Zum Inhalt der Seite

Immortal

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

9.Wie im Traum

Jetzt standen wir irgendwo in Berlin um schätzungsweise Mitternacht in einer verlassenen Sackgasse. Super.

„Raphael? Was machen wir hier?“

Er grinste mich schief an. „Gib mir deine Hand, Vic. Wir nehmen eine Abkürzung.“

„Hier geht es nicht weiter“, bemerkte ich misstrauisch.

„Doch. Durch die Wände.“

„Ich gehe doch nicht durch irgendwelche Wände!“

Er verdrehte die Augen und griff nach meiner Hand, so fest, dass ich außerstande war, sie zurück zu ziehen ohne ihn zu verletzen. „Es ist nichts Schlimmes, Darling.“

Ich war so perplex, dass van Winkle mich Darling nannte, dass ich vollkommen vergaß Widerstand zu leisten, als er in der Wand verschwand und mich mitzog.

In der war es stockdunkel und eisig kalt. Auch meinen Orientierungssinn hatte ich nun verloren. Bisher hatte ich nie unter Platzangst gelitten, aber nun stand ich kurz vor einem klaustrophobischen Anfall. Ich klammerte mich regelrecht an Raphaels Hand, den ich nicht einmal sehen konnte, der einzige Halt hier.

Ganz ruhig Victoria. Du tust mir weh.

Um ein Haar hätte ich ganz losgelassen, als ich seine Stimme in meinem Kopf hörte. Was hatte er in meinen Gedanken zu suchen?

Anders kann ich hier nicht mit dir reden, sorry. Aber es dauert auch nicht lange. Vertrau mir.

Mir blieb ja gar nichts anderes übrig, wenn ich nicht den Rest meines Lebens in dieser wirklich gemütlichen und kuscheligen Wand verbringen wollte. Ich schloss die Augen und ließ mich von dem Vampir führen. Trotz seiner Beteuerung kam es mir endlos vor, bis ich endlich spürte, wie es wärmer wurde, wie ich den Wind fühlte, wie ich wieder richtig atmen konnte, wie es nicht mehr so entsetzlich bedrückend war.

[Anmerkung: Wie bereits erwähnt, ich war noch nie in Berlin, also keine Gewähr für folgende Daten. Wahrscheinlich ist alles falsch.]

Als ich also zögernd die Augen wieder öffnete, stand ich mit dem Rücken zur Wand, nur den Rucksack dazwischen und auf einer flachen Wiese, die in einiger Entfernung in Wald überging. Hinter mir, das bewies ein flüchtiger Blick um mich herum, war das letzte Haus, je weiter nach hinten, desto mehr wurde es Stadt. Raphael, der nur wenig vor mir stand, lächelte.

„Wir sind direkt am Randbezirk von Berlin“, erklärte er. „War das jetzt wirklich so schlimm?“

„Ja, war es. Ich gehe nie wieder durch irgendwelche Wände!“

Aus seinem Lächeln wurde das mir wohlbekannte, leicht spöttische Grinsen. „Mag sein. Wir sind auf jeden Fall so gut wie da.“

Er kam noch einen Schritt näher und befand sich nunmehr nur noch wenige Zentimeter vor mir. Aber ich wich nicht zurück – schon allein, weil die Wand hinter mir mit einem Mal außergewöhnlich solide erschien und selbst wenn nicht, wäre ich nicht durchgegangen.

„Ich habe Angst davor“, gab ich zu. „Ich kann da doch jetzt nicht einfach hingehen, ‚Guten Tag, ich bin da, kann ich anfangen?’ oder so. Was, wenn sie mich überhaupt nicht wollen?“

„Mach dir da mal keine Sorgen, ich regele das schon“, murmelte er und als ich meinen Mund leicht zu einer neuen Erwiderung öffnete, verschloss er ihn direkt wieder mit einem Kuss. Ich war überrascht, ja, aber ich zog ihn auch näher an mich. Er jedoch löste sich nach einigen Sekunden wieder und wanderte langsam mit den Lippen herunter, meinen Hals entlang. Dieses Mal wehrte ich mich nicht, als er meine Halsschlagader suchte und dann vorsichtig, beinahe zärtlich seine Zähne in meine Haut versenkte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück