Zum Inhalt der Seite

Immortal

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

15. Hass

„Vic, komm jetzt!“

„Moment!“ Raphael hetzte, oder er hatte alle Zeit der Welt. Ich wurde nicht schlau aus ihm. „Au!“ Wegen ihm hatte ich mich an der einen Kamaklinge geschnitten, anstatt sie in den Griff zu schrauben. Rasch leckte ich mir das Blut von meiner Hand. Es schmeckte intensiver als vorher, weckte Hunger. Ich war von mir selbst abgestoßen.

„Was ist, Vic?“ Raphael lehnte sich wieder durch den Türrahmen ins Zimmer. Das Bild musste ja toll aussehen – ich kniete auf dem Boden, vor mir das Kama mit einer losen Klinge und eine Hand im Mund.

„Hast du dich geschnitten?“, fragte er überrascht. Ach nee, wonach sah das denn sonst aus? Ich nickte knapp, nahm die Hand weg und schaute flüchtig drauf. Wie zu erwarten, sah man nichts mehr, außer einem hellrosa Streifen.

„Macht nix, ist ganz.“

Er lächelte kurz. „Wie ist das, das erste Blut als Vampirin?“

Ganz langsam schraubte ich die Klinge ein, erst danach erhielt er Antwort. „Wag es ja nicht“, auch das betont langsam, „noch mal einen Kommentar dieser Art zu bringen, Raphael! Du weißt nicht, wie das ist, plötzlich ein Wesen zu sein, die dir von klein auf hassen und jagen gelehrt worden sind!“

Keine Reaktion. „Komm jetzt, wir sind spät dran“, knurrte er dann leise und verließ das Zimmer. Das fing ja ausgesprochen gut an.

Ich hängte mir das Kama in einer speziellen Riemenvorrichtung auf den Rücken, die Beretta einfach hinter den Hosengurt geklemmt und folgte ihm nach. Eines speziellen Jungvampir sei Dank hatte ich jetzt ausgesprochen schlechte Laune, aber ich wusste ganz genau, dass ich nie lange schlecht gelaunt war und noch weniger auf jemanden sauer sein konnte.

Aber… war Raphael denn schon einmal aufgefallen, dass ich ihn jedes Mal anschrie, wenn er auf das Thema Vampirismus zu sprechen kam? Hatte dieser Junge denn eigentlich nicht ausreichend Taktgefühl, um zu merken, dass ich das zunächst einmal selbst verkraften musste?

Ach verdammt! Es hatte keinen Sinn, sich jetzt großartige Gedanken darüber zu machen.

Auf dem Gang konnte ich keine Spur von Raphael entdecken, nichts anderes hatte ich erwartet. Stattdessen sah ich einen Trupp Freaks, welche wahrscheinlich nur einfache Soldaten waren. „Hey!“, knurrte ich. „Wo sind van Winkle?!“

Der Blick der Freaks war unangenehm; misstrauisch und anzüglich glitt er von ihnen wie von einer Einheit über mich. Na danke.

„Du gehörst nicht hier her“, bemerkte einer nach einer Weile.

„Doch, jetzt schon. Aber das ist, zumindest wenn ich mich nicht irre, keine Antwort auf meiner Frage.“

„Mädchen, ich weiß ja nicht, wo du herkommst, aber du gehörst ganz eindeutig nicht zu uns und auf Eindringlinge sind wir hier nicht besonders gut zu sprechen.“

Ich seufzte. „Kann nicht einmal irgendetwas so funktionieren, wie es soll?“ Mit einer raschen Bewegung hatte ich das Kama plötzlich in der Hand anstatt auf dem Rücken und schenkte den Freaks ein strahlendes Lächeln. „Eine der Klingen ist aus Silber“, erklärte ich fröhlich. „Wollt ihr herausfinden, welche, oder sagt ihr mir jetzt endlich, wo van Winkle sind?“

Offenbar war ihnen aufgefallen, dass ich es ernst meinte, denn zumindest zwei von ihnen wirkten leicht verunsichert. „Miro, sie ist ein Native“, murmelte einer von ihnen, und unglückseligerweise hatte er Recht.

„Victoria, jetzt…“ Raphael brach abrupt ab, als er wieder ins Blickfeld kam. „Was zur Hölle ist hier los? Lasst das Mädchen in Ruhe!“

Einzig ihr Wortführer – Miro – zuckte nicht zusammen, sondern drehte sich nur langsam um.

„Miro.“ Raphaels Gesichtsausdruck verdüsterte sich. „Das war ja zu erwarten. Aber an was auch immer du grade denkst – vergiss es. Die Kleine gehört mir.“

Zweifelsohne war es kein Zufall, dass er das kleine Wörtchen „zu“ unterschlagen hatte. Die Frage war nur – ihretwegen, oder weil er es tatsächlich so meinte?

„Natürlich!“ Die Stimme des Freaks war voller Verachtung. „Dem edlen Herrn gebührt das holde Weib, das gemeine Volk muss sich mit dem Abschaum begnügen.“

„Treib es nicht zu weit, Miro.“ Der Vampir war sehr leise geworden, was wohl kein besonders gutes Zeichen war. „Du weißt selbst nicht, was du da eigentlich sagst. Jedenfalls hoffe ich das für dich.“

Keine Antwort, nur ein hasserfüllter Blick folgten. Raphael würdigte sie nicht einmal eines weitern. „Pack deine Waffe weg und komm, Victoria. Wir haben – im Gegensatz zu manch anderem hier – noch was zu tun.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-06-11T11:10:31+00:00 11.06.2009 13:10
>.> Milleniumfreaks sind genauso Deppen, wie alle anderen...


Zurück