas zu sagen. Etwas wichtiges.“

„Ja, dass ist wohl in der Tat so.“ Sie seufzt. „So auch heute.“

„Was ist denn los, Liebling?“, fragte Jarl und nahm ihre Hand. Zara las in seinem Gesicht, dass er die selben Überlegungen anstellte, wie sie zuvor im Badezimmer.

„Jaen Korin war heute hier. Er wollte mit Zara sprechen, doch als sie nicht aufzufinden war trug er mir sein Anliegen vor.“ Shaina sah Zara an und lächelte. „Er will dich zur Frau nehmen.“

Mit einem Klirren landete Zaras Löffel auf dem Boden. „Er will mich heiraten?“

„Ja, dass hat er gesagt. Sein Vater sei auch einverstanden“, erzählte Shaina, während Zara ihren Löffel wieder aufhob und ihn auf den Tisch legte.

Dann sah sie Shaina wieder an. Sie war verwirrt. Sie hatte kaum je ein Wort mit Jaen gewechselt. „Warum?“

„Das habe ich ihn auch gefragt. Er sagte du seist das schönste Mädchen, dass er kennt und das er dich äußerst liebreizend findet.“ Shaian versuchte jegliche Wertung aus ihren Worten zu verbannen. Es war allein Zaras Entscheidung, ob ihr das reichte. Doch die schwieg.

Es war Jarl der fragte: „Möchtest du Jaen denn zum Mann haben, Zara?“

Zara sah ihn an. Aidaan hielt die Luft an, während er auf ihre Antwort wartete.

Dann schüttelte Zara den Kopf. „Ich kenne ihn überhaupt nicht.“

„Nun das ist eigentlich kein Argument in höher gestellten Familie“, scherzte Shaina, doch sie war erleichtert über Zaras Entscheidung. Sie hatte das Gefühl, dass Zara niemals mit Jaen hätte glücklich werden können, auch wenn sie es versucht hätte. Jaen Korin war Zara und ihrer Vergangenheit nicht gewachsen.

Jarl räusperte sich. „Nun da der erste Antrag ins Haus kommt, denke ich müssen wir“, er sah Shaina an. „Wirklich einsehen, dass du erwachsen bist. Darum frage ich dich jetzt, ob du möchtest, dass wir einen passenden Bräutigam für dich suchen. So, wie es Brauch ist.“ Er räusperte sich wieder und warf einen kurzen Blick zu Aidaan. Er kannte seinen Freund. Und der hatte im Moment nicht die Absicht in nächster Zukunft zu heiraten. Zara dagegen hatte schon öfter erwähnt, dass sie in den Kleidern ihres Volkes heiraten wollte und eine eigene Familie haben wollte. Nun war sie 18 Sommer. Alt genug, um eine Ehe zu schließen. Er als Familienoberhaupt hatte nun eigentlich dafür zu sorgen, dass sie einen passenden Ehemann für sie fanden.

„Ich weiß nicht“, stammelte Zara. Und sie wusste es tatsächlich nicht. Natürlich wollte sie eine Familie gründen, wie andere Mädchen ihres Alters. Doch wer würde sie heiraten mit ihrem Makel? Und was war mit Aidaan? Sie konnte ihn nicht einfach vergessen. Jetzt noch weniger, als zuvor. Doch er griff nicht ein, um ihr zu helfen. Er saß da und sah sie stumm an. Diese Entscheidung musste sie selber treffen.

„Du musst das nicht sofort entscheiden, Schwester“, sagte Shaina sanft und lächelte ihr zu. „Nimm dir etwas Zeit es zu überdenken.“

Zara nickte. Sie hatte eine Idee. „Ja, dass werde ich. Wenn ich aus Nutik von den Versammlungen zurückkehre, dann werde ich euch meine Antwort geben.“

„Du willst noch immer gehen?“, fragte Shaina sie und sah aus, als ob sie ihre Traurigkeit zurückhalten musste. Doch Zara nickte. „Ich muss. Ich muss versucht haben das Schicksal meines Vaters zu erfahren.“

„Ich weiß.“ Shainas plötzliche Einsicht überraschte Zara. Erst später in ihrem Zimmer erfuhr sie den Grund für dies Einsehen kam.

Shaina stand hinter ihr und bürstete ihre Haare, etwas das sie schon lange nicht mehr getan hatte. Ganz unvermittelt sagte sie dann: „Bitte versprich mir, dass du zurückkommst.“

Doch Zara wusste sogleich, was sie meinte.

„Warum sollte ich nicht zurückkommen?“ Sie war dennoch verdutzt.

Doch Shaina hatte Recht, wurde ihr klar. Was war, wenn sie erfuhr, dass ihr Vater noch lebte? Würde sie ihn dann suchen? Von diesem Blickwinkel aus hatte sie es nie gesehen. Nun verstand sie auch Shainas vehemente Ablehnung der Reise. Sie hatte nur Angst, dass sie sich nie wiedersehen würden.

Zara drehte sich um und griff nach Shainas Hand. „Natürlich komme ich zurück. Egal, was passiert, uns wird für immer ein festes Band vereinen, denn du bist meine Seelenschwester.“

„Es ist gut, dass du das auch so siehst.“ Shaina drückte ihre Hand und lächelte. „Dann geh mit meinem Segen nach Nutik. Ich wünsche dir, dass du etwas über den Verbleib deines Vaters erfährst.“

„Danke, Shaina.“ Zara strahlte. Jetzt konnte sie ohne Sorgen nach Nutik gehen und ihren Onkel suchen. Und sie fühlte, dass sie in Nutik etwas über ihren Vater erfahren würde.

Doch es gab noch etwas, dass sie beschäftigte: das was auf der Wiese passiert war. Sie musste es Shaina einfach erzählen. Shaina hatte bestimmt Rat für sie. Denn selber wusste Zara im Moment nicht, was sie davon halten sollte.

Als Shaina die Bürste hinlegte, sagte sie ganz direkt: „Ich war mit Aidaan ausreiten. Er hat mich geküsst.“

„Tatsächlich?“ Shaina zog ihre Augenbrauen hoch. „Wie ist es dazu gekommen?“

„Ich weiß nicht. Wir haben uns unterhalten und dann sind wir auf der Wiese spazieren gegangen. Er wusste, was sein Großvater getan hat und er sagte, er hätte mich dennoch gern. Und dann ist einfach passiert.“ Zara sah unglücklich aus.

Shaina setzte sich neben sie. „Wolltest du nicht, dass er dich küsst?“

„Doch. Aber er hat nichts mehr gesagt oder getan. Nicht einmal, als du von dem Antrag erzählt hast. Jetzt weiß ich nicht weiter. Was, wenn er das alles gar nicht ernst nimmt?“, sagte Zara mit seichter Verzweiflung in ihrer Stimme. In ihren Ohren hörte sie sich albern an, doch es war das was sie fühlte. Was war, wenn er es nicht ernst meinte?

Shaina seufzte. „Ich kann dir da auch nicht mehr sagen. Du musst auf das hören, was dein Herz dir sagt, auf das was du willst.“ Sie hielt inne. Mit einem Lächeln sagte sie: „Weißt du, für eine Frau ist es in diesem Land keine Schande die Geliebte eines Edelmannes zu sein. Schon gar nicht, wenn er Aidaans Rang hat. Ich war es jahrelang. Und sieh was daraus geworden ist. Wenn es das ist, was du willst, was du ertragen kannst, werden weder Jarl noch ich etwas dagegen sagen. Denn ich weiß inzwischen, dass Aidaan sich noch nicht mit Gedanken an Ehe trägt. Er wird es eines Tages, ja das sicher, doch noch nicht heute, dass musst du ganz klar sehen.“

„Märchen werden nicht oft wahr“, stellte Zara nach einiger Zeit fest. „Wenn ich realistisch bin, werde ich keinen passenden Ehemann finde, solange ich noch Gefühle für Aidaan hege. Bleibt dann nicht nur auf ihn warten und solange nur seine Geliebte sein?“

„Nun, wenn du es so auslegst, ja. Doch, wenn du dich anders entscheidest, können Jarl und ich immer noch nach einem passenden Mann für dich suchen“, sagte Shaina, doch sie spürte, dass Zara dieses Angebot nie in Anspruch nehmen würde. Selbst, wenn Aidaan sie nie heiraten würde, würde sie an seiner Seite bleiben, wenn sie sich erst für ihn entschieden hatte.

Dennoch nickte sie. „Ja, natürlich.“ Dann sah sie nachdenklich in den Spiegel. „Ich kann auch keine Geliebte werden. Was soll ich tun, wenn er das Bett mit mir teilen will?“

„Das würde er auch, wenn du ihn heiratest“, sagte Shaina und streichelte Zaras Schopf. „Außerdem kann das auch sehr schön sein, wenn man der anderen Person zugetan ist.“

Zara sah ihre Freundin skeptisch an. „Wie kann etwas schön sein, dass so schrecklich schmerzt?“

„Es ist nicht immer schmerzhaft. Wenn man es öfter tut, dann wird es besser. Natürlich nur, wenn man selber es will“, sagte Shaina langsam. Als Zara sie noch immer mit diesem skeptischen Blick ansah, lächelte sie. „So war es bei mir jedenfalls. Mit der Zeit wird es immer besser.“

Zara schwieg lange Zeit danach. Stumm sah sie auf ihre Hände, die sie auf ihrem Schoß gefaltet hatte. Vielleicht hatte Shaina recht, aber noch wollte sie es nicht bewiesen bekommen. Sie wusste nicht einmal, was sie von Aidaan überhaupt erwarten konnte. Vielleicht interessierte sie ihn nicht mehr, wenn sie erst in der Hauptstadt waren. Sie würde es herausfinden, wenn sie in seinem Haus leben würde.

.

.

.

.

Und was sagt ihr? Wie hat es euch gefallen?

Das Ende finde ich selber jetzt nicht sooo gut, aber na ja ;)

Bis zum nächsten Mal! Das hoffentlich schneller geht ;)
 

Liebe Grüße

suzame



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Regenbogenseele
2012-06-25T14:24:06+00:00 25.06.2012 16:24
lalalala
das ist toll
das ist großartig
einen Moment dachte ich ja sie nimmt den Antrag an. Das war echt ein Schock. Das kannst du doch nicht machen.
Aber zum Glück hat sie nein gesagt.
Das hat mich erleichtert
deine Geschichte ist super und umwerfend. Ich hoffe es kommen noch viele Kapitel.
Es ist einfach nur schön das zu lesen
Von:  Thuja
2012-05-15T21:45:46+00:00 15.05.2012 23:45
*jubel*
*freu*
Du ahnst es schon. Ich liebe es. Ich lese so gerne bei dir. Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Und auch wenn ich es schon kenne, habe ich es nochmal gelesen.
Mich hatte der Heiratantrag übrigens auch geschockt und ich war froh, dass sie ihn abgelehnt hat.
Zara soll einen Mann kriegen, der sie liebt und versteht
Zara soll Aidaan kriegen !!!
Von:  blechdosenfee
2012-05-07T05:16:39+00:00 07.05.2012 07:16
Ah, es geht weiter. ... Sehr interessant, die erste Annäherung zwischen den Beiden ist deutlich zu erkennen. Ich finde das Ende gar nicht so schlimm. Du beschreibst die Ängste, die in Zara langsam aufkeimen und auch ihre Zweifel und ich bin der Meinung, dass du das gar nicht so schlecht machst.
Viel mehr war ich jetzt über den Heiratsantrag geschockt und wie Shaina und ihr Mann reagiert haben. Am Ende hat Shaina zwar eingelenkt, mit der Aussage: Jeder Zeit einen passenden Ehemann für Zara zu suchen, sobald sie sich entschieden hat. Aber trotzdem hatte ich das Gefühl, die beiden hätten sich gefreut, wenn Zara gesagt hätte: Wirklich! Super. (So in der Art)

Ich bin mal gespannt, wie Aidaan im nächsten Kapitel reagiert und ob Zara ihren Onkel trifft und somit das Schicksal ihres Vaters erfährt.

Gruß K.


Zurück