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Wüstentochter

Der Weg einer Sklavin
von

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Buch II - Teil 1

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«⌘Buch II – Teil 1⌘»
 

„Lass uns eine Rast einlegen. Im Osten zieht ein schweres Gewitter auf, Aidaan!“ Jarl wies mit ausgestrecktem Arm auf die dunklen Wolken, die über den Horizont zogen.

Aidaan sah seinen Freund an. „Seit Wochen liegst du mir in den Ohren, wie sollten endlich zurück nach Ascardia reiten und jetzt, so kurz vorm Ziel willst du noch eine extra Rast einlegen? Vermisst du deine Frau denn gar nicht? Was wird sie wohl dazu sagen?“ Er sah seinen Freund mit einem Grinsen an, dass nur wenige zu sehen bekamen, die dem schwarzhaarigen Mann begegneten.

Jarl erwiderte das Grinsen. „Meine Frau wird sich noch einen Tag gedulden müssen und mich voller Sehnsucht erwarten.“

Aidaan nickte zustimmend und gab das Zeichen zur Rast. Schnell fanden sie einen Platz auf einer Lichtung und es wurde ein Unterstand aufgebaut. Sie sattelten ihre müden Pferde ab, während ein heißer Wind über die Lichtung fegte und den Sturm ankündigte, den sie bereits in der Ferne ausgemacht hatten. Sie hatten gerade alles soweit für das Nachtlager vorbereitet und das Gepäck in Sicherheit gebracht als mit einem lauten Donnergrollen die ersten Blitze über den Himmel zuckten und der Regen auf sie herunter stürzte. Aidaan rief seine Männer in den Unterstand und sie ließen sich gemeinsam auf den Fellen und Decken nieder, die am Boden lagen.

„Wie es aussieht werden wir eine Weile hier festsitzen. Ich schlage vor wir nutzen die Gelegenheit und nehmen unser Abendmahl ein, mein Freund“, sagte Jarl und machte sich sogleich daran eine der Provianttaschen zu durchsuchen. Er förderte Brot, Käse und Früchte ans Tageslicht und hungrig griffen die Männer zu. Als sie ihren Hunger gestillt hatten saßen sie in der Runde und ein älterer Krieger gab eine Geschichte zum Besten in der er und seine Männer einmal mitten in der großen Wüste von einem Regensturm überrascht worden waren. „Fast wären wir damals alle ersoffen, wenn wir nicht diese Felsen erreicht hätten. Und das in der verdammten Nairi-Wüste. Und als wir am nächsten Morgen erwachten hatte sich die Wüste wie durch ein Wunder über Nacht in eine blühende Ebene verwandelt. So etwas hab ich nie mehr in meinen vielen Jahren gesehn, dass kann ich euch sagen.“ Er schüttelte den Kopf und zog an seiner Pfeife. „Und dann sind da noch die Nairi-Frauen. Als die Sonne aufging kamen sie und ritten wie Männer über die weiten Flächen und sammelten die ganzen Blumen ein. Es war auch das Einzige Mal, dass wir diese Weiber ohne ihre Schleier und dichten Gewänder sahen.“

Ein jüngerer Mann sah ihn mit einem an. „Und sind diese Weiber tatsächlich so schön wie man ihnen nachsagt? Mit honigfarbener Haut und nachtdunklen Haaren?“

Bedächtig nickte der ältere Krieger. „Sie sind es. Und sie sind so wild, wie das Land ihrer Ahnen. Du würdest dir nur die Finger an ihnen verbrennen, Junge.“

Der Gemeinte zog erbost die Augenbrauen zusammen, während seine Kameraden ihm lachend auf den Rücken schlugen.

Jarl grinste über die Scherze der Männer, während Aidaan über einer Karte lehnte und eine Wegstrecke berechnete. Jarl beobachte ihn kurz, bis Aidaan auf sah und ihm seine Ergebnisse mitteilte. „Es wird eine Reise von zwei Wochen sein, wenn wir mit Gefolge reisen.“

Jarl nickte. „Und ohne, was meinst du? Eine gute Woche?“

Aidaan nickte zustimmend und faltet die Karte zusammen.

„Dann vergiss die Diener, die du mitnehmen wolltest. Wir rekrutieren dort neue. Außerdem wird das Haus doch in Stand gehalten. Es wird also jemand dort sein, der sich schon bestens auskennt“, schlug Jarl vor und Aidaan nickte langsam. Dann sah er Jarl an. „Und deine Frau? Was ist mit ihr?“

Jarl winkte ab. „Shaina schafft das schon. Sie war bisher selber eine Dienerin. Ihre Ansprüche werden nicht die einer Herrin sein für diese Reise.“ Er lächelte kurz als er an Shaina dachte. Wenn sie erst dort wären, würde er ihr alles geben was sie sich wünschte. Sie würde leben wie eine große Dame und er konnte ihr endlich das geben, was sie verdiente.

„Wie du meinst. Dann werden nur sie und vielleicht eine Köchin und ein oder zwei Stallburschen mitkommen, die sich um die Pferde kümmert, die wir mitnehmen“, entschied Aidaan und sein Freund nickte. Sie setzten sich wieder zu den Männern ans Feuer und ließen sich Wein einschenken.

„Übermorgen werden wir in Ascardia sein.“ Jarl prostete allen zu und nahm zufrieden einen tiefen Schluck aus seinem Becher.
 


 

Die Sonne ging auf, als Shaina Zara sacht an der Schulter rüttelte. Müde schlug diese die Augen auf.

„Wir müssen aufstehen. Es muss noch viel vorbereitet werden bevor der junge Herr eintrifft.“ Sie lächelte und Zara nickte und stand auf. Sie ignorierte das Ziehen auf ihrem Rücken und kleidete sich an, während Shaina ihre Haare zusammenband. Als sie fertig war trat sie hinüber und band auch Zaras Haare zu einem Zopf, den sie im Nacken hochsteckte, damit er nicht über ihren Rücken strich.

Gemeinsam gingen sie in die Küche, die Versammlungsort für alle Bediensteten war. Marian verteilte bereits Aufgaben und eilig huschte einer nach dem anderen wieder hinaus. Als sie bei Shaina und Zara stehen blieb lächelte sie der Jüngeren kurz zu und schickte sie in den Ostflügel, indem die Zimmer für die jungen Männer bereitet werden mussten.

Etwas unwohl folgte Zara Shaina, die mit großen Schritten vorauseilte. Als sie etwas hinter ihr zurückblieb sah Shaina sich um. Sie öffnete den Mund um etwas zu fragen, schloss ihn jedoch wieder und runzelte die Stirn. „Der Herr ist heute in Ascardia. Er wird nicht vor dem Abend zurückkehren.“

Erleichtert beschleunigte Zara ihre Schritte wieder und folgte Shaina durch eine der großen hölzernen Türen. „Dies ist das Gemach des jungen Herrn, Aidaan.“

Sie zogen die seidenen Gardinen vor den großen Fenstern fort und befreiten Tische, Stühle und Kommoden von den weißen Tüchern, die sie vor Staub und Schmutz schützten. Die wertvollen Persanteppiche mussten ausgeschüttelt werden und das Bett frisch gemacht. Als Shaina an einer Kordel zog, fielen dünne Chiffontücher von der Decke bis auf den Fußboden und trennten den Raum in verschiedene Teile.

Erstaunt stellte Zara fest, dass es nun aussah, wie in den luxuriösen Stadthäusern Nairi-Fürsten, die die Herrscher ihrer Heimat waren. Wie oft hatte sie ihren Vater in die Städte begleitet und war in den Palästen gewesen, die aus Sandstein gehauen über die einfachen Häuser ragten. Wie oft hatte sie fasziniert alles in sich aufgesogen, was sie dort gesehen hatte. Dieses Zimmer gab ihr endlich das Gefühl gar nicht so weit von zu hause wegzusein.

Mit einem Lächeln folgte sie Shaina, um Jarls Zimmer herzurichten.

Spät in dieser Nacht fielen die Frauen müde ins Bett und schließen fest ein.
 


 

„Wir brechen auf!“ Aidaans dunkle Stimme schallte über die Lichtung und die Männer stiegen auf ihre Pferde. In einem schnellen Trab ritten sie von der Lichtung zurück auf die Landstraße.

Sie passierten eine Gruppe Bauern, die ihnen schnell aus dem Weg ging und sich tief vor den Herren verneigte. Ohne sie weiter zu beachten passierten die Reiter die Brücke über den Ascard und preschten in Richtung Ascardia davon.

Sie ritten scharf, um ihr Ziel zu erreichen und nach einer guten Stunde verließen sie den Wald, den sie soeben durchquert hatten und die Felder von Ascard House tauchten vor ihnen auf. In diesem Sommer waren die Knechte schon fertig mit der Ernte und nur noch Maisfelder wiegten sich im leichten Sommerwind, während die Sonne hoch am Himmel stand.

Aidaan und seine Männer trieben ihre Pferde in den Galopp und nach wenigen Minuten tauchte auch Ascard House vor ihnen auf. Wie eine helle Festung lag das Anwesen da, umgeben von der hohen weiß getünchten Mauer. Heimat, aber nicht zu Hause.

Aidaan hob die Hand und sie ritten auf direktem Wege auf das weit geöffnete Tor zu. Sie sprengten in den Hof und brachten ihre Pferde mit rutschenden Hufen vor dem Stellgebäude schließlich zum Stehen.

Aidaan gab einem Stalljungen mit Sommersprossen einen Wink und sogleich übernahm er das nachtschwarze Ross von seinem Herrn. Aidaan ging währenddessen mit festen Schritten auf das Haupthaus zu und entledigte sich seiner Handschuhe. Ein kurzer Blick nach rechts sagte ihm, dass Jarl an seiner Seite das Gleiche tat. Gemeinsam traten sie vor Belor Loki, der bereits mit einem Lächeln auf sie wartete.

„Aidaan, Jarl, wie schön euch zu sehen.“ Er umarmte jeden von ihnen mit der von allen erwarteten, höflichen Umarmung, die unter Familie und guten Freunden üblich war. „Richtige Männer seid ihr geworden. Wie ihr gerade in den Hof gesprengt sein. Sehr beeindruckend.“ Er lächelte wieder sein Lächeln, doch seine Augen blieben leer.

„Danke, Großvater.“ Aidaan nickte ihm zu, bemühte sich jedoch nicht um ein Lächeln. Belor Loki nickte ihm seinerseits zu und wies auf die offene Haustür. „Ihr seid bestimmt erschöpft von der Reise. Ich werde dafür sorgen, dass man euch ein Bad herrichtet. Danach würde ich es begrüßen, wenn ihr mir zum Abendessen Gesellschaft leisten würdet. Es muss gefeiert werden, dass ihr hier seid.“

Aidaan nickte und Belor Loki sah zu Jarl. Der bemerkte es jedoch nicht. Seine Augen hingen an Shaina, die am Torbogen zum Gemüsegarten stand, einen Korb aus geflochtenem Schliff auf der Hüfte und mit einem glücklichen Lächeln auf den vollen Lippen. Er wollte zu ihr gehen, als er Aidaans Hand auf der Schulter spürte und seine Stimme hörte: „Jarl, du wirst auch gerne an dem Abendessen heute teilnehmen, nicht wahr?“

„Wie?“ Jarl löste seine Augen von Shaina und sah zu Aidaan und seinem Großvater, die ihn erwartungsvoll ansahen. „Natürlich, werde ich da sein.“

„Sehr schön.“ Er schnippte mit den Fingern und zwei Jungen kamen herbei. „Sie werden für eure Bäder sorgen und frische Gewandung.“ Mit diesen Worten verschwand Belor Loki im Haus, jedoch nicht ohne einen Blick dorthin zuwerfen, wo Shaina eben gestanden hatte. Ein unwilliger Ausdruck lag auf seinem Gesicht, als er niemanden sah.

Kaum war er verschwunden tauchte Shaina wieder im Hof auf, neben sich ein junges Mädchen, dass ebenfalls einen Korb auf der Hüfte trug. Sogleich eilte Jarl zu Shaina und wollte ihr den Korb abnehmen, was sie vehement verneinte. Er nickte und gab ihr stattdessen einen Kuss.

Er warf einen Blick auf die Schwarzhaarige neben Shaina. Sie hatte den Blick gesengt und war zwei Schritte zurück getreten, um ihnen etwas Privatsphäre zu geben. Er nickte zufrieden und strich Shaina über die Wange.

„Ich habe dich vermisst“, sagte sie und lächelte. Er gab ihr das Lächeln zurück: „Ich dich auch.“

Er hörte, wie Aidaan sich hinter ihm räusperte. Auch wenn er sie außerhalb von Ascardia vorbehaltlos als seine Frau akzeptierte, hatten sie vor vielen Jahren die Vereinbarung getroffen, dass sie hier nur eine seiner Geliebten war. Zu ihrem eigenen Schutz. Belor Loki hätte nie geduldet, dass einer seiner Schützlinge eine Frau von solch niederer Geburt zur Frau nahm.

Jarl seufzte. „Komm nachher zu mir.“ Shaina nickte und er gab ihr einen flüchtigen Kuss bevor er zurück zu Aidaan ging und sie im Haus verschwanden.

Mit einem Lächeln drehte Shaina sich zu Zara um. „Komm, wir müssen das schnell reinbringen.“

In der Küche standen Rauchschwaden und es herrschte wieder eiliges Treiben.

„Na hast du deinen Prinzen schon gesehen?“, fragte Amina Shaina, als die eintrat und sie nickte. „Und du deinen Bettgefährten?“ Das Grinsen auf ihrem Gesicht übertrug sich auf Aminas Züge. „Nein noch nicht, aber ich bin eingeteilt die Herrschaften zu bedienen.“

Marian trat sie. „Hier wird nicht gequatscht heute. Amina, geh mit Kala, Mahina und Zara in die Waschräume und zieht euch ordentlich an.“

Aminas Gesichtszüge entgleisten kurz. „Kala?“

„Ja, Kala. Jetzt beweg dich und lass mal deine Feindschaft ruhen“, orderte Marian an und schob Amina zur Tür. Zara sah die ältere Frau an. „Geh du mal mit ihr. Und pass auf, dass sie und Kala sich nicht die Augen auskratzen!“ Sie drehte sich um und murmelte noch: „Diese beiden bringen mich noch mal ins Grab und alles nur wegen den Männern.“

Shaina grinste über Marians Worte und nickte Zara aufmunternd zu. Stumm folgte sie Amina aus der Küche. Die starrte düster vor sich her und stapfte durch die Halle.

„Warum denn Kala? Diese dumme...Arrg!“

Zara holte Amina ein und fragte: „Was hast du gegen Kala?“

„Sie ist ein Flittchen! Immer versucht sie mir das Leben schwer zumachen. Und mit ihren blonden Locken wickelt sie einfach alle um den Finger!“ Amina sah inzwischen beleidigt aus und Zara wartete nur darauf, dass sie wie ein Kind trotzig mit dem Fuß aufstampfte. Doch sie schien sich im letzten Moment zu beherrschen und straffte ihre Schultern. Hoch erhobenen Hauptes setzte sie dann ihren Weg fort: „Komm, Zara, wir müssen gehen!“

Als sie zu Kala und Mahina traten verstand Zara, warum Amina so offensichtlich eifersüchtig war. Kala fiel völlig aus dem Rahmen. Im Vergleich zu ihnen hatte sie goldene Locken, silbergraue Augen und eine elfenbeinfarbene Haut. Mahina, Amina und sie selber waren dunkelhaarig und mit Ausnahme von ihr selber auch mit dunklen Augen ausgestattet worden. Sie alle glichen sich und Kala stach hervor – und sie wusste es.

Sie sah nur kurz auf, als sie den Raum betraten und fuhr dann fort ihre Haare zu bürsten. Auch Amina sagte kein Wort und begann sich zu waschen.

Als Marian kurze Zeit später kam, um sie zu holen hatte noch keiner ein Wort gesagt und das Schweigen lag schwer im Raum.

Sie seufzte laut. „Diese Rivalität bringt euch rein gar nichts ein, Mädchen. Und damit das klar ist: wenn ihr euch gleich nicht zusammen reißt, dann wird das ein Nachspiel haben! Verstanden?“ Sie sah sowohl Amina als auch Kala an und die beiden nickten gehorsam. „Gut, dann in den Salon. Die Herrn werden heute dort speisen.“

Die Frauen gingen in den besagten Raum, wo schon ein Tisch gedeckt war und drei Sitzgelegenheiten hergerichtet waren.

Mit ein paar schnellen Handgriffen richtet Marian noch einige Kissen bevor sie zufrieden nickte und stellte sich vor die Mädchen, um die Herren zu erwarten.

Nach ein paar Minuten öffnete sich die Tür und Jarl trat ein. Er nickte Marian kurz und ließ sich dann an der linken Seite des Kopfplatzes nieder. Lässig streckte er die Beine aus und wartete geduldig auf den Belor und seinen Enkel.

Interessiert musterte Zara den Mann, dem Shaina ihr Herz gegeben hatte. Er hatte für ihre Begriffe sehr lange Haare für einen Mann, die im Lampenschein zeitweise Gold aufglänzten sonst eher eine dunklere Färbung aufwiesen. Seine Augen waren von einem dunklen Grün, dass in den Aufsätzen seiner Tunikajacke aufgefangen wurde und auf der Herzseite seiner Brust prangte ein schwarz tätowierter Drache, der sich bis über seine Schulter fortsetzen musste.

Als die Tür geöffnet wurde sah Jarl auf und auch Zaras Blick ging in besagte Richtung. Der Belor der Nar'tun trat ein, Aidaan folgte ihm. Unbewusst versteifte Zara sich, als sie Loki sah. Eine Gänsehaut überzog ihre Haut und ihr war plötzlich kalt. Sie versuchte ihre Augen von ihrem Herrn abzuwenden, doch es wollte ihr nicht gelingen. Genauso wenig, wie sie den Schauder unterdrücken konnte, der über ihre Haut lief.

Erst als Amina ihr einen Stoß in die Seite gab und sie mit einem Grinsen fragte: „Sieht er nicht wirklich umwerfend gut aus?“ fand sie in die Wirklichkeit zurück. Verwirrt blinzelte sie und Amina verdrehte die Augen des Unverständnisses wegen. „Aidaan Nar'tun.“

Zum ersten Mal betrachte sie den Mann an Belor Lokis rechter Seite. Sein Haar trug er wie Jarl, doch sie waren tiefschwarz und auch sonst glichen sich die beiden Männer in Körperbau und Kleidung. Doch Aidaan erschien sehr viel ernster als sein Freund. In ihm war eine Anspannung, die man sehen konnte. Und als er aufblickte erhaschte sie einen kurzen Blick in seine sturmgrauen Augen. Sie waren kalt.

Amina zuliebe nickte sie dennoch und sagte: „Ja, wirklich.“
 

„Anscheinend hast du heute Nacht zwei Bettgefährtinnen, mein Freund.“ Jarl grinste Aidaan anzüglich an und der nickte, wobei er Amina und Kala beobachtete, die ihm ein Lächeln schenkten bevor sie sich gegenseitig einen bösen Blick zuwarfen. Jarl lachte leise. So ging das schon den gesamten Abend über. Die beiden Frauen versuchten jeweils die Aufmerksamkeit von Aidaan auf sich zu ziehen und warfen sich anschließend Blicke zu, die wirklich tödlich waren. „Wenn sie sich nicht vorher die Augen auskratzen.“

„Das wäre wirklich bedauerlich“, stimmte Aidaan ihm zu und griff nach seinem Weinkelch. Kurz warf er einen Blick auf das Mädchen, das ihn für ihn gefüllt hatte. Überrascht stellte er fest, dass sie hübsch war, doch ihre unscheinbare Aura machte sie uninteressant für ihn. Er trank einen Schluck und dachte nicht mehr an sie.

„Ich werde mich nun zur Ruhe begeben“, teilte der Belor in diesem Moment mit und Aidaan und Jarl erhoben sich mit ihm. Respektvoll wünschten sie ihm angenehme Bettruhe und wartet bis die Tür ins Schloss fiel bevor sie sich wieder setzten.

Plötzlich wich die Anspannung von Aidaan und er streckte sich ebenso entspannt aus, wie Jarl. „Willst du denn gar nicht zu deiner Frau? Sie wartet bestimmt schon auf dich.“

Nach diesem Zeichen nickte Jarl und lächelte. „Ja.“ Er stand auf und verabschiedete sich mit einem: „Ich wünsche dir eine angenehme Nacht.“ Bevor er verschwand.

Da betrat Marian leise den Raum. Mit einem Nicken und einem Wink ihrer Hand entließ sie Zara und Mahina. Zara warf unwillkürlich einen Blick zurück in den Raum. Aidaan starrte versunken in seinen Kelch und rührte sich nicht.

Als Zara dann ihre Kammer betrat, war Shaina wie erwartet nicht mehr dort. Müde schlüpfte sie aus ihrem Kleid und legte sich schlafen.
 

Als Jarl sein Zimmer betrat war es dunkel. Nur vereinzelt warfen kleine Lampen ihr flackerndes Licht über die Wände. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an das Dämmerlicht, doch schließlich entdecke er die, die er gesucht hatte. Shaina lag auf dem Bett und hatte ihren Kopf auf ihre Hände gebettet und schlief. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen und er kniete sich neben sie. Sanft strich seine Hand über ihre Haare und ihre Augenlider begannen zu flackern. Verschlafen sah sie ihn an und lächelte. „Ich habe auf dich gewartet.“

„Ich weiß.“ Er lehnte sich zu ihr und gab ihr einen langen Kuss. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie. Da spürte er ihr Lächeln an seinen Lippen. Langsam löste er ihren Kuss und schob ihr lächelnd eine verirrte Strähne hinters Ohr. Sie lächelte wieder und ihre Hand legte sich auf seine Brust, wo sie die Tunikajacke zur Seite schob und sie sie nach unten wandern ließ. Jarl grinste kurz. Dann sagte er: „Ich habe dich vermisst, mein Herz.“

„Das weiß ich.“ Shaina schmunzelte. „Willst du dann nicht zu mir kommen?“

Er nickte, zog seine Stiefel aus und legte sich neben sie. Seine Arme umschlangen sie fest und zufrieden legte sie ihren Kopf an seine Brust und genoss das Gefühl seiner Hände auf ihrer Haut und seine Haut unter ihren Fingern.
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Regenbogenseele
2011-06-20T07:40:42+00:00 20.06.2011 09:40
wie immer handelt es sich bei diesem Kapitel um ein Meisterwerk
noch meisterlicher sind dir die neuen Charaktere gelungen.
Ganz besonders Aidaan an. Ein interessanter Typ. Ich glaub ich mag ihn und bin gespannt mehr über ihn zu erfahren
Aber auch Jarl ist toll, auf seine ganz eigene Weise.
Er behandelt Shaina so toll und mit Respekt. Dafür könnte ich ihn knutschen. Was hat diese Frau für ein Glück, so einen Mann gefunden zu haben. Für eine Sklavin muss das ein Lottogewinn sein.
Dein Stil bringt Leben in die Geschichte. Die Personen und die Geschichte wirken real.
Ich frage mich, ob Zara mit Aidaan enden wird.
Wenn ja, finde ich es klasse, das er nicht im ersten Moment absolut begeistert von ihr ist, sondern sie auch noch uninteressant findet. So kann ich langsam etwas aufbauen.
Gut das Aidaan nicht wie sein Großvater ist :D
Ach und ich fand, das Kapitel wirkte wieder sehr zeitgemäß. Wunderbar historisch. Musst du dafür viel recherschieren?

Liebe Grüße
Regenbogenseele

Von:  Thuja
2011-01-11T11:22:41+00:00 11.01.2011 12:22
Wow
Ich bin tief beeindruckt von dem Kapitel
Das war ja so toll geschrieben.
Mir bleibt glatt die Spucke weg

Dein Ausdruck ist hier irgendwie anders als bei deinen anderen Geschichten
Besser . So viel ausgereifter. Eine perfekte Einheit
Jedenfalls meiner Meinung nach.
Als würdest du mit Leib und Seele hinter der Geschichte stehen


Aidaan und Jarl sind toll ♥
Auch wenn jeder auf seiner Weise
Und Jarl will Shaina sogar aus ihren Leben befreien. Es ist toll, dass er sie so liebt und trotz des gesellschaftlichen Unterschiedes seine Gefühle zulässt
Aber auch Aidaan bringst du super rüber. So undurchdringbar, so kalt.
Deine Beschreibungen um ihn herum sind super, ganz besonders an der Stelle wo Zara ihn das erste Mal erblickt.

Ich freue mich unglaublich auf das nächste Kapitel
Also schreib biiiiiiiiiiitttttttttte ganz schnell weiter
Tu mir den Gefallen, ja?

hdl



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