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Amicus Draconis - 1st Cycle: Cycle of the Badger

1. Zyklus - Zyklus des Dachses
von

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6. Blood Oracle I

in der letzten folge
 

In der letzten Folge versuchte der hinterhältige und gar fiesigliche Lord Lutziputz...ähm Luchsiwuchs
 

luschiwusch
 

na jedenfalls der mit dem haargel
 

denkst du etwa, ich kann mir alle leute merken, die ich auf meinem nicht vorhandenen gewissen habe
 

und wovon träumst du nachts, fred?
 

ein armes unschuldiges Muggle Mädchen aus dem Weg zu räumen, was ihm aber gründlich misslang, da sein karrieregeiler Filius,
 

yo man, das krasse frettchen
 

die ganze Angelegenheit als Sprungbrett für seine eigenen finsteren Machenschaften benutzte.
 

und captain flintstone hat liebeskummer, und säuft sich zu
 

und lord ewald kann ihn nicht mehr erpressen,
 

wie schön für lord luschiwusch
 

*
 

*
 

Doch tu dein Ärgstes, dich hinweg zu heben,

Für Lebenszeit ich dich gesichert hab;

Nicht länger als dein Lieben wärt mein Leben,

Von deiner Liebe hängt es ja nur ab.
 

Nicht Furcht vor schlimmstem Unrecht mich beschwert,

Wenn schon geringstes macht mein Leben enden.

Ich sehe mir ein bessres Los beschert,

Als das, was deine Laune hält in Händen.
 

Du kannst mich quälen nicht mit Flattergeist,

seit dein Verrat das Leben mir bedroht,

Oh, welch ein Anspruch, der mir Glück verheißt,

In deiner Liebe Glück, und Glück im Tod!
 

Doch was gibt's Holdes, das nicht Furcht befleckt?

Falsch könntst du sein, und ich hab's nicht entdeckt
 

*
 

*
 

Amicus Draconis
 

First Cycle: Cycle of the Badger
 

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Part 6: Blood Oracle: Part I
 


 

October, 31, 1981 (Hallowe’en vor siebzehn Jahren)
 

John S. wusste, dass er sich verfahren hatte. Hoffnungslos. Dieser holprige Feldweg konnte nie und nimmer nach London führen. Das Beste wäre vermutlich, umzukehren und zur letzten Abzweigung zurückzufahren.
 

Aber wo war die letzte Abzweigung?
 

Draußen regnete es noch immer in Strömen. Heulende Windböen klatschten das Wasser kübelweise gegen die Scheiben seines silberfarbenen Bentleys, als wollten die Gewalten der Natur sich höchstpersönlich gegen den metallenen Eindringling zur Wehr setzen, und ihn aus ihrem Reich verbannen. Oder aber, als wären sämtliche Hallowe’en Geister durch geheimnisvolle Kräfte in Aufruhr gebracht worden.
 

Aber John S. glaubte natürlich nicht an diesen Unsinn.
 

Er öffnete das Handschuhfach, um die Karte daraus hervorzukramen. Irgendeinen Hinweis darauf, wo er sich befand, musste es doch geben, selbst wenn diese Feldwege unmöglich darauf verzeichnet sein konnten. Das Wichtigste war jetzt, so schnell wie möglich wieder auf eine beschilderte Straße zu gelangen.
 

Er drückte aufs Gas, sah nach vorn und erstarrte. Mitten auf der Fahrbahn stand eine menschliche Gestalt in einem langen dunklen Umhang. Ein Mädchen, vielleicht vierzehn oder fünfzehn Jahre alt, so genau war das nicht auszumachen. Ihr totenblasses Gesicht wurde von langem tizianrotem Haar eingerahmt, welches vom Regen durchnässt an ihren Wangen klebte. Und ihre Augen...
 

Diese Augen würde er für den Rest seines Lebens nicht vergessen, wenn man einmal davon absah, dass dieses Leben nur noch wenige Sekunden dauern sollte. Sie glimmerten in einem dunklen dämonischen Violett, als ob sie der Hölle selbst entsprungen wären....
 

Dann krachte das Auto gegen etwas Hartes, und die Welt versank in Dunkelheit.
 


 

* * *
 

October 29, 1998 (Gegenwart)
 

“Power of darkness, power of night,

Drown hope in despair, extinguish the light,

Alter this brilliance to feeble gloom,

Cast thy foe to eternal doom!”
 

Wieder und wieder versuchte die Seherin ihren Schatten über das gleißende Licht ihrer Kristallkugel zu werfen, um endlich etwas darin erkennen zu können. Das Licht war ein Zauber, ein mächtiger Zauber, der einen geheimen Ort vor ihr verbarg. Ein geheimes Versteck.
 

Wie oft sie nun schon versucht hatte, es zu finden. Und kein Versuch hatte sie ihrem Ziel näher gebracht.
 

Erschöpft stützte sie den Kopf in die Hände, fuhr mit den schwarz lackierten Fingernägeln durch ihr langes glattes tizianrotes Haar. Tagsüber trug sie es aufgesteckt, doch bei solch einem Ritual störte alles Geknotete den Fluss der Energie. Auch an ihrem fließenden schwarzen Seidenkleid befand sich nichts Geknotetes und die Riemchen ihrer zierlichen Absatzschuhe waren gelöst. Sie streifte die Schuhe ab, zog die Füße auf den orientalischen Diwan hoch, auf dem sie eher lag, als saß, und widmete sich wieder der Kristallkugel.
 

Sie hatte vieles gesehen, doch nur weniges davon schien ihr bedeutsam. Dass die Feinde des Meisters mächtiger wurden? Dazu brauchte man keine hellseherischen Fähigkeiten. Dass der, dessen Name nicht genannt werden durfte, eine Schlüsselrolle in diesem Stück spielen würde? Auch das war seit langer Zeit bekannt.
 

Dass ihr Mann sie betrog? Das hatte sie im Gefühl.
 

Ein mächtiger Hirsch sprang aus dem Licht heraus in den abgedunkelten Raum. Die Dunkelheit formte sich zu einem Drachen, der glühende Feuerkugeln auf den Hirsch spie. Entnervt fuhr sie mit ihrem Ärmel durch die Luft und verwischte die kämpfenden Tiere. Kämpfende Tiere hatte sie schon gesehen, bevor sie sprechen oder laufen konnte, wieder und immer wieder. Hirsch gegen Drache. Schlange gegen Löwe. Luchs gegen Schakal. Schakal gegen Phoenix. Allmählich langweilte es wirklich.
 

Die verwischten Lichtfetzen verwandelten sich in einen Hirsch, einen Wolf, einen Hund, und eine Ratte, die einträchtig nebeneinander herliefen. Schön. Wer wollte heute noch wissen, was vor zwanzig Jahren einmal gewesen sein mochte.
 

Sie wollte wissen, was jetzt war.
 

Der Hirsch sprang in einen See und ertrank. Die übrigen Tiere stoben in alle Richtungen davon. Was sollte sie dem Meister erzählen, falls er heute Nacht Kontakt mit ihr aufnahm? Zoogeschichten?
 

« Maman ! Une lettre est arrivée ! »
 

Cècile, ihre sechsjährige Tochter steckte den Kopf durch den Türspalt. Wie ihre Mutter war auch sie rothaarig, hatte dieselben violetten Augen und denselben milchigen Teint. Ihr Gesicht war allerdings weniger fein, es hatte sehr viel von der Grobknochigkeit ihres Vaters. Und ihre Haare waren bräunlich und stumpf, hatten niemals den Glanz, den sie eigentlich haben sollten.
 

Sie wedelte mit etwas, das wie ein Päckchen aussah. « Je crois, que c’est pour toi, mais je n’en suis pas sure ! »
 

Ja, wenn man sie genau betrachtete, war Cècile eigentlich ziemlich hässlich. Zuviel Ähnlichkeit mit diesem Waschlappen, der sich ihr Ehemann schimpfte. Und überhaupt...
 

“Du hast anzuklopfen, und nicht einfach hier hereinzuplatzen, Kind,“ schimpfte sie auf englisch zurück. “Wenn ich meine Tür absperre, bedeutet es, das ich nicht gestört werden will, nicht, dass du sie öffnen darfst!“
 

Und überhaupt, warum hatte das zweite Kind schon wieder eine nichtsnutzige Tochter sein müssen? Wann kam endlich der ersehnte Erbe?
 

Ihre Stimme steigerte sich zu einem hysterischen Kreischen. “Ich sollte sie in Zukunft mit einem Fluch belegen, der dir dein freches Grinsen vom Gesicht kratzt, du widerwärtige kleine Schlampe!“
 

Sie streckte ihre Hand aus. “Nun, gib schon her, Cècile! Was meinst du, du bist nicht sicher? Steht etwa kein Name auf dem Päckchen?“
 

Mit einer herrischen Bewegung ergriff sie das kleine Paket und suchte nach einem Absender oder einer Adresse. Als sie nichts fand, drehte sie es ein paar Mal hin- und her. Die kleine Cècile erschrak, als die Hände ihrer Mutter plötzlich unkontrolliert zu zittern begannen.
 

Das Päckchen entglitt ihren Händen, und fiel auf den kostbaren Teppich, direkt neben das eingearbeitete Wappen ihrer Familie. Ein schwarzer Schakal....
 

“Maman! Was ist los mit dir? Was hast du?“
 

Wie besorgt meine Kleine um mich ist, einfach rührend. Sie ist wahrscheinlich der einzige Mensch auf dieser schrecklichen Welt, dem mein Wohlergehen am Herzen liegt.
 

« Rien ! » Sie schüttelte heftig den Kopf, und zog die Schultern zusammen, als ob es sie fröstelte. “Es ist nichts, mein kleiner Liebling.“ Als sie sich mit einem zuckersüßen Lächeln neben ihre Tochter kniete, um mit ihr auf einer Augenhöhe zu sein, achtete sie peinlich genau darauf, dass ihr teures Kleid nicht knitterte.
 

“Geh’ wieder spielen, mein Schatz!“ Zärtlich strich sie dem Mädchen über die Wange, und hielt sie gleichzeitig mit der anderen Hand an der Schulter fest, als befürchte sie, die Kleine werde versuchen, ihrer Liebkosung auszuweichen.
 

“Was steht da drauf?“ Cècile riss sich von ihrer Mutter los, um nach dem Päckchen neben ihr am Boden zu greifen, doch diese schlug ihr auf die Finger. “Autsch, was soll das?“
 

“Los, verschwinde endlich, Miststück!“ keifte sie und ihr sonst bildschönes Gesicht verzerrte sich zu einer wütenden Fratze.
 

Ohne ihrer Mutter weitere Beachtung zu schenken, lief Cècile durch die offene Tür nach draußen. Nur wenige Augenblicke später war von drinnen ein lautes Fluchen zu hören.
 

Cècile konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie hatte die Inschrift zwar gelesen, aber sie sagte ihr rein gar nichts.
 

“An Skuld!“ wiederholte sie kopfschüttelnd, und lief zu der Puppe zurück, die Großvater ihr geschenkt hatte.
 

* * *
 

Hallowe’en 1981
 

“Oh, es war wundervoll, fabelhaft, ganz genau wie in einem ihrer Gruselheftchen. Die dunkle Straße, der Mann, der sich verfahren hatte, die wunderschöne dämonische Frau aus der Dunkelheit...“ Die Stimme des Mädchens überschlug sich vor Begeisterung. “Ich hab’ sogar extra Regen herbeigehext, damit die Atmosphäre stimmt!“ Stolz wies sie auf ihre nassen Kleider und Haare.
 

“Hast du es, Skuld?“ unterbrach eine zweite Stimme, die einer jungen Frau.
 

“Ja, Verdandi, hab’ ich, bleib ganz ruhig.“ Das Mädchen verdrehte die Augen, offensichtlich passte es ihr überhaupt nicht, dass sie ihre lebhafte Schilderung nicht ausführen durfte. “Es ist sogar noch warm. Aber du weißt meinen Beitrag überhaupt nicht zu schätzen. Ohne mich könntet ihr das Ritual überhaupt nicht durchführen. “
 

“Überschätz’ dich mal nicht, Kleines.“ Entnervt zog Verdandi die Augenbrauen hoch und warf ihre langen goldblonden Haare zurück. “Und wenn Vater erfährt, dass du Muggle Schriften liest, wird er sehr zornig werden.“
 

“Oh, ich glaube nicht, dass Vater etwas gegen meine Heftchen einzuwenden hat. Es geht ja nur um gefährliche Monster und Dämonen, die knutschende Muggles in Muggle Fahrzeugen abmurksen, das ist doch in Ordnung. Da kann man sich sogar noch Anregungen holen.“
 

Skuld streckte Verdandi eine Urne entgegen. “Hier! Ganz frisch! Von dem allerersten Muggle, den ich in meinem jungen Leben zur Strecke gebracht habe. Das ist doch ein sehr wichtiger Tag im Leben einer Schwarzmagierin, nicht wahr?“ Theatralisch breitete sie die Arme aus, um ihrem Auftritt eine dramatische Note zu verleihen. “Ich habe meine Unschuld verloren.“
 

“Du warst nie unschuldig, Schwesterchen,“ erklang eine dritte Stimme. “Nicht in dieser Familie.“
 

Etwas entfernt von den beiden anderen stand eine weitere Frauengestalt an einem Feuer, dessen züngelnde Flammen einen flackernden Schimmer auf das nächtliche Moor warfen. Sie mochte Anfang oder auch Mitte zwanzig sein, hatte dieselben violetten Augen wie ihre Schwestern, und ihr ebenfalls hüftlanges Haar war tiefschwarz. Ihre Aufmerksamkeit war auf einen schwebenden Kessel gerichtet, dem ein grünlicher übelriechender Dampf entstieg.
 

“Hab’ ich mir doch gedacht, dass du wieder auf ihrer Seite stehst,“ sagte Skuld, “du stehst doch immer auf ihrer Seite, hab’ ich nicht recht? Urd? Hey, Urd!“
 

“Still!” Verdandi legte einen Finger auf die Lippen.” Stör sie jetzt nicht!”
 

Die älteste Schwester schien in eine Art Trance gefallen zu sein. Ihre Augen waren halb geschlossen, sie atmete in tiefen Zügen den Rauch ein und murmelte dabei leise vor sich hin. Skuld ging ein paar Schritte auf sie zu, und versuchte angestrengt, sie zu belauschen. Als sie nichts verstehen konnte, wandte sie sich sichtlich enttäuscht wieder ab.
 

Urd’s Augenlider fuhren so plötzlich hoch, als erwache sie aus einem Albtraum. Ohne auf die Hitze zu achten, packte sie den Kessel, stürzte ihn um, und schüttete die üble Brühe ins Feuer, wo sie zischend verging. “Es ist Zeit,“ flüsterte sie, “kommt, meine Schwestern, lasst uns sehen, was die Zukunft für uns bereit hält.“
 

Alle drei starrten in die Flammen, diese schienen ungewöhnlich starr, und hatten nun eine giftgrüne Färbung angenommen. Auf ein Zeichen Urd’s goss Verdandi ein wenig Flüssigkeit aus der Urne ins Feuer, eine dunkle, kupfrige Flüssigkeit, welche einen metallischen Geruch verbreitete. Es konnte keinen Zweifel geben, dass es sich dabei um Blut handelte.
 

Kaum hatte das Blut die grünen Flammen berührt, als diese auch schon eine solide Schale formten, um es aufzufangen. Sogleich bildete es eine blankschimmernde Fläche am Grunde des Gefäßes. Hastig beugten sich die Hexen darüber, konnten jedoch nichts als ihre eigenen erwartungsvollen Gesichter erkennen.
 

Und den Nachthimmel über ihnen.
 

Urd berührte die Fläche mit ihren Fingerspitzen “Zeit ist Vergangenheit. Allmächtiges Schicksal, schenke deiner Dienerin Urd die Gunst, dein verworrenes Bild zu enthüllen.“
 

“Zeit ist Gegenwart.“ Auch die zweite Schwester tauchte ihre Finger ein. “Allmächtiges Schicksal, schenke deiner Dienerin Verdandi die Gunst, dein verworrenes Bild zu enthüllen.“
 

“Tut das weh?“ fragte das Mädchen, und sah mit Besorgnis auf die rauchenden Hände. Ein wütender Blick Urd’s ließ sie verstummen, und sie legte ihre Hand dazu. “Zeit ist Zukunft. Allmächtiges Schicksal, schenke deiner Dienerin Skuld die Gunst, dein verworrenes Bild zu enthüllen.“
 

Sie zogen ihre Hände zurück. “Hat es nicht funktioniert?“ wollte Verdandi besorgt wissen.
 

“Frag!“ flüsterte Urd. “Aber frag’ weise, denn das Blut reicht nicht ewig! Und unsre Macht ebenso wenig!“
 

“Wie sieht mein zukünftiger Ehemann aus?“ schrie Skuld, bevor jemand sie daran hindern konnte. “Nun ja,“ meinte sie entschuldigend, “ihr beide müsst euch darum nicht mehr sorgen, ihr seid schon verheiratet.“
 

Die Gestalt eines pausbäckigen braunhaarigen Mannes erschien auf der glatten Fläche. Er mochte etwa Anfang zwanzig sein und seine reichverzierte, wenn auch etwas geschmacklose Robe deutete darauf hin, dass er einer wohlhabenden Familie entstammte. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, denn er hatte sich über einen Suppenteller gebeugt, aber am Mittelfinger seiner linken Hand trug er einen Wappenring in Form einer Schwalbe.
 

Skuld streckte die Hand aus, um das Bild zu berühren, aber es verzerrte sich, und wurde brüchig, bis es plötzlich verschwand. Schnell goss Verdandi etwas Blut aus der Urne nach, um den Spiegel wieder zu glätten. Das Bild jedoch kehrte nicht zurück.
 

“Macht nichts,“ sagte Skuld. “Ich denke, ich werde ihn erkennen, wenn ich ihn wiedersehe. Zumindest weiß ich, welcher Familie er angehört.“
 

Sie wollte offensichtlich noch mehr sagen, doch Urd herrschte sie an, zu schweigen. Verdandi nutzte den Moment, um ihrerseits eine Frage zu stellen, diese war jedoch zu leise, um von den anderen verstanden zu werden.
 

Im Spiegel formte sich das Bild eines gewaltigen Thrones aus schwarzem Marmor, dessen Armlehnen die Form von Schlangen besaßen. Auch die Rückenlehne schien aus ineinander verschlungenen Schlangenkörpern zu bestehen, zumindest der obere Teil davon. Der Rest des Thronsessels, und auch wer darauf saß, waren allerdings nicht zu erkennen, denn vor dem Thron stand eine weitere Gestalt, und verdeckte, was sich dahinter befand.
 

Die Gestalt vor dem Thron, war die eines Jungen oder jungen Mannes, doch da er nur von hinten zu sehen war, konnten sie nicht viel mehr erkennen als seinen schwarzen Umhang, und sein ziemlich zerzaustes schwarzes Haar, das in alle Richtungen abstand. Er hielt eine Hand ausgestreckt doch daran befand sich kein Ring, mit dessen Hilfe man auf eine Familie hätte schließen können.
 

Der Junge trat einen Schritt nach vorne, doch bevor die Frauen weiteres erkennen konnten, schlug Verdandi mit der Hand in den Spiegel und zerstörte das Bild. Sie selbst schien wohl genug gesehen zu haben.
 

“Feiges Stück!“ fauchte Urd ihre Schwester an. “Aber egal, es gibt nichts zu verbergen! Auf dem Schlangenthron kann nur einer sitzen. Der Dunkle Lord, denn er wird ewig herrschen.“
 

Ihre Stimme überschlug sich. “Lord Voldemort ist der mächtigste Zauberer aller Zeiten. Er gebietet über Leben und Tod, über Licht und Schatten, über Gezeiten und Gestirne. Niemand wird seiner grenzenlosen Macht je ein Ende setzen, niemand ihn je besiegen. Weder dieser muggle-liebende Narr, der sich selbst Phönix schimpft, noch diese Possenreißer, die jetzt noch im Ministerium hocken. Und schon gar nicht...“ sie schnappte nach Luft. “schon gar nicht dieser seltsame Junge mit seinen Froschaugen.“
 

Verwirrt sahen die beiden jüngeren Schwestern einander an. Froschaugen? Sie hatten den Jungen doch nur von hinten gesehen, was konnte Urd über seine Augen wissen? Sie waren doch überhaupt nicht sichtbar gewesen.
 

Aber Urd besaß die größte Macht der drei Hexenschwestern, und offensichtlich hatte sie mit ihren hellseherischen Fähigkeiten schon längst erkannt, um wen es sich bei diesem Jungen handelte. “Wie soll ein Kind gegen unseren Meister kämpfen,“ flüsterte sie hämisch, “ein Kind, das niemals zum Mann heranwachsen wird? Sag mir, wie soll das möglich sein?“
 

“Seht nur!“ schrie Skuld.
 

Der magische Spiegel zeigte nun das Gesicht des Jungen, er hatte tatsächlich grüne Augen, funkelnd grün, wie Smaragde. Diese Augen veränderten sich nicht, wohl aber das Gesicht um sie herum. Es wurde kleiner und immer jünger. Jetzt war der Junge nur mehr ein Baby auf dem Arm seiner Mutter. Urd hatte also Recht gehabt, er war noch ein Kind.
 

“Lily Evans,“ entfuhr es Verdandi. “Er ist der Sohn von Lily Evans, meiner Erzfeindin aus Hogwarts!“
 

“Und James Potter!“ sagte Urd kalt. “Aber dieses Kind wird noch heute Nacht sterben, denn einer unserer Anhänger hat dem Meister das Versteck der Potters verraten. Es stellt keine Gefahr mehr für uns dar!“
 

“Seht nur, der Meister!“ sagte Skuld atemlos, “er betritt das Haus der Potters!“
 

Verdandi goss etwas von dem Blut nach, die magische Spiegelfläche wurde schon wieder spröde, und alle drei brannten darauf diese Vision weiter zu verfolgen. Mit Sicherheit würde sie einen neuen Triumph des Meisters zeigen.
 

Die Hexenschwestern sahen, was weiter geschah. Sahen zu, wie der Dunkle Lord James Potter mit dem Avada Kedavra Fluch tötete. Sahen zu, wie Lily mit ihrem Sohn auf dem Arm davon rannte. Sahen zu, wie Voldemort versuchte, auch das Baby zu töten, und wie seine Mutter sich verzweifelt dazwischen warf.
 

Und dann....
 

Für einen Moment waren die drei Schwestern wie gelähmt. Sie standen regungslos da, als wären sie zu Salzsäulen erstarrt. Pures Entsetzen stand in ihren Augen.
 

Dann fiel die Urne aus Verdandi’s Händen und zerschellte. Das restliche Blut versickerte ungenutzt im Boden.
 

Das Bild zersprang. Die Flammenschale löste sich auf.
 

Wie auf ein unsichtbares Kommando begannen die beiden jüngeren Schwestern zu zetern, und wild durcheinander zu schreien. Sie konnten nicht begreifen, was sie soeben gesehen hatten. Der mächtigste Zauberer aller Zeiten, besiegt von einem Kind? Das konnte, das durfte nicht möglich sein.
 

Sollte in dieser Nacht alles enden, woran sie ihr Leben lang geglaubt hatten?
 

* * *
 

October 29, 1998 (Gegenwart)
 

Voller Entsetzen starrte sie auf den Zauberstab, der auf dem zierlichen Glastischchen vor ihr lag. Nein, es konnte keinen Zweifel geben.
 

Pinie. Zwölf Zoll. Drachenherzfaser. Das Herz eines Chinese Fireball.
 

Es war der Stab, mit dem es geschehen war.
 

Ihre spitzen Fingernägel kratzten über die Tischplatte, als sie das Papier ergriff und die Inschrift erneut betrachtete. Diese Inschrift war das einzig Geschriebene, das sich bei dem Päckchen befunden hatte. Ansonsten war nur die Schatulle mit dem Zauberstab darin gewesen.
 

Skuld. Es gab nur zwei Menschen, die außer ihr diesen Namen kannten, und eine von beiden war tot, getötet von diesem Stab. Und die andere eine Verräterin, mit der sie nie wieder etwas zu tun haben wollte.
 

Urd, Verdandi und Skuld. Die drei Nornen. Klotho, Lachesis und Atropos. Die Schicksalsgöttinnen, die mit einem Wink über Leben und Tod der Menschen entschieden. Gleichgültig, grausam, und ewig. Ihre Macht war stärker noch, als die der Götter selbst. Selbst der oberste Göttervater, unbedeutend ob sein Name nun Odin, Jupiter oder Zeus lauten mochte, musste sich ihrem Schicksalsspruch beugen.
 

Margarethe, Katharina, und Elisabeth. Im patriarchalischen Christentum waren sie natürlich zu unbedeutenden Heiligen herabgestuft worden, aber das hatte ihre Macht nicht wirklich schmälern können. Lebten nicht auch sie, und ihre Schwestern in einer von Männern regierten Welt? War es Frauen nicht untersagt, im Dunklen Rat am Tisch des Meisters zu sitzen? Hatte Vater ihnen nicht von klein auf eingebläut, dass sie nur unbedeutende Mädchen waren?
 

Aber in ihrem Geheimbund war alles anders gewesen. Wenn sie ihre Kräfte vereinigten, konnten sie Großes vollbringen.
 

Leider war dies nur äußerst selten geschehen. Sie hatten einander gehasst, und die meiste Zeit lagen ihre Interessen viel zu weit auseinander, um sich auf ein gemeinsames Ziel festlegen zu können. Üblicherweise taten sich zwei gegen die dritte zusammen, welche zwei, und welche dritte, hatte je nach Laune gewechselt.
 

Aber es gab auch andere Momente. Momente, in denen sie das volle Ausmaß ihrer Kräfte ausschöpfen konnten.
 

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Hätte jemand sie beobachtet, der sie nicht kannte, hätte er geglaubt, sie empfinde eine unschuldige, geradezu kindliche Freude über etwas. Jemand, der sie gut kannte, hätte dagegen sofort gewusst, dass sie sich genüsslich an all das erinnerte, was sie anderen angetan hatte.
 

Damals, in jener Hallowe’en Nacht wollten sie ihre hellseherischen Fähigkeiten nutzen, um die unbekannten Fragen, Mysterien und Rätsel zu lösen, die ihnen auf der Seele brannten. Nicht mit Hilfe der vagen, nebelhaften Visionen, die sich zuweilen in Kristallkugeln, Teeblättern und Eingeweiden tummelten. Es gab noch andere, weitaus effektivere Möglichkeiten.
 

Genauer gesagt, eine Möglichkeit. Und um sie sich zunutze zu machen, brauchte man eine Hallowe’en Nacht.
 

So wie übermorgen Nacht....
 

“Marie, ma Chérie ! Ich bin wieder da! Tut mir leid, dass es schon wieder so spät geworden ist, aber unsere Ratssitzung hat heute wieder mal ein wenig länger gedauert, du weißt schon, der ganze Ärger mit du-weißt-schon-wem. Wir mussten noch darüber beraten, was es für Möglichkeiten gibt, ihm endlich das Handwerk zu legen.“
 

“Aber natürlich, Liebling!“ spielte sie die verständnisvolle Ehefrau, und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. “Du bist ja immer so im Stress! Und, was für Möglichkeiten habt ihr gefunden?“
 

“Na ja ... uhm..“
 

Dass sich der Waschlappen nicht einmal eine bessere Ausrede einfallen lassen konnte. Männer!
 

* * *
 

Hallowe’en 1981
 

“Ruhe!“ Urd behielt als einzige die Nerven. “Hört auf, euch wie dumme Gänse zu benehmen! Wir wissen, dass es heute Nacht geschehen wird, aber nicht wann! Vielleicht ist noch Zeit, es zu verhindern. Wir werden Vater um Rat fragen!“
 

Die jungen Frauen nickten eifrig. Vater würde wissen, was zu tun war. Vater war der mächtigste Schwarzmagier gleich nach dem Meister, und außerdem sein engster Vertrauter. Er war so viel erfahrener und weiser als die jungen Spunde, mit denen sich der Meister sonst umgab. Zweifellos würde er die Lösung ihres Problems aus dem Sortiment seiner magischen Kenntnisse hervorzaubern wie das berühmte Kaninchen aus dem Zylinder.
 

So wie er es immer tat.
 

Urd schüttete ein Pulver ins Feuer. Auch jetzt, in Zeiten höchster Not hätte keine der Schwestern gewagt, zu ihrem Vater zu Apparieren. Er wurde äußerst ungemütlich, wenn man ihn ohne Ankündigung störte, oder seine Befehle missachtete.
 

“Was habt ihr mitten in der Nacht im Moor zu suchen, meine Püppchen? Habt ihr eure Ehemänner um Erlaubnis gebeten? Und du, Marie, hast du nicht um diese Zeit auf deinem Zimmer zu sein?“
 

In den Flammen war der Kopf eines Mannes erschienen, eines Mannes mit dunklem, leicht ergrautem Haar, und harten Zügen. Sie besaßen allerdings noch nicht die Eisenhärte, die siebzehn Jahre in Azkaban ihnen verleihen würde. Kalt sahen seine violetten Augen auf seine Töchter, und ein gereizter Zug umspielte seine Mundwinkel.
 

“Vater, ich...“ stammelte Skuld, die jetzt wieder Marguerite war, abgekürzt Marie. Keine mächtige Schicksalsgöttin mehr, sondern nur noch ein verängstigtes Mädchen, dem die Stimme versagte.
 

“Vater, bitte!“ Urd nahm ihren Mut zusammen. « Ecoutez, je vous en prie, il faut raconter toute l’histoire! Nous avons des problèmes! »
 

In knappen Worten schilderte Urd die Visionen aus der Schale. Er unterbrach sie kein einziges Mal, sondern hörte ruhig zu. Sorgenvolle Falten erschienen auf seinem Gesicht. Ein anderer hätte diese Gefühlsregung wohl nicht bemerkt, aber die Schwestern waren von Kindheit an darauf trainiert, ihm selbst kleinste Missstimmungen aus dem Gesicht abzulesen.
 

“Und ihr habt diesen Jungen in der anderen Vision wiedergesehen, ja? Als Jugendlicher vor dem Schlangenthron! Dann ist noch nicht alles entschieden! Der letzte Kampf ist noch nicht vorbei...“
 

Gedankenverloren wanderten seine Augen über die nächtliche Heide.
 

“Wir konnten aber nicht erkennen, ob der Meister tatsächlich auf dem Schlangenthron saß. Nur dass der Junge davor stand,“ erklärte Urd wahrheitsgemäß. “Jemand saß auf dem Thron, aber ... hast du es gesehen?“
 

Verdandi presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
 

“Oh, natürlich hat sie es gesehen.“ Die Stimme des Vaters triefte vor Spott. “Ich erkenne sofort, wenn meine Püppchen lügen. Alle Frauen auf dieser Welt sind falsch. Warum hat mir das Schicksal nur einen Sohn verwehrt?“
 

Er brach ab. “Hört gut zu, denn ich sage euch dies nur einmal. Ihr wartet hier, während ich unseren Meister warne. Keine von euch rührt sich vom Fleck, bis ich wieder hier bin, vous avez compris?“
 

Die Schwestern nickten.
 

“Dann komme ich auf euch zurück, und wir werden ein ernstes Gespräch führen.“ Der Kopf verschwand in den Flammen.
 

“Hoffentlich kommt er noch rechtzeitig,“ sagte Skuld, “es kann doch nicht sein, dass dieser kleine Schreihals unseren Meister erledigt. Das ist doch einfach...“
 

Sie sah sich um. “Wo ist Verdandi?“
 

“Disappariert, die kleine Schlampe,“ sagte Urd. “Ich schätze, sie hat Angst vor Vater, weil sie ihn belogen hat.“
 

“Ich glaube eher, sie ist zu ihrem Ehemann gerannt und erzählt ihm jetzt brühwarm, was geschehen ist.“ Skuld ballte die Fäuste. “Oh schon, dass sie diesen Mistkerl geheiratet hat, war ein Verrat an unserer Familie.“
 

“Zweifle nicht an den Entscheidungen des Meisters.“ Urd runzelte die Stirn.
 

“Mach ich ja nicht! Aber weißt du, dass sie dich verhext hat? Damit du keine Söhne bekommen kannst. Was meinst du, warum sie einen Sohn hat und du bisher kinderlos geblieben bist? Es ist alles ihre Schuld!“
 

“Oh, aber so einen mächtigen Zauber könnte sie niemals alleine sprechen.“ Drohend baute sich Urd vor ihrer kleinen Schwester auf. “Da muss ihr jemand gewaltig geholfen haben. Wer könnte das wohl gewesen sein?“
 

“Es war nicht meine Schuld, sie hat mich mit dem Imperius Curse belegt!“
 

“Ich weiß, dass sie das nicht hat, du falsche Schlange! Du hast freiwillig mitgemacht, weil du dir einbildest, nur du könntest unserer Familie den männlichen Erben schenken!“
 

“Halt sofort dein verdammtes Lügenmaul!“
 

“Schlampe!“
 

“Miststück!“
 

“Dreckige F*tz*!“
 

“M*dbl**d!“
 

Der kurze Moment, an dem die drei mächtigen Hexenschwestern ihre Kräfte vereinigt hatten, war vorüber.
 

* * *
 

Amicus Draconis- 1st Cycle: Cycle of the Badger - Part 6: Blood Oracle - Part I
 

ich frage mich, ich frage mich, weißt du, was ich mich frage?
 

nein. was denn?
 

ob wir nicht ein bisschen französisch lernen sollten?
 

das einzige französisch, was ich kann, ist französisch für schwarzmagier
 

voulez-vous coucher avec moi?
 

willst du vor mir kuschen?
 

je te donne un baiser !
 

du bist ganz beese!
 

je t’embrasse !
 

du verdienst diese strafe!
 

tu es charmante !
 

du bist eine schlampe!
 

je t’adore
 

jetzt gibt’s lange ohren
 

tu es magnifique
 

du bist ein guter......hey fred
 

ja george?
 

ich glaub, das wollen unsere zuschauer gar nicht wissen
 

bin ja schon still
 

Amicus Draconis- 1. Zyklus: Zyklus des Dachses - Teil 6: Ritual des Blutes - Teil I
 

* * *
 

1998 (Gegenwart)
 

“Wann können wir endlich wieder rein?“ stand in großen krakeligen Buchstaben auf Justin Finch-Fletchley’s Schiefertafel. Ungefähr zum dritten Mal in der letzten halben Stunde hielt er sie hoch über seinen Kopf.
 

Wie die beiden Male zuvor schenkte Hermione ihm ihr berühmtes Stirnrunzeln, und den Satz: “Wenn es fertig ist!“ auf ihrer eigenen Schiefertafel. Es war wirklich kaum zu glauben, dass einer der Ältesten solch ein Theater veranstalten musste, während die Jüngeren geduldig warteten. Gute Magie brauchte eben ihre Zeit, und für die Umwandlung des Verstecks hieß das eine knappe Stunde, welche die jungen Hexen und Zauberer unter Wasser verbringen mussten.
 

Sie hatten sich nun endlich auf ein Hallowe’en Shape geeinigt, lange genug hatte die Auseinandersetzung ja gedauert. Es sollte so eine Art düsteres Moor mit Lehmhütten, und einer einsamen Burgruine am Horizont werden. Es hätte auch die Möglichkeit gegeben, eine bewohnbare Burg zu kreieren, aber da hatten viele abgelehnt. Die Erinnerung an Hogwarts war einfach zu schmerzhaft.
 

Dieses Shape wollten sie etwa einen Monat beibehalten und sich dann für den Dezember etwas Weihnachtliches heraussuchen. Da gab es schon wieder die nächsten Debatten, die einen wollten eine klassische Weihnacht mit Schnee, die anderen meinten, man könne den kalten Winter einfach vergessen, und sich an einem Südseestrand wärmen. Wieder andere wollten plötzlich unbedingt einen indischen Dschungel mit Tigern, Elefanten, und anderen exotischen Tieren, aus nicht erkennbaren Gründen.
 

Aber darüber konnte man sich noch den ganzen Monat streiten. Jetzt war es erst mal an der Zeit für Hallowe'en.
 

Ein paar Tritonen schwammen vorbei und winkten ihnen zu. Seit dem Quidditch Match hatten sich die freundschaftlichen Beziehungen weiter verbessert und nun geschah es öfter, dass einige der jungen Hexen und Zauberer auch unabhängig von der Mittwochsaudienz das Versteck verließen, um ihren Freunden einen Besuch unter Wasser abzustatten. Zu diesen gehörte überraschenderweise auch Neville, der sich sonst eigentlich nicht durch besonderes Geschick in der Völkerverständigung auszeichnete, und den Fischmenschen gegenüber eher scheu gewesen war.
 

Aber diese anfängliche Verzagtheit schien sich mittlerweile gegeben zu haben, denn er schwamm freimütig auf die Gruppe zu.
 

“Hey!“ Seamus stieß Dean an und versuchte ihm etwas durch Gesten begreiflich zu machen. Da Dean ihn nur verständnislos anstarrte, kritzelte er etwas auf seine Schiefertafel und streckte sie ihm entgegen. Ron verrenkte sich den Hals, um es ebenfalls lesen zu können.
 

’Neville, der Herzensbrecher’ stand auf der Tafel. Mit einem Augenzwinkern deutete Seamus auf Neville, der sich angeregt mit einem Mädchen unterhielt, das er offensichtlich gut zu kennen schien.

Dabei wedelte er eifrig mit seinen Armen herum, was hier in der sub-aquatischen Beinahe-Schwerelosigkeit zu allerhand abenteuerlichen Verrenkungen führte.
 

Die Jungs brachen in lautes Gelächter aus. Da Neville ihnen den Rücken zugewandt hatte, bemerkte er es jedoch nicht, sondern setzte die Unterhaltung unbekümmert fort.
 

’Geh ran, Tiger’ schrieb Ron auf seine Tafel, und hielt sich wedelnd über den Kopf, während er dabei wie ein betrunkener Cheerleader auf und ab hüpfte. Auch das bemerkte Neville nicht, wohl aber das Mädchen, das allerdings die Inschrift nicht lesen konnte. Sie deutete auf die Tafel und schien Neville etwas zu fragen. Der wurde über und über rot und schüttelte heftig den Kopf. Die anderen drei Jungs versuchten ihn auszupfeifen und da dies im verzerrten Unterwasser Soundsystem gründlich misslang, bekritzelten sie ihre Tafeln mit Buh-Rufen.
 

Harry nickte Hermione zu. Die Stunde war vorüber, sie konnten jetzt ins Versteck zurückkehren.
 

Ron’s Gesicht verfinsterte sich kurz. Wie üblich konnten seine beiden besten Freunde einander ohne Worte verstehen. Wohl zum x-ten Mal kämpfte er gegen seine aufsteigende Eifersucht.
 

Als die anderen sahen wie Harry und Hermione sich dem Eingang näherten, schwammen sie ebenfalls darauf zu und bildeten eine Traube davor. Jeder wollte das neue Ambiente als erster in Augenschein nehmen. Sie ließen kaum genug Platz für Harry um die Zauberformel zu sprechen, die den Sand teilte und das äußere Tor öffnete.
 

Harry ließ sich Zeit. Während die anderen neben ihm herumschubsten und drängelten, wartete er geduldig ab. Das Versteck lief ihm schließlich nicht davon.
 

“Oops, sorry, Harry!“ Ron hatte ihn versehentlich angerempelt als er an ihm vorbeipaddelte. Um durch den Rückstoß nicht wieder fortgetrieben zu werden, griff er automatisch nach Harry’s Schulter und fühlte plötzlich eine Kette zwischen den Fingern.
 

“Oops, noch mal sorry!“ Verlegen ließ er die Kette los. Das war doch der Ring mit dem Hund, den Harry um den Hals trug. Ein ungewöhnliches Schmuckstück, zugegeben, doch bisher hatte er sich nicht die Zeit genommen, großartig darüber nachzudenken. Bei Gelegenheit konnte er Harry ja mal fragen, ob es etwas zu bedeuten hatte.
 

Neville schwamm vorbei, er war einer der letzten. So wie es aussah, hatte er sich noch etwas ausführlicher von dem Meermädchen verabschiedet. Ron wollte zu gerne wissen, was es damit auf sich hatte. Waren die beiden einfach nur befreundet oder bahnte sich da etwas an? Andererseits, Neville hatte noch nie eine Freundin gehabt, er war nicht der Typ, auf den die Mädchen flogen.
 

Er wollte sich schon abwenden und den anderen ins Versteck folgen, als er plötzlich sah, wie Neville zusammenfuhr als ob ihn der Blitz getroffen hätte. Hatte er aufgeschrieen? Unter Wasser war das unmöglich auszumachen; zu viele verschiedene Stimmen glucksten und blubberten durcheinander.
 

Aber seine Augen! Mit einem Blick, der mehr als Entsetzen ausdrückte, starrte er auf Harry, genauer gesagt, auf Harry’s Ring. Es war nur eine Sekunde, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle, und lächelte.
 

Neville’s Lächeln war merkwürdig verzerrt, und seine Augen schienen jeden Focus zu verlieren. Ron kannte dieses Lächeln. Zum ersten Mal hatte er es vor vier Jahren gesehen, als Neville zusah, wie Mad-Eye Moody eine Spinne mit dem Cruciatus Curse quälte.
 

Und schon damals war es ihm kalt den Rücken hinuntergelaufen.
 

* * *
 

December 1981
 

Mit einem Schrei fuhr Marie aus ihrem Albtraum hoch. Bis ins kleinste Detail konnte sie sich an die grässlichen Bilder erinnern, die noch vor wenigen Momenten wie ein Feuerwerk an ihren geschlossenen Augenlidern vorbeigezogen waren.
 

Der Dunkle Lord - besiegt und vernichtet. Ihre Welt - in Scherben
 

Nur, dass es kein Traum war.
 

Sie lief ans Fenster ihres Mädchenzimmers und sah hinaus ins Schneegestöber. Weihnachten war nicht mehr fern, ihre Lehrer und Mitschüler in Beauxbatons waren sicher schon alle mit den Vorbereitungen beschäftigt. Die Bäume wurden aufgestellt und geschmückt, die Eingangshalle mit Eisskulpturen dekoriert....
 

Wie konnte man jetzt nur feiern?
 

Ein Weihnachten für Mudbloods, Mugglefreunde, und das ganze Gesocks würde es werden, dieses Jahr. Ein Weihnachten voll Heuchelei und falscher Sicherheit für alle, die noch einmal mit ihrem armseligen Leben davongekommen waren.
 

Sie ballte die Fäuste und ihr Herz krampfte sich zusammen. Sollten sie ruhig feiern, die widerwärtige Brut! Der Meister war nicht besiegt, er würde zurückkehren. Und schreckliche Rache nehmen, an jenen, die es gewagt hatten, ihm zu trotzen.
 

Und an jenen, die ihm abtrünnig geworden waren.
 

Diese Verräterin!
 

Genau, wie sie es vermutet hatte! Ihre hinterlistige Schwester war noch in derselben Nacht zum Ministerium gerannt und hatte ihnen etwas von Erpressung und Imperius Curse vorgeheult. Die Mächte der Finsternis allein wussten wie sie es geschafft hatte, mit ihren Lügengeschichten durchzukommen.
 

Aber es war eine Sache das Ministerium zu täuschen. Den Meister würde sie nicht täuschen können.
 

Den Meister konnte man nicht täuschen! Niemals!
 

Ein Geräusch durchbrach ihre Gedanken, genauer gesagt der Klang einer menschlichen Stimme. Unten im Hof waren zwei Gestalten Appariert, die in eine heftige Diskussion verstrickt zu sein schienen.
 

Marie erkannte die Stimme ihrer Schwester und die ihres Ehemannes. Welchen Grund hatten sie mitten in der Nacht nach Hause zu kommen? Etwas musste vorgefallen sein und mit Sicherheit etwas Dringendes. Wusste Vater Bescheid?
 

Ohne ein Geräusch zu verursachen, huschte sie aus ihrem Zimmer hinaus auf den Flur und dann die Treppe hinunter in die Eingangshalle. Als sich die breite Flügeltür öffnete, hatte sie sich bereits in der winzigen Garderobenkammer verborgen, in der die Hauselfen den Tischschmuck und die Servietten aufbewahrten.
 

Keinen Augenblick zu früh, denn schon hörte sie Schritte auf der Treppe. Bekannte Schritte. Unwillkürlich rollte sie sich zusammen, legte die Arme um ihre Knie, und presste die Hände auf den Mund.
 

Vater war also informiert. Durch die Ritze in der Tür konnte sie ihn nicht sehen, wohl aber ihre Schwester, deren Gesichtsausdruck plötzlich zu einer Maske erstarrt war.
 

“Hast du die Informationen, die wir benötigen, Camille?“ Seine Stimme klang gelassen, fast freundlich.
 

Ein Zittern lief durch Camille’s Körper, und ihre Lippen bebten. “Nun ja, Vater, ich ... es braucht seine Zeit, Sie wissen, meine Kräfte sind sehr geschwächt, seit jenem unglückseligen Tag...“
 

Sie brach sofort ab, als sie Vater’s wachsende Ungeduld bemerkte und redete hastig weiter, wobei sich ihre Hände nervös in den Stoff ihres Umhangs krallten. “Zwar konnte ich immer noch nichts Genaues über den Aufenthaltsort des Meisters herausfinden, aber ich bin mir sicher, dass er noch am Leben ist. Er ist schwach, das ist wahr, dem Tode nahe, aber er ist irgendwo da draußen, und wartet nur darauf, dass wir zu ihm zurückkehren! Mit unserer Hilfe wird er seine Macht zurückerlangen!“
 

“So weit waren wir schon vor einem Monat, mein Püppchen.“
 

Sie wich zurück, als Vater einen weiteren Schritt auf sie zutrat und seine Hand ausstreckte. “Ich ... ich habe noch etwas anderes herausfinden können. Es gibt jemanden, der ziemlich genau weiß, wo wir den Meister finden können. Ich habe die Omen gesehen und es ist kein Irrtum möglich.“
 

“Braves Mädchen.“ Die ausgestreckte Hand strich über Camille’s Wange. “Nun, dann wollen wir diesen Jemand fragen.“
 

Er klatschte in die Hände. “Meine gefütterten Stiefel und den Pelzumhang!“
 

Die Hauselfen verneigten sich und stoben verschreckt auseinander um das Gewünschte zu holen. Einen Moment später kamen auch schon zwei von ihnen mit einem Schemel angerannt, auf den er sich setzen konnte.
 

Gelassen sah er zu, wie die Hauselfen sich dabei abmühten, ihm die Pantoffeln aus- und die Stiefel anzuziehen. “Dieser Mann, den wir suchen, mein Püppchen, er ist keiner von uns?“
 

“Nein, Vater. Sein Name ist Frank Longbottom, er ist einer der Aurori, die uns verfolgen. Wenn wir nicht schnell handeln, findet er den Meister bevor wir es tun.“
 

“Alles zu seiner Zeit.“ Gemächlich hob er das Kinn, damit die Hauselfen die Schnalle seines Umhangs schließen konnten, und griff mit einer beinahe spielerischen Geste nach seinem Zauberstab. “Crucio!“
 

Als Marie die Hauselfen quieken hörte, glaubte sie im ersten Moment, einer von ihnen hätte einen Fehler gemacht und erhielt nun seine wohlverdiente Strafe. Bevor sie jedoch einen weiteren klaren Gedanken fassen konnte, durchzuckte sie ein so rasender Schmerz, dass sie schreiend hochfuhr, und mit dem Kopf gegen das Regal krachte. Es regnete Kerzenständer, Besteckhalter, und Serviettenringe auf sie herab.
 

Ihr schwanden die Sinne, sie taumelte gegen die Tür des Kämmerchens, stieß sie unfreiwillig auf, und rollte über das Parkett, ihrem Vater vor die Füße. Seine Hand packte sie im Nacken wie einen jungen Hund, und zog sie vom Boden hoch. “Hab‘ ich dir nicht beigebracht, dass Lauschen eine Unsitte ist, mein Püppchen?“
 

“Ja, Vater!“ Sie hielt sich den schmerzenden Kopf. “Verzeihen Sie mir, es wird nie wieder vorkommen!“
 

Er schleuderte sie von sich weg und betrachtete sie mit angeekeltem Gesichtsausdruck, als sei sie ein besonders widerwärtiges Insekt. “Du verdienst diese Strafe, nicht wahr?“ Seine Stimme hatte nichts von ihrer heiteren Gelassenheit verloren, sie enthielt lediglich einen milden Tadel.
 

“Ja, Vater!“ Mühsam erhob sie sich vom Boden, und warf ihrer älteren Schwester, die sie mit hämischem Gesichtsausdruck betrachtete einen hasserfüllten Blick zu. “Ich verdiene jede Strafe, die Sie für richtig halten.“
 

“Wie es scheint, hast du deine Lektion gelernt. Camille, Charles, lasst uns gehen und diesen Aurorus finden!“
 

Er erhob sich von seinem Schemel. “Du kommst ebenfalls mit, Marie, es ist an der Zeit, dass du dich ein wenig nützlich machst!“
 

* * *
 

1998 (Gegenwart)
 

“Wow, das ist ja Wahnsinn!“
 

“Irre! Wir sind bei den Wikingern!“
 

“Quatsch, Wikinger! Das ist das schottische Hochland!“
 

“Das ist die Jungsteinzeit, so dreckig, und primitiv, wie das aussieht!“ schimpfte Lavender, doch keiner der Jungen beachtete ihren Einwurf. Sie standen mit offenen Mündern da und bewunderten ihr neues Versteck.
 

“Ich finde, es hat bemerkenswerte Ähnlichkeit mit unserem Gillyweed Moor,“ pflichtete Hermione Lavender bei. “Man könnte natürlich noch ein paar Wasserspinnennetze aufziehen, und eventuell die eine oder andere Devil’s Snare pflanzen“.
 

Lavender grinste. “Na, dann lass uns mal schauen wie wir die Zimmer aufteilen. Ich schätze mal, das Ding in der Mitte ist als Versammlungsraum gedacht.“
 

Das ’Ding in der Mitte’ war eine große Versammlungshalle, die nur aus einem einzelnen Raum zu bestehen schien. Wie die kleineren Hütten, die kreisförmig um sie herum angesiedelt waren, bestand auch sie aus Lehm mit einem Dach aus Reisig. Bei allen äußeren Hütten zeigten die Eingänge zur Mitte, traditionellerweise sollte das vermutlich Schutz vor Feinden und wilden Tieren bieten.
 

Die Landschaft um die kleine Siedlung war ebenso malerisch, wie bei den anderen Shapes. Ein Moor, mit weißem und violettem Heidekraut überwuchert, dazwischen kleine Tümpel, in denen Frösche quakten, und Fische platschten. Libellen flirrten in der Luft hin- und her, und gelbe Sumpflilien steckten ihre Köpfe zwischen dem Schilf hervor.
 

Bäume waren keine zu sehen, aber zu bizarren Formen verwitterte Felsbrocken, lagen wahllos über das hügelige Land verstreut. In der Ferne konnte man die Berge erkennen. Eine Burgruine thronte stolz über den zerklüfteten Felsen.
 

Da die zwölf Hütten alle ungefähr gleich aufgebaut waren, gab es keine großen Auseinandersetzungen, bezüglich des Wohnens. Jedes der drei Hogwarts Häuser wurde auf vier Hütten aufgeteilt, und es blieben sogar noch Zimmer übrig, die zu Aufenthalts- und Unterrichtsräumen erklärt wurden. Die Versammlungshalle wurde außerdem zur Bibliothek bestimmt.
 

In den nächsten Stunden herrschte geschäftiges Treiben. Während die einen auspackten, und sich einrichteten, spazierten die anderen herum, und nahmen alles in Augenschein. Wieder andere waren schon längst aus dem kleinen Dorf hinausgelaufen, um die Umgebung zu erforschen, und herauszufinden, wie weit das Versteck eigentlich reichte. Die Illusion von unendlicher Weite war wieder einmal so perfekt, dass man erst gegen die Wände laufen musste, um festzustellen, dass sie überhaupt da waren.
 

Neville hatte seine Sachen in den Schlafsaal gebracht, den er wie immer mit Harry, Ron, Dean und Seamus teilen würde. Die anderen Jungs wollten später einräumen, hatten ihre Sachen nur abgeladen und waren wieder nach draußen gegangen. Es war ohnehin nicht viel, was es zum Auspacken gab. Sie hatten Hogwarts überstürzt verlassen müssen, und konnten nur das Nötigste mitnehmen.
 

Sorgfältig faltete Neville seine Kleidungsstücke zusammen, und räumte sie in die Schubfächer seiner Kommode, eins nach dem anderen. Beinahe mechanisch vollführten seine Hände die dazu nötigen Bewegungen.
 

Er konnte ihnen dabei zusehen. Zwei fremde kleine Tiere, die auf vielen Beinen liefen.
 

Bilder zogen vor seinem geistigen Auge vorbei. Er verscheuchte sie, indem er weiter auf seine Hände starrte. Wenn die düsteren Gedanken versuchen, sich des Geistes zu bemächtigen, muss man sie ausschöpfen, wie Nudeln aus dem Wasser. Wieder und immer wieder. Niemals nachlassen.
 

Und am besten konnte man das, wenn man seine Hände beschäftigte. So hatte es Großmutter auch immer gemacht. Er hatte oft gesehen, wie sie bügelte und wusch, kochte und abspülte, und sich gefragt, warum sie diese Dinge nicht einfach mit einem Zauber erledigte.
 

Die Antwort war einfach. Es ging nicht darum, etwas zu erledigen. Es ging darum, etwas zu tun.
 

Aber irgendwann würde auch das letzte Hemd verstaut sein, egal wie langsam und sorgfältig er arbeitete.
 

Und genau vor diesem Moment fürchtete er sich.
 

Der schwarze Schakal...
 

Überall hätte er damit gerechnet, dieses Symbol wiederzusehen. Überall draußen in der Welt, die jetzt wieder voller Dunkelheit war, so wie damals.
 

Aber nicht hier. Nicht auf der Brust des Jungen, der sie in den Kampf gegen das Böse führte. Dem sie alle bedingungslos vertrauten...
 

Warum?
 

* * *
 

21. December 1981
 

Regungslos wie eine Statue stand Marie am Fenster und starrte in das nächtliche Schneetreiben hinaus. Dem Drang, sich zusammenzurollen und die Hände auf die Ohren zu pressen, hatte sie schon vor Stunden ein Ende gesetzt, indem sie das Geschehen um sich herum einfach ausblendete wie ein hässliches Bild, das sie nicht länger betrachten wollte.
 

Bald schon würde es Morgen sein...
 

Schreie, Schreie, und noch mehr Schreie. Stöhnen, Heulen, Schluchzen, Wimmern, und Flehen, all das war ihr vertrauter als jede andere menschliche Sprache. Vater konnte den Grad der Schmerzen eines Menschen an seinen Schreien ablesen, als wären sie Zahlen auf einem Messgerät. Er bekam immer alle Informationen, die er wollte.
 

Aber so lange wie diesmal hatte es bisher noch nicht gedauert.
 

Zunächst war alles nach Plan verlaufen. Es war ein Kinderspiel gewesen, in das Haus der Longbottoms einzubrechen, genau wie Vater vermutet hatte. Jetzt, nach dem Fall des Meisters wiegten seine Feinde sich in Sicherheit, und niemand hielt es noch für nötig, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.
 

Das Ehepaar war nicht zu Hause. Camille hatte herausgefunden, dass sie sich heute auf einer Weihnachtsfeier im Ministerium befinden und vermutlich erst spät zurückkehren würden. So legten sie sich im Haus auf die Lauer und warteten, bis die Falle zuschnappen konnte. Es ging alles unglaublich schnell, und die Longbottoms waren viel zu überrascht, um sich zur Wehr setzen zu können.
 

Doch sie redeten nicht. Auch jetzt, nach stundenlanger Folter war Camille ihrem Ziel nicht einen Schritt näher gekommen, und Vater wurde ungeduldig.
 

“Marie? Wo steckst du, Herzchen?“
 

Camille kam ins Zimmer, mit einem Besen in der Hand und einem Gesicht voll aufgesetzter Fröhlichkeit, unter der sich die nackte Angst verbarg. Sie hatte keinen Erfolg vorzuweisen. Marie lächelte bei dem Gedanken, was mit ihr geschehen würde, wenn sich ihre - ach so bedeutende - Vision als Blindgänger erweisen würde.
 

“Hör zu, Kleines, ich habe eine Aufgabe für dich. Flieg so schnell wie möglich nach Whitefish Bay, das ist der Nachbarort von hier. Am Ortsende, direkt an der Küste, wirst du das Haus von Longbottom’s Mutter finden. Sollte nicht allzu schwer sein, es ist das einzige Haus im Ort, das eine magische Aura verströmt.“
 

“Du willst, dass ich seine Mutter kidnappe?“ fragte Marie höhnisch. “Glaubst du vielleicht, dass du mit ihr mehr erreichst, als mit seiner Frau?“
 

“Oh, nein, ich will, dass du sein süßes kleines Baby kidnappst, das bei der lieben Oma zu Besuch ist, während die vergnügungssüchtigen Eltern sich amüsieren. Kein Vater verschweigt Informationen, wenn es um seine Kinder geht. Nun - fast kein Vater,“ fügte sie hinzu, denn sie wussten beide nur zu gut, dass es auch andere Väter gab.
 

“Wie du möchtest, Liebes,“ sagte Marie mit honigsüßer Stimme, “ich versteh‘ nur nicht so ganz, wie jemand uns etwas verraten könnte, das er ganz offensichtlich nicht weiß. Du könntest vor seinen Augen seine ganze Familie ermorden, und hättest damit nicht den geringsten Erfolg.“
 

Camille lehnte sich nach vorne, so dass sie beinahe mit den Nasen zusammenstießen. “Sei vorsichtig, was du sagst, Schwesterchen,“ zischte sie.
 

“Was ich sage, ist vollkommen unbedeutend.“ Marie nahm ihrer Schwester den Besen aus der Hand, und öffnete das Fenster. “Entscheidend ist, was Vater sagen wird, sobald er die Geduld mit deinen Spielchen verloren hat!“
 

Immer noch grinsend, sauste sie nach draußen, duckte sich unter dem Hex hinweg, das ihre Schwester ihr nachsandte, und machte sich auf den Weg nach Whitefish Bay.
 

Auch dieser Einbruch erwies sich als Kinderspiel, das Haus war nicht geschützt. Sie schnappte das Baby buchstäblich unter der Nase seiner schnarchenden Großmutter weg, und kehrte auf schnellstem Wege zum Haus der Longbottoms zurück. Das Baby, ein dicklicher kleiner Junge von etwas über einem Jahr, schlief die meiste Zeit und schien überhaupt nicht zu ahnen, in welcher Gefahr es sich befand.
 

“Gib her!“ Camille riss ihr den Jungen aus der Hand, kaum dass sie im Wohnzimmer gelandet war, sie wollte sich den Triumph nicht nehmen lassen, ihn seinen Eltern zu präsentieren. Ihr Ehemann Charles versuchte währenddessen den bewusstlosen Longbottom aufzuwecken, hatte aber keinerlei Erfolg damit. “Ich hoffe, er ist nicht tot!“ murmelte er nervös.
 

“Das hoffe ich allerdings auch,“ kam Vater’s Stimme aus der Dunkelheit.
 

“Ich versichere Ihnen, er lebt!“ Camille schüttelte das Baby, bis es zu schreien begann, und hielt es dann seiner Mutter unter die Nase. Die Augen der Frau blieben jedoch vollkommen ausdruckslos und ihre Hände, obwohl nicht gefesselt, machten keinerlei Anstalten nach dem Kind zu greifen. Offensichtlich begriff sie nicht mehr, was um sie herum vorging.
 

Camille ließ das Baby zu Boden fallen, und griff nach ihrem Zauberstab. “Crucio!“
 

Als die Schreie des Kindes durch den Raum gellten, schriller und ohrenbetäubender als alle Schreie, die Marie jemals gehört hatte, barsten die Türen und Fenster, und das Wohnzimmer der Longbottoms wurde in gleißendes Licht getaucht. Die Zauberstäbe flogen Charles und Camille aus den Händen und bei dem verzweifelten Versuch zu Disapparieren stießen sie gegen unsichtbare Wände, die sie zurückwarfen. Vater war als Einziger noch im Besitz seines Zauberstabes, es war ihm gelungen, einen Schild um sich herum zu ziehen, der die Angriffe abwehrte.
 

Aurori...
 

Es mussten sechs oder sieben von ihnen sein. Marie kannte den Anführer, wenn auch nur aus Erzählungen hinter vorgehaltener Hand. Dieses zernarbte Gesicht war unverkennbar, ebenso wie das wilde graue Haar, das ihm in langen filzigen Zotteln über den Rücken hing. Überhaupt schien alles an diesem Geschöpf aus zusammengesetzten Körperteilen zu bestehen, die nicht so recht miteinander harmonieren wollten, beinahe so, als wäre es dem Setzbaukasten eines Kindes entsprungen.
 

Furcht ergriff sie. Manchmal war die Wirklichkeit grauenvoller als jede Legende.
 

Der Angreifer schenkte den entwaffneten Death Eaters keinerlei Aufmerksamkeit, genauso wenig wie seinen eigenen Leuten, die ihre Gegner mit gezückten Zauberstäben in Schach hielten oder eiligst die Familie Longbottom aus der Gefahrenzone brachten. Sein durchdringender Blick galt nur einer einzigen Person im Raum und die schwarzen Augen verengten sich hasserfüllt als sie sich auf seinen Erzfeind richteten. Wenn Blicke töten könnten, das wurde Marie in diesem Moment unmissverständlich klar, hätten ihr Vater und seine Nemesis sich soeben gegenseitig ausgelöscht.
 

“Moody...“
 

“Lestrange...“
 

Der Kampf dauerte nur Bruchteile von Sekunden. Die beiden Todesflüche, im selben Moment ausgesprochen, prallten mitten in der Luft voneinander ab, und tauchten das Wohnzimmer der Longbottoms in gleißendes grünes Licht. Ein plötzlich abbrechender Schrei verkündete Marie dass zumindest einer der beiden Flüche jemanden getroffen haben musste. Sehen konnte sie jedoch nichts, da sie sich sofort zu Boden geworfen hatte und den Kopf unten behielt.
 

Weitere Schreie, weitere Blitze, und enge Fesseln, die sich blitzschnell um ihren Körper legten. Sie wagte nicht, den Kopf zu heben, aber als sie plötzlich gepackt und auf ihre Füße gestellt wurde, begriff sie, dass der Kampf vorüber war.
 

Ihre ganze Familie war überwältigt und gefesselt. Es erschien ihr alles wie ein böser Traum wie die Albträume, die sie seit dem Fall des Meisters quälten.
 

Neben ihr am Boden lag ein toter Auror, er musste derjenige sein, den der Fluch erwischt hatte. Gut! So hatten sie wenigstens noch einen von den Kerlen mitnehmen können.
 

War das nun das Ende?
 

“Nichts ist zu Ende, Schwesterchen!“ Camille’s Stimme klang stolz und ungebrochen. “Unser Meister wird kommen, um uns zu retten. Es gibt keinen Grund, sich zu sorgen!“
 

“Euer Meister kann aus der Hölle zusehen wie ihr in Azkaban verrottet!“ zischte Moody. “Die ganze Familie Lestrange auf einen Schlag, wer hätte das gedacht?“
 

‘Fast die ganze Familie‘, dachte Marie bitter, aber sie sprach den Gedanken nicht laut aus. Ihre verräterische Schwester würde dafür bezahlen, dass sie ihren Meister verleugnet hatte. Eines Tages...
 

“Nein! Ich hab‘ nichts damit zu tun! Sie müssen mir glauben, ich hab‘ nichts damit zu tun!“
 

Zwei Aurori hatten einen weiteren Gefangenen hereingebracht, einen strohblonden Jungen, den Marie nie zuvor gesehen hatte. Aber Vater schien ihn ganz offensichtlich zu kennen, denn er nickte ihm kurz zu, als wären sie alte Freunde. “Sieh an, Mr. Crouch junior. Was für eine freudige Überraschung, Sie wiederzusehen!“
 

“Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden!“ schrie der Junge verzweifelt. “Ich kenne Sie überhaupt nicht!“ Er wollte ganz offensichtlich noch mehr sagen, doch Moody schloss ihm den Mund mit einem Knebel. “Das kannst du den Dementoren erzählen, Crouch!“
 

Auf dem Arm einer Aurora begann das Baby wieder zu schreien.
 

* * *
 

1998 (Gegenwart)
 

“Neville? Hey Neville!“
 

Nur langsam durchdrang die Stimme den Schleier aus verschwommenen Bildern und nebelhaften Gedankenfetzen. “Erde an Neville! Träumst du, oder was?“
 

Neville schrak hoch, und seine Hände ließen das Hemd los, das er soeben schon zum dritten Mal gefaltet hatte. “Tut mir leid, Ron, ich war gerade in Gedanken. Was gibt es denn?“
 

“Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass es bald Zeit zum Abendessen ist.“
 

Was sollte das denn? Er war doch nicht blöd! Wie jeder andere im Versteck wusste er genau, dass es das Abendessen immer um sechs Uhr gab, also in einer halben Stunde. Da musste ihm doch niemand Bescheid geben.
 

“Vielleicht willst du dir vorher noch ein bisschen die Umgebung ansehen oder so.“ Ron wurde verlegen. “Sie ist wirklich wahnsinnig cool, du weißt schon, das Moor und die Burgruine und so weiter...“, fügte er hinzu, doch es klang nicht besonders überzeugend.
 

Neville schüttelte trotzig den Kopf. “Nein, eigentlich will ich lieber in Ruhe auspacken!“
 

Er wusste jetzt, woher der Wind wehte. Ron versuchte, ihn unter einem Vorwand aus dem Zimmer zu locken. Bestimmt wollten die anderen Jungs etwas besprechen, das er nicht mitkriegen sollte. Es reichte ihnen wohl nicht, ihn zu veräppeln, sie mussten ihn auch noch ausschließen.
 

Oder hatten sie sich etwas Neues ausgedacht, um ihn zu ärgern? Wollten sie ihm einen Streich spielen?
 

“Du kannst doch später noch auspacken,“ startete Ron einen weiteren Versuch. “Komm, machen wir einen Spaziergang!“
 

“Warum willst du mit mir einen Spaziergang machen?“ fragte Neville misstrauisch. Für heute hatte er die Nase endgültig voll. Sollten sie sich doch jemand anderen suchen, auf dem sie herumhacken konnten!
 

“Okay, ich geb’s auf!“ Ron stapfte zurück zur Tür, riss sie auf und plärrte nach draußen: “Lasst euch selbst was einfallen, Leute, oder geht woanders hin!“
 

“Musst du hier so rumbrüllen!“ schimpfte Seamus und schubste Ron zurück ins Zimmer. “Braucht doch nicht jeder alles mitzukriegen! Uhm, Neville, tu uns doch einfach den Gefallen und mach‘ einen Spaziergang, okay. Das Auspacken läuft dir wirklich nicht weg!“
 

Er ließ Dean los, den er hinter sich hergezogen hatte und legte stattdessen jeweils einen Arm um Ron und Neville, um die beiden zur Tür hinaus zu lotsen. “Und jetzt raus mit euch! Spaziergang, oder wie immer ihr das nennen wollt!“
 

“Das, was ihr vorhabt, würd‘ ich wohl kaum Spazieren gehen nennen!“ brüllte Ron über den Flur. Das breite Grinsen auf seinem Gesicht verschwand jedoch sofort, als Seamus konterte: “Ich wette, Harry und Hermione sind drüben im Mädchenschlafsaal und machen genau das Gleiche!“
 

“Halt einfach die Klappe, du blöder Trottel!“ Ron wandte sich ab und stürmte nach draußen. Neville folgte ihm, langsam und nachdenklich.
 

Das hatte er wohl gründlich missverstanden. Ron hatte nie vorgehabt, ihn auszuschließen oder ihn unfair zu behandeln. Dean und Seamus wollten einfach nur das Zimmer eine Weile für sich haben, das war alles. Es hatte nichts mit ihm zu tun, aber er hatte sich schon wieder angegriffen gefühlt.
 

Warum musste er auch immer gleich so in die Defensive gehen?
 

Er lief schneller, um Ron noch einholen zu können. Dieser hatte inzwischen die kleine Siedlung verlassen und steuerte direkt auf die Burgruine über den Klippen zu. Vielleicht konnte man sie erreichen und betreten, allerdings vermutete Neville eher, dass es sich dabei um eine optische Illusion handelte.
 

Aber das immer näher kommende Geräusch rauschenden Wassers war mit Sicherheit keine Illusion.
 

“Hey, Neville, sieh dir das an! Wow, das ist irre!“
 

Neville folgte Ron’s Stimme um die Ecke und stand direkt vor einem riesigen Wasserfall, der den Felsen unterhalb der Burg entsprang. Ron war bereits auf einen der mächtigen verwitterten Steine geklettert und ließ sich die Gischt ins Gesicht spritzen. Über ihm befanden sich eine Reihe weiterer Felsbrocken, bis hin zu einem, der den Wasserstrom teilte, kurz bevor er in die Tiefe stürzte. Diesen konnte man allerdings nur mit einem gezielten Sprung erreichen.
 

Ron hüpfte ein paar Mal hin und her, aber als er sah, dass Neville ihm nicht folgte, kletterte er wieder ein Stück nach unten, um eine flapsige Bemerkung über den mangelnden Mut seines Zimmerkameraden loszulassen.
 

“Ich muss mir nichts beweisen,“ entgegnete Neville ernst. “Wenn ich nicht auf Steinen herumhopsen will, brauch‘ ich es auch nicht zu tun!“
 

Ron zuckte mit den Schultern. “Hast ja Recht. Ist doch alles nur Spaß. Gehen wir wieder zurück, ich will gucken, wo Harry steckt!“ Das sollte wohl beiläufig klingen, hörte sich aber eher so an, als ob Seamus‘ Bemerkung von vorhin tatsächlich einen Nerv getroffen hätte.
 

“Harry ist nicht da,“ sagte Neville. “Er und Hermione haben vorhin das Versteck verlassen. Oh, es ist bestimmt nicht, wie Seamus gesagt hat,“ fügte er hinzu, als er Ron’s Gesichtsausdruck bemerkte. Sie sind wahrscheinlich nur bei Hagrid, Informationen einholen.“
 

“Es ist mir vollkommen egal, was sie machen,“ brummelte Ron vor sich hin. “Interessiert mich kein Stück!“
 

“Sag mal, Ron?“
 

“Hm?“
 

“Du vertraust Harry doch, oder?“
 

“Natürlich!“ Ron sah Neville verwirrt an. “Was soll die dumme Frage?“
 

“Eigentlich gar nichts. Ich hab mich nur gewundert, na ja ... dieser Ring, den Harry um den Hals trägt...“
 

“Was soll damit sein?“ fragte Ron und seine Stimme klang drohend. “Was willst du Harry unterstellen?“
 

“Nichts, gar nichts, es war meine Schuld. Ich hab‘ den Ring gesehen und er hat mich wegen seiner Form an einen Schakal erinnert. Tut mir leid! Ich denke in letzter Zeit wieder häufiger Unsinn.“
 

“Schon okay.“ Ron überlegte, ob Neville vielleicht über seine Vergangenheit reden wollte, hielt es aber für taktvoller, ihn nicht darauf anzusprechen. Neville sollte selbst entscheiden, wann er dazu bereit war.
 

Aber etwas anderes musste er klarstellen: “Dieser Ring stellt mit Sicherheit keinen Schakal dar, davon bin ich hundertpro überzeugt. Harry würde niemals das Wappenzeichen der Lestranges tragen. So etwas darfst du nicht einmal denken!“
 

“Natürlich nicht, das war dumm von mir! Tut mir leid! In letzter Zeit sehe ich überall Schakale.“
 

“Vergessen wir‘s einfach, okay?“ Ron hüpfte von dem letzten Felsen hinunter und stand wieder neben Neville auf dem Boden. “Das Tier auf Harry’s Ring ist mit Sicherheit ein Hund. Hunde haben für Harry eine besondere Bedeutung, aber bitte behalt‘ das für dich. Der Hund ist so etwas, wie... wie... das Wappentier von Harry’s Taufpaten. Ja, ich denke, so kann man das ausdrücken.“
 

“Ach so, das wusste ich nicht.“ Neville war ziemlich verlegen und entschuldigte sich wohl zum x-ten Mal. “Und du kannst auch ganz beruhigt sein, ich erzähl‘ s nicht weiter. Versprochen.“
 

“Alles klar. Aber jetzt lass uns endlich zurückgehen, es ist schon nach sechs, und ich hab‘ einen Bärenhunger.“
 

* * *
 

Dunkelheit....
 

Es war kein normales Dunkel, es war eine ewige undurchdringliche Finsternis, eine dämonische Schwärze. Und doch war darin Licht. Das einzige Licht, das sie erkennen konnte.
 

Zwei glühendrote Augen...
 

Der Meister! Der Meister war zurückgekehrt!
 

Zurückgekehrt, um sie zu holen!
 

Sie lachte und wollte ihm ihre Arme entgegenstrecken. Doch es ging nicht, ihre Arme waren gefesselt. An das Bett gefesselt, auf dem sie lag. Und ihre Handgelenke waren verbunden....
 

Ach ja, richtig! Sie hatte versucht, sich die Adern zu öffnen. Wann war das gewesen? Gestern?
 

Vor einigen Tagen? Vor einer Woche?
 

Nein, das war nicht der Meister! Nur eine Krankenschwester, die ihr etwas zu trinken einflößte. Sie kam alle halbe Stunde.
 

Sie hielt eine Schale in der Hand. Aber es war kein Wasser in der Schale, es war Blut. Das Blut des Muggles, den sie getötet hatte. Er stand draußen vor ihrer Zimmertür.
 

Warum war es so dunkel? Es musste Tag sein, heller Tag. Auf dem Gang ging eine alte Frau vorbei, eine Frau mit einem Baby auf den Arm.
 

Bist du gekommen, um deinen Sohn zu besuchen, alte Frau? Deinen Sohn, der nicht mehr weiß, dass du seine Mutter bist? Und seine Frau, die ihr eigenes Kind nicht mehr erkennt?
 

Unsinn. Von ihrem Bett aus konnte man nicht auf den Gang sehen.
 

Und doch sah sie die Gestalten vorbeihuschen, wieder und immer wieder. Camille, das war Camille, ihr langes schwarzes Haar wehte hinter ihr her wie eine Fahne. Das war Charles, ihr Ehemann, doch sie drehten sich nicht nach ihr um. “Der Meister erwartet dich!“ riefen sie. “Komm mit uns, wenn du treu geblieben bist!“
 

Ihre Stimmen verklangen.
 

“Wartet!“ versuchte sie zu schreien, “Wartet auf mich!“ Doch sie brachte keinen Ton heraus, ihre Lippen gehorchten ihr nicht, genauso wenig, wie ihre Zunge.
 

“Ein gutes Mädchen schweigt, wenn es nicht gefragt wird. Habe ich dir das nicht beigebracht, mein Püppchen?“
 

Vater stand vor ihr, und richtete seinen Zauberstab auf sie. “Crucio!“
 

Und sie schrie, schrie, schrie........
 

Sie schlug die Augen auf, und es war heller Tag. Sie war fünfzehn Jahre alt und lag in ihrem Bett in St. Mungo’s Hospital for Magical Maladies and Injuries. Sie war seit etwa einem halben Jahr hier, seit jener Dezembernacht...
 

Ihre Hände waren ans Bett gefesselt, die Handgelenke verbunden.
 

Sie hatte versucht, sich die Adern zu öffnen...
 

Sie hatte versagt. Sie hatten alle versagt, kläglich versagt. Sie hatten den Meister nicht gefunden.
 

“Du kannst dem Meister nicht helfen, Marie. Nicht so. Du musst wieder auf die Beine kommen. Du musst deine Kräfte zurückgewinnen!“
 

Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. “Nicht du! Verschwinde! Du hast deine Familie und deinen Meister verraten!“
 

“Hab’ ich das, Schwesterchen? Nur weil ich nicht untätig in Azkaban herumsitzen möchte, wenn mein Meister meine Hilfe braucht? Was Vater, Camille und Charles getan haben, mag vielleicht tapfer gewesen sein, aber es war so dumm, so entsetzlich dumm...“
 

“Sei still! Ich will kein Wort von deinen Lügengeschichten hören! Sei stiiiiiiill!“
 

Sie schrie wieder, und das Bett, das Zimmer, das erste Tageslicht, und das Gesicht ihrer Schwester verschwammen um sie herum.
 

Und es wurde dunkel....
 

Sie fuhr aus ihrem Bett hoch, schweißüberströmt, aber im vollen Besitz ihrer Gedanken und Erinnerungen. Es war nicht das Jahr 1982 und sie war nicht mehr in St. Mungo’s. Es war 1998, die Nacht vor Hallowe’en, und sie lag auf ihrem Bett, in ihrem Schlafzimmer.
 

In der Villa, die ihr Mann für sie gebaut hatte. Größtenteils von ihrem Geld.
 

Sie konnte nicht geschrieen haben, denn sie hörte sowohl das laute Schnarchen ihres Mannes im Nebenraum, als auch die ruhigen gleichmäßigen Atemzüge ihrer Tochter Cècile im Zimmer am Ende des Ganges. Alles war in bester Ordnung. Warum also machte sie sich Sorgen?
 

Der Zauberstab? Warum hatte ihre Schwester ihr den Zauberstab geschickt? Sollte es eine Botschaft sein?
 

Lautlos öffnete sie die Türe zu ihrem Wohnzimmer, und schlich hinüber. Von ihrem Diwan aus betrachtete sie die Glut im Kamin. Eine winzige Bewegung ihres Zauberstabes würde genügen, um daraus wieder ein Feuer zu entfachen.
 

In der anderen Hand hielt sie ein Pulver.
 

Nein! Auf gar keinen Fall! Sie wollte nicht mit dieser Verräterin sprechen! Niemals wieder!
 

Mit einer heftigen Geste feuerte sie das Pulver in die soeben erschaffenen Flammen. Dieses verdammte Miststück sollte ihr endlich verraten, was los war, Verrat war schließlich ihre Spezialität.
 

“Du hast dir eine ungünstige Zeit ausgesucht, Skuld. Es ist mitten in der Nacht!“
 

“Offenbar hast du noch nicht geschlafen, Verdandi, sonst hättest du nicht so schnell auf meinen Ruf reagieren können. Zeig’ dich endlich oder hast du Angst, dass ich dir die Augen auskratze?“
 

“Nun, sagen wir, ich hatte Besseres zu tun, als zu schlafen.“
 

Langsam erschien der Kopf von Narcissa Malfoy in den Flammen. “Und ich habe auch Besseres zu tun, als mich mit dir herumzustreiten, Schwesterchen.“
 

* * *
 

Harry -
 

Der Plan, euer Versteck ausfindig zu machen, ist folgender: Drei überaus mächtige Hexen der Familie Lestrange werden sich während der Hallowe'en Nacht in den Willowmarshes hinter dem Forbidden Forest treffen, um ihre hellseherischen Fähigkeiten in einem geheimen Ritual zu vereinen....
 

Tsuzuku…
 

*
 

Dark night, nothing to see,

Invisible hand in front of me.

Scared to death there's someone near,

Scared to move but you can't stay here.
 

You know me, evil eye!

You know me, prepare to die!

You know me, the snakebite kiss!

Devil's grip, the Iron Fist!
 

*
 

extra Extra EXTRA!!!!
 

okay, die gruselstunde ist vorbei ... .frühstück ... .frühstück.
 

ich will kaffee und cornflakes zum frühstück
 

so wie darian aus tastaturohneumlauteland
 

und ich will in meinem naechsten film (absichtlich ohne umlaute)
 

von keanu reeves gespielt werden.
 

und ich von james franco, der ist wenigstens rothaarig
 

isser nich!
 

isser doch!
 

blablablabla
 

in der nächsten folge - ach ihr wisst, was in der nächsten folge kommt
 

unbekannter briefeschreiber hält harry auf dem laufenden.
 

Oder unbekannte briefeschreiberin, wer weiß das schon so genau!
 

wir!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
 

In der nächsten Folge geht es da weiter, wo wir aufgehört haben, nämlich mit einem geheimnisvollen Zauberstab und drei holden Maiden
 

giftigen zicken,
 

die versuchen, mit schwarzer Magie das Versteck unserer tapferen Helden ausfindig zu machen. Können Harry und seine Freunde das Ritual rechtzeitig verhindern, bevor sie alle in die Klauen des Dunklen Lords fallen?
 

und was für ein viech trägt harry denn nun um den hals und warum?
 

und wird neville sich seiner vergangenheit, und seinen schlimmsten albträumen stellen?
 

und mit wem betrügt lord waschlappen seine frau?
 

frag doch alice, alice im wunderland
 

das weiß alice, alice im wunderland
 

alice ist auch ein anime
 

alice ist die frau von lord ewald, du trottel, und die mutter von toto, dem köter!
 

und auch von hallowe’enmichael, friday13thjason und psychonorman
 

und ich dachte immer, sirius wär’ der köter
 

*
 

Coming June 2002 (es wird definitiv Juli, wir hängen etwa ’nen Monat hinterher)
 

Amicus Draconis - 1st Cycle: Cycle of the Badger - Part 7: Blood Oracle - Part II
 

*
 

Draco Dormiens Nunquam Titillandus
 

© Yamato (Juni 2002)



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Enyxis
2010-01-17T12:21:46+00:00 17.01.2010 13:21
OO MOMENT....
Urd, Skuld und Verdandi sind die Black-Schwestern Narzissa, Bellatrix und Andromeda??????
......X|...raff i-wie nich...Wer auch immer diese hässlichen Zicken sin, Fakt is (ma wieder): ICH MAG DIE NICH!
So, jez les ihc noch schnell die zweite Folge ^^
Von:  Mialee
2007-07-27T10:07:04+00:00 27.07.2007 12:07
Ich frage mich echt, warum du nur so wenig Kommis hast. Na ja, ich bin fleißig dabei, dass zu ändern. Leider kann ich jetzt nicht weiterlesen und dann ist das so ne verdammt spannende Stelle!!!
Das mit den drei Lestrange-Schwestern finde ich klasse. Klar, im Buch ist es anders, kam ja aber erst im fünften raus, wie das mit denen ist.
Bin schon gespannt, wie es weitergeht.
Greetz Mia
Von: abgemeldet
2004-01-20T15:09:55+00:00 20.01.2004 16:09
zuviel französisch *die sprache hass* ansonsten *-*
sach ma, harry kriegt die infos nich zufällig von tante voldie persönlich? *g* *grad alle unmöglichkeiten durchspekulier* ^^
Von: abgemeldet
2002-08-24T19:06:30+00:00 24.08.2002 21:06
Hallo!
Ich würde mich freuen, wenn du dein Harry-Potter-FanFic auch auf dem Harry Potter FanFic Portal ( http://www.harry-potter-fanfics.de.tf ) veröffentlichen würdest.
Viele Grüße
Nico

http://www.abc-harry-potter-online.de
Von: abgemeldet
2002-08-11T11:37:16+00:00 11.08.2002 13:37
Yahoo Yama-chan!!!!
Sooodala, jetzt hab ich's doch endlich mal geschafft, mich bei Animexx einzuloggen ^-^.
Und deshalb kann ich jetzt auch mal meinen Senf zu deinen Stories abgeben!
Ich hab jetzt auch die letzten zwei Teile der Harry Potter FF gelesen und bin absolut begeistert! Ohmann, nur eins sag ich dir, ich komm jetzt schon mit den ganzen Leutchen mal wieder durcheinander ^^; *sweatdrop*. Nicht desto Trotz bin ich natürlich schon auf die nächsten Teile gespannt wie nen Flitzebogen!
Ach ja, die Geschichte mit Urd, Skuld und Veldandy (war das richtig...?) find ich cool! ich wusste gar nicht, dass du dich so gut damit auskennst ;o).
C ya
*Ryoko* a.k.a Chisako (bei Animexx)
Ps:: Ist die Bürste angekommen? *g*
Von: abgemeldet
2002-07-24T21:04:12+00:00 24.07.2002 23:04
Hi!
Hab deine Story gestern mehr oder weniger entdeckt, war viel mehr neugierig, warum das schon Teil 6 ist und sie mir vorher nicht aufgefallen war, jedenfalls bin icht total begeistert, ich liebe deine Storys, die sind alle so super geschrieben, bin schon total gespannt wie es weiter geht. Ich persönlich hätte ja nix gegen ein Harry/Draco Pairing, was da wohl damals mit den Slytherings (falsch geschrieben oder) passiert ist *überleg* Schreib schnell weiter und vielleicht gibt es auch noch mal ein paar Kommentare von mir *gg*
Bye Sternschen
Von: abgemeldet
2002-07-20T12:25:21+00:00 20.07.2002 14:25
okeee..... .... *wortesuch* (put put put.. kommt zu mami..)
*sprachlossei* die Story is ja mal echt sowas von absolut genial!!! Bitte bitte schnell weiterschreiben, ich will wissen wie's weitergeht!
Sach mal... was für Pairings bringst du da noch rein?? Ich mein Seamus und Dean is ja schonma subär ^^ (*muahahaha* shonen ai .. *lechz*)
denk... harryXdraco ... hmz... und sirius und remus könntn au ma auftauchn...
von wem bekommt Harry die Infos??? Hab ich da ebbes net mitbekommen oda ...?
Naja.. schreib, wie egsagt, bidde schnell weida, oke??
Chi


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