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Küchengeflüster

von

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Absturz, die Zweite!

Hiroki steckte sich ein Kaugummi in den Mund, bevor er das Auto vom Parkplatz lenkte. Er warf noch einen letzten Blick durch den Rückspiegel auf seinen jüngeren Bruder Kouya, den er zusammen mit seinem besten Freund hier abgesetzt hatte, ehe er die Geschwindigkeit des Wagens erhöhte, und der Parkplatz außer Sichtweite rückte.

Er hörte Shino hinter sich leise stöhnen und drehte sich für einen Moment nach ihm um. Hiroki sah, dass sich dieser mit dem Finden einer möglichst schmerzfreien Sitzposition abmühte, und dabei eine jämmerliche Grimasse zog. Wenn er nicht wüsste, dass Shino tatsächlich an starken Schmerzen litt, dann hätte er sich wahrscheinlich längst den einen oder anderen bösen Scherz erlaubt. Er grinste daher lediglich belustigt vor sich hin und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
 

Seine Gedanken wanderten zu Kouya und dessen mehr oder weniger freiwillig enthüllter Neuigkeit, die Hiroki noch immer nicht fassen konnte. Sein Bruder war heimlich verliebt, und verlor nicht ein Wort darüber – und das ganze, nachdem sich dieser ein Jahr ins Ausland abgesetzt hatte und sie sich in dieser Zeit nur sehr oberflächlich miteinander unterhalten konnten.

Hiroki wurde das Gefühl nicht los, dass sich Kouya immer weiter von ihm entfernte und er nicht wusste, was er dagegen tun sollte. Der überraschende Auszug nach dessen Rückkehr schien ihre Beziehung zusätzlich zu belasten, und ließ nun noch weniger Raum zum Reden.

„Verdammt...“, fluchte Hiroki kaum hörbar, während sich seine Gedanken immer enger um Kouya zogen.

Er wird doch wohl nicht im Ausland... ...eine Freundin haben? Nicht, dass ich das schlimm fände, aber darüber schweigen?! Argh...was mache ich denn jetzt? Auf Yuu scheint auch kein Verlass zu sein, so wie der heute Morgen Partei für Kouya ergriffen hat. Okay, mein Verhalten war auch wirklich alles andere als angepasst...scheiße!

Hiroki war so sehr in Gedanken verloren, dass er nicht bemerkte, dass Shino begonnen hatte, ihn zu beobachten.

„Alles in Ordnung, Hiroki? Wenn es dir doch unangenehm ist, dann kannst du mich noch immer zur nächsten Bahnstation fahren und anschließend zum Klettern zurückkehren. Wäre kein-“

Shino konnte seinen Satz nicht beenden, da Hiroki ihm aufgebracht dazwischen fuhr.

„Wie oft denn noch!? Willst du mich wütend machen? Oder bist du etwa so scharf auf den Vertrag? Soll ich diesen deiner Meinung nach vielleicht noch mit ein paar extravaganten Vereinbarungen füllen?! “, grollte Hiroki unbeherrscht, dem es im gleichen Moment leid tat. Er sah entschuldigend in den Rückspiegel, und traf auf Shinos dunkel glänzende Augen, denen ein fragender Blick inne wohnte.

„Extravagante Vereinbarungen?! Darf ich fragen, was sich dahinter verbirgt? Vielleicht habe ich ja doch Lust, den Vertrag zu unterschrei-“

Shinos scherzhaft gemeinte letzte Worte gingen in seinem schmerzhaften Aufstöhnen unter, als der Wagen unerwartet abbremste und an den Straßenrand fuhr.

Hiroki ließ den Motor laufen, schnallte sich ab und zwängte sich durch den Spalt der beiden vorderen Sitze, während er mit einer Hand nach Shino langte. Als er dessen Pullover zu fassen bekam, zog er Shino, ohne Rücksicht auf den verletzten Fuß zu nehmen, zu sich heran und presste unsanft seine Lippen auf dessen.
 

Shino riss überrascht die Augen auf und unterdrückte den Reflex, Hiroki aufgrund des aufflammenden Schmerzes im Fuß von sich zu stoßen. Er schloss stattdessen die Augen und genoss, so gut es ihm trotz seines bedauerlichen Zustandes möglich war, Hirokis Kuss, der eine erstaunliche Wandlung durchmachte – vom anfangs groben und rücksichtslosen, über einen sanften bis hin zum leidenschaftlichen.

Shino erschauderte, als sich ihre Lippen voneinander lösten und er in Hirokis dunkelgraue Augen blickte. Dieser erwiderte fragend seinen Blick, bevor er erneut Shinos Lippen mit dem Mund versiegelte.

Shino hatte keine Ahnung, wie lange sie so verharrten. Aber als sich ihre Lippen ein weiteres Mal voneinander lösten, und Hiroki etwas Distanz zwischen sie brachte, wurde ihm bewusst, dass er nicht wollte, dass es aufhörte.

Shino gab seiner Begierde nach, und griff sanft mit beiden Händen nach Hirokis Kopf, dessen Gesicht einen verblüfften Ausdruck annahm. Er zog ihn zu sich heran und setzte einfach ihren Kuss fort.
 

„Ngh... Wa-...uh... Mhm. ... Ey...warte doch mal!“

Hiroki drückte Shino aufgewühlt zurück in den Sitz, und sah ihn mit einer Mischung aus Verzückung und Schrecken an. Er konnte noch immer dessen Hand in seinem Schritt spüren, die dort völlig unerwartet ihren Weg hingefunden hatte, und ihn beinah den letzten Rest Beherrschung gekostet hätte.

Neugierig betrachtete Hiroki Shino etwas genauer. Dessen Wangen überzog eine leichte Röte, die, wie er fand, kombiniert mit den schwarzen Haaren und der eher blassen Haut äußerst sexy aussah. Hiroki biss sich auf die Unterlippe, und schloss für einen Moment seine Augen.

Während er versuchte, einen kühlen Kopf zu bekommen, hörte er Shinos leise Stimme.

„Tut mir leid. Ich habe mich gehen lassen. Aber ich konnte nicht anders! Deine Küsse sind einfach atemberaubend, na ja, und irgendwie schmerzbetäubend...“, meinte Shino etwas zerknirscht, der seinen Blick nicht von Hiroki abwenden konnte. Dieser sah ihn perplex an, räusperte sich verlegen und suchte nach den richtigen Worten.

„Also... Nun... Ähm, kein Grund sich zu entschuldigen! Wenn sich hier einer entschuldigen muss, dann eher ich, denn ich habe erst damit angefangen. Keine Ahnung, warum ich gerade so unausgeglichen und leicht genervt bin. Nein, stimmt auch nicht. Ich weiß warum, aber dafür kannst du nichts. Verzeih, dass ich anfangs so grob war...“, entgegnete Hiroki kleinlaut, der es nicht schaffte, Shino dabei weiter in die Augen zu sehen. So entging diesem auch Shinos verliebtes Lächeln, welches aber so schnell verschwand, wie es aufgetaucht war und der darauffolgenden schmerzverzerrten Miene reichlich Platz einräumte.

„Kein Thema. Außerdem stehen wir hier äußerst ungünstig mit dem Wagen, meinst du nicht auch?!“, presste Shino fragend durch seine angespannten Lippen, und versuchte die schmerzhaften Stiche im Fuß zu ignorieren. Er warf für einen kurzen Moment einen wissenden Blick nach draußen, bevor er anschließend wieder zu Hiroki blickte, der zustimmend mit dem Kopf nickte.

„Du hast recht. Nur gut, dass bisher niemand vorbeigekommen ist. Dann wollen wir mal weiter...“, murmelte Hiroki unzufrieden. Er bemerkte, dass seine miese Laune jetzt noch schlechter geworden war und er sich fragte, ob nun der unbefriedigende Kuss mit Shino oder Kouyas Verhalten die größere Schuld daran trug.

Hiroki grummelte leise vor sich hin, als er sich zurück in den Fahrersitz fallen ließ. Er setzte den Wagen, nachdem er sich angeschnallt und einen forschenden Blick in den Rückspiegel geworfen hatte, wieder in Bewegung. Seine Hand wanderte gedankenverloren zum Autoradio, das er anstellte und nach einem gescheiten Sender durchsuchte.
 

„Hast du Lust mir zu erzählen, warum du so unzufrieden bist?“

„Huh? Was hast du gesagt?“

Hiroki entschied sich für einen Sender, auf dem gerade ein Hörspiel lief und sah anschließend für einen Augenblick fragend in den Rückspiegel. Shino erwiderte lächelnd seinen Blick und wiederholte die Frage.

„Vielleicht beruhigt es dich etwas, wenn du mir erzählst, warum du so genervt bist...“, meinte Shino aufrichtig, der längst eine Ahnung von dem hatte, was Hiroki nicht zur Ruhe kommen ließ. Er konnte förmlich hören, wie es in Hirokis Kopf zu rattern begann und dieser offenbar unsicher darüber war, ob er reden sollte oder nicht.
 

Shino grinste breit. Er mochte Hirokis unbestimmte und durchaus launische Art. Es war nicht so, dass er darauf stand, wenn Hiroki sich an ihm abreagierte. Aber er kam nicht umhin, sich einzugestehen, dass er dessen bisweilen raue Vorgehensweise als anziehend und höchst erregend empfand. Dass Hiroki mit seinen 25 Jahren jünger war, und er offensichtlich keinerlei Erfahrungen mit Männern hatte, machte die ganze Angelegenheit noch viel interessanter. Shino war sich bewusst, dass dieser lediglich einer zwanglosen Bettgeschichte zugestimmt hatte, dennoch erhoffte er sich mehr von der Sache.

Nun, richtig miteinander geschlafen hatten sie zwar noch nicht, aber Shino ging davon aus, dass er nicht mehr lange darauf warten musste. Das einzige Problem, was sie noch klären mussten, war, obwohl es im Grunde nicht wirklich eines war, wer denn nun wen in sich „aufnehmen“ würde.

Shino kannte beide Seiten und bevorzugte eigentlich die „obere“ Position, aber er befürchtete, dass Hiroki mit der „unteren“ alles andere als glücklich wäre und die ganze Sache vorzeitig abblasen würde, wenn Shino seine Vorliebe gleich zu Beginn durchsetzen würde. Daher beschloss er abzuwarten, um zu sehen, in welche Richtung sich Hiroki bewegen würde.

Es käme für Shino nicht überraschend, wenn sich Hiroki einfach auf ihn stürzen würde, ungeachtet der Tatsache, dass er bisher keine „Übung“ mit Männern hatte. Aber Shino wusste, dass Erfahrungen nicht unbedingt nötig waren, um guten Sex zu haben – vor allem, wenn er an das Ereignis in Hirokis Büro an der Uni dachte.

Hiroki hatte sich dort mehr als geschickt angestellt, um ihn zum Höhepunkt zu bringen. Natürlich hatte dabei der Reiz des öffentlichen Ortes und Hirokis völlig unerwartete Aktion eine gewichtige Rolle dabei gespielt, dennoch ließ dieser da einiges an Können aufblitzen und schon nur der Gedanke daran, ließ Shinos Lust erneut aufflammen, und er ärgerte sich umso mehr über seinen körperlichen Zustand.

Wäre er gestern nicht zu betrunken gewesen und sein Fuß in Ordnung, hätte er wahrscheinlich ein weiteres Mal in den Genuss von Hirokis Mund und dessen Zunge kommen können – an mehr wollte er jetzt lieber nicht denken, sonst würde sich seine Enttäuschung nur noch ins Unermessliche steigern.
 

„Warum willst du das wissen? Nur, weil wir uns geeinigt haben, Sexpartner zu werden, heißt das noch lange nicht, dass wir uns einander völlig öffnen müssen!“, entgegnete Hiroki barsch, dessen Unsicherheit nicht zu überhören war. Er sah kurz in den Rückspiegel zu Shino, der seinerseits aus dem Fenster blickte und versuchte, seine Betroffenheit zu verbergen.

Verdammt... Ich muss heute echt unausstehlich sein! Okay, okay, jetzt komm einfach mal wieder runter und führ eine normale Unterhaltung, du Idiot!, dachte Hiroki beschämt und überlegte angestrengt, wie er beginnen sollte, als Shino seinem Vorhaben zuvorkam.

„Da stimme ich dir zu. Wir sind einander zu nichts verpflichtet, aber ich dachte mir, vielleicht erleichtert es dich etwas, wenn du aussprichst, was dich beschäftigt...“

Shino, den Hirokis Worte mehr getroffen hatten, als er zugeben wollte, sah mit einem gequälten Lächeln im Gesicht nach vorn. Für einen Augenblick trafen sich ihre Augen im Rückspiegel, bevor Hiroki den Blick im nächsten Moment abwandte und er unentschlossen mit den Fingern auf das Lenkgrad trommelte.

„Du weißt nicht zufällig, in wen mein Bruder verliebt ist? Ich mein, ihr wohnt schließlich zusammen und verbringt mehr Zeit mit ihm als ich, und da könnte es doch sein, dass...“, begann Hiroki nun ganz offen zu reden, dem die Entscheidung dazu nicht leicht gefallen war. Er wollte nicht, dass Shino von ihm dachte, dass er einen Bruder-Komplex hatte, und über alles die Kontrolle behalten musste. Aber warum wollte er das nicht? Es könnte ihm doch egal sein, wie dieser letztlich über ihn urteilte. Es war zum Verrücktwerden. Er hatte keinen blassen Schimmer, was sich gefühlsmäßig in ihm abspielte – oder eher, was Shino möglicherweise in ihm ausgelöst hatte.

Hiroki strich sich mit einer Hand durch die Haare und seufzte leise.

„Nun, ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich überhaupt nichts darüber weiß. Aber warum bist du dir so sicher, dass er verliebt ist?“, meinte Shino etwas entspannter, da der Schmerz im Fuß etwas nachgelassen hatte.

„Was? Du hast ihn gestern Abend doch auch gehört, oder? Und heute Morgen beim Frühstück hat er es auch nicht vernein-“ Hirokis Erwiderung wurde prompt von Shino gestoppt.

„Aber bejaht hat er es auch nicht, oder?“

Hiroki ließ sich von Shino nicht beirren. Immerhin kannte er seinen Bruder zumindest so gut, dass er sofort wusste, wenn dieser versuchte, etwas vor ihm zu verbergen. Oder ließ ihn hier sein brüderlicher Instinkt etwa schon im Stich, nachdem sie einander lange Zeit nicht gesehen hatten?

„Ich bleibe dabei! Er hat eine Freundin und schweigt darüber...“, entgegnete Hiroki im völlig überzeugten Tonfall und vernahm auf einmal Shinos plötzliches Lachen. Irritiert drehte er sich kurz zu ihm um, bevor er sich anschließend leicht angesäuert und kopfschüttelnd wieder nach vorne drehte.

„Was war jetzt bitte daran so lustig?“

Shino rückte elegant seine Brille auf der Nase zurecht, bevor er auf Hirokis Frage antwortete.

„Eigentlich nichts, aber deine Art ist einfach zu süß, Hiroki!“, sprach Shino vergnügt, der wusste, was nun kommen würde. Beschwingt ließ er sich tiefer in seinen Sitz fallen und genoss Hirokis Wutausbruch.

„Süß!? Wen nennst du hier süß? Ich lasse mir ja gern Einiges nachsagen, aber süß fällt da definitiv nicht drunter! So kannst du eine Erdbeere nennen, ein Baby, oder von mir aus auch Kouya, aber bestimmt nicht mich!“, wetterte Hiroki, dem Shinos selbstgefälliges Grinsen, welches im Rückspiegel nicht zu übersehen war, noch mehr anstachelte.

„Oh, ich habe da eine entscheidende Person vergessen! Shino dürfen wir natürlich dabei auch nicht vergessen. Der sieht nämlich ebenfalls verboten SÜSS aus, wenn er in seiner engen Kletterhose durch die Gegend springt! Genau, der Held in Strumpfhosen, oder wie war das noch gleich!? Hmmm... Außerdem kann bisher niemand den Anblick schlagen, den du abgegeben hast, als du krampfhaft versucht hast, dir die enge Unterhose über den Gips zu ziehen. Okay, Kouya in der Küchenschürze meiner Mutter ist auch nicht ganz übel...“, meinte Hiroki weiter, dessen Stimme nun gleichzeitig vor Belustigung und Anerkennung tönte.

„Ich kenne die Person, in die dein Bruder verliebt ist.“, eröffnete Shino Hiroki völlig unerwartet. Er hatte auf einmal Lust bekommen, Hiroki mit seinem Wissensvorsprung zu ärgern, aber er würde natürlich nicht verraten, um wen es sich dabei handelte – das war Kouyas und Yuus Aufgabe.
 

„Was?! Wirklich jetzt? Raus mit der Sprache!“, rief Hiroki aufgeregt, der aber befürchtete, dass Shino es ihm nicht so leicht machen würde.

„Tut mir leid, aber das kann ich dir nicht sagen.“, entgegnete Shino amüsiert, der wusste, dass er Hiroki damit ganz schön aus der Reserve gelockt hatte.

Ob das mal so eine gute Idee war? Der lässt sich jetzt bestimmt die tollsten Dinger einfallen, um eine Antwort von mir zu bekommen... Nun denn, dann soll er sich mal anstrengen! Vielleicht komme ich ja so zu meiner bevorzugten Position!?

Während Shino erheitert seinem Gedanken nachhing, entging ihm, dass Hiroki den nächsten Parkplatz angefahren hatte, um dort in aller Ruhe anhalten zu können.

Der Rastplatz war gerade groß genug für zwei Autos und ringsherum von Bäumen umgeben. Shino sah alarmiert aus dem Fenster und bemerkte, dass Hiroki sich aufmachte, den Wagen zu verlassen.

„Was- Wieso hältst du hier an? Musst du mal für kleine Jungs?“, witzelte Shino kleinlaut, dessen böse Vorahnung Realität zu werden schien.

„Nein, ich dachte, ich mache mal eben eine Pause, und leiste dir da hinten ein wenig Gesellschaft!“

Hirokis arrogante Antwort ging im Zuschlagen der Fahrertür unter. Er machte sich augenblicklich auf den Weg zur hinteren Tür, die Shinos Sitzplatz gegenüber lag. Als Hiroki die Tür öffnete und den Kopf hineinsteckte, vernahm Shino dessen amüsiertes Lachen, dem ein unangenehmer Unterton mitschwang.

Nicht gut, gar nicht gut..., dachte Shino, während Hiroki immer näher kam.
 


 

Kouya starrte angespannt auf den wohlgeformten Hintern seines Geliebten vor ihm, dem er unentschlossen seit geraumer Zeit hinterher trottete. Er warf einen Blick zurück über die Schulter, aber er konnte nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, hinter welchen der vielen Bäume sie hervorgekommen waren. Er seufzte leise, während er Yuu weiter blind folgte.
 

Yuu und er waren seit mehr als einer halben Stunde in trauter Zweisamkeit unterwegs, aber Kouya wurde das Gefühl nicht los, dass sie der Kletterwand nicht ein Stück näher gekommen waren. Sie hatten sogar den Schleichweg abseits des eigentlichen Weges eingeschlagen, von dem Yuu beteuerte, dass er sich diesen zu 100 Prozent gemerkt hatte, als er ihn gestern mit Shino und Hiroki entlang gelaufen war. Yuu hatte seiner Versicherung zusätzlich einen süßen Nachdruck verliehen, indem er Kouya einen leidenschaftlichen Kuss aufdrückte, so dass dieser am Ende vor lauter Entzücken Yuus Vorhaben nichts mehr entgegensetzen konnte.

„Hör mal, Yuu!“, sprach Kouya leicht genervt, der zum ungezählten Male über eine Baumwurzel stolperte und sich langsam fragte, ob ihm die Bäume mit Absicht ihre Wurzeln in den Weg legten. Er stoppte und sah zu Yuu, der ebenfalls stehen geblieben war und sich zu ihm umdrehte.

Als Kouya auf Yuus fesselnde dunkle Augen traf, spürte er, dass sein Herz augenblicklich schneller zu schlug. Vor lauter Sorgen bezüglich des richtigen Weges zur Kletterwand, hatte er völlig vergessen, dass er sich hier absolut allein mit Yuu befand. Das war ja genau das, was er sich die ganze Zeit über gewünscht hatte. Dennoch, jetzt, wo es ihm wieder bewusst wurde, kam er nicht umhin, sich einzugestehen, dass er extrem nervös war und sich unsicher fühlte.

Kouya sah, dass Yuu in selbstsicheren Schritten und mit einem geheimnisvollen und höchst attraktiven Lächeln auf ihn zu kam, was ihn augenblicklich dazu veranlasste, sich rückwärts in die entgegen gesetzte Richtung zu bewegen.

„Ähm... Also. Bist du dir wirkli-“

Kouya konnte seinen Satz nicht zu Ende sprechen, da sein Rücken unerwartet auf einen harten Gegenstand traf.

Ach so, zuerst eure Wurzeln, und nun verstellt ihr mir auch noch den Weg! Wow! Wie nett! Da habe ich aber mal echt kein Mitleid mehr mit euch, wenn ihr weltweit abgeholzt werdet, oder die nächste Feuerwalze über euch drüber rollt... Gut, wenn ich an die hilflosen Koalas oder Affen denke, dann ist das schon schade, aber so...

Kouya schüttelte mit geschlossenen Augen für einen kurzen Moment den Kopf, um diesen äußerst idiotischen Gedanken zu vertreiben, als er auch schon Yuus warmen Atem am Ohr spürte.

„Ha! Yuu! Was ma-“

Kouya kam nicht dazu, seine Frage auszusprechen, da ihm Yuu seinen Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss versiegelte. Er riss überrascht die Augen auf und begann, Yuu energisch von sich schieben, aber dieser ließ es nicht zu. Stattdessen drückte sich Yuu noch enger an ihn heran, und nahm ihm so die Luft zum Atmen.
 

Kouya schloss langsam seine Augen und spürte, dass er mit jeder weiteren verstreichenden Sekunde kraftloser wurde. Sein halbherziger Widerstand verflüchtigte sich vollends und er war kurz davor, in die Knie zu gehen, als Yuu endlich von ihm abließ.

„Hey?! Alles okay?“, hörte Kouya Yuu mit besorgter Stimme sprechen und öffnete erleichtert die Augen. Er erwiderte Yuus fragenden Blick mit einem schiefen Grinsen.

„Sehe ich so aus?“, sprach Kouya berauscht, der noch immer Yuus weiche Lippen fühlen konnte.

„Nee! Deswegen frage ich ja...“, antwortete Yuu hingerissen, der es sich nicht nehmen ließ, seinen Geliebten sanft auf die Nasenspitze zu küssen. Kouyas grüngraue Augen verzogen sich zu wütenden Schlitzen.

„Du kannst dich doch nicht einfach so auf mich stürzen! Was ist, wenn hier jemand auftaucht? Und außerdem-“

Kouyas aufgebrachter Entgegnung wurde prompt ein Ende gesetzt, als sich Yuu erneut unerlaubt einen Kuss stahl.
 

„Ngh... Uff... Ah! Lass das...“, stöhnte Kouya erregt, dessen Ohren vor Scham glühten. Er lieferte sich zudem mit Yuus rechter Hand einen Kampf, da sich diese nicht davon überzeugen ließ, den Raum unterhalb der Gürtellinie zu verlassen.

„Warum?“, hauchte Yuu verführerisch und biss Kouya dabei sanft in die Unterlippe.

„Ich dachte, wir könnten dort weiter machen, wo wir heute Morgen aufgehört haben...“, flüsterte Yuu weiter, während seine Küsse langsam Kouyas Hals hinab glitten. Zwischen den Gefühlen hin- und hergerissen, schloss Kouya hilflos seine Augen. Natürlich fühlte es sich gut an. Er könnte auch auf der Stelle den Verstand verlieren, und sich Yuu völlig hingeben. Dessen ungeachtet, hatte er aber auf der anderen Seite keine Lust darauf, dass ihr Erstes Mal im Wald stattfand, wo zudem die Möglichkeit bestand, dass sie heimlich beobachtet werden könnten, oder im schlimmsten Fall sogar angesprochen werden würden.

Er zwang sich zu einer Entscheidung, und ließ diese Yuu auch sofort spüren. Der ging stöhnend in die Knie, und rieb sich irritiert, aber deutlich ernüchtert das Schienbein.

„Wofür war das denn?“, fragte er verstimmt und blickte zu Kouya hoch, der mit einem hochroten Kopf zu ihm runter sah.

„Entschuldige, aber ich hatte das Gefühl, dass du mir nicht zuhören würdest, wenn ich dich bitte, aufzuhören...“, meinte Kouya leise, dem die Tritt-Aktion schon wieder leid tat.

Yuu, dem Kouyas Worte die Augen geöffnet hatten, richtete sich seufzend wieder auf und starrte verlegen zu Boden, als er begann zu sprechen.

„Mein Fehler. Ich wollte dich nicht drängen...“, murmelte er schuldbewusst.

„Schon gut... Vielleicht hätte ich auch vorher ausprobieren sollen zu fragen. Wie dem auch sei, verrat mir lieber mal, wo wir uns hier befinden?!“, fragte Kouya ernsthaft und sah sich neugierig um.

„Na ja. Auf dem Weg zum Kletterfelsen halt...“, war Yuus wenig überzeugende Antwort.

„Korrigier mich, wenn ich falsch liege, aber kann es sein, dass du keine Ahnung mehr hast, wo es langgeht?!“, argwöhnte Kouya, der Yuu nun fest in die Augen blickte.

„Nun, bis vor ein paar Minuten wusste ich den Weg noch, aber dann sind deine heißen Lippen dazwischen gekommen...“, versuchte Yuu zu scherzen und erntete damit einen bösen Blick von Kouya.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Und komm bloß nicht auf die Idee, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben! Du hast schließlich angefangen, mich zu begrabschen!“, meinte Kouya wütend, den Yuus jähes Lachen noch mehr verärgerte.

„Ich finde das überhaupt nicht komisch, Yuu! Wir haben uns bestimmt verirrt und statt laut zu lachen, solltest du dir lieber mal Gedanken darüber machen, wie du diese Sache wieder grade biegen kannst!“, mahnte Kouya, der etwas Abstand zwischen sich und Yuu brachte.

„Begrabschen!? Das klingt jetzt aber fies, Kouya! Willst du mich etwa mit irgendwelchen schmierigen Typen in der U-Bahn vergleichen?“, erwiderte Yuu belustigt, dem das Wort nicht mehr aus dem Kopf ging.

„Ach, vergiss es! Ich rufe jetzt Kagerou an und hoffe, dass er uns helfen kann.“, knurrte Kouya mürrisch, der von Yuus Reaktion alles andere als angetan war.

„So? Und was willst du ihm sagen, wo wir uns gerade befinden? Vielleicht so etwas wie: Wir stehen am dritten Baum von links, der eng beim zweiten von rechts steht, und dem die Äste des fünften Baumes von hinten in die Krone stechen? Ach, genau. Details nicht vergessen: Auf dem vierten Baum von rechts sitzt ein großer dunkler Vogel, und dem sechsten Baum von vorn ist ein Herz eingeritzt! Hm?! Ich glaube, mit so einer Beschreibung kann er uns eigentlich nicht verfehlen, oder was meinst du!?“

Kouya starrte Yuu völlig fassungslos an. Er wusste nicht, ob er lachen oder noch wütender werden sollte, nachdem er Yuus zynische Antwort gehört hatte. Er überlegte einen Moment, drehte Yuu den Rücken zu und stürmte davon.
 

„Hey! Warte! Wo willst du hin?“, rief Yuu verblüfft, während er Kouya mit schlechtem Gewissen nachlief.

„War nicht so gemeint! Ehrlich! Keine Ahnung, warum ich das jetzt gesagt habe... Vielleicht hat mich das BEGRABSCHEN aus der Fassung gebracht... Bitte, Kouya! Bleib stehen...“, sprach Yuu immer leiser werdend, der Kouya inzwischen eingeholt hatte und ihn sanft von hinten mit den Armen umschloss.

„Tut mir aufrichtig leid, Ya-chan...“, flüsterte Yuu Kouya ins Ohr und spürte gleichzeitig, dass dessen Anspannung augenblicklich nachließ. Erleichtert ließ er seinen Kopf auf Kouyas Schulter sinken.

„Ich habe es auch nicht so gemeint, also, das Begrabschen jetzt. Eigentlich wollte ich nur eine ganz einfache Antwort auf meine Frage bekommen...“, wisperte Kouya besänftigt, dem Yuus Körperwärme einen wolligen Schauer über den Rücken laufen ließ.

„Ich weiß. Die sollst du auch beko-“

„Wenn das mal nicht Kouya ist!“

Die aus dem Nichts auftauchende attraktive Stimme, die beiden nur zu bekannt war, ließ Kouya vor Überraschung aus Yuus Armen springen, was diesen gehörig aus dem Gleichgewicht brachte. Nachdem sich Yuu wieder gefangen hatte, blickte er zu Kouya rüber, der aschfahl an ihm vorbei zu jener Person starrte, die er am allerwenigsten zu sehen hoffte.

„Kaito?!“, stammelte Kouya verlegen, während Yuu sich ebenfalls dem Eindringling zuwandte.
 


 

Kia starrte konzentriert zur Felswand und überlegte angestrengt, welche Route er Vorklettern sollte. Momentan hatte er noch die freie Auswahl, da bisher nur ein weiteres Kletterpaar den Weg hierher gefunden hatte. Dieses war aber noch mit den eigenen Vorkehrungen beschäftigt, so dass es sich somit noch nicht an der Wand befand.

Kia presste die Lippen aufeinander und verfolgte mit leicht zusammengekniffenen Augen den unsichtbaren Weg seiner möglichen Route. Er begann zufrieden zu lächeln.

„Genau. Das sieht doch gut aus...“, murmelte er, als er plötzlich Kagerous Hände im Schritt spürte.

„Woah! Was machst du- äh... da?“, stammelte Kia überrascht, der rasch einen Blick auf die zwei anderen Personen warf, um sicherzugehen, dass diese auch ja nichts von Kagerous unverschämten Griff mitbekommen hatten.

„Kontrollieren, ob auch alles richtig sitzt! Was denn sonst?“, entgegnete Kagerou mit einem frechen Zwinkern. Er umrundete Kia und begann nun ernsthaft den Gurt, die Knoten und das Seil seines Geliebten zu überprüfen. Nachdem er damit fertig war, prüfte er gewissenhaft sein eigenes Material.

„Alles klar. Von mir aus kann es losgehen. Hast du dir schon etwas ausgeguckt?“

Kia blickte für einen kurzen Moment zur Felswand, bevor er seine hellbraunen Augen wieder auf Kagerou richtete. Dieser hob fragend eine Augenbraue und wartete geduldig auf eine Antwort, die ihn aber in einer Form erreichte, mit der er nicht gerechnet hatte – Kia küsste ihn äußerst leidenschaftlich auf den Mund.
 

Kagerous Knie verwandelten sich augenblicklich in Wackelpudding und er fühlte seine Erregung rasant wachsen, so dass er vorläufig die Notbremse ziehen musste. Er schob Kia entschieden mit einem enttäuschten Seufzen von sich.

„Hör mal. Ist das nicht etwas unfair?“, fragte er Kia tadelnd, der ihm nun das attraktivste Lächeln schenkte, welches er im Repertoire hatte. Kagerou stöhnte spielerisch genervt.

„Das fragt der richtige! Wie war das eben noch? Lass mich mal nachdenken... Hm, da waren plötzlich zwei Hände, die sich einen Spaß mit meinem Genital...äh, pardon, mit meinem Schwanz erlaubt hatten. Oder sehe ich das vielleicht falsch?“, fragte Kia frech grinsend, der mit seinen Armen nach Kagerou langte.

„Musst du unbedingt ‚Schwanz’ sagen? Das klingt völlig daneben und unromantisch...“, erwiderte Kagerou kleinlaut, der sich bereitwillig von Kia in dessen Arme ziehen ließ.

„So? Aber eigentlich magst du es doch, wenn ich so spreche?! Ist es dir jetzt unangenehm, weil wir hier nicht allein sind?“

Kagerou blickte in Kias schelmisch grinsendes Gesicht und rollte mit den Augen. Er brachte erneut seine Hand in Kias Schritt und drückte sanft zu, was diesem ein leises Stöhnen entlockte. Über dessen Schulter hinweg konnte Kagerou das andere Kletterpaar dabei beobachten, wie diese ahnungslos die letzten Vorbereitungen trafen und anschließend zu einer entfernteren Ecke des Felsen gingen.

„Ich erinnere dich nur zu gern an deinen „süßen“ Rundblick von eben, als meine Hände ihr Ziel das erste Mal fanden...“, hauchte Kagerou verführerisch in das Ohr seines Geliebten. „Also sprich nicht so, als wäre es MIR unangenehm...“

Kagerous küssender Mund wanderte vom Ohr, über Kias weiche Wange hinunter zu dessen leicht geöffnetem Mund, um diesen mit einem abschließenden Kuss zu verschließen. Dieses Mal war es Kia, der seinen Liebhaber sanft von sich drückte.

„Du begibst dich auf dünnes Eis, Ka-chan! Wenn du möchtest, dass ich dich hier auf der Stelle flachlege, dann red nur weiter so verdammt sexy, und ich kann für nichts mehr garantieren!“, flüsterte Kia bebend, der die dunkelgrauen Augen vor ihm über alles begehrte und nicht mehr bereit war, sie wieder freizugeben.

„Verstanden. Dann ab mit dir an die Wand, bevor ich es mir noch anders überlege und selbst klettere... Der Anblick würde dir doch bestimmt gefallen, oder?“, sprach Kagerou immer leiser werdend, während er Kia dabei einen aufreizenden Blick zuwarf.

„Ka-chan-“, begann Kia sein Limit erreichend, der aber von Kagerous leichtem Stoß in Richtung Wand unterbrochen wurde.

„Ja ja, nun geh schon. Ich benehme mich jetzt auch wieder!“, entgegnete Kagerou lachend, der endlich das Sicherungsseil aufnahm. „Ach so, bevor ich es vergesse, und das nun Kommende vielleicht Einfluss auf deine Route haben könnte... Hiroki fährt Shino nach Hause, somit sind nur Kouya und Yuu auf dem Weg hierher.“, erwähnte Kagerou beiläufig, während er Kia zur Wand folgte. „Du wirst Hiroki mit deiner gewählten Route also nicht ärgern kön-“

„Wer sagt, dass ich jemanden ärgern will?!“, schoss Kia brüsk zurück, der die Enttäuschung nicht aus der Stimme fernhalten konnte.

„Ha! Dachte ich mir`s doch...“, rief Kagerou entzückt, dem es mal wieder gelungen war, das hinterlistige Vorhaben seines Geliebten zu erraten.

„Wie kommst du bloß darauf? So was würde ich nie-“

Kagerou trat rasch einen Schritt auf Kia zu, und gab diesem einen flüchtigen Kuss auf den Mund.

„Soll ich dich an dein Geschimpfe erinnern?! Nun, immerhin kannst du noch Kouya und Yuu für ihr verräterisches Handeln bestrafen, mein geliebter Held!“, ermunterte Kagerou Kia sanft auf die Schulter klopfend.

„Ka-chan?!“, stammelte Kia ungläubig. „Dann sag noch mal einer zu mir, ich wäre der sadistischere von uns beiden!“

Schmunzelnd trat Kia dicht an die Wand, und langte mit seiner Hand nach der ersten Felskante, die er sich als Beginn für seinen Aufstieg ausgesucht hatte.
 

Yuu stierte feindselig auf den Rücken von Takashi, der fröhlich quatschend neben Kouya herging. Er konnte es noch immer nicht fassen, dass sie ausgerechnet dem auf ihrem Weg durch den Wald begegnet waren. Unglaublich. Aber noch unglaublicher war die Tatsache, dass sich sein Geliebter so ohne weiteres Takashi und seinen zwei Freunden angeschlossen hatte und so tat, als hätte das gestrige Gespräch zwischen den beiden überhaupt nicht stattgefunden. Yuu sah mit besänftigter Miene auf die Silhouette seines Liebsten und seufzte leise.

Süßer Idiot! Warum glaubst du mir nicht, dass ich den Weg noch weiß!? So viel Vertrauen hast du also zu mir – nämlich keins. Okay, bin ja auch irgendwie selbst dran schuld, aber dennoch, mich so abblitzen zu lassen... Argh! Los, mach schon Takashi! Lauf vor den nächsten Baum und verschandle dir dein süßes Antlitz, damit du die Augen meines liebsten Idioten nicht weiter ablenken kannst..., dachte Yuu betroffen, aber gleichzeitig belustigt über den Teil mit Takashi. Er schüttelte ergeben den Kopf, und lachte leise über den dummen Gedanken.

„Alles okay, Yuu?“

Yuu blickte augenblicklich nach vorn zu Kouya, als er dessen Stimme hörte. Er traf auf Kouyas besorgte Augen und spürte sein Herz schneller schlagen.

Egal, wie lange du noch neben ihm hergehst und ihn vollquatschst, Takashi, Kouya gehört schon längst mir! Daran kannst auch du nichts ändern...

Ein besitzergreifendes Lächeln erschien in seinem Gesicht, während er Kouyas Blick erwiderte.

„Wieso fragst du? Alles Bestens! Ich freue mich über das schöne Wetter, die tolle Aussicht, deine Anwe-“

Yuu konnte nicht zu Ende sprechen, da sich Takashi ebenfalls zu ihm umgedreht hatte, und ihn amüsiert anblickte.

„Oh?! Du stehst also auf Bäume?! Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich einen weiteren Umweg gegangen, der uns an einer netten Stelle vorbeigeführt hätte, wo du mehr als nur Rotkiefern sehen kannst!“, meinte Kaito offensichtlich belustigt, der Kouya anschließend frech zuzwinkerte.

Yuu musste sich beherrschen, nicht nach vorn zu stürmen und seinen Geliebten am Arm zu fassen, um dann mit ihm durchzubrennen.

Takashi ging ihm schon jetzt gehörig auf die Nerven, aber wie würde es werden, wenn sie erst einmal die Felswand erreicht haben, und sie so den halben Tag auf Rufweite verbringen würden.

Yuu ballte die Hände, die sich in seiner Jackentasche befanden, zu Fäusten und atmete tief ein. Er wollte sich nicht in das Spiel seines Gegenübers einwickeln lassen und lächelte überzeugt.

„Wie schade! Aber vielen Dank für den Gedanken...“, antwortete Yuu völlig gefasst und sah, dass Kouya ihn erstaunt anstarrte.

Der Punkt geht an mich, Takashi!, dachte Yuu zufrieden, während er Kouya ein breites Lächeln schenkte.

„Keine Ursache. Dann vielleicht beim nächsten Mal, wenn ich dich wieder bei ETWAS stören darf...“ Takashis Antwort ging mit einem selbstbewussten Lachen einher, das Yuu für einen Moment stocken ließ.

Was erlaubt sich dieser Kerl eigentlich..., dachte Yuu innerlich wieder auf 180, während er nach außen hin die Ruhe weg war. Er konnte beobachten, wie Kouya Takashi einen unsicheren Blick zuwarf.

„Wie kommst du darauf, dass du mich gestört haben könntest? Ich habe lediglich-“

„Wer will schon nicht die aufregende Zweisamkeit mit dem Liebsten in der Abgeschiedenheit genießen?“, meinte Takashi süffisant Yuu unterbrechend, der im ersten Moment nur verblüfft zurückstarren konnte. „Oder liege ich etwa falsch?“

Yuu sah hilfesuchend zu Kouya, dessen grüngraue Augen sich zu wütenden Schlitzen verengt hatten. Da er seinen Geliebten seit Kindheitstagen an kannte, wusste er inzwischen, was nun folgen würde.

Yuu war natürlich glücklich darüber, dass Kouya vorhatte, Takashi die Meinung zu sagen, aber irgendwie empfand er das als nicht richtig. Diese törichte Auseinandersetzung betraf nur ihn und Takashi, und daher sollte auch er es sein, der sie auf ehrliche und offene Weise klärte. Yuu fragte sich lediglich dabei, ob es für Kouya in Ordnung wäre, wenn er sich hier, und dadurch automatisch auch ihn, vor Takashi und dessen zwei Freunde, die der ganzen Unterhaltung interessiert gelauscht hatten, outen sollte. Er blickte noch einmal prüfend zwischen Kouya und Takashi hin und her, ehe er entschlossen zu sprechen begann – oder es zumindest vorhatte.

„Na, wie dem auch sei... Mir scheint, meine Chancen stehen somit gar nicht mal so übel! Oder ich sollte besser sagen, dem Möglichen näher als dem Unmöglichen – immerhin weiß ich nun sicher, dass Kouya offen für alles ist!“, erklärte Takashi im abgeklärten Tonfall, der erst Yuu und anschließend Kouya ein wissendes Lächeln schenkte, bevor er sich umdrehte und leise summend weiterging.

Yuu starrte dem älteren Mann mit einer Mischung aus Erstaunen und Zorn nach. Auf der einen Seite war er froh, dass er sein offensives Vorhaben nicht in die Tat umsetzen musste, weil er ja nicht wirklich wusste, ob Kouya damit einverstanden gewesen wäre. Aber auf der anderen Seite ärgerte ihn Takashis überhebliche Art, der er gerne mit einer offenen Liebeserklärung an Kouya Einhalt geboten hätte.

Er seufzte hörbar und kratzte sich verlegen am Kopf. Dieser letzte Gedanke kam ihm sehr unreif vor. Warum fühlte er sich so unsicher in Takashis Nähe...

Ich bin der Idiot hier! Kouya das Vertrauen absprechen, aber offensichtlich selbst keinen Funken davon besitzen... Woher kommt bloß diese Angst? Ich bin doch sonst nicht so voller Selbstzweifel...

Während Yuu geknickt seinen Gedanken nachhing, entging ihm, dass Kouya neben ihn getreten war, und ihn sanft an der Hand berührte.

„Hey?! Alles in Ordnung? Du machst so ein unzufriedenes Gesicht?“, fragte dieser leise, und nahm tröstend Yuus Hand in die seine.

Yuu sah überrascht auf traf auf Kouyas zärtliche Miene. Eine Welle der Freude erfasste ihn, und er ließ seinen Geliebten ungestüm daran teilhaben. Er beugte sich zu Kouya und gab ihm rasch einen Kuss auf dessen Lippen.

„Eh!? Hey...“, stotterte Kouya überrumpelt, der das darauffolgende verliebte Dauergrinsen den ganzen Weg zur Kletterwand nicht mehr aus dem Gesicht verbannen konnte.
 


 

Hiroki parkte den Wagen in der Nähe der Wohnung seines seit einiger Zeit schweigenden Mitfahrers, und fasste sich anschließend behutsam zum wiederholten Male an seinen rechten Wangenknochen. Er spürte noch immer ein schmerzliches Pochen und stöhnte leise.

„Wir sind da.“, sprach er leise, während er einen Blick in den Rückspiegel auf Shino warf, der sich seufzend aufrichtete.

„Tut es noch weh?“, fragte dieser aufrichtig, und erwiderte Hirokis Blick im Spiegel.

„Falsche Frage. Ich wäre glücklicher, wenn du mich fragen würdest, ob ich hören möchte, wer die Freundin von Kouya ist...“, rief Hiroki beleidigt, der sich abschnallte.

„Wie oft soll ich dir das denn noch sagen?! Ich habe kein Recht dazu, darüber ein Wort zu verlieren. Ist das so schwer zu verstehen? Und wie kommst du bloß darauf, dass ich meinen Mund aufmachen würde, wenn du mir einen blä-“

„Schon gut, schon gut. Erinnere mich nur nicht daran!“, meinte Hiroki beschämt, der mit roten Ohren aus dem Auto stieg.

Shino sah grinsend zu, wie sich dieser am Kofferraum zu schaffen machte und seine Sachen auslud. Hiroki trat anschließend zu ihm an die Seitentür und öffnete sie.

„Danke. Es geht schon.“, sprach Shino mit fester Stimme, der Hirokis helfende Hand dankend ablehnte, und lediglich die ihm entgegengehaltenen Krücken annahm.

Während Shino sich seinen Rucksack aufsetzte, und zwei vorsichtige Testschritte mit den Krücken in Richtung Eingang gemacht hatte, drehte er sich zu Hiroki um, der ihn mit einem unbestimmten Ausdruck in den Augen ansah. Shino spürte sein Herz schneller schlagen und traf eine Entscheidung.

„Willst du nicht mit hochkommen, um deine Wange zu kühlen?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Xai
2009-05-19T22:07:59+00:00 20.05.2009 00:07
geschafft..
das nächste kappi is zwar schon draußen, aber ich hab es grade geschafft das hier zu beenden.
kommentar zum nächsten gibt es morgen (wenn ich es ncoh schaffe) und dann beantworte ich auch deine email.
LG
Von:  Laniechan
2009-04-29T18:54:58+00:00 29.04.2009 20:54
uh jeh...kaito, na das kann ja man heiter werden. ach die vier sind so süß, wie zucker! ich weiß gar nicht, welches pärchn ich lieber mag. aber ich glaub ich tendieren zu hiroki x shino, obwohl...yuu x kouya ...die entscheidung ist zu schwierig. gleichstand würd ich sagen. achja und tu uns allen bitte einen gefallen und spann uns nicht weiter auf die folter...diese ständigen andeutungen...ich kann es jetzt schon kaum noch erwarten ;) von mir aus kanns auch adult werden, aber falls du jüngere leser hast geht das natürlich nicht...

also schreib schnell weiter

lg laniechan
Von:  Xai
2009-04-27T15:57:43+00:00 27.04.2009 17:57
also erstmal ein riesiges sorry, dass ich dir noch nicht geantwortet hab. mir geht es gut aber ich bin total im stress.
auf das neue kapitel wollte ich zwar nciht verzichten, aber ich muss auch gleich wieder weg, deswegen gibts auch nur ein kurzes kommi.
ich freu mich, dass es weiter geht und frage mich, ob shino da nicht eine dummheit begangen hat - aber das werden wir ja noch feststellen. die entwicklung ist jetzt ja ziemlich offen und ich hoffe wir werden nicht allzu lange auf die folter gespannt. :D
in den nächsten tagen schreib ich dir mal wieder.
LG *chu+cu*


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